aw1104

14
Juli/August 2011 . www.missio.at Berufung in der Südsee Ein Priesterseminar auf Fidschi Brückenschlag am Balkan Versöhnungsarbeit nach dem Krieg „Der Glaube faszinierte mich“ Der erste Miskito-Priester Nicaraguas im Interview alle welt DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

description

alle welt berichtet in der Juli-August 2011-Ausgabe u.a. über Priesterberufungen auf Fidschi.

Transcript of aw1104

Page 1: aw1104

Juli/August 2011 . www.missio.at

Berufung in der SüdseeEin Priesterseminar auf Fidschi

Brückenschlag am BalkanVersöhnungsarbeit nach dem Krieg

„Der Glaube faszinierte mich“ Der erste Miskito-Priester Nicaraguas im Interview

alleweltDAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

SH_01_Cover_Text.indd 1SH_01_Cover_Text.indd 1 08.06.11 15:0408.06.11 15:04

Page 2: aw1104

ist ...

Missio. Wer Gott nicht gibt, gibt zu wenig.

... eine päpstliche Einrichtung, die unter dem Namen „Päpstliche Missionswerke“ in mehr als 150 Ländern vertreten ist. Missio – die Päpstlichen Missionswerke in Österreich wollen Menschen im christlichen Geist bilden. Sie helfen in den ärmsten Ländern der Welt mit Nahrung, Zugang zu Bildung und mit Gottes Wort.

Der größte Teil der Christen lebt heute in den so genannten „Ländern des Südens“. Missio ist eine materielle und spirituelle Brücke zwischen Nord und Süd: Zahlreiche Ver an staltungen und Publi kationen wecken das Interesse am Leben unserer Schwestern und Brüder in aller Welt und das Bewusstsein unserer gegenseitigen Verantwortung.

Den Christen in den Ländern des Südens fehlen vor allem fi nanzielle Mittel für ihre pastoralen und sozialen Aufgaben. Mit der jährlichen welt weiten Kirchensammlung am Weltmissions-Sonntag im Oktober werden die 1.100 ärmsten Diözesen der Welt unterstützt. Die Päpstlichen Missionswerke gewährleisten in in ternationaler Ab sprache eine gerechte Verteilung der Mittel. Eine weitere Kirchen-sammlung „Für Priester aus allen Völkern“ am 6. Jänner ermöglicht die Ausbildung von Priestern in den Ländern des Südens. Darüber hinaus unterstützt Mis sio jährlich eine Vielzahl an Projekten in Afrika, Latein amerika und Asien.

� missio lebt und arbeitet mit den katholischen Ortskirchen in Afrika, Lateinamerika und Asien.

� missio unterstützt die Kirche bei der Verkündigung der Frohen Botschaft und bei ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

� missio lädt ein zu einem Leben des Gebetes, des Teilens und der Solidarität.

SH_02_03_Editorial.indd 2SH_02_03_Editorial.indd 2 08.06.11 15:0808.06.11 15:08

Page 3: aw1104

Editorial ✜ 4/2011

alle welt 3

Foto

s: F

ritz

Star

k (C

ove

rfo

to),

Mis

sio

Tanz und Tradition: Seminaristen auf Fidschi in Stammesschmuck.

Vor wenigen Wochen hatte ich wieder einmal Gelegenheit, Papst Benedikt XVI. persönlich zu begegnen. Während des Treffens aller Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke in Rom empfi ng er uns, wie immer sehr freundlich und mit klaren Botschaften. Der Heilige Vater erinnerte uns an die zentrale Bedeutung des Auftrags, der Missio weltweit zugrunde liegt. Es sei der wertvollste Dienst, den die Kirche der Menschheit erweisen könne: die Weitergabe des Glaubens. In seiner Ansprache an uns Missio-Direktoren ging der Papst noch tiefer: „Alles in der Kirche dient der Evangelisierung!“Jeder muss sich in die „Missio ad gentes“, in die Verkündigung der Frohen Botschaft an die Völker in aller Welt, einbringen – die Bischöfe, Priester und Ordensleute, aber auch die Laien. Niemand, der an Christus glaubt, könne sich dieser Verantwortung entziehen, so sagt der Papst. Deshalb müssen wir auch darauf achten, dass alle Bereiche der pastoralen Arbeit, der Katechese und der Caritas durch die missionarische Dimension charakterisiert werden. Der Heilige Vater fasste diese Aussagen einfach, aber tiefgehend zusammen: „Die Kirche ist Mission.“Ich denke, wir sollten die Worte des Papstes ernst nehmen, hier und heute. Noch nie war es so einfach, Millionen Menschen mit den Mitteln der Medien zu erreichen. Die Bibel – „das Buch der Bücher“ – ist der erfolgreichste Long- und Bestseller aller Zeiten. Heute kann das Wort Gottes dank Internet, Fernsehen, Radio, Zeitschriften und Zeitungen in die entferntesten Winkel dieser Welt strahlen. Es gibt aber auch eine Schattenseite: Noch nie war es so einfach, dieses Wort der Liebe und der Hoffnung zu überhören, auszublenden, im Strudel der täglichen Nachrichten, Sensationen oder Wortmeldungen untergehen zu lassen.Zu allen Zeiten bedeutete die Verkündigung des Evangeliums vor allem eines: Predigen alleine ist zu wenig. Wahrhaft glaubwürdig ist nur die Tat, das Vorleben. Seien wir also glaubwürdige Zeugen Christi und verstehen wir die Aufforderung des Heiligen Vaters zur Mission als einen Aufruf, unser eigenes Leben radikal auf Christus auszurichten, unsere Mitmenschen zu lieben und allen zu verzeihen, die uns Böses tun. In den Worten des neuen englischen Seligen – Kar-dinal Henry Newman: „Leuchte durch uns hindurch und wohne so in uns, dass jeder Mensch, dem wir begegnen, deine Gegenwart in unserem Leben erspürt.“Es ist diese Radikalität der Liebe, die die Heiligen zu allen Zeiten so anziehend machte und ihre Zeitgenossen immer wieder offen werden ließ für Gott. Herzlichtst, Ihr

Monsignore Dr. Leo-M. MaasburgNationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke

SH_02_03_Editorial.indd 3SH_02_03_Editorial.indd 3 08.06.11 15:0808.06.11 15:08

Page 4: aw1104

alle welt4

Inhalt ✜ 4/2011

32

2424 GUSTOScharfes für die

heiße Jahreszeit: Ein exotischer

Glasnudelsalat bringt den Gaumen zum

Schwingen. Vorsicht, dieses Gericht bringt

Sie ins Schwitzen.

32 BOSNIENJahre nach dem Krieg

in Ex-Jugoslawien sind die Wunden

noch nicht verheilt. Muhammad (Bild)

erzählte Marie Czernin, warum

das so ist.

38

2428 28 ABENTEUER MISSION

Conny Hofbauer erlebte Mission hautnah: Bei den „Mutter-Teresa-Schwestern“ in Äthiopien erfuhr sie die weltweite Gemeinschaft der Kirche.

14 14 PRIESTEREin Priesterseminar auf Fidschi: Sie kommen, um auf der paradiesisch anmutenden Insel zu studieren. Dabei haben sie aber nicht Urlaub, sondern Mission im Sinn. Missio unterstützt angehende Priester in ihrer Ausbildung für den Einsatz in der Südsee.

38 TAGEBUCHZwischen Baseball und Gallo Pinto: ein Tag in der Hauptstadt Nicaraguas, dem diesjährigen Missio-Beispielland zum Weltmissions-Sonntag.

38

SH_04_05_Inhalt.indd 4SH_04_05_Inhalt.indd 4 08.06.11 15:0908.06.11 15:09

Page 5: aw1104

03 Editorial04–05 Inhalt42–43 Leserbriefe Impressum Rätsel

06–07 Ein Augenblick Bunte Tradition auf Papua Neuguinea: Der 9. August erinnert an die kulturellen Schätze der indigenen Völker.

08–09 Kontinente Neuigkeiten aus der Welt kirche: Elfenbeinküste, Sambia, Philippinen

10–11 Gedankensplitter Stephan Baier besuchte kürzlich Nordafrika. Seine Eindrücke aus Ägypten schildert er für alle welt. Ob der „Arabische Frühling“ tatsächlich so hoffnungsvoll wird, wie oft kolportiert, bezweifelt er.

12–13 Mission Österreich Spannendes zum Thema Mission in unserem Land.

14–21 Das Thema: Priester Für den Dienst an den Menschen: Missio unterstützt dank vieler österreichischer Spender angehende Priester in der Südsee. Gerade in dieser sehr armen Region, ein wichtiger Baustein für den Aufbau der Kirche.

22–23 Kraft der Stille Beten verändert die Welt, heißt es. Und schafft Ruhe im Alltagstress.

24–25 Gusto Scharfer Glasnudelsalat: Etwas Exotisches aus Asien für die heißen Sommertage.

alle welt 5

2814

32

26–27 Gehört – Gesehen Bücher- und DVD-Tipps, aktuelle Ausstellungen.

28–29 Abenteuer Mission Im äthiopischen Awasa kümmerte sich die gebürtige Wienerin Cornelia Hofbauer um bedürftige Kleinkinder. Das Land, die Menschen und ihr Glaube faszinierten sie sehr.

30–31 Interview Der diesjährige Missio-Gast zum Weltmissions-Sonntag, Pater Rodolfo French, berichtet, warum er sich zum ersten Miskito-Priester weihen ließ und wie es um die Mission in Nicaragua bestellt ist.

32–37 Reportage Weltkirche Unweit von Österreichs Grenzen herrschte noch vor einigen Jahren blutiger Krieg. Eine tatsächliche Aus- söhnung ist noch nicht erfolgt. Dabei könnte Religion einen entscheidenden Faktor spielen.

38–39 Tagebuch Managua, die Hauptstadt Nicaraguas: Was man dort nicht verpassen darf.

40–41 Serie: Steirer auf Mission Pater Johannes Lechner erzählt in der neuen „alle welt“-Serie über seine Erfahrungen mit Weltkirche auf allen Kontinenten.

SH_04_05_Inhalt.indd 5SH_04_05_Inhalt.indd 5 08.06.11 15:0908.06.11 15:09

Page 6: aw1104

alle welt30

„Es ist wichtig, für die Mission zu beten, kleine Opfer zu geben und großzügig zu sein.“

Pater Rodolfo French

Im September und Oktober 2011 wird Pater Rodolfo French als Missio-Gast zum Weltmissions-Sonntag durch Österreich touren. Der Missio-Nationaldirek-tor von Nicaragua im „alle welt“ Interview.

Pater Rodolfo FrenchDer erste Miskito-Priester als Missio-Gast in Österreich.

Foto

: And

reas

Tho

nhau

ser

SH_30_31_Interview_0411.indd 2SH_30_31_Interview_0411.indd 2 08.06.11 15:2608.06.11 15:26

Page 7: aw1104

alle welt 31

Fragen ✜ Antworten

Sie sind der erste Miskito-Priester Nicaraguas. Wie kam es dazu? Eigentlich habe ich nie daran

gedacht, Priester zu werden. In den 80er Jahren gab es einen Bürgerkrieg. Die Sandinisten brachten alle aus unserem Dorf in ein Umsiedelungs-camp. Wir wurden oft von Katechisten und katholischen Wortgottesdienstlei-tern besucht. Diese Menschen inspirier-ten mich. Durch meine Erfahrungen während des Krieges und in dem Lager wurde ich in meinem Glauben bestärkt. Ich habe meinen Weg im Dienste Gottes gesehen und schon früh beschlos-se Priester zu werden.

Und es war die richtige Entscheidung?Ja! Es war noch ein langer Reifungs-prozess, aber heute kann ich sagen, dass ich gerne Priester bin. Ich bin froh, dem Ruf Gottes gefolgt zu sein. Ich stehe gerne im Dienst für die Menschen und für die Kirche.

Sie sind Nationaldirektor der Päpst-lichen Missionswerke in Nicaragua. Was ist Ihre wichtigste Aufgabe?Mir ist es ein großes Anliegen, die Päpstlichen Missionswerke bekannter zu machen. Es geht nicht nur darum, einmal im Jahr zum Weltmissions-Sonntag eine Kollekte zu machen und diese an Rom weiterzuleiten. Vielmehr müssen wir uns bemühen, ein missionarisches Bewusstsein in den Menschen zu schaffen.

Wie wollen Sie das erreichen?Durch Kurse, Workshops und Exer-zitien, die den Schwerpunkt Mission

haben. Ich besuche Pfarren und Bischöfe. Ganz wichtig ist das Kinder-missionswerk in Nicaragua. Es ist das bekannteste Werk der Päpstlichen Missionswerke. Hier konnten wir eine Struktur für die Kinderpastoral aufbauen, die es in dieser Form vorher nicht gab.

Wie sieht das aus?Die Gruppenleiter erhalten nun eine bessere Ausbildung und sie bekommen Arbeitsmaterialien. Während sie mehr oder weniger auf sich allein gestellt waren in ihrer Pfarre, können sie sich nun mit Gruppenleitern aus ganz Nicaragua austauschen.

Was ist das Ziel des Kindermissions-werks in Nicaragua? Die missionarische Berufung in den Kindern zu erwecken. Und sie sollen zu Vorbildern ihrer Altersgenossen werden. Damit meine ich, dass die Kinder sich in ihrer Pfarre engagieren. Sie sollen ihre eigene Ideen einbringen, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Kindergottesdienst zu gestalten. Der Katechist nimmt dann nur mehr eine koordinierende Funktion ein. Unter Vorbild verstehe ich auch jemanden, der das, was er weiß, anderen

„Wir wollen alle Familien erreichen.“Pater Rodolfo French

beibringt und diese begeistern kann – konkret heißt das, andere Kinder für Gott, die Kirche und für die Mission zu begeistern.

Sie haben auch eine Radiostation gegründet. Warum?Um alle Familien zu erreichen und so den Menschen zu sagen, dass ihre Pfarre ganz in ihrer Nähe ist und dass sie für sie da ist. Das Radio wurde mit dem Ziel gegründet, den christlichen Glauben, seine Kultur und Werte weiterzugeben. Damit diese Sendestati-on überhaupt errichtet werden konnte, half die ganze Pfarre mit. Jeder stellte

etwas zur Verfügung, sei es nun der Draht für die Antenne oder Geld für den Computer.

Im Jahr 2007 traf Papst Benedikt XVI. in Aparecida in Brasilien mit Latein-amerikas Bischöfen zusammen. Wie wirkte sich dieses richtungsweisende Treffen auf Ihre Arbeit aus?Aparecida war und ist sehr wichtig für uns. Es zeigte, dass wir unsere pastorale Arbeit ändern müssen. Nicaraguaner sind emotional. Wir Priester müssen deshalb zu den Menschen gehen. Ein Beispiel: Kürzlich bedankte sich eine ältere Frau bei mir, weil ich sie besuch-te, als sie krank war. Allerdings war das vor vier oder fünf Jahren. Sie konnte sich daran noch immer erinnern. Was möchten Sie den Österreichern sagen?Vergesst Nicaragua nicht und vergesst die Mission nicht. Es ist wichtig, für die Mission und die Missionare zu beten, kleine Opfer zu geben und großzügig zu sein. Die katholischen Wurzeln sind das, was uns alle eint. Um es mit den Worten des Papstes zu sagen: „Öffnet die Pforten für Christus und habt keine Angst.“ ✜

Das Interview führte Maria-Teresa Pollak

Leben Pater Rodolfo French✜

Pater Rodolfo French wurde 1966 in San Carlos Río Coco in Nicaragua geboren, der Hauptstadt der Mos-quitía. Dort lebt die Mehrheit der indigenen Völker der Miskitos und der Sumos-Mayagna. 1981 – während des Contra-Krieges – wurden viele Miskitos aus ihren Dörfern umgesie-delt. So auch Rodolfos Familie. Dabei wurde sein Vater von den Sandinis-ten verschleppt – er sah ihn nie wieder. Nach dem Krieg besuchte er die Schule und trat schließlich in das Priesterseminar ein. 1995 wurde Rodolfo zum Priester geweiht. Er studierte Missiologie in Rom und kehrte nach Abschluss des Studiums nach Nicaragua zurück. Seit 2008 ist er auch Missio-Nationaldirektor.

SH_30_31_Interview_0411.indd 3SH_30_31_Interview_0411.indd 3 08.06.11 15:2608.06.11 15:26

Page 8: aw1104

SH_14_Rep_Fidschi.indd 14SH_14_Rep_Fidschi.indd 14 08.06.11 15:4508.06.11 15:45

Page 9: aw1104

alle welt 15

Sie schmücken sich mit Muschelketten, Bananenblättern und Hibiskusblüten. Ihre Tänze und Gesänge erzählen von Paradiesvögeln und Familien-zeremonien: Auf Fidschi lassen Priesterseminaristen aus der Südsee ihre Traditionen gemeinsam aufl eben.

Berufung in der Südsee

Text: JULIA BÖNISCH Fotos: JOCHEN ECKEL

Das Thema ✜ Priesterausbildung

„Sing Sing“ nennen die Novizen in Pidgin-Englisch solch ein Fest, auf dem sie tanzen und singen. Ihren Schmuck stellen sie für diese Gele gen-heiten selbst her.

SH_15_Rep_Fidschi.indd 15SH_15_Rep_Fidschi.indd 15 08.06.11 15:1708.06.11 15:17

Page 10: aw1104

zum Lomeri-Anwe-sen, rollen sie in ihren Autos ge mäch lich die steinige Schot-ter zu fahrt hoch. Eine Allee von Kokos palmen säumt ihren Weg. Wenn die Palmwedel im Wind aneinanderschlagen, klingt es fast wie Re gen rauschen. Dabei über ziehen nur ein paar Schlei-er wol ken den Him mel, die Luft hat sich auf 30 Grad erwärmt. Einge lullt von der Hitze und vom Schau keln des Wagens auf

der steilen Auffahrt, vorbei an Salat- und Ana nasfeldern, kom-men die Besucher schließlich in ei nem farbenprächtigen Vor-gar ten an. Die Hibiskus blüten leuchten in kräf tigem Rot. Ein- zig die Bran dung des wenige hun dert Meter ent fernten Oze-ans rauscht im Hin tergrund.

Angriff mit Pfeil und BogenPlötzlich ist der Wagen von

17 jungen Männern umzingelt. Ihre Gesichter und die nackten Oberkörper sind mit Symbolen in blau-weißer Farbe be-schmiert. Ihre Oberarme sind mit Bananenblättern verziert, sie schwingen Speere, Stöcke, Pfeil und Bogen. Die Gruppe verständigt sich mit rhyth-

Kommen Gäste

Joel, 26„Durch den Kontakt zu den Brüdern bin

ich viel offener geworden. Was

uns zusammenbringt ist der Wunsch nach einem Leben in der

Gemeinschaft.“

Das Thema ✜ Priesterausbildung

Elly, 22„Ich wurde in der Schule von Maristen unter-richtet. Diese Brüder waren meine Vorbilder, ihretwegen bin ich hier auf Fidschi.“

Ishmael, 25 „Wir alle unterhalten uns gern über unsere verschiedenen Traditionen. So lernen wir die anderen und uns selbst besser kennen.“

Joel, 22 „Nach unserer Zeit hier sind wir uns alle sicher, dass wir unserer Berufung folgen.“

Bruder Dennis Cooper, 57 „Um Menschen in ihrer Heimat zu helfen, brauchen die Novizen viel Kraft. Wir unter- stützen sie dabei, ihrer Beru fung zu folgen.“

SH_16_Rep_Fidschi.indd 16SH_16_Rep_Fidschi.indd 16 08.06.11 15:1808.06.11 15:18

Page 11: aw1104

alle welt 17

mischen, lauten Schreien: ein Überfall auf melanesische Art. Später wird Ishmael erklären, dass sie sich gern auf ihre Tradi-ti o nen berufen, sich zurecht-machen, wie sie es von Eltern und Groß el tern gelernt haben. Bei diesen „Shows“ fühlten sie sich nicht vorgeführt, im Ge-genteil. Die Euro päer, sagt er,

Neben Unterricht und Gottesdiensten (u., l.) steht im Noviziat auch harte körperliche Arbeit auf dem Programm: Die angehenden Brüder müssen auf den Feldern arbeiten und ernten (großes Bild).

würden schließ lich auch ihre Bräuche pfl egen. Doch zuerst nimmt der Überfall ein glück-liches Ende. Der An griff wan-delt sich zum friedlichen Tanz. Den Neu an kömm lingen wer-den so gar mit wei chen Blättern die nack ten Fü ße gewaschen – so heißt man auf der Insel Bou-gainville Frem de willkommen. Ishmael und die anderen Tän-zer wer den in Lomeri zu Or-dens brü dern ausgebildet.

Auf den Fid schi-Inseln sind die Maris ten – ei ne Gemein-schaft, die vor allem in den Län dern der Dritten Welt pä-da gogisch ar beitet – schon seit 35 Jah ren aktiv. Die Novizen kommen aus ganz Ozeanien hierher: Sie stam men aus Pa-pua Neu gui nea, Bou gainville, Va nuatu und den Sa lomonen – winzige Insel rei che, die auf dem Globus von Österreich aus ziemlich ge nau auf der an deren Seite der Erde liegen und von Rei sebüros gern als Südsee-Para die se angepriesen werden.

Doch die friedliche Insel-idylle bleibt zumeist nur Schein: Oft genug regieren Kri mi-nalität, Korruption und ethni-

SH_17_Rep_Fidschi.indd 17SH_17_Rep_Fidschi.indd 17 08.06.11 15:1808.06.11 15:18

Page 12: aw1104

alle welt18

Das Thema ✜ Priesterausbildung

sche Konfl ikte. In Papua Neu-guinea hat die Aids-Epidemie in zwi schen afrikanische Aus-maße an genommen. Auf den Salomonen lieferten sich bis vor kurzem die Mi lizen zweier rivalisierender Volks gruppen heftige Kämpfe. Und obwohl es auf Fidschi in nur 20 Jahren vier Putsche gab, ist das Land noch immer das politisch si-cherste in der Region. Deshalb bilden die Maristen und andere Orden hier aus.

Das Besondere an dem von Missio unterstützten Seminar ist seine Inter na tio na lität – in der kleinen Gruppe gibt es vier verschiedene Mutter spra chen. „Wir mögen zwar alle Me -lanesier sein, das heißt, wir kom men alle vom gleichen Konti nent“, erklärt der Novize Ishmael Tauwato. „A ber unsere Kulturen sind trotzdem ext-rem unterschiedlich. Sich zu einer Ge meinschaft zusam-menzuraufen, ist da manchmal nicht so einfach.“

Der 25-Jährige kam über seinen Onkel, der selbst ein Or dens bruder ist, in Kontakt mit der Kon gregation. „Ich

habe gesehen, dass mein Onkel für die Menschen da war. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Also entschied auch er sich für die Kirche. Seine Familie un-terstützte ihn dabei – obwohl es für sie die Trennung von Ish-mael bedeutete. „Es war allen klar, dass ich nach Fidschi ge-hen muss“, erzählt er. „Zu Be-

Der Novizenmeister Bruder Dennis hilft Elly,

die „Morning Star“ins Meer zu bugsieren

(großes Bild). Der Fang steht später auf

dem Abendbrot-Tisch.

SH_18_Rep_Fidschi.indd 18SH_18_Rep_Fidschi.indd 18 08.06.11 15:1908.06.11 15:19

Page 13: aw1104

Patenschaft auf mehreren Kontinenten zur Verfügung. Je nach Möglichkeit können sich Unterstützer die Länder aussu-chen, an denen sie einen Semina-risten „adoptieren“ wollen. Wer sich entschließt, einem zukünfti-gen Priester helfen zu wollen, erhält ein Datenblatt mit Geburts-datum, Name und Familienhinter-grund seines Schützlings.

Hört man dann auch ab und zu etwas von den Seminaristen?Zumindest einmal pro Jahr erhält man Informationen über den Fortschritt im Studium. Viele Seminaristen senden dann auch gerne Fotos zu und erzählen aus ihrem Alltag. Erst kürzlich besuchte eine Spenderin ihren Schützling zu seiner Priester-weihe. Sie reiste dafür extra nach Indien. Nachher erzählte sie mir, dass es eines der schönsten Erlebnisse ihres Lebens war.

Helfen Sie mit einer Priester-patenschaft! Frau Ilse Pölzl erreichen Sie unter: (+43) 1 / 513 77 22 DW [email protected]

✜Warum ist es wichtig, dass es Priesterpatenschaften gibt?Weltweit hat die Kirche zu wenig Geld für die Ausbildung künftiger Priester. Vor allem in den Ländern des Südens sind die Diözesen sehr arm, weil auch die Gläu-bigen sehr arm sind. Deshalb können sie sich weder den Erhalt der Seminare noch die Ausbil-dung der Studenten eigenstän-dig leisten. Theoretisch müssten sie Studiengeld verlangen. Aber die Familien der meisten Seminaristen könnten sich das niemals leisten.

Wieviel kostet diese Aus-bildung?Missio veranschlagt 570,- Euro pro Jahr für die theoretische Ausbildung. Das sind ungefähr ein Viertel der gesamten Kosten für einen Seminaristen. Die jungen Männer studieren entweder an den örtlichen Universitäten, für die sie Studien-geld bezahlen müssen, oder die Professoren kommen direkt an das Seminar, was sich aber nur bei den größten auszahlt, mit 100 Studenten und mehr. Die Kosten für Essen, Unterkunft und Transport müssen noch zusätzlich bezahlt werden.

Wie kann man eine Priester-patenschaft abschließen?Man meldet sich bei mir und tut sein Interesse kund! Wir haben

aft auf mehrerenn ten zur Verfügung. Je

Interview mit der Missio-Expertin für Priesterpatenschaften

ginn war es nicht so schlimm, aber dann sind mein Onkel und mein Opa gestorben, und ich habe viel zu spät davon er-fahren.“ Telefon lei tun gen gibt es nicht in seinem Hei matdorf, Briefe zwischen den beiden In-seln brauchen mindestens ei-nen Monat. „Da habe ich zum ersten Mal begriffen, dass ich zwar eigentlich nicht so weit weg von zu Hause bin, aber trotzdem in einer anderen Welt lebe.“ Sein Alltag unterschied sich plötzlich radikal von al-lem, was er kannte. Im Seminar gehört nicht nur Lernen zum Pro gramm. Auf ihre spätere Arbeit in Ge mein den werden Novizen und Seminaristen gut vorbereitet: In der nahen Ge -

SH_19_Rep_Fidschi.indd 19SH_19_Rep_Fidschi.indd 19 08.06.11 15:1908.06.11 15:19

Page 14: aw1104

alleweltJuli/August 2011 . www.missio.at

DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

Juli/August 2011 . www.missio.at

Berufung in der SüdseeEin Priesterseminar auf FidschiBrückenschlag am BalkanVersöhnungsarbeit nach dem Krieg„Der Glaube faszinierte mich“ Der erste Miskito-Priester Nicaraguas im Interview

alleweltDAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

SH_01_Cover_Text.indd 1

08.06.11 15:04

Gute Lektüre - gute TatSpannende Reportagenbeeindruckende Bilder

Lesen Sie, welchen Unterschied Ihre Hilfsbereitschaft macht!

Lesen Sie die gesamte Ausgabevon alle welt

Bestellen Sie noch heute:E-Mail: [email protected]: 01/513 77 22

6 Ausgaben pro Jahr: nur EUR 10,-Einzelheft: EUR 2,-