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Sitzung zum korrekten Umgang mit Sekundärliteratur in der Sprachwissenschaft Fach B.A. Sprache, Kultur, Translation (Spanisch) Veranstaltung sprachwissenschaftliches PS „Einf. in die Sprachgeschichte des Spanischen“; Thema „Eigenständiges Schreiben – Material korrekt verarbeiten“ Dozent/in Dr. Eva Katrin Müller Zielgruppe ursprünglich für Studienanfänger des BA SKT mit wenig bis keiner Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten; die tatsächliche Gruppe bestand
jedoch aus Studierenden des 2. bis 5. Studiensemesters, die fast alle schon grundlegende Erfahrung im wissenschaftlichen Schreiben hatten, deren Problembewusstsein sich aber weitgehend auf formale Fragen beschränkte
Dauer 45 Minuten Lernziele: Die Studierenden können am Ende der Sitzung bzw. nach weiterem Einüben: - wichtige Prozesse des Gehirns, die für den Lernprozess relevant sind, beispielhaft auf einen Lernprozess übertragen und eigenständig visualisieren. - das Problem „eigene Gedanken durch Gedanken anderer stützen“ nachvollziehen (worin besteht meine eigene Arbeit eigentlich? warum muss ich fremde
Gedanken kennzeichnen?) - Hilfsmittel einsetzen (wo finde ich Anleitungen/Regeln/Vorgaben zum korrekten Zitieren usw.?) - „fremdes“ Material formal korrekt und inhaltlich angemessen wiedergeben (wann zitiere oder verweise ich und in welcher Form?) Kurzbeschreibung In der Sitzung stand die Sensibilisierung für den Umgang mit Aussagen Anderer sowie die entsprechenden Arbeitstechniken für diesen Umgang im Vorder-grund. Als Ausgangspunkt dienten einerseits die Fragen vieler Studierender zu formalen Aspekten des Zitierens und Verweisens auf Quellen, die erkennen lie-ßen, dass der Stellenwert der eigenen Gedanken sehr gering eingeschätzt wird. Dies mündet in eine oft wahllose und unreflektierte Aneinanderreihung von Aussagen aus Fachbüchern, deren Integration in einen eigenen Text nahezu unmöglich wird. Andererseits ist besonders unter den Studienanfängern die Zahl der Fälle angestiegen, in denen Studierende (in der Regel unbeabsichtigt) in den Grenzbereich des Plagiats geraten, weil ihnen das Bewusstsein für den Unter-schied zwischen Gedanken Anderer „abschreiben“ oder „sinnvoll und korrekt verarbeiten“ oft fehlt. Daher zielte die Unterrichtseinheit darauf ab
1. das Konzept des „geistigen Eigentums“ zu hinterfragen (Was ist „geistiges Eigentum“? Wo fängt „geistiges Eigentum“ an und wo hört es auf? Warum muss man über den Umgang damit nachdenken oder diskutieren? Wie sollte auf Verstöße gegen das „geistige Eigentum“ reagiert werden? usw.),
2. den korrekten Umgang mit den Gedanken Anderer, also „wissenschaftliche Integrität“ bereits von Anfang an zu thematisieren, auf Hilfsmittel und tech-nisches Handwerkszeug für diesen respektvollen Umgang hinzuweisen und ihn an Beispielen einzuüben.
Vermittlung von Techniken wissen-schaftlichen Arbeitens
Ein hochschuldidaktisches Weiterbildungsangebot der JGU
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Phase und Dauer Inhalt Methode/Dozenten- und Stu-dierendenaktivität
Sozialform Materialien und Medien
Ziele
Einstieg, wenige Mi-nuten
Problem gemeinsam erfassen One-minute-paper: „Geistiges Eigentum ist…“ Karten auf Tafel oder White-board sammeln
Einzelarbeit Karten, Stif-te/Marker, Tafel oder Whiteboard
Themeneinführung, Vorwissensaktivierung, Interesse wecken
Diskussion, 10 Minu-ten
ab wann gehören Gedanken „mir“? Wie kann ich als Anfän-ger überhaupt eigene Gedanken zu einem komplexen/neuen Thema haben, zu dem schon so viele Experten etwas gesagt haben („Originalitätsfalle“)? Steht man heute nicht unter Dauerverdacht (Plagiatsdiskus-sion)? Fazit: a. möglichst genau formulierte
Aufgabenstellung bzw. For-schungsfrage wichtig!
b. Gedanken, Material, Ergeb-nisse anderer sollen meine Frage stützen, nicht erset-zen!
c. „Handwerkszeug“ im Um-gang mit den Gedanken An-derer unverzichtbar!
Studierende diskutieren die Einträge auf den Karten, Dozen-tIn moderiert, führt auf Fazit hin
Diskussion im Ple-num
- Gedankenaustausch, Problembewusstsein schärfen
Anwendungsbereich (10 Minuten)
Grundregeln vorstellen: Handout zu a. Grundregeln des Umgangs
mit fremden Materialien b. formalen Grundregeln zum
Zitieren/Paraphrasieren/Ver-
DozentIn stellt Handout vor, kurze Lektüre durch Studieren-de, Möglichkeit zu Nachfragen durch Studierende
Einzelarbeit Handout, evt. Internetanschluss, um Online-Materialien vor-zuführen
Umsetzung für Praxis, „Empfehlungen“ von „Regeln“ abgrenzen
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weisen Hinweis auf Nachschlagewerke oder Online-Materialien
Übungseinheit (15 Minuten)
Überarbeitung von Textauszü-gen mit Verweisen und Zitaten
Studierende wenden Erkennt-nisse der Diskussion und Re-geln/ Empfehlungen gemäß Handout an, kurze Rückmel-dung der Ergebnisse im Plenum
Kleingruppenarbeit vorbereitete Übungen (evt. auch in ILIAS ver-fügbar)
Einübung und An-wendung
Zusammenfassung, evt. Hausaufgaben-stellung (wenige Mi-nuten)
Fragen, Ausblick auf Anwen-dung in Hausarbeiten, Möglichkeit zur Überarbeitung mit ausführlicher Musterlösung in ILIAS als Hausaufgabe
mündliche Präsentati-on/Zusammenfassung der Do-zentin und Diskussion in der Gruppe
Diskussion im Ple-num
evt. Evaluations-bogen
Feedback für Dozen-tIn/Evaluation der Unterrichtseinheit durch Studierende
Hinweise zur praktischen Umsetzung und Übertragbarkeit Aus den Rückmeldungen der Studierenden lässt sich ableiten, dass das Thema der Unterrichtseinheit in einem Proseminar unverzichtbar ist. Es wurde deut-lich, dass häufig große Unsicherheit und entsprechender Klärungsbedarf besteht („darf ich das so verwenden/zitieren?“, „Mein ganzer Text besteht aus frem-den Gedanken, was mache ich jetzt?“). Allerdings konzentrierte sich das Interesse der Teilnehmer sehr stark auf praktische Empfehlungen, bis hin zum Wunsch nach einer Liste der formalen Regeln oder Normen für Zitate und Verweise („wo muss die Quellenangabe stehen?“ „kommt nach jedem Zitat ein Punkt?“). Dass ein bewusster Umgang mit fremdem Gedankengut in eine größere Sicherheit bei der Verarbeitung der Gedanken und Erkenntnisse Anderer münden kann, ist nicht allen Teilnehmern deutlich geworden („warum reden wir hier über geistiges Eigentum, wenn ich doch nur wissen will, wie ein Zitat aussehen soll?“). Das Schlagwort „geistiges Eigentum“ war nicht annähernd so präsent und abrufbar wie von der Dozentin erwartet, so dass die vorgesehene Diskussionsrunde stär-ker moderiert werden musste als geplant. Die ursprünglich veranschlagte Dauer von 45 Minuten erwies sich daher letztlich als zu kurz, da besonders die Übungssequenzen, in denen Textauszüge aus Seminararbeiten mit Zitaten und/oder Verweisen überprüft und bei Bedarf korrigiert werden sollten, nicht mehr ausführlich besprochen werden konnten. Für zukünftige Lehrveranstaltungen empfiehlt sich daher eine längere Unterrichtseinheit oder (vorzugsweise) die Aufteilung auf zwei Unterrichtseinheiten, um z. B. die Konzepte „geistiges Eigentum“ oder „wissenschaftliche Integrität“ durch Beispiele aus der aktuellen Diskussion in der Öffentlichkeit besser einzuführen. Ein Teil der bzw. weitere Übungen für den Praxisteil könnten evt. auch in ILIAS zur Bearbeitung bereitgestellt werden. Die Erstellung der Übungsmaterialien aus „echten“ (anonymisierten) Auszügen von Seminararbeiten, an denen korrektes Zitieren und Verweisen geübt werden kann, ist zwar sehr aufwändig, die Übungen wurden aber von den Studierenden als besonders gelungen bewertet und sind bei entsprechender Auswahl der Stellen auch fächerübergreifend und mehrfach verwendbar. Anhänge - Handout Zitieren - Musterlösung zum Handout Zitieren
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 1
Wissenschaftliches Arbeiten: Vom Umgang mit Quellen (II)1
1. Geistiges Eigentum und wissenschaftliche Integrität
2. Zitieren, paraphrasieren, verweisen
3. Formale Regeln
4. Übungen
1. Geistiges Eigentum und wissenschaftliche Integrität
geistiges Eigentum (intellectual property)
„Im Kern wird damit zum Ausdruck gebracht, dass an einem immateriellen, eben geistigen
Gut (eine Komposition, technische Erfindung, ein Kennzeichen) ein ausschließliches Recht
besteht.“
(Peukert in Basedow et al 2009, 648-652, Kursivsetzung durch den Autor)
„wissenschaftliche Integrität“
„Wissenschaftliche Integrität ist eine moralische Grundhaltung. Sie setzt ethische Reflexion,
Selbstkritik und Selbst-Disziplin voraus. Eine verantwortungsvolle Ausübung von Forschung
ist eine Grundbedingung für gute Forschung.“
(Emilio Bossi, Präsident des Komitees «Wissenschaftliche Integrität» der Akademien der
WissenschaftenSchweiz; http://www.oeawi.at/downloads/Bossi_WI_2010[1].pdf)
Verstöße gegen wissenschaftliche Integrität
oder Verletzungen von Eigentumsrechten
sind kein Kavaliersdelikt!
Aber:
„gute wissenschaftliche Praxis“ muss gelernt, geübt, gefördert, gelebt werden!
1 In den folgenden Ausführungen sind alle gedruckten Quellen nach dem „amerikanischen System“ in Kurzform
angegeben!
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 2
§63 Grundordnung der JGU
„Ordnung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis in Forschung und Lehre und zum Verfahren zum Umgang mit Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens“ (http://www.uni-mainz.de/forschung/742_DEU_HTML.php)
Präambel:
Das Grundgesetz verbürgt die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung. Es ist eine wichtige Aufgabe der Universität sicherzustellen, dass ihre Mitglieder entsprechend ihrer Stellung dieses Recht wahrnehmen können. Die Wissenschaftsfreiheit ist nicht schrankenlos. Sie findet ihre Grenzen in den Grundrechten, insbesondere auch in der Wissenschaftsfreiheit anderer, sowie in den fachspezifischen, aber auch fächerübergreifenden Grundsätzen wissenschaftlicher Praxis.
Anlage 1:
KATALOG VON VERHALTENSWEISEN, DIE ALS FEHLVERHALTEN ANZUSEHEN SIND (entnommen aus der Verfahrensordnung der MPG vom 14.11.1997)
Als Fehlverhalten kommt insbesondere in Betracht:
1. Falschangaben
1. das Erfinden von Daten;
2. das Verfälschen von Daten, z.B.
1. durch Auswählen und Zurückweisen unerwünschter Ergebnisse, ohne dies
offenzulegen,
2. durch Manipulation einer Darstellung oder Abbildung;
3. unrichtige Angaben in einem Bewerbungsschreiben oder einem Förderantrag (einschließlich
Falschangaben zum Publikationsorgan und zu in Druck befindlichen Veröffentlichungen);
2. Verletzung geistigen Eigentums
1. in Bezug auf ein von einer oder einem anderen geschaffenes urheberrechtlich geschütztes
Werk oder von anderen stammende wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse, Hypothesen,
Lehren oder Forschungsansätze
1. die unbefugte Verwertung unter Anmaßung der Autorschaft (Plagiat),
2. die Ausbeutung von Forschungsansätzen und Ideen, insbesondere als Gutachterin
oder Gutachter (Ideendiebstahl),
3. die Anmaßung oder unbegründete Annahme wissenschaftlicher Autor oder
Mitautorschaft,
4. die Verfälschung des Inhalts oder
5. die unbefugte Veröffentlichung und das unbefugte Zugänglich machen gegenüber
Dritten, solange das Werk, die Erkenntnis, die Hypothese, die Lehre oder der
Forschungsansatz noch nicht veröffentlicht ist;
2. die Inanspruchnahme der (Mit-)Autorschaft einer oder eines anderen ohne deren oder dessen
Einverständnis;
3. Beeinträchtigung der Forschungstätigkeit anderer
die Sabotage von Forschungstätigkeit (einschließlich dem Beschädigen, Zerstören oder Manipulieren
von Versuchsanordnungen, Geräten, Unterlagen, Hardware, Software, Chemikalien oder sonstiger
Sachen, die eine oder ein anderer zur Durchführung eines Experiments benötigt).
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Ad 2. Zitieren, paraphrasieren, verweisen
Zitate und Verweise dienen
der Klärung der Urheberschaft
dem Beleg von Daten und Fakten
der Nachvollziehbarkeit von Aussagen/Theorien/Meinungen
der Entlastung (z.B. statt selbst etwas ausführlich zu erklären)
der Stützung eigener Aussagen durch ähnliche Ergebnisse
der Veranschaulichung
(nach: Franck 2004: 293f)
„Es kommt dabei darauf an, fremden Texten Wissen zu entnehmen und es in
einem neuen Text, d.h. in einem eigenen Darstellungskontext wiederzugeben
und mit anderem Referenzwissen zu verbinden.“ (Kruse 2010:113)
„Wann und wie man zitiert“ – zehn Regeln nach Umberto Eco
1. Stellen, die interpretiert/analysiert werden, sollen ausführlich zitiert werden.
2. Sekundärliteratur wird nur zitiert, wenn sie die eigenen Ausführungen
bestätigt/unterstützt
3. wenn nicht anders angegeben, teilt man die Meinung des zitierten Autors
4. Zuordnung der Quellen muss immer möglich sein!
5. immer die beste Quelle verwenden
6. in der Originalsprache zitieren
7. klare Zuordnung der Verweisung
8. bis drei Zeilen Länge werden Zitate im fortlaufenden Text eingefügt, längere Zitate
absetzen/einrücken
9. Zitate sollen wortgetreu sein
10. auch nicht veröffentlichte Quellen müssen belegbar sein
Zitat = direkte/wortgetreue/-genaue Wiedergabe in Anführungszeichen,
Quellenangabe muss unmittelbar folgen
Paraphrase = indirekte/sinngemäße Wiedergabe, mit eigenen Worten, auch verkürzt ,
ohne Anführungszeichen aber immer mit Quellenangabe (evt. mit Zusatz
vgl. )
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Also:
1. Zitate stehen nur da, wo sie wirklich etwas Neues beitragen und werden nach
Möglichkeit in den Text „eingearbeitet“ bzw. mit ihm verknüpft.
2. Zitate wiederholen nicht bereits Gesagtes und umgekehrt muss ein Zitat nicht noch
einmal mit eigenen Worten erläutert werden.
3. Was mit eigenen Worten gesagt werden kann, sollte nicht durch ein Zitat ersetzt
werden!
4. Zur Erinnerung: Der Umgang mit Quellen sollte immer kritisch sein, dies gilt
insbesondere für Internetquellen, aber z.B. auch für die Aktualität von Aussagen in
Printquellen (siehe Handout „Vom Umgang mit Quellen (I)“)
Quellenangaben
Eco, Umberto (20029): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, Heidelberg: Müller
Franck, Norbert (2004): Handbuch Wissenschaftliches Arbeiten, Frankfurt: Fischer
Kruse, Otto (2010): Lesen und Schreiben. Der richtige Umgang mit Texten im Studium, Wien: UVK
Verlagsgesellschaft
Peukert, Alexander (2009): „Geistiges Eigentum“ in Basedow, Jürgen/ Hopt; Klaus J. / Zimmermann, Reinhard:
Handwörterbuch des Europäischen Privatrechts, Band I, 648-652
4. Formale Regeln
Vorbemerkung:
Die Regeln zur Form von Verweisen können je nach Fach/Wissenschaftskultur/scientific
community variieren, bitte informieren Sie sich unbedingt vor Anfertigung Ihrer Arbeit
entsprechend.
Für das Fach Spanisch finden Sie Informationen im „Handbuch“ unter http://www.fb06.uni-
mainz.de/spanisch/Dateien/Manual_Spanisch_2013-14.pdf
Einige Grundregeln:
Direkte (=wörtliche) Zitate dürfen im Wortlaut nicht verändert werden.
Sie stehen immer in Anführungszeichen.
Quellenangabe folgt unmittelbar nach dem Zitat.
Zitate ab 3 Zeilen Länge vom Fließtext absetzen (eingerückt, oft auch kleinere Schrift).
Fremdsprachliche Zitate nicht syntaktisch in den deutschen Satz einbinden,
sinnvoller: absetzen oder deutschsprachige Paraphrase, bei Bedarf Originalfassung in
einer Fußnote.
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Indirekte Zitate (Paraphrasen) sollten nicht den Wortlaut des Originals erhalten.
Auch hier: Quellenangabe so nah am Zitat wie möglich (spätestens vor Satzende!)
„vgl.“ muss nur eingefügt werden, wenn entweder mehrere Gedankengänge
verglichen werden oder der eigene Gedankengang woanders auch zu finden ist
Beispiele für Zitate und Quellenverweise2:
Bsp. 1:
Man darf sich das mentale Lexikon als jenen „Teil unseres Langzeitgedächtnisses vorstellen, in dem das
Wissen über alle Wörter einer Sprache gespeichert ist“ (Schwarz 1992,70), allerdings sind Konzepte und
Wortformen wahrscheinlich getrennt gespeichert. Diese Sicht wird durch zahlreiche Erkenntnisse der
Erstspracherwerbsforschung und der Psycho- bzw. Neurolinguistik (z.B. Priming-Experimente, vgl.
Engelkamp 1995) gestützt.
aus: Pöll, Bernhard: Spanische Lexikologie. Eine Einführung, Tübingen: Narr 2002, 16]
So könnte diese Stelle zitiert werden (wobei Zitate von Zitaten möglichst vermieden werden
sollten!): Pöll führt aus, dass im mentalen Lexikon als Teil unseres Langzeitgedächtnisses (vgl. Schwarz 1992, 70)
„Konzepte und Wortformen wahrscheinlich getrennt gespeichert“ (Pöll 2002, 16) sind, er beruft sich dabei
auf Erkenntnisse aus der Spracherwerbsforschung und der Neurolinguistik.
Bsp.2:
Nach Selinker (1972) erreichen nur 5% der Sprachlerner die gleiche Grammatikkompetenz wie ein
Muttersprachler.
[aus: Riehl, Claudia Maria: Sprachkontaktforschung, Tübingen: Narr 2009, 84]
Bsp. 3:
So kann es bei Kindern, die früh ihre Muttersprache nicht mehr gebrauchen, zu einem regelrechten
Sprachverlust kommen (vgl. Köpke 2002:31).
[aus: Riehl, Claudia Maria: Sprachkontaktforschung, Tübingen: Narr 2009, 87]
Vorschlag für ein indirektes Zitat bzw. eine Einbindung in den eigenen Text: Laut Köpke (2002 in Riehl 2009:87) besteht die Möglichkeit, dass Kinder ihre Muttersprache völlig verlieren,
wenn sie sie im frühen Alter nicht mehr verwenden.
Bsp. 4:
Das Textverständnis ist vielmehr die Voraussetzung für jede Art von ÜTA. „Eine Analyse erklärt nicht,
sondern expliziert vorausentworfene Sinnstrukturen“ (Kurz 1977, 273). Wenn man einen Text nicht
verstanden hat, kann man ihn auch nicht analysieren.
[aus: Wills, Wolfram: Übersetzungsunterricht. Eine Einführung, Tübingen: Narr 1996, 100]
2 die Passagen wurden aus den in eckigen Klammern angegebenen Büchern übernommen. Dargestellt werden
soll die in diesen Büchern praktizierte Zitat-/Verweistechnik sowie ein Versuch, diese Stelle selbst zu zitieren.
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 6
Übungsblatt zum Zitieren:
Die folgenden Textauszüge stammen aus PS-Arbeiten, die im Fach Spanisch angefertigt wurden und
teilweise für dieses Übungsblatt minimal angepasst wurden. Kommentieren und/oder korrigieren Sie
die Textstellen, evt. mit Hilfe des Handouts bzw. der angegebenen Originalstelle, die dem Verfasser
als Basis diente.
Bsp.1.:
Über die Andalucismo-These herrscht immer noch keine Einigkeit, da außerhalb des karibischen
Raums zahlreiche Widersprüche auftreten. So liefen die Schiffe zwar über Santo Domingo und
Havanna, aber weniger als die Hälfte der Siedler waren aus dem Süden Spaniens. Noll und Dietrich
führen an, dass Argentinien gar nicht andalusisch geprägt sein kann. Sie nennen auch mehrere
Beispiele für typische Aussprachen in Lateinamerika, die nicht andalusisch sind.
Quelle: Dietrich/Noll 2012:226
Kommentar/Verbesserungsvorschlag:
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 7
Bsp. 2:
Die Anti-Andalucismo-Theorie wurde mit ihren eigenen Argumenten geschlagen. Alonsos
Behauptung, dass „die meisten konsonantischen Charakteristika auf der Pyrenäenhalbinsel
früher nachweisbar sind als in Amerika“ (Noll/Dietrich, S. 225) konnte entkräftet werden.
Quelle: Dietrich/Noll 2012:225
Kommentar/Verbesserungsvorschlag:
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 8
Bsp. 3
Kuba liegt in der Karibik, die Insel gehört zum Archipel der Großen Antillen und wird wegen
ihres Umrisses auch gern als der grüne Kaiman bezeichnet (Wikipedia).
Die Bevölkerung setzt sich aus Weißen, Schwarzen und Mulatten zusammen, das
präkolumbische Volk der Taíno ist ausgestorben. Je nach Region gibt es unterschiedliche
Angaben zur Bevölkerungszugehörigkeit (La Habana: 26,6% gemischt, Santiago de Cuba: 60
% Mulatten/Mestizen).
Der Archipel gehört zu den Großen Antillen. Es besteht neben der gleichnamigen Hauptinsel Kuba, der größten
der Karibik, aus der Isla de la Juventud (früher Isla de Pinos) und rund 4195 kleineren und kleinsten Inseln mit
einer Gesamtfläche von 110.860 km². Die maximale Ausdehnung der Hauptinsel beträgt von West (Cabo San
Antonio) nach Ost (Punta Maisí) 1250 Kilometer. Die schmalste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 31 Kilometer.
Der Abstand zum amerikanischen Festland beträgt 140 Kilometer nach Key West (USA) und 210 Kilometer nach
Yucatán (Mexiko). Da die Umrisse entfernt an ein Krokodil erinnern, wird Kuba auch gern als der grüne Kaiman
(spanisch: caimán verde) bezeichnet.
…
Auffällig sind dabei die großen regionalen Unterschiede: Während sich in den westlichen Provinzen durchschnittlich 70-80 Prozent als Weiß bezeichnen, sind es in den östlichen Provinzen des Landes deutlich weniger. In Santiago de Cuba bezeichnen sich beispielsweise nur 25,6 Prozent der Einwohner als Weiß, 60 Prozent als Mulatte oder Mestize und 14,4 Prozent als Schwarz. In Havanna ergibt sich ein differenziertes Bild: Dort bezeichnen sich 58,4 Prozent als Weiß, 26,6 als gemischt und 15,2 Prozent als Schwarz.
Das präkolumbische Volk der Taíno, welches die Insel vor der Ankunft der Spanier besiedelte, ist ausgestorben.
(Quelle: Wikipedia, Stichwort „Kuba“)
Kommentar/Verbesserungsvorschlag:
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 9
Bsp. 4 (Auszug aus einem Literaturverzeichnis)
Berschin, H./Fernández-Sevilla, J./Felixberger, J. (1995): Die spanische Sprache. Verbreitung,
Geschichte, Struktur, Hueber
Neumann-Holzschuh, Ingrid et al (2003): Spanische Sprachgeschichte, Klett (Uni-Wissen)
Schwegler, Armin (1991a): El español del Chocó, América Negra, 2, 85-119
Silva-Corvalán, Carmen (1989): Sociolingüística: teoría y análisis, Madrid: Edit. Alhambra
Kommentar/Verbesserungsvorschlag:
Bsp. 5
Lipski erläutert in seinem Werk „El español de América“ (Madrid 1994, Cátedra), dass viele
Merkmale des amerikanischen Spanisch mit denen des andalusischen Spanisch
übereinstimmen: “ Muchos denominadores comunes del español de América , como el yeismo (...), el seseo (...)
coinciden con los principales dialectos de Andalucía”. (ebenda)
Außer dem yeismo und dem seseo nennt er in diesem Zusammenhang auch noch die
Verwendung von ustedes anstelle von vosotros. Die folgenden Ausführungen basieren auf
Lipski.
Kommentar/Verbesserungsvorschlag:
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
21.05.2014 ©ekm 10
Bsp.6
Textsorten (wir sprechen gleichbedeutend auch von Textklassen oder Texttypen) sollen zunächst ganz
allgemein als komplexe Muster sprachlicher Kommunikation verstanden werden, die innerhalb der
Sprachgemeinschaft im Laufe der historisch-gesellschaftlichen Entwicklung aufgrund kommunikativer
Bedürfnisse entstanden sind. Der konkrete Text erscheint immer als Exemplar einer bestimmten Textsorte.
Wir können sagen, dass sowohl unsere Textproduktion als auch unsere Textrezeption im Rahmen von
Textsorten erfolgt. Den Textsorten kommt somit eine fundamentale Bedeutung für die kommunikative
Praxis zu.
[Brinker, Klaus: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden, Berlin: Erich
Schmidt, 20056, 138]
Aufgabe: Formulieren Sie einen oder mehrere Sätze mit Ihren eigenen Worten, in
dem/denen Sie Brinkers Verständnis einer Textsorte zusammenfassen und/oder zitieren:
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
31.07.2014 ©ekm 1
Musterlösungen zum Übungsblatt: Es handelt sich um beispielhafte Lösungen, das heißt, andere Lösungen sind möglich bzw. die
Textauszüge können abhängig von der gewählten Zitierkonvention auch anders formuliert werden!
Bsp.1.:
Dietrich/Noll (2012:226) weisen darauf hin, dass die Andalucismo-These widersprüchliche
Aspekte beinhaltet, die besonders außerhalb der Karibik auftreten. So erreichten die Schiffe
die Kolonien zwar über Santo Domingo und Havanna, aber weniger als die Hälfte der Siedler
waren aus dem Süden Spaniens. Am Beispiel Argentinien führen Dietrich/Noll auch mehrere
Aussprache-Phänomene auf, die nicht andalusisch geprägt sind (2002:226).
Bsp. 2:
Die Anti-Andalucismo-Theorie wurde mit ihren eigenen Argumenten geschlagen. Alonsos
These, dass die meisten konsonantischen Charakteristika auf der Pyrenäenhalbinsel nicht
früher nachweisbar seien als in Amerika, konnte durch die Forschung von Lapesa und
Catalán in den fünfziger Jahren entkräftet werden, wie Dietrich/Noll (2002:225) erläutern.
Bsp. 3
Die Inselgruppe Kuba gehört zum Archipel der Großen Antillen, die Hauptinsel, die dem
Archipel den Namen gibt, ist die größte Insel der Karibik.
Die Bevölkerung setzt sich aus Weißen, Schwarzen und Mulatten zusammen. Welcher dieser
Gruppen sich die Kubaner zugehörig fühlen, schwankt je nach Region stark, im Westen des
Landes ist der Anteil der „Weißen“ mit 70 bis 80% am höchsten.
Anmerkung: für eine wissenschaftliche Arbeit sollte unbedingt vorher geklärt werden, ob
Wikipedia als Quelle verwendet werden darf. Die hier angegebene Quelle hat z.B. keine
Angaben zum Erhebungszeitpunkt der Daten gemacht.
Bsp. 4
Berschin, H./Fernández-Sevilla, Julio/Felixberger, Josef (1995): Die spanische Sprache.
Verbreitung, Geschichte, Struktur, München: Hueber
Neumann-Holzschuh, Ingrid/Bollée, Annegret (2003): Spanische Sprachgeschichte, Stuttgart:
Klett (Uni-Wissen)
Schwegler, Armin (1991): “El español del Chocó”, América Negra, 2, Bogotá (85-119)
Silva-Corvalán, Carmen (1989): Sociolingüística: teoría y análisis, Madrid: Edit. Alhambra
WS 2013/2014 PS SPRACHGESCHICHTE DES SPANISCHEN (DR. E. K. MÜLLER)
31.07.2014 ©ekm 2
Bsp. 5
Lipski (1994: XX) erläutert, dass viele Merkmale des amerikanischen Spanisch mit denen des
andalusischen Spanisch übereinstimmen. Außer dem yeismo und dem seseo nennt er in
diesem Zusammenhang auch noch die Verwendung von ustedes anstelle von vosotros. Die
folgenden Ausführungen basieren auf Lipski 1994.
Bsp.6
Folgt man Brinkers Verständnis von einer Textsorte, so handelt es sich dabei um „komplexe
Muster sprachlicher Kommunikation“ (Brinker 2005:138), die im Laufe der Zeit und zur
Deckung spezieller kommunikativer Bedürfnisse entstanden sind. Laut Brinker ist somit jeder
Text der Vertreter einer Textsorte, die von Menschen im Kommunikationsalltag umgesetzt
werden.