T-Rex ToneBug Serie -...

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166 grand gtrs T-Rex ToneBug – Fuzz, Booster, Wah & Sustainer T-Rex ToneBug Klein, handlich, intuitiv: Mit der „ToneBug“- Serie liefert T-Rex Einzeleffekte in guter Qualität und mit einfacher Bedienbarkeit. Zeit, sich ein paar davon näher anzusehen. Von Nicolay Ketterer GRAND EFFECTS & ACCESSORIES Es ist eine ungewöhnliche Kombination: Die T-Rex Tone- Bug-Effekte erinnern auf den ersten flüchtigen Blick ein wenig an die kleinen Danelectro-Effekte mit ihrer Plastik- Optik, die günstig einen ersten Berührungspunkt mit dem gewünschten Einzeleffekt ermöglichen. Günstig und un- kompliziert – so weit dürfte sich die Zielsetzung mit den ToneBugs decken; allerdings will T-Rex dann wohl doch etwas mehr bieten. Näher betrachtet wirken die Effekte entsprechend edler: Die blitzenden Chrom-Knöpfe mit dem dreieckigen Markierungspfeil, der wie ein fehlendes Kuchenstück aus dem kompletten Knopf-Rund heraus- ragt, vermitteln ein bisschen die Ästhetik einer Cadillac- Heckflosse – wenn man dem Design etwas Fantasie und die entsprechenden Vorschusslorbeeren entgegenbringt. Gleichzeitig sind sie knautschig bunt, und das trotzdem auf erhabene Art, dank des leicht glänzenden Metallgehäu- ses. Das eher puristische, minimalistische Konzept erin- nert dann auch passend an die Einfachheit der 1950er. Die Einstellmöglichkeiten sind auf die nötigsten Regler redu- ziert, was intuitive Bedienbarkeit suggeriert. Neben dem Design-Konzept hat allerdings dann doch die Moderne Einzug gehalten, wo sie Sinn macht: Die Fußschalter sind allesamt geräuschlos ausgeführt, ein breite rote LED am oberen Rand der Pedale zeigt den Betrieb an und fügt sich bei guter Sichtbarkeit unauffällig ins Gesamtdesign ein. Die Pedale sind allesamt nicht als „True Bypass“, sondern „Buffered“-Varianten ausgeführt. ToneBug Fuzz Das Fuzz-Pedal orientiert sich an der angenehm-musi- kalischen Germanium-Transistor-Zerre der Vergangen- heit. Schon bei einer Einstellung des Fuzz-Reglers auf knapp 10 Uhr entfaltet der Effekt ausreichend Zerre für gemäßigte bis „normale“ Rock-Sounds, darüber packt der ToneBug die Bratpfanne aus. Der Zerr-Charakter er- innert – trotz der offensichtlichen Fuzz-Grundlage – grob an einen Tubescreamer-Sound, mit seiner mittigen, mild-rasierenden Verzerrung. Der ToneBug Fuzz klingt dann im Gesamtbild, je nach Wunsch, ein bisschen nach dem typischen Mick-Ronson-Zerrsound der 1970er, wie

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166 grand gtrs

T-Rex ToneBug – Fuzz, Booster, Wah & Sustainer

T-Rex ToneBug

Klein, handlich, intuitiv: Mit der „ToneBug“-Serie liefert T-Rex Einzeleffekte in guterQualität und mit einfacher Bedienbarkeit.Zeit, sich ein paar davon näher anzusehen.Von Nicolay Ketterer

GRAND EFFECTS & ACCESSORIES

Es ist eine ungewöhnliche Kombination: Die T-Rex Tone-Bug-Effekte erinnern auf den ersten flüchtigen Blick einwenig an die kleinen Danelectro-Effekte mit ihrer Plastik-Optik, die günstig einen ersten Berührungspunkt mit demgewünschten Einzeleffekt ermöglichen. Günstig und un-kompliziert – so weit dürfte sich die Zielsetzung mit denToneBugs decken; allerdings will T-Rex dann wohl dochetwas mehr bieten. Näher betrachtet wirken die Effekteentsprechend edler: Die blitzenden Chrom-Knöpfe mitdem dreieckigen Markierungspfeil, der wie ein fehlendesKuchenstück aus dem kompletten Knopf-Rund heraus-ragt, vermitteln ein bisschen die Ästhetik einer Cadillac-Heckflosse – wenn man dem Design etwas Fantasie unddie entsprechenden Vorschusslorbeeren entgegenbringt.Gleichzeitig sind sie knautschig bunt, und das trotzdemauf erhabene Art, dank des leicht glänzenden Metallgehäu-ses. Das eher puristische, minimalistische Konzept erin-nert dann auch passend an die Einfachheit der 1950er. DieEinstellmöglichkeiten sind auf die nötigsten Regler redu-ziert, was intuitive Bedienbarkeit suggeriert. Neben dem

Design-Konzept hat allerdings dann doch die ModerneEinzug gehalten, wo sie Sinn macht: Die Fußschalter sindallesamt geräuschlos ausgeführt, ein breite rote LED amoberen Rand der Pedale zeigt den Betrieb an und fügt sichbei guter Sichtbarkeit unauffällig ins Gesamtdesign ein.Die Pedale sind allesamt nicht als „True Bypass“, sondern„Buffered“-Varianten ausgeführt.

ToneBug FuzzDas Fuzz-Pedal orientiert sich an der angenehm-musi-kalischen Germanium-Transistor-Zerre der Vergangen-heit. Schon bei einer Einstellung des Fuzz-Reglers aufknapp 10 Uhr entfaltet der Effekt ausreichend Zerre fürgemäßigte bis „normale“ Rock-Sounds, darüber packtder ToneBug die Bratpfanne aus. Der Zerr-Charakter er-innert – trotz der offensichtlichen Fuzz-Grundlage –grob an einen Tubescreamer-Sound, mit seiner mittigen,mild-rasierenden Verzerrung. Der ToneBug Fuzz klingtdann im Gesamtbild, je nach Wunsch, ein bisschen nachdem typischen Mick-Ronson-Zerrsound der 1970er, wie

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er bei David Bowie zum Einsatz kam, oder – passend –nach T-Rex-Frontmann Marc Bolan, etwa bei „20th Cen-tury Boy“. Tone regelt die Hochmitten um 1,2 kHz, daklingt die Zerre auf Wunsch dann dünn und bratig mitden (ohnehin eher schwächer vertretenen) Bässen undHöhen nach dem üblichen Klischee eines Vorschalt-Pe-dals oder mit vokalen, stärker vertretenen Hochmittenoffen-nölig; ein volles Klangbild mit einem Hauch fre-chem, betontem („nasty“ würde der Engländer vielleichtsagen) Mittenspektrum. Insgesamt macht die raue,schnelle Ansprache mit dem lebendigen Grundcharakterund dem gut ausgeprägten Dynamikspektrum sofortSpaß und verlangt dabei geradezu nach 1970er JahreRiffs. Nölige Zahnarztbohrer-Fuzz-Sounds – etwa denhundsgemeinen „Satisfaction“-Ton – sucht man aller-dings vergebens; der ToneBug Fuzz konzentriert sich inder Tradition der Germanium-Sounds bei allen Bratpfan-nen- und Nöl-Allüren eher auf die „cremigen“ Fuzz-Töneund bleibt dabei auch weit weg von dem Sound der dün-nen Multieffekt-Schneidbretter, die in den 1990ern ge-hörig am Ruf des Fuzz-Effekts gekratzt haben.

ToneBug BoosterT-Rex beschreibt den ToneBug Booster als Hilfsmittel,um nicht im Mix unterzugehen. Dazu liefert das guteStück die passende Einstellvielfalt: Der Boost-Regler bie-tet neben seiner selbsterklärenden Funktion auch dieMöglichkeit, die Lautstärke zu reduzieren. In Mittelstel-lung bleibt die Originallautstärke erhalten, darüber wirdgeboostet, darunter abgesenkt. Zusätzlich besitzt dasPedal einen Scoop-Regler, der die Frequenzwiedergabeformt. Er entspricht einer Equalizer-Voreinstellung, die

oberhalb von 12 Uhr Höhen- und Tiefmittenwiedergabeum 3 kHz bzw. 400 Hz anhebt, was die Durchsetzungsfä-higkeit erhöht, je nach Intensität und Amp-Setup aller-dings auch einen unangenehmen, leicht nasal-hellenCharakter entwickeln kann. Unterhalb der Mittelstellungreduziert der Effekt die Hochmitten um 1,5 kHz, das Sig-nal wird klarer. Die Soundshaping-Variationen eigenensich beispielsweise, um die Abstimmung zwischen Ampund Gitarre anzupassen, die Klangwiedergabe der Tonab-nehmer auf die Amp-Wiedergabe abzustimmen. Wirklichneutral bleibt der Booster auch in der Scoop-Mittelstel-lung allerdings nicht, sondern vermittelt beim Boostenbereits eine minimale Tiefmittenanhebung und kompri-miert leicht. Das klingt durchaus gut und brauchbar, istaber ein Effekt, der gewünscht sein will.

ToneBug SensewahDas Sensewah liefert einen Auto-Wah-Effekt, der ganzohne Fußpedal-Einsatz Wah-typische Modulationen er-laubt: Ein Filter verändert den Sound entsprechend derIntensität des Eingangssignals. Bei starkem Anschlagklingt der Sound offener, mit Betonung auf dem Höhen-bereich, während bei leichtem Anschlag und beim leiserwerdenden Ausklang des Signals das Filter „zumacht“,das Signal klingt dumpfer. Grundsätzlich bietet das Sen-sewah zwei umschaltbare Charakteristiken: „Wahwah“ istfür die typisch-fauchenden Wah-Sounds zuständig mitkräftigen oberen Mitten um 2 kHz, „Yoy Yoy“ verschiebtden Wirkungsbereich hin zu einem durchsetzungsfähi-geren, dünneren Sound und entzieht dem Wah-Effekt dieunteren Mitten. Damit werden vor allem kreative Lo-Fi-Effekte, ausgedünnte Sounds mit „zischelnden“ Filter-

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Verläufen, möglich. Je nach Einstellung der restlichenRegler liefert das Wahwah harmlos-vokale Wee-Soundsvom sanften Phaser-Wahwah zum bedämpften Zahnarzt-bohrer. Der Sense-Regler stellt – der Name deutet es be-reits an – die Sensibilität des Effekts ein, denUmbruchpunkt des Eingangssignals, ab dem das Filtersich öffnet. Die Einstellung eignet sich, um den Effektan den Output der Gitarre und des Pickups anzupassen,kümmert sich dabei aber auch um den Grundcharakterdes Effekts: Bei weniger „Sense“ bleibt der Effekt dumpfmit deutlich ausgeprägter Resonanzfrequenz und kreiertsanft-fauchende Wah-Sounds mit Spielspaß-Faktor.„Range“ regelt die Bandbreite des Filterverlaufs, wie sehrdas Filter aufmacht; bei 9 Uhr etwa bleibt das Filter sehrschmalbandig und resonant, verleiht dem Sound vokale,mittige Effektklänge mit langsam aufkommendem Attackähnlich klassischer Synthie-Effekte. Weiter aufgedreht,ab 1 Uhr, klingt der Effekt offener mit breiterer, gemäch-licherer Hüllkurve. Die Stärken des Effekts liegen vorallem in den erwähnten Lo-Fi-Effekten, etwa mittigen Te-lefon-Gitarrensounds mit dem gewissen Charme à la Cake(„I Will Survive“). Mit einem angecrunchten Tweed-Sound verstärkt sich der charmante Lo-Fi-Charakter.Auch bei eigentlich „schrägen“ Klängen bleibt der Ge-samtsound trotzdem noch gefällig. Mit geschickter Ein-stellung der Regler sind auch stehende Wah-Sounds imdumpf klingenden, geschlossenen Filterbereich möglich.

ToneBug SustainerDas Grün des ToneBug Sustainer erinnert an einenTube screamer, aber der Sustainer widmet sich der Hüll-kurve der Signale und bietet einfach zu bedienende Kom-pression bzw. Sustain-Verlängerung fernab derParameter-Untiefen üblicher Geräte. Die „Schildkröteoder Karnickel“-Einstellung des Attack-Schalters ver-deutlicht das Konzept – anschauliche Ikonizität stattkryptischer Werte. Konkret: Ein langsamerer Attacklässt mehr Pegelspitzen passieren, anstatt vom Kompres-sor direkt alles plattwalzen zu lassen. Die schnelle „Kar-nickel“-Einstellung führt stattdessen auch die erstenPegelspitzen bereits dem Kompressor zur Verarbeitungzu. Der Comp-Regler bestimmt, wie stark die Lautstärke

beim Anschlag angehoben und verdichtet wird. Das führtwahrgenommen zum „Einbrechen“ des Signals nach demAnschlag. „Sustain“ regelt das Aufholen, wie deutlich dasSignal nach dem Anschlag angehoben und komprimiertwird. Im Zusammenspiel der beiden Regler lässt sich dieHüllkurve nach Belieben verändern und etwa das Sustainverlängern. Dabei entstehen je nach Einstellung auch dietypischen Kompressor-Artefakte, bei geringen Werten desSustain-Reglers „pumpt“ der Sound kräftig, auch das Ein-brechen des Attacks kann schnell künstlich und unange-nehm wirken. Die Zwischentöne aber sind durchausinteressant: So vermittelt etwa „Comp und „Sustain“ auf2 Uhr mit „Schildkröten“-Attack den typischen AndySummers „Snap“. Bei der „schnellen“ Karnickel-Einstel-lung wird dagegen der Attack weniger herausgestellt, derSound bricht nicht danach ein. Mit geschickter Kombi-nation von Comp und Sustain erinnert der Sustainer anDavid-Gilmour-typische Single Notes (etwa beim „Ano -ther Brick In The Wall“-Solo) oder Mark Knopfler bei denDire Straits („Single-Handed Sailor“), lässt grob die MXR-Dynacomp-Ästhetik anklingen. Bei noch extremeren, auf-fälligeren Einstellungen mit stark einbrechendem Attackund aufholendem Sustain erinnert der Sound etwa anJohn Frusciante (etwa das Intro zum Red Hot Chili Pep-pers Song „Under The Bridge“).

FinaleDer Vorteil der ToneBug-Effekte liegt in ihrer Einfach-heit: kein langes Studieren von Handbüchern, wie ei-gentlich ein Kompressor funktioniert, sondern einfachhaptisch ausprobieren und loslegen. Dazu gesellt sichdann noch durch die Bank weg ein funktionierender,angenehmer Sound, der grundsätzlich eher auf der ge-fälligen als aggressiven Seite angesiedelt ist und in un-terschiedlichen musikalischen Kontexten keineunwägbaren Ergebnisse liefert, sondern durchwegbrauchbare Klangfarben. Optisch hochklassischerKitsch, der einen schon wieder selbst als Kenner deserweiterten guten Geschmacks ausweist, sind die To-neBugs ideal für Gitarristen, die den jeweiligen Effektschon immer mal als funktionierendes gutes Tool woll-ten, ohne gleich in die Boutique-Ecke zu greifen. �

GRAND EFFECTS & ACCESSORIES

168 grand gtrs

DETAILSHersteller: T-Rex Engineering

Herkunftsland: Dänemark

Vertrieb:Musik & Technik

Anschlüsse: Eingang, Ausgang,

Netzteil anschluss (9-12 Volt DC)

Getestet mit: Fender Esquire, Fender La

Cabronita 3-Pickup, Divided by 13 JRT

9/15, 5E3 Deluxe Tweed-Amp

Modell: ToneBug Fuzz

Typ: Fuzz

Regler: Fuzz, Tone, Level

Preis: 79 Euro

Modell: ToneBug Booster

Typ: Booster

Regler: Boost, Scoop

Preis: 79 Euro

Modell: ToneBug Sustainer

Typ: Kompressor-Effekt

Regler: Compressor, Attack und Sustain

Preis: 79 Euro

Modell: ToneBug Wah

Typ:Auto-Wah

Regler: Sense, Range, Umschalter Wah-

Charakteristik (Wah Wah/Yoy Yoy)

Preis: 99 Euro

www.t-rex-effects.com

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