speakUP Ausgabe 6

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STUDIERENDENZEITSCHRIFT DER UNIVERSITÄT POTSDAM. JAHRGANG 3. AUSGABE 6. KOSTENLOS. DIE SACHE MIT DEN STUDIENGEBÜHREN Bachelor-Absolvent_innen berichten über ihre Studienerfahrungen DIE STADT ALS SPIELPLATZ Lisa begibt sich in Gefahr beim Hochschulsport DAS WUSSTE ICH DOCH MAL... Unipräsident und Wissenschaſtsministerin haben beide nicht vor... naja, ihr wisst schon.

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Sechste Ausgabe der Studierendenzeitschrift „speakUP“ (Nr.6), erschienen am 19.07.2011, erstellt von Studierenden der Universität Potsdam.

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STUDIERENDENZEITSCHRIFT DER UNIVERSITÄT POTSDAM. JAHRGANG 3. AUSGABE 6. KOSTENLOS.

DIE SACHE MIT DEN STUDIENGEBÜHREN

Bachelor-Absolvent_innen berichten über ihre Studienerfahrungen

DIE STADT ALS SPIELPLATZLisa begibt sich in Gefahr beim Hochschulsport

DAS WUSSTE ICH DOCH MAL...

Unipräsident und Wissenschaftsministerin haben beide nicht vor... naja, ihr wisst schon.

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ist die unabhängige Studieren-denzeitschrift der Universität Potsdam. Sie erscheint quartalsweise und kostenlos.

Herausgegeben von der Redaktion der : Lisa Büntemeyer, Christoph

Freytag, Mandy Joachim, Denis Newiak, Katja Rink, Tom Krawielicki, Nathalie Wie-chers, Sebastian Grunze, Ina Starke.

Verantwortlich für dieses Ausgabe ist die Chefredaktion: Denis Newiak (V.i.S.d.P.), Mandy Joachim (C.v.D.), Lisa Büntemeyer.

Bilder: Seite 5: Privat, Nathalie Wiecher. Seiten 6 und 7: Privat. Seite 9: Privat, Katja

Rink. Seite 10, 11: Privat, Lisa Büntemeyer. Seiten 13 und 14: Hans-Otto-Theater Pots-dam. Seite 17: Landesregierung.

Kontakt: , Postfach 800150, 14427 Potsdam. [email protected]

Auflage: 3.000 Exemplare (1. Auflage) Druck: AVZ der Uni Potsdam

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:18. Juli 2011

Diese Ausgabe wurde freundlicher Weise unterstützt von der AG Studiumplus der Universität Potsdam und dem Studenten-werk Potsdam. Vielen Dank! :)

IMPRESSUM

DOCH BEVOR IHR IN DIE WEITE WELT ZIEHT, MÖCHTEN WIR EUCH NOCH DIE NEUE AUSGABE DER MIT AUF DEN WEG GEBEN. EIN LAPTOP, EINE SPIEGELREFLEXKAMERA UND JEDE MENGE HIRNZELLEN MUSSTEN FÜR IHR ERSCHEI-NEN DRAN GLAUBEN... DAHER MÖGE SIE EUCH EIN GUTER ZEITVERTREIB IM URLAUB, BEIM LER-NEN ODER AUF BALKONIEN SEIN – OB ALS GEIST-REICHE LEKTÜRE, SCHREIBUNTERLAGE ODER PAPIERFLIEGER. WIR WÜNSCHEN EUCH SCHÖNE SEMESTERFERIEN UND SEHEN UNS PÜNKTLICH ZU BEGINN DES WINTERSEMESTERS WIEDER!

ENDLICH FERIEN!

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NEUER SEMESTER-TICKETVERTRAG ANGENOMMEN

Im Rahmen der Urabstimmung

wurde der neue Semesterticketver-

trag von der Studierendenschaft

mit riesiger Mehrheit angenom-

men: 94 Prozent der Studis stimm-

ten für den neuen Vertrag. Der

Preis des Tickets steigt um 4 Euro

und dann schrittweise bis 2014 auf

einen Preis von 152,70 Euro.

Gleichzeitig fanden an der Uni

die Wahlen zum Studierendenpar-

lament sowie der studentischen

Vertreter_innen in Senat und

Fakultätsräten statt. Mehr dazu

erfahrt ihr auf Seite 18.

Die oder der neue Unipräsident_in wird wohl erst im neuen Semester gewählt. Wegen Zeitproblemen konnte die öffentli-che Vorstellung der beiden Kandi-dat_innen noch nicht stattfinden. Damit diese nicht in den vorle-sungsfreien Zeitraum fällt, wird sie wohl in den Oktober verschoben.

INFORMATIONS-SÜCHTIG?Mit dem kostenlosen SMS-Infoservice

der seid ihr immer auf dem

neuesten Stand: Erhaltet News,

Sonderangebote und Wichtiges rund

ums Studileben direkt auf dein Handy

– for free! Schick zur Anmeldung

einfach eine SMS mit „speakup“ an

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Du erhältst dann durchschnittlich eine

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kostenfrei! Worauf wartest Du noch?

(Abbestellung mit „speakup stop“)

Noch mehr Infos? www.speakup.to

INFORMATIONS

DATEN WOHL NICHT IN FREMDE HÄNDE GERATEN

Die irrtümlicher Weise im Internet der Universität veröffentlichten sensiblen personenbezogenen Daten von 19.500 Studierenden sind wohl nicht in die Hände Krimineller geraten. Der liegt ein Schreiben der Kanzlerin Obst-Han-tel vor, nachdem die Daten nur von einigen Mitarbeitern der Uni heruntergeladen wurden. Studieren-denvertreter_innen versuchen weiterhin, die Angaben der Univer-sität durch die Landesdatenschutz-beauftragte prüfen zu lassen.

UNIPRÄSIDENT- SCHAFTSWAHL VERZÖGERT SICH

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KOMISCH, IST ABER SOSimple Beobachtungen über Menschen, Mensen und Mandelschoko-ladeneis. Von Nathalie Wiechers

11.45 Uhr, der Magen knurrt. Nach zwei langwierigen Vorlesungen drängt es den einen oder anderen wie jeden Wo-chentag in die Mensa. Der Kopf scheint zu diesem Zeitpunkt bei vielen nur noch einen Gedanken zu kennen: Essen! Was sonst könnte die dicht an dicht stehende Atomsphäre und das Drängeln erklären?! Mehrere Hindernisse gilt es zu überwin-den, neben dem Verteidigen der Position in der Warteschlange muss der Hunger sich außerdem zwischen den zahlreichen Gerichten, neuerdings erfreulicherweise sogar auf ökologisch und ethisch verträg-licher Basis, entscheiden. Schwierig. Salz-kartoffeln oder doch Kroketten? Wen hat diese Auswahl nicht schon einmal vor ein nahezu apokalyptisches Dilemma/Drama gestellt? Und wenn dann noch der Hinter-mann oder die Hinterfrau drängelt, kann schnell die Salzkartoffel gewählt sein, ob-wohl man doch eigentlich die knusprige Krokette favorisiert hatte. Mist. Die Män-ner und Frauen auf der anderen Seite sind doch flinker, als man denkt. Einem bleibt allerhöchstens noch die Wahl zwischen einer Quark-, Joghurt-, Milchspeise, ei-ner Banane oder auch (in allerleisester Hoffnung) einem Eis am Stiel als Dessert. Doch nun kommt das, was in der Campus-Atmosphäre beim ein oder anderen schon zu haarspalterischen Unstimmigkeiten ge-führt hat. Das Zahlen an der Kasse.

Immer häufiger war in belauschten Nachbartischgesprächen in letzter Zeit

von „unfreundlichem Personal“ die Rede, das sich vor allem am Schalter der Mensa-kasse verbarrikadiert/etabliert zu haben scheint. Grantige Äußerungen wie „Jetzt noch nicht die Karte vom Lesegerät neh-men“, „der Nächste“ (ohne bitte!) und die dauernd vorherrschende Ungeduld (eigentlich auf beiden Seiten: Studie-rende und Mensapersonal), mit der man konfrontiert wird, wenn man sich nicht augenblicklich nach dem Zahlvorgang in Luft auflöst, haben zur Beobachtung und zum Studium der vorliegenden Situation angeregt. Es scheint doch immer mehr so zu sein, als wären langsam aber sicher alle ferienreif.

Aber liegt die vorherrschende kritische und drückende Stimmung zwischen Stu-dierende und den Beschäftigten der Mensa tatsächlich an größerer Lust auf Sommer, Freibad und Fernfliegermeilen anstatt auf Germklöße mit Vanillesauce? Oder ist die Ursache des sich anscheinend aufbrodeln-den Konfliktes in einem anderen Kontext zu suchen?

Es hilft ja nichts, man muss den Selbst-versuch wagen, um für seine empirischen Experimente handfeste Beweise zu finden! Die direkte Konfrontation zwischen den Kontrahent_innen muss gesucht werden, um die Theorie auch in der Praxis zumin-dest an einem Fallbeispiel zu überprüfen.

Zunächst beobachten. Student A tritt an die Kasse, gewählt wurde Mensaangebot

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3: Lachs in Zitronen-Butter-Sauce mit den bereits als knusprig charakterisierten Kro-ketten, dazu ein Mandelschokoladeneis am Stiel. In seiner Hand ein Smartphone, in seinem Kopf die Lernzusammenfassung für die kommende Klausur und auf seinen Lippen flattert ein Gespräch mit Kommi-liton_innen vier Reihen hinter ihm. Der Student vertieft in Smartphone-App und angeregtes Gespräch, nimmt keine No-tiz vom Kassenpersonal und verpasst den manchmal beinahe nahtlosen Übergang am Kassenschalter mit dem Auflegen der PUCK-Karte. Verzögerung im Betriebs-ablauf, die Kassiererin delegiert „2,50 Euro!“. Überrascht, jedoch schwungvoll, klatscht die PUCK mit der freien Hand auf das Lesegerät. Ohne auch nur ein ein-ziges weiteres Wort zwischen Student A und der Kassiererin trennen sich beider Wege, der eine bewaffnet mit Messer und Gabel, die andere irgendwie einfach igno-riert.

Student B tritt an die Kasse, auf dem Ta-blett Mensaangebot 1: eine Portion Milch-reis und eine gelbe Banane. Als Student B an der Reihe ist, beginnt er die Interaktion mit einer lockeren Grußformel, sein Ge-genpart an der Kasse erwidert dies ohne Umschweife und die PUCK findet schnell ihren Platz auf der Kassenabbuchungs-station. Kaum sind die geforderten „1,20 Euro bitte!“ abgehoben, folgt ein letztes „Schönen Tag noch!“ und „Danke gleich-falls!“ und auch hier trennen sich beider Wege, zumindest für diesen Tag.

„Komisch, ist aber so“ würde Peter Lustig der ewig fragende Hauptdarstel-ler in der Kinderserie „Löwenzahn“ seine Schlussfolgerung zu dieser Beobachtung wohl beginnen. Das „komisch“ bliebe da-bei wohl mal einfach so im Raum stehen, das „ist aber so“ könnte wohl für den ei-nen oder anderen eine Basis für Verände-rungen, aber vor allem für das Umdenken schaffen.

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RÜCKBLICK: BACHELOR – WAS BLEIBT HÄNGEN?Von Ina Starke

Nach unzähligen Prüfungen, Seminar-arbeiten und Lehrveranstaltungen ist es endlich soweit: Das Ende des Bachelor-studiums steht vor der Tür. Doch in die allgemeine Feierstimmung mischt sich der bittere Beigeschmack der quälenden Fra-ge: Was habe ich eigentlich in meinem Stu-dium gelernt? SpeakUP hat mutige Bache-lorabsolventen_innen ausfindig gemacht, die sich dieser Frage gestellt haben.

Es war nicht leicht einige Freiwillige zu finden, die sich zu diesem Thema äußern wollten. Manche sagten mir, es würde ih-nen schwer fallen rückblickend etwas über ihr Studium zu schreiben. Ich gebe zu, dass dies auch nicht besonders leicht ist. Es wünscht sich ja jeder, dass die letzten paar Jahre, die man mit dem Studium ver-bracht hat, auch in irgendeiner Weise sinn-voll und nützlich gewesen sind. Da fällt es umso schwerer, sich an einigen Stellen ein-zugestehen, dass es doch manchmal nicht

so rund lief, wie man sich das vielleicht einmal idealerweise vorgestellt hatte.

Andere befürchteten mit einer kriti-schen Aussage über ihr Bachelorstudium potentielle Arbeitgeber_innen zu ver-schrecken. Abgesehen davon, dass ich es legitim finde, über das zurückliegende Studium zu diskutieren, spricht dieses Verhalten eigentlich schon Bände. Offen-bar scheinen sich viele nicht äußern zu wollen, weil sie glauben, dass ihr Resümee zu schlecht für die Allgemeinheit ausfallen würde.

Ich finde es aber wichtig darüber nach-zudenken, was einem das Studium gege-ben und was eventuell gefehlt hat. Des-halb hatte ich die Idee, mich mit anderen Studierenden darüber zu unterhalten und an dieser Stelle ihre Meinung zu veröffent-lichen. Ich freue mich, dass folgende vier Student_innen bereit waren, sich öffent-lich zu äußern:

Nach einigen Semestern kommt man oftmals ins Grübeln und fragt sich: „Was habe ich denn eigentlich gelernt?“. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, kann man sich an das Faktenwissen aus zurückliegenden Klausuren meist doch nur grob erinnern. Was ich jedoch vor allem gelernt habe, ist flexi-bel zu arbeiten: schnelles Vorbereiten und Einarbeiten in un-terschiedliche Themengebiete und unterschiedliche Aufgaben (Präsentationen, Klausuren, Hausarbeiten, Praktika) erweitert

nach und nach den Horizont.

Fabian backer, BA Politik und Verwaltung/Soziologie

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Ich habe oft den Eindruck, in den Vorlesungen und Semina-ren nichts zu lernen, da die hohe Klausurfrequenz einem zum Bulimielernen zwingt. In Diskussionen mit „Aussenstehenden“ merke ich aber dann doch, dass irgendwas hängen geblieben sein muss. Dass ich nach dem Bachelor als Politikwissenschaft-

ler einsetzbar bin, will ich aber stark bezweifeln.

Florian Haug, BA Politik und Verwaltung/Geschichte

Ich fühle mich nach sechs Semestern nicht befähigt, in die Arbeits-welt einzusteigen. Ich habe wenig gelernt, was mir ganz direkt in einem Beruf helfen könnte. Aber ich habe allerhand über die Welt gelernt: Nicht alles geht gerecht zu, manchmal muss man Kröten fressen und stupide das machen, was von einem verlangt wird, ohne den Sinn dahinter zu erkennen. Und Bulimie-Lernen ist ein Studierenden-Volkssport. Aber in einigen wenigen Seminaren gab es auch Interessantes zu lernen, was mich wirklich weiter-bringt. Also sehe ich in meinem Studium eher ein Lernen, mit der Welt klarzukommen und mir eigenständig zu helfen, als ein

Lernen von Fachgegenständen.

Melanie SieMund, BA Lehramt Latein/Deutsch

Natürlich habe ich eine Menge fachlicher Dinge gelernt, wobei leider einiges an gelerntem Klausurstoff nicht mehr direkt abrufbar ist. Aber das ist keinesfalls alles. Ich habe Erfahrung gewonnen selbstständig zu arbeiten - ohne stundenplangenaue Strukturierung, Ich habe Anreize bekommen, mich selber über weitergehende Sachverhalte zu informieren und in ein Thema einzuarbeiten. Ich habe gelernt, dass es auch bei Professoren mit sicher ausgezeichnetem Fachwissen oftmals noch viele Dinge zu hinterfragen gibt, dass man auch Expertenurteile immer kritisch betrachten sollte. Sicherlich nehme ich noch viel mehr aus mei-nem Studium mit, das mir vielleicht erst viel später einmal richtig

bewusst wird…

Hanno Fietz,BA Betriebswirtschaftslehre/Politik und Verwaltung

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„Das ist aber ein exotisches Studien-fach!“ – ein Satz, den ich nicht selten von Mitstudierenden an der Universität Pots-dam zu hören bekomme. Ich persönlich finde meinen Studiengang „Spanische Phi-lologie“ nicht absolut außergewöhnlich. Für diejenigen, die sich darunter allerdings nichts vorstellen können – hier bekommt ihr einen kleinen Einblick in den span-nenden Studienalltag einer angehenden Philologin.

Die Entscheidung zu diesem Studien-gang war wie ein Abstecher in die Obst-abteilung im Supermarkt. Da gibt es einmal die heimische Früchte Äpfel und Birnen (BWL oder Jura), die es eigentlich fast überall zu kaufen gibt, oder aber die exotischen Guaven (Papier- oder Verfah-renstechnik), die man, wenn überhaupt, höchst selten oder zu Saft verarbeitet in der Plastik-flasche bekommt. Und es gibt da die Avocado-Frucht mit Ursprung in Mexiko. Da ich ein absolutes Faible für Lateinamerika hege, habe ich spontan zu-gegriffen und bin nun hier im Institut für Romanistik an der Universität Potsdam und studiere Spanische Philologie.

Die Avocado, häufig importiert aus la-teinamerikanischen Staaten wie Perú oder Chile, ist mittlerweile in fast jedem Su-permarkt erhältlich. Da Spanisch mit der sehr großen Sprecher_innenanzahl von ca. 425 Miollionen zu einer der Weltsprachen zählt, ist auch ein Studium dieser Sprache, zumindest in Berlin und Umgebung, auch an fast allen Universitäten möglich.

Als Philologe oder Philologin an der Universität Potsdam wird man zu einem echten Allrounder ausgebildet. Man be-kommt einen Einblick in die romanis-tischen Sprach-, Literatur-, und Kultur-wissenschaften, allerdings bleibt dieser aufgrund der Stofffülle etwas oberfläch-lich. Den Schwerpunkt kann man selbst festsetzen. Es ist ja schließlich auch jedem selbst überlassen, ob er seine Avocado lieber mit Salz zu Guacamole verarbeitet oder – wie in Brasilien – mit Zucker als Dessert isst.

Eines sollte man bei der Avocado – in welcher Form oder Konsistenz auch im-mer – aber nicht vergessen: den Löffel, Weg und Werkzeug zum Verzehr. Genauso verhält es sich auch mit den Philolog_in-nen und ihrem wichtigsten Werkzeug: Der Sprache selbst. Diese Sprache zu lernen und danach anzuwenden, ist eine Grund-voraussetzung, die den Studierenden bis-weilen auch am meisten Anstrengung und Selbstdisziplin abverlangt. In zahlreichen Sprachpraxismodulen mit spanischen oder lateinamerikanischen Muttersprachler_in-nen wird uns dieses Unterfangen jedoch um einiges erleichtert.

Gute Gesellschaft wird in Lateinamerika und Spanien bekanntlich sehr geschätzt – z.B. beim gemeinsamen Verspeisen einer Portion Nachos mit Guacamole – und sie kommt auch bei den Veranstaltungen und Kursen der Spanischen Philologie nicht zu kurz. Was gibt es Schöneres, als in einer persönlichen, wenn nicht sogar familiären

ODE AN DIE AVOCADOOder: Wieso studiere ich eigentlich Spanische Philologie? Von Katja Rink

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Atmosphäre zu lehren und zu lernen? Die Dozent_innen sind durchweg sehr freund-lich und hilfsbereit. Ich möchte hier ganz besonders die Muttersprachler_innen un-ter ihnen hervorheben, in deren Kursen aufgrund der kulturellen Gegebenheiten das „Du“ dem „Sie“ vorgezogen wird. In den Praxismodulen trägt natürlich auch die geringe Anzahl an Kursteilnehmer_in-nen (gewöhnlich zwischen 10 und 20 Stu-dierende) zum „ambiente amigable“ bei.

Und auch unter den Kursteilneh-mer_innen selbst ist das Miteinander sehr entspannt, da wohl alle eine gemeinsame Leidenschaft teilen, sei es die spanischsprachi-ge Literatur, der Klang der Sprache an sich, die Musik, der argentini-sche Tango, die latein-amerikanische Küche, Avocados oder andere kulturelle, literarische oder sprachliche High-lights. In meinem ganz persönlichen Fall, hat sich diese Leidenschaft aufgrund eines Freiwilligendienstes in Ko-lumbien entwickelt. Dort habe ich nicht nur viel über die lateinamerikanische Kul-tur erfahren, sondern sie auch hautnah miterlebt.

Aber auch für Studierende, die diese Erfahrungen im Vorfeld nicht gemacht haben, bieten der Studiengang und das Institut für Romanistik zahlreiche Mög-lichkeiten, ins spanischsprachige Ausland zu reisen. Von Erasmus oder Auslandsstu-dium bis hin zu Praktika ist alles möglich.

Sollte man also hier zu Lande noch nicht in den Genuss einer Avocado gekommen sein, kann man auch in Gebiete reisen, in denen sie tatsächlich angebaut wird und sie frisch vom Baum pflücken. Dann ist sie auch noch um einiges wohlschmeckender.

Einen kleinen Nachteil hat die Avocado allerdings. Sie ist sehr, sehr reichhaltig. Die-sen hohen Nährwert bekommt man auch im Studium der Spanischen Philologie zu spüren. Und damit ist nicht gemeint, dass

man an Gewicht zulegt. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn man kommt aus dem „von Vorlesung zu Vorlesung Rennen“ gar nicht mehr raus. Die Verteilung der durch Ba-chelor und Master ein-geführten Credit Points ist vielen Studierenden ein Dorn im Auge. Die maximale Anzahl an Leistungspunkten liegt bei gerade mal 3 Cre-dits. Also jagen wir den Punkten hinterher oder sammeln Avocados vom Baum.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Studium einen sehr guten Rundumblick auf 4 Themengebie-ten mit Zukunftschancen bietet. Ob als Übersetzer_in in einem international agie-renden Unternehmen, als Mitarbeiter_in in einer kulturellen Einrichtung oder im Bereich des Journalismus, den Gradu-ierten stehen diverse Türen offen. Wieso also in den sauren Apfel beißen, wenn der Griff zur Avocado doch ein spektakuläres Geschmackserlebnis in Aussicht stellt. Guten Appetit!

alle eine gemeinsame Leidenschaft teilen, sei

-ge Literatur, der Klang der Sprache an sich, die

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amerikanische Küche, Avocados oder andere kulturelle, literarische oder sprachliche High-lights. In meinem ganz persönlichen Fall, hat sich diese Leidenschaft

man an Gewicht zulegt. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn man kommt aus dem „von Vorlesung zu Vorlesung Rennen“ gar nicht mehr raus. Die Verteilung der durch Bachelor und Master eingeführten Credit Points ist vielen Studierenden ein Dorn im Auge. Die maximale Anzahl an Leistungspunkten liegt

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Mühelos über Mauern springen, in meh-reren Metern Höhe ungesichert über sch-male Holzbalken balancieren, aus tiefem Fall gekonnt abrollen – Wo man das lernen kann? An der Uni! In einer neuen Serie stellen wir euch ungewöhnliche Sport-arten aus dem Hochschulsport der Uni Potsdam vor. Diesmal: Parkour.

Vor der Biosphäre am BUGA-Park spie-len sich sonderbare Szenen ab. Spazier-gänger_innen verweilen staunend, als rund zwanzig junge Menschen sich gegenseitig Huckepack nehmen, wie Frösche über das Gelände hüpfen, über Fahrradstän-der springen und den Vorplatz auf den Händen überqueren, während ein_e Part-

ner_in sie an den Beinen festhält. Was sie sehen, ist nicht etwa ein schlecht besuch-ter Flashmob, sondern Teil des Aufwärm-programms des Parkour-Kurses der Uni Potsdam.

Nach dem Aufwärmen joggt die Grup-pe in zügigem Tempo durch den Park zu einem Spielplatz, wo das eigentliche Pro-gramm des Kurses stattfinden soll. Das heißt: auf Bäume klettern, Mauern entlang hangeln, Hindernisse mit großen Sprün-gen überwinden und vor allem Spaß an der Bewegung.

Parkour, oder auch Le Parkour, ist ein recht junger Sport, der 1980 vom Fran-zosen David Belle begründet wurde. Im zosen David Belle begründet wurde. Im

DIE STADT ALS SPIELPLATZDem Risiko zum Trotz, stürzt sich Lisa Büntemeyer in halsbrecherische Aktionen. Diesmal: Szenen aus dem Hochschulsportkurs „Parkour“.

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Gegensatz zu Sportarten wie Fußball, Turnen oder Schwim-men ist Parkour allerdings kein Wettkampf. Den Traceuren, also den Parkour-sportler_innen, geht es vielmehr um die Perfekti-on der Bewegung. Dabei überwinden die Läufer_innen Hindernisse in der Stadt ohne Hilfs-mittel, also nur mit ihrem Körper. Wichtig ist, dass Traceure ihre eigenen Fähigkeiten gut einschätzen können, sich konzentrieren, sich nicht selbst überfordern und ständig die volle Kontrolle über ihre Bewegungen haben. Parkour hat nichts mit Mutproben zu tun – Sprünge von Haus zu Haus oder von ho-hen Dächern sind nicht unbedingt üblich, sondern werden nur von sehr erfahrenen Traceuren unternommen.

Die Gruppe um die erfahrenen Kurslei-ter Andrej, Steven, Christian und Lukas setzt sich aus bereits Fortgeschrittenen und völligen Neulingen zusammen. Die Teilnehmer – sowohl Männer als auch Frauen – haben gemein, dass sie alle Vor-erfahrung aus anderen Sportarten wie etwa Klettern, Turnen, Tauchen oder Ballsport mitbringen. Denn für chronische Sport-verweiger_innen ist Parkour sicherlich nicht die optimale Sportart, da ein gewis-ses Maß an Beweglichkeit und Körperbe-herrschung vorausgesetzt wird.

Die Kinder auf dem Spielplatz staunen nicht schlecht, als plötzlich zwei Männer und eine Frau auf der Schaukel über ih-nen sitzen. Beinahe mühelos sind sie die Holzbalken hochgeklettert, um sich auf der anderen Seite nach einem Sprung auf den Boden elegant abzurollen. Denn beim Parkour geht es nicht nur darum, Hinder-nisse irgendwie zu überwinden, sondern die Bewegung immer weiter zu perfektio-nieren und möglichst einfach und elegant erscheinen zu lassen.

Um die Stadt optimal zu nutzen, trifft sich der Hochschulsportkurs jede Woche an einem anderen Ort. Im Winter wird der Kurs übrigens nicht angeboten, da Schnee und Eis eher hinderlich für akrobatische Einlagen sind. Wer neugierig geworden ist, kann dennoch in den Sport reinschnup-pern. Auf www.sprungaufden.blogsport.de werden Termine für Parkour-Treffen be-kannt gegeben. Wer Lust hat, kann vorbei-schauen und mitmachen.

Gegensatz zu Sportarten wie Fußball, Turnen

-men ist Parkour allerdings kein Wettkampf. Den Traceuren, also den Parkour-sportler_innen, geht es vielmehr um die Perfekti-on der Bewegung. Dabei überwinden die Läufer_innen Hindernisse in der Stadt ohne Hilfs-mittel, also nur mit

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SCHLUSS MIT FALSCHEN TRÄUMENIm Potsdamer Hans-Otto-Theater geht’s zur Sache: Die herrliche Lage am Wasser, das harmonisch geschwungene rote Dach und die Ruhe um das Gebäude herum verlieren kein Wort darüber, dass im Innern des Neuen Theaters die Fetzen fliegen, Illusionen aufgedeckt werden und ein Menschheitsproblem nach dem anderen abgehandelt wird. Perfek-tes Beispiel: Das als stereotypes Sippschaftstreffen getarnte Bühnen-werk „Eine Familie“ von Tracy Letts, welches in Wirklichkeit ein handfes-tes Gesellschaftsdrama ist. Wir haben uns das für euch angeguckt und waren mal wieder begeistert. Von Denis Newiak

Einst war Oklahoma, im Herzen der USA gelegen, ein Bundesstaat mit frucht-barer Prärie. In den 1930er Jahren, nach Übernutzung und Austrocknung, blieb nur eine staubige Wüste, vor der die Bau-ern flüchteten. Heiß kann es werden in Oklahoma, bis zu 49 Grad. Dass Tracy Letts Drama „August: Osage County“, welches erst den Pulitzerpreis gewann und dann schnell den Weg auf Europas Bret-ter fand, ausgerechnet in dieser trostlosen Gegend der Vereinigten Staaten spielt, ist kein Zufall. Warum, erklärt sich schnell.

Beverly Weston hat das Leben satt: Seine Frau Violet (Tina Engel) ist tablet-tensüchtig und krebskrank, flucht und schimpft ohne Pause, seine drei Töchter haben schon seit längerer Zeit das Zu-hause verlassen und Beverly selbst kann vor Trunkenheit keinen ernstgemeinten Schritt mehr unternehmen, von der eins-tigen lyrischen Hochleistung, die ihn fast zu einem Klassiker der amerikanischen Literatur gemacht hätte, ist nichts mehr

zu sehen außer die wackligen Buchtürme mit Werken wie von T. S. Eliot. Der hat einst geschrieben: „Das Leben ist sehr lang“ – Beverly zitiert den Satz am Anfang des Stückes. Doch das Leben muss nicht lang sein: Bevor sich der lebensmüde Al-koholiker und Ex-Lyriker aufmacht zum Selbstmord, stellt er eine Haushälterin ein, die „Indianerin“ Johnna (Elzemarie-ke de Vos), die aus Tradition ein Stück ihrer Nabelschnur an einer Kette trägt. Als sich Beverly einige Tage nicht blicken lässt, ruft die Ehefrau (die sich selbst als menschlichen Kaktus bezeichnet – lang-lebig, aber fast bedürfnislos) ihre Töchter zur Hilfe. Das Familientreffen samt töch-terlichen Lebensgefährten beginnt, mit all seinen Tiefen. Als die Polizei mitteilt, der Familienvater habe sich wohl ersäuft hat, treten die fatalen Schwachstellen der Fa-milienmitglieder zu Tage, so wie sich die Schweißperlen durch die Haut der Pro-tagonist_innen quetschen, während die Fensterscheiben abgeklebt sind, die Kli-

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maanlage ausgeschaltet ist und selbst Pa-pageien vor Hitze den Geist aufgeben.

Beim Leichenschmaus bricht die an brennendem Mundhöhlenkrebs erkrank-te Violet mit den Fassaden ihrer Töch-ter: Barbara (Melanie Straub) spielt die glückliche Ehefrau, während ihre Mann, der Geisteswissenschaftler Bill, sie mit seinen Studentinnen betrügt; Ivy hat sich zum zweiten Mal in ihrem Leben verliebt, aber leider ausgerechnet in ihren Schwager ersten Grades, der in Wirklichkeit – und das weißt sie noch nicht – ihr leiblicher Bruder ist; und Karen, die sich selbst vor-lügt, endlich „glücklich“ zu sein, schläft mit einem Mann, der bei der erst besten Gelegenheit eine 15-Jährige vergewaltigt. Ganz offensichtlich stimmt bei den Töch-tern was nicht, und Violet, die vom Leben

nicht mehr viel zu erwarten hat, lässt es sich nicht nehmen, die Wunden aufzurei-ßen und Salz hineinzuschütten. Die drei hilflosen Küken schmieden Pläne, ihrer verwitweten Mutter zu helfen, sind dann aber doch zu sehr mit sich selbst beschäf-tigt und mit ihrem Leben, welches in Wahrheit keines ist. Am Ende bleibt Violet nur die fleißige gute Haushälterin Johnna, die kocht, obwohl die Familie nichts isst, lieber einen Rettungswagen ruft, wenn jemand einen Herzinfarkt zu bekommen scheint, statt dumm herumzuschreien – und ihre zornige Herrin, von welcher sie einst nur Undankbarkeit und Beleidigun-gen empfangen hat, auf den Schoß nimmt und umarmt. Wenn Johnna ihr von Eliot vorsingt, „this is the way the world ends“, meint sie damit nicht nur das Leben der al-lein gebliebenen Violet, sondern das Ende lein gebliebenen Violet, sondern das Ende

Im Hans-Otto-Theater geht mal wieder die Post ab...

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einer großen verkorksten Gesellschaft, die eingestaubt, verschwitzt und kurz vorm Eingehen ist.

So reiht sich „Eine Familie“ (Überset-zung von Anna Opel) nahtlos in eine ge-sellschaftskritische Saison am kommuna-len Hans-Otto-Theater ein: In „Volpone“ gibt sich ein geldgieriger Venezianer als todkrank aus, um Geschenke der um die Erbschaft buhlenden Geizkragen abzu-fassen, im Jahrzehnt der „Krise“ aktuel-ler als es uns lieb sein dürfte; „ I w a n o w “ im gleichna-migen Stück von Tsche-chow geht schon nach dreißig Le-b e n s j a h r e n die Luft aus – ein Bilder-buch-Burn-out als Dia-gnose einer mit sich selbst überforderten Generation; oder „Hexen-jagd“, wo natürlich keine Hexen, sondern die vermeintlichen Feinde des mittelalter-lichen kirchlichen Unterdrückungssys-tems gejagt werden – Parallelen zur will-kürlichen Kommunistenverfolgung in den USA lassen sich leicht ziehen. Und „Eine Familie“ erzählt uns – verschleiert in ei-ner Familiengeschichte, bei welcher Men-schen überall auf der Welt bitter mitlachen können – von der Sinnentleertheit der ideologischen Floskel des „Strebens nach Glück“, welche sich in einer hyperkapita-lisierten Welt voller Armut, Arbeitslosig-keit und Tristesse als größte Lüge unserer Zeit entpuppt.

Wer einige Aufführungen in der Schiff-bauergasse gesehen hat, dem wächst das Schauspieler_innen-Ensemble, welches selbst einer großen vertrauten Familie mit klar zugewiesenen Rollen gleicht, zuneh-mend ans Herz. Alle haben ihren Platz: Jon-Kaare Koppe als der Gutbürgerliche, Andrea Thelemann als Frau fürs Grobe, und Franziska Melzer als die Schöne (in „Die Familie“ mit enormem Schwitzfleck endlich einmal erfrischend unsexy).

Den Darstel-ler_innen wird im „HOT“ viel abver-langt: Sie müssen schreien, kämpfen, sich auf dem Bo-den wälzen oder nackig machen – und dabei ge-ben sie ihr Bestes. Manchem Stück würden wohl ein bisschen weniger Gekreische und

dafür einige ruhige Momente mehr gut tun, aber vielleicht lässt sich das Entsetzen über unsere Gegenwart nicht anders artikulieren. So wie derzeit überall in Film, Literatur und Musik wird auch im Hans-Otto-Theater nicht besonders zimperlich gehandelt, wenn es um einen vernichtenden Schlag gegen die verklärten Lebensmodelle unserer Welt geht. Erbar-mungslos. So sollte es auch in der kom-menden Saison sein.

ler als es uns lieb sein dürfte; „ I w a n o w “

-migen Stück

-chow geht schon nach

-b e n s j a h r e n die Luft aus – ein Bilder-

-out als Dia-gnose einer mit sich selbst

ler_innen wird im „HOT“ viel abverlangt: Sie müssen schreien, kämpfen, sich auf dem Boden wälzen oder nackig machen – und dabei geben sie ihr Bestes. Manchem Stück würden wohl ein bisschen weniger

dafür einige ruhige Momente

Nächste Aufführungen von „Eine Familie“ am 3., 4. und 17. September.

www.hansottotheater.de

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Warum studieren wir eigentlich noch? Die Antwort liegt irgendwie recht nah. Um einen Abschluss zu erlangen, gut bezahlte Arbeit zu finden. Macht Sinn. Befasst man sich dieser Tage allerdings mit den Apokalypsemeldungen der Mas-senmedien, kann man sich schon mal die Frage stellen: Wozu eigentlich das Ganze? 2012 ist doch eh alles vorbei.

2012 ist die ultimative Antwort auf alle lebenswichtigen Fragen. Soll ich mein Studienfach wechseln? Hat meine Bezie-hung noch einen Sinn? Fahren wir über Weihnachten 2012 lieber nach Mallorca oder Poppenbüttel? Egal, ist ja sowieso bald Schluss mit lustig. Denn laut einem mathematisch und astrologisch gewitz-ten Volk aus Südamerika, namentlich den Maya, geht am 21. Dezember die Welt un-ter. Das mag in Zeiten von Terroranschlä-gen, Kriegen in Nordafrika, verheerender Erdbeben und atomarer Gefahr gar nicht so unwahrscheinlich klingen. Doch was steckt eigentlich hinter der Prophezeiung, die unser aller Verderben vorhersieht?

Die Maya erstellten einen Kalender, der im Jahre 3114 vor Christus beginnt und am 21. Dezember 2012 endet. Für diesen Tag prophezeiten die Maya jedoch kei-neswegs das Ende allen irdischen Lebens, sondern markierten lediglich einen für

ihre Zeitrechnung bedeutsamen Tag. Sie rechneten in 394-Jahres Zyklen. Am 21. Dezember 2012 endet der dreizehnte Zy-klus, und da 13 für die Maya eine heilige Zahl war, sticht eben dieser Tag besonders in ihrem Kalender hervor.

Außerdem können wir an diesem Tag ein astronomisches Ereignis verzeichnen, welches nur alle 25.800 Jahre am Sternen-himmel zu sehen ist. Die Sonne wird am besagten Datum im Zentrum der Milch-straße zu sehen sein – auch das sollen die Maya berechnet haben. Am 21. Dezember 2012 beginnt für die Maya also schlicht und einfach eine neue Zeitrechnung. Die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember wird vermutlich eine Nacht wie jede andere.

Wer all seine Hoffnungen auf den Welt-untergang 2012 gesetzt hat, soll hier aber nicht vollends enttäuscht werden. Es gibt nämlich noch weitere ermutigende Pro-phezeiungen für die nächsten Jahre. Die Hopi-Indiander sagen ein baldiges Ende von Großteilen der Erdbevölkerung vor-aus, bei dem wir alle verbrennen werden. Auch der Prophet Nostradamus hatte im 16. Jahrhundert ein Wörtchen zur Weltun-tergangsstimmung unserer Zeit zu sagen: In riesigen Kriegen endet laut ihm alles irdische Leben. Und zwar am 4. Juli 1999. Wir sind also schon längst tot.

ES WAR EINMAL DER WELTUNTERGANG...... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch 2013. Ein Blick auf die Weltuntergangsszenarien für 2012. Von Lisa Büntemeyer

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: Frau Kunst, wie haben Sie sich in das neue Amt eingelebt?

Kunst: Gut. Ich habe in den ersten Mo-naten viel Neues gelernt. Es sind interes-sante neue Themen in meiner Verantwor-tung.

: Welche neuen Herausfor-derungen gibt es und an was mussten Sie sich als Ministerin erst gewöhnen?

Kunst: Ein ganz neuer Bereich ist der der Kulturpolitik, den ich in dem Maße vorher nicht im Blick hatte. Eine neue Herausforderung ist es, unter Berück-sichtigung von Dingen wie zum Beispiel der Kabinettsbeschlusslage, also Sparbe-schlüssen und ähnlichem, eine eigene ge-staltende Linie zu finden.

: Fließen Erfahrungen aus Ihrer Zeit im Präsidentinnenamt mit in Ihre Arbeit ein, können Sie von Ihrer frü-heren Tätigkeit profitieren?

Kunst: Es ist eine sehr gute Kombina-tion zwischen meinem alten Amt und meiner neuen Funktion. Ich bin sehr gut ausgestattet, was das „Know-how“ im wissenschaftlichen Bereich angeht. Das ist sehr von Vorteil.

: Haben sie auf Grund ihrer Erfahrungen als Präsidentin einer Univer-sität besondere Dringlichkeiten in Ihrer Tätigkeit als Ministerin erkannt?

Kunst: Da gibt es eine ganze Reihe von Dingen. Angefangen bei der Bewertung von Dingen in der Wissenschaft seitens eines Ministeriums bis hin zur Prioritä-tensetzung bei Sachen, die in Wissen-schaft und Kultur in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.

: Können Sie ein Beispiel nennen?

Kunst: Beispiele dafür sind das stärkere Zusammengehen von außeruniversitärer und inneruniversitärer Forschung und eine stabile Entwicklung der Studieren-denzahlen in Brandenburg.

: Wie stehen Sie zu der Initi-ative Intelligenzija und deren Arbeit an der Uni?

Kunst: Wir haben uns, als ich noch Präsidentin der Uni war, in mehreren größeren Runden ausgetauscht. Die Sor-gen und speziellen Situationen der Lehr-beauftragten an den Unis, nicht nur in Potsdam, sind mir sehr wohl bewusst. Ich weiß auch, dass viele Lehrbeauftragte ih-ren Lebensunterhalt aus den Lehraufträ-gen beziehen. Man muss dabei allerdings betonen, dass Lehraufträge eine Ergän-zung zum regulären Studienangebot und deswegen nicht geeignet sind, Lehrbeauf-tragte finanziell abzusichern.

: Wie sehen Sie dann die For-

„STUDIENZEITKONTEN HALTE ICH FÜR BEDENKENSWERT“Mandy Joachim hat für die die Landesministerin für Wissen-schaft, Forschung und Kultur, Prof. Sabine Kunst, interviewt.

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17Nr. 6

derung der Intelligenzija, die Entlohnung für Lehrbeauftragte zu erhöhen?

Kunst: Ich kann sehr gut nachvollzie-hen, dass die Entlohnung für Lehrbe-auftragte besser werden sollte. Das, was dafür seitens eines Ministeriums getan werden kann, werden wir auf den Weg bringen. Letztlich ist es eine Frage der Ressour-cen. Es bleibt jedoch dabei, dass das System nicht vorsieht, dass Lehraufträge für den Broterwerb dienen. Sie sind eine Ergänzung und danach ist auch die Ent-lohnung zu werten.

: Wie hängt es zusammen, dass Lehr-aufträge auf der einen Seite eine Ergänzung sein sollen, auf der ande-ren Seite aber die Lehre in einigen Fächern an der Uni Potsdam maßgeblich von Lehrbeauftragten getrage-nen wird?

Kunst: Das ist letztlich eine Frage der Verantwortung der Fakultät für ihre je-weilige Lehre. Die Fakultäten und die Fächer müssen das, was sie an festem Personal haben, an den richtigen Stellen einsetzen. Diese Schieflage ist als Ma-nagement-Aufgabe in den Fakultäten zu lösen. Die Leute, die eine feste Stelle inne haben, müssen die Lehre im Wesentlichen anbieten.

: Wie stehen Sie zum Thema Studiengebühren und Studienkonten?

Kunst: Studiengebühren sind durch den Koalitionsvertrag in Brandenburg ausge-

schlossen. An diesen Grundsatzbeschluss halte ich mich als Mitglied der Landes-regierung. Wir nehmen aber das Thema Studiengebühren auch für eine Diskussi-on in Brandenburg zur Kenntnis. Ich hal-te Studienzeitkonten durchaus für beden-kenswert.

: Wie antwor-ten Sie auf die Kritik, dass Studierende mit Kind und/oder Nebenjob von vornher-ein benachteiligt werden?

Kunst: Auf diese Detailfra-gen möchte ich noch nicht antworten. Das muss man sich dann ansehen. In Kom-bination mit zum Beispiel Regelungen zu einem Teil-zeitstudium wäre das sicher-lich zu organisieren. Das sind aber ganz klar Themen, die erst in der Zukunft zu disku-tieren und zu überlegen sind.: Wie lässt sich Ihrer Mei-

nung nach Hochschulmanagement mit guter, gerechter Lehre in Einklang brin-gen?

Kunst: Hochschulmanagement ist ein solides Handwerk, welches dazu dient, aus den gegebenen Ressourcen für die Studierenden die maximalen Möglich-keiten herauszubekommen. Ziel ist genau das, was im zweiten Teil Ihrer Frage ge-nannt wird: eine gute und gerechte Leh-re. Gutes Hochschulmanagement ist die Vorrausetzung für das Erreichen dieses Ziels. Ich sehe da überhaupt keinen Ge-gensatz.

: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

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Seit dem 1. Mai kann jede_r Studieren-de der Uni Potsdam monatlich 20 Stun-den kostenlos eines der 150 grau-grünen Fahrräder ausleihen, die an 20 Standor-ten auf ihre Nutzer_innen warten; ein weiterer Ausbau ist bereits geplant. Für die Nutzung der Bikes durch die Studis wurden 7.500 Euro aus dem Topf der Studierendenschaft de Uni Potsdam ver-wendet. Der Vertrag läuft Ende des Jahres aus und wird dann ggf. verlängert.

Gerade jetzt, wo die Sonne sich beson-ders häufig blicken lässt, sind die Fahr-räder die perfekte Möglichkeit, spontan eine kleinen Spritztour zu unternehmen, statt in stickigen Bussen und überfüllten Regionalexpressen zu fahren. Wer also beispielsweise mal wieder seinen Bus vom Neuen Palais nach Golm verpasst hat, schnappt sich eines der Fahrräder, die an der Bushaltestelle aufgestellt sind, und radelt schnell, unabhängig, sportlich und umweltfreundlich zu seiner nächsten Ver-anstaltung.

Einzige Voraussetzung: Wer die Fahr-räder entleihen möchte, muss sich vor-her bei „nextbike“ registrieren. Unter www.nextbike.de gibt man seine Han-dynummer und Adresse an. Wichtig ist, beim Feld „Partner” die Uni Potsdam zu wählen und darunter den persönlichen Verifikationsschlüssel, den ihr auf eurer Studienbescheinigung findet (z.B. am PUCK-Schalter drucken oder bei PULS

downloaden), anzugeben. Dann werden euch monatlich 20 Freistunden einge-räumt. Für den Fall, dass ihr mehr als 20 Stunden verradelt, müsst ihr eine Kredit-karte oder ein Konto angeben, von dem für jede weitere angefangene Stunde 1 Euro berechnet wird. Für Gelegenheits-fahrten sollten die 20 Stunden aber in den meisten Fällen reichen. Die Registrierung kostet einmalig einen Euro, welcher aber gleich als Guthaben verbucht wird.

Wenn du frei geschaltet bist (bei Kre-ditkartenzahlung sofort, ansonsten nach Eingang der Überweisung), kannst du dich an jedem nextbike-Fahrradverleih-stand frei „bedienen”: Ruf dazu von deinem Handy einfach die angegebene Telefonnummer an und tippe die ID des gewünschten Fahrrades ein. „nextbike“ nennt dir dann den Code für das Schloss und schickt ihn dir auch per SMS zu – eine große Erleichterung für Menschen mit schlechtem Kurzzeitgedächtnis. Wenn du deine Spritztour beendet hast, schließt du das Fahrrad an einer beliebigen an-deren „nextbike“-Ausleihstation an und meldest es unter gleicher Rufnummer wieder ab. Jede begonnene Stunde wird als volle Stunde verrechnet. Für alle wei-teren Fragen stehen der Allgemeine Stu-dierendenausschuss und das „nextbike“-Kundenbüro zur Verfügung.

Also: Rauf auf den Drahtesel und der Sonne entgegen!

DER SONNE ENTGEGENIm Rahmen des Pauschalvertrages zwischen AStA der Uni Potsdam und dem Unternehmen „nextbike“ können Studierende ab sofort kostenlos Fahrräder ausborgen. Denis Newiak erklärt, wie das funktioniert.

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19Nr. 6

Jedes Jahr, pünktlich zur Klausurphase, wird die Studierendenschaft in Mensen und Cafeterien, an Pinnwänden, Later-nenpfosten und beklebbaren Flächen mit Wahlkampfmaterial verschiedenster Cou-leur „bombardiert“: Hochschulpolitische Gruppen kämpfen in einem Rhythmus von genau 12 Monaten um die Gunst der Stimmen der Studierendenschaft. Mit bunten Flyern, Plakaten und diversen

Aktionen wurden in den letzten Wochen verschiedenste Versprechen kommuni-ziert. Die Studierenden konnten dann vom 5. bis 7. Juli zwischen Forderungen wie z.B. mehr „ökologischem Denken an der Uni“ (GAL), einer sechsstelligen mo-natlichen finanziellen Unterstützung für Studierende (shineUP) oder einem Studi-enfinanzierungssystem, das „Studierende in die Pflicht nimmt“ (RCDS), wählen.

STUDIS STIMMEN FÜR SEMESTERVERTRAG UND LINKE VERTRETUNGVom 5. bis 7. Juli hat die Studierendenschaft über den neuen Semester-ticketvertrag sowie über die Zusammensetzung des Studierendenparla-ments entschieden und die studentische Senats- und Fakultätsratsmit-glieder gewählt. Jetzt sind die gewählten studentischen Vertreter_innen am Zug, ihre Versprechen einzulösen. Von Denis Newiak.

Linke.SDS3 Sitze

BEAT!4 Sitze

Juso-HSG5 Sitze

shineUP2 Sitze

Grüner Campus2 Sitze

GAL7 Sitze

RCDS2 Sitze

LHG1 Sitz

Sitzverteilung im 14. Studierendenparlament der Universität Potsadm

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GUCKST DU ONLINE

Zur Wahl zum Studierendenparlament stellten sich auch dieses Jahr wieder die liberale LHG, der christdemokrati-sche RCDS, ökologische Gruppen wie die GAL und „Grüner Campus“, die sozialdemokratisch-sozialistische Juso-HSG, außerdem „Beat – Bildung jetzt!“, „shineUP“ und „Die Linke.SDS“. Die „Piraten“ waren aus Personalmangel in diesem Jahr nicht angetreten, auch die unabhängige LUST verzichtete.

Als Siegerin ging auch im Jahr 2011 die Grün-Alternative Liste hervor. Sie stellte in der vergangenen Legislaturperiode zu-sammen mit Vertreter_innen der Jusos und listenlosen Engagierten die Referent_innen des Allgemeinen Studierendenaus-schusses (AStA). Juso-HSG und „Beat – Bildung jetzt!“ erreichten mit 5 bzw. 4 Sitzen Plätze 2 und 3. Aufgrund der Sitz-verteilung ließe sich unter Beteiligung von „Beat“ und dem „Grünen Campus“ eine linke Mehrheit bilden (siehe Grafik Seite 19). Ob es wieder eine Koalition wie zuletzt im Jahr 2009 geben wird, werden die bevorstehenden Gespräche zwischen den hochschulpolitischen Gruppen zei-gen – hält euch auf dem Lau-fenden. Dabei wird besonders interessant, ob die Gruppen ihre während des Wahl-

kampfes kommunizierten Versprechen in die Tat umsetzen. Nachdem die letzten Jahre die Wahlbeteiligung um 10-Pro-zent-Marke tänzelte, ist das zwar weiter-hin bescheidene, aber deutlich höhere Ergebnis erfreulich: Etwa jede_r Sechste ging in die Wahlkabine. Die höhere Wahl-beteiligung ist aber wohl auf die zeitgleich stattfinde Urabstimmung über das Semes-terticket zurückzuführen: Fast 23 Prozent der Studis machten ihr Kreuz auf den Stimmzetteln. Beeindruckende 94 Pro-zent der Abstimmenden votierten für den neuen Semesterticketvertrag, nur jeweils drei Prozenten stimmten dagegen oder enthielten sich.

Da auch das Quorum, also die nöti-ge Mindestbeteiligung von 10 Prozent, erreicht wurde, ist der neue Semesterti-cketvertrag, der unter Anderem eine kon-tinuierliche Preissteigerung bis 2014 auf 152,70 Euro vorsieht, für die Studieren-denschaft verbindlich angenommen. Der Urabstimmung gingen lange Verhandlun-gen mit dem VBB (Verkehrsverbund Ber-lin-Brandenburg) voraus, wobei die Stu-dierendenvertretung ein erstes teureres Angebot des VBB zurückgewiesen hatte und sie daraufhin einen nachgebesserten Vertrag vorlegen ließ.

GUCKST DU ONLINE

Nicht vergessen: auch online tut sich was!

Unter www.speakup.to findet ihr aktuelle

Artikel in der Rubrik .

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21Nr. 6

: Herr Grünewald, wie fühlt sich Ihre neue Position als geschäftsfüh-render Präsident der Universität an?

Grünewald: Sie fühlt sich gut und nicht ungewohnt an, da ich ja auch bekannte Aufgaben erledige. Sie ist aber ein wenig anstrengender, weil wir mit verkleinerter Mann- und Frauschaft arbeiten.

: Welche Ihrer neuen Aufga-ben ist Ihnen besonders wichtig?

Grünewald: Die wichtigste zusätzliche Aufgabe sind Berufungsgespräche und-verhandlungen für neue Professor_innen. Eine weitere, für mich sehr wichtige Auf-gabe liegt in der Qualitätssicherung der Lehre. Sie ist der Schlüssel für den Erfolg der Uni. Desto besser das Studienpro-gramm der Lehre, desto besser und zu-friedener können Studierende ihr Studi-um absolvieren.

: Bleiben Sie denn Präsident der Universität?

Grünewald: Das weiß ich nicht. Ich bin nicht in das Verfahren involviert und auch nicht unter den Bewerber_innen. Ich bin also selbst ganz gespannt, wer ausgewählt werden wird.

: Würden Sie es denn nicht gerne machen?

Grünewald: Dann hätte ich mich frü-her für eine Bewerbung entscheiden

müssen. Mir war es wichtiger, für einen reibungslosen Arbeitsablauf an der Uni zu sorgen, indem ich die anfallenden Arbei-ten übernehme, anstatt Wahlkampf füh-ren zu müssen.

: Aber Sie bleiben der Uni doch erhalten?

Grünewald: Ja, in jedem Fall. Ich bin bis 2016 gewählt.

: Welche neuen Impulse bringen Sie in Ihre jetzige Arbeit ein?

Grünewald: Das kommt auf die Dimen-sionen an – im Kleinen gibt es sicherlich neue Impul-se. Zum Beispiel kann ich in meiner jetzigen Position das gerade ent-stehende Berlin-Brandenburgische Zent-rum für Jüdische Studien begleiten.

: Vor einigen Wochen gab es ja einen Datenskandal, als eine Datei mit persönlichen Studierenden-Daten im Uni-versitätsintranet offen zugänglich war. Wie konnte das passieren?

Grünewald: Glücklicherweise handelt es sich um keinen wirklichen Skandal. Das Rechenzentrum hat festgestellt, dass nur der Studierende, der die Tatsache dankenswerterweise auf-gedeckt hat, auf die Datei zugegriffen hat. Es kam durch menschliches Versagen zu dem Vorfall, die Datei wurde versehentlich an falscher Stelle gespeichert. Erfreulicherweise sind

„ICH HABE NIE DAGESTANDEN UND GEZÄHLT“Im Interview mit Mandy Joachim und Denis Newiak von der erzählt der geschäftsführende Präsident der Uni von seinem neuen Job, dem Datenskandal und hoffnungslos überfüllten Lehrveranstaltungen.

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die Daten nicht in falsche Hände gera-ten, wir bedauern den Umstand trotzdem sehr. Ich habe während einer Senatssit-zung auch eine Entschuldigung an die Studierenden ausgesprochen.

: Wie nehmen Sie dieInitiative Intelligenzija wahr?

Grünewald: Wir haben viele Gespräche miteinander geführt, bei denen wir aber nicht immer übereingekommen sind. Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach in der Frage nach dem Umfang des Ein-satzes von Lehrbeauftragten. Ich bin ein Kritiker von Lehraufträgen in der jetzi-gen Praxis. Sie sollten nicht als Beitrag zum Lebensunterhalt von Doktoranden verstan-den werden, denn Lehraufträge als solche sind kein Instrument der Nach-wuchsförderung. Meine eigene Präferenz dahingehend ist eine Nachwuchsförde-rung über Stipendien und Doktoranden-verträge. Wenn Doktoranden in Exis-tenznöten sind, weil sie nichts anderes haben als ihren Lehrauftrag, dann läuft da mächtig was falsch. Es wird dann auch nicht besser, wenn man den Lehrauftrag mit 680 statt 520 Euro entlohnt. Der Lehrauftrag ist nach meinem Verständnis eine Ergänzung zur Lehre.

: Wo sehen Sie Verantwor-tungen für die von Ihnen präferierte Doktorandenförderung?

Grünewald: Da gibt es große Chancen auf Mitteleinwerbungen durch Profes-sor_innen. Der Königsweg führt über Sti-pendien.

: Wenn jetzt aber – wie zum Beispiel in der Germanistik – ein wesentli-cher Bestandteil der Lehre nur durch Lehraufträge bewältigt wird, wie begeg-nen Sie dem?

Grünewald: In Bezug auf die ganze Uni schöpfen wir das Maximum an Lehrauf-trägen gar nicht aus. Das, was Sie jetzt ansprechen, ist vielmehr ein punktuelles Problem, dessen Schwerpunkte sich über einige Fakultäten verteilen. In Einzelfäl-len muss da ein Umdenken passieren. Dazu führe ich häufig sehr kontroverse Gespräche mit den jeweiligen Verant-wortlichen, denn ich bin ein entschiede-ner Gegner dieser Praxis. Das Personal gibt durchaus auch eine andere Planung qualitätsbewusster Lehre her. Ich spreche mich auch dagegen aus, Pflichtseminare durch Lehrbeauftragte erbringen zu las-sen. Ich finde das, offen gesagt, furchtbar.

: Was aber nun machen Sie mit den „Schwerpunkten“ und mit Semi-naren, die mit bis zu 100 Studierenden einfach überbesetzt sind?

Grünewald: Ich sage den Lehrenden gebetsmühlenartig: „Ihr müsst einen an-deren Lehrveranstaltungsplan machen!“ Wenn einzelne Seminare großen Zulauf finden, während andere leer bleiben, muss man nach den Ursachen forschen und über die Qualität einzelner Semina-re nachdenken. Die Studierenden ent-scheiden das mit den Füßen – sie gehen dahin, wo sie die beste Lehre erwarten. Und bei den Pflichtveranstaltungen muss das Fach so viele Veranstal-tungen anbie-ten, das alle einen Platz bekommen. Ein weiteres Problem der Fächer mit hohen Studierendenzahlen – zum Beispiel der Germanistik – ist es, dass sie sich aus Bachelor-Studierenden und vielen alten Magisterstudierenden zusammensetzen, die bis heute keinen Abschluss haben.

: Aber die alten Magisterstu-dierenden sitzen doch nicht in den Pflicht-

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veranstaltungen für die frühen Semester des Bachelor...

Grünewald: Doch natürlich, wenn sie ihren Studienplan noch nicht erfüllt ha-ben.

: Das kann ja aber nicht die einzige Erklärung sein, zumal eine Hand-voll Magisterstudierende die Veranstaltun-gen doch nicht überfüllen kann...

Grünewald: Ich habe nie dagestanden und gezählt. Wenn die Beobachtungen aber so sind und trotzdem alles über-füllt ist, dann ist das Lehrangebot falsch austariert und es gibt offenbar zu wenig von derartigen Lehrveranstaltungen. Die Verantwortung dafür liegt im Fach. Man muss konsequent nach solchen Sardinen-büchsen suchen – und gegen sie hilft nur ein besseres Lehrangebot. Die einzelnen Fächer stellen sich zwar dem Problem, das Ergebnis ist aber noch nicht immer befriedigend.

: Im kommenden Winterse-mester werden durch doppelte Abiturjahr-gänge und die wegfallende Wehrpflicht deutlich mehr Erstsemester erwartet. Wie ist dafür Ihre kurz- und langfristige Pla-nung?

Grünewald: Wir werden im Winterse-mester für die Uni Potsdam keine spürbar andere Situation haben als in den Vorjah-ren. Wir haben in jedem Jahr sehr viel mehr Bewerbungen als Studienplätze. Auf etwa 3.400 Ersti-Plätze kommen schon bislang über 25.000 Bewerber_innen. Wenn es jetzt, wie von Ihnen beschrieben, noch mehr werden sollten, dann bliebe die Zahl der Studienplätze hier immer noch gleich, dann wäre die Auswahl im-mer noch dieselbe. Nur der Wettbewerb würde sich dann noch etwas verschärfen.

: Also wird das Problem die Uni gar nicht erreichen?

Grünewald: Ich schätze, wir werden wieder 3.400 aufnehmen. Wir schaffen hier seit zwei oder drei Jahren immer eine Punktlandung. Das hört sich aber planerisch schöner an, als es manchmal in der Wirklichkeit ist. Mit Blick auf die großnachgefragten Fächer wie Geschich-te oder Germanistik, die in den letzten Jahren nicht mehr Studierende aufge-nommen haben, als ihnen laut Kapazitäts-recht nach der vorhandenen Anzahl an Lehrenden zuzumuten ist, muss man das aber differenziert bewerten. Nach meiner Einschätzung ist das Verhältnis dort eher negativ.

: Sie erwarten also im Gro-ßen und Ganzen keinerlei Probleme?

Grünewald: In anderen nichtzulas-sungsbeschränkten Fächern, die seit ge-raumer Zeit wenig nachgefragt werden, kann ich die Entwicklung nicht absehen. Im Großen und Ganzen haben wir diese Aufgabe aber in den vergangenen Jahren beherrscht.

: Nochmal zurück zur Prob-lematik der Lehrbeauftragt_innen. Wie ist die deutlich unterschiedliche Bezahlung von 0 bis zum Teil 900 Euro zu erklären?

Grünewald: Die Bezahlung richtet sich in der Regel nach Qualifikation. Jemand, der woanders Professor sein könnte, wird natürlich anders bezahlt als ein promo-vierter Wissenschaftler. Und der wieder-um anders als ein Doktorand.

: Was ist aber mit jenen Pro-movierenden, die gar nichts bekommen?

Grünewald: Das müsste nicht sein! Eine andere Planung innerhalb der Fä-

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cher würde hier helfen. Ich bin total ge-gen unbesoldete Lehraufträge für Promo-vierende.

: Heißt das, dass Sie durch-aus zur Zusammenarbeit mit der Initiative Intelligenzija bereit sind?

Grünewald: Ja, klar. Ich freue mich im Prinzip über jede Bemühung, Interessen dialogisch festzustellen und zu bündeln. Gerade Doktorand_innen brauchen eine gute Vertretung. Trotz inhaltlicher Diffe-renzen empfinde ich das als Fortschritt.

: Angesichts der neuen Spar-maßnahmen im Land haben Sie die De-batte über sogenannte Studienkonten neu angeregt. Was verstehen Sie genau darun-ter?

Grünewald: Ich bin ausdrücklich kein Protagonist von Studiengebühren, son-dern von Studienkonten. Studienkonten geben jedem Studierenden ein Guthaben. Nach meiner Vorstellung müsste das so berechnet sein, dass jeder Studieren-de sein Studium in der 1,x-fachen Zeit kostenfrei absolvieren kann. Nicht ver-brauchtes Guthaben kann dann später für life long learning verwandt werden. So entsteht eine Wertschätzung des öffent-lichen Guts Studienplatz, der gerade bei uns in Brandenburg von immer weniger Steuerzahlern finanziert werden muss.

: Was ist aber mit Studieren-den, die durch Kind und/oder Nebenjob effektiv weniger Zeit haben als andere?

Grünewald: Ich bekenne mich ganz klar dazu, dass solche Modelle sozial ausbalanciert werden, indem bedürftige Menschen mehr Guthaben bekommen als weniger bedürftige. Das bedeutet aber auch, dass jemand aus wohlhabenderem Hause weniger Guthaben zur Verfügung

bekommt, sein Studium also früher kos-tenpflichtig wird. Stärkere Schultern tragen mehr. Das ist meine tiefe Über-zeugung. Durch ein individualisiertes Guthabenmodell kann man viel gerech-ter geben und nehmen, als wenn ich alles über einen Kamm schäre.

: Wie erklären Sie sich, dass andere Bundesländer dieses System schon wieder abgeschafft haben?

Grünewald: Das ist meiner Meinung nach aus wahltaktischen Gründen gesche-hen. Die Projekte in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, an denen ich selbst mitgearbeitet habe, haben sehr gut funk-tioniert. Nachdem in NRW dann später grundständige Studiengebühren einge-führt wurden, gab es irgendwann keinen Weg mehr zurück zu den Konten – auch nicht für die Gegner der Studiengebüh-ren. Allerdings müssen wir beachten, dass Brandenburg bei weitem nicht die finan-ziellen Mittel dieser Länder hat. Deshalb war es mir so wichtig, die Diskussion hier anzuregen.

: Wie lässt sich Ihrer Mei-nung nach, Hochschulmanagement mit guter Lehre in Einklang bringen?

Grünewald: Hochschulmanagement, das der Hochschule und ihren Bedürf-nissen gerecht werden will, ist Feldarbeit in der Qualität der Lehre. Es geht nicht um die Maximierung von Kennzahlen, sondern um Studienprogramme, Modul-inhalte und um Lehrbedingungen. Dafür setze ich mich ein. Ich wünsche mir, dass wir unsere Qualitätsversprechen an un-sere jetzigen und künftigen Studierenden einhalten können.

: Vielen Dank für dasGespräch.

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25Nr. 6

Euch hat die gefallen? Oder findet Ihr die Texte total

langweilig? Ihr wollt Kritik oder Lob loswerden? Ihr habt bessere

Ideen? Ihr schreibt oder gestaltet gern? Dann kommt in unser Team und helft

uns, die nächste Ausgabe zu gestalten!

Anregungen, Freude, Beschwerden oder Ideen einfach mailen an:

[email protected]@speakup.to

Letzte Ausgabe verschlafen? Null Problemo...

www.speakup.to

gefallen? Oder findet Ihr die Texte total

DONNERSTAG, 21. JULI

Semesterabschlussparty im Nil StudentInnenkellerwww.planet-nil.de

FREITAG, 22. JULI

20.30 Uhr: Texte im Untergrund – Die Lesebühne im KuZe: Diesmal an ungewohntem Ort und vor allem überir-disch. Mit Konrad Endler, Mira Jones und Jobst. Zu Gast: Kirsten Fuchs. www.texte-im-untergrund.de

21 Uhr: Punk'n'Rock Party im Nil StudentInnenkeller: Eine Legende kehrt zurück – für eine Nacht. www.planet-nil.de

SAMSTAG, 23. JULI Sommerloch-Party im Pub á la Pub mit Musik von DJ Sinnermann und

Feinstem vom Grill:ww.pub-a-la-pub.de

SONNTAG, 24. JULI

16 Uhr: Future IslandsEintritt: 3 Euro www.kuze-potsdam.de

18 Uhr: Spieleabend im Pub á la Pubwww.pub-a-la-pub.de

MONTAG, 25. JULI

20 Uhr: AStA-Montagskultur – Vorlese-abend mit Christian Kümpel Komische, provokante und pikante Lyrik www.kuze-potsdam.de

DIENSTAG, 26. JULI

Wii-Abend im Nil StudentInnenkellerwww.planet-nil.de

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DIENSTAG, 26. JULI

22 Uhr: „Das Labyrinth der Wörter“ Openair-Kino auf der Freundschaftsinselwww.inselkino-potsdam.de

FREITAG, 5. AUGUST

Karaoke im Nil StudentInnenkellerwww.planet-nil.de

22 Uhr: „Drei“, Spielfilm D 2010 Openair-Kino auf der Freundschaftsinsel

DIENSTAG, 9. AUGUST

22 Uhr: „Sommer vorm Balkon“, Spielfilm D 2005 Openair-Kino auf der Freundschaftsinsel

DONNERSTAG, 11. AUGUST

22 Uhr: „Das weiße Band“, Gesellschaftsdrama D/Ö/F/I 2009 Openair-Kino auf der Freundschaftsinselwww.inselkino-potsdam.de

FREITAG, 12. AUGUST

21 Uhr: Texte im Untergrund – die Lese-bühne im Keller: Texte selbst geschrie-ben und vorgelesen von Konrad Endler, Jobst und einem Gast. Im Nil StudentInnenkeller.Eintritt: 3 Eurowww.texte-im-untergrund.de

EIN OHR FÜR ALLE FÄLLEDas studentische Zuhörtelefon „Nightline Potsdam“ ist ab Montag den 11.04.2011 wieder unter der Festnetznummer 0331/977-1834 erreichbar. Die Nightline ist montags, donnerstags und sonntags zwischen 21 und 01 Uhr für Euch da, damit Ihr Euch die kleinen und großen Sorgen des Unialltags oder des Privatlebens von der Seele reden könnt. In den Ferien gelten andere Sprechzeiten.

Wer Lust verspürt, sich für das Projekt zu engagieren: meldet Euch einfach bei [email protected] Informationen unter www.nightline-potsdam.de

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WISSEN, WAS ABGEHT!

Du willst wissen, was an deiner Uni und in Potsdam abgeht? Du möchtest schnell erfahren, wenn die nächste Party steigt, Studis coole Aktionen planen oder der Semesterbeitrag fällig wird?Dann haben wir da was für dich!Der kostenlose SMS-Infoservice der informiert dich sofort, wenn es etwas Neues gibt, was du wissen musst – und du zahlst dafür keinen Cent!

WISSEN, WAS ABGEHT!

wenn es etwas Neues gibt, was du wissen musst –und du zahlst dafür keinen Cent!

Einfach eine SMS mit „speakup“ an 0160/3271989 (normale SMS-Kosten,

keine versteckten Gebühren oder kostenpflichtige Abos!) und durchschnittlich

einmal pro Woche wichtige Infos aufs Handy bekommen!

Du willst wissen, was an deiner Uni und in Potsdam abgeht?

DER SMS-SERVICE

DIENSTAG, 16. AUGUST

22 Uhr: „127 Hours“, Spielfilm USA/GB 2010 Openair-Kino auf der Freundschaftsinsel

SAMSTAG, 20. AUGUST

20 Uhr: „Die keusche Susanne“: Stumm-film von 1926 mit Live-Begleitung an der Welte-Kinoorgel. Eintritt: 10 Euro. Filmmuseum Potsdam

www.filmmuseum-potsdam.de

FREITAG, 26. AUGUST

15 Uhr: 50 Jahre „Die Kinder von Gol-zow“: 3 Spielfilme mit anschließendem

Gespräch und Empfang. Filmmuseum Potsdamwww.filmmuseum-potsdam.de

SONNTAG, 28. AUGUST

18 Uhr: Potsdam im Film – Historische Filmschätze 1918–1986: Filme mit Live-Begleitung an der Welte-Kinoorgel. Filmmuseum Potsdam

DIENSTAG, 30. AUGUST

18 Uhr: „Little Miss Sunshine“, Gesellschaftsdrama USA 2006 Filmmuseum Potsdamwww.filmmuseum-potsdam.de

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