speakUP Ausgabe 1

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STUDIERENDENZEITSCHRIFT DER UNIVERSITäT POTSDAM. JAHRGANG 1. AUSGABE 1. KOSTENLOS. STRIKE GOES ON! Audimax besetzen, Straßen blockieren! Wer macht denn sowas? KØBENHAVN Klimakonferenz, Klimawandel, Klimakatastrophe. Alles übertrieben, oder was? Drei Fragen an den Politikwissenschaftler Ronny Patz zum neuen Präsidenten des Europarates PRäSIDENT VAN ROMPUY Eine Bürgerstiftung auf der Suche nach talentierten Kindern in einem „Problembezirk“ PATEN FüR NEUKöLLN

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Erstausgabe der Studierendenzeitschrift „speakUP“ (Nr. 1), erschienen am 12.12.2009, erstellt von Studierenden der Universität Potsdam.

Transcript of speakUP Ausgabe 1

StudierendenzeitSchrift der univerSität PotSdam. Jahrgang 1. auSgabe 1. KoStenloS.

StriKe goeS on!audimax besetzen, Straßen blockieren! Wer macht denn sowas?

KØbenhavnKlimakonferenz, Klimawandel, Klimakatastrophe.alles übertrieben, oder was?

drei fragen an den Politikwissenschaftler ronny Patz zum neuen Präsidenten des europarates

PräSident van romPuy

eine bürgerstiftung auf der Suche nach talentierten Kindern in einem „Problembezirk“

Paten für neuKölln

imPreSSum ist die unabhängige Studierendenzeitschrift der

Universität Potsdam und erscheint unregelmäßig sowie kostenlos.

Herausgegeben von der Redaktion der . Verantwortlich für diese Ausgabe ist die Chefredaktion: Mandy Joachim (ViSdP), Teresa Renner (CvD)

Redaktion: Ina Starke, Denis Newiak, Mandy Joachim, Teresa Renner, Nadja Schwichtenberg, Nils Lange, Martina Krafczyk, Jan Schmieder, Alexandra Tost, Lisa Büntemeyer, Anne Kathrin-Müller, Tamás Blénessy

Bilder: privat (Titel & Seiten 2, 10, 12), Repro (4, 16), looki.de (5), schulaction.org (6), buycostumes.com (7), Hochschulgruppe Internationale Politik Universität Potsdam (9), jayboo@PHOTOCASE (11), Doris Antony (14), Promo (15, 17), AStA (19, 20)

Layout & Satz: pusztapunk.tk (your ClubMateTM)

Kontakt: , c/o AStA der Universität Potsdam, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam. eMail: [email protected].

Auflage: 1.500 (1. Auflage)

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 10. Dezember 2009

Druck: AStAUP Gott 2.0: Canon imageRunner 5055i.Eigendruck im Selbstverlag.

Realisiert aus den Mitteln der Studierendenschaft der Universität Potsdam.

und eS Ward eine zeitung. ho-ho-ho! auS den riPPen unzähliger

redaKteur_innen geSchnitzt, liegt Sie nun vor dir. Klein und unbeflecKt. nimm Sie in augenSchein, liebe leSerin, lieber leSer! hat Sie hand und fuSS und ein KlugeS KöPfchen? du nimmSt Sie in die hand und da erKlingt Plötzlich ihr erSteS lebenSzeichen: brüllt Sie dir auS voller Seele inS geSicht. laSS eS WachSen daS freche Kind! hör ihm zu und lach mit ihm! du WirSt Sehen: Schon bald KannSt du dir ein leben ohne dieSeS Kleine ding nicht vorStellen. vielen danK für die geburtShilfe an den aStauP. viel SPaSS beim entdecKen der erSten auSgabe von

WünSchen tereSa und mandy im namen der geSamten redaKtion.

PolitiK auf deinem camPuS!Seitdem du an der universität Potsdam studierst, fragst du dich, was eigentlich buchstabenreihen wie gal oder rcdS bedeuten sollen? Keine angst – dir kann geholfen werden! Von Ina Starke

Jedes Jahr im Sommer finden auf deinem Campus Wahlen für verschiedene Hochschulgruppen statt. Diese heißen dann beispielsweise Grüne Alternative Liste (GAL) oder Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS). Derzeit gibt es acht Vereinigungen, die sich dem jährlichen Wett-kampf stellen.

Aber wozu dienen überhaupt Wahlen, die innerhalb von Bildungseinrich-tungen, wie ei-ner Hochschule stattfinden? Das Wahlsystem an der Universität Potsdam soll zu einer erhöhten Mitbestimmung und Selbstver-waltung durch die Studierenden beitragen. So lässt sich zwischen vier unterschied-lichen „Wahl-gängen“ differen-zieren:

Von allen Mit-gliedern einer Fa-kultät – also auch den Hochschul-lehrer_innen und Mitarbeiter_in-nen – werden fünf Fakultätsräte gewählt. Von der gesamten Studierendenschaft haben je-doch nur zwei Studierende die Aussicht darauf, in den Se-nat – das höchste akademische Gremium an der Universität – gewählt zu werden. Durch diese beiden Wahlschritte soll eine Mitbestimmung der Studierenden an der akademischen Selbstverwaltung gewährleistet werden. In diesen Gremien werden beispielsweise Studienordnungen beschlossen und richtungweisende Entscheidungen bezüglich der Ausgestal-tung der Lehre an der Universität getroffen.

Neben dieser akademischen Selbstverwaltung, in den nStu-dierende allenfalls ein Mitwirkungsrecht haben, existiert eine eigene studentische Selbstverwaltung, die ausschließ-lich von der Gruppe der Studierenden der Universität ge-

wählt wird. So wählen die Studierenden einer Fachschaft eigene studentische Räte, die so genannten Fachschaftsräte. Diese kümmern sich größtenteils um immer wieder auftre-tende Probleme in eurem Studium. Die Fachschaftsräte tref-fen sich reglemäßig in der Versammlung der Fachschaften. Diesem Gremium steht wiederum ein Mitspracherecht bei den beiden höchsten Organisationen der Studierendenver-tretung zu.

Der gesamten Stu-dierendenschaft obliegt es auch, das Studierenden-parlament (StuPa) durch Wahlen zu ernennen. Die-ses hat wiederum die Möglich-keit, zehn Refe-rent_innen aus ihren Reihen in den Allgemeinen Studierendenaus-schuss (AStA) zu entsenden. Der Ausschuss ver-waltet zusammen mit dem Parla-ment die Beiträge der Studieren-denschaft. Die-se belaufen sich jährlich auf rund 400.000 Euro.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Hochschul-gruppen sich um die Plätze in den Räten und im Parlament mit der Option auf Sitze im AStA streiten. Zur Übersicht ist dieses komplexe System der Repräsentation auch im Schema nachzuvollziehen.

Doch ist es bei all dem Eifern um Einfluss auf die Hochschul-politik nicht ratsam, die Gesamtheit der Studierenden mit ihren Interessen nicht aus den Augen zu verlieren? Sollte nicht der Dialog mit den Studierenden als Wähler_innen den Schwerpunkt des Wahlkampfes bilden? Oder genügt es vielleicht wie vergangenen Sommer Melonenstücke zu ver-teilen, um die Gunst der Wähler_innen zu gewinnen...

militariSierung reloadedder master „military Studies“ im Kreuzfeuer: eine veranstaltung zur zivil-militärischen zusammenarbeit am beispiel der uni Potsdam! Von Teresa Renner

Es gibt nicht viele Studiengänge, die so starke Emotionen hervorrufen. Am 12 Oktober 2007 wurde die feierliche Eröffnung des Master-Studiengangs „Military Studies“ an der Universität Potsdam lautstark torpediert. Seitdem tobt der mediale Kampf um die Deutungshoheit zum Thema „zivil-militärische Zusammenarbeit“.

Um die Diskussion fortzusetzen, hielt der Politologe und Journalist Peer Heinelt am 24. November diesen Jahres einen Vortrag zum Einfluss der Bundeswehr an der Uni-versität Potsdam. Der Vorwurf: Es gehe in diesem Master nicht um freie Wissenschaft, sondern um selektive, affir-

mative Forschung im Auftrag der Bundeswehr. Die Studierenden sollten während des viersemestri-

gen Masters zu Multiplikatoren im Dienste der Bundeswehr abgerichtet werden,

um deren Bild in Medien-, Poli-tik- und Kultureinrichtun-

gen aufzupolieren.

Die an- w e s e n d e n Military Stu- d i e s -Studierenden schos-sen angesichts so viel Kri-tik an ihrem Studiengang argumentativ wild in alle Richtungen. Der R e f e r e n t habe nicht w i s s e n -s c h a f t l i c h gearbe i te t , und warum müssten sie sich eigentlich immer für ihre Stu-dienwahl rechtferti-gen? Im Anschluss an das Referat explodierten einige Diskussionsteilnehmer förm-lich, als diskutiert wurde, warum so we-nig kritische Forscher_innen in den Li-teraturlisten der Seminare zu finden sind und ob auch fundamentale Kritik an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr in den Veranstaltungen des Masterstudienganges sei-nen Platz hat. Und wie eng ist die Kooperation mit den zwei am Master beteiligten Bundeswehr-Einrichtungen „Sozialwissenschaftliches Institut“

und „Akademie für Information und Kommunikation“ tatsächlich? Na, das Hasso-Plattner-Institut sei doch auch von der Wirtschaft getragen!

Fazit: Diskussion zu diesem Thema tut gut und not. Wer den Abstecher ins Military Studies-Seminar kritisch vor-bereiten will, sei an die „Informationsstelle Militarisie-rung e.V.“ verwiesen: www.imi-online.de.

Übrigens: An der Freien Universität Berlin wird ein ganz ähnlicher Konflikt um den Sonderforschungsbereich 700 ausgefochten, der für seine Governance-Forschung unter Anderem zu Afghanistan kritisiert wird. Nachzulesen in der Informationsbroschüre „Failing Sciences – Embedded Stakeholders“, die Im Internet unter www.materialien.org/war/embedded-stakeholders1.pdf zum Abruf bereit steht.

Wer Jetzt gegen Wen? und Warum überhauPt?ein Kommentar zum bildungsstreik. Von Mandy Joachim

Das Jahr 2009 steht für tausende Studierende in ganz Deutschland zu Recht im Zei-chen des Bildungsstreiks. Die verpatz-te Umsetzung von Bologna gibt dazu allen Anlass. Doch neben Demos und Besetzungen fechten Streiken-de, Hochschullei- tung, poli-tische Hochschulgrup-pen, sowie interessierte Studierende noch einen wei-teren ebenso erbitterten Kampf aus: den Kampf gegeneinander.

Die genannten Gruppen beanspru-chen für sich, für die Studierenden der Universität Potsdam nur das Beste zu wollen, für sie als Ge-meinschaft zu sprechen. Ob-wohl die beteiligten Parteien bei verschiedenen Forde-rungen konform gehen, ist trotzdem nur eine verschwindend geringe Minderheit beinahe täglich aktiv dabei für bessere Stu-dienbedingungen zu kämpfen. Viele Studierende, ob in Hoch-schulgruppen organisiert, oder unabhängig interessiert, teilen bei-spielsweise die Forderung der Strei-kenden nach mehr demokratischer Beteiligung der Studierenden und der deutlichen Verbesserung der Situation in den übervollen Seminaren.

Die Frage ist nun, welche Form der Arbeit für die Erreichung der Ziele die Beste ist. Ist es das Beste, das Audimax zu besetzen? Ist es das Beste reißerische Anti-Streik-Veröffent-lichungen zu publizieren, ohne sich ander-weitig zu beteiligen? Ist es das Beste sich schlicht gar nicht zu beteiligen? Oder wäre es vielleicht richtig miteinander zu arbei-ten?

Statt nach gemeinsamen Zielen und Lö-sungen zu suchen, scheinen die Beteilig-ten nur nach der eigenen Profilierung im Rahmen ihrer politischen Überzeugungen zu schielen.

So verbauen sich die verschiedenen Akteur_innen die Chance, sich gemeinsam als komplette Studierenden-schaft der Universität Potsdam zu organisieren und so als mächtiges Sprachrohr für sich selbst einzutreten.

Sollten nicht gerade jetzt, da die Streikenden den dauern-den Dialog mit der Landespolitik geschaffen haben und

die Möglichkeit besteht das Hochschulgesetz wieder für Verhandlungen zu öffnen, alle Studierenden

von ihren Partikularinteressen zurücktreten? Sollten die Studierenden nicht genau jetzt

nach gemeinsamen Zielen suchen und zu-sammen unter den bereits erkämpften

Vorraussetzungen für bessere Bedin-gungen an der Universität eintre-

ten?

Die Chance zu einer kons-truktiven Zusammenar-

beit mit der Landespo-litik ist jedenfalls das erste Mal seit Jahren

gegeben. Diese Chan-ce muss genutzt wer-

den! Augenschein-lich stehen die

Studierenden hier jedoch

allein auf w e i t e r

F l u r : Auf pro-dukt ive Beiträge seitens

der Universitätsleitung war-ten sie vergeblich. Statt dessen

stellt diese Zelte auf, um Lehr-veranstaltungen aus dem Audimax

herauszuhalten. Das fadenschei-nige Argument, die abgeschraubten Sitzreihen im Audimax stellten ein Risiko dar, zeigt einmal mehr, dass die Universitätsleitung nicht an ei-ner Zusammenarbeit interessiert ist. Hätte sie sich sonst nicht längst kon-struktiv in den Dialog mit der Lan-despolitk eingebracht oder an einem Plenum teilgenommen?

„lieber guter WeihnachtSmann! mach, daSS ich Studieren Kann!“zehntausende Studentinnen und Studenten aus zahlreichen ländern streiten seit Sommer dieses Jahres unter anderem für die demokratisierung der hochschulen, die abschaffung von anwesenheitspflichten und master-zulassungs-beschränkungen sowie gegen „versteckte Studiengebühren“. Von Denis Newiak

In einer zweiten großen Welle des „ B i l d u n g s s t r e i k e s “ demonstrieren seit An-fang November Schul- und Hochschulangehö-rige für bessere Lern- und Lehrbedingungen an deut-schen Hochschulen. In ganz Deutschland werden derzeit Hörsäle an Hochschulen besetzt und mit diversen einfallsreichen Aktionen, wie z.B. dem „Alternati-ven Vorlesungsverzeichnis“, auf die Missstände im Bildungssystem auf-merksam gemacht.

In Potsdam erreichte die Protest-bewegung am 17. November ih-ren vorläufigen Höhepunkt: Min-destens eintausend Lernende und Lehrende aus Schulen und Hoch-schulen waren zur Demonstration gekommen, erwartet wurden von der Polizei nur 250 Teilnehmer_in-nen. Für ein frei zugängliches und hochwertiges Studium demonstrierten zeitgleich zehntausende Hochschul-angehörige in über fünfzig deutschen Städten. Als der Potsdamer Demonst-rationszug vor dem Einstein-Gymnasi-um Halt machte und die Schüler_innen lautstark aufforderte, sich dem Protest anzuschließen, wurde die Schule in der Hegelallee nach innen und nach außen von der Polizei abgeriegelt, weil Pro-testierende das Gebäude betreten hatten. Zwar kam es zwischen

Demonstrant_innen und Staatsge-walt zu keinen körperlichen Ausei-

nandersetzungen. Doch mehrere Streikende sprachen sich dafür

aus, zu überprüfen, ob es ge-setzeskonform war, die Schü-ler_innen von der Kundge-bung fernzuhalten. Am Helmholtz-Gymnasium schlossen sich vereinzelt Schüler_innen dem Demons-

trationszug an. Die meisten blieben aber in den Klassen-

zimmern zurück. In Redebei-trägen schilderten Lehrende wie

Studierende die defizitäre Lage an den brandenburgischen Hochschu-

len. Am gleichen Tag wurde von Pro-testangehörigen auch ein Hörsaal der Fachhochschule Potsdam besetzt. Die Besetzung des Audimax am Neu-en Palais wird weiter aufrechterhal-ten.

Nachdem in Frankfurt am Main eine Besetzung von der Polizei mit Gewalt aufgelöst wurde, organisierten Potsda-mer Bildungsstreikende am 4. Dezem-ber eine spontane Straßenblockade. Für eine halbe Stunde wurde der morgend-liche Berufsverkehr in der Breiten Stra-

ße am Filmmuseum unterbrochen. Die Potsdamer Protestangehörigen sprachen ihre Solidarisierung mit den Frankfurter Demonstrant_innen aus.

Mehr Informationen unter www.bildungsstreikpotsdam.com

Die Beratungsangebote eures AStA

PotSdamer Studierende aKtiv in der internationalen PolitiKuniversität Potsdam übernimmt die vertretung litauens beim „national model united nations“ in new york. Von Nadja Schwichtenberg

Seit Sommer 2008 treibt eine neue Hochschulgruppe ihr Unwesen an der Universität Potsdam. Der eine oder die andere wird in den vergangenen Wochen vielleicht auf einen von ihren Flyern gestoßen sein, mit denen sie In-teressierte zu einer Infoveranstaltung eingeladen haben. Die Rede ist von der Hochschulgruppe Internationale Po-litik (HIP).

Derzeit beschäftigen sich ihre 16 Mitglieder mit den Vor-bereitungen für das Projekt „National Model United Na-tions“ (NMUN). Im Rahmen dieses Projekts werden 14 Studierende nach New York fliegen, um dort in den Ge-bäuden der Vereinten Nationen aus Sicht eines UN-Mit-gliedstaates in Ausschüssen über internationale politische Belange zu diskutieren. Am Ende der Diskussionen wird in jedem Ausschuss eine Resolution verfasst.

Die Universität Potsdam nahm erst-malig im April 2009 an dem Modellspiel als Vertreterung Zyperns teil. Im nächsten Jahr wer-den Potsdamer Stu-dierende aus Sicht Litauens in sechs verschiedenen Aus-schüssen debattie-ren und möglichst viele ihrer vorher erarbeiteten Stand-punkte in die Reso-lution einbringen.

Die litauische Au-ßenpolitik wird vor allem von der Z u s a m m e n a r b e i t mit den baltischen Staaten bestimmt. In der Europapoli-tik versucht Litau-en gemeinsam mit Polen den Ausbau der Beziehungen zwischen der Euro-

päischen Union und der Ukraine sowie mit Weißrussland voranzutreiben.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die noch sehr junge NATO-Mitgliedschaft Litauens, die insbesondere wegen der räumlichen Nähe zum Nicht-NATO-Staat Russland zu politischen Differenzen führen kann. Die NATO wird auch Thema in einem der Ausschüsse in New York sein.

Bis zum NMUN sind aber noch vier Monate Zeit für Vor-bereitungen und andere Projekte. So veranstaltete die HIP am 11. und 12. Dezember 2009 eine Seminarreihe über die Grundlagen des Völkerrechts, die Entwicklung der UN und die Außenpolitik Litauens.

Wer mehr über die Hochschulgruppe erfahren möchte, findet Informationen auf www.i-po-tsdam.de.vu.

Koordi-nation Statt rePräSen-tationronny Patz im interview über den Präsidenten des europäischen rates. Von Nils Lange

ronny Patz wurde am 21. Juni 1983 in radebeul bei dresden geboren. er studierte Politikwissenschaft an der freien universität berlin. seit diesem Jahr ist er dozent an der universität Potsdam und schreibt seine doktorarbeit über Politiknetzwerke und informationsflüsse in der eu.

herr Patz, am 19. november wurde der ständi-ge Präsident des europäischen rates, der die ver-sammlung der Staats- und regierungschefs leitet, ernannt. ein neues amt, das am 1. dezember mit dem lissabonvertrag in Kraft tritt. Wie beurteilen Sie die funktion des Präsidenten? Die Wahl des Belgiers van Rompuy zeigt, wo die Europäischen Staats- und Regierungschefs den Präsidenten haben wollen. Nämlich als Koordinator und Moderator und nicht als Repräsentanten der EU, der sie nach Außen und Innen vertritt. Zum Beispiel hätte Blair sicher-lich eine stärkere Rolle eingenommen.

Kritisiert wird nun, dass van rompuy zusam-men mit der ebenfalls neu ernannten britin ca-therine ashton, als sogenannte außenministerin der eu, im vergleich zu obama und clinton ein eher schwaches duo darstellt. Wie sehen Sie die-sen aspekt? Der Vergleich mit den USA zieht nicht wirklich, weil die EU, auch wenn das einige wollen, kein Staat ist. Das wurde durch die Benennungen von den Staats- und Regierungschefs auch ganz klar deutlich gemacht. Man will eine bessere Koordinierung er-reichen, jedoch nicht starke Persönlichkeiten, die eigenständig Außenpolitik betreiben, in diesen Äm-tern haben.

Was ist ihre meinung dazu? Mit Hinblick auf die Integration der EU hätte we-nigstens ein Posten ein bisschen prominenter besetzt werden können, damit gerade die EU-Bürger sehen, dass es wichtige Personen gibt, mit denen man sich auch identifizieren kann.

vielen dank für ihre einschätzung der lage.

„Wozu dienet dieSer unrat?“die universität Potsdam mal ganz musikalisch: Seit 1995 besteht bereits der chor „campus cantabile“. Von Martina Krafczyk

Diese Zeile aus der Matthäuspassion singen die Musiker_innen des Universitätschores mit vol-ler Hingabe. Campus Cantabile wurde 1995 von Kristian Commichau gegründet, denn seit der Entstehung der Universität im Jahre 1991, gab es keinerlei musikalische Hochschulgruppen. Schon ein Jahr später folgte die Gründung des Universi-tätsorchesters „Sinfonietta Potsdam“, das genauso bei den musikalischen Projekten mitwirkt.

Esther-Kristin Lather aus dem Alt ist seit 2005 dabei und weiß, warum sich der Chor so großer Beliebtheit erfreut: „Ich mag Herrn Commichaus Ansatz, uns Musik zu vermitteln, die wir ansons-ten wahrscheinlich nie kennen lernen würden. Das macht er total subtil und gar nicht von oben herab. Er begeistert uns alle immer wieder aufs Neue für klassische Musik.“ Astrid Gustafsson ist Erasmus-Studentin aus Finnland. Nach ihrer ers-ten Probe stellt sie fest, dass alles ganz genauso ist wie in ihrer Heimat. Musik verbindet eben.

Neben Musikvermittlung entstehen im Chor neue Freundschaften, die über die Grenzen der Studi-enfächer hinausgehen. Man fühlt sich trotz der langen Probe, die dienstags von 19.00 bis 22.00 Uhr in der Mensa am Neuen Palais stattfindet, durch die gemeinsame Musikerfahrung ausgegli-chen. Das Schönste ist für die meisten das Proben-wochenende im brandenburgischen Petzow. Am Lagerfeuer und auf dem Steg am See lässt es sich auch des Nachts gut singen und musizieren.

Das von Johann Sebastian Bach komponierte Pas-sionswerk wird am 12. und 14. Februar 2010 in einer Fassung von Felix Mendelssohn-Bartholdy im Nikolaisaal in Potsdam zu hören sein. Karten gibt’s unter www.nikolaisaal.de oder unter (0331) 288 88 28.

fragen zu KoPenhagenvom 7. bis 18. dezember findet in der dänischen hauptstadt die 15. un-Klimakonferenz statt. ein interview mit der Klimaaktivistin Jana bosse, Studentin an der universität Potsdam. Von Teresa Renner

die „Klimapiraten“, ein netzwerk junger Klimaakti-visten, sind seit dem 5. dezember mit dem Segelschiff nach Kopenhagen unterwegs. und du, Jana, bist dabei! Warum setzt du dich fünf tage Wind und Wetter aus, um zu einem gipfeltreffen zu fahren, bei dem deine Stimme gar nicht erwünscht ist? Ich will in Kopenhagen – gemeinsam mit anderen – den öffentlichen Druck auf die RegierungsvertreterInnen er-höhen. Das Thema ist zu wichtig, als dass wir es den of-fiziellen VertreterInnen alleine überlassen können – die zudem von Lobby-Gruppen unter Druck gesetzt werden, die ihre eigenen, kurzfristigen, wirtschaftlichen Interes-sen vertreten.

einige menschen in deutschland sind der meinung, dass wir als individuen nichts mehr ausrichten können gegen den Klimawandel, und dass eine internationa-le Konferenz unsere einzige chance ist. Was sagst du dazu?Nun ja, wir Individuen, alle zusammen, machen den Kli-mawandel. Jeder und jede Einzelne von uns trägt durch sein bzw. ihr Konsumverhalten dazu bei. Internationale Konferenzen sind wichtig, da hier Weichen von „oben“ gestellt werden können und – so zumindest die Hoffnung

– verbindliche Zielvorgaben gemacht werden können. Auf diese Art und Weise können politische Anreize für klimafreundliches Handeln gegeben werden – aber han-deln müssen wir. Es hilft nicht, die Verantwortung abzu-schieben – wir entscheiden, ob wir beispielsweise fliegen oder nicht. Aber wenn Flugbenzin besteuert wird, steigen die Flugpreise und es ist wahrscheinlicher, dass mensch sich gegen ein Flugzeug entscheidet. Insofern: COP 15 ist nicht alles, aber: politics matter!

und von welchem ergebnis von coP 15, der „confe-rence of the Parties“, träumst du?Die globale Erwärmung muss unter 2°C bleiben. Deshalb dürfen die globalen Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 eine Menge von 650 Gigatonnen Kohlendioxid nicht überschreiten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten sich die reichen Industrienationen (aufgelistet im „Annex I“ der Klimarahmenkonvention) zu Emissionssenkungen gegenüber 1990 von mindestens 40 Prozent bis zum Jahr 2020 und 95 Prozent bis zum Jahr 2050 verpflichten, und zwar durch Energieeinsparungen, erneuerbare Energien, nachhaltigen Transport und nachhaltige Landwirtschaft. Außerdem brauchen wir Zahlungen an so genannte Ent-wicklungsländer von mindestens 110 Milliarden Euro pro Jahr, um Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren und energiesparende Technologien zu implementieren. Soweit zu meinen Träumen...

Was hälst du von dem konsumkritischen ansatz der „décroissance“, zu deutsch etwa „Wachstumsverwei-gerung“? es gibt mehr und mehr leute, die das Wirt-schaftswachstum bewusst bremsen wollen, mittels so „radikaler“ maßnahmen wie verzicht auf handy, tv, auto - anschaffungen ohne die mensch doch gar nicht mehr leben kann...Natürlich kann man ohne Handy leben, habe ich bis vor kurzem gemacht... Im Ernst: Wenn wir von Klimagerech-tigkeit reden, sind wir natürlich auf der Seite derjenigen, die sich einschränken müssen. Wollten wir weltweit unseren Lebensstandard durchsetzen, erreichen wir die Klimaziele nicht. Für mich persönlich halte ich die Fra-ge danach, ob etwas tatsächlich notwendig ist, für sehr hilfreich. Mensch stellt nämlich fest, dass sehr vieles ei-gentlich nicht notwendig ist...

na dann, leinen los! ich wünsche euch viel erfolg in Kopenhagen und danke dir für das interview!

Wer wissen will, wie‘s den die Klimapiraten auf hoher See ergeht, findet hier das Logbuch: www.klimapiraten.net

Streit? Keine frage!

Einen Temperaturwechsel gab es schon immer, der Klimawandel ist eine permanente Erscheinung in der Erdgeschichte. Die Frage nach der Mitwirkung des Menschen ist vollkommen legitim, nur sollten die Aus-wirkungen dieser Argumentation und deren Nutznießer nicht vernachlässigt werden. Es sind keine positiven Ergebnisse zu erwarten, wenn Menschen permanent, überall der bevorstehende Klimakollaps und die schein-bar unabwendbare Apokalypse gepredigt werden. Dann im selben Atemzug ein sofortiges Handeln zu verlangen und zu erwirken ist mit Vorsicht zu genießen.

Kopenhagen startete mit immensen Erwartungen und viele Menschen erhoffen sich dadurch die Wende in der „Klimapolitik“. Da traf es sich sehr schlecht für die „Klimaretter“ als Hacker brisante Daten des CRU (Clima-te Research Unit) stahlen und veröffentlichten. Das CRU ist eine der vier wichtigen Klimainstitute, die dem In-tergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) seine Daten für seine so sicher geglaubten Thesen liefern. In den deutschen Medien lange unbeachtet. Kurz vor Ko-penhagen sahen sich die Medien jedoch dazu gezwungen zu berichten. Der Anlass war schwerwiegend genug. Der Leiter des CRU Phil Jones trat wegen der oben genann-ten Affäre zurück und die Skeptiker bekamen auf breiter Front auftrieb. In der englischsprachigen Presse trägt der Skandal einen Namen von historischen Ausmaßen. Man spricht vom „Climategate“

Ein denkbar schlechter Start für die Rettung des Kli-mas unseres Planeten. Die ersten Dokumente sind eher bescheiden. Die Entwicklungsländer laufen Sturm gegen die Absicht die Kohlendioxid-Reduktion auf ihrem Rücken auszutragen, mit einigen Milliarden Unterstüt-zung, was gegen den weltweiten „Bankenbailout“ wie ein Taschengeld wirkt. Sollen die Entwicklungsländer jetzt auch noch für die (angeblich) vom Westen verursachten Probleme geradestehen?

Das Konstrukt des Emissionshandels und die allseits geforderte Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoß erschei-nen sinnvoll, aber sind sie es auch wirklich? Durch diese Agenda eine Sicherung der Interessen der Industrielän-der zu schaffen ist nicht sehr unrealistisch. Ein abschlie-ßendes Urteil werden wir uns mit Hilfe der Zeit später machen können. Deswegen ist es, einfach und wichtig wie immer zu fragen und dadurch mehr zu verstehen: Cui bono? Thema: Klimakonferenz in Kopenhagen

Gibt es Temperaturwechsel? Ist ein wärmeres Klima nicht sogar besser? Spielen die vom Menschen verursachten

Treibhausgase überhaupt eine Rolle? Ist alles nur (Wasser-)Dampf oder heizt die Sonne uns mehr ein?

Ohne Frage ist die Bemessung eines menschgemachten Treibhauseffekts eine komplexe Aufgabe mit vielen Ein-

flussfaktoren. Sie wissenschaftlich zu beantworten ist der Anspruch des 1000-seitigen, vierten wissenschaftlichen

Berichts des International Panel on Climate Change (IPCC) von 2007, der die Existenz eines menschgemachten Kli-

mawandels als „sehr wahrscheinlich“ eingestuft, was eine mindestens 90-prozentige Wahrscheinlichkeit bedeutet.

Selbstverständlich bleibt das Thema dadurch strittig.

Doch was passiert außerhalb der Labore und Berichte? Während massive Klimaveränderungen sichtbar sind – von

Brandenburg bis China, bestätigt von Stadtbewohner_innen ebenso wie von Bäuer_innen – lesen wir in den seriösen Medien Handlungsaufrufe und sogar von weitgehender

Einigkeit der Regierungen in aller Welt. Leider betrifft die Einigkeit bisher eher das Anklagen als das Handeln, doch

bei erstem melden sich Große und Kleine zu Wort, wie bspw. die mittlerweile bekannten und liebgewonnen un-

tergangsbedrohten Südseeinseln. 187 Staaten unterschrie-ben und ratifizierten seit 1997 das Kyoto-Protokoll, dessen Nachfolger nun in Kopenhagen verhandelt wird. Auch die

Entwicklungsländer reden lautstark mit, denn ein für sie faires Ergebnis ist ihnen besonders wichtig, da vor allem

arme Regionen am meisten leiden würden.

Zurück zur Wissenschaft: Laut dem Potsdamer Klima-forscher Rahmstorf fanden die zehn wärmsten Jahre seit

Aufzeichnung alle nach 1990 statt. Irgendwie beängstigend ist das ja, aber so konkret wie ein auf die Erde zurasender

Meteorit auch wieder nicht, obwohl die möglichen Folgen einer massiven Erwärmung weithin bekannt sind.

Ich bin gegen ein öffentliches Anzweifeln und Aufgeben des Klimawandels, da eine 90prozentige Wahrscheinlich-

keit, dass ein Weitermachen wie bisher die Erde mit ihren Bewohner_innen in ein unvorstellbares Chaos stürzt,

100-prozentig genügt um aktiv zu werden, also gleichzeitig zu Handeln und Handeln zu fordern und dabei auch noch

die Ressourcen zu schonen.

Öffentliche Verleugnung hat in den meisten Fällen weniger mit der maximal zehnprozentigen wissenschaftlichen Un-klarheit zu tun, sondern meistens mit konsumwachstums-

fanatischem Populismus oder Verschwörungstheorien – das darf nicht mit unter dem Deckmantel der wissenschaftli-

chen Skepsis stecken

Jan Schmieder sucht nach einem „Jein“ zur frage „gibt es wirklich einen Klimawandel?“

Alexandra Tost fragt sich: „darf man den Klimawandel

überhaupt anzweifeln?“

Wo KommSt du eigentlich her? heute: christin aus zehdenick. Von Denis Newiak

Hätte es ihr Wunschstudienfach Europäische Medienwis-senschaften auch in Zehdenick gegeben, wäre sie wohl da geblieben. Dort lebt schließlich ihre Familie, hat sie ihre Bekannte, lebt ihr langjähriger Freund. „Ich war im Kin-dergarten Zehdenick, Grundschule Zehdenick, Realschule Zehdenick, OSZ Zehdenick... Mein ganzes Leben hat da stattgefunden.“ In der Kleinstadt im Landkreis Oberhavel leben knapp 14.000 Menschen, je- des Jahr sind es rund hundert weniger. „Da geht man als Kind zum Spielen einfach raus auf die Straße und trifft sich mit seinen Freunden. Das wäre in Berlin gar nicht mög-lich.“ Ein Dorf ist Zehdenick nicht, doch erst recht keine Metropole. „Jeder kennt jeden, es wird über jeden getratscht.“ Dort legt man noch viel Wert auf die Meinung anderer.

Aber eine Universi-tät gibt es in Zeh-denick nicht, auch keine Fachhoch-schule. Nicht einmal ein Kinobetreiber hat sich ge-traut, dort zu inves-tieren. Für Christ in Streich, 19jähri-ge Erst-semesterin an der Philoso-phischen Fakultät der Universität Potsdam, stand schon lange fest, dass sie studieren wolle. „Und Studieren heißt: Ich muss weg.“ Weg von dort, wo sie bisher ihr ganzes Leben verbracht hat. Dass es sie nach Potsdam ver-schlagen hat, scheint sie nicht unbedingt zu stören: „Ich find’s toll: Kino, Schwimmhalle, Shoppingcenter. Dafür musste ich sonst zwanzig Kilometer fahren.“ Seit knapp acht Wochen wohnt sie im Studierendenwohnheim am Park Babelsberg und schon jetzt lernt sie die Vorzüge der Landeshauptstadt zu schätzen. Hier muss man nicht lange suchen, um etwas zu unternehmen. Im Gegenteil, die meis-ten Angebote kommen eher von selbst auf einen zu. Was einem ansonsten noch fehlt, findet man dann meistens in Berlin.

Das ist in Zehdenick anders. Hier gibt es zwar drei Bowling-center, aber zum Beispiel keinen McDonald’s. „Weit unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze“, erklärt Bürgermeister Dah-lenburg. Vieles habe man schon versucht, um vor allem die jungen Leute in Zehdenick zu halten. Nicht jeder – besser gesagt, die wenigsten bekommen in der Kleinstadt einen Ausbildungsplatz. Deswegen werden Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten, im ersten und zweiten Lehr-jahr von der Kommune unterstützt. Auch das Zehdenicker Jugendwerk leistet Beachtliches und wird dafür öffentlich gefördert. Vielleicht konnte man so in den letzten Jahren

den Bevölkerungsrückgang ein wenig eindämmen, der Bürgermeister spricht von „verlangsamter

Schrumpfung“. Doch auch an Zehdenick ist der demografische Wandel, die

gefürchtete Urbanisierung, nicht spurlos vorbei-

gezogen. „Man w ü n s c h t sich als B ü r g e r -

meister im-mer mehr“,

beteuert Dah-lenburg. „Aber

solche Defizite können wir auch

nicht alleine aus-gleichen.“

Dass Christin in Zeh-denick geboren ist,

spielt für sie eigentlich keine Rolle. „Wenn ich

aus Berlin kommen wür-de, dann wäre ich eben

Berlinerin.“ – Doch in Zeh-denick habe sie ihr ganzes

Leben verbracht, habe sie ihre Familie und Freunde. Was

es sonst noch Schönes in Zeh-denick gibt? „Wir haben eine

schöne Brücke, einen schönen Park.“ Die junge Frau überlegt ei-

nen Moment. „Was haben wir denn noch so Schönes?“ Als Jugendliche

stehe man in Zehdenick oft einfach nur irgend-wo rum, treffe sich mal. „So viel gibt es in Zehdenick nicht wirklich.“

Noch weiter von zu Hause wegziehen möchte sie erst ein-mal nicht. Es ist ihr wichtig zu wissen, dass sie ihre Familie und Freunde jedes Wochenende besuchen kann.

neulich auf Wg-Suchedrama baby, drama! Was „Wg-Suche“ und die Stasi gemein habenVon Lisa Büntemeyer

Wer gerne mal an einer Castingshow teilnehmen würde, sich aber nicht D!, Heidi, Bohlen und Co aussetzen möchte, sollte es mit „WG-Suche“ ver-suchen. Aberwitzige WGs laden bis zu 60 Inter-essent_innen ein, quetschen die Bewerber_innen aus, laden zum Recall und verteilen Absagen – ganz im Stil der großen Vorbilder RTL, Pro7 und SAT1.

Um als Gewinner_in beim WG-Casting hervor-zugehen, muss man nicht jodeln, singen und tan-zen können oder auch einfach nur gut aussehen wie die echten „Superstars“. Man kann sogar völ-lig talentfrei sein!

Allerdings muss der bzw. die Bewerberin der Jury musikalische und sexuelle Vorlieben, Macken und Zwänge, Alter, Studiengang, Herkunft und Zukunftsabsichten offenbaren. Die Stasi wäre be-geistert!

Passen diese Informationen nicht 1:1 zum Anfor-derungsprofil der WG-Jury, gibt es eine Absage für den bzw. die Bewerberin – oder auch nicht. Denn die Verlierer_innen bekommen weder eine Rose, noch einen tränenreichen Abschied. Otto-normalverbraucher_in wird vom Castingkomitee völlig im Dunkeln gelassen und hört nie wieder von ihnen.

Also auf zur nächsten WG. Und zur übernächs-ten. Und zur überüber-nächsten. Spätestens nach der überüberüberüberübernächsten WG ist die Castingfreude flöten gegangen.

Und überhaupt, was gibt es schon zu gewinnen? Ruhm und Reichtum sicherlich nicht. Nein, der bzw. die erfolgreiche WG-Casting-Teilnehmerin muss für den Erfolg auch noch zahlen. Und das jeden Monat! Obendrauf kommen Putzplan, dre-ckige Mitbewohner_innen und gelegentliche Freuden wie Mieterhöhung, Wasserschäden oder kaputte Kühlschränke.

Wer also unbedingt an einem Casting teilneh-men und gewinnen will, sollte den kommerzi-ellen Weg gehen und sich schleunigst ein Ta-lent zulegen. In der Branche bei Bruce, D! und Co gibt es immerhin noch etwas zu holen. Und wer im Pappkarton unter der Brücke haust, hat gleich ein persönliches Drama vorzuweisen, das im Fernsehen mittlerweile Voraussetzung zu sein scheint, um erfolgreich zu sein.

Studium – und dann?Wohl viele zweifeln manchmal an ihrer Studienwahl oder fragen sich was sie später damit machen können. Wir stellen euch in jeder ausgabe einen Studenten vor, der in Potsdam studiert hat und zeigen, wie viele möglichkeiten es nach dem Studium gibt, welch zahlreiche und interessante arbeitsmöglichkeiten ein Studium ermöglichen kann, egal was ihr studiert. ein interview mit andre appel. Von Anne-Kathrin Müller

Was hast du studiert?Jura, deutsches und französisches Recht.

Was hat dich damals dazu bewogen dieses fach zu studieren?Ohne genau zu wissen warum, war mir schon ganz lange klar, dass für mich nur das Jurastudium in Frage kommt. Ohnehin sollte ich besser die Finger von der Mathematik in all ihren Formen lassen, von daher war die Wahl der Studienrichtung von vornherein eingeschränkt.

hattest du eine traumvorstellung von einem Job?Ja, die hatte ich selbstverständlich. Ich denke, dass jeder ein gewisses Idealbild von seinem Traumjob hat. Ich wollte Rechtsanwalt werden und für die großen und kleinen Pro-bleme meiner Mandanten da sein.

Wie ging es weiter nach deinem Studium?Nach dem ersten Staatsexamen habe ich anderthalb Jahre bei einem Bundesverband im Bereich Marketing und IT gearbeitet. Zwar hat das Spaß gemacht, allerdings habe ich auch gemerkt, dass die Verbandsarbeit nichts für mich ist. Parallel dazu habe ich mein Referendariat begonnen und dort erste Praxiserfahrungen im gewerblichen Rechtsschutz gesammelt. In meiner Wahlstation war ich in Wien.

Was machst du heute?Seit Februar 2009 bin ich als Rechtsanwalt zugelassen und selbstständig. Ich arbeite als freier Mitarbeiter mit einer Berliner Zivil-rechtskanzlei zusammen. Parallel dazu ar-beite ich gerade sehr intensiv an der Ver-wirklichung meines beruflichen Traumes eines Medienrechtsunternehmens, welches ich zusammen mit einer Kollegin in Pots-dam gründen möchte.

bist du glücklich mit deiner arbeit? Sehr sogar. Zwar hat man es als Berufsan-fänger alles Andere als leicht, aber ich lie-be meine Arbeit und vor Allem genieße ich die Freiheiten, die die freien Berufe bieten. Auch wenn ich nicht verheimlichen möch-te, dass ich einen Beruf ergriffen habe, der sehr viel Zeit beansprucht.

Welche besonders positive oder auch negative aspekte hat deine arbeit?Ich genieße die große Freiheit, die mir meine Arbeit bietet. Ich kann mir meinen Arbeitstag sehr frei gestalten, was ich sehr gut finde. Dann ist es immer wieder schön, meinen Mandanten tatsächlich bei der Lösung ihrer Probleme zur Seite zu stehen. Ich denke, ich trage auch dazu bei, den Berufsstand des Rechtsanwalts in gewissem Sinne zu „ent-stauben“. Was anfangs schwierig ist, ist die große Verant-wortung, die man zwangsläufig übernimmt und die einem die ein oder andere schlaflose Nacht beschert.

Wo möchtest du dich beruflich hin entwickeln?Zum einen möchte ich meine Spezialisierung hin zum Me-dien- und Wettbewerbsrecht weiter ausbauen. Ich habe im Hinblick auf unser Medienunternehmen den Anspruch, die juristische Dienstleistung mit anderen Angeboten aus dem großen Feld der Medien zu verknüpfen und somit eine Vielzahl von Leistungen, die über die reine juristische Be-ratung hinausgehen, zu verknüpfen.

letzte frage: Was wolltest du als Kind werden?Bestimmt wollte ich mal Feuerwehrmann oder Lokführer werden.

vielen dank für das interview.

Kein talent darf verloren gehen! Paten für neukölln gesucht. Von Denis Newiak

Freiwilliges Engagement ist in der heutigen Gesellschaft leider keine Selbstverständlichkeit. Gerade deshalb ist es so wichtig auf die Bedeutung und den Nutzen von gemein-nütziger Arbeit zu verweisen. Gesellschaft funktioniert nur durch ein miteinander. Wer etwas zu einer besseren Welt beitragen möchte, kann dies bereits im kleinen Mikrokos-mos von Neukölln machen. Denn Menschen, die Hilfe, Un-terstützung und Orientierung möchten gibt es überall, dabei geht es nicht um Geld, sondern um Vertrauen und neue Ho-rizonte.

Viel zu häufig bleiben die Talente von Neuköllner Kindern unerkannt, denn viele Kinder sind von der Entdeckung und Entwicklung unterschiedlicher Interessen und Fähig-keiten ausgeschlossen. Sie finden weder angemessene Entwicklungschancen noch können sie Vertrauen in die eigenen Stärken entwickeln. Dabei wäre es ein großer Gewinn für unsere Gesellschaft, wenn die vielen unterschiedlichen Begabungen, die in den Kindern schlummern, zur Entfaltung kämen. Die Bürgerstiftung Neukölln hat ein Projekt zur

Förderung von Neuköllner Kindern im Grundschulalter, die wegen ihres sozialen Hintergrunds wenige Möglichkeiten haben, ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen zu erproben. Für diese Kinder suchen wir Talent-Patinnen und Talent-Paten bzw. „große Schwestern“ und „große Brüder“.

Diese Talentpaten sollen die Kinder bei der Entdeckung ih-rer Begabungen, Talente und Interessen begleiten und ihnen Einblick in die unterschiedlichsten Berufs- und Lebensberei-che gewähren. Talentpaten sollen in keiner Weise ein Ersatz für Förder- oder Nachhilfeunterricht sein, geschweige denn fehlende Sozialarbeiter oder Lehrer ersetzen. Talentpaten sollen etwas tun, was Institutionen im Alltag kaum leisten

können: Vertrauensverhältnisse zu den Kindern entwickeln und gemeinsam mit ihnen ihre

Talente, Hoffnungen und Wünsche er-kunden.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.neukoellner-talente.de

15. dezember20.00 uhr: „das Kapital“ lesen und verstehen. zweiwöchentliches Seminar. Studentisches Kulturzentrum, Seminarrraum. Hermann-Elflein-Str. 10. www.kuze-potsdam.de

20.00 uhr: Pub unplugged. Weihnachtskonzert mit natascha leonie (melancholic rock). Pub à la Pub. Breite Str. 1. www.pub-a-la-pub.de

21.00 uhr: rocket radio. die live-radioshow hosted by johnnyrocknrollsinclair. thema: allyou need is love. Nil StudentInnenkeller. Campus Neues Palais Haus 11. www.planet-nil.de

17. dezember18.15 uhr: film „the yes men - Streich um Streich die Welt verändern“. Campus Neues Palais, unter dem Audimax (Haus 8). www.unisolar-potsdam.de

20.00 uhr: aSta-donnerstagsKultur: „geister“. ein film von lars von trier, 2. teil. Studentisches Kulturzentrum, Theatersaal. Hermann-Elflein-Str. 10. www.kuze-potsdam.de

18. dezember21.00 uhr: texte im untergrund. die lesebühne im Keller. Nil StudentInnenkeller. Campus Neues Palais Haus 11. www.planet-nil.de

18. biS 20. dezemberbundesweites bildungsstreikvernetzungstreffen. Campus Neues Palais, Audimax (Haus 8). www.bildungsstreikpotsdam.com

21. dezember20.00 uhr: aSta-montagsKultur: „vietnam. genesis eines Konflikts“, dokumentation und vortrag. Studentisches Kulturzentrum, Theatersaal. Hermann-Elflein-Str. 10. www.kuze-potsdam.de

22. dezember20.00 uhr: the claSh. a tribute night anlässlich des todestages von Joe Strummer. Pub à la Pub. Breite Str. 1. www.pub-a-la-pub.de

26. dezember20.00 uhr: Weihnachtsdisko mit dJ Sinnerman. Pub à la Pub. Breite Str. 1. www.pub-a-la-pub.de

28. dezember20.00 uhr: aSta-montagsKultur: film „the revolution will not be televised“. Studentisches Kulturzentrum, Theatersaal. Hermann-Elflein-Str. 10. www.kuze-potsdam.de