Neue Wege im Betrieblichen Eingliederungsmanagement · sundheitsförderliche Gestaltung von...

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Marianne Giesert, Diana Reiter, Tobias Reuter, Karlheinz Wissel Neue Wege im Betrieblichen Eingliederungsmanagement Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit wiederherstellen, erhalten und fördern Gesundheitstage als Kampagne für alle Beschäftigten nachhaltig durchführen Evaluation : Partnerbetriebe : Förderträger:

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Marianne Giesert, Diana Reiter, Tobias Reuter, Karlheinz Wissel

Neue Wege im Betrieblichen Eingliederungsmanagement – Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit wiederherstellen, erhalten und fördern

Gesundheitstage

als Kampagne für alle Beschäftigten nachhaltig durchführen

Evaluation: Partnerbetriebe: Förderträger:

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Einleitung

Immer mehr Erwerbstätige beklagen zuneh-mende Arbeitsverdichtung und permanenten Leistungsdruck bei sich ständig wechselnden Arbeitsanforderungen. Psychische und körper-liche Fehlbelastungen sind in vielen Fällen die Ursache für Erkrankungen. Die betrieblichen Gesundheitstage bzw. der Gesundheitstag bietet eine Möglichkeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens positiv zum Thema Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu beeinflussen und bestehende Arbeitsbe-dingungen hin zu einer gesundheitsorientier-ten Arbeitsumgebung zu verändern.

Diese Handlungshilfe „Gesundheitstage als Kampagne für alle Beschäftigte nachhaltig durchführen“ ist im Rahmen des Projekts „Neue Wege im Betrieblichen Eingliede-rungsmanagement - Arbeits- und Beschäfti-gungsfähigkeit wiederherstellen, erhalten und fördern“ entstanden. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und aus dem Ausgleichsfonds nach §78 Sozial-gesetzbuch IX in Verbindung mit §41 Schwer-behinderten-Ausgleichsabgabeverordnung gefördert.

1. Funktion und Ziele der Gesundheitstage

Viele Unternehmen legen den Schwerpunkt bei Gesundheitstagen auf die Verhaltensprä-vention, wie etwa gesunde Ernährung, Sport-angebote, Rückenschule etc., ohne dass die Verhältnisse innerhalb eines Unternehmens mit einbezogen werden. Die Angebote der Gesundheitstage werden dann meist nur auf individuelle Gesundheitsförderung und nicht auf das gesamte Betriebliche Gesundheitsma-nagement (BGM) zugeschnitten. Dabei ist es besonders wichtig, Angebote der Verhaltens-prävention mit Angeboten der Verhältnisprä-vention zu verbinden. Dies entspricht einem ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheits-management und geht der Forderung nach, eine Balance zwischen einer an den Arbeits-bedingungen und einer an den einzelnen Be-schäftigten ansetzenden Prävention herzustel-len.

Um die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu erhalten und zu fördern, emp-fehlen wir die Gesundheitstage auf das Be-triebliche Gesundheitsmanagement mit den

drei Säulen Arbeitsschutz, Betriebliche Ein-gliederungsmanagement (BEM) und Betriebli-che Gesundheitsförderung abzustimmen (sie-he Abb. 1). Nur so können Angebote des Ar-beitsschutzes mit den Angeboten des BEM und der Betrieblichen Gesundheitsförderung im Rahmen betrieblicher Gesundheitstage miteinander verzahnt und die Wirkung einer solchen Veranstaltung nachhaltig erhöht wer-den.

Die Gesundheitstage bieten vielfältige Mög-lichkeiten der Verbesserung der Arbeitsfähig-keit wie etwa die gezielte Beeinflussung von Einstellungen und Verhaltensweisen der Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die ge-sundheitsförderliche Gestaltung von Arbeits-, Lebens- und Umweltbedingungen mit dem Ziel, gesundheitsdienliche Ressourcen zu stei-gern und zu einer gesunden Lebensführung zu motivieren.

Die Beschäftigten sollen an der Gestaltung und Verbesserung des Betrieblichen Gesund-heitsmanagements beteiligt werden. Schließ-lich sind die Beschäftigten die Expertinnen und Experten ihres Arbeitsplatzes und können Auskunft über mögliche Gefährdungen geben. Gesundheitstage unter Beteiligung der Be-schäftigten tragen zu einer stärkeren Motiva-tion der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei und fördern ein produktives und gesundheits-förderliches Betriebsklima.

Wesentlich ist dabei, dass diese Gesundheits-tage als eine längerfristige Kampagne geplant werden. Sie sollen Jahr für Jahr durchgeführt werden und auf den Ergebnissen des Vorjah-res aufbauen, um die Nachhaltigkeit dieser Aktionen zu gewährleisten.

Abb. 1: BGM - Giesert, Reiter und Reuter 2013

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2. Vorbereitungen treffen

An den Gesundheitstagen sind verschiedene Akteurinnen und Akteure mit unterschiedli-chen Kompetenzen zu beteiligen. Diese sind im Voraus zu benennen bzw. mit einzubezie-hen. Es empfiehlt sich eine Arbeitsgruppe zu gründen, die die Steuerung und Begleitung der Gesundheitstage übernimmt. Die Verantwort-lichen müssen Kompetenzen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement haben und eine Nähe zu den Arbeitsplätzen der Beschäftigten aufweisen. Folgende Akteurinnen und Akteure sollen beteiligt sein:

Vertreter/in des Arbeitgebers,

Vertreter/in des Betriebs- bzw. Per-sonalrats,

die Fachkraft für Arbeitssicherheit,

der/die Betriebsarzt/-ärztin,

die Schwerbehindertenvertretung

das BEM-Team bzw. Disability Manager

Mitglied(er) aus den Gesundheitsgremien bzw. dem Arbeitsschutzausschuss

Im Fall des Betriebs- und Personalrats existie-ren rechtliche Grundlagen, die eine Beteili-gung und Mitgestaltung solcher Veranstaltun-gen unterstützen (vgl. z.B. BetrVG und BPersVG). Bei den Gesundheitstagen sollen immer die drei Handlungsfelder des BGM (vgl. Abb. 1) Arbeitsschutz, BEM und Betriebliche Gesund-heitsförderung berücksichtigt und dement-sprechende Angebote entwickelt werden. Für die weitere konkrete Planung und Durchfüh-rung sind entsprechend weitere Personen bzw. Bereiche zu beteiligen. Diese können sein:

Führungskräfte aus den jeweiligen Be-reichen

Experten/in aus einzelnen Fachbereichen bzw. -gremien

Betriebliche Suchtberatung

Sicherheitsbeauftragte/r

(Betriebs-)Krankenkassen

Rentenversicherung

Integrationsamt mit Fachdiensten

Berufsförderungswerke

Soziale Beratungsstellen

Berufsgenossenschaften/Unfallkassen

Gewerkschaften

Yogaschule, Masseur/in

etc.

Führungskräfte sollen möglichst früh einge-bunden werden. Sie sorgen im Unternehmen für eine hohe Akzeptanz und Bekanntheit der anstehenden Gesundheitstage. Darüber hin-aus haben sie engen Kontakt zu den Arbeits-plätzen der Beschäftigten und können mit Ideen die Veranstaltung und die weitere Ge-staltung der Arbeitsplätze beeinflussen.

2.1 Organisation der Gesundheitstage

Nachdem die Beteiligten für die Veranstaltung benannt sind, geht es in die konkrete Planung. Um die Möglichkeiten und den Handlungs-spielraum abzuschätzen, müssen die techni-schen, personellen und finanziellen Ressour-cen bekannt sein. Hierzu gehören auch Leis-tungen Externer, z.B. der Krankenkassen, Be-rufsgenossenschaften bzw. Unfallkassen, die sich oft an Gesundheitstagen mit Angeboten beteiligen.

Ziele der Gesundheitstage festlegen:

Bevor das Programm erstellt werden kann, sind jeweils die jährlichen Ziele der Gesund-heitstage zu definieren. Dabei müssen Kriteri-en festgelegt werden, die die Zielerreichung bzw. die Wirksamkeit der Programmpunkte überprüfen können. Entsprechend sind diese Daten dann zu erfassen und auszuwerten.

Das Programm erstellen:

Ein Programmablauf muss erstellt werden. Dabei sind mehrere Punkte zu berücksichti-gen:

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Zeitraum und -umfang festlegen:

Das betriebliche Arbeitszeitsystem muss be-rücksichtigt werden, um möglichst allen Be-schäftigten (z.B. auch Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeitern) eine Beteiligung zu ge-statten. Dabei sind auch Ferienzeiten zu be-achten. Die Gesundheitstage in die Schulferien zu legen, ist nicht zu empfehlen. Um möglichst vielen Beschäftigten die Teilnahme zu erleich-tern sollten auch längere bezahlte Pausenzei-ten vom Unternehmen gewährt werden.

Teilnehmendenkreis bestimmen:

Neben den Beschäftigten können auch promi-nente Unterstützerinnen, Unterstützer und Gäste eingeladen werden. Dies lockt viele Interessierte an und sorgt für eine hohe An-zahl an Besuchern. Auch die Familien der Be-schäftigten sollten eingeladen werden. Fami-lienmitglieder können bei vielen Aspekten der Gesundheitsförderung durch ihre Einbindung unterstützen. Maßnahmen wie bspw. Ernäh-rungsberatung sind ohne die Mitwirkung der Familie nicht erfolgsversprechend. Das Kon-zept der Veranstaltung sollte möglichst auch den gesundheitsförderlichen Bedarf schwer-behinderter Beschäftigter und ihnen Gleichge-stellten mit abdecken.

Inhaltliche Themengebiete abstecken:

Für die Planung des konkreten Ablaufs werden inhaltliche Themengebiete bestimmt. Stehen die Inhalte fest, muss überlegt werden, wel-che Referentinnen und Referenten, externe Akteurinnen und Akteure (Krankenkassen, Unfallversicherung, soziale Beratungsstellen etc.) für die Veranstaltung gewonnen werden können, um entsprechende Vorträge bzw. Angebote und Aktionen zu übernehmen. Auf der Basis der Themen wird im Anschluss in Kooperation mit den zuständigen Ansprech-partnerinnen und Ansprechpartnern ein Pro-gramm entwickelt, in dem konkrete Inhalte genannt, Pausen, Zeiten der Fachvorträge oder besondere Fitnessmaßnahmen, Ergono-mie und Bewegung, Stressmanagement etc. festgelegt werden. Zur Unterstreichung der einzelnen Angebote können Informationsbro-schüren, Plakate etc. dienen. Für die Erstel-lung ist ausreichend Zeit einzuplanen.

Veranstaltungsort festlegen:

Die Bestimmung des Veranstaltungsortes ist eine besondere Herausforderung. Die Räum-lichkeiten müssen für die Beschäftigten gut und kostengünstig erreichbar und für die er-wartete Besucheranzahl angemessen sein. Hierzu gehört auch die Beachtung von Ret-tungswegen sowie die Barrierefreiheit. Neben diesen Merkmalen müssen die örtlichen Ge-gebenheiten auch zu den Programmpunkten passen und alle geplanten Aktivitäten, hierzu gehören auch Outdooraktivitäten oder Yoga-kurse, ungestört ermöglicht werden.

Nahrungs- Getränkeangebote planen:

Je nach Budget und Umfang der Gesundheits-tage kann ein Catering - bspw. durch die be-triebseigene Kantine - organisiert werden. Da es sich um Gesundheitstage handelt, muss auch das Nahrungs- und Getränkeangebot dem Motto angepasst werden.

2.2 Öffentlichkeitsarbeit

Um eine rege Teilnahme zu gewährleisten, spielt die Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit eine besondere Rolle. Dabei sollen möglichst viele potentielle Teilnehmende erreicht wer-den. Hierfür stehen den Verantwortlichen interne und externe Informationswege offen:

Interne Kommunikation:

Zu empfehlen ist, in direkter Kommunikation auf den Gesundheitstag hinzuweisen. Dies kann z.B. in Teambesprechungen oder Abtei-lungsversammlungen geschehen. Ein Flyer zu den Gesundheitstagen kann dabei zusätzlich unterstützen. Auch Führungskräfte sollen ge-zielt über die Gesundheitstage informieren und als Multiplikatoren eingesetzt werden.

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Die Identifikation mit den Gesundheitstagen ist aber Voraussetzung für ihre Glaubwürdig-keit.

Auf externem Weg gibt es weitere Möglich-keiten zu informieren:

Externe Medien für die Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen, ist einerseits bereichernd für die Veranstaltung, wie auch förderlich für das Unternehmensimage. Insbesondere die Lo-kalpresse oder auch lokale Radiosender kön-nen im Vorfeld informiert und eingeladen werden. Die Familienmitglieder der Beschäf-tigten können mit einem persönlichen Brief eingeladen werden. 3. Inhalte und Durchführung

Im Folgenden wird eine Auswahl an Inhalten vorgestellt, die in einem jährlich stattfinden-den Gesundheitstag integriert werden können und sich bei der Durchführung einer solchen Veranstaltung bewährt haben. Die Auswahl der Inhalte und Art der Durchführung muss sich an den Erfordernissen des jeweiligen Un-ternehmens orientieren.

3.1 Eröffnung der Veranstaltung

Zu Beginn wird der jeweilige Gesundheitstag offiziell durch eine kurze Ansprache bspw. durch die Geschäftsleitung und durch den Betriebs- bzw. Personalrat eröffnet. Möglich ist auch, dass sich Akteurinnen und Akteure aus dem Bereich Betriebliches Gesundheits-management äußern, um die Gelegenheit zu nutzen, sich als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vorzustellen. Es sollte kurz darüber gesprochen werden, was der Inhalt bzw. spezielle Schwerpunkt dieser Veranstal-tung ist und aus welchen Motiven heraus es

zur Idee des jeweiligen Gesundheitstages kam. Hilfreich für den Start ist auch, einige Worte zum Ablauf und Programm der Veranstaltung zu sagen und direkt auf besondere Highlights hinzuweisen. Programmhefte sollen für jeden Teilnehmenden vorhanden sein und an meh-reren Stellen ausliegen bzw. verteilt werden. Anschließend kann es mit einer „Eröffnungs-show“ weitergehen, in der Allgemeines zum Thema Gesundheit, Gesundheitstag oder auch schon konkretere Einzelthemen präsentiert werden.

3.2 Beteiligung der Teilnehmenden am Gesundheitstag

Die Veranstaltung soll über bestehende be-triebliche Gesundheitsangebote, über mögli-che Fehlbelastungen am Arbeitsplatz sowie über außerbetriebliche Möglichkeiten der Gesundheitsförderung informieren. Damit die Veranstaltung nicht nur aus Vorträgen be-steht, sollte darauf Wert gelegt werden, ein möglichst abwechslungsreiches Angebot an Beteiligungsmöglichkeiten bereitzuhalten. Da-durch können die Inhalte optimal vermittelt werden und der Tag wirkt besonders nachhal-tig. Bei der Planung der Gesundheitstage ist unbedingt darauf zu achten, dass den schwer-behinderten Beschäftigten aus dem Unter-nehmen einen guten Zugang zu der Veranstal-tung geboten wird. Eingänge und Ausgänge sowie die einzelnen Angebote bzw. Stände müssen barrierefrei gestaltet sein. Ausgewähl-te Gesundheitsthemen sollen eine kontinuier-liche Verbindung zu den jeweils jährlich statt-findenden Gesundheitstagen herstellen und dabei besonders hervorgehoben werden.

Aktive Teilnahme durch ein Gewinnspiel:

Damit ein starres Vorbeilaufen an den Ange-botsständen vermieden wird und Beschäftigte aktiv beteiligt werden, empfiehlt es sich die Veranstaltung spielerisch und mit Aktionen zu gestalten. Im Vorfeld können bspw. Karten mit Fragen zu den einzelnen Angeboten der Gesundheitstage entwickelt werden. Nach dem die Beschäftigten sich an einem Stand z.B. Arbeitsschutz informiert haben, sind sie in der Lage eine Frage aus dem Thema: Arbeits-schutz auf der Karte zu beantworten. Entspre-chend sind weitere Fragen zu beantworten.

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Sind alle Fragen beantwortet, können die Be-schäftigten an einem betriebsinternen Ge-winnspiel teilnehmen. Mögliche Preise sind ein Kinobesuch mit der ganzen Familie inkl. Popcorn und Getränken, ein Wellness-gutschein etc. Je nach Budget des Betriebes kann jede/r Beschäftigte/r, die/der an dem Gewinnspiel teilgenommen hat, mindestens eine Kleinigkeit gewinnen.

Die Veranstaltung kann durch weitere Spiele aufgelockert werden. Dies können u.a. sportli-che Aktivitäten sein bspw. Mannschaftssport-arten wie Menschenkicker, Torwandschießen oder aber unterstützt durch moderne Technik, wie Konsolensport- und -bewegungsspiele. Krankenkassen aber auch anderen Externe verfügen oft über ein Repertoire an Möglich-keiten. Fragen Sie bei den externen Akteurin-nen und Akteuren nach. Bei einer sinnvollen Zusammenstellung von Angeboten ist zu be-achten:

dass die Teilnehmenden etwas über Ge-sundheit im Allgemeinen lernen,

etwas für ihre Gesundheit im Speziellen tun können,

dabei Freude haben und die Lust an etwas Neuem geweckt wird.

3.3 Markt der Gesundheit

Alle Angebote und Beiträge werden als Markt der Gesundheit organisiert. Den Teilnehmen-den wird so ein guter Überblick über die An-gebote in Form von unterschiedlichen „Markt-ständen“ gegeben. Die Teilnehmenden kön-nen dadurch passende Angebote leichter identifizieren und wahrnehmen. Abb. 2 zeigt eine beispielhafte Aufstellung, die an die örtli-chen Gegebenheiten angepasst werden muss. In einem Markt der Gesundheit sind auch in-teraktive Angebote sehr gut integrierbar. An zentraler Stelle des Marktes kann bspw. ein sog. „Café Gesundheit“ platziert werden, bei dem Anregungen oder Verbesserungen erar-beitet werden (vgl. Punkt 3.4).

Abb. 2: Beispielaufstellung „Markt der Gesundheit“

3.4 Café Gesundheit

Eine Besonderheit der Gesundheitstage bildet im Zentrum des Marktes ein Café Gesundheit. Hier haben die Beschäftigten die Gelegenheit mit betrieblichen Akteurinnen und Akteuren aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment ins Gespräch zu kommen, eigene Ideen zu entwickeln und weiterzugeben. Damit über alle Themen aus dem BGM gesprochen wer-den kann, empfehlen wir pro Tisch ein bis zwei Expertinnen und Experten (je nach Betriebs-größe) aus dem Arbeitsschutz, aus dem Be-trieblichen Eingliederungsmanagement und der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Die Tische sind mit Papiertischdecken zu verse-hen, so dass die Möglichkeit besteht, auf den Tischdecken Anregungen, Fragen und Verbes-

serungen (ohne Namen) zu dokumentieren. Die Beiträge der Beschäftigten können auch durch konkrete Fragestellungen, die im Unter-nehmen aktuell auftauchen, gesteuert wer-den. Dies hat auch den Vorteil, dass Beschäf-tigte stärker an Entscheidungen im Gesund-heitsbereich partizipieren. Die Beschäftigten könnten bspw. konkret aufgefordert werden,

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die drei wichtigsten Verbesserungen oder auch drei positive Aspekte zu benennen.

Die Atmosphäre soll durch ein ansprechendes Ambiente, mit Heiß- bzw. Kaltgetränke ver-schiedener Art (Kaffee, Tee, exotische Frucht-säfte etc.) sowie kleinen Snacks (Obst, Finger-food etc.) einladend gestaltet sein.

3.4.1 Café Gesundheit „Arbeitsschutz“

Aus dem Bereich „Arbeitsschutz“ empfehlen wir eine Person aus dem Arbeitsschutzaus-schuss (z.B. die Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsarzt oder -ärztin) die für Fragen und Antworten bereit steht und zum Arbeitsschutz im Unternehmen sensibilisieren kann. Die Personen aus dem Arbeitsschutz soll eine mo-derierende Rolle einnehmen und gemeinsam mit den Beschäftigten Ideen und Verbesse-rungen beim Arbeitsschutz erarbeiten. Fol-gende beispielhafte Themen können zum Ar-beitsschutz diskutiert und weiterentwickelt werden:

Gefährdungsbeurteilung körperliche und psy-chische Belastung

Unterweisung im Dialog

Umgang mit Gefahrenstoffen

Durchgeführte Maßnahmen des Arbeits-schutzes

Wer sind die Ansprechpartnerinnen und An-sprechpartner im Arbeitsschutz?

Unterstützung durch externe Netzwerke und Kooperationen

Statistiken zur Anzahl und Art der Arbeits-unfälle

Geplante Maßnahmen im Arbeitsschutz

etc.

3.4.2 Café Gesundheit „Betriebliches Einglie-derungsmanagement“

Beim Cafétisch „Betriebliches Eingliederungs-management“ sollte das BEM-Team bzw. die BEM-Koordinatorin oder der Koordinator an-wesend sein. Beschäftige lernen die An-sprechpartnerinnen und Ansprechpartner persönlich kennen und können gezielt Fragen zum Verfahren stellen. Eine Visualisierung des BEM-Verfahrens mit einer genauen Beschrei-bung der Ziele schafft Transparenz und fördert das Vertrauen in den BEM-Prozess. Folgende

Themen können bspw. am Cafétisch bespro-chen werden:

Innerbetriebliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im BEM

Was passiert mit „mir“ im BEM-Verfahren? Wie sieht ein Eingliederungsplan aus?

Erläuterung zum Datenschutz: Was passiert mit meinen Daten?

Personenbezogene Gefährdungsbeurteilung psychische und körperliche Belastung (indivi-duelle Faktoren berücksichtigen)

Externes Unterstützungsnetzwerk: Wer unter-stützt uns beim BEM?

Statistiken zum BEM: z.B. Anzahl BEM-Fälle, erfolgreich abgeschlossene BEM-Fälle etc.

3.4.3 Café Gesundheit „Betriebliche Gesund-heitsförderung“

Auch hier ist es wichtig, dass die zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Betrieblichen Gesundheitsförderung zur Verfügung stehen. Mögliche Themen die an-gesprochen und moderiert werden können sind:

Angebote der Betrieblichen Gesundheits-förderung

Externe/interne Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Betriebliche Gesund-heitsförderung

Welche Maßnahmen gibt es? Welche Maß-nahmen sollten zusätzlich Angeboten werden?

Kooperationsverträge mit Externen (z.B. Sportstudios)

Informationen zu psychischen Belastungen

Unterstützung durch externe Netzwerke und Kooperationen

Gesundenstatistik

Arbeitszufriedenheitswerte

Flyer mit Angeboten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung

etc.

Die Verbesserungsvorschläge, Anregungen, Ideen etc., die gemeinsam erarbeitet werden, sind nach den Gesundheitstagen aufzuberei-ten und den Beschäftigten zu spiegeln. Sehr wichtig ist es, dass daraus auch Maßnahmen erfolgen und den Beschäftigten dieser Prozess auch zeitnah transparent gemacht wird.

Wesentlich ist auch, dass diese Ergebnisse spätestens beim nächsten jährlichen Gesund-

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heitstag wieder aufgegriffen um sie noch ein-mal zu reflektieren bzw. weiter zu entwickeln.

3.5 Ideenwand

Eine ähnliche Idee wie das Café Gesundheit ist die Ideenwand für Beschäftigte. Sie bietet die Möglichkeit, ungezwungen Ideen festzuhalten. Hierfür wird eine Moderationswand mit Kar-ten und Stiften platziert. Der Fragestellung sind keine Grenzen gesetzt, sie sollen sich aber auf das Thema Gesundheit und Arbeit bezie-hen. Nach der Sammlung von Vorschlägen und Einfällen müssen die Ergebnisse ausgewertet werden. Wie beim Café Gesundheit muss der folgende Prozess transparent gemacht wer-den. Bei umgesetzten Ideen ist es sinnvoll, den Beschäftigten den Prozess von der Idee bis zur Umsetzung angemessen zu visualisieren und zu präsentieren. Gut darstellbare Ergebnisse können auch mittels eines schwarzen Brettes oder im Rahmen der Belegschaftsversamm-lung veröffentlicht werden. Auch die nächsten Gesundheitstage bieten eine gute Möglichkeit über Fortschritte zu berichten.

3.6 Abschlussveranstaltung

Um die Gesundheitstage angemessen zu be-enden, wird ein Rückblick auf die Veranstal-tung gegeben. Daneben ist den Beschäftigten aber auch das weitere Vorgehen mit Ihren Anregungen und Verbesserungsvorschlägen zu erläutern. Interviews mit bzw. die Befragung von Beschäftigten über die Gesundheitstage unterstreichen den Rückblick auf die Veran-staltung. Auch eine erste Auswertung aus dem Café Gesundheit oder der Ideenwand sowie Bericht von den einzelnen Ständen runden die Tage ab. In diesem Zusammenhang sollte auch eine Danksagung an Gäste, Organisatoren und Teilnehmenden erfolgen. Gleichzeitig soll auf die Termine der nächsten weiterführenden Veranstaltungen sowie auf die nächsten Gesundheitstage mit dem geplanten Thema aufmerksam gemacht werden.

4. Nachbereitung, Wirkung und Nach-haltigkeit

Nach der Durchführung der jährlichen Gesundheitstage sind diese nachzubereiten. Die vorher gesetzten Ziele müssen überprüft

werden und eine Bewertung mit Verbesse-rungsmaßnahmen erfolgen. Des Weiteren werden in der Nachbereitung die erarbeiteten Ergebnisse der Teilnehmenden aufbereitet, diskutiert und priorisiert. Umgesetzte Ideen, Vorschläge und Maßnahmen müssen öffent-lich gemacht werden (z.B. mittels Firmenzeit-schrift, Intranet). So endet die Nachbereitung damit, dass diese Ergebnisse in den darauf folgenden Gesundheitstagen integriert und präsentiert sowie dann kontinuierlich weiter-entwickelt werden.

Weitere Informationen unter:

www.neue-wege-im-bem.de

Veröffentlicht: März 2013