Die_Appellseite_einer_Nachricht
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Die Appellseite der Nachricht[F.Schulz von Thun. Miteinander Reden,
Bd.1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation.Rowohlt Taschenbuch, S.209-254.]
Inhalt
1. Einführung: Was ist ein Appell?
2. Die Erfolglosigkeit mancher Appelle
• Beziehungsbedingte Appell-Allergie
• Appelle als untaugliches Mittel für „tiefgreifende“ Änderungen
• Appelle als Diebstahl eines Urhebererlebnisses
• Appelle verhindern spontanes Verhalten
• Appelle, die den „Seelenfrieden“ stören ( > kognitive Dissonanz)
3. Verdeckte Appelle
• Vorteile verdeckter Appelle
• Reaktion auf verdeckte Appelle
• Strategien der Werbungv
• Appellhaltige Begriffswelt
4. Paradoxe Appelle
• Anbefehlen des Gegenteils
• Lösungen erster und zweiter Ordnung
• Symptomverschreibungen
• Paradoxe Appelle als taktisches Manöver
5. Offene Appelle
• Gründe für die Vermeidung offener Appelle
• Der offene Appelle als Heilmacher kranker Kommunikation
• Notwendige Grundhaltungen
1. Was ist ein Appell?
Zwei Grundausrichtungen der Kommunikation:
ausdrucks- und wirkungsorientierte Sender/Empfänger
Appell repräsentiert Wirkungsaspekt
Funktion der zwischenmenschlichen Kommunikation
Einfluss nehmen und eine Wirkung erzielen
2. Die Erfolglosigkeit mancher Appelle
Einfluss auf Mitmenschen ist begrenzt
Psychologisches Problem:
„gut gemeinte“ Appelle Widerstand hervorrufen
Wirksamkeit hängt von der Beziehung zwischen Sender und Empfänger ab
Reaktanz („Ich tanze nicht nach deiner Pfeife!“)
Untaugliches Mittel zur Lösung eines Problems
Ratschläge und Empfehlungen nutzlos
Watzlawick: „Sei-spontan-Paradoxie“
Versuche zur Selbstappellierung
Kognitive Dissonanz: negativ empfundener Gefühlszustand
3. Verdeckte Appelle
Nicht direkt ausgesprochen
Emotionales Klima beim Empfänger
z.B. Selbstmordversuche, Angstzustände, Empfindlichkeiten, kindliche Unarten und Hilfslosigkeiten
Finale Betrachtungsweise:
„Wozu“-Frage: allen Verhaltensweisen wird ein Zweck unterstellt
(„Was löst das Weinen in mir aus?“)
Vorteile verdeckter Appelle
Empfänger reagiert appellgemäß
Sender muss keine Verantwortung übernehmen
Geschicklichkeit entwickelt, um Reaktionen zu vermeiden, mit denen er nicht umgehen kann
Strategie, die der doppelten Zielsetzung gerecht wird
Etwas erreichen und nicht entdeckt werden
Reaktion auf verdeckte Appelle
Appellwidriges Verhalten (Beier: „a-sozial“)
Reaktion, die den heimlichen Absichten des Senders nicht entspricht
Wohlwollenden Kontext stehen (keine feindselige Haltung)
Heilsam, auf der Basis von Akzeptierung
„A-soziale“ Verhaltensweisen
Ignorieren, nicht darauf eingehen
„psychologische Enthüllung“: behutsames Ansprechen
(„Möchtest du, dass ich mich mehr mit dir beschäftige?“)
Vormachen
• In Werbesendern werden von Personen bestimmte Verhaltensweisen gezeigt > Imitationsbereitschaft wird erwartet
• Lernen am Modell (Eltern nehmen Einfluss auf das Kind gerade dann, wenn sie nicht darauf abzielen z.B. Rauchen, trinken)
Konsequenzen
• Vorteil des Konsumverhalten z.B. Werbung
• Legt bestimmte Motivation des Empfängers zugrunde
• Sprechen jeden anders an, denn Menschen unterscheiden sich erheblich darin, was für sie erstrebenswert und vermeidenswert ist
• Tendenziell gilt die Masiowsche Regel
• > Befriedigung Lebensnotwendiger materieller Bedürfnisse
• > Psychische Bedürfnisse nach Liebe , Anerkennung und Selbstverwirklichung
Assoziationen stiften
• Ob ich auf etwas zustrebe oder mich davon abwende, hängt stark davon ab, welche Gefühle der Gegenstand in mir auslöst
Appellhaltige Begriffswelt
• Jedes Wort, dass wir aussprechen, hat in seiner Lexikalischen Bedeutung auch einen Gefühlsanteil
• Gefühlsanteil macht die Wertung aus
• Wertungen steuern und rechtfertigen unser Verhalten
• Wörter die uns zur Darstellung von Sachverhalten zur Verfügung stehen > appellhaltig
• Wie jemand die Sachverhalte dieser Welt sprachlich darstellt, ist abhängig von seiner Brille, mit der er die Welt sieht. Diese Brille ist wiederum abhängig von seinen Interessen.
Anbefehlen des Gegenteils
• Wenn ich möchte, das der andere herkommen soll , dann werde ich sagen: „Komm her!“ und nicht „Bleib wo du bist!“
• Er wiedersetzt sich nicht, weil es ihm ungelegen kommt, sondern weil es ein Eingeständnis einer persönlichen Niederlage ist
• Größe zu fühlen > Nichtbefolgen als Beweis der Unabhängigkeit
• Bei einer Diskussion mit positiven und negativen Aspekten tritt leicht eine Polarisierung ein, einer betont die positiven einer die negative Aspekte >Jeder Spruch erzeugt einen Wiederspruch
4. Paradoxe Appelle
Lösungen erster Ordnung:
• Probleme in denen etwas wünschenswertes zu viel, zu wenig oder gar nicht vorhanden ist
Bsp.: in einem Raum = zu kalt
• Problemlösung = Einführung des Gegenteils > dem kalten Raum wird Wärme zugeführt
• Kennzeichnung für Lösung > Reicht die Maßnahmen nicht aus, erfolget die selbe Maßnahme mehrmals hintereinander (d.h. wenn die Wärme nicht ausreicht, wird einfach noch mehr geheizt)
Lösungen zweiter Ordnung:
• richten sich gegen den Lösungsversuch der ersten Ordnung
• Appelle sind ein untaugliches Mittel zur Veränderung gefühlsmäßiger Zustände
• Bsp.: Ein Mann wünscht sich Freiheit in der Ehe. Seine Frau ist darüber beunruhigt und bringt ihm Vorwürfe entgegen. Der Mann fühlt sich unter Druck gesetzt und bekommt, durch das Bedrängen der Frau, mehr Verlangen nach Freiheit = mehr von der selben Maßnahme führt zum Gegenteil
• Bei manchen Problemen helfen Lösungen erster Ordnung nicht nur nicht, sondern tragen derart zur Verschärfung des Problems bei, sodass die Lösung zum Problem wird
Symptomverschreibungen
• Appelle in die Gegenrichtung = Lösung zweiter Ordnung
> Bsp.: Versuch einzuschlafen
Problemlösung : durch Techniken Schlaf herbei führen
• Schlaf muss sich spontan ereignen > Willensanstrengung verhindert das Einschlafen nur noch mehr
• Lösung: genau das Gegenteil ( > Versuchen wach zu bleiben )
• Sei – spontan – Paradoxie
• Paradoxe Appelle als Krankmacher und als Gesundmacher
• Einer Aufforderung nachkommen, in dem man ihr nicht nachkommt
5. Offene Appelle
• Verdeckte und paradoxe Appelle stellen den Versuch dar, die Spuren der eigenen Absichten zu verwischen
• offene Appelle = direkter Ausdruck von Wünschen und Aufforderungen, zu den tragenden Säulen einer Kommunikation
• Sender, die den offenen Appell vermeiden, erweisen sich bei näherem Hinsehen als selbstgebaute Hindernisse auf dem Weg in einer
befriedigenden Mitmenschlichkeit
Gründe für die Vermeidung offener Appelle
• Selbstoffenbarungsangst
• Angst vor Zurückweisung
• Kinder mit ´nem Willen
• Unklares Ausmaß an Zumutung
• Ermöglichung von Freiwilligkeit
• Befürchtung, dass dem Empfänger der Mut zum „Nein“ fehlt
• Romantische Vorstellung
• Vermeidung von Verantwortung
Notwendige Grundhaltungen
• Mit sich selbst klar sein
> Der offene Appell setzt voraus ,dass der Sender sich im Klaren ist, was er will
> Oft leichter, sich Wünschen von Anderen zu fügen
• Verantwortung des Empfängers
> Ja oder nein
> Beim Nachkommen des Appells ist es wichtig, das er
Eigenverantwortung für seine Handlung übernimmt
> Nur ein klares direktes Nein ermöglicht den offenen Appell auf der
Seite des Senders