Workshop Perspektiven von Einwandererfamilien Themenatelier Ganztagschule der Vielfalt 2....

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Workshop „Perspektiven von Einwandererfamilien“ Themenatelier „Ganztagschule der Vielfalt“ 2. Bundesweites Netzwerktreffen 30. Juni 2009, Britta Hawighorst, Universität Hamburg

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Workshop„Perspektiven von Einwandererfamilien“

Themenatelier „Ganztagschule der Vielfalt“

2. Bundesweites Netzwerktreffen

30. Juni 2009, Britta Hawighorst, Universität Hamburg

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Input I Perspektiven zugewanderter Eltern

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„Das sehe ich als ein Problem: Die Lehrer wollen es gut machen. Sie wollen sich um unsere Kinder kümmern, egal ob sie aus Russland kommen, aus Afghanistan oder aus der Türkei. Aber sie denken nicht darüber nach, dass es nicht nur um die Kinder geht. Es geht auch um die Eltern. […] Wenn sie die Eltern einbeziehen, wird es auch mit den Kindern besser.“ (Frau Merten)

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Gliederung

Die Untersuchung Perspektiven der Eltern

Familiale Hilfen und Unterstützungsleistungen

Herkunftsspezifische Sichtweisen auf Schule und Unterricht

Kooperation mit der Schule Zusammenfassung

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Die Untersuchung

Empirische Grundlage: „Mathematische Bildung im Familienrahmen – eine interkulturell vergleichende Untersuchung elterlicher Bildungsorientierungen“

Forschungsprojekt (DFG): „Mathematiklernen im Kontext sprachlich-kultureller Diversität“

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Die Untersuchung

Qualitative Interviews mit russischsprachigen, türkischsprachigen und autochthon deutschen Müttern und Vätern

Zentrale Frage: Wie ist (mathematische) Bildung in Familien gestaltet und unter welchen Rahmenbedingungen findet sie statt?

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Familiale Hilfen und Unterstützungsaufgaben

„Mit Mathe können wir unseren Kindern kaum helfen. Leider. Ich kann ihnen zwar mit allgemeinen Fragen helfen. Und ihre Mutter kann kontrollieren, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. Aber mehr können wir nicht machen. Wir sprechen noch nicht so gut deutsch, wenn die Mathematikaufgaben auf Russisch wären, wäre es kein Problem. Früher haben wir mehr zusammen in Mathe gemacht.“ (Herr Berger)

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Familiale Hilfen und Unterstützungsaufgaben„Wenn ich Deutschkenntnisse hätte, dann wären hier erstens die Gespräche mit den Lehrern viel besser. Ich könnte mehr über meine Kinder sprechen. Zum Beispiel wo und in was sind die Kinder schwach und wo nicht. Ich könnte sie diesbezüglich besser steuern. (…) Also ich würde mehr helfen können. Aber jetzt, wenn ich nicht mit dem Lehrer richtig reden kann, verstehe ich die Situation nicht. Weil ich kein Deutsch verstehe, bringen sie so oder so nicht alles zu mir. Und was passiert auf diese Weise? Sie sind auf sich gestellt und versuchen ihre Sachen selbst zu regeln. Aber wenn ich Deutsch könnte, dann würde alles anders laufen, denke ich.“ (Frau Kaymaz)

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Familiale Hilfen und Unterstützungsaufgaben

Frau Yilmaz: „Bahar hat Probleme mit Mathematik. Aber sie arbeitet den ganzen Nachmittag. Immer wenn sie hier ist, lernt sie. Und dafür kriegt sie dann schlechte Noten. Das verstehe ich nicht.“

Interviewerin: „Haben Sie denn mit Herrn Frank gesprochen?“

Frau Yilmaz: „Ich habe mit ihm gesprochen. Ich habe gesagt, dass das so viel ist. Er sagt: ‚Ich kann nichts dafür. Das ist eben so. Jetzt in der siebten Klasse wird es noch schlimmer‘, hat er gesagt, also noch schlimmer mit Mathe.“

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Zusammenfassung

Die Eltern sind in hohem Maße an der schulischen Bildung ihrer Kinder interessiert. Ihnen ist bewusst, dass elterliche Hilfestellungen von großer Bedeutung für den Lernerfolg der Kinder ist.

Vor dem Hintergrund ihrer spezifischen sprachlichen und sozio-ökonomischen Voraussetzungen ist diese Aufgabe mit großen Voraussetzungen verbunden.

Für viele ist die Erfahrung prägend, dass sie bei der Bewältigung dieser Herausforderung auf sich allein gestellt sind.

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Herkunftsspezifische Sichtweisen auf Schule und Unterricht

„Der Mathematikunterricht ist nicht gut hier. Es ist sehr schlecht hier, weil sich das Kind nicht entwickeln kann. Absolut nicht. Manchmal denkst du: Mein Gott! Das Kind ist schon so erwachsen und kann doch nicht die einfachsten alltäglichen Rechenaufgaben. Wir hatten Besuch aus Russland, aus Turkmenistan, mit ihren Kindern. Ihre Kinder denken absolut anders. Sie können schneller etwas erfassen als unsere Kinder. Da denkst du: Gott! Wie unsere Kinder hinter dem zurückgeblieben sind.“ (Herr Schneider)

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Herkunftsspezifische Sichtweisen auf Schule und Unterricht

„Diese Hausaufgabenblätter, die sie für eine ganze Woche bekommen. Die habe ich von Anfang an gehasst. Das konnte ich überhaupt nicht akzeptieren und verstehen. Die Hausaufgaben zu Themen liegen auf dem Fensterbrett, und dann kann jedes Kind, wie es lustig ist, davon nehmen und machen. Und das Kind spielt einfach nur so rum. [...] Meiner Meinung nach müssen sie jeden Tag Hausaufgaben bekommen!“ (Frau Herz)

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Herkunftsspezifische Sichtweisen auf Schule und Unterricht

„Wir sind in einem strengeren System aufgewachsen, aber ich empfinde das nicht als Nachteil. Das heißt nicht, dass man gezüchtigt wird, mit Stock oder so. Aber an den deutschen Schulen fehlt Disziplin, von Grund auf. Diese Respektlosigkeit den Lehrern gegenüber, ja? Dieses Du, dieses Sitzen auf dem Tisch und so weiter.“ (Frau Merten)

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Zusammenfassung

Die - oftmals in den Herkunftsländern erworbenen - Erfahrungen können sich von den schulischen Bildungskonzeptionen unterscheiden, die sie in der Einwanderungsgesellschaft kennen lernen.

Es kommt kaum zum Austausch über Wahrnehmungs- und Einstellungsunterschiede.

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Kooperation mit der Schule

„Die Elternversammlungen haben mir dort besser gefallen. Hier gefallen sie mir gar nicht. Dort haben sich immer die Eltern der ganzen Klasse getroffen, und wir haben immer viel gemacht. […] Und hier? Ich weiß nicht. Vera hat mir gerade wieder eine Einladung mitgebracht. Sie schreiben, dass nur wenige Eltern kommen. Das ist richtig, weil hier viele Russen leben. Russen gehen nicht zu den Versammlungen. Weil wir wirklich nichts tun können. Wir können die Sprache nicht. Wir sitzen da, plinkern mit den Augen und gehen wieder weg. Wenn es Dolmetscher gäbe, vielleicht würden wir dann hingehen. Aber so? Wissen Sie, ich bin einmal hingegangen. Da haben mir die Deutschen nicht gefallen. Sie haben uns nicht einmal wahrgenommen.“ (Frau Berger)

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Kooperation mit der Schule

„In der Türkei kann man die Lehrer fragen. Weil die Kinder mehr Zeit mit ihnen verbringen als mit Mutter und Vater zu Hause. Zum Beispiel, was das Kind macht am Tage in der Schule. Die Lehrer wissen das besser als die Eltern. Und dann sagen sie: ‚Okay, da und da müsst ihr was dagegen machen. Als ich zum Beispiel meinen ersten Sohn hier zur Schule geschickt habe, habe ich erwartet, dass seine Lehrerin irgendwas über meinen Sohn erzählt. Gutes, Schlechtes, irgendetwas wollte ich hören. Aber man hört nichts. ‚Alles läuft bestens’, sagen sie immer. Aber dann gibt es doch immer Probleme.“ (Herr Yanar)

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Kooperation mit der Schule

„Die Eltern werden ein oder zwei Monate vor dem Zeugnis in die Schule gerufen. ‚Eure Kinder sind erfolglos. Sind unartig und so.‘ Die meisten Lehrer haben dann keine Zeit, sich um die Kinder zu kümmern. Und für uns ist es auch zu spät. Warum sagen sie uns nicht früher von den Problemen? Vielleicht ist das Absicht. Sie geben unseren Kindern keine Chance. Davon bin ich überzeugt. “ (Herr Kanar)

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Zusammenfassung

Die Zusammenarbeit mit der Schule wird als unzureichend und von Schwierigkeiten belastet wahrgenommen.

Die Schule wird als abgeschlossener Raum empfunden, zu dem nur schwer Zugang zu finden ist.

Insbesondere institutionalisierte Kommunikations- und Informationsgelegenheiten werden als unbefriedigend wahrgenommen.

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Zusammenfassung

Der informelle Austausch zwischen Lehrkräften und Eltern sowie die persönliche Zusammenarbeit kommen aus Sicht der Eltern zu kurz.

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Input II

Möglichkeiten der Elternbeteiligung

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Gliederung

Empirische Befunde zur Elternbeteiligung Handlungsmöglichkeiten nach QUIMS

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Empirische Befunde Elternbeteiligung wirkt sich deutlich auf die

Leistungssteigerung der Schülerinnen und Schüler aus, wenn sie im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Lernen der Kinder steht. (Lanfranchi 2001; Sacher 2007)

Eine wichtige Voraussetzung gelungener Elternbeteiligung ist die Einbettung in ein langfristiges Schulentwicklungsprogramm .(Rüesch 1999)

Bei erfolgreichen Schulen lassen sich keine durchgängigen Muster der Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern feststellen. (Saad/Leumer 1997 /Rüesch 1999)

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Handlungsmaximen nach QUIMS (Blickenstorfer 2001)

sich gegenseitig kennen und respektieren lernen

den Kontakt pflegen und vertiefen sich gegenseitig informieren. Die Eltern bei der Lernförderung ihrer

Kinder unterstützen Eltern zur Mitwirkung einladen und sie

darin unterstützen.

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Vielen Dank!