Weiterbildung in Psychotherapie mit kognitiv-behavioralem ...
Prof. Dr. Tanja Legenbauer KÖRPERBILDSTÖRUNGEN...
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LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
KÖRPERBILDSTÖRUNGEN & KÖRPERBILDTHERAPIE BEI ESSSTÖRUNGEN
Prof. Dr. Tanja Legenbauer
Das Körperbild „ ... the picture we have in our minds of the size, shape and form of our bodies; and our feelings concerning these characteristics and our constituent body parts.“ (Slade, 1994)
Komponenten des Körperbildes
Körperbild
perzeptiv
affektiv
kognitiv
behavioral
Fähigkeit, Form und Umriss des Körpers und einzelner Körperteile akkurat einzuschätzen
Gedanken und Einstelllungen zum eigenen Körper
Gefühle, welche insbesondere im
Zusammenhang mit dem Körper
auftreten (Scham, Ekel, etc.)
Voßbeck-Elsebusch, Vocks & Legenbauer, 2013; Vocks & Legenbauer, 2010)
Körperbezogenes Vermeidungs – oder Kontrollverhalten,
Rückversicherungen
Körperbildstörungen als ätiologischer Faktor für Essstörungen
Körperzufriedenheit
Gestörtes Essverhalten
Tatsache ist…
• Ca. 40% der Mädchen (11.- 19. Lbjh.)mit „Normalgewicht“ fühlen sich trotzdem „zu dick“.
• Ca. 44% der Mädchen und 37% der Jungen kontrollieren ihr Gewicht.
• Bereits mit 11 Jahren hat schon jedes zweite Mädchen mind. 1 Diät gemacht.
Tatsache ist…
• Ca. 40% der Mädchen (11.- 19. Lbjh.)mit „Normalgewicht“ fühlen sich trotzdem „zu dick“.
• Ca. 44% der Mädchen und 37% der Jungen kontrollieren ihr Gewicht.
• Bereits mit 11 Jahren hat schon jedes zweite Mädchen mind. 1 Diät gemacht.
Hohe Körperliche Unzufriedenheit und Diäten gehen gestörtem Essverhalten voraus
und stellen Risikofaktor für Essstörungen dar.
Moderatoren des Einflusses
Tripartite Influence Model of Body Image and Eating Disturbance (nach Berg et al., 2002, S. 1016)
DIE STÖRUNG DES KÖRPERBILDES Bei Kinder und Jugendlichen mit Essstörungen
Merkmale von Essstörungen
Binge Eating Störung
Bulimia nervosa
Essanfälle
Gegenmaßnahmen
Anorexia nervosa Untergewicht
Körperbildstörung
Körperbildstörung bei Essstörungen
• Ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme oder dick zu werden oder dauerhaftes Verhalten, das einer Gewichtszunahme entgegenwirkt trotz niedrigem Gewicht (B-Kriterium AN, DSM5)
• Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur oder des Körpergewichts, übertriebener Einfluss des Körpergewichts oder der Figur auf die Selbstbewertung/anhaltende fehlende Einsicht hinsichtlich Untergewicht (C-Kriterium AN, DSM5)
• Selbstbewertung abhängig on Körpergewicht und Figur (D-Kriterium BN, DSM-5)
American Psychiatric Association, 2013, pp 338-339, 345; deutsche Version Wittchen et al., 2015.
„Wie sehen Sie tatsächlich aus?” Original Patientin Kontrollproband
100% 102,7% 96,6%
Gruppenvergleich: F(1,263)=20.99, p<.001
Patienten: n=56 Kontrollen: n=209
nach Vocks et al., 2007
Befunde zur Störung der perzeptiven Ebene
25 27
30
38 34
40
27 30
36
16
8
16
Arm Hüfte Taille
AN-R (n=69) AN-P (n=26) BN (n=34) KG (n=354)
Kein Unterschied zwischen den Subgruppen nach Alterskorrektur; aber alle Essstörungsgruppen unterschieden sich signifikant von der Kontrollgruppe
aus Schneider et al., 2009)
Kognitiv-affektive Ebene
10 10
14,5
19 17
21
3
10
Schlankheitsstreben Körperliche Unzufriedenheit
AN-R (=69) AN-BP (n=26) BN (n=34) KG (n=354)
Aus Schneider et al., 2009
Im Selbstreport unterscheiden sich alle Gruppen signifikant mit Ausnahme AN-BP und BN.
Im Selbstreport unterscheiden sich alle Gruppen signifikant mit Ausnahme AN-BP und BN. Sowie AN-R und KG
} } Differenz „gefühlt“ - „ideal“
Patientinnen Kontrollpersonen
Differenz: 24,1 % Differenz: 9,7%
„gefühlt“ „gefühlt“ „ideal“ „ideal“
85,4% 88,2% 109,5% 97,9%
Gruppenvergleich der Differenzwerte: F(1,263)=54,52; p<.001
nach Vocks et al., 2007
Unterschiede im Kontroll- und Vermeidungsverhalten
1,58 1,39
2,93
2,63 2,76
2,43
2,23
2,64
KV VV
gesund Anorexie Bulimie NNB
Legenbauer et al., in Vorb.
ERKLÄRUNGSMODELL Körperbildstörung
Informationsverarbeitungsdefizit Individual Characteristics
- fear of fatness - overconcern with body size and shape - Internalization of thin ideal shape
Stimulus Increased probability of cognitive bias - Body/food related information - Ambiguous stimulus - Self-referent task
Self-Schema Related to body size/shape or eating
Negative Emotion
External Stressor
Cognitive Bias - Attentional bias - Selective memory bias - Selective interpersonal bias - Body size overestimation - Extreme drive for thinness
Williamson et al. (2002)
Frauen mit Essstörungen schauen vermehrt negativ bewertete Körperteile an, während gesunde Frauen eher positiv bewertete Körperteile anschauen. Mädchen mit AN schauen vor allem auf unbekleidete Körperteile. Body checking führt zu stärkerer Aufmerksamkeit auf körperbezogene Reize
Je höher die Unzufriedenheit und der BMI desto …..
Roefs et al., Appetite 51 (2008) 552–555
Je höher die Unzufriedenheit und der BMI desto …..
häufiger und länger werden unattraktive Körperteile am eigenen Körper und attraktive Körperteile
bei einem fremden Körper angeschaut
Je dünner desto….
LPP = late positive Potential; Marker für Aufmerksamkeitslenkung Aus Horndasch et al., 2012
Je dünner desto….
LPP = late positive Potential; Marker für Aufmerksamkeitslenkung Aus Horndasch et al., 2012
stärkere Fokussierung auf untergewichtige Körper bei AN
Neuronales Korrelat? Reduzierte Konnektivität zwischen Extrastriate Body Area und Fusiform Body Area • Hinweis auf Unterschied in Verarbeitung
körperbezogener Reize • Korrelieren mit Grad der Verzerrung des eigenen
Körpers
(Suchan et al., 2013)
Neuronales Korrelat? Reduzierte Konnektivität zwischen Extrastriate Body Area und Fusiform Body Area • Hinweis auf Unterschied in Verarbeitung
körperbezogener Reize • Korrelieren mit Grad der Verzerrung des eigenen
Körpers
(Suchan et al., 2013)
ABER: • Relevanz der Extriastriate body area bei
Kindern und Jugendlichen nicht nachgewiesen.
• Bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf Überaktivierung der Amygdala (Seeger et al., 2012; Wagner et al., 2003).
Zusammenfassung
• Eingeschränkte Befundlage für die unterschiedlichen Komponenten der Körperbildstörung bei Kindern und Jugendlichen.
• Vor allem perzeptive Störung gut untersucht, während behaviorale Komponente kaum untersucht.
• Methodik oft nicht angepasst auf jüngere Kinder.
BEHANDLUNG Körperbildstörung
Inhalte von Körperbildtherapie
Aus Mountford et al., 2015
Inhalte von Körperbildtherapie
Aus Mountford et al., 2015
Kernelemente Körperbildtherapie • Kognitive Methoden • Spiegelexposition
Stellenwert der Körperbildtherapie
• Vor 10 Jahren kaum Behandlungsstudien zur Effektivität der Körperbildtherapie bei Essstörungen
• Neuere Befunde zeigen • Vor allem Verbesserung der kognitiv-affektive
Komponente durch Körperkontrontationsübungen .
• Verbesserung mehrerer Komponenten bei multimodaler Körperbildtherapie (bspw. Konfrontation + kognitive Methoden)
• Reduktion von Vermeidungsverhalten durch Spiegelkonfrontation
Veränderung Fotoverzerrtechnik
112 106
85 90
27
16
Prä Post
Affektiv-Kognitiv Ideal Unzufriedenheit
ns
.015
.009
Aus Vocks et al., 2007
Reduktion kognitiver Dysfunktionen und allgemeiner Essstörungspathologie
Aus Legenbauer et al., 2010
Reduktion kognitiver Dysfunktionen und allgemeiner Essstörungspathologie
Aus Legenbauer et al., 2010 Mountford et al., 2015 Bodwise group
Reduktion negativer Emotionen durch Spiegelkonfrontation (Vocks et al., 2008)
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Körperbildstörung
Zusammenfassung
• Spezifische Körperbildtherapie, insbesondere mit Elementen der Spiegelkonfrontation • Für Erwachsene Patientinnen evaluiert. • Befundlage ist vor allem für kognitiv-affektiv
und behaviorale Komponente vielversprechend.
• Wirkung auf perzeptive Komponente uneindeutig.
• Übertragbar auf Kinder und Jugendliche?
Ausblick
• Training der Aufmerksamkeitslenkung zur Reduktion des Aufmerksamkeitsbias führt zur Reduktion körperlicher Unzufriedenheit (Smeets, Jansen & Roefs, 2011).
• Körperbildtherapie führt zur Verbesserung der Aktivierung im Extrastriate Body Area bei Erwachsenen (Vocks et al., 2011).
• Prospektive Längsschnittstudien sind notwendig zur Klärung der Kausalitäten.
VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT