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340 Budach / Gipperich / Els / Jung Offshore Foundation Drilling - OFD ® Innovatives Bauverfahren zur Gründungsherstellung von Offshore-Windenergieanlagen Dr.-Ing. Christoph Budach Projektleiter Offshore Foundation Drilling HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering and Tunneling, Alfredstraße 236, 45133 Essen Dr.-Ing. Christof Gipperich Vorsitzender der Geschäftsleitung HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering and Energy, Neusser Str. 155, 50733 Köln Dipl.-Ing. Wolfgang Els Fachbereichsleiter Technik, Marine Offshore Technology HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering Marine and Offshore, Fuhlsbüttlerstraße 399, 22309 Hamburg M.Sc. Dipl.-Ing. (FH) Boris Jung Projektleitung F&E Utility- / Microtunneling HERRENKNECHT AG, Business Unit Utility Tunnelling, Schlehenweg 2, 77963 Schwanau

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Offshore Foundation Drilling - OFD® Innovatives Bauverfahren zur

Gründungsherstellung von Offshore-Windenergieanlagen

Dr.-Ing. Christoph Budach Projektleiter Offshore Foundation Drilling HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering and Tunneling, Alfredstraße 236, 45133 Essen Dr.-Ing. Christof Gipperich Vorsitzender der Geschäftsleitung HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering and Energy, Neusser Str. 155, 50733 Köln Dipl.-Ing. Wolfgang Els Fachbereichsleiter Technik, Marine Offshore Technology HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering Marine and Offshore, Fuhlsbüttlerstraße 399, 22309 Hamburg M.Sc. Dipl.-Ing. (FH) Boris Jung Projektleitung F&E Utility- / Microtunneling HERRENKNECHT AG, Business Unit Utility Tunnelling, Schlehenweg 2, 77963 Schwanau

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1 Einleitung

Die Bundesregierung forciert den Ausbau der erneuerbaren Energien, um die Klima-schutzziele zu erreichen und sich von fossilen Energieträgern unabhängiger zu ma-chen [1]. Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Energie, die aus Offshore Wind-energieanlagen (OWEA) gewonnen werden soll [2, 3], so dass die Bundesregierung einen Anstieg der installierten Leistung von OWEA auf ca. 10.000 MW bis ins Jahr 2020 bzw. 25.000 MW bis ins Jahr 2030 plant. Dafür sind nach aktuellem Stand al-lein in Deutschland über 100 Windparks mit insgesamt ca. 6.000 zu bauenden OWEA und einer installierten Leistung von insgesamt ca. 30.000 MW genehmigt bzw. befinden sich im Genehmigungsverfahren [4].

Für die Gründung von OWEA werden sehr häufig Monopfähle, Tripods oder Jackets verwendet, deren Aufbau in Abbildung 1 dargestellt ist.

Monopfahl Tripod Jacket

Abb. 1: Übliche Gründungsvarianten von Offshore Windenergieanlagen (OWEA)

Monopfähle bestehen aus einem einzelnen, im Boden zu verankernden Stahlpfahl, welcher durch Wellen- und Windbewegung größtenteils lateral belastet wird und übli-cherweise im oberen Bereich verjüngt ausgeführt ist. Nach dem Einbringen des Gründungskörpers wird ein Transition Piece installiert, um die horizontale Ausrich-tung des Flansches zu ermöglichen. So kann anschließend der Turm der Windener-

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gieanlage ausreichend genau vertikal installiert sowie die Gondel samt Rotorblättern montiert werden.

Tripods und Jackets zeichnen sich durch eine kompliziertere Stahlstruktur und in der Regel drei oder vier Verankerungspfählen aus. Diese Verankerungspfähle werden aufgrund der angreifenden Kräfte an der zu installierenden Windenergieanlage vor allem axial belastet. Ein Transition Piece ist bei diesen Gründungselementen nicht erforderlich.

2 Konventionelles Gründungsverfahren

Für die Herstellung der o. g. Gründungen wurde bislang üblicherweise das Ramm-verfahren genutzt. Dieses zeichnet sich durch ein verhältnismäßig schnelles Einbrin-gen der Verankerungspfähle aus, weist aber auch entscheidende Nachteile auf. So sind Monopfähle in geeigneter Geologie nur bis zu einem von der Maschinentechnik abhängigen Durchmesser rammbar, der derzeit bei ca. 6,5 bis 7,0 m liegt.

Es sind aktuell Windparks mit Monopfahlgründungen mit größeren Durchmessern geplant, so dass die entsprechende Rammtechnik noch weiterentwickelt werden muss. Zudem ist bei der Installation größerer Monopfahldurchmesser eine größere Rammenergie erforderlich, die u. a. in höheren Schallemissionen resultiert. Mono-pfähle werden aufgrund ihres einfachen Herstellungsprozesses und den damit ver-bundenen geringen Kosten anderer Gründungen üblicherweise vorgezogen.

Können die auftretenden Belastungen nicht mehr von Monopfählen aufgenommen werden bzw. weist der Boden keine geeigneten Eigenschaften auf, muss auf kompli-ziertere und somit teuer herzustellende Strukturen wie Tripods oder Jackets ausge-wichen werden. Bei diesen Gründungsvarianten haben die einzurammenden Pfähle einen Durchmesser zwischen ca. 2,0 und 3,5 m und können vor (pre-piling) oder aber auch nach (post-piling) der eigentlichen Installation der Gründungsstrukturen eingebracht werden.

Das Rammverfahren ist üblicherweise nur im Lockergestein möglich. In anspruchs-vollen geologischen Bedingungen können erhebliche Schwierigkeiten auftreten, da die Gründungsherstellung durch Findlinge, Hartgesteinseinlagerungen aber auch oft in der Nordsee vorkommende dichtgelagerte Sande erschwert werden kann.

In Deutschland ist der Sound Exposure Level (SEL), der maximale Grenzwert für zu-lässige Hydroschallpegel, mit 160 dB re1μPa in 750 m Entfernung von der Schall-quelle gesetzlich festgeschrieben. Dieser Grenzwert wird jedoch durch das Ramm-verfahren alleine deutlich überschritten und wird trotz umfangreicher und kostenin-tensiver Zusatzmaßnahmen nur ansatzweise erreicht. Da zudem eine Abhängigkeit zwischen Pfahldurchmesser und Schallemission besteht, kann vor allem für große Monopfähle die Einhaltung des gesetzlichen Grenzwertes nicht garantiert werden.

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Zudem besteht die Möglichkeit, dass dieser Wert aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen weiter gesenkt wird.

Abbildung 2 zeigt den Verlauf des Schallpegels normiert auf 750 m Entfernung in Abhängigkeit des Durchmessers von OWEA-Gründungspfählen. Bei Pfählen mit ei-nem Durchmesser größer 7,0 m beträgt der durchschnittliche Pegelverlauf über 180 dB re1μPa in 750 m Entfernung, so dass trotz Nutzung von Schallschutzmaßnah-men, die derzeit den SEL maximal um 15 dB re1μPa und evtl. zukünftig um 20 dB re1μPa dämpfen können, der gesetzliche Grenzwert von 160 dB re1μPa nicht er-reicht bzw. eingehalten werden kann. Für die Installation von wirtschaftlichen Mono-pfählen mit einem Durchmesser von ca. 7,0 m kann das Rammverfahren nicht ge-nutzt werden, so dass ein neues Bauverfahren entwickelt werden muss.

Abb. 2: Gemessene Schallpegel in Abhängigkeit des Durchmessers von OWEA-Gründungspfählen [5]

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3 Innovatives Bauverfahren: Offshore Foundation Drilling - OFD®

Aufgrund der genannten Nachteile des Rammverfahrens - vor allem für die Installati-on von großen und wirtschaftlichen Monopfählen im Rahmen der Gründungsarbeiten für leistungsstarke Turbinen mit größer 5 MW Leistung - wurde eine neue Verfah-renstechnik entwickelt. Dabei werden die Monopfähle im Inneren mit einer neu ent-wickelten Teilschnittmaschine ausgebohrt und mithilfe des Eigengewichts bis zur er-forderlichen Einbindelänge bei gleichzeitiger Verringerung der Mantelreibung an der Außenseite in den Baugrund eingebracht. Die von der HOCHTIEF Solutions AG und der HERRENKNECHT AG gemeinsam entwickelte Verfahrenstechnik, das Offshore Foundation Drilling (OFD®), bietet u. a. folgende Vorteile [6]:

− Das Verfahren ermöglicht eine Vergrößerung des Durchmessers eines Mono-pfahls und somit die Aufnahme größerer und leistungsstärkerer Windturbinen. Bei Verwendung einer größeren Rammeinheit infolge steigender Monopfahldurch-messer müsste auch die Manteldicke des Pfahls steigen, um die hohen Kräfte ohne Verformungen einzuleiten. Die zunehmende Manteldicke lässt aber das Rammverfahren unwirtschaftlich werden, so dass das OFD®-Verfahren für Mono-pfahldurchmesser größer ca. 6,0 m i.d.R. ökonomischer ist.

− Durch unterschiedliche Abbauwerkzeuge ist eine Herstellung von Gründungs-pfählen in verschiedenen geologischen Verhältnissen möglich, so dass selbst Hartgestein bis 80 MPa kein Hindernis darstellt. Dadurch ist das Verfahren in vie-len geologischen Bereichen einsetzbar.

− Durch das Bohrverfahren wird eine wesentliche Unterschreitung des gesetzlichen Grenzwertes von 160 dB re1μPa erwartet.

Abbildung 3 zeigt die allgemeine Verfahrenstechnik des Offshore Foundation Dril-lings, bei dem die Bohrmaschine innerhalb eines Pfahls den Boden ausbohrt und der Pfahl mithilfe einer Absenkeinheit kontrolliert abgelassen werden kann. Zur Reduzie-rung der Reibungskräfte wird bei dem mit einer Schneide ausgestatteten Monopfahl der entstehende Ringspalt mit einem speziell entwickelten Mörtel kontinuierlich ver-füllt. Der auf einer Barge zwischengelagerte Boden kann nach Erreichen der Endtiefe des Monopfahls und Bergen der Maschine wieder in den Pfahl eingebracht werden.

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Abb. 3: Allgemeine Verfahrenstechnik des Offshore Foundation Drillings (OFD®)

Für eine ökonomisch und ökologisch sichere Umsetzung des OFD®-Verfahrens sind drei Bestandteile von wesentlicher Bedeutung, die in einem optimierten Bauablauf resultieren:

1. Einsatz der OFD®-SE-Bohrmaschine

2. Nutzung eines innovativen Absenkrahmens, der OFD®-Plattformtechnik

3. Einsatz eines Hubschiffs

3.1 OFD®-SE-Bohrmaschine

Eine der wesentlichen Bestandteile des OFD®-Verfahrens ist die im Teilschnitt arbei-tende OFD®-SE (Offshore Foundation Drilling – Sectional Excavating) - Maschine. Das hier eingesetzte Verfahren basiert auf der Vertikalen Schachtbohr Maschine (VSM-Technik) (vgl. [7]), die seit 2004 für die maschinelle Schachtabteufung erfolg-reich onshore eingesetzt wird und für die OFD®-Verfahrenstechnik weiterentwickelt wurde.

Durch die Vergripperung im Pfahl kann die ca. 340 t schwere Maschine an unter-schiedlichen Stellen im Monopfahl angesetzt werden. Zudem ist ein Ablassen und Bergen der Maschine durch einen verjüngten Pfahlkopf möglich.

Die Maschine kann durch die Vortriebszylinder im Inneren des Pfahls jeweils eine Tiefe von 3,0 m ausbohren, bis sie in ihre Anfangsposition zurück fährt und der Mo-nopfahl samt Maschine abgelassen wird. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis

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der Pfahl auf Endtiefe eingebracht ist. Dadurch wird eine kurze Installationszeit des Gründungskörpers realisiert.

Aufgrund der hohen Vortriebsleistung von bis zu 3,0 m/h wurde die Fräswalze der VSM durch einen Fräskopf, ähnlich einem Dredging-Bohrkopf, ersetzt. Dieser baut den Boden mit am Fräskopf sitzenden Werkzeugen ab (siehe Abbildung 4).

Abb. 4: Schema der OFD®-SE-Maschine

3.2 OFD®-Plattformtechnik

Für den Installationsvorgang von Monopfählen mit bis zu 1.200 to Eigengewicht, ei-ner Länge von über 80 m und einem Durchmesser bis 8,0 m müssen diese Mono-

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pfähle mit einer hohen Genauigkeit vertikal in den Boden eingebracht werden. Be-sonders wichtig ist, dass der Pfahl aufgrund von Wellen- und Windlasten bzw. Bewe-gungen des Hubschiffs sich nur geringfügig bewegt, so dass eine ausreichende Schmierwirkung des den Pfahl umgebenden Ringspaltmörtels gegeben ist. Für die sichere Installation solcher Pfähle ist ein innovativer Absenkrahmen, die OFD®-Plattformtechnik, erforderlich (vgl. Abbildung 5). Diese sieht den vertikalen Lastab-trag des Monopfahls mittels eines Portalkrans vor, durch den die OFD®-SE-Bohrmaschine in den aufgerichteten Pfahl eingebracht wird. Für den Ausgleich der horizontalen Bewegungen ist ein spezielles Grippersystem vorgesehen.

Abb. 5: OFD®-Plattformtechnik

3.3 Einsatz eines Hubschiffs

Sowohl OFD®-SE-Bohrmaschine als auch OFD®-Plattformtechnik weisen hohe Ge-wichte auf. Diese Lasten müssen in die Schiffsstruktur des Hubschiffs eingebracht werden, so dass der Lastverteilrahmen an die jeweiligen Schiffe anzupassen ist. Als Schiffe können Hubschiffe wie die im Sommer 2013 in Betrieb gegangene VIDAR der HOCHTIEF Solutions AG oder das seit einem Jahr erfolgreich arbeitende Hubschiffs INNOVATION von HGO InfraSea Solutions eingesetzt werden. Diese Schiffe sind in der Lage, die jeweiligen Lasten über das Jackingsystem in den Baugrund einzubrin-gen. Durch die großen Beinlängen können diese Schiffe in fast allen Lokationen in der Nordsee eingesetzt werden.

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3.4 Bauablauf

Der Bauablauf des OFD®-Verfahrens sieht vor, dass die Monopfähle entweder just-in-time schwimmend angeliefert oder schwimmend zum Einbauort gebracht und dort abgesenkt werden. Erreicht das Hubschiff die Einbauposition, jackt sich dieses an der Installationsstelle auf entsprechende Höhe auf, um mit den Gründungsarbeiten zu beginnen (Abbildung 6).

Abb. 6: OFD®-Verfahren: Aufjacken der Hubinsel am Installationsort

Anschließend wird der Pfahl mit dem Kran der OFD®-Plattformtechnik aufgenommen und vertikal aufgerichtet. Der Kran gewährleistet dabei den Lastabtrag in vertikale Richtung, der Gripper den Lastabtrag in horizontale Richtung (vgl. Abbildung 7). Der Pfahl wird mit dem Pfahlfuß auf dem Boden abgesetzt und dringt aufgrund seines Eigengewichts kontrolliert in den Baugrund ein.

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Abb. 7: OFD®-Verfahren: Aufrichten des Gründungspfahls

Mithilfe des Absenkrahmens wird anschließend die OFD®-SE-Maschine in den Pfahl eingehoben (vgl. Abbildung 8) und im Monopfahl bis knapp über Seebodenniveau abgesenkt. Die Kräfte der Maschine können durch die Gripper der Maschine auf den Monopfahl übertragen werden.

Abb. 8: OFD®-Verfahren: Einbringen der OFD®-SE-Bohrmaschine in den vertikal ausgerichteten Monopfahl

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Der Fräsdurchmesser wird durch den Rohrinnendurchmesser, die auf der Innenseite nach unten laufenden Verpresslisenen für die Ringspaltverpressung und den Sicher-heitsabstand zu diesen vorgegeben. Über die Verpresslisenen wird während des Ab-lassens Mörtel in den außen liegenden Ringspalt gefördert. Dieser dient im Bauzu-stand dazu, die Reibung zwischen Monopfahl und Erdreich zu verringern und nach Aushärtung des Mörtels im Endzustand eine ausreichende Bettung zu gewährleisten.

4 Ökologisch sinnvolle Gründungsalternative

Wird das herkömmliche Rammverfahren für die Gründungsarbeiten von Offshore-Windenergieanlagen genutzt, kann dieses Verfahren wesentliche Auswirkungen auf die Meeresfauna haben (vgl. [8]). So wurde in einem durch das BMU geförderten Forschungsvorhaben nachgewiesen, dass die beim Rammen hervorgerufenen Hyd-roschallpegel eine temporäre Hörschwellenverschiebung bei den in der Nord- und Ostsee heimischen Schweinswalen verursachen können [9]. Aus diesem Grund hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) den Grenzwert für Lärm-emissionen, insbesondere für das Rammen, auf einen Schallexpositionspegel (SEL) von 160 dB re1μPa in 750 m Entfernung festgelegt [10]. Abbildung 9 zeigt die nach [11] und [12] ermittelten Hörschwellen von Schweinswalen in Abhängigkeit der Fre-quenz, die frequenzabhängigen Schallemissionen durch das Rammverfahren beim Projekt Amrumbank [13] sowie den gesetzlichen Grenzwert von 160 dB re1μPa.

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Abb. 9: Hörschwellen von Schweinswalen in Abhängigkeit der Frequenz nach [11] und [12], beispielhafte frequenzabhängige Schallemissionen durch das Rammverfah-ren beim Projekt Amrumbank [13] sowie gesetzlicher Grenzwert des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie

Durch das Rammverfahren werden Hydroschallpegel erzeugt, die in 750 m Entfer-nung einen Spitzenwert von bis zu ca. 200 dB re1μPa sowie einen Dauerschall-druckpegel von bis zu ca. 175 dB re1μPa erreichen und somit deutlich oberhalb des gesetzlichen Grenzwerts liegen [14]. Aktuell können lärmmindernde Maßnahmen wie große Blasenschleier o. Ä. die erforderlichen Grenzwerte bei der Errichtung von gro-ßen Monopfählen dauerhaft nicht erreichen.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Anpassung der VSM an die Offshore-Anforderungen wurden zusammen mit dem Institut für technische und angewandte Physik (ITAP) aus Oldenburg verschiedene Messungen an einer an Land arbeiten-den VSM durchgeführt [15]. Dafür wurde der Schallpegel in der gefluteten Baugrube während des Abbauvorgangs gemessen und die zu erwartenden Hydroschallemissi-onen in 750 m Entfernung prognostiziert [15]. Die Prognose ergibt, dass beim Betrieb

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einer OFD®-Maschine ein Dauerschalldruckpegel von 117 dB re1μPa in 750 m Ent-fernung zu erwarten ist. Die Spitzenschalldrücke liegen maximal 3 dB bis 4 dB darü-ber. Der durch das OFD®-Verfahren zu erwartende Dauerschalldruck bewegt sich somit im Bereich des Grundrauschens im Meer, welches durch Brandung, Schiffs-verkehr und sonstige Emissionen gegeben ist. Im Gegensatz zum Rammverfahren wird bei der OFD®-Maschine der gegenwärtig einzuhaltende Richtwert vom BSH um mehr als ca. 40 dB eingehalten, so dass auch eine Reduzierung des Grenzwertes möglich ist (vgl. Abbildung 10).

Abb. 10: Gemessene, frequenzabhängige Schalldruckpegel beim Rammen und er-wartete Schallemissionen beim OFD®-Verfahren

Das OFD®-Verfahren stellt damit eine ökologisch sinnvolle Alternative dar und bietet auch ein erhebliches Kosteneinsparpotential durch entfallende Schallschutzmaßna-men.

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5 Zusammenfassung

Die Offshore-Windkraft spielt eine entscheidende Rolle beim Ausbau der Stromver-sorgung aus erneuerbaren Energien. Die bislang eingesetzten Techniken zur Erstel-lung der Gründungen der OWEA haben verschiedene Nachteile, vor allem hinsicht-lich der aufgeführten ökologischen und ökonomischen Randbedingungen. Für die Herstellung von Gründungen von Offshore-Windenergieanlagen haben die HOCH-TIEF Solutions AG und die HERRENKNECHT AG das innovative Offshore Foundation Drilling (OFD®) entwickelt. Dieses hat den Vorteil, dass die Lasten von Windturbinen auch mit deutlich größeren Durchmessern von Monopfählen als bisher beim Rammverfahren üblich in den Baugrund übertragen und Gründungen in an-spruchsvollen Baugrundverhältnissen erfolgreich realisiert werden können. Damit ist das OFD®-Verfahren bestens für zukünftige OWEA mit mehr als 5 MW Leistung ge-eignet. Zudem wird der gesetzliche Grenzwert für zulässige Hydroschallpegel im Ge-gensatz zum Rammverfahren deutlich unterschritten.

Zusammenfassend ermöglicht OFD®:

− die Gründung für leistungsstarke OWEA mit den besonders wirtschaftlichen Mo-nopfählen,

− die Gründungsherstellung nahezu unabhängig von der Geologie und − ein vergleichsweise leises Bauverfahren, welches sicher und dauerhaft die ge-

setzlichen Grenzwerte erreicht.

Literatur

[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Energiekonzept für eine umwelt-schonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung, 2010

[2] Deutsche Energie-Agentur, dena Netzstudie II: Integration erneuerbarer Ener-gien in die deutsche Stromversorgung im Zeitraum 2015 – 2020 mit Ausblick 2025, 2010

[3] Prognos AG, Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln, Gesell-schaft für wirtschaftliche Strukturforschung: Energieszenarien für ein Energie-konzept der Bundesregierung, August 2010

[4] Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen e.V.: Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee

[5] Institut für technische und angewandte Physik GmbH: persönliche Korrespon-denz, Juni 2013

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[6] Gipperich, C., Budach, C., Melzer, J.: Offshore Foundation Drilling (OFD®) – Entwicklung eines Ringspaltmörtels für ein neues Verfahren für die Installation von Offshore-Gründungen, 19. Darmstädter Geotechnik-Kolloquium Techni-sche Universität Darmstadt, 2012

[7] Schmäh, P.: Innovationen im maschinellen Schachtbau, Taschenbuch für den Tunnelbau 2012, VGE Verlag GmbH, S. 223 – 240, 2011

[8] Kastelein, R., Verboom, W.: Impact of underwater sound on marine life, Vortrag, Sound Solution Symposium, The North Sea Foundation, Amsterdam, 10.02.2012

[9] Gilles, A., Herr, H., Lehnert, K., Scheidat, M., Kaschner, K., Sundermeyer, J., Westerberg, U., Siebert, U.: Erfassung der Dichte und Verteilungsmuster von Schweinswalen (Phocoena phocoena) in der deutschen Nord- und Ostsee. MINOS 2 - Weiterführende Arbeiten an Seevögeln und Meeressäugern zur Bewertung von Offshore - Windkraftanlagen (MINOS plus), 2008

[10] Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie: Leitsätze für die Anwendung der Eingriffsregelungen innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone und auf dem Festlandsockel im Rahmen von § 58 Abs. 1 Satz 2 BNatSchG, Stand 01/2012

[11] Kastelein, R., Bunskoek, P., Hagedoorn, M., Au, W. W. L., de Haan, D.: Audi-ogram of a harbor porpoise Phocoena phocoena measured with narrow-band frequency-modulated signals, J. Acoust. Soc. Am. 112, 334 – 344, 2002

[12] Lucke, K., Siebert, U., Lepper, P., Blanchet, M.-A.: Temporary shift in masked hearing thresholds in a harbor porpoise (Phocoena phocoena) after exposure to seismic airgun stimuli, Acoustical Society of America, S. 4060 – 4070, 2009

[13] Nehls. G., Betke, K., Eckelmann, S, Ros, M.: Assessment and costs of poten-tial engineering solutions for the mitigation of the impacts of underwater noise arising from the construction of offshore windfarms, BioConsult SH report, Husum, Germany, 2007

[14] Bundesamt für Naturschutz, Koschinski, S., Lüdemann, K.: Stand der Entwick-lung schallminimierender Maßnahmen beim Bau von Offshore-Windenergieanlagen, 2011

[15] Institut für technische und angewandte Physik GmbH: Messbericht und Prog-nose über die zu erwartenden Wasserschallimmissionen einer Vertikal-Schachtabsenkanlage vom Typ V-006 der Herrenknecht AG (unveröffentlicht), 2009