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SEPTEMBER 2014 Muziek Biennale mit Jazz-Legende Abdullah Ibrahim in der Paterskirche: EIN FESTIVAL-SOMMER VOLLER MUSIK! Der TV-Kabarettist verrät, warum er so gerne in Kempen gastiert RICHARD ROGLER WIEDER IN ST. HUBERT Nach Start der Gesamtschule - Schuldezernent Michael Klee verspricht: DIE SCHULEN IN KEMPEN SIND SPITZE!

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    Muziek Biennale mit Jazz-Legende Abdullah Ibrahim in der Paterskirche:

    Ein FEstival-sommEr vollEr musik!

    Der TV-Kabarettist verrät, warum er so gerne in Kempen gastiert

    richard roglEr wiEdEr in st. hubErt

    Nach Start der Gesamtschule - Schuldezernent Michael Klee verspricht:

    diE schulEn in kEmpEn sind spitzE!

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    Die Sommerferien sind vorbei, und nicht nur die Schüler bringen wieder Leben ins Stadtbild. Vor allem kulturell setzt der September in Kempen Glanzlichter. Da ist einmal die Muziek Biennale Niederrhein, deren Auftaktveranstaltung die Jazz-Legende Abdullah Ibrahim ins Kulturforum Franziskanerkloster führt. Das Festival, das bis in den Oktober mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in Kempen, am gesamten Niederrhein und auch bei unseren niederländischen Nachbarn das Thema „Strömen“ bearbeitet, bietet neben international bekannten Virtuosen vor allem auch dem musikalischen Nachwuchs in unserer Region ein Podium. KempenKompakt stellt in dieser Ausgabe nicht nur den Jazz-Pianisten Abdullah Ibrahim, sondern auch eine Reihe weiterer wichtiger Termine der Biennale vor.

    Schlagfertigkeit, Wortwitz und teils bitter-böse Satire zeichnen den bekannten TV-Kabarettisten Richard Rogler aus. Am 15. September und 16. September gastiert er mit seinem Programm “Das müssten Sie mal sagen, Herr Rogler!“ im St. Huberter Forum. Unser Autor Uli Geub hat Rogler zuvor zum Interview getroffen und festgestellt, dass der Wahl-Kölner nach nun schon vier erfolgreichen Gastspielen in Kempen sogar den Hausmeister Harald Neuhaus mit Namen kennt! Und allerlei liebenswürdiges über unsere Stadt zu sagen weiß.

    Apropos Schulanfang: Die Kempener Schulen sind ein weiteres großes Thema in diesem Heft. Die Gründung der neuen Gesamtschule und das damit verbundene absehbare Auslaufen von Haupt- und Realschule sind für Kempens Schullandschaft eine Zäsur. KempenKompakt sprach darüber mit Michael Klee, dem Schuldezernenten, der nach dem vielversprechenden Start der neuen Gesamtschule und mit den beiden so erfolgreichen Gymnasien Thomaeum und LvD die Stabilität, das hohe Niveau und die weit in die Umgebung ausstrahlende Attraktivität der Kempener Schulen für die Zukunft garantiert sieht.

    Daneben erinnert unser Autor Hans Kaiser in der Reihe „Kempen historisch“ an die Machenschaften und Intrigen, die Kempen vor 40 Jahren um den Kreissitz brachten. Tatsache, so lange ist das schon her. Und wir wagen einen Ausblick auf die Chancen der Krefelder Pinguine in der kommenden Eishockey-Saison. Wie immer runden „Kultur in Kempen“ und der „KempenKalender“ diese aktuelle Ausgabe unseres Magazins ab. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr

    Liebe Leserinnen und Leser!

    Karl J. Wefers, Herausgeber

    Editorial

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    kultur am niederrhein

    kultur in kempen

    kempen aktuell

    kultur am niederrhein

    "mit ihm ist der Jazz endlich

    zu seinen afrikanischen

    wurzeln zurückgekehrt"

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    Ein Festivalsommer voller

    musik in kempen

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    richard rogler: mich kriegen

    sie so schnell nicht los!

    "kempen kann stolz sein auf

    die stabilität und das niveau

    seiner schulen"

    schlossbühne neersen:

    Erfolg und neuer intendant

    kempen historisch18vor 40 Jahren:

    kempen verliert den kreissitz

    Impressum kempenkompakt

    Adresse: Heinrich-Horten-Straße 1, 47906 Kempen

    Telefon: 02152 – 96 90 300

    Fax: 02152 – 96 90 280

    e-mail: [email protected]

    Web: www.kempenkompakt.de

    Herausgeber: Karl J. Wefers v.i.S.d.P.

    Titelfoto: Biennale Abdullah Ibrahim

    Grafik und Layout: 47Design Werbeagentur

    Redaktion: Nina Höhne, Uli Geub

    Hans Kaiser, Sergej Paromkin, Charly Niessen,

    Konstantin Wefers

    Vertrieb: KempenKompakt

    Druck: Stünings Medien GmbH,

    Dießemer Bruch 167, 47805 Krefeld

    Telefon: 0 21 51/51 00-0,

    Website: www.stuenings.de

    Anzeigen: Karl J. Wefers

    Auflage: 7.500

    © by KempenKompaktFür unverlangt eingesandte manuskripte, Fotos und Illustra-tionen übernimmt KempenKompakt keine Haftung. Nachducke (auch auszugsweise) und Verfielfältigungen jeglicher Art nur mit schriftlicher erlaubnis des Herausgebers/der redaktion. Für die Inhalte der Anzeigen sind allein die Auftraggeber ve-rantwortlich.St.ID-Nr. De120047543

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    sport am niederrhein22Junge pinguine geben

    120 prozentbrauchtum am niederrhein

    sport am niederrhein

    "schafe sind sehr

    genügsame tiere"

    sparkassen-stadtlauf im

    wachtendonker ortskern

    kempen kulinarisch

    "haus Ercklentz" überzeugt

    seine gäste mit einem

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    "sparkassen-stadtlauf im

    wachtendonker ortskern"

    gipfelrausch und alpenrosen

    termine im september

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    september

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    kempen kulinarisch

    crossover küche

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  • Es war eines der schlimmsten Schwarzen-Ghettos von Kapstadt, der „District Six“, in dem Abdullah Ibrahim am 9. Oktober 1934 als Adolph Johannes Brand geboren wurde. Als der junge Schwarze vier Jahre alt war, wurde sein Vater erschossen. Flucht- und Ruhepunkt im Ghetto war für das Kind die „American Methodist Episcopal Church“. Die Kirchen im Ghetto waren damals nicht nur Orte des Gottesdienstes. Man traf sich dort, um zusammen zu essen, um Probleme zu klären und um Musik zu machen. Seine Großmutter wie auch seine Mutter spielten hier Klavier, mit sieben Jahren saß auch Ibrahim schon an diesem Instrument.

    Die Begegnung mit Duke Ellingtonim Cafè Africana in ZürichAls Halbwüchsigem wurde ihm die Gemeinde zu eng, er bildete seine eigenen Bands. „Ich hätte mich damals selbst nie einen Jazzmusiker genannt“, erinnerte sich Ibrahim kürzlich in einem Interview mit der „Zeit“. “Ich war nur ein Ghetto-Kid, das jeden Dollar dafür ausgab, den amerikanischen Soldaten im Hafen von Kapstadt ihre alten Jazzplatten abzukaufen.“ Das habe ihn schon beeinflusst. Und: „Als die Leute es dann Township-Jazz nannten, dachte ich, okay, dann ist es eben Township-Jazz.“

    der südafrikanische musiker abdullah ibrahim ist eine lebende legende des Jazz.

    aus dem ghetto bei kapstadt führte ihn sein weg nicht nur in die konzertsäle in

    aller welt, sein name ist auch fest verbunden mit dem Freiheitskampf seines volkes.

    kurz vor dem 80. geburtstag kommt der ausnahme-pianist nach kempen.

    kultur am niederrhein

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    „mit ihm ist dEr Jazz Endlich zu sEinEn aFrikanischEn wurzEln zurückgEkEhrt“

  • kultur am niederrhein

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    Nach einem Konzert in England im Jahr 1962 entschloss sich Ibrahim, gemeinsam mit der Sängerin Sathima Bea Benjamin, die einige Jahre später seine Frau wurde, Südafrika zu verlassen. Sie lebten die folgenden Jahre in Zürich, wo er mit dem „Dollar Brand Trio“ in Clubs und Cafés auftrat. Bei einem Konzert im „Café Africana“ entdeckte ihn Duke Ellington. Durch Ellingtons Vermittlung konnte das Trio die erste Platte („Duke Ellington Presents the Dollar Brand Trio“) einspielen und anschließend auf wichtigen Festivals auftreten. Wenig später ging Ibrahim in die USA, wo er unter anderem mit John Coltrane und Ornette Coleman zusammenarbeitete. Seinem Freund und Förderer Duke Ellington blieb er auch in diesen Jahren verbunden: Bei Konzerten des „Duke Ellington Orchestra“ sprang er häufig als dessen Ersatzmann ein. Von Duke Ellington stammt auch der Satz, mit Abdullah Ibrahim sei „der Jazz endlich zu seinen afrikanischen Wurzeln zurückgekehrt“. Tatsächlich zeigt sein Werk deutliche Einflüsse der Gospels und religiösen Hymnen aus den südafrikanischen Townships.

    Das Lied „Mannenberg“ wird zur Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung Die internationale Anerkennung aber machte ihn bei den damaligen Macht-habern in Südafrika eher verdächtig. Das umso mehr nach dem sensationellen Erfolg seiner Komposition „Mannenberg – Is where It’s Happening““, benannt nach einem der berüchtigtsten Townships von Kapstadt. Dorthin hatte das

    Apartheid-Regime Ibrahims Familie umgesiedelt, als 1974 das Ghetto „District Six“ abgerissen und zu einer „weißen Gegend“ erklärt wurde. „Sogar die Toten wurden umgebettet, damit sie nicht in weißem Boden lagen“, erinnert sich Ibrahim, der damals nach Südafrika zurückgekehrt war. In Manenberg entstand auch diese Komposition. „Natürlich wollte keine Plattenfirma ein Stück mit diesem Titel verlegen, also haben wir im Untergrund ein paar Platten gepresst.“ Als dann wenig später in Soweto der Aufstand losbrach, spielte ein kleiner Plattenladen in Johannesburg, gelegen an einem Busbahnhof, von dem die Busse nach Soweto abgingen, über Lautsprecher ein ums andere Mal dieses Lied. „Die Leute haben sofort begriffen, Mannenberg, das sind wir, hier geht es um uns. Innerhalb weniger Wochen kannte jedes Kind in Südafrika dieses Lied“, so Ibrahim in dem schon erwähnten „Zeit“-Interview. Damit wurde diese eher melancholische, gar nicht besonders kämpferische Melodie mit dem beeindruckenden Saxophon-Solo von Basil „Manenberg“ Coetcee zu einer Art inoffizieller Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung. Die Untergundplatte wurde in Größenordnungen verkauft wie sonst nur kommerzielle Hits. „Mannenberg war einfach das richtige Stück zur richtigen Zeit“, so Ibrahim, der danach auch „politischere“ Kompositionen für Nelson Mandelas ANC schuf. „Ich hatte eine Absprache mit dem ANC: Ich zeige der Welt ein anderes Bild von Südafrika und seiner Kultur.“ Beigetreten aber ist er dem ANC nie. Denn: „Ich verabscheue Organisationen.“ Eine Haltung, die auch 1968 eine Rolle spielte, als er zum Islam übertrat und den Namen Abdullah Ibrahim annahm: „Ich bin auch deshalb zum Islam übergetreten, weil ich dort keine Kirche brauche, um mit meinem Schöpfer in Kontakt zu treten.“

    „Ein Zauberer der Improvisation“ imKulturforum Franziskanerkloster Heute erinnert am Ort des damaligen Tonstudios eine Stahl-Skulptur der ersten sieben Noten von „Mannenberg“ an diesen Teil des südafrikanischen Befreiungskampfes. Abdullah Ibrahim, der 1990 nach längerem Exil in den USA nach Südafrika zurückgekehrt war, spielte bei der Amtseinführungsfeier von Nelson Mandela im Jahre 1994. Er organisiert regelmäßig Jazz-Konzerte in Südafrika und gründete und finanziert in Kapstadt die Akademie „M7“ zur musikalischen Ausbildung junger Südafrikaner. Heute pendelt der Musiker zwischen seinem Wohnsitz am Chiemsee und seiner Farm in der Kalahari. „800 Hektar im Nirgendwo. Es ist der schönste und stillste Ort, den ich kenne. Buschleute leben dort seit mindestens 850000 Jahren. Manchmal frage ich mich, was sind da schon 400 Jahre Kolonialzeit?“ Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag kommt Abdullah Ibrahim nun nach Kempen und wird am Samstag, 30. August, zur Eröffnung der Muziek Biennale 2014 im Kulturforum Franziskanerkloster eines seiner gefeierten Solo-Konzerte geben. Ohne Zäsuren zwischen den einzelnen Stück, breit dahin fließend wie ein „African River“, so auch der Titel eines seiner Alben. Seine Musik strahlt Weite und Ruhe aus. „Ein Zauberer der Improvisation“, hinter jedem Ton stehe „eine ganze Landschaft“, schrieb unlängst ein Kritiker.

    Text: Sergej Paromkin / Fotos: Kulturraum Niederrhein

    Im Strom der Zeit, Großer Festivalauftakt mit Abdullah Ibrahim, Piano, Kulturforum Franziskanerkloster, Samstag, 30. August, 19 Uhr

    "Die Leute haben sofort begriffen, Mannenberg, das sind wir, hier geht es um uns. Innerhalb weniger Wochen kannte jedes Kind in Südafrika dieses Lied."

    Ein Zauberer der Improvisation: Abdullah Ibrahim

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    kultur am niederrhein

    unter dem motto „strömen“ bietet die „muziek biennale niederrhein“ vom 30. august

    bis zum 5. oktober in 50 konzerten an insgesamt 29 spielstätten zwischen rhein und

    maas ein breites spektrum von experimentellem Jazz, improvisationen, klassik und neu

    entdeckter alter musikliteratur. den auftakt macht die Jazz-legende abdullah ibrahim

    in der kempener paterskirche.

    Ein FEstivalsommEr vollEr musik in kEmpEn

    „Der Tanz des Derwisch“ mit Kadir Sonuk ist im Rahmen des Wandelkonzerts „Im Fluss der Zeit – Im Wandel der Zeit“ am Sonntag, 28. September, im Franziskanerkloster zu sehen.

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    kultur am niederrhein

    Die Muziek Biennale Niederrein, ein länderübergreifendes Projekt, das der „Kulturraum Niederrhein“ zusammen mit seinen niederländischen Partnern in Limburg und Süd-Gelderland nun schon zum vierten Male verantwortet, führt Konzertveranstalter, Musiker, Komponisten und Musikausbilder diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze zu gemeinsamen Initiativen zusammen. Der Fokus liegt dabei vor allem auch auf dem musikalischen Nachwuchs unserer Region und der Kooperation mit den Musikschulen. Jungen Künstlern soll ein Podium geboten werden. Das etwas sperrige Motto „Strömen“ ist dabei durchaus doppelbödig zu verstehen: Es nimmt Bezug auf die beiden Ströme Rhein und Maas, die die politische und wirtschaftliche Entwicklung dieses Grenzlandes bestimmten, verweist aber auch auf die Experimentierfreude des Festivals, das nicht nur auf die klassischen Konzertsäle setzt, sondern die Musik auch an eher ungewöhnliche Orte bringt und damit sozusagen „gegen den Strom“ schwimmt. KempenKompakt stellt einige der Highlights aus der Fülle der musikalischen Events vor.

    Glanzvoller Auftakt mit Abdullah Ibrahim in der Kempener PaterskircheDer glanzvolle Auftakt des Festivals ist einer lebenden Legende vorbehalten: Abdullah Ibrahim, der südafrikanische Pianist und Komponist, eröffnet am Samstag, 30. August, um 19 Uhr in der Kempener Paterskirche mit einem seiner gefeierten Solo-Konzerte den Festivalreigen. Abdullah Ibrahim spielte mit Jazz-Titanen wie Duke Ellington, John Coltrane oder Don Cherry zusammen, er saß am Klavier, als Nelson Mandela in sein Amt als Präsident eingeführt wurde und füllte die großen Konzertsäle der Welt. Sein Auftritt in Kempen darf als Sensation gelten. Und auch bei der Auftaktveranstaltung wird der Nachwuchs nicht vergessen: Das Konzert beginnt mit einem Festival-Preview ausgesuchter Kostproben junger Spitzenmusiker.Am folgenden Sonntag, 31. August, gastieren die vier Flötistinnen von „Flautando Köln“ um 15 Uhr im Tönisberger Erprathshof. Das Scheunenkonzert bietet eine musikalische Zeitreise durch fünf Jahrhunderte. Auch hier wird das Motiv „Strömen“ im doppelten Sinne aufgenommen, einmal im „Strom der Zeit“, zum anderen liegt Tönisberg doch im eiszeitlichen Urstromtal. Als Extra verbindet sich mit diesem Konzert eine Kulturhistorische Fahrradexkursion von Kempen zum Erprathshof. Treffpunkt für Interessenten ist um 13 Uhr am Hotel Papillon auf der Kempener Thomasstraße 9.

    Dreigroschenoper auf der Schiffswerftund Musik und Tanz im aqua sol„An ´nem schönen blauen Sonntag liegt ein toter Mann am Strand, und ein Mensch geht um die Ecke, den man Mackie Messer nennt.“ Diese Verse kennt fast jeder, zu hören sein werden sie aber an einem ganz ungewöhnlichen Ort: Regisseur Cees Rullens und Komponist Nard Reijnders bringen die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill auf der Schiffswerft Smits am Maasufer in Velden, unweit des Fähranlegers, auf die „Bühne“. Die Aufführung findet am Sonntag, 31. August, um 16 Uhr statt. Ein weiteres Glanzlicht setzt der Ausnahmepianist Kai Schumacher, der ebenfalls am Sonntag, 31. August, um 18 Uhr in der Tonhalle der Kreismusikschule in Geldern auftritt. „Mit und ohne Strom – Klavier-Transcriptions“, so der Titel. Schumacher „übersetzt“ Rock- und Metal-Songs, so beispielsweise von „Nirvana“, für den klassischen Klavierflügel. Die elektronischen Rock-Elemente werden in die vollkommen stromlose Sprache des Klaviers übertragen. Ein ebenso mutiges wie faszinierendes Experiment auch die Veranstaltung mit der Gruppe „Carambolage“ am Freitag, 5. September, in der Sauna- und Wasserwelt des Kempener aqua sol. Die Musiker, Schauspieler und Tänzer von „Carambolage“ machen aus der Entspannungs-Oase ein akustisches Schauspiel um die Erschaffungsmythen unserer Welt, eine lebendige Installation, die Musik, Tanz und Text in einander fließen lässt. Die Zuschauer können dabei in Gruppen die Räume durchwandern. Mit einem speziell für die Muziek-Biennale konzipierten Konzertprogramm kommt das Rembrandt Frerichs Trio am Freitag, 12. September, nach Kempen. Der niederländische Pianist und Komponist Frerichs erkundet die Möglichkeiten der Verbindung zeitgenössischer und orientalischer Musik auf alten Instrumenten. Als besonderer Gast an diesem Abend in der Paters-kirche dabei: der norwegische Akkordeonvirtuose Frode Haltli, der zu den aufregendsten Grenzgängern seines Instruments zählt.

    Musikschulen und junge Talente zeigenihr Können auf Schloss WissenEin roter Teppich für die jungen Spitzentalente und Ensembles der vielen Musikschulen an Rhein und Maas wird am Wochenende, dem 20. und 21. September, im Wasserschloss Wissen bei Weeze ausgerollt. Wenn diese Nachwuchskünstler unter dem Titel „Best of“ in allen bespielbaren Räumen und auf dem Innenhof des traditionsreichen Wasserschlosses Wissen mit ihren

    Schloss Wissen: Hier präsentieren sich am Wochenende 20./21. September die jungen Talente der Musikschulen zwischen Rhein und Maas.

    Eine nicht alltägliche Opernbühne: Die Schiffswerft in Velden an der Maas. Hier inszenieren Cees Rullens und Nard Reijnders die „Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill.

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    Lehrern, Lichtkünstlern und mehreren Profi-Ensembles zusammenkommen, dann ist das nicht nur ein Gipfeltreffen musikalischer Hochbegabungen, sondern auch ein Ausblick auf das künstlerische Niveau des Kulturraums Rhein-Maas der Zukunft. Das „Best of I“ am Sonntag. 20. September, um 18.30 Uhr wird ergänzt durch eine Matinee „Best of II“ am Sonntagvormittag um 11 Uhr. „Im Fluss – zwischen Rhein und Maas I: Raumklang – Klangräume“ ist der Titel eines besonderen Chorabends in der Kempener Propsteikirche am Samstag, 27. September. Der Franciscuscoor Venlo und der Schönhausenchor Krefeld machen sich die besondere Akustik der gotischen Kirche mit ihren drei Emporen, dem Chorraum und den drei Kirchenschiffen zunutze. So werden jeweils neue Klangräume entstehen. Das A-Capella-Programm steht unter der Gesamtleitung des Maastrichter Dirigenten Hans Leenders. Dabei stehen christlich geprägte Texte, so die Vertonung des „Vater unser“ oder des „Ave Maria“ neben freien Texten und Balladen.

    Orgel, Violoncello und ein Derwischin Paterskirche und Propsteikirche„Canto ostinato – Gesang ohne Ende“ des niederländischen Komponisten Simon ten Holt ist eine Arbeit über Zeit, Raum und unendliche Bewegung. Während am Sonntag, 28. September, ab 18 Uhr der Organist Aart Bergwerff diese Komposition an der barocken Orgel der Paterskirche spielt, wird der aus der Türkei stammende Derwisch Kadir Sonuk die Zuhörer durch seinen schier endlosen Tanz in Trance versetzen. Nach dem Konzert wird im Kreuzgang des Kulturforums gegen 19 Uhr ein Imbiss gereicht, anschließend wandelt das Publikum zur Propsteikirche, wo ab 20.15 Uhr die beiden in Kempen lebenden Musiker Emanuel Wehse und Ute Gremmel-Geuchen selten aufgeführte

    Werke für Violoncello und Orgel spielen. Daneben wird das kontrastreiche dramatische Stück „Croce“ der Komponistin Sofia Gubaidulina aufgeführt. Der gesamte Abend steht unter dem Motto „Im Fluss – zwischen Rhein und Maas II: Wandelkonzert „Im Fluss der Zeit – im Wandel der Zeit“. Das Trio Ernst Reijseger (Violoncello), Harmen Fraanje (Piano) und Mola Sylla (Vocal) begeistert das internationale Konzertpublikum schon seit längerem mit seiner einzigartigen Mischung aus Jazz, afrikanischer Musik und klassischen Elementen. Der Titel ihrer erfolgreichen CD „Down Deep“ ist auch das Motto ihres Festival-Auftritts am Mittwoch, 1. Oktober, um 20 Uhr im Kulturforum Franziskanerkloster. Improvisation statt Reproduktion ist ihr Leitbild, und so führen sie Spieltraditionen aus höchst unterschiedlichen kulturellen Bereichen zusammen.Das alles ist nur eine knappe Auswahl aus den rund 50 Konzerten an Maas und Rhein zwischen dem 30. August und dem 5. Oktober, die die Muziek Biennale 2014 bietet. Alle weiteren Veranstaltungen und nähere Informationen zu Eintrittspreisen und Vorverkaufsstellen finden sich auf der eigens eingerichteten Homepage www.muziekbiennale.eu

    Text: -kin / Fotos: Kulturraum Niederrhein

    Informationen unter: 02151/805-125www.theater-kr-mg.de

    ... mit einem Abonnement!Zum Beispiel :Abonnement Dienstag (10 Vorstellungen gemischt) 121,- €*Abonnement Donnerstag (6 Vorstellungen gemischt) 84,- €*Wahlabonnement 1 (6 Vorstellungen) 87,- €*

    * in Preisstufe C

    Große Gefühle

    Foto aus Carmina Burana

    kultur am niederrhein

    Der Fokus liegt dabei vor allem auch auf dem musikalischen Nachwuchs unserer Region und der Kooperation mit den Musikschulen.

    Die vier Flötistinnen von „Flautando Köln“ kommen am Sonntag, 31. August, zum Scheunenkonzert auf den Erprathshof in Tönisberg.

  • kultur in kempen

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    "mich kriEgEn siE so schnEll nicht los!"

    Seit Frühjahr 2013 reist Richard Rogler mit seinem aktuellen Programm durch die Republik und keilt dabei - wie gewohnt - in alle Richtungen verbal aus. Bevor die Kempener gleich an zwei Tagen erleben dürfen, wie Rogler gekonnt Politiker und Parteien abwatscht, sprach der Wahl-Kölner mit KempenKompakt über seinen Auftritt in der Thomasstadt. Dabei kam erstaunliches heraus.

    KempenKompakt: Wissen Sie, zum wievielten Male Sie mittlerweile nach Kempen kommen?Richard Rogler: Ich glaube zum 5. Mal.

    KK: Verbinden Sie etwas mit Kempen, außer dem netten Publikum. Sprich, gehen Sie nach der Vorstellung noch aus in der Stadt, was essen oder trinken?Rogler: Ja. Und das hat was mit dem Publikum zu tun. Als ich das erste Mal in Kempen war, saß 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn niemand im Saal. Der Hausmeister Harald Neuhaus hat mich beruhigt: „Die Vorstellung ist ausverkauft. Die kommen alle ganz kurz vorher. Die haben alle ihren festen Platz.“ Übrigens: Der Herr Neuhaus ist der beste Gastgeber von ganz Deutschland.

    KK: Diesmal gastieren Sie ja gleich an zwei Abenden in Kempen. Bleiben Sie da in der Stadt oder fahren Sie heim nach Köln?Rogler: Ich spiele da immer zwei Mal. Fahre aber zwischendurch nach Köln. Schließlich habe ich mein halbes Leben auf der Autobahn und in Hotels verbracht.

    KK: Waren Sie auch schon einmal außerhalb ihres Programms ganz privat in Kempen?Rogler: Ich wollte da mal vier Wochen Urlaub machen, habe aber festgestellt, dass die Kempener selbst auch gerne mal woanders hinfahren.

    KK: Was verbinden Sie mit dem typischen Niederrheiner, zu dem der Kempener ja auch zählt?Rogler: Da verstecke ich mich hinter dem großen Kollegen Hanns Dieter Hüsch, der gesagt hat: „Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären. Und das auf sehr charmante Art.“

    KK: Wenige Tage nach ihren Auftritten in Kempen feiern Sie ihren 65. Geburtstag. An Rente denken Sie aber bestimmt noch nicht, oder? Nicht nur Ihre Kempener Fans hoffen, Sie sicher auch weiterhin als Kabarettist live zu erleben ... Rogler: Mich kriegen Sie so schnell nicht los!

    Text: Uli Geub, Foto: Gerald Kasten (Agentur M. Rogler)

    mit seinem aktuellen programm „das müssten sie mal sagen, herr rogler!“,

    gastiert der bekannte tv-kabarettist richard rogler am 15. und 16. september

    im st. huberter Forum. kempenkompakt verriet er in einem interview, warum

    für ihn der beste gastgeber von ganz deutschland in kempen wohnt.

    Richard RoglerAm 19. September 1949 erblickte Richard Rogler im bayerischen Selb das Licht der Welt. Nach Abitur (1969) und Wehrdienst studierte er in Würzburg auf Lehramt Französisch und Sport. Von 1974 bis 1986 spielte er in verschiedenen Häusern und war mit seinem Partner Heinrich Pachl als Duo unterwegs. Seit 1986 ist Rogler Solist und feierte große Erfolge. Seine Soloprogramme füllen seit nunmehr 27 Jahren die Hallen in Deutschland. Zudem gehört er zu den bekanntesten TV-Kabarettisten, mit Auftritten u. a. bei den Mitternachtsspitzen (WDR), Roglers Freiheit (3sat), Scheibenwischer (ARD) und Stratmanns (WDR). Rogler erhielt viele Auszeichnungen, 1989 den Grimme-Preis und 2014 den Bayerischer Kabarettpreis.

    „Kleinkunstkneipe“ Forum St. Hubert, Hohenzollernplatz 19, KempenMontag 15. September 2014 und Dienstag, 16. September 2014www.richard-rogler.de

  • kempen aktuell

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    „kEmpEn kann stolz sEin auF diE stabilität und das nivEau sEinEr schulEn“

    Das Schuljahr 2014/15 markiert für die Kempener Bildungs-landschaft eine Zäsur: Mit dem Start der neugebildeten Gesamtschule wird das Ende des dreigliedrigen Schulsystems in Kempen besiegelt. Zwar führen sowohl die Martin-Schule (Gemeinschaftshauptschule) als auch die Erich-Kästner-Realschule ihre bestehenden Klassen weiter bis zu den vorgesehenen Abschlüssen. Sie bilden aber keine Eingangsklassen mehr. An ihre Stelle tritt die Gesamtschule, die vor wenigen Tagen im Gebäude der Außenstelle der Martin-Schule an der Fröbelstraße ihren Betrieb mit sechs Eingangsklassen aufgenommen hat. Ein Schritt, der Kempen nicht leicht gefallen ist, der aber notwendig wurde, um die Attraktivität und die Qualität der Kempener Schulen zu erhalten. „Unsere Schullandschaft ist jetzt auf den absehbaren Planungszeitraum sehr stabil“, betont dann auch Schuldezernent Michael Klee im Gespräch mit KempenKompakt.

    Ehrliche Analyse und Elternbefragungals Grundlage der Entscheidung„Als ich hier in Kempen im Jahr 2012 angefangen habe, war die erste Frage: Wie geht es mit dem dreigliedrigen Schulsystem weiter?“ erinnert sich Klee. Die Ausgangslage, die der neue Beigeordnete vorfand: Neben den sechs Grundschulen verfügt Kempen über zwei Gymnasien, das Thomaeum und das Luise-von-Duesberg-Gymnasium, eine Realschule, die zweitgrößte Realschule übrigens in ganz NRW, und die Gemeinschaftshauptschule Martin-Schule. Und wie überall im Land stand auch in Kempen die Hauptschule unter enormen Druck. „Nicht weil sie schlecht ist“, so Klee, „das muss man immer wieder betonen, sondern weil sie als Schulform bei den Eltern an Akzeptanz verloren hat.“ Was sich nicht zuletzt in existenzbedrohenden Anmeldezahlen niederschlug.

    nach der bildung der neuen gesamtschule sind die grund- und die weiterführenden

    schulen in der stadt nicht nur langfristig gesichert. im gespräch mit kempenkompakt

    sieht schuldezernent michael klee auch die Qualität und die attraktivität des kempener

    schulsystems für die kommenden Jahre garantiert.

    Schuldezernent Michael Klee: „Das hohe Niveau der Kempener Schulen zu sichern, ist die große Herausforderung der kommenden Jahre.“

  • kempen aktuell

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    „Deswegen war eine meiner ersten Aufgaben die wirklich ehrliche Analyse: Wie kann man das Schulsystem, die Schullandschaft hier in Kempen stabilisieren?“ In einem ersten Schritt wurden die Eltern befragt, welche Schulform sie für ihre Kinder favorisieren. Die Stadt befragte die Eltern dreier Jahrgänge und erhielt ein sehr deutliches Stimmungsbild: Die eine Hälfte favorisierte für ihre Kinder eine gymnasiale Ausbildung, die andere Hälfte bevorzugte eine Gesamtschulausbildung. Ein Ergebnis, das jetzt durch die Anmeldezahlen bestätigt wurde. „Fast eine Punktlandung“, so Klee. „Wir haben tatsächlich in Kempen bei den Anmeldungen eine Verteilung der Schülerzahlen von 50 Prozent Gymnasien und 50 Prozent Gesamtschule.“Rund 300 Kinder werden jedes Jahr in Kempen eingeschult. Und diese 300 Schüler wechseln nach der vierten Klasse in die weiterführenden Schulen, nun also auf Gymnasium oder Gesamtschule. „Es gab ja auch Bedenken, ob die neue Gesamtschule überhaupt die 100 Schüler für die notwendige Vierzügigkeit erreicht“, erinnert sich Klee. Aber: „Wir haben jetzt an der neuen Gesamtschule 174 Kinder in sechs Klassen. Und es gab schon die Frage, ob nicht ein siebter Zug eingerichtet werden sollte.“ Dabei dürfte in den kommenden Jahren die tatsächliche Zahl der Schüler an allen weiterbildenden Schulen in Kempen wieder deutlich steigen. „Kempen hat wegen des hervorragenden Rufs seiner Schulen ja immer einen hohen Auswärtigen-Anteil“, so Klee. In „normalen Jahren“ liegt er zwischen 15 und 20 Prozent. In diesem Jahr lag er bei den Anmeldungen leicht darunter. Aus zwei Gründen, wie der Schuldezernent erläutert: Zum einen, weil Kerken-Aldekerk zusammen mit Krefeld jetzt ebenfalls eine Gesamtschule gebildet hat und deshalb Anmeldungen aus diesem Bereich nicht so hoch waren. Zum anderen, weil Veränderungen in der Schullandschaft bei Eltern immer gewisse Irritationen auslösen. Manche Eltern wollten erst einmal schauen, wie sich die neue Schule entwickelt. Der erfolgreiche Start der Kempener Gesamtschule habe nun aber solche Unsicherheiten zerschlagen, ist sich Klee sicher. Und wie hoch trotz der einschneidenden Änderungen tatsächlich das Vertrauen in die Kempener Schulen ist, zeigte sich nicht zuletzt bei den Anmeldungen zur neuen Gesamtschule: von den 174 Schülern kommen allein 24, also fast eine volle Klasse, aus den Nachbargemeinden.

    Eine neue Gesamtschule „KempenerPrägung“ - und ganz ohne KrawallDas Geheimnis dieses Erfolgs sieht Michael Klee darin, dass die neue Gesamtschule in Kempen im Konsens aller Betroffenen, vor allem aber mit den Schulleitungen der nun auslaufenden Realschule und Hauptschule errichtet wurde. „Wenn wir schon das dreigliedrige System nicht halten können, dann entwickeln wir wenigstens eine Gesamtschule Kempener Prägung“, so schildert Klee die Haltung aller Beteiligten. Die Entstehung vieler Gesamtschulen im Land sei noch immer häufig „mit Krawall verbunden“, so Klee. Denn natürlich tue es weh, wenn man eine bewährte Schule verschwinden sehe. Auch in Kempen habe es kritische Anmerkungen gegeben, und nicht wenige bedauerten den Wegfall von Realschule und Hauptschule. „Aber dass wir das im Konsens aller Beteiligten gelöst haben, das prägt unser Selbstverständnis Keiner musste sich wegducken, keiner ist irgendwie beschädigt worden.“ Und wenn man den Schuldezernenten fragt, ob denn die Begriffe „Gesamtschule Kempener Prägung“ oder „Kempener Modell“ nicht nur Etiketten seien, die den Abschiedsschmerz nach dem Verlust des dreigliedrigen Schulsystem etwas lindern sollten, widerspricht Klee vehement. Natürlich sei die neue Gesamtschule auch eine Weiterentwicklung von Haupt- und Realschule: „Das Ganztagsmodell hat die Hauptschule eingebracht, und die Fächerkombination ist eine Konstruktion aus Haupt- und Realschule. Wir haben viele Inhalte eingebracht, die hier an den Schulen schon vorhanden waren.“ Der Unterricht werde in denselben Räumlichkeiten stattfinden, und die Lehrer kommen ebenfalls aus beiden Schulen. „Natürlich wird es Änderungen geben, aber die Qualität und die bewährten Inhalte der Haupt- und Realschule, die nehmen wir mit herüber.“ Denn schließlich seien es die Menschen, die eine Schule prägten. „Wir haben viele Menschen an einen Tisch geholt, von deren Qualität wir überzeugt sind.“ Dies waren vor allem die Leiter beider Schulen. Und, so Klee: „Es gab keinen Konkurrenzkampf zwischen Hauptschule und Realschule, es standen immer die Inhalte im Vordergrund.“ Dafür steht auch und vor allem Uwe Hötter, bisher Leiter der Realschule, der bis zur Bestätigung durch die Schulkonferenz die neue Gesamtschule als kommissarischer Direktor leitet. Mit ihm unterrichten 22 weitere Lehrer aus der Realschule auch in der Gesamtschule. Hötter zur Seite steht als seine

    Die Kempener Schulen 2014/2015Weiterführende Schulen:Gymnasium Thomaeum, 697 SchülerLuise-von-Duesberg-Gymnasium, 851 SchülerErich-Kästner-Realschule, 736 Schüler (läuft aus)Martin-Schule, Gemeinschaftshauptschule 221 Schüler (läuft aus)Gesamtschule, startet jetzt mit 174 Schülern in sechs Klassen

    Grundschulen:Astrid-Lindgren-Schule, katholische GrundschuleFriedrich-Fröbel-Schule, Gemeinschaftsgrundschule (läuft aus)Regenbogenschule, GemeinschaftsgrundschuleKatholische Grundschule I Gemeinschaftsgrundschule St. HubertGemeinschaftsgrundschule Tönisberg

    Neu wie die Schule auch ihr Schild: Städtische Gesamtschule Kempen. Erst später soll die Schule auch einen eigenen, unverwechselbaren Namen erhalten.

    Wurde für 620.000 Euro von Grund auf sa-niert: Das Gebäude der neuen Gesamtschule an der Wachtendonker Straße.

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    kempen aktuell

    Stellvertreterin – bis zur Bestätigung ebenfalls kommissarisch – Ute Joerißen, die schon Gesamtschul-Erfahrungen aus ihrer Tätigkeit an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Moers mitbringt.

    Die neue Gesamtschule erhältCampus-Charakter Seit einigen Tagen nun werden die ersten sechs Eingangsklassen der Gesamtschule in der neu hergerichteten Außenstelle der Martin-Schule an der Fröbelstraße unterrichtet. Die Stadt hat dafür deutlich mehr Geld in die Hand genommen als ursprünglich geplant. Für 620.000 Euro wurde das 60 Jahre alte Gebäude von Grund auf saniert und dabei vor allem in die Elektro-, Sanitär- und Heizungsanlagen investiert. Die Stadt habe sich entschlossen, „jetzt alles komplett zu machen“, so Bürgermeister Volker Rübo, „um den Schülern einen reibungslosen Start zu ermöglichen.“ Der Grundton in der neuen Gesamt-schule ist ein freundliches Grün. Für weitere 114.000 Euro wurden Möbel und Einrichtungen angeschafft. „Das ist ein eigenes Schulgebäude. Das macht den Übergang vom vierten zum fünften Schuljahr etwas angenehmer“, betont Klee. Die Schulhöfe werden so verbunden, dass der Schulhof der Realschule und der rückwärtige Bereich der Gesamtschule ein Schulbereich sein werden. Zum Frühstück können die Kinder die Cafeteria der Realschule aufsuchen, zum Mittagessen die Mensa der Martin-Schule. Klee: „So bekommt das Ganze den Charakter eines Campus.“ Die räumliche Nähe ist ideal, denn die Lehrer werden stundenweise an der Gesamtschule und gleichzeitig weiter an Haupt- und Realschule unterrichten können.Organisatorisch ist dies natürlich eine Mammutaufgabe. Denn in den kommenden Jahren laufen hier drei Schulen parallel. Die Realschule und die Hauptschule führen ihre Klassen weiter bis zu ihren Abschlüssen, verlieren aber unten Jahr für Jahr eine Eingangsklasse. Während die Gesamtschule, die ihren Schülern Abschlüsse vom 9. Schuljahr bis zur Hochschulreife bietet, Jahr für Jahr wächst und in sieben Jahren vollends an die Stelle der bisherigen Schulen getreten sein wird. Das ist eine große Herausforderung, betont der Schuldezernent. Denn: „Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass die auslaufenden Schulen bis zum letzten Tag in der gewohnten Qualität ihre Schüler betreuen können.“ Die Gesamtschule dürfe nicht dazu führen, dass die beiden anderen Schulen ausgezehrt werden. Hier sieht Klee vor allem das Land in der Pflicht. Denn ohne eine ausreichende Versorgung mit Lehrern könne man noch so viele Züge bilden. „Aber wenn ich nicht die Lehrer dazu zur Verfügung habe, dann ist die Klassenzahl nur die halbe Wahrheit.“

    Luise-von-Duesberg-Gymnasiumund Thomaeum auf gutem WegNatürlich gilt die Aufmerksamkeit der Stadt auch weiter den beiden erfolg-reichen Kempener Gymnasien. Aber: „Um Thomaeum und Luise-von-Duesberg-Gymnasium mache ich mir überhaupt keine Sorgen, die werden immer fünf oder sechs Züge haben.“ Hier werde man entweder jeweils drei Klassen an beiden Gymnasien bilden oder drei an dem einen und zwei am anderen. Klee: „Hier haben wir ein System, das wirklich für die nächsten Jahre Stabilität und hohe Qualität sicherstellt.“ Und auch die Grundschulen in Kempen machen keine Probleme. Nach dem Auslaufen der Fröbel-Schule sind die verbleibenden fünf Grundschulen „sehr stabil“, ist der Schuldezernent überzeugt. Denn bei etwa 300 Kindern pro Jahrgang mit derzeit steigender Tendenz im gesamten Stadtgebiet ist Kempen – anders als viele andere Städte - „zum Glück noch nicht so im demographischen Wandel, dass die Schülerzahlen einbrechen“. Besonders erfreulich ist die Entwicklung in Tönisberg, wo es einen deutlichen Zuwachs an Schülern gibt. Die Grundschule Tönisberg schwächelte ein paar Jahre. Klee: „Da war es nicht sicher, dass wir diese Schule halten können.“ Diese Sorge ist inzwischen gegenstandslos, denn: „In Tönisberg werden wir auf jeden Fall eine stabile Eingangsklasse bilden können.“ Im eigentlichen Innenstadtbereich werde es allerdings „eine Kunst sein, Regenbogenschule, Katholische Grundschule I und Astrid-Lindgren-Schule so zu beschulen, dass alle Schulen stabil sind“. Von der Anzahl der Schülerinnen und Schüler aber, davon ist Klee überzeugt, werde das gelingen.

    "Wir haben tatsächlich in Kempen bei den Anmeldungen eine Verteilung der Schüler-zahlen von 50 Prozent Gymnasien und 50 Prozent Gesamtschule."

    Blumen zum Amtsantritt der neuen Leitung von Gesamtschule und Realschule (von links): Kulturdezernent Michael Klee, Schulamtsleiterin Elfi Boehm, die neue stellver-tretende Gesamtschuldirektorin Ute Joerißen, Gesamtschuldirektor Uwe Hötter, dessen Nachfolgerin als Realschul-Direktorin Sigi Strohe, Bürgermeister Volker Rübo und der stellv. Schulamtsleiter Sebastian Kirchwehm.

    Das Gymnasium Thomaeum, im Jahr 1659 gegründet, zählt zu den ältesten Gymnasien Deutschlands.

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    Man sieht: Nach Bildung der neuen Gesamtschule ist die Kempener Schullandschaft insgesamt auf gutem Weg und zukunftsfest. Michael Klee, der zuvor lange Jahre in der Verwaltung der Großstadt Aachen tätig war, weiß, wovon er spricht, wenn er die Leistung seiner Mitarbeiter lobt. „Kempen kann stolz sein auf die Stabilität und die Qualität seiner Schulen.“ Allein die Zahl der Schulen sei für eine Stadt mit 35.000 Einwohnern eine „Mammutaufgabe“. Nun gelte es, das hohe Niveau der Kempener Schulen zu sichern. Klee: „Das zu halten, das ist die große Herausforderung in den kommenden Jahren.“

    Text: Sergej Paromkin / Fotos: Hannah K. Passmann, Charly Niessen

    Michael KleeIm Dezember 2011 wurde Michael Klee vom Kempener Stadtrat zum Beigeordneten der Stadt Kempen gewählt. Der parteilose Klee setzte sich dabei in geheimer Wahl klar gegen zwei Mitbewerber durch. Der studierte Jurist trat sein Amt am 2. April 2012 an. Er ist für acht Jahre gewählt. Zu seinem Dezernat gehören die Bereiche Schule und Sport, Jugend, Soziales und Senioren.

    Michael Klee, 1961 in Krefeld geboren, studierte Rechtswissenschaften in Köln mit dem Schwerpunkt „Öffentliches Recht“. Sein Referendariat absolvierte er am Landgericht Mönchengladbach. Von 2001 bis 2012 arbeitete er bei der Stadt Aachen, zunächst als Justitiar, danach als Referent des Oberbürgermeisters. Klee wohnt in seiner Geburtsstadt, ist verheiratet und hat drei Kinder, zwei Töchter, 19 und 21 Jahre alt, und einen Sohn von 15 Jahren.

  • 16Die Kritiken waren gut, die meisten Aufführungen ausverkauft, das Publikum begeistert. „Wir haben eine klasse Bilanz“, freut sich dann auch Festspiel-Intendantin Astrid Jacob. Genau 20452 Zuschauer zählte die Neersener Schlossbühne in dieser Saison, eine Auslastung von fast 78 Prozent. Und das trotz der Konkurrenz mit der zeitgleich laufenden Fußball-Weltmeisterschaft und ungeachtet des gelegentlich doch sehr unfreundlichen Sommerwetters. „Das Publikum hat Ja gesagt, das war einfach toll“, so Astrid Jacob.

    Die beiden zentralen Stücke „Opa wird verkauft“, inszeniert von der Intendantin selbst, und die Travestie-Komödie „Ganze Kerle“ in der Inszenierung ihres Nachfolgers Jan Bodinus trafen den Geschmack des Publikums. „Opa ist wirklich gerannt, stets ausverkauft in den letzten Tagen“. Auch „Ganz Kerle“ war ein Publikumsmagnet. Selbst die Aufführungen während der Fußball-WM waren stets gut besucht. Und an den „Ladies Day“ erinnert sich die Intendantin noch heute in einer Mischung aus Freude, Staunen und Dankbarkeit: „Selbst dieser „Ladies Day“, obwohl der so verplästert war, der war voll. Die Frauen sind gekommen, die Frauen sind geblieben, die haben sich eingemummelt in ihre Capes, haben dem Regen getrotzt und sich gefreut. Das war sensationell. Da geht Ihnen das Herz auf. Diese Menschen haben mich verführt.“

    Das Publikum steht zu seiner FreilichtbühneÜberhaupt das Festival und sein Publikum: „Da ist eine besondere Verbindung entstanden“, hat Astrid Jacob registriert. Stärker als in den Spielzeiten zuvor. „Eine ganz merkwürdige Geschichte“, nennt sie selbst diese Entwicklung. „Das Publikum ist so voller Zutrauen, ich kann es nicht anders beschreiben.“ Mehr und mehr empfinde das Publikum die Festspiele als sein Theater und stecke dann auch die gelegentlich unangenehmen Wetter-Verhältnisse weg. Und sie stehen zu ihrer Freilichtbühne. „Das sind Menschen, die nehmen lieber in Kauf, dass es von oben pütschert, als dass sie eine Einschränkung der freien Schlossbühne erlaubten.“

    Freude über eine sensationell gute

    saison, trauer über den abschied der

    langjährigen intendantin astrid Jacob:

    die schlossfestspiele neersen blicken

    auf einen sehr erfolgreichen Festival-

    sommer 2014 zurück. mehr als 20000

    besucher kamen und waren begeistert.

    dennoch legt astrid Jacob jetzt

    überraschend „den gut bestellten hof

    in gute jüngere hände“: ihr nachfolger

    wird der in neersen schon mehrfach

    erfolgreiche regisseur Jan bodinus.

    Prägte acht Jahre lang die Schlossfestspiele Neersen: Intendantin Astrid Jacob.

    kultur am niederrhein

    „diEsE mEnschEn hiEr habEn mich vErFührt“

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    Denn das ist ein ganz wichtiger Aspekt: Die Schlossfestspiele Neersen spielen bei jedem Wetter. Astrid Jacob: „Ich muss bei jedem Wetter spielen. Wenn sich die Leute darauf nicht verlassen können, dann bleiben sie bei einer unsicheren Wetterlage weg. Aber wenn sie wissen, wir spielen bei jedem Wetter, dann kommen sie auch.“ Und so ist ja auch geschehen, mehr als 20.000-mal.

    Ein Ensemble, in dem jeder weiß, wo sein Platz istAber nicht nur zwischen Theater und Publikum ist eine besondere Verbindung entstanden. Auch der Zusammenhalt im Ensemble selbst ist gewachsen. „Ich wollte ja so gerne ein Ensemble aufbauen, wie es am klassischen Theater besteht.“ Nach acht Spielzeiten als Intendantin sieht sich Astrid Jacob diesem Ziel sehr nahe. „Ich wollte ein zusammengesetztes Gebilde schaffen, das nach den klassischen Theater-Mustern aufgebaut ist, das also den Komiker, den Charakterdarsteller usw. hat.“ Ein solches Ensemble-Gerüst sei nun tatsächlich herangewachsen. Viele der Schauspieler kommen immer wieder. Und: „Jeder weiß, wo er seinen Platz hat.“ Dazu gehören natürlich auch die bewährten Regisseure. Die Intendantin: „Das ist eine sehr schöne und harmonische Angelegenheit.“

    Mit Jan Bodinus steht ein Nachfolgerbereit, der die Arbeit fortführtUnd dennoch, auf der Höhe ihres Erfolgs, überraschte Astrid Jacob auf der Bilanz-Pressekonferenz selbst die Insider mit ihrer Entscheidung, ihren Vertrag nach acht Spielzeiten nicht zu verlängern und im Jahr 2015 nicht mehr als Intendantin zur Verfügung zu stehen. „Als ich jetzt wieder die 20000er-Marke zwei Spielzeiten hintereinander erreicht hatte, da habe ich mir gesagt, das ist der richtige Augenblick, wegzugehen“, so Astrid Jacob. Das sei der Moment, „den gut bestellten Hof in gute jüngere Hände zu geben“. Denn derzeit stünden alle Parteien hinter dem Theater, es gebe keinerlei Anfechtungen. Diese Chance müsse genutzt werden, um das Theater an jemanden zu übergeben, der das Erreichte fortführen möchte. Astrid Jacob: „Auch den Gedanken des Ensemble-Theaters, was ja sehr ungewöhnlich, aber auch sehr fruchtbar für die Festspiele ist.“ Um das zu garantieren, sprach sich Jacob schon sofort nach ihrer überraschenden Entscheidung, die Intendanz niederzulegen, für Jan Bodinus als Nachfolger aus, hatte Bodinus doch seit 2009 mit mehreren gelungene Inszenierungen die Schlossfestspiele bereichert. Der Trägerverein folgte diesem Vorschlag einstimmig. Entscheidend dabei auch, dass Bodinus gerade im so wichtigen Bereich der Kinderstücke in Neersen schon Maßstäbe gesetzt hat. Mit insgesamt acht Spielzeiten war Astrid Jacob die dienstälteste Intendantin der Neersener Festspiele und zudem ein Glücksfall für barocke Schlossbühne. Als die Wahl-Münchnerin im Jahr 2006 verpflichtet wurde, war der Festspielort Neersen ernsthaft gefährdet. Vor allem das Kinder- und Jugendtheater lag am Boden. Schon im zweiten Jahr ihrer Intendanz zog der Publikumszuspruch deutlich an, im dritten Jahr hatte sie zum ersten Mal 20000 Zuschauer erreicht. „Da war mein Auftrag eigentlich schon erfüllt“, erinnert sich die Intendantin. Aber dann sprachen sie so viele Menschen an, doch zu bleiben, und sie selbst hatte das Gefühl, noch eine Aufgabe zu haben: „Ich bin also geblieben. Und nun sind es acht Jahre geworden.“

    „Astrid Jacob hat sich in Neersenein Denkmal gesetzt“Acht nicht immer einfache Jahre, muss man hinzufügen. Denn diese Jahre verlangten von ihr immer wieder den nicht einfachen Spagat zwischen Anspruch und Zuspruch. Anspruchsvolle Stücke tun sich etwas schwer auf Festspielbühnen. „Mich schmerzt etwas, dass ich nicht aufgehört habe mit einer Inszenierung von Brechts „Guten Menschen von Sezuan“. Das sollte immer

    mein letztes Stück sein, weil ich es für wahnsinnig wichtig halte“, so Astrid Jacob in ihrer Bilanz. Doch sie weiß, dass sie damit möglicherweise an der Quote gescheitert wäre. „Ich bin nie ein Zahlenritter gewesen. Aber ich bin auch nicht Intendantin, um meine Glücksgefühle zu kitzeln, sondern weil ich Verantwortung für ein Theater und seine Region übernommen habe.“ Deshalb hatte sie auch in dieser Saison auf „Biedermann und Brandstifter“ verzichtet und stattdessen „Opa wird verkauft“ inszeniert. Denn das Theater müsse die ganze Bandbreite des Publikums ansprechen. Und gerade in Konkurrenz zur zeitgleichen Fuß-ball-Weltmeisterschaft mussten die Festspiele auf Stücke mit Eventcharakter setzen. Astrid Jacob: „Die Kunst geht leider Gottes nach Brot.“

    „Astrid Jacob hat sich mit diesen Festspielen ein Denkmal gesetzt“, erklärte dann auch Hans Kothen, der Vorsitzende des Trägervereins der Festspiele Neersen. Und mit Jan Bodinus, so ist Kothen überzeugt, hat die Schlossbühne einen guten Griff getan. Und vielleicht, niemand weiß es, viele hoffen es, kehrt Astrid Jacob ja doch noch einmal nach Neersen zu „ihrem Publikum“ zurück und übernimmt eine Gastregie.

    Text: Sergej Paromkin / Fotos: Stadt Willich, Wolfgang Hilse, Thomas Lammertz

    kultur am niederrhein

    Gefeiertes Finale der Premiere „Ganze Kerle“ in der Inszenierung von Jan Bodinus auf der Schlossbühne in Neersen.

    Jan BodinusMit Jan Bodinus gewinnen die Schlossfestspiele Neersen nicht nur einen Intendanten, der als echter Theater-Allrounder gilt, sondern auch einen Regisseur, Schauspieler und Autor, der in Neersen schon markante Spuren hinterlassen hat. 1963 in Zürich geboren, arbeitete Bodinus nach seinem Studium an der Schauspielschule in Bochum an verschiedenen Theatern der Republik erfolgreich als Darsteller, darunter an Bühnen wie dem Staatstheater Hannover und dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Auch in Film und Fernsehen ist Jan Bodinus ein gern gesehener Gast. Seine erfolgreiche Arbeit als Regisseur begann er 1999. Bislang folgten zahlreiche Inszenierungen an vielen Theatern in Deutschland. Seit geraumer Zeit ist er auch als Autor tätig: Komödie, Kinderstücke, Kriminalstücke und Mini-Musicals.In Neersen hatte er 2008 erstmals gearbeitet und Goldonis „Mirandolina“ inszeniert, 2013 bracht er „Peter Pan“ in einer eigenen Bearbeitung auf die Schlossfestspiel-Bühne, in diesem Jahr hatte er Regie im von Publikum und Presse gefeierten Stück „Ganze Kerle“ geführt. Jan Bodinus lebt in Berlin.

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    Am 5. April 1816 ist Kempen Kreisstadt geworden. Im Landratsamt an der Hülser Straße sitzt als Repräsentant der Regierung, als Chef der Kreisverwaltung ein königlich-preußischer Landrat. Der leitet die Geschicke des Kreises Kempen, seit 1929 des Landkreises Kempen-Krefeld. 1945 wird er von der britischen Militärregierung auf repräsentative Aufgaben beschränkt, die Verwaltung übernimmt jetzt ein Oberkreisdirektor. In den neunziger Jahren wird dieses Amt wieder abgeschafft und mit dem des Landrates vereint. Der letzte Oberkreisdirektor, Hans-Christian Vollert (1989-1999) wurde anschließend Landrat.

    Seit dem 1. Januar 1970 ist der Landkreis Kempen-Krefeld neu gegliedert. 32 Gemeinden unterschiedlicher Größe sind nun zu acht Großgebilden zusammen-gefasst. Die Stadt Kempen besteht neuerdings aus Alt-Kempen, Schmalbroich, St. Hubert, Tönisberg und Hüls. Zum Kreis Kempen hinzugekommen ist Viersen, vergrößert um Süchteln. Damit ist der Ort größer als Kempen. Nach der Gebietsreform steht die Neugliederung der Kreisverwaltung an - und die Frage, wo die Zentrale des reformierten Kreises nun liegen soll.

    31. Januar 1974: In geheimer Abstimmung sprechen sich von 55 Kreistags-abgeordneten 33 für die Beibehaltung des Kreissitzes in Kempen aus. Ein voller Erfolg für die Thomasstadt? Nur scheinbar. Denn nun hat der Düsseldorfer Landtag das Sagen, und was sich damals zwischen einigen Abgeordneten in dem ehrwürdigen Gebäude am „Schwanenspiegel“ abspielt, das bezeichnet

    kempen historisch: Erinnerungen an eine schicksalswende unserer stadt

    kempen historisch

    vor 40 JahrEn: kEmpEn vErliErt dEn krEissitz

    Um 1840 baute der Kempener Landrat Max Foerster (Amtszeit: 1839-1876) das zweige-schossige Gebäude, in dem er wohnte und arbeitete. Nach seinem Tod (1881) kaufte der Kreis 1884 das Haus und erweiterte es zum Landratsamt. Bilder (6): Kreisarchiv Viersen

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    kempen historisch

    man später als „Machenschaften übelster Sorte“ oder – wie seinerzeit der redliche Kempener Bürgermeister Heinz Aan den Boom – als „Geschehen hart an der Grenze der Legalität“.

    Erste düstere Nachrichten gelangen im Mai 1974 in den Kreissitz. Danach versuchen Krefelder und Viersener Landtagsabgeordnete, die Kreisverwaltung über Hüls nach Viersen zu bekommen. Im Klartext: Gelingt es, den Stadtteil Hüls, der erst seit 1970 zu Kempen gehört, nach Krefeld einzugemeinden, dann hat Kempen nicht mehr das Gewicht, das man von einer Kreisstadt verlangen darf – nach einem Verlust von 12.000 Einwohnern. Treibende Kraft pro Viersen ist die SPD-Fraktion des Landtages. Sie beantragt am 5. Juni in einer Sitzung des Ausschusses für Verwaltungsreform, den Kreissitz nach Viersen zu verlegen. Nach Meinung des damaligen SPD-MdB Erwin Stahl ist der Motor dieses „Überrumpelungs-Manövers“ der SPD-Ausschussvorsitzende Franz-Josef Antwerpes gewesen – der spätere Kölner Regierungspräsident. Der wurde 1934 in Viersen geboren…

    Und obwohl der Hülser CDU-Mann Dr. Franz Krudewig durch eine Umfrage nachweist, dass 80 Prozent der Hülser bei Kempen bleiben möchten; obwohl der Kempener CDU-MdL Heinz Fuchs in einer letzten Rede wie ein Löwe für ein Kempen mit Hüls und mit Kreissitz kämpft, fällt am 12. Juni 1974 der Landtag die Entscheidung zugunsten Viersens und beschließt, Hüls der Stadt Krefeld zuzuschlagen. So hat auch der Oberkreisdirektor Rudolf H. Müller – selbst ein Befürworter der Kreissitzverlegung nach Viersen – die kommunale Neugliederung nicht gewollt. Als rechtschaffener Mann; der sieht, wo der Hase läuft, hat er noch bei einem Politiker-Treffen am 30. Mai 1974 den Krefeldern die Leviten gelesen: „Die alte Lüge zu wiederholen, Hüls gehöre zum Krefelder Verflechtungsbereich; zieht nicht mehr.“

    Schlug aus sachlichen Gründen Viersen als Kreissitz vor – wehrte sich aber gegen Machenschaften: OKD Rudolf H. Müller (1960-1984)

    Geißelte das „Geschehen hart an der Grenze zur Legalität“: Heinz Aan den Boom, CDU-Bürgermeister 1968-1989.

    Ab dem 1. Januar 1975 hieß der Kreis nach seiner größten Kommune Kreis Viersen und erhielt ein monu-

    mentales Kreishaus – hier im Bau.

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    kempen historisch

    Weil eindeutig der Wille der betroffenen Bürger übergangen worden ist, ruft der Kreistag den Münsterschen Verfassungsgerichtshof an. Der macht den Kempenern über ein Jahr später, am 6. Dezember 1975, ein trübes Nikolausgeschenk: Kempen verliert ein Viertel seiner Einwohner, eine Menge Kreis-Arbeitsplätze und mag sich mit dem Gedanken trösten, dass (so Rudolf H. Müller) der Kreis ohne Viersen die Neugliederung wohl gar nicht überlebt hätte. 25 Jahre später analysiert der Ex-OKD, seit 1984 im Ruhestand, die damaligen Vorgänge als einen „Deal ‚Kreissitz nach Viersen’ gegen ‚Hüls nach Krefeld’, und die Drahtzieher sieht er bei einer Krefeld-Viersener Seilschaft im NRW-Parlament: „Da hab' ich nicht dran gedreht.“

    1984 traten die letzten in Kempen verbliebenen Ämter der Kreisverwaltung aus der Burg ihren Umzug nach Viersen an. In Kempen befinden sich nur noch in der Burg das Kreisarchiv und an der Heinrich-Horten-Straße eine Nebenstelle der KfZ-Zulassung.

    Text: Hans Kaiser; Fotos: Andreas Cohrs

    So mancher Bürger hätte das nostalgische Kennzeichen KK gerne wieder. Das lehnte der Kreistag im März 2012 ab.

    Im März 2013 wich das Kreishaus an der Burgstraße dem Neubau des Klosterhofs.

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    kempen kulinarisch

    Wissen Sie, was mir beim Kochen besonders gefällt? Dass es sich immer wieder neu erfindet und weiter entwickelt. Ein tolles Beispiel ist der neue Stern am Kochhimmel, die „Crossover oder Fusion Food – Küche“. Hierbei ist ein Motto; „Gegensätze ziehen sich an“, denn in der Küche sind es auch oft die gegensätzlichen Geschmacksrichtungen, die uns einen kulinarischen Kick geben. In der „Crossover – Küche“ werden die typischen kulinarischen Grenzen verschiedener Länder vermischt oder wie das Wort „Crossover“ auch sagt, überkreuzt. Erlaubt ist, was schmeckt und harmoniert. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Eine weitere, wichtige Grundlage für dieser Koch-richtung ist, dass ausschließlich frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel verwendet werden.

    So werden beispielsweise Elemente der italienischen mit afrikanischen oder asiatischen gemischt oder ein typisch, ungarischer Gulasch mit Bananen aufgepeppt. Ein weiteres schönes Beispiel aus der „Crossover Küche“, ist der indische Rosenkohl, dessen Rezept ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

    Natürlich gehört zu dieser neuen Kochrichtung auch etwas Mut dazu. Mut, einfach mal etwas Neues auszuprobieren, Gewürze und Zutaten neu zu kombinieren. Besonders gut für den Einstieg eignet sich Gemüse, da es besser den neuen aromatischen Touch annimmt als Fleisch. Am schwierigsten ist immer der erste Versuch, weil man denkt, man hat keine Ideen. Hier ist es hilfreich, einfach mal im Kühl- und Gewürzschrank nach Komponenten zu suchen, die sich gut kombinieren lassen. Von ersten Fehlschlägen sollten Sie sich nicht verunsichern lassen. Irgendwann schafft jeder die „Geschmacksexplosion“. Wenn Sie zu diesem Thema weitere Inspirationen suchen, möchte ich Ihnen gerne meinen Volkshochschulkurs „Fusion Food – Crossover Küche“ ans Herz legen, den ich am 11. September 2014 ab 18 Uhr 30 im Berufskolleg in Kempen anbiete.

    Text: Birgit Wolters

    crossovEr küchE: dEr FrEistil dEr hohEn kochkunst

    REZEPT

    Rosenkohl IndischZutaten:800g Rosenkohl, (geputzt und halbiert)1 Apfel (z.B. Cox, geschält und in dünne Scheiben geschnitten)4 Kartoffeln (gewürfelt)1 Gemüsezwiebel (fein gehackt)1-2 Knoblauchzehen (fein gehackt)1-2 EL Butter2-3 EL Curry1-2 EL süße Sojasauce150-200ml SahneSalz, Pfeffer

    Zubereitung:• ButterineinenTopf gebenunddasCurrypulverkurzdarinandünsten• Apfel,Zwiebeln,KnoblauchundKartoffelndazugebenundgutmischen• MischungmiteinerTasseWasserauffüllenundbeimittlererHitzezugedeckt 15 Minuten weich dünsten.• ZwischenzeitlichdenRosenkohlinSalzwasser15Minutenkochen• DengutabtropftenRosenkohlmitdemCurryvermischen• CurryleichtzerstampfenunddieSahnedazugeben• MitSalz,PfefferundSojasauceabschmecken

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    sport am niederrhein

    KempenKompakt: Es gab nach der letzten Spielzeit viele promi-nente Abgänge. Wie schätzen Sie den neuen Kader ein?Rüdiger Noack: Mit Marc Voakes, Kevin Clarke, Boris Blank, Sinan Akdag Roland Verwey und Mitja Robar sind ein paar echte Pfunde weg. Ich bedauere auch sehr, dass Lukas Lang gegangen ist. Der Name stand beim KEV immer schon für Qualität im Tor. Lukas hat seine Sache bei uns gut gemacht, hatte aber leider nicht genug Geduld. Thomas Douba ist jetzt unsere Nr. 1. Mit Patrick Klein und Felix Bick haben wir aber zwei junge deutsche Torhüter mit großer Perspektive geholt. Nach den ersten Wochen im Sommertraining schätzte ich den Kader athletisch, physisch so stark wie letztes Jahr ein. Die deutschen Spieler wie Oliver Mebus, der in Chicago im Sommer-Camp war, haben alle einen Schritt nach vorne gemacht. In der Verteidigung konnten wir mit Robin Weihager den Top-Defender der DEL2 zu uns holen - ein echter Typ! Vorne ist mit Daniel Pietta, Adam Courchaine, Herberts Vasiljevs und den starken Neuzugängen viel Qualität. Wir sind sehr gespannt.

    KK: Wie lautet Ihre Prognose für die neue Spielzeit, die am 12. September mit dem Spiel in Iserlohn und zwei Tage später mit dem ersten Heimspiel gegen Mannheim losgeht?Noack: Es wird natürlich sehr schwer, nochmal eine so erfolgreiche Saison wie die letzte hinzulegen. Unser Ziel sind aber die Play-offs und dazu hat die Mannschaft auf jeden Fall das Potenzial. Unser tolles Publikum hat auch wieder die Play-offs verdient. Notfalls müssen wir über die Pre-Play-offs gehen. Das muss aber kein Nachteil sein, wie Ingolstadt in diesem Jahr gezeigt hat. Neben den etablierten Spielern sind hungrige, junge Burschen wie Norman Hauer (22) und Mike Mieszkowski (21) neu dabei. Das sind alles feine Jungs, die immer 120 Prozent geben. Für Kontinuität im Verein steht unser Trainerteam. Reemt Pyka kennt den KEV seit 1994 und Rick Adduono geht jetzt in seine vierte Saison als Headcoach. Nur mit der Philosophie ´gemeinsam an einem Strick zu ziehen´ können wir es in Krefeld schaffen.

    keiner kennt die krefeld pinguine besser als rüdiger noack. der sportliche berater

    des dEl-teams ist seit bald 20 Jahren im management des vereins tätig. mit keinem

    könnte kempenkompakt also besser in einem exklusiven interview auf die im

    september beginnende saison 2014/15, die neue champions hockey league sowie

    das stark veränderte und verjüngte kEv-team blicken.

    JungE pinguinE gEbEn 120 prozEnt

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    sport am niederrhein

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    Auch wenn sie mal nicht auf dem Eis stehen, machen die Pinguine einen guten Eindruck: Jürgen Vossen, FL von Otten Menswear Outlet, kleidete das Team neu ein.

    KK: In der Champions Hockey League sind die Pinguine auch inter-national unterwegs. Wie kam es zu der Teilnahme in der neuge-gründeten Liga und wie schätzten Sie diese ein?Noack: Dass wir dabei sind, ist eine Anerkennung für unsere großen Erfolge in den letzten Jahren in der DEL. Diese haben wir immer mit sehr kleinem Budget geschafft. Den Respekt haben wir uns also schwer und ehrlich verdient. Als Gründungsmitglied der neuen internationalen Topliga sind wir gesichert die ersten vier Jahre bis 2018 dabei. Danach muss man weiterschauen, auch finanziell. Die Liga ist Reiz und Perspektive zugleich, wobei die Spiele echte Gratmesser für Spieler und Verein sind. Sich mit den besten Mannschaften in Europa messen zu können, ist nicht selbstverständlich. Mit dem finnischen (IFK Helsinki), schwedischen (Skellefteå AIK) und dänischen (Sønderjyske Vojens) Meister haben wir echte Schwergewichte in unserer Gruppe. Das alles gibt aber auch der Saisonvorbereitung einen ganz neuen Charakter. KK: Seit bald zwei Jahrzehnten sind sie das Management-Gesicht des KEV. Im November werden Sie 70 Jahre. Wie lange bleiben Sie dem KEV noch erhalten?Noack: Ich schaue von Jahr zu Jahr, bin aber immer noch mit dem gleichen Herzblut und Spaß bei der Sache, wie am ersten Tag. Jeden Tag gebe ich 100 Prozent für den KEV. Vor sieben Jahren hatte ich einen Schlaganfall, den ich gut verarbeitet habe. Mir geht es gut, ich bin topfit. Die Arbeit mit den Jungs hier hält mich jung und fit.

    KK: Lassen Sie uns kurz nach Kempen schauen. Was verbinden Sie mit Kempen und gibt es Kontaktpunkte zwischen dem KEV und Kempen? Noack: Kempen hat mich vom ersten Besuch an begeistert und ist eine herrliche Stadt. Als ich Anfang der 1990er-Jahre an den Niederrhein kam, wollte ich hier auch gerne meine Zelte aufschlagen. Wegen meiner Arbeit und der Nähe zur Halle bin ich dann aber in Krefeld geblieben und wohne seit 20 Jahren in Traar. Kempen ist für mich und meine Familie aber immer einen Einkaufsbummel wert. Auch die Spieler und der Trainerstab gehen gerne in Kempen aus und nutzen die Gastronomie. Jahrelang hatten wir als Team auch mit deBeukelear einen engen Kontakt. Kempen und das Hinterland am Niederrhein ist für uns sehr wichtig, da viele Fans von hier kommen. Wir planen in dieser Saison mehr PR-Aktionen in diesen Regionen und möchten näher an die Fans rücken.

    KK: Was waren die außergewöhnlichsten Erlebnisse in 20 Jahren KEV für Sie? Gab es auch ein schönstes Erlebnis für Sie? Noack: Fangen wir mit dem Schönsten an. Das war klar die Meisterschaft 2003, auf die wir sieben Jahren mit Kontinuität im Kader hingearbeitet hatten. Ein unglaubliches Jahr mit einem riesigen Erfolg. Letztes Jahr hatten wir wieder so eine Meistermannschaft zusammen, aber ausgerechnet im der entscheidenden Phase der Saison hat es dann nicht gepasst. Wirklich schade. Außergewöhnlich war für mich die Entwicklung, die Christian Ehrhoff mit seinem Sprung als echter Leistungsträger in die NHL genommen hat. Wenn man die Entwicklung eines Spielers von der Knabenmannschaft an begleitet, ist das schon etwas Besonderes. Uns verbindet eine enge Freundschaft nicht nur sportlich auch privat. Dass Christian hier seit Jahren seine Saisonvorbereitung absolviert, ist für uns ein echter Gewinn. Sein Wort hat Gewicht und er hilft allen Spielern weiter. Auch an Robert Müller möchte ich an dieser Stelle erinnern. Er kam 2002 als zweiter Torwart zu uns und wurde über Topleistungen beim KEV bis 2006 zum Nationaltorwart. 2003 war er der Garant für die Meisterschaft. Sein viel zu früher Tod hat uns alle sehr berührt.

    Text: Uli Geub, Fotos: Uli Geub, Rüdiger Noack, 47Design - Dennis Zimmer

    Beim Premieren-Spiel in der Champions Hockey League trafen die Pinguine auf das schwedische Topteam Skellefteå AIK.

    Der junge schwedische Verteidiger Robin Weihager läuft mit der Nummer 55 auf und wechselte aus Rosenheim zu den Pinguinen.

    Auf Leistungsträger wie Daniel Pietta, Joel Perrault und Adam Courchaine ruhen in der kommenden

    Saison die Hoffnungen beim KEV.

  • 24

    Geboren am 30. November 1944 in Weißwasser. Von 1961 bis 1977 spielte er bei Dynamo Weißwasser, errang 12 DDR-Meistertitel. 241 Mal trug er das National-trikot der DDR und nahm an 12 Weltmeisterschaften und Olympia 1968 in Greno-ble teil. Nach seiner aktiven Karriere führte er Weißwasser zu drei weiteren Titeln als Trainer und war bis zur Wende im Trainerteam der DDR-Nationalmannschaft. 1991 kam Noack erstmals nach Krefeld: Zu den Relegationsspielen der 1. Bundes-liga. Hier verlor der PEV Weißwasser (1. Liga), dessen Vorsitzender Noacks war, beim KEV (2. Liga) das entscheidende 3. Spiel mit 1:6 Toren. Der KEV war zurück im Oberhaus. 1992 holte KEV-Boss Uli Urban die Weißwasser-Legende Rüdiger Noack von Bayreuth, wo er als Manager tätig war, nach Krefeld. Zunächst leitete Noack die KEV-Nachwuchsabteilung. Von 1995 bis 2001 übernahm er die alleinige sportliche Leitung bei den Pinguinen in der DEL. 2002 wurde er Geschäftsfüh-rer „Außerunterrichtlicher Schulsport“ bei der Stadt Krefeld, blieb den Pinguinen aber als wichtiger sportlicher Berater erhalten. Bis heute. Krefeld ist für ihn und seine Frau zur zweiten Heimat geworden. Seine Tochter Constanze lebt in British Columbia, Kanada. Sie ist mit dem ehemaligen KEV-Stürmerstar Neil Eisenhut verheiratet. Sein Sohn Ron, der ebenfalls Eishockey spielte, lebt in Duisburg und betreibt dort das House of Cigar. Gibt es auch für Rüdiger Noack ein Leben ohne Eishockey? Ja! Dann ist er gerne mit seiner Frau auf dem Fahrrad unterwegs erkun-det den Niederrhein. Ganz ohne Sport geht es also doch nicht.

    DEL-Heimspiele 2014 der KREFELD PINGUINE 14.09.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Adler Mannheim 19.09.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Red Bull München 29.09.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Straubing Tigers03.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Augsburger Panther12.10.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Thomas Sabo Ice Tigers19.10.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Düsseldorfer EG24.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Eisbären Berlin 28.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Straubing Tigers02.11.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Iserlohn Roosters 14.11.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Schwenninger Wild Wings18.11.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Red Bull München21.11.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – ERC Ingolstadt 30.11.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Augsburger Panther 05.12.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – EHC Wolfsburg 26.12.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Düsseldorfer EG

    rüdigEr noack

    sport am niederrhein

  • 2525Seit einigen Wochen erst hat das traditionsreiche „Haus Ercklentz“ auf der Judenstraße unter neuer Führung geöffnet, und schon hat es sich ein begeistertes Stammpublikum erobert. „Wir sind überwältigt“, schwärmt Patricia Schmidt, gelernte Köchin und Lebensgefährtin von Mitinhaber Sascha Terhorst. „Kempen ist der Wahnsinn! Wundervolle Stadt, wundervolle Gäste. Wir sind glücklich, ein Teil davon zu sein.“

    Die einladende Atmosphäre der beiden neu gestalteten Gasträume, die be-kannte Kupfertheke und die renovierte Terrasse mit nun freiem Blick auf den Klosterhof - all das hat die Gäste ebenso überzeugt wie die Küche, die von re-gionalen Gerichten bis hin zu ausgefallenen Kreationen alles in höchster Qual-ität bietet. Dafür stehen auch und vor allem die beiden Pächterfamilien, Anja und Uwe Giesecke, die zuvor viele Jahre mit dem „Kempsche Huus“ das erste Haus am Platz erfolgreich führten, und Sascha Terhorst, der bei Giesecke das Handwerk lernte, bevor er in der Schweiz und England als Koch in Edel-Res-taurants arbeitete und dabei in London seine Lebensgefährtin Patricia Schmidt

    kennenlernte. Im „Haus Ercklentz“ hat sich nun der Kreis für dieses Quartett geschlossen. Dem Kreis der Jahreszeiten folgend passt das „Ercklentz“ jetzt seine Speisekarte dem abklingenden Spätsommer an. „Mit herrlichen Pfifferlingen und Steinpilzen werden wir die Kempener verwöhnen“, versprechen Giesecke und Terhorst. Und das nicht nur im Restaurant, sondern auch in den beiden wunderschönen Gesellschaftsräumen im Obergeschoss, die zu Feiern und Treffen in größerer Runde einladen. Natürlich kann man jetzt schon für Weihnachtsfeiern und das Martinsgans-Essen reservieren. In alter liebgewor-dener Tradition bietet das „Haus Ercklentz“ eine exquisite Martinsgans, die natürlich auch außer Haus geliefert wird. Und neu im Angebot: Das „Ercklentz“ ist jetzt zudem Partner von Sodexo. Gutscheine sind also herzlich willkommen.

    Die überwältigende Resonanz des Mittagstisches und der Küche am Abend machen eine Anpassung der Öffnungszeiten erforderlich: Die morgendlichen Öffnungszeiten verschieben sich von 8.30 Uhr auf 11 Uhr. Aus produktion-stechnischen Gründen entfallen damit auch Frühstückbuffet und Brunch. Aus-gestellte Gutscheine behalten ihre Gültigkeit.

    Bei Fragen und Reservierungen:Tel.: 02152-54465 oder [email protected]

    Text: -kin / Fotos: Hannah K. Passmann

    kempen kulinarisch

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  • 2626

    sportlicher Jahres-höhepunkt in wachtendonk: schon zum 11. male laden die

    „niersrunners wachtendonk“ jetzt zum sparkassen-stadtlauf in den bezaubernden

    mittelalterlichen ortskern ein. am sonntag, 7. september, gehen die läufer

    zwischen 14 und 18 uhr auf den reizvollen rundkurs.

    Am ersten Sonntag im September ist es wieder soweit: Der 11. Sparkassen-Stadtlauf startet im Ortskern der Stadt Wachtendonk. Die „NiersRunners“ sind wie in den vergangenen Jahren wieder Veranstalter und laden alle laufbegeisterten Sportler ein, am 7. September ihre Besten zu ermitteln. Gelaufen wird über verschiedene Distanzen, von 300 und 500 Metern für die Kleinsten über 1500 Metern für die Jugendlichen, von 5.000 Metern im Jedermann-Lauf bis zu 10000 Metern im Hauptlauf.

    Die teilnahmestärkste Klasseerhält einen Geldpreis Den Anfang macht beim Sparkassen-Stadtlauf wie immer der Nachwuchs. Um 14 Uhr gehen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 2005 bis 2008 am Friedensplatz an den Start der 500-Meter-Strecke. Anschließen fällt der Start-schuss für den Lauf über 1.500 Meter für die Jahrgänge 1999 bis 2004. So wichtig für die Kids auch die Platzierungen sind, über eine Urkunde und eine Medaille darf sich jeder Teilnehmer freuen. Und: Für die Wachtendonker Klasse mit der stärksten Teilnehmerzahl haben die „NiersRunners“ wie schon in den Vorjahren wieder einen Geldpreis ausgelobt.

    sparkassEn-stadtlauF im historischEn ortskErn

    sport am niederrhein

    Startschuss zum Sparkassen-Stadtlauf in Wachtendonk im Jahr 2013. Auch dieses Jahr erwarten die NiersRunners wieder eine große Beteiligung.

  • 2727

    Um 15 Uhr dann startet der Jedermann-Lauf über 5000 Meter. Das sind exakt zwei Runden durch den historischen Ortskern. Start und Ziel ist übrigens auch hier wie bei allen anderen Läufen der Friedensplatz. Anschließend gehen um 16 Uhr die Kleinsten im Kindergartenalter im Bambini-Lauf auf die 300-Meter-Strecke, bevor dann der Hauptlauf gestartet wird.

    Höhepunkt sind die vier Runden des 10000-Meter-Laufes Den Startschuss für die vier Runden des 10.000-Meter-Laufes wird pünkt-lich um 16.15 Uhr durch Jakob Janßen, den Vertriebsdirektor der Sparkasse Krefeld gegeben. Dieser Lauf – wie auch die Läufe über 1500 und 5000 Meter – zählen natürlich auch wieder für die Wachtendonkener Stadtmeisterschaft. Moderiert wird der 11. Sparkassen-Stadtlauf in diesem Jahr übrigens durch Ferdi van Heukelum. Am Friedensplatz, dem Start und Ziel, haben die „NiersRunners“ zusammen mit den Sponsoren wieder ein umfangreiches Programm vorbereitet, um Zuschauer und auch die Aktiven zu unterhalten. Hier am Friedensplatz ist auch in der dortigen Sparkasse das Meldebüro ein-gerichtet, das ab 12.30 Uhr geöffnet ist.

    Hüpfburg und Clown Pepe für die Kleinen,den Aktiven heizt „Samba X“ einDas bunte Rahmenprogramm am Friedensplatz bietet für jeden etwas. Es gibt kühle Getränke und Leckeres vom Grill, eine reichbestückte Cafeteria bietet Kaffee und Kuchen. Die Sponsoren informieren die Besucher an ihren eigenen Ständen. Und wie im Vorjahr wird wieder die Gruppe „Samba X“ die Aktiven und Zuschauer an der Strecke anfeuern. Ein besonderes Programm wartet auch auf die Kinder: Die Stadtwerke Krefeld haben wieder ihre große Hüpfburg zur Verfügung gestellt. Clown Pepe wird den gesamten Nachmittag die kleinen Gäste des Stadtlaufes mit allerlei witzigen Einlagen unterhalten. Und auch ein Schminkstudio wartet auf seine kleinen Besucher. Wie schon in den Vorjahren werden die „NiersRunners“ erneut je Teilnehmer einen Betrag an eine soziale oder

    kulturelle Einrichtung spenden. In diesem Jahr geht die Spende an den Förderverein der Sekundarschule Straelen/Wachtendonk.

    Anmeldungen zu den Läufen können ab sofort im Internet unter www.taf-timing.de/Wachtendonk2014 erfolgen. Bis zu 30 Minuten vor dem Start des jeweiligen Laufes sind auch Nachmeldungen gegen eine Zusatzgebühr im Meldebüro in der Sparkasse am Friedensplatz möglich. Und noch ein Hinweis: Wegen der Veranstaltung sind die Laufstrecke und der gesamte Ortskern von Wachtendonk für den Verkehr gesperrt.

    Text: Charly Niessen Foto: NiersRunners

    sport am niederrhein

    Am Friedensplatz, dem Start und Ziel, haben die „NiersRunners“ zusammen mit den Sponsoren wieder ein umfangreiches Programm vorbereitet, um Zuschauer und auch die Aktiven zu unterhalten.

    Auch für die kleinen Nachwuchsläufer bietet der Sparkassen-Stadtlauf Rennen

    für die verschiedenen Altersklassen.

  • 2828

    Jakobsschafe, Bentheimer Landschafe, Ungarische Zackelschafe und Black Welsh Mountain. Solch ausgefallene Schafrassen sind vom Aussterben bedroht und demnach nur noch selten zu sehen. Jakobsschafe, die mindestens zwei und selten sechs Hörner besitzen, sind beispielsweise auch im Umgang schwieriger. Der Schäfer bevorzugt deshalb Tiere ohne Hörner. Selten sind die Rassen außerdem aufgrund ihres nicht wirtschaftlichen Nutzens. Die Wolle der meist gefleckten oder dunklen Tiere lässt sich schlecht färben. Für einen Ort wie Haus Bockdorf sind das jedoch genau die richtigen Tiere. Zum Anschauen, Anfassen, zur Züchtung und ja, auch zum Verzehr.

    Es ist nicht nur die unter Denkmalschutz stehende Anlage, die Haus Bockdorf so erlebnisreich macht. Denn hier passt alles zueinander, auch die höchst seltenen Schafe, die dort stehen, als wären sie schon immer hier gewesen. Insgesamt sieben unterschiedliche Rassen leben auf dem Gut. „Vor dem Zweiten Weltkrieg entstand hier ein großer englischer Land-schaftspark, der von vielen Mitarbeitern gepflegt wurde. Nach 1945 hatte man Wichtigeres zu tun, als einen Park wieder aufzubauen. Mein Vater suchte also nach einer effektiven Lösung zur Erhaltung der großen Fläche. Er zäunte Areale ein und kaufte Schafe, die uns als lebender Rasenmäher dienten. Und so begann alles“, erzählt der Sohn und Nachfolger Hannes von Heimendahl. Doch passend zum Ambiente wurden nicht irgendwelche Schafe gekauft, sondern besondere und gut ausschauende, darunter das Jakobsschaf. Das aus England stammende Tier hat zwei oder vier Hörner und ist schwarz-weiß gefleckt. Von Heimendahl fand Gefallen an der Züchtung. „Zur damaligen Zeit war unsere Herde die größte auf diesem

    Kontinent“, so der gebürtige Kempener. Weitere Schafe kamen hinzu, darunter beispielsweise Coburger Fuchsschafe, Steinschafe und Schwarz-kopfschafe, die heute für die Lammfleischproduktion gezüchtet werden. So begann auch die Selbstvermarktung, die bis heute zur Philosophie des Unternehmens gehört. „Das Tier wird bei uns komplett verarbeitet. Es wird hier geboren, es lebt hier auf unserer Wiese, es wird hier geschlachtet, veredelt, als Fleisch im Laden angeboten oder auch verköstigt. Es gibt keine andere Station dazwischen. Und darauf legen wir größten Wert“, so Hannes von Heimendahl. „Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht kurios klingt, aber man kann diese vom Aussterben bedrohten Rassen erhalten, indem man mit Bewusstsein dieses Fleisch isst. Denn wenn die Leute Interesse daran haben, wird der Bauer darauf auch reagieren“, so von Heimendahl.

    Hannes von Heimendahl:„Ich wurde da rein geboren“Ganz selbstverständlich sei es für ihn also, dass die Tiere teilweise geschlachtet und auch gegessen werden. „Ich wurde da rein geboren“, so der 41-Jährige heute. „Man steht nachts auf, um das Lamm mit der Flasche aufzuziehen, falls es die Mutter nicht kann. Und selbst dann gehört es dazu, dass es später geschlachtet wird.“ Schaffleisch gibt es hier in jeglicher Form. Kotelett, Lammkeule, Lammgrillwurst oder auch Schinken und Salami. Ob ihm die Tiere nicht manchmal leidtun, frage ich den Juristen. Er antwortet bedacht: „Absolut. Aber in einer natürlichen Art und Weise. Katzen, die ausgesetzt werden und um die sich keiner mehr kümmert, tun mir mehr leid.“ Zu bedenken ist natürlich auch der wirtschaftliche Faktor. Von Heimendahl

    brauchtum am niederrhein

    und schaf ist nicht gleich schaf: beim besuch auf gut heimendahl erleben wir sehr

    unterschiedliche und seltene, sogar vom aussterben bedrohte rassen. und können

    das vorurteil widerlegen, dass diese tiere dumm seien.

    "schaFE sind sEhr gEnügsamE tiErE“

    Schafe zum Anfassen

  • 2929

    sagt: „Würde ich jedes Lamm der letzten zehn Jahr hier auf der Wiese stehen haben, das wäre Wahnsinn. Wo sollen die alle laufen? Wer kümmert sich darum? Wer zahlt das Futter? Leider kann ich nicht alle Schafe behalten, nur weil sie schön sind. Früher sind die Menschen mit Pfeil und Bogen los gezogen. Leute, die ihr Fleisch heutzutage gebrauchsfertig aus der Truhe nehmen, machen sich den Konsum einfach, und das finde ich auch legitim. Aber ich denke, wenn man Fleisch isst, sollte man auch in der Lage sein, es zu verarbeiten.“ Neben der Fleischproduktion sind die Schafe auch Werbeträger. Von Heimendahl liegt sehr daran, dass Stadtkinder einen Bezug zu den Tieren bekommen. Auch deswegen ist es möglich, per Schulklasse oder auch als Familie den Hof zu besuchen und mehr über die seltenen Tierrassen zu er-fahren. Auch das gehört zur Philosophie des Hofes. Dass die Kinder, die aus den Großstädten kommen, ein Schwein sehen und ein Lamm anfassen können. Es geht auch darum, zu erfahren, wofür Schafe noch eingesetzt werden. Sie erhalten beispielswiese Heidelandschaften, und Deiche werden mithilfe von Schafherden fest getreten und damit widerstandsfähiger gemacht. Auch das jährliche stattfindende Fest „Tag des offenen Hoftores“ ist da, um den Zu-schauern zu zeigen, wie Schafe geschoren werden und was danach passiert, bis die Wolle verkauft werden kann.

    Drei qualifizierte und ausgebildete Tierwirte kümmern sich unter anderem um etwa 300 Schafe, die je nach Jahreszeit unterschiedliche Bedürfnisse haben. 30 Hektar Grünland stehen allen Tieren auf Gut Heimendahl zur Verfügung. Im Sommer ist es lediglich nötig, zu schauen, ob bei den Tieren alles in Ordnung ist. Im Winter ist Lammzeit, da braucht es sehr viel mehr Betreuung. Ein Schaf bringt pro Jahr durchschnittlich zwischen 1,3 und 1,6 Lämmer zur Welt. Jakobsschafe haben häufig Zwillings- und seltener Drillingsgeburten. Manche Lämmer dürfen dann in die Herde, ein paar andere verkauft von Heimendahl auch bis ins europäische Ausland. Die verschiedenen Rassen sind auch vom

    Charakter sehr unterschiedlich. „Landschafe sind treu ohne Ende. Unsere Black Welsh Mountain hingegen laufen zu bestimmten Zeiten durch unser Weihnachtsbaumgelände und halten den Boden sauber. Sie leben dort sehr wild und frei. Nach ein paar Monaten bekommt man sie kaum wieder eingefangen“, so von Heimendahl schmunzelnd. Ansonsten seien Schafe sehr genügsame Tiere. „Wenn sie satt sind“, fügt von Heimendahl lachend hinzu. „Wenn sie Hunger haben und hinter dir eine saftige Wiese sehen, dann rennt dich eine Herde auch mal über den Haufen. Das ist denen egal. Dann können sie kopflos werden.“ Auch auf das Klischee, dass Schafe dumm seien, kommen wir zu sprechen. Hannes von Heimendahl erklärt: „Jede Schafherde hat mehrere Leitschafe. Wenn diese aus irgendeinem Grund nicht mehr dabei sind, dann sind sie völlig planlos. Sie wissen dann nicht mehr, was Sache ist. Die wirken dann eventuell etwas diffus oder planlos. Aber dumm, nein.“ 25 Leute gehören zu dem Unternehmen Gut Heimendahl. Der studierte Jurist absolvierte außerdem eine landwirtschaftliche Lehre und ist heute für die komplette Verwaltung des Unternehmens zuständig. Er sagt: „Es ist viel Büroarbeit. Aber ich freue mich über jede Stunde, die ich draußen verbringen darf.“

    Text: Nina Höhne; Fotos: Andreas Cohrs Gut Heimendahl, Haus Bockdorf, 47906 Kempen

    brauchtum am niederrhein

    „Ich habe mindestens genau so viel Ahnung von den Schafen wie die Mitarbeiter, die täglich mit ihnen zu tun haben. Ich habe eventuell etwas weniger Geschick, aber das ist etwas anderes.“

    Alljährlich im Mai findet die Schafschur mit großem Hoffest auf Gut Heimendahl statt

    Das neugeborene Lamm der Coburger Fuchsschafe steht zum ersten Mal

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  • 30

    „Es war Ein sElbstläuFEr und das ist klassE“

    Ich bin IT-Wirtschaftsinformatiker und war europaweit viel unterwegs. Mit allem was dazugehört: gutes Essen, viel trinken und auch Pfunde zulegen. 2010 wollte ich an meinem Gewicht arbeiten. Der Arzt empfahl mir, Fahrrad zu fahren. Und das habe ich dann meinem Stammtisch erzählt. Zwei Freunde meinten daraufhin, dass sie ein Rennrad haben und mit mir fahren würden.“ Der Grundstein des Radsporttreffs war hiermit gelegt. Doch wie jeder Anfang war auch dieser schwierig. „Wir alle waren aufgrund unserer beruflichen Situation ziemlich ausgelastet. Es passierte also öfter, dass wir mal zu dritt, manchmal aber auch alleine unterwegs waren. Wir dachten: Daran ändern wir jetzt was!“ Nach ausgiebiger Recherche kam Peter Falk auf das Projekt „100 Ciclisti“ in Regensburg. Ziel hierbei ist, das größte Jedermann-Team Deutschlands zu werden und mindestens 8.000 Radsportler auf die Straße zu bringen. Genau das Richtige für die Kempener Radsportfreunde, fand Falk. Doch auch bis Ende 2012 tat sich nicht sonderlich viel. Mittlerweile waren sie zu neunt. Der Aufschwung begann mit der Eröffnung vom Bikewearladen Kempuni. „Kempuni hat uns sehr unterstützt, und wir beziehen immer noch unsere Radsport-Kleidung über diesen Laden“, sagt Peter Falk. 2013 nahmen wir als Team erstmals am sogenannten „Drill & Grill“ der Fleischerei Fahnder teil. Der bekannte Radrennfahrer Marcel Wüst fährt mit den Teilnehmern eine circa 68 Kilometer lange Runde, anschließend wird bei Fahnder gegrillt und geklönt. „Wir schlugen dort mit sieben Mann auf.“ Für weitere öffentliche Aufmerksamkeit sorgt die Teilnahme des Teams mit ihren einheitlichen Trikots beim Event „Rund um die Burg“ im Jahr 2013. Die Homepage wurde überarbeitet, Flyer und Plakate gedruckt. Und nach all diesen Bemühungen zeigte sich der Erfolg. „Mittlerweile haben wir 55 Mitglieder“, so der 60-jährige stolz. Anfang dieses Jahres schloss sich auch die Kempener Mountainbike-Gruppe "Bikefreunde-Niederrhein-Oetztal" dem Ciclisti-Team an. Somit gibt es seit-dem auch eine sogenannte MTB-Gruppe mit einheitlichen Trikots. Von 55

    Leuten nimmt gut die Hälfte regelmäßig an Radsport-Veranstaltungen teil. Für einen Kostenbeitrag von 95 Euro erhalten die Teilnehmer ein funktionales Outfit aus Oberteil und Hose, welche die Zugehörigkeit zum Team unterstreicht. Verschiedene Gruppen treffen sich an unterschiedlichen Tagen„ Am Sporttreff kann jeder teilnehmen, ob mit oder ohne Trikot. Es sind dort immer etwa 10 bis 20 Leute, die gemeinsam bis zu zweieinhalb Stunden fahren. Es geht darum, gemeinsam Spaß zu haben“, betont Falk. Weder Mitgliedschaft noch Beitragspflicht beengen das freie Treffen. Abgesehen von einer Pflicht: „Ein Helm und ein verkehrssicheres Rad sind ein absolutes Muss. Wir nehmen niemanden mit, der keinen Helm trägt“, so Peter Falk. Mittlerweile gehören auch über zehn Frauen mit zur Truppe. Neben rad-touristischen Veranstaltungen ohne Zeitlimit, wie in Grefrath, Tönisvorst und Hüls, wird auch an zeitlimitierten Radsport-Events teilgenommen. Dazu gehören die German Cycling Cup Veranstaltungen in Köln, am Nürburgring oder Göttingen. Zum Saisonabschluss 2014 nimmt das Jedermann-Team Ciclisti-Kempen wieder gern „am schnellsten Radrennen Deutschlands“

    alles begann mit einem persönlichen Entschluss. daraus wurde das „Jedermann-team

    ciclisti-kempen“, welches mittlerweile 55 mitglieder zählt. wir trafen den initiator peter

    Falk, der uns erzählte, wie und wo die Erfolgsgeschichte einer interessengemeinschaft

    begann, die bis heute kein eingetragener verein ist.

    Zwei Sportler des Ciclisti-Teams während eines Rennens

    sport am niederrhein

  • 31RUND UM DIE BURG teil. Nach Saison-Ende trifft sich die Gruppe häufig im Falco oder Mauli‘s. Zusätzlich finden auch Veranstaltungen statt, die nichts mit Radrennen zu tun haben, wie beispielsweise Grillen oder Gambas essen.

    Neben der Homepage, die mittlerweile 47.000 Klicks aufweist, gibt es eine interne und auch öffentliche Gruppe bei Facebook. Auch eine Whatsapp-Gruppe macht die Kommunikation einfach und schnell. Ciclisti Kempen ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Veranstaltungs-kalenders der Stadt Kempen. „Der Stand heute: Wir fahren fast jeden Tag. Es dauerte zwar etwas, aber dann war es ein absoluter Selbstläufer. Und das ist wirklich klasse!“, freut sich Falk. Das nächste Event ist das „Drill & Grill“ am 15. September, welches auch in diesem Jahr wieder von der Fleischerei Fahnder organisiert wird. Ciclisti ist auch in diesem Jahr mit über 20 Teilnehmern dabei.

    Text: Nina Höhne; Fotos: Peter Falkwww.ciclisti-kempen.de, www.facebook.com/ciclisti.kempen

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