Inkontinenz-assoziierte Dermatitis Empfehlungen und Umgang ... · Inkontinenz-assoziierte...
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Empfehlungen und Umgang in der Praxis
Inkontinenz-assoziierte Dermatitis
Empfehlungen und Umgang in der Praxis
Inkontinenz-assoziierte Dermatitis
Maria Häni-Di Mauro
Pflegeexpertin / Wund- und Stomaberaterin
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17.05.2019
Empfehlungen und Umgang in der Praxis
Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)
Definition
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• Die inkontinenzassoziierte Dermatitis (IAD) entsteht durch den Kontakt
der perigenitalen Haut mit Urin oder Stuhl.
• Die IAD ist eine perigenitale Entzündung der Haut.
• Die Schädigung kann von Erythem, Verlust der Hautintegrität bis
zur Infektion reichen.
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Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD)
Risikofaktoren
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• Trockene, schuppige Haut
• Chronische Belastung mit Feuchtigkeit, Reibung und okklusives
Inkontinenzmaterial
• Grunderkrankung
• Verringerter Allgemeinzustand
• Verringerte Mikrozirkulation
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Forschungsfrage IAD
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Welche Empfehlungen können für die
klinische Praxis zur Prävention und Behandlung
von IAD
gemacht werden?
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Assessmentinstrumente IAD
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Perineal Assessment Tool (PAT) (Nix 2002)
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Instrument zur Risikoerfassung der IAD
• Intensität der irritierenden Substanz
• Dauer der Irritation
• perinealer Hautzustand
• Zusätzliche Faktoren
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Incontinence-Associated Dermatitis
Intervention Tool (IADIT) (Junkin 2008)
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IADIT besteht aus:
• Risikoeinschätzung
• Klassifizierung in Schweregraden (visuelle Darstellung)
• Komplikationen IAD (visuelle Darstellung)
• Interventionsvorschläge
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Abgrenzung IAD - Dekubitus
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Dekubitus IAD
Ursache Druck- und / oder Scherkräfte
Feuchtigkeit
Lokalisation Über Knochenvorsprung
Perineal, perianal
Ausprägung Läsion ist begrenzt Diffuse, oberflächliche Hautveränderung
Tiefe Teilweise bis komplett fehlende Hautschichten
Oberflächlich, Teilverlust der Haut
Weitere Merkmale Nekrose, Unterminierung
Mazerationen
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Abgrenzung IAD - Intertrigo
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• Okklusion durch Haut-auf-Haut
• Feuchtigkeit, Wärme, Reibung
• Häufig sekundäre Infektion vorhanden (C. albicans, S. aureus)
• Prädilektionsstelle: Axilla, inguinal, unter den Brüsten, Bauchfalten
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Behandlung IAD
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Reinigung der Haut
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• Rasche Reinigung nach Inkontinenzepisode
Kontamination mit Harn:
• Lauwarmes Wasser
Kontamination mit Stuhl:
• pH-neutrale Waschlotion
• Weicher Waschlappen
• Reibung vermeiden
• Feuchttücher ohne Konservierungsstoffe / Parfumzusätze
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Anwendung Hautpflegeprodukte und
Hautschutzmitteln
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Hautpflege
• Trockene Haut: feuchtigkeitsspendende, rückfettende Pflegeprodukte
• Feuchte Haut: Hautschutz auftragen, feuchtigkeitsspendende Produkte
meiden
Hautschutz
• Barriereprodukte
Kombinationsprodukte (Reinigung + Pflege + Schutz)
• Empfehlenswert zur Prävention und Behandlung IAD
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Hilfsmittel - Inkontinenz
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Körpernahe aufsaugende, atmungsaktive Produkte
• Inkontinenzform, Geschlecht, richtige Grösse, Saugkapazität,
körperliche Fähigkeiten des Betroffenen
Körperferne aufsaugende, atmungsaktive Produkte
• Betteinlage, Überzüge
Urinalkondom, Urinkatheter, Fäkalkollektor, Stuhldrainagesystem
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Weitere Massnahme
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Kontinenzfördernde Massnahme
• Beckenbodengymnastik
www.rundum-bewegung.ch
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Diskussion / Fazit
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• In der Risikoerfassung und Einschätzung IAD sind internationale
Assessmentinstrumente verfügbar.
• Vorhandene Studien haben kleine Teilnehmerzahlen und kurze
Untersuchungszeiträume.
• Studien sind mehrheitlich in Langzeitinstitutionen durchgeführt worden.
• Die Betroffenen-Zufriedenheit mit der Behandlung und der Einfluss auf
die Lebensqualität wird in den Studien nicht berücksichtigt.
• Die Qualität der Studien bezüglich Wirksamkeit von Massnahmen zur
Prävention und Behandlung von IAD bei Erwachsenen ist niedrig.
• Behandlungsempfehlungen basieren auf Expertenmeinungen.
• Untersuchungen zu Hautschutzprodukten sind verfügbar (jedoch durch
Firmen finanziert).
• Es bedarf weiterer Studien und Forschungen im Themengebiet der IAD.
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Take Home Message
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• Die Prävention und Behandlung der IAD ist für die Praxis von grosser
Relevanz, weshalb der gezielte Einsatz von Assessmentinstrumenten
sinnvoll ist.
• Die strukturierte Vorgehensweise bei der Behandlung der IAD soll als
Basis genutzt werden.
• In der Praxis zeigt sich, dass durch eine hautschonende Reinigung,
gezielte Hautpflege, der Einsatz von Produkten mit Barrierefunktion und
Hilfsmitteln die IAD verringert werden kann.
• Neben der lokalen Behandlung ist wichtig, dass die Schmerzen, das
Wohlbefinden und die Lebensqualität des Betroffenen berücksichtig
wird.
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Literatur
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• Nix, D. & Haugen, V. (2010). Prevention and management of incontinence-associated dermatitis. Zugriff
am 24.11.2017. Verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20524708
• Klötgen,W. (2016). Inkontinenz Assoziierte Dermatitis (IAD)– ein Überblick. Wund Management, 2016
(5), 231-232. Zugriff am 01.12.2017. Verfügbar unter http://www.mhpverlag.
de/zeitschriften/wundmanagement/detailansicht/?
tx_acmjournals_jn%5Bjournal%5D=7133&cHash=86bcf94672df3dcc7bc60447b21d40b4
• Beeckman, D., Verhaeghe, S., Defloor, T., Schoonhoven, L. & Vanderwee, K. (2011). A 3-in-1 perineal
care washcloth impregnated with dimethicone 3% versus water and pH neutral soap to prevent and treat
incontinence-associated dermatitis: a randomized, controlled clinical trial. Zugriff am 08.12.2017.
Verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21952346
• Park, KH. & Kim, KS. (2014). Effect of a structured skin care regimen on patients with fecal
incontinence: a comparison cohort study. Zugriff am 12.12.2017. Verfügbar unter
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24343030
• Beeckman, D., et al. (2016). Interventions for preventing and treating incontinence-associated dermatitis
in adults. Zugriff am 10.10.2017. Verfügbar unter
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Interventions+for+preventing+and+treating+incontinence
associated+dermatitis+in+adults+(Review)7
• Hayder-Beichel, D., Renard, C. & Schnepp, W. (2014). Inkontinenz-assoziierte Dermatitis. In Deutsches
Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg.), Expertenstandard Förderung der Harninkontinenz
in der Pflege (1. Aktualisierung 2014, S. 78-81). Osnabrück: Hochschule Osnabrück.
• Bundesamt für Statistik (2014). Die funktionale Gesundheit von älteren Menschen in Privathaushalte.
Zugriff am 13.12.2017. Verfügbar unter file:///C:/Users/Maria/Downloads/1451-1200-05%20(2).pdf
• Abbildungen: Eigene Fotodokumentationen