inf_sept_2012

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Auf ein Wort Äthiopien – oft ist das Land ein Synonym für Hungersnot und Dürre. Und doch bleiben die Menschen vor Ort, wann immer sie es können. Der Priester Abba Tesfaye Petros kennt die Pro- bleme selbst sehr gut. Denn er kommt ursprünglich aus dem Hochland, wo der Hunger zuhause ist. Auch wenn er heute in Gambella, im feuchten Tiefland im Westen Äthiopiens ein- gesetzt ist, erinnert er sich schmerzhaft an die Dürre. Und er bekommt mit, wie viele seiner Kollegen mit der Bevölkerung Jahr für Jahr vom Hunger bedroht sind. Aber Abba Tesfaye hat darüber den Humor und die Freude nicht verloren. Er zeigt vielmehr: Je intensiver die Not, umso wichtiger, dass wir jeden Sonnenstrahl der Freude aufgreifen und daraus leben. Denn nur so lassen sich die Tage der inne- ren und äußeren Dunkelheit ertragen. Es grüßt Sie herzlich Ihr Bruder Peter Amendt Leiter von vision:teilen e.V. Anliegen Projekte Informationen Oktober 2012 vision:teilen Infobrief vision teilen Eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.

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Infobrief Sept. 2012

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Auf ein Wort

Äthiopien – oft ist das Land ein Synonym für Hungersnot und Dürre. Und doch bleiben die Menschen vor Ort, wann immer sie es können. Der Priester Abba Tesfaye Petros kennt die Pro-bleme selbst sehr gut. Denn er kommt ursprünglich aus dem Hochland, wo der Hunger zuhause ist. Auch wenn er heute in Gambella, im feuchten Tiefl and im Westen Äthiopiens ein-gesetzt ist, erinnert er sich schmerzhaft an die Dürre. Und er bekommt mit, wie viele seiner Kollegen mit der Bevölkerung Jahr für Jahr vom Hunger bedroht sind.

Aber Abba Tesfaye hat darüber den Humor und die Freude nicht verloren. Er zeigt vielmehr: Je intensiver die Not, umso

wichtiger, dass wir jeden Sonnenstrahl der Freude aufgreifen und daraus leben. Denn nur so lassen sich die Tage der inne-ren und äußeren Dunkelheit ertragen.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Bruder Peter AmendtLeiter von vision:teilen e.V.

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„Ich liebe meine Leute!“ Ein Interview mit Abba Tesfaye Petros

Pater Tesfaye, wie wir alle wissen, ist Deine Heimat häufi g

von Dürre und Hungersnöten betroffen, besonders im Hoch-

land, wo Du geboren bist. Was sind die Gründe hierfür?

Die Gründe sind folgende: Unser Volk ist in seiner Landwirt-schaft vollständig von den normalen Regenzeiten abhängig und vom Klimawandel betroffen. In weiten Teilen Äthiopiens war die Landwirtschaft schon immer im kritischen Bereich, entweder aufgrund des Klimas oder wegen des schon ausge-laugten Bodens und der schlechten technischen Ausrüstung mit Werkzeugen und Ochsen (mit denen der Boden gepfl ügt wird). Die Menschen haben einfach kein Geld, um sich mo-derne Ausrüstung zur Bestellung des Bodens zu kaufen. Ein anderer Grund ist die geringe Größe der landwirtschaftlichen Flächen, da aufgrund der demographischen Entwicklung der Großfamilien das in einer Familie vorhandene Land unter immer mehr Nachkommen aufgeteilt werden muss. Dazu kommt der fast schon traditionelle Mangel an guter Berufs-ausbildung. Selbst wenn alles Land der Regierung gehört, so gibt es keinen Entwicklungsplan für die Förderung der klein-bäuerlichen Landwirtschaft. All das sind Faktoren,

die die Abwanderung der Menschen vom Land in die Stadt verstärken und die eine Entwicklung der Landwirtschaft er-schweren.

Wir hören hier von der schlimmen Dürre in der Sahelzone.

Diese ist nicht weit von Gambella, wo Du arbeitest, entfernt.

Hat die Dürre Konsequenzen für Dich und Deine Gemeinde?

Da wir nur 17 Kilometer von der Grenze zum Südsudan entfernt sind, spüren wir die Auswirkungen sehr stark, denn auf beiden Seiten der Grenze leben mehr oder weniger die gleichen Menschen, das gleiche Volk. Wenn drüben im Südsu-dan etwas passiert, dann betrifft das auch meine Gemeinde-mitglieder hier direkt oder indirekt. Konkret heißt das, dass auch wir jetzt die hohen Preise für Nahrungsmittel, die im Südsudan herrschen, zu spüren bekommen, denn wenn dort Dürre ist, dann steigen auch bei uns die Preise. Unaufhörlich fahren LKWs mit Nahrung beladen durch Gambella – sie fah-ren in den Südsudan, wo sie dringend erwartet werden, um die Hungersnot zu lindern. Mit einem Wort: Alle verfügbaren Nahrungsmittel werden gekauft, um sie in unser Nachbarland zu bringen. Deine Studienkollegen sind nun Priester im Hochland.

Manche von ihnen sind in Kontakt auch zu uns und berichten

von der Dürre. Was meinst Du, wird es auch in diesem Jahr

wieder eine Dürre in Äthiopien geben?

Auch wenn es in diesem Jahr keine größere Hungersnot bei uns gibt, so existieren doch trockene Regionen, in denen die Landwirtschaft schon jetzt zu wenig Ernteerträge bringt. Im Dezember, wenn die Ernte vorbei ist, wissen wir mehr. Bis dahin wird die Regenmenge entscheiden, wie es weitergeht. Wir müssen immer berücksichtigen, dass unsere Landwirt-

Äthiopien: Ein Interview mit Abba Tesfaye Petros

Abba Tesfaye PetrosAbba Tesfaye Petros

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schaft hinsichtlich Boden und Regen risikobehaftet ist und viele Menschen immer unterernährt bleiben, weil sie arm sind und kein Einkommen haben.

Gambella ist eine Region, in der Ausländer das sogenannte

Land-Grabbing (Landaneignung) betreiben. Dabei wurden

große Ländereien durch das saudi-arabische Agrobusiness-

Unternehmen Saudi Star und einen großen indischer Investor

gekauft. Die landwirtschaftlichen Erträge werden jedoch

exportiert. Was sind die Auswirkungen auf die lokale Bevöl-

kerung?

Ich verstehe die Unzufriedenheit meiner Gemeindemitglieder sehr gut. Die Unternehmen haben einfach einen Wald abge-holzt, um an mehr Ländereien zu kommen. Die Erträge der Landwirtschaft werden aber ins Ausland exportiert. Außerdem wurden viele Bewohner enteignet – ohne entsprechende Ent-schädigung. Und zu guter Letzt heuern die Unternehmen zur Bearbeitung des Bodens Arbeitskräfte aus anderen Landes-teilen an, weil die Einheimischen zu schwach und zu wenige sind. Die Folge ist ein schwelender Krieg zwischen den Ein-heimischen und den Zugezogenen. Die Regierung schützt die „Ausländer“, indem sie um die großen Farmen Sicherheitsper-sonal zum Einsatz kommen lässt. Das verschärft die Situation und die Gewalt aber zusätzlich, denn man kann keinen Krieg mit Militär- oder Polizei-Intervention stoppen.

Wenn Du jetzt zurückblickst auf die Zeit, als Du in Gambella

ankamst, um dort zu arbeiten: fühlst Du dich dort zu Hause?

Als ich 2004 dort ankam, war ich erstaunt zu sehen, dass meine künftige Gemeinde in solcher Armut lebte, noch unter dem Armutslevel des übrigen Landes. Aber schon bald fühlte ich mich dort wohl, denn ich wollte dort sein, wo andere nicht

hin wollten. Für die Einheimischen war es sehr schwierig, mich zu akzeptieren, aber ich konnte sie schließlich davon überzeu-gen, dass mein Leben ihnen gehört. Ich liebe sie, weil sie nun meine Leute sind. Noch sehr lange nannten sie mich „High-lander“ (der aus dem Hochland kommt); das höre ich mitt-lerweile nicht mehr. Jeder nennt mich nun „Abba“ (Pfarrer), selbst die Kleinsten. Ich kann wirklich sagen: Ich liebe meine Leute und fühle mich dort zu Hause.

Abba Tesfaye, vielen Dank für diese Informationen. Wir hof-

fen, Du hast noch viele Jahre dort vor Dir, so dass Du diesen

Menschen helfen kannst, sich sozial, wirtschaftlich und in

menschlicher Hinsicht zu entwickeln.

Das Interview führte Bruder Peter von vision:teilen

Äthiopien: Ein Interview mit Abba Tesfaye Petros Äthiopien: Ein Interview mit Abba Tesfaye Petros

Abba Tesfaye Abba Tesfaye ist ein Priester aus Äthiopien. Geboren wurde er in Gambo ungefähr 250 Kilometer südwestlich

der Hauptstadt Addis Abeba. Nach der Schule trat Tes-

faye der Kongregation der Vinzentiner bei, die er jedoch

vor Abschluss der theologischen Studien wieder verließ.

Er unterrichtete danach vorübergehend in Addis Abeba

in einer Privatschule. Er fühlte sich jedoch zum Priester

im Apostolischen Vikariat Gambella berufen.

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Rückblick & Vorblick - Die Info-Ecke

Rückblick und Vorblick

Der Regen kam in diesem Jahr viel zu spät. Also klopfte Pater Haileghiorghis Tadesse aus Jilbo im Osten Ähiopiens bei uns an. Denn das Saatgut auf den Feldern war nicht aufgegan-gen und seine Gemeindemitglieder hungerten. Dank einer großzügigen Spende konnten wir hier spontan mit 2.500 Euro helfen – eine weitere Hilfsorganisation steuerte nochmals den gleichen Betrag bei, so dass für ca. 1.000 Menschen nun Hirse (das Grundnahrungsmittel vor Ort) gekauft werden kann.Auch kenianische Frauengruppen auf Takawiri Island (Insel im Viktoriasaee) und in Anyuongi bedanken sich: Sie können mit 1.200 Euro bzw. mit 1.500 Euro einen Fisch- und Gemüsehan-del starten und mit dem erzielten Einkommen besser für ihre Kinder sorgen.

Von unserem Partner aus Pakistan, Pater Samson Shukardin OFM erreicht uns ganz aktuell ein Hilferuf. Im dritten Jahr in Folge ist die Provinz Sindh im Südosten des Landes von schweren Überschwemmungen aufgrund von starken Mon-sun-Regenfällen heimgesucht. In sechs Distrikten wurde der Notstand ausgerufen, über 60 Menschen kamen ums Leben. Die vielen Tausenden obdachlos gewordenen Menschen brau-chen dringend Nahrung, sauberes Wasser, Medikamente und Decken etc. Können wir mit Ihrer Hilfe rechnen?

Auch weitere Projekte drängen uns: In Ecuador wollen Kinder zur Schule gehen, damit sie eine Zukunft haben. In Äthiopien möchten sich die Ordensschwestern der Francis-can Misisonaries of Our Lady in der Pastoral weiterbilden und bitten um unsere Hilfe. Auch hier hoffen wir, die Anfragen mit Ihrer Hilfe positiv beantworten zu können.

Info-Ecke

Ein gelungenes Sommerfest

Das Sommerfest am 9.9.2012 machte bei strahlendem Son-nenschein seinem Namen alle Ehre. Zu Herzhaftem vom Grill und aus der Suppenküche sowie Kuchen und Kaffee unterhielt der Chor der „Binationalen“ die Gäste – zweitweise mit Ge-sangsunterstützung von Fr. José Nzau Nzau aus dem Kongo, der zu Besuch war. Zugleich erfreute die Schülerband „The Hoax“ alle mit Oldies. Ein gelungener Tag.

Ehrenamtliche des gutenachtbusses lernen sich kennen

Ein Treffen der Ehrenamtlichen des Nachtbusses am 5.9. brachte alle Akteure zusammen. So lernten sich die Teams der verschiedenen Einsatztage (bisher Montag, Dienstag und Donnerstag) kennen. Eine schöne Gelegenheit zum Erfah-rungsaustausch. Und auch dies noch: Für unseren gutenacht-bus brauchen wir laufend Schlafsäcke und Decken.

Termine

Am 24.10.12 um 19 Uhr hält Hans Maier im Franziskanerklos-ter einen Vortrag unter dem Titel „Was für uns zählt ist der Mensch“.

Für Ehrenamtliche gibt es ein „Highlight“: ein Ausfl ug am 17.11.12 zum Kloster Vossenack mit Besuch eines Musicals.

Am 9.12.12 um 17.30 Uhr gibt Chorrage der Polizei Düssel-dorf e.V. ein Weihnachtskonzert in der Franziskanerkirche Im-mermannstrasse. Nähere Informationen unter 0211-6683373.

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nenschein seinem Namen alle Ehre. Zu Herzhaftem vom Grill

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