Going Global - RKW BW - Wegbereiter Mittelstand · 15 Harald Bathelt Anforderungen an die Cluster...

23
Going Global Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt 5. Baden- Württembergisches CLUSTER-FORUM Stuttgart 1. März 2012

Transcript of Going Global - RKW BW - Wegbereiter Mittelstand · 15 Harald Bathelt Anforderungen an die Cluster...

Going Global − Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik

Harald Bathelt

5. Baden-Württembergisches CLUSTER-FORUM Stuttgart 1. März 2012

1. Einleitung

2 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– 1990er Jahre: Stärkung regionaler Netzwerke als politisches Ziel

• Regionales Wachstum erfordert kontinuierliche Innovation und Markterschließung

• Dies erfordert, in Zukunftsmärkten zu investieren

– Export allein reicht nicht aus • Maschinenbaukrise Anfang 1990er Jahre (deutsche High-End-Produkte

schwer in anderen Märkten effizient einsetzbar) • Unternehmen mussten vor Ort sein: (a) Kunden betreuen/ (b) Produkte

an institutionelle Bedingungen anpassen/ (c) Marktchancen erkennen

– Protektionismus und Erhaltungssubventionen können keine Lösung sein

1. Einleitung

3 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Antwort Baden-Württembergs auf Krise der 1990er Jahre • Modernisierung und Innovation • Globale Strategien der Großunternehmen (z.B. Daimler, Bosch) • Globale Politiknetzwerke (u.a. mit Ontario) • Globalisierung des Mittelstands (z.B. Herrenknecht)

– Erkenntnis: Unternehmenserfolg hängt nicht nur von betrieblicher Effizienz ab (Porter 1990)

• Rolle des Unternehmensumfelds: verwandte Branchen, Konkurrenten, Nachfrager

• Regionaler Kontext spielt zentrale Rolle

– Kernpunkte des Vortrags: a) Aufbau von Außenbeziehungen in Clustern b) Wahrnehmung von Markt- und Innovationschancen in Asien c) Konsequenzen für Unternehmen und Politik

Agenda

4 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

1. Einleitung

2. Clusterkonzept und -erfolg 3. Local Buzz & Global Pipelines 4. Going Global vs. kulturelle Distanz 5. Globale Clusternetzwerke 6. Herausforderungen globaler Clusterpolitik

2. Clusterkonzept

5 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Regionale Cluster bieten ein exzellentes Umfeld für Wettbewerb und Innovation

• Räumliche Ballung miteinander verflochtener Unternehmen einer Industrie

• Zulieferer und Dienstleister • Unterstützende Institutionen und Organisationen (z.B. in Forschung,

Aus-/Weiterbildung ’ fördern regionale Spezialisierung)

– Erfolgsvoraussetzungen • Voll entwickelte, vernetzte Clusterdimensionen • Dynamische Innen- und Außenbeziehungen

2. Clusterkonzept

6 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Clusterdimensionen und Trade-offs (Quelle: Bathelt & Glückler 2012)

Agenda

7 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

1. Einleitung 2. Clusterkonzept und -erfolg

3. Local Buzz & Global Pipelines 4. Going Global vs. kulturelle Distanz 5. Globale Clusternetzwerke 6. Herausforderungen globaler Clusterpolitik

3. Local Buzz & Global Pipelines

8 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Paradoxon: Dennoch sind regionale Transaktionen in Clustern oft eher gering

• Frage: Was macht Cluster dann attraktiv für Unternehmen? • Antwort: Struktur der Wissensflüsse

– Local Buzz entsteht aus Face-to-Face–Interaktionen • Spezifische Informationsflüsse und laufende Updates • Lernprozesse in organisierten und zufälligen Treffen • Entwicklung eines gleichen Grundverständnisses

• Gemeinsame Industrietraditionen – Eigenschaften des Local Buzz

• (Fast) automatische Wissensflüsse mit geringen Extra-Kosten • Verschafft Sicherheit in komplexen Umfeldern

3. Local Buzz & Global Pipelines

9 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Quelle: Bathelt 2003

3. Local Buzz & Global Pipelines

10 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Global Pipelines: • Entscheidende Wissenstransfers entstehen durch Interaktionen auf

globaler Ebene • Derartige Informationsflüsse sind nicht kostenlos, sondern erfordern

Investitionen • Suche nach leistungsfähigen, vertrauenswürdigen Partnern

• Informationsflüsse: geplant und fokussiert, nicht automatisch und diffus

3. Local Buzz & Global Pipelines

11 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Quelle: Bathelt et al. 2004

Agenda

12 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

1. Einleitung 2. Clusterkonzept und -erfolg 3. Local Buzz & Global Pipelines

4. Going Global vs. kulturelle Distanz 5. Globale Clusternetzwerke 6. Herausforderungen globaler Clusterpolitik

4. Going Global − kulturelle Distanz

13 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Influences from subsystems German employee Chinese employee

Firms at the intersection of norms and regulations from both national innovation systems

State

Society

Industry

Innovation System China

Chinese Supplier

Chinese Supplier

Shanghai Volkswagen

Chinese-German Supplier-Joint Venture

Buyer-supplier-relationships

State

Society

Industry

Innovation System Germany

Quelle: Depner & Bathelt 2010

4. Going Global − kulturelle Distanz

14 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Globalisierung kein Routineprozess (speziell Mittelstand) – Unternehmen müssen Herausforderungen lösen:

• Unterschiedliche Kulturen und Sprachen • Unterschiedliche institutionelle Regelungen (Ausbildung,

Qualifikationsniveau, Arbeits-Kapitalbeziehungen) • Unterschiedliche Lernprozesse

– Beispiel 1: Rolle persönlicher Netzwerke in China • Guanxi-Beziehungen oftmals wichtiger als formelle Regeln

– Beispiel 2: Lernen und Innovation • Hinterfragung gängiger Praktiken u.U. schwierig • Vermeidung von Kritik/ „Gesicht wahren“

– Beispiel 3: Intellectual Property-Verständnis • Nachahmung der „Meister“ als natürlicher Lernprozess

4. Going Global − kulturelle Distanz

15 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Schlussfolgerungen (vor allem für mittelständische Unternehmen)

• Erfahrungen anderer Clusterunternehmen beim Marktantritt nutzen • Einstellung chinesischer Mitarbeiter in Deutschland als spätere

Boundary-Spanners • Systematisches Management kultureller Unterschiede • Schrittweise Strategie: (a) geringes Anfangsrisiko/ (b) sukzessive

Steigerung des Engagements/ (c) Aufbau von Vertrauen • Multiple Vernetzung der Expatriates: (a) mit lokalen Einrichtungen, (b)

lokal mit anderen Expatriates, (c) unternehmensintern global

’ Gezielte Unterstützung durch Clusterpolitik

Agenda

16 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

1. Einleitung 2. Clusterkonzept und -erfolg 3. Local Buzz & Global Pipelines 4. Going Global vs. kulturelle Distanz

5. Globale Clusternetzwerke 6. Herausforderungen globaler Clusterpolitik

5. Globale Clusternetzwerke

17 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Welche Arten von Pipelines entstehen in Asien/China? – Wenig über räumliche Muster bekannt, die durch ADI

entstehen • Verbinden ADI westliche Cluster mit chinesischen Clustern? • Oder sind sie in erster Linie kostenorientiert?

– Studie der ADI von Kanada nach China • Sämtliche ADI von 2006 bis 2010 laut Asia Pacific Foundation • 299 Fälle (ca. 80-90% der kanadischen ADI)

5. Globale Clusternetzwerke

18 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Alle Sektoren Verarbeitende

Industrie Tele-

kommunikation Banken und

Versicherungen

Cluster Nicht-Cluster Cluster Nicht-

Cluster Cluster Nicht-Cluster Cluster Nicht-

Cluster

Cluster 44 22 14 8 23 0 7 6 Nicht-Cluster 30 203 12 45 5 1 4 14

N 299 79 29 31

χ2 79.9***

13.0***

3.9**

3.3*

Signifi-kanz

<1%

<1%

<5%

<10%

5. Globale Clusternetzwerke

19 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

Alle Sektoren Verarbeitende

Industrie Tele-

kommunikation Banken und

Versicherungen

Cluster Nicht-Cluster Cluster Nicht-

Cluster Cluster Nicht-Cluster Cluster Nicht-

Cluster

Cluster 44 22 14 8 23 0 7 6 Nicht-Cluster 30 203 12 45 5 1 4 14

N 299 79 29 31

χ2 79.9***

13.0***

3.9**

3.3*

Signifi-kanz

<1%

<1%

<5%

<10%

5. Globale Clusternetzwerke

20 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt Quelle: Bathelt & Li 2011

Agenda

21 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

1. Einleitung 2. Clusterkonzept und -erfolg 3. Local Buzz & Global Pipelines 4. Going Global vs. kulturelle Distanz 5. Globale Clusternetzwerke

6. Herausforderungen globaler Clusterpolitik

6. Globale Clusterpolitik

22 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Clusterförderung bedeutet nicht in erster Linie Subventionen, sondern

• Mobilisierung der Clusterakteure in gemeinsamen Projekten • Initiierung von Clusternetzwerken • Vermittlung bei der Partnersuche • Beratung bei Globalisierungsprozessen • Unterstützung von Messeauftritten

– Dauerhaft erfolgreiche Cluster müssen innovativ sein • Analyse der Erfolgsfaktoren und Schwächen • Geeignete Strategien zur Stärkung der Clusterdimensionen:

horizontal, vertikal, institutionell, extern, … • Clustererfolg als Lernprozess aller Beteiligten

6. Globale Clusterpolitik

23 Anforderungen an die Cluster und Clusterpolitik Harald Bathelt

– Voraussetzungen: • Grundvertrauen unter den Clusterakteuren • Einbindung angesehener Führungspersönlichkeiten

– Querschnittstechnologien haben u.U. größere Innovationspotenziale als Spezialtechnologien

• Offenheit für ungewöhnliche Lösungen und externes Wissen • Vermeidung von Lock-ins bei einseitiger Spezialisierung (Beispiele:

Schweizer Uhrenindustrie/ Minicomputerindustrie in Boston)

– Vertiefende Aspekte in Podiumsdiskussion und Nachmittagsforen