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Controlling im DRK am Praxisbeispiel des DRK-Landesverband Westfalen-Lippe e. V. 1 AUSGANGSSITUATION...................................................................................................... 2 2 FESTLEGUNG VON STANDARDS ..................................................................................... 4 2.1 Standards in der EDV und im Rechnungswesen........................................................................................................... 4 2.2 Qualitätsmanagement ...................................................................................................................................................... 5 3 ANWENDUNGEN DES BEREICHSCONTROLLING .......................................................... 7 3.1 Controlling für ambulante Einrichtungen ..................................................................................................................... 7 3.1.1 Aufbau ........................................................................................................................................................................ 7 3.1.2 Auswertung ................................................................................................................................................................ 7 3.2 Controlling für stationäre Einrichtungen .................................................................................................................... 10 3.2.1 Aufbau ...................................................................................................................................................................... 10 3.2.2 Auswertung .............................................................................................................................................................. 10 4 FÜHRUNGSINFORMATIONEN ......................................................................................... 12 4.1 Kennzahlensystem.......................................................................................................................................................... 12 4.1.1 Aufbau ...................................................................................................................................................................... 12 4.1.2Auswertung ............................................................................................................................................................... 13 4.2 Balanced Scorecard........................................................................................................................................................ 16 4.2.1 Aufbau ...................................................................................................................................................................... 16 4.2.2 Auswertung .............................................................................................................................................................. 19 5 AUSBLICK ......................................................................................................................... 21

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Controllingim

DRKam Praxisbeispiel des

DRK-Landesverband Westfalen-Lippe e. V.

1 AUSGANGSSITUATION...................................................................................................... 2

2 FESTLEGUNG VON STANDARDS..................................................................................... 4

2.1 Standards in der EDV und im Rechnungswesen........................................................................................................... 4

2.2 Qualitätsmanagement ...................................................................................................................................................... 5

3 ANWENDUNGEN DES BEREICHSCONTROLLING .......................................................... 7

3.1 Controlling für ambulante Einrichtungen..................................................................................................................... 73.1.1 Aufbau........................................................................................................................................................................ 73.1.2 Auswertung ................................................................................................................................................................ 7

3.2 Controlling für stationäre Einrichtungen .................................................................................................................... 103.2.1 Aufbau...................................................................................................................................................................... 103.2.2 Auswertung .............................................................................................................................................................. 10

4 FÜHRUNGSINFORMATIONEN ......................................................................................... 12

4.1 Kennzahlensystem.......................................................................................................................................................... 124.1.1 Aufbau...................................................................................................................................................................... 124.1.2Auswertung ............................................................................................................................................................... 13

4.2 Balanced Scorecard........................................................................................................................................................ 164.2.1 Aufbau...................................................................................................................................................................... 164.2.2 Auswertung .............................................................................................................................................................. 19

5 AUSBLICK......................................................................................................................... 21

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1 Ausgangssituation

Anhaltende Spardiskussionen mit der Folge von rückläufigen Mitteln der öffentlichen Handsowie ständig steigende Anforderungen auf dem Gebiet der sozialen Dienstleistungen erfor-dern veränderte Konzepte zur Sicherung der Rotkreuzarbeit. Betriebswirtschaftliche Kompe-tenz in die inhatliche Arbeit der Kreisverbände einzubinden, ist stärker gefragt als jemals zu-vor.

Stichwortartig seien die rechtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Bereich derWohlfahrtsverbände angeführt: - steigende Anforderungen an die Leistungsqualität i. V. mit selbstbewußteren Kunden-

verhalten, - Verschärfung des Kostendruckes bei reglementierten Preisen,- Kürzung der öffentlichen Zuwendungen,- rückläufige Spendenbereitschaft,- Harmonisierungstendenzen aufgrund EU-Recht z.B. im Steuerrecht sowie- Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Non-Profit

Die wirtschaftliche Situation in Wohlfahrtsverbänden ist gekennzeichnet durch Substanzver-luste. In den DRK-Kreisverbänden in Westfalen-Lippe ist die EK-Quote (EK/Bilanzsumme)seit 1995 von 34 auf 25 Prozent im Jahr 2002 zurückgegangen. Die rechtlichen und wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutlich verschärft! Wie können die Kreisver-bände im DRK ihre wirtschaftliche Situation sichern bzw. verbessern?

Vor diesem aktuellen Hintergrund verfolgt der DRK Landesverband Westfalen-Lippe konse-quent den Weg durch die (Weiter-)Entwicklung geeigneter Steuerungsinstrumente, die wirt-schaftliche Situation seiner RK-Gliederungen zu sichern bzw. zu verbessern.1 Die Steuerungwird hierbei weitgehend von dem Gedanken des Self-Controlling2 geleitet.

Der Ausbau der Controllinginstrumente im DRK-Westfalen-Lippe läßt sich in grafischer Formdarstellen:

1 Der DRK-Landesverband hat für seine Untergliederungen eine Arbeitshilfe Controlling erstellt, die alle praxis-

relevanten Grundlagen für das Rechnungswesen und Controlling in einem Kreisverband enthält. Sie wird –wie die übrigen Arbeitshilfen - regelmäßig aktualisiert und den Untergliederungen per CD oder Internet zurVerfügung gestellt.

2 Self-Controlling beinhaltet die eigenständige Durchführung von Controlling-Aufgaben innerhalb selbständighandelnder Unternehmensteilbereiche. Eigenständig können Abweichungsursachen analysiert und Gegen-steuerungsmaßnahmen gewählt werden. Die Motivation der Beteiligten kann durch diese Möglichkeit der Ei-gen- statt Fremdkontrolle erhöht werden. Vgl. Lange, W., Verteiltes Vertriebscontrolling in Versicherungsun-ternehmen (1995), S. 47.

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In den DRK-Gliederungen soll auf der Basis einer einheitlichenInformationsgrundlage handlungsorientiert gesteuert werden.

Festlegung von Standards z. B. durch eine einheitliche Finanzbuchhaltung / integrierte Datenhaltung

oder durch die Einführung des Qualitätsmanagements

Führungsinformationen(Kennzahlensystem/BSC)- für Betriebsvergleiche

- für die interne Steuerung - als Frühwarnsystem des DRK-LV

Anwendungen des Bereichscontrolling zurAnalyse der Leistungs- und Kostenentwicklung

z. B. des Selbstanalyserasters als Instrument zur Vorbereitung von Wirtschaftlichkeitsprüfungen oder Einzelverhandlungen

Führungs-entscheidungen

Abb. 1: Aufbau der Controlling-Pyramide im DRK

Ausgehend von einer standardisierten Anwendungsebene mit einheitlichen Softwaresyste-men und Datenstrukturen sowie einheitlichen Arbeitsabläufen können in den DRK-Gliederungen auch einheitliche Werkzeuge eingesetzt werden. Auf der zweiten Ebene die-nen Bereichscontrollinginstrumente für eine einheitliche, bereichsspezifische Steuerung derEinrichtungen. Sämtliche Daten können in einer weiteren Verdichtungsstufe als entsschei-dungsrelevante Information für die Führungskräfte aufbereitet werden, so daß diese anhandvon komprimierten Auswertungen frühzeitig Führungsentscheidungen treffen können.

Durch eine derart gestaltete homogene Anwendungslandschaft läßt sich auch in der beste-henden föderalen Struktur des DRK ein hohes Potenzial an Synergien erschließen, lassensich (klassische) Doppelarbeiten vermeiden und wird eine einheitliche Verbandssteuerungunterstützt.

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2 Festlegung von Standards

2.1 Standards in der EDV und im Rechnungswesen

Für die Umsetzung der betriebswirtschaftlichen Standards befindet sich im DRK-Landesverband eine integrierte EDV-Architektur im Einsatz. D. h. daß im Bereich Rech-nungswesen, Rechnungserstellung (Faktura) sowie für Auswertungszwecke auf einen ein-heitlichen Datenbestand mit einer integrierten Datenhaltung zurückgegriffen wird. Vornehm-lich werden hierbei die Anwendungen des Kooperationspartners, der All-for-One-SystemhausAG, verwendet.

Contro lling

Verwaltung/ AbrechnungSoziale Einrichtungen

IntegrierteD atenhaltung

Anlagen-buchhaltung

Faktura

Lohndatenz.B. D atenaus -

tausch R Z

S tatistiken-Mitg liederzahlen-ehrenam tliche Stund en

D ienstplan Personal-e insatzplan

Leistungs -erfassung

Pflegedoku -m entation

F inanzbuchhaltung

Abb. 2: Übersicht der EDV-Anwendungen im DRK-Landesverbandsbereich

In unterschiedlichen Ausprägungen und Nutzungsmöglichkeiten befindet sich die o.a. Archi-tektur auch bei einer Vielzahl von Kreisverbänden und Ortsvereinen im Einsatz. Für dieseUntergliederungen bietet der Landesverband durch die Betriebswirtschaftliche Beratungs-und Servicegesellschaft (BBS) folgende drei Nutzungsmöglichkeiten zur Abwicklung derBuchhaltung an:

Variante 1 (Geeignet für kleinere Verbände mit geringem Belegaufkommen)Vorkontierung der Belege im Kreisverband, Ortsverein oder in der EinrichtungErfassung und Auswertung der Daten in MünsterVersand der Auswertungen an Auftraggeber

Variante 2 (Geeignet für kleinere und mittlere Verbände)Die DRK-Gliederung schaltet sich via Router oder Internet-Zugang auf dieEDV-Anlage in Münster auf und kann das gesamte Leistungsspektrum der An-wendungen, wie z. B. Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung, Mahnwesen,etc., nutzen. Der Anwender braucht aber Aufgaben der Datensicherung, Pro-grammpflege, Hardware- oder Softwarewechsel etc. nicht selbst wahrnehmen.

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Variante 3 (Geeignet für alle größeren Verbände)Die DRK-Gliederung verfügt über eine eigene EDV Anlage und stellt die Daten-haltung und –sicherung eigenverantwortlich sicher. Neben den o.A. Anwendun-gen sind auch Abrechnungsprogramme im Einsatz, so daß eine zeitnahe Rech-nungserstellung gefördert wird.

Unterstützt werden die Anwender durch den First-Level-Support der Mitarbeiter der BBS.Auftretende Probleme werden umgehend geklärt bzw. das richtige Vorgehen erläutert. DieInstallation der Produkte erfolgt einschließlich der DRK-Standards und sonstiger geltenderVorgaben. So werden zum Beispiel im Bereich der Verwaltung Sozialer Einrichtungen( TopSoz ) die aktuell gültigen Preise für Leistungen im Ambulanten Bereich mitinstalliert.Ferner ermöglicht die enge Zusammenarbeit mit dem Softwarehersteller auf Programman-passungen und –weiterentwicklungen Einfluß zu nehmen.

Die Standards für die inhaltliche Ausgestaltung des Rechnungswesen basieren auf den DRK-Rahmenempfehlungen des Bundesverbandes.3 Diese wurden mit der gesetzlichen Einfüh-rung der Pflegebuchführungs-Verordnung (PBV) entwickelt, da ein Großteil der DRK-Gliederungen und Einrichtungen ab dem 1. Januar 1997 (stationäre Einrichtungen) sowie abdem 1. Januar 1998 (ambulante Einrichtungen) dieser Vorschrift unterliegen. Ferner galt esauch, die Neugestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen (= Änderung des HGB) imRahmen der EU-Harmonisierung nachzuvollziehen und auch die Stellungnahme des Institutsder Wirtschaftsprüfer umzusetzen. 4

Um die praktische Anwendung auf allen Ebenen des DRK zu erleichtern, wurde mit einemspeziellen Kontierungshandbuch ein weiteres Hilfsmittel für die Umsetzung der Rahmen-empfehlung entwickelt. Der bundesweit empfohlene DRK-Kontenrahmen wird erläutert, dieeinzelnen Kontenpositionen werden kommentiert und Beispiele gegeben. Zugleich sind An-haltswerte für die Ermittlung von Abschreibungen (AfA-Tabelle) enthalten. Erläuterungen zurRücklagen- und Rückstellungsbildung sowie wesentliche Bilanzierungsgrundsätze vervoll-ständigen das Nachschlagewerk.

2.2 Qualitätsmanagement

Die Gesamtheit aller qualitätsbezogenen Aktivitäten und Zielsetzungen wird als QUALITÄTS-MANAGEMENT bezeichnet. Um dieses auch in den Einrichtungen des DRKs einzuführenund damit einerseits die Qualität der Leistungsprozesse zu verbessern, andererseits durcheine erhöhte Kundenzufriedenheit auch die Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu sichern, wurdebereits 1999 ein mehrstufiges Projekt zum Qualitätsmanagement begonnen.5

Im DRK-Landesverband wurden bzw. werden Musterqualitätshandbücher für folgende Berei-che erarbeitet:

2000: QM für ambulante Pflegedienste2001: QM für stationäre Pflegeeinrichtungen2002: QM für Kindertageseinrichtungen

3 Der DRK-Landesverband Westfalen Lippe hat 1996 auf Grundlage der DRK-Rahmenempfehlung für ein ein-

heitliches Rechnungswesen einen Konten- und Kostenstellenplan entwickelt. Dabei wurden für die unter-schiedlichen Leistungsbereiche z.B. Kreisverband, Kindergärten, stationäre Pflegeeinrichtungen, die entspre-chenden gesetzlichen Vorgaben bzw. Förderrichtlinien berücksichtigt.

4 Vgl. IdW, 4/95 zur Rechnungslegung und Prüfung spendensammelnder Organisationen (Anlage 7).5 Vgl. hierzu ausführlich den Symposium-Beitrag von Frau Hartmann.

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Das QMHB ist als ein „Muster“ gedacht, d.h. es wurden von Fachleuten aus der Praxis, desDRK-Landesverbandes und von Qualitätsmanagementexperten Standards entwickelt, wie ineinzelnen Bereichen Arbeitsabläufe festgelegt, umgesetzt und dokumentiert werden können.Hervorzuheben ist, daß die Handbücher prozessorientiert aufgebaut sind und über einemehrdimensionale Struktur6 verfügen.

Beim Aufbau der Handbücher stand nicht die Zertifizierung nach der Norm DIN-ISO 9000-2002 im Vordergrund, sondern eine mitarbeiterorientierte Struktur. Einrichtungen, die eineAnerkennung nach der DIN-ISO-Norm anstreben, wird ein Vorschlag für eine Referenzierungzu den entsprechenden Normenelementen gegeben. Weiterhin wurde bei der Erstellung desHandbuches eine Zuordnung zur Qualitätsprüfung gemäß § 80 SGB XI hergestellt, d. h. dasInhaltsverzeichnis enthält eine Angabe zu den entsprechenden Fragen der MDK-Qualitätsprüfanleitung.

Die QMHB sind als Loseblatt-Sammlung angelegt, wodurch eine kostengünstige Aktualisie-rung möglich ist. Außer dem QMHB als zentralem Element eines Qualitätssystems sind „mit-geltenden Dokumente“ (MGD) enthalten. Hierzu zählen Pflegestandards, Pflegekonzept,Formulare, Vordrucke oder Checklisten. Als Anpassung auf die hausinternen Strukturen ent-hält das QM-Handbuch alle Unterlagen auch auf CD, die es dem Anwender ermöglichen, dieInhalte und Prozesse selbst zu bearbeiten und zu verändern.

Die Entwicklung der angeführten Handbücher wurde von der Kölner UnternehmensberatungHartmann & Partner begleitet. Die Handbücher können über die DRK-Service GmbH, Be-triebsstelle Nottuln, bezogen werden. Die Einführung des QM wird durch die Beratungsge-sellschaft des DRK-Landesverbandes unterstützt.

6 S. hierzu die Abbildung im Artikel von Frau Hartmann.

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3 Anwendungen des Bereichscontrolling

3.1 Controlling für ambulante Einrichtungen

3.1.1 AufbauIn Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Sießegger und Partner und dem DRKGeneralsekretariat wurde ein Controllinginstrument zur Steuerung der ambulanten Diensteentwickelt, das sog. Selbstanalyseraster (SAR). Die für die interne Steuerung benötigtenControlling-Daten, d. h. die Leistungs-, Kosten- und Erlösdaten, können dem Abrechnungs-system sowie der Finanzbuchhaltung entnommen werden. Für die Zeitdaten werden Stan-dardwerte eingesetzt, die regelmäßig aktualisiert werden.

- Erhebung der ZeitdatenDie Ermittlung der Zeitdaten und Generierung von Stundenstatistiken ist grundlegende Vor-aussetzung für die Einführung eines effektiven Controlling. Ziel ist, die Zeiten der einzelnenLeistungen zu erfassen, um später differenzierte Auswertungen nach den abrechnungsrele-vanten Tätigkeitsbereichen durchführen zu können. Die Erhebung wird in Form von Tagesbe-richten vorgenommen, wobei die Einzelleistungen nach drei Leistungsbereichen aufgeteiltwerden.

Leistungen werden im Tagesbericht unterteilt nach:

SGB V§ 37 Abs. 1: Krankenhausvermeidungspflege§ 37 Abs. 2: Behandlungspflege§38: Haushaltshilfe

SGB XI Pflegestufe 1,Pflegestufe 2 undPflegestufe 3 (inklusive Härtefälle)§ 37 Abs. 3: Qualitätssicherungsbesuche

SonstigeBSHG LeistungenAbrechenbare Leistungen (Pflegestufe 0, individuell kalkulierte Zusatzleistungen

Abb. 4: Struktur eines Tagesberichtes

Mit Vorliegen einer ausreichenden Anzahl von validierten Zeitdaten kann sich das Controllingauf die Verwendung von Standard-Zeitwerten beschränken. Eine regelmäßige Aktualisierungdieser Standardwerte ist empfehlenswert.

Die Kosten und Erlöse müssen entsprechend der Zeitverteilung den unterschiedlichen Leis-tungsbereichen zugeordnet werden. Das hierfür verwendete Kosten- und Erlösformular sollgemäß dem Standard der DRK-Rahmenempfehlung ausgefüllt werden.

3.1.2 Auswertung Nach der zentralen Erfassung aller relevanten Daten werden die definierten Spitzenkenn-zahlen ermittelt und in Form eines Controllingberichtes den Pflegediensten zur Verfügung

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gestellt. 7 Zum Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung werden im Rahmen eines Betriebs-vergleiches die Ergebniswerte der teilnehmenden Sozialstationen (höchster, niedrigster undmittlerer Wert) ausgewiesen.

K1 Zeit-Anteil Pflege im SGB XI 55,2% 34,2% 47,0% 34,2%K2 Zeit-Anteil Pflege im SGB V 26,4% 8,6% 17,1% 26,4%K3 Zeit-Anteil Pflege für BSHG 2,0% 0,4% 2,0%K4 Zeit-Anteil Pflege für Privatzahler 10,7% 0,4% 3,0% 0,6%K5 Zeit-Anteil Pflege nicht abrechenbar 2,9% 0,1% 0,6% 0,2%K6 Zeit-Anteil für Organisations- und Koordinationszeiten 17,2% 6,0% 10,1% 10,4%K7 Zeit-Anteil für Weg- und Fahrtzeiten 29,4% 13,7% 21,2% 25,9%

Höchster Niedrigster Mittelwert Ihr

Kennzahl Wert LV Wert LV LV Pflegedienst

Abb. 5: Muster Auswertung für eine Sozialstation (Ausschnitt)

Im Beispielfall wurden die Zeitanteile ausgewertet, die auf die unterschiedlichen Leistungsbe-reiche im ambulanten Pflegebereich entfallen. So liegt der zeitliche Anteil im Bereich derPflegeversicherungsleistungen (SGB XI) mit 34,2 % deutlich niedriger, als der Durchschnitt(Mittelwert: 47 %) der ausgewerteten Sozialstationen. Im Gegensatz dazu erbringt der Pfle-gedienst im Bereich der Krankenversicherungsleistungen (SGB V-Bereich: 26,4 %) deutlichmehr Leistungen (Mittelwert: 17,1 %). Unter Einbeziehung der entsprechenden Erlöskompo-nenten können die Deckungsbeiträge/Minute ermittelt und somit Hinweise für die Leistungs-steuerung gewonnen werden. Ferner sollte nachdrücklich das Ziel verfolgt werden, die Zeitenfür die nicht abrechenbaren Leistungen (Kennzahlen K5-K7) soweit möglich zu minimieren.

Neben den monatlichen Controllingberichten, werden für die Pflegedienste vierteljährlich diewichtigsten Kennzahlen im Verlauf eines Jahres auch in grafischer Form aufbereitet. DurchGrafiken und Diagrammen können der Geschäftsführung und/oder der PflegedienstleitungVeränderungen im zeitlichen Verlauf in komprimierter Form aufgezeigt werden. Hierzu zählenu.a. die Entwicklung der absoluten Deckungsbeiträge, der Verlauf des Gesamtumsatzes so-wie die zusammensetzung der Personal- und Sachkosten. Zeitraumbezogen kann ermitteltwerden, ob z.B. eine prozentuale Verschiebung von SGB V Leistungen zugunsten von SGBXI Leistungen eingetreten ist. Hierdurch sind in einigen Regionen beispielsweise Rück-schlüsse auf die Verschreibungspraxis der niedergelassenen Ärzte gewonnen worden.

7 Diese Dienstleistung wird von der BBS angeboten.

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K o s te n e n tw ic k lu n g

- D M

1 0 .0 0 0 D M

2 0 .0 0 0 D M

3 0 .0 0 0 D M

4 0 .0 0 0 D M

5 0 .0 0 0 D M

6 0 .0 0 0 D M

7 0 .0 0 0 D M

8 0 .0 0 0 D M

9 0 .0 0 0 D M

Jan

Feb

Mrz

Apr

Mai

Jun

Jul

Aug

Sep Okt

Nov

Dez

P e rs . - K o s te n P fle g e R e gie -P e rs . -K o s te n S a c h k o s te n P e rs . -K o s te n P D L

Abb. 6: Aufteilung und Entwicklung der Kosten im Zeitvergleich8

Durch die Steuerung mit dem skizzierten Controlling-Instrument SAR befinden sich die Pfle-gedienste in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozeß. Betriebsvergleiche fördern denInformationsaustausch und die laufende Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Dies läßt sich zwi-schenzeitlich auch an den Ergebniswerten der Sozialstationen belegen.

Für das Jahr 2002 werden erstmals im Landesverbandsbereich für jeden Pflegedienst ein-zelne Vergütungsverhandlungen geführt. Die ersten Verhandlungsergebnisse werden deut-lich machen, welchen Stellenwert dem SAR bezogen auf die Verhandlungen zukünftig einzu-räumen ist.

8 Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind im Monat November die Kosten für das Weihnachtsgeld eingeflossen und

wurden nicht kalkulatorisch abgegrenzt.

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3.2 Controlling für stationäre Einrichtungen

3.2.1 Aufbau

Auch in stationären Einrichtungen führt der zunehmende Qualitäts- und Kostendruck zu ei-nem Anstieg des Controllingbedarfs.9 Die grundlegenden Unterschiede hinsichtlich der Fi-nanzierungs- und Organisationsstruktur erschweren jedoch die Übertragung des SAR. Wäh-rend sich im ambulanten Bereich die Pflegeminuten eines Patienten direkt aus der Hausbe-suchsdauer ergeben, setzt sich die Pflegezeit eines Heimbewohners aus vielfältigen Leistun-gen zusammen, die im Tagesverlauf durch unterschiedliche Mitarbeiter erbracht werden.Aufgrund der Kürze einiger Tätigkeiten (z.B. Medikament reichen, Gespräch auf dem Flurführen) wäre der Aufwand zu hoch, stets das gesamte tägliche Leistungsgeschehen zu er-fassen. Das SAR-stationär kann somit lediglich auf monatliche Angaben über geleistete Ar-beitszeiten, Pflegebedarfe der Bewohner sowie die Kosten- und Erlösdaten zurückgreifen.

Besondere Bedeutung hat die Ermittlung des Pflegebedarfs der einzelnen Bewohner. DiePflegestufe als alleiniges Kriterium greift meist zu kurz, da sie z.B. geistige und psychischeBeeinträchtigungen nur unzureichend berücksichtigt. Kompliziertere Berechnungsverfahren,die durch die Pflegewissenschaften in den letzten Jahren hervorgebracht wurden (z.B. Plai-sir, RAI), finden derzeit durch die Pflegekassen noch keine Anerkennung, so dass deren voll-ständige Einführung ebenfalls nicht zu empfehlen ist. Dennoch ist es wichtig, durch die Ein-stufung von Bewohnern anhand verschiedener objektiver Variablen zu einer Abschätzungdes Pflegebedarfs zu gelangen. Im Landesverband wird derzeit ein Bewohnerdatenpool auf-gebaut, in dem die Ausprägungen verschiedener Bewohnervariablen (z.B. Mobilität, Orientie-rungsfähigkeit oder Angstzustände) sowie die daraus entstehenden Pflegebedarfe enthaltensind. Grundlage hierzu sind Pflegezeitstudien, die in den stationären Einrichtungen durchge-führt werden. Sobald eine hinreichend große Datenbasis aufgebaut ist, wird es möglich sein,anhand dieser differenzierten Einstufung jedem Bewohner einen individuellen Pflegebedarfzuzuordnen. Dieser kann auf Wohnbereichsebene zu einem Gesamtpflegebedarf zusam-mengefasst werden, aus dem sich unter Berücksichtigung der Verteilzeiten der Mitarbeiterein Personalbedarf je Wohnbereich ergibt.

Durch die Einhaltung der Personalbedarfe ist die Orientierung an bewohnerindividuellenPflegeerfordernissen gewährleistet, so dass die Forderung nach einem konsequenten Kun-denbezug erfüllt wird. Daneben gilt es jedoch auch, die zunehmend restriktiven finanziellenRahmenbedingungen zu beachten. Deshalb müssen die Personalbedarfe nach Abschlussvon Vergütungsvereinbarungen erlösorientiert abgestimmt werden. Sofern der ermittelte Ge-samtpersonalbedarf durch die Pflegekassen nicht bestätigt wird, sind entsprechende Gegen-steuerungsmaßnahmen einzuleiten.

3.2.2 AuswertungIm Rahmen eines monatlichen Soll-Ist-Vergleichs kann der ermittelte Personalbedarf jeWohnbereich dem Ist-Personaleinsatz gegenübergestellt werden. Die Kennzahl Über-/Unterdeckung als Differenz dieser beiden Größen ermittelt, ob der Personaleinsatz sowohlden Bewohnerproblemlagen als auch den Finanzierungsbedingungen angemessen ist. Wäh-rend eine Unterdeckung die Erreichung pflegerischer Qualitätsziele erschwert, ist bei einer

9 Im Zeitraum von 1999 bis 2001 ist die Umsatzrentabilität (ermittelt vor Rücklagenbildung) von 3,4 % auf 1,9 %

gesunken.

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Überdeckung die finanzielle Zielsetzung gefährdet. Aus diesem Grund sollte die „Über-/Unterdeckung“ als Spitzenkennzahl des Pflegecontrolling regelmäßig erhoben und analysiertwerden.

Neben dieser rein quantitativen Personalbetrachtung sollte auch die Mitarbeiterqualität überKennzahlen erfasst werden. Besondere Bedeutung hat die Fachkraftquote, die sowohl dieKosten als auch die Qualität pflegerischer Leistungen maßgeblich mitbestimmt. Bezüglichdes Personaleinsatzes sollten darüber hinaus regelmäßig Ausfallzeiten (z.B. gleichmäßigeVerteilung von Urlaubszeiten auf das Jahr) und Überstunden (z.B. zur Analyse der Flexibilitätdes Mitarbeitereinsatzes) erfasst werden. Auch Krankheits- und Fluktuationsraten sollten aufihre Ursachen (z.B. Unzufriedenheit der Mitarbeiter) hin analysiert werden. Die nachstehendeAbbildung gibt die wichtigsten Kennzahlen des Pflegepersonalcontrollings wieder, die imRahmen eines inner- oder überbetrieblichen Benchmarking verwendet werden können:

Personalbedarf/-struktur

Über-/Unterdeckung, Qualifikationsstruktur (z.B. Fachkraftquote), Dauer der Betriebszugehörigkeit, Durchschnittsalter der Belegschaft, Berufserfahrung in Jahren, Anteil Zivildienstleistender

Personal-beschaffung

Grad der Personaldeckung, Bewerber pro offener Stelle, Frühfluktuations-quote, Effizienz der Beschaffungswege, Personalbeschaffungskosten je Eintritt (Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Zivildienstleistende), Anzahl Versetzungswünsche nach kurzer Dienstdauer

Personaleinsatz Arbeitsplatzstruktur (Anzahl der Vollzeitkräfte, Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigten), Verteilung des Jahresurlaubs, Überstundenquote, Durchschnittskosten je Überstunde

Personalerhaltung und Leistungs-stimulation

Fluktuationsrate, Fluktuationskosten, Krankheitsquote, Unfallhäufigkeit, Tarifgruppenstruktur, Aufwand für betriebliche Sozialleistungen je Mitarbeiter

Personal-entwicklung

Ausbildungsquote, Übernahmequote, Struktur der Prüfungsergebnisse, Struktur der Bildungsmaßnahmen, Jährliche Weiterbildungszeit pro MA, Anteil der Personalentwicklungskosten an den Gesamtpersonalkosten, Weiterbildungskosten pro Tag und Teilnehmer

Personal-freisetzung

Anteil entlassener Mitarbeiter, Abfindungsaufwand pro MA

Personalkosten-planung und -kontrolle

Anteil Personal- an Gesamtkosten, Personalzusatzkostenquote, Personal-kosten je MA, Personalkosten je Stunde, Deckungsbeitrag je Mitarbeiter

Abb. 7: Übersicht von Kennzahlen im Personalbereich10

Die BBS hat zu diesem o. a. Aufgabenbereich in Kooperation mit der Fachhochschule Dort-mund eine Diplomarbeit betreut. Zwischenzeitlich konnte die Datenbasis erweitert und empi-risch gesichert werden. Das Controlling-Werkzeug befindet sich noch in der Pilotphase.

10 In Anlehnung an Schulte, C.: Personalcontrolling mit Kennzahlen, 2. Aufl., München 2002.

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4 Führungsinformationen

4.1 Kennzahlensystem

4.1.1 Aufbau Für die Sicherung der Rot-Kreuz-Arbeit wurde vom Vorstand des Landesverbandes Westfa-len-Lippe ein Konzept für den Aufbau eines Sicherungsfonds und zur Kennzahlenermittlungentwickelt und umgesetzt11. Die folgenden Ziele wurden als wesentlich erachtet:

• Frühzeitiges Erkennen von Schieflagen in den Kreisverbänden einschließlich deren Ein-richtungen

• Festlegung von Konsequenzen, die sich aus den Ergebnissen des Frühwarnsystems er-geben (z. B. Vorgehen bei Schieflagen).

• Die Ergebnisse des Frühwarnsystems sollen den Kreisverbänden für Zwecke des Be-triebsvergleichs in anonymisierter Form zur Verfügung gestellt werden.

• Das Controlling der Kreisverbände und deren Einrichtungen soll unterstützt werden (in-ternes Controlling i. S. des KonTraG12).

• Auf Basis der Ergebnisse des Frühwarnsystems kann den Kreisverbänden eine gezieltebetriebswirtschaftliche Beratung angeboten werden.

Die Teilnahme am Frühwarnsystem (nachfolgend: Mangementinformationssystem (MIS))erfolgt für die Kreisverbände auf freiwilliger Basis. Die Teilnahme ist jedoch eine Vorausset-zung dafür, daß der betreffende Kreisverband im Falle einer wirtschaftlichen Schieflage Mittelaus einem Sicherungsfonds erhält.

Zur Analyse der Daten wurde ein hierarchisch gegliedertes Kennzahlensystem entwickelt,daß die Haupt- oder Spitzenkennzahl auf den nachfolgenden Ebenen in (Wirtschafts-) Be-reichskennzahlen gliedert. In der weitergehenden Analyse können die Stellgrößen für dieBeeinflussung des Betriebserfolges identifiziert werden, z. B. die Einnahmen aus Mitglieds-beiträgen oder die durchschnittlichen Personalkosten je Wirtschaftsbereich.

Als Spitzenkennzahl des Managementinformationssystems des DRK wurde die Eigenkapital-rentabilität gewählt. Diese in Industrieunternehmen weit verbreitete Kennzahl ist auch fürNon-Profit-Unternehmen als geeignet anzusehen. Hingegen ist der Zielhorizont nicht bei ca.15 % wie im Industriebereich zu formulieren, sondern als Zielgröße insgesamt eine „schwar-ze Null“ erstrebenswert.

Gegenüber einer isolierten Betrachtung ausgewählter Kennzahlen bietet dieses top-downVorgehen (= Baumstruktur) den Vorteil, daß die Zusammenhänge zwischen den Kennzahlenund deren Einflußgrößen sichtbar werden. Somit können die Stellgrößen für die Entwicklungdes Betriebserfolges im Rahmen einer Ursachenanalyse systematisch herausgearbeitet so-wie mögliche Schwachstellen erkannt werden.

11 Das Vorgehen wurde auf der Landesversammlung am 25.10.1997 beschlossen.12 KonTraG: Gesetz für Kontrolle und Transparenz, das für Aktiengesellschaften verbindlich gilt und dessen

Anwendung auch auf andere Gesellschaftsformen anzunehmen ist. Vorrangig zielt dieses Gesetz auf ein ak-tuelles internes Berichtswesen, ein geeignetes Risikocontrolling sowie auf eine Transparenz der Entschei-dungsprozesse ab.

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Kennzahlenbaum

Kreisverb.Betriebsergebnis

84.967

nachrichtlich:Saldo

3.285

Betriebsergebnis26.796

KiGaEKR 3,6% nachrichtlich: AO-Ergebnis nachrichtlich: Betriebsergebnis

JÜ konsolidiert 13.051 Umsatz 1.975-7.444 5.928.297 nachrichtlich:

Deckung GTKSteuern

47.291

Eigenkapital 10%752.038 ambulant

Betriebsergebnis-60.146

nachrichtlich:Saldo

4.159

DRK-Kreisverband:Zeitraum:

Beispiel

200x

Abb. 8: Auswertung eines Musterkreisverbandes mit drei Wirtschaftsbereichen (Ausschnitt)

Die Spitzenkennzahl Eigenkapitalrentabilität kann aufgrund des hierarchischen Aufbaus indie Betriebserfolge je Wirtschaftsbereich gegliedert werden. Im o. a. Beispiel beträgt die EKRdes Beipiel-Kreisverbandes 3,6 %, dies entspricht einem Betriebsergebnis in den verschie-denen Wirtschaftsbereichen von 27 TDM. Bei der tiefergehenden Analyse der einzelnenWirtschaftsbereiche ist festzustellen, daß die Buchungskreise „Kreisverband“ ein Ergebnisvon 85 TDM, die „Kindergärten“ ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis von 2 TDM und der„ambulanter Bereich“ einen Verlust von – 60 TDM erwirtschaften. Aus Sicht der Geschäfts-führung ist im letztgenannten Bereich ein vorrangiger Handlungsbedarf erkennbar, da gemäßder DRK-Grundsatzbeschlüsse dauerhaft keine Verluste erwirtschaftet werden dürfen.

Die Kreisverbände stellen für jeden Buchungskreis halbjährlich, d.h. zum 30.06. und 31.12.eines jeden Jahres Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie ergänzende Angaben,z. B. die Mitarbeiteranzahl, in einer Excel-Datei zur Verfügung. Die Daten sind gemäß denaktuellen Rahmenempfehlungen, die sich aus den Vorschriften des HGB ableiten, gegliedert.

4.1.2Auswertung

Aus den eingereichten Daten wird ein Kennzahlensystem (Kennzahlenbaum) erstellt. Aus-gewählte Ergebnisse zur Vermögens, Liquiditäts- und Ertragssituation werden pro Kreisver-band für jeden Wirtschaftsbereich ermittelt und in einem Managementletter zusammenge-stellt. Ferner erhalten die Kreisverbände ihre eigenen Kennzahlen sowie Vergleichswerte(Minimum-, Maximum- und Durchschnittswerte) möglichst strukturiert nach Betriebsver-gleichsgruppen (in anonymisierter Form) zurück.

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Eine Übersicht der separat im Managementinformationssysstem ermittelten Kennzahlen so-wie deren Erläuterung enthält nachfolgende Tabelle:

Eigenkapitalrentabilität ordentliches Betriebsergebnis - sonstige SteuernEigenkapital Zeigt an, welche Rendite die gebundenen Eigenmittel erbringen. Das

AO-Ergebnis werden hier nicht berücksichtigt!

Umsatzrentabilität ordentliches Betriebsergebnis - sonstige SteuernUmsatzerlöse

Die Kennzahl zeigt die Rentabilität der RK-Gliederung. Die wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe sollten einen positiven Wert ausweisen, um Rücklagen für Investitionen künftiger Perioden bilden zu können.

GesamtkapitalrentabilitätJahresüberschuß + Steuern E. u. E. +

ZinsaufwendungenBilanzsumme

Die Gesamtkapitalrentabilität verdeutlicht die Ertragskraft der RK-Gliederung, losgelöst von der Kapitalstruktur. Diese Kennzahl gibt an, wie vorteilhaft die RK-Gliederung insgesamt mit dem eingesetzten Kapital gearbeitet hat und läßt somit den Vergleich

Personalintensität PersonalkostenUmsatzerlöse Die Personalintentsität zeigt, welcher Anteil der Umsatzerlöse allein

durch die Personalkosten der RK-Gliederung aufgezehrt wird.

Fremdkapitalquote (kurzfr.) kurzfristiges FremdkapitalBilanzsumme

Fremdkapitals am Gesamtkapital an. Sie zeigt u.a., inwieweit eine (mögliche) Verpflichtung seitens der RK-Gliederung besteht, kurzfristig zur Begleichung der Verbindlichkeiten in Anspruch

Eigenkapitalquote ohne SoPo Eigenkapital ohne SonderpostenBilanzsumme

Die Kennzahl weist den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme aus. Sie zeigt, wie risikoanfällig die RK-Gliederung ist.

Anlagendeckungsgrad I mit SoPo Eigenkapital + Sonderposten + langfristiges FremdkapitalAnlagevermögen

Diese Kennzahl setzt das langfristig der RK-Gliederung zur Verfügung stehende Kapital zum Anlagevermögen, dem Vermögen, das "dauernd dem Betriebszweck zu dienen bestimmt" ist, in Beziehung. Sie zeigt damit, ob die Finanzierung fristenkongruent erfolgt.

Finanzkraft Cash-flowFremdkapital

Die Finanzkraft gibt den Teil des Fremdkapitals an, der durch den Cash-flow getilgt werden kann. Ein Wert über 100 % sagt somit aus, daß die RK-Gliederung in der Lage ist, aus dem Cash-flow eines Jahres die Verbindlichkeiten zu tilgen.

Cash-flow-Rate Cash-flowUmsatzerlöse

Die Kennzahl zeigt, welcher Anteil der Umsatzerlöse der RK-Gliederung als Einnahmeüberschuß zufließt.

Liquidität 2. Grades Flüssige Mittel + Wertpapiere des UV + kurzfr. Forder.kurzfristiges Fremdkapital

Die Kennzahl zeigt, inwieweit die RK-Gliederung in der Lage ist, mit dem zur Verfügung stehenden kurzfristigen Vermögen die kurzfristigen Fremdmittel zu tilgen. Soweit der Wert somit über 100 % liegt, kann die RK-Gliederung sämtliche kurzfristige Fremdmit

Abb. 9: Übersicht der Kennzahlen des Managementinformationssystems

Die Geschäftstätigkeiten aller Kreisverbände können auch nach Wirtschaftsbereichen aus-gewertet werden. Hierdurch können Hinweise zur strategischen Verbandsausrichtung ge-wonnen werden.

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Aufteilung der Umsätze nach Wirtschaftsbereichen (Gesamt = 299 Mio)

21.814.517 DM

60.138.264 DM

34.030.645 DM

20.824.271 DM 113.628.061

DM

51.179.220 DM

Kreisverb.

KiGa

ambulant

stätionär

Rettungsdst

sonstige

Abb. 10: Beispielhafte Aufteilung des Umsatzes aller Kreisverbände nach Wirtschaftsbereichen

Erst durch die Auswertung nach Wirtschaftsbereichen kann eine wirkungsvolle Aussage fürBetriebsvergleiche getroffen und somit der Informationsaustausch zwischen den DRK-Gliederungen intensiviert werden. Ziel ist, daß das „Lernen vom Besten“ gefördert wird.

Als weiterer Ausbau des MIS werden mittels eines DRK-eigenen Ratingsystem zwischenzeit-lich auch ABC-Analysen erstellt. Die Kennzahlen werden aufgrund von Erfahrungswertenund mittels empirisch statistischer Verfahren gewichtet, und getrennt nach der Ertrags-, derVermögens- sowie der Liquiditätssituation ausgewertet. Während eine Bewertung mit demFaktor „A“ als positiv zu beurteilen ist, wird die Bewertung mit dem Faktor „C“ als Hinweis füreine drohende Schieflage gewertet. Idealerweise sollten Kreisverbände möglichst eine Be-urteilung mit „AAA“ (triple A) ausweisen. Für Validierungszwecke wird ein Vergleich mit demRating der Bank für Sozialwirtschaft durchgeführt.

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Auswertung 2001

Ertr

agsl

age

Ver

mög

ensl

age

Liqu

idit

ät

Kreisverband 1 A B B

Kreisverband 2 B B B

Kreisverband 3 A C B

Kreisverband 4 A B A

Kreisverband 5 C B A

Kreisverband 6 C A A

Kreisverband 7 A B A

Kreisverband 8 B B A

Kreisverband 9 C A A

Kreisverband 10 C B C

Kreisverband 11 A B A

Kreisverband 12 C B A

Kreisverband 13 A A A

Kreisverband 14 A B A

MünsterArnsberg Detmold

Gesamt

Abb. 11: Ausschnitt aus dem Ratingsystem

Angestrebt wird, aufgrund der vorliegenden Werte der Vergangenheit auch Prognosen für diezukünftige Entwicklung zu erstellen. Zugleich soll auch anhand von Vergangenheitswertennach den Ursachen für aufgetretene Schieflagen geforscht, und Gegensteuerungsmaßnah-men entwickelt werden. Dieses Modell befindet sich zur Zeit noch in der Entwicklung.

Insgesamt ist festzustellen, daß durch diese Aktivitäten sowohl den Verantwortlichen im Lan-desverband als auch den Vorständen und Geschäftsführungen der Kreisverbände ein wichti-ges Steuerungsinstrument an die Hand gegeben wird, und das Ziel, die Rot-Kreuz-Arbeit zusichern, wesentlich gefördert wurde

4.2 Balanced Scorecard

4.2.1 Aufbau

Ergänzend zu dem beschriebenen Kennzahlen-System sind auch „weiche“ Faktoren für dasControlling eines Wohlfahrtsverbandes von entscheidender Bedeutung.13 Den Ausgleich zwi-schen den (markt-)wirtschaftlichen Aktivitäten und den Zielen als Wohlfahrtsverband herzu-stellen, ist als eine der wesentlichen zukünftigen Herausforderungen für Non-Profit-Organisationen (NPO´s) anzusehen. Betont die Organisation zu stark den ökonomischenGedanken, droht ein Verfall der Identität mit zunehmendem Verlust von Ehrenamtlichen undSpendern. Werden andererseits nur verbandspolitische Werte berücksichtigt, kann die Orga-nisation ihre Leistungen auf Dauer nicht mehr finanzieren. Aus diesem Grund ist es für jedeNPO von großer Bedeutung, eine Balance zwischen diesen beiden Interessen und der Viel-zahl unterschiedlicher Ziel- und Anspruchsgruppen zu realisieren.

13 Diese „weichen“ Faktoren werden auch im Banken-Rating gemäß den Richtlinien Basel II als 4. Dimension (=

Bewertung der Marktchancen/ des Marktpotentials) und der 5. Dimension (= Managementstruktur) geratet. FürBetriebsvergleiche indes erweisen sich diese Erhebungswerte als wenig valide.

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Das angestrebte Gleichgewicht bzw. die Ausgewogenheit der Scorecard spiegelt sich in fol-genden Aspekten wider:

- Quantitative und auch qualitative (weiche) Faktoren bzw. Kennzahlen fließen in dieBeurteilung ein.

- Als Meßgrößen dienen Kennzahlen, die sowohl die Leistung der Unternehmung ausexterner Sicht (Kunden, Kapitalgeber, Mitglieder) als auch aus interner Sicht (Prozes-se, Mitarbeiter) beurteilen.Der Ansatz ist somit gleichermaßen markt-, prozess- und ressourcenorientiert.

- Nachlaufende Indikatoren (Ergebniszahlen) und auch vorlaufende Kennzahlen (Leis-tungstreiber) werden herangezogen.

Die BSC geht jedoch über ein ausgewogenes Kennzahlensystem hinaus. Sie ist das Binde-glied zwischen der Entwicklung einer Strategie und ihrer Umsetzung und kann als Hand-lungsrahmen zur Bewältigung der damit verbundenen Managementprozesse dienen. Für denAufbau eines verbandsweit einsetzbaren Balanced Scorecard-Konzeptes wurde im DRK-Landesverband Westfalen-Lippe die Einführung in einem DRK-Kreisverband pilotiert.

In Abhängigkeit von den unternehmerischen Zielsetzungen, der Unternehmenskultur sowieden unternehmensinternen Voraussetzungen kann die Implementierung in verschiedenenSchritten erfolgen. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den Erfahrungen in einemBeispiel-Kreisverband, der als Pilot für diese wissenschaftliche Arbeit gewonnen werdenkonnte.

StrategischesFeedback

undLernen

Bestimmungder Vorgaben

und Maß-nahmen

Festlegunggeeigneter

Messgrößen

Darstellungder Ursache-

Wirkungs-ketten

Operationali-sierungder

Gesamtstra-tegiedurch

Formu-lierung

derstrate-

gischenZiele je

Perspektive

Identifikationder Mission,

Vision undGesamt-strategie

Abb. 12: Implementierungsschritte der Balanced Scorecard

Nachfolgend werden ausgewählte Punkte dieser Prozeßkette beschrieben.

Zunächst war eine Identifikation der relevanten Betrachtungsebenen des DRK-Kreisverbandes Beispiel erforderlich. Um auf den Leitgedanken und die Vielfalt der unter-schiedlichen Zielgruppen und Tätigkeitsbereiche des DRK besser eingehen zu können, istdas Basismodell der BSC um eine weitere Perspektive ergänzt worden, die dem ideellen Be-reich zugeordnet ist. Somit besteht die BSC des DRK-Kreisverbandes Beispiel aus fünf Per-spektiven:

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Vision undStrategie

K unden

Finanzen

Lernen undEntw icklung

Prozesse

Ideeller B ereich

Abb. 13: Perspektiven der BSC des DRK-Kreisverbandes Beispiel

- Perspektive Ideeller BereichAlle Leistungen, die das DRK empfängt oder erbringt, denen keine direkte Gegenleistunggegenübersteht, werden im ideellen Bereich abgebildet. Dieser Perspektive soll hinsichtlichder Aufgaben einer Wohlfahrtsorganisation eine besondere Bedeutung zukommen, da sie dieKernaufgaben des DRK charakterisiert.

- KundenperspektiveDer Kundenperspektive sind alle Leistungen bzw. Aufgaben des Kreisverbandes zugeordnet,denen eine direkte Gegenleistung des Empfängers oder anderer Institutionen gegenüber-steht, so dass bei diesen Tätigkeiten von einem Kundenverhältnis gesprochen werden kann.Hierzu gehören Tätigkeiten wie z.B. die ambulante Pflege oder der Rettungsdienst. Durcheine eigene Perspektive für separate Geschäftsbereiche kann besser auf die Besonderheitder Kundengruppen, speziell in Abgrenzung zum ideellen Bereich, eingegangen werden.

- FinanzperspektiveDas Finanzierungsmanagement von Nonprofit-Organisationen unterscheidet sich in vielenBereichen von gewinnorientiert ausgerichteten Unternehmen. Für NPO`s steht nicht dieMaximierung finanzwirtschaftlicher Größen im Vordergrund. Vielmehr stellt sich die Frage,wie die finanzwirtschaftliche Basis gesichert werden kann und die Sachziele verwirklicht wer-den können. Die Finanzperspektive ist als notwendiges Mittel anzusehen, um die Aktivitätenund die Zukunftsfähigkeit der Wohlfahrtsorganisation zu sichern.

- ProzessperspektiveIn der Prozessperspektive sollen vorrangig die internen Prozesse analysiert werden, die überein möglichst hohes Verbesserungspotenzial verfügen. Verfolgt wird in dieser Betrachtungs-ebene als strategisches Ziel die Optimierung von Abläufen durch eine Verbesserung der Or-ganisation und Koordination sowie die Sicherung der Qualität der Leistungserstellung.

- Lern- und EntwicklungsperspektiveDie Lern- und Entwicklungsperspektive beschäftigt sich mit den Belangen der hauptamtlichenMitarbeiter und der Zukunftsfähigkeit des DRK-Kreisverbandes. Dabei soll betrachtet werden,ob der Kreisverband sich gegenwärtigen und zukünftigen Veränderungen anpasst und aufwelche Weise dies erreicht bzw. verbessert werden kann.

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4.2.2 Auswertung

Da sich die Zielsetzung und Gewichtung für NPO´s anders darstellt als bei erwerbswirt-schaftlichen Unternehmen, unterscheidet sich auch die Ursache-Wirkungskette des DRK vondenen anderer Unternehmen.

Kunden

Verbesserung derLern- und

Entwicklungsfähigkeit

MaximierungKundennutzen

Ausbau desideellen Bereichs

Sicherung derwirtschaftlichen

Handlungsfähigkeit

Optimierung derProzeßabläufe

Finanzen

Prozesse

Lernen undEntwicklung

Ideeller Bereich

Abb. 14: Ursache-Wirkungskette der BSC

In der BSC des DRK-Kreisverbandes Beispiel stehen sowohl der ideelle Bereich als auch dieKundenperspektive an oberster Stelle. Die Verwirklichung der damit verbundenen Ziele, derAusbau des ideellen Bereiches sowie die Maximierung des Kundennutzens haben damithöchste Priorität. Die beiden Perspektiven können nicht absolut getrennt voneinander be-trachtet werden, da sich an vielen Stellen Verbindungen ergeben. Beispielsweise sind Eh-renamtliche im Besuchsdienst der Sozialstationen tätig, und betreute Personen sowie derenAngehörige können als neue Fördermitglieder gewonnen werden. Somit wirken sich die Zieledes ideellen Bereiches auch auf die Ziele der Kundenperspektive aus und umgekehrt.

Ein Ausbau des ideellen Bereiches sowie ein maximaler Kundennutzen kann nur verwirklichtwerden, wenn der Kreisverband über entsprechende finanzielle Mittel verfügt. Aus diesemGrund ist die Sicherung der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit für die Ziele des ideellen Be-reiches und der Kunden existenziell.

Bei der Festlegung der geeigneten Messgrößen für den Kreisverband war es das Ziel, Kenn-zahlen zu identifizieren, die maßgeblichen Einfluss auf die strategischen Entwicklungen ha-ben. Ebenso wurde versucht, die Anzahl der Kennzahlen auf ein Minimum von elementarenGrößen zu beschränken und eine Mischung von Ergebniszahlen und Leistungstreibern zuerreichen. Gleichermaßen war bei der Auswahl stets das Verhältnis des Nutzens zum Auf-wand der Erhebung zu bedenken.

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Ideeller Bereich

Der Kreisverband Beispiel hat zur Messung seines strategischen Zieles zum Ausbau desideellen Bereiches und zur Gewinnung und Förderung von Ehrenamtlichen und Mitgliedernfolgende Kennzahlen gewählt:

strategische Ziele Messgrößen Ziel Einheit Ist-Wert 1999

Plan-Wert2000

- Fluktuation ehrenamtl. Mitarbeiter ⇓ senken Anzahl

- neue Fördermitglieder ⇑ steigern Anzahl- Verhältnis Fördermitgl. zu Einwohner ⇑ steigern- Medienveröffentlichungen ⇔ halten Anzahl

Ideeller Bereich

- Ausbau des ideellen Bereichs- Gewinnung und Förderung von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitgliedern

- durchschn. Anzahl von ehrenamtl. geleisteten Stunden ⇔ halten Stunden

Abb.15: Darstellung der Meßgrößen für eine ausgewogene Dimension der BSC

Um die angestrebten Werte dieser Messgrößen zu erreichen, ist eine Wiederholung der be-reits 1997 durchgeführten Klimaanalyse vorgesehen. Diese Befragung von haupt- und eh-renamtlichen Mitarbeitern geht auf die Arbeitszufriedenheit und Motivation sowie auf die Zu-sammenarbeit mit Vorgesetzten und die Einschätzung der eigenen Arbeit ein. Sie dient damitdem Erkennen und Unterstützen der Erwartungen und Erfahrungen der Mitarbeiter.

Zur Gewinnung neuer Fördermitglieder und dem entsprechenden Verhältnis zur Anzahl derEinwohner sind als Maßnahmen der Aufbau eines Spendenmarketings und einer Mitglieder-werbung geplant.

Ein Frühindikator zur Messung der Zielerreichung ist die Anzahl der jährlichen Medienveröf-fentlichungen. Sie gibt Aufschluss darüber, in welchem Umfang der Kreisverband die Mög-lichkeit ergriffen hat, die Öffentlichkeit über seine Ziele, Aufgaben und Aktivitäten zu informie-ren.

Der letzte Schritt der Implementierung dient der Analyse und Überprüfung der vorhergehen-den Phasen. Als Zeitraum hat sich der Kreisverband für jährliche Auswertungsperioden ent-schieden, an die sich ein Feedback und eine Überprüfung der operativen Ziele und Maß-nahmen anschließt. Zusätzlich wird die BSC um halbjährliche Zwischenauswertungen er-gänzt, die über den Stand der Zielerreichung und über Abweichungen informieren.

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Eine Überprüfung, in welchem Maße die operativen Ziele erreicht wurden, kann auf einenBlick als Kiviat-Graph14 dargestellt werden.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Anteil neuer

Anzahl Beschwerden

Effizienz von Beschlüssen

Effizienz vonAbläufen

Durchlaufzeiten

Fluktuation

Fehlzeiten

BetriebszugehörigkeitUmsatzrentabilität

Cach-flow

Liquiditätsgrad

VerhältnisFödermitgl./Einw.

Spendenaufkommen

AnzahlMedienveröffentl.

ErfüllungsgradGrundsätze

Ist t0

Plan t1

Kundenperspektive

Geschäftsprozessperspektive

Kommunikations-perspektive

Mitarbeiter-perspektive

Finanzperspektive

ideelle Ziele

Abb. 16: Darstellung der Ist- und Planwerte der BSC

Die Abweichungen zwischen Plan- und Ist-Wert sollen zur Kommunikation und Diskussion imKreisverband genutzt werden. Gegebenenfalls sind die Ursachen, Wirkungen und Strategienzu überdenken und in der Fortschreibung der Balanced Scorecard zu berücksichtigen. Letzt-lich dient das breit gefächerte Betrachtungsspektrum dem Lern- und Weiterbildungsprozessaller Beteiligten.

5 Ausblick

Die Hälfte aller Kreisverbände nutzt die vom Landesverband empfohlene Software. KleinereVerbände schalten sich auf den zentralen Rechner in Münster auf oder senden Ihre Belegezur Erfassung direkt an die Betriebswirtschaftliche Beratungs- und Service-GmbH. Zur Um-setzung des Qualitätsmanagements wurden Musterhandbücher erstellt und ein Beratungs-konzept entwickelt.

Das Frühwarnsystem befindet sich seit 3 Jahren erfolgreich im Einsatz und wird für Zweckedes Betriebsvergleiches sowie zur Entwicklung von Gegensteuerungsmaßnahmen genutzt.Die Weiterentwicklung in Richtung eines Rating-Systems hat bis dato bewirkt, daß auf dem

14 Diese grafische Darstellung dient in der Medizin (z. B. auf Intensivstationen) zur Darstellung aller lebenswich-

tigen Funktionen des menschlichen Organismus. Gravierende Abweichungen zwischen Ist- und Soll-Wertkennzeichnen „lebensbedrohende“ Situationen.

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hohen Abstraktionsgrad des Rating intensive Diskussionen zur wirtschaftlichen Lage derKreisverbände mit den Betroffenen geführt wurden.

Als geeignete Maßnahme für NPOs hat sich die Umgestaltung der BSC erwiesen, indem dermonetären Perspektive die Aufgabe einer notwendigen, zu erfüllenden Bedingung zukommt,aber zusätzlich qualitative nicht-monetäre Größen stärker betont werden. Sie unterstützt dieFührung eines mehrdimensionalen Zielsystems, wobei sie einen Ausgleich zwischen denunterschiedlichen Interessengruppen der Organisation unterstützt. Nach der erfolgreichenPilotierung soll die BSC auch in anderen interessierten Kreisverbänden sowie in ausgewähl-ten Wirtschaftsbereichen im Sinne einer „Scorecard-Kascade“ eingeführt werden. Die bisherim DRK oftmals rein finanzwirtschaftlich orientierten Betriebsvergleiche können somit umqualitative Kennzahlen erweitert werden, wobei möglichst vorhandene Informationen ver-wendet wurden (= keine umfassende Erhebung zusätzlicher Daten!).

Hingegen ist der Professionalisierungsgrad (z.B. die Qualifikation der Mitarbeiter im Rech-nungswesen) in den DRK-Gliederungen durch Kooperationen und Fusionen weiter zu erhö-hen, um eine wirtschaftliche Betriebsführung in Verbindung mit einer optimalen Betriebsgrö-ße zu gewährleisten.

Denkbar ist, daß das zur Zeit entwickelte Vorgehen auch anderen Landesverbänden zur Si-cherung der Rot-Kreuz-Arbeit zugänglich gemacht wird. Die aufgezeigten Werkzeuge undMethoden können durch die Betriebswirtschaftliche Beratungs- und Service-Gesellschaftauch über die Region Westfalen-Lippe hinaus sichergestellt werden.

Zum Autor: Herr Dr. Wilfried Lange ist Bereichsleiter für Dienstleistungaufgaben im DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippeund Geschäftsführer der Betriebswirtschaftlichen Beratungs- und Service-GmbH. Bis zu seinem Eintritt war erals Unternehmensberater für Sparkassen beim Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverband beschäf-tigt. Er promovierte am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Controlling an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.