75 Jahre Energie aus der Tiefe Zistersdorf · Dank völlig neuer Bohrmethoden war die RAG rasch...
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75 Jahre Energieaus der Tiefe Zistersdorf
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 3
3 Vorwort
4 Ölförderland Österreich – Eine lange Tradition
5 1935 – Geburtsstunde der RAG
6 1938 – Erfolgreich in Zistersdorf
8 Systematische Suche nach Erdöl im Wiener Becken
12 1938–1945 Deutsche Besetzung und Enteignung
13 1945 – Wiederaufnahme der Ölproduktion in Zistersdorf
15 Weitere Entwicklung in Zistersdorf
16 Technologischer Vorreiter
18 Gelebte Nachbarschaft und regionale Verbundenheit
21 Die RAG heute
23 Die Erdölförderung der RAG
26 Daten & Fakten Zistersdorf
29 Rechtsform und Eigentümerstruktur
32 Geschichte RAG 1935–2013
Inhalt
2 zisteRsdoRf
Vorwort
Vor 75 Jahren, am 25. Juli 1938, begann im Zisters
dorfer Feld Gaiselberg die Ölförderung. Tiefschwar
zes Rohöl sprudelt seit damals aus jener Bohrung, die
heute zu den ältesten aktiven Ölsonden weltweit zählt:
Gaiselberg 1. Aus diesem Anlass blicken wir zurück
auf die spannende Geschichte der Erdölförderung in
der Gegend rund um Zistersdorf, auf 75 Jahre frucht
bringende Partnerschaft, die damals wie heute geprägt
ist von hoher Verantwortung für die Region, Umwelt
und Menschen.
Zum Jubiläum wird einmal mehr deutlich, mit
welchem Weitblick die Pioniere der Erdölsuche damals
gehandelt haben. Angetrieben von der Faszination
Erdöl, gelangen ihnen rasch große Erfolge. Die einge
setzte Technik mutet aus heutiger Sicht abenteuerlich
an, obwohl sie damals mehr als innovativ war. Mit
ihren stählernen Bohrtürmen, speziell konstruierten
Bohrmeißeln und abgelenkten Bohrungen setzte die
RAG in Sachen Technik auf unkonventionelle Methoden
und war damit erfolgreich.
Mehr als 6.660.000 Tonnen Erdöl wurden in den ver
gangenen 75 Jahren aus den Tiefen rund um Zistersdorf
gefördert, 180 Bohrungen durchgeführt und hunderte
Millionen Euro in die Region investiert sowie zahlreiche
Arbeitsplätze direkt und indirekt geschaffen. Die beiden
Ölfelder RAG und Gaiselberg im Raum Zistersdorf wur
den zum Synonym für den Erdölreichtum des Wiener
Beckens und begründen die österreichische Ölförde
rung. Aufgrund ihrer außerordentlichen geologischen
Beschaffenheit produzieren beide Felder immer noch.
Zistersdorf ist der älteste RAG Standort in Österreich,
der Pionier der Erdölförderung und auch für die Zukunft
ein wichtiger Öllieferant für Österreich. Wie wichtig
und nicht mehr wegzudenken die Erdölförderung für
die Region ist, symbolisiert der große, bunt bemalte
Pumpenbock im Zentrum des Kreisverkehrs in Zisters
dorf an der Bundesstraße 40. Die große Verbundenheit
der RAG mit den Zistersdorfern drückt sich auch in vie
len Kooperationen, der Unterstützung von Feuerwehr,
Vereinen und sozialen Einrichtungen aus.
Das harmonische Nebeneinander von Weingärten,
Getreidefeldern und zahlreichen unauffällig und be
ständig arbeitenden Pumpenböcken beeindruckte auch
den OPECGeneralsekretär Abdalla Salem ElBadri bei
seinem Besuch im Jahr 2011. Er bewunderte nicht nur
die umweltfreundliche, nachhaltige Ölförderung in
einem der ältesten Weinbaugebiete Österreichs, son
dern interessierte sich auch besonders für die große
Effizienz der ressourcenschonenden Fördermethoden,
die durchaus als Vorbild für die klassischen Ölstaaten
dienen kann. Denn umweltfreundlich sichere und leist
bare Energie für die Zukunft nachhaltig bereitzustellen
– das ist die große Herausforderung und gleichzeitig
das wichtigste Ziel der RAG, ihm gilt unsere ganze Auf
merksamkeit. Der weltweite Energiebedarf wächst kon
tinuierlich, ein verantwortungsvoller Umgang mit den
wertvollen Energieressourcen, der Schutz der Umwelt
und des Klimas und gute Nachbarschaft sind wichtiger
denn je. Konsequent übernimmt die RAG diese Verant
wortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette
seit Jahrzehnten, sie ist die Basis aller Tätigkeiten und
das Fundament unseres Erfolgs.
Zistersdorf – Das Herz der österreichischen Ölförderung
VD Kurt Sonnleitner GD Markus Mitteregger VD Michael Längle
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 54 zisteRsdoRf
Der wirtschaftliche Erfolg der Bohrung Gösting II
machte deutlich, dass sich Investitionen in die öster
reichische Erdölförderung lohnen. Dies war die Ge
burtsstunde der RAG. Die beiden internationalen Kon
zerne Socony Vacuum Oil Company, Inc. (Mobil Oil)
und die zur RoyalDutch/ShellGruppe gehörende N.V.
de Bataafsche Petroleum Maatschappij gründeten am
15. Oktober 1935 je zur Hälfte die RohölGewinnungs
Aktiengesellschaft (RAG). Die RAG sollte die inländische
Rohstoffbasis für die Verarbeitungsanlagen der beiden
Konzerne im Wiener Raum festigen, um so von impor
tiertem Rohöl unabhängiger zu werden. Eine wichtige
Leitidee, die bis heute ihre Gültigkeit hat.
Ölförderland Österreich – Eine lange Tradition
1935 – Geburtsstunde der RAG
„Die Sensation von Zistersdorf“Wiener Allgemeine Zeitung, 1932
„Von Erdölvorkommen in Niederösterreich waren nicht nur namhafte Geologen überzeugt, sondern auch die erfolgreichsten internationalen Erdölgesellschaften. Sie hatten die notwendige Erfahrung und Ausrüstung und waren bereit, Millionen-beträge in die österreichische Exploration zu investieren.“
Markus Mitteregger, Generaldirektor der RAG
Die Geschichte der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas ist eng an den industriellen Aufstieg der westlichen Industriestaaten gekoppelt. Vor dem Hin-tergrund der großen technischen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts, der Entstehung der Automobil- und der Flugzeugindustrie, der Innovationen in der chemischen Industrie stieg der Bedarf nach petrochemischen Produkten rasant. Eine unglaubliche Fülle an technischen Innovationen ging Hand in Hand mit dem Aufstieg der fossilen Energieträger – zunächst Kohle, dann Erdöl und später Erdgas. Der Start ins „fossile Energiezeitalter“ war nicht nur ein wesent-licher Motor für technische Entwicklungen. Die fossilen Energieträger waren und sind Grundlage für Wohlstand und Wachstum. Energie wurde zum Welt-handelsgut ersten Ranges, der Einfluss auf die gesamte wirtschaftliche Ent-wicklung war und ist enorm.
Wie keine andere Branche hat die Öl- und Gas-industrie die Geschichte geprägt, kaum ein anderer industriezweig ist derart eng mit den weltpolitischen und wirtschaftlichen entwicklungen der vergange-nen 150 Jahre verbunden.
die erdölgewinnung und -verarbeitung hat in Österreich eine lange tradition. Bereits in der zeit der Monarchie wurden in Galizien und Polen beträcht-liche Ölmengen gefördert, kleinere funde gab es zu-dem in oberösterreich und dem Wiener Becken. im Rekordjahr 1909 wurden über zwei Millionen tonnen Öl gefördert, das entsprach etwa 5 % der damali-gen Weltproduktion. damit lag Österreich nach den usA und Russland weltweit an dritter stelle der förderländer.
nach dem ersten Weltkrieg gab es in Österreich keine eigene Produktion mehr. Mitte der zwanzi-ger Jahre wurde wieder mit großem Pioniergeist mit dem Aufsuchen begonnen. ein hoffnungsgebiet war das Wiener Becken, das erstmals grundlegend kartiert wurde.
erste Bohrungen im Wiener Becken in den frühen dreißiger Jahren, wie Gösting i im steinberggebiet bei zistersdorf in niederösterreich 1932, brachten kleine, kurzfristige erfolge. 1934 gelang der ePG (erdöl-Produktions-Gesellschaft) mit der Bohrung Gösting ii der erste wirtschaftlich lohnende Ölfund. damit war der startschuss für die systematische erschließung der österreichischen Ölvorkommen gelegt, die erdölproduktion nahm einen steilen Aufschwung.
6 zisteRsdoRf RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 7
75 Jahre Gaiselberg 1Am 25. Juli 1938 nahm jene Bohrung in Zistersdorf ihren
Betrieb auf, die heute zu den ältesten aktiven Ölsonden welt-weit zählt: Gaiselberg 1. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt der geologischen Situation, modernsten Bohrverfahren und einer außerordentlich schonenden, nachhaltigen Produktion. Das Gaiselberg-Feld misst nur etwa 2 mal 1,5 Kilometer und ist doch eine geologische Besonderheit: etwa zehn ölführende Schichten, geformt durch den sogenannten Steinbergbruch, liegen hier in Tiefen von 1.050 bis 2.400 Metern übereinander.
Die Erbohrung von Gaiselberg 1 war aufwändig. An der 1.139 Meter tiefen Bohrung wurde drei Monate gearbeitet, alleine für die ersten 400 Meter brauchte man einen Monat. Zum Vergleich: Heutzutage werden dank modernster Bohr-technik 400 Meter in wenigen Stunden gebohrt. Zunächst kamen 65 Tonnen Öl pro Tag aufgrund des natürlichen Lager-stättendrucks selbstständig an die Oberfläche, nach einem Jahr eruptiver Förderung wurde eine Gestängetiefpumpe ein-gebaut. Seit 1938 wurden aus der Sonde Gaiselberg 1 über 126.000 Tonnen Öl und 6,5 Millionen Kubikmeter Gas gefördert. Mit dem Alter nahm der Erdölanteil der Förderung stetig ab. Mittlerweile beträgt die tägliche Produktionsmenge der Bohrung knapp 100 Tonnen, davon sind aber 97 Tonnen Salzwasser, welches nach der Aufbereitung wieder in die Lagerstätte zurückgepumpt wird und dem Druckerhalt dient.
Seit nunmehr 75 Jahren „nickt“ der Pumpenbock un ab-lässig in Zistersdorf – und ein Ende ist nicht absehbar.
Dank völlig neuer Bohrmethoden war die RAG rasch
erfolgreich. Die RAG entdeckte 1936 im Raum Zisters
dorf das unmittelbar südlich an das GöstingFeld an
schließende RAG Feld. Der Durchbruch gelang schließ
lich 1938 mit der Entdeckung des GaiselbergFeldes,
rund vier km südlich des RAG Feldes. Beide Felder sind
von außerordentlicher Qualität, die in zahlreichen über
einanderliegenden Ölhorizonten liegt. Mit ein Grund,
warum aus der Bohrung Gaiselberg 1 bis heute, also
seit 75 Jahren, Erdöl gefördert wird. Gaiselberg 1 ist
damit eine der ältesten aktiven Ölbohrungen welt
weit. In der Folge wurden weitere Felder entlang des
so genannten Steinbergbruches in Niedersulz, Hohe n
ruppersdorf und Wolkersdorf gefunden.
1938 – Erfolgreich in Zistersdorf
Freischurfgebiete, 1938
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Systematische Suche nach Erdöl im Wiener BeckenGroße Erfolge erzielte die RAG
mit dem Vorstoß in das zentrale
Wiener Becken. Bis 1938 erwarb
die RAG mit rund 10.000 soge
nannten Freischürfen (Explorations
rechte) das Recht, im größten Teil
Technische Pionierleistungen Betrachtet man die technischen Dimensionen der Rohöl-
förderung, so sind drei große Arbeitsgebiete zu unterschei-den: Aufsuchung, Aufschließung und Gewinnung. In allen drei Bereichen war die RAG von Anfang an Vorreiter beim Einsatz neuer Technologien, unterstützt durch das große Know-how ihrer internationalen Eigentümer.
Die in den zwanziger Jahren übliche Bohrmethode waren Handbohrungen: Die damit erreichbaren Tiefen waren aber gering, der Bohrfortschritt sehr langsam. Die RAG mechani-sierte daher sehr rasch ihre Bohrungen und hatte damit Erfolg. Zur Aufsuchung wurde von der RAG erstmals in Öster-reich das sogenannte Counterflush-System eingesetzt. Die Spülung wird außerhalb des Bohrgestänges in die Tiefe gepumpt und die von einer Zahnkrone ausgebohrten Kerne werden im Bohrgestänge nach oben transportiert.
Auch in vielen anderen Bereichen war die RAG Vorreiter: So war sie das erste Unternehmen, das stählerne Bohrtürme einsetzte, bis zu 35 Meter hoch. Zuletzt wurde für die Bohrung RAG 2 noch ein Holzturm verwendet, der bald zu einer Sehenswürdigkeit wurde. Ebenfalls neu war das bei der Bohrung RAG 3 eingesetzte Whipstockverfahren. Durch abgelenktes Bohren unter Zuhilfenahme von Whipstöcken konnten zusätzliche Ölhorizonte erreicht werden. Auch die Entwicklung des eigentlichen Bohrwerkzeuges – des Bohr-meißels – war beachtenswert. Für die ersten Bohrungen der RAG wurden noch Fischschwanz- und Mehrflügelmeißel ver-wendet, die später durch Rollmeißel ersetzt wurden. Für die Kronen der Kernbohrapparate wurden schließlich Diamant-werkzeuge entwickelt. Alle diese Werkzeuge wurden je nach Gestein speziell konstruiert.
Bohr-Rapport vom 25. Juli 1938
des Wiener Beckens nach Öl zu suchen. Die RAG ana
lysierte durch Kartierung und Strukturbohrungen über
weite Flächen das zentrale Wiener Becken zwischen
Zistersdorf und dem Marchfluss, entdeckte und ent
wickelte bohrfertige Strukturen in Eichhorn, Matzen
Ollersdorf und Aderklaa.
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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
in Österreich und der Eingliederung Österreichs ins
„Deutsche Reich“ im März 1938 wurde die RAG sukzes
sive – ohne jegliche Entschädigung – enteignet, ab 1940
das gesamte Eigentum der RAG zu „Feindvermögen“
erklärt.
Die Explorationsrechte der RAG wurden als Kon
zessionen an vier deutsche Erdölfirmen vergeben.
Die RAG konnte lediglich ihre Grubenfelder im Raum
Nach der Befreiung Österreichs durch die Alliier
ten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die
Auf teilung Österreichs in vier Besatzungszonen weit
reichende Konsequenzen für die ökonomische Ent
wicklung sowohl einzelner Regionen als auch ganzer
Wirtschaftszweige und Unternehmen – so auch für
die RAG. Die Produktionsgebiete der RAG im Osten
Österreichs wurden der sowjetischen Besatzungsmacht
zugeordnet. Die RAG konnte nur unter unmittelbarer
Kontrolle der sowjetischen Armee im Juni 1945 die
Produktion in den Grubenfeldern im Raum Zistersdorf,
Aderklaa und Hohenruppersdorf wieder aufnehmen.
Diese Situation war allerdings für eine Fortführung des
Unternehmens denkbar schwierig: Der Förderbetrieb
wurde überwacht, das produzierte Rohöl musste bis
1955 an die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV, die
spätere OMV) abgeliefert werden.
Abgesehen von dieser Fremdkontrolle behinder
te vor allem der Mangel an technischen Einrichtun
gen den Betrieb. In diesen Monaten erbrachten die
RAG Mitarbeiter – teilweise unter widrigsten Um
ständen – eine großartige Wiederaufbauleistung und
bewiesen eine hohe Improvisationskunst. Eines der
größten Probleme waren der Materialmangel und die
1938–1945 Deutsche Besetzung und Enteignung
1945 – Wiederaufnahme der Ölproduktion in Zistersdorf
Zistersdorf, Aderklaa und Hohenruppersdorf behalten,
wo sie im Bereich des Steinbergbruchs bis 1945 noch
40 Tiefbohrungen durchführte. Die dortigen Vorkom
men waren reichhaltig, aber technisch schwierig zu
erschließen. Bis zum Kriegsende im Mai 1945 wurden
insgesamt rund 1,5 Millionen Tonnen Erdöl gefördert.
Viel blieb der RAG davon allerdings nicht: Durch eine
Dividendenabgabeverordnung wurden die Gewinne
stark beschnitten und das Wenige, das nach dem Krieg
noch vorhanden war, ging durch die Geldentwertungen
und die Geldabschöpfung verloren.
höchste förderratenDie österreichischen Ölfelder waren von großer
strategischer Bedeutung und wurden während der
Kriegsjahre rücksichtslos ausgebeutet: Die jährliche
Produktion wurde von 15.200 Tonnen im Jahr 1938
auf 319.000 Tonnen im Jahr 1942 verzwanzigfacht.
Österreich war damit der wichtigste Rohöllieferant
des „Deutschen Reiches“. Aufsuchungsbohrungen
mussten eingestellt werden, die Bohranlagen dienten
ausschließlich Produktionsbohrungen. 1940 und 1941
wurde mit 15 Bohranlagen gleichzeitig gebohrt.
sammeltanks in zistersdorfNoch während des Zweiten Weltkriegs wurden das
RAG Feld und das GaiselbergFeld im Raum Zistersdorf
durch eine Pipeline mit einer Bahnverladestelle am
Bahnhof Zistersdorf verbunden, die über Sammeltanks
unterschiedlicher Größe verfügte. Vom Bahnhof aus
wurde das gewonnene Rohöl vorerst per Bahnkessel
wagen, sehr bald aber mittels einer Doppelrohrleitung
zu einer für das Öl der RAG neu errichteten Raffinerie
in der Wiener Lobau geleitet. Diese Anlagen erhielten
nach dem Zweiten Weltkrieg besondere Bedeutung, da
sie von den Alliierten zum Abtransport eines großen
Teiles des gewonnenen Rohöls benutzt wurden.
mangelhafte Ausrüstung. So mussten die zu Kriegsen
de verschlossenen Sonden wieder in Gang gebracht
und elektrische Leitungen neu gelegt werden. Im gan
zen GaiselbergFeld gab es nur eine einzige Lötlampe,
zu wenige Pumpenböcke, die Pumpenmotoren waren
wegen schlechten Gasöls und tiefer Temperaturen
reihenweise eingefroren. Bei den Auftauarbeiten mit
offenem Feuer kam es immer wieder zu Bränden.
schritt in den Westen Als Folge des Zweiten Weltkriegs erhielt die RAG
ihre von den Deutschen beschlagnahmten Konzes
sionsgebiete nicht zurück und blieb somit auf die
Gruben felder im Raum Zistersdorf, Aderklaa und
Hohenruppers dorf, insgesamt 5.393.144 m2 Fläche,
beschränkt. Ende 1955 übernahm die Österreichische
Mineralölver waltung (ÖMV) den Großteil der ehema
ligen RAG Gebiete in Niederösterreich. Als Kompensa
tion erhielt die RAG Konzessionen in Oberösterreich,
Salzburg und der Steiermark.
Mit der umfassenden Kartierung und in Österreich
erstmals durchgeführten reflexionsseismischen Unter
suchungen der nur durch Flachbohrungen während
des Krieges erforschten Gebiete im Raum Ried im
Innkreis (Oberösterreich), SalzburgBraunau (Salzburg/
Ober österreich), Bad Hall (Oberösterreich) und der noch
völlig unerforschten Gebiete rund um Feldbach (Steier
mark), insgesamt einer Fläche von rund 5.500 km2,
gelang der RAG Anfang der fünfziger Jahre der Schritt
in den Westen. Die erste Bohrung Bad Hall 1 blieb
trocken, erst die Ölbohrung Puchkirchen 1 1955 in Ober
österreich bildete den Beginn einer bis heute äußert
erfolgreichen Bohrtätigkeit in Oberösterreich und Salz
burg. Bei der Arbeit in den neuen Gebieten in Ober
österreich und Salzburg profitierte die RAG von ihrem
Wissen aus der Förderung im schwierigen Gaiselberg
Feld in Zistersdorf.
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Während in Oberösterreich und Salzburg mit
Kartierung, Seismik und ersten Bohrungen Neuland
beschritten wurde, konzentrierte sich die RAG im
Raum Zistersdorf auf Ölförderung aus den bekannten
Feldern. War zwischen 1938 und 1955 auf Druck der
Besatzungsmächte die Maximierung der Produktion
das Ziel, so änderte man danach die rücksichtslose
Ausbeutung zugunsten einer ressourcenschonenden
Bewirtschaftung, die bis heute anhält. Die Fördermen
gen der ZistersdorfFelder aus jenen Jahren, die bis
zu 319.000 Tonnen (1942) pro Jahr betrugen, wurden
später nie wieder erreicht. Zwischen 1955 und Anfang
der siebziger Jahre lagen die Fördermengen konstant
bei etwa 110.000 Tonnen. Im Jahr 1963 überstieg die
oberösterreichische Ölproduktion erstmals diejenige
aus den Grubenfeldern in Niederösterreich. Bis Ende
der achtziger Jahre pendelte sich die Produktion auf
etwa 60.000 Tonnen ein, seither sinkt sie langsam und
liegt derzeit bei 17.000 Tonnen pro Jahr. Trotz der rück
läufigen Produktion in Niederösterreich waren die in
Oberösterreich gefundenen Lagerstätten im Vergleich
zu jenen im Wiener Becken kleiner und geringmächti
ger, weniger permeabel, von geringerer Ausdehnung
und die Reserven daher entsprechend kleiner.
In den fünfziger und sechziger Jahren konzentrierte
sich die RAG im Raum Zistersdorf vor allem auf die
Produktion. Im Zuge des sogenannten Ölpreisschocks
im Jahr 1973 und der drastischen Steigerung der
Ölpreise wurde die Förderung bislang unrentabler oder
schwer zu erschließender Felder wieder attraktiv. Auch
aufgrund besserer technischer Möglichkeiten wurde
daher die Exploitation 1974 mit der Bohrung RAG 42
erfolgreich wieder aufgenommen. Seither sind in den
Grubenfeldern RAG und Gaiselberg insgesamt 45 fün
dige Bohrungen durchgeführt worden.
Das Suchen und Finden und vor allem das Fördern
von Kohlenwasserstoffen sind die Haupttätigkeiten
der RAG in Zistersdorf. Ausgehend von den im Zwei
ten Weltkrieg errichteten Tanks, übernahm die RAG in
Zistersdorf zudem die Lagerung von Öl als Pflichtnot
standsreserve im im Jahr 1979 (1. Ausbaustufe) bzw. 1982
(2. Ausbaustufe) eröffneten Tanklager. In sechs Tanks
werden seither rund 65.000 Tonnen Rohöl in Erfüllung
der Speicherpflicht für Ölimporteure vorrätig gehalten.
„Die Lager für die Pflichtnotstandsreserve dienen der Vorratshaltung des lebens- notwen digen Rohstoffes Öl zur Überbrückung von Versorgungskrisen und Mangellagen.“
Michael Längle, Vorstandsdirektor der RAG
Weitere Entwicklung in Zistersdorf
Tanklager Zistersdorf
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Die Innovationskraft und Vorreiterrolle der RAG in
den Bereichen Gerätetechnik, Bohrtechnologie und
Umweltschutz konnten sich mit dem „Neustart“ des
Unternehmens 1955 voll entfalten. Die behelfsmäßigen
Lösungen der unmittelbaren Nachkriegszeit gehörten
der Vergangenheit an, Investitionen waren wieder mög
lich, die Produktion wurde Schritt für Schritt vollauto
matisiert. Die regionale Wertschöpfung und der Einsatz
österreichischen Knowhows sind der RAG dabei ein
wichtiges Anliegen. Abgesehen vom Einsatz moderns
ter Geräte und der Anwendung neuer Technologien
trugen auch die geografisch günstigen Gegebenheiten
und der hohe Ausbildungsstandard der Belegschaft
zum Erfolg der RAG bei. Im Vergleich mit anderen Toch
tergesellschaften des damaligen Mutterkonzerns Mobil
Oil wies das Unternehmen für viele Jahre weltweit die
niedrigsten Ausfallszeiten infolge von Schäden auf.
höchster umweltschutzAuch im Bereich des Umwelt und Anrainerschutzes
war die RAG bereits zu einem Zeitpunkt Vorreiter, als
dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit noch nicht
diskutiert wurde. Darüber hinaus wurden RAG eigene
Innovationen und neue Technologien eingesetzt. So
investierte die RAG schon sehr früh in Lärmschutzmaß
nahmen. Sowohl im Bohrbetrieb als auch in anderen
Bereichen wurde vermehrt Naturgas aus eigener För
derung anstelle von herkömmlichen Treibstoffen wie
Dieselöl oder Spindelöl verwendet. Abgesehen von den
positiven Effekten für die Umwelt ergaben sich dadurch
natürlich auch beträchtliche finanzielle Einsparungen.
Damals wie heute liegt die RAG mit ihren hohen
Standards international im Spitzenfeld. Sehr niedrige
Ausfallszeiten, kürzere Übersiedlungszeiten von einer
Bohrplatzlokation zur nächsten, Einsatz innovativer
Technologien, Umweltschutz und Sicherheit auf höchs
tem Niveau prägen die Tätigkeiten der RAG.
Technologischer Vorreiter
„Die seit Jahrzehnten bestehenden Anlagen der RAG sind ein positives Beispiel, wie es gelingen kann, umweltfreundlich, ressourcenschonend und nachhaltig Öl zu fördern – davon können wir viel lernen. Und dies eingebettet in eines der schönsten Weinbaugebiete Österreichs.“
Abdalla Salem El-Badri, Generalsekretär der OPEC
zistersdorf als Vorbild für ÖlstaatenGerade der Betrieb und die Ölförderung in Zisters
dorf sind ein wichtiges Beispiel für das nachhaltige
Wirtschaften der RAG. Seit 75 Jahren wird in einem
harmonischen Nebeneinander von Weingärten, Ge
treidefeldern und zahlreichen unauffällig und beständig
arbeitenden Pumpenböcken kostbares Erdöl als wert
voller Grundstoff unter anderem für die österreichische
Kunststoffindustrie gefördert.
Die dabei entwickelten effizienten und ressourcen
schonenden Fördermethoden, die es möglich machen,
aus ein und demselben Feld seit 75 Jahren Öl zu för
dern, beeindruckten auch den OPECGeneralsekretär
ElBadri bei seinem Besuch in Zistersdorf 2011.
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 1918 zisteRsdoRf
Die Geburtsstätte der österreichischen Erdölförde
rung liegt in der Stadt Zistersdorf. Seit mehr als 75 Jah
ren leben Zistersdorf, die größte Gemeinde des Bezirks
Gänserndorf im nördlichen Weinviertel, und die RAG,
das älteste Ölexplorations und produktionsunterneh
men Österreichs, in guter Nachbarschaft. Die Erdöl
funde der RAG hatten über die Jahrzehnte enorme Be
deutung für die Entwicklung von Zistersdorf und des
östlichen Weinviertels. Das Prinzip der RAG war und ist:
Wir leben dort, wo wir arbeiten. Daher sind der aktive
und offene Dialog, die verlässliche Partnerschaft sowie
der verantwortungsvolle Umgang mit den Anrainern in
der Region der RAG seit ihrem Bestehen nicht nur ein
wesentliches Anliegen, sondern Auftrag. Der laufende
Austausch mit den Gemeinden, den zuständigen Be
hörden, aber auch wichtigen lokalen Institutionen ist im
Sinne einer harmonischen Partnerschaft besonders
wichtig. Die große Verbundenheit mit der Region drückt
sich auch in vielen Kooperationen, wie Feuerwehren,
Gelebte Nachbarschaft und regionale Verbundenheit
Belegschaft der RAG Zistersdorf – 2013 (Foto: Soos)
Spendenübergabe Team Österreich Tafel – 2012
Spendenübergabe Schule – 2012
Spende RAG Glocke für die Mooskirche – 1950
„Seit Jahrzehnten ist die RAG ein wichtiger regionaler Arbeitgeber und verlässlicher Partner. Sie hat stets ihre enge Verbundenheit mit der Gemeinde Zistersdorf bewiesen.“
Wolfgang Peischl, Bürgermeister der Stadt Zistersdorf
„2011 haben wir den neugierigen Zistersdorfer Volksschülern die Welt des ‚schwarzen Goldes’ erklärt. Wir hoffen, dadurch viele zukünftige Erdöl-techniker und -ingenieure gewonnen zu haben!“
Markus Mitteregger, Generaldirektor der RAG
Vereinen und sozialen Einrichtungen aus. Seit Bestehen
hat die RAG im Raum Zistersdorf hunderte Arbeits
plätze geschaffen, viele Millionen investiert und ist
damit ein wichtiger regionaler Arbeitgeber, der wesent
lich zur regionalen Wertschöpfung beiträgt.
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 21
Die Geschäftsbereiche der RAG
fÖRdeRn
suChen
sPeiCheRn
finden
VeRsoRGen
suchen: Bei der Aufsuchung von erdgas- und erdöllagerstätten wird der untergrund geologisch mit hochentwickelter 3d-seismik erkundet. finden: Mit hightech-Bohrungen in bis zu 4.500 Meter tiefe wird der endgültige nachweis über Vorkommen von Kohlen-wasserstoffen im untergrund erbracht. fördern: der wertvolle Rohstoff erdöl und das umweltfreundliche erdgas werden unter einsatz aufwändiger technischer Verfahren schonend gefördert. speichern: die RAG energie-speicher mit ihren rund fünf Milliarden Kubikmeter erdgas sind ein zentrales element der europäischen Ver sorgungssicherheit. Versorgen: die Kunden werden mit flexiblem, importunabhängigem und damit versorgungssicherem erdöl und erdgas aus heimischen Vorkommen beliefert.
20 zisteRsdoRf
Die jüngere Unternehmensgeschichte der RAG
ist einerseits von äußeren wirtschaftlichen Rahmen
bedingungen, wie der Ölpreisentwicklung und dem Auf
stieg von Erdgas zum zweitwichtigsten Energie träger
weltweit, beeinflusst – andererseits aber stark geprägt
durch die eigene Dynamik, Innovationskraft und die
Fähigkeit, Trends und neue geschäftliche Möglichkeiten
zu erkennen und zu nutzen. Der Aufbau des Geschäfts
feldes Erdgasspeicher in Oberösterreich und Salzburg
war ein wichtiger Schritt für die Weiter entwicklung
des Unternehmens. Die RAG zählt mittlerweile zu den
fünf größten Speicherbetreibern Europas – ein wesent
licher Baustein zur Stärkung der Versorgungssicherheit
Österreichs und Europas. Der Schritt über die Gren
zen, die Kooperation mit internationalen Partnern in
einzelnen Projekten, der Einstieg in neue Geschäftsbe
reiche wie den Erdgashandel, aber auch das Engage
ment und die Vorreiterrolle beim Einsatz nachhaltiger,
zukunftsträchtiger Technologien haben die RAG in
den letzten zehn Jahren stark beschäftigt und unter
streichen einmal mehr die Kraft und Zukunftsfähigkeit
des Unternehmens.
Die RAG heuteSpeicher Haidach
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 2322 zisteRsdoRf
Das Wiener Becken, insbesondere die Region um
Zistersdorf, ist eines der geologisch und bohrtechnisch
bestuntersuchten Gebiete Österreichs. Dennoch ist die
Öl und Gasförderung in den „alten“ Feldern nur mit
enormem technischem und finanziellem Aufwand
möglich. Dazu gehört, die gefundenen Felder möglichst
gründlich und vor allem nachhaltig, bis zum sprichwört
lichen „letzten Tropfen“, zu nutzen und verantwortlich
damit umzugehen. Diese besonders effiziente Technik
der RAG wurde auch ausdrücklich vom OPECGeneral
sekretär ElBadri gelobt, der darin auch ein Vorbild für
die heutige und vor allem zukünftige Ölförderung der
OPECMitglieder sieht.
erfolgreich bohren und fördernErdöl ist ein unersetzbarer, wertvoller Rohstoff für
die Zukunft. Die RAG fördert seit über 75 Jahren heimi
sches Rohöl. Durch den Einsatz von 3DSeismik gelingt
es immer wieder, neue Felder zu finden und zu erschlie
ßen. Die Erdöllagerstätten in den Aufsuchungsgebieten
der RAG sind im internationalen Vergleich klein und
erfordern den Einsatz aufwändiger technischer Verfah
ren, um das vorhandene Erdöl überhaupt wirtschaftlich
produzieren zu können. Dank HightechMaterialien,
innovativer und hochmoderner Bohrtechniken und viel
Erfahrung kann die heimische Rohölproduktion noch
für weitere Jahrzehnte gesichert werden.
Die Anforderungen an Bohrungen und Förderung
sind beständig gestiegen. Heute kann mittels neuer
Bohrtechniken wesentlich tiefer, weiter und schneller
gebohrt werden. Dank modernster Technologie lässt
sich der Bohrmeißel in jede beliebige Neigung und
Richtung steuern. So konnte die RAG in den letzten
Jahren bis zu 3.500 Meter lange Horizontalbohrungen
erfolgreich bewältigen.
Höchste Umweltstandards, der Einsatz von Erd
gas für die Antriebsenergie anstelle von Diesel, viele
weitere Innovationen und das international anerkannte
Sicherheitszertifikat (SCC) bestätigen, dass die RAG
Bohrungen den höchsten Standards gerecht werden.
Bestens ausgebildete und geprüfte Fachleute sichern
entsprechende Wettbewerbsvorteile im Bereich der
Kernkompetenz Bohren.
Sichere Zukunft für den Rohstoff Erdöl
Die Ölreserven wachsen schneller, als der Ölverbrauch steigt. Die weltweiten Erdölreserven waren noch nie so groß wie heute. Die Erkenntnisse über die Lagerstätten wurden besser, modernste Technik erlaubt heute, Lagerstätten zu nutzen, die bislang nicht wirtschaftlich förderbar waren. Ist man 1960 noch von 30 Milliarden Tonnen Erdölreserven und 38 Jahren Reichweite ausgegangen, so betragen die welt -weit gesicherten Erdölreserven heute trotz seit damals stark gestiegenem Verbrauch 235 Milliarden Tonnen und 60 Jahre Reichweite. Der sinnvolle, schonende, sichere und effiziente Einsatz des wertvollen Rohstoffs Erdöl ist aber nicht zuletzt aus Nachhaltigkeitsgründen unerlässlich.
Die Erdölförderung der RAG
„Öl ist ein unersetzbarer Rohstoff für die Zukunft, der noch stärkere weltpolitische Bedeutung erlangen wird. Wir fördern seit 75 Jahren heimisches Rohöl rund um Zistersdorf. Dank neuer Technologien konnte die Förderung dieses für die heimische Industrie so wertvollen Rohstoffes in den letzten Jahren wieder gesteigert werden. Wir nutzen die wertvolle Energie direkt vor unserer Haustüre verantwortungsvoll und ressourcenschonend.“
Markus Mitteregger, Generaldirektor der RAG
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RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 2524 zisteRsdoRf
Geschichte „Gaiselberg“ • Erstmals1160urkundlicherwähntmitdemNamenPoingart, dann 1311 als Gaiselperch und ab dem 16. Jahrhundert bis heute als
Gaiselberg. Ein Grabenangerdorf mit Dreiecksanger, das heute als Katastralgemeinde der Stadt Zistersdorf ca. 230 Einwohner hat.
• LangevordermittelalterlichenBesiedlungausdembayrischenund fränkischenRaumgibtesSiedlungshinweise–ab1928wurden bei Grabungsarbeiten und auf den Feldern systematisch urgeschichtliche Fundstücke gesammelt und nach dem Zweiten Weltkrieg auch wissenschaftlich bearbeitet.
• DieseFundeweisenaufeineSiedlungstätigkeitbereitsinderLengyel-Kultur der Jungsteinzeit (ca. 8000–1800 v. Chr.) hin und reichen bis in die Urnenfelderkultur der Bronzezeit (1800–800 v. Chr.). Einzelne Hinweise gibt es bis in die Phasen Hallstatt A und B (800–400 v. Chr.). Heute befindet sich der Großteil der Funde im Niederösterreichischen Landesmuseum – einige Fundstücke werden derzeit im Stadtmuseum Zistersdorf ausgestellt.
• DasmittelalterlicheGaiselberg–dieHerkunftdesNamensistnochunklar,gehtabervermutlichaufdieausPassaustammendenGaiselberger zurück – hatte im Laufe der Geschichte zahlreiche Besitzer – von den Kuenringern über die Ronauer, Ruckersdorfer, Lamberger, Althans bis zur Theresianischen Ritterakademie.
Text: Prof. Dr. Rudolf Streihammer
Nach Beendigung der Bohrphase wird das Bohr
loch (Sonde) durch den Einbau eines Futterrohres
(Casing) und eines Steigrohres (Tubing) im Bereich
der Lagerstätte weiter ausgerüstet. In der ersten Phase
fließt das Erdöl im Idealfall aufgrund des natürlichen
Lagerstättendrucks und des Gasgehalts selbsttätig an
die Erdoberfläche. Nach dieser sogenannten Eruptiv
phase werden abhängig von den Eigenschaften des
Erdöls, seinem Gehalt an Erdölgas und den jeweiligen
Druckverhältnissen unterschiedliche Pumptechniken
eingesetzt. Bei geringem Gasgehalt des Erdöls und sin
kenden Druckverhältnissen übernehmen in die Sonde
eingebaute Tiefpumpen den Transport. An der Erdober
fläche ist nur der Antrieb, der typische Pumpenbock,
zu sehen. Auch hier hat der jahrzehntelange Erfolg
der RAG zur Innovation geführt: Die durchschnittliche
„Standzeit“ einer Pumpeinrichtung (Gestänge und
Steigrohr) liegt bei mehr als drei Jahren. Bei hohen
Förderraten werden elektrische Tauchkreiselpumpen in
die Sonde eingebaut.
Das gewonnene Erdöl ist für die Weiterverarbei
tung in Raffinerien noch nicht geeignet. Verschiedene
Prozesse sind erforderlich, um es auf den Transport
vorzubereiten. Nach der Förderung wird das Rohöl
in speziellen Aufbereitungsanlagen (Separatoren, Ab
scheidern, Produktionstanks) von Lagerstättenwasser
und Sand befreit. Das Erdölbegleitgas geht nach der
Trocknung direkt in den Verkauf, das Rohöl hingegen
wird in Tanks gesammelt und per Bahn oder Pipeline
zur Raffinerie transportiert. Das abgeschiedene Wasser
wird wieder dahin zurückgepumpt, wo es herkommt:
in die Lagerstätten – und dient dort der Druckerhaltung
und somit der Steigerung der Produktion.
sauberer transportDie RAG produziert aus heimischen Erdölfeldern
in Ober und Niederösterreich rund 120.000 Tonnen
Rohöl jährlich. Mittels einer Pipeline gelangt die nie
derösterreichische Ölproduktion direkt in die Raffinerie
Schwechat. Die Produktion aus Oberösterreich wird
über Pipelines gesammelt und zentral in Krems münster/
Krift und Ried im Innkreis auf Eisenbahnkesselwaggons
verladen und per Schiene in Raffinerien transportiert.
Das Rohöl der RAG wird in Österreich vermarktet und
trägt somit besonders zur inländischen Versorgungs
sicherheit bei.
Heimisches Öl für die regionale Versorgung
„Die heimische Erdölförderung rund um Zisters-dorf verringert die Abhängigkeit von Importen, stärkt die heimische chemische Industrie, schafft Wertschöpfung im eigenen Land und ist ein wichtiger regionaler Arbeitgeber.“
Kurt Sonnleitner, Vorstandsdirektor der RAG
Multitalent Erdöl Erdöl ist der Energierohstoff Nummer eins: Weltweit liegt
sein Anteil am Primärenergieverbrauch derzeit bei 33 %, deut-lich vor Kohle und Erdgas. Es ist nicht nur als Treibstoff sowie zur Erzeugung von Wärme und Elektrizität im Einsatz, sondern von herausragender Bedeutung als „sauberer“ Ausgangs-stoff für die Herstellung von Kunststoffen, Waschmittel, Farben und Lacken, Verpackungen, Dünger sowie Kosmetika.
Die österreichischen Erdölvorkommen sind nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit – etwa 11 % des in Österreich benötigten Erdöls kommen aus heimischem Boden –, sondern stärken auch die österreichische Volkswirt-schaft. Große Investitionen in Exploration, Produktion und die Speicherung von Erdöl und Erdgas leisten einen wichtigen Beitrag. Alleine in den letzten Jahren wurde von der RAG bei der Errichtung langfristiger Produktions- und Speicher-anlagen ein Betrag von über einer Milliarde Euro in Österreich investiert.
dAten und fAKten | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 27
Chronik der Betriebsleiter FBZ ab 1953
26 zisteRsdoRf
name datum von–bis name datum von–bis
Jahr Anzahl Jahr Anzahl Jahr Anzahl
Bohrungen Zistersdorf 1935–2011
Gesamt: 180 Bohrungen
1935 0
1936 ■ ■ 2
1937 ■ ■ ■ ■ ■ 5
1938 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9
1939 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10
1940 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 31
1941 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 17
1942 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 20
1943 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 11
1944 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■■ 11
1945 ■ ■ ■ 3
1946 0
1947 ■ 1
1948 ■ ■ 2
1949 ■ ■ 2
1950 ■ 1
1951 0
1952 0
1953 ■ 1
1954 ■ ■ 2
1955 ■ ■ ■ 3
1956 ■ 1
1957 0
1958 0
1959 0
1960 0
1961 0
1962 0
1963 0
1964 0
1965 0
1966 ■ 1
1967 0
1968 ■ 1
1969 0
1970 0
1971 0
1972 0
1973 0hr Anzahl
1974 ■ ■ 2
1975 ■ ■ 2
1976 ■ ■ ■ 3
1977 0
1978 0
1979 ■ ■ ■ ■ 4
1980 ■ 1
1981 0
1982 ■ ■ ■ 3
1983 ■ 1
1984 ■ ■ ■ 3
1985 ■ ■ ■ 3
1986 ■ ■ ■ ■ ■ 5
1987 0
1988 0
1989 0
1990 0
1991 ■ 1
1992 ■ 1
1993 ■ 1
1994 0
1995 0
1996 0
1997 ■ ■ 2
1998 ■ ■ 2
1999 0
2000 0
2001 0
2002 ■ 1
2003 0
2004 ■ ■ 2
2005 ■ ■ ■ ■ ■ 5
2006 0
2007 0
2008 0
2009 0
2010 ■ ■ 2
2011 ■ ■ 2
Ing. Helmut Raab 01.04.1953–31.03.1983
Dipl.-Ing. Josef Hieblinger 01.04.1983–30.04.1985
Dipl.-Ing. Reinhold Sieber 01.05.1985–30.04.1994
Dipl.-Ing. Herbert Hofstätter 01.05.1994–30.06.1997
Dipl.-Ing. Markus Mitteregger 01.07.1997–31.01.1999
Daten & FaktenZistersdorf Dipl.-Ing. Johannes Süss 01.02.1999–31.12.2003
Dipl.-Ing. Franz Wohlfart 01.01.2004–31.10.2006
Dipl.-Ing. Herwig Baierl 01.11.2006–31.12.2009
Dipl.-Ing. Manfred Leitner 01.01.2010–31.03.2012
Dipl.-Ing. Gerald Sam 01.04.2012
Daten unD Fakten | 75 Jahre energie aus Der tieFe 29
Ölproduktion Zistersdorf 1937–2012 (in Tonnen; inkl. Kondensat)
Aus der Rohöl-Gewinnungs AG wird die Rohöl-Auf-suchungs Aktiengesellschaft
Im Laufe der Zeit änderte sich mehrmals die Rechts
form der RAG, genauso wie ihre Eigentümer. Gegründet
wurde das Unternehmen im Jahr 1935 als RohölGe
winnungs Aktiengesellschaft. 1973 änderte das Unter
nehmen aufgrund des Strukturverbesserungsgesetzes
seine Rechtsform in eine GesmbH, als neuer Name
wurde RohölAufsuchungs Gesellschaft m.b.H. einge
tragen. Erhalten blieb die eingeführte Abkürzung RAG,
die damalige RohölAufsuchungs Gesellschaft mit be
schränkter Haftung war auch rechtlich ident mit der
ehemaligen RohölGewinnungs Aktiengesellschaft. Sechs
Jahre später wurde die RAG aus wirtschaftlichen und
finanztechnischen Gründen mit der Österreichischen
Mineralölwerke GesmbH. (ÖMW) verschmolzen, deren
Unternehmenszweck die Herstellung von Treibstoffen
und Ölen in der Raffinerie Lobau umfasste. Mit dem
Zusammenschluss konnte das bei der ÖMW vorhan
dene Finanzpotenzial für die RAG ausgenutzt werden;
andererseits wurden Organisation und Administration
beider Unternehmen sinnvoll zusammengeführt und
gestrafft.
Von der Gesmbh wieder zurück in eine AG Im Jahr 1992 verkauften Mobil und Shell je 25%
ihrer RAG Anteile an die Energie Versorgung Nieder
österreich AG (EVN AG), danach erfolgte aus finanz
technischen Gründen wieder die Umwandlung in eine
Aktiengesellschaft. Es entstand die RohölAufsuchungs
Aktiengesellschaft. Erstmals lagen nun die Mehrheits
anteile bei einem österreichischen Energieversor
gungsunternehmen. Ein Jahr später verkaufte die EVN
Anteile an die Bayernwerke AG, die Steirische Ferngas
AG und die Salzburger Aktiengesellschaft für Energie
wirtschaft (SAFE). Die neuen Anteils eigner wurden in
der RAGBeteiligungsAktiengesellschaft (RBG) zu
sammengefasst.
Verkauf der restlichen Anteile durch Mobil und shell
Im Jahr 1998 verkaufte Mobil als Folge des Exxon
MobilZusammenschlusses ihren verbliebenen Anteil
von 25%. Der Anteil wurde durch die RAG Holding AG
übernommen, deren Zusammensetzung im Hinblick
auf Gesellschafter und Anteile ident mit der RBG war.
Als logische Konsequenz wurde die RAG Holding AG
im Jahr 2000 mit der RBG verschmolzen. 2007 erfolgte
der Ausstieg von Shell und die Übernahme des Anteils
durch die anderen Eigentümer.
In der Zeit danach kam es durch Verschmelzungen
zu Rechtsnachfolgern bei den Eigentümergesellschaf
ten. Die Bayernwerke AG etwa wurde zur E.ON Energie
AG, die SAFE zur Salzburg AG für Energiewirtschaft,
Verkehr und Telekommunikation und die Anteile der
Steirischen Ferngas AG wurden an die Steirische Gas
Wärme GmbH übertragen.
Die aktuelle Beteiligungsstruktur stellt sich wie folgt
dar:
Die RAGBeteiligungsAktiengesellschaft (RBG) hält
100% an der RohölAufsuchungs Aktiengesellschaft
(RAG). An der RBG wiederum hält die EVN AG 50,025%,
29,975% werden von E.ON Ruhrgas E&P GmbH gehal
ten, je weitere 10% von Steirische GasWärme GmbH
und Salzburg AG für Energiewirtschaft, Verkehr und
Telekommunikation.
Rechtsform und Eigentümerstruktur50,025% eVn AG
29,975% e.on Ruhrgas e&P Gmbh
10,000% steirische Gas-Wärme Gmbh
10,000% salzburg AG
RAG-Beteiligungs- Aktiengesellschaft
Jahr Produktion Jahr Produktion Jahr Produktion Jahr Produktion1937 8.060
1938 15.196
1939 35.565
1940 168.267
1941 265.282
1942 319.610
1943 318.366
1944 281.013
1945 123.715
1946 184.400
1947 184.481
1948 199.519
1949 194.649
1950 190.997
1951 178.479
1952 149.092
1953 127.200
1954 121.598
1955 105.175
1956 106.755
1957 110.230
1958 111.005
1959 111.325
1960 109.800
1961 108.125
1962 107.696
1963 99.300
1964 102.375
1965 105.264
1966 107.571
1967 114.101
1968 111.643
1969 98.045
1970 89.339
1971 88.958
1972 74.773
1973 66.421
1974 62.201
1975 60.912
1976 61.697
1977 63.023
1978 61.884
1979 64.351
1980 59.705
1981 57.034
1982 55.320
1983 55.570
1984 55.576
1985 50.139
1986 57.438
1987 54.916
1988 52.477
1989 48.042
1990 45.949
1991 44.443
1992 43.806
1993 41.104
1994 41.903
1995 41.939
1996 41.478
1997 40.279
1998 44.714
1999 41.512
2000 38.101
2001 31.376
2002 33.265
2003 28.899
2004 24.906
2005 21.955
2006 22.296
2007 22.302
2008 24.373
2009 22.850
2010 18.649
2011 19.500
2012 17.294
28 zisteRsdoRf
RAG | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 3130 zisteRsdoRf
dAten und fAKten | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 3332 zisteRsdoRf
Geschichte RAG 1935–2013die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG) wurde 1935 als Rohöl-Gewinnungs AG
von der socony Vacuum oil Company, inc. (heute exxon Mobil Corporation) und der n. V. de Bataafsche Petroleum Maatschappij (heute Royal dutch shell plc) gegründet.
ziel der jungen firma war die erschließung der in Österreich vermuteten Ölvorkommen. damit ist die RAG auf dem Gebiet der erdölsuche und -förderung das älteste bestehende unternehmen Österreichs.
1935Die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG) wird am 15. Oktober 1935 als Rohöl-Gewinnungs AG von der Socony Vacuum Oil Company, Inc. (heute Exxon Mobil Corporation) und der N.V. de Bataafsche Petroleum Maatschappij (heute Royal Dutch Shell plc) gegründet.
1936Erste Tiefbohrung RAG 1 – nicht fündig.
1937Erster Ölfund in der Bohrung RAG 2 in Zistersdorf.
Beginn der Urproduktion.
1938„Anschluss“ Österreichs an das „Deutsche Reich“ am 13. März.
Beginn der Erschließung des Ölfeldes Gaiselberg.
Das deutsche Bitumengesetz tritt am 31. August in Kraft. Die RAG verliert in der Folge die Freischürfe im Wiener Becken.
1939Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September.
1940Einsetzung eines „Feindvermögensverwalters“ für den Royal-Dutch-Shell-Anteil am 22. Juni. Gemäß Bitumen-gesetz vom 31. August 1938 erlöschen alle alten Schürfrechte auf Bitumen per 31. Juli. Die RAG bohrt im Bereich der Strukturen Wolkersdorf, Hohenruppers-dorf, Aderklaa und Maustrenk (1940/41).
1941Kriegserklärung des „Deutschen Reiches“ an die USA. Als Folge Einsetzung eines „Feindvermögensverwal-ters“ für den Anteil der Socony Vacuum Oil Company an der RAG (1942).
1942Das „Deutsche Reich“ schließt in den Jahren 1942 und 1943 aufgrund des Bitumengesetzes (1938) mit Ölgesellschaften des „Altreiches“ Schürf- und Gewinnungsverträge in der „Ostmark“ ab. Diese betreffen z. T. frühere Freischürfe der RAG.
Die RAG bemüht sich ab 1942 um Arbeitsaufträge von der Firma F. Koller & Sohn in den Konzessionen Bad Hall und Scheibbs. Maximale Ölförderung aus den Zistersdorfer Feldern (319.610 Tonnen).
1943Bohrung RAG 36 (erste Flyschbohrung der RAG).
Die RAG ist im Bereich Marburg, Luttenberg, Pettau zusammen mit R. K. van Sickle und Rumpel AG tätig.
1944Die RAG bricht die Explorationsarbeiten im Bereich Marburg, Luttenberg, Pettau ab.
1945Deutsche Kapitulation – Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai. Die Ölförderung in den Zistersdorfer Gruben maßen der RAG überschreitet mit Kriegsende insgesamt 1,5 Millionen Tonnen.
Eingabe um Rückstellung der früheren Schürfrechte am 2. Mai bzw. 4. September.
Die RAG muss an die neu gegründete Sowjetische Mineral ölver waltung (SMV) das von ihr geförderte Rohöl zu einem – von der SMV festgesetzten – Preis abliefern.
1946 „Potsdamer Konferenz“ der Alliierten: „Deutsches Eigentum“ in den besetzten Gebieten fällt der jeweiligen Besatzungsmacht zu. Befehl Nr. 17 des Oberkommandos der Roten Armee in Österreich: Übernahme deutscher Vermögenswerte (u. a. Raffine-rie Lobau, Konzessionsrechte etc.). Das Bundesgesetz vom 26. Juli verstaatlicht u. a. sämtliche Erdöl betriebe, auch die RAG. Am 13. September ver öffentlicht die Bun des regierung in der „Wiener Zeitung“ eine Erklärung: Die vom Verstaatlichungsgesetz betroffe-nen Beteiligungen von Angehörigen der Vereinten Nationen werden erst nach Regelung der Entschädi-gungsfrage verstaatlicht.
1947Lagerstättengesetz (BGBl. 246), Beginn der geologi-schen Kartierung der Gebiete Salzburg, Braunau und Ried.
1948Die RAG erhält Forschungsaufträge gemäß § 2 Lagerstätten gesetz in Salzburg, Braunau und Ried.
1949Die Sowjetische Mineralölverwaltung entdeckt das größte Ölfeld Mitteleuro-pas, Matzen-Auersthal. Die RAG legte bereits vor dem Krieg eine Aufschluss-bohrung unweit der Fundbohrung fest.
1951Die RAG erhält weitere Forschungsauf-träge gemäß § 2 des Lagerstättengeset-zes in Bad Hall und Feldbach.
Einführung der modernen Reflexions-seismik in Oberösterreich; Anfertigung eines Querprofils der Molassezone.
Beginn einer geologischen Kartierung des steirischen Konzessions gebietes.
In der Verbalnote vom 31. Juli sichert die österreichische Bundes regierung in Form einer Meistbegünstigungsklausel den im Besitz von Angehörigen der Vereinten Nationen stehenden Ölgesellschaften die Entstaatlichung zu.
1953Im Herbst dieses Jahres wird weitgehend Einigkeit über künftige Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge zwischen der Republik Österreich und der RAG erzielt.
1955Unterzeichnung von vier Aufsuchungs- und Gewinnungsverträgen zwischen der Republik Österreich und der RAG am 29. April.
Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai. „Wiener Memorandum“ zwischen westlichen Alliierten und der österreichischen Bundesregierung.
Bohrbeginn in Puchkirchen 1 am 22. Sep tember.
1956In der fündigen Bohrung Puchkirchen 1 wird die Förderung am 27. Mai aufgenom-men: Oberösterreich ist als Erdölgebiet erschlossen.
1958Abschluss des ersten Liefervertrages zwischen RAG und Niogas über Gasliefe-rungen aus den Zistersdorfer Feldern.
1959Entdeckung des Ölfeldes Ried/Innkreis.
1960Der Fragenkomplex des „Wiener Memo-randums“ wird einer end gültigen Bereinigung zugeführt. Die Republik Österreich schließt zwei weitere Aufsuchungs- und Gewinnungsverträge mit der RAG ab (Pettenbach und Wels). Entdeckung des Ölfeldes Kohleck.
1962Entdeckung des Ölfeldes Schwanenstadt.
1963Die Produktion der oberösterreichischen Ölfelder der RAG über steigt erstmals die Produktion der niederösterreichischen Felder. Schwanenstadt 3: erste allein auf Gas angesetzte Bohrung.
Aufnahme der kommerziellen Förderung von Erdgas.
Entdeckung des Ölfeldes Voitsdorf, des größten Erdölfeldes in der Molasse (3,4 Millionen Tonnen gewinnbare Reserven).
1964Gewinnungsvertrag zwischen der Republik Österreich und der RAG über das Gebiet Burgau (Oststeiermark). Insgesamt verfügt die RAG damit über rund 6.600 km² Aufsuchungsgebiet.
1965Gezielter Aufschluss der Haller Serie auf Naturgas (Erdgasfund in Lindach 2).
1966Erste Gaslieferung in Oberösterreich aus dem Feld Voitsdorf nach Kirchdorf a. d. Krems.
1968Jahr der höchsten Ölproduktion der RAG mit 419.118 Tonnen.
Technische Entwicklung und Kosten-explosion veranlassen die RAG, den eigenen Seismiktrupp aufzulösen. Prakla-Seismos GmbH. wird mit den seismischen Untersuchungen beauftragt.
1969Entdeckung des Gasfeldes Puchkirchen.
1971Entdeckung der Ölfelder Sattledt und Atzbach.
1973Änderung der Rechtsform: Aus der Rohöl-Gewinnungs AG wird die Rohöl-Aufsuchungs Ges.m.b.H. mit Gesellschaf-terbeschluss am 9. Oktober.
1975Inkrafttreten des neuen Berggesetzes am 1. Oktober.
Entdeckung des Ölfeldes Trattnach und des Gasfeldes Friedburg.
1976Entdeckung des Gasfeldes Pfaffstätt.
1977Jahr der höchsten Gasverkäufe: aus eigener Produktion 880 Millionen m³.
1978Maximale Gasproduktion von 882 Mil lio nen m³.
Eröffnung des Tanklagers Kremsmünster-Krift (1. Ausbaustufe) im Rahmen des Erdöl-Bevorratungs- und -Meldegesetzes.
1979Abschluss eines Generalvertrages zwischen der RAG und der Oberösterrei-chischen Ferngas GmbH.
Eröffnung Tanklager Zistersdorf (1. Ausbaustufe).
Entdeckung des Ölfeldes Kemating.
Verschmelzung der RAG mit der ÖMW am 18. September.
1980Eröffnung Tanklager Kremsmünster-Krift (2. Ausbaustufe).
34 zisteRsdoRf dAten und fAKten | 75 JAhRe eneRGie Aus deR tiefe 35
1981Die bisher bestehenden Rechte aus neun Aufsuchungs- und Gewinnungsverträgen werden an die neue Gesetzeslage (Berg gesetz 1975) angepasst. Es werden drei neue Auf suchungs-, Gewinnungs- und Speicherverträge zwischen dem Bund und der RAG geschlossen (RAG-Oberösterreich, RAG-Salzburg, RAG-Steiermark).
Aufnahme des Imports von Erdgas aus Feldern der Nordsee.
1982Errichtung einer Gasspeicheranlage in Puchkirchen für rund 40 Millionen m³ Arbeitsgas. Die Bohrung Oberhofen (beim Irrsee) wird auf 4.597 m abgeteuft (bisher tiefste Bohrung der RAG). Sie bleibt nicht fündig, bringt aber wichtige geologische Erkenntnisse. Der Förderzins für Rohöl wird per 1. Jänner von 15% auf 20% angehoben und gesetzlich geregelt. Eröffnung der 2. Ausbaustufe des Tank- lagers Zistersdorf am 16. September. Die Bahnverladeanlage Ried wird in Betrieb genommen.
1983Aufnahme der teilweisen Versorgung von Kremsmünster mit Fernwärme.
Fundbohrung Eggerding: erstmalige Untersuchung von Schweröl vorkommen in Oberösterreich durch die RAG.
1984Aufnahme eines Pilotversuchs mit CO²-Fluten im Ölfeld Ried/Innkreis.
Änderung der Berechnungsbasis für den Förderzins auf Erdgas. Nunmehr sind als Förderzins 15% vom durchschnittlichen jährlichen Importpreis zu bezahlen.
Erstmals Anwendung der 3D-Seismik im Feld Voitsdorf.
1987Das RAG Feld in Zistersdorf steht seit 50 Jahren in Produktion.
1988Aufnahme der Gaslieferungen nach Salzburg (SAFE) und in die Steiermark (Steirische Ferngas Ges.m.b.H.). Der Import von Nordseegas wird beendet.
1989 Erster wirtschaftlicher Gasfund im Bundesland Salzburg – Feld Berndorf.
Erweiterung des Gasspeichers Puch-kirchen auf ein Arbeitsgas volumen von 90 Millionen m³.
1991Die Gesamtförderung von Erdöl in Österreich erreicht 100 Millionen Tonnen; der Anteil der RAG beträgt 13 Millionen Tonnen. Erste Produktion von Erdgas im Bundesland Salzburg – Sonde Berndorf 1.
1992Umwandlung der Rohöl-Aufsuchungs Ges.m.b.H. in eine Aktiengesellschaft. Die EVN Energie Versorgung Niederöster-reich erwirbt 50% zu gleichen Teilen von Mobil Oil Austria und Shell Austria AG.
Unterzeichnung eines Gasspeichervertra-ges mit der Austria Ferngas Ges.m.b.H. über ein Arbeitsgasvolumen von 450 Millionen m³.
Vermessung mit 3D-Seismik wird die Regel; 2D-Linien werden nur mehr in Ausnahmefällen gemessen.
Beschluss zur Erweiterung des Speichers Puchkirchen.
1993Die EVN bringt ihre Anteile in eine RAG-Beteiligungs-Aktiengesellschaft (RBG) ein. Die Bayernwerke AG erwerben 40%, die SAFE und Steirische Ferngas AG je 10% an dieser RBG.
Beginn der Horizontalbohrungen für den Speicher Puchkirchen.
1995Inbetriebnahme des erweiterten Speichers Puchkirchen mit einem Arbeitsgasvolumen von 500 Millionen m³.
1996Nach insgesamt zehn Fehlbohrungen wird die Konzession RAG-Steiermark zurückgelegt. Drei Bohrungen werden noch heute als Thermal- und Heilbäder genutzt – Loipersdorf, Waltersdorf und Blumau.
1997Größter Gasfund in der österreichischen Molassezone – Haidach mit rund vier Milliarden m³.
Mit der Aufsuchungserlaubnis Salzach-Inn (etwa 2.300 km²) erhält die RAG vom Freistaat Bayern die erste Konzession außerhalb Österreichs.
1998Die Mobil Oil Austria verkauft ihren 25%igen Anteil an der RAG an die RBG.
1999Das Berggesetz 1975 wird durch das Mineralrohstoffgesetz (MinroG) abgelöst, das am 1. Jänner in Kraft tritt.
Die RAG übernimmt von RWE-DEA in Bayern die Konzession Rosenheim-Traun-stein (etwa 835 km²).
Die RAG führt Tiefbohrungen für Geother-mieprojekte in Fürstenfeld (Steier mark) und Simbach-Braunau (Bayern/Oberös-terreich) aus.
Ende des Jahres wird die erste Tiefboh-rung in Bayern (Tittmoning R1) begonnen. Sie bleibt trocken.
2000Entdeckung des Gasfeldes Nussdorf West.
Das Gaswirtschaftsgesetz GWG I tritt am 10. August in Kraft.
2001Erste Gasverkäufe nach Deutschland und Italien.
2002Das Gaswirtschaftsgesetz GWG II tritt am 1. Oktober in Kraft und hat die volle Liberalisierung des Gasmarktes zum Inhalt.
Ausbau Speicher Puchkirchen auf 700 Millionen m³ Speichervolumen.
2003Für die Stadtwerke München werden von der RAG zwei Geothermie bohrungen abgeteuft. Joint Venture zwischen der RAG und Wintershall im Erlaubnisfeld Chiemgau (902 km²) in Bayern. Die RAG ist Operator.
2004Längste unfallfreie Periode von RAG Mitarbeitern in der Geschich-te der RAG; 805 Tage unfallfrei beginnend.
Entdeckung des Gasfeldes Zagling.
2005Das Aufsuchungsgebiet RAG-Oberösterreich wird auf niederöster reichisches Gebiet ausgedehnt. Es heißt nun RAG-Oberösterreich/Niederösterreich und hat eine Fläche von 3.991 km².
Unterzeichnung der Verträge zur Errichtung des Speichers Haidach.
Start des damals größten Projektes in der Geschichte der RAG: Erdgasspeicher Haidach. Joint Venture mit Gazprom export und Wingas.
2006Die RAG beauftragt in diesem Jahr die größte Seismik messung Europas mit mehr als 600 km².
Höchster Gasverkauf aus Pro duk tion und Handel mit 1,2 Milliarden m³.
Entdeckung des Ölfeldes Hiersdorf.
2007Eröffnungsfeier Speicher Haidach am 24. Mai.
Ausbau Speicher Puchkirchen auf 850 Millionen m³ Speichervolumen.
Ausstieg der Shell als Eigentümer – Übernahme der Anteile durch die bestehenden Eigentümer.
2008Start Endausbau Puchkirchen auf 1,1 Millionen m³ Speichervolumen und 520.000 m³ Ausspeicherleis-tung.
Unterzeichnung der Verträge zur Errichtung der Speicher 7Fields, des größten Projektes in der Geschichte der RAG.
Start Bau Speicher 7Fields Phase I.
Entwicklung, Kauf und Inbetrieb-nahme Bohranlage E200.
Entwicklung des Ölfeldes Bad Hall. Entdeckung des Gasfeldes Aigelsbrunn.
Einstieg in der Ukraine durch E&P-Aktivitäten auf der Halbinsel Krim.
Erste E&P-Aktivitäten in Ungarn – Beteiligung an zwei Bohrungen.
Joint Venture zwischen RAG und Bayerngas im Erlaubnisfeld Salzach-Inn in Bayern.
2009Gründung 100-%-Tochter RAG Hungary durch Übernahme einer bestehenden Gesellschaft.
Beteiligung an Shale-Gas-Projekt in Polen mit 26%.
3D-Seismik Attergau West.
Start Bau Speicher Aigelsbrunn.
Entwicklung, Kauf und Inbetrieb-nahme Bohranlage E202.
Teilnahme der RAG Austria an neuer Gasbörse in Österreich.
Längste Horizontalbohrung der RAG mit ca. 3.500 m Gesamtlänge.
Entdeckung des Ölfeldes Sierning.
2010Inbetriebnahme letzte Ausbau-stufe Speicher Puchkirchen auf 1,1 Milliarden m³ Speichervolumen.
Bau Blockheizkraftwerk und Wärmeversorgung der Gemeinde Straßwalchen.
3D-Seismik Attergau Ost.
2011 Inbetriebnahme Blockheizkraft-werk und Wärmeversorgung der Gemeinde Straßwalchen.
Fertigstellung der Speicher Haidach II, 7Fields I, Aigelsbrunn. Das von der RAG betriebene Speichervolumen erreicht rund fünf Milliarden m3.
19. Mai: offizielle Eröffnung des Speichers Haidach II.
13. Oktober: offizielle Eröffnung des Speichers 7Fields I.
Oktober: MOL und RAG beteiligen sich zu jeweils 50% an der Lizenz Inke im Westen Ungarns.
Dezember: RAG Hungary und NIS unterzeichnen Übereinkommen zur gemeinsamen Aufsuchung von Öl und Gas in Ungarn.
Ausstieg Wintershall und Einstieg Joint Venture Bayerngas im Erlaub-nisfeld Chiemgau.
2012 Erste reine Gasförderung in Assing (Bayern) seit 1996 in Zusammen-arbeit mit Bayerngas.
Rekordausspeicherleistung während der Kältewelle im Februar.
Inbetriebnahme der „Tiefen Erdwärmesonde“ in Neukirchen a. d. Vöckla – zur Wärmeversorgung der Gemeinde durch Kombination aus Geothermie und Biomasse-anlage.
3D-Seismik in Oberösterreich und Niederösterreich.
Beteiligung an drei Explorations-lizenzen in Nordostdeutschland mit kanadischem Partner CEP.
Beteiligung an der Explorations-lizenz Parta in Rumänien.
3. Platz in der Kategorie „Feuer“ beim Energy Globe Award Oberösterreich für das Projekt „Tiefe Erdwärme“.
20131. Jänner: Gründung einer 100-%-Tochtergesellschaft zur Vermarktung der Speicherkapa-zitäten der RAG Speicher – RAG.ENERGY.STORAGE.
Inbetriebnahme Blockheizkraft-werk und Wärmeversorgung der Gemeinde Kremsmünster.
25. Juli: 75 Jahre Förderung der Sonde Gaiselberg 1.
RAG Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaftschwarzenbergplatz 16 · 1015 Wien
www.rag-austria.at · [email protected]
ImpressumHerausgeber: RAG RohölAufsuchungs Aktiengesellschaft Schwarzenbergplatz 16, 1015 WienText und Beratung: Mag. Ruth SchneggenburgerDesign: Marianne Prutsch WerbeagenturFotos: Archiv RAG, steve.haider.comSatz und Druck: Salzkammergut Media G.m.b.H., 4810 GmundenOktober 2013
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden in dieser Broschüre Begriffe wie „Mitarbeiter“, „Kunde“ etc. in der maskulinen Schreibweise verwendet. Grundsätzlich beziehen sich diese Begriffe auf beide Geschlechter.
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