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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 1/13

    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von

    Leistungstransformatoren

    M. SchferSiemens AG

    Nrnberg

    K. Feser, E. CardilloInstitut fr Energiebertragung undHochspannungstechnik

    Universitt Stuttgart

    1. Einfhrung

    Leistungstransformatoren zhlen zu den wichtigsten und zugleich teuersten

    Betriebsmitteln in einem Energieversorgungsnetz. Seit der Liberalisierung der

    Strommrkte sind die Netzbetreiber dazu angehalten die Ausnutzung ihrerBetriebsmittel dem Wettbewerb entsprechend zu gestalten. Durchleitungen und

    vernderte Lastflsse knnen zu Belastungen der Betriebsmittel ber das

    ursprnglich vorgesehene Ma hinaus fhren (berlastbetrieb). Um auch in Zukunft

    weiterhin eine sichere Energieversorgung zu gewhrleisten sind sowohl die

    Netzbetreiber als auch die Hersteller von Leistungstransformatoren gefordert

    Aussagen ber die zu erwartende Lebensdauer unter diesen vernderten

    Bedingungen zu machen. Der allgemeine Kostendruck zwingt die Hersteller bei

    neuen Netzausbauten so zu planen, dass trotz erhhter Ausnutzung der

    Betriebsmittel ohne Kostensteigerung dieselbe Betriebssicherheit gewhrleistet

    bleibt.

    Da in Transformatoren nach wie vor berwiegend l/Papier als Isolationsmaterial

    verwendet wird, spielen die thermischen Verhltnisse fr die Abschtzung der

    Nutzungsdauer und fr den laufenden Betrieb eine ausschlaggebende Rolle. Die

    Bestimmung der Heipunkttemperatur ist daher von groem Interesse. Im

    Nennbetrieb darf sie festgelegte Grenzwerte nicht berschreiten um die geforderte

    Gesamtbetriebsdauer und die Betriebssicherheit des Transformators sicherzustellen.In Leistungstransformatoren werden eine Vielzahl unterschiedlicher Wicklungstypen

    und Khlkanalanordnungen in Kombination mit unterschiedlichen Khlarten

    verwendet. Derzeit gibt es kein universelles thermisches Transformatormodell. Das

    heit, fr jeden Wicklungstyp und Khlart ist ein eigenes thermisches Modell

    erforderlich. Fr ein optimales Wicklungsdesign sind detaillierte Kenntnisse ber die

    Zusammenhnge zwischen den Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die

    Temperaturverhltnisse in den Wicklungen bzw. im Transformator unerlsslich.

    Fertigungstoleranzen und Messungenauigkeiten mssen in Form von Sicherheits-

    margen bei der Wicklungsauslegung bercksichtigt werden. Die Abweichungenzwischen Messung und Berechnung werden bei den Herstellern laufend durch den

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    Abgleich der Auslegungsrechnung mit den Ergebnissen aus Erwrmungsmessungen

    und Versuchen an Modellwicklungen verringert.

    Durch optimierte Khlkanalgeometrien in den Wicklungen kann ein verbesserter

    Wrmebergang erreicht werden, der wiederum kompaktere Bauformen bei gleichemTemperaturniveau ermglicht. Diese Betrachtungen schlieen auch den die

    Wicklungen umgebenden Isolationsaufbau und die Beschaffenheit der Leiterum-

    spinnung ein.

    Das Zusammenspiel der Khlanlage (uere Khlung) und der Wicklungen (innere

    Khlung) bietet zustzliche Mglichkeiten der Optimierung sowohl bei der Auslegung

    als auch beim Betrieb von Leistungstransformatoren. Die Bemhungen um eine

    optimale thermische Auslegung wird durch den Einsatz von neu entwickelten Lfter-

    und Khlertypen untersttzt.

    Die berlastbarkeit von Leistungstransformatoren ist in IEC 354 bzw. im

    entsprechenden IEEE Loading Guide beschrieben. Die in diesen Publikationen

    genannten Last- und Temperaturgrenzen sollen einen sicheren Betrieb von

    Transformatoren gewhrleisten. Wirtschaftliche Erwgungen fr einen Betrieb ber

    die definierte Nennleistung hinaus knnen in den Loading Guides nicht bercksichtigt

    werden. Weiterhin wird die Khlanlagensteuerung und die sich daraus ergebenden

    Mglichkeiten fr den berlastbetrieb nicht beschrieben. Durch eine gnstige Wahl

    der Steuerungsparameter der Khlanlage knnen sowohl kleinere Gesamtverluste

    des Transformators, eine hhere kurzfristige berlastbarkeit und gleichzeitig eine

    hhere Nutzungsdauer erreicht werden.

    2. Thermische Beanspruchung von Transformatorwicklungen

    In den Wicklungen eines belasteten Transformators treten ohmsche Verluste durch

    die Wicklungsstrme und durch Wirbelstrme im Leitermaterial auf. Durch diesenlastabhngigen Wrmestrom treten Temperaturgradienten innerhalb des festen

    Isolationssystems der Wicklung und in der Grenzschicht an der Wicklungsoberflche

    zum l in den Khlkanlen auf. Der Temperaturgradient im festen Isolationssystem

    wird durch die Dicke des Kupferdrahtlackes, die Papierdicke und die durch

    Aufbauschungen der Papierschichten bedingte Bildung von ruhenden lschichten

    (ltaschen) bestimmt. An der Wicklungsoberflche wird der konvektive Wrme-

    abtransport mageblich von der Khlart, dem Wicklungstyp und vom gesamten

    Khllkreislauf bestimmt. Das Wrmeabfuhrvermgen ber die Wicklungsoberflche

    in das umgebende Khlmedium durch natrliche oder erzwungene Konvektion kann

    mit Wrmebergangszahlen beschrieben werden. Bei forcierter lstrmung ist die

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 3/13

    Wrmebergangszahl durch die lstrmungsgeschwindigkeit, die sich anhand

    hydraulischer Widerstandsnetzwerke berechnen lsst, bestimmbar. Bei natrlicher

    Khlung (ON) hngt sie jedoch wesentlich von der durch die Wicklungsoberflche

    tretenden Wrmestromdichte ab, die den Flchenschub fr den Antrieb der Strmung

    liefert. Mit der in Bild 1 gezeigten Versuchswicklung wurden zahlreicheErwrmungsversuche mit natrlich konvektiver Khlung (ONAN - Khlung)

    durchgefhrt um die Zusammenhnge zwischen den Einflussgren und den

    thermischen Auswirkungen auf die Wicklung genauer zu untersuchen.

    Bild 1a:

    Schematischdargestellter

    Querschnitt durch die

    Versuchswicklung

    (Scheibenwicklung).

    Bild 1b:

    Mit PT 100 Sensoren zur lokalen

    Temperaturmessung

    an bestimmten

    Messstellen ausge-

    stattete Wicklung.

    Bei der Versuchswicklung handelt es sich um eine Scheibenwicklung mit insgesamt

    62 Scheiben zu je 6 Windungen. Zwischen je zwei bereinanderliegenden Scheibenbefindet sich ein radialer Khlkanal von 5 mm Hhe. Innerhalb der

    Wicklungsscheiben gibt es keine weiteren axialen Khlkanle. lumlenkungen

    unterteilen die Wicklung in mehrere Khlkanalabschnitte. Die wichtigsten Daten der

    Versuchswicklung sind in Tabelle 1 aufgelistet.

    Nennstrom 52,9 A

    Gesamte Anzahl von Wicklungsscheiben 62

    Windungen je Scheibe 6

    Hhe der radialen Khlkanle 5 mm

    Wicklungshhe 827 mm

    Vertikale Khlkanle innerhalb der Wicklungsscheibe 0

    lumlenkungen an der Innenseite, positioniert an

    Scheibennummer (nummeriert von unten nach oben)

    12, 32, 42, 52

    uere lumlenkungen, positioniert an Scheibennummer 1, 22, 38, 48, 62

    Tabelle 1: Daten der verwendeten Versuchswicklung.

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 4/13

    Die Abhngigkeit der Wrmebergangszahl von der Wrmestromdichte ist in Bild 2

    dargestellt. Die durchgezogene Kurve zeigt den durch Interpolation der Messpunkte

    angenherten Verlauf. Das erhhte Wrmeabfuhrvermgen der Wicklung bei hherer

    Wrmestromdichte ist durch die ansteigenden Auftriebskrfte, die bei natrlicher

    Khlung den lfluss zustande bringen, begrndet.

    Bild 2:

    Berechnete und

    gemessene Wrme-

    bergangszahl in

    Abhngigkeit von der

    Wrmestromdichte q.

    Praktische Erfahrungen haben zudem gezeigt, dass das thermische Verhalten von

    ON - gekhlten Wicklungen ebenfalls von der geforderten Spannungsfestigkeit der

    Wicklung abhngt. Dies liegt daran, dass sich zustzliche hydraulische Widerstnde

    durch umfangreiche Isolationsaufbauten im lkreislauf den lstrom durch die

    Wicklung begrenzen. Sowohl die Temperaturgradienten entlang der Wicklungsachseals auch die Wrmebergangszahl der Grenzschicht sind bei Wicklungen mit hohem

    Isolationspegel ungnstiger als bei Wicklungen mit kleineren Prfspannungen.

    In Bild 3 ist dargestellt, wie sich die Wrmebergangszahlen bei unterschiedlichen

    hydraulischen Widerstnden im lkreislauf an derselben Wicklung verhalten. Die

    Vergrerung der hydraulischen Widerstnde wurde durch eine Reduzierung der

    leinlassffnungen an der Unterseite der Wicklung vorgenommen. Der maximale

    leinlassquerschnitt der Wicklung betrgt S0= 3972 mm2.

    Der leinlassquerschnitt wurde bei den einzelnen Messungen auf ca. 30 %, 20 %

    und 10 % des Maximalwertes S0 reduziert; dies ist in Bild 3 als Kurvenparameter

    S/S0angegeben.

    Es ist ersichtlich, dass sich bei konstanter Wrmestromdichte aber erhhtem

    hydraulischen Widerstand die Wrmebergangszahl deutlich verkleinert, d.h. die

    Wrmebertragung an der Wicklungsoberflche in das umgebende Khll wird

    deutlich vermindert. Dadurch wird das Temperaturniveau der Wicklung angehoben.

    erechnet

    gemessene Werte

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 5/13

    Bild 3:

    Wrmebergangszahl

    bei vermindertem

    leintrittsquerschnitt der

    Wicklung.

    Durch den verringerten ldurchfluss und den damit verbundenen geringeren

    Wrmeabtransport erhht sich die Temperaturdifferenz zwischen ein- und

    ausflieendem Khll in der Wicklung zwangslufig. Dieser Temperaturgradient ist

    fr die thermische Auslegung der Wicklung eine bedeutende Gre. Die mittlere

    Kupfertemperatur bildet sich aus der Summe der mittleren ltemperatur und dem

    Kupfer - l - Temperatursprung der von der Wrmebergangszahl abhngt.

    Bild 4

    Vertikaler Temperatur-

    gradient des Khlls in

    der Wicklung.

    Bestimmt aus lokal

    gemessenen

    ltemperaturen

    innerhalb der Wicklung.

    3 Innovationen bei der thermischen Auslegung

    Die Weiterentwicklung der thermischen Auslegung von Transformatoren zielt auf ein

    kompakteres Wicklungsdesign und damit auf Material- und Gewichtseinsparungen

    ab. Ein Schritt in diese Richtung ist die Untersuchung verschiedener Wicklungsarten

    und Khlarten hinsichtlich ihrer Effizienz bei der Wrmeabfuhr.

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 6/13

    3.1 Wrmebergang Wicklung - l

    Die gebruchlichsten Wicklungsarten sind in Tabelle 3 dargestellt. Generell knnen

    die Wicklungen in Transformatoren in Lagenwicklungen und Scheibenwicklungen

    unterteilt werden.

    Axial Radial axial+radial

    Lagen-

    Wicklungen

    nicht

    betrachtet

    Scheiben-

    Wicklungen

    Tabelle 2: Wicklungsarten und Khlkanalgeometrien.

    Ein allgemeiner Ansatz zur Berechnung des Leiter - l Temperaturgradienten

    unabhngig von der Wicklungs- und Khlart ist:

    +=

    1_ thOilCu q (1)

    qth ist die Wrmestromdichte durch die Wicklungsoberflche, ist die Dicke der

    Leiterisolation, ist die spezifische Wrmeleitfhigkeit der Leiterisolation und istdie Wrmebergangszahl an der Leiteroberflche.

    Eine direkte Berechnung der Wrmebergangszahl ist praktisch aufgrund derkomplexen Geometrie von Transformatorwicklungen nicht mglich. Die hnlichkeits-

    theorie aus der Thermo- und Fluiddynamik ermglicht es aus Messungen an

    Versuchswicklungen ermittelte Wrmebergangszahlen auf hnliche Wicklungen

    bertragen zu knnen. Ausschlaggebend ist dabei die Darstellung der Ergebnisse

    anhand der dimensionslosen Nusselt - Zahl als Kenngre, woraus sich dann die

    Wrmebergangszahl nach folgender Beziehung mit Lcals charakteristischer Lnge

    berechnen lsst:

    cL

    Nu= (2)

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 7/13

    Fr die Wicklungsarten in Tabelle 1 wurden Funktionen fr die Nusselt - Zahlen

    erstellt. Dazu wurden Erwrmungsmessungen an einer Vielzahl von Transformatoren

    ausgewertet und miteinander verglichen.

    Fr Wicklungen mit erzwungenem und natrlichem lumlauf sind zwei verschiedene

    allgemeingltige Anstze notwendig.

    natrlicher lumlauf (ON) Erzwungener lumlauf (OD)

    ( ) kGrCNu m = Pr ( ) kCNu m = PrRe

    Die Parameter C und m wurden aus Messungen gewonnen. Der Korrekturfaktor k

    bercksichtigt weitere Aspekte der Wicklungsgeometrie.

    Wicklungsart Erzwungener lumlauf Natrlicher lumlauf C m C m

    Lagenwicklung, axial 0,834 0,213 9,05 0,61Lagenwicklung, radial 0,834 0,213 8,152 0,191Spulenwicklung, radial 0,834 0,213 8,152 0,191Spulenwicklung, axial 0,61 0,210 9,05 0,61Spulenwicklung, axial +radial

    0,0148 0,47 0,262 0,346

    Tabelle 3: Parameter zur Berechnung der Wrmebergangszahl.

    3.2 Khlanlagen

    Khlanlagen fr Grotransformatoren lassen sich in zwei verschiedene Bauformen

    einteilen. Kreuzstrom-Wrmetauscher sind sehr kompakte Baugruppen in denen

    beide Medien, zwischen denen der Wrmeaustausch stattfinden soll, mittels Pumpen

    bzw. Lfter durch den Khler gefrdert werden um den relativ hohen Druckabfall

    auszugleichen. Diese Khler besitzen bei einem Lfter- oder Pumpenausfall

    praktisch keine Restkhlleistung. Eine andere Bauform sind Radiatorenkhlanlagen

    die ebenfalls mit Lftern und Pumpen versehen werden knnen. Die maximal

    erreichbare Khlleistung von Radiatorenkhlanlagen wird meist durch die Luftmenge

    begrenzt, die mit Hilfe von Lftern zwischen die Khlelemente geblasen wird. Bei

    stehenden Lftern und Pumpen bewegt sich die verbleibende Khlleistung im

    Bereich zwischen 40 - 60% der maximalen Khlleistung.

    Um bei groen Leistungstransformatoren sehr groe Radiatorenkhlanlagen zu

    vermeiden ist es notwendig die Leistungsdichte dieser Khlanlagen zu steigern. Dies

    kann erreicht werden indem Lfter mit groem Durchmesser zum Einsatz kommen,

    deren Kennlinie auf die Verhltnisse am Radiator angepasst sind. Um einen hheren

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 8/13

    Luftstrom zu erreichen werden Lfter sowohl horizontal als auch vertikal blasend

    angebaut.

    4 Beeinflussung von Gesamtverlusten, berlastbarkeit undBetriebssicherheit

    Die Gesamtverluste eines Transformators setzen sich aus Leerlaufverluste,

    Kurzschlussverluste (Lastverluste) und dem Eigenbedarf fr die Peripherie

    zusammen. Der berwiegende Anteil der Eigenbedarfsverluste macht in den meisten

    Fllen die Leistungsaufnahme von Lftern und Pumpen der Khlanlage aus.

    4.1 Zusammenspiel Transformator - Khlanlage

    Die Leerlaufverluste sind hauptschlich durch die Induktion und die Beschaffenheit

    des Kerns bestimmt und nherungsweise unabhngig von der Betriebstemperatur

    des Transformators. Die Kurzschlussverluste sind temperaturabhngig und steigen

    bei konstanter Belastung mit der Temperatur bzw. dem spezifischen Widerstand des

    Leitermaterials an. Die Leistungsaufnahme der Khlanlage steigt umgekehrtproportional mit abnehmendem Temperaturgradienten zwischen der mittleren

    ltemperatur im Khler und der Umgebungstemperatur bei sonst gleichen

    Bedingungen an. Es existiert also fr jeden Wert einer mittleren Belastung bezglich

    den Verlusten ein optimaler Betriebspunkt. Einerseits fhrt eine Steigerung der

    Khlleistung zwar zu sinkenden Temperaturen, die Gesamtverluste knnen dabei

    aber wegen den berwiegenden Khlanlagenverlusten trotzdem grer ausfallen.

    Andererseits kann eine Verringerung der Khlleistung zu kleineren Gesamtverlusten

    fhren, obwohl die Kurzschlussverluste aufgrund einer hheren Leitertemperatur

    zunehmen. Der optimale Betriebspunkt bezglich einer Minimierung der

    Gesamtverluste ist dann erreicht, wenn es sich aufgrund der Gesamtverlustbilanz

    weder lohnt die Khlleistung zu erhhen noch diese zu verringern.

    Beispielrechnung

    Das Verhalten der einzelnen Verlustanteile soll anhand einesNetzkuppeltransformators mit einer Leistung von 300 MVA und einem Nenn-

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 9/13

    bersetzungsverhltnis von 420/110/15 kV verdeutlicht werden. Die weiteren

    zugrundeliegenden Daten sind:

    Leerlaufverluste 110 kW

    Kurzschlussverluste 850 kW

    Mittlere jhrliche Umgebungstemperatur 20 C

    Leistungsaufnahme Khlstufe 1 10 kW

    Leistungsaufnahme Khlstufe 2 (inklusive 1) 18 kW

    Tabelle 4: Daten eines Netzkuppeltransformators 300 MVA 420/110/15 KV

    Die Bilanz der Verlustleistungen soll hier bei verschiedenen Lastfllen oberhalb und

    unterhalb des Optimums verglichen werden. In Tabelle 2 sind die sich einstellenden

    ltemperaturen und die dazugehrigen Verluste im Transformator neben den

    Khlanlagenverlusten fr fnf Lastflle dargestellt. Die Summe aus beiden Verlusten

    ergibt die Gesamtverluste. In diesem Beispiel wurde die Hilfsenergie fr die

    Khlanlage gleich wie die Verluste im Aktivteil des Transformators gewichtet.

    PKhlanl. [kW] PV_Trafo [kW] Pgesamt [kW] ltemp. [C]

    Last = 80 %Stufe 1 10 681 691 80

    Stufe 2 18 627 645 50

    Last = 60 %Stufe 1 10 409 419 58

    Stufe 2 18 389 407 39

    Last = 50 %Stufe 1 10 311 321 50

    Stufe 2 18 301 319 35

    Last = 40 %Stufe 1 10 236 246 43

    Stufe 2 18 231 249 31

    Last = 30 %Stufe 1 10 179 189 37

    Stufe 2 18 177 195 29

    Tabelle 5: Gegenberstellung der Verluste in beiden Khlstufen bei

    verschiedenen mittleren Belastungen

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 10/13

    Im vorliegenden Beispiel bringt die Zuschaltung der vollen Khlleistung ab einer

    Belastung von 46,3% eine Reduzierung der Gesamtverluste. Anders verhlt es sich

    bei kleineren Belastungen. Unterhalb dieses Wertes fhrt die Zuschaltung der

    zweiten Khlstufe zu einer Erhhung der Gesamtverluste. Bei 40% steht einer

    Reduzierung der Kurzschlussverluste von 236 kW auf 231 kW ein hherer

    Eigenbedarf der Khlanlage von 8 kW gegenber. Die Gesamtverluste erhhen sich

    dadurch um 3 kW.

    Wahl der Einstellwerte fr minimale Gesamtverluste

    Die optimalen Einstellwerte fr die Khlanlagensteuerung knnen fr eine bekannte

    Umgebungstemperatur und eine bestimmte Belastung nach der folgendenVorgehensweise gewhlt werden.

    1) Bestimmung der nderung der Kurzschlussverluste mit der Leitertemperatur bei

    der gewhlten Belastung k.

    2) Bestimmung der nderung der aufgenommenen Leistung zwischen den

    Khlstufen bezogen auf die Temperaturdifferenz, die bei der gewhlten Belastung

    auftreten wrde.3) Gleichsetzen der unter 1) und 2) berechneten Ergebnisse liefert den

    Betriebspunkt der Khlanlage bei dem die geringsten Gesamtverluste auftreten.

    Transformator

    Stufe 2 Stufe 1

    PV

    [kW/K]

    l

    Khlanlage

    optimaler Betriebspunkt bei opt

    21

    Bild 5 Charakteristik der Verlustnderungen von Transformator und

    Khlanlage als Funktion der mittleren Temperatur des Transformators.

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 11/13

    Der in der Praxis berwiegend anzutreffende Fall ist in Bild 5 dargestellt. Die

    nderung der Kurzschlussverluste des Transformators ist unabhngig von der

    Temperatur im Transformator und als waagerechte Linie dargestellt. Die Kurve fr

    die Khlanlage ist durch die aufgenommene Leistung in den einzelnen Khlstufen

    und die sich ergebenden ltemperaturen gegeben. Die Zuschaltung einer Khlstufe

    bewirkt eine Reduzierung der mittleren Temperatur und einen Anstieg der

    Leistungsaufnahme. Zwischen diesen Punkten existieren alle Betriebsflle der

    Khlanlage die sich aus einem abwechselnden Betrieb von zwei Khlstufen

    zusammensetzen. Diese Betriebspunkte liegen auf der gestrichelten Linie zwischen

    den Schaltpunkten. Der optimale Betriebspunkt, bei dem sich die nderungen der

    Kurzschlussverluste und der Hilfsenergie fr die Khlanlage gerade ausgleichen,

    liegt auf dem Schnittpunkt beider Funktionen. In der berwiegenden Zahl der Flle

    setzt sich dieser Betriebspunkt aus dem Zusammenspiel von zwei Khlstufen mit den

    Temperaturdifferenzen zur optimalen mittleren ltemperatur 1 und 2

    zusammen. Die optimale Khlstufe ist diejenige, welche dem Schnittpunkt der beiden

    Kurven am nchsten liegt.

    4.2 berlastbarkeit und Betriebssicherheit

    Es knnen grundstzlich zwei verschiedene Arten der berlastbarkeit von

    Transformatoren unterschieden werden.

    - kurzfristiger Notbetrieb

    - kontinuierliche berlastbarkeit

    Ein kurzfristiger Notbetrieb kann zur Abwendung von schweren Strungen im Netz

    fr eine begrenzte Dauer zugelassen werden. Dabei wird eine beschleunigtethermische Alterung aufgrund stark erhhter Betriebstemperaturen in Kauf

    genommen. Die geltenden Temperaturgrenzen stellen sicher, dass durch die

    erhhten Temperaturen keine dielektrischen Fehler, beispielsweise ausgelst durch

    Gasblasen im l, zu einer Zerstrung des Transformators fhren. Ein kurzzeitiger

    Notbetrieb stellt immer ein hohes Risiko dar und eignet sich schon deshalb nicht fr

    eine wirtschaftlichere Ausnutzung dieses Betriebsmittels.

    Eine kontinuierliche berlastbarkeit kommt durch gnstige Umgebungsbedingungenund Sicherheitsmargen, beispielsweise durch zugeschaltete Reservekhlkreise,

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 12/13

    zustande. Bei diesem berlastbetrieb werden keine berschreitungen von

    Grenztemperaturen die fr den Nennbetrieb gltig sind zugelassen. Das

    Betriebsrisiko ist nicht erhht und die Alterung wird durch die berlastung nicht

    beschleunigt. Diese bisher weitgehend ungenutzte bertragungskapazitt steht,

    beispielsweise zur Abdeckung von Lastspitzen im Winter, zur Verfgung.

    Um Transformatoren ohne zustzliches Risiko gezielt berlasten zu knnen wird ein

    Diagnosesystem bentigt. Das Diagnosesystem berechnet anhand einiger

    Messwerte laufend die aktuelle berlastbarkeit des Transformators. Wenn diese

    Angaben fr die Netzfhrung nutzbar gemacht werden besteht die Mglichkeit diese

    Daten bei der Lastverteilung zu bercksichtigen.

    5 Zusammenfassung und Ausblick

    Im vorliegenden Beitrag wurde gezeigt, dass bei Transformatoren die Grenzen der

    Belastbarkeit im Wesentlichen durch die thermischen Verhltnisse festgelegt werden.

    Eine bessere Ausnutzung dieser Betriebsmittel im laufenden Betrieb und eine

    effizientere Auslegung kann nur dann gewhrleistet werden wenn das thermische

    Verhalten genau bekannt ist. Dies erfordert Detailwissen ausgehend vom

    thermischen Verhalten der einzelnen Wicklungen bis hin zur Betrachtung des

    Gesamtsystems Transformator - Khlanlage.

    Untersuchungen an einer ON - gekhlten Modellwicklung haben gezeigt, dass

    insbesondere bei dieser Khlart die Wrmebertragung in das Khll stark von der

    Wrmestromdichte abhngt. Des weiteren wurde der Einfluss zustzlicher

    hydraulischer Widerstnde, die u.a. durch einen erhhten Isolationsaufbau zustande

    kommen und damit direkt den Einfluss des Wicklungsdesigns widerspiegeln,

    aufgezeigt. Die gewonnenen Ergebnisse knnen auf andere Wicklungen derselben

    Art durch dimensionslose Kennzahlen bertragen werden, was bei der Vielzahl von

    unterschiedlichen Wicklungsarten und Khlkanalgeometrien uerst vorteilhaft ist.

    Weiterentwicklungen im Bereich der thermischen Auslegung von Transformatorenkonzentrieren sich auf die Verbesserung der Genauigkeit von Berechnungsverfahren

  • 7/25/2019 2004 Micafil Schaefer

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    Thermisches Verhalten und berlastbarkeit von Leistungstransformatoren 13/13

    fr die Bestimmung der Temperaturgradienten Leiter-l und auf eine Verbesserung

    der Khlflchenausnutzung an Radiatorenkhlanlagen.

    Die Wahl der Einstellwerte fr die Khlanlagensteuerung mit dem Ziel einer

    Minimierung der Gesamtverluste fhrt in den meisten Fllen zu erheblich niedrigeren

    Temperaturen im Aktivteil als bisher blich und damit zu einer mglicherweise

    lngeren Nutzungsdauer. In den meisten Fllen mssen jedoch Verluste durch die

    Bereitstellung von Hilfsenergie gegenber den inneren Verlusten im Transformator

    hher bewertet werden. Dies verschiebt die optimale Betriebstemperatur hin zu

    hheren Werten. Intelligente Monitoringsysteme sind in der Lage den optimalen

    Einsatz der Khlanlage in Abhngigkeit von den aktuellen Last- und

    Umgebungsbedingungen zu bestimmen. Dabei kann auch die berlastbarkeit des

    Transformators aufgrund gnstiger Umgebungsbedingungen dargestellt und im

    berlastfall berwacht werden. Bei Transformatoren mit einer herkmmlichen

    Zweipunktregelung knnen die Einstellwerte nur fr eine festgelegte mittlere

    Belastung optimiert werden. Diese Art der Optimierung liefert gegenber der

    kontinuierlichen Optimierung immer ein ungnstigeres Ergebnis.

    In den meisten Betriebsfllen hat ein Transformator eine hhere

    bertragungskapazitt als bei Nennbedingungen ermittelt wurde. Mit Hilfe eines

    Diagnosesystems kann diese berlastkapazitt fr eine wirtschaftlichere Ausnutzung

    der Betriebsmittel genutzt werden.

    6 Literatur:

    [1] IEC 354 Loading guide for oil immersed power transformers

    [2] J. Bertsch, F. Oechsle, M. Schfer, Thermische berwachung von groen

    ltransformatoren, Bulletin SEV/VSE 20/1998, S. 41-44

    [3] S. Tenbohlen, M. Schfer, H. Matthes, Beurteilung der berlastbarkeit von

    Transformatoren mit online Monitoringsystemen, Elektrizittswirtschaft, Jg 99

    (2000), Heft 1-2