Post on 06-Apr-2015
Das Hochschulsystem in ChileEin Modell in der Krise
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Historischer Rahmen
Lateinamerika 1950
75 Hochschulen mit etwa 266 000 Studenten
Damit waren etwa 2% der Altersgruppe zwischen 18 und 24 an Hochschulen eingeschrieben.
Lateinamerika heute
Etwa 4000 Hochschulen und 10.500 nicht-universitäre Hochschulen mit insgesamt ca. 24 000 000 Studenten1
Damit sind etwa 37% der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren an Hochschulen eingeschrieben.
1 La Tercera, 23.03.2014
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Historischer Rahmen
Chile 1950
6 Hochschulen mit 14.917 Studenten1
Alle diese Hochschulen wurden staatlich gefördert und verlangten praktisch keine Studiengebühren.
Chile 1980
8 Hochschulen mit ca 100.000 Studenten2
Chile heute
60 Hochschulen mit ca. 688 000 Studenten3, also 10mal mehr Hochschulen und etwa 46mal mehr Studenten als vor gut sechzig Jahren
Alle verlangen Studiengebühren. 1 http://www.oei.es/quipu/chile/CHIL02.PDF2 Patricio Meller, “Universitarios, …”, Santiago 2011, S. 12 und 1232 http://www.mifuturo.cl/index.php/bases-de-datos/mi-futuro
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Hochschultypen
In Chile gibt es:
60 Universitäten 16 staatliche Universitäten 44 private Universitäten
Die Unterscheidung zwischen staatlich und privat ist - abgesehen von einigen geringen Mitteln staatlicher Grundfinanzierung (AFD) - seit der Reform der Hochschulgesetzgebung 1981 im wesentlich nur noch eine Unterscheidung über die Kontrolle der eingesetzten Mittel durch den Rechnungshof oder nicht.
44 Institutos Profesionales (Ips) alle privat
59 Centros de Formación Técnica (CFTs) alle privat
Die IPs und die CFTs würden in Deutschland im wesentlichen als Berufsschulen klassifiziert.
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Einschreibung nach Hochschultypen
Quelle: www.mifuturo.cl
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
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1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
-
100,000
200,000
300,000
400,000
500,000
600,000
700,000
800,000
CENTRO DE FORMACIÓN TÉCNICAINSTITUTO PROFESIONALUNIVERSIDAD
Stud
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Hochschulen ohne Institutionen der Berufsausbildung
Die 60 chil. Hochschulen teilen sich selbst in traditionelle und nicht-traditionelle HS auf:
25 traditionelle Hochschulen der chil. Rektorenkonferenz (CRUCH) 16 staatliche Universitäten (einige eher national andere eher regional) 9 private Universitäten (einige eher national andere eher regional)
35 nichttraditionelle Hochschulen eine Opus-Dei-Universität, bzw. vom O.D. stark beeinflusste Univers. Jesuitische Universitäten und andere kath. Universitäten Universitäten der Laureate-Gruppe Universitäten, die einer Partei nahe stehen (Christdem., Komm., UDI) ‘Netzwerk’-Universitäten für die Kinder der chil. Oberschicht Universitäten, für sozioökonomische Schichten, die keine gute und d.h. in der Regel private und teure Schulbildung erhalten haben und bei der Hochschulzugangsprüfung schlecht abgeschnitten haben.
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Wo studieren die chil. Studenten?
Die chilenischen Studenten studieren nach Zahlen des chil. Erziehungsministeriums (MINEDUC 2013) an:
16 Staatliche Universitäten mit 28% der Studenten
44 private Universitäten mit 72% der Studenten 35 private Nicht Cruch-Universitäten 9 private Cruch-Universitäten
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Unterschied: Traditionelle und nicht-traditionelle HS
AFD = Aporte financiero directo
Nur die CRUCH-Universitäten haben neben Krediten, indirekten Subventionseinheiten (AFI) und Stipendien auch noch Zugang zu direkten Subventionseinheiten (AFD).
Die AFD sind eine direkte staatliche Finanzierung in Form von Geldern und werden zu 95% nach einem historischen Schlüssel und zu 5% nach kompetitiven Kriterien vergeben.
Diese sind vor allem:- Schlüssel Studenten-Professoren- Anzahl von Dozenten mit Master bzw. Promotion- Anzahl der Forschungsprojekte und Publikationen- Forschungsleistungen
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Unterschied: Traditionelle und nicht-traditionelle HS
Die traditionellen (CRUCH-)Universitäten haben
Studenten- 282 000 grundständige Studenten (48% der St. in grundständigen Studiengäng.)- 21 000 postgraduale Studenten (67% der St. in postgraduales Studiengängen)- 77% der besten Abgänger der Sekundarstufe als Studenten1
Forschung- 90% aller Web of Science Publikationen in Chile2
- 92% aller Promotionsprogramme und 93% aller PhD-Studenten3
- 91% der frei einwerbaren Forschungsmitttel für Grundlagenforschung4
- 85% der Vollzeit PhD Studenten Chile5
AFI – staatliche Subventionen pro Student- 74% der Aportes financieros indirectos6
Quellen:1 MINEDUC, Admisión 20112 Conicyt3 Consejo Sueprior de Educación4 Fondecyt, con datos de 20075 INDICES 2011, CNED.6 Ministerio de Educación
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Ökonomische Rahmenbedingungen
Die gesetzlichen Vorgaben in Chile verbieten das Betreiben von Universitäten zum Erzielen privater Gewinne, also das Betreiben sogenannter ‘profit-universities’. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass es diese Art von Universitäten in Chile verdeckt doch gibt.
Grundsätzlich gilt für alle Erziehungsinstitutionen Chiles, dass sie vom Kindergarten bis zur Universität von folgenden Steuern befreit sind:
auf Matrikel- und Studiengebühren werden keine Mehrwertsteuer erhoben
von der Einkommenssteuer
von Grundsteuern für Liegenschaften, die sie besitzen oder bewirtschaften.
Die OECD und die Weltbank haben 2009 in einer Studie festgestellt, dass Chile das einzige Land der Welt sei, in dem die privaten Universitäten mehr öffentliche Gelder erhalten als die staatlichen Universitäten.
11
Ökonomische Rahmenbedingungen
In Chile zahlen die Familien etwa 76% der Kosten für eine Hochschulstudium und nur die restlichen 24% kommen vom Staat.
Im Durchschnitt der OECD werden etwa 70% der Kosten vom Staat übernommen und 30% von den Familien.
In Deutschland kommen nach OECD-Angaben etwa 85% vom Staat von 15% von den Familien.1
Durchschnittsgebühren jährlich: ca. 5560 USD (4250 €) private nichttraditionelle Universitäten ca. 5525 USD (4220 €) traditionellen öffentlichen und privaten Univ.
Durchschnittliche jährliche Studiengebühr in der Metropolenregion Santiago: ca. 6000 USD (4660 €) und in der armen Region de Aysen: ca. 2780 USD (2125 €)
1 Education at a glance 2012 – OECD, Table B3.2b. Relative proportions of public and private expenditure on educational institutions, as a percentage, for tertiary education (2009)
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Durchschnittl. jährliche Studiengebühren im Verhältnis zu staalichen Hilfen für Studenten
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Ökonomische Rahmenbedingungen
1 Education at a glance 2012 – OECD
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Ökonomische Rahmenbedingungen
1 Education at a glance 2012 – OECD, Table B3.2b. Relative proportions of public and private expenditure on educational institutions, as a percentage, for tertiary education (2009)
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Öffentliche Finanzierung Private Finanzierung Subventionen für Private Finanzierung
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Hochschulzugang
Nach 12 Jahren Schule – und eventuell einem vorbereitenden Jahr im „Preuniversitario“ – kann die chilenische Hochschulzugangsprüfung ablegt werden: PSU (= Prueba de Selección Universitaria).
Die Bewerber werden entsprechend ihrem Ranking in der PSU aufgenommen (faktischer „numerus clausus“). Von den 35 Universitäten außerhalb der CRUCH knüpfen acht Universitäten1 die Aufnahme ebenfalls an die PSU. Die anderen Universitäten akzeptieren auch Studienbewerber/innen, die die PSU nicht abgelegt haben bzw. fordern keine Mindestpunktzahl.
Wichtig für Deutsche Universitäten:
Chilenische Studenten erwerben als einzige Studenten Lateinamerikas mit einer Punktzahl von mehr als 600 Punkten in der PSU gleichzeitig auch die Zugangsberechtigung zu deutschen Hochschulen.
1 U. Diego Portales, U. Mayor, U. Finis Terrae, U. Andrés Bello, U. Adolfo Ibáñez, U. de los Andes, U. del Desarrollo und U. Alberto Hurtado
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Hochschulzugang
An einigen der CRUCH-Universitäten sind die Aufnahmeanforderungen hoch:
1 U. Diego Portales, U. Mayor, U. Finis Terrae, U. Andrés Bello, U. Adolfo Ibáñez, U. de los Andes, U. del Desarrollo und U. Alberto Hurtado
Universität Bewerber 2011 Aufnahme 2011
Univ. de Chile 27.527 4.699
Pont. Univ. Católica 17.387 3.777
Univ. de Concepción 37.675 4.870
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Überblick Studienfinanzierung
Es gibt im wesentlich 3 verschiedene Formen der Studienfinanzierung:1. Staatlich gestützte Bankkredite (Crédito con aval del estado = CAE)
Diese werden seit 2011 mit 2% verzinst, wobei der Staat die Zinsdifferenz zum Marktzins finanziert und die Garantie für das Ausfallrisiko übernimmt.
2. Subventionseinheiten (Aporte financiero indirecto = AFI)Hochschulen erhalten Subventionseinheiten für jeden Studienanfänger, den sie aus den 27.500 Studenten mit den besten PSU-Werten anwerben.
3. Stipendien für die StudiengebührenEs gibt in Chile für Chilenen aktuell acht verschiedene nationale Stipendienprogramme für ein Hochschulstudium, die an die Einkommensverhältnisse der Eltern gebunden sind.
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Studienfinanzierung: Kredite und Subventionen
U. Diego Portales
PUC de Valparaíso
U. de Desarollo
U. de los Andes
U. Adolfo Ibañez
U. de Concepción
Usach
U. Fed. Santa Maria
PUC
U. de Chile
693,620
711,912
775,665
782,794
1,202,974
1,319,720
1,342,854
1,609,704
4,643,903
4,660,581
AFI: Die 10 Univ. die am meisten Subvention erhalten (Angaben in 1000 Pesos)
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Studienfinanzierung: Stipendien
Es gibt 8 nationale Stipendienprogramme, die von Einkommensverhältnissen abhängen. Das System basiert darauf, die chil. Bevölkerung nach Einkommen in 20%-Gruppen aufzuteilen. Es können sich in der Regel die einkommensschwäch-sten drei Fünftel (bzw. im Falle der Lehrerstudiengänge vier Fünftel) der Einkom- mensklassen bewerben.Dabei wird das ganze verfügbare Familieneinkommen zusammengerechnet und durch die Zahl der Familienmitglieder geteilt:
Quintil I 0 - 70.543 CLP 0 € – 113 €
Quintil II 70.544 - 118.145 CLP 114 € – 191 €
Quintil III 118.145 - 181.703 CLP 120 € – 293 €
Quintil IV 181.704 - 331.917 CLP 294 € – 535 €
Quintil V 331.918 - CLP 536 € –
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Studienfinanzierung: Stipendien
Die Regierung Piñera konnte zu Recht auf gewaltige Wachstumsraten bei der Vergabe von Stipendien verweisen (Investitionssumme: US$ 789 Millionen also etwa 610 Millionen €):
Stipendien Steigerungsrate
2009 118 000 Stipendien
2013 322 000 Stipendien 173%1
Entscheiden ist allerdings, dass die 8 nationalen Stipendienprogramme fast ausschließlich Stipendienprogramme für Studiengebühren sind, d.h. im Falle von Studenten, die an gewinnorientierten Nicht-CRUCH-Univ. studieren, oft eine direkte staatliche Subvention von priv. Gewinninteressen darstellen.
Der staatliche Mindestlohnliegt augenblicklich (August 2013 - Juli 2014) bei 210 000 CLP (was momentan etwa 275 € entspricht).
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Hochschulbudgets
Vergleich FU Berlin, TUM – Univ. de Chile 2011
Studenten Haushalt
FU Berlin 28 000 286 Mil €1 zusätzl. 106,3 Mil € Drittmittel
TU München 32 000 650 Mil €1 zusätzl. 259 Mil € Drittmittel2
Univ. de Chile 35 000 668 Mil € davon: 120 Mil €3 staatliche Mittel
Quellen:1 ohne Medizin2 mit Medizin3 Contraloria General de la Republica, April 2012, “Financiamiento Fiscal a la Educación Superior 2011”, enthält auch eingeworbene Drittmittel von Conicyt, ohne diese beträgt der Staatszuschuss, etwa 80 Mil €.
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Haushalt chilen. Hochschulen
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28
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Ökonom. Rahmenbed. nichttraditioneller Universitäten
Gleichwohl haben sich im Umkreis der nichttraditionellen privaten Universitäten Aktiengesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet, die unter anderem Dienstleistungen wie die Vermietung von Hochschulgebäuden, Rechnungswesen oder Hochschulwerbung anbieten. Diese Aktiengesellschaften haben in der Regel dieselben Besitzer bzw. Teilhaber wie die gemeinnützige Körperschaft und Stiftung, aus der die Hochschule besteht.Gewinne werden auf diesem Weg nicht in der gemeinnützigen Körperschaft bzw. Stiftung erzielt, sondern über die Aktiengesellschaften, die den Universitäten ihre Dienstleistungen - oft teuer - verkauft.Eine weitere Möglichkeit der Erzielung von Gewinnen ist der Verkauf von Aktien der Aktiengesellschaft. Die gemeinnützige Körperschaft bzw. Stiftung selbst kann nicht verkauft oder übertragen werden. Ebenso beliebt ist, dass Teilhabern bzw. Teilhabergruppen einer Universität diese verlassen und dann durch andere ersetzt werden müssen.
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Die Studentenproteste
Vier Bildungsminister seit Amtsantritt von SebastiánPiñera
Joaquín Lavín Infante, UDI (Opus Dei, Mitglied und Ökonom)
11.03.2010 – 18.7.2011 (Rücktritt)
Konflikte, da Lavin als Gründer und Teilhaber derpriv. Univ. de Desarollo des Interessenkonfliktsbezichtigt wird. Die Univ. de Desarollo ist eine starkparteipolitisch ausgerichtetes Hochschulprojekt (derUDI zugehörig) und gehört zusammen mit der Univ..de los Andes und der Universidad Adolfo Ibañez zuden Universitäten mit dem geringsten Anteil vonStudenten aus staatlichen oder staatlich subven-tionierten Schulen. Über 80% der Studenten dieser3 Univ. kommen aus nicht subventionierten Privatschulen, so dass ihre Studenten überwiegend aus dem wohlhabendsten Segment der Gesellschaft kommen.
25
Die Studentenproteste
Felipe Bulnes Serrano, RN
18.07.2011 – 29.12.2011 (Rücktritt)
Der Jurist Felipe Bulnes ist im Grunde ein Übergangsminister, der nur fünf Monate im Amt ist. Bulnes wollte von Anfang an nicht länger Minister sein, sondern nur das noch von Lavin geplante Reformpaket durch den Kongress bringen.
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Die Studentenproteste
Harald Beyer Burgos, unabhängig
29.12.2011 – 17.4.2103 (Amtsenthebung)
Mit dem Ökonomen Harald Beyer wird ein Experte zu Fragen des Bildungswesens Bildungsminster. Er hatte schon während der Schülerproteste 2006 die Regie-rung Bachelet beratend unterstützt und kommt aus dem aus dem wirtschaftsnahen think-tank Centro de Estudios Politicos (CEP). Er ist kein Minister der Stu-dentenbewegung, da er immer gegen eine der Haupt-forderung der Studenten, nämlich Abschaffung der Studiengebühren, Stellung bezogen hat. Unklarer ist sein Haltung zum Thema „Profitorientierung von Hochschulen“. In einem Interview noch als Subdirector des CEP sagt er, dass eine profitorientierte Hoch-schule nie eine gute Hochschule sein könne.
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Die Studentenproteste
Harald Beyer Burgos, unabhängig
29.12.2011 – 17.4.2103 (Amtsenthebung)
Die Hauptachse der Arbeit des Ministers Beyer bestand in drei Themen:- Schaffung einer „Superintendecia de Educación Superior“ als einer Aufsichtsbehörde für die Hochschulen- Schaffung eines neuen Akkreditierungssystems- Curriculare Reformen zur Verkürzung des Studiums
Dazu kommen noch die Frage nach der- Grundfinanzierung des Hochschulwesens und der- Reform der Hochschulzugangsprüfung PSU
28
Die Studentenproteste
Carolina Schmidt Zaldívar, unabhängig 22.04.2013 – Ende Februar 2014
Die Ministerin war eine Übergangsministerin. Sie hatden Kurs ihres Vorgängers aber anscheinend fort-gesetzt, d.h. die vorbereiteten Gesetzesvorhaben vorallem zur Neuregelung des Akkreditierungssystemsins Parlament eingebracht. Weiter war eine Schwer-punktverlagerung von der Frage der Studiengebührenhin zur Verbesserung des Angebots frühkindlicherErziehung festzustellen. Sie kündigte im Mai 2013 an,einen kostenlosen und verpflichtenden Kindergart-tenbesuch ab 3 Jahren durchsetzen zu wollen(augenblickliche Teilnahme nur 51% eines Jahrgangs).
Die hochschulpolitischen Gesetzesvorhaben derMinisterin wurden alle von der Nachfolge-Regierungunter Präsidentin Bachelet (Mittel-links) wieder einkassiert und nicht weiterverfolgt.
29
Herausforderungen: Studienabbrecher
Von 100 Studenten, die ein Hochschulstudium beginnen
gehen 50 an eine Hochschule(licenciado/profesional)
machen 50 eine Berufsausbildung(tecnico profesional)
Abschluss:27 = 44%Abbrecherquote
Abschluss:21 = 56%Abbrecherquote2
2009 befinden sich 44% der 15-24jährigen im ersten Jahr einer tertiären Ausbildung.1
30
Herausforderungen: Qualität
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RESEARCHERS IN UNIVERSITIES PER 1.000 EMPLOYEES
Chile hat 5 mal weniger Forscher an seinen Univ, als der OECD-Durchschnitt
Source: OECD Science, Technology and Industry Scoreboard
2011
31
Herausforderungen: Qualität
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1.2
1.4
1.6
0.2
0.9
Publications in indexed journals / 1.000 inhabitants
Source: OECD and SCImago Research Group, June 2011
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Herausforderungen: Inklusion
Quelle: Jorge Rojas Hernández, Sociedad bloqueada, Santiago 2012, S. 1009
Nach einer Untersuchung (Casen 1990-2006) ist die Teilnahme an HS-Bildung in den einkommensschwächsten 20% der chil. Gesellschaft von 4,4% auf 17,3% gestiegen, während sie in den einkommensstärksten 20% von 40.7 auf 80% gestiegen.
2006 hatte ein Kind aus dem reichsten Quintil ein knapp fünf Mal (4,6) höhere Wahrscheinlichkeit an Hochschulbildung teilzunehmen als ein Kind aus dem ärmsten Quintil.
33
Herausforderungen: Einkommen
2011 2012 2013 2014 2015 201610000
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BIP pro Kopf (PPP) IMF Prognose
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Chile möchte den Ent-wicklungsabstand zu den anderen OECD-Staaten verringern. Ein wichtiger Punkt dabei ist eine besserer Gini-Koeffizien-ten (2010 0,50, OECD Mittelwert 0,31)1. Dafür wiederum spielen Zugang, Qualität und Kosten des Bildungssystems eine entscheidende Rolle
34
Herausforderungen: Meinung ausl. Studenten
Kürzlich hat die Univ. de Talca in einer Studie 242 ausl. Studenten in 14 chil. Universitäten nach ihrer Meinung zum Studium in Chile befragt. 66% der Studenten waren der Meinung, dass sich ihre Erwartungen erfüllt hatten. Dabei wurde- von 54% der Befragten eine hohe Qualität der Lehre hervorgehoben- ein hoher Verschulungsgrad festgestellt (sehr viele Lektüren, wenig
Diskussion in den Klassen, viele Prüfungen)- hohe Lebenshaltungskosten (vor allem Transport und Essen)1
- zu viel Bürokratie und DesorganisationDie Studenten kamen zu40,1% aus Europa 14,4 aus Südamerika23,1% aus USA und Kanada 2,5% aus Zentralamerika18,2% aus Mexiko 1,7% aus Asien und Ozeanien
1 Nur 13,2% waren der Meinung, dass die Lebenshaltungskosten geringer als in ihrem Heimatland sind. 58,3% wiederum hielten sie für höher und 27,7% für vergleichbar.
35
Herausforderungen: Finanzierung des Systems
Man kann zum Thema Hochschulen mit Gewinnorientierung unterschiedlicher Meinung sein, fragwürdig wird ein solches System aber, wenn die Gewinnorien-tierung1. nicht sichtbar, sondern durch sogenannte „Spiegelgesellschaften“ verdeckt ist, 2. gewinnorientierte Institutionen noch mit Steuermitteln subventioniert werden und zwar durcha) steuerfinanzierte Stipendien b) Kredite, für die der Staat als Bürge auftritt und den Banken die Differenz zum offiziellen Zinssatz zahlt (Crédito con aval del estado = CAE)c) Subventionseinheiten für die 27.500 Studienanfänger mit den besten Ergebnissen in der Hochschulzugangsprüfung PSU ("AFI" = aporte financiero indirecto),d) und seit einer 2012 beschlossenen Steuerreform auch noch durch Steuererleichterung für Eltern, die hohe Studiengebühren zahlen.
1 Unesco Institute for Statistics – Global Education Digest 20112 Quelle: Ministerio de Educación Chile
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Weltweite Trends und Probleme
Zwei weltweite Trends: Massifizierung des Studiums und globale Wissensökonomie
Daraus resultierende Herausforderungen/Fragen:
Finanzierung des HS-Systems? (Angebotsseite)- Verhältnis: Grundfinanzierung, Drittmittelfinanz., Finanz. durch Studiengebühren- Gesetzlicher Rahmen: Ist Gewinnorientierung erlaubt, bzw. findet sie trotz eines Verbotes möglicherweise versteckt statt
Finanzierung des HS-Studiums? (Nachfrageseite)- kostenlos, kreditfinanziert, Mischfinanzierung
Grundfrage ist univ. Bildung ein öffent. Gut oder ein privates(Konsum)gut?
37
Weltweite Trends und Probleme
Hochschulautonomie und Akkreditierung- Eltern und Steuerzahler wollen wissen, wofür geben wir unser Geld
Verhältnis part-time-Professoren vs. full-time-Professoren- viele Universitäten decken zu viele Lehrveranstaltungen mit sogenannte ‘profesores taxi’ ab,- in einigen Fächer wie Geowiss. und Bergbau sind Gehälter in HS sind nicht wettbewerbsfähig
Internationalisierung nur in Auslandsämtern oder in der ganzen Universität als Querschnittsaufgabe- Gibt es eine nationale Internationalisierungsstrategie, gibt es eine Internationalisierungsstrategie der HS? In Chile gibt es – meines Wissens – weder das eine noch das andere.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Arpe Casparywww.daad.de / www.daad.cl
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