Zeche ZollvereinZeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das...
Transcript of Zeche ZollvereinZeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das...
Abb. 1: Kohlenwäsche Fassade 10/2002 (aus: Bestandsfotos des Lehrstuhls und Institut für Städtebau und Landesplanung, RWTH-Aachen, 2002)
Zeche ZollvereinDer Umbau der Kohlenwäsche und die
Diskussion um das Weltkulturerbe
Lehrstuhl für Denkmalpflege
Prof. Hartwig SchmidtDenkmalpflegemappe von: Stefanie Gonnermann
SoSe 05 201398
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 1/39
InhaltsverzeichnisMotivation...............................................................................................3
1. UNESCO..................................................................................................4
Ziele........................................................................................................4
Aufgaben.................................................................................................4
Welterbe..................................................................................................4
Aufsicht..............................................................................................4
Konvention........................................................................................4
Anforderungen...................................................................................5
Verantwortliche Organisation für das deutsche Welterbe................ 5
Welterbe Industrielandschaft Zollverein................................................5
2. Zeche Zollverein......................................................................................6
Geschichtliches.......................................................................................6
Schacht XII.............................................................................................7
Die Ziele ...........................................................................................7
Technologie und Arbeitsabläufe........................................................7
Ende der Förderung und Neubeginn..................................................8
Architektur..............................................................................................8
Anlage................................................................................................8
Konstruktion......................................................................................8
Ästhetik der Hülle..............................................................................9
Achsen...............................................................................................9
Die Kohlenwäsche................................................................................10
Problematik der Erhaltung...............................................................10
Lage und Größe...............................................................................10
Bauweise..........................................................................................10
Bedeutung........................................................................................10
Maschinenbestand...........................................................................12
Zustand der Kohlenwäsche vor dem Beginn der Umbauarbeiten........ 13
Allgemein.........................................................................................13
Ansichten.........................................................................................13
Fassade.............................................................................................14
3. Umbau der Kohlenwäsche.....................................................................16
Planung Stand 2002/3...........................................................................16
Masterplan.......................................................................................16
2003.......................................................................................................19
Entscheidungen................................................................................19
Denkmalpflege und Planer...............................................................20
2004.......................................................................................................22
aus der Presse:..................................................................................22
Ein Neubau?.....................................................................................29
Fassadendetails................................................................................30
Details..............................................................................................31
Ausführungsplanung 2005....................................................................32
Auflistung der Maschinen:..............................................................32
Ebene 0,00.......................................................................................32
Ebene 6,30.......................................................................................32
Ebene 12,00.....................................................................................32
Ebene 17,30.....................................................................................33
Ebene 24,30.....................................................................................33
Ebene 30,30.....................................................................................34
Ebene 37,30.....................................................................................34
Ebene 40,00.....................................................................................35
Das Ziel.................................................................................................36
Fazit:.....................................................................................................37
Verlust der Authentizität.................................................................37
Rekonstruktion als letzte Chance?...................................................37
Reparatur und Sicherung.................................................................38
Bibliographie:.......................................................................................39
Anhang:.................................................................................................39
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 2/39
Motivation
Denkmalpflege heißt Reperatur, wenn möglich, auch bis ins kleinste
Detail. Schließlich ist nichts unwichtig, nichts wiederbringbar, was einmal
zerstört wurde.
Als ich das erste mal 2002 auf Zollverein ankam, war ich erschlagen von
der Schönheit und der Größe. Am liebsten hätte ich jedes Schräubchen
gerettet. Der Rundgang über das Gelände der Kokerei hat mich auf den
Boden der Tatsachen zurückgeholt. Diese Unmengen von Stahl, einem
Material, das beständiger Pflege bedarf, die dort vor sich hin rotten, sind
einfach nicht in der Gesamtheit zu retten.
Schnell stellt sich die Frage: Was kann man erhalten/retten?
2002 war die Kohlenwäsche von außen schon abgesperrtes Gelände. Der
Denkmalpfad führte noch hindurch.
Es ist ein Dilemma. Muss man ein Denkmal tatsächlich massenkonform
umgestalten, um die Mittel zu seiner Rettung zu bekommen?
Wieviel ist die Rettung eines einsturzgefährdeten Gebäudes wert?
Was bedeutet der Status Weltkulturerbe dabei?
Kann man retten? Muss man retten? Ist es nicht authentischer, den Dingen
ihren Lauf zu lassen?
Wo ist die Grenze des Machbaren?
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 3/39
"Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden" Leitbild der UNESCO
Das Emblem des Erbes der Welt verdeutlicht die Wechslbeziehung zwischen Kultur- und Naturgütern.
Das zentrale Viereck symbolisiert eine vom Menschen geschaffene Form, während der Kreis die Natur darstellt; beide Formen greifen eng ineinander. Das
Emblem ist rund wie die Erde, zugleich aber auch ein Symbol des Schutzes. Abb. 2: Emblemdes Weltkulturerbes (aus: UNESCO, www.unesco.de, Zugriff am 22.06.2005)
Abb. 3: Welterbestätten in Deutschland(aus: UNESCO, www.unesco-welterbe.deZugriff am 22.06.2005)
1. UNESCOUnited Nations Educational, Scientific and Cultural Organization,
Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur
und Kommunikation.
Die UNESCO ist eine eigenständige Sonderorganisation der Vereinten
Nationen mit 191 Mitgliedstaaten.
Ihr Sitz ist in Paris.
Ziele"Ziel der UNESCO ist es, durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen den
Völkern in Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Wahrung des Friedens und der
Sicherheit beizutragen, um in der ganzen Welt die Achtung vor Recht und
Gerechtigkeit, vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten zu stärken, die den
Völkern der Welt ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder
Religion durch die Charta der Vereinten Nationen bestätigt worden sind 1"
Ihr Ziel ist also Vertrauensbildung durch friedliche Zusammenarbeit.
AufgabenDie Aufgabenbereiche untergliedern sich in 5 Hauptprogramme:
1. Bildung
2. Naturwissenschaften
3. Human- und Sozialwissenschaften
4. Kultur
5. Kommunikation und Information
In dieser Arbeit interessiert mich jedoch vorwiegend das Programm der
Kultur, da in deren Aufgabenbereich die Erhaltung des kulturellen Erbes
fällt, zu denen auch die Industrielandschaft Zollverein gehört.
Welterbe• Aufsicht
Verwaltet wird das Welterbe der Menschheit von einer Unterorganisation
der UNESCO, dem World Heritage Committee (WHC).
• Konvention
Grundlage dafür ist eine 1972 in Stockholm verabschiedete Unsesco-
Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt.
1 Artikel I.1 der UNESCO-Verfassung, www.UNESCO.de, Zugriff am 22.06.2005
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 4/39
Abb. 8: Schacht XII, Zeche Zollverein(eigenes Foto, 18.07.2005)
Abb. 4,5,6,7: Beispiele Weltkulturebe Dresden Elbtal, Aachener Dom, Berlin Museumsinsel, Voelklinger Hütte (aus: UNESCO,www.unesco.de, Zugriff am 22.06.2005)
Die Mitgliedsstaaten der UNESCO schlagen eine mögliche Welterbestätte
vor. Das zwischenstaatliche Komitee, das jährlich zusammentrifft, prüft,
ob das potentielle Objekt eines der sechs definierte Merkmale erfüllt:
Es sollte
1. von einzigartigem künstlerischen Wert sein,
2. starken kulturellen Einfluss auf eine Region oder Epoche ausüben,
3. von großem Seltenheitswert oder Alter sein,
4. für eine bestimmte künstlerische Entwicklung beispielhaft sein,
für eine bestimmte Architekturepoche stehen,
5. bedeutungsvoll im Zusammenhang mit bedeutenden Ideen oder
historischen Gestalten sein
Die Kriterien dafür sind streng. Wesentlich sind die Einzgartigkeit und die
Authentzität (historische Echtheit).
• Anforderungen
Die Vorlage einer Dokumentation des Erhaltungszustandes und ein
Erhaltungsplan sind weitere Voraussetzungen für die Verleihung der
begehrten Plakette.
• Verantwortliche Organisation für das deutsche Welterbe
Zuständig für alle Angelegenheiten und die Umsetzung der UNESCO-
Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt Erarbeitung
dieser Vorschlagsliste in der Bundesrepublik Deutschland ist die Ständige
Konferenz der Kultusminister der Länder. Die Kultusministerkonferenz
stellt die Vorschlagsliste auf, benennt den Delegierten der Bundesrepublik
Deutschland beim Welterbekomitee der UNESCO und ist für die
Berichterstattung gegenüber dem Welterbekomitee verantwortlich.2
Welterbe Industrielandschaft ZollvereinDas Land NRW stellte 1998 den Antrag auf den Titel des Weltkulturerbe
für die "industrielle Kulturlandschaft Zeche Zollverein".
Am 14.12.2001 gab die UNESCO-Kommission in Helsinki diesem Antrag
statt und adelte so die Ikone der Industriekultur, die Symbol für den
Strukturwandel im Ruhrgebiet geworden ist.
Samstag, 31. August 2002: Verleihung der Plakette - eine Ehrung, die
Verpflichtung und Chance zugleich ist.
2 aus: www.nationalkomitee.de
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 5/39
Abb 9:. Die Schachtanlagen der Zeche Zollverein und die Zollvereinssiedlungen im EssenerNordosten.(aus: Dr. Walter Buschmann, Zeche Zollverein in Essen, Rheinische Kunststätten, Heft 319,1987, S. 2)
Abb.10: Doppel-Malakowanlage über Schacht.1, Gründungsschacht(aus: Dr. Walter Buschmann, Zeche Zollverein in Essen, Rheinische Kunststätten, Heft 319,1987, S.5)
2. Zeche ZollvereinDie Zeche Zollverein wurde 2001 zum Weltkulturebe. Sie war die größte
und modernste Steinkohleförderanlage der Welt, und Vorbild für viele
weitere industrielle Bauten. Der Förderturm von Schacht XII wurde zum
Synomym für die blühende Industrie im Ruhrgebiet.
GeschichtlichesDer Abbau der Kohle erfolgte lange Zeit oberflächennah. Erst als die
Technik soweit gereift war, dass die Probleme der Wasserhaltung und
Bewetterung, sowie die Durchbrechung der Mergelschichten gelöst
waren, entstand das, was wir heute unter dem Begriff Bergbau verbinden.
Der Essener Norden wurde als Abbaugebiet erst durch den Bau der Köln-
Mindener Eisenbahnlinie, die die Transportmöglichkeit des abgebauten
Materials ermöglichte, interessant.
1845 wurde von Kaufnmann Conrad Engels bei Probebohrungen in
Karternberg, im Essener Norden, ein vielversprechendes Flöz entdeckt
und als Zollverein3 benannt.
Franz Haniel, ein Ruhrorter Kaufmann, war schließlich die treibende
Kraft für die Anlage der neuen Zeche als Quelle für seine eigene
Kohleversorgung. Er besaß die finanziellen Mittel und das technische
Wissen für deren erfolgreiche Gründung.
1847 begannen die Bohrungen und 1851 die Förderung an Schacht 1.mit
Schacht 2 als Wasserhaltungsschacht. Es handelte sich um eine der
üblichen Doppelturm-Malakow4-Anlage.
Bis 1920 blieb Zollverein im Besitz der Familie Haniel. In dieser Zeit
entstanden drei weitere Schachtanlagen: 1880-1882 Schacht 3, 1891-1894
Schacht 4/5 und 1895-1897 Schacht 6.
Die "Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb" übernahm Zollverein
und schloßss sich 1926 der "Vereinigte Stahlwerke AG" an. Diese waren
mit 41 Anlagen der damals größte Montankonzern des europäischen
Kontinents.
Diese Zeit ist stark durch die Rationalisierung der Arbeitsabläufe geprägt.
Die Wirtschaftlichkeit der Zechenanlage wurde zum zentralen Faktor.
3 Der Name Zollverein geht auf den Deutschen Zollverein zurück, der, 1834 gegründete, eineinheitliches Zollgebiet innerhalb einiger deutscher Staaten schuf. Der Name sollte an diewirtschaftliche Bedeutung der gefallenen Grenzen aufgreifen und an den Erfolg anknüpfen. 4 benannt nach Fort Malakow, wegen der schweren Bauart, und der damit verbundenen Ähnlichkeitmit einer Festungsanlage
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 6/39
Abb.11: historische Luftaufnahme Schacht XII und im Hintergrund der Gründungsschacht 1/2/8). 1930er Jahre(aus: Zeche Zollverein Schacht XII in Essen -Ein Industriedenkmal von Weltrangvon Kirsten Müller,erschienen, DKV-Kunstführer Nr. 603/2 1. Auflage, S. 3)
Abb.12: Luftaufnahme ca. 2000(aus: Zeche Zollverein Schacht XII in Essen -Ein Industriedenkmal von Weltrangvon Kirsten Müller,erschienen, DKV-Kunstführer Nr. 603/2 1. Auflage, S. 16+17)
Schacht XIIIm Zuge dieser Wirtschaftlichkeitsgedanken und dem starken finanziellen
Hintergrund der Vereinigten Stahlwerke, wurde für die Zeche Zollverein
keine der bis dahin üblichen Erweiterungen und Ausbauten angestrebt,
sondern der Entschluss zum Bau einer völlig neuen, rationellen zentralen
Schachtanlag gefällt.
• Die Ziele
Es sollte die größte, modernste, rationellste und schönste Schachtanlage
der Welt mit einer Förderleistung von 12.000 t/Tag entstehen, dem
vierfachen der Leistung einer normalen Anlage.
Erstmalig wurden für dieses Unternehmen Architekten hinzugezogen.
Fritz Schupp (1896-1974) und Martin Kremmer (1894-1945) hatten seit
1921 durch frühere Auträge Erfahrung im Industrie- und Zechenbau
gesammelt und erhielten nun den Auftrag für die Schachtanlage XII.
• Technologie und Arbeitsabläufe
Der Funktionalismus und die Geometrie prägen die gesamte Anlage, die
insgesamt als technische Spitzenleistung anzusehen ist. Spitzenleistung
insbesondere deswegen, weil die Dimensionen der technischen Elemente
ein bisher unbekanntes Ausmaß annehmen mußten, um die gewünschte
Förderleistung zu erreichen.
Daher findet sich an Schacht XII eine Vielzahl technischer Neuerungen,
von denen ich an dieser Stelle nur einige wenige aufführe:
• Das Fördergerüst:
55 m hoch, erstes Doppelstrebengerüst, Stahl, vollwandig
ausgelegt zur Doppelförderung, 2x2 Körbe mit 18 m/s
• Die Förderkörbe:
beladbar über zwei Beschickungsbühnen auf vier Etagen,
Last ~ 11t
• Funktion der Zentrale für alle Schachtanlagen
die Konzentration aller Arbeitsabläufe und Funktionen an einem
Ort und in einer konsequent logischen Abfolge ermöglichte die
erstmals in dieser Form hochrationaliserte Art der Kohleförderung.
Selbst die Drucklufterzeugung und die Stromversorgung wurden
von hier zentral organisiert.
• Werkstätten Schmiede. Schlosserei und Elektrowerkstatt waren
zentral Schacht XII zugeordnet. Die flexiblen Fassaden ermöglich-
ten auch die Reparatur großer Maschinen in unmittelbarer Nähe.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 7/39
Abb.13 Wipperhalle während der Bauzeit(aus: Dr. Walter Buschmann, Zeche Zollverein in Essen,Rheinische Kunststätten, Heft 319, 1987)
Abb.14: Wandaufbau der Stahlfachwerkonstruktion(aus: Dr. Walter Buschmann, Zeche Zollverein in Essen,Rheinische Kunststätten, Heft 319, 1987) Abb. 15: Lageplan Schacht XII (eigener Plan auf Grundlage der Bestandspläne der Stadt Essen, Stand 2002)
• Ende der Förderung und Neubeginn
Als 1986 die Förderung eingestellt wurde hat Zollverein eine 140-jährige
Geschichte hinter sich gebracht, die den Anfang und das Ende des
Industriezeitalters im Ruhrgebiet markiert.
Das Land Nordrhein-Westfalen entschloss sich, die Zeche der Ruhrkohle
AG abzukaufen, sie unter Denkmalschutz zu stellen und grundlegend zu
sanieren. Die eigens zu diesem Zweck ins Leben gerufene Baugesellschaft
"Bauhütte Zeche Zollverein Schacht XII GmbH" beendete 1999 ihre
Tätigkeit.
ArchitekturDie Architekten Schupp und Kremmer standen dem Funktionalismus nahe
und hatten eine Vorliebe für kubische Formen.
Anlage
Erstmalig wurde eine Zeche als ganzheitliche Planungsaufgabe betrachtet.
Die Anlage von Schacht XII ist formal streng durchstrukturiert und in
zwei Achsen organisiert. Die Luftaufnahme bestätigt, was der Lageplan
verspricht - eine Harmonie der Gebäude untereinander.
Die erste Achse verläuft orthogonal zum Fördergerüst. Hieran
angegliedert sind die kohlefördernden und -verabeitenden Elemente.
Die zweite läuft auf das Kesselhaus zu links und rechts davon befinden
sich die Werkstätten, in Längsrichtung gegenüber finden sich die
Druckluftanlagen und die Stromversorgung.
KonstruktionDie tragende Konstruktion besteht aus biegesteifen Zwei- oder
DreiggelenkStahlrahmen. Diese können auch Horizontalkräfte aufnehmen,
weswegen die Gesamtkonstruktion weitgehend ohne Querverstrebungen
auskommen kann. Die Fassade diente somit als raumabschließender
Wetterschutz. Daher konnte sie auch so leicht (1/2-Stein-Stärke)
ausgeführt werden und die Gefache überall gleich hoch sein (1,5 m).
Diese gleichen Gefachen helfen dem Betrachter bei der Orientierung über
die Größe des jeweiligen Bauwerkes.
Die Konstruktion erfüllt alle gewünschten Eigenschaften:
Niedrige Kosten durch die günstige und schnelle Erstellung,
Standsicherheit auch bei Bergbewegungen durch die Elastizität und eine
hohe Flexibilität bei Um- oder Anbau, sowie Nutzungsänderung. Große
Maschinen können durch Öffnen der Fassaden eingebracht werden.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 8/39
Achse 2
Wagenumlauf
Separation
Bergebunker
mechanische Werkstatt
Wipperhalle Turbokompressor
Kesselhaus
Elektrowerstatt
Fördergerüst
Hochdruck-komressor
Fördermaschinenhaus
SchalthausKohlenwäsche
Ehrenhof
Achse 1
zu Schacht 1/2/8
Abb. 16: Vergleich der Fördergerüste Schacht XII Zeche Zollverein ca.1930 und 2003(aus: www.foerdergerüste.de, Zugriff am 20.07.2005)
Abb. 17: Foto Kesselhaus (eigenes Foto vom 19.07.2005)
Abb. 18: historische Aufnahme vom Kesselhaus samt Schornstein (aus: Dr. Walter Buschmann, Zeche Zollverein in Essen,Rheinische Kunststätten, Heft 319, 1987, S. 9)
Ästhetik der HülleDadurch dass die Fassaden nur als Hülle dienen, und deswegen mit so
geringen Stahlrahmenprofilen ausgeführt werden konnten, wirken sie
regelrecht entmaterialisiert. Gerade in de1930ern muß den Betrachter,der
wahrscheinlich größtenteils eine massive Bauweise zu sehen gewohnt
war, diese Leichtigkeit noch stärker als uns heute beeindruckt haben.
Die Gleichmäßigkeit der Gefache und das Einfügen der Fenster darin,
sowie die Übertragung des Systems auf alle Baukörper, bewirken ein sehr
homogene Erscheinungsbild der Gesamtanlage.
Die axiale Anodnung verstärkt diesen Charakter.
Achsen
Die besondere Ästhetik der Anlage entsteht nicht nur durch die großartige
Anlage selber, sondern auf die über die Rationalität herausgehenden
Details.
Hervorzuheben ist hier insbesondere die Inszenierung der Achsen.
Das zweite Pförtnerhäuschen an der Gelsenkirchener Str. entstand nicht
aus einer Notwendigkeit, sondern um die Symetrie der Achse auf das
Fördergerüst hin zu wahren. Die Steigerung der Gebäudehöhen seitlich
der Achsen leitet den Blick auf den Mittelpunkt, das Fördergerüst.
Der kleine freie Platz davor, der Ehrenhof betont die Bedeutung noch
einmal.
Die Gebäudehöhen steigern sich auch auf das Kesselhaus zu. Zusätzlich
wird der Blick (bei den meisten Betrachtern wahrscheinlich völlig
unbewußt) geleitet. Die Laternen, die den Weg auf den Eingang des
Kesselhauses säumen folgen zunächst der Perspektive, das letze Paar ist
jedoch etwas höher als die anderen, wodurch das Auge automatisch den
Weg nach oben nimmt, entlang des Schonrsteines dem Himmel entgegen.
Kein Wunder also, dass schnell Vergleiche mit der Sakralarchitekur
gezogen wurden. Selbst heute, ohne den inzwischen aberissenen
Schonrstein wirkt die Achse sehr erhaben (vergl. Abb.).
Der Symetrie wegen wurde die Breite des Kopfes der Elektrowerkstatt der
Breite der Mechanischen Werkstatt angepasst.
Diese Art der Inszenierung profaner Gebäude hat den Archiktkten viel
Ruhm, aber auch die Kritik der Pathetik eingebracht.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 9/39
Abb. 21: Kohlenwäsche und Kokskohleturm in den 1930er Jahren(aus: Zeche Zollverein Schacht XII in Essen -Ein Industriedenkmal von Weltrangvon Kirsten Müller,erschienen, DKV-Kunstführer Nr. 603/2 1. Auflage, S. 3)
Abb. 19+20: Fotos des Modells von Schachtanlage XII, ausgestellt auf dem Denkmalpfad in der Wipperhalle, (eigene Aufnahmenam 18.07.2005)
Abb. 22: Ausschnitt eines Luftbildes der GesamtanlageZollverein (aus: Bestandsfotos des Lehrstuhls und Institut für Städtebauund Landesplanung, RWTH-Aachen, 2002)
Die KohlenwäscheProblematik der Erhaltung
Das Gebäude der Kohlenwäsche ist das am Schwierigsten zu erhaltende
und umzunutzende Gebäude des Areals von Schacht XII.
Die hat verschiedene Gründe:
• die Lage,
• die Größe
• der schlechte Zustand,
• der Maschinenbestand und
• die Aktzeptanz der Bedeutung.
Lage und Größe
Sie liegt, wenn man auf den Ehrenhof zugeht, im links Hintergrund des
Fördergerüstes von Schacht XII, also südwestlich des Förderturms am
Rand der Anlage.
Es ist das größte Gebäude der Anlage mit Grundrissabmessungen von
34 m Breite und 91 m Länge. In der Höhe erreicht sie mehr als 40 m.
Der riesige Bau ist, wie man besonders gut auf den Fotos des Modells
sehen kann, aufgeständert und konnte von Eisenbahnwagons zum Beladen
unterfahren werden.
Die Abbildungen19-21 zeigen die Kohlenwäsche in den 1930ern. Später
wurde auf das Dach ein zurückspringender wellblechummantelter
Baukörper aufgesetzt.Dies ist in Abbildung 22 zu erkennen.
Bauweise
Gebaut wurde die Kohlenwäsche zum größten Teil, wie die anderen
Gebäude auf der Schachtanlage XII auch, in Stahlfachwerk.
Wegen der großen anfallenden Lasten musste bei dieser Halle zusätzllich
Stahlbeton verbaut werden.
Die Probleme der ausgeführten Konstruktion werden später erläutert.
Bedeutung
Im Produktionsverlauf schließt sie an die Wipperhalle und die
Lesebandhalle/Separation an. Dort wurde aus dem Fördergut Sückkohle
für die Eisenbahn aussortiert und sie von großen Steinen befreit.
Das so vorbereitete Fördergut wurde in der Wäsche zu Kohle, Mittelgut
und Berge sortiert und verladen.Letzteres geschah über die großen Silos,
angeordnet auf der untersten Ebene dieses aufgeständerten Baus.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 10/39
Abb. 23: Gleise, verm. am Kohlebunker, Ebene 6,3 m Abb. 24 Abb. 25
Abb. 26: Becherwerke
Abb. 23-27: Fotos der Anlagen in der Kohlenwäsche (Nov. 2001, mit freundlicher Genehmigung des Fotographen Jörn G. Steinmann)
Abb. 27: verm. Wasseraufbereitung
Auch hierbei war man mit Schacht XII Spitzenreiter mit der
Durchsatzleistung von 800 t/Stunde, später 1000 t/Stunde. Übliche
Großanlagen dieser Zeit schafften etwa 400 t/Stunde.
Trotz dieser imensen Leistungen fehlt es bis heute häufig an der
Hochachtung davor, die nötig wäre, um sie so wie sie ist zu erhalten.
Nach der Stillegung der Zeche sollte die Kohlenwäsche wegen ihres
damals schon schlechten Zustandes aberissen werden. Glücklicherweise
gab es immer Menschen, die nicht nur die Ästhetik der kubischen
Baukörper rund um das Fördergerüst erkannten, sondern auch die der
gewaltigen Maschinenanlagen. Man könnte es auch anders ausdrücken:
Die Äst der gewaltigen begehbare Maschine.
Diese Ästhetik der Maschinen wird den Fotographien links von Jörn G.
Steinmann (Hannover) vom November 2001 besonders deutlich.
Der zweite Blick auf die Abbildungen gibt dann auch die authentische
Umgebung wieder - dicke Dreck- und Staubschichten, verschmierte
Maschinen, angegriffener Stahl - keine Umgebung mit der man sofort ein
Besucherzentrum oder eine moderne Messeveranstaltung verbinden
würde.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 11/39
Abb.28: Grundriss Kohlenwäsche auf Setzmaschinenebene (Bestandsplan des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, undatiert, wahrscheinlich 1972)
Abb. 29: Längsschnitt durch die Kohlenwäsche (Bestandsplan des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, undatierte Neuzeichnung nach einem Plan von 1972)
MaschinenbestandAus den Plänen lässt sich ablesen, wie dicht das Gebäude mit schweren
Maschinen "zugestellt" war.
Der gewählte Grundriss von der 24,30 m - Ebene beherbergte die
Setzmaschinen.
Die Ebene ist zum schnelleren Verständnis in den Schnitten hellblau
unterlegt.
Der blaue Strich markiert die von mir vermutete Schnittstelle für den
Querschnitt.
Abb. 30: Querschnitt durch die Kohlenwäsche (Bestandsplan des Rheinischen Amtes fürDenkmalpflege, undatiert, wahrscheinlich 1972)
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 12/39
Abb. 31: Fassade Süd Abb. 32: Fassade Nord-West, Kohleturm
Abb.. 33: Fassade Nord-Ost, Kohleturm Abb. 34: Fassade Ost
Abb. 31-34: Bestandsfotos der Kohlenwäsche von außen vor dem Umbau unten ca. Ende 2003, oben wahrscheinlich Ende 2004(aus: http://www.zollverein.de/index.php?f_categoryId=65&f_menu3=65&f_menu3=65, Zugriff:23.07.2005)
Zustand der Kohlenwäsche vor dem Beginn der
UmbauarbeitenAllgemein
Die Kohlenwäsche hat die gleichen Probleme, die alle anderen Gebäude
der Schachtanlage auch hatten, weil die Bauten nicht auf eine so lange
Standzeit hin konzipiert waren, jedoch in verschärfter Form.
Die Korrosion an den Stahlteilen, verursacht von Wasser und Salz, war
bei der Kohlenwäsche schlimmer, weil durch ihre Zweckbestimmung ganz
einfach große Mengen an Wasser nicht nur außerhalb des Gebäudes
anfielen, sondern auch im Inneren. Dazu kamen im Winter Mengen von
Salz, die gegen das Einfrieren des Wassers benötigt wurden, weil die
Gebäude früher nicht geheizt und auch nicht isoliert wurden.
Ansichten
Schon die Fotographien auf der linken Seite zeigen deutliche
Beschädigungen am Gebäude. Man erkennt jedoch haupsächlich
eingeschlagene Fenster, verrußten Beton und vielleich noch Rost auf dem
Stahl.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 13/39
Abb. 35: Wagenumlauf Abb. 36: Kokskohleturm Abb. 37: Kokskohleturm(aus: Bestandsfotos des Lehrstuhls und Institut für Städtebau und Landesplanung, RWTH-Aachen, 2002)
Abb. 38+39:Kohlenwäsche(abfotografierteAbbildung aus: Dach-und FachsanierungZeche Zollverein, Halle14, Kohlenwäsche vomBüro Böll und Krabel2004)
FassadeDie Fotographien zeigen trotz der zum Teil leider recht schlechtenQualität
die Probleme:
• eingeschlagene Fenster (1)
• Löcher in der Fassade (2)
• Wasserschäden (3)
• Verwerfungen/Ausbeulungen/Ablösungen(4)
• Korrosion an allen Stahlteilen
Das wahrhafte Ausmaß der Schäden eröffnete sich erst bei genauerer
Betrachtung der Fassade.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 14/39
1
1
1
1
2
3
2
3
1
4 4
4
Abb. 40: Kohlenwäsche, Detail Konstruktion (abfotografierte Abbildung aus: Dach- und Fachsanierung Zeche Zollverein, Halle 14, Kohlenwäsche vom Büro Böll und Krabel 2004)
Abb. 41: Kohlenwäsche, verdrehter Sturzriegel (abfotografierte Abbildung aus: Dach- und FachsanierungZeche Zollverein, Halle 14, Kohlenwäsche vom Büro Böll und Krabel 2004)
Abb. 42: Kohlenwäsche, durchgerosteter Steg eines Brüstungsprofils (abfotografierte Abbildung aus: Dach-und Fachsanierung Zeche Zollverein, Halle 14, Kohlenwäsche vom Büro Böll und Krabel 2004)
Abb. 43: Kohlenwäsche, Stahlkorrosion an der Fassade (eigenes Foto vom 18.07.2005)
Dafür verantwortlich sind Konstruktionsmängel, die jedoch durch die
Bestimmung der Standzeit auf 30 Jahre zu erklären sind.
Die Sturzprofile z. B., wurden so konsturiert, dass ein Hohlraum entstand
in dem sich Wasser sammeln konnte. Die Korrosion der Profile war
dadurch unvermeidlich.
In der gesamten Stahlbetonfläche fehlen die Dehnungsfugen. Logische
Schlussfolgerung sind Abplatzungen, die die Stahlarmierung freilegt, die
dadurch auch korrodiert und saniert werden muss.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 15/39
Chronologie 2002Februar
Abb. 44: Masterplan Zollverein (02/2002 veröffentlicht von OMA, Office for Metropilitan Architecture, Rotterdam)
3. Umbau der KohlenwäschePlanung Stand 2002/3Als ich mit dieser Arbeit begann, war mein Wissens über die Zukunft von
Zollverein auf dem Stand des Masterplan von Rem Koolhaas (OMA)
2/2002. Gleichzeitig erschienen mehrere Bestands- und Konzeptpläne
Unter anderem auch der weiter unten im Ausschnitt abgebildete Plan zum
Gebäude/Anlagen Konzept, aus dem die Art des geplantem Umgangs mit
den Objekten hervorgeht. Es handelt sich um die denkalpflegerischen
Masterpläne, erstellt von Prof. Reinhard Roseneck, Vertreter der
ICOMOS – Monitoring-Group der UNESCO.
Für die Kohlenwäsche gilt hiernach: Erhaltung mit Ausstattung. Das
Kesselhaus hingegen ist vorgesehen zur Erhaltung mit exemplarischer
Ausstattung.
Wie im Masterplan vorgestellt, so wurde die Planung auch von der
Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ) im Magazin:Zollverein 31/8
dargestellt:
• Masterplan
Ein bedeutendes Design- und Kulturzentrum soll Zollverein werden, -
ein internationaler Standort, der sich mit den Metropolen der Welt
messen kann. Der Arbeitscharakter der ehemaligen Produktionsstätte
von Kohle und Koks, denn die Kokerei gehört schließlich ebenfalls
zum Welterbe, soll dabei erhalten bleiben. Die denkmalgeschützten
Bauten auf dem Areal werden zum musealen Teil.
Alle Arbeiten sollen bis Ende 2005 fertigestellt sein.
Die Eckpunkte:
• design school zollverein d/s/z
am Rande von Schacht 1/2/8 auf dem Gelände der Schraubenfabrik
Wilhelmi -ein markanter Neubau als architekonische Akzent, der
eine berufliche Weiterbildungstätte für die Bereiche um Design und
Wirtschaft beherbergt.
• Design-Gewerbe-Park, auch creativ village genannt
am Rande der weißen Seite der Kokerei, sowie auf dem ehemaligen
Materiallageplatz an 1/2/8 -
innovative Unternehmen und Existenzgründer us den Berreichen
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 16/39
2002
Abb. 45: Gebäude/Anlagen Konzept (02/2002 veröffentlicht von OMA, Office for Metropilitan Architecture, Rotterdam)
Design, Architektur oder Kommunikation sollen hier einen
attraktiven Standort finden. Zu dieser Planung gehört eine neue
umfangreiche Änderung und Erweiterung der Infrastruktur. Eine
neue Anbindung an die Gelsenkirchener Straße, ein neues
Straßenwegenetz und ein Parksystem werden entstehen.
Zur weiteren Ideensammlung sollen Studenten in einer
hochschulübergreifenden Werkstatt, Pläne für den weiteren Ausbau
des Geländes entwickeln. Das Institut für Städtebau und
Landesplanung der RWTH-Aachen beteiligt sich genauso an dem
Projekt mit zwei Hochbauentwürfen und einem Städtebau, wie die
Universitäten von Dortmund, Wuppertal und Essen.
• Ruhrmuseum
Der Gebäudekomplex Kohlenwäsche soll ein Highlight werden,
eine Symbiose aus umgebauter Kohlenwäsche und integriertem
Neubau. Hier sollen auf mehr als 10.000 m² die Metaform , das
RuhrMuseum und das Besucherzentrum untergebracht werden.
Die Pläne hierzu werden in der Kooperation des Büros
Böll&Krabel mit OMA unterstützt von Denkmalpfleger Prof. Dr.
Roseneck mit dem Ingenieur Mike Schlaich erarbeitet.
• Metaform
Weltforum für Design, als Pendant zur Kasseler documenta
konzipiert.
Präsentiert werden ausgezeichnete Produkte der internationalen
Designbranche in der Ausstellungshalle der Kohlenwäsche. Diese
Halle wird dazu flexible Nutzungsqualitäten aufweisen, denn
zwischen der im fünf-Jahre-Turnus stattfindenden Metaform
werden hier die unterschiedlichsten Wechselausstellungen
aufgenommen.
Im gleichen Magazin wurde Prof. Ulrich Borsdorf als Ideengeber "für den
Umbau der Kohlenwäsche zu dem zentralen Museum des Ruhrgebietes"
benannt und folgendermaßen zitiert: "2003 beginnen wir intensiv mit der
Museumskonzeption für das Ausstellungshaus, denn erst muss das
Gebäude saniert werden. Schließlich ist dieKohlenwäsche mit ihren
riesigen Maschinen und Förderbändern für sich das Ausstellungsobjekt
Nummer eins"5
5 Zitate aus: Zollverein 31/8 Ausgabe 1/2002
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 17/39
2002
Abb. 46: Aufstockung der Kohlenwäsche, Entwurf Büro Dieners und Dieners (zur Verfügung gestellt vom LVR)
Abb. 47: Kesselhaus Zugang Veranstaltungsraum (aus: www.casino-zollverein.de, Zugriff 29.07.2005)
Abb. 48: Wagenumlauf (eigenes Foto vom 18.07.2005)
Neben den Objekten aus dem Ruhrlandmuseum sollen neue Dokumente
zur Reviergeschichte, Fotografien, Filme in der Kinemathek des
Ruhrgebietesund auch Geräusche von der Förderung bis zur Verarbeitung
der Kohle präsentiert werden.
Stefan Schwarz, Geschäftsführer der EGZ erinnert beim Zechenfest am
29. September bereits an die unterschiedlichen Ebenen, die bei der
Planung berücksichtigt werden müssen: die internationle Ebene, die
Landesebene und die Regionalebene. Er sieht die EGZ als Vermittlerin
zwischen diesen Ebenen.
Soweit klingt das alles nach einem behutsamen Umgang mit dem neuen
Welterbe, zumindest gab es den offiziellen Vorsatz dazu.
Ein Wettbewerb Umbau der Kohlenwäsche in das Ruhrmuseum wird
aufgeschrieben. Gewinner sind die Architekten Dieners& Dieners, deren
Entwurf eine Aufstockung des Gebäudes um drei bis fünf Etagen vorsieht.
Dieser ist jedoch nicht mit den Anforderungen an das Weltklturerbe zu
vereinbaren, da die Außenwirkung des Gebäudes durch den Aufsatz
erheblich verändert würde.
Daher erhalten die Architekten Böll und Krabel aus Essen, als die
Zweitplatzierten der Wettbewerbes den Zuschlag für den Auftrag.
Ihr Entwurf integriert das Museum, das Besucherzentrum und die
Metaform in das Gebäude der Kohlenwäsche.
Das Büro Böll und Krabel ist bereits sehr vertraut mit den Problemen, die
es bei der Instandsetzung und dem Umbau der Anlagen auf Zollverein XII
gibt,da sie nicht nur maßgeblich an dem Umbau des Kesselhauses 1996
nach dem Entwurf des Stararchitekten Sir Norman Foster beteiligt waren,
sondern sich vorher bei der Sanierung der Lesebandhalle schon profilieren
konnten.
1998 wurden Heinrich Böll und Hans Krabel dafür mit dem Europäischen
Preis für Industriebau ausgezeichnet.
Zu ihren Grundsätzen gehört der behutsame Umgang mit der Substanz,
Erhalt vor Abriss und Bewahrung des möglichst authentischen
Erscheinungsbildes. Hinzugefügtes ist durch ein deutlich anderes
Erscheinungsbild klar vom Original oder dessen Rekonstruktion zu
unterscheiden. So z.B.die Gitter in verzinktem Stahl auf dem Bild rechts
oben.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 18/39
2002
2003Februar
Abb. 49: Modell der neuen Kohlenwäsche (Verfasser: Büro Böll& Krabel, Essen 2003)
Auch Frau Dr. Birgitta Ringbeck6, oberste Denkmalpfegerin des Landes
lobt die bisherige Arbeit des Büro Böll und Krabel in ihrem Artikel
"Weltkulturerbe Industrielandschaft Zollverein":
"Umnutzung: Kunst und Design
Die Grundlage dafür wurde in den Neunzigerjahren unter der Aegide der
eigens eingerichteten Bauhütte Zeche Zollverein Schacht 12 und des
Architekturbüros Böll & Krabbel mit der Entwicklung vorbildlicher
Erhaltungsstrategien gelegt, die von einer behutsamen Umnutzung der
Gebäude und Anlagen für die Bereiche Kultur und Design, Entertainment
und Tourismus ausgehen"7
Sie spricht weiter davon, dass es notwendig sei, neue Wege zu gehen bei
der zu realisierenden Umnutzung, und Zollverein im Sinne einer
nachhaltigenGesamtentwicklung auch wieder als innovativen
Wirtschaftsstandort zu nutzen.
"Als weitere Bausteine sind dafür die Plattform Design als
Weiterbildungs- und Forschungseinrichtung, die Metaform als
Weltausstellung zum Design, der Designpark Zollverein als
Gewerbefläche und die Übersiedlung des Ruhrmuseums als
Ausstellungsort für Industriekultur, Natur- und Kulturgeschichte
vorgesehen. Der dafür notwendige städtebauliche Rahmenplan ist von
Rem Koolhaas und dem Büro OMA, Amsterdam, entwickelt worden. Die
notwendigen Neubauten sollen in der Peripherie entstehen und das
Denkmal wie ein Rahmen fassen."
2003EntscheidungenAus der Ansprache von Minister Dr. Michael Vesper, anlässlich der
Pressekonferenz "Zollverein" am 12.02.2003, geht hervor, dass Zollverein
als einer der Hoffnungsträger für den Strukturwandel im Ruhrgebiet ist.
Der Tenor heißt Aufbruchstimmung. Nachdem die EU die Gelder für das
Großprojekt zur Entwicklung des Areals freigegeben hat, ist der Umbau
der Wäsche in das "Portal zum Ruhrgebiet" in konkrete Bahnen gelenkt
worden.
Die Entscheidung für den Umbau anstelle eines Neubaus wird noch
einmal dadurch begründet, dass ein Neubau nicht nur störend, sondern
auch überflüssig sei, weil die Wäsche Raum für mehr als10.000 m² bieten6 Dr. Birgitta Ringbeck: Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des LandesNordrhein-Westfalen, ICOMOS-Mitglied und Deligierte der Kultusministerkonferenz beimWelterbekomittee der UNESCO.7Zit. aus:unseco heute online 2/2002, www.unesco.de, Zugriff 08.07.2005
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 19/39
2003
Juni
August
würde.
Die beiden Architekturbüros Böll und O.M.A. haben gemeinsam an der
Aufgabe gearbeitet und das, laut Minister Vesper:"in engster Abstimmung
mit Herrn Professor Roseneck"8, der für das Monitoring mit der UNESCO
zuständig ist.
Das Ruhrmuseum wird als Cross-Over-Museum zur Industriekultur und
Industrienatur betitelt, an deren Inhalten und Konturen Professor Borsdorf
derzeit arbeite.
Denkmalpflege und PlanerNach dieser ministerlichen Ansprache scheint alles in bester Ordung zu
sein. Die Denkmalpflege und die Architekten arbeiten Hand in Hand und
alles läuft anscheinend zur vollen Zufriedenheit.
Einen Eindruck über den tatsächlichen Stand 2003 bekommt man schnell
aus der Korrespondenz zwische dem LVR in Person des Herrn Professor
Mainzer9 und der EGZ.
Professor Mainzer sendet Ende Juni 2003 einen zweiseitigen
Fragenkataog an die EGZ. Daraus wird ersichtlich, dass die zuständige
Denkmalpflegebehörde beim Nutzungskonzept Ruhrmuseum z.B. auf dem
Stand von Anfang 2002 ist, und selber offentsichtlich nicht an der
weiteren Planung beteiligt wurde.
Die Antwort kommt im August als Stellungnahme beruhend auf dem
"Zwischenstand des überarbeiteten Vorentwurfs"10.
Daraus geht hervor, dass:
• es noch kein Präsentationskonzept für den Denkmalpfad gibt. Er soll
jedoch erhalten und sogar erweitert werden, da durch den Umbau und
die Sanierung neue Präsentationsmöglichkeiten erschlossen werden.
Führungen über diesen Denkmalpfad werden jedoch nur noch im
Zusammenhang mit dem Museum und den jeweiligen Ausstellungen
(im Betreiberkonzept zu berücksichtigen) möglich sein, um das
Gebäude nicht zusätzlich zu verbauen.
• vorhandene Verbindungen erhalten und saniert werden.
• die Kohlenwäsche für das Weltforum für Design und Architektur
8 Zit. aus der o.g. PressekonferenzProf. Roseneck istseit Ende 2002 Direktor der Stiftung WeltkulturerbeRammelsberg/Goslar undKulturlandschaft Harz9 Direktor LVR10 Zit. Überschrift der Stellungnahme
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 20/39
2003
November
• umgebaut werde, das einen Flächenbedarf von ca. 7.000 m² haben wird
das RuhrMuseum in Teilbereichen Nachnutzer der Kohlenwäsche
werde, mögliche Fläche 8.000 m²,
• die Bunkerebene bis auf einen Durchbruch, der der Erschließung
dient, erhalten bleibt.
• die vorhandenen Oberflächen (Wände, Decken, Böden) so weit wie
möglich erhalten werden sollen, mit Ausnahme der
• Fassadenflächen ab der Ebene 24,30 m,
• Böden ab der Ebene 17,30 m abwärts,
• Fassadenflächen auf Ebene 17,30 m.
Die Stahlbauteile erhalten einen F30-Anstrich
• die historischen Elemente der Anlage Teil des musealen Konzeptes
RuhrMuseum und Weltforum werden
• die Ausstellungsflächen auf den Ebenen 6,30 m, 11,30 , und 17,30 m
klimatisiert werden müssen, alle anderen beheizt.
• die Gangway von leichter Gestalt sein soll, und keine Eingangshalle
an ihrem Fuß erhalten wird
• die vorhandenen Gleise auf dem Vorplatz erhalten bleiben,
• ein zweiter behindertengerehter Eingang gesichert ist,
• alle Treppen nach Hochhausverordnung und möglichst aus Stahl
sowie das vorhandene Achsmaß berücksichtigend ausgeführt werden
sollen,
• die Fenster nicht reparabel sind und auf der Ebene 24,30 m teils auch
in Klarglas ersetzt werden, um den Besuchern einen Ausblick zu
ermöglichen.
• die Fassade der Ebene 37,30 m transparent wird
• und die Fassaden der Ebene 0,00m gegenüber den Stüzten
zurückgesetzt und teilweise transparent sein wird.
Unklar bleibt die Stellungnahme in der konkreten Art der Ausführung.
Soweit sind die Planungen noch nicht entwickelt.
Die Kohlenwäsche wird für den Denkmalpfad m November gesperrt.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 21/39
2004März
"Zeche Makellos?" November
2004aus der Presse:
"Großprojekt Zollverein ist auf gutem Kurs",
nrw-Pressemitteilungen, 19.03.04
Minister Vesper
• Kohlenwäsche:
"Der Umbau der Kohlenwäsche läuft plangemäß, die
Entkernungsmaßnahmen wurden begonnen."11
• Die Erschließungsmaßnahme Gelsenkirchener Str12. begonnen.
• Die Erschließungsplanung Design- und Gewerbepark sind
abgeschlossen.
• Für das RuhrMuseum wurde ein Aufbauteam unter Leitung von
Professor Borsdorf gegründet.
welt am sonntag, 14.11.2004, von Chrstiane Hoffmans
"(...)Roland Weiss13(...), der neu bestellte Geschäftsführer der
Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). (...) leider berichtet keiner
darüber, daß hier ein Projekt super-gut läuft"(...)
Immerhin konzediert er, die Ansiedlung von Gewerbeunternehmen sei
"schwierig": "Man muß den Standort unwiderstehlich machen. Ein Reiz
könnte sein, daß Zollverein Weltkulturerbe ist." Was Roland Weiss noch
nicht wußte, ist, daß es bereits Überlegungen gibt, Zeche Zollverein auf
die rote Liste des bedrohten Weltkulturerbes zu setzen (...). Meist äußert
Roland Weiss sich positiv über die Entwicklung von Zollverein, oder er
findet Entschuldigungen für langsam anlaufende Projekte. Er lobt die
neue, hierarchielose Organisationsform ("Ist gut, sie bündelt die Spieler
auf Zollverein, denn wir spielen alle in einem Sandkasten") und das
Potential der EGZ-Mitarbeiter. Daß sich bislang kaum Unternehmen für
den Standort Zollverein entschieden haben, liegt laut Weiss nur daran,
daß es in den letzten Jahren kaum einen Markt für Immobilien gebe.
Wenn alles so gut läuft, warum mußte Wolfgang Roters seinen Hut
nehmen?"
11 Zit. Dr. Michael Vesper aus der o.g. Pressemitteilung12 Gemeint ist die neue Straße von der Gelsenkirchener Str. kommend, hinter der Kohlenwäscheentlang, Richtung Kokerei.13 Nachfolger von Wolfgang Roters ab 01.12.2004
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 22/39
"Erben im Pech" 2004 comcologne, 25.11.04
"(...)Nach Informationen der FAZ könnte das Industriedenkmal jetzt vom
International Council on Monuments and Sites (ICOMOS) der UNESO
„wegen allzu kecker architektonischer Präparierung“ auf die Rote Liste
des Weltkulturerbes gesetzt werde.
Die Zeitung bezieht sich auf Äußerungen von Michael Pedzet, (...). Dieser
habe Ermittlungen aufgenommen, in wieweit das industriekulturelle Erbe
durch geplante Umbauten verändert wird. U.a. würde die Neugestaltung
der ehemaligen Kohlenwäsche durch den niederländischen Architekten
Rem Koolhas – aus der Sicht der FAZ – „den Denkmalschutz ins Mark
treffen.“ Koolhas möchte die längste Rolltreppe Europa installieren, die
Besucher auf eine 24 Meter über dem Vorplatz gelegene Foyer-Ebene
hievt. Zudem empfiehlt er die völlige Entkernung des Gebäudes. Dem
sieht der Historiker Hans Kania in einer Dokumentation für die UNESCO
mit Schrecken entgegen: „Niemand wird dann mehr erleben und sich
vorstellen können, wie hier die Kohle – zum ersten Mal nach drei Mio.
Jahren – ihrer Energiespenderin begegnet.“
Demgegenüber meint Stefan Schwarz als Noch-Geschäftsführer der
Entwicklungs-Gesellschaft Zollverein mbH, Pedzet bewege sich „nicht im
Einklang mit der ICOMOS-Zentrale in Paris.“ Von dort habe es
jedenfalls noch keinen Evaluierungsauftrag gegeben. Im übrigen stünden
alle geplanten Veränderungen im Einklang mit dem Denkmalschutz
und seien insbesondere mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege
abgesprochen."
Ein Politikum?
"Der Vorgang könnte nicht nur den Denkmalschutz, sondern auch die
Bewerbung der Stadt Essen als Kulturhauptstadt 2010 ins Mark treffen,
zumal die Kommune neben der Projekt Ruhr GmbH Gesellschafterin der
Entwicklungsgesellschaft ist. (...) Einen Zusammenhang zwischen Pedzets
vormaliger Funktion als bayerischer Nationalkonservator und der
Tatsache, dass sich mit Regensburg auch eine bayerische Kommune als
Kulturhauptstadt bewirbt, mochten Kenner der Szene nicht herstellen. In
der Trendumfrage des Infoportals zur Kulturhauptstadt teilen sich Essen
und Regenburg mit jeweils 5,12 Prozent der abgegebenen Stimmen den
letzten Platz. Görlitz führt mit 19,68 Prozent."
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 23/39
"Verliert der Kölner Dom 2004
seinen Status als Weltkulturerbe?"
"Rolltreppe gefährdet Weltkulturerbe"
welt am sonntag, 28.11.2004 von Christiane Hoffmans
"(...)Ein zweites Problem ist die Zeche Zollverein in Essen. Hier
bemängelt Icomos den Umbau des Salzlagers und das Ausschlachten der
Kohlewäsche, die das Herz des Industriedenkmals trifft. Doch wie soll
man in der Kohlenwäsche ein Museum einrichten, wenn die Räume mit
Maschinen vollgepackt sind? Zurzeit polarisieren die Parteien:
Maschinen raus, Plakette weg; Maschinen weiterhin vor Ort, Museum
unmöglich, aber Plakette gerettet. Ein Kompromiß scheint schwer
vorstellbar. Icomos hat laut NRW-Kulturminister Michael Vesper "kein
offizielles Mandat", Vorschläge für die Einschreibung von Objekten in
die Liste des Welterbes in Gefahr vorzunehmen.(...)"
taz Ruhr , 29.11.2004, von Boris Rosenkranz
(...)Es soll die "längste frei stehende Rolltreppe der Welt" werden, eine
Gangway, die 24 Höhenmeter überwindet. Für die einen stellt sie eine
Bereicherung dar, für andere aber steht sie stellvertretend für die
Verschandelung eines Industriedenkmals. (...). Ein Vorhaben, das
inzwischen eine hitzige Debatte in Gang gesetzt hat.
Als sich am Wochenende auf Zollverein Wissenschaftler aus ganz
Deutschland zu einer Tagung unter dem Titel "Wahrnehmung und
Erkenntnis im Museum" trafen, beherrschten letztlich zwei Fragen die
Diskussion: Wie viel Veränderung verträgt die Substanz eines
Industriedenkmals? Und inwieweit darf man in sie eingreifen, ohnedass dabei ihr historischer Wert verloren geht?Im Kern dreht es sich bei diesem Streit um die Pläne, in der
Kohlenwäsche auf Zollverein das neue Ruhrmuseum zu installieren. (...)
Für Denkmalschützer nämlich sind Veränderungen wie besagter
Rolltreppen-Bau nur schwer zu ertragen. "Man kann nicht alles bis zur
Unkenntlichkeit umnutzen", sagte die Delegierte der
Kultusministerkonferenz beim Welterbekomitee der Unesco, Birgitta
Ringbeck, bei der abschließenden Podiumsdiskussion am Samstag. Nicht
die Geschichte des Ruhrgebiets sei hier zum Weltkulturerbe ernannt
worden, sondern die Architektur und Technik dieser Zeche. Von der
Idee, im "begehbaren Exponat" ein Museum zu beheimaten, hält Ringbeck
gar nichts: "Wir können unser industriekulturelles Erbe doch nicht mit
einer Ausstellung nach der anderen zumüllen", schäumte Ringbeck. Die
Kohlenwäsche werde auf diese Weise zerstört.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 24/39
2004
"Alle Räder stehen still" Dezember
Dabei hatte sich Ulrich Borsdorf, Direktor des Ruhrlandmuseums, in
seinem einführenden Vortrag alles so schön zurechtgelegt. Er sprach
davon, wie ähnlich die Funktionen eines Museum und jene der
Kohlenwäsche seien, in der die Kohle früher unter anderem separiert,
sortiert und gespeichert wurde. Er sprach von der zentralen Lage des
Museums, das auch als Quelle für hier entspringende Besucherströme
quer durchs Revier dienen soll. Selbst der Einbau der Rolltreppe hat für
Borsdorf einen tieferen Sinn: So sollen die Besucher über die gläserne
Gangway auf die Verteilerebene, sozusagen die Gegenwarts-Abteilung
des Museums gehoben werden, um sich schließlich - ganz symbolisch - in
die Revier-Geschichte "hinab zu graben". Dabei soll das Ruhrmuseum
insbesondere die große Sammlung des heutigen Ruhrlandmuseums in sich
aufnehmen, rund drei Millionen "Sachen", wie Borsdorf sagt. Generell
solle das neue Museum "keine andere Funktion im Konzert der Revier-
Museen" einnehmen wie das Ruhrlandmuseum.
14 GAG von Irmgard Bernrieder
"Auf die rote Liste der gefährdeten weltkulturerbe-Stätten droht die Zeche
Zollverein in Essen zu rutschen. Im Vorfeld des für März 2005
angekündigten Unesco-Berichts verdichten sich im Land kritische
Stimmen von Denkmalschützern. zugewiesen. (...)Rolf Höhmann15, der
sich kürzlich mit ungewohnter Schärfe zu den Vorgängen auf Zeche
Zollverein äußerte(...) erinnert daran, dass Denkmale der Technik und
Industrie repräsentative Zeugen unserer Technik-, Wirtschafts- und
Sozialgeschichte sind. Das Kunststück besteht darin, ein
Neunutzungskonzept zu finden, das mit dem oftmals engen
Funktionszuschnitt des Industriedenkmals vereinbar ist, das Erhaltbare
so auszugestalten, dass es zu einem repräsentativen Gesamtbild führt.
Nur so sind Authentizität und Substanz zu retten.(...)Ziemlich schwarz
sieht dem Vernehmen nach auch der jüngste Rapport, den Icomos-
Weltpräsident Wolfgang Petzet in Auftrag gegeben hatte. (...): Gerade
jene Substanz, die durch den Titel „Weltkulturerbe“ geschützt werden
solle, werde zerstört. „Die falschen Nutzungskonzepte im falschen
Bau“, so seine Einschätzung, und es meint damit die Unterbringung des
künftigen Ruhrmuseums in der alten Kohlenwäsche, jener „als Gebäude
verkleideten Maschine“.(...)
14undatiert (wahrsch. Mitte Dez. 04) aus GAG-Pressespiegel (Angabe aus: Rheinischer Merkur)15 Darmstädter Industriearchäologe Rolf Höhman, ICOMOS-Monitor für die Zeche Zollverein
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 25/39
2004
"Essener Erbstreit ist beigelegt" 2005Januar
Anders als beim Kölner Dom(...), hätte es für das Land Nordrhein-
Westfalen und die Stadt Essen weiter reichende Folgen, wenn das
prestigeträchtige Projekt „ZZ“ auf die rote Liste der Unesco käme. Das
würfe nämlich über die aktuelle Kritik der Denkmalschützer hinaus
andere Fragen auf. Etwa die, warum zum einen Minister Michael Vesper
als Vorsitzender des Aufsichtsrates in der Entwicklungsgesellschaft
(EGZ) den Scheinaktivitäten der EGZ nicht früher ein Ende gesetzt und
ihre Geschäftsführer, Wolfgang Roters und Stefan Schwarz, erst kürzlich
entlassen hatte. Roters, (...) kam aus dem Städtebaumi-nisterium, (...).
Und mit Roters' Ausscheiden gab der Minister seinen eigenen Rücktritt
vom Vorstandsposten des EGZ-Aufsichtsrats bekannt. (...)
Zum anderen müssten sich Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger
und die Vertreter der Ratsfraktionen die Frage gefallen lassen, warum sie
in den letzten drei Jahren ihren kritischen Einwänden keine Taten folgen
ließen. Immerhin will das Ruhrgebiet europäische Kulturhauptstadt 2010
werden, und die Stadt Essen hat sich mit ihrem „Pfund“, der Bauhaus-
Zeche, an die Spitze der Bewerbung gestellt."
taz Ruhr, vom 21.1.2005, von Boris Rosenkranz
"Nach seiner Visite auf der Essener Zeche Zollverein ist Michael Petzet
sicher: Von einer Gefährdung der im Jahr 2001 von der Unesco zum
Weltkulturerbe ernannten Zeche könne man "im Moment nicht sprechen",
(...)Am Mittwoch hatte Petzet mit zwei Sachverständigen den laufenden
Umbau der Zeche besichtigt. Grund für seinen Besuch war die Kritik am
Vorhaben, in der ehemaligen Kohlenwäsche auf Zollverein das so
genannte Ruhrmuseum zu installieren,(...). Insbesondere der Plan, ein
gigantisches Rollband an das Gebäude zu montieren, über das die
Besucher in die oberste Etage gehievt werden sollen, hatte die Kritiker
auf den Plan gerufen. (...) Doch gerade in der gläsernen Gangway sieht
Petzet kein Problem: "Ich halte die Rolltreppe nicht für falsch", sagt der
ehemalige bayerische Generalkonservator. Schließlich sei sie
"reversibel", könne also wieder abgebaut werden, "wenn man sie nicht
mehr haben will."
Auch was die Umbauten an der Außenhaut 16betrifft, hat Petzet keine
Bedenken: Das lasse sich oft "nicht anders machen", da müsse
ausgebessert werden. (...).
16 gemeint ist die beschlossene Rekonstruktion der Fassade mit innenliegender Isolierung
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 26/39
2005
"Abenteuerspielplatz Zollverein" Februar
Theo Grütter, zuständig für das Projekt Ruhrmuseum, wundern Petzets
positive Worte nicht. (...) Das Rollband beispielsweise ist in Grütters
Augen "die beste Lösung", da es sich kontrastierend von der alten
Bausubstanz abhebe.(...)
Bleibt noch der Umgang mit den Innereien des Gebäudes: mit staubigen
Anlagen, die laut Grütter ein Problem für die Sauberkeit des Museums
darstellen. Wie man die Maschinen aufbereite, werde sich in diesem Jahr
entscheiden, sagt Grütter.
Birgitta Ringbeck17 betrachtet das Ruhrmuseum kritisch: Die Delegierte
der Kultusministerkonferenz beim Welterbekomitee sagt, bei aller
Umnutzung müsse die Authentizität erhalten werden. Allerdings ist auch
sie, früher eine erklärte Kritikerin des Vorhabens, nun davon überzeugt,
dass das hier geschehen werde. Außer Gefahr ist Zollverein damit aber
nicht: Die Icomos-Sachverständigen, Rolf Höhmann und Norbert
Mendgen, wollen die Pläne bald noch einmal unter die Lupe nehmen.
Eine Gefährdung des Weltkulturerbes könnte dann nur das
Welterbekomitee der Unesco aussprechen. Und dass der Fall auf deren
Tischen landet, ist laut Petzet "eher unwahrscheinlich"."
taz 04.02.05, von Peter Ortmann
"(...)Noch gibt es nicht einmal Kuratoren, die im nächsten Jahr
Qualitäten für die erste Design-Weltmesse Entry entwickeln wollen, (...)
Roland Weiss: "Wir wollen hier keine Kunstausstellung", sagt er. Das
Geld für die Design-Messe käme aus dem NRW Wirtschaftsministerium
und sei dazu gedacht, das gesamte Zechengelände zu entwickeln. (...)
Auch der Innen-Ausbau des neuen RuhrMuseums ist finanziell noch nicht
abgesichert. In den veranschlagten 42 Millionen Euro Umbaukosten für
die ehemalige Kohlenwäsche sei der nicht enthalten, so Weiss. Dafür
wären noch zusätzlich sieben Millionen Euro nötig. Vesper bestätigt die
Summe:Das Land habe nur die Alternative "nutzen oder nicht nutzen"
gehabt. "Wir wollten die Kohlenwäsche aber nicht nur musealisieren",
sagt Vesper. Auch der von Denkmalschützern diskutierte spektakuläre
Zugang ins Gebäude und der Umbau der Fassade sei jetzt von der
UNESCO abgesegnet worden. "Die Auseinandersetzung um das
Weltkulturerbe haben die Arbeiten nicht aufgehalten", auch
Staatssekretär Manfred Morgenstern, der neue Aufsichtsratsvorsitzende
17 Deligierte der Kultusministerkonferenz, Mitglied von ICOMOS, oberste Demkmalschützerin desLandes, MSWKS
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 27/39
2005
April"Ziel verfehlt aufZollverein"
Juli"Essener ZecheZollverein wird"Designstadt""Abb. 50: Kohlenwäsche Nordansicht im März 2005 ( aus: www. zollverein.de, Zugriff 17.05.2005)
der EGZ, sieht den engen Zeitplan bis Frühjahr 2006 nicht gefährdet.
Der niederländische Stararchitekt Rem Koolhaas, der auch den
Masterplan für das ganze Gelände Zollverein entwickelt hat, führte den
Minister vorgestern persönlich durch die Baustelle. Auf den sieben
Ebenen von "Schacht 12", wie die Kohlenwäsche offiziell heißt, soll es im
nächsten Jahr genügend Platz für Dauer- und Wechselausstellungen
geben. "Die Besucher durchlaufen dabei das 90 Meter lange Gebäude wie
einst die Kohle von oben nach unten", erklärt Koolhaas das Konzept, das
er gemeinsam mit dem deutschen Architekten Heinrich Böll entwickelt
hat. "Ist das nicht die SchalkeArena?" der Bauminister Vesper bewundert
gerade die Aussicht aus 45 Meter Höhe und schwärmt vom optischen
Zustand des Bauwerks, in dem "immerhin 79 Prozent der Maschinen
denkmalgerecht erhalten worden sind". Eine von jeder Sorte
mindestens, auch von den riesigen Setzbecken und Siebtrommeln."
welt am sonntag, 17.04.2005, von Christiane Hoffmans
"(...). Die Entwicklungsgesellschaft Zollverein präsentierte auf der
Essener Zeche Zollverein die fünf Kuratoren, die "Entry" vorbereiten
sollen. "Entry", das ist eine Ausstellung, die in den Räumen der
ehemaligen Kohlenwäsche auf dem Gelände des Weltkulturerbes
stattfinden soll."
die welt, 13.07.2005, von DW
Auf der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen, die von der Unesco zum
Weltkulturerbe ernannt worden ist, ist ein weiterer Bereich für die
Ansiedlung von designorientierten Unternehmen auf 35 000 qm
Grundstücksfläche geplant, meldet die Immobilien Zeitung. Mit der
Präsentation des Modells für die Entwicklung der "Designstadt
Zollverein" habe die Vermarktung der Baufelder begonnen. Nach
Planungen der Entwicklungsgesellschaft Zollverein sollen auf dem Areal
Büros, Studios und Ateliers, Wohnungen und Restaurants entstehen.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 28/39
2005Juli
Abb. 51-53: Baustellenaufnahmen (Eigene Fotos vom 18.07.2005)
Abb. 54: Blick in die Werkstatt (eigenes Foto vom 18.07.2005)
Ein Neubau?Auf dem Bild rechts oben ist die Kohlenwäsche von einem Neubau kaum
zu unterscheiden.
Die Abbildungen links zeigen den umfangreichen "Abriss". Auf den
Bildern kann man von der ursprünglichen Fachwerk-Fassade schon nichts
mehr erkennen.
Der Beschluss die Fassade komplett neu zu rekontruieren wurde gefällt
und von dem LVR abgesegnet als klar wurde, in welch schlechtem
Zustand die Außenhaut ist. Der zweite Grund ist der der Klimatisierung
und der dazu notwendigen Isolierung. Dies ist auch der Grund für den
Entschluss die Fassade um 15 cm nach außen zu versetzen. Die Isolierung
muss, um effektiv zu sein, die komplette Außenhaut umfassen, was auch
die Bunker betrifft. Hier ist jedoch zu wenig Platz für die Art der
Isolierung, die beispielsweise beim Kesselhaus und der Werkstatt
angewendet wurde. Dort wurde die Isolierung zwischen Tragkonstruktion
und Außenhaut angebracht.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 29/39
Abb. 55-58: Fassadendetail (eigene Fotos vom 18.07.2005)
FassadendetailsAnhand dieser Fotos kann man erkennen, wie die Fassade und teilweise
das Tragwerk rekonstruiert werden.
Von der originalen Fachwerkaußenwand bleibt nichts bestehen. Sie wird
isoliert neu aufgebaut. Die Stahlbetonflächen werden saniert und isoliert.
Erkennen kann man auch die Deckenuntersicht links unten und rechts
oben. Sie sollten im Originalzustand erhalten bleiben, aber ob dies
tatsächlich geschieht, kann man auch anhand dieser Fotos nicht genau
erkennen.
Rechts unten kann man die neue Wand auf der Ebene 0,00 m erkennen,
die gegeüber den Stützen zurückgesetz wurde, um den ursprünglichen
Charakter des aufgeständerten Bauwerkes nicht vollends zu ignorieren.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 30/39
Abb. 59-61: Materialien für den Bau (eigene Fotos vom 18.07.2005)
DetailsDie neuen Treppen liegen auch schon bereit.
Sie werden wahrscheinlich ihren Platz in dem ehemaligen
Rohkohlebunker finden.
Die rotlackierten Stahlteile rechts müssten zu neuen Fassade gehören, und
wenn wir den Planern Glauben schenken dürfen, liegt unten auf dem Bild
ein Haufen Material für die Ausfachung diese Stahls. Mich persönlich
haben bei diesem Anblick jedoch einige Zweifel befallen, was die
Durchführbarkeit der Neunutzung dieses alten Materials angeht.
Die Steine sind eindeutig nicht behutsam ausgebaut worden, sonder eher
herausgeschlagen und dabei zu einem großen Teil auch zerschlagen
worden.
Leider sind dies nur Mutmaßungen, - niemand hat dies vor Ort bestätigt.
Es könnte sich ebensogut um nicht wiederverwendbare "Reste" handeln.
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 31/39
2005
Abb. 62: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 06,30, Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Abb. 63: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 12,00, Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Ausführungsplanung 2005Die Pläne links zeigen den Stand der Ausführungsplanung. zur Dach und
Fachsanierung vom Februar diesen Jahres.
Es handelt sich um die Pläne des Büros Böll und Krabel, in denen die
denkmalgeschützten Maschinen verzeichnet sind.
Die Inventarnummern stammen von Dr. Buschmann. Nach der
endgültigen Klärung darüber, welche Maschinen erhalten werden können,
sortierte er sie nach Produktionsablauf, angefangen mit den
Rückholbändern, die die Kohle aus dem Kohlebunker
heraustransportieren, über die Stetzkästen auf Ebene 24,3 m bis zu den
Rangierwinden auf 0,00 m , die die kontrollierte Fortbewegung der
Eisenbahnwagons sicherten.
Im Juli 2003 fertigte das Büro Böll die entsprechende Fotodokumentation
der vor Baubeginn zu demontierenden und zu sichernden Maschinenteile
an.
Auflistung der Maschinen:
Ebene 0,00
Plan nicht abgebildet
• Wagonwaage
Ebene 6,30
• Nussverladung
• Erkomischer (Nr. 24, nicht im Plan)
• Feinkohleschleudern mit Keilriemenabdeckungen
• Rangierwinde
Ebene 12,00
Hauptwaschpumpe
Nusskohlerutsche
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 32/39
24
Abb. 64: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 17,3, Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Abb. 65: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 24,3, Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Ebene 17,30• Scheibenfilter
• Feinkornbecherwerke
• Nachklassiersieb
• Becherwerke
• Mittelgutband
• SiebhordeFeinkornbecherwerke
Ebene 24,30
• Becherwerke
• Vorklassiertrommel
• Feinkornband
• Grobkohleband
• Elektrofilter
• Setzmaschinen
• Aufgabebunker
• Flotation
• Purix
• Bergeband
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 33/39
Abb. 66: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 30,30+37,30 Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Ebene 30,30• Siebtrommel
• Elektofilter
• Sedipuranlage
• Rundeindicker
• Feinkornbecherwerke
• Becherwerke
• Windsichter
Ebene 37,30
• Aufzug
• Elektofilter
• Gebläse
• Feinkornbecherwerke
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 34/39
Abb. 67: Denkmalgeschützte Maschinen Ebene 40,00. Zeche Zollverein, Schacht XII, Halle 14 (Verf.:Architektur-Büro Böll & Krabel, Essen, 25.02.2005)
Ebene 40,00• Elektofilter
• Doppelbrückenkran
• Rohkohleband
Erst Erst im Juli 2004 fand eine Begehung der Kohlenwäsche unter dem
Gesichtspunkt der Erhaltung des verbleibenden Maschinenbestandes statt,
die zum Zweck hatte, die Art und Weise der möglichen Konservierungsart
mit Frau Conrad zu erörtern. Dieses war das erste Treffen zu einem
solchen Zweck mit einer Restauratorin des Rheinischen Amtes für
Denkmalpflege, weswegen die nachfolgenden Lösungen unter Zeitdruck
erfolgen mußten. Alle dieses Thema betreffenden Fragen waren vorweg
meist nur im Kreise der Architekten mit der EGZ und der Stiftung
Zollverein erörtert worden.
Eine Schwierigkeit liegt in der teilweisen Kontaminierung der Anlagen
(Lacke auf Bleibasis, Dichtungen möglicherweise mit Asbestfasern), eine
andere in der Frage der Standsicherheit der, durch die fortgeschrittene
Korrosion stark angegriffenen Maschinen.
Glücklicherweise konnte bei den nachfolgenden Versuchen festgestellt
werden, dass ein Absaugen der Maschinen mit einem Hochdrucksauger
ausreichen wird, um den groben Dreck auf den Maschinen zu entfernen,
ohne ihre Authentizität durch alllzu gründliche Reinigung zu gefährden.
Letzteres wäre mit Sicherheit geschehen, wären sie, wie ebenfalls
vorgeschlagen, mit Hochdruck abgeblasen worden
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 35/39
Abb. 68+69: Innenraumperspektiven des zukünftigen Versammlungsraumes auf dem Dach der Kohlenwäsche (Grafiken des Büros Böll&Krabel, Essen, 2005)
2006
Abb. 70: Zukünftiger Außenraum zwischen Kohlenwäsche (Grafik des Büros Böll&Krabel, Essen, 2005)
Das Ziel
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 36/39
Abb. 71:Wagenumlauf im Gegenlicht (eigenesFoto, 18.07.2005)
Fazit:"Das Welterbekomitee würdigte die Zeche Zollverein als "ein
repräsentatives Beispiel für die Entwicklung der Schwerindustrie in
Europa". Von außergewöhnlichem Wert sei die "vom Bauhausstil
beeinflusste Architektur des Industriekomplexes, die über Jahrzehnte für
den modernen Industriebau beispielgebend war".18
Damit würdigte 2001 die UNESCO ausdrücklich den industriellen und
den architektonischen Wert Zollvereins. Leider rückt die Maschine
Zollverein immer mehr in den Hintergrund. Die schöne architektonische
Fassade rahmt inzwischen die neue Design-Zentrale NRW´s.
Insbesondere die Wäsche wird so gründlich saniert, dass von der
Orginalsubstanz recht wenig übrig bleibt.
Verlust der AuthentizitätMeiner Meinung nach hat die Wäsche nach dem Umbau ihre Authentizität
zum größten Teil verloren.
Maßnahmen wie
• die Schließung der ehemaligen Gleisebene,
• der Versatz und die Rekonstruktion der Außenfassade, und
• der massive Abbau der Maschinenbestände
sind zwar nutzungsfreundlich, aber sie spiegeln eben auch den Anspruch
an ein modernes Museum wieder und nicht den Ort einer schmutzigen,
lauten, feuchten, im Sommer heißen, im Winter kalten Arbeitsumgebung
wieder.
Wir werden hoffentlich demnächst mehr vorfinden, als einzelne
ölverschmierte Maschinenanlagen in einem vollklimatisierten Museum
finden, die plötzlich an diesem ihrem angestammten Standort völlig
deplatziert erscheinen.
Die neue Wäsche wird hoffentlich noch einen Eindruck von der
imposanten Größe der Anlage und der technischen Leistung der
damaligen Zeit vermitteln. Die Darstellung der Architekten auf Abb. 70
ist in diese Beziehung vielversprechend.
Rekonstruktion als letzte Chance?Die Rekonstruktion ist jedoch eine Chance ansonsten Verlorenes doch
noch für die Nachwelt im Abbild zu erhalten und das Gebäude vor dem
Vergessen zu schützen.
Außerdem lässt sich ein Bauwerk wie diese Schachtanlage einfach nicht
18 Zit. www.unesco.de, Zugriff am 04.07.2005
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 37/39
Abb. 72: Ausfahrt an der Wipperhalle (eigenes Foto vom 18.07.2005)
so behandeln wie beispielsweise die Ruine des Kolosseum. in Rom. Das
liegt im Wesen der Gebäude. Das Kolosseum ist aus Material erbaut, dass
sich nicht so schnell verändert. Das Stahlfachwerk von Zollverein ändert
seine grundlegenden Eigenschaften. Es korrodiert und verliert damit die
Tragfähigkeit. Natürlich musste auch das Kolosseum abgesichert werden,
das hatte jedoch andere Ursachen. Die Schäden wurde durch mechanische
Einwirkung verursacht.
Eins ist sicher: Wäre die Kohlenwäsche in einigen Jahren eingestürzt,
gäbe sie nur noch einen Haufen Schrott wieder her.
Reparatur und SicherungReparatur wäre sicher die aus denkmalpflegerischer Sicht die einzig
richtige Lösung. Im vorliegenden Fall käme die Reparatur jedoch sehr
nahe an die Rekonstruktion heran. Schließlich sind viele Stahlteile einfach
nicht zu retten und müssten ersetzt werden.. Wahrscheinlich wäre sogar
eine Hilfstragkonstuktion erforderlich gewesen, um die authentischen
Fassaden zu erhalten. Bei der Größe und dem Zustand des Objektes ist
dies leider einfach nicht machbar, weil finanziell nicht tragbar.
Wahrscheinlich würde diese Art der kleinteiligen Erhaltung zudem auch
so lange dauern, dass das Gebäude zwischendurch in Teilen einbrechen
würde. Die Kosten würden jeden Rahmen sprengen.
Leider wird bei der jetzigen "Lösung" nich einmal ein Teilbereich
repariert und konserviert, an dem man exemplarisch die urprüngliche
Struktur erkennen könnte.
O-Ton: Rolf Höhmann19:
"Wenn man die ganze Maschinerie erhalten will, und das sollte der Fall
sein bei einem Weltkulturerbe, dann sehen wir große Probleme, dort
weitere Nutzungen unterzubringen."
Dr. Walter Buschmann20:
"Die Umnutzung der Kohlenwäsche muss als ein aus der Situation heraus
erklärbarer Einzelfall bleiben"
19 aus:Sendemanuscript wdr westpol 16.01.200520 aus: Die Kohlenwäsche der Zeche Zollverein - ein Fall von Übernutzung im Weltklturerbe
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 38/39
Bibliographie:• http://www.UNESCO.de, Zugriff: 22.06.2005
• http://www.UNESCO.de/c_arbeitsgebiete/info-welterbe.pdf
• http://www.UNESCO-welterbe.de
• www.uni-essen.de,, Zugriff am 13.07.2005
Zeche Zollverein - Schacht XII
• http://www.nationalkomitee.de/links/themen/thema9.htm, Zugriff am
25.07.2005
• www.zollverein.de, Zugriff am 25.07.2005
• www.stiftung-zollverein.de, Zugriff am 25.07.2005
• http://www.ruhr-guide.de, Zugriff am 25.07.2005
• www.wams.de, Zugriff am 25.07.2005
• http://www.zollverein.de, Zugriff am 25.07.2005
• http://www.abenteuer-ruhrpott.com, Zugriff am 30.07.2005
• http://www.taz.de, Zugriff am 25.07.2005
• http://www.presseservice.nrw.de, Zugriff am 03.08.2005
• www.wdr.de, Zugriff am 25.07.2005
• http://www.hclist.de/pipermail/geschichtskultur, Zugriff am
25.07.2005
• http://www.oberhausen-rheinland.de/, Zugriff am 22.06.2005
• Barbara Vanderlinden: Was ist Zollverein (Hrsg. im Auftrag der
Entwicklungs-Gesellschaft Zollverein mbH)
• Walter Buschmann: Die Kohlenwäsche der Zeche Zollverein - ein Fall
von Übernutzung im Weltklturerbe
(noch nicht erschienen (voraussichtl. Sept. 2005), vom Autor für diese
Arbeit zur Verfügung gestellt)
• Walter Buschmann: Zeche Zollverein in Essen (Rheinische
Kunststätten Heft 319, 1. Auflage 1987)
• Kirsten Müller: Heft: Zeche Zollverein Schacht XII in Essen -Ein
Industriedenkmal von Weltrang erschienen, DKV-Kunstführer
Nr. 603/2 1. Auflage, DKV = Deutscher Kunstverlag , München Berlin
Anhang:Grundrisse und Schnitte zur zukünftigen Nutzung der Kohlenwäsche
des Büros Böll und Krabel, Essen 2005
Abb- 73: Kumpel bei der Arbeit (gesichtet im www)
Zeche Zollverein - Der Umbau der Kohlenwäsche und die Diskussion um das Weltkulturerbe 2005 Seite 39/39