WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

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Wunder kom- men nur zu denen, sagen zumindest die Franzosen, die an Wunder glauben. Kein Problem – die Universität Münster glaubt an Wunder. Genauer gesagt: Die WWU glaubt fest an Joachim Gauck, den deut- schen Wundermann. Mit dieser Einstellung sind wir sicher nicht allein. Angeblich stehen bereits zig Wunschzettel-Waschkörbe im Foyer von Schloss Bellevue. Die einen erwarten eine sofortige Ausrufung der sozialen Gerech- tigkeit, die anderen setzen auf eine Spont- anheilung der angeblich holprigen Inte- grationspolitik. Deutschland ist Wunsch- land – wenn Sie, verehrter Herr Bundes- präsident, freundlicherweise auch folgen- de WWU-Liste abarbeiten würden: Zunächst die eine oder andere Kleinig- keit. Vor dem Hintergrund der zu erwar- tenden Zimmer-Nachfrage als Folge der doppelten Abitur-Jahrgänge spricht sicher nichts dagegen, wenn Sie fünf Bellevue- Zimmer – gerne nach hinten heraus – abknapsen und als studentischen Wohn- raum ausweisen. Ein gelegentlicher Ber- lin-Münster-Shuttle mit der Flugbereit- schaft ist nicht zwingend, aber wün- schenswert. Wie Sie sicher dem internationalen Medienecho entnommen haben, sind wir guter Dinge, den unter Münsteranern überaus beliebten Botanischen Garten mithilfe von Sponsoren grundlegend sanieren zu können. In diesem Zusam- menhang wäre es überaus hilfreich, wenn Sie sich dazu bereit erklären würden, Ihren Namen für eine unserer so seltenen Suk- kulenten herzugeben – etwa für ein garan- tiert freiheitlich gezogenes Mittagsblu- mengewächs. Kommen wir zu unserem Hauptanlie- gen. Unser für 2012 ausgewiesenes Defizit drückt arg auf die Stimmung. Mit ande- ren Worten: Wir brauchen Bares. Mag sein, dass die zuletzt intensiv gepflegte prä- sidiale Grundformel, wonach eine Hand die andere wäscht, irgendwie ins Gerede gekommen ist. Wir hätten eine entspre- chend saubere Alternatividee. Es wäre doch gelacht, wenn es Ihnen nicht auf wesentlich einfachere Art und Weise gelin- gen sollte, das Vorzeichen in unserem Wirtschaftsplan von Minus ins Plus zu wenden – durch pastorales Handauflegen. All das eilt nicht. Westfalen sind bescheiden. In drei Wochen würden wir allerdings gerne Vollzug melden … Ihr Norbert Robers Liebe Leserinnen und Leser, 2011 telefonierten WWU-Angestellte 9 399 700 Minuten mit Gesprächspartnern außer- halb der Universität. | DIE ZAHL DES MONATS Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected] KURZNACHRICHTEN BERUFUNG: Mouhanad Khorchide, WWU-Professor für Islamische Theologie, ist in den Beirat des Landes Nordrhein-Westfalen für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts in NRW berufen worden. Der Beirat vertritt die Anliegen und Interessen der islami- schen Organisationen bei der Einführung und Durchführung des isla- mischen Religionsunterrichts gegenüber dem Land. BRASILIEN: Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo eröffnet – in der Einrichtung wird auch die Universität Münster mit einem eigenen Kontaktbüro ver- treten sein. „Die wirtschaftliche und wissen- schaftliche Bedeutung Brasiliens nimmt stetig zu. Für die WWU ist das Land deshalb ein interessanter Partner“, betonte WWU-Pro- rektor Prof. Stephan Ludwig. Mit der Reprä- sentanz will die Universität ihre Wissen- schaftskontakte in Brasilien ausbauen. KONFERENZ: Die Forschungsgruppe Kommunikations- und Kollaborationsmana- gement vom Institut für Wirtschaftsinforma- tik richtet am 5. Mai ein fächerübergreifendes BarCamp aus. Dabei handelt es sich um eine Art Mitmach-Konferenz, bei der die Teilneh- mer selbst die Inhalte bestimmen und aktiv mitgestalten. In diesem Jahr steht das Bar- Camp unter dem Motto „Social Media“ und „Virtual Environments“. Mitmachen kann jeder, der Lust an spannenden Diskussionen hat. Die Teilnahme ist kostenlos. > http://wwu-barcamp.mixxt.de AStA: Das Studierendenparlament hat einen neuen Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) gewählt. In diesem Jahr bilden die Hochschulgruppe Campus Grün, die Juso- Hochschulgruppe und die Demokratische Internationale Liste (DIL) den AStA. Philipp Wilhelm (Campus Grün) ist neuer Vorsitzen- der, Janine Meiser (DIL) seine Vertreterin. Sie arbeiten als gleichberechtigte Mitglieder des Vorsitzreferats. „Der Schwerpunkt der AStA- Arbeit der kommenden Legislaturperiode wird der doppelte Abiturjahrgang sein“, erklärte Philipp Wilhelm. Der Mathematiker Michael Weiss ist der erste Humboldt-Professor an der Universität Münster – ein Por- trät. Seite 3 Mathematischer Komponist 4. April 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 2 | 1,00 Euro Münstersche Planetologen erfor- schen in einer einzigartigen Band- breite die Entstehung unseres Son- nensystems. Seite 5 Odyssee im Weltraum Was passiert, wenn zwei vom Studi- enfach bis zum Musikgeschmack verschiedene Studenten gemeinsam durch die Clubs ziehen? Seite 7 Eine Nacht, zwei Meinungen F orscher am Karlsruher Institut für Technologie nutzen das KATRIN-Spektrometer (Karlsruhe Tritium Neutrino Experiment) zur Bestimmung von Elektron-Neutrinomasse. Wichtige Elemente für das Spektrometer wurden in Münster gefertigt: Über mehrere Jahre konstruierten Wissenschaftler des WWU-Instituts für Kernphysik – unter der Leitung von Prof. Christian Weinheimer – die hochprä- zisen Elektrodenmodule. Jüngst bauten sie das letzte der 248 Module in das Spektrometer ein. Der Edelstahltank ist 24 Meter lang und hat eine Oberfläche von 650 Quadratmetern. D ass er soeben auf eine Art Schatz ge- stoßen war, ahnte der münstersche Kommunikationswissenschaftler Prof. Volker Gehrau schnell, als er vor einigen Jahren im Kölner Zentralarchiv für Empirische Sozial- forschung auf einen Datenberg des Meinungs- forschungsinstituts FORSA stieß. Der Fund ist gigantisch: FORSA hatte zwi- schen 1994 und 2005 tagtäglich 500 Deutsche um eine Antwort auf die Frage „Was sind Ihrer Meinung nach in Deutschland zurzeit die drei größten Probleme?“ gebeten. Forsa integrierte diese Meinungsabfrage in Telefoninterviews zu verschiedenen Themen. Für den WWU-Kom- munikationswissenschaftler eröffnete diese Ent- deckung eine einmalige Chance: Mit seinem Team will er repräsentative Antworten darauf geben, wie sich die Medienberichterstattung auf die Problemwahrnehmung der Bevölkerung auswirkt. Die Deutsche Forschungsgemein- schaft (DFG) fördert das Projekt „Issues of the Millennium“. Das Team um Volker Gehrau wertet derzeit die weit über 1,6 Millionen Ant- worten aus und kann mittlerweile (Zwischen)- Ergebnisse präsentieren. „Die Deutschen sind nicht so ängstlich, wie sie im Ausland gesehen werden“, betont Volker Gehrau. Solange ein Problem ihn nicht unmit- telbar betreffe, sei der Deutsche darüber nicht allzu sehr beunruhigt. So empfanden nur maximal 19 Prozent der Befragten nach den Anschlägen des 11. September 2001 in New York „Terrorismus“ als großes Problem. Arbeitslosigkeit nahmen die Bürger hingegen über den gesamten Befragungszeitraum von zwölf Jahren als zentrales Problem wahr – zeit- weise antworteten über 80 Prozent der Befrag- ten dementsprechend. Nie sank der Wert unter 40 Prozent. Eine weitere Erkenntnis, die aus der FOR- SA-Datensammlung hervorgeht, stammt aus dem Bereich der Politik: Eine relativ stabile Zahl an Befragten (etwa ein Zehntel) äußerte eine generelle Unzufriedenheit mit der Politik. Kleinere und mittlere Skandale (wie zum Bei- spiel die Bonusmeilen-Affäre 2002) zeigen jedoch kaum eine Wirkung auf die allgemeine Politikverdrossenheit. „Erst wenn ein gewisser Schwellenwert in der Aufmerksamkeit, die einem Thema geschenkt wird, überschritten wird – wie beim CDU-Spendenskandal – wirkt sich dies kurzfristig auf die Unzufrieden- heit mit der Politik aus“, lautet die Analyse des Forscherteams. „Wir haben ein Mikroskop und sehen etwas dadurch. Was es ist, wissen wir noch nicht!“ Bei der Analyse interessieren sich die Kom- munikationswissenschaftler auch für die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen einem konkreten Problem, das die Bürger nannten, und der Aufbereitung dieses Themas zur glei- chen Zeit in den Medien und der realen Situa- tion gibt. „Besonders interessant ist für uns zum Beispiel die Tatsache, dass die Arbeitslo- sigkeit im Befragungszeitraum immer die größte Angst der Deutschen darstellte, sie aber relativ unabhängig von der tatsächlichen Lage auf dem Arbeitsmarkt war“, erläutert Volker Gehrau. Um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob verlässliche Zusammenhänge bestehen oder nicht, benötigen die Forscher Unterstützung von Experten anderer Gebiete. „Wir haben das Mikroskop und sehen etwas dadurch. Aber was es ist, wissen wir noch nicht“, beschreibt der 45-Jährige das Dilemma der Forschungs- gruppe. Zwar könnten sie sehen, dass ein The- ma zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Bei- spiel an medialer Aufmerksamkeit gewinnt. Welche tatsächlichen Ereignisse dafür verant- wortlich sein könnten, wissen sie jedoch nicht immer und können bislang daher nur Vermu- tungen anstellen. Wenn es nach dem Forscherteam geht, erge- ben sich in nächster Zeit zahlreiche interdiszi- plinäre Kooperationen. „Mediziner könnten uns zum Beispiel dabei helfen, die Reaktionen von Bürgern und Medien auf Ereignisse wie Pandemien und zeitgleich auftretende Diskus- sionen über Impfschutz zu verstehen“, hofft Volker Gehrau. Im Bestfall wäscht eine Hand die andere, denn ein erklärtes Ziel des Projekts ist es, die Daten Wissenschaftlern verschiede- ner Bereiche zur Verfügung zu stellen, damit diese unterschiedliche Forschungsfragen beantworten können. HANNA DIECKMANN Einen Schatz gehoben Worüber machen sich die Deutschen Sorgen? WWU-Forscher werden repräsentative Antworten liefern Foto: Michael Zacher

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4. April 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 2

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Wunder kom-men nur zudenen, sagenzumindest dieFranzosen, die anWunder glauben.Kein Problem –die UniversitätMünster glaubtan Wunder.Genauer gesagt:Die WWU

glaubt fest an Joachim Gauck, den deut-schen Wundermann.

Mit dieser Einstellung sind wir sichernicht allein. Angeblich stehen bereits zigWunschzettel-Waschkörbe im Foyer vonSchloss Bellevue. Die einen erwarten einesofortige Ausrufung der sozialen Gerech-tigkeit, die anderen setzen auf eine Spont-anheilung der angeblich holprigen Inte-grationspolitik. Deutschland ist Wunsch-land – wenn Sie, verehrter Herr Bundes-präsident, freundlicherweise auch folgen-de WWU-Liste abarbeiten würden:

Zunächst die eine oder andere Kleinig-keit. Vor dem Hintergrund der zu erwar-tenden Zimmer-Nachfrage als Folge derdoppelten Abitur-Jahrgänge spricht sichernichts dagegen, wenn Sie fünf Bellevue-Zimmer – gerne nach hinten heraus –abknapsen und als studentischen Wohn-raum ausweisen. Ein gelegentlicher Ber-lin-Münster-Shuttle mit der Flugbereit-schaft ist nicht zwingend, aber wün-schenswert.

Wie Sie sicher dem internationalenMedienecho entnommen haben, sind wirguter Dinge, den unter Münsteranernüberaus beliebten Botanischen Gartenmithilfe von Sponsoren grundlegendsanieren zu können. In diesem Zusam-menhang wäre es überaus hilfreich, wennSie sich dazu bereit erklären würden, IhrenNamen für eine unserer so seltenen Suk-kulenten herzugeben – etwa für ein garan-tiert freiheitlich gezogenes Mittagsblu-mengewächs.

Kommen wir zu unserem Hauptanlie-gen. Unser für 2012 ausgewiesenes Defizitdrückt arg auf die Stimmung. Mit ande-ren Worten: Wir brauchen Bares. Magsein, dass die zuletzt intensiv gepflegte prä-sidiale Grundformel, wonach eine Handdie andere wäscht, irgendwie ins Geredegekommen ist. Wir hätten eine entspre-chend saubere Alternatividee. Es wäredoch gelacht, wenn es Ihnen nicht aufwesentlich einfachere Art und Weise gelin-gen sollte, das Vorzeichen in unseremWirtschaftsplan von Minus ins Plus zuwenden – durch pastorales Handauflegen.

All das eilt nicht. Westfalen sindbescheiden. In drei Wochen würden wirallerdings gerne Vollzug melden …

Ihr

Norbert Robers

Liebe Leserinnen

und Leser,

2011 telefonierten WWU-Angestellte

9 399 700Minuten mit Gesprächspartnern außer-

halb der Universität.

|DIE ZAHL DES MONATS

Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected]

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BERUFUNG: Mouhanad Khorchide,WWU-Professor für Islamische Theologie, istin den Beirat des LandesNordrhein-Westfalen für dieEinführung des islamischenReligionsunterrichts inNRW berufen worden. DerBeirat vertritt die Anliegenund Interessen der islami-schen Organisationen beider Einführung und Durchführung des isla-mischen Religionsunterrichts gegenüber demLand.

BRASILIEN: Bundesaußenminister GuidoWesterwelle hat das Deutsche Wissenschafts-und Innovationshaus in der brasilianischenWirtschaftsmetropole São Paulo eröffnet – inder Einrichtung wird auch die UniversitätMünster mit einem eigenen Kontaktbüro ver-treten sein. „Die wirtschaftliche und wissen-schaftliche Bedeutung Brasiliens nimmt stetigzu. Für die WWU ist das Land deshalb eininteressanter Partner“, betonte WWU-Pro-rektor Prof. Stephan Ludwig. Mit der Reprä-sentanz will die Universität ihre Wissen-schaftskontakte in Brasilien ausbauen.

KONFERENZ: Die ForschungsgruppeKommunikations- und Kollaborationsmana-gement vom Institut für Wirtschaftsinforma-tik richtet am 5. Mai ein fächerübergreifendesBarCamp aus. Dabei handelt es sich um eineArt Mitmach-Konferenz, bei der die Teilneh-mer selbst die Inhalte bestimmen und aktivmitgestalten. In diesem Jahr steht das Bar-Camp unter dem Motto „Social Media“ und„Virtual Environments“. Mitmachen kannjeder, der Lust an spannenden Diskussionenhat. Die Teilnahme ist kostenlos.> http://wwu-barcamp.mixxt.de

AStA: Das Studierendenparlament hat einenneuen Allgemeinen Studierendenausschuss(AStA) gewählt. In diesem Jahr bilden dieHochschulgruppe Campus Grün, die Juso-Hochschulgruppe und die DemokratischeInternationale Liste (DIL) den AStA. PhilippWilhelm (Campus Grün) ist neuer Vorsitzen-der, Janine Meiser (DIL) seine Vertreterin. Siearbeiten als gleichberechtigte Mitglieder desVorsitzreferats. „Der Schwerpunkt der AStA-Arbeit der kommenden Legislaturperiodewird der doppelte Abiturjahrgang sein“,erklärte Philipp Wilhelm.

Der Mathematiker Michael Weissist der erste Humboldt-Professor ander Universität Münster – ein Por-trät. Seite 3

Mathematischer

Komponist

4. April 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 2 | 1,00 Euro

Münstersche Planetologen erfor-schen in einer einzigartigen Band-breite die Entstehung unseres Son-nensystems. Seite 5

Odyssee

im Weltraum

Was passiert, wenn zwei vom Studi-enfach bis zum Musikgeschmackverschiedene Studenten gemeinsamdurch die Clubs ziehen? Seite 7

Eine Nacht,

zwei Meinungen

Forscher am Karlsruher Institut für Technologie nutzen das KATRIN-Spektrometer (Karlsruhe Tritium Neutrino Experiment) zur Bestimmung von Elektron-Neutrinomasse. Wichtige Elemente für das

Spektrometer wurden in Münster gefertigt: Über mehrere Jahre konstruierten Wissenschaftler des WWU-Instituts für Kernphysik – unter der Leitung von Prof. Christian Weinheimer – die hochprä-

zisen Elektrodenmodule. Jüngst bauten sie das letzte der 248 Module in das Spektrometer ein. Der Edelstahltank ist 24 Meter lang und hat eine Oberfläche von 650 Quadratmetern.

Dass er soeben auf eine Art Schatz ge-stoßen war, ahnte der münsterscheKommunikationswissenschaftler Prof.

Volker Gehrau schnell, als er vor einigen Jahrenim Kölner Zentralarchiv für Empirische Sozial-forschung auf einen Datenberg des Meinungs-forschungsinstituts FORSA stieß.

Der Fund ist gigantisch: FORSA hatte zwi-schen 1994 und 2005 tagtäglich 500 Deutscheum eine Antwort auf die Frage „Was sind IhrerMeinung nach in Deutschland zurzeit die dreigrößten Probleme?“ gebeten. Forsa integriertediese Meinungsabfrage in Telefoninterviews zuverschiedenen Themen. Für den WWU-Kom-munikationswissenschaftler eröffnete diese Ent-deckung eine einmalige Chance: Mit seinemTeam will er repräsentative Antworten daraufgeben, wie sich die Medienberichterstattung aufdie Problemwahrnehmung der Bevölkerungauswirkt. Die Deutsche Forschungsgemein-schaft (DFG) fördert das Projekt „Issues of theMillennium“. Das Team um Volker Gehrauwertet derzeit die weit über 1,6 Millionen Ant-worten aus und kann mittlerweile (Zwischen)-Ergebnisse präsentieren.

„Die Deutschen sind nicht so ängstlich, wiesie im Ausland gesehen werden“, betont VolkerGehrau. Solange ein Problem ihn nicht unmit-telbar betreffe, sei der Deutsche darüber nichtallzu sehr beunruhigt. So empfanden nurmaximal 19 Prozent der Befragten nach denAnschlägen des 11. September 2001 in NewYork „Terrorismus“ als großes Problem.Arbeitslosigkeit nahmen die Bürger hingegenüber den gesamten Befragungszeitraum vonzwölf Jahren als zentrales Problem wahr – zeit-weise antworteten über 80 Prozent der Befrag-ten dementsprechend. Nie sank der Wert unter40 Prozent.

Eine weitere Erkenntnis, die aus der FOR-SA-Datensammlung hervorgeht, stammt ausdem Bereich der Politik: Eine relativ stabileZahl an Befragten (etwa ein Zehntel) äußerteeine generelle Unzufriedenheit mit der Politik.Kleinere und mittlere Skandale (wie zum Bei-spiel die Bonusmeilen-Affäre 2002) zeigenjedoch kaum eine Wirkung auf die allgemeinePolitikverdrossenheit. „Erst wenn ein gewisserSchwellenwert in der Aufmerksamkeit, dieeinem Thema geschenkt wird, überschritten

wird – wie beim CDU-Spendenskandal –wirkt sich dies kurzfristig auf die Unzufrieden-heit mit der Politik aus“, lautet die Analyse desForscherteams.

„Wir haben ein Mikroskop und

sehen etwas dadurch. Was es ist,

wissen wir noch nicht!“

Bei der Analyse interessieren sich die Kom-munikationswissenschaftler auch für die Frage,ob es einen Zusammenhang zwischen einemkonkreten Problem, das die Bürger nannten,und der Aufbereitung dieses Themas zur glei-chen Zeit in den Medien und der realen Situa-tion gibt. „Besonders interessant ist für unszum Beispiel die Tatsache, dass die Arbeitslo-sigkeit im Befragungszeitraum immer diegrößte Angst der Deutschen darstellte, sie aberrelativ unabhängig von der tatsächlichen Lageauf dem Arbeitsmarkt war“, erläutert VolkerGehrau.

Um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, obverlässliche Zusammenhänge bestehen oder

nicht, benötigen die Forscher Unterstützungvon Experten anderer Gebiete. „Wir haben dasMikroskop und sehen etwas dadurch. Aberwas es ist, wissen wir noch nicht“, beschreibtder 45-Jährige das Dilemma der Forschungs-gruppe. Zwar könnten sie sehen, dass ein The-ma zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Bei-spiel an medialer Aufmerksamkeit gewinnt.Welche tatsächlichen Ereignisse dafür verant-wortlich sein könnten, wissen sie jedoch nichtimmer und können bislang daher nur Vermu-tungen anstellen.

Wenn es nach dem Forscherteam geht, erge-ben sich in nächster Zeit zahlreiche interdiszi-plinäre Kooperationen. „Mediziner könntenuns zum Beispiel dabei helfen, die Reaktionenvon Bürgern und Medien auf Ereignisse wiePandemien und zeitgleich auftretende Diskus-sionen über Impfschutz zu verstehen“, hofftVolker Gehrau. Im Bestfall wäscht eine Handdie andere, denn ein erklärtes Ziel des Projektsist es, die Daten Wissenschaftlern verschiede-ner Bereiche zur Verfügung zu stellen, damitdiese unterschiedliche Forschungsfragenbeantworten können. HANNA DIECKMANN

Einen Schatz gehobenWorüber machen sich die Deutschen Sorgen? WWU-Forscher werden repräsentative Antworten liefern

Foto: Michael Zacher

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April 20120 2 | U N I W E L T

Die neuen Pläne für den Hindenburgplatz, die den Send möglicherweise noch näher an das zentrale Gebäude der WWU – das Schloss – rücken las-

sen, stoßen in der Universität nicht gerade auf Begeisterung. Karikatur: Arndt Zinkant

Nachdem den Politikern Karl-Theo-dor zu Guttenberg (CSU) und Sil-vana Koch-Mehrin (FDP) im ver-

gangenen Jahr Plagiate in ihren Doktorarbei-ten nachgewiesen und die Titel entzogen wur-den, entbrannte eine allgemeine Glaubwür-digkeits-Debatte. NORBERT ROBERS sprachmit dem Theologen und Rechtswissenschaft-ler PROF. KLAUS LÜDICKE, der an der WWUOmbudsmann für die Regeln guter wissen-schaftlicher Praxis ist, über die negativen wiepositiven Auswirkungen der Vorfälle auf dieWissenschaften und die typischen Probleme,mit denen sich Studierende und Wissen-schaftler an ihn wenden.

Schaden die zuletzt deutschlandweit disku-tierten Plagiatsfälle nur den Betroffenenoder der Wissenschaft insgesamt?Der Schaden ist beträchtlich, und er betrifftindirekt alle Wissenschaftler, weil in Teilender Öffentlichkeit mittlerweile grundsätzlicheSkepsis herrscht: Fast jeder Doktorand musssich die Frage gefallen lassen, ob er saubergearbeitet hat. Auch wenn derartige Verdäch-tigungen und Kommentare oft nur scherzhaftgemeint sind: Sie zeigen, dass aus einer allge-meinen Hochachtung ein Klima des Miss-trauens geworden ist.

Ist dieser Schaden von kurzer oder vonlangfristiger Dauer?Ich gehe davon aus, dass sich dieses Klimaschnell wieder ändert. Die Affären haben derÖffentlichkeit gleichzeitig vor Augen geführt,dass die Wissenschaft sich sehr wohl zu weh-ren weiß – etwa mit der verstärkten elektroni-schen Kontrolle der Dissertationen.

Die modernen technischen Möglichkeitenwie beispielsweise die Internet-Recherchesind also Fluch und Segen zugleich?So ist es. Natürlich ist die Verlockung, Datenoder einzelne Textpassagen zu kopieren, sehrviel größer als früher. Auf der anderen Seitegibt es aber auch die Weiterentwicklung derPlagiate-Software. Unter dem Strich würdeich sagen: Das Internet erleichtert die wissen-schaftliche Arbeit ungemein – und das istgrundsätzlich gut.

Hat die Plagiate-Debatte auch positiveWirkungen, etwa durch die ebenso öffent-liche Folgedebatte über die Regeln desguten wissenschaftlichen Arbeitens?Jede Aufdeckung von Missbrauch ist positiv.Potenzielle Nachahmer werden gewarnt, dasRisiko, entdeckt zu werden, ist gewachsen.

Die Öffentlichkeit erkennt das ernsthafteBemühen der Wissenschaft um ein ehrenhaf-tes Verhalten: Eine Promotionsarbeit ist dasMeisterstück des Wissenschaftlers – es muss,wie im Handwerk auch, ein Original sein.

Stehen auch die Doktorväter und Doktor-mütter, die es sich mit ihrer Begutachtungmöglicherweise zu leicht gemacht haben,zu Recht in der Kritik?Selbstverständlich. Die Gutachter haben ihreAufgabe mit demselben Ernst zu erfüllen. Inder Vergangenheit ist leider zu Recht auf deneinen oder anderen Betreuer ein Schattengefallen. Jeder Gutachter muss sich inhaltlichmit der Arbeit auseinandersetzen, eine peni-ble methodische Kontrolle ist und bleibtunerlässlich. Der Doktorvater muss allerdingsnicht alles besser wissen als der Doktorand.Vielmehr gilt umgekehrt: Wenn der Dokto-rand nicht mehr von seiner Sache weiß als derDoktorvater, braucht es seine Arbeit nicht.

Hat sich die wissenschaftliche Gemeindevon den Generalverdächtigungen und denöffentlichen Ratschlägen, es nicht immerso genau zu nehmen, deutlich genugdistanziert? Daran habe ich keinen Zweifel, und das warauch dringend notwendig. An dieser Stelledarf es keine Toleranz geben, das Prinzip derAuthentizität ist unverhandelbar. Es warzudem richtig, deutlich zu machen, dass derDoktortitel nicht in erster Linie der reinenKarriereförderung dienen darf. In meinemFach, der Theologie, ist das im Übrigen ohne-hin nur selten Fall. In der Regel dient einePromotion der vertieften Auseinandersetzungmit einer Fragestellung, von der man im Stu-dium gepackt worden ist und der man nach-gehen will. Allerdings dient eine Promotionmanchmal auch dazu, eine Phase der Orien-

tierungslosigkeit oder der momentan fehlen-den beruflichen Perspektive zu überbrücken –was aber das Forschungsergebnis nichtschlechter machen muss.

Wer dazu ein Gespräch sucht, wendet sichwahrscheinlich an den Doktorvater – inwelchen Fällen hilft denn der Ombuds-mann der Universität Münster? Ich stehe all denjenigen als Ansprechpartnerzur Verfügung, die das Gefühl haben, dassihnen Unrecht geschieht, die ein offenes, abervertrauliches Gespräch suchen oder die einenKonflikt an ihrem wissenschaftlichen Arbeits-platz haben. In manchen Fällen reicht esanscheinend aus, wenn Betroffene in ihremberuflichen Umfeld offen ankündigen, sichnunmehr an den Ombudsmann wenden zuwollen. Allein das hat offenbar eine konflikt-dämpfende Wirkung.

Ist ein Theologe, wie Sie es sind, für diesesAmt besonders geeignet?Nein, das könnten Kollegen anderer Fach-richtungen sicher genauso gut. Man musssich in jemandes Lage hineinversetzen, ihnenzuhören und konstruktiven Rat für dieLösung von Problemen geben können.

Mit welchen typischen Problemen kom-men die Studierenden und Wissenschaftlerzu Ihnen?Es kommt relativ häufig vor, dass jemand Sor-ge hat, um seine wissenschaftlichen For-schungsergebnisse gebracht zu werden, indemjemand anderes sie für eigene Zwecke nutzt.Dabei sind die naturwissenschaftlichenFächer naturgemäß stärker gefährdet als dieanderen, da es in diesem Bereich oft zufächerübergreifenden Kooperationen undPublikationen mit mehreren Autoren kommt.Eine Einzel-Autorschaft, wie sie etwa in derTheologie der Normalfall ist, gibt es dort viel-fach nicht. Vielmehr besteht der Hinweis inden „Regeln guter wissenschaftlicher Praxis“unserer Universität nicht ohne Grund: Eine„Ehren-Autorenschaft“, mit der man mögli-cherweise seine Publikation schmücken will,ist untersagt.

Sind Sie ein stark nachgefragter Gesprächs-partner?Glücklicherweise nicht, die Zahl meinerBetreuungsfälle in den vergangenen drei Jah-ren liegt im zweistelligen Bereich. Ich bewer-te das als ein gutes Zeichen: An der Universi-tät Münster gibt es offenbar nur wenige Kon-fliktfälle.

Prof. Klaus Lüdicke ist seit 2008Ombudsmann für die Regeln guter wis-senschaftlicher Praxis. Er hat in Münsterund München katholische Theologieund Rechtswissenschaft studiert. ZumWintersemester 1983/84 wurde er vonder Katholisch-Theologischen Fakultätzum Professor berufen, wo er seit 1980lehrte – im Juli 2008 trat er in denRuhestand. Klaus Lüdickes Themen-schwerpunkte sind das kirchliche Ehe-und Prozessrecht.Kontakt: [email protected]

| ZUR PERSON

„Aus Hochachtung istein Klima desMisstrauens geworden“Prof. Klaus Lüdicke über Plagiate und seine Aufgaben als Ombudsmann

Gut zuhören und konstruktive Ratschläge geben: So versteht Prof. Klaus Lüdicke seine Aufgabeals Ombudsmann für die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis. In Zeiten, in denen prominen-te Plagiatsfälle deutschlandweit diskutiert werden, ist das Misstrauen groß. Foto: Peter Grewer

Die Universitätsverwaltung hat ein neu-es Führungsduo: Der bisherigeFinanzdezernent und Vize-Verwal-

tungschef Matthias Schwarte ist jüngst zumneuen Kanzler ernannt worden. Die Neuwahlwar notwendig geworden, nachdem sein Vor-

gänger, Dr. StefanSchwartze, Ende 2011ans Deutsche Geofor-schungszentrum nachPotsdam gewechseltwar. Der neue Kanzlerernannte die Dezernen-tin für AkademischeAngelegenheiten undStudienreform, KatjaGraßl, zu seiner Stell-vertreterin.

Matthias Schwarte (43) stammt aus Lingenim Emsland und ist studierter Betriebswirt mitjuristischem Schwerpunkt. Bevor er an die Uni-versität kam, war er unter anderem für die Wirt-schaftsprüfungsgesellschaft PwC und den Com-puterkonzern IBM Deutschland tätig. KatjaGraßl (39) kommt gebürtig aus Berchtesgadenund studierte Rechtswissenschaften. Nach meh-reren Auslandsaufenthalten und dem Referen-dariat kam sie 2001 an die WWU, zunächst alsLeiterin der Fachspezifischen Fremdsprachen-bildung für Juristen an der Rechtswissenschaft-lichen Fakultät. Dort arbeitet sie bis zu ihrerErnennung zur Dezernentin etliche Jahre alsFakultätsassistentin. JULIANE ALBRECHT

Neues Führungsduoim SchlossMatthias Schwarte ist Kanzler, Katja Graßl Stellvertreterin

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Matthias Schwarte

Page 3: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

NEUERSCHEINUNGENAUSDER WWU

Tod an der Sparrenburg (Krimi), 3. Auf-lage, 288 Seiten, 10,95 Euro. Von LisaGlauche und Prof. Matthias Löwe (Uni-versität Münster)Bröker ist Privatier und führt ein beschau-liches Leben in Bielefeld. Ohne Stress undmit viel gutem Essen. Ein Todesfall in derNachbarschaft reißt ihn aus seinem Trottund weckt seinen detektivischen Spürsinn.Bröker wittert Mord. Unerwartete Unter-stützung erhält er von dem jugendlichenHacker Gregor, der am Sparrenberg seineSozialstunden ableisten muss. Als er end-lich die Polizei davon überzeugen kann,dass das Opfer nicht eines natürlichenTodes starb, ist der ansonsten eher gemüt-liche Bröker schon mitten in einem span-nenden Fall. Das Autorenduo MatthiasLöwe und Lisa Glauche legt mit seinemDebüt einen spannenden Krimi mit vielLokalkolorit und liebenswerten Charakte-ren vor. „Tod an der Sparrenburg“ ist dererste Band einer Krimireihe.

Grenzüberschreitungen. Mein Wegzur Geschichtswissenschaft. ImGespräch mit Burkhard Dietz und Hel-mut Gabel, 350 Seiten, 42 Euro. VonProf. Horst LademacherVom Arbeitermilieu des Sauerlandes zumNapola-Schüler, über das Studium inBonn und Münster nach Amsterdam undBrüssel und schließlich in die universitäreLehre nach Bonn, Amsterdam, Kassel,Münster und Nijmegen: Das ist die Chif-fre für den eher ungewöhnlichen Lebens-weg des Historikers Horst Lademacher, derdie vergleichende historische Forschungzwischen den Niederlanden und Deutsch-land geprägt hat. Seine Professuren in bei-den Ländern und seine Position als Direk-tor des Zentrums für Niederlande-Studiender WWU haben ihm die Möglichkeitgegeben, über Jahre die historischen Wis-senschaften der Nachbarländer miteinan-der zu verbinden. Im Gespräch mit Burk-hard Dietz und Helmut Gabel beschreibtHorst Lademacher seine bewegte wissen-schaftliche Karriere.

April 2012 Z E I T E N & M E N S C H E N | 0 3

Herausgeberin:Die Rektorin der WestfälischenWilhelms-Universität Münster

Redaktion:Norbert Robers (verantw.)Hanna DieckmannPressestelle der WWU MünsterSchlossplatz 2 | 48149 MünsterTel.: 02 51 83-222 32Fax: 02 51 83-222 [email protected]

VerlagAschendorff Medien GmbH & Co. KGDruckAschendorff Druckzentrum GmbH& Co. KGAnzeigenverwaltungAschendorff Service Center GmbH & Co. KGTel.: 02 51 69 -04 690Fax: 02 51 69-05 17/18

Die Zeitung ist das offizielle Organ

der Westfälischen Wilhelms-Universi-tät Münster. Der Bezugspreis ist imJahresbeitrag der Gesellschaft zur För-derung der WWU enthalten. Im freienVerkauf beträgt die Bezugsgebühr einEuro/Stück.

| IMPRESSUM

Genießt die erste Frühjahrssonne im Schlossgarten der Universität: Humboldt-Professor Michael Weiss. Foto: Peter Grewer

Auf die Bitte, sein Fachgebiet einem Lai-en zu erklären, greift Prof. Dr. MichaelWeiss zu einer Serviette. Der Mathema-

tiker mit dem Spezialgebiet Topologie streichtdas Papier auf dem Tisch glatt und zeichnet dieRänder mit dem Finger nach. „Merken Sie sich,wo es gelegen hat“, sagt er und knüllt die Servi-ette zusammen. Dann dreht er das Knäuel indem imaginären Rahmen um die eigene Achseund drückt es platt. So beginnt er eine kurzeEinführung in die Topologie, ein mit der Geo-metrie verwandtes Forschungsgebiet.

Dass der 56-Jährige mit dem jungenhaften,offenen Lachen und dem drahtigen Erschei-nungsbild vor Kurzem einen der höchstdotier-ten deutschen Forschungspreise – eine mit drei-einhalb Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur – erhalten hat, ist ihm nicht anzumer-ken. So unprätentiös wirkt Michael Weiss, als eran einem Tisch im Schlossgarten in der erstenFrühjahrssonne sitzt und sein Forschungsgebieterklärt. Um die von der Alexander-von-Hum-boldt-Stiftung vergebene Professur zum April inMünster anzutreten, hat der gebürtige Berlinernach 13 Jahren der Universität im schottischenAberdeen den Rücken gekehrt.

„Jetzt geht für mich

die Arbeit los.“

Über die Zusage der Humboldt-Stiftung imOktober 2011 habe er sich sehr gefreut, erinnertsich Michael Weiss. „Dann ist mir klar gewor-den: Jetzt geht für mich die Arbeit los“, sagt erlachend – um die Gutachten für seine Nominie-rung hätten sich ja schließlich die münsterschenKollegen gekümmert, besonders Prof. ArthurBartels, der ihn nach Münster holen wollte.Nun müsse er selbst seinen Anteil dazu tun, ander WWU eine Arbeitsgruppe aufzubauen.

Dass der Topologe Michael Weiss nun inMünster und nicht an einer anderen Hochschu-le forscht, ist kein Zufall. Es ist üblich, dass einWissenschaftler die Humboldt-Professur an derUni antritt, die ihn nominiert hat. „In Deutsch-land gibt es nur eine Handvoll Universitäten,die im Bereich Topologie stark sind. Die WWUist ganz vorn mit dabei“, schwärmt MichaelWeiss. Aus Sicht der Universität ergänzt er denFachbereich Mathematik und Informatik, an

dem nach dem Abschied des MathematikersProf. Wolfgang Lück noch vier Leibniz-Preisträ-ger arbeiten, hervorragend.

Michael Weiss ist berühmt dafür, dass ergemeinsam mit seinem dänischen Kollegen IbMadsen die sogenannte Mumford-Vermutungbewiesen hat – „ein Problem, über das Mathe-matiker mehr als 20 Jahre lang nachgedacht hat-ten“, wie Arthur Bartels betont. Münster kann-te der frischgebackene Humboldt-Professor,dessen fünf Geschwister in Deutschland ver-streut leben, bereits durch Besuche bei verschie-denen Tagungen, auch durch Jogging-Rundenum den Aasee und die Promenade. Umzüge ister gewohnt. Er studierte in Tübingen und War-wick (England), wo er auch promovierte.Danach folgten Stellen in Paris, Bielefeld, Edin-burgh, Göttingen, im dänischen Aarhus, wiederBielefeld, dann in den USA: Michigan, NotreDame (im US-Bundesstaat Indiana) und BrownUniversity (Providence). Anschließend das Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, 1999Aberdeen, nun Münster.

Dass er einmal Mathematiker werden würde,hätte Michael Weiss mit 17 Jahren noch nichtgedacht. Damals hatte er einen anderen Berufs-wunsch: Musiker. Jeden Tag übte der angehen-

de Abiturient drei Stunden lang Querflöte, hat-te Unterricht am renommierten Julius-Stern-Institut in Berlin. Als er sich vor dem Abiturjedoch an der Technischen Universität zur Pro-be in eine Mathematikvorlesung setzte, hatte erplötzlich ein ganz anderes Ziel vor Augen.„Zufällig war die Vorlesung im Bereich Topolo-gie. Ich war erst schockiert – die Mathematikerbenutzten eine für mich ganz neue Sprache, soabstrakt – ich war überrascht, wie wenig dorttatsächlich gerechnet wurde.“ Schnell fandWeiss Gefallen an den Vorlesungen – „jeabstrakter, desto besser“, sagt er heute.

„Ich bin nicht gerade taktvoll, das

brauchen die Schotten.“

Die Topologie ist für Laien schwer zugäng-lich. Das Forschungsgebiet wird in der Öffent-lichkeit wenig beachtet. Michael Weiss siehtdarin kein Problem. „Die Mathematik ist andersals die Musik. Ein Mathematiker ist zwar aucheine Art Komponist. Er schreibt aber nicht fürein breites Publikum.“ Sehr wichtig ist ihm derAustausch mit Fachkollegen – auch mit Nach-wuchswissenschaftlern, für die er im Rahmenseiner Humboldt-Professur Stellen an derWWU schaffen will. Auch mit Wissenschaftlernaus anderen Gebieten würde Michael Weiss ger-ne zusammenarbeiten, beispielsweise aus derPhysik – ein Bereich, in dem er selbst noch vie-les lernen möchte, wie er sagt. Die Topologie hatviele Verbindungen mit der Physik.

Michael Weiss behauptet von sich, erst inSchottland gelernt zu haben, ein guter Dozentzu sein. Als er auf die zusammengeknüllte, plattgedrückte Serviette auf dem Tisch deutet, suchter nach einfachen Worten: „Die Topologie kannabschätzen, wie viele Punkte auf der Servietten-Oberfläche vor und nach der Manipulation die-selbe Position haben. Mindestens einer muss essein. Knüllen, falten, dehnen und schrumpfensind bei der Manipulation erlaubt, reißennicht.“ Warum er gerade in Schottland bei derLehre punktete, ist für ihn nicht überraschend:„Ich bin nicht gerade taktvoll, das brauchen dieSchotten.“ Während der Servietten-Demonstra-tion ist von dieser „schottischen Art“ der Lehrejedoch nichts zu merken, so geduldig beantwor-tet er die Fragen. CHRISTINA HEIMKEN

MathematischerKomponistProf. Michael Weiss ist der erste Humboldt-Professor an der Universität Münster

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Die Alexander-von-Humboldt-Professurwird von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung der Bundesrepublik Deutschlandan weltweit führende Wissenschaftler ver-geben. Deutsche Hochschulen könnenWissenschaftler aus dem Ausland nomi-nieren. Deren mithilfe des Preises ermög-lichten wissenschaftlichen Leistungen sol-len zur internationalen Wettbewerbsfähig-keit des Forschungsstandortes Deutsch-land beitragen. Das Bundesministeriumfür Bildung und Forschung stellt dasPreisgeld in Höhe von in der Regel fünfMillionen Euro für experimentell arbei-tende beziehungsweise 3,5 MillionenEuro für theoretisch arbeitende Wissen-schaftler über einen Zeitraum von fünfJahren zur Verfügung. Mit der Professurfür Michael Weiss hat die Stiftung erst-mals eine Humboldt-Professur für einen

| HUMBOLDT-PROFESSUR

Page 4: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Welche Fra-gen undProbleme

haben die Deutschenin den Jahren 1994 bis2006 bewegt? DiesenFragen geht das vonder DeutschenForschungsgemein-schaft geförderteProjekt „Issues of theMillennium“ nach.Dabei konnte ein Thema identifiziert werden,das um die Jahrtausendwende in der Problem-wahrnehmung der Deutschen ganz oben stand:Arbeitslosigkeit. Über zwölf Jahre hinweg wardies stets das Meistgenannte unter den dreiwichtigsten Problemen Deutschlands. Dochder Anteil von Deutschen, die Arbeitslosigkeitals zentrales Problem nannten, veränderte sichüber die Jahre deutlich. Ziel des Projektes„Issues of the Millennium“ ist es, solcheVeränderungen in der Problemwahrnehmungder Deutschen angemessen zu erfassen und zuerklären. Als kommunikationswissenschaftli-ches Projekt steht dabei der Einfluss vonMassenmedien im Fokus des Interesses.

Das Ungewöhnliche an diesem Vorhaben istdie Datenlage und die methodische

Herangehensweise: Aus Sicht derSozialwissenschaft ermöglicht das Projekt eineMessgenauigkeit, die mit dem Übergang vomMikroskop zum Elektronenmikroskop ver-gleichbar ist. Im Kern ist das Projekt alsSekundäranalyse einer werktäglichenTelefonumfrage von FORSA aus den Jahren1994 bis 2006 angelegt. Dabei wurden reprä-sentative Interviews durchgeführt, die zweioffene Fragen enthielten, die für uns imZentrum des Interesses stehen: (1) Was sindIhrer Meinung nach die drei wichtigstenProbleme in Deutschland? (2) Welche dreiThemen aus den Medien haben Sie in der letz-ten Woche am meisten interessiert? ObgleichFORSA ein kommerzielles Unternehmen ist,sind die einzelnen Jahresdatensätze im KölnerArchiv für Sozialwissenschaft für wissenschaftli-che Zwecke zugänglich. Im Projekt haben wirfür beide Fragen und alle Jahre eine einheitlicheListe von insgesamt 1.800 unterschiedlichenProbleme und Themen erstellt, die wiederumzu größeren sogenannten Issues zusammenge-fasst werden können. Daher auch derProjektname: Issues of the Millennium. Ausden 12 Jahren Befragungszeit steht uns mitAngaben für insgesamt gut 1,6 MillionenBefragte eine außergewöhnlich guteDatengrundlage zur Verfügung.

Im Projekt werden diese Daten mit einemweiteren kommerziell erhobenen Datensatzkombiniert: Das Unternehmen Media Tenoranalysiert seit 1994 im Auftrag vonUnternehmen und Organisationen dieBerichterstattung in wichtigen Massenmedien.Nach der Aufbereitung dieser Daten, ist es einZiel, die Problem- und Themenwahrnehmungder Bevölkerung denjenigen Themen gegen-über zu stellen, die Gegenstand derNachrichtensendungen sowie der Titelseitender wichtigen Zeitungen waren. Zusätzlichwerden die Medien- und Bevölkerungsdatenmit Indikatoren der Sozial- oderWirtschaftsstatistik verknüpft, z.B. den monat-lichen Arbeitslosenzahlen.

„Denkbar wäre, dass sich die

Medienberichterstattung daran

ausrichtet, was die Bevölkerung

für wichtig erachtet.“

Auf diese Weise bietet das Projekt dieMöglichkeit, viele gesellschaftliche und indivi-duelle Belange auf der Basis von kleinenZeitschritten über einen relativ langenZeitraum zu beobachten. Im Kern untersucht

das DFG-Projekt jedoch, wie solcheBeobachtungen methodisch angemessen undsinnvoll anzulegen sind. Eine wichtige Frage ist,welche Zeitfenster als Messpunkte gewählt undwelche Zeiträume dabei analysiert werden soll-ten. Im Fall von Issues, die kurzfristig auf aktu-elle Ereignisse reagieren, was etwa bei politi-schen Skandalen der Fall sein könnte, müssentages- oder wochengenaue Messungen erfolgen.Würde man die Daten auf Quartale oder garJahre aggregieren, könnte man die kurzfristigenEffekte nicht mehr feststellen. Demgegenüberwird man langfristige Veränderungen nurschwer identifizieren können, wenn man Tageoder Wochen betrachtet. Für einige Issues stehtvorab fest, ob eher eine kurz- oder längerschrit-tige Analysestrategie angezeigt ist. Bei vielenThemenfeldern ist jedoch unklar, wie sie sichkurz-, mittel- und langfristig entwickeln. Indiesem Zusammenhang ist zu vermuten, dassdie Definition der Themenbereiche eine ent-scheidende Rolle spielt: Issues, die ein breitesThemen- und Problemfeld abdecken, beispiels-weise die Wirtschaftslage, könnten sich andersentwickeln als konkrete, enger gefassteBereiche. Daraus ergibt sich die zweite metho-dische Frage des Projektes: Wie breit oder engmüssen Issues definiert sein, um bestimmtePhänomene angemessen in den Blick nehmen

zu können? Nicht zuletzt ist für uns auch inter-essant, wie sich die Dynamik in unterschiedli-chen Bevölkerungsgruppen darstellt. Denkbarwäre etwa, dass Personen, die von einemProblemfeld wie der Rentenentwicklung direktbetroffen sind, auf die Medienberichterstattungüber dieses Thema schneller reagieren als dierestliche Bevölkerung.

Wenn die oben skizzierten methodischenFragen geklärt sind, lässt sich anhand der Datenakkurat nachvollziehen, bei welchen Themensich die Wichtigkeitseinschätzung derBevölkerung an der Medienberichterstattungorientiert, wie es die der Agenda-Setting-Hypothese vermutet. Denkbar wäre aber auchder umgekehrte Fall: dass sich dieMedienberichterstattung daran ausrichtet, wasdie Bevölkerung gerade als wichtig erachtet.Nicht zuletzt ist es bei einigen Themen auchplausibel, dass es gesellschaftliche Ereignissesind, die sowohl die Medienberichterstattungals auch die Problemwahrnehmung derBevölkerung bestimmen. Je nach Konstellationwürden die Massenmedien unterschiedlichepolitische und gesellschaftliche Funktionenerfüllen. Dies müsste je nach Bezug gemeinsammit Experten für das entsprechendeThemenfeld analysiert und interpretiert wer-den. PROF. VOLKER GEHRAU

April 20120 4 | D A S T H E M A

Gibt es in Deutschland einen Verfall moralischer Werte? Seit dem Jahr2000 scheinen sich die Deutschen um den Werte- und Moralverfallernsthaft zu sorgen. Zwischen ein und zwei Prozent der Befragten nen-

nen diese als eines der drei größten Probleme des Landes. Dies entspricht bis zu1,4 Millionen Bundesbürgern ab 14 Jahren. Die Bundeszentrale für politischeBildung widmete dem Thema Wertewandel im Sommer 2001 eine eigeneAusgabe der Zeitschrift aus Politik und Zeitgeschichte (B29/2001). Darin argu-mentiert sie, dass es lediglich einen wahrgenommenen, jedoch keinen tatsächli-chen Verfall gibt. Als mögliche Ursache für die verzerrte Wahrnehmung derBundesbürger führt sie die Presseberichterstattung an. Demnach berichteten dieMedien bereits in den 1990er Jahren zunehmend über den angeblichenWerteverfall. Das Auftauchen des Problems im Forsa-Datensatz könnte eine Folgedieser Berichterstattung sein. Eine solche Vermutung kann erst im weiterenVerlauf des Projektes „Issues of the Millennium“ anhand von Medieninhaltsdatenüberprüft werden. Nicht auszuschließen ist, dass das Thema von einzelnenBefragten bereits in den Jahren vor der Jahrtausendwende problematisiert, in derBefragung von Forsa aber erst später aufgenommen wurde, da es erst ab Dezember1999 einen merklichen Anstieg und damit eine beachtenswerte Anzahl anNennung gab. Die Spitze der Kurve liegt im Mai 2002. Ab 2003 werden dieSorgen um die Moral wieder seltener problematisiert. Möglicherweise findet hiereine Verschiebung statt, bei der sich der Blick weg von individuellen Problemenund hin zur Lage der Gesellschaft insgesamt verschiebt. Ab 2002 taucht diese alsProblem erstmals im FORSA-Datensatz auf. GIANNA HAAKE

Sorgen um Moral und Werte

Wird alles Teuro?“, fragte der „Stern“ im November 2001 im Rahmen derSerie „Unser neues Geld“ und griff damit die Sorge eines großen Teilsder Bevölkerung auf: Bis zu 20,6 Prozent aller Befragten und damit

rund 15,1 Millionen Bundesbürger ab 14 Jahren nannten den Euro als eines derdrei wichtigsten Probleme des Landes. Während die europäischeGemeinschaftswährung bereits im Januar 1999 als Buchgeld eingeführt wordenwar, erfolgte die Problemwahrnehmung auf Seiten der Befragten mit einjährigerVerzögerung: Erst um die Jahrtausendwende wird der Euro erstmalig zumProblem. Im ersten Halbjahr des Jahres 2002 erreichen die Nennungen des Euroihren Höhepunkt, also im unmittelbaren Anschluss an die Bargeldumstellung.Begleitet wird dies im selben Zeitraum von einer deutlichen Zunahme des Anteilsder Befragten, die Preissteigerung und Inflation als Problem ansehen. Stand also zuBeginn des Jahrtausends die Sorge um den Euro stärker im Vordergrund, werdenim weiteren Verlauf beide Themen in ähnlichem Maße als Problem betrachtet undentwickeln sich nahezu parallel. Dies ist vor allem insofern bemerkenswert, als dietatsächliche Inflationsrate im Anschluss an die Bargeldumstellung sogar gesunkenist: Während die Gesellschaft für deutsche Sprache „Teuro“ im Jahr 2002 zumWort des Jahres wählte, stellte unter anderem das Statistische Bundesamt für die-sen Zeitraum ein „immenses Auseinanderklaffen zwischen dem Verbraucher-preisindex und der Inflationswahrnehmung“ fest. Als eine mögliche Erklärung fürdieses Phänomen nimmt die Projektgruppe unter anderem die Berichterstattungder Medien an. Im weiteren Verlauf des Projektes wird dies genauer betrachtet undgeprüft werden. JUDITH VÄTH

Angst vordem „Teuro“

Als im November 2000 bei einer Kuh in Schleswig-Holstein„Rinderwahnsinn“ (BSE) diagnostiziert wurde, erschütterte dies diedeutsche Bevölkerung. BSE in Deutschland war bis zu diesem Zeitpunkt

undenkbar. Vier Tage zuvor hatte noch der damalige Bundesminister fürErnährung, Karl-Heinz Funke, behauptet: „Ich bin der felsenfesten Überzeu-gung, dass deutsches Rindfleisch sicher ist.“ Ein fataler Irrtum. Die BSE-Krisespitzte sich zu. Deutlich erkennbar ist dies in den Befragungsdaten: Fast 45Prozent aller Befragten nannten Rinderwahn im Januar 2001 als eins der dreigrößten Probleme. Spannend hieran ist, dass sich das Problembewusstsein fürBSE sprunghaft verändert hatte. Rinderwahn war keine völlig neue Tierseuche.Bereits fünf Jahre zuvor traten BSE-Fälle in Großbritannien auf. Im April 1996wurde die britische Regierung verpflichtet, vier Millionen Rinder zu keulen. ImProblembewusstsein der deutschen Bevölkerung hatte dies jedoch keine großeRelevanz. Lediglich zwei Prozent aller Befragten empfanden BSE als ein Problem,das auch die Deutschland beträfe. Als ein Jahr später die Aufhebung des Export-Verbotes für britische Rinder beantragt wurde, beschäftigte dies ebenfalls ledig-lich 3,5 Prozent der deutschen Bevölkerung. Danach verschwand BSE alsProblem aus den Köpfen der Deutschen. Der massive Anstieg auf 45 Prozent imJahr 2001 scheint ein Indiz dafür zu sein, dass die Deutschen sehr sensibel aufProbleme reagieren, die sie unmittelbar betreffen. Waren die BSE-Fälle inGroßbritannien noch relativ „weit weg“, so war Rinderwahn in Deutschlandplötzlich eine direkt wahrgenommene Bedrohung und somit ein massivesProblem für die Bevölkerung. SARAH KOHLER

ApocalypseCow

Prof. Volker Gehrau

Die Themen des JahrtausendsWie Kommunikationswissenschaftler aus einer riesigen Datenmenge neue Erkenntnisse über die größten Sorgen der Deutschen gewinnen

| JAHRTAUSEND-THEMEN

Ein Forschungsprojekt am Institut fürKommunikationswissenschaft fördert bis-lang einmalige Erkenntnisse über dieSorgen und Ängste der Deutschen ineinem Zeitraum von mehr als zehn Jahrenzu Tage. Eine FORSA-Umfrage liefertedafür die Datengrundlage. Im Be-fragungszeitraum beantworteten tagtäg-lich rund 500 Bürgerinnen und Bürger dieFrage „Was sind Ihrer Meinung nach inDeutschland zurzeit die drei größtenProbleme?“. Das Projekt-Team wertet weitüber 1,6 Millionen Antworten aus undpräsentiert jetzt erste Ergebnisse.

> www.uni-muenster.de/IssuesOfTheMillennium

Sorgenbarometer: In einer Forsa-Umfrage beantworteten zwischen 1994 und 2006 tagtäglich rund 500 Deutsche die Frage nach den drei größten Problemen. Quelle/Bearbeitung: FORSA/Projektgruppe „Issues of the Millennium“

Page 5: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

April 2012 F O R S C H U N G & P R A X I S | 0 5

KURZGEMELDETDr. Marc de Lussanet vom Institut fürPsychologie erklärt mit einem Forscher derUniversität Wageningen, wie es dazu kam,dass die linke Gehirnhälfte bei Wirbeltie-ren die rechte Körperseite steuert und war-um sich die Sehnerven kreuzen. Ein früherVorfahre der Wirbeltiere habe sich auf dielinke Seite gedreht, z. B. um sich wie eineFlunder am Boden zu verstecken. Um diebilateral-symmetrische Anordnung derOrgane wieder herzustellen, verschobensich im Laufe der Evolution einzelne Kör-perteile, zum Teil gegen, zum Teil im Uhr-zeigersinn. Animal Biology, Vorabveröffentli-chung für Abonnenten

Ein Team um Prof. Hans Schöler vomMPI für molekulare Biomedizin in Mün-ster hat weltweit erstmalig Körperstamm-zellen aus ausdifferenzierten Körperzellengewonnen. Die Gruppe, zu der auchWWU-Forscher gehören, setzte dafürHautzellen ein. Mit einer spezifischenKombination aus Wachstumsfaktoren undunter entsprechenden Kulturbedingungenentwickelten sich die von Mäusen gewon-nenen Hautzellen direkt zu neuronalenKörperstammzellen. Damit ist der Nach-weis gelungen, dass eine Reprogrammie-rung von Körperzellen nicht über pluripo-tente Stammzellen erfolgen muss. Cell –Stem Cell, online vorab

!

Sie zählen Mondkrater, beschießen Sand-stein mit hochbeschleunigten Stahlkügel-chen, schneiden Meteoriten in mikrosko-

pisch dünne Scheiben und jagen Isotope außer-irdischen Gesteins durch hochmoderne Mas-senspektrometer. Alles mit einem Ziel: „Wirwollen lernen, wie die Erde funktioniert. Dafürbrauchen wir den Kontext der anderen Plane-ten“, sagt Prof. Harald Hiesinger. Die münster-schen Planetologen setzen ihre Erkenntnisse aufeiner breiten wissenschaftlichen Basis und mitunterschiedlichen Blickwinkeln zu einem Puzzlezusammen – das gibt es kein zweites Mal inDeutschland. Irgendwann einmal könnten siezeigen, wie das eigentlich damals war: als unsereErde entstand und sich die Planeten geologischunterschiedlich entwickelten.

Harald Hiesinger empfängt seine Besucherim ersten Stock eines unscheinbaren Siebziger-Jahre-Baus in der Wilhelm-Klemm-Straße. Anden Wänden vor seinem Büro hängen 3-D-Auf-nahmen der Marsoberfläche. Mithilfe solcherhochauflösenden Bilder untersucht er die Geo-

logie von Planetenoberflächen etwa auf Krater-einschläge. Dabei gilt vereinfacht: je mehr Kra-ter, desto älter ist die äußere Schicht. „EinigeOberflächen sehen wir in dieser Auflösung zumersten Mal“, erklärt er seine Faszination für diePlanetologie. Sein Lieblingsobjekt, der Mond,ist klein und deshalb kurz nach seiner Entste-hung so schnell abgekühlt, dass dort viele geolo-gische Prozesse aus dem frühen Sonnensystemkonserviert wurden.

„Wir wollen lernen, wie

die Erde funktioniert.“

Der Geologe ist glühender Verfechter neuerWeltraummissionen – und würde sofort mitrei-sen. Ein Plastik-Alien hängt an seiner Arbeits-lampe, auf dem Schreibtisch zwei Fotos desamerikanischen Astronauten John Young.„Unbegreiflich, dass wir die Technologie fürMondlandungen entwickelt und dann 40 Jahrelang nichts damit gemacht haben“, sagt er. Werseinen Doktoranden länger über die Schulternblickt, versteht schnell, warum es einige Insti-tutsmitarbeiter ins All zieht: Die fremden Land-schaften auf ihren Bildschirmen faszinieren –und wirken durch die hohe Auflösung gleichzei-tig greifbar. Fast so, als würde man mit GoogleEarth den nächsten Urlaubsort erkunden.

Prof. Alexander Deutsch analysiert ein paarRäume weiter, was passiert, wenn ein Welt-raum-Projektil auf diesen Oberflächen auf-kommt. Dafür beschießt seine ArbeitsgruppeSandsteine mit kleinen Stahlkugeln, die auf biszu sieben Kilometer pro Sekunde beschleunigtwerden. „Das ist so, als würden Sie sich in einerSekunde vom Hauptbahnhof zur Autobahnaus-fahrt Süd in Münster beamen“, veranschaulichtAlexander Deutsch.

Welche Kratergrößen entstehen bei wie vielEnergiezufuhr? Wie viel Material wird ausge-worfen? Welche Verformungs-, Verdampfungs-und Kondensationsprozesse lösen die Einschlä-ge, sogenannte Impakte, im Gestein aus? DieseSchockeffekte lassen sich im Gelände und inExperimenten nachweisen. „Wir erheben solideBasisdaten, die man auf größere Krater hoch-rechnen kann“, fasst Alexander Deutsch zusam-men. Die Verursacher dieser Schockeffekte sindProf. Addi Bischoffs Gebiet: Meteoriten. Diemeisten sind rund 4,6 Milliarden Jahre alt unddamit die ältesten Gesteine des Sonnensystems.In den vergangenen 25 Jahren trug AddiBischoff eine der weltweit größten Sammlungenaußerirdischer Gesteine zusammen: Sie umfasst4000 verschiedene Objekte – die wertvollstenlagern in einem Banktresor. Internationale Wis-senschaftler fordern die Proben aus der Wil-

helm-Klemm-Straße an. Erst im Januar hono-rierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft diemünstersche Meteoritenforschung mit 800 000Euro.

„Alle Forschungen unseres

Instituts ergeben irgendwann

einmal ein Gesamtbild“

Auf Addi Bischoffs Schreibtisch liegt ein dik-ker schwarzer Gesteinsbrocken. „Den hat einerzur Untersuchung vorbeigebracht, Mitbringselaus der Sahara“, klärt er auf. So etwas kommehäufig vor. Seine Analysen zeigten jedoch mei-stens, dass die Gesteine irdischer Herkunft sei-en. „Aber das hier“, sagt Addi Bischoff stolz undwiegt den Stein in der Hand, „ist ein echterMeteorit.“ Meteoritenfälle gebe es fast überall,weiß der Planetologe. Aber aufgrund des Klimasfinde man extraterrestrisches Gestein vor allemin trockenen und kalten Wüsten wie der Saharaoder der Antarktis. Aus fast allen Winkeln derErde lagern Proben im Institut.

Im Keller des Gebäudes bestimmt das Teamum Geochemiker Prof. Thorsten Kleine mithil-fe eines Plasmamassenspektrometers das Alterund die Bildungsgeschichte dieser Proben. Sorekonstruieren die Wissenschaftler, wie unserSonnensystem, die Erde und andere Planetenentstanden sind. „Alle Forschungen aus unse-rem Institut ergeben zusammen irgendwann einGesamtbild“, schwärmt Thorsten Kleine, dernach dem Abitur beinahe eine ganz andereRichtung eingeschlagen und Geschichte stu-diert hätte.

Statt im Archiv Quellen zu durchforsten,forscht er nun in einem hoch technisiertenLabor: Dumpf bläst die Filteranlage Luft in denRaum, 27 000 Kubikmeter pro Stunde. Weiß

verschalte Wände und weiße Schränke blenden– fast so wie in Stanley Kubricks Zukunftsvision„Odyssee im Weltall“. Der Taschenrechnersteckt in einer Plastikhülle, auf metallene Griffean Schränken und Türen wurde verzichtet. Zuschnell würden sie unter dem Einfluss der Säu-re, mit der die Wissenschaftler die außerirdi-schen Gesteine verarbeiten, rosten und die Pro-ben verunreinigen.

Im Labor sind vor allem Sorgfalt und Genau-igkeit gefragt: Jedes Staubkorn, jeder Rest irdi-schen Drecks könnte die Ergebnisse verfälschen.Thorsten Kleine liebt diese Arbeit: „Eine schöneMischung: im Labor arbeiten, messen, Datenverstehen und sie richtig interpretieren.“ Es sindviele kleine Teile, die sein Team zu einem Puzzlezusammensetzt – und die mit den Forschungenvon Harald Hiesinger, Alexander Deutsch undAddi Bischoff irgendwann ein großes Ganzesergeben werden. Bis dahin müssen aber nocheinige Planeten und Meteoriten untersucht wer-den. Thorsten Kleine ist bewusst: „Im Grundesind wir noch ganz am Anfang.“ JULIETTE RITZ

Odyssee im WeltraumMünstersche Planetologen erforschen in einer einzigartigen Bandbreite die Entstehung unseres Sonnensystems

Prof. Dr. Thorsten Kleine Prof. Addi Bischoff

Für Planetologen sind nach ihnenbenannte Asteroiden eine große Ehre.Vier Himmelskörper tragen die Namenmünsterscher Forscher, so etwa Asteroid6757 alias „Addibischoff“. Seit 1991schwirrt Asteroid 4283 als „Stoffler“durchs All – eine Hommage an Prof. Die-ter Stöffler, der bis zu seinem Wechsel andie Humboldt-Universität Berlin eben-falls in Münster tätig war. Namenspatinfür Asteroid 4893 „Seitter“ ist Prof. Dr.Waltraut Seitter, ehemals Direktorin desAstronomischen Instituts der UniversitätMünster. 2005 wurde Asteroid 16231„Jessberger“ getauft – nach einem weite-ren Professor des Instituts, Elmar K. Jess-berger.

| INFO-BOX

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Der Weltraum, unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 2012: Die Arbeitsgruppe von Prof. Harald Hiesinger (rechtes Bild, l.) erforscht Planetenoberflächen – hier sind Mond (linkes Bild) und Mars (rechts Bild) erkennbar. Fotos: Peter Lessmann

Page 6: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

April 20120 6 | U N I W E L T

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Immer mehrStudiengängewerden auf

Englisch angebo-ten, Abschlussarbei-ten auf Englischpubliziert, und vieleGastwissenschaftlerhalten englischeVorträge. Das Goe-the-Instituts teilteunlängst mit, dassnur noch ein Pro-zent der Publikationen in den Naturwissen-schaften auf Deutsch verfasst werden. HatDeutsch als Wissenschaftssprache ausgedient?

Auf einem bundesweiten Kongress disku-tierten jüngst Experten aus 14 Nationen überdas Thema „Deutsch in den Wissenschaften“,also über die Zukunft der deutschen Spracheim wissenschaftlichen Bereich. Organisiertwurde diese Veranstaltung vom Goethe-Insti-tut, dem Deutschen Akademischen Aus-tauschdienst und dem Institut für deutscheSprache. Der ehemalige BundespräsidentChristian Wulff sprach sich auf der Konfe-renz für die deutsche Sprache aus: „Ich unter-stütze nachdrücklich alle Bemühungen,

Deutsch als Sprache der Wissenschaften zufördern und zu festigen.“ Prof. Margret Win-termantel, Präsidentin der Hochschulrekto-renkonferenz, meinte dagegen, dass Wissen-schaftskommunikation nur auf Englischfunktionieren kann: „Wir müssen dafür sor-gen, dass die lebendige Kommunikation zwi-schen den Hochschulmitgliedern nicht einge-schränkt wird.“ Es sei ein Problem, wennnicht-englische Veröffentlichungen wenigerbeachtet würden. So werde der Wettbewerbin der Wissenschaft verzerrt, betonte MargretWintermantel.

Das Thema birgt also offenbar Zündstoff.Dabei wäre diese Diskussion im Land derDichter und Denker einst undenkbar gewe-sen. Nach den Humboldt‘schen Reformenwaren deutsche Universitäten und Gelehrteweltweit hoch angesehen, hatten Vorbild-funktion, weiß der münstersche Politikwis-senschaftler Prof. Klaus Schubert. „Werdamals etwa im Wissenschaftssystem derUSA etwas werden wollte, musste praktischeinmal in Deutschland studiert haben. Dasänderte sich mit der nationalsozialistischenMachtübernahme“, erklärt der Politikwissen-schaftler. Zahlreiche Wissenschaftler wurdenaufgrund ihrer jüdischen Abstammung oder

HatDeutschausgedient?Argumente für und gegen das Publizieren auf Englisch

Englisch oder Deutsch? In welcher Sprache Wissenschaftler publizieren, hängt wesentlich mit ihren Fächern zusammen. Foto: picture alliance

ihrer Meinung politisch verfolgt und zurEmigration gezwungen. „Davon haben sichviele wissenschaftliche Disziplinen an deut-schen Universitäten bis heute nicht erholenkönnen. In vielen Fächern hinken wir derinternationalen Spitzenforschung immernoch hinterher“, meint Klaus Schubert. Nurin wenigen Fällen sei es gelungen, zur Spit-zengruppe aufzuschließen. Die Sprache aber,die von dieser Entwicklung profitiert habe,sei Englisch, weil insbesondere englischspra-

chige Länder die „Wissenschaftsflüchtlinge“aufnahmen.

Besonders die Naturwissenschaften setztenmittlerweile voll und ganz auf Englisch alsinternationale Wissenschaftssprache. So kön-nen neue Forschungsergebnisse und Entdek-kungen möglichst schnell und weit verbreitetwerden. „Wir möchten unsere Forschungser-gebnisse weltweit einem breiten Fachpubli-kum präsentieren, und dazu brauchen wireine einheitliche Sprache“, erklärt Prof. DirkPrüfer, Dekan des Fachbereichs Biologie.Schon die Biologie-Seminare werden deshalbauf Englisch gehalten. Auf diese Weise kön-nen sich die Studenten frühzeitig an dieSprache gewöhnen, die sie später auf interna-tionalen Kongressen brauchen. Ganz andersverhält es sich bei geisteswissenschaftlichenFächern. „In den historischen Wissenschaftenwäre es sinnwidrig, gewordene kulturelleGegebenheiten zugunsten einer modernenFunktionssprache wie Wissenschaftsenglischzu ignorieren“, meint der WWU-HistorikerProf. Martin Kintzinger. Prof. CorneliaDenz, Prorektorin für Internationales undwissenschaftlichen Nachwuchs, beobachteteine Internationalisierung der Hochschule,die täglich wächst. „Die deutschen Kollegenmüssen sich der Konkurrenz stellen“, rät sie.„In vielen Fachbereichen schicken Professo-ren die Hälfte ihrer Seminarteilnehmer insAusland und nehmen im Gegenzug ausländi-sche Studierende auf, da müssen wir Englischbereitstellen.“ Besonders in Master- und Pro-motionsangeboten in den Naturwissenschaf-ten sei ein Kommunizieren auf Deutsch nichtmehr zeitgemäß.

Ludwig Eichinger, Direktor des Institutsfür Deutsche Sprache und Ordinarius fürGermanistische Linguistik an der UniversitätMannheim, plädiert ebenfalls dafür, den Ein-satz einer bestimmten Sprache vom Fachabhängig zu machen. Für einen Wissen-schaftler sei es heutzutage selbstverständlich,auf Englisch zu kommunizieren. „Man solltejedoch darauf achten, eine Sprache zu wäh-len, die den jeweiligen Fachkulturen ent-spricht. Die Wissenschaft muss schließlichauch in der Gesellschaft verankert bleiben“,erklärt er. Auf der einen Seite müssen Wis-senschaftler international auf Englisch kom-munizieren, damit sie eine breite Öffentlich-

keit erreichen. Auf der anderen Seite geht esdarum, die eigene Muttersprache und damiteinen Teil der Kultur zu wahren. „Nur inAusnahmefällen ist ein deutscher Mutter-sprachler in der Lage, einen Gegenstand sodetailliert und reflektiert im Englischen zubeschreiben, wie er es auf Deutsch macht.Eine solche Fähigkeit ist aber in der Wissen-schaft, in der es häufig um die Beschreibungund Benennung komplexer Zusammenhängegeht, von höchster Wichtigkeit“, schreibt dieJournalistin Constanze Fiebach in ihrem Auf-satz „Deutsch als Wissenschaftssprache –deutsche Sprache, quo vadis?“.

„Ein Vorbild für internationale

Kommunikation sind

Länder wie die Schweiz.“

„Wir nehmen einen Niveauverlust in Kauf,wenn wir auf Englisch publizieren“, meintder WWU-Philosoph Prof. Reinold Schmük-ker. Deutsche Philosophen wie Kant oderHegel hätten auf Deutsch gedacht undgeschrieben, da es ihre Muttersprache warund sie sich so am besten ausdrücken konn-ten. Auch andere Wissenschaftsbereiche ste-hen in einer Sprachtradition, die sich zumBeispiel durch Fachausdrücke ergibt. „Es gibtTeilbereiche der Politikwissenschaft für diedie deutsche Sprache wichtig ist, weil dieWissenschaftler sich in einer spezifisch deut-schen Tradition des Denkens sehen. Nicht,dass diese die Entwicklung im Ausland oderin anderen Sprachräumen nicht zur Kenntnisnehmen. Aber sie haben sich eben entspre-chend spezialisiert“, erklärt Klaus Schubert.Anders sieht es in der Biologie aus: „Es ist füruns einfacher, auf Englisch zu schreiben,denn sonst fehlt den Wissenschaftlern daspassende Vokabular“, erklärt Dirk Prüfer.

Ziel ist es nicht, dass die deutsche Sprachedas Englische ablöst oder umgekehrt. „Unse-re Universität hat die höchste Anzahl an Eras-mus-Studierenden in ganz Deutschland, undtrotzdem könnten wir noch viel tun. Ein Vor-bild für internationale Kommunikation sindLänder wie die Schweiz, die multilingual auf-gestellt sind und ständig ihre Kooperationenerweitern“, erklärt Prorektorin CorneliaDenz. KRISTIN WOLTERING

Prof. Cornelia Denz

Am 8. Mai treffen sich die Mitglieder der nord-rhein-westfälischen Landeskonferenz derGleichstellungsbeauftragten der Hochschulenund Universitätsklinika an der WWU zurTagung „Berufungsverfahren nach Gleichstel-lungsaspekten“. Der Vortrag „Genderreport2013“ (Dr. Beate Kortendiek, Netzwerk Frauen-und Geschlechterforschung) steht im Fokus.

Berufungsverfahren nach

GleichstellungsaspektenObwohl Informationstechnik längst zu einemSchlüsselfaktor in der Wirtschaft geworden ist,sind rechtliche Fragen auf diesem Gebiet kaumerforscht. Um diese Lücke zu schließen, fördertdie RWTÜV-Stiftung eine Juniorprofessur zumThema IT-Recht – es ist die erste dieser Art inDeutschland. WWU-Jurist Prof. Thomas Hoe-ren wird die Juniorprofessur betreuen.

Rechtliche Fragen der

Informationstechnik

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April 2012 L E H R E & S T U D I U M | 0 7

Eine Nacht,zwei Meinungen

In der „Eule“ regieren die Katzen: Im Club mit der ausgefallenen Innenausstattung begann das studentische Ausgeh-Experiment. Foto: „Eule“

Was passiert, wenn zwei Studenten –ein Geisteswissenschaftler am Endeseiner Studienzeit und ein Natur-

wissenschaftler am Anfang – mit völlig unter-schiedlichen Musikvorlieben, der eine hörtHouse/Techno, der andere Indie/Rock,gemeinsam durch Münsters Clubs ziehen?Wissen|leben wollte es wissen und hat die Stu-denten MARIUS UMAUF und MARTIN ZAUNE

zum Feiern in die Eule, das Heaven und dieSputnikhalle geschickt. Ihre Erlebnisse habensie samstagnachts mitgeschrieben ...

Marius Umlauf, 19Jahre, studiert imzweiten Bachelor-Semester Informatik.Musikgeschmack:House/Trance/Tech-no:

23.30 Uhr: Martin undich treffen uns zumgemütlichen Einstiegs-Drink im „Cafe & BarCelona“. Ich genehmigemir in der Happy Hour ein Bierchen undeinen Long Island Iced Tea. Wir beschnuppernuns ein wenig und tauschen uns über unsereHobbys aus.

0.20 Uhr: Wir bezahlen und machen uns aufin Richtung Eule. Bin gespannt, da war ichnoch nie. Ich bin erst seit dem Wintersemesterauf Münsters Partymeilen unterwegs.

„Die Leute sind gar nicht so

schlimm und versnobt

wie alle sagen.“

0.36 Uhr: Endlich sind wir drin und es gehtabwärts in den Keller! Mir fällt der Raucher-raum auf. Super, dann komme ich nicht stin-kend nach Hause. Von der Theke geht’s auf dieTanzfläche. Finde die Musik ganz okay. Ist zwarnicht mein Stil, aber durchaus tanzbar. Aber:Es ist proppenvoll und stickig. Eine Klimaanla-ge wäre angebracht.

1.07 Uhr: Martin will auf den zweiten Floor.Ist mir gar nicht aufgefallen, dass es den gibt, erliegt ein wenig versteckt. Hier läuft „NeuerDeutschpop“, wie Martin sagt. Gefällt mir garnicht diese Musik, da bin ich vielleicht einwenig intolerant. Der Floor ist ziemlich kleinund auch gut gefüllt.

1.45 Uhr: Wir machen uns auf den Weg zumHeaven. Der Mini-Schlenker zu McDoof mussan so einem Abend sein. Wir haben schließlichnoch zwei „Spaziergänge“ vor uns, da ich keinFahrrad dabei habe.

2.15 Uhr: Ups, da wäre beinahe schon am Ein-gang Schluss gewesen. Die Full-House-Nightist eine Ü21-Party. Zum Glück stehe ich aufder Gästeliste. Jetzt ab auf den Dancefloor –hier gefällt's mir doch direkt besser! Das ersteLied kommt mir nämlich gleich bekannt vor.Richtig coole Musik und die Leute, die dazuabgehen, sind auch nicht so schlimm und ver-snobt wie alle sagen. Ich kann auf jeden Fallrichtig abfeiern: Partystimmung hoch drei.

2.54 Uhr: Zack, da hab ich Martin verloren –das passiert schnell in solchen Clubs! Er wolltesich eigentlich nur was zu trinken holen. Nacheiner klärenden SMS finden wir uns wieder.Zurück auf der Tanzfläche treffe ich einen

Bekannten, der zum ersten Mal im Heaven ist,und mir zuschreit: „Geile Musik – und geileMädels“...

3.12 Uhr: Wir müssen weiter. Drei Clubs aneinem Abend: Das grenzt an einen Marathon.Auf dem Weg plaudern wir über das Heaven.Martin, der noch nie dort war, wirkt ganzzufrieden: „Hat mir gar nicht schlecht gefal-len!“

3.26 Uhr: Der erste Eindruck ist bekanntlichder Prägendste – so auch in der Sputnikhalleam Hawerkamp: Die Tanzfläche ist nur ansatz-weise gefüllt, es läuft gerade Nirvana. Das ist sogar nicht meine Richtung. Martins anschei-nend schon – über Geschmäcker lässt sich ebennicht streiten ... Meiner Meinung nach hüpfenhier ziemlich komische Leute herum. Diesehen mehr nach Steinzeitmenschen aus: brau-ne Gewänder, teils sogar fellig und sie tanzenauch so. Da kommt – bei mir jedenfalls – kei-ne Feierstimmung auf.

4 Uhr: Theken-Visite. Martin holt sich einenShot. Ich ein Malzbier, habe keine Lust aufHochprozentiges. Wobei raue Mengen davonvielleicht bewirken könnten, dass ich es hierdoch noch okay finde.

4.44 Uhr: Ich muss mich auf den Weg machen.Mein letzter Bus fährt gleich.

5 Uhr: Toll, der Nachtbus hat Verspätung, ichhätte also noch zehn Minuten länger bleibenkönnen.

5.17 Uhr: Jetzt habe ich Zeit, den AbendRevue passieren zu lassen. Nett war es auf jedenFall. Auch mit Martin, obwohl wir sehr unter-schiedliche „Feier-Typen“ sind. Ich musste fest-stellen, dass ich musikalisch nicht gerade tole-rant bin. So richtig die Sau rauslassen kann ichnur bei passender Musik: wie im Heaven. „DieSputte“ stach nicht nur wegen der Musik her-aus, sondern auch, weil es sehr leer war und daeine komische Atmosphäre herrschte. Die Eulewerde ich mir aber merken. Auf dem erstenFloor hat es mir durchaus gefallen. Es war injedem Fall mal was anderes: Nicht immer nurAltstadt oder eben Heaven oder Fusion.

Martin Zaune, 26Jahre, studiert imzehnten SemesterGermanistik undGeschichte im Masterof Education. SeinMusikgeschmack istbreit gefächert.

23.30 Uhr: Bevor wiruns ins Partyleben stür-zen, glühen wir mit Cocktails vor. Mariuserzählt mir, dass er eine Wohnung sucht, weiler bei seinen Eltern wohnt, pendelt und jetztrichtig in Münster ankommen möchte.

0.30 Uhr: Jetzt geht’s los in die Eule. DerLaden ist mein persönliches Highlight, ich ihnnoch als „Klup“ aus dem ersten Semester undbin mal gespannt, was der neue Stil hermacht.

0.45 Uhr: Die Eule ist schon gut gefüllt, nacheinem kurzen Tankstopp an der Theke geht esauf den Dancefloor. Die Musik ist sehr gitar-renlastig, das mag ich. Marius fragt, was Indie-Musik eigentlich genau sei und ich habeSchwierigkeiten, ihm das zu erklären.

1.17 Uhr: Wir haben ein bisschen getanzt, jetztwill ich mir auch noch den restlichen Clubanschauen. Die Eule ist ein bisschen verwin-kelt, das lässt sie größer wirken. Der zweiteFloor hat eine gemütliche Wohnzimmergröße,sieben bis acht Leute tanzen, es läuft Tocotro-nic. Das ist ganz angenehm, denn wir habentrotz des kleinen Raums Platz zum Tanzen.

Marius wirkt ein bisschen irritiert, ich fragemich, ob das an der Musik oder der Größe die-ses Floors liegt.

1.50 Uhr: Wir müssen los! Ich würde so gernenoch bleiben, aber wir haben noch zwei Clubsvor uns. Marius’ Gesicht erhellt sich mit Blickauf das nächste Ziel unserer nächtlichen Reise:Das Heaven!

2.15 Uhr: Das wäre fast schief gegangen. Mari-us ist 19 und im Heaven ist heute Einlass ab21. Nachdem Marius in die Gästelisteschlangewechselt, interessiert sich aber niemand mehrfür sein Alter. Glück gehabt!

„Eigentlich mag ich

elektronische Musik, aber sind

wir hier auf der Kirmes?“

2.38 Uhr: Direkt beim Betreten des Heavenkommen mir die ersten schönen und dynami-schen Menschen entgegen. Die Hemden sindin die Hosen gesteckt, man kleidet sich adrett.Das alles wäre ja noch zu ertragen, wenn danicht die Musik wäre. Eigentlich mag ich elek-tronische Musik, aber sind wir hier auf der Kir-mes? Marius hingegen ist kaum zu stoppenund stürmt direkt die Tanzfläche: Ich folgeihm, feiern ist schließlich, wenn man trotzdemtanzt!

3 Uhr: Ich wünsch mir die Eule zurück! Ich holmir ein Bier und verzieh’ mich ins Raucherka-binett. Auch hier gefällt mir die Musik ähnlichgut wie auf der Haupttanzfläche. Ich habe dieZigarette gerade erst angesteckt, da werde ichdurch eine SMS von Marius aus meiner „Pau-se“ gerissen: Wir müssen weiter – und das isteigentlich gar nicht schlecht!

3.20 Uhr: Die Sputnik-Halle wirkt aufgrundihrer Größe ziemlich leer, obwohl die eigentli-che Tanzfläche voll ist. Hier läuft neben Indieund Alternative-Rock auch Metal – die Zusam-mensetzung der tanzenden Leute ist angenehmgemischt. Wenn ich mir Marius so anschaue,dann geht’s ihm gerade wie mir zuvor im Hea-ven. Seine Tanzbewegungen sind eher angedeu-tet und seine Mine trägt Trauer.

4.26 Uhr: Marius muss bald los, damit er denletzten Bus nicht verpasst. Solch ein abrupterAbbruch des Abends wird hoffentlich bald derVergangenheit angehören, wenn Marius erstmal in Münster wohnt. Bevor ich mich auf denHeimweg mache, drehe ich noch ein paar letz-te Runden zu „Come as you are“ und „Para-noid“.

Erfahrungsberichte: Zwei vom Studium bis zumMusikgeschmack völlig verschiedene Studenten zie-hen gemeinsam durch Münsters Clubs

Ab sofort können Studierende das neueInternetportal „MyWWU“ testen. DieUni-Verwaltung, die ULB und das ZIV

entwickleten das Portal speziell für die Studie-renden der Uni Münster. MyWWU bietetZugang zu vielen Informationen und Anwen-dungen, die für den Studienalltag wichtigsind. E-Mails, Stundenplandaten, Noten, Prü-fungstermine, Ausleihfristen und E-Learning-Materialien sind übersichtlich abrufbar. Auchdie ULB-Literaturrecherche ist über MyW-WU möglich. Schluss mit dem lästigen An-

und Abmelden bei verschiedenen Portalen:Die Organisation des Studienlebens wird ein-facher und zeitsparender, da MyWWU nureinen Login erfordert. Darüber hinaus bietetdas Portal eine Reihe praktischer Zusatzfunk-tionen, zum Beispiel einen Kalender mit Erin-nerungsfunktion. Info-Kanäle auf der Startsei-te greifen auf individuell auswählbareRSSFeeds sowie Twitter- und Facebook-Kanä-le zurück und zeigen Neuigkeiten aller Art aufeinen Blick. DOMINIK RUDOLPH

> www.uni-muenster.de/mywwu

Neues Internetportal fürStudierende geht an den StartMyWWU fasst verschiedene Anwendungen zusammen

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Page 8: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Ich sehe dem doppelten Abitur-jahrgang als eine größte Heraus-forderungen für die WWU opti-mistisch entgegen.

Ich rieche gerne den Duft vonfrisch gebackenen Baguettes undCroissants in französischen Back-stuben.

Die nächste

erscheint am

9. Mai 2012.

Redaktionsschluss ist

der 27. April.

MITTWOCH, 04.04.2012> 20 Uhr Sinfoniekonzert, in Kooperation mitdem Exzellenzcluster „Religion und Politik“,Städtische Bühnen, Neubrückenstraße 63.

DONNERSTAG, 05.04.2012> 16 Uhr „T.B.A.“, Vortrag im Rahmen desAllgemeinen Physikalischen Kolloquiums,mit Dr. Sebastian Loth, Max-Planck Depart-ment for Structural Dynamics, CFEL Centerfor Free-Electron Laser Science Hamburg, IG1,HS2, Wilhelm-Klemm-Str. 10> 20 Uhr „Johann Sebastian Bach, Matthäus-passion“, in Kooperation mit dem Exzellenz-cluster „Religion und Politik“, Observantenkir-che, Schlaunstraße 3

FREITAG, 06.04.2012> 20 Uhr „Gesualdo: Responsorien“, Konzertin Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Reli-gion und Politik“, Hilliard Ensemble, Liebfrau-enkirche-Überwasser, Überwasserkirchplatz 3

SAMSTAG, 07.04.2012> 19 Uhr „Joseph Haydn: Die sieben letztenWorte unseres Erlösers am Kreuz“, Konzert inKooperation mit dem Exzellenzcluster „Religi-on und Politik“, Carmina Quartett, Domini-kanerkirche Münster, Salzstraße 10

MONTAG, 09.04.2012> 18 Uhr „Giuseppe Verdi: Nabucco“, Reihe„Musica Sacra“, Städtische Bühnen Münster,Großes Haus, Neubrückenstr. 63

DIENSTAG, 10.04.2012> 18 Uhr „Perspektive Eritrea“ – Info/Studi-enberatung, Internationales Zentrum „DieBrücke“, Raum 107, Wilmergasse 2> 18.15 Uhr „Lob des Tyrannen - Juristentak-tik in der römischen Militärmonarchie des 3.Jahrhunderts“, Ringvorlesung des Exzellenz-clusters „Religion und Politik“, Fürstenberg-haus, Hörsaal F2, Domplatz 20-22> 19 Uhr „Ausländische Studierendenvertre-tung“, Infoabend, Internationales Zentrum„Die Brücke“, Café Couleur, Wilmergasse 2> 20 Uhr „Die Gesellschaft für bedrohte Völ-ker stellt sich vor“, Offenes Arbeitstreffen,Internationales Zentrum „Die Brücke“, Wil-mergasse 2, Raum 106

MITTWOCH, 11.04.2012> 20 Uhr Kursvergabe AStA-Sprachkurse,Internationales Zentrum „Die Brücke“Wilmergasse 2, Raum 106

DONNERSTAG, 12.04.2012>20 Uhr Ersttreffen des Doktoranden/innen-Stammtisches der „Brücke“ und des DAAD-Freundeskreises, Internationales Zentrum„Die Brücke“, Café Couleur, Wilmergasse 2> 22 Uhr „Disco of Nations – Semesteran-fangs-Party“, Internationales Zentrum „DieBrücke“, Café Couleur, Wilmergasse 2

FREITAG, 13.04.2012> 12.30 Uhr „Chinesische Bibliothek“, Inter-nationales Zentrum „Die Brücke“, Raum 108,Wilmergasse 2

SONNTAG, 15.04.2012> 11 Uhr „Der Frühling im Botanischen Gar-ten“, Öffentliche Führung durch den Botani-schen Garten, Treffpunkt: Eingang des Botani-schen Gartens, Schlossgarten 3

MONTAG, 16.04.2012> 18 Uhr „Civil Law Codification Commissi-on“, The Sales Law Reform in Poland, AnetaWiewiorowskia, Karl-Bender-Saal, J 322, Uni-versitätsstraße 14-16>18 Uhr Öffentlicher Vortrag: „IslamicFinance“, Hintergründe und EntwicklungenProf. Dr. Oberauer, Schloss, Hörsaal S8, Hin-denburgplatz 2> 18 Uhr Begrüßungsveranstaltung der Gra-duate School Practices of Literature, Festsaalder Universität, Schlossplatz 5

DIENSTAG, 17.04.2012> 18.15 bis 19.45 Uhr „Vom Nutzen des römi-schen Rechts – Wie sich Papst Johannes VIII.im Jahre 878 gegen Kirchenplünderer zuwehren wusste“, Ringvorlesung des Exzellenz-clusters „Religion und Politik“, Fürstenberg-haus, Hörsaal F2, Domplatz 20-22> 19 Uhr Kennenlernabend, traditioneller undinformeller Kennenlernabend am Institut fürGenossenschaftswesen, 2. Stock, Stadtgraben 9> 17. April bis 13. Mai „Eine Welt für Kinder– Aufwachsen ohne Kinderarbeit“, Ausstel-lung vom Haus der Niederlande, Zunftsaal,Alter Steinweg 6/7

MITTWOCH, 18.04.2012> 17.30 Uhr Informationsveranstaltung vomZentrum für Lehrerbildung Praktikum imAusland, Café Couleur, Die Brücke, Wilmer-gasse 2> 19 Uhr Vortrag „...schütze und rette dieStifter dieses Kunstwerks“, Der Beckumer

Prudentia-Schrein, Hauptwerk der Osna-brücker Goldschmiedekunst des 13. Jahrhun-derts, Prof. Dr. Hartmut Krohm (Berlin).Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihezur Ausstellung „Goldene Pracht. Mittelalter-liche Schatzkunst in Westfalen“, Fürstenberg-haus, Hörsaal F5, Domplatz 20-22

DONNERSTAG, 19.04.2012> 18 Uhr „To see ourselves as others see us“(Robert Burns), Juden und Christen unterrömischer Herrschaft: Selbstwahrnehmungund Fremdwahrnehmung, Prof. Dr. Her-mann Lichtenberger (Tübingen), Hörsaal S1Schlossplatz 2>18 Uhr „Breaking Rules and Telling Tales:The Language and History of Childhoodin Early Egyptian Monasteries“, Gastvor-trag von Caroline Schroeder (Stockton)Raum 428, Gebäude Schlaunstr.2/Rosenstr.9

FREITAG, 20.04.2012> 14.30 Uhr Schnupperkurs Medienrecht(für Nicht-Juristen), Offene Veranstaltungdes Arbeitskreises Forschungstransfer, PhilipUecker, ITM, Hörsaalgebäude am Hinden-burgplatz, HS 2, Hindenburgplatz 10-12> 16.15 Uhr Kinder-Uni zum Thema „Wiewerde ich Olympiasieger?“, Prof. BerndStrauß und Dr. Barbara Halberschmidt(Sportwissenschaft), Hörsaal H1, Hinden-burgplatz/Ecke Bäckergasse> 19.30 Uhr Iranischer Kulturabend, DieBrücke, Café Couleur, Wilmergasse 2

MONTAG, 23.04.2012> 18.15 Uhr „La jeune génération desmédiévistes français invitée à Münster“,Vortrag in französischer Sprache, Sylvie Joye(Reims), Vortrag: „Historiographie et histoiredu mariage par rapt au haut Moyen Age“ –mit deutscher Zusammenfassung, Raum 104,Fürstenberghaus, Domplatz 20-22> 20 Uhr Treffen von Erasmusstudenten,Die Brücke, Café Couleur, Wilmergasse 2

DIENSTAG, 24.04.2012> 17.15 Uhr Kolloquium über Geschichteund Didaktik der Mathematik, an alle Leh-rer, Dozenten und Studierende der Mathe-matik, Prof. Dr. Werner Blum (Kassel)„Kompetenzorientierte Standards und ‘Ver-gleichs-arbeiten’ in Mathematik – Herausfor-derung und Chance zur Unterrichtsentwick-lung“, Raum M5, Einsteinstraße 64> 18.15 Uhr „Täufer zwischen Religion,Politik und Recht: Täuferbekämpfung inder Alten Eidgenossenschaft“, Ringvorle-sung des Exzellenzclusters „Religion undPolitik“, Fürstenberghaus, Hörsaal F2, Dom-platz 20-22> 19 Uhr Podiumsdiskussion der Ausländi-schen Studierendenvertretung über denarabischen Frühling, Internationales Zen-trum „Die Brücke“, Wilmergasse 2

MITTWOCH, 25.04.2012> 16 Uhr Workshop - Erfolgreich durch einAssessment-Center, Seminarraum ULB 201,Krummer Timpen 3>19 Uhr „Meinungs- und Informations-freiheit vs. Persönlichkeitsrechte im Inter-net – Ein unauflöslicher Konflikt?“, Hausder Niedelande, Alter Steinweg 6/7> 19 Uhr „Die Reliquienschreine des Maas-gebietes“, Vortrag des Exzellenzclusters„Religion und Politik“, Prof. Dr. AlbertLemeunier (Liège), Fürstenberghaus, HörsaalF5, Domplatz 20-22

DONNERSTAG, 26.04.2012> 16 Uhr „Nanomembranes in good shape:From vortex dynamics to single cell analy-sis“, Vortrag im Rahmen des AllgemeinenPhysikalischen Kolloquiums, Prof. Dr. OliverG. Schmidt, IFW Institute for IntegrativeNanosciences Dresden, IG I, HS 2, Wilhelm-Klemm-Str. 10>19 Uhr „Das große IVM-Angrillen“ vomCentrum für angewandte Wirtschaftsfor-schung (CAWM), Garten des CAWM, AmStadtgraben 9 > 19.30 Uhr „America!“, Semestereröffnungder Musikhochschule Münster, Konzertsaal,Ludgeriplatz 1> noch bis 19. Juni Ausstellung „Quer-schnitte“ der Artothek Münster-Kinderhaus,2. und 3. Etage im Nordflügel des Schlosses,Schlossplatz 2

FREITAG, 27.04.2012> 14 bis 17 Uhr, Expertengespräch zumThema opensnp, Internet-basiertes Informa-tionsportal zu Ergebnissen von DNA-Unter-suchungen, Hörsaal des Instituts für Ethik,Geschichte und Theorie der Medizin, Von-Esmarch-Straße 62

SAMSTAG, 28.04.2012> 19.30 Uhr „Die Schildkröten“, Ensemble-abend für Violoncello, Konzertsaal Musik-hochschule Münster, Ludgeriplatz 1

SONNTAG, 29.04.2012> 10 Uhr „Wann können Arzneipflanzenhelfen und wann nicht?“, Sonntagsführung,Seiteneingang des Instituts für Pharmazeuti-sche Biologie und Phytochemie, Hittorfstra-ße 56

DIENSTAG, 01.05.2012> 18 Uhr „Spuren suchen – Verse finden“,Konzert der Musikhochschule mit Werkenvon Schubert, Lochner und Spohr, Konzert-saal, Ludgeriplatz 1

MITTWOCH, 02.05.2012> 9 Uhr Internationales Fußballturnier2012, Treffpunkt ist voraussichtlich vor demSchloss >12 Uhr „Erst auf den Markt, dann insKonzert“, Lunch-Konzert der Musikhoch-schule, Konzertsaal, Ludgeriplatz 1> 16 Uhr „Eurokrise und kein Ende – Ver-sinken wir im Schuldensumpf?“, Podiums-diskussion im Rahmen der Reihe „CAWM-Forum“, Aula im Stein Haus, Hindenburg-platz 34> 17 Uhr „Doping und Sport- Neue Her-ausforderungen und Entwicklungen in derAnti-Doping-Analytik“, Vortrag von Dr.Andreas Thomas, Deutsche SporthochschuleKöln, Hörsaal C2 der Chemischen Institute,Wilhelm-Klemm Straße 6> 19.30 Uhr „Flötenmusik von JohannSebastian Bach“, Konzert der Musikhoch-schule, Konzertsaal, Ludgeriplatz 1

DONNERSTAG, 03.05.2012> 19.30 Uhr „Jung und wild!“, Konzert derJugendakademie, Konzertsaal der Musik-hochschule, Ludgeriplatz 1> 20 Uhr „Legenda aurea“, Konzert inKooperation mit dem Exzellenzcluster Religi-on und Politik, Liebfrauenkirche, Überwas-serkirchplatz 3

FREITAG, 04.05.2012> 12 bis 16 Uhr Informations-Tag MasterBWL, Juridicum, Hörsaal J4, Universitäts-straße 14 - 16> 19 Uhr Vortragabend des YXK (Vereinder Kurdischen Studierenden) zum Thema„Darf der Staat töten?“, InternationalesZentrum „Die Brücke“, Café Couleur, Wil-mergasse 2

SAMSTAG, 05.05.2012> 19.30 Uhr „gEIGENgARTEN XXXVIII“,Musikhochschule, Ludgeriplatz1

MONTAG, 07.05.2012> 10 Uhr „Why is Europe not like the US?The (non-) existence of a European Proper-ty Law“, Vortrag von Prof. Dr. Sief van Erp,Centrum für Europäisches Privatrecht, Karl-Bender-Saal, H2, Universitätsstraße 14-16> 19.30 „Musica espanola I“, SpanischeGitarrenmusik aus dem 20. Jahrhundert,Konzertsaal der Musikhochschule, Ludgeri-platz 1

DIENSTAG, 08.05.2012> 18.30 Uhr CeNoS Kolloquium NonlinearScience, „Multidimensional Langevinmodeling of biomolecular dynamics“, Dr.Rainer Hegger, Goethe Universität Frankfurt,Institut für Physikalische und TheoretischeChemie, Seminarraum 222, Corrensstr. 2 - 4> 18.15 bis 19.45 Uhr „Royal Councils, LawCourts and Governance: the Role of Litiga-tion in Early Modern Scotland“, Ringvorle-sung des Exzellenzclusters „Religion und Poli-tik“, Dr. Mark Godfrey, Glasgow, Fürsten-berghaus, Hörsaal F2, Domplatz 20-22>19.30 Uhr „Quatsch keine Opern“, Arienund Szenen aus der Opernliteratur, Konzert-saal, Musikhochschule, Ludgeriplatz 1

MITTWOCH, 09.05.2012>12 Uhr „Erst auf den Markt, dann insKonzert“, Lunch-Konzert der Musikhoch-schule, Konzertsaal, Ludgeriplatz 1>19.30 Uhr „Violin-Konzert“, Musikhoch-schule Münster, Konzertsaal, Ludgeriplatz 1

Viele weitere Termine sind im Veranstaltungs-kalender auf den Internetseiten der UniversitätMünster zu finden:

> wwwwww..uunnii--mmuueennsstteerr..ddee//RReekkttoorraatt//eexxeecc//tteerrmmiinnee..pphhpp

| WAS | WANN | WO

April 20120 8 | W E G W E I S E R

| SINN-VOLL

Sie wollen wissen, wie Peter Schott als komplettes Puzzle aussieht?Dann besuchen Sie uns unter www.uni-muenster.de/sinn-voll.

Mit allen Sinnen genießen gilt für Andreas Zirkel. Der Diplom-Verwal-tungswirt studierte an der Fachhochschule Münster und ist seit 2000 ander Universität Münster tätig. Seit 2006 leitet der 42-Jährige das Studie-rendensekretariat der WWU.

Am besten schmeckt mir einEspresso, wenn er in einer Sieb-trägermaschine zubereitet wur-de.

Ich höre erfreut das erste Vogelz-witschern des hereinbrechendenTages.

Ich fühle mich wohl, weil michmein engagierstes Team optimalunterstützt, die uns obliegendenAufgaben zu erledigen.

Änderungen vorbehalten