WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

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nach der Ent- scheidung in der Exzellenzinitiati- ve gibt es für die Universität Münster mehr- fach Grund zur Freude: Mit der Förderung von zwei Exzellenz- clustern hat die WWU unter verschärften Wettbewerbsbedingungen ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt – und nach dem aufreibenden Antragsstress können wir uns mit neuem Schwung wie- der der Forschung und Lehre als unseren Kernaufgaben widmen. Dem mit Spannung erwarteten Finale ging ein großer Kraftakt voraus. Einem universitätsweiten Ideenwettbewerb vor drei Jahren folgte die Begutachtung von 100 Skizzen, aus denen wir schließlich mithilfe des Forschungsbeirats neun Anträge ausgewählt haben. Dieser Prozess war und ist Beleg für ein beeindruckendes Engagement über alle Fächer hinweg – allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gilt deswegen mein herzlicher Dank! Es sind Ihre Ideen und Initiativen, die unabhängig von den Exzellenz-Entscheidungen vieles in Bewe- gung gesetzt und der WWU insgesamt einen neuen Schub gegeben haben. Unsere Strategie, uns von Beginn an auf unsere stärksten Bereiche zu konzen- trieren, hat sich bewährt. Mit dem gei- stes- und sozialwissenschaftlichen Cluster „Religion und Politik“ sowie dem neuen medizinisch-naturwissenschaftlichen Ver- bund „Cells in Motion“ zeigt sich die gro- ße Leistungsfähigkeit dieser Universität: Die WWU zeichnet sich durch Exzellenz in der Breite aus. Wir haben unser Profil geschärft, die WWU steht auf zwei ausge- zeichneten Standbeinen. Trotz der Förder-Absage halten wir daran fest, das Konzept der Graduierten- schule „Evolution“ weiter zu verfolgen. Schließlich gibt es auch außerhalb der Exzellenzinitiative weitere Möglichkeiten, exzellente Forschung zu entwickeln und zu dokumentieren. Das zeigt nicht zuletzt ein Blick in den neuen Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die die Universität Münster als „kontinuierli- chen Aufsteiger“ ausweist. Wir halten am Ziel fest, uns dauerhaft in der Spitzen- gruppe der deutschen Universitäten zu etablieren. Und zwar in der Forschung und in der Lehre: Wir wollen sowohl den Wissenschaftlern als auch den Studieren- den optimale Bedingungen bieten. Ihre Prof. Dr. Ursula Nelles, Rektorin der Universität Münster Liebe Leserinnen und Leser, Im Sommersemester 2012 gingen 17.443 Buchungen beim Hochschulsport der Uni Münster ein. | DIE ZAHL DES MONATS Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected] Im neuen SFB „Breaking Barriers“ erforschen Mediziner und Biologen um Sprecher Prof. Georg Peters zel- luläre Barrieren. Seite 2 Die Grenzgänger 4. Juli 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 5 | 1,00 Euro Manfred Voß ist seit 40 Jahren Gärt- ner im Botanischen Garten. Was ihn immer noch an seiner Arbeit faszi- niert – ein Porträt. Seite 3 Arbeiten in der grünen Oase Hochkonjunktur im Studierendense- kretariat: Rund 55000 Bewerbungen müssen pro Wintersemester bearbeitet werden – Tendenz steigend. Seite 7 Probelauf vor dem großen Ansturm KURZNACHRICHTEN ALUMNI-TAG: Der Alumni Club Münster und die Fachbereiche mit ihren Alumni-Ver- einen laden alle ehemaligen Studierenden und Mitarbeiter am 7. Juli ein, für einen Tag mit ihren Familien an die WWU zurückzu- kehren, ehemalige Kommilitonen und Profes- soren zu treffen, Erinnerungen aufzufrischen und Neues über ihre Alma Mater zu erfahren. Die Gäste erwarten unter anderem Musik, Filme, Führungen durch Institute, Universi- tätsmuseen und –einrichtungen, Vorträge, Diskussionsrunden und Sprachkurse. > www.uni-muenster.de/Alumni/alumnitag.html EHRUNG: Der Förderverein der Universität Münster hat Dr. Bernd J. Hartmann (38) und Dr. Nils H. Thoennissen (38) mit dem „Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- wuchses“ ausgezeichnet. Bernd Hartmann von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät erhielt die mit insgesamt 10 000 Euro dotier- te Auszeichnung für seine wegweisende Arbeit zum Staatshaftungsrecht. Nils Thoen- nissen von der Medizinischen Fakultät wurde für seine viel beachtete Forschung zu soliden Tumoren und Akuter Myeloischer Leukämie geehrt. PROJEKT: Anfang 2007 fegte der Orkan „Kyrill“ über Deutschland. Auch die Prome- nade vor dem Hauptsitz der Universität Münster und der angrenzende Schlossgarten waren von der Zerstörung stark betroffen. Um den Baumbestand, ein traditionelles Bodendenkmal, wieder aufzuforsten, hat die WWU das Projekt „Wilde Linde“ ins Leben gerufen. Interessierte können für 350 Euro einen neuen Baum pflanzen oder für 300 Euro eine Patenschaft übernehmen. Informa- tionen per E-Mail (botanischer.garten@uni- muenster.de) oder Telefon (0251 83-23827). STIFTUNG: Er fühlt sich der WWU seit dem Beginn seines Studiums vor 44 Jahren verpflichtet. Mit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst möchte der Pharmazeut Prof. Eugen J. Verspohl seiner Alma Mater etwas zurückgeben. Daher hat er die gemein- nützige „Verspohl-Stiftung“ gegründet, die bedürftige Pharmaziestudenten unterstützt. Eugen Verspohl stellt die Ziele seiner Stiftung am 6. Juli im Rahmen seiner Abschiedsfeier vor. Beginn ist um 14 Uhr im Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, Hittorfstraße 58-62, Großer Hörsaal. Foto: picture alliance W enn die Olympischen Spiele in London am 27. Juli beginnen, schauen auch (ehemalige) Wissen- schaftler der Universität Münster genau hin. Lesen Sie auf einer Sonderseite der wissen|leben (Seite 6), wie der Politikwissen- schaftler Dr. Henk Erik Meier die ökonomi- schen Auswirkungen für die Ausrichterstadt London bewertet. Die Gesamtkosten – unter anderem für den neu gebauten Olympiapark (siehe Foto) – belaufen sich auf rund 9,3 Milli- arden Pfund. Außerdem skizziert Prof. Micha- el Krüger die sportgeschichtliche Entwicklung der Olympischen Spiele, die bereits zum drit- ten Mal in der englischen Hauptstadt stattfin- den. Dr. Thomas Korff, ehemaliger WWUler und heute Dozent an der Londoner Brunel University, berichtet über das Potenzial, das die Spiele für „seine“ Hochschule hat und über sein Zusammentreffen mit Usain Bolt - der Biomechaniker untersuchte die Lauftechnik des Sprint-Superstars. HD D er Jubel war groß, als der Präsi- dent der Deutschen Forschungsgemein- schaft (DFG), Mat- thias Kleiner, die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Exzel- lenzinitiative be- kanntgab: Bund und Länder werden 99 herausragende For- schungsvorhaben und Zukunftskonzepte von 39 Universitäten bis 2017 fördern. Es dauerte aber nicht lange, bis sich erste Kritiker zu Wort meldeten. Vor allem einige studentische Vertre- ter monierten, dass allein die Wissenschaftler die Vorteile des 2,4-Milliarden-Euro Geldsegens genießen würden – die Studierenden gingen dagegen leer aus. „Das ist auf die WWU bezo- gen falsch“, betont Forschungs-Prorektor Prof. Stephan Ludwig. „Wir werden sicherstellen, dass sich unser gutes Ergebnis auch in einer ver- besserten Lehrqualität niederschlägt.“ „Lasst uns in Ruhe arbeiten und schickt uns nicht wieder ins Hamsterrad.“ Seit einigen Tagen steht fest, dass Bund und Länder die beiden von der WWU beantragten Exzellenzcluster „Religion und Politik“ sowie „Cells in Motion“ mit jeweils zweistelligen Mil- lionenbeträgen fördern werden – die genaue Höhe der Summe steht noch nicht fest. Das Geld soll in erster Linie dazu dienen, weitere Top-Wissenschaftler nach Münster zu locken und gleichzeitig dem akademischen Nachwuchs die bestmöglichen Förderbedingungen zu bie- ten. „Aber alle Cluster-Forscher sind in die Leh- re einbezogen“, unterstreicht Stephan Ludwig. Auf diese Weise würden auch die Studierenden von der als Spitzenforschungs-Programm dekla- rierten Exzellenzinitiative profitieren. Der Pro- rektor verweist in diesem Zusammenhang auf einen entsprechenden Rektoratsbeschluss. „Das war seinerzeit eine sehr bewusste Entscheidung zugunsten der Studierenden“, betont er. Auch die Sprecherin des 2007 gegründeten Clusters „Religion und Politik“, Prof. Barbara Stollberg-Rilinger, verweist auf den engen Zusammenhang zwischen Forschung und Leh- re. „Die Studierenden sind einerseits hautnah am Puls der Forschung“, betont die Historike- rin. „Andererseits haben die Studierenden die Möglichkeit, die Lehrveranstaltungen der vielen herausragenden Wissenschaftler zu besuchen – deren aktuelle Forschungsergebnisse fließen natürlich in die Lehre ein.“ In den beiden Clustern arbeiten künftig ins- gesamt rund 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus elf der 15 Fachbereichen der WWU. Spitzenforschung in der Fläche: Das ist auch aus Sicht von Forschungs-Prorektor Ste- phan Ludwig eines der wichtigsten Ergebnisse dieser mutmaßlich letzten Runde der Exzellenz- initiative. „Wir wissen, dass neue wissenschaftli- che Erkenntnisse vor allem an den Grenzen und Übergängen zwischen einzelnen Disziplinen zu erwarten sind. Die Chancen dafür steigen natürlich, je mehr Fächer an den Clustern betei- ligt sind und damit die interdisziplinäre For- schung gestärkt wird.“ Stephan Ludwig kann Teile der Kritik gut nachvollziehen. Das Verfahren sei sehr formali- siert. „Es ist zumindest fragwürdig, dass eine Universität beispielsweise mehrere Exzellenzclu- ster hat, aber allein wegen der Tatsache, dass sie keine Graduiertenschule unterhält, automatisch in der dritten Förderlinie mit ihrem möglicher- weise sehr guten Zukunftskonzept scheitert.“ Zudem habe die Beteiligung extrem viel Energie an den Hochschulen gebunden. „Deswegen sagen viele Wissenschaftler vollkommen zu Recht: Jetzt sollte zunächst Schluss sein mit der Antragsserie – lasst uns in Ruhe arbeiten und schickt uns nicht wieder ins Hamsterrad.“ Gleichwohl bleibt Stephan Ludwig ein Ver- fechter des 2005 erstmals ausgelobten Bund- Länder-Programms. Der Universität Münster sei es in den vergangenen Jahren beispielsweise gelungen, ihre Stärken auf breiter Basis heraus- zuarbeiten. „Die gewünschte Profilbildung hat mit Erfolg stattgefunden – die Exzellenzinitiati- ve hat ihren Zweck weitgehend erfüllt.“ Es wäre ein Fehler, meint Stephan Ludwig, das Geld aus der Forschungsförderung nach Ende des Pro- gramms „abzuziehen“. Stattdessen wäre es sinn- voller, die Milliarden in kleinere Formate zu investieren. Beispielsweise in Form einer noch massiveren Unterstützung der Deutschen For- schungsgemeinschaft (DFG). „Die DFG-Ein- zelverfahren sind für alle Wissenschaftler ideal. Jeder kann jederzeit einen Antrag auf Unterstüt- zung seines Forschungsvorhabens einreichen. Niemand muss sich verbiegen, um in ein bestimmtes Programm zu passen – dies ist fast einzigartig auf der Welt. Man sollte die DFG- Förderung als die Stütze unseres Forschungssy- stems wausbauen.“ Parallel dazu sei es aber nicht nur wünschens- wert, sondern „absolut notwendig“, dass die Politik in naher Zukunft die Grundfinanzierung der Hochschulen anhebe anstatt neue Förder- programme aufzulegen. „Die fehlenden Anpas- sungen der Budgets kommen de facto Kürzun- gen gleich. Das haben die Hochschulen bislang nur zähneknirschend ertragen“, meint Stephan Ludwig. „Andernfalls müssten die Hochschulen im Gegenzug über eine Kürzung ihrer Angebo- te nachdenken.“ NORBERT ROBERS Lesen Sie auch: > Editorial (Seite 1) > Sonderseiten 4+5 „Ex-Ini“ ist auch für Studenten Gewinn Cluster-Forscher werden in die Lehre einbezogen Prof. Stephan Ludwig Der Countdown läuft WWU-Forscher über Olympia in London

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4. Juli 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 5

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nach der Ent-scheidung in derExzellenzinitiati-ve gibt es für dieUniversitätMünster mehr-fach Grund zurFreude: Mit derFörderung vonzwei Exzellenz-clustern hat dieWWU unter

verschärften Wettbewerbsbedingungenein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt – undnach dem aufreibenden Antragsstresskönnen wir uns mit neuem Schwung wie-der der Forschung und Lehre als unserenKernaufgaben widmen.

Dem mit Spannung erwarteten Finaleging ein großer Kraftakt voraus. Einemuniversitätsweiten Ideenwettbewerb vordrei Jahren folgte die Begutachtung von100 Skizzen, aus denen wir schließlichmithilfe des Forschungsbeirats neunAnträge ausgewählt haben. Dieser Prozesswar und ist Beleg für ein beeindruckendesEngagement über alle Fächer hinweg –allen beteiligten Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlern gilt deswegen meinherzlicher Dank! Es sind Ihre Ideen undInitiativen, die unabhängig von denExzellenz-Entscheidungen vieles in Bewe-gung gesetzt und der WWU insgesamteinen neuen Schub gegeben haben.

Unsere Strategie, uns von Beginn anauf unsere stärksten Bereiche zu konzen-trieren, hat sich bewährt. Mit dem gei-stes- und sozialwissenschaftlichen Cluster„Religion und Politik“ sowie dem neuenmedizinisch-naturwissenschaftlichen Ver-bund „Cells in Motion“ zeigt sich die gro-ße Leistungsfähigkeit dieser Universität:Die WWU zeichnet sich durch Exzellenzin der Breite aus. Wir haben unser Profilgeschärft, die WWU steht auf zwei ausge-zeichneten Standbeinen.

Trotz der Förder-Absage halten wirdaran fest, das Konzept der Graduierten-schule „Evolution“ weiter zu verfolgen.Schließlich gibt es auch außerhalb derExzellenzinitiative weitere Möglichkeiten,exzellente Forschung zu entwickeln undzu dokumentieren. Das zeigt nicht zuletztein Blick in den neuen Förderatlas derDeutschen Forschungsgemeinschaft, diedie Universität Münster als „kontinuierli-chen Aufsteiger“ ausweist. Wir halten amZiel fest, uns dauerhaft in der Spitzen-gruppe der deutschen Universitäten zuetablieren. Und zwar in der Forschungund in der Lehre: Wir wollen sowohl denWissenschaftlern als auch den Studieren-den optimale Bedingungen bieten.

Ihre

Prof. Dr. Ursula Nelles,Rektorin der Universität Münster

Liebe Leserinnen

und Leser,

Im Sommersemester 2012 gingen

17.443Buchungen beim Hochschulsport der

Uni Münster ein.

|DIE ZAHL DES MONATS

Redaktion: Pressestelle der WWU Münster | Schlossplatz 2 | 48149 Münster | Tel.: 0251 83-22232 | Fax 0251 83-22258 | [email protected]

Im neuen SFB „Breaking Barriers“erforschen Mediziner und Biologenum Sprecher Prof. Georg Peters zel-luläre Barrieren. Seite 2

Die

Grenzgänger

4. Juli 2012 | 6. Jahrgang, Nr. 5 | 1,00 Euro

Manfred Voß ist seit 40 Jahren Gärt-ner im Botanischen Garten. Was ihnimmer noch an seiner Arbeit faszi-niert – ein Porträt. Seite 3

Arbeiten in

der grünen Oase

Hochkonjunktur im Studierendense-kretariat: Rund 55000 Bewerbungenmüssen pro Wintersemester bearbeitetwerden – Tendenz steigend. Seite 7

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großen Ansturm

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ALUMNI-TAG: Der Alumni Club Münsterund die Fachbereiche mit ihren Alumni-Ver-einen laden alle ehemaligen Studierendenund Mitarbeiter am 7. Juli ein, für einen Tagmit ihren Familien an die WWU zurückzu-kehren, ehemalige Kommilitonen und Profes-soren zu treffen, Erinnerungen aufzufrischenund Neues über ihre Alma Mater zu erfahren.Die Gäste erwarten unter anderem Musik,Filme, Führungen durch Institute, Universi-tätsmuseen und –einrichtungen, Vorträge,Diskussionsrunden und Sprachkurse.> www.uni-muenster.de/Alumni/alumnitag.html

EHRUNG: Der Förderverein der UniversitätMünster hat Dr. Bernd J. Hartmann (38) undDr. Nils H. Thoennissen (38) mit dem „Preiszur Förderung des wissenschaftlichen Nach-wuchses“ ausgezeichnet. Bernd Hartmannvon der Rechtswissenschaftlichen Fakultäterhielt die mit insgesamt 10 000 Euro dotier-te Auszeichnung für seine wegweisendeArbeit zum Staatshaftungsrecht. Nils Thoen-nissen von der Medizinischen Fakultät wurdefür seine viel beachtete Forschung zu solidenTumoren und Akuter Myeloischer Leukämiegeehrt.

PROJEKT: Anfang 2007 fegte der Orkan„Kyrill“ über Deutschland. Auch die Prome-nade vor dem Hauptsitz der UniversitätMünster und der angrenzende Schlossgartenwaren von der Zerstörung stark betroffen.Um den Baumbestand, ein traditionellesBodendenkmal, wieder aufzuforsten, hat dieWWU das Projekt „Wilde Linde“ ins Lebengerufen. Interessierte können für 350 Euroeinen neuen Baum pflanzen oder für 300Euro eine Patenschaft übernehmen. Informa-tionen per E-Mail ([email protected]) oder Telefon (0251 83-23827).

STIFTUNG: Er fühlt sich der WWU seitdem Beginn seines Studiums vor 44 Jahrenverpflichtet. Mit seinem Ausscheiden ausdem aktiven Dienst möchte der PharmazeutProf. Eugen J. Verspohl seiner Alma Materetwas zurückgeben. Daher hat er die gemein-nützige „Verspohl-Stiftung“ gegründet, diebedürftige Pharmaziestudenten unterstützt.Eugen Verspohl stellt die Ziele seiner Stiftungam 6. Juli im Rahmen seiner Abschiedsfeiervor. Beginn ist um 14 Uhr im Institut fürPharmazeutische und Medizinische Chemie,Hittorfstraße 58-62, Großer Hörsaal.

Foto: picture alliance

Wenn die Olympischen Spiele inLondon am 27. Juli beginnen,schauen auch (ehemalige) Wissen-

schaftler der Universität Münster genau hin.Lesen Sie auf einer Sonderseite derwissen|leben (Seite 6), wie der Politikwissen-schaftler Dr. Henk Erik Meier die ökonomi-schen Auswirkungen für die AusrichterstadtLondon bewertet. Die Gesamtkosten – unteranderem für den neu gebauten Olympiapark(siehe Foto) – belaufen sich auf rund 9,3 Milli-

arden Pfund. Außerdem skizziert Prof. Micha-el Krüger die sportgeschichtliche Entwicklungder Olympischen Spiele, die bereits zum drit-ten Mal in der englischen Hauptstadt stattfin-den. Dr. Thomas Korff, ehemaliger WWUlerund heute Dozent an der Londoner BrunelUniversity, berichtet über das Potenzial, das dieSpiele für „seine“ Hochschule hat und übersein Zusammentreffen mit Usain Bolt - derBiomechaniker untersuchte die Lauftechnikdes Sprint-Superstars. HD

Der Jubel wargroß, alsder Präsi-

dent der DeutschenForschungsgemein-schaft (DFG), Mat-thias Kleiner, die mitSpannung erwartetenErgebnisse der Exzel-lenzinitiative be-kanntgab: Bund undLänder werden 99herausragende For-schungsvorhaben und Zukunftskonzepte von39 Universitäten bis 2017 fördern. Es dauerteaber nicht lange, bis sich erste Kritiker zu Wortmeldeten. Vor allem einige studentische Vertre-ter monierten, dass allein die Wissenschaftlerdie Vorteile des 2,4-Milliarden-Euro Geldsegensgenießen würden – die Studierenden gingendagegen leer aus. „Das ist auf die WWU bezo-gen falsch“, betont Forschungs-Prorektor Prof.Stephan Ludwig. „Wir werden sicherstellen,dass sich unser gutes Ergebnis auch in einer ver-besserten Lehrqualität niederschlägt.“

„Lasst uns in Ruhe arbeiten

und schickt uns nicht

wieder ins Hamsterrad.“

Seit einigen Tagen steht fest, dass Bund undLänder die beiden von der WWU beantragtenExzellenzcluster „Religion und Politik“ sowie„Cells in Motion“ mit jeweils zweistelligen Mil-lionenbeträgen fördern werden – die genaueHöhe der Summe steht noch nicht fest. DasGeld soll in erster Linie dazu dienen, weitereTop-Wissenschaftler nach Münster zu lockenund gleichzeitig dem akademischen Nachwuchsdie bestmöglichen Förderbedingungen zu bie-ten. „Aber alle Cluster-Forscher sind in die Leh-re einbezogen“, unterstreicht Stephan Ludwig.Auf diese Weise würden auch die Studierendenvon der als Spitzenforschungs-Programm dekla-rierten Exzellenzinitiative profitieren. Der Pro-rektor verweist in diesem Zusammenhang aufeinen entsprechenden Rektoratsbeschluss. „Daswar seinerzeit eine sehr bewusste Entscheidungzugunsten der Studierenden“, betont er.

Auch die Sprecherin des 2007 gegründetenClusters „Religion und Politik“, Prof. BarbaraStollberg-Rilinger, verweist auf den engenZusammenhang zwischen Forschung und Leh-re. „Die Studierenden sind einerseits hautnaham Puls der Forschung“, betont die Historike-rin. „Andererseits haben die Studierenden dieMöglichkeit, die Lehrveranstaltungen der vielenherausragenden Wissenschaftler zu besuchen –deren aktuelle Forschungsergebnisse fließennatürlich in die Lehre ein.“

In den beiden Clustern arbeiten künftig ins-gesamt rund 270 Wissenschaftlerinnen und

Wissenschaftler aus elf der 15 Fachbereichen derWWU. Spitzenforschung in der Fläche: Das istauch aus Sicht von Forschungs-Prorektor Ste-phan Ludwig eines der wichtigsten Ergebnissedieser mutmaßlich letzten Runde der Exzellenz-initiative. „Wir wissen, dass neue wissenschaftli-che Erkenntnisse vor allem an den Grenzen undÜbergängen zwischen einzelnen Disziplinen zuerwarten sind. Die Chancen dafür steigennatürlich, je mehr Fächer an den Clustern betei-ligt sind und damit die interdisziplinäre For-schung gestärkt wird.“

Stephan Ludwig kann Teile der Kritik gutnachvollziehen. Das Verfahren sei sehr formali-siert. „Es ist zumindest fragwürdig, dass eineUniversität beispielsweise mehrere Exzellenzclu-ster hat, aber allein wegen der Tatsache, dass siekeine Graduiertenschule unterhält, automatischin der dritten Förderlinie mit ihrem möglicher-weise sehr guten Zukunftskonzept scheitert.“Zudem habe die Beteiligung extrem viel Energiean den Hochschulen gebunden. „Deswegensagen viele Wissenschaftler vollkommen zuRecht: Jetzt sollte zunächst Schluss sein mit derAntragsserie – lasst uns in Ruhe arbeiten undschickt uns nicht wieder ins Hamsterrad.“

Gleichwohl bleibt Stephan Ludwig ein Ver-fechter des 2005 erstmals ausgelobten Bund-Länder-Programms. Der Universität Münstersei es in den vergangenen Jahren beispielsweisegelungen, ihre Stärken auf breiter Basis heraus-zuarbeiten. „Die gewünschte Profilbildung hatmit Erfolg stattgefunden – die Exzellenzinitiati-ve hat ihren Zweck weitgehend erfüllt.“ Es wäreein Fehler, meint Stephan Ludwig, das Geld ausder Forschungsförderung nach Ende des Pro-gramms „abzuziehen“. Stattdessen wäre es sinn-voller, die Milliarden in kleinere Formate zuinvestieren. Beispielsweise in Form einer nochmassiveren Unterstützung der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG). „Die DFG-Ein-zelverfahren sind für alle Wissenschaftler ideal.Jeder kann jederzeit einen Antrag auf Unterstüt-zung seines Forschungsvorhabens einreichen.Niemand muss sich verbiegen, um in einbestimmtes Programm zu passen – dies ist fasteinzigartig auf der Welt. Man sollte die DFG-Förderung als die Stütze unseres Forschungssy-stems wausbauen.“

Parallel dazu sei es aber nicht nur wünschens-wert, sondern „absolut notwendig“, dass diePolitik in naher Zukunft die Grundfinanzierungder Hochschulen anhebe anstatt neue Förder-programme aufzulegen. „Die fehlenden Anpas-sungen der Budgets kommen de facto Kürzun-gen gleich. Das haben die Hochschulen bislangnur zähneknirschend ertragen“, meint StephanLudwig. „Andernfalls müssten die Hochschulenim Gegenzug über eine Kürzung ihrer Angebo-te nachdenken.“ NORBERT ROBERS

Lesen Sie auch:> Editorial (Seite 1)> Sonderseiten 4+5

„Ex-Ini“ ist auch fürStudenten GewinnCluster-Forscher werden in die Lehre einbezogen

Prof. Stephan Ludwig

Der Countdown läuftWWU-Forscher über Olympia in London

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Juli 20120 2 | U N I W E L T

Herausgeberin:Die Rektorin der WestfälischenWilhelms-Universität Münster

Redaktion:Norbert Robers (verantw.)Hanna DieckmannPressestelle der WestfälischenWilhelms-Universität MünsterSchlossplatz 2 | 48149 MünsterTel.: 02 51 83-222 32Fax: 02 51 83-222 [email protected]

VerlagAschendorff Medien GmbH & Co. KGDruckAschendorff Medien GmbH & Co. KGAnzeigenverwaltungAschendorff Service Center GmbH & Co. KG

Tel.: 02 51 69 -04 690Fax: 02 51 69-05 17/18

Die Zeitung ist das offizielle Organ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Der Bezugspreis ist im Jahresbeitrag derGesellschaft zur Förderung derWestfälischen Wilhelms-UniversitätMünster enthalten. Im freien Verkauf beträgt die Bezugsgebühr ein Euro/Stück.

| IMPRESSUM

Es dauert nicht mehr lange, dann hat die anstrengende Prüfungszeit ein Ende und die Semesterferien beginnen. wissen|leben wünscht allen

Studierenden viel Ausdauer im Semesterendspurt sowie eine schöne und erholsame freie Zeit. Illustration: Arndt Zinkant

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Wer in dasInstitutfür Medi-

zinische Mikrobiolo-gie tritt, stößt zuerstauf einen Spendermit Desinfektions-mittel. Einmal ge-drückt und zwischenden Handflächenverteilt, tötet derscharf riechendeAlkohol Bakterien,Pilze und Viren ab. Sie fühlen sich auf unsererHaut besonders wohl, nutzen das Organ auchals Ausgangspunkt für schädliche Manöver.Durch die Barriere dringen sie in unseren Kör-per ein und verursachen dort im schlimmstenFall Krankheiten.

Ob Haut, Darm- oder Gefäßwände: „Zellu-läre Barrieren spielen bei Erkrankungen einegroße Rolle“, weiß Prof. Georg Peters, Direktordes Instituts für Mikrobiologie. „Wir untersu-chen deshalb, was genau bei entzündlichenoder infektiösen Prozessen an diesen Barrierenpassiert.“ Der Mediziner ist Sprecher des neu-en biomedizinischen Sonderforschungsbe-reichs „Breaking Barriers“ (SFB 1009), denMediziner und Biologen an der WWU kürz-lich bei der Deutschen Forschungsgemein-schaft eingeworben haben. Im Fokus der Wis-senschaftler stehen nicht nur Viren und Bakte-rien, sondern auch körpereigene Mechanis-men, die beispielsweise Autoimmunerkran-kungen verursachen. Wie werden Haut, Darm-und Gefäßwände durchbrochen? Und wiewehrt der Körper solche Angriffe ab? Das sindFragen, denen sich die Forscher in den näch-sten vier Jahren in insgesamt 17 Forschungs-projekten widmen.

Schon seit Anfang der neunziger Jahre unter-suchen Wissenschaftler an der WWU moleku-lare und zelluläre Mechanismen der Interakti-on von Leukozyten – sogenannten „weißenBlutkörperchen“ – mit Gewebs- und Gefäßzel-len. Von der erfolgreichen Forschung auf die-sem Gebiet zeugt die Einwerbung des SFB„Breaking Barriers“.

In den vergangenen Jahren entwickelte sichin Münster zudem eine international sichtbareForschung zu bakteriellen und viralen Krank-heitserregern. „Breaking Barriers“ bündelt die-se Expertise mit Wissen aus dem Bereich zellu-lärer Mechanismen. „Die Gutachter haben denAntrag sehr gelobt“, betont Dr. Sabine Blass-Kampmann, Forschungsreferentin und Leite-rin der Geschäftsstelle des InterdisziplinärenZentrums für Klinische Forschung der WWU.Entsprechend fällt nun auch die Förderungaus: Die Deutsche Forschungsgemeinschaftunterstützt „Breaking Barriers“ in den kom-

menden vier Jahren mit rund neun MillionenEuro. Bei positiver Begutachtung könnten dieMittel aufgestockt werden – und der SFB ins-gesamt weitere zwölf Jahre laufen.

„Wir behandeln heute mit

Medikamenten, die vor

30 Jahren entwickelt wurden.“

Infektionskrankheiten und Autoimmuner-krankungen stellen unsere Gesellschaft vor gro-ße medizinische und ökonomische Herausfor-derungen. Gleichzeitig kommen etwa bei bak-teriellen Infektionen immer weniger Medika-mente infrage. „Resistenzen sind ein großesProblem“, sagt Georg Peters. Für die Pharma-industrie lohne sich indes die Entwicklungneuer Antibiotika nicht mehr, weil die For-schungskosten mittlerweile mögliche Gewinneüberstiegen. „Wir behandeln heute mit Medi-kamenten, die schon vor 30 Jahren entwickeltwurden.“ Auch die Behandlung von Autoimm-unerkrankungen beschränke sich noch auf die

Bekämpfung von Symptomen, beispielsweisebei rheumatischen Erkrankungen. Neue, spezi-fischere Therapien zu entwickeln, sei dahersinnvoll: „Wenn wir Störungen an den Schran-ken oder Grenzflächen im menschlichen Kör-per aufdecken, können wir auch die Ursachenbehandeln.“

Im SFB nähern sich die Wissenschaftler derLösung von zwei Seiten. Im Projektgebiet„Integrität und zelluläre Penetration von Bar-rieren“ steht vor allem die intakte Zellbarriereim Mittelpunkt: Acht Teilprojekte sollen auf-klären, wie zelluläre Grenzflächen im gesundenKörper funktionieren. Welche physiologischenBedingungen herrschen hier? Wie erkennt derKörper drohende Angriffe und verhindert sie?

Das zweite Projektgebiet „Zelluläre Barrie-ren als Zielstrukturen für Infektionen undAbwehrprozesse“ widmet sich der Frage, wasan zellulären Barrieren in Infektions- und Ent-zündungsprozessen passiert: Welche Strategienwenden Erreger etwa an, um Zellverbände zudurchbrechen? Georg Peters nennt bekannteBeispiele: Im schlimmsten Fall zerstören Bakte-

rien sie einfach mithilfe bestimmter Toxine. Inanderen Fällen tarnen sie sich oder täuschendas körpereigene Abwehrsystem, um an ihrenZielort zu gelangen. Doch oft sind die Mecha-nismen noch nicht genau geklärt, etwa bei derrheumatoiden Arthritis, bei der der Organis-mus das Gewebe rund um die Gelenkeangreift. Noch rätseln die Forscher, warum eineGrenzfläche plötzlich zur Angriffsfläche wird –der SFB könnte zur Aufklärung beitragen.

Langfristig erhoffen sich die Wissenschaftlervon ihren Forschungen Ansätze für neue dia-gnostische, therapeutische und präventive Stra-tegien. „Möglicherweise lassen sich spezifische-re Therapien mit weniger Nebenwirkungenentwickeln“, sagt Georg Peters. Wenn man dieMechanismen erkannt habe, ließen sichbestimmte Erkrankungen in Zukunft vielleichtsogar verhindern. Seine Vision: „Irgendwannhaben wir eine smartere Alternative zu antiin-fektiösen Therapien. Und vielleicht könnenwir etwa bei Allergien dafür sorgen, dass dieImmunantwort nicht mehr so schlimm aus-fällt.“ JULIETTE RITZ

Die Grenzgänger Im neuen Sonderforschungsbereich „Breaking Barriers“ erforschen Biologen und Mediziner zelluläre Barrieren

Hindernisse überwinden wollen münstersche Forscher aus der Biologie und Medizin, die am neuen Sonderforschungsbereich „Breaking Bar-

riers“ beteiligt sind. Foto: triple seVen/photocase

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Prof. Georg Peters

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NEUERSCHEINUNGENAUSDER WWU

Erinnerungskultur im Sport. Vomkritischen Umgang mit Carl Diem,Sepp Herberger und anderen Grö-ßen des deutschen Sports. Studienzur Geschichte des deutschenSports (Band 13). 29,90 Euro/LIT-Verlag. Herausgeber: Prof. MichaelKrüger

Wie geht der deutsche Sport mit seinerVergangenheit um? Welche Traditionensollen gepflegt werden und welchenicht? An welche Personen – Trainer,Athleten, Funktionäre – soll erinnertwerden? Wie halten wir es mit der Zeitdes Nationalsozialismus und der DDR?Welche Geschichts- und Menschenbil-der prägen den Sport und seine Akteu-re?Namhafte Experten – von HermannBausinger bis Wolfram Pyta – stellensolche grundlegenden und aktuellenFragen zur Vergangenheitspolitik imSport in den Kontext der geschichts-und kulturwissenschaftlichen Fachdis-kussion. Der 13. Band „Studien zurGeschichte des Sports“ bündelt dieFachvorträge einer Tagung in Köln zurErinnerungskultur im deutschen Sport.Im Anschluss werden Ergebnisse desWissenschaftsprojekts zu „Leben und-Werk Carl Diems“ präsentiert, zusam-mengefasst und resümiert. Das Projektist inzwischen selbst Teil dieser Erinne-rungskultur geworden.

Juli 2012 Z E I T E N & M E N S C H E N | 0 3

Seltener Einsatz für Manfred Voß: Für klassische Gärtnertätigkeiten bleibt dem 59-Jährigen

heute bei all seinen Organisationsaufgaben nur noch wenig Zeit. Foto: Peter Grewer

Vorzeitiger Ruhestand? Altersteilzeit?„Wieso sollte ich denn so etwasmachen?“, antwortet Manfred Voß

auf die Frage nach seiner beruflichen Zukunftmit einer Gegenfrage. Vor einigen Wochenfeierte der Gärtnermeister sein 40-jährigesDienstjubiläum und ist kein bisschen müdevon der Arbeit im Botanischen Garten derUniversität Münster. Ganz im Gegenteil: „Ichliebe die Natur, und der Botanische Garten istmeine grüne Oase.“

Nur dreieinhalb Jahre seines Berufslebensverbrachte er nicht an der WWU. Mit 16 Jah-ren begann er eine Ausbildung zum Gärtnerin einer münsterschen Privatgärtnerei. „Ichkomme aus einer Gärtnerfamilie und habemir nie vorstellen können, etwas anderes zuwerden“, erinnert sich Manfred Voß, die kräf-tigen Hände tief in die dunkle Erde einesBeets gegraben. Nach Feierabend half er imelterlichen Gemüseanbaubetrieb, doch dieseneinmal zu übernehmen, kam für ihn nichtinfrage. „Ich habe mich schon damals mehrfür Botanik interessiert.“ Da kam die Stelle imBotanischen Garten der Universität Münsternach der Ausbildung wie gerufen. „Eigentlichwollte ich gar nicht lange bleiben, es sollte einZwischenschritt sein“, sagt der Münsteranerund lässt den Blick über den Teich und dieangrenzenden Beete schweifen. Er habe nochviel erleben und austesten wollen. 40 Jahrespäter pflegt er immer noch hingebungsvollund „mit viel Fingerspitzengefühl“ die Pflan-zen des Botanischen Gartens hinter demSchloss und bereut keineswegs, es nichtirgendwo anders probiert zu haben.

„Man muss die Ruhe

bewahren, schnell reagieren

und immer einen Plan B

in der Tasche haben.“

An seinen ersten Arbeitstag erinnert sichManfred Voß noch gut. „Während der Ausbil-dung habe ich mitunter vier Wochen lang nurStiefmütterchen gepflanzt – richtige Fließ-bandarbeit. Im Botanischen Garten sollte ichan meinem ersten Tag Rasen aussäen und warnoch zwei Stunden fertig“, erklärt er. Dannhabe er die nächste, neue Aufgabe bekommenund schnell festgestellt, wie abwechslungs-reich die Arbeit in einem kleinen Botanischen

Garten ist. In den vergangenen vier Jahrzehn-ten hat Manfred Voß alle Freilandgebietedurchlaufen, ist seit 1988 Gärtnermeister undfür sechs Reviere zuständig. Sie sind sein zwei-tes Zuhause.

„Gärtner ist man 24 Stunden am Tag.Schon auf dem Weg zur Arbeit beobachte ichdas Wetter, überlege, welche Arbeiten getanwerden können, was wir verschieben müssenoder wie ich die Auszubildenden am besteneinsetze“, erklärt er. Das Wetter macht denGärtnerberuf gleichsam schwierig und inter-essant. Entscheidungen müssen oft von jetztauf gleich getroffen werden. „Zwar kann ichmir vornehmen, an einem Tag X Beete zubepflanzen, aber wenn es dann zu trockenund sonnig ist, muss ich eben umdisponie-ren“, weiß der zweifache Vater. Er behält auchdann einen kühlen Kopf, wenn Pflanzenlaienüber Hitzewellen, Schneechaos oder andereWetterkapriolen klagen. „Das ist doch allesganz normal und nichts Außergewöhnliches.“Manfred Voß war während der Kältewelle imWinter 1985 im Botanischen Garten, ebensoals der Orkan Lothar 1999 wütete und imJahrhundertsommer 2003, während desSchneechaos‘ im Münsterland 2005 und desOrkans Kyrill 2007. Sein Rezept: „Man mussdie Ruhe bewahren, schnell reagieren undimmer einen Plan B in der Tasche haben.“

Seine Leidenschaft für die Natur legt der59-Jährige keineswegs an der Pforte des Bota-nischen Gartens ab, wenn er abends seinenDienst beendet. „Unseren Familienurlaub ver-bringen wir gerne in den Alpen – die dortigePflanzenwelt hat mich schon immer faszi-niert.“ Auf langen Spaziergängen sammelt er,auch in seiner Freizeit, Wildsaatgut. „Wirversuchen, möglichst viele Pflanzenarten imGarten zu zeigen“, betont er. Auf Tourendurch die nähere Umgebung wie die Baum-berge, aber auch Richtung Sauerland oder inden Teutoburger Wald sammeln die GärtnerSaatgut, das im Botanischen Garten getrock-net, bestimmt, katalogisiert und letztlich aus-gesät wird.

Überhaupt sind die Arbeitsbereiche einesGärtners im Botanischen Garten vielfältigergeworden. „Wir tauschen mit 450 anderenGärten weltweit Pflanzensamen, da steckenwir mittlerweile doppelt so viel Zeit rein wiefrüher“, erklärt Manfred Voß. Hinzu kommt,dass auf die Datenverarbeitung deutlich mehrWert gelegt wird – der aktuelle „Index Semi-

num“ des Botanischen Gartens umfasst über1000 Individuen. Außerdem betreut der 59-Jährige Praktikanten, Auszubildende undLeute, die aufgrund von Wiedereingliede-rungsmaßnahmen im Botanischen Gartenarbeiten. „Ich sehe schon nach kurzer Zeit,wer für den Beruf geeignet ist und wer nicht“,ist Manfred Voß überzeugt. Seine Erfahrunggibt ihm Recht: Manfred Voß hat in seinerLaufbahn über 100 Azubis erfolgreich durchdie Ausbildung gebracht. „Darauf bin ich sehrstolz!“ Aber auch Studierende der WWU pro-fitieren von seinem großen botanischen Wis-sen. Manfred Voß fährt regelmäßig mit ange-henden Biologen ins Gelände, um Pflanzen zubestimmen. „Mit einem Bein stehe ich immerin der Wissenschaft“, erklärt der weißhaarigeMann. Um immer auf dem neuesten Stand zusein, bildet er sich auch in seiner Freizeit aufdem Gebiet der Botanik fort, denn für ihngilt: „Stillstand ist Rückschritt!“

„Die Arbeit an der frischen Luft

heilt, wenn man nur einen

kleinen Schnupfen hat.“

Wer mit so viel Herz und Hartnäckigkeit,wie er selbst betont, bei der Arbeit ist, dernimmt auch Überstunden und Wochenend-dienste gerne in Kauf. Zum 200-jährigenJubiläum im Jahr 2003 erneuerte das Teamdes Botanischen Gartens das komplette Pflan-zensystem, einschließlich der Wege und Was-serleitungen – von der Planung bis zur Aus-führung begleitete der Gärtnermeister diegewaltigen Veränderungen. „Das war einKraftakt, aber dass der Gärtnerberuf körper-lich sehr anstrengend ist, wusste ich vorher“,betont Manfred Voß, der wie so viele seinerZunft immer mal wieder mit Knie- und Rük-kenbeschwerden zu kämpfen hat. KleinereWehwehchen kuriert er aber am liebsten imGarten aus: „Die Arbeit an der frischen Luftheilt, wenn man nur einen kleinen Schnupfenhat. Gerade jetzt im Frühling, wenn sich derGarten täglich verändert, ist die Arbeit eineArt Jungbrunnen.“ Und solange der Körpermitspielt, sieht Manfred Voß keinen Grund,vor seinem 65. Geburtstag den Dienst imBotanischen Garten zu quittieren. „Meine 40Berufsjahre sind wie im Flug vergangen. Wassind da noch fünf Jahre, solange es Spaßmacht?“ HANNA DIECKMANN

Arbeiten in der grünen OaseWas Manfred Voß auch nach 40 Jahren noch an seinem Gärtnerberuf fasziniert

Am Ende fieldie Entschei-dung ein-

stimmig. OhneGegenstimme be-schloss die Mitglie-derversammlung:„Universitätsgesell-schaft Münster e.V.“soll der neue Namedes Vereins sein, derbisher „Gesellschaftzur Förderung derWestfälischen Wilhelms-Universität zu Münstere.V.“ und kurz „Förderkreis Universität Münstere.V.“ hieß.

Der Verein kann auf eine lange Traditionzurückblicken: Im Jahr 1918 gegründet, ist erdie zweitälteste Universitäts-Fördergesellschaftin Nordrhein-Westfalen. Schon immer förderteer Projekte aus Forschung, Lehre, Kultur undstudentischer Infrastruktur, für die staatlicheMittel nicht vorhanden waren oder nicht aus-reichten. Zu den frühen Projekten gehörtenunter anderem die Mensa am Aasee, die Univer-sitäts-Sportanlagen und die Studentenbücherei.Aktuell werden die Studentenkantorei, Projekteder Musikhochschule, die Ausstellung „Chile-Solidarität“ im Stadtmuseum und „MünsterUniversity International Model United Nati-ons“ (MUIMUN) gefördert. Einmal jährlichwird der Preis zur Förderung des wissenschaftli-chen Nachwuchses verliehen, alle zwei Jahrewird der Ernst Hellmut Vits-Preis für besonderewissenschaftliche Leistungen vergeben. Zudemunterhält der Verein das Landhaus Rothenberge

in Wettringen, in dem schon Tausende WWU-Studenten und -doktoranden unvergesslicheSeminare in beeindruckender Landschaft absol-viert haben. Der Verein verwaltet zudem zehnunselbstständige Stiftungen.

Der neue Name „UniversitätsgesellschaftMünster“ soll diese Vielfalt noch mehr betonen.„Mit diesem Namen verdeutlichen wir, dass wireine Fördergesellschaft auf universitärem Niveausind, die fachbereichsübergreifend tätig ist“,erläutert Dr. Paul-Josef Patt, Geschäftsführer dereCapital AG und neuer erster Vorsitzender desVereins. „Die Außenwirkung wird verbessert, dadie bisherige doppelte Namensgebung wegfällt.“

Offiziell gültig wird der Name in wenigenWochen, wenn die Eintragung ins Vereinsregi-ster erfolgt ist.

Mit dem Namen hat sich auch die Zusam-mensetzung des Vorstandes geändert: Dr. Paul-Josef Patt, bisheriger zweiter Vorsitzender, folgtJochen Herwig auf dem Posten des ersten Vor-sitzenden. Jochen Herwig wechselt in das Kura-torium des Förderkreises, in dem bedeutendePersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik denVerein beratend unterstützen. Neuer zweiterVorsitzender ist Hilmar Welpelo, Finanzge-schäftsführer der Aug. Winkhaus GmbH undCo. KG. Neu im Vorstand ist Privatdozent Dr.Volker G. Heinke, Finanzvorstand der LVMVersicherungen.

Für die Zukunft hat sich der Fördervereinambitionierte Ziele gesteckt. „Zum hundertjäh-rigen Jubiläum im Jahr 2018 wollen wir zu dendrei mitgliederstärksten Universitätsfördergesell-schaften in Deutschland gehören“, betont Paul-Josef Patt. NORA KLUCK

Machneu!Förderkreis: Umbenennung und Vorstandswechsel

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Dr. Paul-Josef Patt

Page 4: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

0 4 | D A S T H E M A : D I E U N I V E R S I T Ä T M Ü N S T E R N A C H

Wie es nach der Entscheidung in der Exzellenzinitiative weitergeht...

Doppelerfolgfür die WWU

Doppelter Erfolg für die UniversitätMünster in der bundesweitenExzellenzinitiative: Der Be-

willigungsausschuss der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG), desWissenschaftsrates und der Wissenschafts-minister des Bundes und der Länder hat ent-schieden, zwei der drei beantragten Projekteder WWU zu fördern. Erfahren Sie auf denSonderseiten der wissen|leben mehr über: diewissenschaftlichen Fragestellungen undKonzepte, die sich hinter dem neuenExzellenzcluster „Cells in Motion“ (CiM)

verbergen, die Forscher, die maßgeblich fürden Erfolg von CiM bei der Exzellenz-initiative verantwortlich waren, dieErgebnisse der ersten Förderphase desExzellenzclusters „Religion und Politik“, des-sen Verlängerungsantrag bewilligt wurde undüber das ehrgeizige Forschungsprogramm,das der Cluster in der zweiten Förderlinieumsetzen möchte.

Mehr Informationen über die Cluster:> www.uni-muenster.de/CiMIC> www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik

Das war eine überwältigende Freude“,erinnert sich Prof. Lydia Sorokin anden entscheidenden Moment am

Nachmittag des 15. Juni. Rektorin Prof. UrsulaNelles hatte soeben im Senatssaal der WWUverkündet, dass die Universität von nun an zweistatt ein Exzellenzcluster hat. Eine richtungs-weisende Entscheidung: Mit de m Fördergeld –knapp 48 Millionen Euro sind für fünf Jahrebeantragt – haben die mehr als 80 beteiligtenWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler desneuen Clusters „Cells in Motion“ – kurz„CiM“ – nun die finanziellen Mittel, um inMünster ein weltweit sichtbaresForschungszentrum aufzubauen und zu etablie-ren.

Die Bereiche „Zellbiologie“ und „molekulareBildgebung“ sind die tragenden Säulen desClusters, der Forscher aus vielen Disziplinenvereint, darunter auch Wissenschaftler desmünsterschen Max-Planck-Instituts für mole-kulare Biomedizin. „Wir sind breiter aufgestelltals ähnliche, bereits existierende Projekte welt-weit“, betont CiM-Sprecherin Lydia Sorokin.Die Biochemikerin weiß, dass Fachkollegen ausanderen Ländern die Entscheidung desBewilligungsausschusses in Deutschland auf-merksam verfolgt haben. Unter den Hundertenvon Glückwünschen, die sie in den Tagen nachdem „Go“ aus Bonn erhalten hat, waren auchsolche aus den USA und aus ihrer HeimatAustralien. „Wir überwinden die Barriere zwi-schen den Fächern. Wir sind der einzigeForscherverbund, der das Thema Zellbewegungvon der einzelnen Zelle bis zum gesamtenOrganismus, von der Grundlagenforschung zurklinischen Anwendung bearbeitet“, unter-streicht sie.

Die Bedeutung des Cluster-Themas bringtLydia Sorokin auf den Punkt: „Alles, was wirsind, sind Zellen.“ Die Zellen eines jedenOrganismus sind in Bewegung, nicht nur wäh-rend der Entwicklung des Embryos, wo jedeKörperzelle ihren Platz im Gewebe findenmuss, Organe gebildet werden undNervenbahnen sich verknüpfen. Ein Beispielfür besonders aktive Zellen sind weißeBlutkörperchen, die sich auf der Jagd nachKrankheitserregern und Entzündungsherden

durch den Körper bewegen. Auch innerhalb derZellen ist Bewegung, beispielsweise durchUmformungen des Zellskelettes. „DieseZellbewegungen sind wichtig, damit unserKörper funktionieren kann“, stellt die Cluster-Sprecherin klar. Ändern die Zellen ihr normalesVerhalten, können Krankheiten wie

Herzinfarkt, Krebs oder Alzheimer entstehen.Damit die Wissenschaftler das Verhalten von

Zellen verstehen können, müssen sie es mitbildgebenden Verfahren sichtbar machen. Zudieser Technologie zählen klassische Methodenwie Ultraschall und Röntgen, aber auch moder-ne Verfahren wie die Positronenemissions-Tomografie. Die Entwicklung und Anwendungmoderner bildgebender Verfahren ist für CiMvon zentraler Bedeutung – und nur mit umfas-sender Expertise zu bewältigen.

Warum die Interdisziplinarität der Trumpfdes Clusters ist, beschreibt Lydia Sorokin so:„Unsere Forscher bilden eine Kette.“ DieBiologen und Mediziner müssen zum Beispielgenau bestimmen, welche Zellen undFragestellungen untersucht werden sollen. DieBiochemiker legen die Moleküle fest, mit derenHilfe die Zellen sichtbar gemacht werden kön-nen. Die Chemiker und Pharmazeuten könnendie passenden Sonden produzieren – alsoMarkierungen, mit deren Hilfe die Forscher dieZellen beobachten können, ohne derenVerhalten zu stören. Physiker bringen ihrWissen ein, um die Zellen mikroskopisch sicht-bar zu machen und einzelne Zellen gezielt fest-zuhalten oder zu manipulieren. Mathematikerund Informatiker machen es erst möglich, ausden vielen Daten, die durch die bildgebendenVerfahren gesammelt werden, die wichtigenInformationen herauszufiltern und die Bilderzu erzeugen, mit denen Mediziner undBiologen arbeiten können.

„Die vergangenen Monaten waren

hart – das normale

Leben geht ja weiter.“

Das Konzept des Clusters beruht auf demAntrag "Zelldynamik und Erkrankung", der inder vorherigen Runde der Exzellenzinitiativezwar fachlich gut beurteilt worden war, aber2007 dennoch nicht bewilligt wurde. DieserAntrag war die Basis des Erfolgs von CiM.Dennoch: „Strukturell hat sich danach nochenorm viel getan“, betont Prof. MichaelSchäfers, der gemeinsam mit Prof. VolkerGerke und Lydia Sorokin den Cluster koordi-niert. „Für den neuen Antrag haben sichWissenschaftler aus verschiedenen Disziplinengefunden und zusammengeschlossen, die vorzwei Jahren noch nichts voneinander wussten.“

In die Erweiterung und Verbesserung desVorgängerkonzeptes hat das CiM-Team vielArbeit investiert. „Die vergangenen Monatewaren hart. Der Antrag kam zu unserer regulä-ren Arbeit im Universitätsbetrieb dazu – dasnormale Leben geht ja weiter“, erklärt LydiaSorokin, die auch sonntags arbeitet und für die80-Stunden-Wochen während derAntragsvorbereitung keine Seltenheit waren.„Das war manchmal schwer durchzuhalten“,räumt sie ein. Den Wissenschaftlern ist esgelungen, die Projekte des Antrags zu definie-ren und bereits im Vorfeld zwei neueProfessorenstellen auszuschreiben, um denAntrag auf noch solidere Füße zu stellen.Außerdem hat das Team bereits im vergangenenJahr das „Cells in Motion Interfaculty Centre“an der WWU eröffnet, das nun als „virtuellerÜberbau“ von CiM dient. Und nicht zuletzt:Durch die Sonderforschungsbereiche 656

Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung und629 Molekulare Zelldynamik ist dasForschungsfeld „Bildgebung“ an derUniversität Münster bereits als einSchwerpunktthema etabliert.

„Mit dem Geld aus der Exzellenzinitiativehaben wir nun die Möglichkeit, dasForschungsumfeld in Münster strukturell wei-

ter zu verbessern“, betont Lydia Sorokin. Dazugehören acht neue Professoren- und vier neueJuniorprofessorenstellen, die in den kommen-den Jahren eingerichtet werden. Sie sollen dieForschung stärken und dabei speziell die natur-wissenschaftliche Forschung und die Praxis inder Klinik enger verzahnen. Medizinstudentenwerden im Cluster erstmals die Möglichkeithaben, über den neuen Masterstudiengang„Experimental Medicine“ und ein darananschließendes systematisch angelegtesForschungsprogramm einen naturwissenschaft-lichen Doktorgrad zu erlangen. DerMasterstudiengang soll es den Studierendenermöglichen, bereits sehr früh Erfahrungen inder Forschung zu sammeln. „Er richtet sich andie Studierenden, die auch gut in Physik,Mathe oder Chemie sind“, erklärt die Cluster-Sprecherin. „Wir bilden so eine neueGeneration von Medizinern aus, die eineBrücke zwischen Grundlagenforschung undKlinik schlagen kann.“

Der Masterstudiengang und dieDoktorandenausbildung sind einem „Careersin Motion Centre“ angegliedert. Unter diesemÜberbau wird CiM die Karriere seiner Doktor-anden und Jungwissenschaftler fördern. So sol-len zum Beispiel junge Forscher Unterstützungerhalten – unter Gleichstellungsaspektenbesonders auch Frauen. Um Familien dieBerufstätigkeit zu erleichtern, sieht das CiM-Konzept eine eigene Kinderbetreuung für denNachwuchs der Mitarbeiter vor. „Dabei hoffenwir, dass wir irgendwann auch ein eigenesGebäude beziehen können“, betont LydiaSorokin.

Die räumliche Nähe soll den wissenschaftli-chen Austausch zwischen den beteiligtenArbeitsgruppen erleichtern. „Ich wünsche mir,dass wir eine eigene Cafeteria haben und dieKindergruppe direkt vor Ort untergebrachtist.“ Nicht nur das wissenschaftliche, sondernauch das soziale Miteinander soll so gefördertwerden. Denn das ist wichtig, wie dieWissenschaftlerin, die hin und wieder in ihreMuttersprache Englisch fällt, betont: „We workas a team.“ CHRISTINA HEIMKEN

„Alles, waswir sind,sind Zellen“„Cells in Motion“ macht Zellbiologie und molekulare Bildgebung international sichtbar

An der Spitze des Clusters „Cells inMotion“ steht ein wissenschaftlichesDreigestirn – drei Kurzporträts:

Prof. Lydia Sorokin wurde am 24.12.1959 inPerth (Australia) geboren, wo sie Biologie stu-dierte und promovierte. 1988 nahm sie inTübingen eine Post-Doc-Stelle am Friedrich-Miescher-Laboratorium für biologischeArbeitsgruppen (Max-Planck-Gesellschaft) an.Die Australierin habilitierte sich ‘99 in Zell- undEntwicklungsbiologie (Uni Erlangen-Nürnberg). Im Anschluss wurde sie zur außeror-dentlichen Professorin an Universität Perth be-rufen und trat 2001 ihre erste ordentlicheProfessur an der University of Lund (Schweden)an. Seit 2004 ist Lydia Sorokin Direktorin desInstituts für Physiologische Chemie und Patho-biochemie (WWU). 2009 wurde für sie für ihrehervorragende medizinische Grundlagen-forschung mit dem Pro-Scientia-Förderpreis derEckhardt-Buddecke-Stiftung ausgezeichnet.

Prof. Michael Schäfers kam am 5.9.1967 inNeuburg/Donau zur Welt. Er studierte Medizinin Münster und forschte und promovierte in derKlinik und Poliklinik für Nuklearmedizin desUniversitätsklinikums Münster (UKM). Parallelzur Facharztausbildung arbeitete er als Post-Docan der „Imperial College School of Medicine“ inLondon. 1995 kam Michael Schäfers zurück ansUKM, wo er sich 1999 habilitierte und eineProfessur antrat. Seit 2008 ist er Professor für„Technology and Imaging“ und Direktor desinterfakultären „European Institute forMolecular Imaging“. Seit 2011 ist MichaelSchäfers Sprecher des SFB „Molekulare kardio-vaskuläre Bildgebung“ und seit 2012 gewähltesMitglied des DFG-Fachkollegiums „Medizin“.

Prof. Volker Gerke wurde 13.2.1956 inHannover geboren, wo er bis 1981 Biochemiestudierte. Er promovierte am Max-Planck-Institut (MPI) für Biophysische Chemie inGöttingen und forschte zwischen 1985 bis ‘87an der Yale University, USA. Im Anschluss leite-te er eine Forschungsgruppe am MPI inGöttingen. Dort habilitierte er sich ‘93 inMolekularbiologie. Seit 1996 ist er Direktor desWWU-Instituts für Medizinische Biochemieam Zentrum für Molekularbiologie. Seit 2007ist Volker Gerke gewähltes Mitglied des DFG-Fachkollegiums „Grundlagen der Biologie undMedizin“ und seit 2012 Vorsitzender des Inter-disziplinären Zentrums für Klinische Forschungder Medizinischen Fakultät (WWU). HD

Dreigestirn an der SpitzeKurzporträts der Cluster-Koordinatoren

Michael Schäfers, Lydia Sorokin, Volker Gerke

Foto: CiM

Page 5: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Juli 2012N A C H D E R E X Z E L L E N Z I N I T I A T I V E | 0 5

Verlängerung:Der Ex-z e l l e n z -

cluster „Religionund Politik“ wirdbis 2017 gefördert.Welche Ergebnissedie fünf bisherigenForschungsjahrebrachten und wiedas neue Programmder rund 200Wi s s e n s c h a f t l e raussieht, schildertCluster-Sprecherin PROF. BARBARA

STOLLBERG-RILINGER im Interview mit VIOLA

VAN MELIS. Die Historikerin erläutert auch,was es mit der „Rückkehr der Religionen“ inheutigen Gesellschaften auf sich hat.

Fünf weitere Jahre für den Exzellenzcluster –ein Triumph für die Geistes- undSozialwissenschaften der WWU?Das ist sicher ein Triumph für die Geistes- undSozialwissenschaften der WWU. Wir freuenuns, die Erforschung eines gesellschaftspoli-tisch hoch aktuellen Themas fortsetzen zu kön-nen. Wichtig ist auch, dass wir mit „Cells inMotion“ nun einen naturwissenschaftlichenCluster an unserer Seite haben. Das wird dergleichmäßigen Bedeutung beider Bereiche anunserer Hochschule besser gerecht.

Im Cluster kooperieren 20 verschiedeneFächer. Hand aufs Herz: Haben Soziologenund Historiker oder Juristen und Theologeneinander wirklich etwas zu sagen?Es zählt zu unseren eindrucksvollstenErfahrungen, dass der interdisziplinäreAustausch wirklich überraschende Einsichtenproduziert. Sicher kooperieren nicht alleFächer gleichermaßen, doch es gibt ganz neuefruchtbare Konstellationen. So überprüfenHistoriker und Soziologen gemeinsam dieSäkularisierungstheorie: Die Historiker tragenempirische Kenntnisse bei, die Soziologen for-mulieren Fragen, die die historischenPhänomene in neuer Perspektive erscheinenlassen. Ein weiteres Beispiel: Theologen undHistoriker untersuchen gemeinsam, wie altte-stamentliche Texte zur Rechtfertigung vonGewalt benutzt wurden. Ohne die

Textkompetenz der Alttestamentler wäre dasschwer zu beurteilen. Schließlich untersuchenJuristen, Soziologen, Islam- undMedienwissenschaftler aktuelle Fragen zumIslam, etwa wie junge Muslime das Internetnutzen, um auf neue Art religiöseGemeinschaft zu stiften, oder inwiefern dasVerschleierungsverbot mit verschiedenen euro-päischen Rechtssystemen vereinbar ist.

Welche Ergebnisse hat die erste Phasegebracht? Es ist kaum möglich, die Ergebnisse von rund200 Forscherinnen und Forschern aus sounterschiedlichen Disziplinen in wenigenSätzen zusammenzufassen. Man kann abersagen, dass wir eine gemeinsame Leitfrage hat-ten, die wir nun wesentlich präziser beantwor-ten können. Gemeinsamer Ausgangspunktunserer Arbeit war ja die These von der„Rückkehr der Religionen“. Inzwischen wissenwir, dass man die Frage viel differenzierter stel-len muss. Etwa: Inwiefern haben wir es miteiner Zunahme an Religiosität zu tun, inwie-fern mit einer Zunahme der medialen Präsenzvon Religion? Oder: Welche Absichten steckedahinter und welche Folgen hat es, wenn mankomplexe Konflikte als „religiöse“ bezeichnet –und nicht als wirtschaftliche, soziale odermachtpolitische? Solche aktuellen Fragen las-sen sich nach unserer Meinung nur in histori-scher Tiefendimension und im Vergleich beur-teilen. So untersuchen wir Religion und Politikin verschiedenen Machtkonstellationen,Konflikten und Aushandlungsprozessen – vonder Antike bis zur Gegenwart, vomPolytheismus über Judentum, Christentumund Islam bis zu den Religionen Afrikas undOstasiens.

Sind Gesellschaften friedlicher, wennReligion und Politik getrennt sind?Kennzeichen der europäischen Moderne ist,dass Politik nicht mehr auf der Grundlagekonkurrierender, einander wechselseitig aus-schließender religiöser Wahrheitsansprüchebetrieben wird. Diese Differenzierung vonReligion und Politik (und von Recht) ermög-lichte es, trotz religiöser Pluralität einigerma-ßen friedlich zusammenzuleben. Das heißtnicht, dass dieser Prozess überall gleich verlau-fen wäre oder dass er nicht umkehrbar wäre.

Die Trennung von Religion und Politik, dieman lange für selbstverständlich hielt, ist heutein vieler Hinsicht irritiert, denken Sie an poli-tisch-religiöse Konflikte weltweit. ReligiöseFundamentalismen beispielsweise – ob inIslam, Christentum, Judentum – wollen dieseTrennung rückgängig machen. Die Frage ist,ob sich das mit den Annahmen der klassischenDifferenzierungstheorie vereinbaren lässt undob man von Prozessen einer Ent-Differenzierung sprechen muss.

Haben Religionen eine besondere Nähe zurGewalt?Historisch betrachtet haben Religionen leiderin vielerlei Hinsicht ein enges Verhältnis zuGewalt. Umgekehrt enthalten sie aber auchfriedensstiftendes Potenzial. Was tatsächlichwirksam wird, ist von vielen Faktoren abhängigund historisch veränderlich. So lassen sich ausein und demselben kanonischen Text einerReligion Argumente sowohl für als auch gegenphysische Gewalt ablei-ten. Selbst eine so ein-deutige Friedens-botschaft wie das NeueTestament war nichtdagegen gefeit, mitunterzur Rechtfertigung vonGewalt herangezogen zuwerden. All das habenwir im Forschungsfeld„Gewalt“ untersucht.

Gab es andere derleibrisante Themen?Ein weiteres unserer vierForschungsfelder behan-delt das sensible Thema„Normativität“: LassenNormen sich in säkula-ren Gesellschaften nochreligiös rechtfertigen?Wieso werden Normen,die lange Zeit selbstver-ständlich waren, auf ein-mal in Zweifel gezogen?Das Forschungsfeld„Inszenierung“, das wirnun in Richtung„Medialität“ erweiterthaben, befasst sich mit

der Frage, wie das Verhältnis von Religion undPolitik durch den Einfluss unterschiedlicherMedien verändert wird. Den schwierigenUmgang mit religiöser Vielfalt untersuchen wirim Forschungsfeld „Integration“. Wir fragen,wie Angehörige verschiedener Religionen fried-lich zusammenleben können.

Ein Problem, das sich bis heute stellt …Die gegenwärtigen europäischen Debatten umdie Integration des Islam behandeln aber keinneues Phänomen. Religiös völlig homogeneGesellschaften sind historisch selten. Wo heuteüber Moscheen gestritten wird, ging es in derFrühneuzeit um Kirchen der jeweils anderenKonfession. Entscheidend ist ein Rechtssystem,das in der Lage ist, einen Standpunkt jenseitsder streitenden Religionsparteien einzuneh-men.

Welche Forschungsziele hat sich der Clusterfür die nächste Phase gesetzt?

Im Folgeantrag haben wir ein differenziertesForschungsprogramm dargelegt. Quer zu denvier genannten Forschungsfeldern richten wirneue Arbeitsplattformen zu übergreifendenFragen ein: zum Verhältnis von Religion undGeschlecht, zu transkulturellen Verflechtungensowie der schon erwähntenDifferenzierungstheorie und zu kulturellerAmbiguität. Neue Schwerpunkte bilden auchdas Verhältnis von Religion und Wirtschaft,Märtyrertum und normative Krisen. Damitunsere Erkenntnisse zum ZukunftsthemaReligion und Politik nicht versickern, wird dasZentrum für Wissenschaftskommunikation,das der Cluster gegründet hat, unsere Themenweiterhin regelmäßig über regionale und über-regionale Medien an eine breite Öffentlichkeitvermitteln. Daneben hat es vielfältige Kontaktezwischen Wissenschaftlern und Vertretern ausPolitik, Bildung und Religionsgemeinschaftenherstellen können. Diesen Weg werden wirfortsetzen.

„Ein Triumph für die Geisteswissenschaften“Historikerin Prof. Stollberg-Rilinger über die Ergebnisse der ersten Förderphase für den Exzellenzcluster „Religion und Politik“

Welche Rechte habenFrauen im Islam?Exzellenzcluster setzt sich bis 2017 ein ehrgeiziges Forschungsprogramm

Mehr Ethikdebatten: Dazu rief der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan (Bild) die westliche Welt in der

Ringvorlesung „Moderne – Religion – Politik“ des Exzellenzclusters auf. Foto: Julia Holtkötter

Im November bricht die zweite Förderphasean: Der Exzellenzcluster „Religion undPolitik“ hat sich im Folgeantrag ein ehrgei-

ziges Forschungsprogramm bis 2017 gesetzt.Gegenstand der Untersuchungen bleiben dieErscheinungsformen und der Wandel desVerhältnisses von Religion und Politik vomAltertum bis zur Gegenwart. Das reicht vomPolytheismus der Antike über die monotheisti-schen Religionen Judentum, Christentum undIslam in ihren vielfältigen Ausprägungen undWechselbeziehungen bis hin zu den ReligionenAfrikas und Ostasiens.

Um das komplexe Thema systematisch unter-suchen zu können, haben die 200 Wissen-schaftler es in vier Forschungsfelder unterteilt:Normativität (A), Medialität (B), Integration(C) und Gewalt (D). Diese Struktur, die sichseit Beginn der Cluster-Arbeit 2007 bewährthat, wird künftig durch neue Arbeits-plattformen ergänzt, die als Querverbindungzwischen den Forschungsfeldern gemeinsameFragen behandeln: die Differenzierung vonReligion und Politik (E), transkulturelleVerflechtungen (F), das Verhältnis von Religionund Geschlecht (G) und Fragen der kulturellenAmbiguität (H).

In der internationalen Forschungslandschaftnimmt der Cluster eine Sonderstellung ein, weiler Fächer und Methoden auf eine Weise verbin-det, die andere Einrichtungen der Religions-forschung nicht aufweisen: Die Wissenschaftlerin Münster arbeiten epochen- und kulturüber-greifend zu allen monotheistischen Religionen.Sie forschen historisch ebenso wie gegenwarts-bezogen, empirisch ebenso wie normativ, analy-tisch ebenso wie hermeneutisch.

Eine Fülle an Einzelprojekten soll in denkommenden Jahren empi-

risches Wissen zu den Leitfragen beitragen: ImForschungsfeld „Normativität“ geht es etwa umreligiöse Einflüsse auf das Wirtschaftsrecht, reli-giöse Akteure in der Biopolitik und religiösenPluralismus und Normenbegründung in derModerne. Das Forschungsfeld „Medialität“behandelt unter anderem die politisch-religiöseBildsprache des alten Ägypten, Konversionenim Mittelalter und transkulturelle Beziehungenzwischen Muslimen und Christen in Indien.

Im Forschungsfeld „Integration“ werdenThemen beleuchtet wie Islam und Gender,Transfer zwischen jüdischen und islamischenexegetischen Traditionen, die Wahrnehmungdes Integrationsprozesses durch türkischstäm-mige Muslime in Deutschland und religiöseDevianz in der Frühneuzeit. Das Forschungsfeld„Gewalt" befasst sich etwa mit lokalenMärtyrern des „Dritten Reiches“, Papsttum undGewalt im Hochmittelalter sowie Kirche undDiktatur in Argentinien und Chile.

Teil des Forschungsverbundes wird auchkünftig eine Graduiertenschule fürDoktoranden sein, hinzu kommt ein Kolleg fürHabilitanden. Die Einrichtungen sollen denbeiden Statusgruppen eine eigenständigeBeteiligung an der Forschung ermöglichen.

Mit dem Exzellenzcluster „Religion undPolitik“ ist die WWU zu einem in Größeund Vielfalt bundesweit einzigarti-gen Standort für Religions-forschung geworden. Umdas abzusichern,schafft die

Hochschule bereits jetzt Strukturen, die über dieExzellenzinitiative hinaus Bestand haben. DreiCentren dienen der Einwerbung neuerForschungsverbünde und als Forum für öffent-liche Veranstaltungen, Publikationsreihen undZeitschriftenredaktionen: das Centrum fürReligion und Moderne, das Centrum fürMittelalter und Frühneuzeit und das Centrumfür Geschichte und Kultur des östlichenMittelmeerraums.

Eine Gastprofessur zum Thema Religion undPolitik, die „Hans-Blumenberg-Professur“ –benannt nach dem berühmten MünsteranerPhilosophen – wird die Centren voraussichtlichab 2014 miteinander verbinden. DerExzellenzcluster hofft, renommierte ausländi-sche Kollegen für die Zeitprofessur gewinnen zukönnen. So soll das Themenfeld „Religionund Politik“ an der WWU auch inZukunft Impulse aus der inter-nationalen Forschung erhal-ten und an diesezurückgeben.VIOLA VAN

MELIS

Prof. Barbara

Stollberg-Rilinger

Page 6: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

0 6 | D A S T H E M A

London Calling

Juli 2012

Im Sommerwerden inLondon bereits

zum dritten MalOlympische Spielegefeiert: 1908, 1948und nun die Spielezur Feier der XXX.Olympiade derNeuzeit. Sie stehenfür drei unterschied-liche Epochen derneueren olympi-schen Geschichte, für die Phase desAufbruchs seit 1896, als zum ersten Mal inAthen Olympische Spiele durchgeführt wor-den waren; für den Neu- oder Wiederbeginnnach dem Zweiten Weltkrieg, und nun 2012auf dem Höhepunkt der internationalenVerbreitung und Popularität derOlympischen Bewegung und ihres Mega-Events. Mit Ausnahme von 1948 waren auchstets deutsche Athleten und Sportfunktionäremit von der Partie.

Der offizielle Bericht der Spiele vonLondon 1908 verdeutlicht, dass diese Spielezur Feier der IV. Olympiade in erster Linieeine Hymne auf die britisch-französischeZusammenarbeit, auf den britischen Sportund auf die Idee der Olympischen Spiele derNeuzeit war. Politisch gesehen, trugen dieSpiele im Rahmen der britisch-französischenAusstellung zur Festigung der 1904 zwischenFrankreich und dem Vereinigten Königreichgeschlossenen Entente Cordiale bei.Gleichzeitig bekräftigten sie durch dieBetonung des internationalen Charaktersund der Friedensidee der Spiele, dass diesespolitische Bündnis nicht gegen andereMächte gerichtet sei, insbesondere nichtgegen Deutschland.

„Pietri war gedopt mit einer

gefährlichen Mischung aus

verschiedenen Substanzen.“

Zum ersten Mal trat bei OlympischenSpielen auch offiziell eine Turnerriege derDeutschen Turnerschaft (DT) auf. Sie wurdevon Theodor Toeplitz und Fritz Kessler ange-führt. Kessler war von Beruf „Klassenlehrersowie Gesangs- und Turnlehrer“ und passteganz und gar nicht zu den Lords, Dukes undComtes der olympischen Familie. Er war derCheftrainer der deutschen „Musterriege“.Ihre Vorführung fand jedoch vor nahezu lee-ren Rängen statt, weil zu dieser Zeit kaumZuschauer im Stadion waren. Es war Tea-time, und das „International OlympicCommittee“ (IOC) hatte zu einemEmpfang eingeladen.Bemerkenswert ist schließlich,dass die englische Turn-riege vom deutschenOlympia s i ege rvon Athen1 8 9 6 ,

Carl Schuhmann, betreut wurde, der inLondon als Turnlehrer tätig war. Schuhmannstammt gebürtig aus Münster.

Ein sportlicher Höhepunkt der Spiele vonLondon 1908 war der Marathonlauf. Damalswurde die exakte Länge des Laufs definiert,wie er heute noch stattfindet: über 42,195Kilometer, beginnend vor Schloss Windsorbis zum Olympiastadion. ImAusschreibungstext hatte es noch geheißen:„The Marathon Race of 40 kilometres will berun on a course marked out on public roadsby the Amateur Athletic Association [….].“Dann wurde aber nochmal genau nachge-messen, und es waren 26 Meilen und 385Yards, und das sind eben 42,195 Kilometer.Zum Sieger wurde der Amerikaner JohnHayes erklärt. Er kam nach 2 Stunden, 55Minuten und 19 Sekunden ins Ziel. Vor ihmwar allerdings bereits in 2,54,47 Stunden derItaliener Dorando Pietri ins Ziel gewanktund schließlich von Helfern über dieZiellinie getragen worden. Deshalb wurdePietri nach dem Rennen disqualifiziert. Aberer war und blieb der Star dieser Spiele.Coubertin bezeichnete ihn sogar als morali-schen Sieger des Laufs; und dies obwohl erund alle wussten, dass Pietri Aufputschmittelgenommen hatte, um die Strapazen des Laufszu überstehen. Mit anderen Worten: Pietriwar gedopt und zwar mit einer gefährlichenMischung aus verschiedenen Substanzen,unter anderem Strychnin. Aber da es zu die-ser Zeit noch keine Dopingbestimmungengab, und die Einnahme aufputschenderMittel (noch) nicht verboten war, spielte dasauch keine Rolle.

Als zum zweiten Mal in der olympischenGeschichte eine Olympiade in London gefei-ert wurde, hatte sich die Konstellation grund-legend geändert. Die olympische Bewegunglebte trotz des schrecklichen Weltkriegs. Siewar Teil der Kultur der westlichenSiegermächte des Zweiten Weltkriegs.Deutschland existierte nicht mehr als Staat,war aber spätestens durch die Spiele vonBerlin 1936 zu einem festen Bestandteil derinternationalen Olympischen Bewegunggeworden. Die Spiele von 1948 warenzunächst ein Ausdruck dafür, dass die olym-pische Bewegung lebte und dass ihre sportli-chen, pädagogischen und politischen Zielenach der Katastrophe des Weltkrieges undder Überwindung der Nazi-Barbarei mehrdenn je richtig und nützlich sind.

Das IOC-Exekutivboard traf sich nachdem Krieg zum ersten Mal vom 21. bis 24.August 1945 in London. An der Sitzung nah-men nur der amtierende IOC-PräsidentSigfried Edström, Vizepräsident Brundage(USA) und Lord Aberdare (UK) teil. Auf die-sem Treffen wurde beschlossen, die Spiele desJahres 1948 in London zu veranstalten.

Außerdem sollte danach Brundage dieIOC-Präsidentschaft übernehmen, was

er auch bis 1972 tat. Aus den Protokollen des

Internationalen Olympi-

schen Komitees ergibt sich, dass sich das IOCbemühte, einerseits den RhythmusOlympischer Spiele und die seit 1896 ent-wickelte Idee, Kultur und LiturgieOlympischer Spiele fortzusetzen und ande-rerseits einen Neuanfang zu machen. DieOlympier demonstrierten, dass sie sofortnach dem Ende des Krieges das Heft in dieHand nehmen wollten und konnten.Zugleich beschlossen sie, den olympischenFackellauf erneut zu starten.

Über die Teilnahme deutscher

Athleten nach dem Krieg wurde

erst 1951 entschieden

Die Teilnahme deutscher und japanischerAthleten an Olympischen Spielen stand erstwieder zur Debatte, nachdem dortOlympische Komitees gegründet wordenwaren, über deren Aufnahme das IOC ent-scheiden konnte. Dies war erst auf der IOC-Sitzung im Mai 1951 in Kopenhagen derFall. Lord Burghley, der Cheforganisator vonLondon 1948, war mit dieser Angelegenheitbefasst. Er hatte dazu eine Stellungnahme derjeweiligen militärischen Oberbefehlshaberder britischen Besatzungszone inDeutschland, General Robertson, und desOberbefehlshabers der amerikanischenTruppen in Japan, General Mac Arthur, ein-geholt: „The objective of allied policytowards Germany is that she should becomein all senses a member of the community ofpeace-loving and democratic nations“,schrieb Robertson. Die deutsche und diejapanische Jugend sollte eine Chance bekom-men, wieder in die olympische Familie, dasheißt in die westliche Kultur undZivilisation, integriert zu werden.

Heute, im Sommer 2012, sind beideNationen selbstverständlich mit dabei, wenndie besten Athletinnen und Athleten aus allerWelt ins neue Olympiastadion in Londoneinziehen werden. Trotz aller Kritik anDoping, Kommerz, Betrug, Korruption undUnmenschlichkeit des modernen, olympi-schen Sports: Die Olympischen Spiele blei-ben ein Symbol der Einheit und des friedli-chen Wettstreits.

Michael Krüger ist seit 1999 Professor fürSportpädagogik und Sportgeschichte ander Universität Münster und Leiter desInstituts für Sportwissenschaft. Eines sei-ner Forschungsgebiete ist die Geschichtedes Dopings.

Trotz Doping und Kommerz:Olympia ist Symbol der EinheitMichael Krüger skizziert die sportgeschichtliche Entwicklung der Spiele in London

Prof. Michael Krüger

Als das Internationale OlympischeKomitee 2005 London als Austragungs-ort für die Olympischen und

Paralympischen Spiele 2012 festlegte, stand fürdie Brunel University fest: Wir sollten allesdaran setzen, das Potenzial der Spiele voll auszu-schöpfen und sie zu einem bleibenden Gewinnfür die Hochschule zu machen. Dazu zählenneben speziellen Forschungsprojekten undTrainingscamps für Athleten auch die Stärkungder sogenannten „community links“, also derVerbindungen mit den örtlichen Vereinen, städ-tischen Organisationen und Geschäftsleuten.

Herausragende Athleten bereiten sich bei unsauf die Wettkämpfe vor, so zum Beispiel dieWeltklasse-Radrennfahrer Chris Hoy undVictoria Pendleton aus Großbritannien und dasbritische Rugbyteam der Paralympischen Spiele.Aushängeschild schlechthin aber ist der jamaica-nische Sprinter Usain Bolt. Mit meinerArbeitsgruppe führte ich eine biomechanischeAnalyse seiner Lauftechnik durch, in der wirSchrittlänge, Gelenkswinkel, Winkelge-schwindigkeit und Beschleunigung gemessenhaben. Außerdem analysierten und verglichenwir seine elektrische Muskelaktivität undBodenreaktionskräfte mit anderen Sprintern.Über die Erkenntnisse, die wir gewonnenhaben, dürfen wir aktuell leider noch nicht spre-chen. Der japanische Fernsehsender NHKstrahlt im Juli jedoch eine Dokumentation überdie Arbeit meiner Forschungsgruppe aus.

In einem anderen Projekt arbeite ich mit demEnglisch Institute of Sport zusammen. Einermeiner Doktoranden hat mittels biomechani-scher Modellierung herausgefunden, dass beiSpitzensportlern die muskuläre Arbeit derKniemuskulatur (im relativen Vergleich zurHüft- und Fußgelenksmuskulatur) größer ist alsbei mittelklassigen Fahrradfahrern.

Zusätzlich zu diesen Forschungsaktivitäten istdie Brunel University auf verschiedenen Ebenen

direkt an den Olympischen undParalympischen Spielen beteiligt. So ist dieHochschule und die Colleges, aus denen sie ent-standen ist, seit 1948 – als die Olympiade dasletzte Mal in London stattfand – mit denSpielen verknüpft: Seit der Jahrhundertwendewaren jedes Mal mindestens 15 ehemaligeStudenten der Brunel University imOlympiateam. Dieses Jahr werden mindestens18 der Athleten jetzige oder ehemaligeStudierende sein.

„Ich werde sowohl den deutschen

als auch den internationalen

Athleten die Daumen drücken.“

Die Uni verfügt über erstklassige Trainings-einrichtungen, so dass sie von Weltklasse-Athleten als Trainingslager genutzt wird: bei-spielswiese vom olympischen Team Koreas undvon der paralympischen Mannschaft ausKanada. Schließlich hat auch die olympischeFackel eine große symbolische Bedeutung: Am24. Juli wird die olympische Fackel den Campusder Brunel University passieren. EtlicheStudenten und Beschäftigte der Universität wer-den die olympische Fackel tragen.

Die Austragung der Olympischen Spiele inLondon ist also eine einmalige Gelegenheit, aufdie ich mich sowohl aus persönlichen als auchaus professionellen Gründen sehr freue. Aus die-sem Grund werde ich sowohl den deutschen alsauch den internationalen Athleten, mit denenich durch meine Arbeit in Kontakt gekommenbin, besonders die Daumen drücken.

Dr. Thomas Korff studierte und arbeitete bis2000 an der WWU (Labor für angewandteBiomechanik). Seit 2006 ist er SeniorLecturer am „Center for Sports Medicine andHuman Performance“ der Brunel University.

Dem Sprinter UsainBolt Beine machenDr. Thomas Korff forscht an der Brunel University London

Gruppenbild mit „Blitz“: Thomas Korff (3. v.l.) mit Usain Bolt (4.v.l.) Foto: privat

Die Olympischen Spiele in der englischen Hauptstadt beginnen am 27. Juli / Lesen Sie in zwei Gastbeiträgen und einem Interview, wie (ehe-

malige) WWU-Forscher Themen wie die sportgeschichtliche Entwicklung, Stimmung und Nachhaltigkeit beurteilen

Bei den Olympisch-en Spielen geht esnicht nur um sport-liche Höchst-leistungen, sondernauch um außeror-dentlich viel Geld.HANNA DIECKMANN

sprach mit Politik-w i s s e n s c h a f t l e rHENK ERIK MEIER

über die ökonomi-schen Auswirkun-gen, Prestige und Symbolik der Spiele.

Der Etat der Spiele in London liegt bei 9,3Milliarden Pfund. Kann sich ein solches

Mammutprojekt für eine Stadt und dasLand überhaupt rentieren?

Trotz intensiver planerischer Be-mühungen wird London nach

den Spielen wahrschein-lich ähnliche Pro-

bleme haben wie

andere Ausrichterstädte: Die vielen neu errichte-ten Sportstätten werden nicht ausreichendgenutzt werden, um die Kosten zu decken, diealleine die Instandhaltung verursacht. Immerhinwar das Budget im Vorfeld transparent, und esgab intensive Debatten über die Kosten, die javor allem die Steuerzahler treffen. Natürlichübersteigen diese auch in London diePlanungsvorgaben. Auch über die Nachhaltig-keit der Investitionen in die Infrastruktur wurdeheftig diskutiert. Bei den letzten Spielen inChina war die Herangehensweise eine ganzandere. Dort wollte man Eindruck schinden:Koste es, was es wolle. Klar ist: Es geht immerauch um Image, Symbolik und Popularität.

Mit welchen Veränderungen muss man inLondon nach den Spielen rechnen?In den Regionen Londons, wo für dieOlympiade gebaut und modernisiert wurde,steigen die Grundstückpreise zum Teil auf dasDoppelte. Die Umstrukturierungssprozessebewirken, dass bestimmte Stadtteile beliebterwerden und sich die Wohnqualität deutlich ver-

bessert. Aber eben auch, dass sozial schwacheBewohner darunter leiden und wegziehen müs-sen.

Welche Rolle spielen die offiziellen Komitees,die über die Vergabe der Spiele entscheiden,beim „Wettrüsten“ der Städte und Länder?Die Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katarist ein passendes Beispiel. Es hat den Anschein,dass die FIFA – und auf die Olympischen Spielebezogen auch das IOC – in finanzieller Hinsichtmitnehmen, was sie kriegen können und derNachhaltigkeitsgedanke eine untergeordneteRolle spielt. Das ist insoweit verständlich, alsviele Mitgliedsverbände diese Events als zentra-les Mittel zur Finanzierung des Sports verstehen.Westliche Gesellschaften werden sich aber fra-gen müssen, ob sie bereit sind, sich das zu lei-sten. Und auch, ob es möglich ist, solche Groß-veranstaltungen unter dem Diktat einer gutenHaushaltsdisziplin auszurichten. Derzeit mussich darauf mit „Nein“ beantworten, auch wennLondon im Vergleich zu Peking und Athen einvernünftigeres Konzept zu haben scheint.

„Es geht immer auch um das Image“Henk Erik Meier über die ökonomischen Fallstricke der Olympischen Spiele

Dr. Henk Erik Meier

Page 7: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Juli 2012 L E H R E & S T U D I U M | 0 7

Platzte früher aus allen Nähten: der Briefkasten am Schloss, wo kurz vor Ablauf der Frist noch tausende schriftliche Bewerbungen eingingen.

Heute bewerben sich die meisten potenziellen Studierenden im Netz. Foto: Hanna Dieckmann

Kann ich Psychologie und islamischeTheologie auf Zwei-Fach-Bachelorstudieren?“ „Wie hoch ist der Nume-

rus Clausus in Physik?“ „Bis wann muss ichmeine Bewerbung einreichen?“ Die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des Studierendensekre-tariats brauchen starke Nerven und Geduld indiesen Tagen - das Ende der Bewerbungsfrist(15. Juli) naht, tausende potenzielle „Erstis“löchern die Experten mit ihren Fragen. „Psy-chologie kann man bei uns nur als Einzelfachstudieren, Sie müssen sich entscheiden“, erklärtStudienberaterin Dana Welsch am Telefon.

Mit geröteten Wangen und zitternden Hän-den legt Vanessa Burns ihren Antrag auf denSchreibtisch im Studierendensekretariat. Die22-Jährige möchte eines ihrer Studienfächerund die Schulform wechseln und ist minde-stens genauso aufgeregt wie bei ihrer Einschrei-bung vor zwei Jahren. „Ich kann mir mittler-weile nicht mehr vorstellen, Englisch zu unter-richten, das ist mir in der letzten Zeit klargeworden“, erklärt die Ibbenbürenerin. Siemuss erneut an einem Bewerbungsverfahrender WWU teilnehmen und hofft, dass ihrNotenschnitt reicht, um für das FachGeschichte aufgenommen zu werden.

Die Bewerbung und Einschreibung an derUniversität – für die einen eine Formalie, für

die anderen ein aufregender Schritt in dieberufliche Zukunft – hat sich in den vergange-nen Jahren sehr verändert. Wo früher angehen-de Studierende Berge von Formularen ausfül-len mussten, klicken sie sich heute durch ein19-Schritte-Interview auf der Homepage derjeweiligen Universität. Auch bei der Anzahl derBewerbungen hat sich einiges getan: Währendes vor zehn Jahren noch 4000 waren, sind esheute 55 000 Antragsteller pro Wintersemester.

Und der große Ansturm steht noch bevor.Mehrfachbewerbungen sind mittlerweileüblich, zum Wintersemester 2013/14 werdensich zudem doppelt so viele nordrhein-westfäli-sche Abiturienten wie üblich bewerben. DerKonkurrenzdruck steigt.

Andreas Zirkel, Leiter des Studierendense-kretariats, bearbeitet die sogenannten Sonder-fälle unter den Bewerbern. Seit sechs Jahren lei-tet er das „StudSek“, im Ringen um die Studi-enplätze kennt er alle Tricks und Argumente.„Ein Bewerber argumentierte zum Beispiel,dass seine Eltern für ihn bereits eine Wohnungin Münster gekauft hätten“, erinnert er sichschmunzelnd. Eine Studentin erklärte, in eineranderen Stadt von einem Stalker verfolgt zuwerden, und deshalb nach Münster wechselnzu wollen. „Man muss die Anliegen der Bewer-ber selbstverständlich ernst nehmen und jedes

Mal rechtlich neu bewer-ten, ob es ein Einzel- oderein Präzedenzfall ist.“Ansonsten könne es passie-ren, dass sich „Schlupflö-cher“ zum Beispiel beiFacebook und Twitter her-umsprechen und einigeBewerber versuchen, sicheinen Studienplatz zuerschummeln.

Der Andrang im Studie-rendensekretariat, das sichim Schloss, dem Hauptsitzder Universität, befindet,ist derzeit immens. Das„Bachelorbüro“ gleichteinem Taubenschlag. Stu-dierende und potenzielleBewerber geben sich dieKlinke in die Hand.Zudem klingeln unablässigdie Telefone. „Richtig, Siemüssen den blauen Button‚Jetzt bewerben‘ anklik-

Probelauffür den großen Ansturm55 000 Bewerber: Hochbetrieb im „StudSek“

ken“, erklärt Michael Verspohl in einem Bera-tungsgespräch am Telefon. „Dafür ist es leiderschon zu spät, tut mir leid“, hört man aus eineranderen Ecke: „Sie hätten die Unterlagen biszum 31. Mai bei uns einreichen müssen“,betont Marion Heines an einem anderenApparat. „Ich habe die falsche Postleitzahl aufmeinen Antrag geschrieben“, stammelt einBewerber, der gerade den Raum betreten hat.Doch Dana Welsch beruhigt ihn: „Das istnicht so schlimm, solange der Name und dieAdresse stimmen.“

Bei den meisten Beratungsgesprächen reichees, zuzuhören und die Nachweise der Bewerberzu verifizieren. Doch auch das ist nicht immereinfach. „Ich hatte schon Zeugnisse aus derehemaligen DDR. Wie ich damit umgehenmuss, schaue ich hier nach“, erzählt AndreasZirkel und zeigt auf ein dickes Buch, auf dem„Kultusminister-Konferenz-Beschluss Aner-kennung“ steht. Das käme durchschnittlichaber nur einmal jährlich vor. Betrugsversuchegibt es in den Bewerbungsverfahren nicht sel-ten. „Ein Bewerber hatte den Beglaubigungs-stempel mit dem Füller selbst aufgemalt“, erin-nert sich der Leiter des Studierendensekretari-ats. Bei der großen Konkurrenz untereinanderhabe auch schon der eine oder andere versucht,seine Abitur-Note eigenhändig zu verbessern.

In diesem Jahr gibt es zwei Neuerungen:Bewerber können bei einem Ablehnungsbe-scheid nun online mitteilen, ob sie weiterhinan einem Studienplatz an der WWU interes-

siert sind, um damit ins Nachrückverfahrenaufgenommen zu werden. „Das war eine Ideevon uns und wurde vom Ministerium erlaubt“,erklärt Andreas Zirkel. Neu ist auch dieBenachrichtigungsform, mit der die Bewerberüber ihre Einschreibung oder Ablehnung infor-miert werden. Per Online-Bescheid erfährt derKandidat, ob die Universität ihn aufnimmtoder nicht. „Wir müssen 40 000 Ablehnungs-bescheide aussprechen, da ist der Frust groß“,meint Andreas Zirkel.

„Im vergangenen Jahr haben

wir wochenlang täglich über zehn

Stunden gearbeitet –

ein kleiner Marathon“

Man könnte meinen, durch die Einführungder Online-Bewerbung liefe alles automatisch,aber weit gefehlt: Eine Angestellte prüft dieausgedruckte Online-Bewerbung, scannt sieein und heftet sie mit einer Nummer in einenOrdner. Beim letzten Schritt versendet dasComputersystem automatisch eine Empfangs-bestätigung per E-Mail. „Früher mussten wirbeigelegte Antwort-Postkarten verschicken.Das war ein riesiger Aufwand, vor allem weilnicht auf jeder Karte eine Briefmarke klebte“,erinnert sich Marion Heines, Mitarbeiterin imStudierendensekretariat.

Mit jedem Tag nimmt die Hektik zu. „Wir

haben hier im Moment viel Stress, aber unserTeam funktioniert gut, und manchmal bringtder Chef sogar Eis vorbei“, erzählt die Studien-beraterin und lacht. Die Mitarbeiter drückenaufs Tempo. Aus guten Gründen: Viele Anfra-gen sind dringend. E-Mails, so lautet die Vor-gabe, sollten innerhalb von 24 Stunden bear-beitet werden. „Im vergangenen Jahr“, berich-tet Marion Heines, „haben wir wochenlangtäglich über zehn Stunden gearbeitet – das istwie ein kleiner Marathon.“

Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterkümmern sich um die sogenannten Härtefälle,die den größten zeitlichen Aufwand verursa-chen. Beispielsweise Bewerber ohne Abitur,Kandidaten für ein Zweitstudium oder Men-schen mit schweren Erkrankungen. Pro Fachsind zwei Prozent der Plätze für derartige Son-derfälle reserviert. Besonders in den FächernPsychologie und Betriebswirtschaftslehre, wodie Konkurrenz am stärksten ist, gibt es auchdie meisten Anträge. „Es ist wirklich hart, man-chen Kandidaten sagen zu müssen: Es tut mirleid, aber es gibt noch schlimmere Fälle alsIhren“, erzählt Denise Verkerk.

Noch wenige Monate, bis der großeAnsturm einsetzt. Aber Andreas Zirkel undsein Team sind gewappnet. 2013 werden sichvoraussichtlich bis zu 100 000 Jugendliche ander WWU bewerben. „Dieses Jahr ist ein Pro-belauf. Das Personal haben wir schon aufge-stockt, damit nächstes Jahr alles glatt geht“,betont er. KRISTIN WOLTERING

Schwer beschäftigt: Stefanie Kramer, Michael Verspohl, Marion

Heines, Dana Welsch, Andreas Zirkel und Denise Verkerk (v.l.)

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Der Hochschulsport Münster stellt bei denEuropean Universities Games (EUSA-Games)vom 13. bis 23. Juli in Cordoba mit 30 Sport-lerinnen und Sportlern die größte deutscheDelegation. In zehn Ball- und Mannschafts-sportarten (zum Beispiel Fußball und Beach-Volleyball) treten die besten Hochschulen derTeilnehmerländer an. Insgesamt nehmen 3300Studierende aus 34 europäischen Nationen teil.

„Champions League“ des

Hochschulsports

Die Frage „Bin ich schön?“ ist derAusgangspunkt für das ungewöhnli-che Happening rund um den

Naturbadesee in Saerbeck am 7. und 8. Juli ab18 Uhr. Das auf 24 Stunden angelegte Kon-zept ist aus einer Zusammenarbeit von Stu-dierenden unterschiedlicher Fachrichtungender Universität Münster und Designstuden-ten der Fachhochschule Münster entstanden.Hinter der Veranstaltung steht eine Koopera-tion beider Hochschulen, die nach dem Prin-zip „ein Thema – ein Ort“ universitäre For-schung in der Region sichtbar und Wissen-schafts-Schauplätze im Münsterland erlebbarmacht. Dieses interdisziplinäre studentischeProjektseminar ist Teil der „Expedition Mün-sterland“, die die Arbeitsstelle Forschungs-transfer der Universität Münster initiiert hat.

Anhand von drei Themenfeldern, den soge-nannten drei Häuten, soll die Frage „Bin ichschön?“ beleuchtet werden. Zum einen diemenschliche Haut: Welche Funktion über-nimmt sie für das Schönheitsverständnis desEinzelnen? Wie lässt sie sich schützen, undwie kann sie auch im hohen Alter gesund undfunktionstüchtig bleiben?

Die „zweite Haut“ beschäftigt sich mit demThema Kleidung. Sie dient als Kommunikati-onsmittel, nicht nur bei der Partnerwahl, son-dern auch als eine Möglichkeit, seine Grup-penzugehörigkeit zu signalisieren. WelcheAusdrucksmöglichkeiten meiner Persönlich-

keit bietet sie, und welche Botschaften sendeich durch sie aus?

Die „dritte Haut“ umfasst die Atmosphäre.Einerseits soll sie aus naturwissenschaftlicherSicht erlebbar gemacht werden. Andererseitsspielt auch die emotionale Dimension einegroße Rolle: Wie verändert sich etwa das sub-jektive Schönheitsempfinden eines Ortes beiaudiovisuellen Einflüssen?

Diesen und weiteren Fragen sollen sich dieBesucher im Rahmen von Installationen, Vor-trägen und anderen Vermittlungsmethodenam Naturbadesee in Saerbeck annähern.Einen Tag und eine Nacht, bei Mondscheinund bei Sonnenschein kann der Ort erkundetwerden. Die 24 Stunden dauernde Ausstel-lung bietet somit die Möglichkeit, unter-schiedliche Tagesstimmungen aufzugreifenund deren Einfluss auf die Frage „Bin ichschön?“ mit einzubeziehen.

Entscheidend mitgestaltet wird der Wis-senstransfer durch Experten aus verschiede-nen Fachrichtungen der Universität Münster(Sportpsychologie, Volkskunde, Landschafts-ökologie, Theologie, Philosophie und Derma-tologie). Sie liefern unterschiedliche Beiträge,die die Besucher zum Nachdenken undreflektieren anregen sollen. Was die Studie-renden in Saerbeck präsentieren, ist keineAusstellung im klassischen Sinne, vielmehrsteht der Besucher selbst im Mittelpunkt desGeschehens. LENA MAYER

Bin ich schön?Studentenprojekt zu den „drei Häuten“ des Menschen

Vitamin- oder Eisentabletten, Fischölkapselnund Proteinshakes – Deutsche geben im Jahr1,5 Milliarden Euro für Nahrungszusätze aus.Sportstudentin Sarah Boensch untersuchtefür ihre sportmedizinische MasterarbeitKraftsportler hinsichtlich ihrer Ernährungund Auswirkungen auf ihre Muskeln. IhrFazit: Bei ausgewogener Ernährung sind Nah-rungszusätze nicht nötig, zu teuer oder sogarschädlich.

Studien haben gezeigt, dass ab einer Mengevon zwei Gramm Protein pro KilogrammKörpergewicht kein positiver Effekt mehr fürden Körper entsteht und die Nieren sowie dieLeber überlastet werden. Dass Proteine inhohen Dosierungen sportliche Leistungenfördern, ist ein Irrglaube, der zum Teil zukuriosen Maßnahmen geführt hat: In derAntike riet man Hochleistungssportlern zurLeistungssteigerung, bis zu zehn KilogrammFleisch am Tag zu essen.

Sarah Boensch hat vier Tipps für Sportler.Erstens: Die Energiebilanz muss ausgeglichensein, das heißt, der Sportler muss nur so vielEnergie aufnehmen wie nötig. Zweitens:Qualitativ hochwertige Proteine wie Fischund Nüsse verzehren. Drittens: Den Wasser-an den Proteinkonsum anpassen. Hierbei gilt:Wer viel Proteine zu sich nimmt, muss auchviel Wasser trinken. Viertens: Der Zeitpunktdes Essens ist für Sportler entscheidend. Jeeher sie nach dem Training essen, desto bes-ser.

Die Sport- und Ökotrophologie-Studentinplädiert daher für strengere Auflagen für dieWerbeindustrie, die oft mit Halbwahrheitenwerbe. KRISTIN WOLTERING

Zu viel Proteinist schädlich

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Page 8: WISSEN|LEBEN - DIE ZEITUNG DER WWU MÜNSTER

Die nächste

erscheint am

10. Oktober 2012.

Redaktionsschluss ist

der 27. September.

MITTWOCH, 04.07.2012> 9.30 bis 17 Uhr „Artenschutz mit der Land-wirtschaft“, Möglichkeiten und Grenzen pro-duktionsintegrierter Maßnahmen. Aula imSchloss, Schlossplatz 2> 12 Uhr „Erst auf den Markt, dann ins Kon-zert“, Lunch-Konzert, Konzertsaal, Musik-hochschule Münster, Ludgeriplatz 1> 14.30 Uhr „Complete sequencing and bio-informatics solutions“, Dr. Manuela Hinz,GATC Biotech (Konstanz), Hörsaal ZH,Badestr. 9> 16.15 Uhr „Vermessung Europas“, Prof. Dr.Renate Ohr, Göttingen, Centrum für ange-wandte Wirtschaftsforschung Münster, Raum2, Am Stadtgragen 9> 18.15 Uhr „Finanzmärkte im Spiegel sozial-wissenschaftlicher und politischer Diskurse“,Gastvortrag Christoph Weischer, Raum 553,Scharnhorststr. 121> „FORSCH“, täglich 8 bis 21.45 Uhr,Wanderausstellung der Heinrich-Hertz-Stif-tung, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22 > noch bis 8. Juli „Durchs stille Land“, Kunst-ausstellung in der Orangerie des BotanischenGartens, Malereien der Künstlerinnen KirstenWessels und Gabriele Knuppertz > 19 bis 21 Uhr „Circulo de la literatura lati-noamericana“, Kreis der lateinamerikanischenLiteratur, Internationales Zentrum „Die Brük-ke“, Wilmergasse 2, Raum 107> 19.30 Uhr „Piano-Piano“, Ein Abend fürPercy Grainger und George Gershwin, Konzert-saal der Musikhochschule Münster, Ludgeri-platz 1> 20 Uhr „Der Baum des Lebens – DieGenealogie Christi in den ältesten Glasmale-reien des Freiburger Münsters“, Vortrag vonDr. Daniel Parello, Institut für Kunstgeschichte(Halle), Domplatz 23

DONNERSTAG, 05.07.2012> 9 bis 13 Uhr „Doktorandenkolloquium derGraduate School Empirical and Applied Lin-guistics“, S6, Schloss> 10 Uhr „Wirtschaftsinformatik zwischenspezieller Betriebswirtschaftslehre und eigen-ständiger Disziplin“ Antrittsvorlesung von Dr.Reinhard Schütte, Hörsaal Leo 18, Leonardo-Campus 18> 16 Uhr Interreligiöse Studiengruppe, Inter-nationales Zentrum „Die Brücke“, Wilmergasse2, Raum 106> 16 Uhr „New opportunities for imagingmagnetic fields and electrostatic potentials inmaterials in the transmission electronmicroscope“, Prof. Dr. Rafal Dunin-Borkowskivom Forschungszentrum Jülich, Institute forMicrostructure Research. Ein Vortrag im Rah-men des Allgemeinen Physikalischen Kollo-quiums, IG I, HS 2, Wilhelm-Klemm-Str. 10> 18 Uhr „So geht Studienwahl“, Vortragsrei-he der Zentralen Studienberatung. Der Vortragrichtet sich an Studieninteressierte ab dem 11.Schuljahr, ihre Eltern und Lehrer. Hörsaal S1,Schlossplatz 2> 18 bis 20 Uhr „Wahlkämpfe und Kulturendes Konflikts in Großbritannien undDeutschland zwischen den Weltkriegen“,Michael Schlütter, Münster, Forschungskollo-quium „Identitäten im britischen Common-wealth und den USA“, Raum F 104, Fürsten-berghaus 20-22> 19 Uhr Diskussionsabend: „Welches Bootist wie voll? – Dublin II und die Vertei-lungsfrage“, Internationales Zentrum „DieBrücke“, Wilmergasse 2, Café Couleur> 20 Uhr „Frevelhafte Töne. Zum Verhältnisvon Musik und Blasphemie“, MünsteranerGespräche zur zeitgenössischen Musik, Fried-rich Geiger, Hamburg, Institut für Musikwis-senschaft und Musikpädagogik, Seminarraum1, Philippistraße 2 > 20 Uhr Treffen der Gesellschaft für bedroh-te Völker: „Zur Menschenrechtslage inAfghanistan“, Tillmann Schmalzried, Afgha-nistan-Experte aus Göttingen. Die jüngstenVeränderungen in Afghanistan, der Rückzugwestlicher Truppen, die Haltung der Regie-rung Karzai, die Rolle der Taliban und dieungebrochene Macht der War Lords, betreffenimmer auch Menschenrechtsfragen. Über dieaktuellen Ereignisse im Land und die Chan-cen auf eine friedliche Entwicklung und derenVoraussetzungen berichtet der Referent. Inter-nationales Zentrum „Die Brücke“, Wilmer-gasse 2, Raum 106

FREITAG, 06.07.2012> 14 Uhr „Wie verlässlich sind pharmakolo-gische Messergebnisse (Paradoxes, Placebo,Konditionierung, Nocebo, Statistik-Lügen)“ Abschiedsvorlesung Prof. Dr. EugenJ. Verspohl, Institut für Pharmazeutische undMedizinische Chemie, Münster, Hittorfstr.58-62, Großer Hörsaal> 18 Uhr „International Dinner mitAbschlussball“, Abschlussveranstaltung desInternational Office, Austauschstudierendebringen typische Gerichte aus ihrem Heimat-land für ein gemeinsames und internationalesBüffet, Aula der KSHG, Frauenstr. 3-6

SAMSTAG, 07.07.2012> 10.30 Uhr Alumni-Tag 2012, Ehemaligeder Universität treffen sich wieder undknüpfen Kontakte, Schlossplatz 2> noch bis 13. Juli „Dies ist ein entsetzli-ches Buch“, August Strindberg: Schriftstel-ler, Künstler, Aufwiegler. Ausstellung imRahmen des internationalen Strindberg-Jah-res 2012, Institut für NordischePhilologie/Skandinavistik, Robert-Koch-Str.29> 17 Uhr Chor- und Orchesterkonzert,Judith Gennrich, Alt; Stefan Adam, Bass u.a.,Evangelische Universitätskirche, Schlaunstra-ße> 7. und 8. Juli ab 18 Uhr „Bin ich schön?“24 Stunden am Badesee in Saerbeck, Die Fra-ge „Bin ich schön?“ ist der Ausgangspunkt fürdas ungewöhnliche Happening rund um denNaturbadesee in Saerbeck. > 19.30 Uhr Konzert der Violoncelloklasse,Konzertsaal, Musikhochschule Münster,Ludgeriplatz 1

SONNTAG, 08.07.2012> 10 Uhr Sonntagsführung „Kraut undRüben“ im Arzneipflanzengarten des Insti-tuts für Pharmazeutische Biologie und Phy-tochemie, Dr. M. Lechtenberg. Treffpunkt:Hittorfstr. 56, Seiteneingang des Instituts(auf dem kleinen Parkplatz)

MONTAG, 09.07.2012> 16 bis 18 Uhr, „Die europäische Schul-denkrise“, Prof. Johannes Becker, Institutfür Finanzwissenschaft, Aula am Aasee,Scharnhorststraße 100> 20 Uhr Karin Månsdotter, Filmabendam Institut für NordischePhilologie/Skandinavistik, Institut fürNordische Philologie/Skandinavistik, Raum007, Robert-Koch-Str. 29

DIENSTAG, 10.07.2012> 17.15 Uhr „Plasmaturbulenz im Son-nensystem“, CeNoS Kolloquium Nonline-ar Science, Dr. Yasuhito Narita, TechnischeUniversität Braunschweig, Institut für Geo-physik und extraterrestrische Physik, Semi-narraum 222, Institut für Angewandte Phy-sik, Corrensstr. 2-4> 19.30 Uhr „„40 Mal gEIGENgARTEN 60Jahre Slaatto“, Jubiläumskonzert mit Wer-ken von Mendelssohn, Nono und Brass,u.a., Konzertsaal, Musikhochschule Mün-ster, Ludgeriplatz 1>> 19.30 Uhr Vortrag und Diskussion:„AFRIKA – Wer regiert und wer profi-tiert?“ Dr. Médard Kabanda, UniversitätOsnabrück und Mitglied von Lernen – Hel-fen – Leben e.V.; Gastreferent N.N. Vor-standsmitglied Lernen – Helfen – Lebene.V., Internationales Zentrum „Die Brük-ke“, Wilmergasse 2, Café Couleur

MITTWOCH, 11.07.2012>> 15 Uhr Friendship: Semesterabschluss-Fahrradtour. Treffpunkt: Die Brücke, CaféCouleur>> 18.15 Uhr „GRASS trifft Patrick Hin-nou“, Veranstaltung der Graduate School ofSociology (GRASS) über Demokratiever-handlung im Alltag. Die politischen Elitenund die lokalen Arenen in Benin von 1990bis heute Patrick Hinnou, Raum 519,Scharnhorststr. 121>> 18.15 Uhr „Günter Wallraff und Kristi-an Lundberg. Ästhetische und politischeStrategien in der deutschen und schwedi-schen Arbeiterliteratur“, Gastvortrag Dr.hab. Magnus Nilsson (Malmö), Germanisti-sches Institut, Raum 118, Schlossplatz 34

DONNERSTAG, 12.07.2012>> 16 Uhr „Wie Kolloide helfen, die Mecha-nik lebender Zellen zu untersuchen“, einVortrag im Rahmen des Allgemeinen Physi-kalischen Kolloquiums, Prof. Dr. HolgerKress, Universität Bayreuth, Experimental-physik|Biophysik, IG I, HS 2, Wilhelm-Klemm-Str. 10>> 17.15 Uhr Festkolloquium zu Ehren vonProf. Schäfer anlässlich seines 75. Geburtsta-ges, Festvortrag „Von Hydroazulenen zuSaragossasäuren – Effiziente Naturstoffsyn-thesen mit Domino-Reaktionen und bidirek-tionaler Strategie“ von Prof. Dr. Metz, Tech-nische Universität Dresden, Hörsaal C2, Wil-helm-Klemm-Str. 6>> 18 Uhr „Diskurs über Amerika undevangelikale Indentitätskonstruktionen“,Anja Bassimir, Forschungskolloquium„Identitäten im britischen Commonwealthund den USA“, Raum F 104, Fürstenberg-haus, Domplatz 20-22>> 19.30 Uhr „Solistenforum“, Orchester-konzert mit studentischen Solisten, Kon-zertsaal, Musikhochschule Münster, Ludge-riplatz 1

FREITAG, 13.07.2012>> 15 Uhr „Fürsorge für Leprakranke in

Minden und Lemgo. Vergleich zweierKonzepte“ Freitags-Kolloquium zu Proble-men vergleichender Städtegeschichte, Niko-la Möller, M.A., Düsseldorf, Institut fürvergleichende Städtegeschichte, Königstr.46, Sitzungszimmer>> 16 Uhr „Vom Acker in die Tonne“; Wassind uns Lebensmittel wert?, Diskussions-veranstaltung auf der „MS Wissenschaft“,Stadthafen Münster, Höhe „Pierhouse“

MONTAG, 16.07.2012>> 16. Juli bis 20. August, 12 bis 18 Uhr„Point of View – Egmond aan Zee“, Bil-der-Ausstellung von Claus-Ulrich Siebe,Haus der Niederlande, Zunftsaal, AlterSteinweg 6/7>> 19.30 Uhr „Eine Reise durch die Musik-geschichte“, Gesprächskonzert – Von Apol-lo zu Piazzolla, Konzertsaal, Musikhoch-schule Münster, Ludgeriplatz 1

MITTWOCH, 18.07.2012>> 20 Uhr Abendführung im BotanischenGarten, öffentliche Sonderführung, Erle-ben Sie den besonderen Reiz des Gartens inder Abendstimmung.

SONNTAG, 29.07.2012> 10 Uhr Sonntagsführung „Pflanzen in derBibel“, Arzneipflanzengarten des Institutsfür Pharmazeutische Biologie und Phytoche-mie, Therese Ellendorff, Treffpunkt: Hit-torfstr. 56, Seiteneingang des Instituts (aufdem kleinen Parkplatz)

FREITAG, 07.09.2012> 9 bis 16 Uhr Internationales Symposi-um „Lehrerbildung unter den Bedingun-gen der europäischen Integration“,Alexander-von-Humboldt-Haus, Hüffer-straße 61

SONNTAG, 09.09.2012> 15 Uhr Führung zum Tag des offenenDenkmals, Öffentliche Führung zumSchwerpunktthema Holz, Treffpunkt: Ein-gang Botanischer Garten

MONTAG, 10.09.2012> 10. bis 12. September, 41. DeutscherLebensmittelchemikertag, Corrensstraße45> 10. bis 16. September EUROLOC Sum-

mer School zum Thema „Urbane Innova-tion“, Institut für Politikwissenschaft,Scharnhorststraße 100

MITTWOCH, 12.09.2012> 12. bis 15. September, Kongress derBegabungsforscher „Giftedness AcrossThe Lifespan“, bislang größter Kongresszur Begabungsforschung in Deutschland:„Giftedness across the lifespan - Begabungs-förderung von der frühen Kindheit bis insAlter“ lautet der Titel der Tagung, die dasInternationale Centrum für Begabungsfor-schung (ICBF) der WWU Münster ausrich-tet, Anmeldungen: Congress ManagementICBF, Ansprechpartner: Anne Vohrmann,Georgskommende 33> noch bis 21. Oktober „Gold und Blei“,Ausstellung mit byzantinischen Kostbarkei-ten aus dem Münsterland, täglich 11 bis 18Uhr geöffnet, Ikonen-Museum, Reckling-hausen, Kirchplatz 2a> 11. und 12. Oktober 2012, „Außenwirt-schaftsrechtstag 2012 – Aktuelle Entwick-lungen des Rechtsschutzes und der Streit-beilegung im Außenwirtschaftsrecht“,Tagungsveranstaltung des ZAR Münster,Anmeldung: www.zar-muenster.de, Alexan-der-von-Humboldt-Haus, Hüfferstraße 61

Viele weitere Termine sind im Veranstaltungs-kalender auf den Internetseiten der Universi-tät Münster zu finden:> wwwwww..uunnii--mmuueennsstteerr..ddee//RReekkttoorraatt//eexxeecc//tteerrmmiinnee..pphhpp

| WAS | WANN | WO

Juli 20120 8 | W E G W E I S E R

Änderungen vorbehalten

Ich sehe nicht gerne, wenn Mit-menschen diskriminiert werden.Als schwuler Mann kann ichdavon leider selbst ein Lied sin-gen.

Ich rieche gerne die Luft nachdem Regen. Dieser frischeGeruch von Erde ist einfach fan-tastisch.

| SINN-VOLL

Sie wollen wissen, wie Philipp Wilhelm als komplettes Puzzle aussieht?Dann besuchen Sie uns unter www.uni-muenster.de/sinn-voll.

Mit allen Sinnen genießen gilt für Philipp Wilhelm. Er war vom 5.März bis 1. Juli 2012 AStA-Vorsitzender und somit Vertreter von rund40 000 Studierenden in der Öffentlichkeit. Seit 2009 studiert er China-studien.

Am besten schmeckt Ravioli inHackfleischsauce aus der Dose.Das gab es zu Kinderzeiten nurselten, weil meine Mutter immerselbst gekocht hat.

Ich höre gerne Musik. Nichts istbesser als im Sommer am Aaseezu liegen und ruhige Musik zumBeispiel von Ed Sheeran zuhören.

Ich fühle mich wohl, wenn ichvon Menschen umgeben bin, dieich mag.