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2. Thematischer Workshop Windkraftanlagen auf Waldstandorten: Rahmenbedingungen, Praxisbeispiele und Akzeptabilität Veranstaltungsort: Umweltministerium Thüringen Beethovenstraße 3 99096 Erfurt 18. Oktober 2018 WinWind has received funding from European Union's Horizon 2020 Research and Innovation programme under Grant Agreement Nº 764717

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2. Thematischer Workshop

Windkraftanlagen auf

Waldstandorten:

Rahmenbedingungen,

Praxisbeispiele und

Akzeptabilität

Veranstaltungsort:

Umweltministerium Thüringen

Beethovenstraße 3

99096 Erfurt

18. Oktober 2018

WinWind has received funding from European Union's Horizon 2020 Research and Innovation programme under Grant Agreement Nº 764717

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Hintergrund, Ziele und Inhalte des Thematischen Workshops

Am 18. Oktober 2018 fand im Rahmen des Horizon 2020 Projekts WinWind in Erfurt der zweite Thematische Workshop statt. Der Fokus der Veranstaltung lag auf Rahmenbedingungen, Praxisbeispielen und Akzeptabilität von Windkraftanlagen auf Waldstandorten. Alle Präsentationen des Workshops sind online abrufbar unter:

http://winwind-project.eu/resources/presentations

Das WinWind-Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen von Horizon 2020 gefördert und vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität koordiniert. WinWind hat zum Ziel, in Regionen mit einem schwachen Windenergieausbau die gesellschaftliche Akzeptanz und Unterstützung für die Windenergie zu untersuchen und zu fördern.

Veranstaltungsort waren die Räumlichkeiten des Umweltministeriums Thüringen in Erfurt. Der Thematische Workshop ist Teil der Aktivitäten des WinWind-Ländertisches in Deutschland, der von seecon Ingenieure in Kooperation mit dem FFU koordiniert wird. Bei dem Ländertisch handelt es sich um ein informelles Dialogforum bestehend aus den nationalen Projektpartnern und weiteren Marktakteuren und Stakeholdern vornehmlich aus den deutschen WinWind Zielregionen Sachsen und Thüringen.

Bisher gibt es zum Thema Windenergie im Wald nur wenige Akzeptanzuntersuchungen. Die wichtigsten Akzeptanzumfragen zum Thema Windenergie adressieren das Thema bisher kaum bis gar nicht. Es gibt vereinzelt Regionaluntersuchungen sowie Untersuchungen zum Thema WE und Tourismus und Wandern. Außerdem hat David Weiß 2015 eine nicht-repräsentative Umfrage zu WEA auf Waldstandorten in Hessen und Rheinland-Pfalz unternommen. Darüber hinaus gibt es noch einige interessensgeleitete Umfragen wie bspw. die der Deutschen Wildtier-Stiftung. Es zeigt sich somit ein deutlicher Bedarf, dieses Thema aufzugreifen, zumal es in den WinWind Ziel- und Modellregionen in Deutschland z.T. einen hohen Waldflächenanteil gibt, wobei bisher vor allem in Brandenburg und Sachsen (bis 2009), sowie neuerdings auch in Thüringen Windkraftanlagen auf Waldstandorten errichtet wurden bzw.

Entsprechend bildeten Vorträge verschiedener Stakeholder – Planer, Projektierer, Naturschutzorganisationen, etc. – die Grundlage des Workshops. So wurde das Thema aus planerischer und rechtlicher Sicht beleuchtet, es wurden jedoch auch die Konfliktpotenziale herausgestellt, sowie Kompensationslösungen und Praxisbeispiele im Vergleich gezeigt. Zentrale Fragen des Workshops waren dementsprechend die nach Beispielen guter Praxis und deren Erfolgsfaktoren sowie Rahmenbedingungen.

Während des Workshops diskutierten die 35 Teilnehmenden über die Notwendigkeit von WEA auf Waldstandorten, über Beteiligungsmöglichkeiten und –zeitpunkte für die Öffentlichkeit, den Dialog mit Bürgerinitiativen sowie über die Ausgestaltung von Kompensationsmaßnahmen.

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Programm des 2. Thematischen Workshops

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Teilnehmerliste

Name Vorname Instititution

Daniels Wolfgang Sachsenkraft

Di Nucci Rosaria FU Berlin

Edler Raphaela TU Berlin

Ehrich Maria ThEEN Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk e.V.

Giel Michael BürgerEnergie Thüringen e.V. c/o Kommunale Dienstleistungs-GmbH Thüringen (KDGT)

Golle Matthias Vorstand Energie in Bürgerhand Weimar eG

Gronewald Jan Energiequelle GmbH

Groß Frank BWE Thuringia

Härtig Jürgen Enercon GmbH

Kropop Sebastian Regionaler Planungsverband Region Chemnitz

Krug Michael FU Berlin

Maaß Katharina NABU Baden-Württemberg

Notroff Ramona ThEGA

Ohlenburg Holger KNE Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende

Perlow Gabriele Energiequelle GmbH

Pfeiffer Alex ABO Wind AG

Platzek Thomas ThEGA

Poldrack Andreas VEE Sachsen e.V. Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien

Schellenberg Kirsten NABU Thüringen e.V.

Schmidt Regina Thüringer Landesverwaltungsamt, Regionale Planungsstellen

Schüller Ronny DKB

Striegl Manfred PRIMUS Energie

Striewski Maike Wirtschaftsförderung Berlin Brandenburg (WFBB)

Tucci Franziska Fachagentur Windenergie an Land E.V.

Vondran Swantje seecon Ingenieure

Jacob Martin Gemeinde Weia

Schubert Jan BWE

Schindler Frank ThEGA

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Leithold Christine Energiewende mit Vernunft

Leithold Christof Energiewende mit Vernunft

Hohl Karin Pro Vogellandschaft

Staudt Peter Pro Vogellandschaft

Pasemann Sven Thüringerforst

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Ergebnisprotokoll

Begrüßung

Begrüßung der Teilnehmenden durch Swantje Vondran von seecon Ingenieure GmbH. Es folgte eine Kurzvorstellung aller Teilnehmenden und eine Abfrage von deren Erwartungen.

Ramona Notroff, Leiterin der Servicestelle Windenergie in Thüringen stellte sich und die Aktivitäten der Servicestelle kurz vor.

Vorstellung Projekt WinWind, Zielsetzungen, Aufgaben, Zeitplan sowie Ergebnisse erster Recherchen zu Akzeptanz und internationalem Kontext von WEA im Wald

Die Koordinatorin des WinWind Projektes, Dr. Rosaria Di Nucci (Forschungszentrum für Umweltpolitik), stellte das Projekt vor. Dabei ging sie besonders auf Zielsetzungen, Aufgaben und den Zeitplan des Projektes ein. Sie erläuterte aber auch spezifisch die Rolle des deutschen Ländertisches und seine bisherigen Aktivitäten.

Michael Krug (Forschungszentrum für Umweltpolitik) stellte im Anschluss Ergebnisse verschiedener Akzeptanzuntersuchungen zum Thema Windkraft in Waldgebieten vor. Eine Kurzrecherche ergab, dass es hierzu bislang nur wenig Untersuchungen vorliegen (bspw. die Studie von David Weiß 2015, Umfragen der Deutschen Wildtier-Stiftung 2015 und 2016). Die regelmäßigen Akzeptanzumfragen der Agentur Erneuerbare Energien und Fachagentur Wind (FA Wind) adressieren das Thema bestenfalls sporadisch. Im Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende, welches 2017 vom IASS Potsdam veröffentlicht wurde oder in den

Naturbewusstseinsstudien des BMU/BfN finden sich keine Aussagen hierzu. Nach bisherigem Erkenntnisstand scheint die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Windenergie auf Waldflächen deutlich kritischer zu sein als gegenüber Offenlandstandorten, auch wenn die o.g. Umfragen der Deutschen Wildtier-Stiftung teilweise Suggestivfragen beinhalten. Nach Erhebungen der FA Wind waren Ende 2017 in Deutschland rund 1.850 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von fast fünf Gigawatt auf Waldflächen in Betrieb. Der Anteil neu genehmigter WEA auf Waldstandorten erreichte 2017 19 Prozent der gesamten Inbetriebnahmen. Insbesondere in den waldreichen Bundesländern wurden in den letzten Jahren Windenergieanlagen im Wald errichtet. Von den vier deutschen Regionen, die im WinWind-Projekt im Vordergrund stehen, ist die Errichtung von Windkraftanlagen auf Waldstandorten in Brandenburg und inzwischen auch in Thüringen zulässig. In Sachsen gibt es einige Bestandsanlagen, wobei aktuell die Nutzung von Waldgebieten durch die Windenergie jedoch vermieden werden soll. Im waldarmen Schleswig-Holstein sind Windkraftanlagen mit einer Höhe >10m im Wald nicht zulässig. Der Vortrag ging auch auf die internationalen Entwicklungen ein, wobei hier die Datenbasis insgesamt relativ dünn ist. Von den WinWind Partnerländern sind es v.a. Italien und Spanien, die Erfahrungen mit Windenergie im Wald haben. Weitere Länder in Europa sind u.a. Finnland, Irland, Österreich, Schottland, Schweden, Schweiz, und Wales.

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Franziska Tucci, Fachagentur Windenergie an Land e.V. Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorten auf

Waldflächen in den Bundesländern

In ihrem Vortrag „Entwicklung der Windenergie im Wald - Ausbau, planerische Vorgaben und Empfehlungen für Windenergiestandorte auf Waldflächen in den Bundesländern“ gab Frau Tucci einen Überblick über den aktuellen Stand und Entwicklungen des Windenergieausbaus im Wald sowie Besonderheiten und Herausforderungen. Hierbei ging sie zunächst auf verschiedene pro und contra Argumente für WE im Wald ein (Konfliktpotenziale, Windhöffigkeit, etc.). Im Folgenden skizzierte sie die Rahmenbedingungen in Bund und Ländern. Die Bundesländer formulieren in ihren Landesentwicklungsplänen (LEP), sowie entsprechenden Erlassen, Leitfäden, etc. Vorgaben und

Empfehlungen für die Nutzung von Waldflächen sowie Ausschlusskriterien, insbesondere für die Raumplanung. Alle Bundesländer (außer Berlin) steuern durch politische und raumordnerische Vorgaben die Windenergienutzung an Waldstandorten. Gerade in Bundesländern mit niedrigerem Waldanteil ist WE im Wald nicht oder nur sehr eingeschränkt zulässig. Die nachstehende Tabelle Im Einzelnen zu den WinWind Ziel- und Modellregionen:

Tabelle 1: Zulässigkeit von Windenergieanlagen auf Waldstandorten in den WinWind Untersuchungsregionen

WinWind-Zielregionen

Thüringen zulässig zulässig, Regionalplanung weist (teilweise) Waldflächen in Vorranggebieten aus

Sachsen eher nicht zulässig

Nutzung von Waldgebieten durch die Windenergie soll vermieden werden

WinWind-Modellregionen

Brandenburg zulässig In 3 von 5 Planungsregionen

Schleswig-Holstein nicht zulässig Waldumwandlung zur Errichtung von WEA > 10 m untersagt

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Es zeigen sich Herausforderungen bei der Minimierung der Eingriffe in die Fläche, beim Ausgleich der Waldumwandlung, bei der Nutzung vorbelasteter Standorte und von Flächen mit geringem naturschutzfachlichen Wert, etc. Auch weist Frau Tucci auf weiteren Forschungsbedarf hinsichtlich Waldfunktionen, Auswirkung auf Waldarten, aber auch bzgl. der Verbesserung der Technik zur Eingriffsminimierung hin.

Holger Ohlenburg, Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) Windenergie im Wald – Vermeidung und Kompensation naturschutzrechtlicher

Konflikte

In dem Vortrag über die Vermeidung und Kompensation von naturschutzrechtlichen Konflikten wurden zu Beginn die spezifischen Auswirkungen, welche es bei Windstandorten geben kann, geklärt. Die Flächeninanspruchnahme der Böden ist hierbei eine der wichtigsten Auswirkungen. Unter anderem, weil im Wald mit stärker verdichtungsgefährdeten Böden zu rechnen ist, als am Freiland. Es wurde außerdem unterschieden zwischen dauerhafter Flächeninanspruchnahme, wie Fundament, Kranstellfläche, oder die Zufahrt und temporärer

Inanspruchnahme, wie zum Beispiel für die Lagerungen von Teilen der Windkraftanlage oder Montageteilen. Im weiteren Teil des Vortrags wurden die Optionen der Vermeidung und Kompensation für Wald und Bodeninanspruchnahme erläutert. Hier ist die Standortwahl maßgeblich. Außerdem sind bei Logistik und Transport Lagerflächen außerhalb des Waldes oder platzsparende Fahrzeuge Möglichkeiten zur Vermeidung. Bei der Errichtung können u.a. platzsparende Kräne genutzt werden. Bei Planzen und Biotopen kann standortfremdes Boden-/Samenmaterial vermeiden werden. In Bezug auf Vögel und Fledermäuse wird unterschieden in bauzeitliche und betriebliche Vermeidung. Für bauzeitlcihe Vermeidung ist eine Umweltbaubegleitung hilfreich. Für betriebliche Vermeidung Abschaltzeiten, Ablenkungs- und Weglockmanöver sowie neue technische Systeme. Für andere potenziell relevante Tierarten gelten ähnliche Vermeidungsmaßnahmen wie Standortwahl, Bauzeitenoptimierung, Umweltbaubegleitung, Umsiedelung, nächtliche Wartungseinschränkung oder Aufwertung von Ersatzlebensraum (CEF).

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Der Vortragende erläuterte das Vorgehen der PRIMUS Energie GmbH als Projektierer für WEA auf Waldstandorten. Die Projektierung erfolgt dabei in folgenden Schritten: Analyse und Beratung (Identifikation geeigneter Standorte und Abstimmung mit Kommunen), Planung (Konzeption von Windpark und Netzanschluss, Abschluss Nutzungsverträge), Durchführung des Genehmigungsprozesses, und schließlich die Umsetzung (Ausschreibungen und Vergaben, Vertrieb, Errichtung und Inbetriebnahme). Außerdem erläuterte Herr Striegl im Detail, wie der notwendige Wegebau, sowie Transport und Montage von WEA auf

Waldstandorten gehandhabt werden. Im Detail ging er dabei noch auf den Vorwurf zu großer Rodungen für WEA ein. Nach Inbetriebnahme werden nicht mehr benötigte Montageflächen zurückgebaut und bei Waldflächen umgehend wiederaufgeforstet. Daneben wird laut Thüringer Waldgesetz auch die für die WEA gerodete Fläche bilanziert und mind. mit dem Faktor 1 standortnah wieder aufgeforstet. Zum Schluss weist er noch auf die im Vergleich zu Offenlandstandorten deutlich kritischere Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Windenergie auf Waldflächen hin.

In einer kleinen Diskussionsrunde wurde auf das nicht geschlossene Waldgebiet bei einem Projekt verwiesen, genügend Offenlandflächen seien vorhanden gewesen, warum wurde nicht daneben geplant? Herr Striegl verwies darauf, dass Windvorranggebiete von der Regionalplanung vorgegeben werden. Es würde versucht, die zur Verfügung stehenden Flächen zu nutzen. Auch hätten Luftverwirbelungen einer WEA Auswirkungen auf die nächste WEA – man kann diese nicht zu eng stellen. Auch wird von Zuhörern Bedenken wegen möglichen Ölaustritts in den Waldboden geäußert. Herr Striegl erklärte, dass die Fundamente rückstandslos rückgebaut werden können und da es sich bei den von PRIMUS betriebenen WEA um getriebelose Anlagen handelte, seien die Anlagen wesentlich risikoärmer. Außerdem gäbe es diverse technische Sicherungsvorkehrungen gegen Öl- und Kühlmittelaustritte.

Manfred Striegl, PRIMUS Energie GmbH Vorstellung und Gegenüberstellung der Praxisbeispiel, Gefell, Thüringen und Trogen,

Bayern

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Katharina Maaß, Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz Naturschutzkonflikte im Dialog lösen

Katharina Maaß stellte das Dialogforum Erneuer-bare Energien und Naturschutz vor. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von BUND und NABU Baden-Württemberg (Beginn 2012). Das Dia-logforum zielt auf eine konstruktive Unterstützung der Energiewende - speziell des Ausbaus der Wind-energie, der Freiflächenphotovoltaik und der Verteil-netze - ab. Um den Aus- und Umbau naturverträglich zu ermöglichen, bietet das Dialogforum allen Betei-ligten Beratungen, Schulungen und Informationsma-terial. Eine wichtige Aufgabe ist es, zwischen den Parteien zu vermitteln. So will das Dialogforum dazu beitragen, unterschiedliche Positionen zusammen-zubringen und gemeinsam im Austausch gute Lö-sungen zu entwickeln. Frau Maaß nannte in ihrem Vortrag folgende Unterschiede zu Offenlandstandor-ten: andere betroffene Arten, Flächenverluste und Barrierewirkung, andere Herausforderungen, daher sind auch Untersuchungs- und Bewertungsmetho-den aus dem Offenland nicht einfach übertragbar.

An den Standorten kann es schnell zu Konflikten kommen. Es wurde daher ein Praxisbeispiel (Lauterstein) erläutert, das zeigt, wie diese Konflikte gut moderiert werden können. Hierzu kann z.B. das Dialogforum in die Planung und das Genehmigungsverfahren einbezogen werden. Das Dialogforum nimmt dann Kontakt zu den Umweltverbänden auf, um eine Konfliktanalyse vorzu-nehmen, organisiert vor Ort- Beratungen und Veranstaltungen sowie eine gemeinsame Stellung-nahme der Umweltverbände. Daraufhin können noch Anpassungen in der Planung oder weitere Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden. Frau Maaß hob hervor, wie durch den Dialog Kompromisse möglich gemacht wurden (weniger kritische Anlagenstandorte, erweiterte Abschalt-zeiten, umfassendere Berücksichtigung des Naturschutzes, etc.). Eine gute Lösung im Sinne ei-nes naturverträglichen Ausbaus bedeutet alte und naturnahe Wälder zu schonen, Flächenverluste und Rodungsflächen zu minimieren, Untersuchungs-und Bewertungshinweise für windkraftsen-sible Arten auf Waldstandorte anzupassen sowie bewährte Konfliktlösungen konsequent umzu-setzen z.B. Abschaltzeiten, Mindestabstände zu Horsten und Höhlenbäumen sowie Kompensati-onsmaßnahmen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Dialog ist aber der frühzeitige Einbezug der Betroffenen sowie eine gute Kommunikation.

Aus dem Publikum kamen kritische Fragen danach, ob Kompensationsmaßnahmen mit einem Ablasshandel gleichzusetzen sind und warum Ökosystemdienstleistungen von Wäldern nicht stär-ker in den Blick genommen werden? Die Referentin verwies darauf, dass verschiedene Wälder unterschiedliche Ökosystemleistungen aufweisen. Auch wie gut sich Bürgerinitiativen sich auf den Dialogprozess einlassen sei situationsabhängig.

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Gabriele Perlow, Energiequelle GmbH Vorstellung des Praxisbeispiels Treuenbrietzen, Brandenburg

Im ersten Teil des Vortrages wurden die genehmi-gungsrechtlichen und regulatorischen Rahmenbe-dingungen in Brandenburg erläutert. Hierfür ging die Referentin auf die Waldfunktionskartierung ein, so-wie den Leitfaden des Landes Brandenburg für Pla-nung, Genehmigung und Betrieb von Windkraftanla-gen im Wald. Außerdem wurde die forstrechtliche Genehmigung für das Gebiet erwähnt. Im zweiten Teil wurde das Projekt Windpark Tiefenbrunnen vor-gestellt. Motivation des Projektes war es, die erste kommunale Windenergieanlage in Brandenburg zu errichten. Hier musste erstmals die Frage der Finan-zierung geklärt werden, und in diesem Zusammen-hang, ob die Stadt selbst die Windenergieanlagen betreiben oder nur Pachteinnahmen erzielen

möchte. Danach wurden die unterschiedlichen Planungsphasen mit den dazugehörigen Geneh-migungsauflagen beschrieben. Daraufhin wurde die Bauvorbereitung und die Umsetzung mit der ökologischen Baubegleitung erklärt. Die Präsentation endete mit der Beschreibung der Gebiete nach der Inbetriebnahme und den freiwilligen Leistungen der Firma Energiequelle, wie zum Bei-spiel der Gründung einer Stiftung für Umweltbelange.

Diskussion: Windkraftanlagen und Waldstandorte: Übertragbarkeiten vorgetragener Erfahrungswerte

Die Diskussion um Windkraftanlagen auf Wald-standorten wurde durch die Teilnahme einer Bür-gerinitiative geprägt. Es wurde das grundlegende Problem der Öffentlichkeitsbeteiligung diskutiert, mit der Frage, wann oder wie BürgerInnen am bes-ten in den Planungsprozess integriert werden kön-nen. Eine Möglichkeit wäre die BürgerInnen stärker bei der Ausweisung von Eignungs- bzw. Vorrang-gebieten durch die Regionalplanung mit einzubin-den. Von Seiten der Regionalplanung wurde das Argument geäußert, dass die Öffentlichkeitsbeteili-gung nicht nur der förmlichen Planung überlassen werden kann, sondern die Kommunen und Ge-meinden ebenfalls bessere Informationsgrundla-gen bieten sollten. Die Frage welcher Akteur ein Beteiligungsverfahren anstoßen sollte, wurde mit unterschiedlichen Standpunkten diskutiert. Von Seiten der Bürgerinitiativen wurde vorgebracht, zu

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lange im Unwissen über Vorhaben gelassen zu werden. Es wurde hier festgehalten, dass Öffent-lichkeitsbeteiligung ohne die Kommunalpolitik definitiv nicht möglich ist. Eine Möglichkeit der Un-terstützung wäre durch externe Hilfe, wie zum Bespiel die ThEGA, welche unterschiedliche Ak-teure über Vorhaben informiert. Grundlegend sind sich alle Akteure einig, dass frühzeitige Ge-spräche der Akteure notwendig sind. Außerdem sollen einheitliche Kriterien für die Ausweisung von Eignungs- bzw. Vorranggebieten festgelegt werden.

Rosaria Di Nucci fasste zusammen. Bei dem Bau von Windkraftanlagen auf Waldstandorten soll mit geringsten Rodungseingriffen auskommen, um den Flächenverlust zu minimieren. Es ist au-ßerdem wichtig zu betonen, dass Wald nicht gleich Wald ist (Buchenwald ist nicht gleich Fich-tenwald). Die Kriterien für die Ausweisung von Eignungs-/Vorrangflächen sind für die BürgerIn-nen oft nicht transparent, aber es gibt hierfür eine Reihe von Maßnahmen, die dem entgegenwirken könnten. Grundsätzlich, so eine wichtige Erkennt-nis des Workshops, ist ein naturverträglicher Aus-bau der Windenergie auch auf Waldstandorten möglich. Wichtig für die Akzeptabilität von Wind-energieprojekten sind prozedurale Gerechtigkeit, aber auch ökonomische Gerechtigkeit. Des Wei-teren sollten die Gemeinden an den Kompensati-onsmaßnahmen beteiligt werden und diese trans-parent machen, da das die lokale Akzeptanz stei-gern kann. Als Erfolgsbedingungen für eine na-turverträgliche und sozial akzeptierte Windener-

gie im Wald kristallisierten sich im Rahmen der Diskussion folgende Faktoren heraus: frühzeitige Kommunikation und Einbindung der Betroffenen, Aufbau von Vertrauen, Schaffung neutraler In-stitutionen, die Information und Mediationsfunktionen übernehmen. Sie betonte, dass die Ideen und Standpunkte des Ländertisches durch die zusätzlichen Gäste (Bürgerinitiative) bereichert wurden. Michael Krug betonte zum Schluss, dass es neben internationalen Klimaschutzzielen auch internationale Biodiversitätsziele zu verfolgen gelte. Der Ausbau der Windenergie im Wald bietet sicherlich viel Konfliktpotenzial, aber zumindest partiell auch Chancen, denkt man an die Möglichkeiten, naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen mit einem ökologischen Waldumbau bzw. einer ökologischen Aufwertung von Waldflächen zu verknüpfen. Die möglichen Chancen und Synergien sollten intensiver untersucht und Positivbeispiele im öffentlichen Diskurs stärker her-ausgestellt werden. Abschließend dankten Veranstalter und Koordinatoren den Teilnehmenden für ihr Kommen und wünschten allen eine gute Heimreise.

Resümee

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Nächste Aktivitäten im WinWind Projekt

10.12. 2018: 3. Thematischer Workshop und Policy Round Table in Potsdam in Kooperation mit der WFBB (Gerechte Teilhabe am Windenergieausbau: Möglichkeiten und deren Umsetzung in Brandenburg) Februar 2019: Treffen des WinWind-Ländertisches in Berlin zur Darstellung des Projektstandes und zu Fragen der finanziellen Teilhabe der Bevölkerung und den Perspektiven der Bürgerener-gie

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