Trialog 2/2013 - Wenn Einsamkeit hässlich macht

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4|2006 www. heilsarmee.ch Magazin für ein Leben voll Hoffnung /2 2006 ¥ 2. Jahrgang Vorher-Nachher-Bilder kennt man an- ders rum: Aus dem hässlichen Entchen wird der schöne Schwan. Doch obiges Bild zeigt, wie Einsamkeit Leib, Seele und damit das ganze Leben zerstören kann. Die Heilsarmee begegnet in ihrer Arbeit vielen einsamen Menschen. Sie sind we- gen Arbeitsverlust, Gefängnisstrafe oder psychosozialen Behinderungen durch die Maschen der sozialen Netze gefallen und stehen ohne menschliche Kontakte da. Die Heilsarmee hilft ihnen, im Leben wieder Fuss zu fassen. So entstehen neue Beziehungen. Auch die innere Einsam- keit kann ein Ende finden, dann nämlich, wenn Menschen Jesus Christus als ihren persönlichen Retter und Freund erleben. Das bewirkt ein anderes Vorher-Nach- her-Bild: aus kaputt wird wieder schön! Dass Gott kein Lückenbüsser ist betont auch Linda Bond, die internationale Lei- terin der Heilsarmee. Bei ihren Besuchen der Heilsarmeestandorte weltweit sieht sie eines immer wieder: Nämlich wie Menschen durch den Glauben an Jesus Christus einen Begleiter finden, der ih- ren Lebensweg teilt, Lasten mitträgt und neue Hoffnung und Perspektive schenkt (Seite 6). Kein Lückenbüsser eben, son- dern die Quelle von Leben und Frieden. So verliert die Einsamkeit an Schmerz (siehe auch Interview Seite 5). von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 2 | 203 6 – 7 Jesus: Mit uns auf dem Weg Mittendrin 3 Die Heilsarmee macht Sie schön! Mal anders 9 Optimistisch – dank Heilsarmee Gesellschaft Wenn Einsamkeit hässlich macht Die Heilsarmee hilft Menschen, Einsamkeit zu überwinden; und zwar mit praktischer und seelischer Unterstützung. Der Glaube an Gott kann dazu einiges beitragen.

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Seite 3 Die Heilsarmee macht Sie schön! / Seite 6-7 Jesus: Mit uns auf dem Weg / Seite 9 Optimistisch – dank Heilsarmee

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4|2006�

www.heilsarmee.ch

Magazin für ein Leben voll Hoffnung �/2 2006 ¥ �2�. Jahrgang

Vorher-Nachher-Bilder kennt man an-ders rum: Aus dem hässlichen Entchen wird der schöne Schwan. Doch obiges Bild zeigt, wie Einsamkeit Leib, Seele und damit das ganze Leben zerstören kann. Die Heilsarmee begegnet in ihrer Arbeit vielen einsamen Menschen. Sie sind we-gen Arbeitsverlust, Gefängnisstrafe oder psychosozialen Behinderungen durch die Maschen der sozialen Netze gefallen und stehen ohne menschliche Kontakte da. Die Heilsarmee hilft ihnen, im Leben wieder Fuss zu fassen. So entstehen neue Beziehungen. Auch die innere Einsam-keit kann ein Ende finden, dann nämlich, wenn Menschen Jesus Christus als ihren

persönlichen Retter und Freund erleben. Das bewirkt ein anderes Vorher-Nach-her-Bild: aus kaputt wird wieder schön!Dass Gott kein Lückenbüsser ist betont auch Linda Bond, die internationale Lei-terin der Heilsarmee. Bei ihren Besuchen der Heilsarmeestandorte weltweit sieht sie eines immer wieder: Nämlich wie Menschen durch den Glauben an Jesus Christus einen Begleiter finden, der ih-ren Lebensweg teilt, Lasten mitträgt und neue Hoffnung und Perspektive schenkt (Seite 6). Kein Lückenbüsser eben, son-dern die Quelle von Leben und Frieden. So verliert die Einsamkeit an Schmerz (siehe auch Interview Seite 5).

von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 2 | 20�3

6 – 7 Jesus: Mit uns auf dem Weg

Mittendrin

3Die Heilsarmee macht Sie schön!

Mal anders

9Optimistisch – dank Heilsarmee

Gesellschaft

Wenn Einsamkeit hässlich macht

Die Heilsarmee hilft Menschen, Einsamkeit zu überwinden; und zwar mit praktischer und seelischer Unterstützung. Der Glaube an Gott kann dazu einiges beitragen.

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DIALOG

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ImpressumGründer: William Booth Generalin: Linda Bond Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Franz Boschung

Leiter Marketing und Kommunikation:Martin KünziRedaktionsleiterin:Gabrielle KellerHeilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 BernTelefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91,[email protected]

Redaktionsteam TRIALOG:Elsbeth Cachelin, Redaktorin, ([email protected]), Martin Gossauer, Lukas Schenk

Layout:Rolf Messerli, HQ, BernDruck: Ast & Fischer AG, WabernAuflage: 12'000

Jahresabonnement TRIALOG(erscheint siebenmal jährlich)Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–***Ausland / **Luftpost

Bildnachweis:S. 1, 8, 11: Heilsarmee; S. 2, 4: ZVG; S. 3: Cachelin; S. 5: Alexander Egger, Flickr.com Herr Krueger; S. 6: Alexander Egger, Heilsarmee; S. 7: Flickr.com vauvau; S. 9: R. Lässig, ZVG; S. 10: Sarah Fuhrer, Heilsarmee; S. 12: Flickr.com Pierre Metivier.

Umfrage Seite 2:Martin Gossauer

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Der Hässlichkeit den Garaus machen

Liebe Leserinnen und Leser

Regina Wittwer, siehe rechts, fügt mit ihren Vorträgen dem Heilsarmee-Motto Suppe – Seife – Seelenheil ein viertes S an, die Schönheit. Und die Frauen gehen oft anders von den Anläs-sen weg, als sie gekommen sind: Sie sehen sich mit neuen Augen

und entdecken ihre persönliche Schönheit. Ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstsi-cherheit und Lebensbewältigung!Sie aufnehmen wie einen ungebetenen Gast und wissen, dass sie wieder geht. Dazu rät Corinne Gossauer-Peroz und meint damit Einsamkeit. Sie kennt deren Schmerz, weiss aber auch um das Gute, das das Alleinsein birgt. Mehr dazu lesen Sie im Interview auf Seite 5.Wenn die Heilsarmee sich in der Flüchtlingsarbeit einsetzt, dann darum, weil sie um die Isolation vieler Asyl suchender Menschen weiss. Sie will ihnen deshalb nicht bloss ein Dach über dem Kopf bieten, sondern ein neues Daheim, wo Körper und Seele Schutz und Obdach erfahren (Seite 9). Und damit schliesst sich der Kreis zum Titelbild: Die Plakatkampagne der Heilsarmee greift auf, wie Einsamkeit das Leben auf hässliche Art verändern kann. Sowohl die soziale wie auch die evangelistische Tätigkeit der Heilsar-meeleute zielen darauf ab, den Menschen Nähe, Freundschaft und Hilfe zu bieten. Damit die Einsamkeit ihr hässliches Gesicht verliert.

Das ist gar nicht so einfach, gerade wenn ich mich im Recht fühle. Doch lasse ich den Streit offen, schlafe ich schlecht. Der Vers ermutigt, die „Sache” gleich anzupa-cken. Aber manchmal hilft es, darüber zu schlafen, die Emotionen zu beruhigen und mit klarem Kopf die Lage neu zu beurteilen. Gott hilft mir dabei.

Jeanine Kappeler

Es gibt viele Situationen, in denen mich das Gegenüber verärgert. Doch es ist wich-tig, dass ich die Beziehung nicht durch meinen Zorn zerstöre, sondern die Situ-ation bereinige. Besonders wichtig ist es für mich, in Teams nicht den Zorn re-gieren zu lassen, sondern sachlich über Streitpunkte zu reden.

Michel Bohni

Ja, ich darf zornig werden. Denn dies zeigt, wie wich-tig die Sache und die Leute für mich sind. Doch es gilt weise mit dem Zorn umzu-gehen. Ich kann vielleicht nicht alles vor Sonnenun-tergang in Ordnung brin-gen, aber ich kann mich entscheiden, eine Lösung zu suchen und nicht im Zorn zu reagieren.

Barbara Dummermuth

Sonne soll nicht über dem Zorn untergehenIn der Alltagssprache gibt es Aus-drücke und Redewendungen, die aus der Bibel stammen. Wir stel-len sie Ihnen vor.

„Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen”, Epheser 4, 26. – Die Auf-forderung weist mich darauf hin, dass es eine hilfreiche Übung ist, den Tag bewusst abzuschliessen und über das Er-lebte zu reflektieren. Dabei wird mir klar, was für Gefühle mich bewegt haben und wie ich mit ihnen umgegangen bin. Zu diesen Gefühlen gehört auch der Zorn. Lege ich den Tag in Gottes Hand zurück mit allem, wofür ich dankbar bin, aber auch dem, was mich beunruhigt, finde ich Frieden. Das verspricht gesunden Schlaf und die nötige Zuversicht, um den neuen Tag gut zu beginnen und den Menschen mit Wohlwollen zu begegnen.

Martin Gossauer

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Heilsarmee mal anders

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Was Regina Wittwer den Frauen in ihren Vorträgen vermittelt, hat sie selbst auf einem harten Weg lernen müssen: Sich selber annehmen, sich schön finden und wertschätzen.

In ihrer Arbeit als Heilsarmeeoffizierin hat Regina Wittwer oft mit Menschen zu tun, auch häufig mit solchen, die nicht viel von sich selber halten. „Die Heils-armee hilft, wenn immer möglich, ganz-heitlich mit Seife, Suppe und Seelenheil. Da passt die Schönheit bestens rein: Wer sich schön findet, hat Selbstvertrauen und geht anders durchs Leben.” Es ist ihr wichtig, dass die Menschen, sich an

Das Lächeln Gottes über sich sehen

ihrem Aussehen freuen können und das auch zeigen lernen.

Nicht nur ModeDiese ganzheitliche Hilfe liegt Regina Wittwer besonders am Herzen. Hilfe für Leib, Seele und Geist ist die Motivation für ihre Vortragstätigkeit rund um das Thema Schönheit. Dabei geht es längst nicht nur um Farb- und Stil- und Mo-defragen. Vielmehr ermutigt die Heils-armeeoffizierin und gelernte Farb- und Stilberaterin ihre Zuhörerinnen, sich selber kennenzulernen und sich anzu-nehmen. Denn es gebe keine hässlichen Frauen, sondern nur solche, die sich

schlecht kennen. „Zudem gibt Gott sein Ja zu jedem von uns. Diese biblische Ver-heissung hilft, das Lächeln Gottes über meinem Leben zu spüren, mir selber treu zu sein und mich in meiner Haut wohl-zufühlen.”

„Kleider machen Leute”Dieses Sprichwort habe immer etwas Wahres, denn es beantworte die Fragen wer bin ich, wie sehe ich mich, wie zeige ich mich? Allein das Beispiel der Berufs-kleidung von Polizei, Pfarrern und Heils-armeeoffizieren bestätigt dies. Dabei be-tont Regina Wittwer, wie wichtig es ist, die Menschen nicht nur nach ihrem Äus-seren zu beurteilen: „Wir müssen immer auch die Fähigkeit haben, ins Herz der Menschen zu blicken und nicht nur auf ihre äussere Erscheinung.” Aber manch-mal reiche ein einfacher Tipp zu Farbe, Stil, Frisur oder Make-up dazu, dass „die Frauen anders gehen, als sie gekommen sind.” Viele seien froh, eine Bestätigung zu erhalten oder auch einen Richtungs-wechsel zu wagen.

Was ist Schönheit?Regina Wittwer sieht auch diese Frage ganzheitlich: „Es gibt verschiedenste Arten und Formen von Schönheit. Eines aber trifft immer zu: Schönheit ist, wenn Leib, Seele und Geist in Harmonie sind”. Diese Einheit mache einen Menschen schön, unterstreiche seine Persönlich-keit. „Da geht es eben nicht mehr um Modefragen, vielmehr kommt so die in-nere Schönheit zur Geltung.”

Majorin Regina Wittwer redet über Farben, Frisuren und Modetrends. Aber auch darüber, wie innere Schönheit zum Strahlen kommt.

Elsbeth Cachelin

Die Heilsarmeeoffizierin Regina Wittwer ermutigt in Vorträgen zur Schön-heit. Wie steht dieses vierte S zum Motto Suppe, Seife, Seelenheil?

Seife – Suppe – Seelenheil

Das Motto der Heilsarmee bringt zum Ausdruck, dass der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht. Die Hilfe der Heilsarmee richtet sich immer an dieser Einheit aus. Die Organisation verbindet die christliche Verkündigung mit der sozialen Tätigkeit: glauben und handeln.

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PEOPLE

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Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor:

Jacques Miaglia: wirtschaftliche und geistliche

Dimension

Seit August 2012 arbeite ich im Divisi-onshauptquartier Ost in Zürich. Als ge-lernte kaufmännische Angestellte war ich zwischenzeitlich im sozialen Bereich in Behindertenbetreuung und Pflege tä-tig. Durch meine grosse Leidenschaft, die Brass Band Musik, bin ich quasi via Topfkollekte ins Musikkorps und mitt-lerweile auch sonst ins Korps Zürich Zentral gekommen. Die Arbeit bei der Heilsarmee macht mir viel Freude und die Atmosphäre begeistert mich! Gott hat mich auf wundersamen Wegen hier-hin geführt.

In Afrika geboren, war es während des Studiums immer mein Traum, wieder dorthin zurückzukehren. Nach meiner Ausbildung in Sozialarbeit in Paris ar-beitete ich sechs Jahre im damaligen Zaire für die Heilsarmee in einem Land-wirtschafts- und Bienenzuchtprojekt. Es folgten zwölf Jahre bei der britischen Nichtregierungsorganisation „Christian Aid” in der Demokratischen Republik Kongo. Heute bin ich glücklich, bei der Heilsarmee die Abteilung Mission & Entwicklung zu leiten. Das Team von acht Personen konzipiert und begleitet jährlich um die 40 Entwicklungspro-jekte in Asien, Afrika und Südamerika – hauptsächlich in den Bereichen Ge-sundheit, Sozialarbeit und Bildung. Wir bereiten auch Mitarbeitende auf ihre Ar-beit im Ausland vor und betreuen sie. Bei einer Organisation mitanzupacken, die weltweit Verästelungen hat, ist eine

Ein von weiten Umzügen geprägtes Le-ben, Begegnungen mit verschiedenen so-zialen Schichten, die Arbeit mit Kindern und Erwachsenen jeden Alters – das ein paar Rosinen der letzten dreissig Jahre als Heilsarmeeoffizierin. Was mich bewegt: Männer und Frauen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens fanden und finden in Jesus Christus ihren persönlichen Retter, der sich um sie kümmert. Als 15-Jährige machte ich selbst diese Erfahrungen und will sie noch mit möglichst vielen Men-schen teilen.

wunderbare Möglichkeit der Entwick-lungsarbeit. Unser Ziel ist es aber nicht bloss, unsere Partner in ihren Projekten im Kampf gegen die Armut zu unterstützen: Wir möchten ganzheitliche und nachhaltige Veränderung bewirken im Hinblick auf eine gerechtere Welt. Dies schliesst ne-ben der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung auch eine geistliche Di-mension mit ein.

Susanne Ryser kam über die

Topfkollekte zur Heilsarmee

Mary-José Bourquin

– unterwegs mit Menschen

Dieser Grundsatz ist meine Triebfeder, mich mit allen mir zur Verfügung ste-henden Gaben und Talenten im „Leucht-turm” der Heilsarmee Huttwil einzuset-zen. Mir ist es wichtig, den Menschen bei uns so zu begegnen, dass sie sich in ihrem ganzen Menschsein verändern und vorwärts kommen können. Immer wieder erleben wir, dass Menschen, die schon lange aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind, wieder in diesen zurückfinden. Ich kann den Grundsatz „glauben und handeln” im Arbeitsalltag jederzeit ausleben.

Thomas Grob: Bei Gott gibt es

keine hoffnungs-losen Fälle

Das Wichtigste in meinem Leben ist si-cherlich meine Familie. Sie ist immer für mich da, bei allem, was ich anpa-cke. Und dann begleitet mich die Musik durchs Leben. Ganz egal, ob ich Musik höre oder selber mache – sie entspannt und holt mich aus dem Alltagstrott he-raus. An meinem Ausbildungsplatz im Heilsarmeehauptquartier gefällt mir die Vielseitigkeit. Dabei lerne ich, in allem mit Ausdauer und Ruhe vorzugehen. Denn so bin ich überzeugt, dass ich den Lehrabschluss im Sommer bestehen werde!

Luana Bona-voglia geht mit Ausdauer und

Ruhe vor

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MITTENDRIN

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Sie sind geschieden, kinderlos und leben allein – hat Ihr Zivilzustand etwas mit Ihrer Einsamkeit zu tun?Nicht unbedingt. Man kann verheiratet und dabei sehr einsam sein. Man kann Kinder haben und sich einsam fühlen. Die Einsamkeit ist überall: in den Stras-sen, Häusern, Familien. Die Städte sind voller einsamer Menschen, „einsamen Mengen”. Gleichzeitig muss ich sagen, dass die Kinderlosigkeit mich immer einsam gemacht hat, macht und machen wird: Ich hinterlasse niemanden. Den-noch weiss ist, dass „Leben hinterlassen” weit über Nachkommen hinausgeht. In den Alltagsbeziehungen, privat und be-ruflich, gibt es tausend Arten, Leben zu pflegen, zu geben und zu nähren.

Sie ziehen sich manchmal in die Stille zu-rück. Sind Sie also auch gerne allein?Ich liebe den Kontakt und das Kommuni-zieren mit Menschen. Gleichzeitig habe

Vor der Einsamkeit flüchten, die Einsamkeit suchen. Corinne Gossauer-Peroz kennt beides. Wie geht sie damit um?

Corinne Gossauer-Peroz kennt die Einsamkeit als Schmerz, aber auch als Quelle von Kreativität und Inspiration.

ich ein grosses Bedürfnis allein zu sein. Ich kann gut mehrere Tage verbringen, ohne jemanden zu sehen. Ja, ich liebe es allein zu sein. Denn in unserer lauten und

„Manchmal fällt die Einsamkeit wie ein Sturm über uns her.”

vernetzten Gesellschaft sind Stille und Alleinsein ein Luxus.

Wie erklären Sie den Unterschied zwi-schen dem Alleinsein und sich einsam fühlen?Für mich gibt es eine gute und schlechte Einsamkeit, eine erfüllte und eine leere. Die schlechte Einsamkeit lässt mich ein-sam fühlen. Sie ist schwarz, schwer und man fühlt sich verlassen, von den andern abgeschnitten. Sie ist häufig nicht objek-tiv und lässt die Leute sagen: „Ich habe zwar alles, aber fühle mich einsam.” Die-se Einsamkeit gilt es im Auge zu behal-ten. Zudem haben viele Angst, mit sich selbst konfrontiert zu sein.

Und die „gute” Einsamkeit?Bei der guten Einsamkeit fühle ich mich wohl in meiner eigenen Gesellschaft. Ich weiss mich verbunden mit andern, auch wenn ich allein bin. Ich bin in mir selbst und in Gott verankert. Diese Einsamkeit gibt mir die Möglichkeit, aufzutanken, aufzuschnaufen, ist Quelle von Kreativi-

Sie aufnehmen wie einen un-gebetenen GastInterview Elsbeth Cachelin

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MITTENDRIN

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Ihr Leben wird nie mehr das gleiche sein

Die Erzählung handelt von zwei Jün-gern Jesu, welche mit zerschlagener Hoffnung heimkehrten. Das Grauen der Kreuzigung hätte genügt, um irgendei-nen zu erschüttern. Aber wenn sie an jemandem vollstreckt wird, den Sie lie-ben und der nicht nur unschuldig, son-dern in Ihren Augen vollkommen war – wie soll man denn das verstehen? Die Trauer der beiden Jünger wurde dadurch vertieft, dass sie Jesus für ihren Messias, die Hoffnung für ihre Welt, hielten. Das

tät und Inspiration. Aber auch hier gibt es schmerzhafte Momente, in denen mir etwas fehlt.

Gibt es Umstände, bei der die gute zur schlechten Einsamkeit wird?Ja sicher; gewisse Daten sind für mich schmerzhaft. An Weihnachten, zum Bei-spiel, empfinden viele Menschen – viel-leicht aus nostalgischen Gründen – tiefe Einsamkeit. Mir hilft es, diese Momente

vorauszusehen. Ich organisiere eine Ak-tivität oder einen Besuch, der mir guttut. Daneben gibt es das Bedürfnis von uns allen, zu lieben und geliebt zu sein. Es fällt manchmal unangemeldet wie ein Sturm über uns her. Wir müssen es aus-halten lernen. Wenn ich merke, dass die schlechte Einsamkeit über mich kommt,

versuche ich sie anzunehmen: Ich nehme sie auf wie einen ungebetenen Gast und warte (und weiss), dass sie wieder geht.

„Ich bin bei euch alle Tage” – hilft Ihnen dieses Jesuswort? Auf jeden Fall! Die Gegenwart von Jesus ist eine Realität in meinem Leben. Denn ich glaube an Gott – den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Diese Dreieinigkeit sagt mir auf verschiedene Weise, dass ich nicht verlassen bin. Weshalb? – Ich bin von Gott geliebt, bin sein Kind. Und mein Leben hat einen Sinn, weil Gott mit mir ist – an guten und an schlechten Ta-gen. Diesem Gott vertraue ich.

Gott kann also die Leere der Einsamkeit ausfüllen?Davon bin ich fest überzeugt! Wenn wir ihn wirken lassen, erfüllt Gott unser Leben! Er ist nicht ein ferner Gott und teilt alles, was unsern Alltag ausmacht: Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit, aber auch unsere Erfolge und Freude. Er ist kein Lückenbüsser, sondern die Quelle

Licht, auf das sie so lange gewartet hat-ten, war ausgelöscht. Es gab nur noch Finsternis und Verzweiflung. Sie waren von dieser schrecklichen und unerwar-teten Wende überwältigt, erdrückt; ihre Sicht war verdunkelt.

Fakten statt FiktionVielleicht macht für viele, die diesen Ar-tikel lesen, diese christliche Geschichte keinen Sinn: Gott liebt uns so sehr, dass er seinen Sohn auf die Erde schickt. Jesus

kommt in Menschengestalt, als „Kind in der Krippe”, lebt ein beispielhaftes Le-ben, heilt, predigt, wirkt Wunder. Dann stirbt er den Tod eines Verbrechers, lädt unsere Sünde auf sich und bricht durch

Majorin Corinne Gossauer- Peroz leitet in Bern das Museum & Archiv der Heils-armee.

Die Zeile eines Osterliedes, die nicht aus dem Kopf will: „Allein auf dem Weg, bedrückt von der Last, da kam Jesus zu mir, ging mit mir den Weg” (frei aus dem Englischen übersetzt). Die Worte halten ein Ereignis aus Lukas 24 fest. Sie sprechen heute noch kraftvoll zu uns. Linda Bond sagt, weshalb.

von Leben und Frieden. So verliert die Einsamkeit an Schmerz.

Kennen Sie auch banale Alltagsmittel gegen die Einsamkeit?Mir hilft es, zwei, drei Menschen zu ha-ben, mit denen ich aufrichtig reden, de-nen ich mein Gefühl von Einsamkeit mit-teilen kann. Das Mitteilen ist für mich ein Teilen. Und manchmal hilft ganz einfach, in der Stadt einen Kaffee zu trinken: Ich sehe die Menschen um mich herum und konstatiere, dass andere auch allein sind. Das relativiert meine Einsamkeit.

Jesus sagt: Ich bin bei euch, jeden Tag, bis ans

Ende der Welt.”Die Bibel, Matthäus 28, 19

Linda Bond, Generalin, leitet die in 126 Ländern tätige Heilsarmee.

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MITTENDRIN

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„Wir empfanden eine Einsamkeit, die alle Menschen der Welt nicht hätten füllen können.”

sein Opfer deren Macht. Durch ihn ist die Beziehung zu Gott wieder herge-stellt, und durch ihn können wir Verge-bung, Freiheit und Leben in Fülle er-fahren. Und die wahrscheinlich grösste Herausforderung ist der Glaube, dass er wieder zum Leben auferstand und leib-lich seinen Nachfolgern erschien. Kein Geist, keine Erscheinung, sondern ein wahrhaft lebendiger Jesus! Tun Sie diese Tatsachen bitte nicht einfach als abstrus oder unbedeutend ab. Halten Sie sie we-nigstens für einen Augenblick für wahr. Keine Fiktionen, sondern Fakten.

Grund zu neuer HoffnungHier, in Lukas’ Geschichte, nimmt sich der Herr, der Retter der Welt, der auf-erstandene Jesus Zeit, mit zwei zerbro-chenen Menschen einen einsamen Weg zu gehen: Er will ihnen ihre Augen öff-nen und ihnen Grund zu neuer Hoffnung geben. Dieser gleiche lebendige Jesus überspannt die Zeit. Er geht heute mit

Ihnen den Weg, hofft, dass Sie Ihre Au-gen öffnen, um ihn zu sehen, Ihre Ohren, um ihn zu hören und Ihr Herz, um ihn aufzunehmen.

Ihre Situation?Der Liedervers „Allein auf dem Weg, be-drückt von der Last” beschreibt vielleicht Ihre heutige Verfassung. „Allein” ist nicht zahlenmässig gemeint. Sie wie ich ken-nen Zeiten, in denen wir von Menschen umgeben waren und uns allein fühlten. Wir empfanden eine Einsamkeit, welche alle Menschen dieser Welt nicht hätten füllen können. Das Gewicht auf unseren Schultern, die Lasten, die wir trugen, schienen uns von dem Lachen und der leichtherzigen Gemeinschaft zu trennen, welche die anderen erfuhren. Vielleicht trugen Krankheit, finanzielle Sorgen, Fa-milienangelegenheiten, Abhängigkeiten, Versagen oder uns auferlegte Grenzen zu unerfüllten Träumen bei. Möglicher-weise fühlten wir uns vom Leben und von den Menschen getäuscht.

Liebe Leserin, lieber Leser, Ostern handelt vom Leben, Leben mit seinen Tragödien und Triumphen. Nie muss Verzweiflung die Wahl sein. Sie müssen nicht Theologe sein, um Jesus zu ver-stehen. Lassen Sie die Geschichte Jesu Ihre Geschichte sein. Jesus selbst ist mit Ihnen. Er naht sich Ihnen, wie das Lied es sagt. Er hält sich nicht auf Distanz, um Sie wegen Ihrer Depression oder begrenzten Erwartungen zu beschämen. Überhaupt nicht! Er starb für Sie und glaubt an Sie. Er wünscht, dass Sie an ihn glauben, ihn als ständigen Begleiter, als Ihren Erlöser sehen. Bauen Sie dafür nicht auf mein Wort. Bauen Sie auf sei-nes – und Ihr Leben wird nie mehr das gleiche sein.

Linda Bond, Generalin

Diese und andere Botschaften der Gene-ralin finden Sie auf heilsarmee.ch/blog

Jesus geht mit den Menschen den Weg, hilft Sorgen und Lasten tragen.

„Unterwegs unterhielten sie sich über alles, was geschehen war. Als sie so miteinander sprachen und alles hin und her überlegten, kam Jesus dazu und ging mit ihnen.”

Die Bibel Lukas 24, 14

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FAMILIE • FREIZEIT • SERVICE

2|20�3�

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Viele Menschen vermeiden es, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Einige fühlen sich zu jung, andere unterlassen es, weil sie unklare Vorstellungen über die Erbschaftsregelung ha-ben und ihnen das Thema zu kom-plex scheint. Ein Testament ist jedoch die einzige Möglichkeit, selber zu bestimmen, was ein-mal mit dem Erbe geschieht. Mit ihm können Klarheit geschaffen, Streitigkeiten vermieden und viel Gutes getan werden. Wenn ein Testament fehlt, wird Hab und Gut an die gesetzlichen Erben verteilt. Möchten Sie wissen, wer das in Ihrer persönlichen Situa-tion wäre? Auf der Website von MyHappyEnd können Sie in we-nigen Minuten einen kostenlosen Sofortcheck über Ihre Nachlass-situation machen. www.myhappyend.org/sofortcheck

Mit einem Testament Klarheit schaffenMyHappyEnd ist ein Zusammenschluss von gemeinnützigen Organisationen, un-ter anderem der Heilsarmee, der über das

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Thema Erbschaft informiert. Die Heils-armee bietet mit Erbschaftsberatung, Seelsorge und Wohnungsräumung um-

fassende Hilfeleistungen zu diesem Thema an.Möchten Sie sich ausführlicher mit einer geregelten Erbschaftsplanung auseinandersetzen? Wir schicken Ihnen gerne unseren kostenlosen Erbschaftsratgeber zu, vermitteln Ihnen ein Gespräch mit unserem unabhängigen Fachmann in Erb-schaftsangelegenheiten oder infor-mieren Sie über Informationsveran-staltungen.

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GESELLSCHAFT

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Claude Schmidt hat eine seltene berufliche Aufgabe, und das in zweifacher Hinsicht: einerseits ist er als Statthalter, anderseits als Präsident des Bezirksrates des Be-zirkes Affoltern (Knonauer Amt) tätig. In jedem der 12 Bezirke des Kantons Zürich braucht es diese Leitungsfunktion, damit die Verwaltung funktioniert. Schmidt ist Jurist. Viele Menschen meinen, dies sei ein trockener Beruf, in dem man vor allem mit Paragraphen, Unrecht und Gerichten zu tun hat. „Meine Arbeit ist alles andere als langweilig”, sagt Schmidt, „mal stelle ich Bussen aus, mal entscheide ich mit, ob jemand eingebürgert wird, dann prüfe ich die Jahresrechnung einer politischen Ge-meinde. Auch Fürsorgeentscheide oder Streitigkeiten im Rahmen des Besuchs-rechts getrennt lebender Eltern gehören zu meinem Alltag.”

2000 ausgestellte BussenAls Statthalter vertritt Schmidt im Kno-

nauer Amt den Regierungsrat und ist Bin-deglied zu den Gemeinden. Das hat viel mit Aufsicht zu tun, aber auch mit Arbeits-teilung. Der Bezirksrat überwacht im Auf-trag der Kantonsregierung das Handeln der Gemeinden. Gibt es Probleme, muss er eingreifen. Schmidt ist auch für leichte Gesetzesverstösse zuständig, die mit Bus-sen geahndet werden, wie Geschwindig-keitsüberschreitungen, Missachtung von Tierhaltungen oder Verkehrsunfälle. Bei der Bearbeitung der jährlich 1600-2000 ausgestellten Bussen unterstützen ihn zwei Mitarbeitende. Als oberster Bezirks-vertreter entscheidet Schmidt beispiels-weise bei Rekursen gegen Entscheide von Gemeinden, beaufsichtigt die Feuerwehr und die Feuerpolizei.

Die Menschen ernst nehmenClaude Schmidt ist ein Rechtsmensch, durch und durch: „Es ist mir sehr wichtig, dass ich fair nach dem Gesetz Entscheide

Er verteilt Bussen, predigt und respektiert jeden

fälle, ungeachtet der Person, Geschlecht, Glaubensrichtung und Herkunft. Ich hoffe, dass die Menschen merken, dass ich sie ernst nehme und ihnen mit Res-pekt begegne.” Das Streben nach Ge-rechtigkeit und Fairness hat bei Schmidt christliche Wurzeln. Wie seine zwei Ge-schwister wuchs er als Sohn gläubiger Eltern auf, welche die Liebe zu den Mit-menschen nicht nur predigten, sondern tagtäglich vorlebten. „Meine Eltern sind Heilsarmeeoffiziere und arbeiteten in verschiedenen Diensten. Überall erlebten wir familiäre Geborgenheit. Das gefiel mir. Die Heilsarmee ist auch heute noch meine geistliche Heimat, wo ich mich als Christ zuhause fühle, auftanke und einen grossen Freundeskreis habe”, sagt er.

Volleyball und predigenSchmidt arbeitet in seiner Freizeit in der Heilsarmee mit. Er ist Mitglied im Lei-tungsrat des Korps Affoltern, predigt gelegentlich und führt zusammen mit seiner Frau Ehekurse durch, die rege be-sucht werden. Und was macht er privat? „Meine Familie ist mir sehr wichtig, ich nehme mit genügend Zeit für meine Frau und meine beiden Töchter”, sagt er, „und ich bin in einem Volleyballteam aktiv und geniesse es, Gitarre zu spielen.”

Das Streben nach Gerechtigkeit hat bei Claude Schmidt christliche Wurzeln.

Reinhard Lässig

Das Recht des Einen muss dort aufhören, wo es das Recht des An-deren beschneidet. Darüber wacht der Jurist Claude Schmidt. Seine christliche Grundeinstellung hilft ihm dabei.

Er bleibt am Ball: beruflich, in der Heilsarmee, beim Volleyspiel.

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AM WERK

2|20�3�0

Im Fernsehen läuft Tennis, die WTA-Masters. Moygan Chawari und Hassan Ali Husseini sitzen auf dem Sofa. Die kleine Maria kritzelt mit dem Bleistift auf einem Blatt herum. Auf dem Tisch stehen Kaffee und Tee. „Tee aus Afgha-nistan”, erklärt mir der Mann. Zusam-men mit ihren drei Kindern (zwei, neun und elf Jahre alt) wohnen sie in einer Wohnung in Hinterkappe-len im Kanton Bern. Sie sind Asylsuchende.

„Wir sind froh, in der Schweiz zu sein. Es ist so ruhig, so si-cher hier”, schwärmt Moygan Chawari. Sie lächelt etwas an-gespannt, fragt immer wieder nach, um alles richtig zu verste-hen; sie spricht mit Bedacht, um sich verständlich zu machen. Nach ihrer Flucht aus dem Iran hat sie mit ihrer Familie sieben

Monate in der Türkei und Griechenland verbracht. Im Juni 2010 kamen sie nach Basel, dann in die Kollektivunterkunft der Heilsarmee im bernischen Konolfin-gen. „Es war eine Zeit mit viel Neuem. Aber wir waren in Sicherheit, konnten einen Deutschkurs besuchen und haben viel gelernt”, erzählt Moygan Chawari.

Optimistisch in eine ungewisse Zukunft

LeitbildDie Heilsarmee ist eine inter-nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel.Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evange-lium von Jesus Christus zu pre-digen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Sarah Fuhrer

Moygan Chawari (35) ist Afghanin. Sie und ihr Mann lebten im Iran, ehe sie vor drei Jahren flohen. Die Heilsarmee hat die beiden seit ihrer An-kunft in der Schweiz unterstützt.

Die Zeit nutzenDen Flüchtlingen etwas weitergeben – das sei ein Wunsch der Flüchtlingshilfe, erklärt Daniel Röthlisberger, Leiter des Heilsarmee Sozialwerks: „Wir wollen ihre Zeit hier nicht ungenutzt verstrei-chen lassen. Deshalb machen wir sie mit der Sprache und Kultur der Schweiz ver-traut. So sind die Flüchtlinge vorberei-tet, falls sie bleiben können; und falls sie wieder zurückkehren müssen, haben sie ihren Aufenthalt genutzt und etwas ge-lernt. Das eröffnet ihnen in ihrer Heimat möglicherweise mehr Perspektiven.” Der LernPunkt, das Deutschkursangebot der Heilsarmee, bietet Programme auf verschiedenen Stufen an. Dazu kommen Integrationshilfen: Von Alphabetisie-rung, Lesetraining, Konversation bis hin zum Niveau A2 – die Flüchtlinge können das lernen, was sie brauchen.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar”Vor 18 Monaten zog die Familie nach Hinterkappelen. „Die Heilsarmee hat diese Wohnung für uns gefunden”, er-klärt Moygan Chawari. Die Regional-stelle Bolligen betreut die Familie jetzt – vereinbart Termine, unterstützt sie und hilft, Probleme zu lösen. Moygan Cha-wari und ihr Mann können sogar einige Stunden pro Woche dort arbeiten. Dafür sind sie sehr dankbar. Daniel Röthlisber-ger: „Wir wollen den Flüchtlingen nicht nur ein Obdach bieten, sondern ihnen mit Respekt begegnen. Die Würde des Men-

Hassan Ali Husseini und Moygan Chawari fühlen sich in Sicherheit – dafür sind sie dankbar.

Die Heilsarmee bietet mit „LernPunkt” Deutsch-kurse an.

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AM WERK

Du bist wertvoll!Thomas Martin*

Viele Kinder Haitis leiden unter trau-matischen Erdbebenfolgen. Ein Vater erzählt: „Mein Sohn Billy verbrachte zwei Tage unter dem Schutt unseres Hauses. Er ist seither behindert und meidet jeglichen Kontakt mit anderen Kindern.” Für Kinder wie Billy hat die Heilsarmee Haiti nach dem Erdbeben ein psychosoziales Unterstützungspro-gramm lanciert. Dieses hilft Kindern und Jugendlichen beim Umgang mit Mitmenschen, um Probleme und Stress-situationen im alltäglichen Leben zu meistern.

Aktiv und kreativSolche Fähigkeiten sind wichtig für die Stärkung der psychosozialen Kom-petenz. Die Betroffenen sollen wieder Selbstwertgefühl und Lebensmut ent-wickeln können, um so ihr Leben aktiv

Alltagsbeschäftigung in der Kollektivunterkunft der Heilsarmee in Konolfingen.

Die Heilsarmee stärkt die Eltern-Kind-Beziehungen.

schen ist unantastbar – ihre Zeit hier soll menschenwürdig und perspektivisch sein und die Qualität der Betreuung hoch.”

Fünfzig-fünfzigDie Familie wartet jetzt auf den Entscheid des Bundesamts für Migration über ihre Zukunft. Wann sie diesen erhält und wie gross ihre Chancen sind, in der Schweiz zu bleiben, kann das Ehepaar nicht abschät-zen – „fünfzig-fünfzig vielleicht”, meinen die beiden. „Wir hoffen aber zu hundert Prozent, dass wir bleiben können”, so Moygan Chawari. „Die Kinder können zur Schule gehen und eine Ausbildung ma-chen. Das ist gut – alles ist sehr gut.” Trotz der Flucht und der Ungewissheit fühlt sich Moygan Chawari heute sicher und wirkt optimistisch. Sie hat ein Zuhause gefun-den – und kann wieder lachen.

Spendenkonto der Heilsarmee

PC 30-444222-5Onlinespenden:

www.heilsarmee.ch

Die Heilsarmee unterstützt in Haiti Kinder und Eltern beim Verarbeiten des Erdbebentraumas.

Heilsarmee FlüchtlingshilfeDie Heilsarmee Flüchtlingshilfe gehört zum Sozialwerk der Stiftung der Heilsarmee Schweiz-Österreich-Ungarn. Im Auftrag des Kantons Bern ist sie für Unterbringung, Beratung, Begleitung, finanzielle Unterstützung und Integration von Personen des Asylbereichs im Kanton Bern zuständig. Sie betreibt Kollektivunterkünfte für Personen des Asylbereichs, führt Regionalstel-len für die Betreuung der in Wohnungen lebenden Personen und bietet Sprachunter-richt und Beschäftigung an. Zahlen: Es leben zurzeit rund 1300 Personen aus über 50 Nationen in den Heilsar-meezentren. Die Auslastung beträgt 99% Prozent. Im LernPunkt lernen 450 Per-sonen in 34 Klassen Deutsch. Es arbeiten rund 170 Mitarbeitende in der Heilsarmee Flüchtlingshilfe.

und kreativ zu gestalten und schwierige Lebensphasen zu bewältigen. Bei Billy hat es genützt und sein Vater ist glück-lich: „Jetzt ist Billy nicht mehr traurig. Durch die gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Kindern im Programm und den Kontakt mit den Mitarbeitenden der Heilsarmee hat er erfahren, dass er wert-voll ist. Er spielt wieder mit Freunden und ist stolz auf sich.”Damit die Eltern die Veränderungen ihrer Kinder verstehen und sich mit ihnen bes-ser austauschen können, hat die Heilsar-mee in diesem Jahr das Programm mit einer Elternschule ergänzt. Im Mittel-punkt steht dabei die Stärkung der El-tern-Kind-Beziehung und der elterlichen Erziehungskompetenzen.

*Mitarbeiter Mission & Entwicklungmission.heilsarmee.ch

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Auf Wiedersehen

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Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

Rätseln Sie mal …

So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in je-dem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

Sudoku-SpassLösungen: Sudoku und Rätsel

Liebe mit nachhaltiger WirkungKopfschmerzen – ein Phänomen, das viele Menschen täglich be-gleitet. Auch mich ab und zu. Gott sei Dank haben wir Medika-mente, die dem Übel in kurzer Zeit den Garaus machen. Es gibt aber auch Beschwerden, die nicht mit einer schnell wir-kenden Substanz beseitigt werden können. Hier braucht es so genannte retard- oder slow-release-Medikamente. Sie entfalten ihre Wirkung langsam und nachhaltig im Körper. Gottes Liebe vereint beides: Sie kann unser Leben in einem ein-zigen Augenblick verändern. Dann hilft sie aber weiter – wie ein Medikament mit Langzeitwirkung. Sie verändert unser Leben heilend zum Guten. Jesus Christus hat Millionen Menschen mit seiner Liebe erreicht: „Die rettende Liebe Gottes ist offenbar geworden. Sie gilt allen Menschen” (die Bibel, Titus 2, 11).Öffnen Sie sich dieser rettenden Liebe und erleben Sie ihre nach-haltige Wirkung!

Regula Trummer, Heilsarmeeoffizierin in Bern

Wort auf den Weg

„Überlass deine Sorgen Gott, dem Herrn! Er wird dich aufrichten; niemals lässt er den scheitern, der treu zu ihm steht.”

Die Bibel, Psalm 55, 23

Anderes Buch als der Duden (Links im Regal ). Umgekehrte Farbe der Grafik (Auf dem Tisch).

Was sind die 2 Unterschiede zum Bild auf Seite 9?

Lösung: