SPECIAL Wahlen 2015

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DIE SONDERAUSGABE ZU DEN EIDGENÖSSISCHEN PARLAMENTSWAHLEN 2015 www.leaderonline.ch August 2015 Preis Fr. 5.00 Ständeratswahlen: Hoffnungsloser Angriff auf die SP? Seite 06 Mehr Unternehmertum im Parlament: Die Top-Kandidaten aus dem Kanton St.Gallen ab Seite 08 WAHLEN

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DIE SONDERAUSGABE ZU DEN EIDGENÖSSISCHEN PARLAMENTSWAHLEN 2015

www.leaderonline.chAugust 2015Preis Fr. 5.00

Ständeratswahlen:

Hoffnungsloser Angriff auf die SP?Seite 06

Mehr Unternehmertum im Parlament:

Die Top-Kandidaten aus dem Kanton St.Gallenab Seite 08

WAHLEN

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«Wir empfehlen Marcel Dobler zur Wahl in den Nationalrat und wissen warum.»

«Es braucht mehr Unternehmer im Nationalrat. Marcel Dobler ist einer meiner Favoriten.»

Peter SpuhlerEhemaliger Nationalrat, Bahn-unternehmer, Inhaber Stadler Rail

«Unternehmer, die bereit sind, sich politisch zu engagieren, haben Selten-heitswert. Und wenn sie als Erfahrungs-hintergrund IT und neue Medien mitbringen, ist das ein Glücksfall.»

Peter GomezEhemaliger Rektor der Universität St.Gallen

«Ich wähle Marcel, weil er als Unter-nehmer weiss, wie wirtschaftliche Prozesse ablaufen und was politisch zu tun ist, um Wachstum und Wohlstand zu sichern.»

Marie Theres HuserEhemalige Kantons-rats-Präsidentin, Anwältin

«Bern braucht eine neue Generation liberaler, unverbrauchter, junger Politiker mit unternehmerischem Sachverstand und dem Sportgeist eines 10-Kämpfers.»

Franziska TschudiCEO Wicor Holding

«Die Schweiz braucht endlich eine zu-kunftsgerichtete Politik. Dies erfordert innovative und gradlinige Politiker. Marcel Dobler hat als erfolgreicher Unternehmer und Spitzensportler be-wiesen, dass er Konzepte umsetzen und Ziele erreichen kann.»

Peter WeigeltEhemaliger Nationalrat, Unternehmer

«Marcel hat durch sein Engagement dafür gesorgt, dass Geräte im IT- und Unterhaltungselektronik-Bereich in der Schweiz zu äusserst wettbewerbs-fähigen Preisen zu haben sind. In dieser Branche existiert Einkauftstou-rismus ins Ausland nicht. Solche Leute brauchen wir in Bern.»

Casimir PlatzerPräsident Gastro Suisse

«Ich unterstütze Marcel Dobler für die Nationalratswahl, weil er als Gründer, Co-CEO und CFO der digitec AG eine sehr breite Kompetenz mitbringt, die in Bern von grossem Wert ist.»

Herbert BolligerCEO Migros

«Wir brauchen mehr Vertreter der jungen Generation mit unternehmer-ischem Geist und Selbstverant-wortung.»

Filippo LeuteneggerStadtrat Zürich

«Marcel Dobler ist ein unabhängiger Geist. Er hat zudem einen eindrück- lichen unternehmerischen Leistungs-ausweis. Er wäre eine Bereicherung für den Nationalrat.»

Andrea CaroniNationalrat Appenzell Ausserrhoden

«Bern braucht Persönlichkeiten mit einem Leistungsausweis als Unterneh-mer. Ich freue mich darauf, mit dir zusammen zu arbeiten.»

Ruedi NoserNationalrat,Unternehmer

Der frische Nationalrat.Marcel Dobler

Mit Herz und Verstand – aus Liebe zur Schweiz.

marcel-dobler.ch

2x auf Ihre

Liste

Allen, die meine Kandidatur für die Wahl in den Nationalrat unterstützen, danke ich sehr herzlich!

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SPECIAL | August 2015

3Editorial

Die Perlen finden und wählenEs gibt drei Fraktionen von Wählern: Da sind die unverbesserlichen Optimisten, die alle vier Jahre an die Urne pilgern und felsenfest davon überzeugt sind, dass ihre Stimme den Unterschied machen werde und viele der im Wahlkampf versprochenen Taten danach auch folgen würden. Und da gibt es die Frustrierten, die sicher sind, dass es keine Rolle spiele, welche Parteien und Personen ans Ruder kommen, weil unterm Strich ohnehin alle Politiker nur für sich selber tätig sind. Aus dieser Gruppe werden früher oder später meist Nichtwähler.

Der Wahrheit am nächsten kommt für einmal wohl die Mitte, die dritte Gruppe. Das sind diejenigen Wähler, die zwar wissen, dass die Verschiebung einzelner Wählerprozente von A nach B selten für einen Durchbruch bei wichtigen Themen sorgt, es aber eben doch nicht auszuschliessen ist. Sie nehmen ihr Wahlrecht in Anspruch, auch wenn ihre Erwartungen oft enttäuscht wurden – einfach in der Hoffnung, dass es irgendwann anders kommt.

Wenn es überhaupt jemals anders kommt, dann nicht dank Parteien, sondern dank Perso-nen. Parteien sind ideologisch besetzte Gefässe, die selten interessiert sind an echten Pro-blemlösungen, denn jedes aus der Welt geschaffte Problem lässt sich nicht mehr politisch bewirtschaften. Einzelne Personen hingegen, vor allem solche, die noch nicht nach Jahren der politischen Arbeit «weichgespült» sind, können es sich viel eher leisten, mit unkonven-tionellen Ideen vorzupreschen oder auch mal dem politischen Gegner entgegen zu kom-men, wenn es der Sache dient.

In der vorliegenden Ausgabe zu den anstehenden nationalen Wahlen im Kanton St.Gallen beleuchten wir in erster Linie Menschen und nicht Parteiparolen. Was treibt die Kandida-ten an, wo kommen sie her, wo wollen sie hin? Es sind diese Fragen, die über die Wählbar-keit – oder auch Nichtwählbarkeit – viel mehr verraten als die auf dem Reissbrett entwor-fenen Wahlslogans, die uns um die Ohren geschlagen werden. Es gilt, die Perlen zu finden und zu wählen – und zu hoffen, dass das andere auch tun.

Marcel BaumgartnerChefredaktor LEADER

Impressum

Magazin LEADER, MetroComm AG, Bahnhofstrasse 8, 9001 St.Gallen, Telefon 071 272 80 50, Fax 071 272 80 51, [email protected], www.leaderonline.ch | Verleger: Natal Schnetzer | Redaktion: Marcel Baumgartner (Chefredaktor), [email protected]; Stefan Millius, [email protected] | Foto grafie: Bodo Rüedi, Leo Boesinger, Gian Kaufmann | Geschäftsleitung: Natal Schnetzer, [email protected] | An-zeigenleitung: Hermann Flammer, [email protected] | Marketingservice/Aboverwaltung: Vreni Zäch, [email protected] | Abopreis: Fr. 60.– für 18 Ausgaben | Erscheinung: Der LEADER erscheint 9x jährlich mit Ausgaben Januar/Februar, März, April, Mai, Juni, August, September, Oktober, November/Dezember, zusätzlich 9 Special-Ausgaben | Gestaltung: Tammy Rühli, [email protected] | Druck: Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach LEADER ist ein beim Institut für geistiges Eigentum ein ge tragenes Markenzeichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genemigung des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haf tung. ISSN 1660-2757

DIE SONDERAUSGABE ZU DEN EIDGENÖSSISCHEN PARLAMENTSWAHLEN 2015

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Preis Fr. 5.00

Ständeratswahlen:

Hoffnungsloser Angriff auf

die SP?Seite 06

Mehr Unternehmertum im Parlament:

Die Top-Kandidaten aus

dem Kanton St.Gallenab Seite 08

WAHLEN SPECIAL zu den eidgenössischen Parlamentswahlen 2015

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SPECIAL | August 2015

4 Hintergrund

Angriff auf Kessler und Rechsteiner

Der Wahlkampf hat schon vor einem Jahr lang-sam Fahrt aufgenommen. Dann nahmen die ers-ten Kandidaten mit der LEADER-Redaktion Kon-takt auf, um sich für ein Interview zu empfehlen.

Es waren dies Politiker, die genau wissen, dass es nur jene nach Bern schaffen, die sich schon früh-zeitig in Position und damit ins Gespräch bringen.

Es waren dies Personen, die keine reinen Listen-füller sein möchten. Davon gibt es erneut genug – durch alle Parteien hinweg. Natürlich loben sich alle Parteien selbst, heben gegenüber der Öffent-lichkeit den ach so guten Mix aus Kandidaten her-vor. Man habe die besten Männer und Frauen ge-wonnen. Und diese vertreten dann natürlich auch noch – welch Wunder – sämtliche Wahlbezirke und die unterschiedlichsten Branchen. Mit gewissen Ausnahmen: Die SVP beispielsweise führt auf ih-rer Liste zwar eine stattliche Anzahl von Vertretern der Landwirtschaft, jedoch mit Barbara Keller-In-helder gerade einmal eine einzige Frau. Wie der

Am 18. Oktober ist Stichtag. Es wird sich zeigen, ob die FDP im Kanton St.Gallen ihren zweiten Sitz zurückerobern kann. Es wird sich zeigen, ob die Grünliberalen nach wie vor eine Vertretung nach Bern senden können. Und wir werden endlich wissen, ob es den Bürgerlichen gelingt, Paul Rechsteiner – zumindest im zweiten Wahlgang – in den politischen Ruhestand zu schicken. In gewissen Parteien kann schon ein erster Ersatzplatz als Sieg verbucht werden.

Walter Müller dürfte in der nächsten Legis latur seinen Rücktritt bekannt geben.

Links: Toni Brunner:

Seit 20 Jahren in Bern.

Rechts: Walter Müller: Zweimal

auf der FDP-Liste.

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SPECIAL | August 2015

5Hintergrund

kantonale Parteipräsident Herbert Huser diesen Umstand erklärt, können Sie im Interview in dieser Ausgabe nachlesen.

Müller gegen RechsteinerIm Grundsatz ist die SVP jedoch in einer sehr guten Ausgangslage. Ihre vier Sitze wird sie mit den vier bisherigen Nationalräten Büchel, Brunner, Müller und Reimann halten können. Ein fünfter Sitzgewinn wäre eine Sensation. Ebenso dürfte sich gemäss dem derzeitigen Kenntnisstand an dieser Zusammen-setzung in den nächsten vier Jahren nichts ändern. Kaum einer dieser Politiker wird vorzeitig zurücktre-ten. Für Spannung sorgt einzig die Ständeratskan-didatur von Thomas Müller: Eine Verdrängung von SP-Kandidat Paul Rechsteiner wird die geschlossene Linke zusammen mit bürgerlichen Abweichlern aber zu verhindern versuchen.

Die FDP gegen KesslerAnders sieht es bei der FDP aus: Ihre Ständerätin Karin Keller-Sutter gilt als gesetzt; ihr bisheriger und derzeit einziger Nationalrat Walter Müller ebenfalls – trotz «Kasachstan-Affäre». Vor allem, da dieser zusätzlich zu seinem regulären Listenplatz auch noch jenen des frühzeitig aus dem Rennen genom-menen Paul Schlegel für sich besetzen kann. Müller fungiert damit als klarer Stimmensammler für die Freisinnigen und damit zum Hoffnungsträger, ei-nen zweiten Sitz zu erlangen – wohl auf Kosten der Grünliberalen. Ob dieser nun an Walter Locher oder an Imelda Stadler geht, spielt langfristig gesehen keine grosse Rolle. Der Landwirt Müller dürfte in der nächsten Legislatur seinen Rücktritt bekannt geben

und damit sein Ticket nach Bern an den ersten Ersatz – eben Locher oder Stadler – weiterreichen. Die Rol-le des «Spielverderbers» wird im freisinnigen Lager höchstens noch Marcel Dobler zugetraut.

Paganini gegen AmmannDie CVP indes muss den dritten Sitz der zurückgetre-tenen Lucrezia Meier-Schatz verteidigen. Die Stühle der Bisherigen Markus Ritter und Jakob Büchler wa-ckeln nicht, wobei bei Letzterem durchaus mit einem Rücktritt innerhalb der nächsten vier Jahre gerech-net werden kann. In guter Position für den frei ge-wordenen Sitz sowie für den ersten Ersatzplatz sind Nicolo Paganini – aufgrund seiner grossen Bekannt-heit – und Thomas Ammann, der durch seine paralle-le Ständeratskandidatur einige zusätzliche Stimmen auf der Nationalratsliste verbuchen dürfte.

Diese Strategie – mit zwei Kandidaturen – geht mit Sicherheit auch bei der Bisherigen Yvonne Gilli von den Grünen auf. Bei Margrit Kessler von den Grün-liberalen könnte die Rechnung am Ende trotzdem nicht aufgehen. Zu gut ist die Ausgangslage bei FDP und SVP.

Status quo bei der SPKaum für Überraschungen sorgen wird die SP – we-der jetzt noch in den nächsten vier Jahren. Mit Bar-bara Gysi und Claudia Friedl schickt sie zwei Bishe-rige ins Rennen, die noch einige Jahre in Bern politi-sieren dürften. Aufgrund der Berichterstattung über den Einzug von Secondos in Bern erlangte zwar der Vizepräsident der St.Galler SP, Arber Bullakaj, kurz-fristig nationale Bekanntheit, nur nützt ihm diese bei den aktuellen Wahlen kaum etwas, da die SP keinen dritten Sitz gewinnen dürfte.

Text: Marcel Baumgartner

Bilder: zVg.

In guter Position für den frei gewordenen CVP-Sitz sowie für den ersten Ersatzplatz sind Nicolo Paganini und Thomas Ammann.

Margrit Kessler: Nach vier Jahren könnte

nun Schluss sein.

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6 Ständerat

Ein Duo ohne politische Schnittmenge

Was müsste Karin Keller-Sutter bis im Oktober noch anstellen, um ihre Wahl zu gefährden? Dazu wür-de wohl nicht mal der sprichwörtliche Diebstahl der Silberlöffel reichen. Die einstige Regierungs- und heutige Ständerätin darf bei jeder Wahl auf ein Glanzresultat hoffen. Erworben hat sie sich dieses

Privileg durch seriöse Arbeit. Dass sie links der Mit-te als unterkühlte Hardlinerin definiert wird, scheint bei einem Gros der Wählerschaft wenig Eindruck zu machen. Sogar die seltsame Rolle, in welche die Wilerin vor vier Jahren gezwungen wurde, spielt sie

Die Vorgeschichte der St.Galler Ständeratswahlen 2015 ist schnell erzählt: Zwei amtierende Ständeräte müssen sich zwei ernsthaften Herausforderern stellen, vier weitere Kandidaturen dienen rein wahltaktischen Gründen. Ein zweiter Wahlgang ist wahrscheinlich, und das Resultat könnte wiederum darin bestehen, dass sich die St.Galler Delegation zumindest in wirtschaftspolitischen Fragen gegenseitig aufhebt.

mit Bravour: Sie bildet zusammen mit dem Sozial-demokraten Paul Rechsteiner das St.Galler Gespann im Ständerat, was faktisch dazu führt, dass sich die beiden bei der Stimmabgabe in den meisten Fragen neutralisieren. Darüber würde sich die Vollblutde-mokratin nie beklagen, denn die Situation entspricht dem Wählerwillen. Sie äussert sich auch nie zu Be-hauptungen von links, wonach das Duo hervorra-gend zusammenarbeite und gewinnbringend für die Ostschweiz viel erreiche, beispielsweise in Fragen des öffentlichen Verkehrs.

Keine politische SchnittmengeSuggeriert wird damit, Keller-Sutter fühle sich an der Seite des Gewerkschaftschefs pudelwohl. Dabei geht leicht vergessen, dass die Freisinnige ein Musterbei-spiel für vornehme Zurückhaltung ist. Sie verliert nie die Contenance, ist stets die Ruhe selbst und lässt sich nie aus der Reserve locken. Klar, dass sie auch den Status quo in der kleinen Kammer nach aussen hin stoisch hinnimmt. Innerlich dürfte das anders aussehen. Dass ihre politische Schnittmenge mit dem Sozialisten Rechsteiner gleich null ist, darüber sollte der Waffenstillstand nicht hinwegtäuschen.

Aus wirtschaftspolitischer Sicht wäre ein rein bür-gerliches St.Galler Gespann im Ständerat wün-schenswert. Die SVP versucht es dieses Mal mit Nati-onalrat Thomas Müller, dem einstigen CVP-Überläu-fer und Stadtpräsidenten von Rorschach. Müller ist grundsätzlich immer für eine Wahl gut, und die SVP darf auch in diesem Herbst auf eine solide Wähler-basis hoffen. Aber wenn es um den Ständerat geht, scheinen in St.Gallen die normalen Verhältnisse au-sser Kraft gesetzt, wie die Wahl von Rechsteiner ge-zeigt hat. Müller muss versuchen, eine gute Balance zwischen seiner manchmal leicht polternden Leutse-ligkeit und dem nötigen staatsmännischen Auftritt zu finden. Das eine kommt gut an, das andere wird vorausgesetzt.

Gilt als gesetzt: Karin Keller-Sutter.

Wirtschaftspolitisch die grösste Verlässlichkeit bietet wohl eine Delegation aus Karin Keller-Sutter (FDP) und Thomas Müller (SVP).

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7Ständerat

Schnittmuster-KarriereDie CVP wiederum hat eine Scharte auszuwetzen, war sie es doch, die ihren Sitz vor vier Jahren ver-lor. Der erste Umlauf mit dem schlechten Abschnei-den des Bisherigen Eugen David war ein veritabler Schock für die Christdemokraten. Daraus resultierte die Panikaktion, mit Michael Hüppi einen Querein-steiger in den zweiten Wahlgang zu senden. Erstaun-lich eigentlich, wie experimentierfreudig ausgerech-net die einst staatstragende Partei im Kanton damals war.

Damit ist es nun allerdings vorbei. Mit Thomas Am-mann aus Rüthi portiert die CVP einen Kandidaten, dessen bisherige politische Karriere aussieht wie ein sorgfältig vorbereitetes Schnittmuster. Seit 15 Jahren im Kantonsrat, seit 2011 Präsident der CVP-Fraktion, Gemeindepräsident. Keine Skandale, kein Ausscheren. Positiv ausgedrückt hat Ammann keine Stolpersteine auf dem Weg, kritisch formuliert fehlt es ihm an Ecken und Kanten, also am Profil.

Ohne Fragen der Parteistärke oder der regionalen Verankerung einzubeziehen, ist es Müller eher zuzu-trauen, Rechsteiner zu gefährden, weil beide «bunte» Kandidaten sind – klar an Polen politisierend, gerne in Haudrauf-Manier, bei den zentralen Themen bein-hart. Die St.Gallerinnen und St.Galler scheinen näm-lich ausgerechnet beim Ständerat, der angeblichen «Chambre de reflexion», keine auf Ausgleich bedach-ten Repräsentanten zu wünschen, sondern klar bere-chenbare Leute. Thomas Ammann dürfte es deshalb schwerer fallen, sich bei den Unzufriedenen als Ge-

Allzu unruhig dürfte er nicht schlafen: Paul Rechsteiner.

Thomas Ammann dürfte es schwerfallen, sich bei den Unzufriedenen als Gegenentwurf zu Paul Rechsteiner zu verkaufen.

Text: Stefan Millius und Marcel Baumgartner

Bilder: zVg.

genentwurf zu Paul Rechsteiner zu verkaufen – auch wenn er es inhaltlich sicher ebenfalls ist.

Taktische KandidaturenMit Yvonne Gilli (Grüne), Margrith Kessler (GLP), Richard Ammann (BDP) und Hans Oppliger (EVP) bewerben sich vier weitere Kandidaten für einen Ständeratssitz. Alle diese Kandidaturen sind chan-cenlos und dienen dem einzigen Zweck, die eigene Person und die Partei im Gespräch zu halten und da-von bei den Nationalratswahlen zu profitieren. Vor allem im Fall der bisherigen Nationalrätin und Pati-entenschützerin Kessler, deren Sitz kräftig wackelt, ist das nachvollziehbar. Gleichzeitig macht die Kan-didatenflut die Lage zumindest für den ersten Wahl-gang denkbar unübersichtlich. Es wird für die Partei-strategen schwer sein, die richtigen Schlüsse für den wahrscheinlichen zweiten Wahlgang zu ziehen. Wie will man wissen, ob ein mögliches schlechtes Resul-tat eines Kandidaten auf diesen selbst zurückzufüh-ren ist oder aber auf die Kandidatenschwemme und die Experimentierlust der Wähler?

Wirtschaftspolitisch die grösste Verlässlichkeit bietet wohl eine Delegation aus Karin Keller-Sutter (FDP) und Thomas Müller (SVP). Thomas Ammann, seit 18 Jahren Gemeindepräsident und mit Ausnahme eini-ger Jahre in der Bankbranche sehr stark von der Ver-waltung geprägt, sendet diesbezüglich heterogene Signale aus. Wie fast alle bürgerlichen Kandidaten gelobt er, sich für «KMU als Rückgrat und Motoren unserer Wirtschaft» einzusetzen. Im gleichen Atem-zug spricht er sich aber dafür aus, dass «Arbeitskräf-te respektiert und gefördert werden». Dagegen lässt sich nichts sagen, und jeder Unternehmer würde das sofort unterschreiben. Die Frage ist im Fall eines Po-litikers nur, ob der Fokus im Zweifelsfall eher bei der Unternehmens- oder der Mitarbeiterfreundlichkeit liegt. Die Frage bleibt vorläufig ungeklärt.

Keller-Sutter gefordertBleibt alles beim Alten und leistet sich St.Gallen auch in den nächsten vier Jahren eine zwischen bürgerlich und links geteilte Standesstimme, ist in erster Linie Karin Keller-Sutter gefordert. Bei aller Wahrung der Haltung wäre es wünschenswert, wenn sie bei ent-scheidenden Fragen nicht nur wie bisher schon klar sagt, was sie will, sondern dass sie auch deutlich macht, wie gross diesbezüglich der Graben zu ihrem Ratskollegen ist. Nur dann fällt den Wählerinnen und Wählern früher oder später auf, dass diese Stän-deratszusammensetzung vielleicht nicht so schlimm ist wie befürchtet – aber längst nicht so gut, wie sie sein könnte.

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8 FDP

Walter Locher:

Einer der letzten Generalisten.

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9FDP

Seriöse politische Arbeiter, wie Locher einer ist, sorgen selten für Schlagzeilen und segeln oft genug unter dem Radar der Wählerschaft durch.

Die Allzweckwaffe

Einst forderte die FDP «Mehr Freiheit – weniger Staat». Dann rückte sie von diesem Motto ab, sowohl im Auftritt nach aussen wie auch hin und wieder bei den politischen Positionen. Walter Locher ist der Losung teilweise treu geblieben und hat sie leicht erweitert. «Mehr Freiheit und Eigenverantwortung – weniger Staat» schreibt er auf der Webseite sei-ner Partei. Diese Ergänzung sagt viel aus über den 60-jährigen Rechtsanwalt. Blindlings Freiheit ein-zufordern ist nicht seine Sache. Er will Freiheit ver-bunden wissen mit der Forderung, mit dieser auch

verantwortungsvoll umzugehen. Das passt zum um-triebigen St.Galler, der seinem Berufsstand getreu in vielen Verwaltungsräten sitzt, aber dennoch im Un-terschied zu vielen anderen nie in den Ruch geraten ist, zu viele Verbindlichkeiten zu haben. Locher ist authentisch und glaubwürdig, er sagt, was er denkt und umgekehrt.

Fundierte ArgumenteSeit zwölf Jahren ist Walter Locher Mitglied des Kantonsrats, vor wenigen Jahren präsidierte er die-sen, die FDP-Fraktion führt er stellvertretend. In-nerhalb der St.Galler «Pfalz» ist er damit ohne Frage ein Schwergewicht. Die Aussenwirkung ist damit allerdings nicht zu verwechseln. Seriöse politische Arbeiter, wie Locher einer ist, sorgen selten für Schlagzeilen und segeln oft genug unter dem Radar der Wählerschaft durch. Anders sieht es in der Par-tei aus. Hier ist der Anwalt eine Art Allzweckwaffe. Ob Raum- oder Verkehrsplanung, ob Steuerfragen oder Gesundheitspolitik: Die FDP weiss, dass ihr stellvertretender Fraktionspräsident nur dann argu-

mentiert und fordert, wenn er mit dem nötigen Wis-sen ausgestattet ist und seine Standpunkte belegen kann. Wobei auch diese Qualität leider bei einem grossen Teil der Wählerschaft nicht einmal hoch ge-schätzt wird.

2015 könnte dennoch zu Walter Lochers Jahr wer-den. Das ist vor allem dem Formstand seiner Partei zu verdanken. Der FDP wird zugetraut, im Oktober den einst verlorenen zweiten Sitz in der St.Galler Nationalratsdelegation wieder zu holen. Mit Paul Schlegel hat sich ein aussichtsreicher Anwärter selbst aus dem Rennen genommen, der Rest der Liste ist durchaus interessant und vielfältig zusammenge-setzt, aber an eigentlichen «Selbstläufern» fehlt es. Seine politische Erfahrung und sein Beziehungsnetz könnten Locher dieses Mal als Steigbügel zu höheren Weihen dienen.

Als Generalist in BernInteressant wäre eine allfällige Wahl auch insofern, als Walter Locher einer der letzten Generalisten ist. Ein Blick auf die Geschäfte, die er im Kantonsrat ein-gebracht hat, zeigt: Der Parlamentarier grenzt sich selbst nicht ein. Von Gewalt auf dem Schulweg über Durchgangsplätze für Fahrende bis zu Verkehrslö-sungen in der Stadt St.Gallen und die Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln hat Locher schon alles Mögliche thematisiert. Zwar heisst es allenthalben, in Bundesbern müsse man sich auf wenige Kernbe-reiche beschränken, um Wirkung zu entfalten. Wer sich daran gewöhnt ist, sich in kurzer Zeit in völlig neue Bereiche einzuarbeiten, dem ist allerdings zu-zutrauen, auch im nationalen Parlament ein breites Themenportfolio abzudecken. Walter Locher gehört zu dieser Gruppe.

Text: Stefan Millius

Bild: Bodo Rüedi

Walter Locher würde seinen runden Geburtstag in diesem Jahr gern mit einem neuen Amt krönen. Es wäre ihm zu gönnen. Denn Locher ist der Prototyp des stillen Schaffers, dossiersicher und brückenbauend. Darin liegt allerdings auch die Krux: Die politische Landschaft im Jahr 2015 belohnt eine Laut- stärke, die dem Juristen nicht liegt. Vielleicht belohnt die Wählerschaft für einmal aber auch andere Werte.

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«Ich bin keine Eintagsfliege»

Marcel Dobler, Sie waren so gut wie Ihr ganzes junges Leben Unternehmer. Nun zieht es Sie in die Politik. Warum?Das kam nicht von heute auf morgen, das war ein län-gerer Prozess. Ich habe als Jungunternehmer begon-nen und war mit dem Aufbau von Digitec 13 Jahre lang völlig absorbiert, da blieb kein Platz für ein ande-res Engagement. Gleichzeitig ist mein Interesse an po-litischen Themen parallel zum Wachstum der Firma gestiegen. Wir begannen als Ein-Mann-Firma und hat-ten zuletzt rund 500 Beschäftigte. Da kommen ganz von allein Fragen auf, welche die Politik betreffen.

Zum Beispiel?Es gab zeitweise die Bestrebung, Verkäufe an der Haustür und solche über Onlineshops gleichzuset-zen, was das Widerrufsrecht der Kunden angeht. Das hätte dazu geführt, dass sich die Preise für On-lineprodukte stark verteuert hätten. Ich habe mich gegen dieses Ansinnen starkgemacht. Später kamen andere Fragen, die mich als Unternehmer direkt be-trafen, wie beispielsweise die 1:12-Initiative. Nach und nach ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass wir Wirtschaftsvertreter nicht nur reden, sondern handeln.

Und stand für Sie immer fest, dass die richtige Basis für politisches Handeln für Sie die FDP ist?Ich bin etwa Mitte 2014 zur FDP gestossen, davor habe ich mich nie an eine Partei gebunden. Mein Bauchgefühl hat mir von Anfang an gesagt, dass ich bei den Freisinnigen am richtigen Ort bin, vor allem aufgrund der wirtschaftspolitischen Positionen. Aber ich wollte nichts dem Zufall überlassen und habe mit-tels Smartvote ermittelt, wo ich in der Parteienland-schaft stehe. Mein Gefühl wurde dort bestätigt.

Als einer der drei Gründer von Digitec hat Marcel Dobler, aus Rapperswil- Jona Schweizer Unternehmensgeschichte geschrieben. Seit dem Verkauf der Aktien an die Migros hat Dobler zwei kostbare Güter im Gepäck: einen reichen Erfahrungsschatz und mehr Zeit. Beides will er künftig in die Politik inves tieren. Der Nationalratskandidat der St.Galler FDP im Gespräch über seine persönlichen Ambitionen, seine politischen Forderungen und die Vorteile von Quereinsteigern.

Das heisst aber auch, dass Sie sich nicht in der Par-tei hochgedient haben und nun direkt einen Nati-onalratssitz anstreben. Wird das gern gesehen bei den Parteikollegen?Ich habe grossen Respekt vor lokaler und regionaler politischer Arbeit. Es liegt an meiner unternehmeri-schen Laufbahn, dass mein Interesse vor allem auf kantonalen und nationalen Themen liegt, deshalb hätte es in meinem Fall wenig Sinn gemacht, über die Lokalpolitik einzusteigen. Statt den klassischen Weg über alle politischen Stufen zu gehen, habe ich ein Unternehmen aufgebaut und kann nun die dort ge-machten Erfahrungen in die Politik einbringen.

Unternehmer sind meist ungeduldige, entschei-dungsfreudige Leute, in der Politik dauern Pro-zesse Jahre, und sie basieren auf Kompromissen. Werden Sie damit fertig?Wir waren bei Digitec drei Gründer, und aus heutiger Sicht kann ich sagen: Es gibt wohl kaum drei Leute, die unterschiedlicher sein könnten, als wir es waren. Wir mussten vom ersten Tag an eine offene Streitkul-tur pflegen. Ich habe damals die Erfahrung gemacht, dass das Ergebnis in aller Regel besser ausfiel, wenn wir es in diesem Dreieck statt jeder für sich alleine ausarbeiteten. Ich habe mich immer als Teamplayer und nicht als Einzelkämpfer gesehen. Ich arbeite ger-ne mit Menschen zusammen an gemeinsamen Lösun-gen – und genau darum geht es ja auch in der Politik.

Sehen Sie sich, wenn Sie den Sprung ins Parlament schaffen, als Spezialist oder als Generalist?Es gibt rund 30 zentrale Themenfelder im Bundes-haus, und es ist unrealistisch, in allen davon umfas-sende Dossierkenntnisse zu haben. Natürlich sollte ein Parlamentarier in Grundzügen in allen Bereichen informiert sein, aber ich werde mich klar auf die Wirt-schafts- und Finanzpolitik fokussieren. Das ist der Bereich, in dem ich einen konkreten Leistungsaus-weis mitbringe. Wir haben mit Digitec in einem sehr schwierigen Markt aus dem Nichts heraus ein grosses Unternehmen aufgebaut. Aus dieser Zeit habe ich ein

FDP

«Dass bei einem stagnierenden Wirtschafts-wachstum die staatlichen Lohnkosten weiter steigen sollen, betrachte ich als absurd.»

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11FDP

FDP-Nationalratskandidat Marcel Dobler:

«Wir mussten vom ersten Tag an eine offene Streitkultur pflegen.»

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12 FDP

Die FDP-Favoritin

Wenn der FDP des Kantons St.Gallen der zweite Sitzgewinn gelingen sollte, könnte sie als strahlende Gewinnerin hervorgehen: Von Imelda Stadler als Geheimfavoritin zu sprechen, wäre noch zu tief gestapelt.

Schon vor vier Jahren erzielt die Kantonsrätin und Gemeindepräsidentin von Lütisburg hinter Walter Müller und Kurt Weigelt, der 2015 nicht mehr antritt, das drittbeste Resultat. Bern liegt damit in diesem Jahr für sie absolut in Griffweite. Dort würde die 56-Jährige die regionalen Anliegen und die traditionellen FDP-Werte mit Sicherheit in bester Manier vertreten. Und das mit einem dynamischeren und unverstaubtem Auftreten, als man es sich von zahleichen ihrer Parteigenossen gewohnt ist. Imelda Stadler sagt von sich selber: «Die Versprechungen, die ich als Politikerin in der Vergangenheit gemacht habe, waren nie riesig, dafür immer ehrlich, realistisch und klar.» Inzwi-schen laufe sie mit einem reich gefüllten Ruck-sack an Lebenserfahrung, beruflichen Erfolgen und politischen Erkenntnissen durchs Leben.

Das ist nicht von der Hand zu weisen: Die Mutter von drei erwachsenen Kindern und vierfache Grossmutter politisiert seit rund neun Jahren im Kantonsparlament und seit über fünf Jahren als Gemeindepräsidentin. «Vor allem durch meine vielfältige tägliche Arbeit als Gemeindepräsiden-tin weiss ich, dass es nicht einfach ist, ein Unter-nehmen in anspruchsvollen Zeiten zu lenken.» Eine solide Finanzpolitik ist Imelda Stadler des-halb ein besonderes Anliegen. Und als langjährige Lehrerin liegt ihr eine fundierte Bildung sehr am Herzen. Neben einer liberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sowie einer nachhaltigen Energie- und Umweltpolitik will sie im Wahlkampf auch mit dem Bereich «Sozialwerke» punkten: «In der Schweiz werden rund 50 Prozent des Bundesbudget für die Sozialwerke aufgewendet, Tendenz steigend. Um den Rentenkollaps zu verhindern, setze ich mich für Wahlfreiheit beim Rentenalter, für Arbeit statt Rente und für Sparen für den Ruhestand ein.»

tiefes Verständnis für unternehmerische Themen und ich denke, dass ich mit meiner praktischen Erfahrung auch glaubwürdig bin in diesen Fragen.

Vertreten Sie in der Wirtschafts- und Finanzpoli-tik die reine FDP-Lehre, oder wie sieht Ihr eigener Programmkatalog aus?Die Forderungen sind klar: keine neuen Steuern für Private und Unternehmen, kein weiterer An-stieg der Staatsquote, bessere Rahmenbedingun-gen für Firmen und Gewerbe. Zusammenfassend: Wir brauchen weiterhin eine bürgerliche Politik. Dass bei einem stagnierenden oder gar rückläufi-gen Wirtschaftswachstum die staatlichen Lohn-kosten in den kommenden Jahren weiter steigen sollen, betrachte ich als absurd, da muss man ein-greifen.

Sollten Sie die Wahl in den Nationalrat verpassen, wird dann die Geschichte «Marcel Dobler als Poli-tiker» zur abgeschlossenen Anekdote?Ich gebe in diesem Wahlkampf alles, um die Wahl zu schaffen, weil ich überzeugt bin, einen Beitrag für die Schweiz leisten zu können. Wenn es nicht klappt, werde ich mich gerne für die Kantonsratswahlen 2016 zur Verfügung stellen. Ich bin keine Eintags-fliege, die Politik soll ein fester Teil meines künftigen Lebens werden.

Stichwort kantonale Politik: Was müsste in St.Gallen aus Ihrer Sicht anders laufen?Zentral ist es, dass wir die Finanzen in den Griff be-kommen. Gleichzeitig müssen wir Innnovationen fördern, beispielsweise durch vermehrte Zusam-menarbeit unserer beiden Hochschulen in St.Gallen und Rapperswil-Jona, sodass Wissenscluster ent-stehen, etwa im Bereich Informatik. Der Dienstleis-tungsbereich gewinnt gegenüber der Industrie lau-fend weiter an Boden, hier müssen wir gerüstet sein, sodass neue Unternehmen und Arbeitsplätze entste-hen können. Ein dritter Punkt ist die Verkehrsproble-matik: Ich stehe zwar hinter den bilateralen Verträ-gen mit der EU, aber ich habe grosse Mühe, mir eine Schweiz mit zehn Millionen Menschen vorzustellen. Schon heute haben wir in verschiedenen Regionen Verkehrsengpässe – und die Probleme nehmen zu.

Und was können Sie als möglicher künftiger Nati-onalrat für den Kanton St.Gallen auf Bundesebe-ne ausrichten?St.Gallen setzt sich aus sehr unterschiedlichen Re-gionen zusammen. Es geht darum, vorhandene ge-meinsame Interessen zu bündeln und Forderungen daraus selbstbewusst vorzutragen. Unser Kanton geniesst in Bern nicht mehr den Stellenwert, den er verdient hätte. Das muss sich ändern.

Interview: Stefan Millius

Bild: Gian Kaufmann

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13FDP

Sollte es mit dem Nationalrat in diesem ersten An-lauf nicht klappen, wie sieht dann ihre weitere po-litische Karriere aus?Mit meiner Kandidatur als Nationalrätin für die FDP bewerbe ich mich für ein politisches Amt bei der Be-völkerung des Kantons St.Gallen. Ich arbeite bereits heute als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Poli-tik und beteilige mich mit meinen politischen Rech-ten als Eidgenossin aktiv. Dies wird auch bei einem ungenügenden Wahlergebnis so bleiben. Mit Kopf, Herz und Verstand will ich unser Land mitgestalten und weiterentwickeln. Mein politischer Karriere-fokus liegt aktuell bei den Wahlen am 18. Oktober, weitere politische Engagements werden sich an-schliessend ergeben.

Rückenwind für Wirtschaft und Standort

Isabel Schorer, auch der LEADER fordert klar «mehr Unternehmertum im Parlament». Was macht Sie in dieser Hinsicht zu einer attraktiven Kandidatin?Unternehmertum hat mit Pioniergeist, Hartnäckig-keit und innovativen Ideen zu tun. Für eine erfolgrei-che Standortförderung sind diese Qualitäten täglich gefragt. Meine praktische Erfahrung mit fünfzehn Jahren Berufserfahrung in der nationalen und in-ternationalen Privatwirtschaft, einem erfolgreichen Mitaufbau des Start-up-Inkubators Startfeld und der erfolgreichen Leitung der Standortförderung seit sechs Jahren; mein Ausbildungsrucksack mit Ab-schlüssen in Betriebswirtschaft (lic. oec. publ.) und Kommunikationsmanagement (MAS) und mein ge-sunder Ehrgeiz bestätigen meine Attraktivität.

Als Leiterin Standortförderung sind Sie Anlauf-stelle für Unternehmen der unterschiedlichsten Art. Was bewegt diese alle im gleichen Masse bzw. wo müsste die Politik auf Bundesebene endlich handeln?Verlässliche Rahmenbedingungen! In- und auslän-dische Unternehmen, Start-ups bis Grossfirmen aus verschiedensten Branchen: Alle brauchen einen verlässlichen Rahmen für ihre Planung. Insbeson-dere durch Abstimmungen, wie zur Masseneinwan-derungsinitiative, wurde Unsicherheit geschürt. Themen wie Rekrutierung von Fachkräften, un-ternehmerische Handlungsfreiheit und unser li-berales Arbeitsrecht wurden und werden auf- und angegriffen – und das macht Angst. Die nationale Politik muss handeln, damit der Werkplatz Schweiz attraktiv bleibt und die Entscheidungsträger die Schweiz weiterhin als langfristigen Standort wäh-len. Wirtschaftsfreundliche, stabile und pragmati-sche Rahmenbedingungen für eine gut eingebette-te, fortschrittliche Schweiz sind für mich Schlüssel-themen.

Als Leiterin der Standortförderung der Stadt St.Gallen weiss Isabel Schorer, was Unternehmerinnen und Unternehmer bewegt. Nun will sie in Bern für bessere Rahmenbedingungen kämpfen.

«Die nationale Politik muss handeln, damit der Werkplatz Schweiz attraktiv bleibt.»

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Marc Mächler, FDP- Präsident des Kantons St.Gallen:

«Eine Kandidatur für den Regierungsrat ist für mich eine Option.»

FDP

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Fehlt der FDP der unternehme rische Anstrich?

Marc Mächler, blicken Sie den Wahlen 2015 ent-spannter entgegen als jenen vor vier Jahren? Entspannter nicht, aber zuversichtlicher. Auch wenn bis zum Oktober noch sehr viel passieren kann, stelle ich fest, dass die Prognosen für die FDP positiv sind und die inhaltliche Ausrichtung von der Bevölkerung gut aufgenommen wird.

Der FDP wird von verschiedenen Seiten ein Wahl-erfolg prognostiziert. Worauf führen Sie diesen Wandel zurück? Das hat mehrere Ursachen: Einerseits hat die FDP in den letzten Jahren Knochenarbeit geleistet, indem sie schweizweit ihr politisches Profil geschärft und sich wieder als liberale Kraft positioniert hat. Dieser Prozess wurde noch unter Fulvio Pelli eingeleitet. Andererseits hat sich die öffentliche Wahrnehmung der FDP unter dem jetzigen Präsidenten Philipp Mül-ler sehr positiv verändert. Und schliesslich gibt uns die aktuelle politische Themenlage Auftrieb. Ange-sichts der Frankenstärke sind politische Parteien ge-fragt, die kompetent sind und griffige Rezepte vor-weisen können.

Setzt das Ihre Partei im Kanton St.Gallen unter Druck? Wird alles andere als der Gewinn eines zweiten Sitzes als Misserfolg gewertet? Die St.Galler FDP hat den Gewinn des zweiten Na-tionalratsmandats bereits vor der Aufhebung des Mindestkurses, den kantonalen Wahlerfolgen die-ses Frühlings und den aktuellen Umfragen als ihr Wahlziel ausgegeben. Insofern machen wir uns sel-ber Druck. Die jüngsten Entwicklungen spornen uns zusätzlich an.

Wäre, um den zweiten Sitz zu erreichen, nicht eine Listenverbindung mit der SVP sinnvoll gewesen? Wieso hat man sich dagegen entschieden? Ein Grossteil der Wähler hätte davon wahrscheinlich nicht einmal Kenntnis genommen ...Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Wähler sehr genau darauf geachtet haben, welchen Weg die Par-teileitung betreffend Listenverbindungen einschlägt! Die FDP hatte sich zuvor in Gesprächen für eine gro-sse Wahlallianz unter allen bürgerlichen Parteien eingesetzt; insbesondere mit der CVP und SVP. Dies war wegen der anderen Partner aber nicht möglich. Das hat zum Entschluss geführt, dass wir gemeinsam mit den Umweltfreisinnigen und den Jungfreisinni-gen zu den Wahlen antreten. Wir präsentieren uns den Wählern im Herbst als das liberale Original und erwarten dadurch eine verstärkte Mobilisierung un-serer Mitglieder respektive jener Wähler, die tenden-ziell liberal stimmen.

Wie siegessicher sind Sie? Motiviert trifft es besser. Wenn wir im Herbst als Sieger dastehen wollen, dürfen wir uns jetzt nicht selbstzufrieden zurücklehnen. Die Devise lautet: «Mobilisieren, mobilisieren, mobilisieren!»

Die heisse Wahlzeit beginnt erst. Und trotzdem wurde die FDP St.Gallen bereits arg durchgerüt-telt. Zuerst mit der Kasachstan-Affäre rund um Walter Müller und dann mit dem Skandal rund um Paul Schlegel, der seinen Rückzug zur Folge hatte. Müssen Sie froh sein, dass dies alles in einer frü-hen Phase passiert ist? Uns wäre es selbstverständlich lieber gewesen, wenn wir uns mit den besagten Turbulenzen nicht hätten beschäftigen müssen. Gleichwohl lässt sich die Auf-regung rund um den «Fall Kasachstan» ohne einen Verweis auf den laufenden Wahlkampf nicht erklä-ren. Wie es aussieht, wird die parlamentarische Im-munität von Walter Müller nicht aufgehoben, der Fall ist somit erledigt. So gesehen sind wir nicht unglücklich, dass wir uns in der heissen Phase des

Wird es effektiv das Jahr der Freisinnigen? Oder kommt auf die grossen Hoffnungen die ebenso grosse Ernüchterung? Marc Mächler, Präsident der kantonalen FDP St.Gallen und Nationalratskandidat, spricht im Interview über die vergangenen Skandale, einen «doppelten Walter Müller» sowie seine persönlichen politischen Ambitionen.

Marc Mächler, FDP- Präsident des Kantons St.Gallen:

«Eine Kandidatur für den Regierungsrat ist für mich eine Option.»

FDP

«Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Wähler sehr genau darauf geachtet haben, welchen Weg die Parteileitung betreffend Listenverbindungen einschlägt.»

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SPECIAL | August 2015

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Wahlkampfs wieder auf das Wesentliche konzentrie-ren können.

Das eine oder andere Thema wird im Wahlkampf trotzdem nochmals aufgeworfen werden. Wie ist die offizielle Parteimeinung? Walter Müller hat die Kosten für seine Kasachstan-Reise mittlerweile selber bezahlt und wird sich künf-tig beim Annehmen von Reiseeinladungen strikter an die Empfehlungen der Bundesversammlung halten. Mit dem Rückzug der Kandidatur von Paul Schlegel ist auch dieser Fall für die politischen Mitstreiter und die Medien uninteressant geworden.

Fehlt der FDP-Liste mit dem Ausscheiden von Paul Schlegel nun der unternehmerische Anstrich? Keineswegs. Mit Digitec-Gründer Marcel Dobler, DGS-Verwaltungsratspräsident Walter Locher, Ge-müseproduzent Stefan Britschgi und Landwirt Wal-ter Müller zählt die FDP-Hauptliste noch immer meh-rere Unternehmerpersönlichkeiten, die zusammen Hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen haben – kei-ne andere Partei hat dies zu bieten.

Die Liste beinhaltet nun 11 statt 12 Namen. Ein Nachteil?Jeder Kandidat, der Stimmen bringt, hilft der Liste respektive der Partei. Insofern ergibt sich für die FDP ein kleiner Nachteil, da eine Nachnomination recht-lich nicht mehr möglich war. Wir werden dies jedoch kompensieren, indem wir unseren bisherigen Natio-nalrat Walter Müller vorkumulieren, das heisst dop-pelt auf dem Stimmzettel aufführen werden.

Thematisch gesehen: Wo will die FDP im Wahl-kampf dominieren?

Die FDP führt ihren Wahlkampf im Zeichen der frei-sinnigen Werte Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt. Die Schweiz hat seit 1848 durch ihre Offenheit, eine liberale Grundhaltung, Fortschrittsglauben, Födera-lismus und der Bereitschaft zum Wettbewerb den Bo-den für die erfolgreichen Menschen in unserem Land bereitet. Die FDP will die Voraussetzungen dafür schaffen, um dieser Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen zu können. Der kompromisslose Einsatz für den Werkplatz Schweiz unter Beibehal-tung der bilateralen Verträge ist dabei ebenso zentral wie der Kampf gegen die unkoordinierte Umvertei-lungspolitik von links, welche den Leistungswillen untergräbt und den Mittelstand schwächt.

Sie selbst kandidierten schon mehrmals für den Nationalrat. Bisher blieb ihnen der Weg nach Bern verwehrt. Welches Resultat streben Sie 2015 an? Ich habe im Rahmen der Nominationsversamm-lung vom Januar gesagt, dass ich meinen persönli-chen Beitrag dazu leisten will, damit die St.Galler FDP wieder zwei Nationalräte nach Bern schicken kann. Wenn wir dieses Ziel erreichen können, bin ich äusserst zufrieden.

Entstand mit dem Rücktritt von Regierungsrat Willi Haag eine andere Option für Sie? Eine Kandidatur für den Regierungsrat ist für mich tatsächlich eine Option, die ich – auch in Diskussion mit der Findungskommission – prüfe. Dieser Ent-scheid ist aber unabhängig von meiner aktuellen Kandidatur für den Nationalrat

Interview: Marcel Baumgartner

Bild: Leo Boesinger

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SPECIAL | August 2015

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Roland Rino Büchel:

Der Oberrieter SVP-Nationalrat setzt auf totale Transparenz.

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Der Undiplomat

Wer sich im Web über Roland Rino Büchel informie-ren möchte, braucht eine starke Fingermuskulatur – seine Webseite ist, gelinde gesagt, scroll-inten-siv. Der Oberrieter SVP-Nationalrat setzt auf totale Transparenz. Seine Webseite umfasst buchstäblich Hunderte von erschienenen Zeitungs-, Radio- und TV-Beiträgen rund um seine Person. Die Chronik beginnt 1984 mit einem eingescannten Zeitungsaus-schnitt zum Lehrabschluss der KV-Klasse Altstätten mit einem strahlenden Roland Rino Büchel in der Bildmitte. Einen massiven Popularitätsschub erlebte der Sportmanager mit den diesjährigen Ereignissen rund um den Weltfussball: Der als FIFA-Kritiker be-kannte Rheintaler war ein gefragter Mann vor den Mikrofonen, und das Ergebnis ist online unter der Rubrik «Büchel-TV» zu bestaunen.

NachgerutschtDie Anlehnung an das bekanntere Vorbild «Tele Blocher» ist vielleicht nicht zufällig. Schon nach seinem ersten Anlauf Richtung Nationalrat gab Büchel gerne die Losung der «Drei B» aus – Blo-cher, Brunner, Büchel. 2007 erreichte der dama-lige Kantonsrat den ersten Ersatzplatz bei den Nationalratswahlen und hoffte dann darauf, dass Toni Brunner im zweiten Wahlgang den Sprung in den Ständerat schaffen und so eine Nachrutschlü-cke eröffnen würde. Und Blocher wünschte er die glanzvolle Wiederwahl in den Bundesrat. Es kam alles anders: Blocher wurde abgewählt, Brunner blieb im Nationalrat, und Büchel musste sich in Ge-duld üben. 2010 trat er dann doch die Reise nach

Mit seiner Kenntnis über globale Vorgänge und seiner Auslanderfahrung ist Roland Rino Büchel der Prototyp des perfekten Aussenpolitikers. Ob ihm diese Rolle langfristig selbst behagen würde, ist die andere Frage: Der Rhein-taler gibt sich bewusst undiplomatisch und lässt sich nicht von der Suche nach Kompromissen an deutlichen Worten hindern. Innerhalb der SVP ist Büchel mit dem Spagat zwischen Stammtisch und Weltoffenheit eine Ausnahme-erscheinung.

In Kombination mit seinem smarten, weltgewandten Auftreten hebt sich der Rheintaler deutlich vom Stamm- tischniveau ab, weiss aber dieses inhaltlich durchaus zu bedienen.

Text: Stefan Millius

Bild: Marcel Baumgartner

Bern an, um Jasmin Hutter zu ersetzen, die sich voll und ganz dem Mutterglück widmen wollte. 2011 wurde er überzeugend wiedergewählt.

Seither ist der Mann aus Oberriet ein fester Bestand-teil des St.Galler SVP-Gefüges. Obschon er einst eine Ausbildung zum Konsulats- und Botschafts-angestellten genoss, erinnert bei Büchel wenig an einen Diplomaten: Bei öffentlichen Auftritten, in Interviews und Kolumnen teilt Büchel wacker aus. Angreifbar macht ihn das dennoch kaum. Denn so harsch seine Formulierungen auch sein können, sie kommen in aller Regel mit einem wohlfundier-ten Unterbau. In Kombination mit seinem smarten, weltgewandten Auftreten hebt sich der Rheintaler deutlich vom Stammtischniveau ab, weiss aber die-ses inhaltlich durchaus zu bedienen, auch wenn die typische SVP-Klientel wohl ganz andere Lebensent-würfe hat als er selbst.

Späte Milde?Apropos Lebensentwurf: Anfang Jahr, mit 49, wur-de Roland Rino Büchel, dessen zweiter Vorname der Abgrenzung zu einem Namensvetter dient, erstmals Vater. Vielleicht macht die Vaterschaft den Garagis-tensohn über kurz oder lang sanfter im Ton und mil-der im Urteil. Zu vermuten ist es aber nicht. Büchel weiss genau, was er tut, wenn er beispielsweise die Ecopop-Initianten seinerseits als «Birkenstock-Ras-sisten» bezeichnete. Während in der damaligen De-batte rund um Zuwanderungszahlen und Prozent-punkte diskutiert wurde, gelang es ihm mit einem einzigen markigen Zwischenruf, einen Akzent mit nationaler Wirkung zu setzen, eine (später abgewie-sene) Klage inbegriffen. Das alles hat Kalkül – und die Rechnung geht auf.

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Herbert Huser, SVP-Präsident des Kantons St.Gallen:

«Meine ‹Welt› ist weniger die Legislative als vielmehr die Exekutive.»

SVP

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Derzeit ist ein Drittel der zwölf Nationalratssitze des Kantons St.Gallen von der SVP besetzt. Für die Wahlen 2015 heisst die Devise jedoch nicht «halten», sondern «ausbauen». Wie realistisch dies ist und wie gross die Chancen von Ständeratskandidat Thomas Müller sind, erklärt Herbert Huser, SVP-Präsident des Kantons St.Gallen. Ihn selbst findet man dieses Jahr nicht auf der Liste. Mit gutem Grund, wie er sagt.

Herbert Huser, SVP-Präsident des Kantons St.Gallen:

«Meine ‹Welt› ist weniger die Legislative als vielmehr die Exekutive.»

«Frauen für Wahllisten zu finden, ist nicht einfach»

Herbert Huser, die SVP St.Gallen geht gestärkt in die Wahlen 2015. Wie realistisch ist der Gewinn ei-nes fünften Sitzes? Sehr. Zum einen werden andere Parteien wegen feh-lender Listenverbindungen Mühe haben, ihre Sitze zu halten, zum anderen ist die politische Grosswetterla-ge heute eine ganz andere als wie vor vier Jahren.

Das bürgerliche Lager könnte zudem mit einem zweiten Sitz von der FDP gestärkt werden. Zu ei-ner Listenverbindung mit der SVP kam es jedoch nicht. Haben Sie Verständnis für den negativen Entscheid der Freisinnigen? Die SVP hat der FDP diese Listenverbindung angebo-ten, um eben genau das bürgerliche Lager zu stärken, wie es auch in anderen Kantonen der Fall ist. Die FDP hat sich jedoch für den Alleingang entschieden. Wir bedauern dies und werden sehen, ob diese Rechnung aufgehen wird.

Auf der Zwölfer-Liste der SVP St.Gallen befindet sich mit Barbara Keller-Inhelder nur eine Frau. Wie erklären Sie diese Unausgewogenheit? Frauen für Wahllisten zu finden, fällt offensichtlich allen bürgerlichen Parteien nicht leicht, so auch der SVP. Wir schätzten uns glücklich, stünden mehr Frauen für Mandate zur Verfügung. Letztlich ist es aber an den Frauen selbst, sich in die politische Ar-beit einzubringen.

Die FDP wird sich voll auf wirtschaftliche Themen stürzen. Die SVP kann derzeit mit ihren Kernge-bieten – EU und Zuwanderung – punkten. Spielt Ihnen die weltpolitische Lage quasi in die Hände?

Es ist die SVP, die sich in den letzten vier Jahren im National- und Ständerat in allen wirtschaftsrelevan-ten Abstimmungen als die klar wirtschaftsfreund-lichste Partei bewiesen hat. Darüber hinaus hat das Schweizer Volk mit der Annahme der Massenein-wanderungsinitiative den europa- und wirtschafts-politischen Kurs der SVP bestätigt. Ich hoffe natür-lich, dass diese Fakten sich auch im Wahlergebnis vom 18. Oktober zeigen.

Welche Themen werden einen weiteren Schwer-punkt in Ihrem Wahlkampf bilden?In jeder Nachrichtensendung wird den Menschen in der Schweiz vor Augen geführt, was ihnen vor wich-tigen Abstimmungen versprochen wurde – und wie nun die Realität aussieht. Die Zuwanderung beträgt nicht 8'000, sondern 80'000 Personen pro Jahr, das Schengenabkommen verbietet uns dringend nötige Grenzkontrollen – und unsere Nachbarstaaten hal-ten sich nicht mehr ans Dublinabkommen und ver-weigern die vertraglich vereinbarte Rücknahme von Asylsuchenden. Zusammen mit dem aktuellen SVP-Anliegen «Schweizer Recht statt fremde Richter» ha-ben wir also mehr als genug gewichtige Themen für den Wahlkampf.

Sie selbst kandidieren nicht. Andere Parteiprä-sidenten verkünden, man müsse als gutes Vor-bild vorangehen und sich daher selbst zur Wahl stellen ...Die SVP St.Gallen tritt mit einer hervorragend be-setzten Nationalratsliste und einem sehr ambitio-nierten Ständeratskandidaten an. Mich braucht es, anders als vor vier Jahren, diesmal also nicht auf der Liste. Zudem habe ich mich immer klar dazu be-kannt, dass meine «Welt» weniger die Legislative als vielmehr die Exekutive wäre.

Die FDP St.Gallen beziehungsweise einzelne Expo-nenten verbuchten in den vergangenen Wochen

«Als Partei gehen wir davon aus, dass unsere Mitglieder sehr wohl wissen, was geht und was nicht.»

SVP

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mehrmals negative Schlagzeilen. Bei der SVP war es nicht anders. Wie stark können sich Negativmel-dungen von einzelnen Politikern auf die Wahlen auswirken? Wir beurteilen solche Schlagzeilen zumeist sportlich nach dem Motto «only no news are bad news». Als Partei gehen wir davon aus, dass unsere Mitglieder sehr wohl wissen, was geht und was nicht. Letztlich ist dies aber Sache jeder und jedes Einzelnen. Ich bin überzeugt: Die grosse Mehrheit der Menschen in un-serem Land sieht dies ebenso.

Zerrt es nicht an den Nerven, wenn man als Par-teipräsident hinter einzelnen Mitgliedern aufräu-men muss? Ich erachte dies nicht als meine Aufgabe. Schliesslich ist jedes Mitglied für sein Handeln selber verantwort-lich. Mein Engagement als Parteipräsident konzent-riert sich denn auch weniger auf die Kommentierung der Vergangenheit als vielmehr auf die Gestaltung der Zukunft. Ihr und den kommenden Generationen fühle ich mich verpflichtet.

Der Kampf um den Ständeratssitz von Paul Rech-steiner wird von verschiedenen Seiten aufgenom-men. Zieht die SVP mit, weil sie muss, oder weil sie sich effektive Chancen ausrechnet? Anders als andere Parteien tritt die SVP zu den Stän-deratswahlen nicht an, um dem Kandidaten mög-lichst (s)einen Nationalratssitz zu sichern. Vielmehr ist die SVP St.Gallen in der glücklichen Lage, mit Thomas Müller über einen sehr arrivierten und weit über die Parteigrenzen hinaus geschätzten Politiker zu verfügen. Somit ist klar: Die SVP tritt an, um den Sitz ins bürgerliche Lager zurückzuholen.

Wieso soll Thomas Müller gelingen, was Toni Brunner bisher nicht geschafft hat? Der Präsident einer nationalen Partei hat es in sei-nem Heimatkanton immer schwer, als Ständerat ge-wählt zu werden. Dafür gibt es viele Beispiele. Ich er-warte, dass die bürgerliche Unterstützung, die Toni Brunner vor vier Jahren mit den unterschiedlichs-ten Begründungen verweigert wurde, diesmal Tho-mas Müller zuteilwird. Denn er ist wohl der einzige Kandidat, der es schaffen kann, dass der bürgerliche Kanton St.Gallen in Bern nicht länger von einem So-zialsten und Gewerkschafter vertreten wird, sondern wieder mit einer geschlossenen bürgerlichen Stan-desstimme auftreten kann.

Text: Marcel Baumgartner

Bild: Leo Boesinger

«Ich erwarte, dass die bürgerliche Unterstützung diesmal Thomas Müller zuteilwird.»

Später Lohn für lange Arbeit?

Seit 15 Jahren gehört Barbara Keller-Inhelder (SVP) dem St.Galler Kantonsrat an. Sie arbeitete und arbeitet in diversen Kommissionen mit, präsidiert ihre Kreispartei – und wartet trotz-dem noch immer auf höhere politische Weihen.

Acht Jahre nach ihrer Wahl in den Kantonsrat verlies Barbara Keller-Inhelder ihre angestammte Partei, die CVP, und trat der SVP bei. Sie ist aus heutiger Sicht damit in guter Gesellschaft – pro-minentestes Beispiel für einen spektakulären Wechsel dieser Art ist Nationalrat Thomas Müller. Den Protagonisten wird dabei meist vorgewor-fen, sich auf diese Weise Vorteile verschaffen zu wollen. Mit Blick auf die Vizepräsidentin der St.Galler SVP, die in Kempraten direkt an der Grenze zum Kanton Zürich wohnt, wird diese These Lügen gestraft. Bei ehemaligen Wegge-fährten aus der CVP war sie nach diesem Schritt unten durch, bei der SVP freute man sich auch nicht nur über den Zuwachs. Denn Neumitglie-der, die bereits «jemand» sind, stehen anderen vor der Sonne, die sich jahrelang in der Partei emporgearbeitet haben.

Barbara Keller-Inhelder dürfte damals entspre-chend keine einfache Zeit gehabt haben. Vor allem, weil sie sich nicht etwa versteckte, sondern ihrem Kurs treu blieb. Die Themen, die sie aufgreift, sind bei der SVP-Klientel beliebt, ihre Wortwahl ist scharf. Das alles kontrastiert immer mal wie-der scheinbar mit dem, was sie vorlebt: In ihrem Haus, einem Bilderbuchanwesen aus der Jugend-stilzeit, hat sie beispielsweise schon des Öfteren Menschen ein Heim auf Zeit geboten, die in einer schwierigen Situation steckten. Damit geht sie nicht hausieren, doch wer sie darauf anspricht, erhält zur Antwort, dass sie ja nur umsetze, was Linke fordern, oft ohne selbst aktiv zu werden. Mit dem obersten Listenplatz und als Kandidatin, die schon immer über Parteigrenzen hinaus Stimmen geholt hat, hat die zweifache Mutter in diesem Jahr die Chance, für die jahrelange Arbeit belohnt zu werden.

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Der Freigeist

Der SVP-Nationalrat war einer der ersten St.Galler Politiker, die einen eigentlichen Fanclub vor-weisen konnten. Wo auch immer Lukas Reimann, der Jurist aus Wil, während eines Wahlkampfs auf-taucht: Er bringt meist ein Gefolge mit, vor allem junge, an Politik interessierte und lernwillige Men-schen. Reimann findet bei ihnen den rich tigen Ton – und nicht nur bei ihnen. Er ist in der Sache kon-sequent, aber in der Kommunikation wendig. Man kann ihn an einem SVP-Buure zmorge ebenso ein-setzen wie am Podium eines Wirtschaftsverbands. Manch andere Vertreter der St.Galler National-ratsdelegation schaffen es nicht, ihren Wortschatz dem jeweiligen Publikum anzupassen – und reden an diesem vorbei. Damit verkörpert Lukas Rei-mann eine neue Politikerkaste, die begriffen hat, dass es nicht reicht, dossiersicher zu sein. Politiker sind auch Verkäufer.

Erstaunlich an der Karriere des Neffen eines Aar-gauer SVP-Doyen ist aber auch, dass er es schafft, radikale Positionen in gesellschaftsspaltenden Fragen zu vertreten und wenig Annäherungsängs-te gegenüber der neuen Rechten in Europa zu zei-gen – und sich dennoch nicht ins Abseits zu manöv-rieren. Der Zürcher SVP-Mann Ulrich Schlüer bei-spielsweise hat ein durchaus ähnliches politisches Profil wie Reimann, war den meisten Wählern da-mit aber nach einiger Zeit suspekt. Reimann kann sogar das Präsidium des Haudegenclubs namens Auns übernehmen, ohne dass ihm das sichtbar schaden würde. Natürlich wird er sich mit seiner kompromisslosen Haltung kaum je für höhere Wei-hen wie den Bundesrat empfehlen, aber er weiss wohl selbst am besten genug, dass er in einem solchen Amt verkümmern würde – und kann des-halb als Freigeist durchs Bundeshaus tanzen. Wohl auch in der nächsten Legislatur.

Der perfekte Politiker ist intelligent, lässt das die breite Wählerschaft aber nicht zu sehr spüren, weil das abschreckt. Lukas Reimann ist ein Instinktpolitiker, der die Fakten kennt, diese aber verdichtet und vereinfacht wiedergibt, bis sie auch auf der Strasse verstanden werden. Das ist sein Erfolgsrezept.

Er ist in der Sache konsequent,aber in der Kommunikation wendig.

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SPECIAL | August 2015

24 CVP

Nicolo Paganini:

«Perfekter Kandidat für die Mittepartei.»

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SPECIAL | August 2015

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Der Hansdampf

Die früheste Erinnerung vieler Wählerinnen und Wähler an Nicolo Paganini, Nationalratskandidat der CVP, dürfte diejenige eines jungen Mannes sein, der in der Nachbildung einer Seilbahnkabine sitzt und Fragen rund um die Fussball-WM beantwortet. Die Fernsehsendung hiess «Tell-Star», Moderator war ein ebenfalls noch jugendlicher Beni Thurnheer, und der Thurgauer Paganini war auf seinem Fachge-biet nicht zu schlagen. Geld und eine Reise räumte er bei der Quizsendung 1990 ab, und dass sein Name und sein Gesicht nun in allen Haushalten ein Begriff waren, schadete den politischen Ambitionen, die er schon als Jugendlicher hegte, kaum.

Ausstieg aus PolitikAb 1992 – mit zarten 26 – sass Nicolo Paganini im Thurgauer Grossen Rat. Diese politische Arbeit habe er mit der Wahl zum Leiter des St.Galler Amts für Wirtschaft und dem Umzug nach St.Gallen been-den müssen, schreibt der Christdemokrat auf seiner Webseite. Da der Antritt dieser neuen Stelle kaum unter Zwang erfolgte, sondern ein bewusster Ent-scheid war, könnte man den Sachverhalt auch an-ders interpretieren. Radio SRF sprach Jahre später von einer «missglückten Nationalratskandidatur» in seinem damaligen Wohnkanton Thurgau und einem bewussten Ausstieg aus der Politik.

Sicher ist: Paganini machte fortan beruflich Karrie-re, blieb CVP-Mitglied und beschränkte sich auf die Rolle des politischen Beobachters. Der Sprung an die Spitze der Olma Messen war ein Meilenstein für den Bischofszeller. Die Olma ist eine Ostschweizer Mar-ke mit nationaler Ausstrahlung, die Aufgabe ist for-dernd und gleichzeitig ein perfektes Schaufenster. 2011 erklärte Paganini auf Fragen nach einer mögli-chen Wiederaufnahme der politischen Karriere noch

lapidar «Sag niemals nie», aber man darf davon aus-gehen, dass er den Wunsch stets hegte – und seine Partei noch mehr.

Zwischen Verwaltung und WirtschaftDenn der dreifache Familienvater ist der perfekte Kandidat für die Mittepartei, die zwischen den Polen stehend stets nach einer Profilschärfung sucht. Pa-ganinis Leistungsausweis ist makellos, er gilt als har-ter Arbeiter und zuverlässiger Gesprächspartner. Si-cher war und ist es auch hilfreich, dass er Führungs-aufgaben rund um «Marken» übernehmen konnte, die bereits stark waren – sei es der Kanton St.Gallen oder eben die Olma. Dennoch bleibt Paganini eine der wenigen Ostschweizer Persönlichkeiten, die pro-blemlos zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft navigieren, die Bedürfnisse beider Seiten kennen und sich für Lösungen einsetzen können, die beiden dienen.

Ein Wirtschaftsvertreter klassischer Ausprägung ist der ehemalige Rechtsanwalt mit Blick auf seine Berufslaufbahn nicht. Seine Positionen auf Papier sprechen aber doch dafür, dass er sich in Bern für die Belange der Unternehmen einsetzen und dem aus-ufernden Staat Grenzen setzen würde. Forderungen wie die nach «qualitativem Wachstum» sind zwar recht beliebig, aber Politiker der heutigen Generati-on kommen kaum um solche Verkürzungen herum, wenn sie gehört werden wollen. Dass Paganini für ein liberales Arbeitsrecht und freien Zugang zu den Märkten einsteht, die Wirtschaftspolitik ins Zentrum stellt und die Sozial- und Umweltpolitik als flankie-rende Massnahmen sieht, unterscheidet ihn wohl auch innerhalb der CVP von einigen Kollegen und macht ihn im besten Sinn des Worts zum bürgerli-chen Kandidaten.

Der Mann mit dem klingenden Namen hat den Wahlkampf lange vor allen anderen eingeläutet und macht aus seinen grossen Ambitionen keinen Hehl. Nicolo Paganini ist auf wichtige Rollen innerhalb der Ostschweiz abonniert und möchte nun seinen Radius auf die ganze Schweiz ausdehnen. Es könnte gelingen.

Text: Stefan Millius

Bild: Bodo Rüedi

Ein Wirtschaftsvertreter klassischer Ausprägung ist der ehemalige Rechtsanwalt mit Blick auf seine Berufslaufbahn nicht.

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«Familienpolitik ist auch eine Männerangelegenheit»

Patrick Dürr, drei Nationalratssitze hält die CVP St.Gallen derzeit. Wie viele werden es nach den Wahlen sein? Das Ziel sind vier Sitze im Nationalrat. Angesichts der Listenverbindung mit BDP und EVP sowie der hochkarätig besetzten Liste halten wir einen Sitz-gewinn für realistisch. Es ist uns von allen Parteien wahrscheinlich am besten gelungen, aus allen Re-gionen unseres Kantons bekannte und profilierte

Persönlichkeiten für eine Kandidatur zu gewinnen. Mit der Listenverbindung haben wir ein klares Zei-chen gegen die lähmende Polarisierung und für die Stärkung der konstruktiven Kräfte in der Schweiz gesetzt. Die Listenverbindung hätte bei den Wahlen 2011 nur haarscharf den vierten Sitz verpasst. Die-se Chance möchten wir bei den Wahlen 2015 ergrei-fen. Mit Thomas Ammann rechnen wir uns überdies Chancen auf den Gewinn eines Ständeratssitzes aus. So besteht sowohl im National- als auch im Ständerat die Chance auf einen Sitzgewinn.

Gehen wir mal von dem Szenario aus, dass es beim Status quo bleibt: Die zwei Bisherigen, Ja-kob Büchler und Markus Ritter, kann man als ge-setzt verbuchen. Die Frage ist, wer auf dem Stuhl der zurückgetretenen Lucrezia Meier-Schatz Platz nimmt. Wir behaupten: Es wird Thomas Ammann oder Nicolo Paganini sein. Geben Sie uns recht? Beide bringen, wie alle zehn anderen Kandidaten, gute Voraussetzungen für eine Wahl mit. Letztlich kommt es aber darauf an, wie sie sich in den nächsten

Monaten präsentieren. Aufgrund der sehr stark be-setzten Liste kann man sagen, dass alle Kandidieren-den die Anforderungen für die Ausübung des Man-dats erfüllen. Wer das Rennen um den dritten und vierten Sitz macht, ist offen. Wir hoffen sehr, dass wir die lange Tradition der Frauenvertretung, die wir seit 1971 innehaben, fortsetzen, denn mit Barbara Dürr, Martha Storchenegger und Yvonne Suter verfügen wir über drei profilierte Kandidatinnen.

Die Chance ist jedoch gross, dass die CVP St.Gallen nach den Wahlen nur mit Männern vertreten ist. Das dürfte einer «Familien-Partei» eigentlich nicht passieren ...Familienpolitik ist auch eine Männerangelegenheit. Denken Sie nur an die jungen Väter, die eine Balan-ce zwischen Beruf und Familienleben suchen. Aller-dings bereichern Frauen die politische Arbeit im Par-lament. Sie setzen gelegentlich andere Schwerpunk-te und bringen alternative Sichtweisen ein. Unsere Kandidatinnen bringen verschiedenste Kompeten-zen mit und werden sich auch auf andere Themen als Familienpolitik fokussieren. Deshalb setzen wir alles daran, dass wir weiterhin mit einer Frau nach Bern fahren können. Das ist auch der Grund, weswegen wir unsere Kandidatinnen speziell fördern, sowohl finanziell wie auch ideell. Unsere Kandidatinnen be-setzen bewusst vordere Listenplätze, und auch die abtretende Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz en-gagiert sich stark für eine Frauennachfolge. Letztlich liegt es jedoch an den Wählerinnen und Wählern zu entscheiden, ob sie sich von einer Frau vertreten las-sen möchten oder nicht.

Welche Themen wird Ihre Partei im Wahlkampf – neben der Familie – noch aufwerfen? Nebst der Familie, für welche die CVP als einzige Partei konsequent und nicht nur in den Wahljah-ren einsteht, geniesst die Entlastung des Mittel-standes sowie die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen Priorität. Als Konsequenz daraus

Seit einem Jahr wirkt Patrick Dürr als CVP-Präsident des Kantons St.Gallen. Und mit den Wahlen 2015 kommt bereits eine erste Bewährungsprobe auf ihn zu. Der Rheintaler und seine Partei haben sich aber hohe Ziele gesetzt: In beiden Kammern soll ein Sitz gewonnen werden. Trotzdem könnte es pas-sieren, dass die CVP des Kantons mit keiner einzigen Frau in Bern vertreten ist.

«Unsere Kandidatinnen besetzen bewusst vordere Listenplätze, und auch die abtretende Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz engagiert sich stark für eine Frauennachfolge.»

CVP

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Patrick Dürr, CVP-Präsident des Kantons St.Gallen:

«Das Ziel sind vier Sitze im Nationalrat.»

CVP

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SPECIAL | August 2015

28 Überblick

setzt sich die CVP für starke KMU ein. Bürokratie-abbau, Förderung von Innovation, Sicherstellung des Zugangs zum europäischen Absatzmarkt und die Bewältigung der Währungskrise sind in die-sem Zusammenhang relevante Themen, welche die CVP aufgreifen wird. Weitere Schwerpunkte werden die soziale Sicherheit, die Sicherheit im Alltag sowie eine konstruktive und verantwor-tungsbewusste Migrationspolitik sein. Schlussend-lich wollen wir auch aufzeigen, dass der Erfolg der Schweiz ihrem Zusammenhalt zu verdanken ist und dies am 18. Oktober zur Disposition steht. Die CVP ist die Partei, welche das Land zusammen-hält und Brücken zwischen links und rechts baut. Entsprechend setzen wir uns für den Erhalt des Schweizer Modells unserer Eltern und Grosseltern ein und möchten es für die kommenden Genera-tionen erhalten.

Sie selbst kandidieren nicht. Was ist der Grund dafür?Das hat verschiedene Gründe. Zum einen habe ich erst kürzlich das kantonale Präsidium übernommen und bin damit, zusammen mit meiner beruflichen Tätigkeit als Vizedirektor bei der UBS, zeitlich bereits stark ausgelastet. Ausserdem kann ich mich so besser auf die Leitung der Partei konzentrieren. Gerade weil ich noch neu im Amt bin, wäre eine Doppelrolle im Wahlkampf sehr anspruchsvoll. Und schliesslich ist die Region Rheintal mit Markus Ritter und Thomas Ammann auf der CVP-Liste bereits ausserordentlich stark vertreten.

Mit der Ständeratskandidatur von Thomas Am-mann bringen Sie auch Pfeffer in die Wahlen zur Kleinen Kammer. Welches Szenario halten Sie hier für realistisch?Es ist davon auszugehen, dass es bei neun Kandidie-renden zu einem zweiten Wahlgang kommen wird, zumal alle vier grossen Parteien des Kantons mit einer prominenten Kraft in den Kampf um die zwei Ständeratssitze ziehen. Angesichts dessen, dass bei Majorzwahlen traditionell eher konsensfähige Politi-ker der konstruktiven politischen Mitte gewählt wer-den als politische Hardliner von links oder rechts, rechnen wir uns einiges aus. Im Ständerat brauchen wir wieder eine Doppelvertretung, welche die Inte-ressen der Mehrheit der St.Galler Bevölkerung ver-tritt und nicht nur Parteipolitik betreibt. Mit Thomas Ammann stellt sich ein zuverlässiger und lösungsori-entierter Politiker zur Wahl, der diese Aufgabe bes-tens erfüllen kann.

Text: Marcel Baumgartner

Bild: Leo Boesinger

199 Kandidierende auf 23 ListenAm Montag, 17. August, um 17 Uhr ist die Frist zum Einreichen der Wahlvorschläge für die National- und Ständeratswahlen vom 18. Okto-ber 2015 abgelaufen.

Bei der Staatskanzlei des Kantons St.Gallen wurden 23 Listen für die Nationalratswahlen ein-gereicht, acht mehr als vor vier Jahren. Um die 12 Sitze im Kanton St.Gallen bewerben sich 199 Personen. Das sind rund 12 Prozent als 2011. Mit 64 Frauen und 135 Männern auf den Listen erreicht der Frauenanteil 32,2 Prozent gegen-über 33,5 Prozent vor vier Jahren. Für die Stände-ratswahlen kandidieren neun Personen.

Für die Nationalratswahlen wurden folgende Listen eingereicht:

– 01 CVP Kanton St.Gallen, Junge CVP (2 Frauen/10 Männer)

– 02 FDP Kanton St.Gallen, Jungfreisinnige (1/11)– 03 CVP Kanton St.Gallen, Hauptliste (3/9)– 04 EVP, Evangelische Volkspartei (3/9)– 05 Parteifrei SG (3/2)– 06 BDP Kanton St.Gallen, Hauptliste (3/9)– 07 FDP Kanton St.Gallen, Hauptliste (4/7)– 08 SVP Schweizerische Volkspartei des

Kantons St.Gallen (1/11)– 09 SP und Gewerkschaften, Hauptliste (6/6)– 10 SP und Gewerkschaften, JUSO (6/5)– 11 GRÜNE, Hauptliste (6/6)– 12 GRÜNE, Junge Grüne (5/7)– 13 FDP Kanton St.Gallen,

Umweltfreisinnige (2/4)– 14 BDP Kanton St.Gallen, Junge BDP (2/4)– 15 Integrale Politik (3/3)– 16 glp Grünliberale, Hauptliste (6/6)– 17 glp Grünliberale, Junge Grünliberale (3/9)– 18 Sarah Bösch das Original (1/0)– 19 EDU Eidgenössisch-Demokratische Union

(4/7) – 20 Direktdemokratische Partei Schweiz (0/1)– 21 Piratenpartei SG AR AI (0/3)– 22 Schweizer Demokraten – für Volk und

Heimat, Schwiizer zerscht (0/5)– 23 Marcel Giger Amden parteilos (0/1)

Folgende Personen kandidieren für die Stände-ratswahl (Reihenfolge wie auf dem Stimmzettel): Keller-Sutter Karin, Ständerätin, Wil, FDP (bisher); Rechsteiner Paul, Ständerat, St.Gallen, SP (bisher); Ammann Richard, Kantonsrat, Sekundarlehrer, Abtwil, BDP; Ammann Thomas, Gemeindepräsi-dent, Rüthi, CVP; Gilli Yvonne, Dr.med., Fach-ärztin für Allgemeine Innere Medizin FMH, Wil, GRÜNE; Graf Andreas, Unternehmer, Steinach, Parteifrei; Kessler Margrit, Präsidentin SPO- Patientenschutz, Altstätten, glp; Müller Thomas, lic.iur., Stadtpräsident, Rechtsanwalt, Rorschach, SVP; Oppliger Hans, Dipl.Ing.Agr. ETH, Projekt-berater, Frümsen, EVP

Page 29: SPECIAL Wahlen 2015

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SPECIAL | August 2015

30 SP

«Einen Sitz auf Kosten der Bürgerlichen gewinnen»

Die SP möchte am 18. Oktober 2015 einen Linksrutsch erzielen. In erster Linie muss sie jedoch den Angriff auf den Ständeratssitz von Paul Rechsteiner abwehren. Sorgen bereite ihr dies jedoch keine, sagt St.Galler Parteipräsidentin Monika Simmler.

Monika Simmler, die SP St.Gallen tritt bei den Na-tionalratswahlen mit zwei Bisherigen an. Lautet das Ziel «Halten des Status quo»?Natürlich wollen wir die beiden Nationalratssitze von Barbara Gysi und Claudia Friedl auf jeden Fall verteidigen. Ein zusätzlicher Sitz ist zwar ein ehrgei-ziges Ziel, aber wer wären wir, wenn wir das nicht zumindest anstreben würden. Die Wahl von Paul Rechsteiner vor vier Jahren hat uns gezeigt, dass auch im Kanton St.Gallen nichts unmöglich ist.

Nach welchem Resultat – ob nun von der eigenen Partei oder einer anderen – sprechen Sie von ei-nem erfolgreichen Ausgang? Einen Erfolg rein in Prozenten anzugeben, ist schwierig. Ob wir am 18. Oktober Grund zu feiern haben, hängt von vielen weiteren Umständen ab. Aber selbstverständlich wollen wir auch prozentual zulegen – kantonal wie national.

Zulasten welcher Partei wäre ein Sitzgewinn für die SP denn realistisch? Solche Berechnungen sind in der Regel Kaffeesatz-lesen – gerade auch, weil noch nicht alle Listenver-bindungen bekannt sind. Natürlich wollen wir einen Linksrutsch, das heisst, wir wollen einen Sitz auf Kosten der Bürgerlichen gewinnen.

Hofft man insgeheim, dass die FDP oder die SVP über weitere «Skandale» stolpert? Solche Skandale werden bei politischen Gegnern im-mer mit einem gewissen Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Ich finde sie aber generell problematisch für die Glaubwürdigkeit unseres politischen Systems und wünsche sie mir deshalb nicht. Wir überzeugen

mit Argumenten, Themen und Lösungen – so gewin-nen wir die Wahlen.

Mit welchen Themen will die SP also den Wahl-kampf dominieren? Am 18. Oktober steht die Schweiz vor einem Rich-tungsentscheid: Wollen wir uns von Europa und der Welt abschotten? Sollen wir uns weiterhin Gross-konzernen und Reichen fügen, anstatt eine Politik für alle zu machen? Die SP wird weiterhin dafür ein-stehen, dass wir den gemeinsam erlangten Wohl-stand gerechter verteilen, uns nicht aussenpolitisch isolieren und dass alle in unserem Land eine echte Chance und gute Perspektiven haben. Dies äussert sich in allen möglichen Themengebieten – sei es in der Umwelt- und Raumplanungspolitik oder bei der Bekämpfung steigender Mieten und Krankenkassen-prämien.

Sie selbst kandidieren auch. Welche längerfristi-gen politischen Ziele verfolgen Sie? Wenn ich nicht nach Bern wollte, wäre ich nicht auf der Nationalratsliste. Als Parteipräsidentin steht für mich aber der gemeinsame Erfolg am 18. Oktober im Zentrum.

Ihre Partei muss in erster Linie den Angriff auf den Ständeratssitz von Paul Rechsteiner abwehren. Wel-che Partei kann Ihnen am gefährlichsten werden? Auch hier gilt: Wir versuchen uns auf unsere Aufga-ben und unsere Politik zu konzentrieren und nicht auf mögliche Angriffe. Paul Rechsteiner hat sich als Ständerat etabliert und sich in den letzten vier Jahren vehement und sehr erfolgreich für unseren Kanton in Bern starkgemacht. Sein Einsatz und sei-ne Erfolge sind der beste Wahlkampf – gegen alle anderen Kandidaten, unabhängig von der Parteizu-gehörigkeit.

Text: Marcel Baumgartner

Bild: zVg.

«Am 18. Oktober steht die Schweiz vor einem Richtungsentscheid: Wollen wir uns von Europa und der Welt abschotten?»

Monika Simmler, SP-Präsidentin Kanton St.Gallen: «Wenn ich nicht nach Bern wollte, wäre ich nicht auf der Nationalratsliste.»

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Die StänderatswahlKarin Keller-Sutter

erfahrengradlinig

überzeugend

karin-keller-sutter.ch

In den Nationalrat.www.jakob-buechler.ch

Jakob Büchler Liste 3.01

2 x auf jede Liste

In den Nationalrat – 2x auf jede ListeYvonne Suter Liste 3.05, www.yvonne-suter.ch

Bruno Damann Liste 3.08, www.bruno-damann.chNicolo Paganini Liste 3.11, www.nicolo-nach-bern.ch

Beda Sartory Liste 3.12, www.beda-mit-sicherheit.ch

Wir machen uns stark für die St.Galler Wirtschaft.

Wir machen uns

St.Galler Wirtschaft.

KMU-geprüft:www.kmu-wahlkandidaten.ch, www.wir-wählen-wirtschaft.ch

Mitte stärken – CVP wählen!www.cvp-sg.ch > Wahlen 2015

3.05 3.08

3.11 3.12

Page 32: SPECIAL Wahlen 2015