Open Government Data Digest 03

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SEITE 1 AUSGABE 3 // APRIL 2011 ALLE 6 WOCHEN NEU | GOV.OPENDATA.AT | WWW.OGD2011.AT | [email protected] Wer zahlt für Open Data? 3 Im Gespräch mit Hans Zeger 5 Regierungsdaten / Webjournalismus 6,7 Open Government Data publizieren 9 Im Interview: Michael Platzer 10 Die OGD2011 Speaker 12 Österreichische Umweltinformation 14 datamarket.com INHALT “Warum soll ich etwas verschenken, was ich teuer und mühsam erstellen musste?”, so die Einen, die Anderen entgegnen darauf: “Warum soll ich für etwas zahlen, was ohnehin schon von dem/der Steuerzahler/in fi- nanziert wurde?” Diese zwei Aussagen markieren die dogmatischen Positionen der Diskussion, um Preis und Kosten sowie Aufwand und Nutzen von Open Govern- ment Data. In letzter Zeit - wohl angetrieben durch die immer konkreter werdenden OGD-Projekte - kommt Bewegung in die Positionen der OGD-Halter und der OGD-Nutzer. Fortsetzung auf Seite 7 16 Open Data in Wien

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Gespräch mit Hans Zeger, Regierungsdaten / Webjournalismus, Leitfaden Open Government Data publizieren, Interview: Michael Platzer, Österreichische Umweltinformation, datamarket.com

Transcript of Open Government Data Digest 03

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AusgAbe 3 // APRIL 2011

ALLe 6 Wochen neu | gov.oPendAtA.At | WWW.ogd2011.At | [email protected]

Wer zahlt fürOpen Data?

3 Im Gespräch mit Hans Zeger 5 Regierungsdaten / Webjournalismus 6,7 Open Government Data publizieren 9 Im Interview: Michael Platzer 10 Die OGD2011 Speaker 12 Österreichische Umweltinformation 14 datamarket.com

INHALT“Warum soll ich etwas verschenken, was ich teuer und mühsam erstellen musste?”, so die Einen, die Anderen entgegnen darauf: “Warum soll ich für etwas zahlen, was ohnehin schon von dem/der Steuerzahler/in fi-nanziert wurde?” Diese zwei Aussagen markieren die dogmatischen Positionen der Diskussion, um Preis und Kosten sowie Aufwand und Nutzen von Open Govern-ment Data. In letzter Zeit - wohl angetrieben durch die immer konkreter werdenden OGD-Projekte - kommt Bewegung in die Positionen der OGD-Halter und der OGD-Nutzer.

Fortsetzung auf Seite 7 16 Open Data in Wien

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Sie halten nun Nummer Drei unseres OGD-Digest in der Hand. Und mit jeder Ausgabe wurde das Thema Open Government Data für Österreich konkreter. Den politischen Ankün-digungen folgen nun praktische Maßnah-men.

Dieser Digest ist demnach auch voll mit Ar-tikeln die sich mit dieser nun kommenden Umsetzungsphase befassen. Die im Februar abgehaltenen Stakeholderworkshops ha-ben wichtige Diskussionen getriggert: Über die Wirtschaftlichkeit, die technischen Um-setzungsperspektiven, den zu beachtenden Datenschutz und die neuen Möglichkeiten für StartUps und Datenjournalismus. Diskus-sionen, die ebenso in diesem Digest nach-zulesen sind, wie Rudi Legats Blick in die Pioniertage der webgestützten Umweltinfor-mation.

Die Open Data Bewegung in Österreich ist rasch unterwegs, so hat auch manches nicht mehr Einzug in diesen Digest gehalten: Die Entwicklungen in Salzburg zum Beispiel, oder auch die Diskussionen auf Bundesebene. Gerade in diesen Fällen, möchte ich auf un-seren Blog hinweisen: www.opendata.at.

Und schließlich möchte ich schließen mit einer Einladung: Kommen Sie zur Konferenz OGD2011 am 16.Juni - buchen Sie jetzt!

www.ogd2011.at

EDITORIAL

Das nächste Kapitel

Thomas Thurner Semantic Web Company / Transfer OGD Austria

Die erste Österreichische Open Government Data Konferenz – OGD2011 – ruft im Rahmen des Konfer-enzprogrammes zur Einreichung von Posterpräsenta-tionen auf. Im so genannten “Posterpark” möchten wir Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Stellen der öffentlichen Verwaltung und NGOs die Möglichkeit eröffnen, ihre Projekte, Services und Forschungsarbe-iten visuell vorzustellen und mit dem interessierten Publikum ins Gespräch zu kommen.

Dazu wird während der Konferenz ein eigener Bereich zur Verfügung gestellt. Der Posterpark ist die gesamte Konferenz über aufgebaut, und während der großen Vernetzungspause personell besetzt. Die Präsentation sollten aus einem Poster A0, sowie begleitenden Bros-chüren bestehen.

Mögliche Themenfelder

• Open Data Technik• Recht und Copyright• Applikationen, Nutzung von OGD• gesellschaftspolitischer Hintergrund• Geschäftsideen und Geschäftsmodelle

Einzureichen ist ein Abstract mit mind. 300 und max. 500 Worten. Im dazu bereitgestellten Onlineformular bitten wir um eine Beschreibung des Posters im Bezug auf die ausgewählten Themen.

onlineformular: http://www.ogd2011.at/konferenz/posterpark

Der Bewerbungsschluss ist mit 30. April festgelegt. Über die 10 zu vergebenden Plätze entscheidet das Programmkomitee. Sie bekommen umgehend Nach-richt, ob ihr Poster angenommen wurde und können bis 10. Juni das Poster ausarbeiten.

Call for Posters

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Im Gespräch mitWie sieht die ARge daten bzw. sie persönlich das thema open gov-ernment data an sich, vor allem in bezug auf Österreich?

Wesentliche Aufgabe der ARGE DATEN ist die Sicherung aller Grundrechte in einer komplexen Informationsgesell-schaft. Dabei sollen nicht nur Sicher-heits-, Freiheits- oder Privatsphäre-Rechte durchgesetzt und gestaltet werden, sondern auch Informations- und Transparenzrechte gegenüber Behörden, staatlichen Einrichtungen oder Organisationen bei denen der Staat bestimmenden Einfluss hat oder die der Staat zur Auslagerung gesetzli-cher Aufgaben gegründet hat. In die-sem Sinn ist eine Open Government Data - Initiative in Richtung “gläserner” Behörden inklusive der Möglichkeit auf Basis behördlicher Informationen neue Dienste zu entwickeln zu be-grüßen und liegt auf der Linie der Ver-einstätigkeit der ARGE DATEN.

Wesentliches Kriterium einer Open Government Data - Initiative muss je-doch ein kostenfreier Zugang zu den Rohdaten sein, jedenfalls dann, wenn die Ergebnisse von Auswertungen und Diensten ebenfalls kostenfrei der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

open government data spricht stets von nicht personenbezo-genen daten - sehen sie trotzdem Probleme im bereich datenschutz? Wenn ja, welche? und haben sie Lösungen für diese möglichen Probleme parat?

Grundsätzlich kann es bei der Offen-legung behördlicher Entscheidungen und Informationen zu einem Grundre-chtekonflikt kommen, dies insbeson-dere dann wenn es um individuelle Entscheidungen, die Vergabe indivdu-eller Rechte oder Förderungen.

Hier ist ebenfalls die EG-Richtlinie Datenschutz zu beachten, die die Privatsphäre natürlicher Personen in der Informationsgesellschaft gezielt schützt. Allgemein zugängliche be-hördliche Daten sollten daher jeden-falls so aggregiert werden, dass ein Bezug auf natürliche Personen nicht

möglich ist, in Einzelfällen könnten individuelle Datensätze anonymisi-ert veröffentlicht werden.

Dabei ist zu beachten, dass auch nicht durch Zusatzwissen auf eine bestimmte Person zurückgeschlos-sen werden kann. Die Lösung von In-formations- und Privatsphärekonflik-ten könnte im Einzelfall eine genaue Analyse erfordern, grundsätzliche Bedenken sehe ich jedoch nicht. Die Beachtung der Privatsphärere-chte der Bürger führt jedoch zum Auschluß bestimmter Dienste, wie etwa eine mehrjährige oder gar leb-enslange Analyse der Entwicklung von Menschen.

Aus meiner Sicht haben aber derar-tige “Dienste” in einer offenen Gesell-

schaft nichts verloren, weder wenn sie privat organisisert sind oder sta-atlich verordnet.

beschäftigt sich die ARge daten mit dem themenfeld open gov-ernment data in Österreich?

Eine transparente Informationsge-sellschaft, inklusive einer “gläsernen” Behörde ist für die ARGE DATEN genauso ein Themenschwerpunkt, wie die Sicherung der Privatsphäre oder die Analyse der sozialen Ver-träglichkeit neuer Techniken.

verfolgen sie die open govern-ment (data)-Initiativen in groß-britannien und den usA mit, und sehen dafür auch eine chance für Österreich?

Wir verfolgen alle entsprechenden Initiativen, müssen aber feststel-len, dass Österreichs Verwaltung an einer extrem defensiven, teil-weise sogar destruktiven Strategie im Zusammenhang mit Behörden-informationen festhält. Behörden-informationen werden in vielen gesellschaftspolitisch wichtigen Bereichen (etwa Sicherheit, Gesund-heit, Verkehr) oft verspätet oder nur gefiltert bereitstellt.

Oft werden Informationen nur auf in-formellen Weg, quasi als Belohnung für Wohlverhalten an ausgewählte Institutionen oder Medien heraus-gegeben. In vielen Fällen verschan-zen sich Behörden hinter einem abstrakten “Amtsgeheimnis” oder einem unbestimmten “Datenschutz”, auch wenn die entsprechenden Bestimmungen überhaupt nicht an-wendbar sind.

Gerade das DSG 2000 und auch die EG-Richtlinie Datenschutz sehen für behördliche Tätigkeit ausdrücklich Ausnahmen vor. Politiker, Behörden und deren Organe und Mitarbeiter dürfen sich im Vollzug ihrer Arbeit ganz ausdrücklich nicht auf Daten-schutz-Bestimmungen berufen. Diese Bestimmungen sollten für natürliche Personen, soweit es ihre private Lebensgestaltung betrifft, vorbehalten sein.

Hans Zeger

INTERVIEW: Hans Zeger

Kurzbiografie

geboren 1955, Philosoph, Mathematiker, Universitätslektor. Mitglied des “Beirats für Informationsgesellschaft” im öster-reichischen Bundeskanzleramt, Geschäfts-führer der e-commerce monitoring gmbh, Vorstandsmitglied der Austrian MultiMe-dia Association.

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SEITE 4 VERANSTALTUNGEN

Conference for E-Democracy and Open Government

4. Offener Open Government Data Austria StammtischDer Anlaufpunkt für Neue und Interessierte in Sachen Open Government Data.

Alle zwei Monate an wechselnden Orten.

Veranstaltungen rund um Open Government Data

4. mai 2011, ab 18 uhr

Raum D / quartier21 Museumsquartier Wien

Anmeldung: [email protected]

18. mai 2011 in berlinhttp://opendataberlin.wordpress.com

30. Juni / 1. Juli 2011 in berlinhttp://okcon.org/

5. mai 2011 bis 6. mai 2011http://www.donau-uni.ac.at/cedem

Noch sind einige Tage Zeit, doch die selbe verrinnt schnell. Jetzt schon im Kalender markieren:

16.6. 2011einen ganzen Tag lang Open Govern-ment Data. Expert/innen, Workshops, Wissensgewinn.

http://www.ogd2011.at/

Berlin Open Data Day

Open Knowledge Conference

11. April 2011 in Linzhttp://www.linz.at/leben/opencommonsregion.asp

Auftaktveranstaltung “Open Commons Region Linz”

15. Juni 2011 in Wienhttp://bit.ly/meetup-16-06

Portals, Apps and Visualizations for OGD

15. bis 17. Juli 2011 in Wienhttp://www.sotm-eu.org/

State of the Map Europe

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“Ab jetzt wird zurückgerechnet”, sagt die deutsche Wissenschaftler-in und Journalistin mercedes bunz und sieht eine neue möglichkeit heraufdämmern, die mächtigen zu kontrollieren. “datenjournalismus” heißt das Wort der stunde. vorbei die Zeit als medien und Zivilge-sellschaft der vermeintlichen poli-tischen unausweichlichkeit wenig entgegenzusetzen hatten. möglich machen es offene Regierungs- und verwaltungsdaten und engagierte onlinepublizisten. dabei verän-dern sich auch die spielregeln für Journalisten.

Ein deutscher Grünpolitiker klagt seine Vorratsdaten (also keine offenen Regierungsdaten, sondern seine ei-genen personenbezogene Daten) von der Telekom ein und lässt diese von Zeit Online visualisieren und pub-lizieren: Über ein halbes Jahr hinweg kann das Leben des Politikers in jeder Minute per interaktiver Karte nach-vollzogen werden. Die nüchterne Darstellung verbildlicht die Gefahren der Vorratsdatenspeicherung wie kaum eine andere Form des Informa-tionsdesigns.

Die New York Times kombiniert die Arbeitslosenstatistik mit demogra-phischen Daten, und es entstehen bisher ungesehene Graphen, die soziale Ungleichheiten in den USA aufzeigen. Ein schwarzer Jugendli-cher ohne Schulabschluss ist durch-schnittlich fast doppelt so häufig ar-beitslos wie ein weißer.

Die genannten sind nur zwei von einer mittlerweile unüberblickbaren Zahl an Datenjournalismusprojek-ten, die die Redaktionen der MSNBC, der Los Angeles Times, des Guardian, der BBC und einiger anderer Medien durchführen. Viele der Medien haben eigene Ressorts gegründet, die sich allein der Anatomie und (interaktiven) Verarbeitugn von Daten widmen.

Was ist neu am datenjournalismus?

Die Bezeichnung “Datenjournalis-mus” ist schwammig, meint sie doch, wie Lorenz Matzat (http://datenjour-nalist.de) feststellt, einerseits eine Recherchemethode von Onlinejour-nalisten, andererseits eine spezifische mediale Veröffentlichungsform, ein

FRISCH VERMäHLT:REGIERUNGSDATEN UND ONLINEjOURNALISMUS

Prozessjournalismus: Bei die-sem gipfelt die Berichterstattung nicht in einem fertigen Artikel, vielmehr wird ein Beitrag schnell online gestellt und anschließend erweitert und verbessert. In der Kombination mit Datenjournalis-mus wird für die Berichterstattung nicht mehr auf statisches Material zurückgegriffen, der Redakteur zieht permanent Daten aus aktu-alisierten Streams heran.

Oder Datenjournalismus verknüpft mit Crowdsourcing: Sind die Datenmengen für eine Redaktion allein nicht bewältig-bar, dann lagert sie diese Aufgabe aus: Die Dateien werden online gestellt, interessierte Internetuser kümmern sich um die Exploration der Datenberge. So geschehen ist dies etwa bei einer der ersten Sternstunden des modernen Datenjournalismus, im Sommer 2009: Damals stellte der britische Zeitung Guardian 170.000 Spe-senbelege britischer Abgeordne-ter online. 20.000 Leute durchfor-steten die Belege auf verdächtige Inhalte, innerhalb kürzester Zeit war ein systematischer Missbrauch von Steuergeldern aufgedeckt, der zu Rücktritten und politischen Reformen führte.

Was Datenjournalismus sicher nicht löst, ist das Finanzier-ungsproblem für unabhängige professionelle Berichterstattung abseits der Nische. Für die penible Kontrolle der Politik, diese in einer Demokratie so lebensnotwendige Aufgabe, liefert auch Datenjour-nalismus kein Geschäftsmodell. Im Gegenteil: Datenjournalismus ist kostspieliger als viele andere Formen der Berichterstattung. Die Journalisten arbeiten meist in Teams gemeinsam mit Pro-grammierern, Statistikern oder Grafikdesignern. Und derartige Stellen sind teurer als die in Onli-neredaktionen so gern beschäft-igten “Contentmanager”, die ohne Journalisten-Kollektivvertrag in fordistischer Manier Meldungen vom Agenturfließband ins CMS klopfen.

TEXT: JULIAN AUSSERHOFER

REGIERUNGSDATEN UND ONLINEjOURNALISMUS

eigenes Genre. Datenjournalismus ist darüber hinaus zugleich ein Mindset: Die wenigsten Datenjournalisten seh-en sich als traditionelle Journalisten, sondern bezeichnen sich lieber als Hacker oder Informationsarchitekten.

Bei aller Unbestimmtheit gibt es den-noch einen Definitionsansatz. Der Brite Paul Bradshaw hat ihn heraus-gearbeitet: Die Daten, auf denen Datenjournalismus fußt, müssen strukturiert sein und von Computern verarbeitet werden können. Die Ta-belle ist der Ausgangspunkt der (com-puterbasierten) Recherche und die Basis für die jegliche weitere Darstel-lungsform – ob interaktive Visualisier-ung oder Mutlimedia-Reportage.

Klar ist, dass sich daraus Konsequen-zen für die journalistische Praxis erge-ben: Der Umgang mit diesem neuen Typ von Quelle muss von so gut wie allen aktiven Journalisten erst erlernt werden – data literacy wird in Zukunft zur Schlüsselqualifikation in Redak-tionen avancieren. Darüber hinaus än-dert sich das Erzählen: Die stringente Geschichte mit menschlichen Protag-onisten sowie Anfang und Ende tritt in den Hintergrund, die Berichterstat-tung dreht sich um Fakten und Akten.

Prozessjournalismus und crowd-sourcing

Immer öfter kommt es zu Mischfor-men zwischen Datenjournalismus und diversen anderen neuen Formen des Onlinejournalismus, etwa dem

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SEITE 6 LEITFADEN TEIL 1

Naturgemäß werden diese Angebote aber kaum benützt, weil zu viele Hürden genommen werden müssen, bis das Daten-material in der gewünschten Form am Endgerät des Endusers gelandet ist. Der Kardinalfehler, den bestehende “Datenpor-tale” zumeist begehen ist, dass übersehen wird, dass zwischen Daten-Anbieter und Enduser in vielen Fällen Technologieanbi-eter bzw. Entwickler und ihre Applikationen stehen und dass sich sowohl Enduser als auch Datenanbieter im selben “Öko-System” befinden, nämlich dem WWW.

Erst diese Wertschöpfungskette in Summe betrachtet versetzt uns in die Lage, einen modernen, web-basierten (Open) Data Market zu entwickeln, der eher einem Öko-System gleicht als einem trivialen Markt, in dem nur Transaktionen zwischen Daten-Anbieter und Nachfrager bestehen.

Welche Eigenschaften sollte ein professionelles Open Data Portal also nun besitzen, um die beschriebenen Rollen und Ar-beitsabläufe effizienter unterstützen zu können?

1. AuffindbarkeitDatensätze sollten für Entwickler und Endkunden auffindbar sein. PDF- oder CSV-Dateien einfach “ins Netz zu stellen” ist zu wenig. Im Idealfall können Datensätze auch automatisiert von Software-Agents gefunden werden. Mindestanforder-ung ist jedoch eine leistungsfähige Suchmaschine, die auch standardisierbare Metadaten wie Thesauri einbinden kann, um präzises Suchen zu ermöglichen. Anderenfalls kommt das Data Portal schnell an seine strukturellen Grenzen und kann nur einige hunderte Datensätze sinnvoller Weise anbieten.

2. standardschnittstellenDatensätze sollten via web-basierte Standard-APIs ansprech-bar sein. APIs sind Schnittstellen, über die man programma-tisch auf Datenquellen zugreifen kann, und die Entwickler im Idealfall nicht für jede Datenquelle erlernen müssen. Lösung-sweg ist der Einsatz von Standards wie SPARQL, eine vom W3C standardisierte Abfragesprache.

3. Quellenübergreifende standardformateDatensätze sollten in Standard-Formaten verfügbar sein, im Idealfall auf syntaktischer und semantischer Ebene. Der Um-stand, dass nicht einmal CSV=CSV ist, erschwert das Leben der Enduser und Entwickler gleichermaßen, vor allem wenn Daten aus unterschiedlichen Quellen integriert werden sollen. XML

die diskussion rund um open government data ist bei Regierungsstellen in vielen Ländern angekommen und auch bei zahlreichen (Internationalen) organisationen und supra-nationalen einheiten wie der eu voll im gange.. Während die einen schon erste varianten einer konkreten umsetzung anbieten (z.b. city of chicago - data Portal ), oder andere wiederum bereits weiter gediehene variant-en eines open data Portals entwickelt haben (z.b. british open govdata Portal data.gov.uk oder Linked clean en-ergy data ), so stecken die meisten Institutionen noch in der sondierungsphase.

Am Beginn der erfolgreichen Implementierung eines Open Government Data Protals stehen zumeist vor allem einmal Fragen:

1. Welche Daten können/wollen wir überhaupt als Open Data zur Verfügung stellen?

2. Wie können wir die damit verbundenen neuen Rollen und Prozesse organisieren?

3. Unter welchen Lizenzbestimmungen sollen wir Daten veröffentlichen?

4. Welche Geschäftsmodelle können wir damit entwick-eln? (z.B. Freemium-Modelle - siehe datamarket.com )

5. Auf welche (Daten-)Standards setzen wir?

6. Mit welcher Technologie organisieren und stellen wir die Daten bereit?

Dieser Beitrag soll einen Überblick über Lösungsvarianten zu den Fragen 5 und 6 geben und einen Leitfaden bieten, der da-bei helfen kann, aus Datensilos tatsächlich Open Data zu ma-chen.

Jede Open Data Initiative bedient zahlreiche Stakeholder-Gruppen, letztendlich aber sollten die Endabnehmer im Mit-telpunkt der Überlegungen stehen: Unternehmen und Bürger werden darüber “abstimmen”, ob das neue Daten-Portal von Nutzen ist oder nicht. Entstehen viele neue Applikationen auf Basis des leichter zugänglichen Datenmaterials, vielleicht sogar innovative Geschäftsmodelle oder Unternehmen, so werden die Daten vielen neuen Verwendungszwecken zuge-führt, und zwar auf nachhaltige Art und Weise.

Status quo bei vielen Organisationen ist nun, dass die Daten in proprietären Formaten verpackt zumeist als Tabellen via Datei-Download verfügbar sind. Im Klartext heißt das: Als Bürger, Unternehmen oder Software-Entwickler navigiere ich auf der Webseite des Daten-Anbieters zum relevanten Excel, CSV oder PDF, lade die Datei herunter (die möglicherweise dann schnell veralten) und versuche die Daten weiterzuverarbeiten, z.B. in meine Datenbank zu importieren, als Tortengrafik zu visuali-sieren und in meine Webseite einzubetten oder die Daten ein-fach via Copy & Paste in meinen Bericht einzufügen etc.

Open Government Data publizieren Ein Leitfaden von Andreas Blumauer (SWC), Teil 1

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SEITE 7LEITFADEN TEIL 1

dass die staatlichen Einkünfte prak-tisch im Finanzministerium "hängen bleiben" und nicht den Weg zurück zum/zur Datenhalter/in finden.

Will man Open Government Data als nachhaltiges Konzept der Digitalen Infrastruktur, sowie der strategisch-en Wirtschaftsförderung etablieren, muss diese Schieflage korrigiert werden, andernfalls fehlt es dem Projekt sehr schnell an Motivation, Antrieb und Entwicklungspotential. Es erscheint jedoch fraglich, ob eine Art der Zweckbindung der erzielten staatlichen Einnahmen aus Open Data, über alle beteiligten Körper-schaften und Regierungseinheiten hinweg, umsetzbar ist. Die wie-derkehrenden Verhandlungen um den Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern, Städten und Gemeinden

Ein Budgetposten auf der Habenseite, der nicht nur in Zeiten der Budget-deckelung gern gesehen war und ist.

gutes tun - unbelohnt!

Auch bei Open Government Data fallen für den Staat Einnahmen an. So bringt die gesteigerte Wirtschaftsleistung (durch Neugründungen, Erweiterungen, Konsolidierungen von Unternehmen) über eine gesteigerte Steuerleistung, der besagten Betriebe, Mittel in den Staatshaushalt ein. Doch was hat da-von der Datenhalter? Nichts! Anstatt dafür belohnt zu werden, dass er Daten offen zur Verfügung stellt, wird er/sie doppelt bestraft: Durch den Verlust der Einnahmen aus dem bis dato üblichen Datenhandel und zusätzlich dadurch,

Wer zahlt für Open Data?Fortsetzung von Seite 1

Bis zum heutigen Tage waren die Ver-hältnisse klar. Hat ein Amt, ein Betrieb der öffentlichen Hand oder eine andere Stelle der staatlichen Verwaltung Daten an Andere kostenpflichtig weitergege-ben, so konnte der Preis ebenso selbst-ständig festgelegt werden, wie die Art und der Umfang der Datenweitergabe.

Solange die diesbezüglichen Richtlinien des Informationsweitergabegesetzes eingehalten wurden, war man Herr der eigenen Daten und konnte die Früchte des eigenen Datenhandels auch sehr unmittelbar genießen. Dieser Datenhan-del war für viele öffentliche Stellen ein wichtiger finanzieller Zusatzverdienst.

werden sollen, oder ob Abfragen nur über kleinere Einheiten, zB. über einzelne Tabellen durchgeführt werden sollen. Tim Berners-Lee, Direktor des W3C, hat dazu die “5 stars of open linked data “ thematisiert:

Ab dem 4. Stern wird aus Open Data “Linked Open Data”. Mit-telfristig gedacht werden unzählige Datenanbieter “Open Data” zur Verfügung stellen. Technologien, die von Beginn an grundsätzlich in der Lage sind, Quellen verknüpfen zu kön-nen, werden auch die gewünschten Netzwerkeffekte verur-sachen. Prominentestes Beispiel dafür ist das Britische Open Government Data Portal, das vorwiegend auf die angefüh-rten Standards wie RDF, SPARQL und Linked Data setzt. Erst damit wird es möglich, Daten aus unterschiedlichen Quellen (z.B. Geographische Informationen mit Umweltdaten) mit-einander zu verknüpfen. Eine weitere wichtige Eigenschaft von Linked Open Data ist, dass ähnlich einem Straßennetz immer wieder neue Baustellen aufgemacht werden können, neue Verbindungen geschaffen werden können, ohne dabei bestehende Anwendungen zu beeinträchtigen. Diese flex-ible Methode, Netzwerke aufzubauen erinnert an viele ande-re Infrastrukturmaßnahmen - und mit Linked Data liegt eine offensichtlich gut geeignete Basis-Technologie vor, um eine sinnvolle Datenbasis für die viel beschworene Wissensgesell-schaft im 21. Jahrhundert zu schaffen.

Lesen Sie Teil 2 im nächsten OGD-Digest

alleine ist dafür noch keine ausreichende Lösung, da die zu-grundeliegenden Schemata ebenso proprietär sind wie jede Excel-Tabelle. D.h. jedes XML-Schema muss erst interpretiert werden, um auf andere Schemata gemappt werden zu kön-nen bzw. bevor es von einer auch einfachen Anwendung verwendet werden kann. Ausweg aus diesem Dilemma bi-eten weitere W3C-Standards wie RDF (Resource Description Framework), das zur Homogenisierung von Metadaten in verteilten Systemen wie dem WWW beiträgt oder SKOS (Sim-ple Knowledge Organization System), das dabei hilft, die in-haltliche Dimension der Datensätze präziser zu beschreiben, um Daten damit quellenübergreifend auffindbar zu machen.

4. verknüpfbarkeitDaten sollten referenzierbar, möglichst eindeutig und damit quellenübergreifend verknüpfbar sein. Wird in einem Daten-satz von “Krankenhaus” gesprochen, in einem anderen von “Spital”, so kann diese Mehrdeutigkeit aufgelöst werden, wenn beide auf dasselbe dahinterliegende Konzept ver-weisen. Technisch gesprochen bietet sich dafür der Einsatz von URIs (Uniform Resource Identifier) an. Das Datenportal sollte also Möglichkeiten anbieten, Datensätze unterein-ander aber auch mit Daten von anderen Datenportalen mit möglichst geringen Aufwänden verknüpfen zu können.

5. WidgetsDas Datenportal sollte auch Widgets, z.B. Visualisierungen out-of-the-box anbieten. Der direkte Nutzen des Datenpor-tals aus Sicht des End-Users steigt, je einfacher es ist, mit wenig Vorwissen aussagekräftige Darstellungen (oder inter-aktive Anwendungen) auf Basis der Daten erzeugen zu kön-nen ohne dabei programmieren können zu müssen. Werden die Widgets in Blogs etc. eingebettet steigt auch die Sicht-barkeit der Daten exponentiell an.

Zentraler Knackpunkt bei der Auswahl der geeigneten Technologien ist also die Frage, ob Datensätze zukünftig auch ohne großen Aufwand quellenübergreifend verknüpft

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SEITE 8 TITEL: Wer zahlt?

Veröffentlichung im Rahmen von Bürger/inneninformation und Bürger/innenservice passiert. Damit fällt auch die Finanzierung dieser Veröffentlic-hungstätigkeit in die entsprechenden Budgets. Bewertet man die Effekte, die sich mit der Erschließung des neuen Kanals Verwaltung-Bürger/in ergeben und stellt sie den Mehraufwendungen gegenüber, so ergibt sich ein ökono-misch sehr positives Bild einer zukunfts-sicheren Kommunikationsmaßnahme.

Schließlich gilt analog dem eben Aus-geführten Ähnliches für die staatliche Wirtschaftsförderung: Mit OGD dürfte ein äußerst kostengünstiges Instrument der strategischen Wirtschaftsförderung gefunden sein, dass die Potentiale, die im "neuen Öl des Dritten Jahrtausends" schlummern, heben kann. Die digitalen Helfer der kommenden Jahre, ob dies nun Apps für Smartphones, neue We-bangebote oder das Internet der Dinge ist, sie alle kommen nicht ohne Daten aus dem öffentlichen Bereich aus. Die Stellen der staatlichen Witrschafts-förderungen tun gut daran, in diese Entwicklungen der Zukunft zu invers-tieren - Open Government Data ist ein kostengünstiger Weg dorthin.

ogd / PsI Rechenbeispiel

Marc de Vries beschreibt in einer seiner Studien, wie sich beim staatlichen nie-derländischen Anbieter für Satelitten-bilder, die veränderten Bedingungen der Zugänglichkeit und ein neu an-gepasstes Verpreisungsmodell (Gren-zkosten) in den letzten Jahren aus-gewirkt haben

TEXT: Thomas Thurner

diesem freien Angebot, Permiumange-bote für die gewerbliche Nutzung an-bietet. So können beispielsweise alle aktuellen Artikel der New York Times direkt über eine API bezogen werden. Mit dem gratis erhältlichen API-Key ist die freie uneingeschränkte Nutzung für bis zu 500 Aufrufen täglich möglich. Für darüber hinausgehende Nutzung muss man den kostenpflichtig API-Key "up-graden". Diese Strategie des "freemium" würde für OGD somit beides bieten: A) das kostenlose Bürger/innenser-vice und B) die Monetarisierung dann, wenn "wirklich Geld gemacht" wird.

Moderne Verwaltungen betreiben inz-wischen viele Services: Vom Stadtplan über den Veranstaltungskalender, Ver-zeichnisse und Suchmaschinen, Fah-rpläne und Auskunftsservices. Web-services der öffentlichen Verwaltung zu betreiben, heißt inzwischen nicht mehr nur ein Webservice für den klas-sischen 19'' Bildschirm anzubieten. Neue Geräte und Darstellungsfor-mate kommen praktisch täglich dazu.

Investment in die Kernfunktionen

Wie Michael Rederer (Leiter von wien.at - MA 53) skizziert, bedeutet die Verfügbar-machung von Inhalten in Austauschfor-maten auch, dass die Inhalte der eigenen kommunalen Webpräsenz, auch dann auf den neuesten Endgeräten präsent sind, wenn durch das Magistrat eine Adap-tion gerade nicht geleistet werden kann.

Damit rückt Datenaufbereitung, Verfüg-barmachung und Clearing von Daten

lassen erahnen, dass ein zweckge-bundener Mittelfluss zwischen steuer-erhebenden Stellen (BMF, Stadtkas-sen, etc) und den Datenhaltern kaum operationalisierbar ist. Möglicher-weise sind die Wege dafür "zu lang". Doch auch auf kurzem Weg lässt sich Open Government Data refinanzieren.

ogd goes "freemium"

Wiederum ausgehend von der Tat-sache, dass manche öffentlichen Ein-richtungen Daten bereits heutzutage erfolgreich und mit entsprechen-dem Ertrag weiterverkaufen, kann

man von einer zwar etablierten und trotzdem kaum ausdifferenzierten Marktteilnahme öffentlicher Einrich-tungen sprechen. Die Angebote sind meist mit komplizierten Lizenzen behaftet, werden kaum beworben, sind oft nur bedingt gewartet und darüber hinaus zumeist auf denn Detailverkauf (an ausgewählte Part-nerunternehmen) und nicht an einen breiten Abnehmer/innenkreis hin ausgerichtet. So bleiben die Erträge oft hinter dem Potential zurück. Die Erweiterung des Datenangebots um kostenlose Daten entsprechend dem Open Government Data - Paradig-ma, hat das Potential diese bis dato schlecht angenommenen Angebote auf verbreiteter Basis zu realisieren.

Die Chance steckt in einem Ge-schäftsansatz, der kostenfreie Ab-gabe von Daten zur Herstellung von Bekanntheit, Vertrauenswürdigkeit, Reputation, Kompetenz und Datenk-ompetenz sieht, und aufbauend auf

Wer zahlt für Open Data?Fortsetzung von Seite 7

ins Zentrum der IT-Agenden ein-er Verwaltung und die vorhan-denen und knappen Ressourcen werden nicht in einem sich immer schneller werdenden Wettbe-werb um Plattformen und Apps aufgerieben. Wie der niederlän-dische IT-Ökonom Marc de Vries sehr eindrucksvoll in dem weiter unten dargestellten Beispiel ver-deutlicht, muss eine realisierte Einsparung auf Verwaltungsseite nicht notwendigerweise mit dem Verlust von Arbeitsplätzen einhergehen. Für die meisten Daten die im Rahmen von OGD zur Verfügung gestellt werden, gilt jedoch ohnedies, das deren

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Im Gespräch mitherr Platzer, sie kommen aus der Wirtschaft, genauer gesagt aus der Immobilienbranche: Welche erwar-tungen stellen sie an open govern-ment data?

Obwohl die Erfassung und Aufbe-reitung der Daten durch öffentlichen Auftrag mit unserer Steuerleistung finanziert wurde, werden die Daten-bestände als „Eigentum der Behörden“ gehortet und nur im geringen Umfang und unter Gebührenbelastung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Hier ist ein Umdenken erforderlich.

Welche vorteile (aber auch nach-teile) könnte die Öffnung von daten für die Wirtschaft bedeuten?

Der wirtschaftliche Wert der kom-merziellen Nutzung derartiger Daten-bestände in der EU wird auf 68 Mil-liarden Euro geschätzt. Während man hierzulande spürbare Tariferhöhun-gen bei Grund- und Firmenbuch be-schließt, haben einige Länder, allen voran Großbritannien, dieses Poten-zial längst erkannt:

Dort gibt es ein zentrales Webportal, wo jede öffentliche Stelle ihre Datens-ammlung beschreibt und unter einer Creativ-Commons-Lizenz (CC) frei an-bietet. Die behutsame Öffnung kann zu mehr Transparenz und Verständ-nis auf der einen Seite und zu einer intensiveren Zusammenarbeit und Stärkung gemeinschaftlicher Belange auf der anderen Seite beitragen.

Wie wir in den verschiedenen Workshops hörten, soll neben government data auch daten aus der Wirtschaft öffentlich gemacht werden. Wie stehen sie dazu?

Das in Immobilien gebundene Volksvermögen ist immens. Trotz ihrer großen gesamtwirtschaftli-chen Bedeutung hinken wir unseren Nachbarn, und insbesondere dem angloamerikanischen Raum, weit hinterher. In Österreichs Immobilien-wirtschaft mangelt es an ausreichen-

den Marktinformationen, auf deren Basis wirtschaftlich sinnvolle Ents-cheidungen getroffen werden kön-nen. Durch eine breite Datenbasis innerhalb der Branche ergibt sich die Möglichkeit, die eigenen Werte einer Fülle von Auswertungen gegenüber-zustellen.

Erste Ansätze dazu gibt es und ich wünsche mir, dass Eigentümer, Ver-walter und Makler mehr Sensibilität dafür aufbringen, zumal es zu ihrem eigenen Vorteil wäre, weil die Analy-seergebnisse jedem interessierten Marktteilnehmer offen stehen.

haben sie selbst daten, welche sie zur verfügung stellen könnten?

Jeder einzelne ist dazu aufgefordert, seinen Beitrag zu leisten und darf nicht erwarten, dass ihm alles vom Vater Staat zu Füßen gelegt wird. In der Immobilienbranche klafft eine immense Informationslücke, die mei-ner Meinung hausgemacht ist.

Während eines Jahres stehen 250.000 Wohnungssuchende einem Angebot von rund 55.000 Immo-bilien gegenüber. Die Angaben auf diversen Immobilienportalen sind nicht verifiziert, die Angebotspreise teils deutlich über dem Marktniveau und im schlimmsten Fall bieten meh-rere Makler die Immobilie zu unter-schiedlichen Konditionen auf meh-reren Plattformen an. Eine Wirtschaft kann so nicht funktionieren.

Wir sind dabei eine Technologie zu entwickeln, die die „Black Box“ trans-parenter macht und ihr eine Frisch-zellenkur verpasst. Ist der Anwender gewillt, einen Teil seiner NICHT-per-sonenbezogenen Daten zur Verfü-gung zu stellen, so profitiert er im Gegenzug von den neuen und in-novativen Möglichkeiten der Immo-biliensuche und -vermarktung. Es ist eine Art Tauschhandel.

sie kennen die Immobilienbranche in den usA: welche vorteile er-schließen sich Ihnen durch die überraschend weitläufig geöffne-ten daten in dieser branche?

Die Kollegen in den USA und Kanada können sich auf ein hoch entwick-eltes, gut funktionierendes System öffentlicher Informationen stützen. Darüber hinaus gab es schon in den 80er-Jahren erste Bemühungen, eine einheitliche Datenbasis für Immobil-ien zu schaffen. In Österreich könnt-en wir ähnlich innovative Lösungen und Dienstleistungen entwickeln, die sich rasch auf andere Städte und Gemeinden übertragen lassen. Wir streben hier eine österreichische Gesamtlösung an.

Michael Platzer

INTERVIEW: Michael Platzer

Über Michael Platzer

Michael Platzer ist Unternehmer in der Imobillienbranche, und hat am Stakehold-erworkshop “Open Government Data - Wirtschaft” teilgenommen.

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An dieser Stelle präsentieren wir einige Vortragende der kommenden

Open Government Data Konferenz am 16. Juni 2011

weitere Infos undter www.ogd.2011.at

M.Sc. Lisa EvansObjectgroup, Where Does My Money Go? the guardian, data blog

London, Großbritannien

Lisa Evans ist Expertin für das britische Regierungsprogramm “COINS“, das auf Initative des Cabinet Office alle Ausgaben von Regierungsstellen über £25,000 und jene der Gebeitskörperschaften von über £500, in einem zentralen Regis-ter als Open Data verfügbar macht. Lisa hat überdies eine monatliche Radio-sendung auf Cambridge’ Community Radio und ist an verscheidenen gemein-nützigen Projekten beteiligt, u.a. an soschildrensvillages.org.uk.

Mag. Nikolaus FutterCompass-Verlag GmbH

Wien, Österreich

Nikolaus Futter ist mit seinem Bruder Hermann Geschäftsführer der Compass-Gruppe, die verschiedene Wirtschatsdatenbanken umfasst. Futter ist seit dem Jahr 2005 Vorstandsmitglied der ISPA und Leiter der Arbeitsgruppe In-formationswirtschaft und e-Governement. Als nationaler Experte berichtete Nikolaus Futter dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) über das Thema “e-business in a new economy”.

Dr. Katleen janssenUniversität Leuven Interdisciplinary Centre for Law & ICT

Leuven, Belgien

Dr. Janssen absolvierte ihr Jurastudium an der Katholieke Universiteit Leuven in 2001 (cum laude). Nach dem Studium trat sie in’s Interdisciplinary Centre for Law & ICT, Universität Leuven ein. Während der Arbeit an ICRI absolvierte sie einen DES-Abschluss in Gesellschaftsrecht an der KUBrussel. Von August 2009 bis Januar 2010 arbeitete sie als Referentin für das geographische Infor-mationssystem Policy Cel des Ministeriums der Flämischen Regierung.

Friedrich LindenbergLiquid Democracy e.V.

Berlin, Deutschland

Friedrich Lindenberg ist Softwarearchitekt für Lösungen bei Open Govern-ment Solutions und Transparenzinitativen. So ist er in den Entwicklerteams von Adhocracy, OffenerHaushalt sowie CKAN (Comprehensive Knowledge Archive Network). Friedrich engagiert sich u.A. in den Netzwerken von Liquid Democracy e.V. und der Open Knowledge Foundation Germany in der Durch-setzung einer Deutschen Initiaitive für Offenen Regierungsdaten.

Mag. Stefan PawelMagistrat Linz Open Commons Region Linz

Linz, Österreich

Stefan Pawel sammelte Erfahrungen im Projektmanagement von Web Projekten, im Marketing und im Vertrieb und ist seit 1.12.2010 Projektle-iter der Open Commons Region Linz. Er schrieb mit Forsterleitner den Ar-tikel „Die Voraussetzungen der Freiheit“ im Buch „Freie Netze. Freies Wis-sen.“ (Echo Verlag, 2007) und mit Augustyn „Das Web als Kompetenz- und Forschungsfeld“ in „Freiheit vor Ort – Handbuch kommunaler Netzpolitik“

Mag. Christof TschohlLudwig Boltzmann Gesellschaft Team Informationsgesellschaft

Wien, Österreich

Christoph Tschohl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann In-stitut für Menschenrechte (BIM). In seinem Doktoratsstudium der Rechtswis-senschaften (Universität Wien) befasst er sich besonders Datenschutzrecht. In seinem Magisterstudium – ebenfalls an der Universität Wien – waren Europa-recht, Grund- und Menschenrechte in seinem Fokus.

Ton ZijlstraConsultant

Enschede, Niederlande

Als Open Data Avokat war Ton Zijlstra wesentlich an der Einführung von Open Government Data in den Niederlanden beteiligt. Er initiert und berät weiter diesbezügliche Prozesse bei öffentlichen Stellen und zivil-gesellschaftlichen Einrichtungen. Er ist ständiger Autor des europäisch-en Informationsportales ePSI-Platform, und übernimmt mit März 2011 den Betrieb der Platform im Auftrag der Europäischen Kommission.

OGD KONFERENZ 2011 - Die Vortragenden

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tannien eine einfache Suche über alle möglichen Einrichtun-gen und Angebote. Durch einen einfachen Mausklick erhält man Informationen zu Öffnungszeiten, Preis und auch zum Menü bei der Ausspeisung. Um stets aktuelle Daten zu lief-ern, haben sich die Betreiber von Look4Nurseries die Aktual-ität ihrer Daten auf die Fahnen geschrieben.

http://www.look4nurseries.co.uk/

Kind fragt, wo in der Umgebung die besten Baseball-, Bas-ketball- oder Tennisplätze sind, muss einfach nur auf diese Seite nachsehen.

http://www.ottawaforkids.webs.com/

Welche Schule soll das Kind besuchen? Ist es wichtiger, dass die Schule in der Nähe ist, oder doch eine hohe Performance der Schule?

Beim NYC BigApps-Wettbewerb schaffte es diese Applika-tion auf den beachtlichen 3. Platz der Gesamtwertung. Eine ähnliche App wäre auch in Österreich durch die Öffnung von Verwaltungsdaten möglich und sinnvoll.

http://www.bigappleed.com/

Auf der Suche nach neuen Apps auf Basis von Open Data? Seit kurzer Zeit gibt es eine Anlaufstelle für nun schon knapp 300 Applikationen. needlebase bietet somit einen perfekten Überblick über den rasant wachsenden App-Markt.

Zu finden ist die Datenbank unter folgender Kurz-URL:

http://bit.ly/ghJ6gPIm Folgenden haben wir uns einige Applikationen heraus-gepickt, die wieder einmal zeigen, welch Nutzen in Open

Best Appstäglich werden Applilationen und services auf basis von open government data entwickelt. In dieser Rubrik stellen wir neues und bemerkenswertes vor.

Datamaps.eu - map your data

nen BürgerInnen z.B. auch für ihr unmittelbares Umfeld nützliche Informationen gewinnen, wie z.B. auf Bezirkse-bene die Kindergartenplätze, Anzahl der Autos, Zahl der Einbrüche, Altersverteilung der Bevölkerung etc.

DataMaps.eu wurde von open3.at - dem Netzwerk zur För-derung von openSociety, openGovernment und openData in Österreich initiiert und konnte dank eines engagierten Teams innerhalb kürzester Zeit online geschaltet werden.

Die derzeitigen Infografiken in unserer Galerie (http://www.datamaps.eu/galerie/) wurden noch händisch über-tragen - was bei z.B. 23 Wiener Gemeindebezirken noch leicht möglich ist. Möchte man jedoch z.B. Daten auf Ge-meindeebene visualisieren, stößt man bei der manuellen Eingabe rasch an Grenzen - eine Erstellung einer Visual-isierung von z.B. der Altersverteilung der Bevölkerung aller 2357 Gemeinden Österreichs ist manuell kaum bewältig-bar. Würden diese Daten jedoch z.B. als Excel und nicht wie derzeit als PDF vorliegen, könnten auch mit geringerem technischen Kenntnissen derartige Visualisierungen er-stellt werden.

Woher stammen die daten?

Derzeit gibt es in Österreich noch keinen zentralen Daten-katalog wie z.B. http://data.gov.uk/ in Großbritannien, der ein Verzeichnis aller verfügbaren Datensätze der öffentli-chen Verwaltung enthält.

Die Daten für die Infografiken der Galerie stammen aus verschiedenen Quellen, wie z.B. Stadt Wien, eurostat, UN-data oder der Weltbank.

Was passiert danach mit den erstellten Landkarten? sind die grafiken z.b. in druckauflösung, damit man Infofolder etc. damit gestalten könnte?

Alle Visualisierungen werden als Vektorgrafik (SVG) erstellt und können daher in jede beliebige Auflösung transformi-ert werden. Weiters kann bei der Erstellung ausgewählt werden, ob die Daten mit einer Creative Commons-Lizenz versehen und im Rohdatenverzeichnis (http://www.data-maps.eu/tool/list.php) öffentlich zugänglich gemacht werden sollen. Aus diesem Datenspeicher werden wir die interessantesten Visualisierungen auswählen und in der Galerie (http://www.datamaps.eu/galerie/) veröffentli-chen.

http://www.datamaps.eu

TEXT: ROBERT HARM

Europäische Sta-aten beginnen im Rahmen der open-Data-Bewegungen zunehmend mit der Veröffentlichung von ortsbezogenen Daten in maschinenlesbarer Form. Damit kön-

Entwickelt von zwei jungen Schül-ern einer High School zeigt diese Applikation vor allem eines: es ist für jeden etwas dabei. Wer sich als

Auf der Suche nach einer Tages-mutter/einem Tagesvater, einem Hort oder einem Kindergarten? Look4Nurseries bietet in Großbri-

New Yorker Eltern haben oft die Qual der Wahl: auf welche Schule sollen sie ihre Sprösslinge schicken? Die Auswahl in dieser Metropole ist natürlich riesig groß.

Abhilfe schafft hier die Ap-plikation “bigappleed.com”.

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die gegenwärtig weltweit aufflam-mende diskussion zum themen-bereich „open data“ und „open government“ wird schon in kurzer Zeit das verhältnis von Politik, ver-waltung und bürger auch in Öster-reich nachhaltig verändern. Wenig bekannt in der community ist je-doch, dass die umweltverwaltun-gen der eu-mitgliedsstaaten be-reits seit mehr als 20 Jahren zum transparenzprinzip angehalten sind und in diesem Zeitraum reich-haltige erfahrungen sammeln konnten.

Die Gesetzgeber der Europäischen Länder unterstützen aus demokra-tiepolitischen Gründen die Entwick-lung und den freien Zugang zu Um-weltdaten und Umweltinformation bereits im Jahr 1990.

In Österreich wurde im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie 90/313/EWG des Rates der Europäischen Ge-meinschaften vom 7. Juni 1990 über den freien Zugang zu Informationen über die Umwelt, das Umweltinfor-mationsgesetz (UIG 1993) beschlos-sen.

Dieses sah in § 10 die Einrichtung eines Umweltdatenkataloges (UDK) als Zugangssystem zu Umwelt-daten vor im Sinne einer modernen und offenen Umweltverwaltung sowie einer erleichterten Bürgerpar-tizipation vor. Das UIG verlieh dem Einzelnen durch die Verpflichtung der Behörden und Ämter, ihre Um-weltdaten transparent zu halten, einen neuen Informationsanspruch im Sinne demokratischer Mitgestal-tung. In Deutschland, Österreich und der Schweiz war die Umweltinforma-tions-Richtlinie der Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit bei der Ent-wicklung des Umweltdatenkatalogs und des Umweltthesaurus. Bereits Ende 1995 wurde diese Metadaten-bank als erste große Applikation von

Bund und Ländern online gestellt. In der Blüte ihres Daseins beinhaltete sie etwa 12.000 harmonisierte, mit Thesaurusbe-griffen beschlagwortete Datensätze.

Der UDK wurde 1995 von Prof. Dr. Oli-ver Günther, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität zu Berlin, begutachtet.

Er hielt in seinem „Gutachten zur Ent-wicklung des Umweltdatenkataloges (UDK)“ fest:

„Zusammenfassend ist festzustellen, daß es sich bei dem UDK um einen nach Kenntnis des Gutachters welt-weit einmaligen Ansatz handelt, den Umweltdatenbestand eines Landes durchgehend und systematisch zu do-kumentieren. ...

Hier besteht eine besondere Chance, den wissenschaftlich-technischen und organisatorischen Vorsprung, den die Bundesrepublik und Österreich auf dem Gebiet der Umweltinformatik in-ternational genießen, praktisch umzu-setzen. ...

Wie bereits erwähnt, ist Österreich hin-sichtlich der praktischen Einführung des UDK am weitesten fortgeschritten. Österreich ist bisher das einzige Land, in dem die Einführung des UDK geset-zlich festgeschrieben ist.”

Diese Metadatenkataloge werden auch in der gegenwärtigen Diskussion zu OGD als Voraussetzung für die sinnvolle

Die österreichische Umweltinformations-

politik

Vorläufer der Open Govern-ment Data Entwicklungen

Anwendung betrachtet.

In einem zweiten Schritt wurde die Eu-ropäische Umweltinformationsrichtlinie von 1990 durch die Richtlinie 2003/4/EG vom 28. Januar 2003 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Umweltinforma-tionen ersetzt. Der Schwerpunkt dieser EU Richtlinie liegt auf der stärkeren Verp-flichtung der Mitgliedsstaaten zur aktiven Berichterstattung mittels zeitgemäßer elektronischer Medien, die mit der Ent-wicklung des UDK und UDK-Thesaurus vorweggenommen wurde.

In der Mitteilung zur „Digitalen Agenda für Europa“ der Europäischen Kommis-sion, welche einen bedeutsamen Einfluss auf die Diskussion zu OGD hat, ist die Re-vision der UI-Richtlinie für das Jahr 2011 – auf der Grundlage der Erfahrungsberi-chte der MS aus 2009 - vorgesehen. Es bleibt abzuwarten, welche Impulse diese dritte Generation zum UI-Recht Europas haben wird.

Quelle: http://www.ref.gv.at/Umweltinformation.1024.0.html

TEXT: RUDOLF LEGAT

VORLäUFER DER OGD ENTWICKLUNGEN

Der OGD Digest ist kostenfrei als Online- und Printausgabe er-hältlich. Besuchen Sie http://www.ogd2011.at oder senden Sie uns ein Email: [email protected].

JetZt KostenLoses Abo AnFoRdeRn

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zen das Öffnen von Daten für sie hätte.

Aber zudem wurde auch schon über mögliche Anwendungsgebiete und Mashup-Lösungen nachgedacht, die wohl in naher Zukunft auch umgesetzt werden könnten.

Alles in allem boten die vier Workshops interessante Einblicke - spannend, dass sich drei der vier Stakeholdergrup-pen bevorzugt für den Inhalt und die Art der Daten interessierten. Aber, das kann man wohl behaupten: Alle hier freuen sich auf zukünftige ENtwick-lungen im Open Government Data Be-reich.

TEXT: DOMINIK LEITNER FOTOS: MARTIN KALTENBÖCK

Der Startschuss fand am 2. Februar statt, als Vertreter der Politik aus Bund, Ländern und Kommunen eingeladen waren, um ihre Haltungen, Meinun-gen und Bedenken zu besprechen. Es war angenehm, zu erfahren, dass von den Anwesenden keiner Gründe nen-nen konnte, die gegen den Start von Open Government Data sprachen ... vielmehr überlegte man sich, wie man das Thema in der eigenen Community vorantreiben kann.

In drei Runden wurde unter anderem über Art und Umfang von Daten, aber vor allem auch über die gesetzlichen Grundlagen für eine Offenlegung der Daten diskutiert.

Der BürgerInnen-Workshop am 4. Februar zeigte einerseits ebenso klare Zustimmung für die Notwendigkeit einer Datenöffnung. Hierbei legte

OGD - WORKSHOPS

OGD 2011 - StakeholderworkshopsIm Laufe des Februars fanden im Palais strudlhof Workshops mit stakeholdern aus den bereichen Politik, Öffentli-che verwaltung, Wirtschaft sowie bürgerInnen statt, die eine grundlage für die kommende umfrage sowie das ogd Weißbuch sind.

man aber natürlich Wert darauf, dass sich aus den veröffentlichten Daten durch MashUps verschie-dener Quellen kein Rück-schluss auf einzelne Per-sonen ergeben darf.

Durch die Anwesenheit von Vertretern aus dem Medienbereich wurde auch ausgiebig über das Thema Datenjournalis-mus diskutiert (Julian Ausserhofer hat in dieser Ausgabe auf Seite 5 über genau dieses Thema ge-schrieben).

Ihre Wünsche an Open Data geht neben Regier-ungsdaten und Daten aus

Der Workshop mit Ver-tretern der Verwaltung (14. Februar) brachte vor allem eine Erkenntnis: es gibt viele Daten, aber ohne gesetzliche Rah-menbedingungen (Die Frage der Haftung war immer wieder ein Thema) und einem politischen Auftrag müssen diese weiterhin weitesgehensd unter Verschluss gehalten bleiben.

Zum Abschluss war-en noch Vertreter der Wirtschaft geladen. Ihr Fokus lag, wenig überra-schend, bei der Frage, welches wirtschaftliche bzw. auch monetäre Nut-

der Verwal-tung auch in Richtung Wirtschafts- und Ge-sundheits-daten.

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Im Gespräch mitWas ist die geschäftsidee hinter datamarket.com? Wer soll für ihre angebotenen daten bezahlen?

Von der Perspektive des Endbe-nutzers her kann man datamarket.com am Einfachsten als Suchmas-chine für statistische Daten, ein “Google für Statistiken” bezeichnen, wenn man so will.

Alle Daten, die bereits offen und kostenlos irgendwo da draußen ver-fügbar sind, werden auch in Zukunft offen und frei über DataMarket zu finden sein. Nur verbessert, um sie einfacher zu nutzen, vergleichen und herunterzuladen.

Da das Publikum für eine Suchmas-chine für statistische Inhalt ganz offensichtlich kleiner als bei Text-Suchen ist, zielen wir auf Business-Anwender ab, die aus geschäftlichen Gründen auf der Suche nach Daten sind.

Dies ist eine Markt, der bereits jährlich Milliarden Dollar umsetzt; bisher kommt er aber noch aus der “2.0-Welt”, wie man sich vorstellen kann. Man denke an bloomberg.com, Reuters oder Factset.

Wir glauben, dass es eine Gelegen-heit ist, einen Teil ihres Geschäfts mit einem Freemium-Ansatz zu stören und darüber hinaus eröffnen wird den Datenmarkt durch das Erreichen eines Unternehmerpublikums außer-halb einer eng definierten Nutzerba-sis.

Es gibt Daten da draußen - kosten-los und Premium gleichermaßen -, die dabei helfen können fast alle Geschäfte besser zu planen oder zu entscheiden.

eine menge open data services (wie socrata, Factual, google ...) starten gerade. Was denken sie? Wie wird sich dieses marktsege-

ment in den kommen monaten und Jahren entwickeln?

Ich habe schon sehr viel über die Ent-wicklung dieser Strategie auf unserem Blog geschrieben. Ein Thema, über das ich am Häufigsten geschrieben habe ist das „Emerging field of Data Market“, also das sich entwickelnde Feld des Daten-markts.

“Data markets” definiere ich als „Services, die es einfacher machen, Daten von ein-

Hjálmar Gíslason CEO von Datamarket.com

INTERVIEW: Hjálmar Gíslason

Kurzbiografie

Gründer und CEO bei Datamarket.com Gründer und CEO bei Spurl.net

Datamarket.com, sein bisher viertes Start-Up startete er im Juni 2008 und wurde im Mai 2010 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Datamarket ist heutzutage einer der bekannten Anbieter verschiedenster Datensätze.

er Sekundärquelle zu finden, zu konsumi-eren und damit zu arbeiten … und das in einem nutzbaren und oft einzigartigen Format“.

Nachdem schon mehrere Anbieter in die-sem Bereich aktiv sind, glaube ich, dass der Fokus 2011 auf das Spezialisieren auf gewisse Datentypen liegen wird. Ob das nun geospatische Daten (wenn geograf-ische Daten in Bezug zu anderen – z.B. demoskopische, ökologische oder öko-nomische Daten gesetzt werden), Wis-senschaftsdaten oder Wirtschaftsdaten sind – um nur einige zu nennen – und jede dieser Datenarten liefert eigene He-rausforderungen, beliefert spezielle Ziel-gruppen und eigene Ansprüche. Deshalb denke ich, dass sich viele dieser Projekte darauf konzentrieren werden, bevor sie versuchen eine allumfassende Daten-bank anzubieten.

sie werden sicher tim berners-Lee’s 5-sterne-schema für ogd-Anbieter kennen: Wo sehen sie ihren eigenen service unter diesen Rahmenbedin-gungen?

Jeder Wert, Zeitreihe, jedes Datenset auf datamarket.com ist „adressable“, besitzt also eine eigene direkte URL. So gesehen sind alle Daten auf Datamarket nach Ber-ners-Lee’s Definition 4-Stern Daten.

In vielen Fällen integrieren wir Daten, die grundsätzlich nur 1- oder 2-Stern_Daten wären; aber durch die Einspeisung in un-serer System verschaffen wir ihnen einen Aufstieg auf der Sterneleiter. Häufig ha-ben wir Organisationen dabei geholfen, erstmals Daten zu veröffentlichen, und verhalfen so den Daten, die vorher 0 Sterne erhielten hätten, plötzlich zu 4 Sternen.

Und natürlich arbeiten wir schon daran, unsere Daten auf das höchste Level zu bringen … aber der 5-Sterne-Status find-et man bis jetzt nur auf unseren Zeichen-tischen.

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Neben einer druckbaren Version der Studie bietet Socrata auch noch eine webbasierte Visualisierung der Studie-nergebnisse an.

Unter der oben genannten URL findet man sowohl die visualisierte Version, als auch den Link zur *.pdf-Datei.

studIe Open Government Data Benchmark Study - The State of Open Data from Three Perspectives: The Public, Government and Developers

socrata benchmark

Was wünschen sich eigentlich die Nutzer von Open Government Data? Diese Frage stellt sich Socrata in ihrer Benchmark-Studie. So bevorzugen 4/5 der User, die Daten im Internet nutzen zu können, und verzichten dabei auf Downloads. Und die Öffentlichkeit erkennt auch schnell “High Value Data”: für die Befragten der Studie waren vor allem Daten zur Öffentlichen Sicherhe-it, der Bildung, und den Finanzen von großem Interesse.

http://benchmarkstudy.socrata.com/

studIe Study on Open Government: A view from local community and university based reasarch

tracey P. Lauriault, Kanada

Frau Laruiault geht in ihrer zehnseiti-gen Studie der Frage auf den Grund, welche Daten der kanadischen Ver-waltung offengelegt werden sollen welche für NGOs für Nutzen wären. Nebenbei bietet sie der kanadischen Regierung auch schon Verhaltensregeln an, um im Bereich Open Government Data nicht den Anschluss zu verlieren. Aber die wohl größte Empfehlung ist “Start now!” - auch Frau Lauri-ault ist der festen Überzeugung, dass man in dieser Angelegen-heit keine Zeit mehr verlieren darf.

Nachzulesen kann man das Studie on-line unter folgender Kurz-URL:

http://slidesha.re/eiibrd

studIe Unbekannte Gewässer - Zum Stand von Open Data in Europa

csc

Einen wunderbaren Überblick über den aktuellen Stand von Open Data-Initiativen in Europa bietet diese Stud-ie der CSC.

Auf 37 Seiten werden hier verschie-dene nationale Open Data Plattformen unter die Lupe genommen und quanti-tativ miteinander verglichen.

Hier wird auch darauf eingegangen, dass Gesetze und Richtlinien zur Infor-mationsfreiheit wie der US Freedom of Information Act (FOIA), die PSI Rich-tlinie der Europäischen Union sowie klare Lizensierungsrichtlinien wichtige Eckpfeiler um Offene Verwaltungs-daten sind. Auch der nicht zu unter-schätzende Einfluss von Social Media auf die gesamte Diskussion und das Nutzen rund um Open Data wird in der Schlussfolgerung betrachtet.

http://bit.ly/hA5uK8

AKTUELLE OPEN GOVERNMENT DATA LITERATUR

Studien, Reports und BasiswissenIn dieser Rubrik stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe die aktuellen Publikationen rund um open (government) data vor. dieses mal: die studie >2010 oPen goveRnment dAtA benchmARK studY< die studie >unbekannte gewässer - Zum stand von open data in europa< sowie die studie >study on open government: A view from local community and university based research<

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ste” der Stadt Wien vor, und betont, dass viele Schnittstellen und Austauschstan-dards durch die ViennaGIS bereits realisi-ert worden sind und in ein Open Govern-ment Data - Projekt eingebracht werden können.

Johann mittheisz (CIO der Stadt Wien, MD-OS) bringt gleich zu Beginn zu Aus-druck, dass er Open Government Data als “persönliches Projekt” besonders fördern möchte. Ihm gehe es darum - ab-seits von Moden und Hypes - ein nach-haltiges Projekt auf den Weg zu bringen.

Das bedeutet für ihn in enger Zusam-menarbeit mit den zukünftigen Nutzer/innen eine Lösung zu entwickeln, die nicht bloße Ankündigungspolitik ist, sondern jene Dinge bietet, die “wirklich gebraucht” werden.

salena sirka-bred (Beauftragte für Datenschutz und E-Government, MA 26) beleuchtet schließlich die Datenschutza-spekte die bei Open Government Data

zu berücksichtigen sind. Wobei gr-undsätzlich festzuhalten sei, dass die Bürger/innen ein großes Vertrauen in die Verwaltung bzgl. des Schutzes persönlicher Daten haben, kommt es doch nur zu wenigen Anzeigen oder Beschwerden.

Im Gegenteil aus der Sicht mancher Bürger/in könnte es ruhig mehr Aus-tausch zwischen den Magistratsab-teilungen geben (Bürger/innenzitat: “Warum muss ich das immer wieder neu angeben ...”).

Die Beschäftigung in den nächsten Wochen und Monaten wird auch de-tailierte Datenschutzfragen zu lösen geben, zwei Punkte wurden von Sir-ka-Bred jetzt schon angeführt:

Als österreichisches Spezifikum, er-streckt sich der Datenschutz auch auf juristische Personen im vollen Um-fang. Das bedeutet, dass Firmendat-en nicht so einfach publiziert werden können.

Ein dichteres Datenangebot, wie dies durch Open Government Data zu erwarten sei, bringt auch Daten-verdichtungen rund um Personen-gruppen, bzw. Rückschlußmöglich-keiten auf Personen mit sich. Diesem allgemein immer stärker werdenden Phänomen gilt es sich jedoch - un-abhängig von OGD - zu stellen - die klare Abgrenzung von OGD bzgl. personenbezogener Daten ist dabei natürlich hilfreich.

Die Presseaussendung der Stadträ-tin am Vortag und der gut besuchte Abend geben ein klares Zeichen für Wien (nach Innen zur Verwaltung und nach Außen zu Bürger/innen und Community) - hier soll Zeit, Kraft und politischer Wille investiert werden.

TEXT: Thomas Thurner

NACHLESEOpen Data in Wien - die Phase des Konkreten startetNach dem am Vortag durch die für die IKT Agenden zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger ein klares “GO” in Sachen Open Government Data für Wien kam, wurde die am 10.März im Rahmen der Ausstellung Geo Data City veranstaltete Diskussion “Data Aware-ness - Datenschutz und Open Data” zu einer Art Kickoff für Prozesse und Maß-nahmen für Open Government Data.

Das von Thomas Madreiter (Leiter der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung - MA 18) moderierte Po-dium, skizzierte dann auch schon näch-ste Schritte und zu klärende Fragen, im SInne einer Strategie, die sowohl rasch Ergebnisse sichtbar werden läßt (low hanging fruits), als auch vertiefende und nachhaltige Planung und Organ-isation im Auge hat.

Wolfgang Jörg (Koordinator Vienna-GIS) stellt die “schon einige Wochen bis zu 50 Jahre verfügbaren Geodien-

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