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Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr | 1 SOWI.NEWS NEWSLETTER DES SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN INSTITUTS DER BUNDESWEHR The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era? Konferenzbericht zum SOWI.SUMMIT 2012 von Gerhard Kümmel Das Ende der Welt, wie wir sie kennen Ein klein wenig ist man versucht, den Einstieg in diesen Konferenzbericht über einen kurzen Abstecher in die Welt der Rockmusik zu neh- men. R.E.M., langjährige – und inzwischen nicht mehr existierende, weil von Selbstauflö- sung betroffene – Vertreter des anspruchsvolle- ren Teils dieses Genres besingen in einem ihrer Songs „the end of the world as we know it“. Das scheint auch für die internationalen Krisen- reaktionseinsätze zu gelten: Das absehbare Ende des langjährigen Afghanistan-Einsatzes, umfas- sende finanzielle Einschnitte in die Verteidi- gungshaushalte nahezu aller NATO- und EU- Staaten („austerity“-Budgets), gesunkene Zu- stimmung in den Bevölkerungen zu militäri- schen Einsätzen, gemischte Erfolgsbilanzen der bisherigen Kriseninterventionen sowie rüstungs- technologische Entwicklungen haben die Frage nach Art und Umfang künftiger militärischer Interventionen in den Mittelpunkt der sicher- heitspolitischen Diskussionen gerückt. Von den Antworten auf diese Frage sind Politik, Gesellschaft und Streitkräfte unmittelbar betrof- fen. Das war Anlass für das Sozialwissenschaft- liche Institut der Bundeswehr, zu einer interna- tionalen sicherheitspolitischen Konferenz „The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era?“ in die Julius-Leber-Kaserne nach Berlin einzuladen. Teilnehmer und Teilnehmerinnen des SOWI.SUMMIT 2012 (Quelle: SWInstBw, Juni 2012) An drei Tagen, vom 26. bis zum 28. Juni 2012, diskutierten rund 100 renommierte Wissen- schaftler und Fachleute aus dem sicherheitspoli- tischen Bereich und Teilnehmer/Teilnehmerin- nen über diese Fragen. Direktor und Professor Dr. Ernst-Christoph Meier betonte in seiner Einführung in die Kon- ferenz die Relevanz der Fragestellung für die Einsätze der Bundeswehr und kollektives Han- deln mit Partnern. Die strategische Unsicherheit gehe gegenwärtig einher mit der Unsicherheit über den Charakter künftiger internationaler Interventionen. Ausgabe 3 / 2012 SOWI.SUMMIT 2012 – The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era? Das Ende der Welt, wie wir sie kennen – Seite 1 Annäherungen an den Post-Interventionismus – Seite 2 Perspektiven: Internationaler Roundtable – Seite 7 Veröffentlichung der Konferenzbeiträge – Seite 8 Politik und Frieden – Sommerexkursion 2012 des Interdisziplinären Studienangebots Friedensbildung/Peacebuilding der Universität Hamburg – Seite 8 Neues aus dem Institut – Seite 9

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SOWI.NEWS NEWSLETTER DES SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN INSTITUTS DER BUNDESWEHR

The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era?

Konferenzbericht zum SOWI.SUMMIT 2012

von Gerhard Kümmel

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen

Ein klein wenig ist man versucht, den Einstieg in diesen Konferenzbericht über einen kurzen Abstecher in die Welt der Rockmusik zu neh-men. R.E.M., langjährige – und inzwischen nicht mehr existierende, weil von Selbstauflö-sung betroffene – Vertreter des anspruchsvolle-ren Teils dieses Genres besingen in einem ihrer Songs „the end of the world as we know it“.

Das scheint auch für die internationalen Krisen-reaktionseinsätze zu gelten: Das absehbare Ende des langjährigen Afghanistan-Einsatzes, umfas-sende finanzielle Einschnitte in die Verteidi-gungshaushalte nahezu aller NATO- und EU-Staaten („austerity“-Budgets), gesunkene Zu-stimmung in den Bevölkerungen zu militäri-schen Einsätzen, gemischte Erfolgsbilanzen der bisherigen Kriseninterventionen sowie rüstungs-technologische Entwicklungen haben die Frage nach Art und Umfang künftiger militärischer Interventionen in den Mittelpunkt der sicher-heitspolitischen Diskussionen gerückt.

Von den Antworten auf diese Frage sind Politik, Gesellschaft und Streitkräfte unmittelbar betrof-fen. Das war Anlass für das Sozialwissenschaft-

liche Institut der Bundeswehr, zu einer interna-tionalen sicherheitspolitischen Konferenz „The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era?“ in die Julius-Leber-Kaserne nach Berlin einzuladen.

Teilnehmer und Teilnehmerinnen des SOWI.SUMMIT 2012 (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

An drei Tagen, vom 26. bis zum 28. Juni 2012, diskutierten rund 100 renommierte Wissen-schaftler und Fachleute aus dem sicherheitspoli-tischen Bereich und Teilnehmer/Teilnehmerin-nen über diese Fragen.

Direktor und Professor Dr. Ernst-Christoph Meier betonte in seiner Einführung in die Kon-ferenz die Relevanz der Fragestellung für die Einsätze der Bundeswehr und kollektives Han-deln mit Partnern.

Die strategische Unsicherheit gehe gegenwärtig einher mit der Unsicherheit über den Charakter künftiger internationaler Interventionen.

Ausgabe 3 / 2012

SOWI.SUMMIT 2012 – The Armed Forces: Towards a Post-Interventionist Era?

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen – Seite 1

Annäherungen an den Post-Interventionismus – Seite 2

Perspektiven: Internationaler Roundtable – Seite 7

Veröffentlichung der Konferenzbeiträge – Seite 8

Politik und Frieden – Sommerexkursion 2012 des Interdisziplinären Studienangebots Friedensbildung/Peacebuilding der Universität Hamburg – Seite 8

Neues aus dem Institut – Seite 9

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Direktor und Prof. Dr. Ernst-Christoph Meier (SWInstBw) bei seinem Einführungsvortrag (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

In seiner Keynote-Rede setzte sich Prof. Dr. Christopher Dandeker (King’s College, London) im Plenum mit der möglicherweise vor uns lie-genden post-interventionistischen Ära auseinan-der.

Prof. Dr. Christopher Dandeker (King’s College, London) bei seinem Vortrag auf dem SOWI.SUMMIT 2012 (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Dabei argumentierte er, dass wir es künftig mit andersartigen Interventionen des Westens bzw. mit Interventionen mit anderen Schwerpunkten als in der jüngeren Vergangenheit zu tun haben werden. Ambitionierte Peace- und State-Buil-ding-Einsätze würden angesichts ihrer mageren Erfolge und ihres hohen Risikogrades bei gleichzeitig substanziellen und nachhaltigen finanziellen Problemen infolge der internationa-len Finanzkrise Interventionen von größerer Bescheidenheit in Umfang und Zielen weichen. Damit machte Dandeker zugleich deutlich, dass die post-interventionistische Ära keineswegs ein Zeitalter der Nicht-Intervention ist. Interventio-nen werde es in Zeiten der Globalisierung wei-ter geben, sowohl solche mit zivilen als auch solche mit militärischen Instrumenten, doch

werde es dabei eine größere Selektivität unter stärkerem Bezug auf das jeweilige nationale Interesse geben.

Annäherungen an den Post-Interventionismus

Im weiteren Verlauf der Konferenz erfolgte die Diskussion in Panels zu sechs verschiedenen Dimensionen des Themenfeldes:

(1) International Relations and Security

(2) Politics

(3) Operations and Missions

(4) Society

(5) Soldiers

(6) Organization and Technology.

International Relations and Security

In der Themensitzung zu Internationalen Bezie-hungen und Sicherheit trugen Prof. Dr. Sven Biscop (Egmont Institut, Brüssel), Prof. Dr. Wilfried von Bredow (Philipps-Universität Marburg) und Dr. Florian Kühn (Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, Hamburg) vor. Sie warfen einen scharfen Blick auf die gegenwärtige internationale Politik und identifi-zierten verschiedene sicherheitspolitische Her-ausforderungen, auf die die internationale Ge-meinschaft reagieren müsse.

Prof. Dr. Sven Biscop (Egmont Institut, Brüssel) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Gefährdungen wie etwa diejenigen durch den Terrorismus, durch scheiternde Staaten, aber auch durch den Streit um Territorien und Res-sourcen blieben uns auch in Zukunft erhalten, so

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dass „Nicht-Intervention keine Option“ sei, wie dies Wilfried von Bredow treffend formulierte. Zwar existiere zweifellos eine allgemeine Stimmung zugunsten von weniger Interventio-nen in der Zukunft (Sven Biscop), doch Inter-ventionen werde und ggf. müsse es auch in Zu-kunft geben, sowohl solche mit eher humanitä-rer Unterfütterung als auch solche, die den Staat als Ganzes stabilisieren (Florian Kühn).

Das Panel zu „International Relations and Security“, v.l.n.r.: Alexandra Jonas (SWInstBw), Prof. Dr. Wilfried von Bredow (Philipps-Universität Marburg), Prof. Dr. Sven Biscop (Eg-mont Institute, Brüssel), Dr. Florian Kühn (Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Ihr Charakter werde jedoch ein anderer sein. Wilfried von Bredow prägte hierfür den sinnfäl-ligen Begriff des „minimalistischen militäri-schen Einsatzes“. Nötig sei infolgedessen, viel-leicht fortan mehr als früher, die Entwicklung und Kultivierung von strategischem Denken in unseren westlichen und insbesondere auch in unseren europäischen Gesellschaften (Sven Bis-cop).

Politics

In den Themensitzungen zur Politik trugen der deutsche Militärische Vertreter bei der NATO und EU in Brüssel, Generalleutnant Hans-Lothar Domröse, Dr. Stephan Böckenförde (Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Strausberg), Dr. Tim Oliver (Royal Military Academy, Sandhurst), Dr. Chia-ra Ruffa (Universität Uppsala) und Dr. Nicolai von Ondarza (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin) vor. Domröse verdeutlichte zunächst das breite Spektrum an künftigen Herausforderun-gen und Risiken für die transatlantischen Staa-ten und benannte als Aufgabe für die Politik die Notwendigkeit eines umfassenden zivil-militä-rischen Ansatzes zu ihrer Bewältigung.

Der Deutsche Militärische Vertreter bei der NATO und EU, Generalleutnant Hans-Lothar Domröse, sprach auf dem SOWI.SUMMIT 2012 über zukünftige Perspektiven der Sicherheitspolitik für NATO und EU (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Allerdings sei dies noch viel zu sehr die Prärogative der Exekutive, da viele nationale Parlamente der europäischen Staaten bei Fragen von Strategie, Sicherheit und Verteidigung im-mer noch eine eher untergeordnete Rolle spielen (Nicolai von Ondarza).

Sehr bewusst sei sich die Politik jedoch, dass die westlichen Gesellschaften zusehends skep-tisch geworden sind, wenn es um militärische Interventionen und ihre Funktionalität geht. Der damit möglicherweise verbundenen Einschrän-kung der Handlungsoptionen könne aber die Politik zu begegnen versuchen, indem sie die Visibilität von Interventionen schon im Vorfeld verringert und diese sozusagen unterhalb des Radars öffentlicher Aufmerksamkeit belässt (Stephan Böckenförde).

Der ehemalige Bundesminister der Verteidigung, Dr. Peter Struck, plädierte für eine global orientierte deutsche Sicher-heitspolitik. Auf dem Podium Direktor und Professor Dr. Ernst-Christoph Meier (SWInstBw) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

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Eine Perspektive aus der Politik lieferte der ehemalige Bundesminister der Verteidigung, Dr. Peter Struck, der in seiner Dinner Speech den deutschen Gestaltungsanspruch für die interna-tionale Sicherheitspolitik betonte und am Bei-spiel Libyen die Notwendigkeit für Deutschland zu solidarischem sicherheitspolitischen Handeln mit den Bündnispartnern unterstrich. Auch in Zukunft müsse Deutschlands Sicherheitspolitik im Rahmen seiner Verantwortung und seiner Möglichkeiten global orientiert sein.

Operations and Missions

In der Themensitzung zu den Einsätzen drehte sich die Diskussion um vergangene und künftige Einsätze. Welche Lehren bieten die Einsätze der Vergangenheit mit Blick auf die Einsätze von morgen. Hierzu gewährten Brigadier Ben Barry (International Institute for Strategic Studies, London) und Brigadier General John Henderson (Royal College of Defense Studies, London) den Zuhörern einen Blick hinter die Kulissen der britischen Streitkräfte und der britischen Politik, indem sie eine Auswertung des briti-schen Irak-Einsatzes vornahmen.

V.l.n.r.: Brigadier Ben Barry (International Institute for Stra-tegic Studies, London), Brigadier General John Henderson (RCDS, London), Dr. Bastian Giegerich (SWInstBw) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

So wiesen sie beispielsweise darauf hin, dass bei den eigenen strategischen und taktischen Über-legungen auch die Perspektive und die taktisch-strategischen Möglichkeiten des Gegners einbe-zogen werden müssen.

In einem Counterinsurgency-Rahmen gewinne der Gegner nämlich schon, wenn er nicht ver-liert, wenn es ihm gelingt, den Konflikt in die Länge zu ziehen, wenn er die zivilen Opfer des Einsatzes in die westlichen Medien bringt, etc.

Insgesamt zeige der britische Irak-Einsatz, dass es gegenwärtig und künftig schwieriger wird, politische und gesellschaftliche Unterstützung für militärische Einsätze zu generieren.

Society

Die damit angesprochene Ebene der Gesell-schaft wurde sodann in eigenen Themensit-zungen behandelt. In modernen Demokratien bilden gesellschaftliche Meinungsbildungspro-zesse und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Streitkräften einen entscheidenden Referenzrahmen für sicherheits-politisches Handeln und also auch für militäri-sche Einsätze. Hierzu referierten Prof. Dr. Eyal Ben-Ari (Hebrew University, Jerusalem), Dr. Torunn Laugen Haaland (Norwegian Institute for Defense Studies, Oslo), Major Troy Schnack (U.S. Military Academy, West Point), Brigadier Walter Feichtinger (Landesverteidigungsaka-demie, Wien), Dr. Jörg Jacobs (Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikati-on, Strausberg) und Rüdiger Fiebig (Berlin). Breiter Raum wurde der Frage gewährt, unter welchen Umständen europäische Gesellschaften friedenssichernde und friedenserzwingende In-terventionen befürworten oder ablehnen.

V.l.n.r.: Brigadier Walter Feichtinger (Landesverteidigungs-akademie, Wien), Dr. Jörg Jacobs (Akademie der Bundes-wehr für Information und Kommunikation, Strausberg), Rüdiger Fiebig (Berlin), Dr. Bastian Giegerich (SWInstBw) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Die Responsibility to Protect spiele dabei nach wie vor eine große Rolle, doch habe die Erfah-rung vergangener Einsätze wie im Irak und in Afghanistan gezeigt, dass die damit oftmals verbundenen hohen Erwartungen und Ziele hin-sichtlich eines State- und/oder Nation-Buildings kaum aufrechtzuerhalten sind. Einer Phase des Interventions-Optimismus folge deswegen aktu-ell eine Phase des Pragmatismus und der Selek-tivität, die sich am Beispiel Libyens bereits zeige. Folglich komme dem „Management von

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Erwartungen“ eine hohe Bedeutung zu (Walter Feichtinger).

Mit Blick auf Deutschland und Europa wurde eine relative gesellschaftliche Ferne zu sicher-heits- und verteidigungspolitischen Themen konstatiert, was Erwartungsmanagement zu ei-nem äußerst schwierigen Unterfangen machen könne. Überdies konnte für Deutschland in dem Dreiklang – sicherheits-/verteidigungspoli-tisches Interesse, sicherheits-/verteidigungspoli-tisches Wissen und Unterstützung für militäri-sche Einsätze – herausgearbeitet werden, dass die Unterstützung für eine gegebene Mission im Wesentlichen von dem wahrgenommenen Er-folg bzw. Misserfolg des Einsatzes abhängt (Rüdiger Fiebig, Jörg Jacobs). Damit werde die Kommunikation von „Erfolgsgeschichten“ zu einem notwendigen Bestandteil jeglicher Infor-mationspolitik seitens der Streitkräfte. Dies gel-te auch für den amerikanischen Fall, doch be-fänden sich die USA in einer Situation, die sich stärker als bei den meisten europäischen Part-nern durch einen „lack of choice for future in-terventions“ auszeichne. Vor diesem Hinter-grund gewinne der Prozess der „Republicaniza-tion“ der amerikanischen Streitkräfte und ihrer zunehmenden Kastenbildung eine besondere Bedeutung (Troy Schnack).

Demgegenüber konstatierte Torunn Laugen Haaland für Norwegen den geradezu idyllischen Zustand einer nahezu vollständigen Abwesen-heit einer Kluft im zivil-militärischen Verhält-nis. Allerdings machte auch sie eine „overall Americanization“ der norwegischen Streitkräfte und eine zunehmend konservativere Einstellung ihrer Soldaten aus. Schließlich skizzierte noch Eyal Ben-Ari vor dem Hintergrund einer rezip-rok angelegten vertragstheoretischen Konstruk-tion das Bild eines durch „formalization“ und „juridification“ gekennzeichneten Militärs, das dadurch einerseits ein Stück weit eingehegt wird, andererseits aber auch in seiner Funktio-nalität beeinträchtigt werden kann.

Soldiers

Zu dem damit bereits angesprochenen Themen-feld des Soldaten konnte das Sozialwissen-schaftliche Institut der Bundeswehr den ameri-kanischen Journalisten und Pulitzer-Preisträger David Finkel von der Washington Post, Dr. Sa-bine Mannitz (Hessische Stiftung Friedens- und

Konfliktforschung, Frankfurt am Main), Dr. Jens Warburg (Offenbach), Marco Seliger (Zeit-schrift loyal, Frankfurt am Main), Dr. Gerhard Kümmel (SWInstBw) und Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken (SWInstBw) gewinnen.

Das Subjekt militärischen Handelns und militä-rischer Interventionen sei letztlich der einzelne Soldat, der deshalb bei der Betrachtung der Leit-frage der Konferenz nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Entwicklungen wie eine solche in Richtung Post-Interventionismus könnten dem-nach auch Rückwirkungen auf das Berufsbild und das Selbstverständnis des Soldaten haben, obwohl das Anforderungsprofil des „hybriden Soldaten“ (Gerhard Kümmel) nach wie vor Be-stand haben dürfte.

In einem eindrücklichen und bewegenden Vor-trag berichtete David Finkel von den „vielen Kriegen eines Krieges“ und schilderte die Kriegserzählungen derjenigen 20 Prozent der heimkehrenden amerikanischen Soldaten, die physisch oder psychisch versehrt aus dem Ein-satz zurückkommen.

Marco Seliger wiederum kritisierte in deutlichen Worten die deutsche Gesellschaft, die deutsche Politik und die militärische Führung der Bun-deswehr.

David Finkel bei seinem Vortrag (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Während sich die Gesellschaft nur wenig um ihre Soldaten schere, versäume es die Politik und die militärische Führung der Streitkräfte, die Ziele militärischer Einsätze hinreichend zu

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erläutern. Nötig sei infolgedessen eine intensive und breite sicherheitspolitische Debatte in Deutschland.

Auch Jens Warburg konstatierte vor dem Hin-tergrund einer deutlich erhöhten Schlagzahl im operativen Geschäft des Soldaten sichtbare Zei-chen einer Entfremdung der Soldaten von der Politik und von der Gesellschaft.

Das Panel zu „Soldiers“, v.l.n.r.: Marco Seliger (Magazin loyal, Frankfurt am Main), Dr. Jens Warburg (Offenbach), Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken (SWInstBw) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Mit der Zunahme der operativen Anteile könne es von Seiten des Militärs künftig eine stärkere „interference in politics“ und damit eine stärker konfliktive Beziehung zwischen Politik und Militär geben. Desgleichen sei mit einer ver-mehrten Ausbildung von militärischen Subkul-turen und auch von militärischem Ungehorsam zu rechnen.

Um den einzelnen Soldaten gegen die zuneh-mende Komplexität und Ambiguität und gegen die Irrungen und Wirrungen im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen zu stärken, sei die Tugend der Ambiguitätstoleranz auszubilden, so dass sich hier ein Programm für Ausbildung und Bildung von Soldaten eröffne (Angelika Dörf-ler-Dierken).

Auf Defizite in der Aus- und Weiterbildung in den Streitkräften verwies schließlich auch Sabi-ne Mannitz, die die Ergebnisse einer internatio-nal vergleichenden Studie zum normativen Konzept des demokratischen Soldaten präsen-tierte. Zwar lasse sich eine Transnationalisie-rung des Bildes vom demokratischen Soldaten feststellen, doch bestünden große Lücken in der Implementierung dieses Bildes in den Ausbil-dungsgängen und Weiterbildungsmaßnahmen

der Streitkräfte. Stattdessen betone man eher die funktionale Effektivität der Streitkräfte.

Organization and Technology

In den beiden Themensitzungen zur Organisati-on und Technologie traten Oberst Ralph Thiele (Luftwaffenamt, Köln), Prof. Dr. Joseph Soeters (Niederländische Verteidigungsakademie, Bre-da) und Dr. Niklas Schörnig (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main) als Vortragende auf.

V.l.n.r.: Prof. Dr. Joseph Soeters (Netherlands Defence Academy, Breda), Oberst Ralph Thiele (Luftwaffenamt, Köln), Dr. Niklas Schörnig (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main) beim Panel zu „Orga-nization and Technology“ (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Zum einen ging es Ralph Thiele wie auch Jo-seph Soeters um die organisationssoziologische Frage, wie Streitkräfte und ihre politischen und militärischen Führungen ihre Performance und Effektivität erhöhen können und wie sie zu ler-nenden Organisationen werden.

Zu wenig noch wüssten die Streitkräfte von den Zusammenhängen zwischen Input, Prozess und Output, so dass es angeraten sei, sich bei ande-ren Organisationen und in anderen Bereichen nach Best Practices umzuschauen und eine „si-tuational awareness“ zu generieren.

Auf diesem Wege könnten künftige Einsätze stärker „evidence-based“ sein (Joseph Soeters). Auch könne das sicherheitspolitische Handeln und Planen, beispielsweise im Rahmen des Comprehensive Approach der NATO dadurch stärker präventiv angelegt werden.

Überdies komme der technologischen Entwick-lung eine große Bedeutung zu, sowohl mit Blick auf die in ihr enthaltenen Fallgruben wie auch mit Blick auf die in ihr ebenfalls enthaltenen

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Chancen und Möglichkeiten. So zeigten die Interventionen der jüngeren Vergangenheit ein-deutig einen Trend zum High-Tech-Schlachtfeld und zur digitalisierten und automatisiert-robotisierten Kriegsführung. Ein solcher modus operandi komme mit wenig oder sogar gar kei-nen der vielfach beschworenen (eigenen) „boots on the ground“ aus und biete deswegen einen Ausweg aus der „casualty trap“, der westliche Gesellschaften ausgesetzt sind. Gerade weil auf diese Weise die „casualty shyness“ des Westens ausgehebelt werden könne, sei künftig vielleicht sogar mit mehr Interventionen, also mit einem „neo-interventionistischen Zeitalter“ zu rechnen (Niklas Schörnig).

Perspektiven: Internationaler Roundtable

In einem international besetzten Roundtable zum Abschluss der Tagung wurde nochmals in komparativer Absicht über die Perspektiven militärischer Interventionen und über die Frage, ob wir am Beginn einer post-interventionisti-schen Phase stehen, diskutiert.

Die Ansicht, wonach künftige militärische Ein-sätze weniger umfangreich, weniger ambitio-niert, weniger häufig, also selektiver, durchge-führt würden, fand relativ breite Zustimmung.

V.l.n.r.: Direktor und Professor Dr. Ernst-Christoph Meier (SWInstBw) bei seiner Rede vor dem Roundtable aus internationalen Experten: Prof. Dr. Helena Carreiras (Portugal), Prof. Dr. Manas Chatterji (USA), Dr. Constanze Stelzenmüller (Deutschland), Prof. Dr. Christian Leuprecht (Kanada), Prof. Dr. Anthony King (Großbritannien), Prof. Dr. Franz Kernic (Schweden) und Dr. Bastian Giegerich (SWInstBw/Deutschland) (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Konsens bestand auch darüber, dass sich etwas verändere. Ob das, was nun komme, als „post-interventionistisch“ zu qualifizieren sei, wurde hingegen kontrovers diskutiert. So schlugen manche als treffendere Alternative die Charakte-risierung „neo-interventionistisch“ vor.

Einig war man sich aber, dass es auch künftig Interventionen militärischer Natur geben werde, die jedoch stärker von (enger definierten) natio-nalen Interessen bestimmt würden. Selbst die derzeit eher in Misskredit stehenden ambitio-nierten Interventionen in state- und nation-bildender Absicht könnten für die Zukunft unter bestimmten Bedingungen nicht ausgeschlossen werden.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des SOWI.SUMMIT 2012 (Quelle: SWInstBw, Juni 2012)

Die kommenden Interventionen würden kein weniger anspruchsvolles Anforderungsprofil an die Streitkräfte und ihre Soldaten richten. Ge-fordert seien auch weiterhin der hybride Soldat und das hybride Militär, das sowohl klassische militärische Aufgaben wie Verteidigung, Ab-schreckung, Angriff also auch nicht-traditionale militärische Rollen von Peace-Keeping bis hin zu Peace-, State- und Nation-Building überneh-men kann. Das liege in der Natur der Sache, d. h. in den sicherheitspolitischen Herausforde-rungen der Weltrisikogesellschaft.

Damit sei klar, dass die Transformation respek-tive Neuausrichtung der Streitkräfte wie sie der-zeit auch in der Bundeswehr mit vollem Schub Fahrt aufgenommen hat, über die derzeitigen Ziele, Planungen und Ambitionen hinaus voran-getrieben werden muss. Fragen der weiteren Reduzierung der Streitkräfte, der Konzentration auf bestimmte Fähigkeiten, der Arbeitsteilung und der verstärkten Zusammenarbeit (Smart Defense) gerade innerhalb Europas würden sich zunehmend drängender stellen.

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Dem Post-Interventionismus und seinen Heraus-forderungen könnten die militärisch relativ Kleinen, und das sind praktisch alle Mitglieds-staaten der Europäischen Union, nur dann er-folgreich begegnen können, wenn es den euro-päischen Partnern in dieser Union gelinge, aus ihren nationalen Interessen ein europäisches Interesse zu generieren.

Veröffentlichung der Konferenzbeiträge

Mit dem SOWI.SUMMIT 2012 hat das Sozial-wissenschaftliche Institut der Bundeswehr einen wichtigen Beitrag zu einer auch für Deutschland überfälligen sicherheitspolitischen Debatte ge-leistet. Daher muss an dieser Stelle die schwa-che Beteiligung von Vertretern des BMVg und der Bundeswehr an der Konferenz kritisch an-gemerkt werden.

Die Beiträge der Tagung werden in Kürze in einem von Bastian Giegerich und Gerhard Kümmel herausgegebenen Sammelband in der Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen In-stituts der Bundeswehr im Springer VS Verlag erscheinen.

Politik und Frieden

Sommerexkursion 2012 des Interdisziplinären Studienangebots

Friedensbildung/Peacebuilding der Universität Hamburg

von Angelika Dörfler-Dierken

Das interdisziplinäre Lehrangebot „Friedensbil-dung/Peacebuilding“ der Universität Hamburg stellt sich der akademischen Öffentlichkeit mit den folgenden Worten vor: „Eine Kultur des Friedens stärkt Menschen und Gruppen, um mit Konflikten offen, gewaltfrei und konstruktiv umzugehen. Da der Frieden in unserer Gesell-schaft und global stets gefährdet ist, sind ständi-ge Anstrengungen notwendig, um zu wechsel-seitiger Verständigung und Konfliktbewältigung zu kommen. Dies gilt insbesondere für Konflik-te in und zwischen Gruppen angesichts sozialer, wirtschaftlicher und politischer Spannungen und zunehmender kultureller sowie religiöser Viel-falt. Diese Vielfalt kann eine Quelle für Ab-grenzung oder Ausschluss sein, bildet aber auch

eine Ressource für den Dialog.“ Die Initiative wird von Hamburger Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern unterschiedlicher Fakultäten und Fachbereiche in Zusammenarbeit mit dem Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) getragen. Für das Sozialwissenschaftli-che Institut der Bundeswehr ist Frau Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken im Rahmen ihrer akademischen Lehrverpflichtungen an der Uni-versität Hamburg an diesem Studienangebot beteiligt.

Die Veranstalter konzentrieren sich auf die Ana-lyse und Bearbeitung von Friedens- und Kon-fliktpotenzialen in und zwischen Gruppen. Da-bei liegt der Schwerpunkt auf politischen, kultu-rellen und religiösen Aspekten und auf Konflikt-transformation in Nachkriegsgesellschaften.

Im Zentrum stehen die Entwicklung und Ver-mittlung von Methoden zur Konfliktprävention, Konfliktvermittlung (Mediation), zur konstruk-tiven Konfliktbewältigung und zur Versöhnung.

Im August 2012 führte nun erstmals eine Ex-kursion die Lehrenden und die Studierenden des Studienangebots zum Abschluss des Curricu-lums nach Strausberg und Berlin. Die Hambur-ger Studierenden erhielten dabei Einblicke in die deutsche Friedens- und Sicherheitspolitik und kamen in Kontakt mit Menschen, die für deren Gestaltung Verantwortung tragen.

Diskussionsrunde bei der Sommerexkursion (Quelle: SWInstBw, August 2012)

Ausgangspunkt des Gesprächs mit acht Ju-gendoffizieren der Bundeswehr war die An-nahme, dass sich dabei zwei Gruppen gegen-überstehen, die den Wunsch nach einer friedli-chen Welt teilen, diesen aber mit unterschiedli-chen Mitteln erreichen wollen: die einen auch

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unter Einsatz militärischer Mittel, die anderen durch gewaltlose bzw. polizeiliche Mittel. Ziel der Gespräche war es, die Auffassungen der Soldatinnen und Soldaten möglichst authentisch kennenzulernen. Durch das Erarbeiten von Ge-meinsamkeiten und Unterschieden konnten sich die Studierenden ihrer eigenen Haltung bewusst werden und diese von der Sichtweise der Solda-tinnen und Soldaten abgrenzen. Dazu war es notwendig herauszufinden, welche Argumente die Soldaten dafür angeben, Frieden mit der Waffe schaffen und sichern zu wollen.

In kleinen Gesprächsgruppen von je zwei Solda-ten und vier Studierenden wurden auch heikle Themen angesprochen – Vorstellungen von und Erfahrungen beim Einsatz von Schusswaffen oder beim Töten von Menschen.

Welche Antworten die Studierenden auf ihre Fragen erhielten und wie sie diese analysierten und reflektierten, erläutern die Hamburger Teil-nehmerinnen und Teilnehmer in ihren Berich-ten.

Studierende aus Hamburg im Gespräch mit Jugendoffizie-ren (Quelle: SWInstBw, August 2012)

Durch Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die meisten vom Sozialwis-senschaftlichen Institut der Bundeswehr, beka-men die Exkursionsteilnehmer einen Einblick in Ressortforschung und Beratungsleistungen im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. Auch die nachfolgenden Gesprä-che mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Institutionen – dem Bundesministerium des Innern, aus dem zum Auswärtigen Amt ge-hörenden Zentrum für Internationale Friedens-einsätze und dem Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr – waren wertvoll, um die Per-

spektiven von Akteuren kennenzulernen, die neben der Bundeswehr Menschen in Auslands-einsätze in Krisenregionen der Welt entsenden oder dort begleiten.

Abgerundet wurde das Programm durch Einfüh-rungen in konkrete historische Orte, die Ge-schichte mit allen Sinnen erfahrbar machen: das ehemalige Tagungszentrum des Warschauer Pakts, die heutige Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Straus-berg, sowie das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohen-schönhausen und die Gedenkstätte Berliner Mauer. Im ehemaligen Stasi-Gefängnis beka-men die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Vorstellung davon, wie mit politischen Häftlin-gen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. in der DDR umgegangen wurde.

Die Sommerexkursion 2012 fand auf allen Sei-ten großen Anklang und sollte nach allgemeiner Einschätzung in den nächsten Jahren wieder angeboten werden. Eine Dokumentation der Exkursion wird in Kürze erscheinen.

Glückwunsch!

Die Sommerexkursion wurde im Rahmen des Curriculums Friedensbildung/Peacebuilding mit dem Lehrpreis für innovative Lehre am Fachbe-reich Psychologie an der Universität Hamburg in der Kategorie „Curricula“ ausgezeichnet.

Neues aus dem Institut

I. Veröffentlichungen (Auswahl)

Biehl, Heiko (2012): Aus den Augen, aus dem Sinn? Überlegungen zur gesellschaftlichen In-tegration der Bundeswehr nach der Aussetzung der Wehrpflicht. In: Hartmann, Uwe/von Rosen, Claus/Walther, Christian (Hrsg.): Jahrbuch In-nere Führung 2012 – Der Soldatenberuf im Spagat zwischen gesellschaftlicher Integration und sui generis-Ansprüchen. Gedanken zur Weiterentwicklung der Inneren Führung. Berlin: Carola Hartmann Miles Verlag, 53–72.

Biehl, Heiko (2012): Military Cooperation in Multinational Missions. In: Haas, Harald/ Kernic, Franz/Plaschke, Andrea (Hrsg.): Lea-dership in Challenging Situations. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang, 109–137.

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SOWI.NEWS

Analysen – Berichte – Hintergründe

Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr | 10

Biehl, Heiko (2012): Ein gemeinsamer Einsatz? Die Haltungen der europäischen Bevölkerungen zur ISAF-Mission. In: if – Zeitschrift für Innere Führung, 1/2012, 52–55.

Bulmahn, Thomas (2012): Ein Jahr Freiwilliger Wehrdienst. In: Europäische Sicherheit und Technik, 8/2012, 35f.

Dörfler-Dierken, Angelika (2012): Sommerex-kursion 2012 „Politik und Frieden“ des Interdis-ziplinären Studienangebots Friedensbildung/ Peacebuilding der Universität Hamburg. Doku-mentation der Veranstaltung. Strausberg: Sozi-alwissenschaftliches Institut der Bundeswehr.

Dörfler-Dierken, Angelika (2012): Bildung in der Bundeswehr: politisch, historisch, ethisch. In: Hartmann, Uwe/von Rosen, Claus/Walther, Christian (Hrsg.): Jahrbuch Innere Führung 2012: Der Soldatenberuf im Spagat zwischen gesellschaftlicher Integration und sui generis-Ansprüchen. Berlin: Carola Hartmann Miles Verlag, 102–117.

Dörfler-Dierken, Angelika (2012): Uniform oder Ehe? Familie und Uniform! In: if – Zeit-schrift für Innere Führung, 4/2012, 18–21.

Dörfler-Dierken, Angelika (2012): Krieg in ei-nem fernen Land. Soldaten und Militärseelsorge im Afghanistan-Einsatz. In: zur sache.bw, 21/2012, 30–42.

Hennig, Jana (2012): Territoriale Wehrverwal-tung im Auslandseinsatz. Ergebnisse einer Be-fragung der zivilen Beschäftigten. In: if – Zeit-schrift für Innere Führung, 3/2012, 52–55.

Hentschel, Katrin/Kramer, Robert (2012): Per-sonalwerbliche Ansprache von Jugendlichen mittels Social Media. In: if – Zeitschrift für In-nere Führung, 4/2012, 52–55.

Jonas, Alexandra/Giegerich, Bastian (2012): Governed by experts? How the global infor-mation age changes the way European security and defence policy is shaped and conducted: A research agenda. Konferenzbeitrag zur ISA An-nual Convention, 1.–4. April 2012, San Diego.

Jonas, Alexandra/Giegerich, Bastian (2012): Auf der Suche nach best practice? Die Entste-hung nationaler Sicherheitsstrategien im interna-tionalen Vergleich. In: S+F – Sicherheit und Frieden, 3/2012, 129–134.

Krampe, Thomas (2012): Modernisierung der Informationstechnologie der Bundeswehr – Eva-luation der Nutzerzufriedenheit im Projekt HERKULES. In: Richter, Gregor (Hrsg.): Neu-ausrichtung der Bundeswehr. Beiträge zur pro-fessionellen Führung und Steuerung. (Band 12) Wiesbaden: Springer VS, 197–220.

Krampe, Thomas (2012): Herausforderung IT. SOWI-Studie zur Evaluation von Herkules in der Bundeswehr. In: if – Zeitschrift für Innere Führung, 2/2012, 52–55.

Krampe, Thomas (2012): HERKULES – Ergeb-nisse zur Nutzerzufriedenheit mit Bundeswehr-IT. Die SOWI-Befragung der Anwender und Anwenderinnen 2011. In: Bundeswehrverwal-tung – Fachzeitschrift für Administration, 8/2012, 174–178.

Kümmel, Gerhard (Hrsg.) (2012): Die Truppe wird bunter: Streitkräfte und Minderheiten. Ba-den-Baden: Nomos.

Kümmel, Gerhard (2012): Die Minderheiten, das Fremde und das Militär: Eine Einleitung. In: Kümmel, Gerhard (Hrsg.): Die Truppe wird bunter: Streitkräfte und Minderheiten. Baden-Baden: Nomos, 9–25.

Kümmel, Gerhard (2012): Weniger Soldaten, mehr Söldner? Die Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland, die Neuausrichtung der Bun-deswehr und die Folgen. In: S+F – Sicherheit und Frieden, 1/2012, 25–30.

Kümmel, Gerhard (2012): Das Ende der Inter-ventionen wie wir sie kennen? Oder: Auf dem Weg in eine postinterventionistische Ära? In: if – Zeitschrift für Innere Führung, 3/2012, 5–8.

Kümmel, Gerhard/Soeters, Joseph (Hrsg.) (2012): New Wars, New Militaries, New Sol-diers: Conflicts, the Armed Forces and the Sol-dierly Subject. Bingley: Emerald.

Meier, Ernst-Christoph (2012): Vorwort. In: Richter, Gregor (Hrsg.): Neuausrichtung der Bundeswehr. Beiträge zur professionellen Füh-rung und Steuerung. (Band 12) Wiesbaden: Springer VS, 9f.

Meier, Ernst-Christoph (2012): Das Selbstver-ständnis der „Generation Einsatz“. Wie die Ein-sätze das Selbstbild der Soldaten verändern. In: if – Zeitschrift für Innere Führung, 3/2012, 4.

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Analysen – Berichte – Hintergründe

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Richter, Gregor (Hrsg.) (2012): Neuausrichtung der Bundeswehr. Beiträge zur professionellen Führung und Steuerung. (Band 12) Wiesbaden: Springer VS.

Richter, Gregor (2012): Einführung in die The-matik und Übersicht über die Beiträge. In: Rich-ter, Gregor (Hrsg.): Neuausrichtung der Bun-deswehr. Beiträge zur professionellen Führung und Steuerung. Wiesbaden: Springer VS, 13–25.

Richter, Gregor (2012): HERKULES. Die SOWI-Befragung der Dienststellenleiter und -leiterinnen. In: Bundeswehrverwaltung – Fach-zeitschrift für Administration, 7/2012, 151–153.

Richter, Gregor (2012): Veränderungsmanage-ment zur Neuausrichtung der Bundeswehr. So-zialwissenschaftliche Begleituntersuchung. Er-gebnisse der Befragungen 2012. (Kurzbericht) Strausberg: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr.

Richter, Gregor/Hanhart, Norbert (2012): Fac-tors Affecting Attraction, Recruitment, and Re-tention of NATO Military Medical Profession-als. Report of HFM RTG 213. Paris: Science and Technology Organization.

II. Vorträge (Auswahl)

Biehl, Heiko/Giegerich, Bastian: „The end of universal conscription in Germany“. Ministry of Defence Finland, Helsinki/Finnland, 22. März 2012.

Biehl, Heiko: „Modul ‚Stabsoffizier und Gesell-schaft‘. Bundeswehr und Sicherheitspolitik im öffentlichen Meinungsbild“. Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg, 25. April 2012.

Bulmahn, Thomas: Ergebnispräsentation zur Studie „Evaluation des Freiwilligen Wehrdiens-tes. Ergebnisse der ersten Befragung der FWDL mit DET Juli 2011 bis Januar 2012“. BMVg, 19. März 2012.

Dörfler-Dierken, Angelika: „Baudissins ethische Grundentscheidungen“. Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg, 26. März 2012.

Ebeling, Klaus: „Der Soldat als moralischer Akteur. Schwerpunkte, Formate und gegenwär-tige Herausforderungen ethischer Bildung in der Bundeswehr“. Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (Zebis), Berlin, 25. April 2012.

Hennig, Jana: „Die Bundeswehr als Arbeitgeber für Frauen. Erkenntnisse zu Soldatinnen und weiblichen Zivilbeschäftigten in einer Armee im Einsatz“. Symposium „Die Bundeswehr als Ar-beitgeber für Frauen“, Julius-Leber-Kaserne, Berlin, 10. Juli 2012.

Hentschel, Katrin: „Sozialwissenschaftliche Begleitstudie zur Evaluation des FWD“. Tagung zur Inneren Lage des Heeres, Unteroffiziers-schule des Heeres, Delitzsch, 27. März 2012.

Heß, Julius: „Sozialwissenschaftliche Beglei-tung der Auslandseinsätze der Bundeswehr: Projekt ‚ISAF 2010‘“. Sommerexkursion 2012 „Politik und Frieden“, Initiativkreis Friedensbil-dung/Peacebuilding, Universität Hamburg/So-zialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Strausberg, 16. August 2012.

Jonas, Alexandra: „Strategie(dokumente) und die GSVP“. WIFIS Jahrestagung, Landesvertei-digungsakademie Wien/Österreich, 6. Septem-ber 2012.

Kramer, Robert: „Motivation und Zufriedenheit Freiwilligen Wehrdienst Leistender (FWDL) – Ergebnisse der Begleitstudie zur Einführung des FWD in der Bundeswehr“. Sommerexkursion 2012 „Politik und Frieden“, Initiativkreis Frie-densbildung/Peacebuilding, Universität Ham-burg/Sozialwissenschaftliches Institut der Bun-deswehr, Strausberg, 16. August 2012.

Richter, Gregor: Präsentation des Buches „Neu-ausrichtung der Bundeswehr – Beiträge zur pro-fessionellen Führung und Steuerung“. Präsenta-tion des 3-bändigen Buchprojektes, BMVg, 27. März 2012.

Seiffert, Anja: „Einsatzbegleitung des 22. Kon-tingents ISAF in Afghanistan“. NATO-Part-nerschaftsseminar mit deutschen und US-ameri-kanischen Offizieren, Zentrum Innere Führung, Bereich 5, Strausberg, 13. Juli 2012.

Page 12: NEWSLETTER DES SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN … · Jens Warburg (Offenbach), Marco Seliger (Zeit-schrift loyal, Frankfurt am Main), Dr. Gerhard Kümmel (SWInstBw) und Prof. Dr. Angelika

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SOWI.NEWS Impressum

Herausgeber: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr Verantwortlich: Direktor und Professor Dr. Ernst-Christoph Meier

Redaktion: Katrin Hentschel Anschrift: Postfach 1142, 15331 Strausberg

Telefon: 03341-581833, E-Mail: [email protected] Internet: www.sowi.bundeswehr.de

Redaktionsschluss: 19. November 2012

III. Praktikanten

Lisa Scholz, Hertie School of Governance, 29. Mai – 12. Juli 2012.

Franziska Czens, Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg, 9. Juli – 17. August 2012.

Isabell Gnorski, Universität Potsdam, 6. August – 31. August 2012.

Johanna Herfter, Universität Koblenz-Landau, 6. August – 14. September 2012.

Joachim Spanger, HS Fulda, 13. August – 5. Oktober 2012.

Remi Boiteux, Saint Cyr, 10. September – 30. November 2012.

Viktoria Lohse, Universität Potsdam, 17. Sep-tember – 12. Oktober 2012.

Torben Schütz, Leibniz-Universität Hannover, 5. November – 31. Dezember 2012.

IV. Neue Mitarbeiterin

Meike Wanner, Jg. 1980, hat von 2000 bis 2005 den Diplomstudiengang Soziologie mit den Schwerpunkten Methoden der empirischen

Sozialforschung und Sozialpsychologie an der Universität Trier absolviert. Im An-schluss an ihr Studium arbeitete sie als Projek-treferentin am Europäi-schen Tourismus Insti-tut in Trier (2006 –2009) und unterstützte Projekte im Bereich

Markt- und Tourismusforschung. Im Jahr 2010 wechselte sie als Projektleiterin zu T.I.P. BIEHL & PARTNER in Trier und führte eigen-ständig Projekte im Bereich der qualitativen und quantitativen Markt- und Konsumforschung durch. Seit Juli 2012 gehört Frau Wanner als

wissenschaftliche Mitarbeiterin zum For-schungsbereich „Einstellungsforschung und Meinungsumfragen“ am Sozialwissenschaftli-chen Institut der Bundeswehr. Dort unterstützt und leitet sie aktuelle Studien aus den Bereichen Bevölkerungs- und Streitkräftebefragung und bereitet ihre Promotion vor.

E-Mail: [email protected]

DasSozialwissenschaftliche

InstitutderBundeswehr

wirdnach38Jahren

imRahmenderNeuausrichtung

derBundeswehr

zum31.12.2012aufgelöst

und2013mitdem

Militärgeschichtlichen

ForschungsamtinPotsdam

zueinerneuenEinrichtung

amStandortPotsdam

zusammengeführt.

VorgesehenistdieBezeichnung

„ZentrumfürMilitärgeschichte

undSozialwissenschaften

derBundeswehr“.