Maler, Radierer, Plastiker

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  • 7/28/2019 Maler, Radierer, Plastiker

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    AUGUST 2007 KNIZER ZEITUNGDER SENSETALERAMT LAUPEN

    NEUENEGG Am 2. Sep-tember jhrt sich der Ge-burtstag von Karl Stauffer-

    Bern zum 150. Mal. Der Maler, Radierer und Plasti-ker wuchs in Neuenegg auf.

    Am 2. September 1857 wurde KarlStauffer in Trubschachen als ltes-tes von sechs Geschwistern gebo-ren. Drei Jahre spter zog die Fa-milie nach Neuenegg, wo der Vater eine Pfarrstelle antrat. Bereits mit3 Jahren genoss Stauffer Zeich-nungsunterricht: Unter der Obhutseiner Mutter entstanden die erstenBilder. Der junge Stauffer wuchskerngesund heran, sein strmischesWesen gab den Eltern aber mehr zu tun, als die fnf jngeren Ge-schwister: Als Achtjhriger wurdeer vorbergehend in andere Erzie-hungshnde gegeben.

    Im Frhjahr 1866 trat er gemein-sam mit anderen Pfarrersshnen

    ins stdtische Knabenwaisen-haus Bern ein und besuchte vondort aus das Gymnasium. Stauffer

    Maler, Radierer, PlastikerDie Lebensgeschichte eines Knstlers

    korationsmaler Wentzel eine Leh-re an; bereits im darauf folgendenFrhjahr brach er diese ab. Darauf schlug sich Stauffer mit Gelegen-heitsjobs durch: Als Kulissen- undZimmermaler verdiente er Geld,um sich Malutensilien zu kaufen.1875 erhielt der junge Knstler ein Stipendium der Stadt Bern. ImFrhjahr 1876 trat er in die Akade-mie der Bildenden Knste Mn-chen ein.

    Die deutsche und niederlndischeMalerei des 16. und 17. Jahrhun-derts hinterliess bei Stauffer einennachhaltigen Eindruck. Auch zeit-genssiche Tendenzen verfolgte er aufmerksam. Seine Gemlde stell-te er in der Schweiz in Turnusaus-stellungen aus. Seine Bilder kamennicht an: Stauffers Stil wurde alszu realistisch kritisiert. Als Stauf-

    fers Stipendium 1880 nicht ver-lngert wurde, konnte er die Kom-

    positionsklasse in Mnchen nichtmehr antreten. Auf der Reise vonMnchen nach Berlin, wo ihm ein

    Freund Atelier und Logis anbot,fhrte Stauffer Portrtauftrge aus.In Berlin angekommen, schrieb er sich in der Berliner Akademie ein.An der Akademieausstellung von1881 erhielt er fr das Portrt desBildhauers Max Klein die kleinegoldene Medaille. Die Medienwrdigten die schlichte Sachlich-keit in Kolorit und Komposition

    bei gleichzeitig starker Ausstrah-lungskraft. Damit traf Stauffer denGeschmack einer wohlhabendenGesellschaftsschicht die Por-trtauftrge huften sich. Mit der Fixierung auf den Professions-

    portrtisten und den damit ein-hergehenden gesellschaftlichenVerp ichtungen bekundete Stauf-fer aber mit der Zeit Mhe. 1884

    beschloss er ohne Auftrag eingrosses Bild zu malen. Das Geml-de wurde jedoch nie beendet. Im

    gleichen Jahr lernte Stauffer voneinem Freund die Radiertechnik.Es entstanden meisterhafte Radie-rungen. Ein Wunsch ging in Erfl-lung, als Stauffer in Zrich durch

    Bekannte Gottfried Keller kennenlernte und diesen auch portrtierte.Im September 1886 erhielt Stauf-fer den Staatsauftrag, ein Portrtdes Schriftstellers Gustav Freytagfr die Berliner Nationalgalerie zumalen.

    1888 fhlte sich Stauffer zumBildhauer berufen. Es zog in nachItalien. Im Februar kam er in Roman. Das Ehepaar Welti-Escher si-cherte ihm den Lebensunterhalt;im Gegenzug gingen alle in Ita-lien geschaffenen Werke in dessenBesitz ber. Im Herbst 1889 reisteStauffer zurck nach Zrich, woer im Auftrag der Mzene mit der Umgestaltung des Villenparkes be-gann. Stauffer entwarf mit seiner Frau Lydia Plne zu einem Ge-samtkunstwerk. Max Klinger, einFreund Stauffers aus Italien, wurdeeinbezogen. Klinger wendete sich

    jedoch von Stauffer ab, nachdemer diesen fr grssenwahnsinnigerklrt hatte. Auf Veranlassung von

    Lydias Schwiegervater, BundesratEmil Welti, wurde Karl Stauffer gefangen genommen, Lydia ineine Nervenheilanstalt eingewie-sen. Stauffer wurde nach Hinterle-gung einer Kaution auf freien Fussgesetzt. Wenige Tage spter fhrteein Tobsuchtsanfall zu StauffersEinlieferung in das stdtische Ir-renhaus San Bonifazio. Stauffer schaffte es nicht sich zu rehabili-tieren; e r unternahm einen Selbst-mordversuch, den er berlebte . Am24. Januar 1891 starb Karl Stauf-fer-Bern an einer berdosis desSchlafmittels Chloralhydrat. BI

    Ausstellung im Kunst-museum BernBI. Unter dem Titel Ver- uchter Kerl! zeigt dasKunstmuseum Bern bis zum2. Dezember einen umfassendberblick ber das gesamteSchaffen von Karl Stauffer-Bern. Gezeigt werden Geml-de, Radierungen, Druckplat-ten, Zeichnungen, Plastiken,Fotogra en und Dokumenteaus allen Schaffensperioden.www.kunstmuseumbern.ch

    bekundete Mhe mit der rigidenOrdnung im Waisenhaus. Im Win-ter 1872/73 musste er wegen unge-ngender Leistungen das Gymna-

    sium verlassen. Sein Zeichenlehrer Paul Volmar, der das Talent Stauf-fers erkannt hatte, nahm ihn in sei-nem Atelier auf. Im Sommer 1874trat Stauffer in Mnchen bei De-

    Sitzender weiblicher Akt, 1879 (l auf Leinwand, 90,9 x 73,3 cm) | zvg

    Selbstportrt, 1885 (Bleistift/ Graphit,32 x 22 cm) | zvg

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