Journal - DFB · Solo-Vorstellung Sie trug die Hoffnung in ihrem Vornamen. Hope Solo hielt die USA...

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nun liegt sie also hinter uns, die Frauenfußball-Weltmeisterschaft2011. Es waren drei beeindruckende Wochen, in denen viele unsererhohen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen wur-den. Dass das Organisationskomitee und der Deutsche Fußball-Bundein solches Turnier perfekt organisieren können, daran habe ich nie-mals gezweifelt. Die hohe Auslastung der Stadien, vor allem auch beiSpielen ohne deutsche Beteiligung, die unglaublichen TV-Einschalt-quoten, die insgesamt sehr umfangreiche mediale Berichterstattungund die Tatsache, dass der DFB sogar das Turnier mit einem wirt-schaftlichen Gewinn abschließen kann, haben mich überaus positivüberrascht.

All dies zeigt, dass der Frauenfußball in Deutschland, zumindest aufNationalmannschafts-Ebene, über ein beachtliches (Zuschauer-) Poten-zial verfügt. Und zwar eines, das, so ist aufgrund der friedlich-fröh-lichen Stimmung in den Arenen mein Eindruck, anders ist als beimMännerfußball. Ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege, wird sichzeigen, wenn die sozial-gesellschaftliche Analyse der WM vorliegt.Dann haben wir konkrete Erkenntnisse und wissen, in welchen Berei-chen wir ansetzen müssen, um dieser erfolgreichen Weltmeisterschafteine Nachhaltigkeit im Sinne des Frauenfußballs in Deutschland zuverleihen.

In den WM-Wochen gab es jedoch auch Dinge, die mich persönlichein wenig enttäuscht haben. Natürlich auch das Abschneiden unse-rer Nationalmannschaft, die nach einer eher durchwachsenen Leis tung im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister aus Japanunterlag. Allerdings sollten wir nach dieser bitteren Niederlage nichtalles in Frage stellen, was in vielen Jahren zuvor so gut funktionierthat. Der DFB ist im Bereich des Frauenfußballs bestens aufgestellt,die U 20 ist Weltmeister, die U 19 Europameister.

Enttäuschender als die wahrlich bittere Niederlage gegen den Welt-ranglisten-Vierten aus Asien war für mich jedoch der Umgang mitdieser sportlichen Enttäuschung im Bereich des Frauenfußballs. Dassdie Medien kritisieren, ist ihre Aufgabe und gutes Recht, dass sichaber Trainer, Manager und Verantwortliche der Bundesliga-Vereinenahezu ausschließlich über die Medien äußern, und das teilweise in

unangebrachter Art und Weise, ist der komplett falsche Weg. Kritikaus diesem „Expertenkreis“ ist jederzeit willkommen, auch an derbeim DFB hoch geschätzten Bundestrainerin Silvia Neid, doch solltediese immer sachgerecht und vor allem nicht öffentlich geäußertwerden. Denn nur so ist ein konstruktiver und vertrauensvoller Umgangzwischen Verband, Bundestrainerin und den Vereinen möglich. Unddieser ist, das sage ich an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich,unabdingbar, wollen wir die Kraft der WM 2011 zu Gunsten einer gestärk-ten und weiterentwickelten Frauen-Bundesliga nutzen.

Welche gesellschaftspolitische und soziale Kraft der Fußball besitzt,hat auch die Frauen-WM in Deutschland wieder eindrucksvoll gezeigt.Dass der Sportminister Nordkoreas über seinen politischen Schat-ten gesprungen ist und eine Nationalmannschaft der USA zu einemBesuch in sein Land eingeladen hat, ist trotz der traurigen Doping-Affäre um das komplett isolierte Land eine besondere Geste. Undeinen „besseren“ Weltmeister als Japan hätte es, bei allem Respektvor den restlichen 15 Teilnehmern, aus menschlicher Sicht kaum gebenkönnen. Hat dieser WM-Titel doch vielen Menschen in diesem vonErdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe so arg gebeutelten Landzumindest kurzzeitig ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert und denGlauben an die eigene Stärke zurückgegeben. Auch das wird von derFrauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Erinnerung bleiben.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, viel Spaß bei der Lektüre dieses DFB-Journals, in dessen Mittelpunkt natürlich auch die WM 2011 steht.

Ihr

Dr. Theo ZwanzigerPräsident des Deutschen Fußball-Bundes

Liebe Freundedes (Frauen-)Fußballs,

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EditorialDr. Theo Zwanziger 3

Die faszinierendsten Fotos der Frauen-WMBallzauber – der Fußball als leuchtendes Vorbild 6

Deutschland war ein glänzender Gastgeber„Der Frauenfußball ist der große Gewinner“ 22

Erstmals feiert mit Japan ein asiatisches Team den WM-TitelEin goldener Regen für die lila Blumen 28

Für die deutschen Spielerinnen war es das Turnier ihres LebensMärchen ohne Happy End 30

Für Silvia Neid beginnt die Qualifikation für die EURO 2013„Wieder ein starkes Team formen“ 36

Bibiana Steinhaus leitet mit ihrem Team das Finale„Die Medaillenübergabe war ein Gänsehaut-Moment“ 38

Neue Saison der Frauen-Bundesliga beginnt mit vielen StarsDer Spaß geht in die Verlängerung 40

Interview mit Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich„Der Fußball kann auf seine Nachwuchsarbeit stolz sein“ 44

Makellose Bilanz nach sieben Spielen in der EM-QualifikationSchöne Aussichten 50

Das aktuelle Gespräch mit Philipp Lahm„Wir müssen unseren Stil weiterentwickeln“ 56

Jérôme Boateng will eine neue Rolle spielenBewerbung für den Innendienst 60

DFB-Junioren begeistern bei U 17-WM in MexikoZaubern wie die Großen 66

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DFB-Trainer Steffen Freund zum dritten Platz in Mexiko„Ich bin sehr stolz auf die Jungs“ 70

Fußball-Lehrer-Lehrgang findet erstmals in Hennef stattPremiere mit viel Prominenz 72

Die 3. Liga startet in ihre vierte SpielzeitEine Klasse für sich 76

DFB und BZgA setzen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortStarke Kinder, wahre Champions 80

Fan Club Nationalmannschaft erfüllt besondere WünscheFantastische Begegnungen 82

Neu im Apple-Store: Die iPad-App hat bereits 50.000 FansFünf Sterne für den DFB 86

Ein Trio aus der Kreisklasse schafft es an die ZDF-TorwandDrei unten, drei oben 88

FUSSBALL.de prämiert das „Amateurtor der Woche“Ein echter Volltreffer 90

Ein kleiner Sportverein mit einem ungewöhnlichen NamenMitten im Sommerloch 92

Namen und NachrichtenDFB und DFL in Gremien der UEFA stark vertreten 94

Wissenswertes aus den VerbändenFairPlayLiga im Fußball-Verband Mittelrhein etabliert 99

Heimspiel: Das DFB-Journal zu Besuch bei Paul BreitnerQuerdenker aus dem Kohlenkeller 102

Vorschau und Impressum 106

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BallzauberDass der Bal l e ine ganz besondere Strahlkraf t hat , wussten d ie Fußbal l fans schon vorher. Bei der WM konnten s ich am Mainufer in Frankfurt a l le noch e inmal ganz anschaul ich davon überzeugen. Der Fußbal l a ls leuchtendes Vorbi ld . L icht aus, WM-Spot an.

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Treffpunkt BerlinEine F lanke, e in Kopfbal l , e in ausgelassener Jubel . Kerst in Garefrekes erz ie l t in Ber l in den ersten Tref-fer für d ie deutsche Mannschaf t be i der Heim-WM. 74.000 Fans im Stadion fe iern d ie Torschütz in, Mi l l io-nen Fans am Fernsehen den 2:1-Auf takts ieg gegen Kanada. Oh, wie ist das schön.

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FrauenpowerKein P latz für staatstragende Zurückhaltung. Frauenpower, auf dem Rasen und daneben.Bundeskanzler in Angela Merkel und Bett ina Wulff, d ie Frau des Bundespräsidenten, hä lt es n icht mehrauf den S itzen. Steht auf, wenn ihr für Deutschland se id.

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Solo-VorstellungSie trug d ie Hoffnung in ihrem Vornamen. Hope Solo h ie l t d ie USA b is zum Schluss im Turnier. Mit to l len Paraden verzauberte s ie n icht nur d ie Fans aus der Heimat. Am Ende gab es für d ieTorhüter in den „Goldenen Handschuh“ a ls beste Torhüter in und den „Bronzenen Bal l“ a ls dr i ttbeste Spie ler in des Turniers. To l le Solo-Vorste l lung.

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SchwebezustandManchmal scheint s ie zu schweben, d ie Schwerelos igkeit zu überwinden. Und manchmal bewegt s ies ich genauso auffä l l ig auf dem Boden der Tatsachen. Bras i l iens Superstar Marta fasz in iert und polar is iert . Zum Sprung nach ganz oben re ichte es für d ie Nummer 10 d iesmal n icht . N ieder lage gegendie USA nach E l fmeterschießen. Aus im Vierte l f ina le.

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EndstationManchmal sagen Gesten mehr a ls Worte. 0: 1 in der Ver längerung gegen Japan. Schluss, aus, vorbei .Das Ende e ines Turniers, das Ende e ines Traums, das Ende e iner Hoffnung. Es b le ibt d ie Enttäuschung.Und e in Dank an d ie v ie len, v ie len Fans.

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FreudentanzBronze um den Hals, Gold im Gemüt. Nach dem 2:1 gegen Frankreich verabschieden

s ich d ie Schwedinnen in S insheim mit e inem Freudentanz von der WM-Bühne. Frau muss n icht immer e inen T i te l gewinnen, um glückl ich zu se in.

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UnaufhaltsamDas Tor zum Glück – aus e l f Metern in d ie Ewigkeit . 1 : 1 nach 90 Minuten, 2 :2 nach der Ver längerung. Und dann verwandelt Japans Saki Kumagai im E l fmeterschießen gegen d ie USA den entscheidenden Bal l . Amerika weint , Japan ist an d iesem Abend wieder das Land des Lächelns.

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Als Bundespräsident Christian Wulff am 26. Juni im Berliner Olympiastadion die von vielen Fanslange ersehnten Worte sprach („Ich erkläre die Frauen-Weltmeisterschaft für eröffnet“), dakonnte man nur erahnen, was in den kommenden Wochen folgen sollte. Ein Fußball-Fest, Mil-lionen Fans vor den Fernsehern oder beim Public Viewing und fast immer volle Stadien – auchdann, als die deutsche Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden war. Drei Wochen Werbungfür den Frauenfußball im ganzen Land, in der weiten Welt. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsenüber ein Turnier, das in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat.

Steffi Jones mit Bundespräsident ChristianWulff bei der Eröffnung der WM. Damitbegann ein dreiwöchiges Fußball-Fest.

Deutschland war ein glänzender Gastgeber eines Turniers, das neue Maßstäbe gesetzt hat

„Der Frauenfußball ist der große

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Wie es gewesen ist, können oftmals diebesonders gut beschreiben, die dieHauptrollen spielten, die mittendrin

waren, auf dem Platz standen. Wie Nadine Ange-rer, Deutschlands Torhüterin. „Diese WM“, sagtesie, „war das beste Turnier, das ich je erlebthabe.“ Sie sagt das mit der Erfahrung von elfTurnierteilnahmen. Oder Abby Wambach, dieUS-Stürmerin mit dem ausgeprägten Talentfür Kopfballtore, die davon sprach, dass dasOrganisationskomitee der WM „einen groß-artigen Job“ gemacht habe. Oder die norwe-gische Starspielerin Ingvild Stensland, die sagte:„Ich war total begeistert von dieser WM.“„Das ist die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten, von den Zuschauern her, der Stimmungund der Organisation. Ein fantastisches Tur-nier“, befand Schwedens Trainer Thomas Dennerby.

Es sind Aussagen, die sich decken mit demallgemeinen Tenor nach einer beeindrucken-den Weltmeisterschaft. Er sei ein sehr zufrie-dener Präsident, sagte Joseph S. Blatter beimRückblick auf das Turnier: „Weil so vieleZuschauer gekommen sind, gab es eine großeBegeisterung.“ Das Fazit des FIFA-Präsiden-ten: „Der Frauenfußball ist der große Gewin-ner. Aber auch Deutschland zählt zu den Sie-gern. Es hat die WM hervorragend organisiert,die Bilanz ist sehr positiv.“ Deutschland warimmer ein verlässlicher Gastgeber, das weißman bei der FIFA. Nicht umsonst war es dasvierte große Turnier auf deutschem Boden inden vergangenen sechs Jahren: nach dem Con-federations Cup (2005), der Männer-WM(2006) und der U 20-WM der Frauen im ver-gangenen Jahr.

Dreieinhalb Jahre lang hatte das WM-Organi-sationskomitee um Präsidentin Steffi Jonesund Gesamtkoordinator Ulrich Wolter gear-beitet, um eine perfekte Veranstaltung auf dieBeine zu stellen: 250 Mitarbeiter in der Spitze,beim Turnier rund 3.000 Volunteers. „Wir habenmit der Organisation einer Frauen-WM als DFBNeuland betreten. Es war ein Abenteuer, ein

Wagnis, das wir alle beim DFB eingegangensind“, sagte Steffi Jones. „Ich gebe zu: Auchwir waren manchmal unsicher. Wie sollen wirdie Stadien voll bekommen? Stimmen die Ticketpreise? Wie können wir die Vorfreudein der gesamten Bevölkerung schüren? Wiedie Spielerinnen bekannter machen?“ Vor demTurnier hatte sie gesagt, man wolle neue Maß-stäbe setzen. Nun, da die WM vorüber ist, kannsie zufrieden konstatieren: Mission erfüllt.

Das lässt sich unter anderem an den Zuschau-erzahlen festmachen. Nur einmal, beim Vor-rundenspiel zwischen Nordkorea und Kolum-bien, kamen weniger als 10.000 Menschen insStadion. 782.000 Karten wurden verkauft, dasentspricht einer Auslastung von rund 86 Pro-zent. Auch das ein Resultat einer umfangrei-chen PR-Kampagne im Vorfeld des Turniers.Die meisten Zuschauer kamen ins größte

Wie alles begann: 73.680Zuschauer kamen zu

WM-Eröffnungsfeier und -spielins Berliner Olympiastadion.

Gewinner“

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Stadion, zum Eröffnungsspiel zwischenDeutschland und Kanada (2:1). 73.680 warenda, so viele wie noch nie bei einem Frauen-spiel in Europa. Und erst dreimal hatte es welt-weit mehr Zuschauer gegeben: bei der WM1999 in den USA bei den Begegnungen desGastgebers gegen China und Dänemark sowiebeim Finale der Olympischen Spiele 1996 zwi-schen China und den USA. Für die deutschenFrauen war eine derartige Kulisse also einNovum. „Besser hätte die WM kaum beginnenkönnen. Ein volles Olympiastadion, eine tolleKulisse, eine stimmungsvolle Eröffnungsfeier,ein gutes Spiel und ein Sieg unserer Natio-nalmannschaft – was will man mehr?“, sagteDFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger.

Die WM hatte begonnen, und schon tags zu-vor bei der Eröffnungsshow der Fanmeile inFrankfurt hatte man einen ersten Eindruck von

der großen Begeisterung für die Frauen-WMbekommen können. Mehr als 100.000 Menschenwaren an den Main gekommen. Die Stadt, diesich selbst als „Herz des Frauenfußballs“bezeichnet, hatte die größte Fanmeile die-ser WM, und auch in den anderen acht Spiel-orten gab es das noch von der WM 2006bekannte Public Viewing. Nicht zu vergessendie unzähligen Gastwirte im ganzen Land, diedie Spiele live zeigten und damit die WM auchin die Biergärten, Restaurants und Kneipenbrachten.

Das Fernsehen schrieb seine ganz eigeneErfolgsgeschichte. ARD und ZDF hatten sichdazu entschlossen, alle Spiele (mit Ausnahmevon vier parallel laufenden Begegnungen) livezu übertragen, auch das ein Novum. Und einBekenntnis der Sendeanstalten zum Frauen-fußball und zum Event. Denn dass viele

Zuschauer bei den Spielen der deutschen Mann-schaft einschalten würden, das schien klar zusein. Annähernd sechs Millionen Menschen hat-ten sich das letzte Vorbereitungsspiel der DFB-Auswahl gegen Norwegen (3:0) wenige Tagevor WM-Beginn angeschaut. Ein erster Fin-gerzeig, dass das Interesse groß sein würde.Aber ob nur für das deutsche Team oder dochauch für das Ereignis an sich, das blieb dieFrage. Würden auch Partien wie Australiengegen Äquatorial-Guinea, Japan gegen Neu-seeland oder Kolumbien gegen Schweden vomPublikum angenommen werden?

Dies wurde schnell beantwortet: 15,41 Millio-nen Menschen waren es im Schnitt, die sichdas deutsche Eröffnungsspiel im Fernsehenanschauten, gar 18 Millionen in der Spitze, soviele waren noch nie bei einem deutschen Frau-enfußball-Spiel dabei gewesen. Der Marktan-teil lag bei mehr als 60 Prozent. Zum Vergleich:Das Champions-League-Finale des FC Bayerngegen Inter Mailand 2010 sahen 11,89 Millio-nen Menschen im TV. Die beste Einschaltquotefür ein Spiel einer deutschen Frauen-Mann-schaft hatte bis dato das WM-Finale Deutsch-land gegen Schweden (2:1) im Jahr 2003, alsinklusive Verlängerung 10,48 MillionenZuschauer eingeschaltet hatten. „Selbstunsere optimistischen Erwartungen wurdenübertroffen“, sagte Steffi Jones. „Unsere Hoff-nungen, dass der Funke aus den Stadien aufdas Land überspringt, scheint sich zu erfül-len.“ Das WM-Turnier war bereits jetzt auchein Medienereignis.

Gegen Nigeria waren es sogar noch einmaleine Million Zuschauer mehr. Beeindruckendauch die Quoten der Spiele ohne deutsche Betei-ligung: So hatte etwa selbst ein Spiel wie Japangegen Neuseeland einen Marktanteil von mehr

Die Top 10 der ZuschauerzahlenDeutschland – Kanada (Vorrunde, 26. Juni) Berlin 73.680

Japan – USA (Finale, 17. Juli) Frankfurt/Main 48.817

Deutschland – Nigeria (Vorrunde, 30. Juni) Frankfurt/Main 48.817

Frankreich – Deutschland (Vorrunde, 5. Juli) Mönchengladbach 45.867

Japan – Schweden (Halbfinale, 13. Juli) Frankfurt/Main 45.434

Brasilien – Äquatorial-Guinea (Vorrunde, 6. Juli) Frankfurt/Main 35.859

Brasilien – Australien (Vorrunde, 29. Juni) Mönchengladbach 27.258

England – Frankreich (Viertelfinale, 9. Juli) Leverkusen 26.395

Deutschland – Japan (Viertelfinale, 9. Juli) Wolfsburg 26.067

Brasilien – Norwegen (Vorrunde, 3. Juli) Wolfsburg 26.067

Die Top 10 der TV-QuotenDeutschland – Japan (Viertelfinale, 9. Juli, ZDF) 17,01 59,2

Deutschland – Nigeria (Vorrunde, 30. Juni, ARD) 16,45 51,7

Deutschland – Frankreich (Vorrunde, 5. Juli, ZDF) 16,30 51,8

Deutschland – Kanada (Vorrunde, 26. Juni, ARD) 15,41 60,1

Japan – USA (Endspiel, 17. Juli, ARD) 15,34 46,6

Japan – Schweden (Halbfinale, 13. Juli, ZDF) 8,45 28,6

England – Frankreich (Viertelfinale, 9. Juli, ZDF) 6,89 37,0

Brasilien – Norwegen (Vorrunde, 3. Juli, ZDF) 6,23 24,6

Brasilien – USA (Viertelfinale, 10. Juli, ARD) 6,08 27,9

Schweden – USA (Vorrunde, 6. Juli, ARD) 5,70 20,5

Das Fernsehen war immer mit dabei. Die Frauen-WM war auch ein mediales Großereignis –mit überragendem öffentlichen Interesse.

Mio. im

Schnitt

Markt-anteil in %

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als 25 Prozent. „Die bemerkenswerten Quo-ten bei allen WM-Spielen und insbesonderebei den Spielen der DFB-Auswahl zeigen, dassARD und ZDF mit der Entscheidung, erstmalsalle Spiele einer Frauen-WM live zu übertra-gen, vollkommen richtig gelegen haben“, sagteARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Diewahnsinnige Euphorie im gesamten Land rundum das deutsche Team, aber auch die Quali-tät der Spiele tragen dazu bei, dass das Inter-esse beim Fernsehpublikum immens groß ist.“So groß wie nie.

Beim Viertelfinale Deutschland gegen Japanwurde eine weitere Bestmarke aufgestellt,17,01 Millionen Zuschauer. Ein Wert, der nichtmehr überboten wurde, was am unglücklichenAusscheiden der deutschen Mannschaft lag.Dennoch: Das Interesse blieb beachtlich. Die15,34 Millionen Menschen, die sich im Fern-sehen das Finale zwischen Japan und den USAanschauten, sind der beste Beleg dafür. „Ichziehe ein sehr positives WM-Fazit. UnserBekenntnis zu diesem sportlichen Großereignisist von den Zuschauern belohnt worden. Ichhatte nicht erwartet, dass auch die Spiele ohnedeutsche Beteiligung auf ein so großes Inter-esse stoßen würden“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.

Faszination Frauenfußball. Ein ganzes Land warangesteckt, Familien strömten ins Stadion, unddie Sicherheitslage blieb vom ersten bis zumletzten Spiel ruhig. Alles friedlich, super Stim-mung. Und: „Die Fans haben sehr genau dif-

ferenziert, waren sehr feinfühlig. Besondershabe ich mich darüber gefreut, dass nach demAbspielen der Hymnen immer applaudiert, niegepfiffen wurde“, sagte Steffi Jones. „Es istuns gemeinsam mit der FIFA, den neun WM-Spielorten, den Partnern aus der Wirtschaft,den Medien, der Politik bis hin zu jedem ein-zelnen Volunteer und jugendlichen Zuschauergelungen, für die weltbesten Frauenfußball-Teams eine wirklich großartige WM-Bühne zubauen.“ Aus dem fernen Washington meldetesich nach dem Ende des Turniers sogar US-Präsident Barack Obama. Er beglückwünschtedie Organisatoren und das ganze Land: „Esist Ihnen gelungen, die Fußball-Weltmeister-schaft zu einer wunderbaren Erfahrung undeinem unvergesslichen Erlebnis zu machen.“

Die WM war ein sportlicher Erfolg, sie hat dasImage des Frauenfußballs deutlich aufgewertet.Sie war ein organisatorischer Erfolg, ein media-ler. Und auch ein wirtschaftlicher. Das Orga-nisationskomitee rechnet mit einem Netto-Überschuss in Höhe von 7,6 Millionen Euro.„Höhere Einnahmen durch mehr verkaufte Tickets bei weniger Ausgaben – so lautet dieErfolgsformel für dieses auch für uns über-raschend positive Ergebnis“, sagte Dr. TheoZwanziger. DFB-Schatzmeister Horst R. Schmidtergänzte: „Das Gesamt-Ergebnis ist umsobemerkenswerter, als das finanzielle Risikodes WM-Projekts ausschließlich beim DeutschenFußball-Bund lag. Der Etat für die Frauen-WM2011 wurde ohne jede öffentliche Zuwendungerstellt und bestritten.“ Aus dem Gewinn soll

der deutsche Sport einen Solidarbeitrag voneiner Million Euro erhalten, davon gehen500.000 Euro an den Deutschen OlympischenSportbund (DOSB), jeweils 150.000 Euro an denDeutschen Behindertensportverband und anSpecial Olympics sowie 200.000 Euro an dieStiftung Deutsche Sporthilfe. Die Stadion-Betreiber erhalten als Dank für ihren Aufwandfür jedes Spiel zusätzlich 20.000 Euro (ins-gesamt 640.000 Euro).

Rund fünf Millionen Euro sollen für den Mäd-chen- und Frauenfußball verwendet werden.Und bereits im Vorfeld der WM wurden zahl-reiche Aktionen zur Nachhaltigkeit unter-nommen, die den Frauenfußball hierzulandeauch an der Basis weiter populär machen sol-len. An Schulen, in Vereinen wurden Mädchenfür den Sport begeistert. Weitere Aktionen undKampagnen sollen jetzt folgen. Die WM im eige-nen Land als Initialzündung einer weiterenEntwicklung des Sports – ganz sicher ist auchdas eine der großen Erfolgsgeschichten die-ses Turniers.

26 | DFB-Journal 2/2011

15,1 Millionen KlicksAuch in den Online-Auftritten des DFB wardie WM ein großer Erfolg. DFB.de und DFB-TV verzeichneten im Turnierzeitraum mehrals drei Millionen Besucher bei rund 15,1Millionen Seitenabrufen. Die Zahl der Twit-ter-Follower stieg um mehr als 100 Pro-zent. Die Fans konnten so schnell undimmer topaktuell das deutsche Teambegleiten. Auch die Facebook-Seite ver-zeichnete hohe Steigerungsraten. Rund40.000 User hatten den „Gefällt-mir“-Button angeklickt. Bevor das AbenteuerWM begann, waren es noch knapp unter5.000 gewesen.

Celia Okoyino da Mbabi zeigt es an: Wieder sind 5.000 neue Facebook-Freunde hinzugekommen.

In Frankfurt am Main stand die größte Fanmeile der diesjährigen Frauen-WM.

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28 | DFB-Journal 2/2011

Erstmals feiert mit Japan ein asiatisches Team den WM-Titel

Ein goldener Regen für die lila

Homare Sawa war am Ziel ihrer Träume,an deren Erfüllung sie niemals wirklichgeglaubt hatte. „Das hätte ich mir nie-

mals vorstellen können“, sagte die 32-Jäh-rige am Tag des großen Triumphs im Stadionin Frankfurt am Main. Eine Stunde vorher wardie Spielführerin der japanischen Weltmeis -terinnen immer wieder zur Bühne auf demRasen gelaufen. Viermal nahm die Taktgeberindes Nippon-Teams einen Pokal entgegen:Zunächst den Fairplay-Pokal für die Mann-schaft, dann ihre persönlichen Preise für diebeste Torschützin und die beste Spielerin derWM, und schließlich holte sie die schönste undwichtigste Trophäe, den WM-Pokal der FIFA,ab. Seit 18 Jahren spielte sie in der National -mannschaft, für sie war es wie für Birgit Prinz,die 2003 und 2007 denselben Pokal in den

Händen gehalten hatte, die fünfte Teilnahmean einer Frauen-Weltmeisterschaft.

Mit dem 5:3 (2:2, 1:1, 0:0) nach Verlängerungund Elfmeterschießen gegen die USA, bei demHomare Sawa nicht nur mit ihrem fünften WM-Tor in der 117. Minute wieder eine Hauptrollegespielt hatte, konnte erstmals ein asiatischesTeam den WM-Titel feiern. Die Nation war beimSchlusspfiff, als im Fernen Osten schon dieSonne aufging, voller Stolz auf ihre „Nade-shiko“, die ihren Namen von einer lila Blumebekommen haben. Diese Frauen waren nochbesser als Japans Männer, die 2010 in Süd-afrika als Viertelfinalist für das beste WM-Ergebnis aller Zeiten gesorgt hatten. Dochdieser Erfolgszug mit Trainer Norio Sasaki überBochum, Leverkusen, Augsburg, Wolfsburg und

Frankfurt war noch wunderbarer. In ihrer erstenViertelfinal-Teilnahme gelang den Japane-rinnen mit dem 1:0 gegen Deutschland im ach-ten Duell der erste Sieg, im Halbfinale wur-den die bis dahin starken Französinnen mitspielerischem Glanz 3:1 bezwungen. Auch imFinale am 17. Juli gegen den Favoriten, denWeltranglisten-Ersten und Doppel-Weltmeistervon 1991 und 1999, schafften die „blauen Samu-rai“ den ersten Erfolg überhaupt. Die Welt desFrauenfußballs war für viele auf den Kopfgestellt.

„Es war eine lange Reise durch schwierigeZeiten. Darum bin ich jetzt umso glücklicher“,sagte die Hauptdarstellerin Sawa, die mit 15ihr erstes Länderspiel bestritt, und freute sichmit Kozue Ando (Duisburg), Yuki Nagasato(Potsdam), Saki Kumagai  (künftig Frankfurt)und mit Aya Sameshima, deren persönlicheGeschichte die jüngste Tragik ihrer Nationbesonders personifizierte. Denn ihr Lebenwurde durch die Dreifachkatastrophe desfurchtbaren Erdbebens, des verheerenden

Die Japanerinnen haben die deutsche Mannschaft als Weltmeister abgelöst. Das Team mit Ver-teidigerin Aya Sameshima, die durch die Dreifachkatastrophe im März ihre Arbeitsstelle imAtomkraftwerk Fukushima verloren hatte, setzte nach Meinung vieler Experten neue taktischeMaßstäbe im Frauenfußball. Der freie Journalist Gregor Derichs zieht eine WM-Bilanz.

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Tsunamis und des schweren Atomunfalls völ-lig verändert. Sie arbeitete halbtags alsSekretärin in dem havarierten Atomkraftwerkin Fukushima, war aber zum Zeitpunkt des GAUsam 11. März mit dem Nationalteam im Trai-ningslager in Südjapan. Ihre Klubmannschaftvon Tepco Mareeze, gefördert vom Kraft-werksbetreiber, wurde aufgelöst, ihren Stamm-platz als linke Außenverteidigerin behielt sie,weil sie ein Angebot der Boston Breakersannahm. „Ich habe mich gefragt, ob ich über-haupt noch weiter Fußball spielen kann“, sagteAya Sameshima, als sie Weltmeisterin war.

Die USA, der dreimalige Olympiasieger, dervorher alle fünf WM-Spiele gewonnen hatte,darunter das dramatische Halbfinale gegenBrasilien, verlor erstmals ein Endspiel. Schwe-den wurde Dritter mit dem 2:1 gegen Frank-reich. Diese beiden qualifizierten sich ausEuropa neben den Gastgeberinnen aus Eng-land für Olympia 2012. Die im Viertelfinale aus-geschiedenen Teams reihte der Fußball-Welt-verband in der Schlusswertung von 1 bis 16auf. Brasilien als Fünfter und Deutschland alsSechster, die Finalisten von 2007, gehörtenzu den Enttäuschten wie auch Norwegen alsZehnter, der als Weltmeister von 1995 mit demAus nach den Gruppenspielen für die größte

Überraschung gesorgt hatte. Mexiko, Kanada,Neuseeland, Äquatorial-Guinea, Nordkorea und Kolumbien fuhren ohne Sieg nach Hause,den beiden letztgenannten Teams gelang nicht einmal ein Treffer. Sie waren zudem für die Nachricht von sechs Dopingfällen (einer Kolumbien, fünf Nordkorea) verant-wortlich.

Das sportliche Niveau der WM hatte sich nachden Analysen der Technischen Kommissionder FIFA schon in der Vorrunde verbessert,in den Entscheidungsspielen stieg das Levelweiter an. Dass drei Viertelfinalpartien erstnach Verlängerung, zwei davon durch Elf-meterschießen, entschieden wurden, zeigtedie Ausgeglichenheit der Teams, auch die deut-schen Frauen verloren gegen Japan erst nachVerlängerung. Der Weltmeister setzte mit sei-nem Kurzpassspiel die neuen Maßstäbe, wieTina Theune, frühere Weltmeis ter-Trainerinund Mitglied der FIFA-Technikkommission, fest-stellte: „Die Japa nerinnen sind Vorbilder fürdie Zukunft in technisch-taktischer Hinsicht.Sie hatten einen langfristigen Plan, der erst2015 erfüllt werden sollte.“ In Kanada 2015,wenn erstmals 24 Teams teilnehmen werden,wird Homare Sawa keine Pokale mehr abho-len. Sie wird nicht mehr dabei sein.

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Blumen

Ein Schuss wie ein Strich: Die Schwedin Marie Hammerström erzielt im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich den Siegtreffer.

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Für die deutschen Spielerinnen war es das Turnier ihres Lebens – nur etwas zu kurz

Märchen ohne Happy EndKim Kulig schaute sich um im weiten Rund des Olympiastadions in Berlin. Überall waren Menschen, Fahnen in Schwarz-Rot-Gold, nirgendwo einfreier Platz. „Diese Kulisse war echt die Krönung, das fing schon beim Warmmachen an, als die ganzen Leute uns zugejubelt haben“, sagte diedeutsche Mittelfeldspielerin. „So viele Menschen im Stadion – da fragt man sich schon: Bin ich hier richtig? Oder sind wir noch bei der WM2006?“ Oft hatten sich die Spielerinnen ausgemalt, wie es sein würde, wenn die WM im eigenen Land beginnen würde. Erwartungen, Gedan-kenspiele, Empfindungen und das große gemeinsame Ziel. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat die deutsche Mannschaft durch das Turnierbegleitet und zeichnet ihren Weg nach. Von Bitburg bis Wolfsburg.

Das Weltturnier begann mit einem Euro-parekord: 73.680 Menschen waren imStadion, als Deutschland gegen Kanada

antrat. Unter ihnen Bundespräsident ChristianWulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel, FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, UEFA-PräsidentMichel Platini, DFB-Präsident Dr. Theo Zwan-ziger, WM-OK-Präsidentin Steffi Jones. Und alsdie Hymne gespielt wurde, bekamen nicht nurdie Spielerinnen auf dem Platz Gänsehaut.

Eine ausverkaufte Arena und Millionen TV-Zuschauer als Vorgeschmack auf das, was fol-gen sollte. Die Öffentlichkeit stand hinter denSpielerinnen und interessierte sich für dasTeam. „Egal, ob man das Radio oder den Fern-seher anmachte, immer lief etwas zur WM“,sagte Saskia Bartusiak. Der Frauenfußball warso populär wie nie zuvor. Man wusste, dassCelia Okoyino da Mbabi vormittags shoppengegangen war, dass Kim Kulig in VfB-Stutt-gart-Bettwäsche schlief und dass Annike Krahnals erste ihr Panini-Album voll hatte. Deutsch-land war WM-Land.

Zweieinhalb Monate vorher hatte eine Hand-voll Menschen zugesehen, als Silvia Neid undihr Trainerteam in der Sportschule Bitburg inder Eifel zum ersten Lehrgang geladen hatten.Es war der erste von sieben auf dem Weg zurWM: Technik, Athletik, Ausdauer, Taktik, Spiel-formen, Angriffs- und Abwehrspiel, Standard -situationen. „Wir müssen die Zeit, die uns zurVerfügung steht, bestmöglich nutzen“, sagtedie Bundestrainerin. „Deshalb haben wir einenPlan aufgestellt, der sehr eng gestrickt ist.Wir werden jeden einzelnen Tag in der Vor-bereitung sinnvoll nutzen. Das ist absolut not-wendig, da wir ja auch ein großes Ziel ver-folgen.“

Ende Mai benannte Neid ihren WM-Kader, von26 Spielerinnen, die in die Vorbereitung gegan-gen waren, blieben 21 übrig. Die Testspieleliefen gut: vier Spiele, vier Siege, 15:0 Tore,darunter wenige Tage vor WM-Beginn ein 3:0gegen Norwegen. Überbewerten wollte dasgleichwohl niemand. „Gegner wie die Nie-derlande oder Italien haben sich nicht aufdie WM vorbereitet und uns daher nicht wahn-sinnig gefordert. Da muss man die Kirche imDorf lassen“, sagte etwa Linda Bresonik. Den-noch: Es war ein gutes Gefühl, mit dem dieSpielerinnen in das Turnier gingen. Dabei aller-dings auch im Wissen, wie hoch die Erwar-tungen waren. Die eigenen und die der Öffent-lichkeit.

Das Spiel gegen Nigeria warungemein hart, bisweilen

unfair. Das spürte auch Simone Laudehr.

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Offensivspielerin Celia Okoyino daMbabi trug mit ihren Treffern gegenKanada und Frankreich wesentlichzum Sieg der deutschen Mannschaftin der Vorrundengruppe A bei.

Treffpunkt Berlin, fünf Tage vor dem erstenAnpfiff. Letzte Übungseinheiten. Mehr als 1.000Fans kamen zum öffentlichen Training auf demWurfplatz des Olympiastadions. DFB-PräsidentDr. Theo Zwanziger schaute im Mann-schaftsquartier vorbei. Und vor dem Hotelim Stadtteil Tiergarten warteten Fans. „Damerkt man, dass es doch etwas anderes istals ein normaler Lehrgang“, sagte CeliaOkoyino da Mbabi. „Es ist ein bisschen wieWeihnachten. Man weiß, man bekommt wasTolles geschenkt, aber darf es eben erst auf-machen, wenn der Weihnachtstag da ist. Soist das bei uns mit dem Eröffnungsspiel.“ Sie

hatten viel trainiert, jetzt wurde es Zeit, dasses losging. „Wir zählen die Tage“, sagte LiraBajramaj.

Am 26. Juni konnten sie aufhören zu zählen.La Olas liefen durch das Stadion, kaum, dassdas Spiel gegen Kanada begonnen hatte. InZahlen verlief die Partie so: 1:0 Kerstin Gare-frekes (10. Minute), 2:0 Celia Okoyino da Mbabi(42.), 2:1 Christine Sinclair (82.). Es war allesandere als ein Spaziergang gegen die kampf-starken Kanadierinnen, den Sechsten der FIFA-Weltrangliste. „Ich bin sehr froh überdiesen Erfolg“, sagte Silvia Neid, dieaber auch sah, „dass wir uns stei-gern können und müssen“. DreiPunkte, durchatmen, und weiter! Amnächs ten Tag blickten die jubelndenNationalspielerinnen von den Titelseiten derZeitungen. Die großen Fernsehanstaltenberichteten mehrmals täglich live, wie sie dasim gesamten Turnierverlauf tun sollten. Mehrals 18 Millionen Zuschauer verfolgten in derSpitze den deutschen WM-Auftakt. Die Begeis -terung kannte kaum Grenzen.

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Als nächster Gegner wartete in Frankfurt amMain Nigeria, das in der ersten Begegnungmit 0:1 gegen Frankreich verloren hatte. „Nige-ria muss unbedingt gewinnen, deshalb müs-sen wir auf der Hut sein“, warnte Melanie Beh-ringer. Aber auch sie konnte nicht ahnen, dasses ein denkwürdiges Spiel werden würde. Nichtwegen fußballerischer Großleistungen, son-dern weil es vermutlich nie ein derart har-tes, nicht selten unfaires Spiel bei einer Frauen-WM gegeben hat. Kaum eine deutscheSpielerin ging ohne blaue Flecken vom Platz,Behringer verletzte sich am Knöchel. „Ich liebedas Zweikampfspiel, das ist genau mein Ding“,sagte Abwehrchefin Annike Krahn. „Doch man

Mittelstürmerin Inka Grings traf im Spiel gegen Frankreich doppelt.

muss schon sagen, dass es zwischendurchnicht mehr viel mit Fußball zu tun hatte.“

Was blieb, waren neben den Blessuren dreiweitere Punkte, ein 1:0-Sieg und damit vor-zeitig die Qualifikation für das Viertelfinale.Simone Laudehr erzielte den Treffer des Tages.Und meinte anschließend: „In diesem hartumkämpften Spiel war das Tor eine großeErleichterung für uns.“ Restlos zufrieden warjedoch keiner, auch nicht die Bundestraine-rin. „Wir sind erst einmal froh, dass wir eineRunde weiter sind. Aber im Spiel nach vornehaben wir noch viel zu tun“, sagte Silvia Neid.Allen war klar: Im Endspiel um den Gruppen-

sieg gegen Frankreich in Mönchengladbachmüsste die deutsche Mannschaft anders auf-treten, um zu gewinnen, mit mehr Leichtig-keit, mehr Esprit.

Mit jenen Attributen, wie sie die Französin-nen bisher gezeigt hatten, mit der glänzen-den Spielmacherin Louisa Necib an derSpitze. Man teilte sich das Hotel in Düssel-dorf, sah sich auf dem Weg zum Essen, undabends hörte man die Equipe Tricolore sin-gen. Die deutschen Spielerinnen absolvier-ten derweil ein weiteres öffentliches Trainingin Meerbusch, rund 2.000 Fans kamen. „Daswar absolut genial. Das gibt uns noch malzusätzliche Motivation für die WM“, sagteNadine Angerer, und sie schien Recht zu haben.Mit 4:2 gewann die DFB-Auswahl, zeigte ihrebeste Leistung im Wettbewerb.

Sinnbildlich für den bisherigen Turnierver-lauf stand Inka Grings. Die Mittelstürmerinhatte sich schwergetan zu Beginn, war zwei-mal von der Bank gekommen und ohne Torgeblieben. Gegen Frankreich stand sie erst-mals in der Startelf, traf zweimal und war dieüberragende Spielerin in einer starken deut-schen Mannschaft. „Es war eine Riesen-Stei-gerung im Vergleich zu den ersten beidenSpielen. Wir hatten uns eine Menge vorge-nommen und haben vieles davon auchumsetzen können“, sagte sie. „Natürlich sindmir auch ein paar Steinchen vom Herzen gefal-214 Länderspiele: Birgit Prinz (links) beendet ihre Nationalmannschafts-Karriere.

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len. Wenn eine Stürmerin trifft, tut ihr dasimmer gut.“

Gruppensieger, Zwischenziel erreicht. Bliebdie Personalie Birgit Prinz. Die deutsche Kapi-tänin und Rekord-Nationalspielerin war in denersten beiden Spielen früh ausgewechselt,gegen Frankreich gar nicht eingesetzt wor-den. Auch das bringt ein größeres medialesInteresse mit sich, dass Personaldiskussio-nen mitunter öffentlich geführt werden. „Ichwar mit meiner eigenen Leistung nicht zufrie-den und habe die ersten zwei Spiele nicht sogespielt, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagtePrinz auf der Pressekonferenz am neuen Spiel-ort in Wolfsbug. Sie habe es nicht geschafft,mit dem Druck umzugehen. Dem inneren unddem äußeren. Sie habe sich den Aufgaben,die vor ihr standen, mental nicht gewachsengefühlt, „ich wusste auch, dass wir sehr starkeKonkurrenz in der Mannschaft haben.“ DieSituation nagte an ihr, zumal sie sich nach

guter Vorbereitung in Form wähnte. „Jeder,der sich mal in einer Drucksituation befun-den hat, weiß, dass es dann nicht immerklappt“, sagte Prinz. „Und ich finde es legi-tim, das auch zuzugeben.“ Ein starker Auf-tritt der Spielführerin. Nadine Angerer saßneben ihr auf dem Podium. Später sagte sie:„Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätteapplaudiert.“

Mit ihren beeindruckenden Worten lenkte Prinzdie Aufmerksamkeit wieder auf das Ent-scheidende: das nächste Spiel. Gegner in Wolfs-burg war Japan. Viertelfinale, erstes K.-o.-Spiel.„Japan gehört zum Kreis der Favoriten. Wirwerden die Mannschaft nicht unterschätzen“,sagte Celia Okoyino da Mbabi. Bundeskanz-lerin Angela Merkel besuchte die Mannschaft,sprach ihr Mut zu. „Ich kann Ihnen nur mitauf den Weg geben: weiter so!“, sagte sie.Doch das Spiel begann denkbar unglücklich.Kim Kulig verdrehte sich in der 3. Minute nach

einem Kopfball das rechte Knie. Später stelltesich heraus, dass das Kreuzband gerissen war.Japan rannte, Japan verteidigte, Japanspielte taktisch sehr geschickt. Deutschlandkämpfte und tat sich schwer. 0:0 nach 90 Minu-ten, dann traf Karina Maruyama für Japan.Wie aus heiterem Himmel und mitten ins deut-sche Herz. Denn eine passende Antwort hattedas DFB-Team nicht mehr parat.

Abpfiff, das war’s. Plötzlich war er vorbei, derTraum vom Titel im eigenen Land. Am Tag danachhatten die Spielerinnen gemeinsam in den Zugnach Frankfurt steigen und sich dort auf dasHalbfinale vorbereiten wollen, stattdessen fuh-ren sie nach Hause. In Gruppen oder für sich.Fast auf den Tag genau drei Monate nach Beginnder WM-Vorbereitung saß Silvia Neid auf demPodium der letzten DFB-Pressekonferenz desTurniers. „Wir müssen akzeptieren, dass Japandieses eine Tor besser war“, sagte sie, und mankonnte ihr ansehen, wie sehr sie diese ebensounerwartete wie unglückliche Niederlage mit-genommen hatte.

Beim Endspiel in Frankfurt trafen sich die deutschen Spielerinnen und das Trainerteamwieder. Tribünenplatz statt Rasen. Und dieErkenntnis, dass es ein Märchen war. Aberohne Happy End.

Die große Enttäuschung:Nadine Angerer (links) undSaskia Bartusiak nach der

Viertelfinal-Niederlagegegen Japan.

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Wenn man einen Partner hat, der da ist, wenn es darauf ankommt, geht es nach schwierigen Zeiten schneller wieder aufwärts. Deshalb unterstützen wir langfristig den Frauenfußball und freuen uns schon jetzt auf die Europa-meisterschaft 2013.

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Für Bundestrainerin Silvia Neid

„WiedereinAm 17. Juli gewann Japan die Weltmeisterschaft2011. Am 17. September beginnt für die deut-sche Frauen-Nationalmannschaft mit demSpiel gegen die Schweiz die Qualifikation zurEURO 2013 in Schweden. Im Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer spricht die DFB-Trai-nerin über den neuen Weltmeister, die zurück-liegende WM, die Entwicklung des Frauenfußballsund die Aussichten der deutschen National-mannschaft auf das nächste Turnier.

Silvia Neid, waren Sie am Ende überrascht vom

neuen Weltmeister?

Die Japanerinnen haben eine sehr gute WMgespielt. Sie sind sehr gut organisiert, spie-len diszipliniert, sind technisch versiert, ver-fügen über eine hohe Laufbereitschaft undscheuen keinen Zweikampf. Sie haben unteranderem gegen Deutschland, Schweden unddie USA gewonnen und sind dadurch verdientWeltmeister geworden.

Sie klingen sehr fokussiert. Wie schwer war es

nach der Kritik im Anschluss an die WM zu sagen,

ich möchte die kommenden Aufgaben angehen?

Ich habe ein paar Tage gebraucht, um dasViertelfinal-Aus sacken zu lassen und es eini-germaßen verdauen zu können. Natürlich warauch ich riesig enttäuscht. Aber ich habeschnell gemerkt, dass ich sehr große Unter-stützung durch den DFB und meine Mann-schaft habe und dass meine Motivation unge-brochen ist. Ich habe noch viele Ideen undsehe  sehr reizvolle Aufgaben und Ziele. Wirwerden in unserem Trainerteam alles sehrgenau analysieren und selbstkritisch aufar-beiten, woran es lag. Der Spaß und die Freudean meinem Job sind mir aber nicht verlorengegangen, ich freue mich auf die kommen-den Herausforderungen.

War der Erfolg der Japanerinnen absehbar?

Die Japanerinnen haben sich ganz stark ent-wickelt. Wir haben das in den vergangenenJahren miterleben können. Bei den Olympi-

Silvia Neid freut sich auf die anstehenden Aufgaben.

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beginnt die Qualifikation für die EURO 2013 in Schweden

starkes Team formen“schen Spielen 2008 in Peking hatten wir imSpiel um Bronze ganz schwer zu kämpfen,bevor wir noch mit 2:0 gewinnen konnten.Vor der EURO 2009 hatten wir ein Länder-spiel in Mannheim, das 0:0 ausging. Und beider U 20-WM im vergangenen Jahr haben michdie Japanerinnen überzeugt, obwohl sie inder Vorrunde unglücklich ausgeschiedensind – für mich war das damals das beste Teamim Turnier.

Also würden Sie nicht von einer Überraschung

sprechen, wie vielleicht manch anderer?

Nein, Japan stand vor der WM in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 4. Wer so eingestuftwird, geht nicht mehr als Insider-Tipp durch.Ich habe sie jedenfalls immer zum Favori-tenkreis gezählt. Dem gehörten einige Mann-schaften an.

Wie beurteilen Sie die sportliche Qualität des

Turniers?

Ich fühle mich ein Stück weit bestätigt. DieWM war ziemlich ausgeglichen besetzt. DieTeams und Spielerinnen haben sich alle ver-bessert, die Leistungsdichte ist nochmalsgewachsen. Es gab keine Ergebnisse und kei-nen Spielverlauf bei der WM, der auf einenKlassenunterschied hingewiesen hat. Dasmacht den internationalen Frauenfußball wie-der etwas interessanter. Auch weil man sagenkann: In der Spitze sind die Ergebnisse nichtvorhersehbar. Ich glaube, dafür steht insbe-sondere die WM 2011.

Das heißt, die Trauben hängen für alle künftig

wieder ein Stück höher?

Ja, genau. Der Frauenfußball hat sich in derVergangenheit sehr gut gemacht und ich seheauch weiterhin Entwicklungspotenzial für denSport. Das Ziel unserer Mannschaft war, istund bleibt es, zur Weltspitze zu zählen. Dasbeinhaltet auch den Anspruch, innovativ zuarbeiten. Wir müssen permanent nach neuenWegen suchen, unsere Spielerinnen noch bes-ser auszubilden. Wer das in der Weltspitzenicht macht, wird zwangsläufig eingeholt.

Was bedeutet das?

Die Konkurrenz schläft nicht. Im Gegenteil: Sieschaut ganz aufmerksam zu. Ich habe das Gefühl,wer oben in der Weltrangliste steht, zieht dieanderen Nationen auch immer ein Stück weitmit, zeigt neue Möglichkeiten auf, inspiriert.Und weckt den Ehrgeiz, vorbeizuziehen.

Wie gehen Sie damit um?

Das ist normal und das ist gut so. Auf dieseWeise erhält der Frauenfußball eine gewisseDynamik. Wir machen das in unserem Trai-ner-Team im Übrigen ja nicht anders. Wirschauen auch permanent über den Tellerrandhinaus, blicken in alle Richtungen, suchen nachIdeen und Anregungen, wie wir unserer Spie-lerinnen weiter fördern können. Wichtigdabei ist, dass man nicht einfach alles über-nimmt, was man sieht, sondern auch hinter-fragt, was ist für unsere Belange, unsere Spie-lerinnen tatsächlich hilfreich, was umsetzbar.

Als nächste Aufgabe steht die Qualifikation zur

EURO 2013 in Schweden an. Wie schwierig wird

dieses Unterfangen?

Wir wollen bei der Endrunde dabei sein. Aller-dings treffen wir mit der Schweiz und Spa-

nien in der Qualifikation auf Gegner, die unsfordern werden. Grundsätzlich sehe ich dieEURO als sehr spannende Herausforderungan, denn im europäischen Frauenfußballherrscht eine Leistungsdichte wie auf keinemanderen Kontinent. Gerade vor dem Hinter-grund der anhaltend positiven Entwicklungdes Frauenfußballs wird der Wettbewerb immerinteressanter.

Wie sehen die Planungen für die kommenden

Monate aus?

Wir wollen natürlich wieder ein starkes Teamformen. Allerdings müssen wir noch einenMoment abwarten, um zu schauen, ob nebenBirgit Prinz und Ariane Hingst weitere Spie-lerinnen aus der Nationalmannschaft zurück-treten. Man sollte nicht erwarten, dass jungeSpielerinnen sofort in ihre Fußstapfen tretenkönnen. Wir werden weiterhin versuchen,unsere größten Talente in die National-mannschaft zu integrieren und an das inter-nationale Spielniveau heranzuführen. Am 17. September gilt es dann wieder, wenn wirunser erstes EM-Qualifikationsspiel gegen dieSchweiz bestreiten. Das wird ein richtiger Här-tetest für uns werden.

Für die Bundestrainerin und das Team heißt der nächste Gegner Schweiz.

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Ein deutsches Team schaffte es doch ins Finale: die Schiedsrichterinnen um Bibiana Steinhaus

„Die Medaillenübergabe warBei einer Heim-Weltmeisterschaft im Finale stehen – für Bibiana Steinhaus wurde der Traum wahr. Gemeinsam mit ihrem Team durfte sie dasFinale leiten. Zum Lohn gab es eine Medaille, viel Applaus und eine unvergessliche Erinnerung. „Das ist ein riesiger Erfolg für sie und das deut-sche Schiedsrichterwesen“, sagte Lutz Michael Fröhlich, der Leiter der Schiedsrichter-Abteilung beim DFB. DFB-Redakteur Maximilian Geiszeichnet den Weg der deutschen Schiedsrichterinnen ins WM-Endspiel nach.

Am Ende des Finales zwischen Japan undden USA brachen auch die deutschenFans in Jubel aus. Einige erhoben sich

von ihren Plätzen in der Frankfurter WM-Arena.Einige schwenkten schwarz-rot-goldene Fah-nen. Einige applaudierten. Und alle waren stolzauf drei deutsche Frauen, die auf Höhe desMittelkreises das Podium betraten. BibianaSteinhaus, Marina Wozniak und Katrin Rafalskiwurden von Steffi Jones geherzt, von Chris -

tian Wulff beglückwünscht und von Sepp Blat-ter mit der goldenen Medaille für die Leitungdes WM-Finales zwischen Japan und den USAgeehrt.

„Das war ein absoluter Gänsehaut-Moment“,sagt Bibiana Steinhaus. Und sie sagt auch,dass es auch ein paar Tage gedauert habe,ehe sie wieder richtig angekommen sei imAlltag. Zu sehr hatten die Eindrücke des Tur-

niers nachgewirkt. Der Dank von Teams, Fansund Offiziellen war für sie eine Bestätigungfür eine fantastische Leistung während derHeim-WM, die ein wenig auch zu ihrer WMwurde.

Empfohlen hat sie sich bereits in der erstenWM-Woche. Die politisch hochbrisante Begeg-nung zwischen den USA und Nordkorea wirdzu einer freundschaftlich-fairen Fußball-

Große Freude herrschte beiBibiana Steinhaus und ihremTeam nach dem WM-Endspiel

in Frankfurt am Main.

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ein Gänsehaut-Moment“Demonstration. 2:0 lautet das Ergebnis fürdie US-Girls. Und keiner spricht über Dikta-toren oder Fehlentscheidungen der Schieds-richterinnen. Ein gelungener Auftakt. „21.859Zuschauer. Dresden – Ihr seid sensationell.Danke!“ schreibt Bibiana Steinhaus in ihr Inter-net-Tagebuch.

Eine Woche später wird dem deutschen Teamwieder Verantwortung übertragen. Die Ball-zauberinnen aus Brasilien um die Ausnah-mespielerin Marta treffen in Frankfurt am Mainauf Äquatorial-Guinea. Wieder überwiegennach dem 3:0 die sportlichen Schlagzeilen.Und die Beobachter registrieren, dass BibianaSteinhaus mit souveränen Entscheidungen,deutlicher Körpersprache und dem nötigenFingerspitzengefühl erneut eine herausra-gende Spielleitung erbracht hat.

Aber wie geht es jetzt weiter? Die Leitungdes Endspiels? Keine Chance. Eher rechnetDeutschlands „Schiedsrichterin des Jahres“damit, nach zwei Begegnungen in der Vor-runde am 17. Juli auf der Tribüne zu sitzenund Deutschland im Endspiel zu sehen. Dochdann: WM-Viertelfinale in Wolfsburg. Das DFB-Team scheidet nach Verlängerung aus. Undauf einmal ist Bibiana Steinhaus mit ihren Assis -tentinnen eine ganz heiße Kandidatin für dieLeitung des Finales.

„Eine schöne Geste an den WM-Gastgeber wärees“, raunt man sich in den WM-Stadien zu,„wenn Bibiana Steinhaus mit ihrem Team nundas Finale leiten würde.“ Wer so dachte, derdachte zu kurz. Denn es war keine gnaden-volle Geste des Weltverbandes, sondern dieFolge aus den gezeigten Leistungen des deut-schen Teams im Turnierverlauf.

Als die beiden verbliebenen europäischen Teil-nehmer im Halbfinale ausscheiden, scheintder Weg frei: Mannschaften der KontinenteAmerika und Asien kämpfen um den WM-Pokal,eine Schiedsrichterin aus Europa wäre die pas-sende Besetzung. Doch Gewissheit haben die

drei deutschen Frauen noch nicht. Die Wochequälenden Wartens hat am Freitag, den 15. Juli,ein Ende. Nach dem Mittagessen im FrankfurterHilton-Hotel wird die Entscheidung verkün-det. Und auf das Zittern folgt der Respekt vorder Bedeutung der nächsten Aufgabe. Denn,und das ist keine Frage: Das WM-Finale ist derKarriere-Höhepunkt für die deutschen Schieds-richterinnen. Die Gegen maß nahme: keineVeränderung der Spielvorbereitung. Auch einWM-Finale ist irgendwie nur ein Fußball-Spiel.

Aber dieses hat es in sich. 120 Minuten vol-ler Power und Spannung. Zweimal scheintJapan geschlagen, zweimal kämpfen sich die„Nadeshiko“ zurück. Über eine Abseitsent-scheidung wird anschließend kurz diskutiert,über die Rote Karte nach einer „Notbremse“gegen Japans Azusa Iwashimizu nicht. Elf-meterschießen, Abpfiff, Ehrung.

Was bleibt nach einer monatelangen Vor-bereitung und drei intensiven Wochen?

Katrin Rafalski antwortet mit einem Lächeln:„Wir hatten eine sehr gute Stimmung im WM-Lager. 51 Schiedsrichterinnen aus 33 verschiedenen Nationen – das war einfachklasse. Die täglichen Trainingseinheitenhaben Spaß gemacht, und wir haben uns ineinigen Bereichen weiterentwickelt und ver-bessert.“

In den ersten Tagen stand Erholung aufdem Programm. Und wie geht es dann wei-ter? Abwarten, weiter pfeifen und versu-chen, möglichst wenige Fehler zu machen.Die Unparteiische aus dem Harz, die beimSV Bad Lauterberg mit 16 den erstenSchiedsrichter-Lehrgang absolvierte, sagt:„Es ist doch normal, dass jeder Sportlerin seiner Sportart möglichst weit kommenund sich entwickeln will. Aber jetzt freueich mich auf eine spannende Saison mitvielen interessanten Spielen.“ Und dieunvergesslichen Eindrücke der WM, die wirdsie mitnehmen.

Souverän leitete Bibiana Steinhaus das WM-Finale zwischen Japan und den USA.

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Am 21. August beginnt die neue Saison der Frauen-Bundesliga mit vielen WM-Stars

Der Spaß geht in die Verlänge Volle Stadien, begeisterte Fans und tollerSport: Die Frauen-WM beeindruckte durchihre faszinierende Atmosphäre. Auch wenndie Weltmeis terschaft am 17. Juli zu Endegegangen ist, haben die Fans die Möglich-keit, zahlreiche Stars wiederzusehen. Dennnach der WM ist vor der Frauen-Bundesliga.DFB-Redakteurin Annette Seitz über die hoch-karätig besetzte Liga, die am 21. August inihre neue Spielzeit startet.

Sie haben beeindruckt. Perfekte Kurz-pässe, technisch versiertes Kombinati-onsspiel, hohe Präsenz: Die japanische

Frauen-Nationalmannschaft hat sich bei derWM viel Respekt erworben. Durch ihre tolleSpielweise, Schnelligkeit, Sicherheit. Diesehohe Spielkultur der Japanerinnen wirddemnächst auch die Frauen-Bundesliga bereichern. Und einiges mehr.

Drei Weltmeisterinnen starten in DeutschlandsEliteklasse, die am 21. August beginnt. Defen-sivspezialistin Saki Kumagai verstärkt zurneuen Saison den DFB-Pokalsieger 1. FFC Frank-furt. Schon vor der WM spielten Mittelfeld-spielerin Kozue Ando vom FCR 01 Duisburgund Angreiferin Yuki Nagasato vom 1. FFC Tur-bine Potsdam in der Bundesliga.

Nicht nur wegen des Wiedersehens mit denasiatischen Ballzauberinnen des Weltmeistersist die Vorfreude auf den Beginn der Liga groß.Denn eine ganze Reihe Stars des internati-onalen Frauenfußballs, die bei der WM für Auf-sehen sorgten, sind in der Bundesliga dabei.Natürlich auch die deutschen Nationalspie-lerinnen aus dem A-Team und den Nach-wuchsmannschaften des DFB.

Die Neuseeländerin Amber Hearn soll in Zukunft die Mitspielerinnen des

USV Jena mitziehen.

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rung

So bereichern neben den Schwedinnen Jes-sica Landström und Sara Thunebro vom 1. FFCFrankfurt sowie Antonia Göransson vom 1. FFCTurbine Potsdam noch Genoveva Anonma dieLiga. Die Angreiferin, die in der National-mannschaft von Äquatorial-Guinea spielt,wechselt vom FF USV Jena nach Potsdam.Schon seit 2009 beim VfL Wolfsburg dabei:Rebecca Smith, die mit Neuseeland die WM-Vorrunde bestritt. Ihre Landsfrau Amber Hearnschloss sich Jena an.

Die Bundesliga hat also internationaleKlasse. Auch aufgrund dieser hohen Quali-tät glaubt DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, dass einige neue Fans den Wegzu den Spielen der Eliteklasse finden wer-den. Die Begeisterung um die WM nachhal-tig zu nutzen, sie in die Vereine zu trans-portieren, war schon vor dem Anpfiff desEröffnungsspiels in Berlin das Ziel, wie dieDFB-Vizepräsidentin erklärt: „Wir haben ja

schon im Vorfeld einiges in dieser Richtungauf den Weg gebracht. 20.000plus etwa, dieFortbildungskampagne für Grundschul-Leh-rerinnen, oder Team 2011, die Schul- und Ver-einskampagne. Es hat sich etwas bewegt,nicht nur durch diese WM. Generell ist dieEntwicklung im Frauen- und Mädchenfußballabsolut positiv. Das Interesse, selbst zu spie-len oder zumindest sich die Spiele anzu-schauen, ist gestiegen. Die Menschen sind

Exklusive Berichte auf DFB-TV Frauenfußball-Fans bietet DFB-TV auch in der kommenden Saison einen tollen Service. Die Video-Plattform des Deutschen Fußball-Bundes überträgt pro Spieltag eine Partie der Frauen-Bundes-liga live und in voller Länge. Unter http://tv.dfb.de/index.php können sich die User die Übertra-gung anschauen – kostenlos. Neben der Live-Berichterstattung gibt es auf dem Video-Portalzudem viele spannende Beiträge. Von Spielerinnen-Porträts, Berichten zu aktuellen Themen bishin zu interessanten Interviews. Anklicken lohnt sich!

Saki Kumagai gab beim WM-Finale die besten Empfehlungen für den

1. FFC Frankfurt ab.

Lira Bajramaj wird in der kommenden Saison für den 1. FFC Frankfurt auf Tore- und Punktejagd gehen.

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Die ersten Spieltage der Frauen-Bundesliga1. Spieltag (21. August 2011)1. FFC Frankfurt – SG Essen-Schönebeck (11.00 Uhr)FCR 2001 Duisburg – 1. FC Lok Leipzig (11.00 Uhr)1. FFC Turbine Potsdam – Hamburger SV (14.00 Uhr)FC Bayern München – Bayer 04 Leverkusen (14.00 Uhr)SC 07 Bad Neuenahr – SC Freiburg (14.00 Uhr)FF USV Jena – VfL Wolfsburg (14.00 Uhr)

2. Spieltag (28. August 2011)Bayer 04 Leverkusen – 1. FFC Turbine Potsdam (11.00 Uhr)Hamburger SV – FCR 2001 Duisburg (11.00 Uhr)1. FC Lok Leipzig – 1. FFC Frankfurt (11.00 Uhr)VfL Wolfsburg – SC 07 Bad Neuenahr (14.00 Uhr)SC Freiburg – FC Bayern München (14.00 Uhr)SG Essen-Schönebeck – FF USV Jena (14.00 Uhr)

3. Spieltag (4. September 2011)1. FFC Frankfurt – FF USV Jena (11.00 Uhr)1. FFC Turbine Potsdam – SC Freiburg (11.00 Uhr)1. FC Lok Leipzig – Hamburger SV (11.00 Uhr)FC Bayern München – VfL Wolfsburg (14.00 Uhr)SC 07 Bad Neuenahr – SG Essen-Schönebeck (14.00 Uhr)FCR 2001 Duisburg – Bayer 04 Leverkusen (14.00 Uhr)

4. Spieltag (25. September 2011)SC Freiburg – FCR 2001 Duisburg (11.00 Uhr)Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Lok Leipzig (11.00 Uhr)Hamburger SV – 1. FFC Frankfurt (11.00 Uhr)VfL Wolfsburg – 1. FFC Turbine Potsdam (14.00 Uhr)FF USV Jena – SC 07 Bad Neuenahr (14.00 Uhr)SG Essen-Schönebeck – FC Bayern München (14.00 Uhr)

5. Spieltag (2. Oktober 2011)1. FFC Frankfurt – SC 07 Bad Neuenahr (11.00 Uhr)Hamburger SV – Bayer 04 Leverkusen (11.00 Uhr)1. FC Lok Leipzig – SC Freiburg (11.00 Uhr)FCR 2001 Duisburg – VfL Wolfsburg (11.00 Uhr)1. FFC Turbine Potsdam – SG Essen-Schönebeck (14.00 Uhr)FC Bayern München – FF USV Jena (14.00 Uhr) Lena Goeßling (oben) will mit ihrem neuen Verein, dem VfL Wolfsburg,

möglichst hoch hinaus.

neugierig geworden auf Frauenfußball unddie Bundesliga. In der Liga können sie sichnun die Stars hautnah anschauen.“

Interessant ist die neue Saison der Frauen-Bundesliga aber nicht nur wegen der inter-nationalen und nationalen Stars. SpannendeWechsel wecken zudem Erwartungen. Der 1. FFC Frankfurt sicherte sich unter anderemdie Dienste von Lira Bajramaj (1. FFC TurbinePotsdam) und Kim Kulig (Hamburger SV). Miteiner ganzen Reihe von erfahrenen Nati-onalspielerinnen aus dem In- und Ausland gelten die Hessinnen damit als einer der Favo-riten auf den Titel.

Ebenfalls gute Chancen auf die Meisterschaftwerden dem VfL Wolfsburg eingeräumt. DasTeam von Trainer Ralf Kellermann holte in

Conny Pohlers die Torschützenkönigin dervergangenen Saison. Die 32-Jährige kam vomRivalen Frankfurt. Aus Potsdam wechseltendie Nationalspielerinnen Josephine Henningund Nadine Keßler zum VfL, vom SC 07 BadNeuenahr kam WM-Teilnehmerin Lena Goeß-ling. Eine starke Besetzung. Seinen Titel ver-teidigen will der 1. FFC Turbine Potsdam, derzwar einige Abgänge hinnehmen musste,mit einem immer noch starken Kollektivjedoch weiterhin zu den Meisterschaftsfa-voriten zählt.

Dahinter lauern die Geheimtipps. Der FC Bayern München könnte in der neuen Saison eine gute Rolle spielen. Für Überra-schungen gut sein könnte auch der SC 07 BadNeuenahr mit seinem WM-Star Celia Okoyinoda Mbabi und der U 20-Weltmeisterin Almuth

Schult. Gespannt sein dürfen die Zuschauerzudem auf den FF USV Jena, dessen promi-nentester Wechsel am Rande des Platzes stattfand: Martina Voss-Tecklenburg ist neueTrainerin der Thüringerinnen. Die 125-maligeNationalspielerin kam vom FCR 01 Duisburgund wurde mit dem Club aus dem Ruhrpottzweimal DFB-Pokalsieger und einmal UEFA-Cup-Gewinner. Interessant dürfte zudemwerden, wie sich die beiden Aufsteiger in derKlasse schlagen: Der 1. FC Lok Leipzig trittzum ersten Mal in der Liga an, der SC Frei-burg kehrt nach einem Jahr wieder in diehöchste Spielklasse zurück.

Es wird also spannend in der neuen Saison.Die Weltmeisterschaft ist vorbei, die Frauen-Bundesliga beginnt.

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Danke, Schiri!

Der DFB und die 21 Landesverbände suchen ab sofort die heraus-ragendsten Schiedsrichterpersönlichkeiten. Bewirb Dich jetzt oder schlag uns jemanden vor, der diese Anerkennung verdient hat.

Anpfi ff ist hier:

www.dfb.de/dankeschiri

Lass Dich jetzt für Dein Engagement auszeichnen.

Teilnahmeschluss ist der 15.09.2011

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Interview mit Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich

„Der Fußball kann auf seine Gut möglich, dass Dr. Hans-Peter Friedrich gerade historisches Neuland betritt. Ob Genscher, Kanther oder Schily früher mal nach einer langenSitzung mit dem Lederball durch die Flure des Innenministeriums gedribbelt sind? Der 54-jährige Franke, seit dem 3. März als Bundesministerdes Innern in der Verantwortung, spielt jedenfalls mit, als wir ihn um ein besonderes Fotomotiv bitten. Ohne Stockfehler und Stolpern, machtFriedrich auch beim „Flurfußball“ eine gute Figur. Und einen Innenminister, der nicht fußballbegeistert ist, fände er „befremdlich“. ChristianSachs, Leiter des Berliner DFB-Büros, hat mit dem Fan der SpVgg Bayern Hof gesprochen: über das neue Bild der National mannschaft, den Frauenfußball und die Autonomie des Sports.

Herr Minister, hat die WM dem Frauenfußball in

Deutschland und weltweit einen Schub gegeben?

Wir haben erneut eine tolle Fußball-WM inDeutschland erlebt. Hier gilt mein Dankzunächst allen freiwilligen Helfern und denOrganisatoren – allen voran Steffi Jones –,die dies erst möglich gemacht und hervor-ragende Arbeit geleistet haben. Schade, dassunsere deutsche Mannschaft so früh aus-geschieden ist. Aber ich glaube schon, dassder Frauenfußball aufgrund dieser Welt-meisterschaft zukünftig in Deutschlanddeutlich mehr Beachtung finden wird. Undich bin überzeugt, dass die Weltmeisterschaftauch bei vielen Mädchen weltweit dasInteresse am Fußball geweckt oder verstärkthat. Es würde mich zum Beispiel nicht wundern, wenn der Frauenfußball in Japandurch den überraschenden Sieg einenerheblichen Popularitätsschub bekommt und wir in den nächsten Jahren noch mehrvon den Japanerinnen sehen werden.

Wie man sieht, können auch Sie gut mit dem Ball

umgehen. Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Ich habe wie jeder Junge Fußball gespielt. Daandere schneller laufen und flinker mit demBall umgehen konnten, wurde ich immer insTor geschickt. Da war ich auch einige Zeit ganzgut. Aber für eine Profikarriere hat es danndoch nicht gereicht (lacht). Dafür schaue ichden Profis heute begeistert zu.

Ihr Heimatverein, die Spielvereinigung Bayern

Hof, hat mit Ach und Krach den Abstieg aus der

Bayernliga vermieden und spielt in Schwarz-Gelb.

War Schwarz-Gelb schon immer Ihre Vorliebe oder

doch eher ein anderer Klub?

Ich bin mit Bayern Hof groß geworden. AlsJugendlicher habe ich kein Heimspiel ver-säumt. Der FC Bayern Hof war dreimal in derAufstiegsrunde zur Bundesliga. Damals gabes in der Bundesrepublik ja fünf Regional-ligen: Süd, Nord, West, Süd-West und Berlin.Ich kann mich noch gut an das letzte Mal erin-

nern, als Bayern Hof in der Aufstiegs rundezur Bundesliga stand. Das muss 1972 gewe-sen sein. Es ging gegen Osnabrück, BorussiaNeunkirchen, den Wuppertaler SV und Tas-mania Berlin. Es gab immer zwei Gruppen,und die beiden Gruppensieger sind aufge-stiegen. Bayern Hof hat es dann aber leiderdoch nicht geschafft.

Verfolgen Sie auch den Saisonverlauf eines

Bundesliga-Klubs? Etwa den der Löwen oder des

FC Bayern, bedingt durch Ihre Studienzeit in

München?

Nun ja, viele Fußballfans haben ja eine Ten-denz zu erfolgreichen Vereinen, und das warbei mir nicht anders. Ich bin in der Zeit großgeworden, als Bayern München und Mön-chengladbach sich beständig duellierten. Malgewannen die einen, mal die anderen. Undvor allem war die Nationalmannschaft dannbesonders gut, wenn ganze Mannschaftsteilejeweils von diesen beiden Vereinen stamm-

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Nachwuchsarbeit stolz sein“

Der Fußball ist für denBundesinnenminister einriesiger Werbeträger für

Deutschland, und dieNationalmannschaft hat

auf besondere Weiseeine Vorbildfunktion.

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ten. Damals war ich schon großer Bayern-München-Anhänger. Es ist schon interessant,wie sehr man von den Sympathien für einenVerein auf die Zeit schließen kann, in derjemand fußballerisch sozialisiert wurde. MeinSchwiegervater zum Beispiel war die Gene-ration 1860, Schalke, Club. Und viele Gladbach-und Bayern-Fans stammen aus den 70er-Jah-ren. Gerade als Jugendlicher will man natür-lich zu einer erfolgreichen Mannschaft hal-ten. Alles in allem bin ich aber immer für dieMannschaft, die mir regional am nächstensteht. Und ansonsten bin ich natürlich einbegeisterter Anhänger unserer deutschen Fußball-Nationalmannschaften, weil da daspatriotische Gefühl hinzukommt.

Was für eine Wirkung kann von einer erfolgreich

spielenden Nationalmannschaft ausgehen?

Der Fußball insgesamt ist ein riesiger Werbe-träger für Deutschland. Egal wo auf der Welt,am Ende von Gesprächen kommt man dochganz oft auf den Fußball zu sprechen. Und

dabei stelle ich dann immer wieder fest, dassviele die großen Bundesliga-Mannschaften ken-nen, ob in China oder in Afrika oder in denUSA. Als ich beispielsweise in den 80er-Jah-ren das erste Mal längere Zeit in den USA war,gab es einen Sender, der jeden Sonntagvor-mittag ein komplettes Fußballspiel aus derBundesliga übertragen hat. Ich habe kein Spielversäumt und mein Heimweh damit gepflegt.Die National mannschaften sind natürlich aufbesondere Weise ein Aushängeschild, weil beiden Vereinsmannschaften ja oft kaum nochjemand aus dem lokalen Umfeld dabei ist.

Locker dribbelt Dr. Hans-Peter Friedrichdurch den Flur im Bundesinnenministerium.

Der Innenministerfreut sich über diebesondere Inte-grationswirkungdes Fußballs.

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Auch die Männer-Nationalmannschaft hat sich

verändert, was die Herkunft der Spieler angeht.

Ich freue mich über diese besondere Inte-grationswirkung des Fußballs. Wenn man dasschon einmal miterlebt hat, wie stolz geradeauch die Mütter und Väter mit Migrations-hintergrund sind, die am Spielfeldrand ste-hen und verfolgen, wie ihre Elfjährigen dasentscheidende Tor für die lokale Mannschaftschießen, dann weiß man auch, wie wichtigFußball für das Selbstwertgefühl, das Selbst-bewusstsein der Kinder und Jugendlichen, aberauch der Erwachsenen ist. Das ist toll zu beob-achten.

Vor einem Jahrzehnt hatte unsere Nationalmann -

schaft einen Altersschnitt von etwa 30 Jahren.

Jetzt haben wir ein sehr junges Team. Ist das auch

gesellschaftlich ein positives Zeichen?

Auf jeden Fall. Ich freue mich über so vielLeis tungsfähigkeit und Leistungsbereitschaftder Jugend. Das spornt auch die Kinder undJugendlichen von heute noch mehr an, weilsie sich mit den jungen Spielern noch besseridentifizieren können. Diese Spieler sind einProdukt der guten Nachwuchsarbeit der Ver-eine und Verbände. Das ist toll. Wissen Sie,einen guten Spieler mit viel Geld irgendwo-her einzukaufen, ist nicht besonders schwer.Aber über Jahre eine gute, solide Jugendar-beit zu leisten und systematisch dafür zu sor-gen, dass Talente erkannt und entwickelt wer-den, das ist eine herausragende Leistung. Dasist schon sehr positiv in Deutschland, und daskann einen auch ein bisschen stolz machen.

Wenn Sie zurückdenken an das Sommermärchen

2006, haben Sie noch einen Moment, der Ihnen

besonders lebhaft in Erinnerung geblieben ist?

Bei der WM gab es ja viele besondere Momente.Ich kann mich noch gut an das Spiel gegen Ecua-dor erinnern. Da waren wir in Schwarz-Rot-Goldbemalt mit der gesamten Bundestagsfraktionin der Arena, die vor dem Reichstag aufgebautwar. Die Stimmung war gut, denn Deutschlandwar nach den beiden vorangegangenen Spie-len praktisch schon eine Runde weiter.

Wie viel Fußball-Fan und wie viel politisch ver-

antwortlicher Minister sind Sie, wenn Sie im Sta-

dion sind?

Das lässt sich nicht in Prozenten ausdrücken.Ich finde es toll, dass ich meine Leidenschaftfür den Fußball mit der Ministeraufgabe ver-binden kann. Ich stelle mir das sehr mühsamvor, wenn jemand Innenminister wird und sichnicht für Fußball interessiert.

Ein Fußball-Muffel als Innenminister, das ginge

nicht?

Es wäre vielleicht noch akzeptabel, wenn mansich nicht so sehr für den Vereinssport inter-essiert. Aber dass man sich als zuständigerMinister oder oberster Repräsentant des Staates schlichtweg nicht für die deutscheNationalmannschaft interessiert, fände ichals Fußball-Fan befremdlich.

Globale Sportevents wie etwa die Frauen-WM

haben auch eine enorm positive Wirkung auf den

Breitensport. Wie sehen Sie die Wirkung?

Nun, von der Spitze gehen immer ein Impulsund eine besondere Motivation für junge Leuteaus, sich sportlich zu betätigen. Jede Sport-art, die einmal in den Fokus der Öffentlich-keit gelangt ist, spürt auch in der Breite sofort

eine Wirkung. Das hat man damals gemerkt,als Boris Becker das erste Mal Wimbledongewann. Das hat dem Breitensport Tennis einenunheimlichen Schub gegeben. Zugleich wirktder Spitzensport auch auf die sonstigen unzäh-ligen Aktiven und Helfer, ohne die Sportver-eine überhaupt nicht existieren könnten,unheimlich motivierend und belohnend. Dennjeder Spitzensportler ist irgendwann das ersteMal zum Training gekommen und hat aufgrundder erfolgreichen Jugendarbeit seines Hei-matvereins erste Erfolge erzielt. Ich finde esgut, dass auch die großen Klubs ihre Verant-wortung für den Breitensport sehen. Wennman sich anschaut, was ein Verein wie Bay-ern München auch für den Breitensport leis -tet, und das nicht nur im Fußball, dann ist dassehr beachtlich.

Der FC Bayern München hat ja zum Beispiel mit

der Marke Bayern das Projekt Basketball erfolg-

reich auf die Schiene gesetzt.

Die Marke funktioniert, vor allem dank derstarken Unternehmensphilosophie, die dadahintersteckt. Diese Mischung aus unter-nehmerischem Engagement und idealistischerLeidenschaft für den Sport ist eine tolle Kom-bination. Der FC Bayern München sieht sichauch als Familie, als Integrationsakteur. Esgibt eine ganze Reihe solcher Vereine inDeutschland, und das ist etwas sehr Gutes.

Unter der Präsidentschaft von Dr. Theo Zwan-

ziger ist der DFB über die Organisation des Fuß-

balls in der Spitze und in der Breite weiter hin-

ausgegangen und hat sein soziales Engagement

Hans-Peter Friedrich (links) im Gespräch mit Christian Sachs.

Fußball kann sich nach Ansicht von Hans-Peter Friedrich bestimmten gesellschaftli-chen Entwicklungen nicht entziehen.

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nachhaltig verstärkt. Wie beurteilen Sie es, dass

der DFB gesellschaftliche Aufgaben und Ver-

antwortung übernimmt?

Fußball ist mehr als nur Sport und Spiel. Fuß-ball hat eine bedeutende gesellschaftliche Funk-tion, und meines Erachtens sollte der Fußballdiese Möglichkeiten auch nutzen. So oder sokann sich der Fußball bestimmten gesell-schaftlichen Entwicklungen, die sich auch aufihn auswirken, nicht einfach entziehen. Nehmenwir die Gewalt in der Fußballszene, Gewalt gegenPolizisten oder einfach auch Gewalt gegen andere Fans. Mehr als 1.000 Verletzte in einerSaison, das können wir nicht einfach tolerieren.

Im europäischen Vergleich steht der deutsche

Fußball bei der Sicherheit in den Stadien nach

wie vor glänzend da. Dennoch ist jeder Vorfall

einer zu viel. Was ist zu tun?

Wir brauchen ein gemeinsames Vorgehen allerBetroffenen. Im Präventionsbereich kann vielerreicht werden. Gerade hier sind wir auf einegute und enge Kooperation mit den Vereinenangewiesen. Der Fußball hat dabei ein erheb-liches Eigeninteresse, denn welcher Vater gehtam Samstag mit seinen Kindern noch ins Sta-dion, wenn gewalttätige Ausschreitungen zuerwarten sind? Aber auch eine wirksame Straf-verfolgung ist erforderlich. Dies gilt nichtzuletzt bei Gewalt gegen die Polizeibeamten,die in neutraler Funktion nur die problem-lose Durchführung der Spiele absichern sol-len. Bei diesem Punkt ist aber auch die Gesell-schaft insgesamt gefordert. Wir müssendafür eintreten, dass Polizisten, also die Reprä-sentanten des Staates, die sich für die Ein-haltung von demokratisch zustande gekom-menen Gesetzen einsetzen, den Respekt der

Bevölkerung bekommen. Respektlosigkeitvon vermeintlichen Fans gegenüber Polizis -ten ist eine Respektlosigkeit gegenüber demStaat und nicht akzeptabel.

Es geht also um das Zusammenspiel zwischen

Verband, Vereinen und der Polizei?

Ja, wir brauchen im Vorfeld und bei den Spie-len eine gute Kommunikation und Koopera-tion zwischen allen Akteuren. Und wenn esdann doch zu Straftaten kommt, muss unsereJustiz klarmachen, wo die Grenzen sind.

Die zeitliche Nähe zwischen Tat und Anklage muss

erkennbar sein?

Das hat sicher eine positive Wirkung auf dieTäter.

Die FIFA ist stark in die Schlagzeilen gekommen,

nicht immer waren es positive. Wie beobachten

Sie die Situation im Weltverband? Und wird aus

Ihrer Sicht etwa durch die Korruptionsvorwürfe

gegenüber einigen FIFA-Mitgliedern die Sinn-

haftigkeit der Autonomie des Sports in Frage

gestellt?

Nein. Grundsätzlich halte ich es für richtig,dass der Sport seine Organisation, die Aus-tragung seiner Spiele und seine Attraktivitätselbst bestimmt. Der Staat sollte dafür alleindie Rahmenbedingungen zur Verfügung stel-len; nur so kann sich der Sport im positivenSinn frei entwickeln. Aber natürlich muss esdann letzten Endes auch eine Eigenverant-wortung des Sports für die jeweilige Ausge-staltung innerhalb des Rahmens geben. Anden Spekulationen rund um den FIFA-Kongressmöchte ich mich nicht beteiligen. Aber natür-lich sehe ich es mit Sorge, wenn man das Gefühlbekommt, dass die Sache, um die es eigent-lich geht, der Fußball, von anderen Dingen zustark überlagert wird.

Kommen wir zum Schluss von der globalen Fuß-

ballwelt zurück zu Ihrer regionalen Herkunft. Sie

sagen, Sie stammen aus Hoch-Franken. Das hört

man sehr selten.

Der Begriff Hoch-Franken ist auch noch nichtso alt. Die Region zwischen Marktredwitz undHof, aus der ich stamme, hieß früher Nord-Ost-Oberfranken. Das hört sich so eiskalt an,da klingt Hoch-Franken doch viel besser. Esgab vor etwa 15 Jahren einen Image-Wett-bewerb, aus dem der Begriff Hoch-Frankenals Sieger hervorgegangen ist. Da die Regiongenau den Bundestagswahlkreis und das Ver-breitungsgebiet der örtlichen Zeitung umfasst,hatten wir wichtige Verbündete. Und so kommtes, dass die Region heute Hoch-Franken heißt.

Gut in Form: Erst kürzlich zeigte Hans-Peter Friedrich bei einem Laufwettbewerb seine sportlichen Qualitäten.

Sporttalk auf höchster Ebene: Franz Beckenbauer und Dr. Hans-Peter Friedrich.

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Makellose Bilanz von sieben Siegen in den bisherigen sieben EM-Qualifikationsspielen

Schöne AussichtenDie Sommerpause ist vorbei, die neue Saison läuft – auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Die Qualifikation für die Europameis -terschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist so gut wie geschafft. Und die bisherige Bilanz makellos: Sieben Siege aus sieben Spielen, Gruppen-erster. Für Bundestrainer Joachim Löw trotzdem noch lange kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Lars Wallrodt, Fußball-Chef der „Welt“und regelmäßiger Begleiter der Nationalmannschaft, über das große Ziel EM, belebenden Konkurrenzkampf und vielversprechende Aussichten.

Der Start in eine neue Saison ist wie Früh-lingserwachen. Optimistisch richtet derMensch den Blick nach vorne: bereit,

die geschonten Kräfte wieder zu entfaltenund gespannt, was das neue Jahr wohl brin-gen wird. Auch die Fußballer haben sich erholtvon einer anstrengenden Saison. NeueAkteure wurden geholt, neue Strategienersonnen. Es kann wieder losgehen – auchfür die deutschen Nationalspieler.

Drei Wochen später als ihre Klubkameradensind sie in den Urlaub gestartet. Zuvor hat-ten sie noch wichtige Aufgaben zu erledigen.Drei Länderspiele mussten absolviert werden,darunter zwei Qualifikationspartien für dieEuropameisterschaft 2012. Dass man dafürmitunter die Grenzen des Kontinents weit hin-ter sich lassen muss, ist ein mittlerweile akzep-tiertes Phänomen.

Es war eine beinahe surreale Atmosphäre, die nach dem Länderspiel in Aserbaidschanherrschte. Im monumentalen Tofik-Bachramov-Stadion von Baku trat Bundestrainer JoachimLöw am 7. Juni aus der Kabine, atmete ein-mal durch und ließ seinen Blick schweifen über das postkommunistische Ambiente. Im Zwie licht der Flutlichtmasten sammeltensich auf dem Nebenplatz Soldaten für denAbtransport in die Kasernen, im Gleichschrittmarschierten sie zu ihren Bussen. Über Tausend von ihnen hatten das Spiel ihrer Mannschaft gegen das deutsche Team gesi-chert, obwohl die 30.000 Zuschauer wahrlichnicht den Eindruck machten, für Ärger sor-gen zu wollen.

Sie hatten auch keinen Grund für übertrie-benes Missfallen: 1:3 hatte Aserbaidschangegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes verloren und dabei eine gute Leistung

geboten. Eine echte Siegchance hatte es indesnicht, und so konnte Löw nach dem letztenTermin vor der Sommerpause ein zufriede-nes Resümee ziehen. Sieben Qualifikations-spiele hat seine Mannschaft bislang bestrit-ten, alle sieben wurden gewonnen. DasDFB-Team ist damit die erfolgreichste Mann-schaft bei den Ausscheidungskämpfen umeinen Platz bei der EM 2012 in Polen und derUkraine. Nur die Niederlande (nach sechs Spie-len) und Spanien (nach fünf Spielen) sind eben-falls verlustpunktfrei.

Rechnerisch ist das deutsche Team noch nichtendgültig qualifiziert. Doch zehn Punkte Vor-sprung vor Belgien und elf auf die Türkei las-sen bei drei verbleibenden Spielen für die DFB-Auswahl nur noch eine theoretische Chancefür die Türken, die noch vier Partien zu absol-vieren haben. „Wir wollen nun so schnell wiemöglich die noch fehlenden Punkte holen,

damit die EM-Qualifikation gesichert ist. Da -nach möchte ich noch einiges Personelle undTaktische probieren – in dieser Konstella tionsehe ich für die Planungen für Polen und dieUkraine etwas Positives“, sagt Löw zufrieden.

Seinen Sommerurlaub jedenfalls hat ergenossen: „Ich habe abgeschaltet, teils zuHause und teils im Süden, wo ich einen län-geren Urlaub mit meiner Frau verbracht habe.Es war wichtig, wieder einmal Zeit zu haben,um mich mit Familie und Freunden zu unter-halten oder in aller Ruhe ein Buch zu lesen.“Fußball spielte da ausnahmsweise nur eineNebenrolle. Das Eröffnungsspiel der Frauen-WM in Berlin besuchte er, und die Copa América hat er „ein bisschen aus der Ferne verfolgt“. Um über die Ereignisse bei der Süd -amerika-Meisterschaft genau unterrichtet zusein, schickte Löw den DFB-Chefscout Urs Sie-genthaler nach Argentinien.

Mit Köpfchen: Mario Gomez gelingt in Österreich der erlösende Siegtreffer zum 2:1.

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Sieben Siege in sieben Qualifikati-onsspielen zur EURO 2012:

Joachim Löw konnte beruhigt indie Sommerpause gehen.

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Der Grund für Löws entspannte Sommer-stimmung ist offensichtlich: Die deutsche Eli-teauswahl hat unter ihm eine Gabe erlangt,die ihr in der Vergangenheit gelegentlich ab -ging. Ebenso, wie sie bei Welt- und Europa-meisterschaften ihrem Namen als Turnier-mannschaft oft Ehre machte, quälte sie sichin Qualifikationsspielen gegen kleinere Teams.Die erste EM 1968 verpasste Deutschland, weildie Elf um Spielmacher Wolfgang Overath zuvornicht über ein 0:0 gegen Albanien hinaus-kam. Ähnlich erging es es Karl-Heinz Rumme -nigge und Kollegen am 25. Februar 1979, alsMalta ihnen in der EM-Qualifikation ebenfallsein torloses Remis abtrotzte. Malta ist seit-dem so etwas wie ein Synonym für vermeid-bare Punktverluste, auch wenn das Rückspielmit 8:0 standesgemäß endete.

Der heutigen Generation gelingt es es offen-bar spielerisch, sich auch für die Pflichtauf-

gaben zu begeistern, bei denen sie eigentlichnur verlieren kann. Jeweils zwei sichere Siegegegen Kasachstan und Aserbaidschan stehenzu Buche, dazu Erfolge in Belgien, in Öster-reich und gegen den vermeintlich schwerstenGegner, die Türkei. Das 3:0 in Berlin gegen dieMannschaft von Nationaltrainer Guus Hiddinkwar zugleich das sportliche Highlight der EM-Qualifikation und eine Demonstration der Qua-lität des deutschen Spiels.

Ein Grund für die Stärke ist die spezielle Struktur der Mannschaft. Durch den jungenAltersschnitt können die Spieler zum einendie Mehrfachbelastung in Nationalteam undVerein verkraften. Zum anderen fahren siemit einer Begeisterung zu Länderspielen gegenschwächere Gegner, zu der sich Routiniersvielleicht nicht immer aufraffen können. SelbstFührungsspieler wie Bastian Schweinsteiger,Lukas Podolski und Philipp Lahm, alle mit 80 Länderspielen oder mehr dekoriert, sindMitte 20 – früher eher ein Einstiegsalter imNationalteam.

Und noch ein Vorteil erwächst Löw durch eineneue Auswahl an Talenten: der Konkurrenz-kampf wird extrem belebt. Plötzlich tauchen

Namen wie Lewis Holtby, André Schürrle, MatsHummels und Mario Götze auf. Alle ebensojung wie hochbegabt. „Die Qualität unseresKaders hat sich in den vergangenen Jahrenständig verbessert. Das ist das Ergebnis derguten Nachwuchsförderung in Deutschland,nicht zuletzt in den Leistungszentren der Bundesliga-Klubs, aber auch bei den U-Teamsdes DFB. Dadurch haben wir mehr Auswahl-möglichkeiten als früher und der interne Konkurrenzkampf wird forciert.“ Es sei posi-

Die Qualifikation zur EURO 201203.09.2010 Belgien – Deutschland 0:1 (0:0)03.09.2010 Kasachstan – Türkei 0:3 (0:2)07.09.2010 Deutschland – Aserbaidschan 6:1 (3:0)07.09.2010 Türkei – Belgien 3:2 (0:1)07.09.2010 Österreich – Kasachstan 2:0 (0:0)08.10.2010 Deutschland – Türkei 3:0 (1:0)08.10.2010 Österreich – Aserbaidschan 3:0 (1:0)08.10.2010 Kasachstan – Belgien 0:2 (0:0)12.10.2010 Belgien – Österreich 4:4 (1:2)12.10.2010 Aserbaidschan – Türkei 1:0 (1:0)12.10.2010 Kasachstan – Deutschland 0:3 (0:0)25.03.2011 Österreich – Belgien 0:2 (0:1)26.03.2011 Deutschland – Kasachstan 4:0 (3:0)29.03.2011 Türkei – Österreich 2:0 (1:0)29.03.2011 Belgien – Aserbaidschan 4:1 (3:1)03.06.2011 Österreich – Deutschland 1:2 (0:1)03.06.2011 Kasachstan – Aserbaidschan 2:1 (0:0)03.06.2011 Belgien – Türkei 1:1 (1:1)07.06.2011 Aserbaidschan – Deutschland 1:3 (0:2)

1. Deutschland 7 7 0 0 22: 3 212. Belgien 7 3 2 2 15:10 113. Türkei 6 3 1 2 9: 7 104. Österreich 6 2 1 3 10:10 75. Kasachstan 6 1 0 5 2:15 36. Aserbaidschan 6 1 0 5 5:18 3

02.09.2011 Aserbaidschan – Belgien02.09.2011 Deutschland – Österreich in Gelsenkirchen02.09.2011 Türkei – Kasachstan06.09.2011 Österreich – Türkei06.09.2011 Aserbaidschan – Kasachstan07.10.2011 Türkei – Deutschland in Istanbul07.10.2011 Aserbaidschan – Österreich07.10.2011 Belgien – Kasachstan11.10.2011 Deutschland – Belgien in Düsseldorf11.10.2011 Türkei – Aserbaidschan11.10.2011 Kasachstan – Österreich

Weitere Länderspiel-Termine 201110.08.2011 Deutschland – Brasilien in Stuttgart06.09.2011 Polen – Deutschland in Danzig11.11.2011 Ukraine – Deutschland in Kiew (geplant)15.11.2011 Deutschland – Niederlande in Hamburg

(geplant)

Mesut Özil ist nicht nur bei Real Madrid, sondern auch in der Nationalmannschaft eine treibende Kraft.

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tiv, merkt der Bundestrainer an, wenn für zweiPlätze auf einer Position drei, vier oder garfünf Kandidaten zur Verfügung stünden.

Der Bundestrainer benötigt diesen Druck vonunten dringend. Durch die steigende Zahl anMannschaften, die sich für eine Europameis -terschaft qualifizieren können, sinkt zwangs-läufig die Qualität der Gegner. In einer Sech-sergruppe sind mittlerweile mindestens zweiLänder dabei, gegen die ein Punktverlust inak-zeptabel wäre. Der interne Konkurrenzdrucksorgt dafür, dass die Nationalmannschaft einOrt des Wettkampfs bleibt – auch wenn dieÖffentlichkeit wieder einmal nur darüber dis-kutiert, wie hoch das nächste Spiel gewon-nen werden muss.

Der DFB hat auf die veränderten Anforderun -gen reagiert. Zunehmend werden hochka rätigeTestspielgegner verpflichtet. Am 10. Augustist Rekordweltmeister Brasilien in Stuttgartzu Gast, vor der Europameisterschaft misst sichdie Nationalmannschaft zudem mit den EM-Gastgebern Polen (6. September) und Ukraine(11. November), den Niederlan den (15. Novem-ber) und Frankreich (29. Feb ruar 2012). Per-spektivisch sind Spiele gegen Argentinien(August 2012), Italien (Februar 2013) und Frank-reich (März 2014) terminiert.

Standortbestimmungen werden gegen dieseGegner möglich, die wahre Leistungsstärkewird aber erst bei der EM abzulesen sein. „Mein Anspruch ist es von jeher, dass wirzunächst einmal einem hohen fußballe-rischen Anspruch gerecht werden. Mit dem

nötigen Quäntchen Glück in einem engen Spiel gewinnst du am Ende den Titel, und miteinem Fehler in einer wichtigen Situationkann das Turnier beendet sein“, sagte Löw,der allerdings weiter das höchste aller Zieleanpeilt: „Nach den Auftritten unseres Teamsbei den letzten Turnieren ist es natürlich unser großes Ziel, Europameister zu werden.Aber wie bei jeder EM und WM gibt es min-destens ein halbes Dutzend Mannschaften,die den Titel gewinnen können. Wir gehörenzu diesem Favoritenkreis – nicht mehr undnicht weniger.“

Die Qualifikation zeigt, dass in Polen und derUkraine mit den üblichen Verdächtigen zu rech-nen ist. Doch wer Europameister werden will,muss vor allem eine Mannschaft schlagen:Spanien. Der Welt- und Europameister, demDeutschland sowohl bei der EM 2008 als auch

zwei Jahre später beim Welttitelkampf knappunterlag, bleibt das Maß aller Dinge, wie auchdas Champions-League-Finale zwischen Man-chester United und dem FC Barcelona zeigte.Das gewannen die Katalanen souverän. ManU,die nominell zweitbeste Mannschaft derWelt, war mit der 1:3-Niederlage noch gutbedient.

Der Titelgewinn der iberischen U 21-Aus-wahl zeigt zudem, dass die nächste Genera-tion ebenfalls über außergewöhnliche Gaben verfügt. Allerdings ist auch der DFBgut gerüstet – der dritte Platz der U 17 beider WM in Mexiko resultierte aus glanzvollen Auftritten und einer unglücklichen Nieder-lage im Halbfinale gegen den späteren Welt-meister Mexiko. Das Duell Deutschland gegenSpanien dürfte also zum Dauerbrenner werden – freuen wir uns darauf.

Zwei Tore in fünf Länderspielen: Für André Schürrle läuft es sehr gut im deutschen Team.

Die deutsche Nationalmannschaft ließ sich imWiener Ernst-Happel-Stadion von den Fans feiern.

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Interview mit Philipp Lahm

„Wir müssen

Voller Zuversicht geht PhilippLahm in die neue Saison. DerMünchner trug 80-mal das Trikotder Nationalmannschaft. SeineLänderspiel-Premiere feierte er am 18. Februar 2004 beim 2:1-Sieg in Kroatien.

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unseren Stil weiterentwickeln“Rechts, links, auf dem Platz und außerhalb des Stadions. Philipp Lahm geht seinen Weg. Er bringt Leistung, er denkt mit, hat soziale Kompetenzund ist Vorbild. Mit 27 Jahren ist er Kapitän, auf zwei Schiffen. Bei der Nationalmannschaft trägt er die Binde, auch beim deutschen Rekordmeis -ter ist Lahm mittlerweile der Spielführer. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Lahm über eine lange Sommerpause, den FC Bayern, die Blockbildung in der Nationalmannschaft und darüber, wie Deutschland bei der EM 2012 gegen Spanien gewinnen will.

Herr Lahm, im vergangenen Jahr standen Sie

mit dem FC Bayern im Finale der Champions

League, direkt im Anschluss ging es für Sie ins

Trainingslager der Nationalmannschaft nach Süd-

tirol, von dort zur WM nach Südafrika und bald

danach ging es schon wieder in der Bundesliga

los. Sie hatten kaum Pause, kaum Zeit, sich im

vergangenen Sommer von den Strapazen der

Saison zu erholen. Ganz anders in diesem Jahr.

Wie gut hat es Ihnen getan, einmal länger Urlaub

machen zu können?

Es ist natürlich toll, dass wir in diesem Jahrerheblich mehr Pause hatten. Es ist wichtig,mal abzuschalten und an andere Dinge alsFußball zu denken. Im Sommer 2010 hattenwir ja nicht nur wenig Urlaub, sondern des-halb auch keine optimale Vorbereitung aufdie neue Saison. Nach ein paar Tagen im Trai-ningslager haben wir mit Bayern im Super-cup gegen Schalke gespielt, kurz drauf dieerste Runde im DFB-Pokal gegen GermaniaWindeck. Da war es bei den Bayern fast unmög-lich, Mechanismen einzuspielen und sich alsMannschaft zu finden. Diesmal haben wir eineviel komfortablere Situation.

Die Situation ist neu, so wie auch der Trainer.

Wie groß sind die Unterschiede zwischen der

Arbeit mit Louis van Gaal und Jupp Heynckes?

Es ist doch klar, dass unterschiedliche Trai-ner unterschiedlich arbeiten. Sonst wäre esja auch nicht sinnvoll, einen Trainer zu tau-schen. Jeder hat andere Methoden, eine andereAnsprache. Für uns ist es jetzt gut, dass wirmit Jupp Heynckes  wieder einen sehr erfah-renen Trainer haben, der weiß, wie wir alsTeam fühlen und der FC Bayern funktioniert.Es macht großen Spaß, mit ihm zu arbeiten;ich bin sehr optimistisch für die kommendeSaison.

In der Sie in Ihrem Verein und der National-

mannschaft als Kapitän auflaufen. Gab es in

Ihrer Jugend einen Kapitän, auf den Sie ganz

besonders geschaut haben - bei Bayern und im

DFB-Team?

In der Nationalmannschaft war das LotharMatthäus. Die erste Weltmeisterschaft, die ichbewusst erlebt habe, war die WM 1990 in Ita-lien. Da war ich sechs, sieben Jahre alt undhabe Matthäus bewundert. Seine Art, das Teamauf den Platz zu führen, war einzigartig. Erist immer vorangegangen und hat alle Mit-spieler förmlich mitgerissen. Bei den Bayernist Klaus Augenthaler für mich ein vorbildli-cher Kapitän gewesen. Er war ein Muster-Profi,war immer topmotiviert, bei jedem Training,bei allem, was gemacht wurde. Dazu hat ersich immer das Bayerische in seinem Wesenbewahrt. Mir hat das imponiert.

Unterscheidet sich für Sie die Ausübung des Kapi-

tänsamts beim FC Bayern und in der National-

mannschaft?

Nicht wirklich. Es ist ja klar, dass in der täg-lichen Arbeit bei Bayern andere Themen aktu-ell sind als mit der Nationalmannschaft, mitder wir uns nur alle zwei Monate treffen. Aberim Grundsatz glaube ich nicht, dass ich beiden Bayern ein anderer Kapitän bin als beider Nationalmannschaft. Ich beziehe alle Spie-ler bei der Erörterung anstehender Fragenmit ein und versuche, die Dinge immer kon-kret anzusprechen und auf meine Art kom-munikativ zu regeln.

Der FC Bayern hat mit Jérôme Boateng und Manuel

Neuer zwei weitere Nationalspieler hinzube-

kommen. Inwieweit ist das auch für die Natio-

nalmannschaft gut?

In erster Linie ist es gut für die Bayern. DerAnspruch des Vereins ist es, die besten Spie-

ler in seinem Kader zu haben. Mit Manuel undJérôme wird der Verein diesem Anspruch aufzwei weiteren Positionen gerecht. Und natür-lich ist diese Situation auch für die Natio-nalmannschaft gut. Bei allen großen Erfol-gen des DFB-Teams in früheren Zeiten hatBlockbildung eine Rolle gespielt. Auch dieErfolge der Spanier zeigen, dass die Situa-tion mit vielen Spielern des FC Barcelona gutfür den amtierenden Welt- und Europameis -ter ist. Deshalb: Der Bayern-Block in der Natio-nalmannschaft wird größer – ein Nachteil istdas mit Sicherheit nicht.

Durch die Verpflichtung von Rafinha erwarten

viele, dass Sie im Verein und in der National-

mannschaft die Seiten wechseln und nun wie-

der auf der linken Seite agieren werden. Wie beur-

teilen Sie diese Situation?

Ich glaube, dass ich in den vergangenen Jah-ren bewiesen habe, dass ich auf der rechtenund der linken Seite konstant Top-Leistun-gen bringen kann. Natürlich sind die Abläufenicht identisch, es ändern sich schon Klei-nigkeiten. Aber es gab auch Zeiten, bei denenich in der Nationalmannschaft  auf rechts undim Verein auf links gespielt habe. Oder umge-kehrt. Ich weiß also auf beiden Seiten, wieich mich zu verhalten habe.

Die Nationalmannschaft hat die Qualifikation

zur Europameisterschaft so gut wie geschafft.

Sind Sie überrascht, dass sich das Team in einer

nicht gerade leichten Gruppe so schnell durch-

setzen konnte?

Wir haben die EM-Qualifikation bislang auf einebeeindruckende Art gespielt. Sicher haben wirnicht immer geglänzt, aber eben alle Spielegewonnen – auch das ist ein Zeichen von Qua-lität. Die Nationalmannschaft hat ihr gutesNiveau der WM in Südafrika halten können.

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Bis zur Europameisterschaft in Polen und der

Ukraine hat das Team jetzt praktisch nur noch

Testspiele. Könnte es ein Nachteil sein, dass

die Mannschaft bis zum Turnier bei keinem Spiel

unbedingt gewinnen muss?

Ich sehe darin einen Vorteil. Wir haben tolleSpiele vor uns, die alle viel mehr als nur Freund-schaftsspiel-Charakter haben. Das Aufein-andertreffen mit Brasilien ist ein absolutesHighlight, auf das wir uns alle sehr freuen.

So wie auf die Partie in Polen. Und auch dierestlichen Spiele in der EM-Qualifikation sindechte Höhepunkte. In der Türkei, zu Hausegehen Österreich und Belgien. Das sindSpiele, die wir für uns und unsere Fans unbe-dingt gewinnen wollen. Und dennoch gibt dieKonstellation dem Bundestrainer die Chance,einige Dinge auszuprobieren. Er kann neueSpieler testen, die eine oder andere taktischeVariante weiterentwickeln.

Dann hat es Spanien in einem Jahr schwer gegen

Deutschland?

Wir dürfen nicht den Fehler machen und nurauf Spanien schauen. Es gibt in Europa auchandere Nationen, die gut Fußball spielen kön-nen, selbst wenn sich momentan alles an Spa-nien orientiert. Ich bin aber davon überzeugt,dass wir uns generell auf einem guten Wegbefinden. Bei der EM 2008 war Spanien vielweiter weg von uns als bei der Weltmeister-schaft 2010. Wir haben uns in einigen Berei-chen verbessert und gesteigert. Und wir habeneine junge Mannschaft, die sich auch in denkommenden Jahren weiterentwickeln kann und ihr Potenzial noch nicht voll ausgereizthat. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Lückezu den Spaniern bis zur EM schließen und aufdem gleichen hohen Niveau wie sie spielenkönnen.

Klingt danach, als würde die Nationalmannschaft

Spanien kopieren wollen.

Nein, das ist nicht unser Anspruch und daswürde auch nicht funktionieren. Wir habeneinen eigenen Stil, haben ein anderes System,andere Spielertypen. Wir müssen an unseremSpiel feilen, unseren Stil weiterentwickeln. Wir müssen in allen Bereichen das Optimaleanstreben. Dann können wir mit Spanien mit-halten, dann sind wir in der Lage, auch dieseMannschaft zu besiegen.

Gute Übersicht: Der 27-jährige Münchner lässt sich vom Erfolg tragen.

Perfekte Ballarbeit – auch am Billardtisch: Philipp Lahm, Arne Friedrich und Manuel Neuer.

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Jérôme Boateng will beim FC Bayern und im DFB-Team eine neue Rolle spielen

Bewerbung für den InnendienstBei der U 21-Europameisterschaft 2009 in Schweden war Jérôme Boateng der beste Innenverteidiger des Turniers. Seitdem warten alle aufseinen Durchbruch auf dieser Position. Sein Problem: Er hat die Rolle seitdem kaum mehr gespielt, weder beim Hamburger SV, noch bei Manchester City, noch in der deutschen A-Nationalmannschaft. Sein Wechsel zum FC Bayern könnte ihm jetzt im Alter von 22 Jahren endlich zum Durchbruch verhelfen: In München darf er sich als Innenverteidiger etablieren – und für Joachim Löw empfehlen. Christof Kneer, Sportredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, über einen Mann, der nicht nur bei den Bayern ins Zentrum rücken möchte.

Christian Wörns ist zur Zeit in Hennef,beim Trainerlehrgang. Er wird dort eini-ges über modernes Abwehrverhalten ler-

nen, und er wird die Theorie dann auf demPlatz üben lassen. Manchmal schauen jaJugendmannschaften vom 1. FC Köln in Hen-nef vorbei, die sich von den angehenden Trai-nern nach neuesten Standards auf dem Platzherumscheuchen lassen. Wörns wird ver-mutlich so pflichtbewusst coachen, wie er einstgespielt hat. Er wird seinen Spielern also wahr-scheinlich sagen müssen: Jungs, die Zeitenhaben sich geändert. Verteidigt anders, alsich es getan habe!

Als Wörns mit Fußballspielen anfing, war erauf der Höhe der Zeit, er war einer jener bis-sigen, zähen Innenverteidiger, die damals nochManndecker hießen und die beruhigendeGewissheit hatten, dass 20 Meter hinter ihnenein Libero steht. Wörns war einer der SöhneMannheims, er stammt aus jener legendärenWaldhöfer Vorstopperschule, in der auch Karl-heinz Förster oder Jürgen Kohler das Grät-schen lernten. Wörns hatte ein gutes Stellungs -spiel, er war auch kein reiner Zerstörer, aberer war keiner wie Jérôme Boateng. Boatengist ein Innenverteidiger aus jener Generation,die nur noch aus Erzählungen weiß, dass esfrüher mal einen Libero gab. Er wird ab sofortbeim FC Bayern spielen, bei einem Verein, deres ihm ermöglichen will, dass er mal eine ähn-liche Länderspielbilanz hinkriegt  wie Chris -tian Wörns. Wörns bestritt 66 Länderspiele.Jérôme Boateng hat bislang 13.

Boateng und Wörns sind sich auf dem Platznicht mehr begegnet, sie stehen für zwei kom-plett unterschiedliche Epochen. „In den ver-gangenen fünf bis zehn Jahren hat sich der

Fußball verändert wie schon lange nicht mehr“,sagt Arne Friedrich, ein Innenverteidiger, dereine Mischung aus beiden Epochen verkör-pert. Im letzten Jahrzehnt hat der deutscheFußball mit Verspätung eine Entwicklung nachvollzogen, die in anderen Ländern längstselbstverständlich war: Er musste lernen, sich vom Libero zu verabschieden – von jenerheiligen Institution, die einst vom großen Franz Beckenbauer erfunden und von LotharMatthäus fortgeführt wurde. Parallel mit demLibero wurde auch sein Assistent abgeschafft,der Vorstopper, dessen Daseinsberechtigungdarin bestand, den Libero glänzen zu lassen.Er musste die Gegner bekämpfen, bevor siein das Revier des Liberos vordrangen. DerLibero konnte den Ball dann ablaufen und unbe-drängt einen wunderschönen Pass nachvorne spielen.

Seit dem Tiefpunkt des deutschen Fußballsbei der EM 2000 werden in den DFB-Stütz-punkten und den Nachwuchsinternaten derProfiklubs zeitgenössische Abwehrspielerkultiviert, die nicht mehr zwischen Boss undAssistent unterscheiden. Bundestrainer Joa-chim Löw nennt den Bremer Per Mertesackerzwar seinen Abwehrchef, aber das heißt nicht,dass die anderen für ihn grätschen müssen.Grätschen soll sowieso niemand bei JoachimLöw. Abwehrchef ist Mertesacker nur, weil ermehr erlebt hat als seine Nebenleute. Er hatsogar mehr Länderspiele als Christian Wörns.

Per Mertesacker ist gleichberechtigt mit Fried-rich, mit Badstuber, mit Hummels, mit Höwe-des – oder mit Jérôme Boateng, der ab sofortauch für diese Rolle in Frage kommt. „Wir wol-len Jérôme helfen, künftig auch in der Natio-nalmannschaft Innenverteidiger zu spielen“,

sagt Christian Nerlinger, der Sportchef desFC Bayern. Es ist ein Geschäft auf Gegensei-tigkeit, das die Münchner und ihr neuerAbwehrspieler da vereinbart haben: Die Bay-ern geben Boateng die Chance, endlich aufseiner Lieblingsposition auf sich aufmerksamzu machen, und sie erhoffen sich im Gegen-zug, dass der neue Mann die Abwehrmitte kräf-tigt – jenes sensible Fleckchen Erde, das denvormaligen Coach Louis van Gaal offenbarnicht übermäßig interessierte.

Jérôme Boateng ist im Moment eine der span-nendsten Personalien im deutschen Fußball.Wenn er hält, was er verspricht, könnte er dienächsten zehn Jahre die Abwehrzentrale fürsich beanspruchen – beim FC Bayern und beimDFB. Ob er aber hält, was er verspricht, weißim Moment keiner so genau. Zu kurios ver-lief bislang die junge Karriere des begabtenAbwehrmanns aus Berlin.  Das Kuriose ist, dass

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alle, die ihn näher kennen, von seiner Bega-bung als Innenverteidiger schwärmen – unddass alle, die ihn unter Vertrag hatten, ihnwoanders einsetzten. Beim Hamburger SV hater in ganz jungen Jahren ein Dutzend Malinnen verteidigen dürfen, aber bald schonhaben sie ihn rausgeschoben auf die rechteBahn. Als er sich im vergangenen Sommervon Manchester City einkaufen ließ, ging erin dem Glauben, er dürfe in der berühmtenPremier League endlich innen verteidigen.Kaum ging die Saison los, spielte er natür-lich: rechter Verteidiger. „Man muss Jérômesehr gut kennen, um ihn wirklich beurteilen

Jérôme Boateng verteidigte bislang 13-malfür die deutsche A-Nationalmannschaft.2009 wurde er in Schweden mit der U 21Europameister.

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zu können“, sagt DFB-Sportdirektor MatthiasSammer. Er gehört zu denen, die ihn gut ken-nen, er hat ihn bei der U 21-EM in Schwedenerlebt, bei diesem Turnier war Boateng aufder Höhe seiner Kunst. Er beeindruckte deneigenen Trainer Horst Hrubesch, fremde Scoutsund gegnerische Angreifer. Er war der besteInnenverteidiger des Turniers.

„Jérômes Bewegungen wirken auf den erstenBlick manchmal etwas unrund und staksig“,sagt Sammer, „und wer ihn nicht kennt, neigtvielleicht dazu, in der Abwehrmitte eine ver-meintlich sicherere Variante zu wählen.“ Das„vermeintlich“ ist Sammer wichtig, denn natür-lich findet er, dass die wirklich seriöse Lösungdie mit Jérôme Boateng ist. „Wenn man ihmvertraut“, sagt Sammer, „dann ist er der per-fekte Innenverteidiger.“

Die Voraussetzungen sind also gegeben, dassman demnächst den echten Boateng zu sehenbekommt. In München sieht das Vertrauenso aus, dass sie eine hohe Ablösesumme inihn investiert haben, das machen selbst diewohlhabenden Bayern nicht bei jedem. Undauch Joachim Löw weiß längst, wo sein Natio-nalspieler am besten aufgehoben ist. „Vonder Veranlagung her ist Jérôme ganz klarInnenverteidiger“, sagt Löw, „er hat bei unsgelegentlich außen aushelfen müssen, er hatdas auch sehr zufriedenstellend gemacht, aberam meisten Potenzial hat er in der Mitte.“Löw war eingeweiht in Boatengs Plan, sichmittels eines Wechsels nach München end-lich dauerhaft im Abwehrzentrum niederzu-lassen. „Der Bundestrainer hat mir zu die-sem Wechsel gratuliert“, sagt Boateng.

Sicherheitshalber sollte Löw auch noch sichselbst gratulieren. Auf der Position, die vorzwei Jahren noch  als Problemposition galt,hat er nun eine Auswahl. Selbst wenn – wiezuletzt – die bewährte WM-Abwehr Per Mer-tesacker/Arne Friedrich ausfällt, darf sich derBundestrainer zwischen Badstuber, Hummelsund Höwedes entscheiden – und demnächstkommt wohl noch Boateng dazu. „WennJérôme im Verein dauerhaft Innenverteidi-ger spielt“, sagt Löw, „dann wird er auf die-ser Position auch bei uns eine ernsthafte Alternative.“ Und vielleicht kommt er tatsäch -lich irgendwann auf so viele Länderspiele wieeinst Christian Wörns.

Angenehm, Boateng ist mein Name! Der Abwehrspieler bei seiner Vorstellung in Münchenmit Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger.

Der 22-Jährige im Plausch mit Marco Reus.

WM-Erfahrung: Boateng im Zweikampf mit Weltfußballer Lionel Messi.

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DFB-Junioren begeistern bei der U 17-WM in Mexiko

Zaubern wie die GroßenFür diese Jungs lohnte es sich, auch mal ein bisschen länger wach zu bleiben. Selten hat eine U 17-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes beieiner Weltmeisterschaft einen so berauschenden Fußball gespielt wie das Team von Trainer Steffen Freund. Der Kader um Kapitän Emre Canzeigte spielerische Klasse und tolle Moral. Am Ende stand ein 4:3 gegen Brasilien und Platz drei. Der freie Journalist Roland Leroi über ein faszinierendes Turnier in Mexiko und ein talentiertes Team mit großen Perspektiven.

Die deutschen U 17-Juniorenwurden beim 4:3-Sieg gegenBrasilien im Spiel um den drittenPlatz frenetisch gefeiert.

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Steffen Freund gehört nicht zu den Leu-ten, die leicht zu beeindrucken sind. Vielhat der DFB-Junioren-Trainer, der als Akti-

ver in den großen Stadien Europas auflief und1996 dem deutschen EM-Siegerteam angehörte,schon erlebt. Doch als sich über 100.000 Men-schen im legendären Aztekenstadion vonMexico City von den Sitzen erhoben und diedeutsche U 17 geradezu frenetisch feierten,hatte auch ihr Coach dieses „Gänsehautge-fühl“. Das setzte sich fort, als die DFB-Youngs-ter nach dem berauschenden Spiel um den

dritten Platz im Hotel vom mexikanischen Personal empfangen wurden. „Ein wahnsin-niges Erlebnis, ein echter Höhepunkt. Für unsalle war diese WM eine großartige Erfahrung“,sagte Freund.

Das 4:3 gegen Brasilien war gewissermaßendie Krönung einer Reise, die als Abenteuerbegonnen hatte. Als Vize-Europameisterhatte sich das Team für das Weltturnier qua-lifiziert. Doch ungewiss war es zunächst, wieder deutsche Nachwuchs mit den Umstän-

den in Mexiko klarkommen würde. Immerhinwarteten Kontrahenten, deren Heimat die deut-schen Talente nur aus dem Erdkunde-Unter-richt kannten. Hinzu kamen die extremen kli-matischen Verhältnisse. Bei Temperaturen vonteilweise weit über 30 Grad war auf fast 2.000Metern Höhe im mexikanischen Hochland eineganz besondere Physis gefragt. Zudembegann im weiteren Turnierverlauf auch nochdie Regenzeit, Teile der Mannschaft plagtebald ein Magen-Darm-Virus.

Es mag an ihrer robusten Mentalität liegen,dass sich die Mannschaft nie beeindrucken odergar schwächen ließ. Mehr als einmal konnteFreund die Einstellung seines Teams heraus-heben. „Herz und Leidenschaft standen beiunseren Auftritten im Vordergrund“, meinteder Coach, dessen Schützlinge schon in derGruppenphase mit Erfolgen gegen Ecuador (6:1),Burkina Faso (3:0) und Panama (2:0) Maßstäbesetzten. Dabei präsentierten sich StürmerSamed Yesil & Co. nicht nur körperlich stabil.Die deutschen Auftritte machten einfachSpaß, die Tore fielen als zwingendes Ergebnisgroßartiger Kombinationen. Das hatte Folgen,

auch in der Heimat. Die U 17 überzeugte undlockte im Turnierverlauf immer mehr Fans vordie Fernseher. Schnell hatte sich in Deutsch-land herumgesprochen, dass es sich lohnt, fürdiese Mannschaft bis nach Mitternacht auf-zubleiben.

Die gute Vorbereitung des DFB-Trainerteamsauf die Titelkämpfe war ein Grund für die groß-artigen Leistungen. In Mexiko, angeblichGeburtsstätte der „La Ola“, wurde die Dele-gation von einer wahren Welle der Euphorieerfasst. Bereits bei der Ankunft am 12. Junium 18 Uhr Ortszeit erwartete das Team amFlughafen ein herzlicher Empfang. Es war derdeutliche Dank für das jahrzehntelange Enga-gement des DFB in Mexiko, das bereits ein-gesetzt hatte, als die heutigen U 17-Fußbal-ler noch gar nicht geboren waren. Währendder WM 1986 begann der Deutsche Fußball-Bund mit der Unterstützung für mexikanischeWaisenkinder. Nun schon seit 25 Jahren, eineerstaunliche Zeitspanne für ein karitativesProjekt, ist die „Mexico-Hilfe“ eine feste Größe.

Der deutsche Fußball hat Spuren hinterlas-sen, die nunmehr als Wegweiser für einenrundum sympathischen Auftritt aufgenom-men werden konnten. Eine Selbstverständ-lichkeit war es, das Waisenhaus „Casa de Cuna“in Querétaro zu besuchen. 40 vier- bis fünf-jährige Waisenkinder in DFB-Trikots hießenhier die U 17-Nationalmannschaft mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und Gesängen stim-mungsvoll willkommen. „Es ist einfach schön,hier zu sein. Toll, was hier geleistet wird. DieKinder sind unbeschreiblich süß“, befandFabian Schnellhardt vom 1. FC Köln.

„Deutschland fährt bereits vor dem ersten Spielden ersten Sieg ein“, titelte am nächsten Tageine mexikanische Zeitung. Und täglich kames vor dem Teamhotel zum Fananandrang –Danksagung für das ehrliche Auftreten der U 17 und gleichzeitig Ansporn zu neuen Taten.

Die Mischung passte einfach. Rund zwei Jahrehatte Steffen Freund einen Kader zusam-mengestellt, der mit Spaß harmonierte. Undes passt in die jüngste Geschichte der DFB-Auswahl-Mannschaften, dass die U 17-Junio-ren ein außergewöhnlich „bunter Haufen“waren. „Die Spieler leben Integration vor. Siewurden in Deutschland ausgebildet und

Viele packende Szenen bot die Partie gegen Brasilien:

Hier klärt Koray Günter von Borussia Dortmund.

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haben sich bewusst für die deutsche Natio-nalmannschaft entschieden“, erklärte Freund.Acht Mann aus dem 21er-Kader haben türki-sche Wurzeln, elf Spieler einen Migrations-hintergrund. Wie bereits im siegreichen U 21-EM-Team von 2009 spielte dieser Aspekt fürdie Akteure überhaupt keine Rolle. „Dasbeschäftigt uns nicht, wichtig ist, dass wirals Mannschaft zusammenpassen“, erklärteKapitän Emre Can. Geboren wurden übrigensalle in Deutschland und es verwunderte nicht,dass Schwäbisch oder ein prägnanter Ruhr-pott-Dialekt zu den auffälligen „Fremdspra-chen“ im deutschen Kader zählten.

Der Teamgeist machte sich nicht nur auf demRasen bemerkbar. Bereits bei der EM im Maiin Serbien und der vorherigen Qualifikationhatte sich herumgesprochen, dass die Mutterdes Dortmunders Koray Günter ihren eigenenFriseursalon führt. Getreu dem Motto „No risk,no fun“, hat Koray in Mexiko auf Nachfrageeinigen Teamkollegen die Haare gestylt undsich als „Teamfriseur“ etabliert. Mitchell Wei-ser übernahm die Rolle des Mannschafts-DJ,suchte die Musik vor den Spielen aus und tüf-telte gemeinsam mit Goalgetter Samed Yesilan den Jubelszenen nach den tollen Toren. Daswaren keine Zeichen von Überheblichkeit, derSpaß an der Sache fand so seinen Ausdruck.„Kleine Mannschaften bejubeln den Augenblick,große Teams feiern am Schluss“ – SteffenFreunds Leitsatz war allgegenwärtig.

Am Ende konnten sie einen herausragendendritten Platz bejubeln. Nach weiteren mit-reißenden Siegen im Achtelfinale gegen die USA (4:0) und im Viertelfinale gegenEngland (3:2) platzte der Traum vom Final-einzug, als die DFB-Auswahl unglücklich in derNachspielzeit 2:3 dem Gastgeber Mexiko unterlag. Im Spiel um den dritten Platz zeigtedas Team im großen Aztekenstadion erneutseine ganze Klasse und bezwang Brasilien nach 1:3-Rückstand noch mit 4:3. Der deut-sche Nachwuchs zauberte wie die ganz Großen. Oder anders formuliert: Man hatteden Eindruck, als würde Brasilien in weißenTrikots spielen.

„Diese einzigartigen Erlebnisse nehmen wirmit und werden weiter reifen“, sagte Can, der

wie elf weitere seiner Mitstreiter an einemDFB-Stützpunkt ausgebildet wurde. AchtSpieler besuchten eine DFB-Eliteschule. EineStatistik, die die immer besser werdende Nach-wuchsarbeit des DFB belegt.

In den nächsten Jahren wollen sie den Sprungin den Kader bei ihrem Bundesligisten schaf-fen –und natürlich auch in den höheren Junio-ren-Teams des DFB überzeugen. Trotz guterPerspektiven nahmen sie mit einem weinen-den Auge Abschied von ihrem U 17-Trainer undsangen ihm beim DFB-Empfang auf dem Frank-furter Flughafen noch einmal jenen Evergreen,der nach jedem Sieg in Serbien und Mexikoangestimmt wurde: „Ein Freund, ein guterFreund ...“. Auch das ein „Gänsehautmoment“für den Trainer.

Emre Can stürmt Richtung gegnerisches Tor. Hier setzt sich der Münchner gegen den Mexikaner Antonio Briseno durch.

Goalgetter Samed Yesil hatte in Mexiko viel Grund zum Jubeln.

Fritz-Walter-Medaille in Gold für ter Stegen, Draxler und CanEin Blick in die Zukunft: Am 10. August 2011 zeichnet der DFB vor dem Länderspielder Nationalmannschaft gegen Brasilien die Nachwuchsspieler des Jahres mit derFritz-Walter-Medaille aus. Die höchste Ehre wird dabei drei Junioren und einerJuniorin zuteil – sie erhalten die Fritz-Walter-Medaille in Gold. In der Kategorie U 19 wird Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach ausgezeichnet.Ein prominenter Name auch bei der U 18: Hier liegt der Schalker Julian Draxlervorn. In der U 17 bekommt Kapitän Emre Can die Goldmedaille, der die DFB-Aus-wahl bei der WM in Mexiko nach begeisternden Spielen auf Platz drei führte.

Bei den Nachwuchsspielerinnen gibt es eine Auszeichnungskategorie für dieJahrgänge von der U 19 bis U 17. Hier geht die Fritz-Walter-Medaille in Goldan Johanna Elsig. – Die Nachwuchsspieler des Jahres:

U 19-Junioren: GOLD: Marc-André ter Stegen (Borussia Mönchengladbach),SILBER: Matthias Zimmermann (Borussia Mönchengladbach), BRONZE: Kevin Volland (TSV 1860 München).

U 18-Junioren: GOLD: Julian Draxler (FC Schalke 04), SILBER: Sonny Kittel(Eintracht Frankfurt), BRONZE: Markus Mendler (1. FC Nürnberg).

U 17-Junioren: GOLD: Emre Can (FC Bayern München), SILBER: Robin Yalcin(VfB Stuttgart), BRONZE: Odisseas Vlachodimos (VfB Stuttgart).

Frauen/Juniorinnen: GOLD (U 19): Johanna Elsig (Bayer Leverkusen), SILBER (U 18): Luisa Wensing (FCR Duisburg), BRONZE (U 17): Melanie Leupolz (SC Freiburg).

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Interview mit DFB-Trainer Steffen Freund zum 3. Platz in Mexiko

„Ich bin sehr stolz auf die Jungs“Seit Juli 2009 ist Steffen Freund DFB-Trainer. Zwei erfolgreiche Jahre liegen hinter ihm. Den „94er-Jahrgang“ führte er zur Vize-Europameis -terschaft und im Sommer zur Bronzemedaille bei der U 17-WM in Mexiko. Der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1996 spricht imInterview mit DFB-Redakteur Roy Rajber über die Gründe des Erfolgs, die Besonderheiten dieses Jahrgangs und die Zukunft seiner Spieler.

Herr Freund, die U 17-Nationalmannschaft hat

bei der WM in Mexiko für ihren begeisternden

Fußball viele Komplimente bekommen. Worin

sehen Sie die Erfolgsgründe?

Etwa bei der Ausbildung in den Bundesliga-Leistungszentren und in der DFB-Talentför-derung, das sind zwei wesentliche Gründe.Wie immer im Fußball, basiert alles auf Tech-nik, Taktik und Kondition. Bereits in der U 16zeigten unsere Spieler hervorragende tech-nische Fertigkeiten, dazu trägt auch das inten-sive Technik-Training mit Marcel Lucassen bei.Im Spiel mit und gegen den Ball verhält sichdie Mannschaft heute deutlich geschickter.Beim Ausdauertraining arbeiten wir auf demneuesten Stand und konnten damit auch kon-ditionelle Fortschritte erzielen. Das Langhantel-Training mit Martin Zawieja und fortlaufendeFitnesstests zahlten sich in Mexiko aus. Mat-thias Sammer legt großen Wert auf Leistungs -voraussetzungen, und unsere U 17-Juniorensind auch hier sehr weit.

Reicht das aus?

Dazu kommt die Persönlichkeits-Entwicklung.Auf dem Platz brauchen wir exzellente Fuß-baller, aber sicher auch Persönlichkeiten. DieJugendlichen werden darauf vorbereitet, Ver-antwortung zu übernehmen – auf und außer-halb des Platzes. In Mexiko beispielsweise warder Besuch des Waisenhauses „Casa de Cuna“in Querétaro ein Erlebnis. Für unsere Jungssind das schon außergewöhnliche Eindrücke.Vor 25 Jahren begann hier die Mexico-Hilfevon Egidius Braun.

Wie wichtig ist so ein Turnier fußballerisch für

die Entwicklung?

Die Bedingungen, die wir dort für unsereNational spieler schaffen, sind vergleichbarmit denen in der Bundesliga. Bei internati-

onalen Turnieren wie der WM in Mexiko mes-sen sich unsere Talente mit den Besten derWelt. Vor Zehntausenden Zuschauern erlebenund bestehen sie Drucksituationen. Diese wich-tige Erfahrung haben unsere Nationalspieleranderen Talenten voraus und potenzierendamit ihre Chancen, den Sprung in den Män-nerbereich zu schaffen.

Der Kader des WM-Dritten, ist das für Sie ein

einzigartiger Jahrgang?

Das glaube ich nicht. Ich bin optimistisch, dasswir uns über weitere hochtalentierte Jahr-gänge freuen werden.

Was zeichnet die aktuelle U 17 aus?

Wenn ein Spieler verletzt am Boden liegt, ren-nen zehn andere mit dem Eisbeutel hin. DerZusammenhalt ist bemerkenswert. Die Mann-schaft steht im Mittelpunkt, das leben wir alsTrainer- und Betreuerstab aber auch jedenTag vor. Dieser Teamgeist ermöglicht einebeachtliche mentale Stärke.

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger lobte ihre

Mannschaft als Vorbild für gelebte Integration.

Ob Spieler X einen Migrationshintergund hatoder nicht, macht keinen Unterschied, wederbei den Trainern noch den Mitspielern. AlleSpieler in unserem Kader haben sich aufgrundihrer fußballerischen Qualitäten durchgesetzt.Dazu sind alle U 17-Spieler in Deutschland gebo-ren, aufgewachsen und sprechen oftmals denDialekt ihrer Heimatregion. Sie tragen mit gan-zem Herzen das deutsche Trikot. Nur das zählt.

Sie beobachten also auch eine starke emotio-

nale Bindung der Spieler?

Meine Spieler haben sich bewusst für den DFBentschieden, sind mit ganzem Herzen dabeiund geben ihr Bestes für unser Land.

Ist die U 17-Nationalmannschaft bereits in der

Weltspitze angekommen?

Die Mannschaft kann wirklich stolz sein. Ihrattraktiver Fußball und ihr sympathisches Auf-treten haben das Turnier in Mexiko mit geprägt.Durch souveräne Siege über Afrika-Meister Burkina Faso, den Nord- und Mittelamerika-Meister USA und Südamerika-Sieger Brasilienhat das Team absolute Weltklasse bewiesen.Dennoch, zufrieden dürfen wir nicht sein. UnserAnspruch ist es, Titel zu gewinnen. Und Welt-spitze bedeutet für mich nun mal nur Platz eins.

Welchen Spielern trauen Sie eine zukünftige Nomi-

nierung für die A-Nationalmannschaft zu?

Das ist für meine gerade mal 16- bis 17-jährigenSpieler noch sehr weit weg. Dennoch ist dieNati-onalmannschaft eine Orientierung. Mein

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Kapitän Emre Can hat eine überragende WMgespielt. Er ist nicht nur der kompletteste Spie-ler, bei ihm sehe ich auch einen riesigen Ent-wicklungsschub. Er führt die Mannschaft ver-antwortungsvoll und bringt alle Fähigkeitenmit, es zu packen. Robin Yalcin ist ein hoch-intelligenter Akteur im defensiven Mittelfeld,der zudem keinen Zweikampf scheut. OdisseasVlachodimos’ Ausstrahlung erinnert mich anManuel Neuer. Körperlich muss er noch etwaszulegen. Mitchell Weiser ist ein überragen-der Flügelspieler. Seine Technik und Schnel-ligkeit sprechen für ihn, im Defensivverhal-ten muss er noch dazulernen. Koray Günterund Nico Perrey sind spiel- und zweikampf-starke Innenverteidiger. Und Okan Aydin,Levent Aycicek sowie Samed Yesil haben ihreüberdurchschnittlichen Offensivqualitätenbei der WM eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Fällt Ihnen denn der Abschied von diesem Jahr-

gang schwer?

Meine erste Weltmeisterschaft als Trainer wirdmir ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Aberdie Spieler müssen auf ihrem Weg in der Natio-nalmannschaft und auch bei den Vereinenlernen, mit neuen Trainern zu arbeiten. Dasgehört zum Job. Ich werde den Werdegangmeiner Jungs natürlich genau verfolgen. Ichbin sehr stolz auf sie.

Steffen Freund kann aufzwei erfolgreiche Jahremit dem 94er-Jahrgangzurückblicken.

Empfang am Frankfurter Flughafen: Dr. Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbachim Kreis der U 17-Nationalmannschaft.

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Fußball-Lehrer-Lehrgang findet erstmals in der Sportschule Hennef statt

Premiere mit viel ProminenzJürgen Klopp, Thomas Tuchel, Robin Dutt: junge Trainer, die akribisch, innovativ, begeistert und begeisternd arbeiten. Und erfolgreich. Ausge-bildet wurden sie an der Hennes-Weisweiler-Akademie, dort haben sie die Fußball-Lehrer-Lizenz erworben. In diesem Jahr absolvieren 24 Kan-didaten den Kurs. Der 58. Lehrgang ist ein ganz besonderer. Ehemalige Nationalspieler wie Mehmet Scholl, Stefan Effenberg und Christian Wörnsbereichern den Lehrgang, zudem begrüßt DFB-Ausbildungsleiter Frank Wormuth seine Schüler erstmals in Hennef. DFB.de-Redakteur SteffenLüdeke hat sich einen Tag lang unter die angehenden Fußball-Lehrer gemischt.

Sepp Herberger lacht, auch Hennes Weis-weiler, Gero Bisanz und Erich Rutemöllersind gut gelaunt. Beinahe hat es den

Anschein, als strahlten die Fußball-Lehrer umdie Wette. Der Flur der Hennes-Weisweiler-Aka-demie ist gestaltet mit einer Mischung aus Kunstund Fußball. An den Wänden hängen skizziertePorträts des Übervaters der deutschen Trai-ner und der Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbil-dung des DFB, als Bindeglieder dazwischen gra-fische Gestaltungen der Spielzüge, dieDeutschland zu Europa- und Weltmeistertitelngeführt haben. Wer also die Gänge der HWAentlangläuft, wird umweht von modern gestal-teter Nostalgie. Aus dem Hintergrund müssteRahn schießen, im Vordergrund lacht HennesWeisweiler.

Am Ende des Gangs ist die Stimme von FrankWormuth zu hören. Im Raum Düren sitzen die24 Schüler des 58. Fußball-Lehrer-Lehrgangsund folgen gespannt Wormuths Worten. Der Mor-gen in Hennef hat gerade begonnen. Draußenwird der Rasen gemäht, ein Platzwart zieht mitfrischer Kreide die Linien des Fußballfelds nach,im Unterrichtsraum verschiebt Wormuth Linienauf einer Magnettafel. Fußball-Lehre-Theorielehrt und diskutiert Wormuth mit den ange-henden Fußball-Lehrern. Seit Januar 2008 ister als Nachfolger von Rutemöller Leiter des

Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der HWA, zum vier-ten Mal bereitet er kommende Trainer auf ihreAufgaben vor. Zum ersten Mal in Hennef. Umbau-maßnahmen an der Sporthochschule in Köln,der bisherigen Heimat, haben diesen Schritterfordert, für zunächst drei Jahre hat die Aka-demie an der Sportschule ein neues Zuhausegefunden.

In Hennef –und damit in vertrauter Umgebung,die beim DFB schöne Erinnerungen weckt.Schließlich hatten sich hier schon die Heldenvon Bern auf ihre Spiele vorbereitet, so wieauch Franz Beckenbauer mit der National-mannschaft 1989 auf das entscheidende Qua-lifikationsspiel gegen Wales und Berti Vogts sowiedie späteren Europameister von 1996 auf dasTurnier in England. Die Nationalmannschaft hatmit der Sportschule positive Erfahrungengemacht, auch die Hennes-Weisweiler-Akade-mie kennt Hennef als verlässlichen Partner.Regelmäßig finden hier Lehrgänge zum Erwerbder B-Lizenz statt, auch die Trainer-A-Lizenzwurde hier bereits vorbereitet und vergeben.

Die Verantwortlichen kannten Hennef also nichtaus dem Effeff, doch gut genug, um sicher zusein, dass der Lehrgang an der Sportschule opti-male Bedingungen auch für die Ausbildung zurhöchsten Trainer-Lizenz vorfinden würde. „Der

Fachsimpelei auf dem Platz: MehmetScholl und Vanessa Martinez bespre-

chen eine Trainingseinheit.

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Trainer ist der Schlüssel“, sagt DFB-SportdirektorMatthias Sammer, „ohne eine perfekte Ausbil-dung können die Trainer den komplexen Anfor-derungen nicht gerecht werden.“ In Hennefwurde renoviert, umgebaut und gewerkelt, dannpräsentierte sich die zweite Etage des Hallen-gebäudes in neuem Glanz. Wo sich früher Arzt-räume und die Solarien sowie der Ruheraumeiner Sauna befanden, sind Büros, großzügigeUnterrichtsräume und eine 100 Quadratmetergroße Lounge entstanden. „Der Kurs hat in etwadie gleichen Inhalte wie der Kurs im vergan-genen Jahr, aber was die Infrastruktur betrifft,sind wir jetzt ohne Zweifel bedeutend besseraufgestellt“, sagt Wormuth. Das betrifft auchdie technischen Möglichkeiten. Smart-Board undOverhead-Kurzdistanz-Beamer sind heuteselbstverständlich, die Akademie hat aufgerüs -tet, die Kaderschmiede der deutschen Fußball-Lehrer ist technisch auf dem neuesten Stand.

Hightech also an der HWA, jedoch nicht immerund nicht überall. Mittag in Hennef. Auf einerParkbank sitzen Vanessa Martinez und BrittaCarlson, vor ihnen kniet Jörg Böhme. Im FachKonditionslehre hatte Dozent Jörg Jakobs dieSchüler aufgefordert, detaillierte Pläne für dieSaisonvorbereitung zu erstellen. Die drei dis-kutieren angeregt über den richtigen Rhyth-mus der einzelnen Elemente in der Saisonvor-

bereitung, ihre Ideen schreiben sie mit einemgewöhnlichen Stift auf ein Blatt Papier. Wannwird wie der richtige Inhalt gesetzt? Ausdauer,Kraft, technische und spielerische Elemente,Regeneration, Begriffe und Daten werdengenannt und erörtert.

Ein ähnliches Bild, eine ähnliche Akustik, emp-fängt einen in der Lounge, wo es sich SörenOsterland, Mehmet Scholl und Stefan Effenbergbequem gemacht haben. Osterland ist mit seinen 25 Jahren der jüngste Teilnehmer desLehrgangs. Er sieht es als Glücksfall an, dassdas Debüt in Hennef eine Premiere mit Promi-nenten ist. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut,als ich gehört habe, wer mit mir im Kurs ist“,sagt der U 17-Trainer von RB Leipzig. Auf fünfehemalige Nationalspieler verteilen sich 184Länderspiele, 13 Deutsche Meisterschaften, dreiChampions-League-Siege und ein EM-Titel.Neben Effenberg, Scholl und Böhme gehörennoch Christian Wörns, Jörg Heinrich, Detlev Dammeier zum Kurs. 31 der Länderspiele gehenauf das Konto von Britta Carlson, die mit derFrauen-Nationalmannschaft 2005 Europameis -terin wurde.

Im Klassenzimmer, im Raum Düren, sind die „Pro-minenten“ und alle anderen wenig später wie-der versammelt. Scholl hat es sich auf dem Leh-

rertisch bequem gemacht, mit Effenberg willer den Kurs zum Oktoberfest einladen, die Detailswerden erörtert. Dann übernimmt Wormuth,Scholl nimmt in der letzten Reihe Platz, an derSeite von Effenberg. Der zweite Block Fußball-Lehre-Theorie steht auf dem Plan. Wie verhältsich das Team in Überzahl? Wie in Unterzahl?Wie bei eigener Führung und nummerischerUngleichheit? Wie bei Rückstand? Wenn-Dann-Strategien, WDS, Wormuth nennt Beispiele, dieKursteilnehmer ergänzen. Wo müssen Spielerauf dem Feld positioniert sein, wohin müssensie sich in welchen Situationen bewegen?

Christian Wörns berichtet von seinen Erfah-rungen mit Bayer Leverkusen, andere Situa-tionen werden genannt, Effenberg und Scholl,die beiden aus der letzten Reihe, erzählen. UndWormuth freut sich über die rege Diskussionaller Beteiligten. Wie in den Lehrgängen zuvorsind auch diesmal die drei Bereiche Amateur-und Profitrainer, Trainer aus dem Nachwuchs-leistungszentrum und Trainer aus dem Ver-bandssportbereich im Lehrgang vertreten. „DerLehrgang lebt schließlich nicht zuletzt vom Wis-sen des Lehrgangs, deswegen sind wir bestrebt,dass das Wissen aus möglichst vielen Berei-chen des Fußballs kommt“, sagt er.

Pause, durchschnaufen, Kräfte sammeln. EinigeKursteilnehmer gehen spazieren, andere zie-hen sich auf ihre Zimmer zurück. Von Sonntagbis Mittwoch wohnen die Schüler in der Sport-schule, Ein- und Zwei-Bettzimmer, von Premiumbis Klassik ist in Hennef für jeden Geschmackdie passende Unterkunft vorhanden. Scholl nutzt

In Hennef bereitet sich Stefan Effenberg auf seine Zukunft als Trainer vor.

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die Pause für eine Typveränderung. Wo am Mit-tag noch ein Fünf-Tage-Bart zu bewundern war,ist das Gesicht nach der Pause frisch rasiert.

Am Nachmittag gilt es, einen Berg zu bezwin-gen, hoch oben liegt der Fußballplatz, auf demWormuth Fußball-Lehre in der Praxis unterrich-tet. 162 Stufen, 400 Meter, gefühlt auch 400 Höhen-meter, müssen bewältigt werden. Ohne Medi-zinball und ohne Felix Magath, anstrengendgleichwohl. „Endlich geht’s auf den Platz“, sagtHeinrich, als die Hälfte des Bergs erklommenist. Er atmet tief ein, der Wind weht eine Brisefrischer Landluft herüber. Die ersten Wochen derAusbildung an der HWA empfindet er als Bestä-tigung dessen, was ihm zuvor von früheren Absol-venten prognostiziert worden ist. „Es ist keinSpaziergang“, sagt Heinrich an Stufe 114. For-dernd ist es also, weniger körperlich als viel-mehr mental. Acht Stunden Theorie, viel Neues,viel Interessantes, viel Wissenswertes, aber irgend-wann ist auch mal gut. „Wir ehemaligen Spielerfühlen uns mit Rasen unter den Füßen immernoch am wohlsten“, sagt Heinrich.

Es beginnt zu regnen. Kein Problem – in Hen-nef stehen auf dem Gelände der Sportschuledrei Naturrasenplätze und drei Kunstrasen-plätze zur Verfügung, zudem können die Pra-xiseinheiten auch in einer Halle mit einem FIFA-zertifizierten Polytan-Kunstrasen durchge-führt werden. Bei Fritz-Walter-Wetter wird alsounter geschlossenem Dach geübt, unter wohl-wollenden Blicken von Herberger, dessen Bild-nis die Wand hinter einem Tor schmückt.

Der Regen lässt nach, der Kurs bleibt draußen,Herberger wartet vergeblich. Martinez lässt sichvon Scholl noch schnell ein paar Tricks zeigen,dann geht es los. Zunächst leitet Böhme dieÜbungen, dann ist Effenberg an der Reihe.„Heynckes, Hitzfeld und Ranieri“, der 42-Jäh-rige bezeichnet diese Trainer als prägend fürseine Karriere. Ein Abbild dieser drei will er nichtsein, auch als Trainer will „Effe“ seinen eige-nen Weg gehen. Die ersten Eindrücke sind viel-versprechend. Hin und wieder unterbricht Effen-berg die Übung, er lobt, korrigiert, verbessert, immer positiv in der Ansprache. Und er hörtauf das, was ihm Wormuth zu sagen hat.

Denn mittlerweile ist der Tiger etwas gezähmt,Effenberg hat eingesehen, dass ihn seine großeErfahrung als Spieler nicht automatisch zueinem guten Trainer macht. „Ich gebe zu, dassich vor vier, fünf Jahren noch gedacht habe:‚Ich kann ja alles, ich weiß, wie man einen Passspielt, ich weiß, welche taktischen Variationen

es gibt“, sagt er. Die Ausbildung an der HWAhat ihn in wenigen Wochen eines Besserenbelehrt. „Ich weiß nicht, wie der Trainerjob imDetail funktioniert. Deswegen finde ich es jaso wichtig, dass die Ausbildung so ausführlichist. Jeder ist sehr gut beraten, sich diese Zeitauch zu nehmen. Diese intensive und langeSchulung ist die richtige, um im späteren Berufs-leben als Trainer auf etwas Großes vorberei-tet zu sein.“

Um 18.45 Uhr beendet Wormuth das Trainingdes Trainings. Jetzt geht es bergab, wieder 162Stufen, mit vielen neuen Eindrücken. Duschen,umziehen, gemeinsam wird in der Kantine abend-gegessen. In Connys Bistro im Keller, auf denFluren und in den Zimmern wird am Abend inkleinen Gruppen weiter diskutiert. Dann wirdes ruhig in Hennef, nach und nach gehen dieLichter aus. Ein langer Tag voller Fußball, vol-ler Theorie und voller Wissen neigt sich demEnde, der nächste wartet schon.

Die Ahnengalerie der Hennes-Weisweiler-Akademie. Sepp Herberger war für dasWunder von Bern verantwortlich, StefanEffenberg und Sören Osterland müssen ihre Wunder noch schaffen.

Einer redet, der Rest hört zu. Nur selten setzt Frank Wormuth auf Frontalunterricht, viel lieber diskutiert der Ausbildungsleiter mit denSchülern. „Der Lehrgang lebt vom Wissen seiner Teilnehmer“, sagt er.

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Fahrzeugpräsentation in Garmisch-Partenkirchen

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Nach einer Rekord-Saison geht die 3. Liga in ihre vierte Spielzeit

Eine Klasse für sichEin Premium-Produkt sollte die 3. Liga werden, darüber waren sich alle beider Einführung der neuen Spielklasse vor drei Jahren einig. 2011 kann fest-gestellt werden, dass die hohen Erwartungen erreicht wurden. Und in man-chen Bereichen sogar noch übertroffen. Die Einschaltquoten sind rekordver-dächtig, die Zuschauerzahlen erreichen europäisches Spitzenniveau.DFB-Redakteur Maximilian Geis zieht eine Zwischenbilanz und schaut auf diekommende Saison der 3. Liga.

Zu Beginn ein Blick zurück: Im Jahr 2008,wenige Monate vor der Einführung der3. Liga, formulierte der Verband seine

Absichten und Ziele für die neue Spielklasse.DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger erklärte:„Die neue 3. Liga ist ein großer Fortschritt.Sie gehört zum Besten, was der Fußball inDeutschland zu bieten hat.“ Wolfgang Niers-bach, DFB-Generalsekretär, sah eine „Quali-tätsmarke“ entstehen. Hermann Korfma-cher, als 1. Vizepräsident des DFB für dieAmateure zuständig, beobachtete ein„Vorzeige modell“ des DFB auf dem Weg, undDFB-Direktor Helmut Sandrock sprach davon,dass die neue Liga als „Premium-Produkt posi-tioniert“ werden soll.

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von 5.600 pro Spiel bedeutet. Die „Sport-Bild“verglich im April 2011 die Zahlen aus England(4.084) und Italien (2.524) und stellte fest: „Die3. Liga ist die Nummer eins in Europa!“

Diesen Eindruck untermauert eine andereBetrachtung: Auch wenn es keine Vergleichs-zahlen gibt, dürfte die Präsenz der 3. Liga uner-reicht sein. 24 Spiele wurden in der vergange-nen Saison live in den Dritten Programmender ARD ausgestrahlt, mehr als je zuvor. DieZu sammenfassung der „Sportschau“ mit meistdrei Spielen sehen im Schnitt 3,11 Millionen Zu -schauer. WDR-Sportchef Steffen Simon erklärtein der vergangenen Saison: „Aktuell gibt es nichtsals Zufriedenheit bezüglich der 3. Liga.“

Die Einschaltquoten rechnen sich für die Klubs: Die Sponsoreneinnahmen je Verein,getragen von der außergewöhnlichen hohenTV-Berichterstattung für eine 3. Liga, betra-gen im Schnitt drei Millionen Euro. DieBerichte über finanzielle Probleme einzelnerKlubs überlagerten bisweilen die Gesamt-situation: Wirtschaft lich ist die 3. Liga mit einem

Jahres umsatz von rund 110 Millionen Euro (proVerein 6,5 Millio nen Euro) die drittumsatz-stärkste Profiliga in Deutschland nach der Bun-desliga und 2. Bundesliga, noch vor Eishockey,Handball und Basketball.

Um den Vereinen in wirtschaftlichen Frageneine bessere Unterstützung zu ermöglichen,beruft der DFB eine „AG Finanzen“ ein, damitetwaigen Problemen entgegengewirkt werdenkann.  Zudem erhöht der Verband sein Enga-gement bezüglich der individuellen Beratungvon Vereinen. Wieder dienen die Aufsteigerals positive Beispiele einer erfreulichen Ent-wicklung: Chemnitz, Darmstadt und Münsterhaben das wirtschaftliche Zulassungsverfahrenproblemlos passiert. Dabei hat der ehemaligeBundesligist Darmstadt 98 in den vergange-nen Jahren die Chance genutzt, sich wirt-schaftlich in der Regional- und Oberliga zukonsolidieren.

Nun ist die Saison 2011/2012 gestartet. Kön-nen die Zahlen aus dem vergangenen Jahrwieder erreicht werden, wenn mit Eintracht

Nach nur drei Spielzeiten lässt sich festhal-ten: Die Erwartungen bei der Einführung wur-den übertroffen. Die 3. Liga hat sich nach-weislich zu einer eigenständigen Marke mithohem Unterhaltungswert für die Vereine, Fans,Medien und Sponsoren entwickelt.  Die ver-gangene Saison 2010/2011 war ein Rekord-jahr: Die Klubs erwirtschafteten einen Gesamt - umsatz von etwa 117 Millionen Euro, was einemSchnitt von 6,7 Millionen Euro für die erstenMannschaften entspricht. Die Zuschauerzah lensind beeindruckend: 2,2 Millionen Fans be -such ten die Spiele der 3. Liga, was einen Schnitt

Der SV Wehen Wiesbaden mit Torjäger Steffen Wohlfarth wird von den meisten Trainern der 3. Liga als Aufstiegsfavorit genannt.

Zweikampf vor vollen Rängen: Kai Hessevon Kickers Offenbach (links) im Duell mitdem Heidenheimer Ingo Feistle.

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Braunschweig, Dynamo Dresden und HansaRostock drei Publikums-Magneten den Auf-stieg geschafft haben? Die Signale sind posi-tiv. Denn mit Preußen Münster, dem Chem-nitzer FC und Darmstadt 98 kehren dreiTraditionsklubs in den Spitzenbereich zurück.Wie groß das Potenzial dieser Klubs mit ihrergroßen Geschichte ist, zeigte sich am letztenSpieltag der vergangenen Regionalliga-Sai-son. Bei den Heimspielen waren die Stadienin Münster (18.000), Chemnitz (15.000) undDarmstadt (17.000) jeweils ausverkauft.

Die Fans dürfen sich in der aktuellen Spiel-zeit der 3. Liga auf attraktiven Sport freuen.In den drei bisherigen Relegationsrundenkonnte sich jeweils der Drittligist – zuletztDynamo Dresden, davor der FC Ingolstadt undder SC Paderborn – gegen den Zweitligistendurchsetzen; die Aufsteiger in die 2. Bundesligahaben sich in der Regel gut behauptet und eta-bliert. Vor allem das Auftreten der Talente unddas Engagement in der Nachwuchsförderung in der 3. Liga sind beispielhaft. Der Vergleich der Ausgaben für die Nachwuchsarbeit belegt,dass sich die Vereine der 3. Liga prozentual ge-sehen mit den Bundesligen messen können.

Die dritte Spielklasse ist nicht zuletzt für vieleTalente ein Sprungbrett geworden. Karim

Bellarabi beispielsweise wurde bei EintrachtBraunschweig erst U 20-Nationalspieler, eheer seinen Wechsel zu Bayer Leverkusenbekannt gab. Torjäger Alexander Esswein emp-fahl sich bei Dynamo Dresden für eine Anstel-lung beim 1. FC Nürnberg, ebenfalls zum „Club“zog es Manuel Zeitz vom 1. FC Saarbrücken.Sven Schipplock schaffte von der ZweitenMannschaft des VfB Stuttgart den Sprung zu1899 Hoffenheim. Und Patrick Mayer, nebenBraunschweigs Dominick Kumbela in der ver-gangenen Saison Torschützenkönig der 3. Liga,spielt künftig nicht mehr beim 1. FC Heiden-heim, sondern beim FC Augsburg in der deut-schen Eliteklasse.

Andersherum finden sich auch einige bekannteGesichter aus der Bundesliga in Liga drei.Besonders auf den Trainerbänken: Rudi Bom-mer in Burghausen, Heiko Herrlich in Unter-haching, Uwe Fuchs in Osnabrück oder Arievan Lent in Offenbach. Und auf den Spielfel-dern werden sich ebenfalls einige Gesichtertummeln, die die Fans faszinieren werden:Sascha Bigalke bei Unterhaching oder Bre-mens Lennart Thy beispielsweise, die nahezualle deutschen Nachwuchs-Nationalmann-schaften durchlaufen haben. Dazu erfahreneProfis wie Torwart Michael Hofmann vom SSV Jahn Regensburg, Abwehrchef Alexan-

der Voigt vom FC Carl Zeiss Jena oder Mit-telfeld-Antreiber Marco Christ, dessen KlubSV Wehen Wiesbaden von den meisten Trai-nern als Aufstiegskandidat favorisiert wird.Alles ist also vorbereitet für eine attraktiveund spannende Saison in der 3. Liga.

Die Meister-Trophäe der 3. Liga. Ihre bisherigenSieger: Union Berlin (2009), VfL Osnabrück(2010) und Eintracht Braunschweig (2011).

Die erste Welle: Die Spieler von Rot-Weiß Erfurt feiern mit ihren Fans den 3:0-Sieg im Thüringen-Derby gegen Carl Zeiss Jena.

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geht der Sache auf den Grund.

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Bei uns steht niemand mit der Bierfla-sche am Spielfeldrand.“ Wenn seineGrundregeln auf dem Spiel stehen,

kennt Karl-Heinz Josten, 68, keine Kompro-misse. „Auch bei großen Veranstaltungen stel-len wir keinen Bierstand auf, da sind wir kon-sequent.“ Mehr als vier Jahrzehnte langengagierte sich der Bilanzbuchhalter nachFeierabend für den Jugendfußball seines Klubs,dem FC St. Hubert in Kempen. Für seine Bam-bini steht er seit zwei Jahrzehnten auf demTrainingsplatz. Als er vor drei Jahren in denRuhestand wechselte, wurde aus dem Ehren-ein Hauptamt. „Jetzt werden es schon mal70 Wochenstunden Vereinsarbeit.“

Der FC St. Hubert in Kempen, eine Stadt mit35.000 Einwohnern, konzentriert seit 1993 alleKraft auf die Jugendabteilung. Mit durch-schlagendem Erfolg. Johannes Rau besuchtedie großen Jugendturniere des Klubs, an denenbis zu 1.700 Kinder teilnehmen. Im Frühjahrwar NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraftbeim Fußball in Kempen. Jostens Jugendar-beit wurde bereits mit DFB-Förderpreisen unddem Grünen Band prämiert. Er ist überzeugt:„Neben dem Fußball müssen ganz andereInhalte vermittelt werden. Dabei unterstüt-zen uns der DFB und insbesondere die Kam-pagne ,Kinder stark machen‘.“

Ziel der erfolgreichen BZgA-Kampagne ist es,das Selbstvertrauen von Kindern und Jugend-lichen zu stärken, ihre Konfliktfähigkeit zufördern und ihnen bei der realistischen Ein-schätzung ihrer eigenen Stärken und Schwä-chen zur Seite zu stehen. Das kommt an, dieJugendarbeit an der Basis wird gestärkt.Besonders großen Anklang hatte „Kinder starkmachen“ auf dem Weg zur Frauen-WM, als derDFB in die Rolle des Vermittlers schlüpfte. Ver-eine und Schulen konnten beim bundeswei-ten Wettbewerb „TEAM 2011“ das Motto „Kin-der stark machen“ wählen. Fußballturnierevor Ort standen dann im Zeichen der Sucht-vorbeugung. 1.600 Schulen und Vereine mel-deten sich für die Kooperation unter dem Motto

„Kinder stark machen“ an. Zusätzlich erhiel-ten alle 7.000 Schulen, die sich für „TEAM 2011“angemeldet hatten, die BZgA- Broschüre „FürsLeben lernen“. Die Landesverbände des DFBboten 87 Kurzschulungen an, bei denen fast2.000 Trainerinnen und Trainer ihr Fachwis-sen über eine effektive Suchtvorbeugung ver-tieften. Und auch den zweiten Aktionstag aufden 1.000 DFB-Minispielfeldern veranstalteteder DFB gemeinsam mit der Bundeszentralefür gesundheitliche Aufklärung. Eine starkeDosis Aufklärung also.

Im Ergebnis weist diese Arbeit schon in dierichtige Richtung. Der regelmäßige Alkohol-konsum von Jugendlichen in Deutschland hat

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Seit 2004 arbeiten der DFB und die Bundes-zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)erfolgreich in der Kampagne „Kinder starkmachen“ zusammen. Im Mittelpunkt steht dieFörderung der Lebenskompetenzen bei Kindernund Jugendlichen zur Vorbeugung von Sucht-verhalten. Hierzu zählt natürlich auch das Vor-bildverhalten aller Erwachsenen, die Verant-wortung für Kinder und Jugendliche im Fuß ball -verein tragen. „Fußball und Suchtprävention“,sagt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin derBZgA, „sind ein erfolgreiches Team, mit demsich weitere zukunftsweisende Strategien zurSuchtvorbeugung entwickeln lassen“. Aus demGrund soll diese Kooperation nun mit einemneuen Vertrag ausgebaut und fortgeführt wer-den. DFB-Redakteur Thomas Hackbarth berich-tet über starke Kinder und wahre Champions.

DFB und BZgA setzen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort

Starke Kinder, wahre

Botschafterin Nia Künzer: DieWeltmeisterin setzt sich fürdie Kampagne „Kinder starkmachen“ ein.

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den niedrigsten Stand seit den 70er-Jahrenerreicht. Laut dem Bericht der BZgA aus demJahr 2010 gaben in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen 12,9 Prozent an, mindestens einmalin der Woche Alkohol zu trinken. 2004 griffnoch jeder Fünfte wöchentlich zur Flasche(21,2 Prozent). Aber auch im vergangenen Jahrpraktizierte immerhin noch jeder fünfte 12-bis 17-Jährige einmal im Monat das sogenannteRauschtrinken (Konsum von mindestens fünfalkoholischen Getränken), bei den 18- bis 25-Jährigen war es sogar jeder Zweite. Alar-mierend ist, dass im Jahr 2009 26.400 Kin-der und jugendliche Erwachsene zwischen 10und 20 Jahren aufgrund akuten Alkohol-missbrauchs stationär in einem Krankenhaus

behandelt werden mussten. Es ist also nocheiniges zu tun.

Was für Karl-Heinz Josten in Kempen sinnvollist, darauf setzt auch Karl-Heinz Papenfuß beider Jugendarbeit des TSV Büsum. 1.100 Mit-glieder hat der Kreisliga-Klub in der schles-wig-holsteinischen Kleinstadt. Beim „BüsumerKrabben-Cup“, dem jährlichen Jugendturnier,bestellt Papenfuß Jahr für Jahr die Materia-lien der Bundeszentrale. „Alle Helfer tragendas T-Shirt ‚Kinder stark machen’ und wir ver-teilen die Materialien“, sagt der 60-Jährige.„Aber wir verstehen auch, dass man so einThema nicht an einem Tag durchsprechen kann.Dabei spielt auch das Verhalten der Eltern eine

wichtige Rolle. Und wir wollen es auch nichtverteufeln, wenn die A-Jugend mal ein Biertrinkt. Es geht uns vielmehr darum, zu sensi-bilisieren. Wir machen unseren Jugendlichenganz klar, dass regelmäßiger Alkoholkonsumdie Dinge nur vermeintlich leichter macht.“

Karl-Heinz Josten beobachtet die positivenEinflüsse des Fußballs seit Jahrzehnten:„Kinder lernen, Regeln zu befolgen, sie sam-meln Erfolgserlebnisse, sie erleben Teamgeist.“Ein wichtiges Stück Freizeit also, denn jungeMenschen sind anfällig für übermäßiges Trin-ken. Sie erlernen die Muster süchtigen Han-delns schneller als Erwachsene, der Körperreagiert empfindlicher. Anforderungen aus-weichen, Konflikte vermeiden – so handelnauch Erwachsene. Erstmals konfrontiert mitden harten Herausforderungen des Lebens –Schule, Ausbildung, Beziehung – sind Jugend-liche aber besonders gefährdet. Die neue BZgA-Mitmachaktion „Alkoholfrei Sport genießen!“startet im September und wird alle Erwach-senen im Sportverein ansprechen. DOSB-Prä-sident Dr. Thomas Bach ist Schirmherr derneuen Initiative, die auch vom DFB unterstütztwird. Angedacht ist auch ein Projekt zumThema Spiel- und Wettsucht.

Die frühere Nationalspielerin Nia Künzer setztsich als Botschafterin für die Suchtpräven-tion der BZgA ein. „Aus eigener Erfahrungweiß ich, wie wichtig eine Mitgliedschaft imSportverein ist. Hier habe ich neben meinensportlichen Fähigkeiten gelernt, wie ich michin ein Team einfügen muss, wie ich Konfliktelösen kann und wie ich dadurch mein Selbst-bewusstsein stärke. Diese Eigenschaftenmachen auch andere Kinder stark. Die BZgAunterstützt die Sportvereine bei dieser ver-antwortungsvollen Aufgabe.“

Darüber freuen sich auch die ehrenamtlichenTrainer und Vereinsmitarbeiter. „Kinder starkmachen’ gehört zu jedem Sportverein. Vonden Inhalten bin ich begeistert, das ist einegrandiose Sache“, sagt Karl-Heinz Josten. UndKarl-Heinz Papenfuß bilanziert: „Die Ver-tragsverlängerung des DFB mit der Bundes-zentrale ist ein starkes Signal.“

Weitere Informationen unter www.kinder-starkmachen.de und www.alkoholfrei-sport-geniessen.de

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Champions

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82 | DFB-Journal 2/2011

Mit einer Aktion erfüllt der Fan Club Nationalmannschaft ganz besondere Wünsche

Fantastische BegegnungenViele Fans träumen davon, ihren Stars ganz nah zu kommen, mit ihnen zu sprechen, zu sehen,wie sie spielen, wie sie trainieren. Der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Colalässt solche Wünsche wahr werden. „Fan-tastic Moments“ heißt die Aktion, mit der bei jedemHeim-Länderspiel Spieler und Fans zusammengebracht werden. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen stellt die Aktion vor.

Von Thomas Müller weiß man, dass er fürBayern München spielt, dass er gerneund viele Tore erzielt, dass er verhei-

ratet ist und noch so einige Dinge mehr. Überseine Fähigkeiten an der Play Station wussteman bisher nur wenig. Annette Haydt und Kai-Uwe Krieg konnten sich davon überzeugen.

Die beiden Mitglieder des Fan Club National-mannschaft powered by Coca-Cola hatten ihrenganz persönlichen „Fan-tastic Moment“. Dennwer darf schon mit einem Nationalspieler ander Konsole „zocken“? Kai-Uwe spielt daheimeinmal in der Woche, gegen den Bayern-Profihatte er jedoch keine Chance. Der zeigte sich

anschließend ganz Gentleman: „Die Ergeb-nisse veröffentlichen wir besser nicht.“ Ver-sprochen!

Trotz der beiden Niederlagen waren es beson-dere Augenblicke, die die beiden Fans mit ihremStar erlebten, mit dem sie vorher auch locker

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plaudern konnten. Bei jedem Länderspiel imeigenen Land macht der Fan Club solche Tref-fen möglich, seit 2004 bereits. Die Fans kön-nen sie gewinnen, und zwar in zwei ver-schiedenen Kategorien: der Teamaktion sowieder Stadionaktion. Die Gewinnspielfrage dazugibt es auf der Homepage des Fan Club, dieMitglieder werden zuvor per Newsletterbenachrichtigt.

Die Teamaktion geht in der Regel an zwei Fans.Sie dürfen sich dann, meistens am Tag vorder Begegnung, mit einem Spieler, einem Trai-ner oder einer anderen Person rund ums Natio-nalteam treffen. Und zum Beispiel gegen Tho-mas Müller an der Play Station antreten. Beider Stadionaktion werden besondere Blickehinter die Kulissen eines Länderspiels gewährt.Bis zu vier Fans dürfen in die Umkleidekabinedes deutschen Teams schauen. Busfahrer Wolf-gang Hochfellner zeigt ihnen das Fahrzeug,mit dem er die Nationalspieler zu den Par-tien kutschiert und erzählt auch so mancheAnekdote. Manchmal kommt dann auch einNationalspieler wie Arne Friedrich vorbei.Außerdem können die Fans das Aufwärm-programm der Mannschaften vom Spielfeld-rand aus verfolgen. Und natürlich bekommtjeder Gewinner auch Eintrittskarten fürs Spiel.

„Die Vorteile, die wir hier geboten bekom-men, sind schon super“, sagte GewinnerinDaniela Schlösser, die in Mönchengladbachdie Stadiontour mitmachte. Und ihre Beglei-

terin Steffi Blank meinte: „Wir sind nach demLänderspiel in Dortmund mal auf der Auto-bahn neben dem Teambus hergefahren, aberdass ich mal so nah an die Mannschaft her-ankomme, das hätte ich nicht gedacht.“

Klaudius Rotter und Michaela Wiemer hattenein Treffen mit Hansi Flick vor dem Länderspielgegen Italien in der Sportschule Kai ser augewonnen. Der Assistenztrainer der Natio-nalmannschaft nahm sich viel Zeit underklärte den beiden ausführlich das Spiel-konzept des Teams. Beim anschließenden

Plausch erzählte Flick auch von seinen Anfän-gen als Profi bei Bayern München. „Als ichzum ersten Mal bei den Bayern zum Einsatzkam, habe ich das zum Glück erst kurz vordem Spiel erfahren. Ich hätte sonst vielleichtdie ganze Nacht nicht geschlafen“, sagte er.Michaela Wiemer war begeistert: „Es war einunglaubliches Erlebnis, so nahe an der Mann-schaft zu sein. Das ist wirklich eine exklusiveSache, Informationen und Hintergründe auserster Hand zu bekommen.“

Ein Wiedersehen der besonderen Art feierteFan Michael Ulbrich beim Länderspiel gegenKasachstan in Kaiserslautern, als er alsGewin ner der Stadionaktion das deutsche Teambeim Aufwärmprogramm verfolgte. „GegenMiroslav Klose habe ich früher mal in der Lan-desliga gespielt. Gegen uns hat er in zwei Spie-len kein Tor erzielt“, sagte er. Auch eine Leis -tung. Dass sein Gegenspieler von einst mal61 Länderspieltore erzielen würde, das, sagtUlbrich freimütig, habe er sich damals nichtträumen lassen. Genauso, wie er nicht damitgerechnet hatte, Klose noch mal so nahe zukommen. Die „Fan-tastic Moments“ machenes möglich. Und sie werden fortgesetzt. InStuttgart beim Spiel gegen Brasilien und auchbei den anderen Heim-Länderspielen.

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Auch das kann ein fan-tastischer Moment sein: persönliche Autogrammstunde mit Thomas Müller.

Taktikschulung mit Assistenztrainer Hansi Flick – das bekommen sonst nur die Nationalspieler.@ Infos zum Fan Club Nationalmannschaft:

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Das ehrlichste Feedback kommt immervon den Usern. Und der Blick in die Rezen-sionen des App-Stores spricht für sich.

„Der Hammer“, „absolute Sahne“ oder ein-fach „super“. Bei den Bewertungen erreichtdie DFB-App immer wieder die volle Punkt-zahl: fünf von fünf Sternen. Besondere Über-sichtlichkeit, Bedienerfreundlichkeit undOptik werden mit Bestnoten bedacht.

„Diese App zeigt allen anderen Fußball-Apps,was möglich ist! Alle Nationalmannschaftenzum Durchschauen, Videos, Live-Ticker, Zeit-schriften und die Frauen-WM – alles kostenlos!

Kompliment an den DFB für eine solch tolleApp!“, lobt „MHauß“. „Eine fantastische App,sehr übersichtlich und mit allen Features, dieman braucht“, schreibt Sebastian Schäfer.

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Neu im Apple-Store: Die iPad-App hat bereits 50.000 Fans

Fünf Sterne für den DFBSie ist eine der Erfolgsgeschichten dieses Fuß-ball-Sommers: die iPad-App des DFB. Recht-zeitig zum Beginn der Frauen-Weltmeisterschaftauf den Markt gekommen, wurde sie im App-Store von Apple bereits in den ersten Wochenmehr als 50.000-mal heruntergeladen. Das Urteilder meisten User: fünf Sterne.

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Es war noch Winter, es war kalt, und NiklasSchweizer und Sebastian Hartmann wuss-ten nicht so recht, was sie mit ihrer freien

Zeit anfangen sollten. Also schauten sich diebeiden 16-Jährigen bei YouTube ein paar Videosan. Dabei stießen sie auf den Kanal des ZDF-Sportstudios, wo auch die Filmchen der jun-gen Kicker zu sehen waren, die sich mit ihrenKunststücken um die Teilnahme an der Tor-wand des Sportstudios bewarben. „Wir habenuns gedacht: So schwer sieht das jetzt nichtaus“, sagt Sebastian. „Das können wir auch.“

Also ging es raus in die Kälte, mit Schal undMütze und Ball. Handy-Kamera an, Film ab!Den Ball durch eine Unterführung in eine Streu-sandkiste schießen, mit Hilfe des Bordsteinsin eine Mülltonne, auf eine Flasche auf einemKlettergerüst. Aus drei Stunden Material wur-den 1:20 Minuten. Niklas Schweizer lud denKurzfilm hoch. Dann hieß es: warten.

Ende Februar kam der Anruf aus Mainz, aneinem Mittwoch. Verbunden mit einer Einla-dung für den darauffolgenden Samstag.Niklas Schweizer gegen Oliver Kahn im Sport-studio. „Ich war schon aufgeregt“, sagt derJugendspieler aus dem Schwarzwald. Das DuellKreisklasse gegen Champions League endete1:3, und Niklas war froh, „dass ich zumindestdiesen einen Ball versenkt habe“. Sebastianbegleitete ihn. Zusammen hatten die beidenan der Torwand ihres Heimatklubs geübt. „Oli-ver Kahn war sehr sympathisch, ein netterKerl“, sagt er.

Kurz danach nahmen die beiden ein weiteresVideo auf. Denn auch Sebastian wollte mal aufdie Torwand schießen. „Diesmal ging es

schneller“, sagt er. Und tatsächlich klingelteMitte April wieder das Telefon. Sebastian hattees geschafft, und der BVB-Fan bekam ausge-rechnet einen Schalker Gegner: Benedikt Höwe-des, inzwischen A-Nationalspieler. Sebastiantrug sein Dortmund-Trikot unter der Jacke derSpVgg Bollschweil-Sölden. Doch es brachte ihmkein Glück. Schalke gewann das Derby mit 1:0.„Eine Niederlage, kein Treffer und dann nochgegen einen Schalker – das ist schon bitter“,sagt er. „Trotzdem war es ein tolles Erlebnis.“

Natürlich waren die Auftritte der beiden imSportstudio in ihrem Heimatort nicht unbe-merkt geblieben, auch nicht in ihrer Mannschaft.„Das war das Gesprächsthema Nummer eins“,erzählt Sebastian. „Wir wurden auch mal einbisschen damit aufgezogen, dass wir verlorenhatten, aber das war nur Spaß. Und wir habenzu unseren Mitspielern gesagt: Macht doch auchmal ein Video.“ Die meisten winkten ab: keineZeit, keine Lust. Daniel Heine jedoch versuchte

sein Glück. Auch der 15-Jährige drehte ein Video – mit ähnlichen Tricks und genauso ziel-sicher. Und auch Daniel wurde ins Sportstudioeingeladen, nur zwei Wochen nach Sebastian.Samstags trainierte er noch ein bisschen aufdem Sportplatz, „und, ehrlich gesagt, hatte ichkein besonders gutes Gefühl“.

Ihm stand das Duell mit Mirko Slomka bevor,dem Trainer des Bundesligisten Hannover 96. Slomka hatte vorgelegt, bei sechs Schüssendreimal getroffen. Daniel hatte nach vier Ver-suchen erst einen Treffer. Doch die letztenbeiden gingen ins Ziel, 3:3, unentschieden.Immerhin. Trotzdem war der Schüler nichtganz zufrieden. „Normalerweise gewinntman doch mit drei Toren“, sagt er. Bei einemSieg hätte er zwei VIP-Tickets zu einem Bun-desliga-Spiel seiner Wahl gewonnen. So gabes „nur“ den Sieg in der vereinsinternen Tor-wand-Wertung – und das Lob von Slomka: „HastDu schon einen Vertrag? Wir gehen mal kurz

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Ein Trio aus der Kreisklasse schafft es an die ZDF-Torwand

Drei unten, drei obenNiklas Schweizer, Sebastian Hartmann und Daniel Heine spielen in der B-Junioren-Mannschaftder SpVgg Bollschweil-Sölden, Kreisklasse 1, Bezirk Freiburg. In der vergangenen Saison sindsie Tabellensiebter von zehn Teams geworden, und vermutlich wird keiner der Jungs es mal indie Bundesliga schaffen. Im ZDF-Sportstudio waren sie dafür schon. Binnen zwei Monaten tra-ten alle drei an der legendären Torwand gegen prominente Gegner an. DFB.de-Redakteur GereonTönnihsen hat sich mit ihnen über diesen außergewöhnlichen Dreierpack unterhalten.

Schweizer – Kahn 1:3

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Treffsicheres Trio aus dem Schwarzwald(von links): Sebastian Hartmann, NiklasSchweizer und Daniel Heine.

nach hinten.“ Dazu kam es nicht, dennoch,sagt Daniel, „war es schon spannend, so eineFernsehsendung mal zu erleben und solcheLeute kennenzulernen“.

Der Reiz, einmal im Fernsehen gegen einenPromi anzutreten, war für die drei die größteMotivation. Im Klubtraining hatten sie vor-her nie auf die Torwand geschossen. Nur malso zwischendurch. Und jetzt? „Manchmalnoch“, sagt Sebastian. Ihren großen Auftritthatten sie ja schon. Jetzt wartet wieder dieKreisklasse.

Heine – Slomka 3:3

Hartmann – Höwedes 0:1

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Auch bei den nachfolgenden Abstim-mungen der Aktion standen aus denunteren Klassen des deutschen Fuß-

balls meistens auch Fallrückzieher zurWahl. „Das war in dieser Häufung sicherlichZufall“, sagt FUSSBALL.de-RedaktionsleiterJohannes Kaufmann. Er wählt gemeinsammit dem Team des Internetportals dieschöns ten Treffer aus. „Fallrückzieher seheneinfach immer gut aus. Wir haben aber auchhammerharte Weitschüsse, gefühlvolle Lup-fer und atemberaubende Dribblings imAngebot“, sagt Kaufmann und ergänzt: „Esist wirklich verblüffend, was in den deut-schen Amateurklassen für tolle Tore fallen.Die Spieler der unteren Ligen müssen sich

in diesem Punkt hinter den Profis keines-falls verstecken.“

Kaufmann unterstreicht noch einmal, dassjeder mitmachen kann. „FUSSBALL.de prä-miert wöchentlich das eleganteste, spekta-kulärste oder verrückteste Tor des deutschenAmateurfußballs“, sagt er. „Das Voting-Video wird aus allen aktuellen User-Uploadsin der Community zusammengestellt.“

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ist, vor allem Torszenen aus dem aktuellenSpielbetrieb zu prä sentieren, sollte das Videonicht älter als vier Wochen sein.

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Warum ein kleiner Verein mit seinem ungewöhnlichen Namen gut leben kann

Mitten im SommerlochFrauen-WM, Ligacup, Bundesliga-Start. Der Fußball hat wirklich alles dafür getan, das Sommerloch so klein wie mög-lich zu halten. Und trotzdem: Auch im Fußball gibt es ein Sommerloch. Und das seit 90 Jahren. Wer sich davon über-zeugen will, muss sich auf den Weg in die Pfalz machen. Zwischen Weinbergen liegt die Heimat des kleinen Sportver-eins mit diesem ungewöhnlichen Namen. Der freie Journalist Oliver Trust hat sich für das DFB-Journal auf eine Reiseins Sommerloch begeben.

Volker Fritz kennt (das) Sommerloch. In-und auswendig sogar. Er wohnt dort. Fastjedenfalls. Genau genommen wohnt der

55-jährige Vereinsvorstand in Gutenberg.Neben Sommerloch. Jeden Sommer kommtirgendeiner und sucht Kurioses. Fernsehgrößenfür ihre Shows und Journalisten, immer wie-der Journalisten. Man hat sich gewöhnt daran.Manchmal kommen auch echte Einbrecher.Dreimal versuchten die, sich im Sommerlocham Rande von Sommerloch die Taschen zufüllen. Ein ziemlich aussichtsloser Plan. ImKlubheim gibt es keine Kasse mit Geld, nichtswirklich Wertvolles, es sei denn man sammeltPokale, die die Jugendteams des SV 1921 gewon-nen haben.

Am Ortsrand von Sommerloch, neben dembeschaulichen Sträßlein „Auf dem Sportfeld“,sind die grauen Rollläden unten. Etwas zer-zaust flattert die deutsche Flagge am wei-ßen Mast. Das Vereinsheim des SV Sommer-loch ist geschlossen. Im Sommerloch ist dasmeistens so, dann ruht der Spielbetrieb des320-Mitglieder-starken Fußballvereins ebensowie das politische Leben in der HauptstadtBerlin. Die Schlagzeilen-Lücke des soge-nannten Sommerlochs zu füllen, gelingt

dann mit wenig Aufwand und meist mit unsin-nigen Nachrichten. In Sommerloch erträgt mandie Gäste mit Gleichmut.

Auf dem Rasen neben dem Klubheim übri-gens gibt es kein einziges Loch. Seit einigenMonaten spielt die Spielgemeinschaft Som-merloch-Braunweiler auf einem Kunstrasenin der Bezirksklasse. Dass es der Klubgeschafft hat, einen rund 320.000 Euro teu-ren Kunstrasen zu bauen, ohne Zuschüsse vonLand und Kreis, ging glatt bei manchem imSommerloch verloren. Dabei ist das mehr alseine kleine Sensation. Die Gemeinde, unweitvon Bad Kreuznach, eingebettet in Weinbergeund sanfte Hügel, hat mit 150.000 Euro gehol-fen. Trotzdem ist der kleine Klub schulden-frei. Sommerloch kann sich das ganze Jahrüber auf viele Sponsoren verlassen. Der guteRuf zahlt sich aus.

Dabei hat auch der SV Sommerloch gegennamhafte Konkurrenz zu kämpfen. Ein Stein-wurf vom Klubheim entfernt weht eine Fahnemit dem Emblem des aktuellen Deutschen Meis - ters Borussia Dortmund. „Es gibt auch einenSchalker“, sagt Volker Fritz und grinst. Undes gibt Bayern-Anhänger in einem Landstrich,

der als „FCK-Land“ gilt und in dem ansonstenauch Fans des FSV Mainz 05 leben.

In der Gastwirtschaft in der Brunnengasse 1hängt ein Bayern-Poster der Saison 2010/2011.Bei Titelgewinnen der Münchner gibt es einbesonderes Etikett auf einem roten „Meister“-Tropfen. Hier im Gasthaus des Weinguts GundolfTullius wurde der Sportverein am 28. Januar1921 gegründet. Dass dort (fast) alles anfing,was den deutschen Fußball heute ausmacht,zeigt ein Blick an die Wand. Die Weltmeistervon 1954 sind im Bilderrahmen zu sehen. Auto-gramme dazu. Der Spielplan der Frauen-WMhängt gleichberechtigt nicht weit weg. DieBegeisterung um die Frauen-WM half Som-merloch 2011, mehr als sonst in Ruhe gelas-sen zu werden.

Dabei sieht man draußen an der Hauswanddas Sommerloch in seiner ganzen Pracht. Einunspektakulärer Schaukasten. „SG Braun-weiler-Sommerloch“ steht drüber. Sonst gäh-nende Leere. Nächstes Spiel: - , gegen: - ,Anstoß: _, 2. Mannschaft: _ . Das erste Spielder „Ersten“ findet Mitte August statt, vorwahrscheinlich 50 bis 70 Zuschauern. Wie sonstauch.

Idylle und Ruhe pur:

Fachwerkhäuser

im beschaulichen

Weinort in der Pfalz.

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Doch, doch – man kann Sommerloch verpas-sen. Die Hauptstraße, an den fein geschnitz-ten Holzschildern der Nahe-Weinköniginnenund Nahe-Weinprinzessinnen Andrea, Antoi-nette, Martina und Christina, an gepflegtenVorgärten entlang, leicht abschüssig und sanftkurvig – dann ist alles vorbei. Ein paar Hun-dert Meter Sommerloch. Über 850 Jahre istdas Weindorf alt. In zehn Jahren wird der SV100. Bis dahin will Volker Fritz weitermachen.Das wäre ein Ziel, meint er.

Auf dem Kunstrasen ist jeder Zentimeter „ver-kauft“ an kleine Sponsoren. Die Namen derSpender stehen auf einem Rasenplan im heuteverwaisten Klubheim. Am Zaun hinter demTor hängt ein Transparent. „SV Sommerloch1921 e.V“. Man muss auf dieser Seite im Straf-raum genau zielen, sonst landet der Ballwomöglich im angrenzenden Weinberg mit-ten im Riesling. Gleich nebenan drei grüneHallen. Ein Holzhandel, ein Gerüstbauer undein Saatgutbetrieb. Ländliche Idylle.

Und trotzdem: Die Ortsschilder gehören zu denmeist fotografierten. Es gibt – im Sommerlochbei Nachrichtendürre – Bilderserien kurioserOrtsnamen. Sommerloch ist immer dabei.

Dass Jürgen „Ed“ Wilhelm am 2. Oktober 1983ein Seitfallziehertor für Hassia Bingen gegenden FC Homburg erzielt hat, das erst „Tor desMonats Oktober“ wurde und später „Tor desJahres“, wissen nur noch Insider wie Fritz,der seit 22 Jahren Vorsitzender ist. Der ehe-malige BVB-Profi Wilhelm spielt heute bei denAlten Herren des SV Sommerloch. Und dasist dann auch eine schöne Randnotiz, wennnicht gerade Sommerloch ist.

Gähnende Leere auf dem Sportplatz des SV Sommerloch:Vereinsvorstand Volker Fritz wartet sehnsüchtig auf denAnpfiff der nächsten Saison.

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DFB und DFL in Gremien derUEFA stark vertreten Der Deutsche Fußball-Bund und die DeutscheFußball Liga GmbH werden auch in den kom-menden zwei Jahren gut in wichtigen Kom-missionen der Europäischen Fußball-Union(UEFA) vertreten sein. Auf der Sitzung des Exe-kutivkomitees im schweizerischen Nyonwurde DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger alsVorsitzender der UEFA-Rechtskommissionsowie als Mitglied der Finanzkommission undder Kommission zur Entwicklung des Fußballsbestätigt. Darüber hinaus gehören mit Generalsekre-tär Wolfgang Niersbach, Vizepräsidentin Han-nelore Ratzeburg, Vizepräsident Dr. Hans-Die-ter Drewitz, Sportdirektor Matthias Sammerund Herbert Fandel weitere hochrangige DFB-Vertreter den europäischen Gremien an. AusReihen der DFL wurden Peter Peters, AnsgarSchwenken sowie Karl Hopfner berufen. Wei-tere Vertreter des deutschen Fußballs wer-den zudem in den UEFA-Ausschüssen sitzen,die den Kommissionen angegliedert sind undnoch besetzt werden. Die deutschen Vertreter in UEFA-Kommissio-nen: Dr. Theo Zwanziger (Vorsitzender der UEFA-Rechtskommission, Mitglied der UEFA-Finanz-kommission, Stellvertretender Vorsitzenderder UEFA-Kommission für Entwicklung und

technische Unterstützung) – Wolfgang Niers-bach (Mitglied der UEFA-Kommission fürNationalmannschafts-Wettbewerbe) – Han-nelore Ratzeburg (2. Stellvertretende Vorsit-zende der UEFA-Kommission für Frauenfuß-ball) – Dr. Hans-Dieter Drewitz (Mitglied derUEFA-Kommission für Junioren- und Ama-teurfußball) – Matthias Sammer (Mitglied derUEFA-Fußballkommission) – Herbert Fandel(Mitglied der UEFA-Schiedsrichterkommis-sion) – Hans E. Lorenz (Mitglied der Kontroll-und Disziplinarkammer der UEFA) –Goetz Eilers(Mitglied des UEFA-Berufungssenats) – KarlHopfner (Mitglied der UEFA-Kommission fürKlubwettbewerbe) – Ansgar Schwenken (Mit-glied der UEFA-Kommission für Stadien undSicherheit) – Peter Peters (Mitglied der UEFA-Klublizenzierungskommission) – Prof. Dr. TimMeyer (Mitglied der UEFA-Medizinkommission) –Denni Strich (Mitglied der UEFA-Beratungs-kommission für Marketingfragen).

Deutschland holt Bronzebei Gehörlosen-EMDie deutsche Gehörlosen-Nationalmann-schaft hat bei der Europameisterschaft inDänemark den dritten Platz erreicht. ZumAbschluss feierte das Team von Trainer FrankZürn ein souveränes 4:0 gegen Großbritan-nien. Damit sicherte sich die deutsche Mann-

schaft gleichzeitig die Teilnahme an den Deaflympics 2013. In der Vorrunde hatteDeutsch land gegen die Briten noch 0:1 ver-loren. Im Finale standen sich Russland unddie Ukraine gegenüber.

Jury-Empfehlung zum Neubaudes DFB-FußballmuseumsDie Jury des Architekten-Wettbewerbs zum Neubau des DFB-Fußballmuseums hat in ihrer finalen Preisrichtersitzung zweierste Plätze und einen dritten Platz verge-ben. Die beiden ersten Plätze des Wettbe-werbs erkannte die Jury den Büros HPP Hentrich-Petschnigg + Partner (Düsseldorf)sowie pmp Architekten aus München zu. Derdritte Platz ging an das Büro ARGE Peter-sen BWM Architekten und Partner (Dort-mund). Die drei Büros hatten ihre Entwürfein einer zweiten Wettbewerbs phase über-arbeiten müssen.Die Stiftung DFB-Fußballmuseum gemein-nützige GmbH wird als Bauherrin und zukünf-tige Betreiberin des Museums einen der dreiPreisträger mit der Umsetzung ihres jewei-ligen Entwurfs beauftragen. Die Entscheidunghierüber fällt in einem Verhandlungsverfahrenmit den drei Architekturbüros, in das die Stiftung DFB-Fußballmuseum in Kürze ein-treten wird.

NachrichtenNamen

Gedankenaustausch: Dr. Theo Zwanziger mit UEFA-Präsident Michel Platini.

Einer der prämierten Entwürfe zum Neubau des DFB-Fußballmuseumsvon pmp Architekten aus München.

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NamenNachrichten

Der Baubeginn des DFB-Fußballmuseums sollnach der Planungs- und Genehmigungsphaseim zweiten Quartal 2012 erfolgen. Das DFB-Fußballmuseum wird in bester City-Lage direktgegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhofauf einer Grundstücksfläche von rund 6.000Quadratmetern errichtet. Die Eröffnung istfür 2014 vorgesehen.

Siegerehrung beim Jugendfoto-preis: „Wir!sind!Fußball!“Sie zeigen packende Torszenen in tollen Far-ben und schönem Licht, jubelnde Sieger mitabgeschürften Knien und Medaillen in derHand, aber auch nachdenkliche Szenen vorund nach dem Spiel in eindrucksvollenDetails, die komplette Geschichten erzählen.Arbeiten wie diese wurden jetzt im Bundes-presseamt in Berlin mit dem DeutschenJugendfotopreis 2011 ausgezeichnet. 2.000Kinder und Jugendliche sowie junge Erwach-sene bis 25 Jahre nahmen an dem seit 1961bestehenden Wettbewerb teil.Die DFB-Kulturstiftung war in diesem Jahr imRahmen ihres Programms „SPIELRAUM 2011“anlässlich der Frauen-Weltmeisterschaft alsFörderer des Fotopreises in dem Teil des Wett-bewerbs involviert, der unter dem Thema„Wir!sind!Fußball!“ stand. Zudem unterstütztedas Bundesministerium für Familie, Senioren,

Frauen und Jugend den Preis für die Nach-wuchsfotografen, der neben „Jugend forscht“und „Jugend musiziert“ zu den renommier-testen Bundeswettbewerben gehört.Die 28 Preisträger in verschiedenen Alters-gruppen und verschiedenen Themen-Be reichen kommen aus ganz Deutschland.Neben den Geldprämien in Höhe von bis zu500 Euro für die ersten Plätze gab es auchFreikarten zum Eröffnungsspiel der Frauen-WM im Olympiastadion in Berlin zwischenDeutschland und Kanada.Die Hauptpreisträger des Deutschen Jugend-fotopreises 2011 beim Sonderthema „Wir!sind!Fußball!“: Alterklasse A (bis 10 Jahre): 1. Preis: Fenja Pfeiffer (8 Jahre/Liederbach).Altersklasse B (11 bis 15 Jahre): 1. Preis: Lisa Wagner (13/Zerf). Altersklasse C (16 bis20 Jahre): 1. Preis: Max Eicke (20/Dortmund).Gruppenpreise: Fotogruppe des TuS Lindlar/JH Lindlar und Foto-AG der Gemeinschafts-Grundschule Wuppertal-Nützenberg.

Hannelore Ratzeburg erhält Elisabeth-Selbert-Preis 2011 Große Ehre für Hannelore Ratzeburg. Der Eli-sabeth-Selbert-Preis 2011 wurde in diesem Jahran die DFB-Vizepräsidentin für Frauen- undMädchenfußball verliehen. „So wie sich Eli-sabeth Selbert für den Grundsatz ‘Männer und

Frauen sind gleichberechtigt’ stark machte,hat sich Hannelore Ratzeburg für die Chan-cengleichheit und gleichberechtigte Teilhabevon Frauen und Männern im Sport eingesetzt“,erklärte Stefan Grüttner, der hessische Sozial -minister und Präsident der Jury des Elisa-beth-Selbert-Preises. Die Jury freue sich, so der Sozialminister, imJahr der Frauenfußball-Weltmeisterschaft mitder Auszeichnung des Engagements von Han-nelore Ratzeburg, auf den langen und inten-siven Weg aufmerksam zu machen, den esbedurfte, um dem Frauenfußball den hohenöffentlichen Stellenwert zu geben, den er heutehat. „Es ist dem hartnäckigen Engagementvon Hannelore Ratzeburg zu verdanken,dass sich Frauen heute im Fußball genausoverwirklichen können wie Männer“, so derMinister weiter. „Hannelore Ratzeburg hat gro-ßen Anteil daran, dass der Frauenfußball inden vergangenen Jahrzehnten einen enor-men Aufschwung genommen hat.“

DFB-Pokalfinale der Frauen bis 2015 in KölnDas RheinEnergieStadion in Köln wird auchin den kommenden vier Jahren der Austra-gungsort des Endspiels im Wettbewerb umden DFB-Pokal der Frauen sein. Dies hat dasPräsidium des Deutschen Fußball-Bundes

Ehrte Hannelore Ratzeburg: Hessens Sozialminister Stefan Grüttner.

„Wir!sind!Fußball!“ Dieses Foto zählte zu den 28 Preisträgern beim diesjährigenJugendfotopreis.

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beschlossen. „Die Endspiele in den vergan-genen beiden Jahren waren schon sehr beein-druckend. Der Zuschauerzuspruch war sehrgut und hat unsere Entscheidung bestätigt,das Pokalfinale der Frauen räumlich von dem der Männer zu trennen“, sagt HanneloreRatzeburg.2010 fand das Endspiel erstmals in Köln statt.Mehr als 26.000 Zuschauer sahen den 1:0-Tri-umph des FCR Duisburg gegen den FF USVJena. Zuvor war das Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen seit 1985 gemeinsam mitdem Finale der Männer im Berliner Olympia-stadion ausgetragen worden.

Drei neue Schiedsrichter in der 2. Bundesliga 21 statt bislang 22 Schiedsrichter werden indieser Saison in der Fußball-Bundesliga zumEinsatz kommen. Einer entsprechenden Ent-scheidung der Schiedsrichter-Kommissionstimmte das DFB-Präsidium zu. In der 2. Bun-desliga wird es hingegen drei neue Gesich-ter unter den 20 Unparteiischen geben. Auf-grund ihrer konstant guten Leistungen in derabgelaufenen Drittliga-Saison werden MartinPetersen, Benjamin Cortus und Marcel Ungerfortan in der zweithöchsten Spielklasse zumEinsatz kommen. – Die Schiedsrichter der Sai-son 2011/2012 im Überblick:

Bundesliga: Deniz Aytekin, Dr. Felix Brych,Christian Dingert, Dr. Jochen Drees, Marco Fritz,Peter Gagelmann, Manuel Gräfe, Robert Hart-mann, Thorsten Kinhöfer, Knut Kircher, Flo-rian Meyer, Günter Perl, Babak Rafati, MarkusSchmidt, Peter Sippel, Wolfgang Stark, MichaelWeiner, Tobias Welz, Markus Wingenbach, GuidoWinkmann, Felix Zwayer.2. Bundesliga: Christian Bandurski, TobiasChrist, Benjamin Cortus, Bastian Dankert, Chris -tian Fischer, Norbert Grudzinksi, PatrickIttrich, Robert Kampka, Robert Kempter,Chris tian Leicher, Thomas Metzen, HarmOsmers, Martin Petersen, Thorsten Schriever,Daniel Siebert, Bibiana Steinhaus, FlorianSteuer, Tobias Stieler, Marcel Unger, Frank Wil-lenborg.

Trauer um 54er-WeltmeisterUli BiesingerDer Deutsche Fußball-Bund trauert um denehemaligen Nationalspieler Uli Biesinger.Der Weltmeister von 1954 starb am 18. Juni2011 im Alter von 77 Jahren. Biesinger gehörtebei der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweizzum deutschen Aufgebot, kam allerdings imTeam von Bundestrainer Sepp Herberger beider WM nicht zum Einsatz. Biesinger bestrittzwischen 1954 und 1958 sieben Länderspielefür Deutschland.

Der Schwabe war 1954 der jüngste deutscheWM-Fahrer und wurde als letzter Spieler von Herberger ins Aufgebot berufen. Das galtals große Überraschung, denn der damals 20-Jährige hatte noch kein Länderspiel fürdie DFB-Auswahl bestritten. Seine Premierefeierte er erst einige Monate später beim 0:2 gegen Belgien in Brüssel. Biesinger spieltewährend seiner Nationalmannschafts-karriere für den BC Augsburg, später auchfür den SSV Reutlingen.Nach einer Meniskusoperation musste er seineKarriere 1966 im Alter von 33 Jahren been-den. Noch im Mai dieses Jahres hatte sichBiesinger über den erstmaligen Aufstieg desFC Augsburg, dessen Spiele er regelmäßigbesuchte, in die Bundesliga freuen können.Der Deutsche Fußball-Bund wird Uli Biesingerein ehrendes Andenken bewahren.

NachrichtenNamen

Tolle Stimmung, gute Zuschauerresonanz: Bis 2015 werden die Endspieleum den DFB-Pokal der Frauen in Köln ausgetragen.

Starb am 18. Juniim Alter von 77 Jahren: der 54er-Weltmeister Uli Biesinger.

„Schiedsrichter des Jahres 2010/2011“: Manuel Gräfe aus Berlin.

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Mittelrhein

FairPlayLiga etabliert„Den Kindern das Fußballspiel zurückgeben“:Unter diesem Motto veranstaltete der Fuß-ball-Verband Mittelrhein (FVM) in der Sport-schule Hennef einen Workshop. Mitarbeiteraus den neun FVM-Fußballkreisen sowieanderen Landesverbänden des Deutschen Fuß-ball-Bundes informierten sich über die Umset-zung der FairPlayLiga. Zu Gast waren auchReferenten wie der Vorsitzende  der DFB-Schiedsrichter-Kommission und Schirm-herr der FairPlayLiga, Herbert Fandel, sowieDr. Babett Lobinger von der Deutschen Sport-hochschule Köln und Ralf Klohr, Ideengeberdes Projekts 2007 in Aachen.

„Kindgerechter Fußball = Erlebnisfußball“ isteine zentrale Idee der FairPlayLiga, die inAachen seit vielen Jahren mit Erfolg im F-Junio-ren-Bereich umgesetzt wird und seit der Rück-runde in allen Kreisen des Fußball-VerbandesMittelrhein mindestens als Pilotprojekt zumTragen kommt. Dabei unterliegen die Spieleder FairPlayLiga besonderen Regeln.

Den Trainern kommt bei der Umsetzung diezentrale Rolle zu. „Sie sind Vorbilder. Sietragen die Botschaft an die Kinder, aberauch an die Eltern weiter“, erklärt FVM-Jugend-Bildungsreferent Oliver Zeppenfeld.„Daher ist es besonders wichtig, vor allemdie Trainer umfassend zu informieren und

zu schulen. Auch bei den Eltern besteht nochAufklärungsbedarf.“ Schon jetzt hat sich dieFairPlayLiga in den Kreisen des Fußball-Ver-bandes Mittelrhein etab liert und stößt auchin anderen Landesverbänden des DFB auf Inter-esse. Denn die FairPlayLiga bestärkt denUrsprungsgedanken des Kinderfußballs: denKindern Erlebnisfußball und Spaß zu ermög-lichen und sie so altersgerecht und best-möglich in ihrer Entwicklung zu fördern.

Ellen Bertke

Thüringen

Dr. Tomaschewski neuer PräsidentDer Thüringer Fußball-Verband (TFV) hat einen neuen Präsidenten. Der Altenburger Dr. Wolfhardt Tomaschewski löste beim außerordentlichen Verbandstag in Erfurt Rainer Milkoreit (Apolda) an der Spitze desmit glieder stärksten Sportfachverbandes vonThüringen ab.

Der bisherige Vizepräsident Tomaschewskiwurde von den 122 Delegierten einstimmiggewählt. Milkoreit, der inzwischen Vize-präsident des Deutschen Fußball-Bundesund Präsident des Nordostdeutschen Fuß-ballverbandes ist, hatte sein Amt im Thü-ringer Fußball-Verband nach 17 Jahren zurVerfügung gestellt. Auf Vorschlag des Vor-stands wurde er zum Ehrenpräsidentenernannt.

„Einfach spielen lassen“: Die FairPlayLiga soll den Kindern vor allemeins vermitteln: die Freude am Fußball.

Neuer zweiter Mann im TFV ist Udo Penßler-Beyer (Bollstedt). Er fungiert seit 2004 alsSchiedsrichter-Obmann und wird diese Funk-tion bis zum ordentlichen Verbandstag im Jahr 2012 weiter ausfüllen.           

Ulrich Hofmann

Schleswig-Holstein

Uwe Seeler Namens-PateNach arbeitsintensiven Wochen und Mona-ten hat der Schleswig-Holsteinische Fuß-ballverband (SHFV) offiziell die Umbaumaß-nahmen an der Sportschule Malente ein- geleitet. „Wir freuen uns alle auf das neuemoderne Erscheinungsbild unserer Sport-schule“, sagte SHFV-Präsident Hans-LudwigMeyer nach der Enthüllung des Bauschildsam historischen Eingang der Sportschule.

Diese Vorfreude teilte Meyer auch mit UweSeeler. Der Ehrenspielführer der National-mannschaft war nach Malente gekommen,um diesem wichtigen Kapitel in der Geschichteder Sportschule beizuwohnen. „Ich habe zumeiner aktiven Zeit und auch danach vieleschöne Tage in Malente verbracht und binfroh, dass die Tradition der Sportschule nunverbunden wird mit einer modernen Anlage“,so Seeler bei der offiziellen Feier, der auchDFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher bei-wohnte. Uwe Seeler wurde noch eine beson-dere Ehre zuteil. Der 74-Jährige wird ab sofort

Dem Thüringer Fußball verbunden (von links): Udo Penßler-Beyer, Rainer Milkoreit und Dr. Wolfhardt Tomaschewski.

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Namens-Pate der Sportschule Malente sein.„Uwe Seeler ist spätestens seit der Vorbe-reitung auf die Weltmeisterschaft 1970 inMexiko mit der Sportschule verbunden und vertritt den Fußball wie kein Zweiter. Esist eine besondere Ehre für den StandortMalente, dass Uwe Seeler die Namens- Paten-schaft für die Sportschule übernimmt“, soMeyer bei der Bekanntgabe.

Dank sagte der SHFV-Präsident aber auchdenjenigen, die dieses Projekt erst mög-lich gemacht haben: „Ohne die Unterstüt-zung von Bund und Land hätten wir diese Maßnahme nicht realisieren können.“Darüber hinaus unterstützten auch der Deutsche Fußball-Bund und der Nord-deutsche Fußball-Verband die Umbau-maßnahmen mit entsprechenden Darlehen.Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt3,715 Millionen Euro.

Tobias Kruse

Saarland

Schumann wiedergewähltAuf dem ordentlichen Verbandstag des Saar-ländischen Fußballverbandes (SFV) in Pütt-lingen ist Franz-Josef Schumann als Präsi-dent für weitere drei Jahre wiedergewähltworden. Das gilt auch für Vizepräsident Bern-hard Bauer, Justiziar Heinz Haupenthal, denVorsitzenden des Spielausschusses, AdalbertStrauß, Hans-Peter Becker (VorsitzenderJugend ausschuss), Heribert Ohlmann (Vor-sitzender Schiedsrichter-Ausschuss) undPressesprecher Harald Klyk. Neu im Vorstandsind Vizepräsident Adrian Zöhler und Schatz-meister Karl-Heinz Hilpert.

Horst Hilpert, der Ende 2009 nach 40 Jah-ren seine ehrenamtliche Tätigkeit beimSaarländischen Fußballverband beendethatte, und Friedel Läpple, der 15 Jahre Vize-präsident des SFV war, wurden zu Ehren-mitgliedern ernannt.

Harald Klyk

Westfalen

„Einfach Fußball spielen“„Fußball ist einfach. So einfach, dass er auchvon behinderten Menschen gespielt werdenkann“, bringt es Hermann Korfmacher, Prä-sident des Fußball- und Leichtathletik-Ver-bandes Westfalen (FLVW) und Kuratoriums-mitglied der Sepp-Herberger-Stiftung, auf denPunkt. Bei Rot-Weiss St. Vit in Rheda-Wie-denbrück haben die Kinder und Jugendlichenmit geistiger oder Lern-Behinderung aus demgesamten Gebiet des Kreises Gütersloh eineHeimat gefunden und machen das, was sieam liebsten mögen: einfach Fußball spielen.

„Einfach Fußball“ – so lautet der Name eineswissenschaftlich begleiteten Pilotprogrammszur Förderung des Fußballs für Schülerinnenund Schüler mit einer geistigen oder Lern-Behinderung. Gemeinsam mit dem DeutschenFußball-Bund beziehungsweise der ihm ange-schlossenen Sepp-Herberger-Stiftung initiiertdie Bayer AG dazu Patenschaften zwischenFußballvereinen und Förderschulen mit denSchwerpunkten „Geistige Entwicklung“ und„Lernen“. Insgesamt elf Fußballklubs habensich dem Projekt angeschlossen. Als einer derersten Vereine war Rot-Weiss St. Vit an dieVerantwortlichen herangetreten.

Carola Adenauer

Mit viel Geduld gehen die Trainer undBetreuer in St. Vit zu Werke.

Uwe Seeler und zahlreiche Ehrengäste nahmen an der Enthüllung des Bauschildsam Eingang der Sportschule Malente teil.

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Heimspiel: Das DFB-Journal zu Besuch bei ehemaligen Nationalspielern

Querdenkeraus dem KohlenkellerAm 5. September feiert Paul Breitner seinen60. Geburtstag. Die Haare sind grauer gewor-den, aber sonst ist er noch immer gut in Form.Und eigentlich hat er sich in den Jahren auchsonst kaum geändert. Den Fußball liebt er immernoch, seinen FC Bayern München auch. Undwas macht ein Weltmeister von 1974 heute sonstso? DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth hatBreitner in seinem Büro zum „Heimspiel“ ander Säbener Straße besucht. Teil 1 der Serieüber deutsche Nationalspieler, ihre Geschichte,Geschichten und ihre Gegenwart.

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Paul Breitner kommt die Treppe herun-ter und öffnet die Glastür. Säbener Straße,ein kühler Julitag, der Regen fällt quer.

Anfang der 70er-Jahre stand hier noch die„Holzhütte“, von der Franz Beckenbauer sogerne spricht. Heute residiert ein Weltvereinund ein Wirtschaftsfaktor auf der rechten Isar-seite. Es ist viel passiert. Das Klubgelände istgroß wie ein Stadtviertel.

Die grauen Haare lassen erahnen, dass er am5. September 60 Jahre alt wird, sein Gewichtverrät es nicht. Viel wird ihn nicht trennenvon den 73 Kilogramm, dem früheren Kampf-gewicht. Trotz des Wetters und einer Nieder-lage seiner Bayern im Ligacup ist Breitner blen-dend gelaunt. „Wir haben eine Bombenmann- schaft“, meint er, einen Durchmarsch hält er fürmöglich. Nein, eigentlich für wahrscheinlich.Er gehört zum innersten Zirkel. „Mir ist wurscht,wie man meine Aufgabe verkauft“, sagt er. „Chef-Scout“ heißt es offiziell, er selbst ver-steht sich als Botschafter der Bayernund repräsentiert den Klub bei Eventsder Wirtschaftspartner. Rund ums Jahr,rund um die Welt. Zudem ist er Bot-schafter des UEFA-Champions-League-Finales in München. De facto gehört PaulBreitner zur Gruppe derer, die über denWeg des FC Bayern München nach-denken. Er ist ein Mitdenker, einer, des-sen Meinung gehört wird im Kreis dergrößten Namen des Fußballs in Deutsch-land: Hoeneß, Rummenigge, Becken-bauer. Es ist ein exklusiver innersterZirkel.

Privat lebt er abgeschieden, fernab vomBlitzlicht. Mit seiner Frau Hildegardwohnt er in Brunnthal, einer 5.000-Ein-wohner-Gemeinde südlich von Mün-chen. Seit ein paar Jahren ist er Groß-vater, sein Sohn Max arbeitet in derBayern-Presseabteilung. Ein paar Maldie Woche fährt auch Paul Breitner indie Säbener Straße.

Und heute Morgen ist er froh. „Unterdem Strich liegen drei Jahre hinter uns,in denen es nicht passte. Jupp Heynckesgeht mit den jungen Spielern genausoseriös um wie mit den Superstars. Under will nicht die Nummer eins sein. EinTrainer kann nicht der wichtigste

Mann im Kader sein. Es braucht eine gewisseHomogenität – die haben wir mit Jupp.“

Mit Heynckes wurde er in den 70er-JahrenEuropa- und Weltmeister. Helmut Schön hatteden damals 19-Jährigen in die DFB-Auswahlberufen. „Es war eine gute Zeit, um als jun-ger Spieler in das Nationalteam zu kommen.Die Mannschaft stand vor einem evolutionä-ren Durchbruch“, sagt Breitner. Sein Debüt vorziemlich genau 40 Jahren wird er nie vergessen.Am Samstag gewannen die Bayern den DFB-Pokal, ein 2:1 über Köln nach Verlängerung, inUnterzahl zudem. Sonntags früh heiratete erseine Frau Hildegard, am Abend flog er nachFrankfurt. Am Dienstag, 22. Juni 1971, gab erin Oslo sein internationales Debüt, Gerd Mül-ler machte drei Tore, beim Schlusspfiff standes 7:1. Es war eine gute Zeit, um Nationalspielerzu werden. Breitner lacht.

Bei der Nationalmannschaft ging es für PaulBreiter damals steil nach oben, in Münchenführte sein Weg erst mal in einen Kohlenkeller.Eines Morgens kam er reingeschneit, der Ein-berufungsbescheid. „Das Theater um dieseSache hat mich fünf Monate gekostet. RobertSchwan hatte mir versprochen, dass ich nichtzur Bundeswehr müsse. Zumal ich in einerersten Untersuchung nur bedingt tauglichgemustert wurde“, ärgert er sich heute nochüber den Herbst 71, als er sich zehn Tage lang„bei Freunden und Bekannten in einigen Koh-lenkellern Oberbayerns“ versteckte. Er wollteeinfach nicht zur Armee. Weil er einen Wir-belschaden und Schwans Zusage hatte. Er hatteRecht, so sah er das damals: „Das war meineSturm- und Drang-Phase. Ich wollte mir garnichts gefallen lassen.“

Es half nichts. Am 1. Oktober 1971 musste derGefreite Breitner antreten. Er stand hinter der

Gulaschkanone und kippte Essen in dieBlechnäpfe der neuen Kameraden. Einpaar Monate später sollte Paul Breit-ner die Position des Außenverteidigersneu erfinden.

„Ich konnte kaum trainieren, statt-dessen schickte mich die Bundeswehrauf 36-Stunden-Märsche“, sagt er. ZuBeginn der Saison Stammspieler im Mit-telfeld der Bayern, war er in den erwei-terten Kader gerutscht, zum Auswärts -spiel nach Hannover am 21. Spieltagwar er nicht einmal mitgereist. „AmFreitagabend rief mich unser damali-ger Geschäftsführer Walter Fembeckan, es gäbe Ausfälle, ich soll sofort hin-terherfliegen. Als ich spät abends imHotel ankam, traf ich niemanden mehr.Am Morgen klopft es, Udo Lattek, derfragt: ‚Sag mal Paul, kannst Du Vertei-diger spielen?’ Ich habe sofort ‚Ja’ und‚Selbstverständlich’ gesagt und dannvon 8 Uhr bis zum Anstoß um 15.30 Uhrnachgedacht, wie ich das eigentlich hin-kriegen soll. Verteidiger – das war fürmich ein Horror.“

Damals wurde Mann gegen Manngespielt. Breitners Gegner war RudolfNafziger, der in der Saison 1964/65 zwölfTore für die Bayern geschossen hatte.„Mein Plan war: Ich greife selbst an

Heimspiel an der SäbenerStraße: Paul Breitner hatam Ball nichts verlernt.

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und jage ihn übers ganze Feld. Ich wusste,Nafziger ist nicht der Laufstärkste. Damalsgab es auf der Welt nur einen Verteidiger, derdie Position so offensiv interpretierte: Gia-cinto Facchetti von Inter Mailand. Aber denkannte ich gar nicht. Ich hatte auch nicht vor,die Position des Außenverteidigers neu zuerfinden. Ich wollte einfach nur von meinenSchwächen ablenken.“ Der Plan ging auf: Lat-tek war begeistert und Breitner kehrte zurückin die Stammformation. Zwei Monate spätermachte er in Oslo sein erstes A-Länderspiel.

Heute steht Paul Breitner auf der „FIFA 100“,der Liste der besten beim FIFA-Jubiläum 2004lebenden Fußballer. Er hat in zwei WM-Finalsein Tor erzielt. Er war der Prototyp des moder-nen Verteidigers und später in Madrid formteer sich zum Weltklasse-Spielgestalter. Welt-meister, Europameister, 1974 Europapokal derLandesmeister, fünf Deutsche Meisterschaf-ten mit den Bayern, zweimal Spanischer Meis–ter mit Madrid. Er gewann den deutschen undden spanischen Pokal.

Nach der Saison 1982/83 war Schluss. Paul Breit-ner beendete mit 32 Jahren seine Laufbahn.Was bis heute geblieben ist, ist das Bild einesSiegers, eines enorm torgefährlichen Spielers,eines Mannes, der nie unüberlegt zustimmte,der sich immer das Privileg der eigenen Mei-nung gegönnt hat. Dem es wichtiger war, sichtreu zu bleiben, als irgend jemandem auf dieSchulter zu klopfen. Sein Afro-Look ist bis heuteein ikonisches Bild der 70er-Jahre. „Ich bin keinSchönredner“, sagt er. „Ich konnte und wolltenie vor jedem einen Hofknicks machen.“ Schon

als 19-jähriger Junioren-Nationalspieler bestander darauf, gesiezt zu werden.

Paul Breitner hat nur 48 Länderspiele bestrit-ten, zwischen 1975 und 1981 kehrte er der Natio-nalmannschaft den Rücken. Oft wird berich-tet, sein Rücktritt sei eine Reaktion gewesenauf das WM-Bankett 1974 im Münchner Hilton,zu dem die holländischen, aber eben nichtdie deutschen Spielerfrauen geladen waren.„Schmarrn“, wehrt Breitner ab. „Das war ein-fach eine andere Zeit, wir Spieler wussten damitumzugehen. Ich bin 1975 zurückgetreten, weilReal Madrid meistens sonntags spielte undich dann nur einen Trainingstag mit der Natio-nalmannschaft hatte.“ Erst 1981 überzeugte

ihn Karl-Heinz Rummenigge, noch einmal insNationalteam zurückzukehren – die Geburts-stunde von „Breitnigge“.

Seine sechsjährige Auszeit hatte noch einenanderen Grund. Der Fußball, der Ende der 70er-Jahre in Deutschland gespielt wurde, gefielihm nicht. „Damals begann eine falsche Ent-wicklung. Wir wurden Fußball-Arbeiter. Wirwaren Weltmeister und hatten Kraft für zweiStunden und kamen auf die irrsinnige Idee,uns Kraft für vier Stunden anzutrainieren. DasGleichgewicht von Technik und Kraft verschobsich. Der Fußball sollte immer athletischerwerden, aber Fußballer sind keine Athleten.Plötzlich waren wir Kraftpakete, wir warenRumpelfußballer.“

Die Zeiten haben sich geändert, die National -mannschaft auch. Für Breitner ist Löws Teamder Favorit auf den WM-Titel 2014. Auch wegendes Bayern-Blocks – „ein Glück für die National -mannschaft“.

Lange hat er sich Zeit genommen, der Regenhat aufgehört. Dann spricht Paul Breitner nocheinmal über die Anfänge. „Mein erster Ver-trag bei Bayern brachte mir 800 Mark. Ichwollte mir mein Studium der Sonderpädago-gik finanzieren, dann nach zwei JahrenBilanz ziehen. Wäre ich nur Mittelmaß gewe-sen, hätte ich mit dem Profifußball aufgehörtund weiter studiert.“

Am Ende der ersten Saison war er Nationalspieler,am Ende der zweiten Europameister. Auf demFeld und außerhalb, Mittelmaß war er nie.

Zweiter Finalauftritt: Breitner im Bernabeu-Stadion im WM-Endspiel 1982 gegen Italien.

Schuss ins Glück: Der 22-jährige Paul Breitner trifft im WM-Finale gegen Holland.

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Impressum:DFB-Journal – 23. Jahrgang – Ausgabe 2/2011

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund (DFB)Otto-Fleck-Schneise 660528 Frankfurt/MainTelefon 069/6788-0www.dfb.de

Chefredakteur/verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker

Koordination/Konzeption: Thomas Dohren, Gereon Tönnihsen

Lektorat: Klaus Koltzenburg

Mitarbeiter in dieser Ausgabe: Niels Barnhofer, Stephan Brause, GregorDerichs, Maximilian Geis, Thomas Hackbarth,Roland Leroi, Steffen Lüdeke, Christof Kneer,Roy Rajber, Christian Sachs, Annette Seitz, Oliver Trust, Lars Wallrodt

Bildernachweis:Ackermann, AFP, Bongarts/Getty Images,Deutsche Presse-Agentur, firo, imago, Witters

Layout, technische Gesamtherstellung, Vertrieb und Anzeigen verwaltung: Ruschke und Partner GmbH, Hohemarkstr. 20,61440 Oberursel/Ts., Telefon 06171/693-0

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Das DFB-Journal erscheint vierteljährlich. Die Be zugs ge büh ren für ein Abonnement betragen jähr lich 12 Euro einschließlich Zustellgebühr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen.

Das WM-Turnier der Frauen ist vorbei –jetztwarten die nächsten Großereignisse. DieA-Nationalmannschaft geht mit einer her-

vorragenden Bilanz in die letzten Spiele derQualifikation für die Europameisterschaft2012 in Polen und der Ukraine. In bisher sie-ben Spielen gab es sieben Siege, 22:3 Tore. DieTeilnahme am kontinentalen Endturnier ist sogut wie sicher. Aber eben noch nicht ganz. DreiBegegnungen stehen noch an: die Heimspielegegen Österreich (2. September) und Belgien(11. Oktober) sowie die Partie in der Türkei (7. Oktober). Sind diese vorbei, wird klar sein,ob das Ticket gen Osten gebucht werden kann.Vorab schaut die DFB-Auswahl am 6. Septem-ber schon mal in Polen vorbei. Über all’ dieseSpiele wird das DFB-Journal berichten, eineEinordnung und Rückschau vornehmen, aberauch nach vorne blicken.

Das machen auch die U 21 und die Frauen. Fürbeide Teams beginnt die EM-Qualifikation, undbei beiden steht das Turnier erst 2013 an. Umsowichtiger ist es, gut zu starten, gleich die eige-nen Ambitionen zu festigen. Das Journal wirddie ersten Eindrücke auf dem Weg zur End-runde analysieren.

Dazu gibt es die gewohnten Hintergrundbe-richte, spannende Reportagen und Interviews,die Serie zum „kleinen Fußball“ ebenso wie derTreff mit großen Nationalspielern vergange-ner Tage. Und noch eine Menge mehr.

DFB-Journal 3/2011

DFB-Journal 2/2011106 |

Miroslav Klose – hier im Zweikampf mit Daniel van Buyten – erzielte im Hinspiel der EM-Qualifikation den 1:0-Siegtreffer für die deutsche Nationalmannschaft. Am 11. Oktobersteht in Düsseldorf das zweite Aufeinandertreffen an.

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Den Adler im Herzen,das Bitburger im Glas.