Insolvenz; Anwendung des Rechts des Staates der Verfahrenseröffnung; Eigentumsvorbehalt;...

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(32) Hierzu ist festzustellen, dass sowohl die Fo ¨ rderung der Mobilita ¨ t und der Integration von Behinderten als auch der Wille, das Bestehen einer gewissen Verbindung zwischen der Gesellschaft des betroffenen MS und dem Empfa ¨ nger einer Leistung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden sicherzustellen, zwar objektive Erwa ¨- gungen des Allgemeininteresses darzustellen vermo ¨ gen, die es rechtfertigen ko ¨nnen, dass die Freizu ¨ gigkeit der Unionsbu ¨ rger mo ¨glicherweise durch die Voraussetzun- gen fu ¨ r die Gewa ¨ hrung der Leistung beru ¨ hrt wird (vgl entsprechend Urteile D’Hoop, Rdn 38, vom 26. Oktober 2006, Tas-Hagen und Tas, C-192/05, Slg 2006, I-10451, Rdn 35, sowie vom 22. Mai 2008, Nerkowska, C-499/06, Slg 2008, I-3993, Rdn 37). (33) Allerdings muss auch die in Rdn 30 des vorliegen- den Urteils genannte Voraussetzung der Verha ¨ ltnisma ¨- ßigkeit gewahrt sein. Aus der Rsp ergibt sich, dass eine Maßnahme dann verha ¨ ltnisma ¨ ßig ist, wenn sie zur Errei- chung des verfolgten Zieles geeignet ist und nicht u ¨ ber das hinausgeht, was zu dessen Erreichung notwendig ist (vgl ua Urteil Tas-Hagen und Tas, Rdn 35 sowie die dort angefu ¨ hrte Rsp). (34) Was im Einzelnen den Grad der Verbundenheit des Empfa ¨ ngers einer Leistung mit der Gesellschaft des be- troffenen MS angeht, hat der Gerichtshof bereits zu Leis- tungen, die wie die im Ausgangsverfahren in Rede ste- hende nicht gemeinschaftsrechtlich geregelt sind, ent- schieden, dass die MS ein weites Ermessen in Bezug auf die Festlegung der Kriterien zur Beurteilung einer sol- chen Verbundenheit haben (vgl idS Urteil Tas-Hagen und Tas, Rdn 36). (35) Daher hat die Rsp unter bestimmten Vorausset- zungen nationale Regelungen fu ¨ r zula ¨ ssig erachtet, nach denen fu ¨ r den Nachweis eines gewissen Integrations- grads verlangt werden kann, dass der Empfa ¨ nger der fraglichen Leistung fu ¨ r eine gewisse Zeit in dem betroffe- nen MS gewohnt oder sich dort aufgehalten hat (vgl idS Urteile Bidar, Rdn 59, und Fo ¨rster, Rdn 50). (36) In Bezug auf eine Maßnahme wie die im Ausgangs- verfahren in Rede stehende, die Behinderten regelma ¨ ßige Fahrten innerhalb O ¨ sterreichs erleichtern soll, um sie in die inla ¨ ndische Gesellschaft zu integrieren, erscheinen der Wohnsitz oder der gewo ¨ hnliche Aufenthalt deshalb als geeignete Kriterien fu ¨r den Nachweis, dass eine Ver- bindung dieser Personen mit der Gesellschaft des betrof- fenen MS besteht, aufgrund deren sie, wie der GA in Nr 71 seiner Schlussantra ¨ ge ausgefu ¨ hrt hat, ua von ande- ren Kategorien von Nutzern unterschieden werden ko ¨n- nen, die das o ¨ sterr Straßennetz nur punktuell und zeit- weise benu ¨ tzen. (37) Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass im vor- liegenden Fall die im Ausgangsverfahren in Rede stehen- de nationale Regelung die Zurverfu ¨ gungstellung der kos- tenlosen Straßenvignette nicht zusa ¨ tzlich davon abha ¨ n- gig macht, dass der Betroffene seinen Wohnsitz oder sei- nen gewo ¨ hnlichen Aufenthalt in O ¨ sterreich fu ¨ r einen be- stimmten Mindestzeitraum begru ¨ ndet hat. (38) Die in den vorstehenden Rdn dargelegten Erwa ¨- gungen zu der Frage, ob die Voraussetzungen in Bezug auf den Wohnsitz und den gewo ¨ hnlichen Aufenthalt in einem angemessenen Verha ¨ ltnis zu den Zwecken stehen, die mit der im Ausgangsverfahren streitigen nationalen Regelung verfolgt werden, gelten umso mehr, als – wie die o ¨ sterr Regierung in der mu ¨ndlichen Verhandlung er- la ¨ utert hat, ohne dass die anderen Beteiligten, die vor dem Gerichtshof Erkla ¨ rungen abgegeben haben, dem wi- dersprochen ha ¨tten – die betreffenden Voraussetzungen weit ausgelegt werden, so dass auch andere verbindende Faktoren eine fu ¨ r die Zurverfu ¨ gungstellung der kostenlo- sen Vignette ausreichende Verbundenheit mit der o ¨ sterr Gesellschaft begru ¨ nden ko ¨ nnen. (39) Insb soll, wie die o ¨ sterr Regierung wa ¨ hrend der mu ¨ndlichen Verhandlung klargestellt hat, ein Behinder- ter, der zwar weder seinen Wohnsitz noch seinen gewo ¨hn- lichen Aufenthalt in O ¨ sterreich begru ¨ ndet hat, sich aber aus beruflichen oder perso ¨ nlichen Gru ¨ nden regelma ¨ ßig dorthin begibt, ebenfalls Anspruch auf kostenlose Zur- verfu ¨ gungstellung der Straßenvignette haben. (40) Daher ist festzustellen, dass die im Ausgangsver- fahren in Rede stehende nationale Regelung nicht u ¨ ber das hinausgeht, was zur Erreichung der mit ihr verfolg- ten Ziele notwendig ist. (41) Folglich ist auf die Vorlagefrage wie im Tenor zu antworten. Insolvenz; Anwendung des Rechts des Staates der Verfah- rensero ¨ ffnung; Eigentumsvorbehalt; Belegenheit der Sache DOI 10.1007/s00718-009-1497-5 Art 4 Abs 2 lit b, 7 Abs 1, 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/ 2000 des Rates vom 29. Mai 2000 u ¨ ber Insolvenzverfah- ren; Art 1 Abs 2 lit b der VO (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 u ¨ ber die gerichtliche Zusta ¨ n- digkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von E in Zivil- und Handelssachen: 1. Art 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/2000 des Rates vom 29. Mai 2000 u ¨ ber Insolvenzverfahren ist dahin aus- zulegen, dass die dort verwendete Formulierung „so- weit jenes U ¨ bereinkommen anwendbar ist‘‘ bedeutet, dass die Anerkennungs- und Vollstreckungsvorschrif- ten der VO (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22. Dezem- ber 2000 u ¨ ber die gerichtliche Zusta ¨ ndigkeit und die An- erkennung und Vollstreckung von E in Zivil- und Han- delssachen erst dann in Bezug auf andere als die in Art 25 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 genannten E fu ¨ r an- wendbar erkla ¨ rt werden ko ¨ nnen, wenn zuvor gepru ¨ ft wurde, ob diese E nicht vom sachlichen Anwendungs- bereich der VO Nr 44/2001 ausgeschlossen sind. 2. Die in Art 1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 vorgese- hene Ausnahme iVm Art 7 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 ist unter Beru ¨ cksichtigung des Art 4 Abs 2 lit b der letztge- nannten VO dahin auszulegen, dass sie nicht auf eine auf einen Eigentumsvorbehalt gestu ¨ tzte Klage eines Verka ¨ ufers gegen einen in Konkurs geratenen Ka ¨ ufer anwendbar ist, wenn sich die vom Eigentumsvorbehalt erfasste Sache zum Zeitpunkt der Ero ¨ ffnung des Insol- venzverfahrens u ¨ ber das Vermo ¨ gen des Ka ¨ ufers im MS der Verfahrensero ¨ ffnung befindet. [231] EuGH 10. 9. 2009, Rs C-292/08 (German Graphics Graphische Maschinen GmbH/Alice van der Schee [Konkursverwalterin der Holland Binding BV]) Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Ausle- gung der Art 4 Abs 2 lit b, 7 Abs 1 und 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/2000 des Rates vom 29. Mai 2000 u ¨ ber In- solvenzverfahren (ABl L 160, S 1) und des Art 1 Abs 2 lit b der VO (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 u ¨ ber die gerichtliche Zusta ¨ndigkeit und die Aner- kennung und Vollstreckung von E in Zivil- und Handels- sachen (ABl 2001, L 12, S 1). Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der German Graphics Graphische Maschinen GmbH (im Folgenden: German Graphics) und Frau van der Schee, Konkursverwalterin der Holland Binding BV (im Folgenden: Holland Binding), wegen der Voll- streckung eines Beschlusses eines deutschen Gerichts. Rechtlicher Rahmen (...) Ausgangsverfahren und Vorlagefragen German Graphics, eine Gesellschaft deutschen Rechts, schloss als Verka ¨ uferin mit Holland Binding, einer Ge- sellschaft niederla ¨ ndischen Rechts, einen Kaufvertrag # Springer-Verlag 2009 547 Rechtsprechung/Europarecht wbl 2009, Heft 11 November

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Page 1: Insolvenz; Anwendung des Rechts des Staates der Verfahrenseröffnung; Eigentumsvorbehalt; Belegenheit der Sache

(32) Hierzu ist festzustellen, dass sowohl die FoÈrderungder MobilitaÈ t und der Integration von Behinderten alsauch der Wille, das Bestehen einer gewissen Verbindungzwischen der Gesellschaft des betroffenen MS und demEmpfaÈnger einer Leistung wie der im Ausgangsverfahrenin Rede stehenden sicherzustellen, zwar objektive ErwaÈ-gungen des Allgemeininteresses darzustellen vermoÈgen,die es rechtfertigen koÈnnen, dass die FreizuÈ gigkeit derUnionsbuÈ rger moÈglicherweise durch die Voraussetzun-gen fuÈ r die GewaÈhrung der Leistung beruÈ hrt wird (vglentsprechend Urteile D'Hoop, Rdn 38, vom 26. Oktober2006, Tas-Hagen und Tas, C-192/05, Slg 2006, I-10451,Rdn 35, sowie vom 22. Mai 2008, Nerkowska, C-499/06,Slg 2008, I-3993, Rdn 37).

(33) Allerdings muss auch die in Rdn 30 des vorliegen-den Urteils genannte Voraussetzung der VerhaÈ ltnismaÈ-ûigkeit gewahrt sein. Aus der Rsp ergibt sich, dass eineMaûnahme dann verhaÈ ltnismaÈûig ist, wenn sie zur Errei-chung des verfolgten Zieles geeignet ist und nicht uÈ berdas hinausgeht, was zu dessen Erreichung notwendigist (vgl ua Urteil Tas-Hagen und Tas, Rdn 35 sowie diedort angefuÈ hrte Rsp).

(34) Was im Einzelnen den Grad der Verbundenheit desEmpfaÈngers einer Leistung mit der Gesellschaft des be-troffenen MS angeht, hat der Gerichtshof bereits zu Leis-tungen, die wie die im Ausgangsverfahren in Rede ste-hende nicht gemeinschaftsrechtlich geregelt sind, ent-schieden, dass die MS ein weites Ermessen in Bezug aufdie Festlegung der Kriterien zur Beurteilung einer sol-chen Verbundenheit haben (vgl idS Urteil Tas-Hagenund Tas, Rdn 36).

(35) Daher hat die Rsp unter bestimmten Vorausset-zungen nationale Regelungen fuÈ r zulaÈssig erachtet, nachdenen fuÈ r den Nachweis eines gewissen Integrations-grads verlangt werden kann, dass der EmpfaÈnger derfraglichen Leistung fuÈ r eine gewisse Zeit in dem betroffe-nen MS gewohnt oder sich dort aufgehalten hat (vgl idSUrteile Bidar, Rdn 59, und FoÈrster, Rdn 50).

(36) In Bezug auf eine Maûnahme wie die im Ausgangs-verfahren in Rede stehende, die Behinderten regelmaÈûigeFahrten innerhalb OÈ sterreichs erleichtern soll, um sie indie inlaÈndische Gesellschaft zu integrieren, erscheinender Wohnsitz oder der gewoÈhnliche Aufenthalt deshalbals geeignete Kriterien fuÈ r den Nachweis, dass eine Ver-bindung dieser Personen mit der Gesellschaft des betrof-fenen MS besteht, aufgrund deren sie, wie der GA inNr 71 seiner SchlussantraÈge ausgefuÈ hrt hat, ua von ande-ren Kategorien von Nutzern unterschieden werden koÈn-nen, die das oÈsterr Straûennetz nur punktuell und zeit-weise benuÈ tzen.

(37) Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass im vor-liegenden Fall die im Ausgangsverfahren in Rede stehen-de nationale Regelung die ZurverfuÈ gungstellung der kos-tenlosen Straûenvignette nicht zusaÈ tzlich davon abhaÈn-gig macht, dass der Betroffene seinen Wohnsitz oder sei-nen gewoÈhnlichen Aufenthalt in OÈ sterreich fuÈ r einen be-stimmten Mindestzeitraum begruÈ ndet hat.

(38) Die in den vorstehenden Rdn dargelegten ErwaÈ-gungen zu der Frage, ob die Voraussetzungen in Bezugauf den Wohnsitz und den gewoÈhnlichen Aufenthalt ineinem angemessenen VerhaÈ ltnis zu den Zwecken stehen,die mit der im Ausgangsverfahren streitigen nationalenRegelung verfolgt werden, gelten umso mehr, als ± wiedie oÈsterr Regierung in der muÈ ndlichen Verhandlung er-laÈutert hat, ohne dass die anderen Beteiligten, die vordem Gerichtshof ErklaÈrungen abgegeben haben, dem wi-dersprochen haÈ tten ± die betreffenden Voraussetzungenweit ausgelegt werden, so dass auch andere verbindendeFaktoren eine fuÈ r die ZurverfuÈ gungstellung der kostenlo-sen Vignette ausreichende Verbundenheit mit der oÈsterrGesellschaft begruÈ nden koÈnnen.

(39) Insb soll, wie die oÈsterr Regierung waÈhrend dermuÈ ndlichen Verhandlung klargestellt hat, ein Behinder-ter, der zwar weder seinen Wohnsitz noch seinen gewoÈhn-lichen Aufenthalt in OÈ sterreich begruÈ ndet hat, sich aberaus beruflichen oder persoÈnlichen GruÈ nden regelmaÈûigdorthin begibt, ebenfalls Anspruch auf kostenlose Zur-verfuÈ gungstellung der Straûenvignette haben.

(40) Daher ist festzustellen, dass die im Ausgangsver-fahren in Rede stehende nationale Regelung nicht uÈ berdas hinausgeht, was zur Erreichung der mit ihr verfolg-ten Ziele notwendig ist.

(41) Folglich ist auf die Vorlagefrage wie im Tenor zuantworten.

Insolvenz; Anwendung des Rechts des Staates der Verfah-renseroÈ ffnung; Eigentumsvorbehalt; Belegenheit der Sache

DOI 10.1007/s00718-009-1497-5

Art 4 Abs 2 lit b, 7 Abs 1, 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/2000 des Rates vom 29. Mai 2000 uÈ ber Insolvenzverfah-ren; Art 1 Abs 2 lit b der VO (EG) Nr 44/2001 des Ratesvom 22. Dezember 2000 uÈ ber die gerichtliche ZustaÈ n-digkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Ein Zivil- und Handelssachen:

1. Art 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/2000 des Ratesvom 29. Mai 2000 uÈ ber Insolvenzverfahren ist dahin aus-zulegen, dass die dort verwendete Formulierung ¹so-weit jenes UÈ bereinkommen anwendbar ist`` bedeutet,dass die Anerkennungs- und Vollstreckungsvorschrif-ten der VO (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22. Dezem-ber 2000 uÈ ber die gerichtliche ZustaÈ ndigkeit und die An-erkennung und Vollstreckung von E in Zivil- und Han-delssachen erst dann in Bezug auf andere als die inArt 25 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 genannten E fuÈ r an-wendbar erklaÈ rt werden koÈ nnen, wenn zuvor gepruÈ ftwurde, ob diese E nicht vom sachlichen Anwendungs-bereich der VO Nr 44/2001 ausgeschlossen sind.

2. Die in Art 1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 vorgese-hene Ausnahme iVm Art 7 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 istunter BeruÈ cksichtigung des Art 4 Abs 2 lit b der letztge-nannten VO dahin auszulegen, dass sie nicht auf eineauf einen Eigentumsvorbehalt gestuÈ tzte Klage einesVerkaÈ ufers gegen einen in Konkurs geratenen KaÈ uferanwendbar ist, wenn sich die vom Eigentumsvorbehalterfasste Sache zum Zeitpunkt der EroÈ ffnung des Insol-venzverfahrens uÈ ber das VermoÈ gen des KaÈ ufers im MSder VerfahrenseroÈ ffnung befindet. [231]EuGH 10. 9. 2009, Rs C-292/08 (German Graphics Graphische MaschinenGmbH/Alice van der Schee [Konkursverwalterin der Holland Binding BV])

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Ausle-gung der Art 4 Abs 2 lit b, 7 Abs 1 und 25 Abs 2 der VO(EG) Nr 1346/2000 des Rates vom 29. Mai 2000 uÈ ber In-solvenzverfahren (ABl L 160, S 1) und des Art 1 Abs 2lit b der VO (EG) Nr 44/2001 des Rates vom 22. Dezember2000 uÈ ber die gerichtliche ZustaÈndigkeit und die Aner-kennung und Vollstreckung von E in Zivil- und Handels-sachen (ABl 2001, L 12, S 1).

Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreitszwischen der German Graphics Graphische MaschinenGmbH (im Folgenden: German Graphics) und Frau vander Schee, Konkursverwalterin der Holland BindingBV (im Folgenden: Holland Binding), wegen der Voll-streckung eines Beschlusses eines deutschen Gerichts.

Rechtlicher Rahmen (...)

Ausgangsverfahren und Vorlagefragen

German Graphics, eine Gesellschaft deutschen Rechts,schloss als VerkaÈuferin mit Holland Binding, einer Ge-sellschaft niederlaÈndischen Rechts, einen Kaufvertrag

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wbl2009, Heft 11November

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uÈ ber Maschinen, der einen Eigentumsvorbehalt zugun-sten der VerkaÈuferin enthielt.

Mit Urteil vom 1. November 2006 eroÈ ffnete die Recht-bank Utrecht (Niederlande) das Konkursverfahren uÈ berdas VermoÈgen von Holland Binding und ernannte eineKonkursverwalterin.

Mit Beschluss vom 5. Dezember 2006 gab das Landge-richt Braunschweig (Deutschland) dem Antrag von Ger-man Graphics auf Erlass von Sicherungsmaûnahmen inBezug auf bestimmte Maschinen, die sich in den Ge-schaÈftsraÈumen von Holland Binding in den Niederlandenbefanden, statt. Dieser Antrag war auf den erwaÈhnten Ei-gentumsvorbehalt gestuÈ tzt.

Am 18. Dezember 2006 erklaÈrte der Voorzieningenrech-ter te Utrecht (Richter im Verfahren der einstweiligenAnordnung in Utrecht) den Beschluss des LandgerichtsBraunschweig fuÈ r vollstreckbar. Daraufhin legte Frauvan der Schee als Konkursverwalterin von Holland Bin-ding gegen diese E Rechtsmittel bei der Rechtbank Ut-recht ein, die den Beschluss mit E vom 28. MaÈrz 2007 auf-hob. German Graphics legte gegen die E der RechtbankUtrecht Kassationsbeschwerde beim Hoge Raad der Ne-derlanden ein.

Mit Beschluss vom 20. Juni 2008 hat der Hoge Raad derNederlanden das Verfahren ausgesetzt und dem Gerichts-hof folgende Fragen zur VorabE vorgelegt:

1. Ist Art 25 Abs 2 der VO (EG) Nr 1346/2000 dahinauszulegen, dass die dort verwendete Formulierung ¹so-weit jenes UÈ bereinkommen [dh die VO (EG) Nr 44/2001]anwendbar ist`̀ bedeutet, dass die Anerkennungs- undVollstreckungsvorschriften der VO Nr 44/2001 erst dannin Bezug auf andere als die in Art 25 Abs 1 der VO Nr1346/2000 genannten E fuÈ r anwendbar erklaÈrt werdenkoÈnnen, wenn zuvor gepruÈ ft wurde, ob diese E nach Art1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 vom sachlichen Anwen-dungsbereich der letztgenannten VO ausgeschlossensind?

2. Ist Art 1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 iVm Art 7 Abs1 der VO Nr 1346/2000 dahin auszulegen, dass der Um-stand, dass sich eine von einem Eigentumsvorbehalt er-fasste Sache zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Insolvenzver-fahren uÈ ber das VermoÈgen des KaÈufers eroÈ ffnet wird, imMS der VerfahrenseroÈffnung befindet, dazu fuÈ hrt, dasseine auf diesen Eigentumsvorbehalt gestuÈ tzte Klage desVerkaÈufers, wie die von German Graphics, als eine Klageanzusehen ist, die iS von Art 1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 den Konkurs betrifft und daher vom sachlichen An-wendungsbereich dieser VO ausgeschlossen ist?

3. Ist es im Rahmen von Frage 2 von Bedeutung, dassnach Art 4 Abs 2 lit b der VO Nr 1346/2000 das Rechtdes MS der VerfahrenseroÈffnung regelt, welche VermoÈ-genswerte zur Masse gehoÈren?

EntscheidungsgruÈ nde des EuGH:

Zur ersten Frage

(14) Mit seiner ersten Frage moÈchte das vorlegende Ge-richt wissen, ob eine E iS des Art 25 Abs 2 der VO Nr1346/2000 erst dann nach den Bestimmungen der VONr 44/2001 anerkannt werden kann, wenn das Vollstre-ckungsgericht zuvor gepruÈ ft hat, ob die E in den Anwen-dungsbereich der letztgenannten VO faÈ llt.

(15) Die Anerkennung von E mit Bezug zu einem Insol-venzverfahren ist in den Art 16 bis 26 der VO Nr 1346/2000 geregelt. In diesem Zusammenhang hat Art 25 derVO die Anerkennung und Vollstreckbarkeit der E zumGegenstand, die nicht unmittelbar die EroÈffnung einesInsolvenzverfahrens betreffen.

(16) Art 25 befasst sich zum einen in Abs 1 Unterabs 1mit den ¹zur DurchfuÈ hrung und Beendigung eines Insol-venzverfahrens ergangenen E`̀ und zum anderen in Abs 1

Unterabs 2 und 3 mit den ¹E, die unmittelbar aufgrunddes Insolvenzverfahrens ergehen und in engem Zusam-menhang damit stehen`̀ , sowie den E uÈ ber bestimmte Si-cherungsmaûnahmen und in Abs 2 mit ¹anderen als denin Absatz 1 genannten E ..., soweit jenes UÈ bereinkommen[dh das BruÈ sseler UÈ bereinkommen] anwendbar ist`̀ .

(17) Die in Art 25 Abs 2 der VO Nr 1346/2000 genann-ten E fallen daher nicht in den Anwendungsbereich die-ser Verordnung. UÈ berdies ist nicht ausgeschlossen, dassdazu auch E gehoÈren, die weder in den Anwendungsbe-reich der VO Nr 1346/2000 noch in den der VO Nr 44/2001 fallen. Insoweit geht aus dem Wortlaut des Art 25Abs 2 hervor, dass die Anwendung der VO Nr 44/2001auf eine E iS dieser Bestimmung voraussetzt, dass die Ein den Anwendungsbereich der letztgenannten VO faÈ llt.

(18) Die VO Nr 44/2001 ist somit nicht anwendbar,wenn die betreffende E sich nicht auf eine Zivil- undHandelssache bezieht oder gemaÈû Art 1 der VO von derenAnwendungsbereich ausgeschlossen ist.

(19) Folglich muss das Vollstreckungsgericht, bevor eseine E, die nicht in den Anwendungsbereich der VO Nr1346/2000 faÈ llt, nach den Bestimmungen der VO Nr 44/2001 anerkennt, pruÈ fen, ob die fragliche E in den Anwen-dungsbereich der VO Nr 44/2001 faÈ llt.

(20) Nach alledem ist auf die erste Frage zu antworten,dass Art 25 Abs 2 der VO Nr 1346/2000 dahin auszulegenist, dass die dort verwendete Formulierung ¹soweit jenesUÈ bereinkommen anwendbar ist`̀ bedeutet, dass die Aner-kennungs- und Vollstreckungsvorschriften der VO Nr 44/2001 erst dann in Bezug auf andere als die in Art 25 Abs 1der VO Nr 1346/2000 genannten E fuÈ r anwendbar erklaÈrtwerden koÈnnen, wenn zuvor gepruÈ ft wurde, ob diese Enicht vom sachlichen Anwendungsbereich der VO Nr44/2001 ausgeschlossen sind.

Zur zweiten und zur dritten Frage

(21) Mit der zweiten und der dritten Frage, die zusam-men zu pruÈ fen sind, moÈchte das vorlegende Gericht wis-sen, ob die auf einen Eigentumsvorbehalt gestuÈ tzte Klageeines VerkaÈufers gegen einen KaÈufer aufgrund der EroÈff-nung eines Insolvenzverfahrens uÈ ber das VermoÈgen desKaÈufers vom Anwendungsbereich der VO Nr 44/2001ausgeschlossen ist, wenn sich die vom Eigentumsvorbe-halt erfasste Sache im MS der VerfahrenseroÈffnung be-findet.

(22) Um diese Fragen beantworten zu koÈnnen, sind dieErwaÈgungsgruÈ nde der VO Nr 44/2001 heranzuziehen.Nach dem zweiten ErwaÈgungsgrund erschweren die Un-terschiede zwischen bestimmten einzelstaatlichen Vor-schriften uÈ ber die gerichtliche ZustaÈndigkeit und die An-erkennung von E das reibungslose Funktionieren desBinnenmarkts. Nach dem siebten ErwaÈgungsgrund derVO sollte sich der sachliche Anwendungsbereich dieserVO auf den wesentlichen Teil des Zivil- und Handels-rechts erstrecken. Im 15. ErwaÈgungsgrund der VO wirdbetont, dass im Interesse einer abgestimmten Rechtspfle-ge vermieden werden muÈ sse, dass in zwei MS miteinan-der unvereinbare E ergehen.

(23) Diese ErwaÈgungsgruÈ nde zeigen, dass der Gemein-schaftsgesetzgeber den in Art 1 Abs 1 der VO Nr 44/2001enthaltenen Begriff ¹Zivil- und Handelssachen`̀ und da-mit den Anwendungsbereich der VO weit fassen wollte.

(24) Eine solche Auslegung wird auch durch Satz 1 dessechsten ErwaÈgungsgrundes der VO Nr 1346/2000 bestaÈ-tigt, wonach diese VO sich gemaÈû dem VerhaÈ ltnismaÈûig-keitsgrundsatz auf Vorschriften beschraÈnken sollte, diedie ZustaÈndigkeit fuÈ r die EroÈffnung von Insolvenzverfah-ren und fuÈ r E regeln, die unmittelbar aufgrund des Insol-venzverfahrens ergehen und in engem Zusammenhangdamit stehen.

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(25) Folglich sollte der Anwendungsbereich der letzt-genannten VO nicht weit ausgelegt werden.

(26) Sodann ist daran zu erinnern, dass der Gerichtshofim Rahmen seiner Rsp zum BruÈ sseler UÈ bereinkommenentschieden hat, dass sich eine Klage auf ein Konkurs-verfahren bezieht, wenn sie unmittelbar aus diesem her-vorgeht und sich eng innerhalb des Rahmens eines Kon-kurs- oder Vergleichsverfahrens haÈ lt (vgl Urteil vom 22.Februar 1979, Gourdain, 133/78, Slg 1979, 733, Rdn 4).Eine Klage, die derartige Merkmale aufweist, faÈ llt dahernicht in den Anwendungsbereich dieses UÈ bereinkom-mens (vgl Urteil vom 12. Februar 2009, Seagon, C-339/07, Slg 2009, I-0000, Rdn 19).

(27) Da in den Beziehungen zwischen den MS die VONr 44/2001 nunmehr das BruÈ sseler UÈ bereinkommen er-setzt, gilt die Auslegung der Bestimmungen des UÈ berein-kommens durch den Gerichtshof auch fuÈ r die Bestim-mungen der VO, soweit die Bestimmungen des UÈ berein-kommens und die der VO Nr 44/2001 als gleichwertig an-gesehen werden koÈnnen. Auûerdem geht aus dem 19. Er-waÈgungsgrund der VO hervor, dass bei der Auslegung dieKontinuitaÈ t zwischen dem BruÈ sseler UÈ bereinkommenund der VO zu wahren ist (Urteil vom 23. April 2009,Draka NK Cables ua, C-167/08, Slg 2009, I-0000, Rdn20).

(28) In dem mit der VO Nr 44/2001 geschaffenenSystem nimmt deren Art 1 Abs 2 lit b denselben Platzein wie im System des BruÈ sseler UÈ bereinkommens dessenArt 1 Abs 2 Nr 2 und erfuÈ llt auch dieselbe Funktion. Dar-uÈ ber hinaus haben die beiden Bestimmungen den glei-chen Wortlaut (Urteil vom 2. Juli 2009, SCT Industri,C-111/08, Slg 2009, I-0000, Rdn 23).

(29) Nach alledem entscheidet sich somit nach der En-ge der Verbindung, die iS der mit dem Urteil GourdainbegruÈ ndeten Rsp zwischen einer gerichtlichen Klagewie derjenigen, um die es im Ausgangsverfahren geht,und dem Konkursverfahren besteht, ob der in Art 1Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 genannte Ausschluss An-wendung findet.

(30) In einer Situation wie der im Ausgangsverfahrenfraglichen ist dieser Zusammenhang aber weder unmit-telbar genug noch eng genug, um die Anwendung derVO Nr 44/2001 auszuschlieûen.

(31) Aus der VorlageE geht hervor, dass German Gra-phics, die Kl in dem Verfahren vor dem LandgerichtBraunschweig, die RuÈ ckgabe der in ihrem Eigentum ste-henden Sachen verlangt hat und dass dieses Gericht nurzu klaÈren hatte, wer EigentuÈ mer bestimmter sich in denGeschaÈftsraÈumen von Holland Binding in den Niederlan-den befindender Maschinen ist. Die Beantwortung dieserRechtsfrage erfolgt unabhaÈngig von der EroÈffnung einesInsolvenzverfahrens. German Graphics wollte mit ihrerKlage nur sicherstellen, dass die zu ihren Gunsten ver-einbarte Eigentumsvorbehaltsklausel angewandt wird.

(32) Die auf den Eigentumsvorbehalt gestuÈ tzte Klagestellt mit anderen Worten eine eigenstaÈndige Klage dar,die ihre Grundlage nicht im Insolvenzrecht hat und we-der die EroÈffnung eines Insolvenzverfahrens noch die Be-stellung eines Insolvenzverwalters voraussetzt.

(33) Unter diesen UmstaÈnden erscheint die bloûe Tat-sache, dass die Konkursverwalterin an dem Rechtsstreitbeteiligt ist, nicht als ausreichend, um das Verfahrenvor dem Landgericht Braunschweig als ein Verfahren an-zusehen, das unmittelbar aus dem Konkurs hervorgehtund sich eng innerhalb des Rahmens eines Konkursver-fahrens haÈ lt.

(34) Eine Klage wie die von German Graphics beimLandgericht Braunschweig ist daher nicht vom Anwen-dungsbereich der VO Nr 44/2001 ausgeschlossen.

(35) Das vorlegende Gericht fragt sich jedoch, ob sichArt 7 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 auf die Einordnung

von Klagen im Zusammenhang mit einem Insolvenzver-fahren auswirken kann. Diese Vorschrift legt aber ledig-lich fest, dass ¹[d]ie EroÈffnung eines Insolvenzverfahrensgegen den KaÈufer einer Sache ... die Rechte des VerkaÈu-fers aus einem Eigentumsvorbehalt unberuÈ hrt [laÈsst],wenn sich diese Sache zum Zeitpunkt der EroÈffnungdes Verfahrens im Gebiet eines anderen MS als dem derVerfahrenseroÈffnung befindet`̀ . Bei dieser Bestimmunghandelt es sich also nur um eine materiell-rechtliche Vor-schrift, durch die der VerkaÈufer in Bezug auf die SachengeschuÈ tzt werden soll, die sich nicht im MS der Verfah-renseroÈffnung befinden.

(36) Auûerdem ist Art 7 Abs 1 im Ausgangsverfahrennicht anwendbar, da sich die Sachen von German Gra-phics zum Zeitpunkt der EroÈffnung des Insolvenzverfah-rens in den Niederlanden, also im MS der Verfahrenser-oÈffnung, befanden.

(37) Zur Frage, ob Art 4 Abs 2 lit b der VO Nr 1346/2000 fuÈ r die Antwort des Gerichtshofs bezuÈ glich der Ein-ordnung der im Ausgangsverfahren fraglichen Klage vonBedeutung sein koÈnnte, ist festzustellen, dass es sich beidieser Vorschrift nur um eine Kollisionsnorm handelt,die vorsieht, dass das Recht des Staates, in dem das In-solvenzverfahren eroÈffnet wird, anzuwenden ist, um fest-zustellen, ¹welche VermoÈgenswerte zur Masse gehoÈrenund wie die nach der VerfahrenseroÈffnung vom Schuld-ner erworbenen VermoÈgenswerte zu behandeln sind`̀ .Diese Vorschrift hat keine Auswirkungen auf den An-wendungsbereich der VO Nr 44/2001.

(38) Aufgrund der vorstehenden ErwaÈgungen ist aufdie zweite und dritte Frage zu antworten, dass die inArt 1 Abs 2 lit b der VO Nr 44/2001 vorgesehene Ausnah-me iVm Art 7 Abs 1 der VO Nr 1346/2000 unter BeruÈ ck-sichtigung des Art 4 Abs 2 lit b der letztgenannten VOdahin auszulegen ist, dass sie nicht auf eine auf einenEigentumsvorbehalt gestuÈ tzte Klage eines VerkaÈufers ge-gen einen in Konkurs geratenen KaÈufer anwendbar ist,wenn sich die vom Eigentumsvorbehalt erfasste Sachezum Zeitpunkt der EroÈffnung des InsolvenzverfahrensuÈ ber das VermoÈgen des KaÈufers im MS der Verfahrenser-oÈffnung befindet.

(39) Aus diesen GruÈ nden hat der Gerichtshof (ErsteKammer) wie im Tenor fuÈ r Recht erkannt.

Zur geografischen Ausdehnung der Bekanntheit von Ge-meinschaftsmarken; Schutz einer nur in einem MS bekann-ten Marke

DOI 10.1007/s00718-009-1512-x

Art 9 Abs 1 lit c der VO (EG) Nr 40/94 des Rates vom20. Dezember 1993 uÈ ber die Gemeinschaftsmarke:

Art 9 Abs 1 lit c der VO (EG) Nr 40/94 des Rates vom20. Dezember 1993 uÈ ber die Gemeinschaftsmarke ist da-hin auszulegen, dass eine Gemeinschaftsmarke, um inden Genuss des von dieser Vorschrift vorgesehenenSchutzes zu kommen, bei einem wesentlichen Teil desPublikums, das von den durch sie erfassten Waren oderDienstleistungen betroffen ist, in einem wesentlichen Teildes Gemeinschaftsgebiets bekannt sein muss und dassdas Gebiet des betreffenden MS angesichts der UmstaÈ n-de des Ausgangsverfahrens als wesentlicher Teil des Ge-meinschaftsgebiets angesehen werden kann. [232]EuGH 6. 10. 2009, Rs C-301/07 (PAGO International GmbH/Tirolmilch regis-trierte Genossenschaft mbH; OGH [OÈ sterreich])

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Ausle-gung des Art 9 Abs 1 lit c der VO (EG) Nr 40/94 des Ratesvom 20. Dezember 1993 uÈ ber die Gemeinschaftsmarke(ABl L 11/1).

Das Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreitszwischen der PAGO International GmbH (im Folgenden:

# Springer-Verlag 2009

Rechtsprechung/Europarecht 549wbl2009, Heft 11November