info_dez_12

4
Auf ein Wort „Hello, Father Samson!“: Der fünfzigjährige Priester und Fran- ziskaner ist es gewohnt, dass er immer wieder angesprochen wird. Und das vor allem durch die Armen in seiner Pfarrei und Stadt, aber auch weit außerhalb. Denn als Generalvikar von Hyderabad im Süden Pakistans ist er häufig in seiner ausge- dehnten Diözese unterwegs, und als Pfarrer der St. Elizabeth- Pfarrei ist er ein gefragter Mann in seiner 8000-Seelen-Pfarrei. Aber sein Herz gilt seit der großen Flut von 2010 besonders jenen, die zu den Ärmsten der Armen gehören: den Flut- opfern der drei großen Fluten der letzten Jahre (2010, 2011, 2012). Sie sind wortwörtlich am Rande der erhöht angelegten Stra- ßen mit ihrer letzten Habe – ein Kochtopf, ein paar Kleider, und dazu mit ihren hungrigen und durstigen Kindern – gestrandet. Denn einen anderen Platz haben sie nicht mehr, vor allem da die Lehmhäuser und die kleinen eigenen Felder durch die Flut oft unwiederbringlich zerstört sind. Für sie sind er und seine Pfarrei die Rettungsanker, die Hoff- nung wider aller Hoffnung. Denn der Winter kommt mit Frost und großer Kälte, der viele schutzlos ausgesetzt sind. Father Samson war in den vergangenen Tagen unser Gast. Er hatte uns viel zu berichten. Vor allem aber: „Nur mit Eurer Hilfe können diese Menschen überleben.“ Worte, die mir nachge- hen. Denn das Leben der Armen ist in unsere Hände gegeben. Mit allen guten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest Ihr Bruder Peter Amendt Anliegen Projekte Informationen Dezember 2012 vision:teilen Infobrief vision teilen Eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.

description

Infobrief dezember 2012

Transcript of info_dez_12

Page 1: info_dez_12

Auf ein Wort

„Hello, Father Samson!“: Der fünfzigjährige Priester und Fran-ziskaner ist es gewohnt, dass er immer wieder angesprochen wird. Und das vor allem durch die Armen in seiner Pfarrei und Stadt, aber auch weit außerhalb. Denn als Generalvikar von Hyderabad im Süden Pakistans ist er häufi g in seiner ausge-dehnten Diözese unterwegs, und als Pfarrer der St. Elizabeth-Pfarrei ist er ein gefragter Mann in seiner 8000-Seelen-Pfarrei. Aber sein Herz gilt seit der großen Flut von 2010 besonders jenen, die zu den Ärmsten der Armen gehören: den Flut-opfern der drei großen Fluten der letzten Jahre (2010, 2011, 2012).

Sie sind wortwörtlich am Rande der erhöht angelegten Stra-ßen mit ihrer letzten Habe – ein Kochtopf, ein paar Kleider, und dazu mit ihren hungrigen und durstigen Kindern – gestrandet. Denn einen anderen Platz haben sie nicht mehr, vor allem da die Lehmhäuser und die kleinen eigenen Felder durch die Flut oft unwiederbringlich zerstört sind.

Für sie sind er und seine Pfarrei die Rettungsanker, die Hoff-nung wider aller Hoffnung. Denn der Winter kommt mit Frost und großer Kälte, der viele schutzlos ausgesetzt sind. Father Samson war in den vergangenen Tagen unser Gast. Er hatte uns viel zu berichten. Vor allem aber: „Nur mit Eurer Hilfe können diese Menschen überleben.“ Worte, die mir nachge-hen. Denn das Leben der Armen ist in unsere Hände gegeben.

Mit allen guten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest

Ihr

Bruder Peter Amendt

Anliegen • Projekte • Informationen • Dezember 2012

vision:teilen Infobrief

vision teilenEine franziskanischeInitiative gegenArmut und Not e.V.

Ihr

Page 2: info_dez_12

Die Vergessenen im SindhEin Interview mit Father Samson

Pater Samson, neben Deiner Aufgabe als Priester hast Du mit

Deinen Gemeindemitgliedern auf die größten Nöte der Men-

schen nach den Fluten von 2010, 2011 und erneut in diesem

Jahr reagiert. Was war dabei Deine Motivation und was habt

ihr genau gemacht?

In meiner Pfarre bin ich mit sehr aktiven Jugendgruppen, Freiwilligen, Kindern und Frauen gesegnet, die mich in der Arbeit für die Flutopfer der vergangenen drei Jahre großartig unterstützen. Es gab mehr als 50 Freiwillige, die uns Tag und Nacht halfen. Sie bewiesen ein großes Herz gegenüber den Flutopfern, jenseits von Kasten und Religionsunterschieden. Sie zogen von Haus zu Haus und sammelten Kleidung, Nah-rungsmittel und Geld ein. Auch die muslimischen Familien brachten Lebensmittelspenden für die Flutopfer. 2010 waren wir die ersten, die sich um die auf den erhöht liegenden Straßen campierenden Menschen kümmerten.

Unsere Leute waren hochmotiviert bei der Arbeit, weil sie die Situation der Menschen auf der Straße gesehen hatten und ihr Leiden durch Regen und Flut erfahren haben. Obwohl sie materiell selber nicht viel beitragen konnten, hatten sie den Willen und den richtigen Geist zum Helfen.Wir konnten durch Hilfe von außen Nahrungsmittel, Wasser und warme Decken verteilen. Zum nachhaltigen Wiederauf-bau verteilten wir Saatgut und Dünger an die Farmer, die ihre Ernten verloren hatten. Außerdem führten wir in abgelegenen Dörfern, in die nie ein Arzt kommt, mobile medizinische Unter-suchungen durch. Ganz wichtig: Wir konnten eine Dorfschule eröffnen, in der zur Zeit 70 Schüler lernen. Darüber sind besonders deren Eltern sehr froh, denn sie

haben selbst größtenteils nie eine Schule besuchen können. Nicht zuletzt konnten wir für einige Flutopfer Häuser bauen.Das alles war möglich, weil wir über vision:teilen und deren Unterstützer Hilfe in den letzten beiden Jahren 2010-2011 bekommen haben. Diese Hilfe ist nun zu Ende. Jedoch können wir diese so dringende Hilfe nicht einfach abbrechen. Die Menschen brauchen uns! Darum wende ich mich an vision:teilen und alle Freunde erneut mit der Bitte um Hilfe, vor allem angesichts des kalten Winters, der durch die Kälte unter freiem Himmel das Überleben vieler Menschen gefährdet.

Wer sind die Leute, denen Du mit Deiner Pfarre hilfst? Wie

ist ihr soziale Situation; welcher Religion gehören sie an?

Und wie funktioniert die Hilfe von christlicher Seite, denn

es gibt gerade mal 2% Christen unter 96% Muslimen?

Wir helfen jedem, egal welcher Kaste oder Religion er an-gehört. Alle stehen vor den gleichen Problemen, es sind doch alles Menschen! Ihre Situation ist äußerst prekär: Die ganze Familie arbeitet Tag und Nacht und trotzdem können sie ihre Grundbedürfnisse nicht decken. Die Minderheiten, z.B. Christen und Hindus, haben einen schweren Stand, sie sind stark marginali-siert; ich erinnere mich an Fälle während der Flut, bei denen andere Organisationen ihnen die Hilfe aufgrund ihrer Religion verwei-gerten.

Ein Interview mit Father Samson

Pater Samson

Page 3: info_dez_12

Deine Arbeit sollte doch eigentlich die Regierung machen.

Hilft sie den Armen oder ist sie dermaßen mit dem Kampf

gegen die Taliban beschäftigt, dass sie den Flutopfern gar

nicht hilft?

In der Tat liegt es in der Verantwortung der Regierung, ihrer Be-völkerung im Katastrophenfall zu helfen, aber unsere Regierung ist sehr schwach. In ihren Augen ist das Elend der Leute nicht wichtig. Pakistan hat ein Problem der „Talibanisierung“. Tausende Menschen sind schon bei Selbstmordattentaten und gezielten Morden ums Leben gekommen.Die Regierung tut so gut wie nichts für die Flutopfer. Sie macht sich mehr Sorgen um die Angriffe der Taliban.

Wenn wir von Opfern sprechen, dann meinen wir damit

Kinder, Frauen und alte Menschen, die besonders verletzbar

sind. Wie ergeht es ihnen in der aktuellen Situation?

Es stimmt, dass alte Menschen, Kinder und Frauen die am stärksten marginalisierte Gruppe in unserer Gesellschaft sind. Es gibt Tausende Kinder, die nie zur Schule gegangen sind und Kinderarbeit ist bei uns keine Seltenheit. Natürlich wün-schen sich die Kinder eine Schulausbildung, aber meist lässt die fi nanzielle Situation ihrer Familie das nicht zu. Unter den Frauen sind auch eher wenige gut ausgebildet und kaum eine von ihnen arbeitet außerhalb des Hauses. In der is-lamischen Gesellschaft können sich Frauen nicht frei bewegen.

Nun beginnt der Winter, auch in Pakistan. Was brauchen die

Flutopfer nun am dringendsten?

Der Winter hat im Prinzip schon angefangen. Nachts kann es unter 0 Grad Celsius kalt werden und auch tagsüber wird es in den Wintermonaten oft nicht wärmer als 10 Grad Celsius

während wir im Sommer 40-50 Grad Celsius haben.Wir brauchen ganz dringend Zelte, damit die Menschen wenigstens ein Dach über ihrem Kopf haben. Natürlich sind auch warme Decken, Nahrungsmittel und Medikamente ganz wichtig.

Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir

wünschen?

Dass wir so vielen Flutopfern wie nur möglich mit Nahrungs-mitteln, medizinischer Hilfe, Zelten und Steppdecken für die Nacht helfen können. Dabei sind die Kosten dafür nach euro-päischen Maßstäben gar nicht so hoch. Um eine Familie mit 8 Personen 15 Tage zu ernähren, braucht es 40 Euro; Steppdecken – der einzige wärmende Schutz in der Nacht für diese Flutopfer – kosten 20 Euro, und ein Zelt, das eine Familie mindestens zwei Jahre lang schützt, 70 Euro. Die Kosten der medizinischen Hilfe schwanken je nach Krank-heit und Gefährdungsgrad. Wir wollen den allerärmstenFamilien helfen: mit 200 Zelten und 4 Steppdecken für 8 Perso-nen sowie Nahrungsmittel für den nächsten Monat, während unser medizinisches mobiles Team weiter arbeitet. Für Europa ist eine solche Hilfe über Spenden möglich. Für unsere armen Familien sind diese Kosten unerschwinglich. Hier zu helfen ist mein dringendster Wunsch.

Pater Samson, vielen Dank, dass Du uns von den Sorgen und

Nöten der Menschen, um die Du Dich kümmerst, berichtet

hast. Wir hoffen, dass Dein Weihnachtswunsch nach einem

Dach über dem Kopf von Einigen hier erfüllt wird, und diese

verzweifelten Menschen durch Deine Arbeit Nächstenliebe

erfahren dürfen.

Das Interview führte Br. Peter Amendt

Ein Interview mit Father Samson Ein Interview mit Father Samson

Page 4: info_dez_12

Blick zurück - und nach vorne - Die Info-Ecke

Blick zurück – und nach vorne

Die letzten, recht arbeitsintensiven Wochen brachten uns im Projektbereich zahlreiche positive Nachrichten. Aus Äthiopien

berichtet Fr. Haile Gabriel Meleku froh von den Erfolgsgeschich-ten einiger Schüler, die in ihrer Ausbildung von vision:teilen unterstützt wurden: „Wogderes hat jetzt eine Arbeit im Finanz-ministerium in Addis Abeba, er hat ein Haus gemietet. Er möchte gerne einen Schüler bei dessen Ausbildung unter-stützen, da er selber auch unterstützt wurde. Er hat eine gute Zukunft vor sich“. Und „Simon ist geprüfter Krankenpfl eger und direkt nach der Prüfung bekam er eine Anstellung in einem öffentlichen Krankenhaus. Er war die letzten beiden Jahre von vision:teilen unterstützt worden. Nun hilft er einer seiner Schwes-tern bei ihrer Ausbildung“.

Aber auch die Herausforderungen fehlten nicht. Neben der Not in Pakistan, der sich vision:teilen nicht verschließen kann, klopfen Schwestern und Brüder aus den Entwicklungsländern immer neu an unsere Tür. Im Kongo benötigt Fr. José Nzau, ein Franziskaner, der im Sommer in Düsseldorf zu Besuch war, unsere Hilfe: Er, seine Mitbrüder und die Dorfbewohner haben kein sauberes Wasser während der Trockenzeit. Viele leiden unter Durchfallerkrankungen, weil sie momentan schmutzi-ges Wasser konsumieren. Er möchte einen Brunnen bohren (1.500 Euro).

In Kenia benötigt unser Partner, Bruder Titus Walela, Hilfe zum Kauf von Nahrungsmitteln (1.500 Euro) für das von sei-ner Ordensgemeinschaft geführte Waisenhaus. Der Regen ist ausgeblieben und daher der Mais auf den Feldern vertrock-net. In Huanta, Peru, müssen die Klarissen-Schwestern ein Dach ihres Hauses erneuern, da es alt und undicht ist (2.500 Euro).

Info-Ecke

Düsseldorf, Dezember:

Für unsere Frauen-gruppen in Kenia, die wir im Bereich Einkommens-sicherung mit Mikro-

krediten unterstützen wollen, gibt es eine gute Nachricht: Das Land NRW kann uns mit Landesmitteln dabei unterstützen. Voraussetzung dabei ist eine Eigenleistung, die wir erst noch zusammenbringen müssen. Also kann in Kürze eine Bäckerei und ein Fruchtsalatverkauf starten sowie ein Mais- und Bohnenhandel und Frauen am Viktoriasee werden Trockenfi sch produzieren und verkaufen. „Unseren“ Frauen vor Ort wünschen wir schon jetzt viel Erfolg dabei!

Am Sonntag, 9.12.12, gibt Chorrage – der Chor der Polizei – in der Franziskanerkirche Immermannstrasse um 17.30 Uhr ein Benefi zkonzert. Einlass ab 17 Uhr, Eintritt 12 Euro für Erwachsene, Kinder bis 10 Jahre frei, bis 16 Jahre: 7 Euro. Kartenvorverkauf unter 01577-9477886 oder www.chorrage-duesseldorf.de.

Am 6.12.12 (Nikolaus) feiern wir ein Jahr gutenachtbus. Es wird eine Pressekonferenz und eine kleine Überraschung geben. Kommen Sie am Nachmittag um 16 Uhr zu unserem Standort am Kommödchen in der Altstadt. Der Bus ist neuerdings auch Mittwochs im Einsatz, d.h. er ist nun von Montags bis Donnerstags jeweils von 22 bis 1 Uhr unterwegs. (www.gutenachtbus.org)

Rückfragen bitte an 0211-668 33 73

ImpressumHerausgeber:vision:teilen - eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.Immermannstraße 20, 40210 Düsseldorf

Telefon (0211) 6 68 33 73 Telefax (0211) 9 06 90 32E-Mail: [email protected]

www.facebook.com/vision.teilen

www.twitter.com/vision_teilen

Bankverbindung:Stadtsparkasse DüsseldorfKontonummer: 101 79 026BLZ: 300 501 10

Verantwortlich für die Redaktion:Br. Peter Amendt OFMKatja Hirzmann

Layout und Design:Kuhrt Kommunikation GmbHwww.kuhrt.de

Helfen Sie uns, indem Sie online shoppen: www.clicks4charity.deDie gemeinnützige Suchmaschine: Sie suchen, www.benefi nd.de spendetHelfen durch Stiften? Stiftung vision:teilen!

Der Infobrief wendet sich an Interessenten, Freunde und Förderer von vision:teilen.

www.facebook.com/vision.teilen www.facebook.com/vision.teilen

www.twitter.com/vision_teilen