Infobrief 65

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, 2006 ist nicht nur Mozart- und Heine-, sondern auch ein Benn-Jahr. Gottfried Benn, der von vielen vielleicht geliebteste Geliebte von Else Lasker-Schüler, wurde am 2. Mai 1886 in Mansfeld/ Westprignitz geboren und starb am 7. Juli 1956 in Berlin. Somit gilt es, seinen 120. Geburtsstagund 50. Todestagzu würdigen. Kein Wunder, dass Autoren und Verlage auf diese Daten eines der bedeutendsten Lyriker des 20 Jahrhunderts reagiert haben: Mit einer günstigen Werkausgabe, dem schmalen Briefwechsel mit Ernst Jünger, einer Hör-CD, auf der Benn selbst seineTextespricht, und gleichdrei Biografien. Gottfried Benn. Zeichner Horst Janssen hat auch E. Lasker-Schüler porträtiert "Ich bin kein Menschenfeind. Aber wenn Sie mich besuchen wollen, bitte kommen Sie pünktlich und bleiben Sie nicht zu lange." Dieses Zitat wird gern als Beispiel seiner Unnahbarkeit genannt. Seine "Morgue"-Gedichte hatten ihn schlagartig bekannt gemacht. Darin bezeichnete er die Welt als „Krebsbaracke“ und versetzte der Zivilisationen einen Stoß. Benns künst-lerischer Rang ist unumstritten, aber sein Leben eine Provokation. Durch sei-ne Liebedienerei in den Jahren 1933/34 gegenüber den Nazis hat sich der Dichter der Moderne anfechtbar ge-macht, sein Bild bekam braune Flecken. Seine Biografen treibt noch immer die Frage um, warumder Künstler Benn als Mensch versagte und politisch in die Irre ging. Überrascht vom späten Ruhm nach dem Krieg, stellte er sich selbst „Persilschei-ne“ aus, etwa 1952 in jener berühmten Rede, in der er Else Lasker-Schüler als „die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“ bezeichnete und sie damit nach Ansicht des Jerusalemer Germanistik- professors Jakob Hessing sowohl den Juden wie den deutschen Christen lange Zeit suspekt machte. „Erkenne die Lage“ nennt der Dichter und Arzt Benn seine zentrale Maxime in der Novelle „Der Ptolemäer“. Auch sein Lebensmotto „Teils Teils“ ist zutreffend für die Einstellungvor und während der NS-Diktatur, gehörte doch Benn ebenso wie Martin Heidegger oder Ernst Jünger zu den belasteten „Rechtsintellektuellen“ in Deutschland. Benn, der an einen glor-reichen Neuanfang Deutschlands durch die Nationalsozialisten glaubte,war je-dochzugleichstolz auf seinenRuf als Shooting-Star des Expressionismus, was ihm Probleme mit den braunen Machthabern eintrug und beinaheseine lebensnotwendigeStellungals Stabsarzt gekostet hätte. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sich ebenso wie Ernst Jünger „für die Gräuel nicht mitver-antwortlich fühlte und Schuldbekennt-nisse ablehnte“ – so AndreasPuff-Trojan. Benns aktuelle Biografen Helmut Lethen („Der Sound der Väter“, Rowohlt), Gunnar Decker („G.B. Genie und Barbar“, Aufbau Verlag) und Jochim Dyck („Benn-Jahrbuch“, Klett-Cotta) versäumen nach Meinung ihres Rezen-senten, hinreichend auf das Werk von Benn einzugehen, doch schöpfen sie aus dem Vollen, was das Liebeslebendes Womanizers angeht („Männer wollen doch nicht am Gehirn von einer Frau berührt werden, sondern ganz woanders“). Denndas "sich umgren-zendeIch" des Dichters brauchte Erwei-terung: Benns Passion waren die Frau-en. Er heiratete dreimal, wobei die er-sten zwei Frauen früh verstarben. Da-neben hatte Benn zahlreiche Lieb-schaften. Doch sein erstes Liebeserleb-nis bescherte ihm die selbstbewussteDichterinElse Lasker-Schüler, die er später ebenso wie Thomas Mann verhöhnte, weil beide aus Deutschland emigriert waren. Else Lasker-Schüler, gezeichnet von Emil Stumpp. So dürfte man sie auch bei Lesungen in Zürich erlebt haben Else Lasker-Schüler ehren wir mit demXIII. Forum ab 25. Oktober 2006 in Zü-rich und mit einem eigenen Raum im Solinger (Kunst-) Museum. Dort ist be-reits die Bürgerstiftung „Zentrum für ver-femte Künste“ mit der (Bilder-) Samm- lung Gerhard Schneider“ und seit kurzem auch die (Exilbücher-)„Samm- lung Serke“ untergebracht: Mit einem Teil jener Bilder, die 1937 als „entartet“ aus dem Berliner Nationalgalerie ent-fernt und in der Schweiz verkauft wur-den. Mit Erstausgaben und Widmungs-exemplaren deutet sich das Konzept des Zentrums an: Malerei und Literatur im KontextzumThemaverfolgteKünsteundExil. Wie das künftige Zentrum arbeiten könnte, demonstrierenseit 1993 die Else Lasker-Schüler- Foren. Das vierte und in dieser Reihe vorläufig letzte Auslandsforum- nach Jerusalem, Bres-lau und Prag - findet vom 25. bis 20. Ok-tober in Zürich statt, ergänztdurcheine Ausstellungin der 1 > Erinnernan Benn > HannaSchygullaspielt die „Verscheuchte“ 70 Jahrenachder Uraufführung des „ArthurAronymus“:XIII Else- Lasker-SchülerForumin Zürich 25./26.–29.10.06 > Ulla Hahnund Jii Grušawiederim Vorstand Ich habezu Hauseein blauesKlavier Und kennedochkeine Note. Es steht im Dunkelder Kellertür, seitdemdie Welt verrohte.... Ausgabe 65 3. Quartal 2006 ELSG-brief

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Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. – Infobrief

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Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Mitglieder,2006 ist nicht nur Mozart- und Heine-, sondernauch ein Benn-Jahr. Gottfried Benn, der vonvielen vielleicht geliebteste Geliebte von ElseLasker-Schüler, wurde am 2. Mai 1886 inMansfeld/ Westprignitz geboren und starb am 7.Juli 1956 in Berlin. Somit gilt es, seinen 120.Geburtsstag und 50. Todestag zu würdigen. KeinWunder, dass Autoren und Verlage auf dieseDaten eines der bedeutendsten Lyriker des 20Jahrhunderts reagiert haben: Mit einer günstigenWerkausgabe, dem schmalen Briefwechsel mitErnst Jünger, einer Hör-CD, auf der Benn selbstseine Texte spricht, und gleich drei Biografien.

Gottfried Benn. Zeichner Horst Janssenhat auch E. Lasker-Schüler porträtiert

"Ich bin kein Menschenfeind. Aberwenn Sie mich besuchen wollen, bittekommen Sie pünktlich und bleiben Sie nicht zu lange." Dieses Zitat wird gern als Beispiel seinerUnnahbarkeit genannt. Seine "Morgue"-Gedichtehatten ihn schlagartig bekannt gemacht. Darinbezeichnete er die Welt als „Krebsbaracke“ undversetzte der Zivilisationen einen Stoß. Bennskünst-lerischer Rang ist unumstritten, aber seinLeben eine Provokation. Durch sei-neLiebedienerei in den Jahren 1933/34 gegenüber

den Nazis hat sich der Dichter der Moderneanfechtbar ge-macht, sein Bild bekam brauneFlecken. Seine Biografen treibt noch immer dieFrage um, warum der Künstler Benn als Menschversagte und politisch in die Irre ging.Überrascht vom späten Ruhm nach dem Krieg,stellte er sich selbst „Persilschei-ne“ aus, etwa1952 in jener berühmten Rede, in der er ElseLasker-Schüler als „die größte Lyrikerin, dieDeutschland je hatte“ bezeichnete und sie damitnach Ansicht des Jerusalemer Germanistik-professors Jakob Hessing sowohl den Juden wieden deutschen Christen lange Zeit suspektmachte. „Erkenne die Lage“ nennt der Dichter und ArztBenn seine zentrale Maxime in der Novelle „DerPtolemäer“. Auch sein Lebensmotto „Teils Teils“ist zutreffend für die Einstellung vor und währendder NS-Diktatur, gehörte doch Benn ebenso wieMartin Heidegger oder Ernst Jünger zu denbelasteten „Rechtsintellektuellen“ in Deutschland.Benn, der an einen glor-reichen NeuanfangDeutschlands durch die Nationalsozialistenglaubte, war je-doch zugleich stolz auf seinen Rufals Shooting-Star des Expressionismus, was ihmProbleme mit den braunen Machthabern eintrugund beinahe seine lebensnotwendige Stellung alsStabsarzt gekostet hätte. Vielleicht war das auchder Grund, warum er sich ebenso wie ErnstJünger „für die Gräuel nicht mitver-antwortlichfühlte und Schuldbekennt-nisse ablehnte“ – soAndreas Puff-Trojan.

Benns aktuelle Biografen Helmut Lethen („DerSound der Väter“, Rowohlt), Gunnar Decker(„G.B. Genie und Barbar“, Aufbau Verlag) undJochim Dyck („Benn-Jahrbuch“, Klett-Cotta)versäumen nach Meinung ihres Rezen-senten,hinreichend auf das Werk von Benn einzugehen,doch schöpfen sie aus dem Vollen, was dasLiebesleben des Womanizers angeht („Männerwollen doch nicht am Gehirn von einerFrau berührt werden, sondern ganzwoanders“). Denn das "sich umgren-zende Ich"des Dichters brauchte Erwei-terung: BennsPassion waren die Frau-en. Er heiratete dreimal,

wobei die er-sten zwei Frauen früh verstarben.Da-neben hatte Benn zahlreiche Lieb-schaften.Doch sein erstes Liebeserleb-nis bescherte ihmdie selbstbewusste Dichterin Else Lasker-Schüler,die er später ebenso wie Thomas Mannverhöhnte, weil beide aus Deutschland emigriertwaren.

Else Lasker-Schüler, gezeichnet vonEmil Stumpp. So dürfte man sie auchbei Lesungen in Zürich erlebt haben

Else Lasker-Schüler ehren wir mit dem XIII.Forum ab 25. Oktober 2006 in Zü-rich und miteinem eigenen Raum im Solinger (Kunst-)Museum. Dort ist be-reits die Bürgerstiftung„Zentrum für ver-femte Künste“ mit der (Bilder-)Samm-lung Gerhard Schneider“ und seit kurzemauch die (Exilbücher-)„Samm-lung Serke“untergebracht: Mit einem Teil jener Bilder, die1937 als „entartet“ aus dem BerlinerNationalgalerie ent-fernt und in der Schweizverkauft wur-den. Mit Erstausgaben undWidmungs-exemplaren deutet sich das Konzeptdes Zentrums an: Malerei und Literatur imKontext zum Thema verfolgte Künste und Exil. Wie das künftige Zentrum arbeiten könnte,demonstrieren seit 1993 die Else Lasker-Schüler-Foren. Das vierte und in dieser Reihe vorläufigletzte Auslandsforum - nach Jerusalem, Bres-lauund Prag - findet vom 25. bis 20. Ok-tober inZürich statt, ergänzt durch eine Ausstellung in der

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> Erinnern an Benn

> Hanna Schygulla spielt die „Verscheuchte“

70 Jahre nach der Uraufführungdes „Arthur Aronymus“: XIII Else-Lasker-Schüler Forum in Zürich25./26.–29. 10.06

> Ulla Hahn und Jii Gruša wieder imVorstand

Ich habe zu Hause ein blaues KlavierUnd kenne doch keine Note.Es steht im Dunkel der Kellertür,seitdem die Welt verrohte.... “

Ausgabe 653. Quartal 2006

ELSG-brief

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Zentralbibliothek über „ELS in Zürich – Erbittertnicht, aber traurig war ich“. Während der Ausstellung sind Vorträgevorgesehen über „Else Lasker-Schüler undThomas Mann“ (Ursula Amrein), über das Buch„Hebräerland – Geschrieben in Zürich“ (SabineGraf) oder über „Zwei Wuppertaler in derSchweiz“: Else Lasker-Schüler, Opfer der Nazis,und Baron Eduard von der Heydt, tatkräftigerUnterstützer des „Dritten Reichs“. Nicht ohne Grund heißt der Titel der Po-diumsdiskussion mit Henryk M. Broder, MalteLudin, Georg Kreisler, Ingrid Bachér u. a.Teilnehmern „Die ewige Lust an den Tätern“:Malte Ludin hat 2003 einen Film über seinenVater Hanns Ludin gedreht: „2, 3 Dinge, die ichvon ihm weiß“ ist ein sehr intimes Werk über denBotschafter im Ministerrang, der nach dem Kriegin der Slowakei als Kriegsverbrecher verurteiltund hingerichtet worden ist. Aber erst jetzt hatsich der Sohn mit seinem Vater und dessen Bildin der Familie auseinandergesetzt.

Jazzer Manfred Schoof - in Zürich dabei

„Zwielicht bedeutet noch lange nicht, dassman den Tag nicht von der Nacht unterscheidenkann“, hat bereits der englische Autor SamuelJohnson im 18. Jahrhundert erkannt. Ein Satz,der auf Baron von der Heydt ebenso zutrifft wieauf Hanns Ludin. Die Rockband „Lenin-grad“ hates zeitgemäß in die Liedzeile gefasst „Nurwenn du gegen den Strom schwimmst /Verstehst du, wie viel die freie Meinungzählt“. Die Musiker aus St. Petersburg haben imMoskau des „lupenreinen Demokraten“ Putin(Ger-hard Schröder) Auftrittsverbot. Ihren Auftritt als „verscheuchte“ Else Lasker-Schüler hat nunmehr Hanna Schygulla zugesagt.Sie steht als Else Lasker-Schüler auf der Bühnedes Schauspielhauses Zürich, wo am Abend des26. Oktober das XIII. Forum durch den SchweizerBundespräsidenten Moritz Leuenberger eröffnetwird. „Die Verscheuchte“ ist der Titel eines jenerGedichte, das in Zürich veröffentlicht wurde.Ursprünglich hatte Else Lasker-Schüler ihm denTitel „Das Lied der Emigrantin“ gegeben. HannaSchygulla wird vertonte ELS-Gedichte singen.

Anne Marie Blanc, eine der „GrandesDames“ nicht nur des SchweizerTheaters, rezitiert beim ELS-Forum inZürich Lyrik jüdischer Dichterinnen

Das Theaterstück über die Dichterin,geschrieben von Gerold Theobalt, wirduraufgeführt auf der Bühne, wo 70 Jahre zuvor imBeisein von Thomas Mann das ELS-Dramas„Arthur Aronymus“ Pre-miere hatte, der Bühnedes Wider-stands gegen das Hitler-Regime. DieFlüchtlinge waren wenig willkommen und hattenHürden zu überwinden, die schwerer als mancherheutige Einbürgerungstest. Else Lasker-Schüler schrieb noch aus Berlin anEduard Korrodi von der Neuen Zürcher Zeitung:̧Die Möven vom Zür-chersee schreibenmir so sehnsüchtige Briefe und ichsehne mich nach den wie-ßen Vögeln,schreiender Schnee, wilde Bräute derNordsee, weißgefiederteAbenteuerinnen. 'Wär ich doch eineMöve! Ich brauchte nicht auf meinVisum warten.'“ Am Vorabend der Eröffnung, also am 25.Oktober, wird es einen „Abend der Begegnung“geben, zu der Mitglieder, Gäste und Mitwirkendewillkommen sind. Wir würden uns freuen,möglichst viele Mitglieder und Freunde dortbegrüßen zu können. Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, istdiesem Infobrief das komplette Programm für dasForum und die anschließende Ausstellungbeigelegt.

Ich wünsche Ihnen im Namen des Vorstandseinen schönen Sommer.HerzlichIhr Hajo Jahn TEXT + KRITIK widmet sich in seiner neuenAusgabe vor allem der Poetik des Dichters Bennund suche „seinen Ort in der Kunst seiner Zeit“,so der Verlag. Es befasse sich mit BennsVerhältnis zur Medizin und denNaturwissenschaften, zum „Dritten Reich“ sowiezu Zeitgenossen, u.a. zu Else Lasker-Schüler,

Thea Sternheim und Ernst Jünger. Darüberhinaus schreiben junge Schriftstellerinnen undSchriftsteller über ihr Verhältnis zu GottfriedBenn. Eine umfangreiche Collage aus Gedichtenund autobiografischen Texten Benns vermittle einanschauliches Bild des noch immerfaszinierenden Autors. ARNOLD, HEINZ LUDWIG (Hg.): Text + Kritik,Nr. 44, Gottfried Benn. Edition text + kritik imRichard Borberg Verlag, München: 223 S., 20,00€.

Prinz Jussufs GedichteEs war ungewöhnlich, dass eine Dich-terin 1943in deutscher Sprache ein Buch, noch dazu einenLyrikband, in Jerusalem veröffentlichen konnte –im damals britischen Mandatsgebiet Palästina.„Mein blaues Klavier“ war die letztePublikation von Else Lasker-Schüler. Sie erschienin kleiner, num-merierter Auflage von 330Exemplaren, ist heute ein begehrtesSammlerobjekt. Gefördert und gedruckt wordenwar es von Moritz Spitzer (1900-1982), der beimBerliner Schocken-Verlag gear-beitet hatte undnach dessen Zwangs-auflösung nach Palästinageflohen war. Er gründete Anfang der 40er Jahreden Verlag „Tardish Books Jerusalem“, doch dieErstausgabe des Gedichtbandes nennt nur dieDruckerei in Jerusalem; erst bei der zweitenAuflage 1957 steht Tardish Books im Impressum.Es ist verdienstvoll von Nadine Meyer vomJüdischen Verlag (Suhrkamp) und Ricarda Dick,diesen Gedichtband neu herausgebracht zuhaben. Die Aufma-chung entspricht der desOriginals mit einer Zeichnung aus der Hand vonElse Lasker-Schüler. Ein blaues Klavier steht "im Dunkel der Kellertür."Ratten tanzen "im Geklirr". Die Erinnerung an dieZeit, in der noch "Sternenhände" darauf spieltenund die "Mondfrau sang", weckt nur noch Trauer:"Ich beweine die blaue Tote." Die Welt ist"verroht". Das Klavier ist zerbrochen. Der Gesangist verstummt. Todes- und Erlösungssehnsüchteste-hen am Gedichtende: "Ach liebe Engel öffnetmir / - Ich aß vom bitteren Brote- / Mir lebendschon die Himmelstür - Auch wider dem Verbote."Die Dichterin, die 1939 aus Palästina nicht mehrins Exilland Schweiz ein-reisen durfte, war 73Jahre alt und ihr Werk in Nazi-Deutschland als"schäd-liches und unerwünschtes Schrifttum"verboten. Prinz Jussuf oder, wie sich dieKünstlerin auch nannte, hatte dem Buch diefolgende Widmung gegeben: „Meinenunvergesslichen Freunden und Freundinnen inden Städten Deutsch-lands und denen, die wieich vertrieben und nun zerstreut in der Welt.“

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Else Lasker-Schüler: "Mein blauesKlavier", herausgegeben von RicardaDick. Jüdischer Verlag im SuhrkampVerlag, 62 Seiten, 16,80 Euro

Vereinsinterner Spiegel

Vorstand wiedergewähltBeschluss zum Kulturpreis WuppertalAuf der Jahreshauptversammlung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft am 27. März 2006 inWuppertal sind alle bisherigenVorstandsmitglieder wieder-gewählt worden: HajoJahn, Vorsit-zender, Heiner Bontrup, stellv.Vorsit-zender, Anne Grevé, Schriftführerin,Michaela Heiser, Pressesprecherin, Klaus K.Otto, Schatzmeister, der Dich-ter und Präsidentdes internationalen PEN, Jii Gruša, die AutorinUlla Hahn, Prof. Dr. Manfred Brusten, DorotheeKleinherbers-Boden und Wolfgang Drost. AlsKassenprüfer wurden Dr. Dietrich Gafert undGerd Stock bestätigt. – Der Tätigkeitsbericht istauf der Homepage der Gesellschaft unter „Wirüber uns“ veröffentlicht: www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de. Eine ausführliche Debatte gab es über einenVorstoß von Hajo Jahn, den Wuppertaler Eduardvon der Heydt-Kulturpreis in Else-Lasker-Schüler-Preis umzubenennen. Obwohl von FrankfurterRundschau über „TAZ“ bis SPIEGEL berichtetworden war, dass der Baron unübersehbarbraune Flecken auf seiner Weste hatte undimmer neue Details über seine Verstrickungenund Sammlungen bekannt werden, hat dieRatsmehrheit Wuppertals beschlossen, nichts zuändern. Die Verteidigung des großzügigenMäzens durch die Kulturdezernentin M.Drevermann lautet: Der Baron war nur ein kleinerMitläufer, seine Mitgliedschaften in den Nazipar-teien von Deutschland und der Schweiz seienTarnung seiner Homosexualität gewesen.Während der Rechtsextre-mismus zunimmt, wird

die Umbenen-nung verweigert mit demArgument, die bisherigen Preisträger würdendurch eine Namensänderung „beschädigt“. VierPreisträger – die Musiker Peter Brötzmann undUlrich Leyendecker, der Historiker und ehemaligeExilant Helmut Hirsch sowie der Illustrator WolfErlbruch - haben sich für eine Umbenennungausgesprochen, unterstützt von Elfriede Jelinekund Reiner Kunze. In der Verwaltungsvorlage fürdie Ratssitzung am 3. April 2006 standunverhohlen, dass jede städtische Ehrung für denNS-Unterstützer mit einer Gegenleistungverknüpft war. Im Vorfeld gab es Signale, dass die inSonntagsreden gern gefeierte „große Tochter derStadt“ als Namensgeberin des Kulturpreises nichtakzeptiert werden würde. Deshalb beschlossendie Mitglieder die Empfehlung, die Aus-zeichnungsolle ihre ursprüngliche Be-zeichnung „Kulturpreisder Stadt Wup-pertal“ zurück erhalten. Dochvorläufig bleibt dieser Kulturpreis die einzige mitSteuermitteln bezahlte Auszeichnung inDeutschland, die nach einem einfluss-reichenNS-Opportunisten und -Helfer benannt ist.

Neue Mitglieder: Hildegard Koineke,Bremen; Ursula Brinkschulte, Düssel-dorf; Hans-Joachim Schneider, Solin-gen; Anja Ott, Prien;Marc J. Reichow und Iris Michelmann, beideSolingen; Norbert Baumgarten, Ulla Lemmensund Hartmut Urban, alle Wuppertal; IreneBredow, Werther; Nadine Diab, Düsseldorf, undHilde Hülse, Essen.

Wir trauern um Paul SpiegelIm ersten Jahr als Präsident des Zentralrats derJuden in Deutschland, 2000, war er Schirmherrdes VIII. Else-Lasker-Schüler-Forums „...dannkreiste zurück die Jahrhundertuhr“. Schirmherrwar auch Ignatz Bubis (beim III. Forum,zusammen mit Israels Staatspräsident EzarWeizmann). Doch anders als seincharismatischer Vorgänger wollte sich PaulSpiegel nicht aufreiben im Ehren-amt. Auchdeshalb hatte man ihn als „Übergangslösung“gesehen. Ein Trug-schluss. Der gelernteJournalist, der in Düsseldorf eine Künstleragenturbetrieb, hat in fast sechs Jahren viele Aufgaben inschwierigen Zeiten bewältigt, etwa die IntegrationTausender jüdischer „Kontin-gentflüchtlinge“ ausOsteuropa. Paul Spiegel mischte sich ein, warntevor den zunehmenden Gewalttaten der rechtenSzene, attackierte den Israel-feindlichen PolitikerJürgen Möllemann und kriti-sierte KardinalMeisner, der die Abtrei-bungen mit denVerbrechen von Hitler und Stalin verglichen hatte.Mit der ELS-Gesellschaft hatte der Verstorbenedie Haltung der Bundesrepublik und vielerIntellektueller kritisiert, dass die ver-folgtenSchriftsteller, Künstler und anderenIntellektuellen, die sich ins Exil retten konnten,später relativ ungeehrt und unwillkommengeblieben sind.

Dank für SpendenhilfeKultur ist geldwert, behaupten diePolitiker. Doch was sind die Bekennt-nissewert, wenn fast überall die Kultur-etatsreduziert werden? Davon sind auch wirbetroffen, wenn wir für Veran-staltungen,Aktionen oder den Unterhalt des ELS-Bürosum Unterstützung bitten, denn mitehrenamtlicher Arbeit allein ist das nicht zuleisten, können weder Telefon noch Mietebezahlt werden. Un-sichtbare Hürde ist einsubtiler Antise-mitismus, der spürbar wird,wenn es um die Finanzierung von Aktivitätenzu und über Else Lasker-Schüler und anderejüdische Künstler und Intellektuelle geht. Ineinem Brief an Karl Kraus hat die Dichterinihren Frust über eine solche Situation freienLauf gelassen: „Wenn ich nur Geld hätte.Geld! Geld! Geld! Geld! Geld! Geld!Geld! Geld! Geld! Geld! Wer 20 Jahreohne das ist – alles andere Lapalie –Idealismus – Liebe – Galgenhumor –Prunk – unwert. Ihr armer Prinz vonTheben“. Und so, wie die Dichterin, auch imSchweizer Exil, immer wieder Briefe an ihre„Fürbitter“ schreiben musste, haben wir uns anSie gewandt und einige Spenden erhalten. BisEnde des Jahres 2006 sind Büro und Arbeitgesichert. Dafür bedanken wir uns vielmals.

Forum der Kreativenin der ELS-Gesellschaft

Yoko Yamaguchi, Dozentin an der Uni-versität Nagoya, Japan, arbeitet an ei-nem Buchüber die „Poetik des tan-zenden Körpers: Tanzund Literatur der deutschsprachigen Moderne“, indem sie auch Else Lasker-Schüler einen Beitragwidmen wird. Das Buch wird im UniversitätsverlagNagoya erscheinen.

Uwe Kolbe, 1957 in Ostberlin geborenerLyriker, ist auf der Leipziger Buchmesse mit dem„Preis der Literaturhäuser“ aus-gezeichnetworden. Verbunden damit sind Lesungen inLiteraturhäusern, je-weils mit einer eigenenLaudatio. Dabei beklagte Werner Söllner inFrankfurt das allgemeine Desinteresse für dieLyrik.

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Virginia Verrieti, Mitglied der ELS-Gesellschaft in Rom, veröffentlichte ihrePromotionsarbeit über „Else Lasker-Schüler trazurigo e Gerusalemme“ un-ter dem Titel POESIADELLA NOS-TALGIA in der Edition Artemide. Aufdem Cover: die junge Dichterin.

Heinz Böhmke hat 35 Jahre an einemGeschichtswerk geschrieben. Titel: "An jenemTage - Über die Religionen und Philosophien derVölker und das Haus Israel." Sein Lebenswerkhandelt die Babylonische - Semitische Götterwelt,die Griechische Götterwelt, die Ge-schichte derKirche - des Christentums- sowie des ‚HausesIsrael’ ab. Aus-führlich wird der Einfluß derPhiloso-phen Pythagoras, Sokrates, Platon,Aristoteles, Kant, Schopenhauer, Karl Marx u.a.in der geistigen und ge-schichtlichen Entwicklungsowie der Antisemitismus der letzten 2000Jahredargestellt. The Jewish National & UniversityLibrary Jerusalem hat das Buch und weitereGedichtbände des in Gevelsberg (NRW)lebenden Autors in ihre Sammlungaufgenommen.

Heinz Böhmke: „An jenem Tage", 279 S., € 25,00vergriffen; Bestellungen beim Autor HeinzBöhmke, Milsper Strasse 156 in 58285Gevelsberg.

Wolf Erlbruch, Illustrator und Kin-derbuchkünstler aus Wuppertal, erhält für seinGesamtwerk die Hans-Christian-Andersen-Medaille. Der Preis wird alle zwei Jahre vergebenund gilt als renom-mierteste internationaleAuszeichnung auf dem Gebiet der Kinderliteratur.Der 1948 geborene Wolf Erlbruch, der auch alsHochschullehrer tätig ist, prägt seit Jahren dieIllustrationskunst in Deutschland aufentscheidende Weise. Einem größeren Publikumwurde er mit dem Bilderbuch „Vom Maulwurf, derwissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemachthatte" (1989) bekannt. Die Jury lobte seinen Mutzum Experiment, die breite Palette künstlerischer

Stilrichtungen sowie den philosophischen Witzseiner Geschichten. – Die Preisverleihung findetam 20. September in Peking im Rahmen desKongresses des „International Board on Books forYoung People" statt.

Karl Otto Mühl, Autor zahlreicher Fern-sehfilme, Theaterstücke („Rheinpro-menade“),Romane und Hörspiele, hat gleich zwei neueRomane veröffent-licht. In „Hungrige Könige“erzählt er von der schwierigen Freundschaftzweier un-gleicher Männer, die einander in ihrerWeltfremdheit und ihrer Sehnsucht nach demrichtigen Leben über den Tod hinaus verblüffendähneln.Karl Otto Mühl: „Hungrige Könige“, 192S.,Paperback, € 12,00, Nordpark Verlag, ISBN 3-935421-05-2Im Roman „Nackte Hunde“ beschreibt Mühl mitder Entwicklung seines Prota-gonisten GustavLautner, Jahrgang 1923 wie er selbst, dessenEntwicklung. Sie trägt autobiografische Züge:Kindheit und Erwachsenwerden, Weltkriegs- undSoldatenzeit, desillusionierte Heimkehr. Mühl,ausgebildeter Industriekaufmann, war ab 1941 imKriegsdienst in Afrika, wurde in Ägypten gefangenund kam über Südafrika, USA und England imFebruar 1947 zurück nach Deutschland, wo er mitTankred Dorst und Paul Pörtner Mitglied derKünstlergruppe „Der Turm“ wurde, eine derersten und spannendsten Gruppen der Nach-kriegszeit.Karl Otto Mühl: „Nackte Hunde“, 200 S.,Paperback, € 12,00, Nordpark Verlag, ISBN 3-935421-06-0

Ulla Hahn, die „erfolgreichste deutscheLyrikerin unserer Tage“ („Spiegel“), hat ihreErfahrungen als Leserin eigener und fremderLiteratur unter dem Titel „Dichter in der Welt“ ineinem Buch gesammelt: „So anschaulich wielehr-reiche Anmerkungen zu Leben und Werkder Kollegen aus aller Welt – und besonders derKolleginnen“, so das Hamburger Magazin: VonSappho über Emily Dickinson, IrinaRatuschinskaja, Nelly Sachs bis hin zu IngerChristensen werden (hauptsächlich lyrische)Stim-men aus fast drei Jahrtausenden zitiert. Ulla Hahn: „Dichter in der Welt. Mein Schreibenund Lesen“. Deutsche Verlags-Anstalt, 320 S., €18,90.

BuchtippPrag 1942. Ein 14-jähriger Junge zeichnet dasBild „Mondlandschaft“. Es zeigt die Erde, wie ersie sich vom Mond aus betrachtet vorstellt. ImJahr 2003 nimmt der erste israelische Astronauteine Kopie der Zeichnung mit in die RaumfähreColumbia, die dann beim

Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ver-glüht.Das Unglück bringt den Namen des ZeichnersPetr Ginz in die Schlag-zeilen - so erfährt ChavaPressburger, seine Schwester, dass manTagebücher ihres Bruders entdeckt hat, diejahrelang unbeachtet auf einem Prager Dachbo-den gelegen hatten. Der 1928 geborene Petr warnicht nur künstlerisch sehr begabt, er besaß auchein bemerkens-wertes schriftstellerisches Talent.So verfasste er neben Gedichten gleich achtRomane und war in Theresienstadt maßgeblichan einer Untergrundzeit-schrift beteiligt. Seine wiedergefundenen Aufzeichnun-gen ausdem Prag der Jahre 1941/42 bestechen geradedurch ihre nüchterne, authentischeUnmittelbarkeit. Sie zei-gen, wie die vertraute undgeliebte Stadt für ihn mehr und mehr zu einemGhetto ohne Mauern wird — bis er und seineFamilie Ende 1942 erst nach There-sienstadt undEnde 1944 schließlich nach Auschwitz deportiertund dort in den Gaskammern ermordet wird. Petr Ginz’ Prager Tagebuch ist ein ein-zigartigesZeitdokument. Es zeugt von vielfältigenBegabungen eines Men-schen, der keineResignation erkennen lässt und der seinenMördern zum Trotz auch heute noch zu unsspricht.

Chava Pressburger (Hrg.): „Prager Tagebuch,160 S., gebunden, ISBN 9783837006417, €19,90

Stiftung Verbrannte und verbannteDichter/Künstler:

Exil-Literatur von 1918.Hugo Balls „Zur Kritik der deutschenIntelligenz

Hans Dieter Zimmermann, Pro-fessor am Institutfür Literaturwissenschaft der TU Berlin undgeschäftsführender Herausgeber derTschechischen Biblio-thek in deutscher Sprache,publizierte Ende letzten Jahres eine umfangreicheSchrift, die Hugo Ball, der Begründer des

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Dadaismus, während des Exils 1917/18 in derSchweiz schrieb und die 1919 in Bern erstmalserschien: „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“. Hugo Ball, der schon mit seinen Dada-Lautgedichten, die er 1916 im “Cabaret Voltaire“in der Zürcher Spiegelgasse vortrug, gegen dieVerlogenheit der Propaganda des ErstenWeltkriegs pro-testierte, arbeitete danach an der„Freien Zeitung“ in Bern, in der vor allemdeutsche Exilanten schrieben, so etwa ErnstBloch. Balls Schrift von 1919 ist eine Polemikgegen die deutsche Ideo-logie von Martin Lutherbis zu Friedrich Nietzsche, von Hegel zu Marx; erstellt ihr einen christlichen Anarchismusentgegen, der sich freilich von jeder Kirchedistanziert. Ball trifft in seiner Schrift, die in der WeimarerRepublik kaum wahrgenom-men wurde, dieTendenzen, die zum Nationalsozialismus führten,und seine Kritik an Marx und den Folgen nimmtdas vorweg, was in der Sowjetunion geschah. Einbei allen Schwächen hell-sichtiges Buch, das nunerstmals unge-kürzt und ausführlich kommentiertim Wallstein- Verlag Göttingen erschien als Band5 der Hugo-Ball-Gesamtausgabe. – Hans DieterZimmermann ist Mitglied der ELS-Gesellschaftund einer der Autoren des „Prager Almanachs“, indem er über Max Brods frühe Romanegeschrieben hat.

www.NS-Verfolgung.uni-wuppertal.deAus zwei umfangreichen empirischenForschungsprojekten entstand an der BergischenUniversität Wuppertal ein beispielhaftesInternetprojekt; eine Datenbank über mehrereTausend "Verfolgte des Nationalsozialismus inWuppertal". 1 über 'Lebensbedingungen undSozialisation der Kinder von politisch Verfolgtendes NS-Regimes' (Leitung: Prof. Dr. HeinzSünker / Dr.Dieter Nelles).2. über 'JüdischeBürger in Wuppertal und Umgebung zur Zeit desNationalsozialismus – eine Dokumentation überihr Leben und ihre Verfolgung’ (Leitung: Prof. Dr.Manfred Brusten). In Zusammenarbeit mit demVerein zur Erforschung der SozialenBewegungen im Wuppertal e.V. wurde dieDatenbank für eine Internetprä-sentationaufbereitet. Sie erlaubt eine vielfältige Nutzung:Sie kann sowohl zu individuellen Recherchen undNach-fragen als auch zur allgemeineren Erfor-schung von Verfolgung und Widerstand imNationalsozialismus eingesetzt wer-den. Sie istdarüber hinaus in beson-derem Maße fürProjekte in Schulen sowie in deraußerschulischen Bildungs-arbeit geeignet. Ausdatenschutzrecht-lichen Gründen wurden nurPersonen in die Datenbank aufgenommen, dievor 1916 geboren wurden. Einzel-Informationenüber jüngere Personen können bei den jeweiligenProjektleitern nachgefragt werden. (Wir hattenbereits im Infobrief 64 auf dieses modellhafteProjekt hingewiesen, doch fehlte leider dieInternetadresse. Wir bitten um Verständnis.)

Käufer für Salzmann-Sammlung?Die Salzmann-Sammlung, die ähnlich wie die„Sammlung Serke“ verbrannte Dichterrepräsentiert, könnte in der Unimfesitäts- undWqolfgang Koeppen-Stadt Greifswald ein Domizilbekommen: Die rund 10 000 Bände von in derNS-Zeit verbotenen Autoren könnte dannerhalten bleiben. Georg Salzmann aus Gräfelfingwürde seine Sammlung nur ungern auseinanderreißen. Doch ver-kaufen muss er. Bisher hat sichdie „Aktion Patenschaften“ vergeblich bemüht, dieKaufsumme von 800.000 € zu bekommen.

www.exil-archiv.deDer Deutsch-Tschechische Zukunfts-fonds inPrag unterstützt mit 5.000 € die Arbeiten für dasvirtuelle Zentrum der verfolgten Künste undIntellektuellen im Internet, „www.exil-archiv.de“.Finanziert wird eine tschechische Fassung derwichtigsten Texte auf der Website. Vor allem giltes, Biografien von Persönlichkeiten zurecherchieren und online zu stellen, die von denNazis während der Besatzung oder während derkommunistischen Diktatur verfolgt wurden.Ausgangsbasis ist dabei Jürgen Serkes Buch„Böhmische Dörfer. Wanderungen durcheine verlassene literarische Landschaft“.Die deutsche Ausgabe ist leider vergriffen; es istlängst an der Zeit, das Buch neu aufzulegen.Partner bei dem tschechischen Internet-projekt istdie Föderation der jüdischen Gemeinden in derRepublik Tschechien mit Direktor Tomaš Kraus.Unterstützt werden wir dabei von dem BerlinerLiteraturwissenschaftler Prof. Hans Zimmermann,einem der Herausgeber der TschechischenBibliothek. – In Vorbereitung ist eine polnischeFassung, die noch in diesem Sommer onlinegestellt werden soll.

Termine

Ausstellung "Krieg und Utopie" in derBunkerkirche, Düsseldorf-Heerdt, Keve-laerer Str.24. Bis zum 23.Juli 2006 mit Originalexponaten,Zeichnungen, Hand-schriften von Else Lasker-Schüler, Armin T. Wegner, Paul Zech u.a. Zuempfehlen ist das Buch zu diesem Projekt:„Krieg und Utopie - Kunst, Literatur undPolitik im Rheinland nach dem ErstenWeltkrieg". Gertrude Cepl-Kaufmann / GerdKrumeich / Ulla Sommers (Hrsg):, ISBN 3 -89861 - 619 - 3 Erschienen im KlartextVerlag, Essen.

Samstag, 8. Juli 2006, ab 18 UhrAbtei Marienmünster (Ostwestfalen)Otto Sander liest Samuel Becket undAngela Winkler liest Ingeborg Bachmann

Sonntag, 9, Juli 2006, 11.30 UhrSchloß Vörden/ 37696 Marienmünster

Angela Winkler und Nele Winkler: „Man soll jedesDing bei seinem Namen nen-nen“, Märchen vonHans Christian An-dersen.

Donnerstag, 24. August 2006,19 Uhr. München, Literaturzelt auf demTollwood-Gelände (Olympiapark) Renée Rauchalles liest Texte von Else Lasker-

Schüler. "Sei still mein wilder En-gel mein ..." –Poesie einer ewig Unruhi-gen, ewig Träumenden,voll zarter Ver-letzlichkeit und Melancholie.

Freitag, 29. September 2006, 20 UhrVio Grotte Bianche 7 (Palermo) Klaus Rohleder liest aus seinem neuen, noch imWerden befindlichen Roman “Von Großvätern,Enkeln und vom Was-ser” – Auszug aus derVeröffentlichung im ELS-Almanach“Zweiseelenstadt.”

ImpressumRedaktion Hajo Jahn

Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. Herzogstr.42; D-42103 Wuppertal Tel: 0202-305198; Fax: 0202-7475433vorstand@else-lasker-schueler-gesell-schaft.de.www.else-lasker-schueler-gesellschaft.de

Vorsitzender: Hajo Jahn; Stellvertr. Vor-sitzender:Heiner Bontrup; Schatzmeister: Klaus K. Otto;Pressesprecherin: Michaela Heiser;Schriftführerin: Anne Grevé; Beisitzer: Prof.Manfred Brusten, Monika Fey, DorotheeKleinherbers-Boden, Wolfgang Drost sowie dieAutoren Ulla Hahn und Jii Gruša. Ehrenmitglieder: Hans Sahl und Prof. PaulAlsberg, IsraelBankverbindung: Sparkasse Wuppertal, BLZ33050000, Konto: 968768.

Stiftung „Verbrannte- und verbannte Dichter-/KünstlerInnen“Vorstand: Hajo Jahn, Herbert Beil, Dr. Rolf Kösterund Dr. Rolf Jessewitsch. – Kuratorium: IngridBachér, Hans-Dietrich Genscher, Prof. Dr. KlausGoebel, Anne-marie Renger, Ursula Schulz-Dornburg, Jürgen Serke, Prof. Dr. ChristophStölzl. Konto: Stadtsparkasse Wuppertal, BLZ 33050000,Kontonummer: 902999.www.exil-archiv.de.E-Mail: [email protected] Exil-Archiv: Ulrike MüllerTelefon: 0202 – 946 3867

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