vision:teilen Infobrief November 2011

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Auf ein Wort Kinderlachen – gibt es etwas Schöneres um zu spüren, dass Kinder glücklich sind!? Ja, auch in Mweiga nahe Nyeri, Kenia, lachen die Kinder gern. Denn das hilft, zu vergessen, wer sie sind und woher sie kommen: Aidswaisen, die miterlebt haben, wie die Eltern starben, Vertriebene, die zusehen mussten, wie ihre Heimat zerstört und Menschen getötet wurden, Straßen- kinder in Not angesichts von Hunger und häuslicher Gewalt im Übermaß, Kinder aus bettelarmen Familien, die sie nicht ernähren können. Jeder hat sein eigenes Schicksal, seinen Schmerz. Nach außen ist er oft nicht sichtbar. Aber im Herzen leben die Traumata weiter, die das Leben fast aller dieser Kinder verändert haben – damals, als sie miterlebten, dass sie auf einmal ganz allein auf dieser Welt waren. Und dennoch, trotz Schmerz und Leid, die verborgen in ihnen weiterleben, sind sie alle in Mweiga, weil sie ein gemeinsames Ziel haben: Sie wollen eine bessere Zukunft und dafür alles darangeben. Mit den Brüdern des heiligen Joseph zusammen. Für sie heißt Weihnachten: Gottes Liebe auf Erden – durch Schulbesuch, durch ein warmes Essen, durch ein gutes Wort. Weihnachten, das ist für sie hier unten, ganz nah. Ihr Bruder Peter Amendt Leiter von vision:teilen e.V. Anliegen Projekte Informationen Advent 2011 vision:teilen Infobrief vision teilen Eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.

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Kinderlachen – gibt es etwas Schöneres um zu spüren, dass Kinder glücklich sind!? Ja, auch in Mweiga nahe Nyeri, Kenia, lachen die Kinder gern. Denn das hilft, zu vergessen, wer sie sind und woher sie kommen: Aidswaisen, die miterlebt haben, wie die Eltern starben, Vertriebene, die zusehen mussten, wie ihre Heimat zerstört und Menschen getötet wurden...

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Auf ein Wort

Kinderlachen – gibt es etwas Schöneres um zu spüren, dass Kinder glücklich sind!? Ja, auch in Mweiga nahe Nyeri, Kenia, lachen die Kinder gern. Denn das hilft, zu vergessen, wer sie sind und woher sie kommen: Aidswaisen, die miterlebt haben, wie die Eltern starben, Vertriebene, die zusehen mussten, wie ihre Heimat zerstört und Menschen getötet wurden, Straßen-kinder in Not angesichts von Hunger und häuslicher Gewalt im Übermaß, Kinder aus bettelarmen Familien, die sie nicht ernähren können. Jeder hat sein eigenes Schicksal, seinen Schmerz. Nach außen ist er oft nicht sichtbar. Aber im Herzen leben die Traumata weiter, die das Leben fast aller dieser Kinder verändert haben – damals, als sie miterlebten, dass sie auf einmal ganz allein auf dieser Welt waren. Und dennoch, trotz Schmerz und Leid, die verborgen in ihnen weiterleben, sind sie alle in Mweiga, weil sie ein gemeinsames Ziel haben: Sie wollen eine bessere Zukunft und dafür alles darangeben. Mit den Brüdern des

heiligen Joseph zusammen. Für sie heißt Weihnachten: Gottes Liebe auf Erden – durch Schulbesuch, durch ein warmes Essen, durch ein gutes Wort. Weihnachten, das ist für sie hier unten, ganz nah.

Ihr

Bruder Peter AmendtLeiter von vision:teilen e.V.

Anliegen • Projekte • Informationen • Advent 2011

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Interview mit Bruder Titus Walela

Bruder Titus, Du bist Generaloberer der Brüder des heiligen

Josefs. Wie ist diese Ordensgemeinschaft entstanden und

was ist Deiner Meinung nach die wichtigste Aufgabe der

Brüder?

Unsere Gemeinschaft wurde von Pater Joseph Witte gegrün-det, einem Spiritaner-Missionar. Er arbeitete 1945 während des Zweiten Weltkrieges als Apostolischer Vikar in der Diözese Nyeri. Sein Gedanke war, dass wir Ordensbrüder als einzige Gemeinschaft in der Diözese bei der pastoralen Arbeit helfen könnten. Er hoffte, dass viele junge Menschen dieser Beru-fung folgen und den Brüdern beitreten würden.

Genau defi nierte Aufgaben haben wir keine. Stattdessen reagieren wir auf die jeweils aktuellen Bedürfnisse. Im Sinne unseres Gründers arbeiten wir unmittelbar mit den Menschen in Not zusammen, also mit Aidskranken oder Opfern der eth-nischen Konfl ikte im Jahr 2007.

Die Brüder haben selbst mit der Not zu kämpfen, und ins-

besondere die Dürre macht Mweiga seit einigen Jahren zu

schaffen. Doch Ihr kümmert euch selbstlos um die Waisen-

kinder. Wie hat es angefangen und was bewegt die Brüder zu

dieser Aufgabe?

Angefangen hat das Ganze mit einem gewöhnlichen pastora-len Hausbesuch der Brüder in der Nähe von Mweiga. Solche Hausbesuche machen wir ständig. 1988 aber kamen zwei Brü-der nach einem ihrer Besuche an einem Haus vorbei, vor dem Kinder saßen. Sie sahen sehr traurig und schwach aus. Eine erwachsene Person war nicht in der Nähe. Die Brüder fragten: “Was macht ihr hier draußen in der Kälte allein?” Die Kinder begannen zu weinen und zeigten den Brüdern zwei Gräber. Es waren die Gräber ihrer Eltern, die vor zehn Tagen gestorben

waren. Keiner hatte sich seitdem um die Kinder gekümmert. Sie waren sich selbst überlassen.Die Brüder nahmen sie mit in ihre Gemeinschaft. Dort be-schloss man, dass sie bleiben dürften. Die Brüder zogen die Kinder groß und ermöglichten ihnen sogar, zur Schule zu gehen. Diese Kinder waren die ersten Waisen in der Ordensgemein-schaft – und schnell folgten weitere. So entstand das St. Ge-rald Children Centre, unsere Einrichtung für verwaiste Kinder und Jugendliche. Warum wir das tun, kann leicht beantwortet werden: Christus hat uns dieses Gebot gegeben, und wir folgen ihm.

Weihnachten steht vor der Tür. Wie feiern die Kinder das

Fest und welche Bedeutung hat es für sie in St. Gerald?

Für die Kinder bedeutet Weihnachten, dass Jesus kommt und Frieden bringt. Denn seine Geburt weckt in ihnen die Erwartung nach Frieden - vor allem bei denjenigen, die unter den gewalttätigen Ausschreitungen nach der Wahl von 2007 leiden mussten. Außerdem verbinden sie mit Weihnachten eine besondere Mahlzeit, neue Kleidung und Schuhe, die ihnen ein verän-dertes Aussehen ermöglichen, aber vor allem zeigen, dass sie geliebt werden. Sie beten an dem Tag für die, die krank sind, da sie selbst erfahren haben, was das bedeutet.

Das größte Ziel der Kinder ist zur Schule zu gehen. Warum ist

das so und was könnt Ihr tun, um ihnen zu helfen?

Wenn sie zur Schule gehen können, haben sie auch Aussicht auf einen Beruf und damit die Hoffnung, sich in Zukunft selbst versorgen zu können. Wenn man die Schule nicht schafft, ist die Zukunft ungewiss und das Leben wird sehr hart – als würden einem alle Chancen des Lebens verwehrt. Darum bemühen wir uns, alles für die Bildung der Kinder zu tun,

Aus aller Welt: Interview mit Bruder Titus Walela, Kenia

Titus Walela

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ihnen in unserer eigenen Schule etwas beizubringen und sie auf der weiterführenden Schule zu unterstützen, wenn sie es bis dorthin schaffen.

In Deutschland legt man seinen Wunschzettel unter den

Weihnachtsbaum, damit das Christkind diese Wünsche er-

füllt. – Wenn Du einen solchen Wunsch beim Christkind frei

hättest, was wäre das?

Ich würde mir für die Kinder in St. Gerald wünschen, dass das Christkind sie von ihren Krankheiten, Traumata, von ihrem Hunger, ihrer Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Armut befreit und ihnen ein gutes Zuhause mit einem Bett und einem Stuhl für jedes einzelne Kind schenkt. Auch über neue Kleidung und vielleicht einen Fußball oder Süßigkeiten würden sie sich unbändig freuen, weil sie das fast nie bekommen. Es ist schade, dass wir ihnen nicht alle diese Wünsche erfüllen können.

Vielen Dank, Bruder Titus. Eine letzte Frage: Was möchtest

du als afrikanischer Christ unseren Mitbürgerinnen und Mit-

bürgern zu Weihnachten mittteilen?

Ich möchte mich zuerst für die gute Unterstützung bedanken, die Sie für Afrika, meine Gemeinschaft und vor allem für die Kinder gezeigt haben. Es würde mich glücklich machen, wenn Sie weiter mit uns teilen würden, so dass auch die Kinder in St. Gerald gebührend Weihnachten feiern und eine bes-sere Zukunft durch den Schulbesuch erreichen können. Die Infrastruktur unserer Schule muss dringend repariert werden und die Kinder brauchen Schulmaterial. Schließlich möchte ich mich bei vision:teilen für all das bedanken, was Sie bisher schon für unsere Gemeinschaft und die Kinder getan haben. Sie sind uns eine große Hilfe bei unseren existentiellen Proble-men und Herausforderungen.

Titus Walela Bruder Titus Walela ist Mitglied der Gemeinschaft der

Brüder des heiligen Josefs in Mweiga, einem ländlichen

Gebiet in der Erzdiözese Nyeri in Zentralkenia.1989 trat

er der Gemeinschaft bei, seit 2006 ist er ihr Generalobe-

rer. Der Kongregation gehören achtundsechzig Mitglie-

der aller Altersklassen an. Dazu liegt die Sorge für mehr

als einhundert Waisen bei den Brüdern. Nach dem inzwi-

schen fünften Dürrejahr in Folge steht die Gemeinschaft

wie auch die restliche Bevölkerung vor schweren Zeiten.

vision:teilen hat mit Bruder Titus gesprochen.

Aus aller Welt: Interview mit Bruder Titus Walela, Kenia

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Rückblick & Vorblick - Die Info-Ecke

Rückblick und Vorblick

Die Projekte der vergangenen vier Monate waren vor allem durch die Hilfe für die Hungernden in Ostafrika geprägt. Auch wenn dies mitlerweile aus dem öffentlichen Bewusstsein entschwunden ist, geht der Hunger weiter und damit auch die Bitte um Hilfe für Nahrungsmittel. Schulspeisung, Kinderspei-sung im Slum, Nahrungshilfe für Kinder bis drei Jahren und Schwangere – vielfältig sind die Hilfen und ebenso vielstimmig auch das „Danke!“ unserer Projektpartner. Inzwischen haben uns zugleich neue Bitten – vor allem, aber nicht ausschließlich aus Ostafrika – erreicht. Die Bitten um Hilfe für Ernährung, Ausbildung, Einkommensbeschaffung und Gesundheit stehen

dabei im Mittelpunkt. All diesen Bitten und Projekten ist ei-gen: Jede Hilfe zur Selbsthilfe braucht einen langen Atem und oft manchmal mehr als einen Anlauf. Denn Entwicklung ist alles andere als leicht und selten von unseren einheimischen Partnern allein zu schaffen.

Düsseldorf: Rund um den Nachtbus.

Noch steht er in der Werkhalle, um das letzte Outfi t zu be-kommen. Aber schon längst ist er in vision:teilen zur festen

Größe geworden: der „gutenachtbus“. Mit Hilfe der Erlöse aus der Obdachlosenzeitung fi ftyfi fty und mehreren Einzel-spenden präsentiert sich der Mercedes-Sprinter als ein mobiles Ess- und Sprechzimmer, aber auch als Personentransport in Notfällen. Der gutenachtbus ist an mehreren Tagen der Woche zwischen 22:00 Uhr nachts und 1:00 Uhr morgens un-terwegs und hält an festen Stationen. Damit erweist er sich als wichtiges, zuweilen Leben rettendes Hilfsmittel für Menschen auf der Straße, die besonders im Winter nicht mehr weiter wissen und aus eigener Kraft nicht mehr weiter können. Der Bus wird ganzjährig eingesetzt und von Ehrenamtlichen begleitet, die sich mit den Nöten von Obdachlosen auf der Straße auskennen. Mit der diskreten Hilfe wollen wir unseren vielfach ausgegrenzten Mitbürgerinnen und Mitbürgern ihre Ehre und Selbstachtung wiedergeben, die sie im Alltag oft verloren haben. Sie verdienen es, auch um Mitternacht noch jemanden zu haben, an den sie sich wenden können, ohne mit Blick auf die späte Stunde zurückgewiesen zu werden. Mehr Infos unter www.gutenachtbus.org.

Düsseldorf: Zwei Benefi zkonzerte

Am 2. Adventssonntag, dem 4.12.2011, widmet der Chor der Polizei „Chorrage“ sein viertes Benefi zkonzert um 17.00h in der Klosterkirche der Franziskaner erneut den Anliegen von vision:teilen. Eintrittskarten unter der Telefonnr. 01577-9477886 oder an der Abend-kasse.Am 15.1. 2012 um 17.00 Uhr im Theatermuseum Düsseldorf, Jägerhofstr. 1 singt die Sopranistin

Bernhardine Bußmann mit Kla-vierbegleitung von Thomas Hinz Lieder von Sehnsucht und Liebe. Durch das Programm führtUrsula Adamski-Störmer. Der Eintritt ist frei.

ImpressumHerausgeber:vision:teilen - eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.Immermannstraße 20, 40210 DüsseldorfPostfach 240139, 40090 Düsseldorf

Telefon (0211) 6 68 33 73, Telefax (0211) 9 06 90 32E-Mail: [email protected], www.vision-teilen.org

Der Infobrief wendet sich an Interessenten, Freunde und Förderer von vision:teilen.

Bankverbindung:Stadtsparkasse DüsseldorfKontonummer: 101 79 026BLZ: 300 501 10

Verantwortlich für die Redaktion:Br. Peter Amendt OFM

Layout und Design:Kuhrt Kommunikation GmbHKönigsberger Straße 1, 40231 Düsseldorfwww.kuhrt.de

erneut den Anliegen von vision:teilen.

01577-9477886 oder an der Abend-© Heike Hassel. www.d-a-n-k-e.com© Heike Hassel. www.d-a-n-k-e.com

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