GFS - Jesus in der Ökumene

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Jesusin der Ökumene

Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen

Vorgelegt von Hoàng Oanh Châu, Klasse 13.1

Im Neigungsfach Religion bei Herrn Reinert

Am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pfullingen

08. Januar 2009

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Inhalt

1. Einführung

1.1 Worterklärung

2. Die drei Jesusbilder

2.1 JesusimChristentum:

GegenüberJudenundMuslimen

2.2 JesusimJudentum:

JüdischeAblehnungdeschristlichenJesusbildes

2.2.1 Das Messianische Judentum

2.3 JesusimIslam

3. Die drei Jesusbilder im Vergleich

4. Beispiel: Iberische Halbinsel

5. Schlussbemerkung

6. Quellen

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1. EinführungÖkumene ist ein Ausdruck, der einem in jüngster Vergangenheit immer öfters über den Weg läuft. Oft geht es um das Bemühen um die Wiederherstellung der sichtbaren Einheit der Kirche Jesu. Durch verschiedene Ebenen ökumenischer Arbeit wie die kirchlichen Hilfswerke, die ökumenisch zusammenarbeiten, die Communauté de Taizé oder den ökumenischen Rat der Kirchen hat der Begriff der Ökumene immer wieder Aufmerksamkeit auf sich gezogen.Doch Ökumene wird ebenfalls im Sinne der notwendigen Dialoge zwischen den drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam durch Ereig-nisse wie die blutigen Konflikte im Nahen Osten oder Terroranschläge, die sich auf ihre Religionen berufen, zunehmend wichtiger.

Die Person Jesus spielt in diesen drei Religionen eine mehr oder weniger bedeu-tende Rolle, die von Gegensätzen gekennzeichnet ist. So nimmt Jesus im Christen-tum als der Messias eine zentrale Rolle des Glaubens und des religiösen Lebens ein; das Judentum sah in Jesus und seinen Nachfolgern seine Glaubensgrundsätze verletzt und der Islam betrachtet sich als Erbe der Botschaft Jesu, welche durch Mohammed und den Koran repräsentiert wird.

Mit dieser Arbeit will ich versuchen genau diese verschiedenen Bilder Jesu im Einzelnen genauer zu untersuchen und miteinander zu vergleichen. Ziel ist es, am Ende ein Fazit ziehen zu können, was die Schwierigkeiten beim religiösen Dialog sind und für ein besseres Verständnis dafür zu ermöglichen. Zunächst werde ich den Begriff Ökumene im Allgemeinen erläutern. Als nächstes werde ich die verschiedenen Jesusbildern im Christentum, im Judentum und im Islam untersuchen und anschließend in den Vergleich stellen. Zuletzt werde ich anhand des Beispiel Spaniens die Koexistenz dieser drei Religionen anführen und zuletzt ein Schlusswort anführen.

Als Quellen dienen mir verschiedene Internet- und Literaturquellen, sowie haupt-sächlich das Buch „Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen“ von Míkel de Epalza.

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1.1 Worterklärung

Der Begriff Ökumene leitet sich von dem griechischen Wort „οἰκουμένη“ (oiku-mene) ab und bedeutete ursprünglich „ganze bewohnte Erde“.Heutzutage wird er in verschiedenen Zusammenhängen benützt, beispielsweise bezeichnet man in der Geographie den ständig besiedelten und landwirtschaftlich nutzbaren Teil der Erdoberfläche als Ökumene.Jedoch ist der Begriff der Ökumene oftmals eher im religiösen Bereich einzuord-nen.Zum einen wären da die sieben allgemeinen ökumenischen Konzile der gesamten christlichen Kirche; zum anderen die ökumenische Bewegung, welche die gemein-samen Dialoge zwischen christlichen Kirchen und deren Bestreben nach Einheit bezeichnet und zuletzt die abrahamitische Ökumene, welche die gemeinsamen Dialoge zwischen den drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam beschreibt.

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2. Die drei Jesusbilder

2.1 Jesus im Christentum: Gegenüber Juden und Muslimen

Das Christentum ist eine Gemeinschaft von Menschen, die Jesus als deren Be-gründer ansehen und ihn daher mit ihren Glaubensüberzeugungen und Lebens-formen nachfolgen.Er ist im Christentum zuallererst der von Gott gesandte Messias, der auf die Erde kam und Mensch wurde um alle Menschen zu erretten und ihnen so das ewige Le-ben zu ermöglichen. Die Lehre vom Christentum drückt sich durch das Verhalten jedes einzelnen Christen aus.

BegründerdesChristentumsunddessenLehreIm Mittelalter war es viel üblicher eine Person durch ihre religiöse Identität zu definieren und zu erkennen als heute. Das Aufeinandertreffen von verschiedenen Religionen führte also dazu, dass Christen oft exzessiv bemüht waren, Juden und Muslimen ihre spezielle Sichtweise Jesu aufzudrängen und sie dazu zubringen ihre Ansichten anzunehmen. Dadurch, dass einige Geistliche sich besonders verpflich-tet gefühlt haben, die christliche Lehre zu verteidigen, entstand in den Augen der Juden und Muslimen ein Jesusbild eines autoritären Führers.Für die Juden ist es inakzeptabel die christliche Kirche und Jesus als ihren Führer anzuerkennen, da er ihrer Meinung nach das Alte Testament verraten hat indem er behauptet der Messias zu sein und die christliche Kirche sich als Erbe des gött-lichen Versprechens und Ablösung der Synagoge sieht. Da das Judentum Jesus also keinen göttlichen Ursprung zuspricht, hat die christliche Kirche in ihren Augen ebenfalls keine göttliche Autorität.Der Islam sieht in der kirchlichen Lehre nicht unbedingt eine Verbindung zur ur-sprünglichen Lehre Jesu. Vielmehr wurde seine Lehre durch die Kirche verfälscht und stimmt daher nur bedingt mit der grundlegenden Lehre Jesu überein. Jesus trägt in ihren Augen daher keine Verantwortung dafür, was die Kirche aus ihm gemacht hat.

DieGöttlichkeitJesuDer Kern des christlichen Glaubens besteht aus der klaren Aussage, dass Gott in drei Personen besteht: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Was in der Bibel lediglich einmal im Missionsbefehl definiert wurde (s. Matthäus 28:19), wurde von der katholischen Kirche 675 formuliert und 1215 im 4. Laterankonzil

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bestätigt und danach nie wieder in Frage gestellt.Diese Vorstellung von der Trinität ist für Juden und Muslime völlig absurd, da Gott über allen Dingen steht und somit transzendent. Gott drei „Personen“ zuzu-schreiben bedeutet nach Meinung des Judentums und Islams ihm menschliche Ei-genschaften zuzuordnen, was wiederum der Vorstellung von der göttlichen Tran-szendenz widerspricht. Das ist demnach der Grund für die Nicht-Akzeptanz der Göttlichkeit Jesu.

NichtnurGott,sondernauchMenschNun darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass Jesus ebenso ein Mensch war. Diese belegbare Tatsache ist ebenso wichtig wie seine Göttlichkeit. Dem christ-lichen Glauben nach, war Jesus ein vollkommener Mensch, der über seinen Mit-menschen steht. Auch diesem Punkt waren Juden und Muslime gegenüber eher negativ eingestellt.Für die Juden galt Jesus als alles andere als vollkommen. Es war nicht einmal ein frommer Jude, da er zu Lebzeiten Unruhe gestiftet hat indem er falsche Lehren predigte und seine Wundertaten als Blasphemie und Hexerei verurteilt wurden.Die Muslime sahen keinen Sinn darin sich mit Jesu Lehren zu befassen, da die-se ihr Grundlagen in den Evangelien hat und diese in ihren Augen bekanntlich verfälscht sind. Alles Notwendige finden sie ohnehin im Koran und in der Lehre Mohammeds. Beide Religionen erkannten die Existenz und den menschlich vorbildlichen Cha-rakter Jesu also an, nehmen allerdings nicht die daraus resultierende christliche Vorstellung ab.

DasAbendmahlJesus ist für den christlichen Glauben nicht einfach nur eine Person, die irgend-wann einmal gelebt hat und die darauffolgende Zeit beeinflusst. Vielmehr wird seine Gegenwart den Gläubigen durch bestimmte Riten immer wieder offenbart. Bei diesen Riten handelt es sich um die sieben heiligen Sakramente, wie z.B. die Taufe oder die Ehe. Vor allem werden beim Abendmahl der Tod und die Auferste-hung Jesu gefeiert. In Form von Brot und Wein sollen die Gläubigen Jesus in sich aufnehmen.Regelmäßiges Zusammenkommen um religiöse Riten zu durchzuführen ist nichts Ungewöhnliches für das Judentum und den Islam. Doch die Gegenwart Jesu in Brot und Wein ist ein Mysterium, das sie weder nachvollziehen noch akzeptieren können.Die von Christen oft genannte Parallelität zwischen dem jüdischen Passahfest und dem christlichen Abendmahl wird von Juden stark dementieren. Das Passahfest wird im Gedenken an den Auszug des israelischen Volkes aus der Sklaverei in

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Ägypten gefeiert. Das Abendmahl hingegen feiert die Gegenwart Jesu.Nach Ansicht der Muslime ist das Abendmahl völlig unverständlich und absurd und nur ein weiterer Beweis für die Irrlehren des Christentums.

2.2 Jesus im Judentum: Jüdische Ablehnung des Jesus der Christen

Es gibt kein allgemein gültiges Jesusbild im Judentum, da es keine notwendige Be-zugsgröße wie das Credo oder die Konzile der Christen oder der Koran der Mus-lime gibt. Vielmehr setzt sich das Bild von Jesus aus verschiedenen individuellen Meinungen jüdischer Gläubiger zusammen.Es gibt eine Reihe von Überzeugungen, die der christliche Glaube beinhaltet und das vom Judentum strikt zurückgewiesen wird. Um diese Zurückweisungen besser zu verstehen, darf man nicht vergessen, dass das Christentum historisch gesehen nach dem Judentum entstand. Der jüdische Glaube war schon festgelegt bevor Jesus auftrat.Grundsätzlich kann man sagen, dass das Judentum den Jesus von Nazareth nicht als Sohn Gottes ansieht, da ein Mensch nach jüdischer Auffassung nicht göttlich sein kann. Es sieht in ihm auch nicht den Messias, da er nicht die endgültige Ver-wandlung der Welt gebracht habe, welche Juden nach biblischer Prophetie vom Messias erwarten. Aufgrund dessen haben Juden sich nach seinem Tod nicht wei-ter großartig mit ihm beschäftigt. Erst als das Christentum zur offiziellen Religion wurde und anfing Juden zu verfolgen, waren die Juden dazu gezwungen sich erneut mit der Person Jesus auseinanderzusetzen. Aufgrund dieser Verfolgung kam es al-lerdings auch dazu, dass Juden anhand der Taten der Christen über Jesus urteil-ten.

ZurückweisungderGöttlichkeitJesuZum einen wird die Göttlichkeit Jesu zurückgewiesen. Dies wird, wie bereits an-gesprochen, durch die Transzendenz Gottes, welches ein Grundelement des jü-dischen Glaubens ist, begründet.Die Vorstellung, dass Gott den Lebensweg eines Menschen durchlaufen hat, wäre ein völliger Widerspruch zum jüdischen Glauben. Würden die Juden anerkennen, dass der Mensch Jesus gleichzeitig Gott sein könnte, wäre die logische Konse-quenz ihn anzubeten – was aber wiederum eine Sünde gegen das erste Gebot der Götzenanbetung wäre.Ein weiteres Argument, das die Juden anführen, um die Nicht-Göttlichkeit Jesu zu unterstreichen, die Ablehnung der Trinitätslehre. Dazu werden von jüdischen Au-

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toren oft Texte aus den Evangelien angeführt, in denen Jesus menschliche Schwä-chen durchlebt, beispielsweise wie Hunger und Furcht. Diese durchaus mensch-lichen Züge sollen beweisen, dass Jesus keineswegs göttlich sein kann.

ZurückweisungvonJesugöttlicherMissionWenn man akzeptiert hat, dass Jesus kein Gott war, kann man immer noch glau-ben, dass er ein von Gott gesandter Prophet ist. Doch auch diese Vorstellung von Jesus erkennen die Juden ihm nicht an.Grund hierfür ist das einfache Faktum, dass die Botschaft Jesu sich zu sehr von der des Judentums unterscheidet. Auch wenn Jesus Jude war, so gilt er mittlerweile als Begründer einer Religion, die im Gegensatz zum Judentum steht.Obwohl inzwischen immer öfters eingeräumt wird, dass Jesus in seiner Botschaft den jüdischen Glauben weitgehend respektiert hat, wurde im Mittelalter der gött-liche Ursprung seiner Botschaft abgelehnt. Er konnte weder Prophet, noch Bote, noch Engel Gottes sein, da er der Thora widersprach oder zumindest von ihr ab-wich.

ZurückweisungderübernatürlichenWunderDie logische Schlussfolgerung ist, seine Wunder als Zauberei, als Magie zu be-zeichnen, mit der er die Menschen getäuscht hat. Das nötige Wissen hierfür eig-nete er sich während des Aufenthalts in Ägypten an, wo sich zu damaliger Zeit be-kanntlich die Hochburg der Magie befindet. Nebenbei ist die Flucht nach Ägypten ebenfalls ein Beweis dafür, weshalb Jesus nicht Gottes Bote sein kann. Gottes Ge-sandte standen jeher unter göttlichem Schutz und mussten nicht fliehen. Ebenso zurückgewiesen, werden das Wunder und der unbefleckten Empfängnis der Mari-ens und das Wunder seiner Auferstehung. Nach rabbinischer Tradition soll Maria sich, laut dem Talmud, mit einem römischen Offizier eingelassen zu haben. Das dabei entstandene schrieb sie dem Heiligen Geist zu. Durch seinen römischen Va-ter sei Jesus „nicht nur ein Bastard, sondern der Sohn eines Nichtjuden“. Schluss-folgernd könnte man also behaupten, dass die angekündigte Abstammung Davids auch nicht zutrifft.

JesusalsentfremdeterJudeJesus mag ethnisch gesehen Jude gewesen sein, doch die Tatsache, dass er das Chri-stentum begründet hat, lässt ihn zum Fremden und Feind des jüdischen Volkes werden. Dadurch, dass er und seine Jünger wichtige Elemente des jüdischen Ge-setzes (wie z.B. die Beschneidung, die Sabbatruhe, etc.) übertreten haben, geht man sogar soweit zu sagen, dass Jesus nach der jüdischen Lehre und Religion kaum mehr als Jude betrachtet werden könne.

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DerTodJesuDie Passion wird nicht wie im Christentum als Beweis für Jesu Göttlichkeit ver-wendet, sondern ganz im Gegenteil als Beweis für seine Menschlichkeit. In der Kreuzigung selbst sehen Christen eine Art Erhöhung; Juden betrachten sie eher als Erniedrigung. Schließlich wurden nur Verbrecher zum Tode verur-teilt und daran ist nichts Ruhmreiches zu finden. Oft wird von Juden der elende Tod Jesu als Ausschluss aus Gottes Volk und Heil angesehen, was mit der Stelle aus dem Deuteronomium 21:23 begründet wird: „Denn ein Aufgehängter ist ein Fluch Gottes.“Auch der Bezeichnung als geopfertes Osterlamm lehnen die Juden strikt ab. Für sie ist das Opferlamm ein Symbol der Erlösung aus Ägypten und kann nicht für einen in ihren Augen gewöhnlichen Verstorbenen symbolisieren.Die Auferstehung Jesu ist eins der wichtigsten Grundelemente des christlichen Glaubens. Die Symbole, die Christen in der Bibel gefunden hatten, wie z.B. das Bild des jungen Löwen und seines scheinbaren drei Tage langen Tod in Genesis 49:9ff, wird auf Jesu Tod und Auferstehung übertragen. Zweifelsohne wehren sich die Juden auch hier gegen einen Vergleich. Der Meinung der Juden nach, ist Jesus ganz normal gestorben wie jeder andere Mensch. Die Auferstehung stellt nur eine weitere Absurdität im christlichen Glauben dar, um das Scheitern ihres Meisters zu rechtfertigen.

DerMessianismusDer Hauptgrund der jüdischen Ablehnung Jesu besteht in seinem Messianismus.Für die Christen gilt den Juden zu beweisen, dass Jesus wirklich zum messianischen Stammbaums der Bibel und der jüdischen Tradition gehört. Für die Juden war die Verbindung zwischen dem Messias und Jesus eigentlich nicht vorhanden. Erst als das Christentum den Messiastitel für Jesus beanspruchte, waren die Juden genöti-gt, ihre Ansichten zu verteidigen.Der jüdischen Auffassung nach, kann der Messias nicht Gott selbst sein, sondern muss ein Mensch sein. Da Jesus aber laut christlicher Überzeugung Teil der gött-lichen Trinität ist, schließt ihn das als Messias aus. Hinzu kommen Dinge wie die Zerstörung Jerusalems, Verbannung der Juden und der ausbleibende allgemeine Frieden, den der Messias herbeiführen wollte, was daher Zeichen für die Nichtü-bereinstimmung von Jesus und dem Messias sind.

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2.2.1 Das Messianische Judentum

An dieser Stelle sei eine synkretistische Bewegung erwähnt, die sich in Amerika in den 1960er Jahren aus dem Judentum heraus entwickelt hat.Sie selbst sehen sich als Teil des Judentums, glauben allerdings an Jesus als ihren versprochenen Messias und Gottes Sohn. Im Grunde kann man sagen, dass Mes-sianische Juden Christen sind, die an jüdischen Traditionen festhalten. Sie führen traditionelle jüdische Riten durch, die unter christlichem Einfluss neu interpretiert und abgeändert wurden.Natürlich birgt solch eine Glaubenseinstellung auch Konflikte – interne, wie auch externe.Grob kann man die Bewegung in zwei Hauptströme unterteilen. Zum einen sind da diejenigen, die sich weiterhin an die Thora halten und ausleben; jedoch werden auch einige christliche Dogmen, wie z.B. die Trinität, abgelehnt. Dies führt unwei-gerlich dazu, dass sie von Juden, wie auch von Christen abgelehnt werden. Zum anderen gibt es diejenigen, die die Thora ablehnen und sie für nicht mehr geltend erklären. Viele dieser Gruppe sind meist von christlichem Ursprung und werden daher stark von Christen unterstützt. Von außen sehen traditionelle Juden diesen Glauben an Jesus als Messias völlig unvereinbar mit der Glaubensüberzeugung der Juden, weshalb Messianische Juden von traditionellen Juden klar als Christen bezeichnet werden.

2.3 Jesus im Islam

Jesus wird im Koran „Isa ibn Maryam“ genannt, was übersetzt „Jesus, Sohn der Maria“ heißt. Hier steht auch, dass er zu den fünf wichtigsten Propheten gehört: Adam, Ibrahim (Abraham), Musa (Moses) und Mohammed. Im Wesentlichen weist das Jesusbild im Koran einige Gemeinsamkeiten, aber auch grundlegende Unterschiede zum christlichen und jüdischen Verständnis auf.So wird Jesus im Koran als von Allah gesandter Prophet dargestellt, jedoch nicht als Gottes Sohn.

ParallelitätundUnterschiedzwischenMohammedundJesusIm Islam ist das Kitab ash-shifá (verfasst von Ayyad ben Moussa) die wohl be-deutendste Beschreibung des Propheten Mohammed. Beim Durchlesen wird man erstaunt feststellen, dass es einige Parallelen zum Leben Jesu zu finden sind. So kommen beide aus ärmlichen Familienverhältnissen, vollbrachten Wunder und besaßen Tugenden, die meist von passiver Art waren, wie z.B. Demut, Sanftmut,

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Armut, etc. Obwohl der Text auf Mohammed ausgelegt ist, passt die Beschreibung ebenso gut auf Jesus.Der für die Muslime offensichtliche Unterschied zwischen Jesus und Mohammed besteht nun im Scheitern Jesu und Triumph Mohammeds.Jesus wurde laut Koran mit einem göttlichen Auftrag ausgestatte. Doch seine Jün-ger entstellten seine ursprüngliche Lehre und somit ist der Auftrag Jesu geschei-tert. Folglich basiert die heute christliche Kirche auf Irrlehren.Da Jesus erfolglos war, wurde Mohammed gesandt um eine neue rechtgeleite-te Gemeinde zu gründen. Die Muslimen. Er kam ebenfalls mit einer Lehre und einem Buch (dem Koran), welches nicht von seinen Jüngern verfälscht wurde.

JesusimKoranJesus wird in reichlichen Stellen im Koran namentlich erwähnt. Doch auch in vielen Stellen, wo er nicht ausdrücklich genannt wird, bezieht sich der Koran auf ihn. Für Muslime ist der Koran die einzig wahre Quelle, wenn es darum geht ein Jesusbild zu erhalten.Dem koranischen Jesusbild nach tat Jesus Wunder, übte sich in Demut und Buße, etc. Jesus und sogar seine Mutter Maria werden im Islam hoch angesehen. Doch Muslime spielen diese positiv eingestellte Ansicht in Gegenwart von Christen oft herunter, um diesen nicht das Gefühl zu geben, dass sie die christlichen Überzeu-gungen über Jesus eingestanden haben.

JesuVerschwindenDer muslimischen Lehre nach wurde Jesus weder gekreuzigt, noch ist er gestorben. Eine andere Person, die ihm ähnlich sah wurde statt seiner gekreuzigt; er wurde von Gott in den Himmel erhöht und am Ende der Zeiten zur Erde zurückkehren.Der Islam verleugnet den Kreuztod Jesu deswegen, weil ihrer Ansicht nach, es nicht sein kann, dass ein Prophet Gottes einen solch schändlichen Tod stirbt. Daher ist es nur verständlich, dass das Symbol des Kreuzes vehement abgelehnt wird.

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3. Die drei Jesusbilder im Vergleich

Wo liegen also folglich die grundlegenden Differenzen und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Jesusbilder im direkten Vergleich?Im Wesentlichen sehen Christen in Jesus einen göttlichen Meister, der ihre Glau-bensgemeinschaft begründet hat. Zudem ist er Teil der heiligen Trinität und somit auch Gott. Er ist der zur Erde gesandte Messias, der für die Sünde der Menschen gestorben ist um ihnen so das ewige Leben zu ermöglichen.Das Jesusbild der Juden besteht zum größten Teil darin, die christlichen Ansichten zu dementieren und zurückzuweisen. Für sie war er weder Sohn Gottes, noch gött-lich gesandter Prophet. Vielmehr galt er als Ketzer, der sich den jüdischen Traditi-onen widersetzt und ihre Gebote übertreten hat. Im Islam sieht man Jesus sehr wohl als ein von Gott gesandter Prophet, der also auch in die Reihe der prophetischen Vorgänger Mohammeds. eingegliedert wird. Aber keinesfalls war Jesus ein göttliches Wesen. Seine zwar göttliche Botschaft wurde ohnehin von seinen Jüngern verfälscht, weshalb man jenen Irrlehren heute nicht mehr trauen dürfe – was wiederum das Scheitern Jesu zeigt.Judentum und Islam sprechen Jesus also keine Göttlichkeit zu, da sie an die Tran-szendenz Gottes glauben und ein menschliches Wesen als göttlich zu bezeichnen, wäre Blasphemie.

DieHeiligenBücherEin weiterer Unterschied bezieht sich auf ihre Heiligen Bücher. Alle drei Reli-gionen berufen sich auf ihre eigenen religiösen Bücher. Das Judentum hat den Tanach, der Islam den Koran und das Christentum die Bibel – insbesondere bildet das Neue Testament die Grundlage für den messianischen Glauben.Das Judentum, wie auch das Christentum, haben den Ursprung ihrer heiligen Schriften im Alten Testament. Trotzdem wird es von beiden Seiten auf verschie-dene Weise gelesen und ausgelegt. Juden lesen die Texte auf der Grundlage der jüdischen Traditionen; Christen gehen jedoch von Jesus aus und lesen die Schrift im Lichte des Neuen Testaments. Das entstandene Jesusbild wird sozusagen auf die gesamte Bibel, alle 72 Bücher, projiziert. Durch die Heiligen Bücher wird den Juden der Weg zur Erlösung gezeigt, welcher in ihrem Leben umgesetzt wird und worin sich die göttliche Offenbarung spiegelt. Die Offenbarung ist im Christentum Jesus selbst. Im Islam ist die Offenbarung dagegen der Koran, dessen Autor Gott selbst ist und durch seinen Propheten wei-tergegeben wird.

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4. Beispiel: Die Iberische Halbinsel

Im Folgenden will ich versuchen die Koexistenz der drei verschiedenen Religionen anhand des Beispiels der Iberischen Halbinsel in ihrer Geschichte zu veranschau-lichen.Durchweg kann man sagen, dass diese drei Religionen immer wieder aufeinander-trafen. Im Zeitraum zwischen dem Untergang Roms und der Eroberung Kon-stantinopels erreichte allerdings immer nur eine Religion eine für die Gesellschaft dominante Rolle, während die anderen zwei eher die Minderheit bildeten und mehr oder weniger geduldet wurden. So blieben diese unter sich und übten kaum Einfluss auf die Gesellschaft und Kultur aus. So kann man grob drei Epochen mit Unterschieden je nach Region feststellen: die westgotische, islamische und christ-liche Periode.

WestgotischePeriode(6.-8.Jahrhundert)Unter der Herrschaft der Westgoten wurde nicht nur das Christentum zur Staats-religion, sondern beeinflusste die christliche Kirche auch die politische Macht.Obwohl man sehr bemüht war die Hispanier zu bekehren, gelang dies nur sehr oberflächlich. Vor allem in ländlicheren Gebieten blieben sie in Wirklichkeit Hei-den; im Norden hat man sich sogar strikt gegen die politische und religiöse Re-form gewehrt. Hinzu kamen politische und religiöse Machtkämpfe, wodurch die inoffizielle Glaubensüberzeugung des Volkes die bis zur muslimischen Durchset-zung verdeckt wird.Das Judentum wurde zu dieser Zeit durch scharfe Gesetze unterdrückt, zwangs-christianisiert und zum Exil gezwungen. Diese Maßnahmen sollten verhindern, dass Christen zum Juden überliefen. Hinsichtlich dieser Behandlung begrüßten die Juden die islamische Macht mit großer Hoffnung, da diese liberaler war.

PeriodederislamischenHerrschaft(8.-15.Jahrhundert)Als das Christentum im 08. Jahrhundert ihre politische Macht verlor, unterwarf sich Land dem Islam. Die Mehrheit des Volkes, die oberflächlich zwangschris-tianisiert wurde, konvertierte bereitwillig zum Islam. Christen, wie auch Juden, wurden von den Muslimen als religiöse Minderheiten geduldet. Beide Gruppen führten weiterhin ihre Aktivitäten aus, jedoch eher im Hintergrund, um nicht allzu sehr aufzufallen.Als das Kalifat von Córdoba im 11. Jahrhundert zerfiel und die damit verbun-denen Kämpfe für Unruhe sorgten, ergriffen die Christen die Gelegenheit und integrierten sich selbst in die Politik und Wirtschaft der muslimischen Länder.

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Als die Almoraviden und Almohaden jedoch im 12./13. Jahrhundert die Macht in den islamischen Teilen der Halbinsel einnahmen, veranlassten sie die Verfolgung der Juden und Christen, was unweigerlich zu deren Auswanderung führte.In der Schlacht von Las Navas de Tolosa (1212) verloren die Muslime allerdings zu Gunsten der Christen nach und nach die Macht über fast alle Herrschaftsgebiete.Die Zwangsbekehrung zum Christentum erfolgte dann im 16. Jahrhundert, wobei sich auflehnende Muslime und Juden aus dem Land vertrieben wurden.Je nachdem wie sich die gesellschaftlich-religiöse Situation der Muslime sich ver-änderte, so variierte auch die Beziehung zum Christentum und Judentum. Somit passte sich auch das Jesusbild je nach Status zum Christentum an.

PeriodederchristlichenHerrschaft(8.-17.Jahrhundert)Diese Periode kann man in vier Phasen einteilen.In der Entstehungsphase der christlichen Staaten (8. - 11. Jahrhundert) lebten nur sehr wenige Muslime und Juden dort. Es sind keine nachhaltigen Konflikte oder Ereignisse dokumentiert. Durch die darauffolgende Politik im Geist der Kreuzzü-ge (11. - 12. Jahrhundert) geraten eroberte muslimische Gebiete unter christliche Herrschaft. Um der Almohadenmacht zu entkommen, fliehen die Juden in christ-liche Länder. Gestärkt und bestätigt durch die erfolgreiche fast völlige Einnahme der Iberischen Halbinsel, beginnt eine Phase der politischen und religiösen Herr-schaft (12. - 15. Jahrhundert), in welcher die Christen von einem Bekehrungseifer ergriffen sind, was wiederum zu Kampfschriften gegen Juden und Muslime und letztendlich auch zu Verfolgungen von vor allem Juden führte. Als letztes folgt die Phase der völligen Vernichtung von Juden und Muslimen. 1492 werden die letzten Juden aus Spanien vertrieben, 1609-14 die letzten Muslime.Die Reaktionen der Juden und Muslimen bestand zum einen darin, sich ihr Über-leben samt Freiheit zu erkaufen. Zum anderen band sie die äußeren Angriffe in-nerhalb der Glaubensgemeinschaft nur stärker zusammen. Hierin suchten Wege sich in ihrem Glauben gegen das Christentum zu verteidigen.

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5. Schlussbemerkung

Worin liegen also nun die Schwierigkeiten im heutigen religiösen Dialog?Festhaltend muss man sagen, dass alle drei Religionen ein eigenes Bild von der Person Jesus haben und diese Vorstellung auch nicht aufgeben wollen.Der Jesus im Christentum ist das Zentrum des Glaubens und gilt als Teil der göttlichen Trinität. Für das Judentum war er ein gewöhnlicher Mensch, der damals für viel Aufruhr gesorgt hat und im Islam war er ein Prophet, der zwar mit einem göttlichen Auftrag ausgestattet war, jedoch gescheitert ist.So lange jeder auf seinem Standpunkt beharrt und seine Ansicht als die Richtige betrachtet, lassen sich diese grundlegend verschiedenen Vorstellungen schlichtweg nicht miteinander vereinbaren; vielmehr entstehen unüberbrückbare Konflikte.

Einen Lösungsansatz sehen viele Theologen in der „Abrahamitischen Ökumene“. Mit den „Abrahamitischen Religionen“ werden die monotheistischen Religionen beschrieben, die ihren Ursprung im ersten Hauptteil der hebräischen Bibel ha-ben. Der Begriff bezieht sich auf den Stammvater Israels, also Abraham, den auch Christen und Muslime als ihren von Gott auserwählten Stammvater ansehen.Aufgrund derselben Wurzeln, ist die Abrahamitische Ökumene ein Versuch, die drei großen monotheistischen Religionen der Welt auf einen gemeinsamen Nen-ner zu bringen, um eine Einheit anzustreben.

Meiner Ansicht nach haben diese unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen sol-ch tiefsitzende Wurzeln, dass es heutzutage schwierig ist einen gemeinsamen Di-alog zu führen. Natürlich besteht jede Religion auf ihren Ansichten und natürlich werden Andersdenkende nicht akzeptiert oder gar aufgenommen – denn das wäre ein Eingeständnis und eine Bestätigung der eigenen Fehlbarkeit.Trotzdem ist es nicht falsch, andere Überzeugungen zu tolerieren und sie ihren Glauben ausleben zu lassen.

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6. Quellen

LiteraturquellenE.A. Bouter: Messianische Juden, Daniel-Verlag, 2004M. de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen. Lembeck, Frankfurt a. M., 2002U. Parzany: Jesus im Koran. 1981W. Rennebaum: „Was glauben eigentlich messianische Juden?“, Der Herold, 10/2006P. Schäfer: Jesus im Talmud. Mohr Siebeck, Tübingen, 2007, S. 45fJ. Springer: „Religionsfrieden durch Abraham?“, Christ in der Gegenwart, 34/2008, S. 371 f.

InternetquellenAbrahamitische Ökumene: http://de.wikipedia.org/wiki/Abrahamitische_%C3%96kumene, 07.01.2009Der Kreuzestod Jesu in koranischer Sicht: http://www.derprophet.info/inhalt/der-kreuztod.htm, 05.01.2009Islam und Christentum im Vergleich: http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/islam_christentum_vergleich.html, 05.01.2009Jesus außerhalb des Christentums: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_au%C3%9Ferhalb_des_Christentums, 06.01.2009Messianische Juden: http://de.wikipedia.org/wiki/Messianische_Juden, 05.01.2009Ökumene: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kumene, 02.01.2009Rezension des Buches „Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen“ von M. de Epalza: http://www.rpi-virtuell.net/workspace/users/535/Rezensionen/Rz-Epalza.pdf, 06.01.2009

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Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbständig verfasst und

keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

Die Stellen der Hausarbeit, die anderen Quellen im Wortlaut oder dem Sinn

nach entnommen wurden, sind durch Angaben der Herkunft kenntlich gemacht.

Lichtenstein, den 08. Januar 2009

Oanh Châu