filmab! 2005 #3

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Das unabhängige Magazin zum 15. filmkunstfest Schwerin. Herausgegeben vom Jugendmedienverband MV.

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Vom filmkunstfest-Fieber befallen, das sind wir auch in diesem Jahr. Und mit jederAusgabe steigt die Temperatur. Schweizer Abend in der Sparkasse, Eröffnungs-veranstaltung mit Senta Berger und Michael Verhoeven und Konzert mit Nina Petri. DieInkubationszeit ist schon vorbei und so steuern wir geradewegs auf das Wochenende vol-ler Höhepunkte: Filmtalk mit Knut Elstermann, Podiumsdiskussion zum Filmland Schweizund natürlich Filme, Filme, Filme.

Eure filmab!-Redaktion

P.S.: Gewinnt je 2 x 2 Kinokarten für „Die weiße Rose” von Michael Verhoeven und „5 x 2” von François Ozon! Einfach eine SMS schicken oder 0176 / 23 37 54 88 anrufen.

filmab!Ausgabe 3

Impressum

Die filmab! ist eine unabhängige Seminarzeitung des JMMV e.V. zum filmkunstfest.Leitung: Friederike Richter, Anne-Christin MookKontakt: Wismarsche Straße 126, 19055 Schwerin

Tel: 0176 / 23 37 54 88, E-Mail: [email protected]: http://www.filmab.jmmv.de/

Herausgeber: Jugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.Budapester Straße 7, 18057 Rostock

V.i.S.d.P.: Friederike RichterRedaktion: Andy Limacher [al], Anne-Christin Mook [acm], Emily Koch

[eko], Friederike Richter [fri], Johannes Barthen [jb], Johannes Haefke [joh], Juliane Schirmann [ju], Karen Obenauf [ko], Mandy Jochmann [maj], Michael Baumgart [mib], Nina Grob [ng]

Bildredaktion: Johannes Barthen [jb]Layout: Stefanie Bolduan [stb], Mandy Jochmann [maj]Belichtung und Druck: c/w Obotritendruck, Münzstr. 3, 19055 SchwerinAuflage: 500 StückAusgabe: 03/05

Die Meinung der Autoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Wir danken und grüßen: Sozialwerk PRESSE-CLUB MV e.V., Matthias Baumgart, Falko Richter,Enrico Thies, Jugendverein Robin Hood e.V., c/w Obotritendruck, Terra Nord, filmkunstfest-Büro,Landesjugendring MV e.V., youth.Cultures e.V. Neubrandenburg, Herrn und Frau Wadepfuhl.

Editorial2

Bildnachweis: [jb] (S. 2,4,8,9,13,15); filmkunstfest (S. 6,7,11,12,14); [maj] (S. 4,5,6,7)

filmab! im Filmfieber!

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SeiteRückblick: Nina Petri 15

Einblick: Filmförderung 6-7SENTANA 8-9festival tv 13

Ausblick: InselLicht 4-5Die Boxerin 10-11Netto 12Keine Lieder über Liebe 14

filmab! Ausgabe 3

Inhalt

Inhalt 3

Senta Berger und Michael Verhoeven mit den ersten beiden filmab!-Ausgaben.

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NDR Special: InselLicht4

Das Getreide wiegt im Wind, die Blätterwirbeln durch die Luft und das Meerrauscht rhythmisch. Dazwischen stehtSabine Curio mit ihre Staffelei undPinseln in der Hand und skizziert einengestorbenen Schwan, der seine Flügelvon sich streckt.

Die raue Natur und die Schönheit derSeebäder auf Usedom ist seit jeherAnziehungspunkt für Künstler. Manchekommen nur vorbei, andere verweilenund kehren nicht zurück. HeinzBrinkmann porträtiert in „InselLicht” dievier Maler Oskar Manigk, Sabine Curio,Matthias Wegehaupt und Volker Köppund richtet gleichzeitig eineLiebeserklärung an seine HeimatinselUsedom.

Zwischen den Besuchen in den Ateliersder Künstler durchquert die Kamera dieInsellandschaft im Wechsel der

Jahreszeiten und die Seebäder währendder Urlaubssaison. Bedächtig schreitetder Film voll Sehnsucht voran.

Der Film lebt von dem fließenden undruhigen Rhythmus und der poetischenBildsprache. Obwohl er ein Dokumentarfilm ist, ist ervielmehr ein Kunstfilm der Bilder, in demeine große Ästhetik liegt.

Gespräch mit Heinz Brinkmann,Regisseur des Films „InselLicht”:

filmab!: Welchen Anspruch hattest dugegenüber den Malern? Heinz: Ich habe bis zum Ende gegrübelt,wie man den Film macht, damit er denMalern gerecht wird. Eigentlich kommensie zu kurz weg, doch es ist etwasschwierig, einen Film über Maler zumachen. Es ist nicht ihre Sache, die eige-ne Kunst zu erklären. Ich habe mich aufden Weg von der Anschauung der Naturbis zur Umsetzung des Bildes konzen-triert. So können die Zuschauer diesenProzess nachvollziehen, ohne dass derFilm didaktisch wirkt.

filmab!: Welche Herausforderungen gabes beim Dreh?Heinz: Mir war es sehr wichtig, dass wirall die verschiedenen Naturstimmung ein-fingen. So haben wir auf den Schneegewartet, der nur sparsam fiel und wir

Premiere - InselLicht

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NDR Special: InselLicht

haben auf den Sturm gewartet, der aus-blieb. Wir hatten eine Drehzeit voneinem Jahr, so konnte die Kamera nichtimmer am Drehort sein. Auch gab es die Gefahr, in diesesPostkarten- und Hochglanzimage herein-zurutschen, doch ich glaube nicht, dasswir ein solch verklärtes Bild zeichnen.

filmab!: Wie haben die Künstler auf denfertigen Film reagiert?Heinz: Sie konnten sich im Film wieder-finden und waren besonders von deroptischen Wirkung angetan. Sabine Curiosagte zu mir: „Mensch, die Faszination,die von euren Bildern ausgeht, ist eigent-lich stärker, als all das, was ich mit mei-nen Bildern wiedergebe.” Aber das ist jaauch normal: Es ist ja die Tücke, dass dieBilder im Film untergehen können, weildie Natur im Vergleich kräftiger undemotionaler ist.

filmab!: Hätte der Film ohne die kulturelleFilmförderung des Landes entstehen kön-nen?Heinz: Wenn es die kulturelleFilmförderung nicht gegeben hätte, wäreder Film höchstens unter einem ganzanderen Konzept entstanden, es gäbekeine Filmkopie fürs Kino und er wärenicht so lang. Außerdem hätten wir nichtso gründlich vorrecherchieren könnenund auch die Dreharbeiten wären kürzergewesen. Insgesamt wäre der Film vieljournalistischer. [fri]

VORHANG AUF

für das 15. Schweriner Film-kunstfest. Das CAPITOL-Team iststolz darauf, das renommierteFestival wieder begrüßen zu dür-fen.

FILM AB

für eine neue Ära in derGeschichte dieses traditionsrei-chen Filmpalastes. Unter neuerLeitung werden wir unser Bestesgeben, um das Haus in neuemGlanz erstrahlen zu lassen. Unddas nicht nur in architektoni-scher Hinsicht – wir wollen demCAPITOL seinen angestammtenPlatz im kulturellen Leben derLandeshauptstadt zurückgeben.

SPOT AN

für ein neues Programmver-ständnis zwischen gehobenerUnterhaltung und Kunstfilmen,mit erweiterten Angeboten gün-stiger Schulvorstellungen, mitLesungen und Hörbuchpräsenta-tionen, Konzerten, Kleinkunst-veranstaltungen, Ausstellungenund Live-Übertragungen, alsTagungs- und Forums-Stätte undoffen für alle Ideen, die vonInstitutionen, Unternehmen undinteressierten Einzelpersonen anuns herangetragen werden.

Wir freuen uns auf Ihre Anre-gungen.

Dirk Mattenklott Theaterleiter

Michael PawlowskiGeschäftsführer

Tel.: (03 85) 59 18 018. E-Mail: [email protected] www.das-capitol.de

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Filmförderung6

Beim filmkunstfest steht zwar dasKulturleben und Kulturerleben imMittelpunkt, aber auch hier geht - wieimmer - ohne Geld nichts. Einen sehr wich-tigen Beitrag leistete und leistet schon seitvielen Jahren die FilmförderungMecklenburg-Vorpommern. Diese fördert die freie Entfaltung vonFilmemachern aus Mecklenburg-Vorpommern, für dessen Ideen beiFernsehproduzenten oder anderenInvestoren kein Platz wäre. Ganz besondersgestärkt wird der regionale Faktor. Es ste-hen Geschichten der Region imMittelpunkt, wie auch die Landesgeschichteund der eigene Blick auf die Nachbarn undsich selbst. Hinzu kommt die Entwicklung,dass die Gesellschaft, insbesondere die jün-gere, ein immer stärkeres Verlangen nachanimierten Bildern hat. Dies macht dieFörderung umso wichtiger.Doch seit dem letzten Jahr steht diese imBesonderen in der Diskussion. Die allge-meine wirtschaftliche Schwäche, die hoheVerschuldung und der dadurch wachsendeSparzwang der Landesregierung ging auchan der Filmförderung nicht spurlos vorbei.Doch scheint man hierbei - wie so oft - amfalschen Ende zu sparen. Denn bekommtjemand erst einmal die Förderung, erhält erdamit nicht nur das Geld, sondern ebenfalls

Eine Chance für die Filmförderung?

Ausschnitt aus „Der Zeit ein Gesicht geben”,Regie führte Trevor Peters,gefördert von der kulturellen FilmförderungMecklenburg-Vorpommers

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Filmförderung 7

die aussichtsreiche Chance auf weitereMittel von anderen Förderern. Damitkönnte man nach Aussage von UlrichGrunert (Verantwortlicher für Presse- undÖffentlichkeitsarbeit beim filmkunstfest-Büro) und Heinz Brinkmann (Vorsitzendervon. Mecklenburg-Vorpommern film e.V,dem Veranstalter des filmkunstfestes) „dasGeld verdreifachen”. Geld, was auch wie-der hier im Land ausgegeben werdenwürde. Die Filmförderung könnte so dieKultur und sogar auch die Wirtschaft vor-anbringen. Wäre es es nicht wert dieseChance zu nutzen? Gerade in einem Land,was belastet, von Abwanderung undextrem hoher Arbeitslosigkeit, so arm anChancen ist. Kann man es sich überhauptleisten sie nicht zu ergreifen?Von 2,2 Millionen DM im Jahre 1993 auf204.000 Euro in diesem Jahr schmolz derEtat der kulturellen Filmförderung inMecklenburg-Vorpommern zusammen. Imletzten Jahr wurden weitere drastischeKürzungen angekündigt, aber derMinisterpräsident Harald Ringstorff signali-sierte damals, dass es weitere Gesprächegeben werde. Dies ist bis heute nichterfolgt. Auch den Künstler geht es nichtum Demonstration oder gar lautstarkenProtest, sondern um Kommunikation. Siewünschen sich von der Regierung den Mutund einen langen Atem ein Projekt anzuge-hen, was dem Land dient. Und wie UlrichGrunert zu bedenken gibt, sie: „wollen garnicht leben, sie wollen nur überleben.”[mib]

Ausschnitt aus „Stella Maris”,Regie führten Jens Scherer und Karl Farber,gefördert von der kulturellen FilmförderungMecklenburg-Vorpommers

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SENTANA8

Nach Frank Beyer, Mario Adorf undGötz George geht in diesem Jahr „DerGoldene Ochse“ an die SENTANA-Filmproduktion.Hinter SENTANA stecken dieSchauspielerin Senta Berger und ihrMann, der Regisseur Michael Verhoeven.Beide nahmen am Mittwochabend beider Eröffnung den Ehrenpreis des film-kunstfestes entgegen.Die Laudatio wurde von BarbaraHennings, einer gebürtigen Schwerinerinund der besten Freundin des Ehepaars,gehalten. Die Rede war emotional, bewe-gend und familiär. In ihrer Dankesredeübten Senta Berger und MichaelVerhoeven scharfe Kritik an derDeutschen Filmlandschaft, denMainstream-Kinos und den fehlendenFördergeldern für Filmprojekte. Im gest-rigen Pressegespräch äußerten sich SentaBerger und Michael Verhoeven deutlichgegen den derzeitigen Boom amerikani-schen Medien in Deutschland. „Wenn ichnachts durch Italien fahre, höre ich italie-

nische Musik. Fahre ich durch Frankreich,höre ich französische Musik. Wenn ichnachts mit dem Auto fahre und nur ame-rikanische Musik höre, weiß ich, dass ichin Deutschland bin!“, so Senta Berger.

Wir haben Senta Berger und MichaelVerhoeven zu ihrer Produktionsfirma, dieFilme wie „MitGift“ und „Die weißeRose“ hervorbrachte, interviewt.„MitGift“ wurde gestern Abend imCapitol gezeigt. Anschließend fand einWerkstattgespräch mit Senta Berger undMichael Verhoeven statt.

Statt wie geplant nach Wismar zu fahren,nahmen sich die beiden außergewöhnlichviel Zeit und erfüllten geduldig undfreundlich alle Interviewanfragen, nichtnur die der filmab!-Redaktion.

filmab!: Wie fühlen Sie sich in einer Reihemit Frank Beyer, Mario Adorf und GötzGeorge?

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Made by SENTANA

Senta Berger und Michael Verhoeven imInterwiew mit Johannes H. von der filmab!

Senta Berger, der Filmjournalist Ralf Schenk und Michaedes „Goldenen Ochsen”

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filmab!: Denken Sie, dass ihre Filme auch inAmerika eine Chance haben, begeisterteFans zu finden?Verhoeven: Es laufen ja ein paar Filme,wie „Die weiße Rose“, „MuttersCourage“ und „Das schrecklicheMädchen“ in New York und Los Angeles;manche davon schon seit einem Jahr indemselben Kino. Sie sind nur untertitelt,ich will meine Filme nicht mitSynchronisation verpfuschen lassen.

filmab!: Wie stehen Sie zum FilmlandMecklenburg-Vorpommern und welcheBeziehungen haben Sie dazu?Berger: Wir haben nur privateBeziehungen in Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben das Land ent-deckt, als wir ein paar Jahre lang nachHiddensee gefahren sind. Es war soschön. Alles ist so wie früher: Da ist einWeiher mit einer richtigen Ente drauf,ein Dorf, Alleen und eine schöneLandschaft. Hiddensee hat wunderbareDrehorte und das muss man unbedingtnutzen.

filmab!: Was sind Ihre nächsten Projekteund wann werden wir Sie wieder sehen kön-nen?Berger: Ich drehe jetzt einen Spielfilm,eine Komödie namens „Die Männer sindalle Verbrecher“ für das Fernsehen.Dann kommt in diesem Jahr noch zwei-mal „Unter Verdacht“.Verhoeven: Ich drehe einen Film, an demich schon seit 1997 arbeite. Es geht dortum die Verbrechen der Wehrmacht.[joh]

Senta Berger: Gut, ich bin natürlichgeehrt. Und ich hoffe, die fühlen sichauch gut mit mir!

filmab!: Der Name „SENTANA“ setzt sichsicherlich aus dem Vornamen von FrauBerger zusammen, aber was hat dasAnhängsel „-NA“ zu bedeuten?Michael Verhoeven: Ach, SENTANA, dasklingt einfach so schön. Da gibt es keinenweiteren Hintergrund.

filmab!: Welche Zielgruppe wollen Sie mitihren SENTANA-Produktionen ansprechen?Berger: Ich stell mir nie eine Zielgruppevor. Ich glaube, die Zielgruppe bin ich;ich kann mir nur das ausdenken, was mirgefällt. Verhoeven: Aber die Tatsache, dass Sieuns nach der Zielgruppe fragen, zeigt mirdass Sie schon in dies Zielgruppen-Schema hineinwachsen und das finde icherschreckend.

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chael Verhoeven beim Pressegespräch zur Verleihung

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Die Boxerin

Joe ist eine Dorfgöre. Und sie bietet jedem Paroli, dersich ihr in den Weg stellt. Sei es ihre herumhurendeMutter, bei der Joe mit ihrem Wunsch, Boxerin zu wer-den, auf taube Ohren stößt oder die „Freundinnen“, diesie bloßstellen. Auch der örtliche Boxtrainer möchte diejunge Frau zunächst nicht im Verein haben. „Am besten,Sie ziehen weg“, rät die Dame vom Arbeitsamt. Von allenSeiten erfährt sie stetig Ablehnung. Die einzigenLichtblicke in ihrem Leben sind die Wiederkehr ihrerFreundin Stella, die sie noch aus Kindheitstagen kennt, undder Traum von einer Boxkarriere, den Joe über Umwegein die Tat umzusetzen versucht.

In dem unter der Regie von Catharina Deus entstandenenFilm „Die Boxerin“ werden die Themen Arbeits- undPerspektivlosigkeit unter Jugendlichen angesprochen, wel-che gerade in den neuen Bundesländern traurige Realitätsind. Der Zuschauer lernt die Charaktere zu Beginn desFilms eingehend kennen. Ihr Lebensweg macht neugierig.Mit den Träumen und Wünschen der Figuren vertraut,erwartet er jetzt Handlung. Stattdessen folgt ein wirresVor und Zurück, das die Geschichte nicht wirklich vor-anbringt. Das Geschehen wird voraussehbar.

„Die Boxerin“ spielt in einem trostlosen Dorf in derBrandenburger Provinz. Die ländliche Umgebung unter-streicht die Einsamkeit und das Auf-sich-gestellt-seinzusätzlich. Wiederholt werden Sequenzen gezeigt, in

SF: Boxerin

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Von einer jungen Frau, die sich durchs Leben boxt

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denen Joe, je nach Stimmung zu ruhigerbis schneller Musik, auf ihrem Mopedeine leere Landstraße entlang fährt.Diese Einschübe schaffen eindrücklicheSzenenübergänge. Sie ermöglichen demFilmschauenden einen Einblick in Joesmal gradlinige und mal kurvigeGedankenwelt.

Da dem Boxsport im Film nur ein gerin-ger Stellenwert zukommt, kann der Titelsynonym zum Kämpfen verstanden wer-den. Ohne Rücksicht auf Verluste kämpftsich die Protagonistin durch den Tag. Joetrotzt damit allen sie konfrontierendenWiderständen und Hindernissen.Katharina Wackernagels authentischeDarstellung der Johanna ist hier beson-ders hervorzuheben, da die Rolle einen

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SF: Boxerin

hohen Anspruch an die Schauspieleringestellt hat. Doch auch Manon Strachéüberzeugt als Mutter von Joe.

Das glaubhafte Schauspiel jedoch hilftdem Film nicht über alle Durststreckenhinweg, in denen sowohl derHandlungsfluss unterbrochen wird, alsauch die Spannung baden geht. [eko]

Regie: Katharina DeusUraufführung Deutschland 2005105 min.

„Die Boxerin” mit der Hauptdarstellerin Johanna, alias Joe (Katharina Wakkernagel

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Marcel Werner (Milan Peschel) sitzt inder Unterhose auf dem Sofa und lamen-tiert über den „prophylaktischen Einsatzdefensiver Taktiken”. Sein Sohn Sebastian(Sebastian Betz) übt mit ihm für einBewerbungsgespräch, nur ein Beispiel desskurrilen Humors von "Netto".

Marcel ist überzeugt, sich mit demSicherheitsgeschäft aus seiner Miserebefreien zu können. Er analysiert Videos,liest Bücher und versucht das Verhaltenechter Personenschützer zu erlernen, indem er sie auf der Straße mehr schlechtals recht kopiert. Und übersieht dabei,dass ihn seine Frau gerade deswegen ver-lassen hat, weil er seiner Familie keineSicherheit bieten konnte.

Die Situationskomik von "Netto" istauthentisch und erfrischend, auch dann,

wenn Marcel beleidigt die ganze Weltverflucht, nur weil ihm der Verkäuferempfohlen hat, sich die herabgesetztenKrawatten in der Auslage anzuschauen.In seinem billigen Hemd und schwarzenSakko wirkt er im Edelgeschäft so depla-ziert, dass es schon fast weh tut.

Die Figuren sind glaubhaft und ehrlich.Besonders die Szenen, in denen sichSebastian mit seinem Schwarm Nora(Stephanie Charlotte Koetz) unterhält,werden von einer süßen, naivenLeichtigkeit getragen - man fühlt sich andie erste eigene Liebe erinnert. "Netto"ist immer humorvoll und nie klischeehaft.Robert Thalheim hat ein kleines, tiefgrün-diges Meisterwerk geschaffen. [al]

Regie: Robert ThalheimDarsteller: Milan Peschel, Sebastian Butz, ChristinaGrosse, Stephanie Koetz, Bernd Lamprecht u.a.

Mit Sicherheit Humor

SF: Netto

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14.10 Uhr. Wir befinden uns im Hotel zumPressegespräch. Ein guter Kameraplatz istgesichert.14.17 Uhr. Das Mikrokabel ist zu kurz. DieKamera wird umgestellt. Andreas hält einekurze Rücksprache mit Uli Grunert.14.32 Uhr. Senta Berger und MichaelVerhoeven treten ein. Kamera ab!"Mir ist egal, wen ich vor der Kamera habe;Hauptsache, alles ist im Kasten." Schon vorhermuss im Kopf sein, wo wie gefilmt wird.Wenn es drauf ankommt, muss alles schnellgehen. Für das Einzelinterview geht es in denHof. Es ist windig, aber eine ruhige und grüneEcke rasch gefunden. Geduldig stellt sich dasPaar Andreas' Fragen. Kein Grund mehr, ner-vös zu sein. Auf dem Weg zurück in den Arbeitsraum ver-rät mir Andreas: "Es ist ein langer Prozess biszur Entstehung eines Beitrags.Unter Zeitdruck werdenTapes zusammengeschnitten.Je nach Materiallänge sindsechs Stunden da nicht über-trieben."Gearbeitet wird rund um dieUhr. Ein ausformulierterKommentar wird bei SN-TVim Keller eingesprochen. Undnach dem Feinschnitt ist erendlich fertig: ein Beitrag vonzweieinhalb Minuten. [ju]

festival tv 13

festival tv

Es ist 13.10 Uhr.Pause auf dem kleinen Balkon unserer fil-mab!-WG. Gegenüber sehe ich die Kollegenvom festival tv, da könnte ich doch malschauen gehen. Obs auch so stressig ist wiebei uns? Es ist 13.20 Uhr.12 Leute stehen im Raum, ein Fernseherläuft. Thomas Gehnich, Produktionsleiter desfestival tv, bespricht mit Redaktion, Kameraund Schnitt den Tag: Was wurde gemacht,was läuft als Nächstes? Das festival tv will mitsieben Sendungen das filmkunstfest begleiten;dabei wie immer besondere Momente einfan-gen.Heute Abend gibt es eine Livesendung vomFilmtalk im Klöresgang, ebenso zurAbschlussveranstaltung am Sonntag. Noch bisMontag wird die aktuelle Sendung ab 20 Uhrim Zwei-Stunden-Rythmus auf SN-TV zusehen sein. "Kommste, Robert?" ruft Andreas von derRedaktion. Ein Pressegespräch mit SentaBerger steht an. Die Zeit ist knapp, derTermin steht: 14.30 Uhr. Früh da sein wirdmit günstigen Kameraplätzen belohnt.Andreas: "Naja, so eng wirds nicht werden,NDR und ZDF kommen nicht, die feiernHerrentag", Stativ über die Schultern,Kamera, Licht, Mikrofontasche. "Warummachst du hier mit?", frage ich Robert unter-wegs. "Meine Leidenschaft zum Film hat michhierher gebracht; nicht der Journalismus."

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ehen Sie sich bitte in den näch-sten 98 Minuten den Film „KeineLieder über Liebe“ an und fassen

Sie den Inhalt thesenartig zusammen.Unter Angabe Ihrer persönlichenMeinung beziehen Sie bitte Stellung zudiesen Thesen.

Abendessen. Die Kamera schwenkt zuder schönen Ellen, die ausgelassen mitMarkus, dem Bruder ihres Freundes,kokettiert. Dieser, namentlich Tobias,schaut dieser Szene mit sichtbar aufkei-mendem Unbehagen zu. „Was hätten wir denn tun sollen?“ –Nun ja, die Spielchen unterlassen, auf denanderen aufpassen und das BauchgefühlBauchgefühl sein lassen. – Wirklich?

Tobias interviewt seine Freundin Ellenund befragt sie zu ihrer gemeinsamenZukunft. Ihre Antwort fällt ernüchterndaus.Lange Gespräche, gemeinsam Pläneschmieden, Krisen zusammen bewälti-gen… – sind das nicht Adjektive für einekariesfreie Beziehung? Oder bloß alles„romantischer Käse“?

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SP: Keine Lieder über Liebe14

Das Konzert zum Tourauftakt hat beiden Fans bleibenden Eindruck hinterlas-sen. Die Laune stimmt. Die Hansen-Truppe richtet eine Aftershow-Party aus.Ellen lehnt an einem Türrahmen und vonhinten versucht Markus sie unbemerkt inden Nebenraum zu ziehen.Je familiärer das Berührungsverbot, destogrößer der Lustfaktor. Oder sind Sie daanderer Meinung?

Tobias interviewt seinen Bruder imTourbus.Gibt es hier draußen jemanden, dessenerste Assoziation mit seiner Kindheit „Ja,klar. Strapse.“ ist?

Tobias und Markus treffen sich zu einerAussprache.Schon mal was von einem Ehrenkodexunter Brüdern gehört? – Anmerkung:Alkoholeinfluss wirkt nicht strafmildernd.Und Sexgeschichten und Eifersüchteleiengehören hier sowieso nicht hin.

Tobias nimmt Ellen die Tasche ab undfragt seine Freundin, ob sie sich freut, ihnzu sehen. Ellen zögernd: „Ja, ja, sehr. Ichfreue mich sehr.“Für eine so unglaubwürdige Antwort ineinem Interview würde die Probandinvor einer Jury nicht einen müden Punkterhalten. Es gilt, zu überzeugen. [eko]

Regie: Lars KraumeDarsteller: Jürgen Vogel, Florian LukasHeike Makatsch

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Theatersolo: Nina Petri 15

Alle Stühle sind besetzt und die Bühne istbereit. Nina Petri und die Jazzcombo„Les Femmes Heureuses“ - einFrauenabend gestern im Speicher. Dieerfrischende Kombination zwischen lok-keren Jazz-Klängen, moderner Lyrik undSolotheater-Szenen unterhält jedochauch die anwesenden Männer glänzend.Nicht selten wird über die von Petri soherrlich dozierten Problemchen desAlltags geschmunzelt.„Wenn er doch nur anrufen würde!“Nina bringt uns Frauen mit dem zumLachen, was im realen Leben oft zumWeinen ist. Als Multitalent springt dieSchauspielerin zwischen ihrenTheatereinlagen und Gedichtrezitationenzu gefühlvollen Jazzsongs, welche sie miteiner leicht rauen, wohlklingendenStimme singt. Begleitet wird sie dabeivon vier Powerfrauen, die es unter ande-rem mit Gitarre, Schlagzeug undSaxophon krachen lassen. Aber auch aus-gefallenere „Instrumente“ wie einGartenschlauch kommen zum Einsatz.Ausgefallen sind auch manche Ideen undGeschichten der vorgetragenen Literatur.Zum einen stammen diese aus DorothyParkers Buch „New Yorker“ und zumandern von der amerikanischen LyrikerinAnne Sexton. Es dreht sich alles um dieStolpersteine auf dem Weg zum Traum-mann. Was den Herren im Publikumeher fremd ist, ist den Frauen aus demHerzen gesprochen.

Einer der Höhepunkte des Abends ist dieGeschichte von „Schneewittchen“. Ja, die

kenne ich, werden Sie jetzt wenig begei-stert denken, aber in der Version, in dersie von Nina erzählt wird, ist sie Ihnenwohl kaum geläufig.Verfasst wurde sie in einer Spracheirgendwo zwischen dem Klatschtonfallunter Freundinnen und der Erzählweiseeines Märchens für Kinder.

Eine einzige Frau, ihr Programm, einwenig mit Musik begleitet, und das sollein spannender Abend werden? Unterdem Ausdruck „musikalisches Theater-solo“ wurde es angekündigt, gebotenwird jedoch mehr: Eine herrliche Parodieauf die Suche nach Liebe, nach der rei-bungslosen Beziehung, dem perfektenMann. Und trotz des über zwei Stundenlangen Programmes findet der Gedankean Langeweile nirgendwo Platz. [ng]

Looking for Someone - Auf der Suche nach Liebe

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filmab! Ausgabe 3

Der Weg zu deinen Kinofreikarten: auf Seite 2!

Eröffnung

Freitag, 5. Mai’ 0518:30 Uhr Capitol 5 Wettbewerb

Kombat Sechzehnvon Mirko BorschtDer Coachvon André Erkau

19:30 Uhr Capitol 4 WettbewerbUraufführungDie Boxerinvon Catharina DeusGoodbyevon Steve Hudson

20:00 Uhr Capitol 1 Retrospektive SENTANAMutters Couragevon Michael Verhoeven

20:15 Uhr Capitol 2 Länderreihe SchweizDas Boot ist vollvon Marcus Imhoof anschließend Werkstattgespräch mit Marcus Imhoof

20:30 Uhr Capitol 3 Retroperspektive SENTANASonntagskindervon Michael Vorhoeven

21:00 Uhr Capitol 5 WettbewerbGespenstervon Christian Petzoldfemale/malevon Daniel Lang

22:00 Uhr Capitol 1 NDR specialInselLicht - Usedomer Bilder von Heinz Brinkmann

22:00 Uhr Capitol 4 WettbewerbKeine Lieder über Liebevon Lars KraumeSamagonvon Eulen Schlegel und Sebastian Heinzel

22:00 Uhr Schweriner Dom Kuminde(Domhof) Videoskulptur von Lucas B. und

Michael Arantes Müller22:00 Uhr Speicher Gitarreros

Konzert mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater Rostock

22:30 Uhr Festivalclub Livemusik mit Laakso22:45 Uhr Capitol 3 Die schnelle Gerdi und die Hauptstadt

(Teile 4+5) von Michael Verhoeven23:00 Uhr Capitol 2 Faszination Kino

Kontrollvon Nimrod Antal

23:30 Uhr Capitol 5 Faszination Kino9 Songsvon Michael Winterbottom

24:00 Uhr Der Wurm FilmtalkKnut Elstermann im Gespräch mit Regisseuren und Schauspielern des Spielfilmwettbewerbs

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