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2 2008/5 2 2008/5 ENDLICH WIEDER FREI ATMEN MIT DER BUTEYKO-METHODE GEGEN ASTHMA, HEUSCHNUPFEN UND VERSTOPFTE NASE

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ENDLICHWIEDER FREI

ATMENMIT DER BUTEYKO-METHODE

GEGEN ASTHMA, HEUSCHNUPFENUND VERSTOPFTE NASE

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Von Kindesbeinen an hat manuns gelehrt, dass wir tief undkräftig atmen müssen, um auchdie letzte Zelle unseres Körpers

ausreichend mit lebenswichtigem Sauer-stoff zu versorgen. Intensives Atmen, sohieß es weiter, reinigt den Körper vonKohlendioxid und Giftstoffen. Und wennman doppelt soviel atmet, reinigt mansich doppelt so gut davon. So ist in unse-rem Bewusstsein verankert, dass wir eherzu wenig als zu viel atmen.

Doch die Erfolge mit einer neuen Atem-technik, der Buteyko-Methode, beweisendas Gegenteil: viele Zivilisationskrankhei-ten gehen mit einem erhöhten Luftaus-tausch einher und bessern sich, wenn manweniger atmet. Besonders jene Menschen,die Probleme mit Nase oder Lunge ha-ben, profitieren vom Weniger-Atmen. AlsoAsthmatiker, Heuschnupfen-Patienten undall jene, deren Nase ständig verstopft ist.

Der ukrainische Arzt Prof. Dr. KonstantinButeyko war es, der in den 1950er Jahrendie Theorie entwickelte, wonach wenigerAtmen oft mehr Sauerstoff bringt. Bei For-schungsarbeiten zur Atmung Sterbenderbeobachtete er, dass sie umso intensiveratmeten, je näher sie dem Tod waren. Dasbrachte ihn auf die Idee, dass umgekehrt

Die Buteyko-Atemtechnik ist eineeffektive und einfacheSelbsthilfemaßnahme,die all jene unterstützenkann, die falsch atmen.Besonders hilfreich beiAsthma, verstopfterNase, Kurzatmigkeit,chronischer Bronchitisoder erhöhter Infekt-anfälligkeit. Aber auchbei ständiger Müdigkeit,Angstzuständen oder

Kopfschmerzen

VON DR. DAGMAR BEYER

Für Kinder wurdenzum Erlernen der

Buteyko-Atemtechnik

spezielle Übungenentwickelt, die mit

Bewegung undSpiel kombiniert

werden

Nur wenige kennenhierzulande die Buteyko-Atemtechnik. Doch ihre Erfolgebei Asthma oder verstopfterNase sind verblüffend

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Endlich wieder frei atmenMit der Buteyko-Methode gegen Asthma,

Heuschnupfen und verstopfte Nase

ein geringerer Luftumsatz mit mehr Gesund-heit verbunden sein könnte. Zunächst ver-suchte er selbst, mit bestimmten Übungenseine Atemtiefe zu verringern. Zu seiner eige-nen Überraschung normalisierte sich auf die-se Weise sein Bluthochdruck. Daraufhin ent-wickelte Buteyko die Methode weiter und er-zielte auch bei Patienten mit den unter-schiedlichsten Gesundheitsstörungen er-staunliche Erfolge. Bei Asthmatikern zeigtesich beispielsweise, dass weniger atmen sievor weiteren Anfällen schützen kann.

Die Buteyko-Therapie ist eine sehr einfacheMethode. Die Übungen zielen darauf ab,dass weniger Sauerstoff eingeatmet und we-niger Kohlendioxid abgeatmet wird. Das lässtsich relativ einfach zum Beispiel durch längereAtempausen erreichen. Das tiefe Einatmenund Aufblähen wird durch eine entspannteZwerchfellatmung abgelöst. Doch warum solles gesünder sein, weniger zu atmen?

Kohlendioxid (CO2) ist zwar ein Abfallpro-dukt der Atmung, und dennoch für viele

biosynthetische und regulative Vorgänge imKörper lebensnotwendig. Daher muss es ineinem bestimmten Verhältnis zum Sauerstoffim Körper vorhanden sein. Sind zuviel Sau-erstoff und zuwenig Kohlendioxid vorhan-den, spricht man von einem Zustand der Hy-perventilation.

Durch den CO2-Mangel aufgrund einerzu tiefen Atmung, verschiebt sich das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper. Der pH-Wert steigt über das normale Maß, das Blutwird zu basisch. Der Fachmann spricht von„respiratorischer Alkalose“.

Unter solchen Bedingungen werden zumBeispiel die roten Blutkörperchen darin ein-geschränkt, Sauerstoff an die Zellen abzu-geben. Sie werden gezwungen, zu ihrer En-ergiegewinnung auf die Gärung zurückzu-greifen und dabei entsteht Milchsäure. Daswiederum führt zur Übersäuerung der Zellen– ein Teufelskreis.

Kommt es zu einem CO2-Mangel, könnensich glatte Muskeln, Bronchien und Blutgefäße

verkrampfen. Dadurch wird die Durchblutungzusätzlich verschlechtert. Kalte Hände undFüße, aber auch Kopfschmerzen, Nervositätund Schwindel können die Folge sein. WeitereSymptome einer beschleunigten Atmung sindhäufig Engegefühl im Brustkorb, Müdigkeit,Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, ängstli-che oder depressive Verhaltensmuster.

Außerdem kommt es zu verschiedenenStoffwechselreaktionen, unter anderem zu ei-ner Verschiebung der Elektrolyte im Blut.Hiervon ist auch das Kalzium betroffen. Dieswiederum kann zu einer Übererregbarkeitder Muskulatur bis hin zu Muskelkrämpfenführen, zu Ameisenlaufen oder Zittern.

Um sich vor dem CO2-Verlust zu schützen,verengt der Körper schließlich die Bronchien,lässt die Schleimhäute in Lunge und Naseanschwellen, Schleim wird produziert. Nachdiesem medizinischen Modell von Buteykosind Störungen, bei denen die Atmung be-hindert wird, wie chronischer Schnupfen (Rhi-nitis), Nasenpolypen, chronische Nasenne-benhöhlenentzündungen (Sinusitis) oft keineKrankheiten, sondern Schutzmaßnahmen desKörpers vor einem zu forcierten Atmen unddem damit verbundenen CO2-Verlust. Derrussische Mediziner begründete das damit,dass sich die Störungen bessern ließen, wenndie Patienten die Hyperventilation aufgabenund zu einer normalen Atmung zurückfan-den. Seiner Meinung nach erwies sich eineerhöhte CO2-Konzentration als heilungsför-dernd. Dies wird inzwischen auch durch vielewissenschaftliche Untersuchungen bestätigt.Sollen wir also bei Atemproblemen jetzt nurnoch „flach“ atmen?

Eine besondershilfreiche Übung ist die

dreiteilige Atmung:Einatmen - Ausatmen -

Atemruhe. Die Atemruhesollte durch Ent-

spannung so langeausgedehnt werden, bis

ein leichter Wunschnach mehr Luft entsteht

Erythrozyten sind scheibenförmige Blutzellen,die Hämoglobin enthalten und denlebenswichtigen Sauerstoff transportieren

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Was ist „tiefe“ undwas ist „flache“ Atmung?

Im normalen Sprachgebrauch meinen wir mit„flacher Atmung“ kleine Atemzüge. „TiefeAtemzüge“ dagegen weiten den ganzenBrustraum, gehen bis in den Bauch hineinund haben nach allgemeinem Verständnisein großes Volumen. Eine solche Atmungkann durchaus gesund sein, da solche „tie-fen“ Atemzüge die Eingeweide stimulieren,allerdings immer nur dann, wenn die jeweili-ge Aktivität den entsprechenden Luftaus-tausch auch erfordert.

In der fernöstlichen Medizin sind mit „tie-fer“ Atmung Atemzüge mit dem Zwerchfellgemeint, sie kommen gewissermaßen ausdem Bauch. Dennoch können sie ein kleinesVolumen haben. Man kann es sich wie beieiner Fahrradluftpumpe vorstellen. Wennman den Kolben (analog zum Zwerchfell)nur ein wenig aufzieht, strömt auch nur et-was Luft hinein, aber immer geht die Bewe-gung vom Kolben aus.

Und genau diese Art von Atmung wirdpropagiert: Ein langes Leben wird dort mit ei-ner auf ein Minimum reduzierten Atmung ver-bunden. Lao-tse sagte: „Der weise Menschatmet, als wenn er gar nicht atmet“. Dies istauch die zentrale Aussage der Buteyko-Me-thode: tief (und schnell) atmen im Sinne derEin- und Ausatmung eines großen Luftvolu-mens ist ungesund, flach (und ruhig) atmen imSinne kleiner, dem tatsächlichen Bedarf ange-passter Atemzüge, ist gut. Buteyko geht es dar-um, dass die Atemzüge möglichst wenig anGesamtluftmenge enthalten.

Hyperventilation:Ursachen und SymptomeWissenschaftler schätzen, dass etwa die Hälf-te bis zwei Drittel der Patienten in einer allge-meinmedizinischen Praxis unter einem CO2-Mangel leiden. Dass sie kaum noch entspanntmit dem Zwerchfell atmen, sondern nur nochmit Hilfe des oberen Brustkorbs. Die meistensind sich dessen jedoch gar nicht bewusst.

Die häufigste Ursache der Hyperventilationist heute der allgegenwärtige Stress. Stress istimmer mit einer Kampf- und Flucht-Reaktionverbunden, bei der unter anderem die At-

Ein CO2-Mangel kann Schwindel, Müdigkeitoder Kopfschmerzen hervorrufen

Wann hilft dieButeyko-Atemtechnik?Sie wird vor allem bei Asthma,Heuschnupfen, chronischem Schnupfen,stressbedingten Atemproblemen,chronischem Husten, Schnarchen,Apnoe, Migräne und Nasennebenhöh-lenentzündungen angewendet.

Inzwischen hat sich die Methode auchzur Behandlung beim chronischenMüdigkeitssyndrom bewährt. Zwar sinddie Ursachen hier komplex, man gehtaber davon aus, dass chronischeHyperventilation mit zu diesenBeschwerden beiträgt.

Hyperventilation spielt vermutlich aucheine Rolle bei verschiedenen psychoso-matischen Leiden, wie Angst- undPanikstörungen und Depressionen.Aber auch bei chronischen Schmerzenund anderen durch Stress ausgelöstenkörperlichen Symptomatiken.

Setzen Sie sich aufrecht undbequem hin.

Atmen Sie einige Atemzüge normal undentspannt durch die Nase.

Nach einer normalen Ausatmungbis zur Entspannung des Zwerchfellshalten Sie Ihren Atem an und startendie Stoppuhr.

In dem Moment, in dem Sie deneindeutigen Wunsch nach Luftverspüren, stoppen Sie die Zeitund atmen wieder ein.

Gut ist eine Dauer der Atempausezwischen 20 und 30 Sekunden. Erreichtsie gar 40 bis 60 Sekunden, haben wireine gute Toleranz gegen kurzfristigeStresseinwirkungen aufgebaut.

Bei der oben beschriebenen Kontrollpau-se misst man die Zeitspannen in Sekundenzwischen einer normalen entspanntenAusatmung und dem Moment, in dem dasGefühl eines Luftmangels beginnt. Sie istkeine Übung, sondern ein Indikator, wiegut es uns geht. Die Kontrollpause gibteinen Hinweis darauf, wie stark wirhyperventilieren. Sie ist umso länger, jehöher der CO

2-Gehalt ist, den unser

Atemzentrum zulässt. Wenn man einenhohen CO

2-Gehalt verträgt, kann man die

Luft lange anhalten, ohne Lufthunger zufühlen. Ist die Toleranz gegenüber CO2gering, muss man schnell wieder atmen.

Quelle: Dr. Silvia Smolka

Wie hoch istmein CO2-Pegel?

Testen Sie sich selbst

mung intensiviert wird und der Betroffenemehr Kohlendioxid abatmet.

Hyperventilation kann aber auch durchviel Reden mit Mundatmung, durch dasBaucheinziehen aus Eitelkeit oder infolge be-engender Kleidung auftreten. Auch Störun-gen im Stoffwechsel können Hyperventilationhervorrufen. So kann zum Beispiel eine Über-säuerung die Intensivierung der Atmung er-forderlich machen, um den pH-Wert im nor-malen Bereich zu halten. Schlecht eingestell-ter Diabetes, Durchfall, mangelnde Nierentä-tigkeit und Überanstrengung sind mitunterebenfalls Auslöser.

Was sagtdie Wissenschaft?Buteykos Methode und Theorie stieß in dermedizinischen Fachwelt der damaligen UdSSR

zunächst auf erheblichen Widerstand. Anfangder 80er Jahre wurde sie schließlich vom russi-schen Gesundheitsministerium offiziell als Asth-matherapie anerkannt. In Deutschland gibt eserst zwei Buteyko-Lehrerinnen, die seit 1999die Methode weitergeben und seit kurzemauch weitere Lehrer ausbilden.

Bisher wurden sieben Studien zur Wirksam-keit der Buteyko-Atemtechnik bei Asthmati-kern durchgeführt. Alle haben gezeigt, dasssich mit Beginn der Atemübungen bronchien-erweiternde Medikamente (Notfallsprays)weitgehend bis vollständig erübrigten. Bei län-gerer Durchführung der Übungen sank auchder Bedarf an Kortikoiden deutlich ab.

Bei anderen Beschwerdebildern liegen auswestlichen Ländern bisher nur einzelne Erfah-rungsberichte betroffener Anwender vor.

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Der Trick mitder Papiertüte

Die richtige AtemtechnikZiel der Atemübungen ist es, das Atmenlangfristig so umzustellen, dass man geradenur so viel Luft aufnimmt, wie für die aktuellekörperliche Belastung tatsächlich benötigtwird. Der Kohlendioxid-Gehalt in der Lungewird dadurch erhöht und bewirkt eine Erwei-terung der Bronchien. Erfreulicher Nebenef-fekt: Bei chronischem Schnupfen schwellenauch die Nasenschleimhäute ab.

Die Patienten lernen, sich beim Atmendurch die Nase zu entspannen, kleinere undlangsamere Atemzüge zu machen und diePausen zwischen den einzelnen Atemzügenbewusst zu verlängern. Viele müssen sich erstan den Lufthunger gewöhnen, der dadurchentsteht. Doch wer konsequent übt, wirddurch die Erfolge bald ermutigt werden.

Es empfiehlt sich, das neue Atemmustertäglich zwei- bis dreimal für 20 bis 30 Minu-ten lang einzuüben.

Das Geheimnis: Atmenmit etwas LufthungerDr. Silvia Smolka ist Mikrobiologin und Butey-ko-Lehrerin in Cremlingen. Sie litt seit ihremvierten Lebensjahr unter Allergien, chroni-schem Schnupfen und später auch an Asth-ma. Sie nahm kortisonhaltige Mittel und be-nötigte täglich etwa acht Sprühstöße wegenakuter Atemnot. Innerhalb kürzester Zeit hatsie nach Absprache mit ihrem Arzt alle Medi-kamente absetzen können. BIO fragte die Ex-pertin nach ihren Erfahrungen.

Wie erkennt man denn als Therapeut, obein Patient hyperventiliert?

Menschen mit Ängsten – so zum Beispiel vordem Fliegen oder vor einer Prüfung, atmen oftzu viel Sauerstoff ein und zuviel Kohlendioxidaus. Panikattacken sind oft die Folge

Wenn man Angst hat oder innerlichangespannt oder erregt ist, nimmt dieAtemfrequenz zu. Zum Beispiel voreiner Prüfung oder bei Flugangst. Manatmet flacher und schneller. Dies nenntman Hyperventilation. Im Extremfallkann jetzt das CO

2-Niveau so weit

abfallen, dass Symptome wie Luftnot,Verkrampfung der Hände, Leeregefühlim Kopf, Benommenheit oder Ohnmachtauftreten. Um diese Symptome wiederlos zu werden, muss lediglich derBlutspiegel an Kohlendioxid angehobenund stabilisiert werden.

Eine Möglichkeit ist, den Betroffenen ineine Papiertüte ein- und ausatmen zulassen. Ein großer Teil der Luft, die manausatmet, besteht aus Kohlendioxid. Sokann man wieder größere Mengen indie Lungen bringen, indem manverbrauchte Luft einatmet.

Ein Trick bei Hyperventilation: Durch das Ein- undAusatmen in eine Papiertüte kann der CO2-Pegelwieder angehoben werden

Die Mikrobiologin Dr. Silvia Smolka isteine der ersten Buteyko-Lehrerinnen inDeutschland

Silvia Smolka: Wenn es sich nicht um einenakuten Hyperventilationsanfall handelt, son-dern die chronische Form, um die es hier geht,ist das für einen Therapeuten oft sehr schwer.Denn wenn der Patient in der Praxis oder wäh-rend der Atemstunden entspannt, ruhig undunauffällig atmet, sagt das noch lange nichtsüber sein Alltagsverhalten im Beruf oder unterStress aus.

Es gibt aber einige Anhaltspunkte: Dazu ge-hören die Mundatmung, eine überwiegendeBrustatmung, erhöhte Atemfrequenz, fehlendeAtempause nach dem Ausatmen, häufige tie-fe Atemzüge, abgekürztes aktives Ausatmen(Auspusten), Gähnanfälle oder eine so ge-nannte Seufzeratmung.

Ist die Buteyko-Methode leicht zu erlernen?Silvia Smolka: Die Methode ist im Gegensatzzu anderen Atemtherapien sehr schnell undleicht erlernbar. Ein üblicher Buteyko-Atemkursin der Gruppe dauert etwa zwölf bis vierzehnStunden. Einzelkurse etwa sieben Stunden.Menschen mit chronisch verstopfter Nase ma-chen häufig bereits bei den ersten Übungendie Erfahrung, dass ihre Nase frei wird. Asth-matiker erleben oft am ersten Tag eine bron-chienerweiternde Wirkung. Diese Sofortwir-kung spornt die Asthmakranken, die häufigauch unter einer verstopften Nase leiden,besonders an.

Was ist das eigentliche Geheimnis der Atem-übungen in einem Stichwort?Silvia Smolka: Das Geheimnis ist ein leichterLufthunger. Man muss sich angewöhnen, be-wusst mit etwas Lufthunger zu atmen. Dieserkann durch die längeren Atempausen aberauch auf anderen Wegen entstehen. Wichtigist, dabei entspannt zu bleiben. Es geht darum,unser Atemzentrum, das unsere Atmung steu-ert, neu zu justieren. Wenn wir lange mitStressatemmustern atmen, verstellt es sich undhält das irgendwann für normal. Durch das At-men mit etwas Lufthunger wird dies wiederrückgängig gemacht und damit die Atmungim Alltag wieder normalisiert.

Wie erfolgreich sind die Atemübungen ausIhrer eigenen Erfahrung?Silvia Smolka: Wer die Methode konsequentanwendet, hat so gut wie immer Erfolge. Ge-wohnheiten sind jedoch zäh und ändern sichoft nur durch Bewusstmachen und konsequen-tes Üben. Es lohnt sich aber, denn die Buteyko-Methode ist in vielen Fällen die einzige Mög-lichkeit, aus dem Teufelskreis aus ungesundenAtemgewohnheiten und Gesundheitsbe-schwerden, die sich gegenseitig bedingen undverstärken, auszusteigen.

Kann die Buteyko-Methode bei Asthmavielleicht sogar als alternative Therapie ein-gesetzt werden?

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Silvia Smolka: Beim Asthma ist die Atemthe-rapie vielmehr komplementär als alternativ zusehen. Sie steht damit in keinem Konflikt mitder konventionellen Behandlung.

Der Nutzen der Atemtherapie zeigt sich an-fangs in einem sinkenden Bedarf an Broncho-dilatoren und Zurückbildung der Symptome.Sobald die Symptome verschwunden sind,kann der Arzt eine Reduktion der Steroide ver-ordnen. Die Asthma-Patienten werdenzunächst noch strikt angewiesen, ihre Steroidenach Verschreibung einzunehmen und stets ei-nen Bronchodilator mit sich zu tragen. Die Re-duktion dieser Medikamente sollte nie selb-ständig, sondern immer in Absprache mit dembehandelnden Arzt erfolgen.

Warum empfehlen bisher kaum Ärzte diesedoch so einfache Atemmethode?Silvia Smolka: Viele haben damit noch keineErfahrung, und diejenigen, die davon gehörthaben, können sich oft nicht vorstellen, dass

Kinder atmen häufigdurch den Mund. Die

Umstellung zurNasenatmung braucht

Zeit und Geduld. KleinereKinder lieben das Tobenmit Backoblaten, die denMund zusammenkleben

und die nach einigerZeit aufgegessenwerden dürfen

Größere Kinder erlernendie Nasenatmung ambesten, wenn sie sichgleichzeitig konzen-

trieren und anstrengenmüssen. Also zum

Beispiel beim Trampolin-springen oder

beim Schwingenbunter Bänder

Nase frei!Tipp von

Dr. Silvia Smolka

Hilfreich ist es, sich zunächst zuentspannen und in die Nase zuspüren: Wie stark ist sie blockiert,wie viel Luft kann passieren? Siekönnen jedes Nasenloch einzelntesten, indem Sie das jeweils anderezu halten. Ertönen Pfeif- oderSchnarchgeräusche? Spüren Sie dieReibung und Temperatur derhindurchströmenden Luft? Je stärkerIhre Nase blockiert ist, desto besserder Erfolg der folgenden Übung:

1. Atmen Sie normal ein.

2. Atmen Sie normal aus, bis Siesich entspannt fühlen.

3. Klemmen Sie die Nase zu undhalten Sie den Atem an. WennSie erstmals das Bedürfnisverspüren, wieder einzuatmen,zählen Sie bis fünf.

4. Atmen Sie nun wieder weiter,aber möglichst wenig und ruhig.

Vorsicht: Versuchen Sie nicht, dieLuft so lange wie möglich anzuhalten,damit Sie nicht nach Luft schnappenmüssen. Sie können die Übungmehrmals im Abstand von15 Sekunden wiederholen undimmer dann, wenn sich die Nasewieder schießt.

Viele Patienten berichten, dass sie durch dieAtem-übungen nach Dr. Buteyko ihreAsthmamedikamente reduzieren oder sogar ganzweglassen konnten

es eine so einfache Lösung gibt. Aber es gibtzunehmend Ärzte, die sich dafür öffnen,wenn sie die Erfolge bei ihren Patienten erlebthaben.

Sicher ist noch viel Forschung nötig, um denWirkungsmechanismus zu klären, denn dieTheorie Buteykos erklärt nach heutigem For-schungsstand nicht alle Aspekte seiner Metho-de. Aber für die Patienten ist entscheidend,dass sie wirksam und risikofrei ist. Und dass sieeine Perspektive für eine Heilung und nicht nurSymptombekämpfung gewinnen und sich ih-ren Beschwerden nicht mehr so ausgeliefertfühlen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Endlich wieder frei atmenMit der Buteyko-Methode gegen Asthma,

Heuschnupfen und verstopfte Nase

Endlich wieder Fahrradfahren

Der Elektronik-Ingenieur Christoph Nohtse(heute 51 Jahre alt) erhielt im Alter von 35die Asthmadiagnose. Im Alter von 40 Jahrenwurden Bluthochdruck und Schlafapnoefestgestellt. Darüber hinaus hatte er eineOperation der Nasenscheidewand hintersich, als er vor acht Jahren (2000) in einenButeyko-Kurs kam. Zu dieser Zeit nahm erdas ganze Spektrum möglicher Asthmame-dikamente ein (2x täglich ein Kombinations-mittel aus einem langwirksamen bronchien-erweiternden Mittel und Kortison, Theo-phyllin und bei Bedarf ein kurzwirksamesbronchienerweiterndes Medikament).Trotzdem ging es ihm nicht gut. Er hatteKopfsschmerzen, häufig Infekte und Hustenmit starker Verschleimung, Niesanfälle,Konzentrationsschwierigkeiten undplötzliche Erschöpfungszustände.

Bereits während des Buteyko-Kurses spürteer erste Verbesserungen, die ihn motivier-ten, die Übungen auch zuhause weiter zumachen. Er genoss es, mit seiner Atmung zuexperimentieren und neue Übungen zurAtemverminderung zu erfinden. Umsicherzugehen, dass er auch nachts nurdurch die Nase atmete, klebte er sich denMund mit einem hautfreundlichen Papier-klebeband aus der Apotheke zu.

Bei einem Auffrischungstreffen nach einigenMonaten berichtete er, dass er die Übun-gen regelmäßig etwa zweimal pro Tag inKombination mit anderen Tätigkeiten,

beispielsweise beim Autofahren und immerbei aufkommenden Beschwerden durchge-führt hatte. Das einzige Asthmamedikament,das er noch nahm, war ein Kortisonspray inder niedrigsten Dosierung. Da er keineSymptome mehr hatte, erübrigte sich dieEinnahme von bronchienerweiternden Mitteln.Sein Lungenarzt stellte eine verbesserteLungenfunktion fest und schlug ihm dahereine Halbierung der Kortisondosis vor.

Christoph Nohtse ist sehr zufrieden mitseinem Erfolg. Alle Symptome, die ihm vorErlernen der Methode zu schaffen gemachthatten, haben sich gebessert. Er hat dieÜbungen in seinen Alltag integriert und seineAtmung umgestellt. Heute kann er sich wiederkörperlich anstrengen, zum Beispiel Fahrrad-fahren, ohne dadurch Atemproblemeauszulösen. Seine Peakflow-Werte haben sichvon 200 auf 600-750 erhöht (Bericht zweiJahre nach dem Kurs). Schlafapnoe ist heutekein Thema mehr für ihn, allerdings klebt ersich weiterhin nachts den Mund zu.Inzwischen ist die Medikamentendosierung aufNull (mit Ausnahme des Notfallsprays, dasimmer wieder unbenutzt abläuft).

Wie der Heuschnupfenverschwand

Susanne Brüning-Schmitz (46) ist Geologinund hat inzwischen auch ihre Yoga-Lehrer-Ausbildung abgeschlossen. Seit dem Alter von15 Jahren litt sie an Allergien (Heuschnupfen)und ab 20 auch an Asthma. Sie war auf einKombinationsmittel aus einer bronchienerwei-

ternden und einer leicht entzündungshem-menden Komponente angewiesen.

Bereits im Atemkurs bemerkte sie eine freiereNase, fühlte sich allgemein besser und schliefruhiger und besser. Zuhause integrierte sie dieÜbungen konsequent in ihren Tagesablauf: Siekombinierte die Atemübungen mit Yoga oderJoggen und gewöhnte sich an, beständig durchdie Nase zu atmen – auch bei Anstrengungund beim Reden.

Der positive Trend aus demKurs setzte sich zu Hause fort: die Asthma-symptome verschwanden, sie fühlte sichzunehmend energiegeladen und sehr vielleistungsfähiger, brauchte weniger Schlaf undentwickelte eine feinere Körperwahrneh-mung. Heute ist sie frei von Asthma, Heu-schnupfen und Erkältungen und nimmt keineMedikamente mehr.Sie hat ihre Atmung im Alltag umgestellt.

Begeistert schreibt sie: „Es ist ein kleinesWunder: Ich brauche trotz starker Pollenbe-lastung kein Kortison, überhaupt kein Sprayund auch keine Nasentropfen mehr (selteneinmal nachts). Ich bin so begeistert, dass ichüberall von der Buteyko-Methode erzähle.“

Erfahrungsberichte von Asthma-Patientenmit der Buteyko-Atemtechnik

· Andrey Novozhilov: „Leben ohneAsthma. Die Buteyko-Methode“,Mobiwell-Verlag, ISBN 978-3-9807945-9-6, € 19,80 (Der Autorist der Stiefsohn von Prof. Konstan-tin Buteyko und heutiger Leiter derButeyko-Klinik in Moskau.)

· Buteyko-Lehrerinnen inDeutschland:

Dr. Silvia Smolka und CatherineBurckhardt, Postadresse: Waldstr.11, 38162 Cremlingen (Praxis:Kastanienallee 24, 38102Braunschweig). Tel. 05306.81 92,www.atemweite.de,[email protected]

Atemkurse finden in einemSeminarhotel in Braunschweigstatt. Sie dauern jeweils einWochenende.

· Weitere LehrerInnen unterwww.atemweite.de

Buchtipps& Infos

Die Geologin Susanne Brüning-Schmitz befreitesich mit den Atemübungen von Heuschnupfen,Asthma und häufigen Erkältungen

Kann wieder Fahrradfahren und darf sichanstrengen: Asthmapatient Christoph

Nohtse übt regelmäßig „richtig“ atmen