Effekte eines Curriculums zu Risikokommunikation und...

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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Effekte eines Curriculums zu Risikokommunikation und Interessenkonflikten auf Einstellungen und Verhalten von Medizinstudierenden im Umgang mit pharmazeutischen Unternehmen. Eine randomisiert kontrollierte Studie Teil: Interessenkonflikte 22.09.2017 Janosch Weißkircher (M. A.) Projekt: „Interaction of conflicts of interest and deficits in risk communication: influence on patient counseling and decision making“ Lieb, K.; Jünger, J.; Dreimüller, N.; Koch, C.; Deis, N.; Weißkircher, J.

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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Effekte eines Curriculums zu Risikokommunikation undInteressenkonflikten auf Einstellungen und Verhalten vonMedizinstudierenden im Umgang mit pharmazeutischenUnternehmen. Eine randomisiert kontrollierte Studie

Teil: Interessenkonflikte

22.09.2017 Janosch Weißkircher (M. A.)

Projekt:

„Interaction of conflicts of interest and deficits in risk communication: influence on patient counseling and decision making“

Lieb, K.; Jünger, J.; Dreimüller, N.; Koch, C.; Deis, N.; Weißkircher, J.

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Überprüfung der Effekt auf Wissenszuwachs und Einstellungen zu Interessenkonflikten in einer multizentrischen rater-verblindeten, randomisiert

kontrollierten Studie mit 63 Studierenden

Entwicklung eines Curriculums, das diese Thematik aufgreift und mit der Vermittlung einer guten Risikokommunikation verbindet2

Umfrage unter Medizinstudierenden in Deutschland (2012)1:

Studierende fühlen sich unzureichend auf Interaktionen mit Vertretern von pharmazeutischen Unternehmen vorbereitet; wünschen sich mehr universitäre Lehre

Kontakt zwischen pharmazeutischen Unternehmen und Studierenden problematisch

Quellen: 1 Lieb K.; Koch C. 2 Weißkircher J.; Koch C.

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Primäres Outcome

Abschneiden in Gesprächen mit Schauspielpatienten (Videoanalyse)

Sekundäre Outcomes Wissenstest (single choice)

Befragung Einstellungen Interessenkonflikt (Fragebogen)

Situational Judgement Test - Verhalten (Fragebogen)

Selbsteinschätzung der Studierenden (Fragebogen)

Evaluation durch die Studierenden (Fragebogen/ mündlich)

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5

16,6

24,0

20,9

16,4

17,918,4

8,9

12,6

9,59,0

9,98,9

0

5

10

15

20

25

30

Baseline Posttest Follow-Up(nach 6 Monaten)

Mit

telw

ert

e

Messzeitpunkte

Ergebnisse Wissenstest

IG Gesamttest

KG Gesamttest

IG FragenInteressenkonflikt

KG FragenInteressenkonflikt

Durchschn. Veränderung Baseline – Posttest (sd)

IG: 7,52 (+/- 3,0)KG: 1,96 (+/- 2,3)

Diff.: 5,55

95% KI: 4,09-7,01; P=<0,001Cohen‘s d: 2,08

Durchschn. Veränderung Baseline - Follow-Up (sd)

IG: 4,46 (+/- 2,3)KG: 2,08 (+/- 2,9)

Diff.: 2,38

95%-KI: 0,92 - 3,84; P=0,002Cohen‘s d: 0,93

Mittelwerte Gesamtergebnis (Standardabweichung):Baseline IG= 16,6 (+/- 3,3) KG= 16,4 (+/- 4,3) Posttest IG= 24,0 (+/- 3,9) KG= 17,9 (+/- 3,6)Follow-Up IG= 20,9 (+/- 3,5) KG= 18,4 (+/- 4,1)

nbase = 63

npost = 56

nfu = 51

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Fragebogen Einstellungen - Items

Beispiele:

Zustimmung negativ bewertet

Die meisten Vorlesungen oder Fortbildungen, die von Pharmafirmen gesponsert

werden, sind hilfreich und informativ.

Zustimmung positiv bewertet

Vorlesungen oder Fortbildungen, die durch Pharmafirmen gesponsert sind, sind

oft zugunsten des Produktes der Firma verzerrt.

10 Items; Skala 0-30 (stimme nicht zu – stimme eher nicht zu – stimme eher zu – stimme zu)

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Durchschn. Veränderung Baseline - Posttest

IG: 3,90 (+/- 3,7)KG: 0,80 (+/- 1,8)

Diff.: 3,10

95% KI: 1,05-4,7; P=<0,001Cohen‘s d: 1,05

Durchschn. Veränderung Baseline - Follow-Up

IG: 4,58 (+/- 4,7)KG: 0,63 (+/- 3,2)

Diff.: 3,95

95% KI: 1,7-6,2; P=0,001Cohen‘s d: 1,0

Mittelwerte (Standardabweichung):Baseline IG= 19,0 (+/- 4,4) KG= 16,7 (+/- 4,3) Posttest IG= 23,1 (+/- 4,0) KG= 17,3 (+/- 4,2)Follow-Up IG= 23,2 (+/- 4,6) KG= 17,3 (+/- 4,9)

19,0

23,1 23,2

16,7 17,3 17,3

0

5

10

15

20

25

30

Baseline Posttest Follow-Up(nach 6 Monaten)

Mit

telw

ert

e

Messzeitpunkte

Messung der Einstellungen

IG

KG

nbase = 63

npost = 55

nfu = 50

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60,9

81,5

58,3

92,3

41,7

40,7

82,6

85,2

75

92,6

75

63

0 20 40 60 80 100

Zustimmung KG

Zustimmung IG

Zustimmung KG

Zustimmung IG

Zustimmung KG

Zustimmung IG

Follo

w U

pP

ost

Bas

e

Zustimmung in Prozent

GeschenkebeeinflussenKommilitonen

Geschenkebeeinflussen mich

Einstellungen - Bias-Blind-Spot

Bei annähernd gleichen Ausgangswerten bleibt der Bias-Blind-Spot in der Kontroll-gruppe (KG) bestehen.

Insgesamt steigt die Zustimmung; Gleichzeitig ist in der IG bei Posttest und Follow-Up kein relevanter Bias-Blind-Spot mehr messbar.

nbase = 61

npost = 51

nfu = 46

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Beispiel Szenario (1/5):

Sie machen eine Famulatur auf einer allgemeinen internistischen Station. Die Sie anleitende Stationsärztin wird von einem Pharmavertreter zu einem Essen eingeladen. Sie fragt den Pharmavertreter, ob Sie als zukünftiger Arzt/ Ärztin auch mitkommen dürfen, und der Vertreter lädt auch Sie ein, zu dem Abendessen mitzukommen. Wie würden Sie sich am ehesten verhalten?

1. Ich gehe hin, weil ich mit dem Pharmavertreter über neue Medikamente diskutieren und viel lernen kann.

2. Ich gehe hin, denn eine Beeinflussung würde sich nicht auswirken, da ich keine Medikamente verschreiben darf.

3. Ich gehe nicht hin, weil ich unabhängig bleiben will. Ein Essen mit einem Vertreter könnte mich unbewusst beeinflussen.

4. Ich gehe hin, denn ich weiß, dass der Vertreter mich als zukünftige(n) Arzt/Ärztin versucht zu beeinflussen, daher bin ich vor Beeinflussung geschützt.

5. Ich gehe hin, weil ich mir bei all den Anstrengungen in meinem Studium auch mal etwas Gutes tun möchte.

Situational Judgement Test

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Durchschn. Veränderung Baseline - Posttest

IG: 18,66 (+/- 12,1)KG: 0,27 (+/- 7,75)

Diff.: 18,39 95% KI: 12,83-23,74; P=<0,001Cohen‘s d: 1,82

Durchschn. Veränderung Baseline - Follow-Up

IG: 19,1 (+/- 15,75)KG: 3,3 (+/- 12,94)

Diff.: 16,9495% KI: 7,35-24,19; P=<0,001Cohen‘s d: 1,11

66,2

84,5 85,3

55,6 56,060,0

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

110

120

Base Post Follow-Up(nach 6 Monaten)

Mit

telw

ert

e

Messzeitpunkt

Ergebnisse Situational Judgement Test

IG

KG

Mittelwerte (Standardabweichung):Baseline IG= 66,2 (+/- 14,02) KG= 55,6 (+/- 15,06) Posttest IG= 84,5 (+/- 16,01) KG= 56,0 (+/-16,55)Follow-Up IG= 85,3 (+/- 17,11) KG= 60,0 (+/- 21,76)

nbase = 61

npost = 53

nfu = 46

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Das Curriculum führt zu einer nachhaltig kritischeren Einstellung bezüglich Interessenkonflikten.- Insbesondere der Bias-Blind-Spot wird aufgelöst.

Das Curriculum führt zu einem nachhaltigen Zuwachs an Wissen bei den Studierenden.- Mit Blick auf Interessenkonflikte nur kurzfristig

Das Curriculum führt nachhaltig zu einer Vermeidung/ Reduktion von Interessenkonflikten bei Studierenden.- Eingeschränkt, da nur hypothetisches Verhalten abgefragt wurde- Nacherhebung bzg. der tatsächlichen Annahme von Geschenken geplant

Fazit

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1. Lieb K, Koch C. Interessenkonflikte im Medizinstudium. Fehlende Regulierung und hoher Informationsbedarf bei Studierenden an den meisten deutschen Universita?ten. GMS Z MedAusbild. 2014;31(1):Doc10. DOI: 10.3205/zma000902

2. Weißkircher J, Koch C, Dreimüller N, Lieb K. Conflicts of Interest in Medicine. A systematic Review of published and scientifically evaluated courses. GMS J Med Educ. 2017;34(3):Doc37. DOI: 10.3205/zma001114

3. Frederick S. Sierles; Amy C. Brodkey; Lynn M. Cleary; et al. Medical Students’ Exposure to and Attitudes About Drug Company Interactions: A National Survey. JAMA. 2005;294(9):1034-1042. DOI: 10.1001/jama.294.9.1034

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Literatur