Dr. Birgit Mandel Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim · 2015-04-24 ·...

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Dr. Birgit Mandel Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim Ergebnisse einer Befragung zu Ausbildung, Berufseinstieg und Berufstätigkeit von Absolventen des Studiengangs Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis (vormals Kulturpädagogik) der Universität Hildesheim Ausgangslage: Der Studiengang Kulturpädagogik ist inzwischen 20 Jahre alt. Seit zwei Jahren trägt er den neuen Titel Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, um die Verwechslung mit Lehramtsstudiengängen zu vermeiden und auf sein besonderes ästhetisches Profil hinzuweisen. Das Hildesheimer Konzept, Kunst und Kultur zugleich wissenschaftlich zu fundieren und reflektieren wie künstlerisch-praktisch zu erfahren, ist nach wie vor deutschlandweit einzigartig. Auf das Berufsziel der Kulturvermittlung im weitesten Sinne wird durch eigene künstlerische Praxis in mehreren Disziplinen bei gleichzeitigem Studium in den Kunst- und Kulturwissenschaften vorbereitet. Was als außergewöhnlicher Modellversuch begann, hat sich inzwischen in der Studien- und Berufslandschaft erfolgreich etabliert, was u.a. die große Nachfrage nach Studienplätzen sowie nach Praktikanten und Absolventen aus dem Studiengang zeigt. Inwiefern hat sich das Hildesheimer Modell aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen auch in der Berufspraxis bewährt? 1997 wurde im Zuge der Evaluation des Studiengangs eine erste Erhebung über den Verbleib der Absolventen durchgeführt, die aufgrund ihres eingeschränkten Fragenkanons sowie aufgrund der geringen Rücklaufzahlen jedoch nur als Pretest verwendbar war. Hiermit liegt nun die erste statistische Erhebung vor über den Berufseinstieg und die Karrieren der Absolventinnen und Absolventen sowie die kritische Reflexion des Studienangebots aus deren Sicht. Solche Kenntnisse sind sowohl für die Legitimation des Studiengangs bei externen Kooperationspartnern notwendig wie auch intern als Rückmeldung und Anregung aus der Praxis, in welche Richtung sich der Studiengang, der ja naturgemäß in einem dauernden Reformierungsprozess steht, bewegen sollte. Im Mai 2000 wurden 840 der insgesamt knapp 1000 Absolventen angeschrieben, deren Adressen recherchiert werden konnten. Im Juli 2000 wurde nochmals bei den Angeschriebenen nachgefasst. Geantwortet haben bis September 336 Absolventinnen und Absolventen, das sind 40 % der Angeschriebenen, 37% der Absolventen insgesamt. Für schriftliche Befragungen ist dies ein zufriedenstellender Rücklauf. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass die Daten einen guten Querschnitt der Absolventen repräsentieren, wenngleich aus methodischen Gründen keine Repräsentativität im statistischen Sinne gegeben sein kann 1 . 1 Hierzu wäre eine Vollerhebung oder eine Zufallsstichprobe aus einer vollständigen Absolventendatei erforderlich gewesen. Als größtes Problem in der Absolventenforschung stellt sich jedoch die Adressenrecherche und pflege dar. Da Kulturschaffende in besonderer Weise mobil sein müssen, ändern sich die Adressen der Absolventen beständig. Die Identifikation mit ihrem früheren Studiengang geht selten so weit, dass auch die Universität von einem Umzug informiert wird.

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Dr. Birgit Mandel

Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim

Ergebnisse einer Befragung zu Ausbildung, Berufseinstieg und

Berufstätigkeit von Absolventen des Studiengangs Kulturwissenschaften

und ästhetische Praxis (vormals Kulturpädagogik) der Universität

Hildesheim

Ausgangslage:

Der Studiengang Kulturpädagogik ist inzwischen 20 Jahre alt. Seit zwei Jahren trägt er den

neuen Titel Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, um die Verwechslung mit

Lehramtsstudiengängen zu vermeiden und auf sein besonderes ästhetisches Profil

hinzuweisen. Das Hildesheimer Konzept, Kunst und Kultur zugleich wissenschaftlich zu

fundieren und reflektieren wie künstlerisch-praktisch zu erfahren, ist nach wie vor

deutschlandweit einzigartig. Auf das Berufsziel der Kulturvermittlung im weitesten Sinne

wird durch eigene künstlerische Praxis in mehreren Disziplinen bei gleichzeitigem Studium in

den Kunst- und Kulturwissenschaften vorbereitet. Was als außergewöhnlicher Modellversuch

begann, hat sich inzwischen in der Studien- und Berufslandschaft erfolgreich etabliert, was

u.a. die große Nachfrage nach Studienplätzen sowie nach Praktikanten und Absolventen aus

dem Studiengang zeigt. Inwiefern hat sich das Hildesheimer Modell aus Sicht der

Absolventinnen und Absolventen auch in der Berufspraxis bewährt?

1997 wurde im Zuge der Evaluation des Studiengangs eine erste Erhebung über den Verbleib

der Absolventen durchgeführt, die aufgrund ihres eingeschränkten Fragenkanons sowie

aufgrund der geringen Rücklaufzahlen jedoch nur als Pretest verwendbar war. Hiermit liegt

nun die erste statistische Erhebung vor über den Berufseinstieg und die Karrieren der

Absolventinnen und Absolventen sowie die kritische Reflexion des Studienangebots aus

deren Sicht. Solche Kenntnisse sind sowohl für die Legitimation des Studiengangs bei

externen Kooperationspartnern notwendig wie auch intern als Rückmeldung und Anregung

aus der Praxis, in welche Richtung sich der Studiengang, der ja naturgemäß in einem

dauernden Reformierungsprozess steht, bewegen sollte.

Im Mai 2000 wurden 840 der insgesamt knapp 1000 Absolventen angeschrieben, deren

Adressen recherchiert werden konnten. Im Juli 2000 wurde nochmals bei den

Angeschriebenen nachgefasst. Geantwortet haben bis September 336 Absolventinnen und

Absolventen, das sind 40 % der Angeschriebenen, 37% der Absolventen insgesamt. Für

schriftliche Befragungen ist dies ein zufriedenstellender Rücklauf. Es kann deshalb davon

ausgegangen werden, dass die Daten einen guten Querschnitt der Absolventen repräsentieren,

wenngleich aus methodischen Gründen keine Repräsentativität im statistischen Sinne gegeben

sein kann1.

1 Hierzu wäre eine Vollerhebung oder eine Zufallsstichprobe aus einer vollständigen Absolventendatei

erforderlich gewesen. Als größtes Problem in der Absolventenforschung stellt sich jedoch die Adressenrecherche

und –pflege dar. Da Kulturschaffende in besonderer Weise mobil sein müssen, ändern sich die Adressen der

Absolventen beständig. Die Identifikation mit ihrem früheren Studiengang geht selten so weit, dass auch die

Universität von einem Umzug informiert wird.

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O Strukturdaten zu den befragten Absolventen

Insgesamt hat der Studiengang von seiner Gründung 1979 bis zum Jahr 2000

964 Absolventen hervorgebracht. (Hinzu kommen 238 Abgänger, die zwar ihre Prüfungen,

bis heute jedoch ihre Diplomarbeit noch nicht absolviert haben.)

Studienabschluss-

Jahr

Befragte

Absolventen gesamt

lt. Prüfungsstatistik

1982 bis 1989 20 % 22 %

1990 bis 1995 32 % 32 %

1990 bis 2000 48 % 46 %

Die Verteilung bei den Befragten entspricht in etwa der Gesamtverteilung der Absolventen

laut Statistik des Prüfungsamtes. Die Absolventenjahrgänge 1996 bis 2000 stellen den größten

Anteil auch der Befragten.

Die Abbrecher- und Schwundquote ist laut Statistik des Prüfungsamtes im Studiengang

Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis auffällig niedrig. (vgl. Evaluationsbericht S. 48)

Das spiegelt die hohe Motivation der Studierenden, die v.a. durch die künstlerische

Eingangsprüfung als Hürde und Instrument der Studienberatung forciert ist.

Aktuelles Alter der Befragten:

Der größte Anteil der Befragten hat die Phase des Berufseinstiegs bereits beendet.

25 – 30 Jahre 23%

31 – 35 Jahre 45 %

36 – 40 Jahre 22%

41 – 59 Jahre 10%

Der größte Anteil der Befragten befindet sich im Alter Mitte dreißig, also in der Phase der

Berufstätigkeit, in der die ersten Suchprozesse abgeschlossen sind und es darum geht, sich in

einem Bereich zu etablieren und zu spezialisieren.

Geschlecht:

Der Studiengang hat einen extrem hohen Frauenanteil, der tendenziell noch zunimmt.

77% der Befragten sind Frauen und nur 23% Männer. Der Anteil weiblicher Studierender im

Studiengang insgesamt lag laut Statistik des Prüfungsamtes bis 1997 kontinuierlich bei ca.

67%. Bei den Studienanfängern in den letzten Jahren lässt sich jedoch ein steigender

Frauenanteil feststellen, der 2000/20001 bei 73% lag.

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I Berufstätigkeit

1. Berufstätigkeit und Arbeitslosigkeit

Nur 3 % der befragten Absolventen sind arbeitslos

berufstätig 90%

Doktorand/Student im Zweitstudium 4%

berufliche Weiterbildung 1%

Hausfrau/Hausmann 3%

arbeitslos 3%

Der bei weitem überwiegende Teil der befragten Absolventen des Studiengangs (90%) ist

zum Zeitpunkt der Befragung in irgend einer Form beruflich tätig. Nur 3% der Befragten

gaben an, arbeitslos zu sein. Weitere 4% sind Doktoranden oder Studenten im Zweitstudium,

3 % sind Hausfrau/ Hausmann und 1% befinden sich in beruflicher Weiterbildung.

Das verbreitete Vorurteil von der Kulturarbeit als „brotloser Kunst“ kann damit, zumindest

für die Absolventen des Hildesheimer Studiengangs, entkräftet werden.

Die derzeitige (Haupt-) Tätigkeit entspricht mehrheitlich dem Studium.

Die jetzige (Haupt-) Tätigkeit entspricht dem Studium

voll 60%

teilweise 17%

nicht 23 %

60% der Befragten bezeichnen ihre derzeitige Tätigkeit als studiumsadäquat. Für weitere 17%

entspricht ihre Tätigkeit zumindest teilweise dem Studium. Angesichts der Vielfalt der von

den Absolventen ausgeübten Tätigkeiten weist dies auch auf die inhaltliche Breite des

Studiengangs hin. 23 % arbeiten in nicht dem Studium entsprechenden Tätigkeiten.

Tätigkeit entspricht voll dem

Studium

Tätigkeit entspricht nur

teilweise dem Studium

Wissenschaft 82% 6%

Künstlerische Vermittlung 77% 14%

Kulturmanagement 73% 21%

Kulturelle Bildung 71% 7%

Künstlerische Produktion 67% 20%

Journalismus 49% 26%

(fehlender Wert zu 100% „entspricht nicht dem Studium)

Die ausgeübten Tätigkeiten, die als nicht studiumsadäquat bezeichnet wurden, betreffen vor

allem die Bereiche Lehramt sowie Neue Medien, Public Relations in Wirtschaftsunternehmen

und Journalismus.

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2. Berufsfelder:

Bei den Berufen dominieren Tätigkeiten im Bereich der künstlerischen Produktion, der

künstlerischen Vermittlung und des Kulturmanagements.

Berufsfelder

künstlerische Produktion 20%

Kunst- Vermittlung,

Künstlerische Vermittlung

15%

Kulturmanagement einschl. Marketing u. PR 15%

Journalismus 12%

kulturelle Bildungsarbeit und Soziokultur 10%

Wissenschaftliche Tätigkeiten 5%

Rehabilitation, Kunst- und Musiktherapie 4%

Kulturpolitik und Kulturverwaltung 3%

Sonstiges: Sozialpädagogik, Lehramt,

Tourismus, Computerbranche

16%

Der hohe Anteil von in den Bereichen Kunstproduktion und Kunstvermittlung Tätigen

entspricht der ästhetischen Ausrichtung des Studiengangs.

Die Grenzen zwischen beiden Bereichen sind zum Teil fließend, nimmt man etwa den

Bereich der Dramaturgie oder des Ausstellungsmachens. Künstlerische Produktion bezeichnet

neben der genuin freien künstlerischen Tätigkeit etwa als Schriftsteller, Musiker, Bildender

Künstler vor allem Tätigkeiten im Bereich Regie und Dramaturgie im Theater, Tätigkeiten als

Lektor in Verlagen, als Kurator und Ausstellungsmacher in Museen und Galerien sowie als

Produzent und Regisseur in Musikproduktionen und in Filmproduktionen.

Berufstätigkeiten im Bereich Künstlerische Produktion gemäß der Häufigkeit:

Häufigkeit Hauptberuf

(abs.)

Häufigkeit insgesamt (einschl.

Nebentätigkeit) (abs.)

Schauspieler 7 10

Regisseur/Regieassistent 5 10

Schauspieler 4 6

Dramaturg 4 5

Bühnenbildner 1 1

Oberbeleuchter 1 1

Stage Manager 1 1

Bildender Künstler 10 11

Kurator, Ausstellungsmacher,

Museumsleiter

7 10

Musiker 6 16

Orchesterinspektor 1 1

Komponist 3 4

Filmemacher 1 2

Filmproduktion,

Aufnahmeleitung, Script-

Editor

6 16

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Kameramann 2 2

Autor 1 7

Lektor 4 5

Graphiker/Fotograf 3 4

Auffällig ist besonders bei den Musikern, Schauspielern und Autoren, dass nur wenige von

dieser Berufstätigkeit allein leben können, sondern diese mit Tätigkeiten vorwiegend im

vermittelnden Bereich kombinieren.

Berufstätigkeiten im Bereich künstlerische Vermittlung und Kunstvermittlung:

Häufigkeit Hauptberuf

(abs.)

Häufigkeit insgesamt (einschl.

Nebentätigkeit) (abs.)

Musikpädagogen 13 27

Theaterpädagogen 11 16

Kunstpädagogen 5 16

Museumspädagogen 8 11

Tanzpädagogen 1 3

Tätigkeiten in der Kunst-Vermittlung sind vor allem in der Theaterpädagogik und in der

Museumspädagogik angesiedelt, künstlerische Vermittlung findet vor allem an Musikschulen

und Jugendkunstschulen statt. Auffällig ist, dass der Bereich der Musikpädagogik sehr häufig

als Nebentätigkeit angegeben wird ebenso wie die Kunstpädagogik, wohingegen im Bereich

der Theaterpädagogik und der Museumspädagogik viele hauptberuflich tätig sind und sich

diese Bereiche offensichtlich als reguläre, ganztägige Berufstätigkeiten institutionalisieren

konnten.

Berufstätigkeiten im Kulturmanagement: Auffällig ist der hohe Anteil derjenigen, die im Bereich Kulturmanagement tätig sind als

einem Berufsfeld, das sich in Deutschland erst in den vergangenen 15 Jahren als eigener

professioneller Tätigkeitsbereich etabliert hat.

Viele Absolventen arbeiten in verschiedensten, vorwiegend privatwirtschaftlichen Bereichen

des Kulturmanagements, etwa in Agenturen und Festivalbüros, die sie zum Teil selbstständig

leiten. Deutlich dominierend sind die Bereiche PR/Öffentlichkeitsarbeit und Marketing.

Berufstätigkeiten im Journalismus:

Ebenfalls sehr hoch ist der Anteil derjenigen, die im Bereich Journalismus über Kultur

berichten, Kultur rezensieren, Kultur vermitteln. Die im Journalismus Tätigen verteilen sich

relativ gleichmäßig auf die Medien Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Hörfunk und

Fernsehen sowie den online Bereich.

Berufstätigkeiten in der kulturellen Bildungsarbeit:

Der Bereich der kulturellen Bildungsarbeit geht über die explizite künstlerische und Kunst-

Vermittlungsarbeit hinaus. Absolventen sind hier als Bildungs- und Kulturreferenten bzw. als

Leiter für unterschiedlichste gemeinnützige Institutionen der Kulturpädagogik, der

Medienpädagogik und der Soziokultur tätig, wie etwa Volkshochschulen, gewerkschaftliche

oder konfessionelle Bildungswerke, Jugendkultureinrichtungen, Freizeitheime, soziokulturelle

Zentren.

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Berufstätigkeiten in der Wissenschaft:

Einige wenige Absolventinnen und Absolventen sind in der wissenschaftlichen Forschung

und Lehre tätig und zwar vorwiegend an Hochschulen und Fachhochschulen, einige wenige

auch in wissenschaftlichen Archiven.

Berufstätigkeiten in der Rehabilitation: Immerhin 4 % haben in der kulturpädagogischen Arbeit mit physisch und psychisch Kranken

eine Stelle inne, die überwiegend hauptberuflich Vollzeit ausgeübt wird. Tätigkeiten in diesen

Bereichen, die über die eigentliche therapeutische Arbeit hinaus kulturpädagogische Arbeit in

die Kliniken einbringen, sind erst in jüngerer Zeit etabliert worden und werden vermutlich

zukünftig expandieren. Auch im Studiengang wird dieser Bereich erst seit jüngster Zeit

angeboten.

Berufstätigkeiten in der Kulturpolitik und Kulturverwaltung: In der öffentlichen Kulturverwaltung sowie in der kulturpolitischen Verbandsarbeit (wie z.B.

den Fach-Verbänden der Soziokultur, der Kulturpädagogik, der Landesmusikräte etc.)

arbeiten 3 %, davon immerhin vier der Befragten als Leiter eines kommunalen Kulturamtes .

Sonstiges

Tätigkeiten der Absolventen in eher artfremden Bereichen finden sich vor allem in der

Computerbranche, in sozialpädagogischen Arbeitsbereichen und im Tourismus. Einige

Absolventen haben mittels eines Zusatzstudiums den Beruf des Lehrers ergriffen.

Fast die Hälfte der Absolventen übt mehrere Berufstätigkeiten parallel aus.

57% der Befragten üben nur eine berufliche Tätigkeit aus. 29% haben zwei und 15% sogar

drei verschiedene Berufstätigkeiten. Fast jeder zweite Absolvent (43%) fährt also mehrgleisig.

In diesem Ergebnis kommt zum einen die Struktur des Kultur-Arbeitsmarktes zum Ausdruck,

auf dem Teilzeitstellen, befristete Arbeitsverträge und häufig wechselnde Auftraggeber und

Aufträge weit verbreitet sind. Zum anderen dürfte bei einem gewissen Teil der Absolventen

auch der Wunsch nach beruflicher Vielseitigkeit bestehen. Durch den hohen Stellenwert, den

die eigene künstlerische Tätigkeit im Studium einnimmt, dürfte es vielen schwer fallen,

diesen Bereich zugunsten etwa einer Management-Tätigkeit ganz aufzugeben und nur noch

als Hobby zu betreiben. Der Studiengang fördert durch seine breit angelegte, interdisziplinäre

Struktur die notwendige Flexibilität, organisatorische, vermittelnde und eigenkünstlerische

Tätigkeiten zu kombinieren.

Berufsfeld2 mehrheitlich nur eine

Tätigkeit

mehrheitlich zwei und mehr

Tätigkeiten

Kulturmanagement einschl.

PR und Marketing

87%

Kulturelle Bildungsarbeit 77%

Journalismus 69%

Künstlerische Produktion 66%

Wissenschaft 65%

Künstlerische Vermittlung 57%

2 Betrachtet werden nur Berufsfelder, in denen mindestens 15 Absolventen arbeiten.

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In Vollzeit beschäftigt sind vor allem die Absolventen, die im Kulturmanagement und hier

vor allem im Berufsfeld PR und Marketing tätig sind. Das weist darauf hin, dass in diesem

Bereich lange Arbeitszeiten üblich sind und es offensichtlich feste Stellen gibt, in denen

ausreichend verdient wird. Auf der anderen Seite haben diejenigen, die ihre Haupttätigkeit im

Bereich der künstlerischen Produktion ausüben, mehrheitlich mindestens noch einen weiteren

Job, was vor allem auf die Schwierigkeit hinweist, allein von künstlerischer Tätigkeit leben zu

können sowie auf die Tatsache, dass im Bereich Künstlerische Produktion befristete

Arbeitsverhältnisse, Werkverträge etc. verbreitet sind.

3. Verhältnis Geschlecht und Berufsfeld

Männer sind am häufigsten im Journalismus, Frauen in der künstlerischen Produktion tätig

Häufigste Berufsfelder Männer Häufigste Berufsfelder Frauen

Journalismus 30% Künstlerische Produktion 21%

Künstlerische Produktion 21% Künstlerische Vermittlung 18%

Kulturmanagement 14% Kulturelle Bildungsarbeit 12%

Bei den Berufsfeldern gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen:

Auffällig ist, dass die Männer überproportional häufig im Bereich Journalismus tätig sind,

Frauen in der künstlerischen Produktion und künstlerischen Vermittlung sowie der kulturellen

Bildungsarbeit.

4. Art der Beschäftigungsverhältnisse

30% der Befragten sind selbständig tätig vor allem in den dominanten Berufsfeldern

künstlerische Produktion und künstlerische Vermittlung.

60% der Befragten geben an, sich in einem Angestelltenverhältnis zu befinden. 10% sind

sowohl angestellt als auch selbständig tätig.

Die Angestellten/Beamten finden sich am häufigsten in folgenden Berufsfelder:

- kulturelle Bildung 14%

- Journalismus 14%

- Kulturmanagement 14%

Die Selbständigen konzentrieren sich auf die Berufsfelder:

- künstlerische Produktion 35%

- künstlerische Vermittlung 25%

- Journalismus 16%

Sehr hoch ist erwartungsgemäß der Anteil der Freiberufler und Selbständigen, die

künstlerisch tätig sind etwa als Regisseur oder Drehbuchautor, die freiberuflich als

Kulturjournalist arbeiten oder Kulturvermittlungsleistungen in verschiedenen Institutionen

und für verschiedene Projekte anbieten.

Bei fast der Hälfte der angestellt Beschäftigten ist der Arbeitgeber eine öffentliche

Institution.

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Öffentliche Institution 47%

Privates Unternehmen 32%

Gemeinnütziger Verein 21%

47% der nicht-selbständigen Absolventen arbeiten in öffentlichen Institutionen. Auffällig

hoch mit 32% ist aber auch die Zahl derjenigen, die in privaten Unternehmen der

Kulturwirtschaft arbeiten wie z.B. Verlagshäuser, PR-Agenturen, private Medienanbieter.

21 % fallen auf den gemeinnützigen Bereich, den sogenannten dritten Sektor zwischen

öffentlichem und privatem Engagement, von dem in Deutschland viele Kulturinitiativen vor

allem im Bereich der soziokulturellen Bildungsarbeit ausgehen.

Die meisten der Absolventen sind in Großstädten tätig.

Zwei Drittel (76%) aller befragten berufstätigen Absolventen arbeiten in Großstädten ab

100 000 Einwohnern. Am häufigsten in einer Großstadt liegt der Arbeitsplatz in den

Berufsfeldern Journalismus (81%), künstlerische Produktion (74%), Kulturmanagement

(73 %), PR/Marketing (68%). Diese Berufsfelder brauchen ein entsprechendes Umfeld mit

breitem Kultur- und Medienangebot, das sich vorwiegend in großen Städten befindet. In

einigen anderen Berufsfeldern dominiert die Großstadt als Arbeitsort weniger stark: kulturelle

Bildungsarbeit (58%), Sozialarbeit/-pädagogik (56%), künstlerische Vermittlung (53%) und

Rehabilitation (50%) finden sich als Tätigkeiten auch in mittleren und kleineren Gemeinden.

5. Wochenarbeitszeiten:

Die Arbeitszeitmuster sind je nach Berufsfeld sehr unterschiedlich.

Gesamtarbeitszeit (Haupt- und Nebentätigkeit):

01 - 10 Std. 3 %

11 – 20 Std. 9%

21 – 30 Std. 17 %

31 – 40 Std. 41 %

41 – 50 Std. 21%

51 – 60 Std. 7%

60 – 80 Std. 2 %

Der größte Anteil der Befragten (insgesamt 70% ) arbeitet durchschnittlich zwischen 31 und

40 Stunden pro Woche und entspricht damit dem Bundesdurchschnitt.

Haupttätigkeit:

02 – 18 Std. 9 %

19 – 22 Std. 15%

23 – 34 Std. 18%

35 – 44 Std. 38%

45 – 70 Std. 20%

Überdurchschnittlich häufig sind Arbeitszeiten von über 44 Stunden in der Woche im

Journalismus, bei PR/Marketing und bei der künstlerischen Produktion anzutreffen

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Nebentätigkeit:

02 – 05 Std. = 35%

06 – 10 Std. = 34 %

11 – 19 Std. = 14%

20 – 35 Std. = 17%

Absolventen mit Nebentätigkeiten arbeiten in 69% der Fälle nur bis 10 Stunden zusätzlich.

Nur im Bereich künstlerische Produktion ist auch die Nebentätigkeit mit einer längeren

Arbeitszeit verbunden, da sich künstlerische Kreativität erfahrungsgemäß nicht auf wenige

Stunden beschränken lässt, sondern oft mit sehr langen Ideen-Findungsprozessen verbunden

ist.

6. Einkommen

Der Durchschnittsnettoverdienst liegt zwischen 2000 und 4000 DM pro Monat.

Ein Nettoverdienst in der Haupttätigkeit von über 4000 DM im Monat ist eher selten (9%).

Die Mehrzahl (57%) verdient zwischen 2000 DM und 4000 DM netto; 34% verdienen

weniger als 2000 DM.

In den Bereichen Journalismus und Kulturmanagement wird am meisten

verdient, in den Bereichen künstlerische Produktion und künstlerische

Vermittlung am wenigsten.

In den Berufsfeldern künstlerische Vermittlung und künstlerische Produktion verdient die

Mehrzahl (55% bzw. 52%) nur bis zu 2000 DM.

In den übrigen Berufsfeldern wird mit der Haupttätigkeit mehrheitlich zwischen 2000 DM

und 4000 DM netto verdient

Nur im Journalismus findet sich ein überdurchschnittlicher Anteil von 22%, die mit ihrer

Haupttätigkeit über 4000 DM netto verdienen. Im Kulturmanagement liegt dieser Anteil bei

12% und in der künstlerischen Produktion bei 10 %.

Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer.

Das Geschlecht hat einen Einfluss auf den Verdienst. In der Gruppe der geringer

Verdienenden sind die Frauen überrepräsentiert, während die Männer in der Gruppen der

besser Verdienenden deutlich überdurchschnittlich vertreten sind.

Monatlicher Nettoverdienst

ohne Nebentätigkeit

Männer

%

Frauen

%

Insgesamt

%

Bis 2000 DM 17 39 34

2000 bis 4000 DM 59 57 57

Über 4000 DM 24 4 9

insgesamt 100 100 100

Ob nur eine oder mehrere Tätigkeiten ausgeübt werden, wird maßgeblich vom Verdienst in

der Haupttätigkeit beeinflusst. Während 70 % derjenigen, die bei ihrer Haupttätigkeit nur bis

2000 DM netto verdienen, zwei oder drei Tätigkeiten parallel ausüben, sind dies bei den mehr

als 2000 DM Verdienenden lediglich 30%.

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Bei einer Nebentätigkeit werden in 89% aller Fälle nur bis 2000 DM netto dazuverdient.

Die Hälfte derjenigen, die ihr Einkommen durch Nebentätigkeiten aufbessert, findet sich in

den Berufsfeldern künstlerische Vermittlung und künstlerische Produktion.

7. Häufigkeit des Stellenwechsels seit Abschluss des Studiums

41 % haben seit Abschluss ihres Studiums ein bis zwei Mal ihrer Stelle gewechselt, 30%

haben sie noch gar nicht gewechselt, 26% drei bis fünf Mal und nur 3% sechs bis zwölf Mal.

Der hohe Anteil derjenigen, die keinmal oder nur ein bis zwei mal ihre Stelle gewechselt

haben, lässt sich mit dem hohen Anteil derjenigen erklären, die erst vor kurzem ihren

Abschluss gemacht haben. Ansonsten sind im Kultursektor eher häufige Wechsel üblich.

Zahl der

Stellenwechsel nach

Berufsfeld

kein Stellenwechsel

%

ein bis zwei

Stellenwechsel

%

häufigere

Stellenwechsel

%

Journalismus 15 36 49

Kulturelle Bildung 16 51 33

PR/Marketing 20 40 40

Kulturmanagement 25 44 31

Rehabilitation 27 46 27

Sozialarbeit 33 56 11

Künstl. Produktion 38 36 26

Kulturpolitik 40 50 10

Künstl. Vermittlung 45 35 20

Wissenschaft 56 19 25

Am häufigsten haben diejenigen ihre Stelle gewechselt, die im Bereich Journalismus als

einem privatwirtschaftlich organisierten Feld tätig sind, am wenigsten diejenigen, die in der

Wissenschaft, also zumeist an Hochschulen arbeiten.

42% der Befragten waren seit dem Studium durchgängig erwerbstätig.

Überbrückung von Zeiten der Arbeitslosigkeit:

nicht zutreffend, da immer erwerbstätig 42 %

durch Aushilfsjobs 30%

durch Weiterbildung 20%

durch ehrenamtliche Tätigkeiten 11 %

durch diverse Dozententätigkeiten 8 %

durch freischaffende künstlerische Tätigkeiten 8%

Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass sie überhaupt nie Arbeitslosigkeit überbrücken

musste, 30% nennen Aushilfsjobs, 20% bildeten sich weiter, 11% waren ehrenamtlich tätig,

8% verdienten sich ihr Geld mit diversen Dozentenjobs, 8 % nutzten die Zeit für die eigene

künstlerische Tätigkeit.

Möglicherweise wird Arbeitslosigkeit als solche nicht so erlebt wie in anderen Berufsfeldern,

da sich Freizeit und Hobby, ehrenamtliche Tätigkeit, Weiterbildung, Job und Berufstätigkeit

im Kunst- und Kulturbereich stark überschneiden.

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Die Bedeutung der einzelnen Formen der Überbrückung von Nicht-Erwerbstätigkeit hat sich

im Zeitablauf verändert. Gegenüber den Befragten aus den Absolventengenerationen 1982-

1989 haben bei den Befragten aus den Absolventengenerationen 1996 bis 2000 Aushilfsjobs

zugenommen. Alle anderen Überbrückungsformen haben an Bedeutung verloren, so etwa

ehrenamtliche Tätigkeiten und Weiterbildung.

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II Einstieg in den Arbeitsmarkt

1. Berufspraktischen Tätigkeiten während des Studiums:

78% aller Absolventen waren bereits während des Studiums berufspraktisch tätig.

Diese Tätigkeiten verteilen sich auf folgende Bereiche:

Kulturvermittlungstätigkeiten 40%

eigene künstlerische Tätigkeiten 17%

Veranstaltungsmanagement 15 %

Journalistische Tätigkeiten 13%

Hiwi-Tätigkeiten an der Uni 6%

sonstiges 9 %

Der überwiegende Anteil der Befragten war bereits während des Studiums über die drei

Pflichtpraktika hinaus berufspraktisch tätig. Viele arbeiteten im Bereich der Kunstvermittlung

etwa als Dozenten an Volkshochschulen, in Musikschulen oder Jugendkunstschulen, als

Darsteller, Musiker oder Bühnenausstatter in freien Theatern oder Orchestern, organisierten

lokale Kulturveranstaltungen, initiierten z.B. in Hildesheim diverse Kulturprojekte

angefangen von der Kulturfabrik Löseke über die Galerie Via Artgenossen bis zur Kultur auf

dem Lande in der Kulturkneipe Heersum. Viele arbeiteten als freie Journalisten für lokale

Medien. Der Übergang vom Studium in den Beruf wird insofern nicht als große Hürde

empfunden, sondern vollzieht sich eher fließend.

2. Dauer der Stellensuche von Abschluss des Studiums bis zur ersten

studiumsadäquaten Beschäftigung:

Die Hälfte der Befragten fand die erste Stelle innerhalb von drei Monaten.

0 - 1 Monat 34 %

1 – 3 Monate 20 %

4 – 6 Monate 12 %

7 – 12 Monate 15%

13 – 84 Monate 18 %

Bei 81 % der Befragten dauerte die Suche nach der ersten Stelle weniger als ein Jahr. 34%

gaben sogar an, quasi sofort in ihren ersten Job gefunden zu haben. Dies lässt sich wiederum

erklären mit dem hohen berufspraktischen Anteil während des Studiums, der in vielen Fällen

für nahtlose Übergänge sorgt.

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3. Erfolgsfaktoren für den Einstieg in den Beruf

Die Empfehlung von Bekannten führte am häufigsten zum geglückten Berufseinstieg.

Empfehlung von Bekannten 23%

Bewerbung auf Stellenausschreibung 22 %

Initiativbewerbung 15%

AB-Maßnahme 13%

Praktikum während des Studiums 11%

Praktikum/Hospitanz nach dem Studium 5%

Volontariat 3%

Freiberuflichkeit, Selbständigkeit 3%

Anfrage vom Arbeitgeber 2%

vorherige Honorartätigkeit 2 %

Diplomarbeit über Arbeitgeber 1%

Auffällig ist, dass die Empfehlung von Bekannten noch häufiger zum Erfolg beim

Berufseinstieg führte als Bewerbungen auf Stellenausschreibungen. Im Kulturbereich

scheinen vielfältige Beziehungen und Kontakte das entscheidende Kriterium für den Einstieg

in den Arbeitsmarkt zu sein. Stellen werden hier häufig gar nicht ausgeschrieben, sondern

unter der Hand vergeben. Eine gute Möglichkeit, schon während des Studiums solche

Kontakte zu knüpfen, sind Praktika.

Über ein vorangegangenes Praktikum gelang der Einstieg in den Beruf am schnellsten.

In die erste Stelle

gelangten über

innerhalb von

drei Monaten

%

innerhalb von

vier bis sechs

Monaten

%

innerhalb von 7

bis 12 Monate

%

später als ein

Jahr

%

Bewerbung auf

Stellenausschreibung

50 13 17 20

Initiativbewerbung

47 16 21 26

Empfehlung von

Bekannten

54 7 19 20

Praktikum

67 18 3 12

AB-Maßnahme

37 13 22 28

Sonstiges

63 16 3 16

insgesamt 54 12 15 19

Diejenigen, die durch ein Praktikum in ihre erste Stelle gelangten, schafften dies

überdurchschnittlich häufig (67%) sehr schnell, nämlich innerhalb der ersten drei Monate.

Überdurchschnittlich häufig länger als ein halbes Jahr brauchten diejenigen, die über eine

Initiativbewerbung oder über eine AB-Maßnahme ihre erste Stelle fanden .

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Berufspraktische Erfahrungen gelten als zentrales Einstellungs-Kriterium auch bei

Berufsanfängern.

Folgende Einstellungs-Kriterien wurden als sehr wichtig genannt:

Praxiserfahrungen 95%

gute Kontakte 81%

überzeugende Persönlichkeit 71%

Weiterbildung 52%

Auslandserfahrungen 33 %

gutes Diplomzeugnis 33 %

(Mehrfachnennungen, max. 3 Nennungen möglich)

Die Ergebnisse erhärten die Erfahrung, dass vor allem bereits vorhandene berufspraktische

Erfahrungen und wiederum gute Kontakte von zentraler Bedeutung für den Berufseinstieg

sind; im Verhältnis sehr weit unten rangiert dagegen das Diplomzeugnis. Die Berufspraxis

erwartet auch von frisch diplomierten Absolventen schon berufspraktische Erfahrungen, die

diese bereits während ihres Studiums sammeln müssen. Bei diesen Einschätzungen gibt es

keine berufsfeldspezifischen Unterschiede.

Zentral gefragte Fähigkeiten für den aktuell ausgeübten Beruf:

Organisatorische Fähigkeiten werden am häufigsten als wichtigste Qualifikation für die

berufliche Tätigkeit genannt.

Organisatorische Fähigkeiten 79%

Vermittlungskompetenz bzw.

Pädagogisch-didaktische Fähigkeiten 56%

Künstlerisch-praktische Kompetenz 47%

Journalistische und rhetorische Fähigkeiten 41%

Theoretische Kenntnisse über Kunst und Kultur 33%

Kommunikative Fähigkeiten,

Moderationstechniken 4%

EDV-Kenntnisse 3 %

BWL-Kenntnisse 1%

Interdisziplinäres Denken 1%

Kreativität 1%

Methodenkompetenz 1%

Sprachkenntnisse 1%

Wissenschaftliche Kompetenz 1%

(teiloffene Frage mit Mehrfachnennungen, max. drei Nennungen möglich)

Die hohe Bedeutung von organisatorischen Kompetenzen zeigt, dass Organisieren und

Managen einen zentralen Anteil der beruflichen Aufgaben darstellt, und zwar auch in

Tätigkeiten außerhalb des Management im engeren Sinne. An zweiter Stelle stehen

Vermittlungskompetenzen, die explizit im Berufsfeld künstlerische Vermittlung gefragt sind,

sicherlich jedoch auch in anderen Bereichen wie der künstlerischen Produktion, der PR oder

dem Journalismus eine große Rolle spielen, wenn die eigenen Ideen oder die Ideen und Ziele

einer Einrichtung überzeugend vermittelt werden müssen.

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III Studium

1. Alter bei Abschluss des Diploms:

Das Durchschnittsalter der Absolventen hat zugenommen

Absolventenjahrgänge Durchschnittliches Alter beim

Abschluss des Studiums

1982 – 1989 27 Jahre

1990 – 1995 27,6 Jahre

1996 – 2000 29 Jahre

Der größte Anteil der Befragten hat sein Studium im Alter zwischen 26 und 30 Jahren

abgeschlossen.

Die Studiendauer entspricht laut Statistik des Prüfungsamtes dem Bundesdurchschnittswert

im Median von 13 Semester.

2. Diplomarbeit:

Die Bearbeitungsdauer der Diplomarbeit hat in der Tendenz zugenommen.

Absolventenjahrgänge Durchschnittliche

Bearbeitungsdauer der Diplomarbeit

1982 – 1989 7, 6 Monate

1990 – 1995 9,5 Monate

1996 – 2000 10,6 Monate

Der Anteil derjenigen, die länger als 12 Monate brauchten, um ihre Diplomarbeit

abzuschließen nahm von 19% bei den Absolventenjahrgängen 1982 – 1989 auf 41% bei den

Absolventenjahrgängen 1996 – 2000 zu. Die entsprechenden Anteile der Ehemaligen, die ihre

Diplomarbeit in weniger als 8 Monaten abschlossen, sind von 63% auf 41% zurückgegangen.

Je später das Studium abgeschlossen wurde, desto länger war die durchschnittliche

Bearbeitungszeit der Diplomarbeit: bei den bis 25-jährigen 7 Monate, bei den über 30-

jährigen 10,8 Monate.

Männer bearbeiten ihre Diplomarbeit im Durchschnitt in 8,6 Monaten, Frauen in 10 Monaten.

Mit der Neuregelung der Diplomprüfungsordnung, nach der die Diplomarbeit vor den

mündlichen Prüfungen absolviert werden muss, dürfte das Problem der unverhältnismäßig

langen Bearbeitungszeiten für eine Diplomarbeit gelöst werden.

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Thema der Diplomarbeit

Kunstwissenschaften

Literaturwissenschaften

Theaterwissenschaften

Filmwissenschaften

Musikwissenschaften

59%

Museumspädagogik

Musikpädagogik

Theaterpädagogik

Medienpädagogik

14%

Kulturwissenschaften

10%

Kulturpolitik/Kulturverwaltung

Kulturmanagement

9%

Kulturpädagogik

7%

Der größte Teil der Diplomarbeiten (59%) wurde in einer der künstlerischen Wissenschaften

geschrieben, was der Schwerpunktsetzung des Studiengangs insgesamt entspricht.

Immerhin 10 % haben sich mit einem übergreifenden kulturwissenschaftlichem Thema

beschäftigt. 14 % haben ihre Arbeit in verschiedenen Bereichen der Kunstpädagogik

geschrieben. Im Bereich Kulturpolitik und Kulturmanagement wurden insgesamt 9 % der

Arbeiten geschrieben. Diese eher geringe Zahl im Verhältnis zum großen Anteil der im

Kulturmanagement Tätigen erklärt sich auch dadurch, dass dieser Studienbereich der jüngste im

Studiengang ist. Es ist zu vermuten, dass der Anteil hier deutlich zunehmen wird. Nur 7 %

wählten ein übergreifendes, interdisziplinäres kulturpädagogisches Thema, was sich wiederum

mit dem geringen Angebot an übergreifenden kulturpädagogischen Reflexionen im Studiengang

erklären lässt.

3. Persönlicher Studienschwerpunkt:

Die meisten der befragten Absolventen hatten mehr als einen Studienschwerpunkt.

Verschiedene Studienschwerpunkte 37%

Theaterwissenschaft 10 %

Theaterpädagogik 1 %

Literatur 6%

Film- und Medienwissenschaft 5 %

gesamt 22%

Bildende Kunst, Kunstwissenschaft 20%

Museumspädagogik 2 %

gesamt 22%

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Musikwissenschaft 11 %

Musikpädagogik 2 %

gesamt 13%

Kulturpolitik 2%

Kulturmanagement 1 %

gesamt 3%

Kinder- und Jugendkulturarbeit 2 %

Populäre Kultur (-wissenschaft) 1 %

Erwachsenenbildung 1%

Kunst- und Musiktherapie, Rehabilitation 1 %

Deutliche Studienschwerpunkte liegen in den künstlerischen Wissenschaften und der

künstlerischen Praxis, wohingegen die Kunstvermittlung eine sehr untergeordnete Position

einnimmt. Im krassen Unterschied zu ihrer Bedeutung bei den späteren Berufsfeldern tauchen

die Bereiche Kulturvermittlung und Kulturmanagement kaum auf. Dies ist wiederum mit

dem Lehrangebot erklärbar, das kaum Elemente der Kulturvermittlung bereitstellt und auch

mit seinem Angebot im Bereich Kulturmanagement erst in jüngster Zeit begonnen hat.

Die meisten der Befragten geben an, mehrere Studienschwerpunkte verfolgt zu haben, was

wiederum der Vielfalt des Studiums entspricht, die verschiedene Schwerpunkte nahe legt,

ebenso wie mit der Tatsache, dass Lehrinhalte oft nicht aufeinander aufbauen und damit die

Studierenden zwingt, sich mit immer Neuem zu beschäftigen. Dies kann sich im Nachhinein

vielleicht sogar als Vorteil erweisen, da die auf dem Arbeitsmarkt geforderte hohe Flexibilität

bereits im Studium gefordert ist.

4. Systematische Weiterbildung nach dem Studium:

Die meisten bildeten sich gezielt im Bereich der Datenverarbeitung weiter.

Auf die Frage, ob sie sich systematisch nach dem Studium weitergebildet haben, antworteten

57% mit Ja und 43 % mit Nein.

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In folgenden Gebieten erfolgten am häufigsten Weiterbildungen:

Datenverarbeitung 20 % Sprachen 17 % Kultur-Management 13 % Betriebswirtschaft 7 % Recht 3 % Theater/Theaterpäd. 3 % Musik/Musikpädagogik 2 % Freie bildende Kunst 2 % Journalismus 2 % PR 2 % Kunsttherapie 2 % Moderation/Supervis. 1 % Tanz/Tanzpädagogik 1 % Museumspädagogik 1 % Grafikdesign 1 % Sonstiges 28 %

(teil-offene Frage, Mehrfachnennungen möglich, Prozentwerte beziehen sich auf 53% aller

Befragten mit Weiterbildung)

5. Außenwirkung des Studiengangs in der Berufspraxis:

Die Bekanntheitsgrad des Studiengangs beim ersten Arbeitgeber hat leicht zugenommen.

Bei den Absolventenjahrgängen 1982 – 1995 kannten im Durchschnitt 45 % der ersten

Arbeitgeber den Studiengang. Bei den Absolventenjahrgängen 1996 – 2000 ist dieser Anteil

auf 51 % gestiegen.

Der zunehmende Bekanntheitsgrad des Studiengang wird auch anhand der jährlich steigenden

Bewerberzahlen für die Aufnahmeprüfung des Studiengangs deutlich:

Bewarben sich 1986 nur 165 auf damals 75 Studienplätze, so waren es 2000 bereits 459

Bewerber für 110 Studienplätze.

Mit zunehmender Anzahl an Absolventen, die in ganz Deutschland in verschiedensten

Kulturbereichen tätig sind sowie durch die vielen Praktika von Studierenden aus Hildesheim

wird der Studiengang zunehmend bekannter. Diese durch Absolventen und Studierende

initiierte PR-Arbeit für den Studiengang sollte, so ein häufig genannter Vorschlag der

Absolventen, stärker als bisher durch die Lehrenden des Studiengangs unterstützt werden.

6. Vorschläge der Absolventen für die Weiterentwicklung des Studiengangs:

Angebote im Bereich Kulturmanagement und Bereich Neue Medien sollten verstärkt werden

ebenso wie die Kooperation mit Institutionen und Akteuren der beruflichen Praxis.

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In folgenden Bereichen würden die Absolventen das Studienangebot ausbauen bzw.

verbessern:

Kulturmanagement und Kulturverwaltung 23 %

Neue Medien/Internet 10 %

BWL 8 %

mehr Kontakte zu Institutionen 8 %

Berufs/Praxisorientierung 8 %

mehr Lehrende aus der Praxis 5 %

klarer strukturiertes Grundstudium 5 %

Spezialisierung nach Hauptstudium 4 %

Praktika: stärker in Studium integriert, länger 4 %

mehr Interdisziplinarität 4 %

mehr juristische Grundlagen 3 %

bessere Eigen-PR des Studiengangs 3 %

Verbesserung des Faches Bildende Kunst 3 %

mehr Beratung und Orientierungshilfen 3 %

mehr Grundlagen wiss. Arbeitens 2 %

mehr Grundlagen journalistischen Arbeitens 2 %

mehr Didaktik und Kulturvermittlung 2 %

Reflexion über Studiengang 2 %

Moderationstechniken 2 %

Fremdsprachen 1%

Diplomarbeitsthemen eingrenzen 1 %

(offene Frage, Mehrfachnennungen möglich, 415 Nennungen entsprechen 100%)

Mit Abstand am häufigsten wird eine Ausweitung des Lehrangebots im Kulturmanagement

vorgeschlagen. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Absolventen, dass

Organisation/Management zentrale berufliche Qualifikationen sind, die bislang in Hildesheim

kaum beachtet wurden. Eng damit verknüpft ist die Forderung nach mehr

betriebswirtschaftlichem Grundlagenwissen. Ein weiteres Defizit des Studiengangs wird im

Bereich der Neuen Medien gesehen, ein Bereich der in fast alle Arbeitsfelder Einzug gehalten

hat, im Rahmen des Studiengangs jedoch weitgehend ignoriert wird. An dritter Stelle wird die

mangelnde Berufsfeldorientierung genannt und der Vorschlag gemacht, mehr Kontakte zu

außeruniversitären, berufspraktischen Institutionen zu pflegen und mehr Lehrende aus der

Praxis einzubeziehen. Das hätte neben dem Eingang von Praxiserfahrungen zusätzlich den

Effekt der PR für den Studiengang, die von den Absolventen als unzureichend betrachtet

wird.

Einige schlagen vor, das Grundstudium stärker und verbindlicher zu strukturieren, einige

halten es für wünschenswert, sich im Hauptstudium stärker auf ein künstlerisches Fach

spezialisieren zu können.

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Die größten Stärken des Studiengangs aus Sicht der Absolventen:

Der Studiengang fördert Kreativität und Eigeninitiative durch seinen hohen Anteil an Praxis-

und Projektarbeit.

hoher Anteil künstlerischer Praxis fördert Kreativität 27 %

hoher Anteil Projektarbeit fördert Eigeninitiative und Selbständigkeit 22 %

Fächervielfalt 19 %

Interdisziplinarität 15 %

optimales Theorie-Praxis-Verhältnis 8 %

umfassende Persönlichkeitsbildung 5 %

persönliche Atmosphäre, guter Kontakt zu allen Lehrenden,

gute Unterstützung durch Lehrende 3 %

Engagement der Studierenden, Teamwork untereinander 2 %

(offene Frage, Mehrfachnennungen möglich, 400 Nennungen entsprechen 100%)

Als größte Stärke des Studiengangs wird die Förderung von Kreativität, Eigeninitiative und

Selbständigkeit gesehen, die sich aus dem hohen Anteil künstlerischer Praxis ergibt wie aus

dem hohen Anteil an Projektarbeit mit Ernstfallcharakter. Auch die Fächervielfalt wird als

entscheidender positiver Faktor begriffen, der Kenntnisse und Erfahrungen in verschiedenen

Bereichen ermöglicht, im besten Falle wenn sie in Form von interdisziplinär aufeinander

bezogenen Seminaren und Projekten auftritt.

Die größten Schwächen des Studiengangs aus Sicht der Absolventen:

Dem Studiengang fehlt ein verbindliches Curriculum vor allem im Grundstudium.

fehlender roter Faden, keine verbindlichen Grundstrukturen 25%

Oberflächlichkeit, fehlende Tiefe und

Professionalität 18%

mangelnde berufliche Orientierung 15%

mangelnde interdisziplinäre Zusammenarbeit

der Institute untereinander 9%

schlechte Dozenten 6 %

schlechte Eigen PR des Studiengangs 5 %

mangelndes Angebot in Kulturmanagement 5 %

Vermittlung Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens mangelhaft 4%

geringes kulturpädagogisches Verständnis der Lehrenden,

fehlende Angebote in Didaktik/Vermittlung 4%

schlechter Zustand des Faches Bildende Kunst 3%

mangelnde Kontaktpflege mit außeruniversitären Institutionen 2%

zu wenig Vorbereitung auf die Diplomarbeit 1%

Standort Hildesheim 1%

sehr unterschiedliche Qualität der Fächer 1%

(offene Frage, Mehrfachnennungen möglich, 293 Nennungen entsprechen 100%)

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Was zum einen als Vorteil geschätzt wird, nämlich die Fächervielfalt und Breite des

Studiengangs, erweist sich zum anderen als größtes Problem: Neben der Oberflächlichkeit,

die dadurch oft entsteht, wird vor allem der fehlende rote Faden bemängelt und

vorgeschlagen, mehr Orientierung in der Vielfalt zu bieten durch ein verbindliches

Grundstudium mit einem verbindlichen Curriculum, das bestimmte Grundlagen vermittelt.

Dieser Vorschlag deckt sich mit der Selbstevaluation des Studiengangs durch die Lehrenden,

so dass zu hoffen ist, dass das Problem mangelnder Strukturierung und verlässlicher

Grundlagenvermittlung bald durch verbindliche Angebote gelöst werden wird.

7. Beurteilung der Namensänderung des Studiengangs:

Die eine Hälfte findet die Namensänderung gut und richtig, die andere Hälfte ist dagegen.

51 % der Befragten finden die Namensänderung gut, 49 % halten sie für schlecht. Die

Befürworter und Gegner halten sich also die Waage.

Folgende Argumente werden für den neuen Begriff „Kulturwissenschaften und ästhetische

Praxis“ genannt:

Der alte Begriff Kulturpädagogik war irreführend, da er den Inhalten und Methoden des

Studiengangs nicht entsprach, häufig wurde er mit dem Lehramt gleichgesetzt. Der Begriff

war immer erklärungsbedürftig.

Der Begriff Pädagogik hat bei vielen Kulturschaffenden und potentiellen Arbeitgebern ein

eher negatives Image. Der Begriff Kulturwissenschaften suggeriert ernstzunehmende

wissenschaftliche Grundlagen und klingt professioneller.

Der neue Begriff trifft die Verbindung von Theorie/Wissenschaft und ästhetischer Praxis, die

das Charakteristikum des Studiengangs ist.

Er ermöglicht die Bewerbung für ein breites berufliches Spektrum.

Folgende Argumente werden gegen die Umbenennung genannt:

Die Umbenennung kommt zu spät. Der Begriff Kulturpädagogik hatte sich als

Qualitätsbegriff für den Hildesheimer Studiengang inzwischen durchgesetzt. Langjährige

Lobbyarbeit sind mit der Umbenennung zunichte gemacht. Viele Diplom Kulturpädagogen

tragen einen nunmehr ausgestorbenen Namen. Der neue Begriff ist schwammig, nichtssagend

und ähnlich erklärungsbedürftig. Es fehlt die Abgrenzung zu den vielen anderen

kulturwissenschaftlichen Studiengängen.

Der Begriff Pädagogik impliziert die Arbeit mit Menschen, die dem jetzigen Begriff nicht

mehr zu entnehmen ist. Stellen, die im Bereich Kulturpädagogik/Kulturvermittlung

ausgeschrieben werden sowie Stellen im Grenzbereich von Kultur und Sozialarbeit könnten

nun für die Absolventen entfallen.

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8. Berufsfelder der Zukunft

Die besten Berufschancen für zukünftige Absolventen werden in den Berufsfeldern

Kulturmanagement und Neue Medien gesehen.

Kulturmanagement, PR 41 %

Neue Medien, Internet 22 %

Kulturelle Bildungs- und Vermittlungsarbeit 15 %

Journalismus 11 %

Soziokultur, Interkulturelle Sozialarbeit 5 %

Kunsttherapie/Rehabilitation 3 %

Tourismus 2 %

Freizeitgestaltung 1 %

Weiterbildung 1 %

(offene Frage, Mehrfachnennungen möglich, 327 Nennungen entsprechen 100%)

Der überwiegende Anteil der Befragten vermutet, dass der Bereich Kulturmanagement weiter

expandieren wird, so etwa Tätigkeiten in Eventmarketing und PR-Agenturen, in

Künstleragenturen und im Bereich Fundraising.

Als weiterer großer Arbeitsmarkt werden die Neue Medien genannt, wo zunehmend

sogenannte „Contentmanager“ gesucht werden, die das Netz mit Inhalten füllen.

An dritter Stelle wird jedoch auch die kulturelle Bildungsarbeit aufgeführt, als ein Berufsfeld,

das sich seit den 70er Jahren in Deutschland zunehmend etabliert und professionalisiert hat.

Explizit werden Arbeitsfelder im Zwischenbereich von Kulturarbeit und sozialer Arbeit

genannt, in soziokulturellen und interkulturellen Bereichen als wichtige Einsatzbereiche der

Zukunft.

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Zusammenfassung

97 % der befragten Absolventinnen und Absolventen sind berufstätig, davon der

überwiegende Teil in Tätigkeiten, die dem Studium entsprechen.

Zeiten der Arbeitslosigkeit gab es bei den Befragten so gut wie gar nicht. Ein entscheidender

Grund dafür ist, dass 78% aller Befragten bereits während ihres Studiums, über die

Pflichtpraktika hinaus, berufspraktisch tätig waren, vor allem im Bereich der Kunst- und

Kulturvermittlung. 76 % aller Befragten sind in Großstädten tätig.

Die dominierenden Berufstätigkeiten liegen entsprechend dem ästhetischen Schwerpunkt des

Hildesheimer Studiengangs im Bereich der künstlerischen Produktion und der künstlerischen

Vermittlung. Weitere zentrale Berufsfelder der Absolventen finden sich in den Bereichen

Kulturmanagement und Journalismus, gefolgt von den Bereichen kultureller und

soziokultureller Bildungsarbeit.

Als Berufsfelder mit Zukunft sehen die Absolventen vor allem Tätigkeiten im

Kulturmanagement und in den Neuen Medien.

Im Bereich des Kulturmanagement sehen die Absolventen rückblickend den größten

Nachholbedarf des Studiengangs. Befragt nach den zentralen Fähigkeiten für ihren aktuell

ausgeübten Beruf nannten 79% „organisatorische Fähigkeiten“. Als weitere defizitäre

Bereiche innerhalb des Studiengangs sehen die Absolventen die Neuen Medien (hier fanden

die meisten systematischen Weiterbildungen nach dem Studium statt) sowie die mangelnde

Beschäftigung mit didaktischen und übergreifenden kulturpädagogischen und

kulturwissenschaftlichen Fragen.

Ein hoher Anteil der Absolventen übt mehrere Berufstätigkeiten parallel aus. Besonders in

den Bereichen der künstlerischen Produktion können die wenigsten von einer Stelle leben.

Häufig wird diese Tätigkeit in Kombination mit Tätigkeiten in der künstlerischen Vermittlung

ausgeübt.

60% der Befragten sind angestellt, 30% sind selbständig tätig, 10% sind sowohl selbständig

wie angestellt. Die Arbeitszeitmuster und der Verdienst sind je nach Berufsfeld sehr

unterschiedlich. Im Durchschnitt entspricht die Gesamtarbeitszeit jedoch dem

Bundesdurchschnitt, das Gesamteinkommen liegt zwischen 2000 und 4000 DM

Nettoverdienst pro Monat.

Der Studiengang weist einen überproportional hohen Frauenanteil auf. Bei der Berufswahl

ebenso wie im Einkommen sind geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar: Männer

wählen am häufigsten die Bereiche Journalismus, künstlerische Produktion und

Kulturmanagement; Frauen sind am häufigsten in der künstlerischen Produktion, der

künstlerischen Vermittlung und der kulturellen Bildungsarbeit tätig. Frauen finden sich

häufiger in den niedrigen Einkommensklassen als Männer.

Das Durchschnittsalter beim Studienabschluss hat in den letzten Absolventenjahrgängen auf

29 Jahre zugenommen. Laut Statistik des Prüfungsamtes liegt die durchschnittliche

Studiendauer bei 13 Semestern und entspricht damit dem Bundesdurchschnitt.

Der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelang laut Angaben der Befragten am häufigsten über

Empfehlungen von Bekannten. Am schnellsten verhalf ein vorangegangenes Praktikum in den

Beruf. Als entscheidendes Einstellungs-Kriterium auch für Berufsanfänger nannten die

Befragten „berufspraktische Erfahrungen“, gefolgt von „guten Kontakten“ und

„überzeugender Persönlichkeit“. Dem entsprechend schlägt ein Großteil der Befragten dem

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Studiengang eine stärkere Berufsfeld-Orientierung vor allem im Sinne der stärkeren

Kontaktpflege mit außeruniversitären Institutionen vor.

Der Bekanntheitsgrad des Studiengangs bei den Arbeitgebern in den Kultur- und

Medieneinrichtungen hat leicht zugenommen. Dennoch wird von einem Großteil der

Absolventen die Außendarstellung des Studiengangs als verbesserungswürdig bezeichnet.

Als größte Schwäche des Studiengangs wird der fehlende rote Faden bezeichnet, es fehle ein

verbindliches Curriculum vor allem im Grundstudium. Als größte Stärke werden der hohe

künstlerische Anteil und die vielfältigen Formen von Projektarbeit gewürdigt, die Kreativität,

Eigeninitiative und Selbständigkeit förderten.

Fazit

Die Absolventinnen und Absolventen des Hildesheimer Studiengangs sind in

unterschiedlichsten Kultur- und Medieninstitutionen deutschlandweit tätig. Sie fügen sich also

keineswegs in ein oft prognostiziertes Arbeitslosenschicksal, sondern haben sich, zum Teil

mit großem Einfallsreichtum, über traditionelle Arbeitsfelder hinaus, den Zugang zu neuen

Kultur-Dienstleistungen erschlossen, die es zur Zeit der Gründung des Studiengangs noch gar

nicht gab.

Der besondere Ansatz des Studiengangs, sich Kunst und Kultur nicht nur theoretisch, sondern

zugleich künstlerisch praktisch anzueignen, hat sich aus Sicht der Absolventen für die

Berufspraxis sehr bewährt. Auch in kunstvermittelnden und –organisierenden Tätigkeiten ist

ästhetische Kompetenz für das Auswählen, Begründen, Konzipieren, Kommunizieren von

Kunst und Kultur eine zentrale Voraussetzung. Die vielen Projekte mit Ernstfallcharakter, die

im Studium realisiert werden, von Theaterfestivals über Ausstellungen bis zu

Buchveröffentlichungen, üben selbständiges, eigenverantwortliches Arbeiten ebenso wie die

Teamarbeit. Der Studiengang fördert durch seine breit angelegte, interdisziplinäre Struktur die

notwendige Flexibilität, organisatorische, vermittelnde und eigenkünstlerische Tätigkeiten zu

kombinieren.

Deutlich wurde, dass ein erfolgreicher Berufseinstieg entscheidend von berufspraktischen

Erfahrungen und dadurch entstandenen Kontakten abhängt. Hier bietet der Studiengang mit

seinen drei Pflicht-Praktika einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Absolventenbefragung und Absolventenpflege sind für die Universitäten von erheblichem

Wert. Absolventen sind Seismographen, die Entwicklungen auf dem kulturellen Arbeitsmarkt

in den Studiengang hineintragen und wertvolle Anregungen für dessen Weiterentwicklung

geben. Und: Absolventen sind wichtige Botschafter des Studiengang in die Kultur- und

Medienlandschaft hinein und damit ein essentieller PR-Faktor. Über sie lässt sich ein

deutschlandweites Netzwerk schaffen, das neuen Kulturvermittlern den Berufs-Einstieg sehr

erleichtern kann.