Der Chor der Stadtpfarrkirche in Feldkirch

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Der Chor der Stadtpfarrkirche in Feldkirch. Von Dagobert F r e y . Die Stadtpfarrkirche in Feldkirch ist der bedeutendste gotische Bau Vorarlbergs, der aber auch über die Landesgrenzen hinaus zu den künst- lerisch und baugeschichtlich interessantesten Schöpfungen des ausgehenden Mittelalters zählt. Die Kirche war mit dem Langhaus und Chor an die nördliche Stadtmauer angebaut, über die der Turm, der ursprünglich wohl gleichzeitig Wehrzwecken diente, gegen den Graben vorsprang. Außer diesem Turm, der im Kern noch dem 13. Jahrhundert angehört, und dem später angebauten, für die Raumwirkung unwesentlichen nörd- lichen Seitenschiff (Marienkapelle) gehört die Kirche zwei Bauperioden an. Das weiträumige zweischiffige Langhaus wurde bald nach dem Brand von 1460 begonnen^) und 1478 durch die Einwölbung abgeschlossen. Vor der Restaurierung der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war an einer Gewölbekappe noch die Inschrift zu lesen: MCCCCLXXVIII Hans Stiu-n Maister dis baws^). Die kapitällosen hohen schlanken Rundpfeiler, gegen die sich die langgezogenen doppelt gekehlten Rippen verschneiden, die quadratischen Joche, die weiträumige Proportionierung lassen bayrische Einflüsse der Stettheimer Schule erkennen. An das zweischiffige Lang- haus schließt sich in nahezu voller Breite ein dreischiffiger, basiUkaler, gerade geschlossener Chor. Er muß später als dieses entstanden sein. Unterm Dach des Chores sind an der Ostseite der Giebehnauer über dem Trimnphbogen noch die Röschen des Chordaches der älterien Kirche zu sehen. Demnach bestand noch der alte Chor, dessen Mittelachse der ge- ringeren Breite der frühgotischen Kirche entsprechend weiter nach Norden verschöben war, als der Neubau des Langhauses abgeschlossen war. Die Verbindungstüre zwischen Langhaus- und Chordach nimmt auch darauf Rücksicht und ist aus der Mittelachse des Langhauses in die des damals noch bestehenden alten Chores verlegt. Daß der jetzige Chor später an- gebaut wurde, zeigt sich auch darin, daß die Außenmauern des Chores an die Ostmauer des Langhauses ohne Einbindung auflaufen, so daß sich ') Schreiben des Stadtpfarrers Ludwig Rad an Kiclas vbn Wyle 1461, Paul Joachimsohn, Frühhumanismus in Schwaben, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte V (1897), S. 64, 267. Andreas Ulmer, Die Stadtpfarrkirche zum hl. Nikolaus in Feldkirch einst und jetzt, 1924, S. 14. Eine grundlegende, auf eingehendem Archivstudium beruhende Arbeit. 47-i Brought to you by | New York University Elmer Holmes Bobst Library Authenticated Download Date | 10/22/14 2:22 AM

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Der Chor der Stadtpfarrkirche in Feldkirch. Von Dagobert F r e y .

Die Stadtpfarrkirche in Feldkirch ist der bedeutendste gotische Bau Vorarlbergs, der aber auch über die Landesgrenzen hinaus zu den künst-lerisch und baugeschichtlich interessantesten Schöpfungen des ausgehenden Mittelalters zählt. Die Kirche war mit dem Langhaus und Chor an die nördliche Stadtmauer angebaut, über die der Turm, der ursprünglich wohl gleichzeitig Wehrzwecken diente, gegen den Graben vorsprang. Außer diesem Turm, der im Kern noch dem 13. Jahrhundert angehört, und dem später angebauten, für die Raumwirkung unwesentlichen nörd-lichen Seitenschiff (Marienkapelle) gehört die Kirche zwei Bauperioden an. Das weiträumige zweischiff ige Langhaus wurde bald nach dem Brand von 1460 begonnen^) und 1478 durch die Einwölbung abgeschlossen. Vor der Restaurierung der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war an einer Gewölbekappe noch die Inschrift zu lesen: MCCCCLXXVIII Hans Stiu-n Maister dis baws^). Die kapitällosen hohen schlanken Rundpfeiler, gegen die sich die langgezogenen doppelt gekehlten Rippen verschneiden, die quadratischen Joche, die weiträumige Proportionierung lassen bayrische Einflüsse der Stettheimer Schule erkennen. An das zweischiffige Lang-haus schließt sich in nahezu voller Breite ein dreischiffiger, basiUkaler, gerade geschlossener Chor. Er muß später als dieses entstanden sein. Unterm Dach des Chores sind an der Ostseite der Giebehnauer über dem Trimnphbogen noch die Röschen des Chordaches der älterien Kirche zu sehen. Demnach bestand noch der alte Chor, dessen Mittelachse der ge-ringeren Breite der frühgotischen Kirche entsprechend weiter nach Norden verschöben war, als der Neubau des Langhauses abgeschlossen war. Die Verbindungstüre zwischen Langhaus- und Chordach nimmt auch darauf Rücksicht und ist aus der Mittelachse des Langhauses in die des damals noch bestehenden alten Chores verlegt. Daß der jetzige Chor später an-gebaut wurde, zeigt sich auch darin, daß die Außenmauern des Chores an die Ostmauer des Langhauses ohne Einbindung auflaufen, so daß sich

') Schreiben des Stadtpfarrers Ludwig Rad an Kiclas vbn Wyle 1461, Paul Joachimsohn, Frühhumanismus in Schwaben, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte V (1897), S. 64, 267.

Andreas Ulmer, Die Stadtpfarrkirche zum hl. Nikolaus in Feldkirch einst und jetzt, 1924, S. 14. Eine grundlegende, auf eingehendem Archivstudium beruhende Arbeit. 47-i

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deutliche Baunähte ergeben. Daß dieses Nebeneinanderbestehen von neuem Langhaus und altem Chor längere Zeit währte, ist daraus zu ent-nehmen, daß der damals freiliegende südhche Teil der Giebelwand im Gegensatz zu dem imter dem alten Chordach liegenden Teil verputzt war. Archivahsche Nachrichten über den Bau des Chores fehlen.

Der Chorbau ist in mehrfacher Hinsicht höchst eigenartig imd auf-fällig. Die südliche Außenmauer des Chors ist gegenüber dem Langhaus etwas eingerückt, so daß sich außen ein kleiner, den Baukörper gliedernder Rücksprung ergibt. Die nördliche Mauer, die der alten Stadtmauer ent-spricht, geht im Langhaus und Chor flüchtig durch. Dadurch ist die Mittel-achse des Chores etwa um die Hälfte des Rücksprunges an der Südseite nach Norden verschoben. Das Mittelschiff ist dem weiten Triumphbogen entsprechend sehr breit, während die Seitenschiffe auffallend schmal sind, so daß sie nicht eigene, für sich bestehende Raumteile bilden, sondern als eine das Mittelschiff begleitende Raumschicht wirken. Mittel- und Seitenschiffe sind durch je drei Rundbogen auf säulenartig proportionierten Rundpfeilern geschieden. Die Seitenschiffe sind dagegen durch kräftige Wandpfeiler in je vier längsrechteckige Joche geteilt, von denen das öst-lichste wesenthch kürzer ist. Diese Unregelmäßigkeit findet ihre Er-klärung im Mittelschiffgewölbe. Der vierteiUge Rhythmus wird hier wieder in gleicher Anordnung wie im Seitenschiff aufgenommen, so daß zwischen den zwei Rundpfeilern und den drei Konsolen keine rationale Beziehimg besteht. Zugleich findet in der Gewölbezone eine räiunUche Umdeutung statt, indem der gerade Chlorschluß in einen aus drei Acht-eckseiten gebildeten polygonalen imigewandelt wird. Daraus erklärt sich auch die kürzere Spannweite des östlichsten Joches, das der schrägen Polygonseite entspricht. Nachdem die Mittelschiffbreite festgelegt war, wurde der polygonale Chorschluß eingezeichnet; aus diesem ergab sich die Spannweite des östlichen Joches als Kathete eines gleichschenkeligen Dreiecks mit der schrägen Polygonseite als Hypothenuse. War damit die Lage der östlichsten Konsole der Lichtgadeimxauer bestimmt, so wurde nun das restüche Mauerstück in drei gleiche Teile geteilt. Diese vier-teilige Jochfolge wurde unbekümmert um den dreigliedrigen Rhjrthmus der Arkaden auch auf die Seitenschiffe übertragen. Den Übergang vom geraden Schluß ziun polygonalen bilden trompenartige Gewölbe. Auf-fallend ist weiters, daß die WandgUederung in den beiden Seitenschiffen verschiedenartig behandelt ist. So stellt der Chor in der Raumgestaltung wie in der Einzelbildimg eine höchst seltsame Bauschöpfimg dar, die gerade im Zusammenhang mit dem zweischiffigen Langhaus einen eigen-artigen künstlerischen Reiz besitzt.

Ich hatte Gelegenheit, mit drei namhaften Kimsthistorikern Öster-reichs und der Schweiz die Kirche zu besichtigen. Alle drei erklärten den Bau auf den ersten Eindruck hin als ein Werk des 19. Jahrhunderts. Dazu mag allerdings die Ausmalung der Siebziger jähre viel beitragen; immerhin spricht sich darin die Peststellung aus, daß der Bau etwas

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seltsam Befremdendes, etwas Eklektisch-Hybrides aufweist, das diese Datierung nahelegt. Es ergibt sich weiters die Frage, ob es sich überhaupt um einen einheitlichen Bau handelt, oder ob etwa die Außenmauern mit ihrer Vierteilung einer älteren Zeit angehören als die Dreiteilung der Scheid-bogen, ob der polygonale Schluß der Gewölbezone des Mittelschiffes viel-leicht von einem älteren Chorschluß übernommen wurde, der später gerade ummantelt wurde, wie A. Ulmer annimmt®). Das Bauwerk erscheint jedenfalls in mehrfacher Hinsicht rätselhaft und fragwürdig.

Es ist vorerst die Frage zu entscheiden, ob die Annahme eines Neu-baues oder weitgehenden Umbaues im 19. Jahrhundert überhaupt möglich ist. Wir sind über die Restaurierungen dieser Zeit gut xmterrichtet. Die letzten großen Wiederherstellungsarbeiten fanden in der Zeit von 1873 bis 1878 statt, über die ein ausführliches Aktenmaterial mit Plänen vor-liegt. A. Ulmer hat es in seiner Monographie über die Stadtpfarrkirche eingehend ausgewertet und die baulichen Veränderungen genau ver-merkt^). Sie beziehen sich im wesentlichen auf die Fenster, die Seiten-portale und die nördüchen Zubauten. Ein tiefer eingreifender Umbau des Chores kommt dabei nicht in Frage. Das Pfarrarchiv verwahrt überdies Pläne, zwei Längenschnitte und einen Querschnitt, die aus der Zeit vor der Restaurierung 1873—78 stammen, da sie noch die alten spätgotischen Fenstermaß werke aufweisen, die bei dieser Bau Veränderung in streng akademische Formen umgewandelt, d. h. im Sinne der damaligen Zeit „verbessert" wurden. Diese Pläne aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen den Chor genau in der heutigen Gestalt. Es käme also nur eine Restaurierung in der ersten Jahrhunderthälfte in Betracht. Aus dem Urbar des Stadtpfarrers Wolf von 1830 entnehmen wir, daß 1822 die Pfarrkirche innen und außen restauriert wurde und daß aus diesem Anlaß der Gottesdienst vom 7. August bis 6. Oktober in die Johanneskirche ver-legt wurde®). Diese kurze Zeit hätte für einen Neu- oder Umbau des Chores nicht genügt, auch wäre ein solcher bei den genauen Angaben des Pfarrers sicher ausdrücklich vermerkt worden. Die Formensprache würde überdies der klassizistischen Haltung des dritten Jahrzehnts nicht entsprechen. Nach 1822 werden nur kleinere Veränderimgen, 1843 an den Stufen und der Mensa des Hochaltares vorgenommen®) und 1848 ein neuer Hochaltar aufgestellt'). Die archivalischen Nachrichten aus dem 19. Jahrhundert

') A. Ulmer a. a. O. S. 26. Die Schlüsse, die von Ulmer aus der Untersuchung derFundamentmauem im Beinhaus gezogen werden, sind nicht zutreffend. Die Mauern zwischen den Fundamenten der Rundpfeüer stammen nicht von einem älteren Bestand, sondern dienen zur Versteifung der Pfeilerfundamente, mit denen sie gleichzeitig sind.

*) A. Ulmer a. a. O. S. 45 ff. ') Neu errichtetes der löblichen Stadtpfarrey Feldkirch zugehöriges und jedem

Pfrundbesitzer nützlich und vorteilhaftes Pfarrurbar... verfaßt von Benedikt Wolf, derzeit Stadtpfarrer in Feldkirch im Jahre 1830, S. 7. — A. Ulmer a. a. O. S. 96.

') Urbar des B. Wolf, S. 90. ') A. Ulmer a. a. O. S. 37. Der Hochaltar von 1848 kam 1872 in die Pfarr-

kirche nach Lustenau.

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ergeben also eindeutig, daß der Chor in dieser Zeit weder neu errichtet noch umgebaut sein kann.

Eine stilistische Untersuchung führt zu den gleichen Ergebnissen. Trotz der eklektischen Neigungen zeigt das 19. Jahrhundert in der Wahl der historischen Formen wie in ihrer Verarbeitung und Umbildung eine eigene Stilentwicklung, die bisher noch nicht genauer untersucht wurde. Betrachtet man die Einzelformen, wie Verschneidungen an den Kapitalen der Rundpfeiler und an den Wandpfeilern des südUchen Seitenschiffes, das tiefunterschnittene Blattwerk der Konsolen im hnken Seitenschiff und im Mittelschiff, so muß festgestellt werden, daß für solche spätgotische Formen im 19. Jahrhundert kein Platz zu finden wäre. Die Neugotik der ersten Jahrhunderthälfte ist weit mehr von einem klassizistischen Formempfinden durchsetzt, die der siebziger imd achtziger Jahre ist, auf Grund eines genaueren Studiums der Hochgotik formstrenger und akademischer. Auch die verschiedene Behandlimg der WandgUederung in den beiden Seitenschiffen würden der auf Symmetrie und Regelmäßig-keit eingestellten Formauffassung des 19. Jahrhunderts nicht entsprechen.

Die nächste Frage, die zu untersuchen ist, wird die nach der Einheit des Bauentwurfes sein. Der eigenartige Wechsel der Jochzahl in den Seitenschiffen und den Mittelschiffarkaden, die verschiedene formale Behandlimg der Seitenschiffgliederung, der seltsame Übergang vom geraden Chorschluß zum polygonalen in der Gewölbezone könnten die Annahme eines Konglomeratbaues mit Bauteilen aus verschiedenen Bau-perioden nahelegen.

Für diese Fragen ist eine Untersuchung der Fundamentzone von Wichtigkeit. Unter dem südlichen Seitenschiff befindet sich ein unter dem Straßenniveau gelegener, von außen zugänghcher gangartiger Raum an den sich längs der Innenseite der Ostmauer ein annähernd gleichbreiter anschließt, der bis zur nördlichen Chormauer, bzw. zur alten Stadtmauer reicht. Untersuchungen aus Anlaß der Einrichtung der Heizanlage er-gaben, daß sich unter dem Mittelschiff keine Krypta befand. Die Mauern der beiden rechtwinkelig aneinander stoßenden Gänge sind im Rohbau belassen. Über die Zweckbestimmung dieser Räume ist nichts bekannt. Eine ähnüche Anlage findet sich an der Pfarrkirche in Bregenz; sie wurde später im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts als Begräbnis der Familie Kaisermann verwendet. Es liegt nahe, in beiden Fällen ein Beinhaus anzunehmen, dessen Vorhandensein durch den die Kirche umgebenden Friedhof gefordert war.

Die unterirdische Ganganlage in Feldkirch legt die Fundamente der südhchen Arkadenpfeiler frei, die durch ausgemauerte Segmentbogen miteinander verbimden sind. Das mit Ziegelbrocken ausgeflickte lagerhafte Bruchsteinmauerwerk der Pfeilerfundamente, der Verbindungs-bogen und der südlichen Außenmauer ist durchgehend gleichartig. Außen-mauer und Pfeilerfundamente müssen daher gleichzeitig sein. Der süd-liche Gang ist mit einer Tonne aus Bruchsteinmauerwerk eingewölbt.

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in die an der Außenmauer vier, auf der Seite der Pfeilerfundamente drei Stichkappen einschneiden. Dies entspricht der Jochteilung im Innern des Chores. Auch dieses Gewölbe ist zweifellos gleichzeitig mit den Funda-mentmauern. Die Untersuchung ergibt also mit Sicherheit, daß die Außen: mauern der Seitenschiffe und die Mttelschiffarkaden einem einheitlichen Bau angehören und daß auch die verschiedene Jochzahl im Seiten- xmd Mittelschiff schon bei der Aufmauervmg der Fundamente festgelegt war.

Vergleicht man im Innern des Chores die Einzelformen, so gelangt man zu demselben Ergebnis. Trotz der auffallenden Unregelmäßigkeiten zeigt sich doch zwischen dem Seiten- imd Mittelschiff vielfache Form-verwandtschaft. Die Kapitale der Wandpfeiler im nördlichen Seiten-schiff weisen in der Verschneidung der kreisrunden Trommeln mit einer gekehlten quadratischen Abakusplatte eine weitgehende Ähnlichkeit mit den Kapitalen der Rundpfeiler auf. Die Profiherung der über den Kapitalen der Seitenschiffpfeiler aufsteigenden Mauervorlagen entspricht den Wandpfeilern der Scheidbogen an der Triumphbogen- und der Ost-wand. Das erste westliche Kapital im nördüchen Seitenschiff mit tief unterschnittenem Blattwerk findet eine weitgehende Entsprechung in den zwei Laubwerkkonsolen im Mittelschiff. Diese engen formalen Be-ziehungen zwischen Mittelschiff und Seitenschiffen ergeben somit in gleicher Weise wie die Untersuchung der Fundamente die einheithche Anlage des ganzen Chores.

Aber auch die Analyse der Raumform führt schließUch zu dem gleichen Ergebnis. Es wurde schon früher gezeigt, daß die Jochteilung der Seiten-schiffe und der Gewölbezone des Mittelschiffes sich aus dem polygonalen Chorschluß ergibt, der der rechteckigen Grundrißform, des Chores ein-gezeichnet ist. Der polygonale Chorschluß auf Trompen muß daher gleich-zeitig mit der Jochteilung der Seitenschiffe sein. Aber auch die Dreizahl der Arkaden findet dadurch ihre Erklärung. Bei Anordnung von je vier spitzbogigen Scheidbogen entsprechend den Gewölbejochen wäre das östlichste schmäler geraten als die drei übrigen. Hätte man die vier Arkaden gleich breit gewählt, so wäre die Abweichung von der Stellung der Kon-solen unangenehmer aufgefallen, als bei der Anordnung von drei Rund-bogen, die überhaupt in keiner Beziehung zu der Jochteilung der Gewölbe-zone stehen.

Es stellt sich schließUch die Frage, welcher Zeit der Chorbau an-gehört. Von Wichtigkeit ist ein Steinmetzzeichen, das sich im nördlichen Seitenschiff an der zylindrischen Kapitälplatte des ersten Wandpfeilers von Westen befindet. Es spricht für eine noch spätgotische Anlage, ist aber doch allein für eine genauere Datierung nicht ausreichend. Diese ist als terminus ante mit weitgehender Sicherheit aus der Aufstellung des Sakramentshäuschens zu gewinnen. Die jetzige spätgotische Kanzel, ein höchst bedeutsames Werk der Schmiedekunst, diente bis 1655 als Sakramentshäuschen, das in der Mittelachse des Chores hinter dem Kreuz-altar aufgestellt dar. Dies geht eindeutig aus einer vom 20. Juli datierten

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Vorstellimg des Stadtammans imd des Rates von Feldkirch beim Fürst-bischof von Chur wegen Belassimg des Sakramentshäuschens an der bisherigen Stelle hervor. In diesem Schreiben wird der Wunsch der Stadt folgendermaßen begründet: „ . . . das dies ein köstliches Werk, so ohne merkUchen Schaden nit abzunehmen, zu deme der Architektur nit an-gemessen, allerweilen es mit dem inmitten der Pfarrkirchen aufgerichteten steinernen Säulen korrespondiert..."®). Das bis an den Gewölbescheitel reichende schlank aufsteigende Sakramentshäuschen bildete demnach im dreischiffigen Chor die ideelle Fortsetzung der mittleren Pfeilerreihe des zweischiffigen Langhauses. Die Pfeiler des Schiffes dringen gleichsam in den Chor ein und lösen sich hier, aus einer statischen in eine rein deko-rative Form umgesetzt, in den reichen Maßwerk- imd Bogenverschlin-gungen des Sakramentshäuschens auf. Es ist sehr bezeichnend, daß diese enge Beziehung zwischen dem Langhaus und der einzigartigen Stellung des Sakramentshäuschens im Chor noch um die Mitte des 17. Jahrhunderts in der Bevölkerung durchaus lebendig war. Die Errichtung des Chores und des Sakramentshäuschens stehen somit in enger Beziehung zueinander. Jedenfalls kann das Sakramentshäuschen nicht im alten Chor, der nach Errichtimg des Langhauses noch weiter bestand, aufgestellt gewesen sein. Die am Dachboden noch sichtbaren Dachröschen des alten Chores zeigen deutlich, daß dieser viel niedriger war, so daß die Gewölbehöhe für den hohen Helm nicht ausgereicht hätte. Auch wäre die Auf-stellung in der Mittelachse des Chores bei der seitlichen Verschiebung zur Mittelachse des neuen Langhauses sinnwidrig gewesen. Die Auf-stellung des Sakramentshäuschens setzt also die Vollendung des neuen Chores voraus.

Am Gesimse unter dem ursprüngUchen Gehäuse für das AUerheiligste, dem die jetzige Kanzelbrüstung entspricht, sind geringe Reste einer In-schrift erhalten, die schon anfangs des 19. Jahrhunderts schwer lesbar waren. Weizenegger-Merkle (1839) geben die Jahreszahl MDIX oder MDXX an, da die vorletzte Ziffer „nicht mehr erkennbar" war'). Der stilistische Befund, vor allem der figuralen Plastik, welche die charak-teristischen Formen des spätgotischen Manierismus zeigt, spricht für das spätere Datum (die Konjektur MDLX fäUt ebenfalls aus stilistischen Gründen weg). Damit ist ein sicherer Terminus ante für die Erbauung des Chores gewonnen. Die architektonischen und ornamentalen Formen des Chorbaues, die der Übergangszeit von der spätesten Gotik zur Renais-sance angehören, lassen es nicht zu, den Bau weit hinter dieses Datum zurückzuverlegen, so daß man das zweite Jahrzehnt als Erbauungszeit wird annehmen müssen.

') Stadtarchiv Peldkirch, L. XX, Nr. 385, Konzept. ») Weizenegger-Merkle, Vorarlberg. Aus den Papieren des Priesters Josef

Weizenegger, bearbeitet und herausgegeben von M. Merkle, Innsbruck 1839. II, S. 172. Die Inschrift lautete: „Statt Feldkirch anno Dmi MDXX jar ist das Werch ufgesezt und gemacht worden".

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Stadtpfarrkirche Feldkirch, Nordwand des Chors.

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Blick aus dem nördlichen Seitenschiff in Langhaus und Chor.

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Das eigentliche kunstgeschichtKche Problem beruht nun darin, wie der eigenartige eklektische Formcharakter, der zu einer Datierung ins 19. Jahrhundert verleiten konnte, zu erklären ist. Neben spätgotischen Formen, wie den Blattwerkkapitälen und -konsolen, den Verschneidxmgs-fonnen an den Rundpfeilerkapitälen und den Rippenprofilen der Netz-gewölbe finden sich andere, die in seltsamer Weise an romanisches Form-gut erinnern. Schon die säulenartigen Proportionen der Rundpfeiler mit den Rundbogen geben dem Raum einen romanischen Charakter. In gleicher Stilrichtung liegt das Zurückgreifen auf den basilikalen Aufbau, der gerade zu der zweischiffigen Halle des Langhauses in einem offen-sichtlich künstlerisch beabsichtigten Gegensatz steht. An Einzelformen ist die Art der Überleitung des Archivoltprofils am Bogenansatz in die volle Blockform, wie dies in der spätromanischen Baukunst zu finden ist, besonders auffällig. Auch die den Rundpfeilern entsprechenden Mauer-vorlagen an der Triumphbogen- und der Ostwand und die ähnlichen Lisenen in den Seitenschiffen mit Eckdiensten wirken romanisch. Dem gleichen Formenkreis gehören schheßlich die trompenartigen Gewölbe an, die zu den Schrägseiten des polygonalen Chorschlusses überleiten. Dabei zeigt sich aber bei einer genaueren Betrachtimg, daß es sich im strengen Sinne der Konstruktion nach keineswegs um Trompen handelt. Die Form ergibt sich dadurch, daß sich die Rundbogen, welche die schrägen Polygonmauern auffangen, mit ihrer Laibungsfläche gegen die Licht-gadenmauer und die Ostwand verschneiden. Der Zwickel zwischen diesem Bogen und dem Mauerwinkel ist durch eine etwas höher ansetzende kleine Gewölbekappe abgeschlossen. Die Konstruktion ist also durchaus gotisch.

Der auffälUge romanische Stilcharakter, der den spätgotischen Bau durchsetzt und ihm seine besondere stiUstische Färbung gibt, ist als sympto-matische Erscheinung der Renaissance zu deuten und zu werten. Wir können vielfach vor allem nördlich der Alpen beobachten, daß romanische Formen durch ihre engere Stilverwandtschaft mit antik-römischen als Ersatz für diese dienen. Das wesentliche ist dabei nicht die Ähnlichkeit mit antiken Formen an sich, sondern die geometrische Bestimmtheit. Dabei muß es sich nicht immer um eine bewußte Übernahme oder Nach-ahmung handeln. Vielmehr ergibt sich der romanische Stilcharakter daraus, daß die gotischen Formen im Sinne größerer geometrischer Ein-deutigkeit imd Klarheit imd harmonisch ausgeglichener Maßverhält-nisse ins Antikische zurückgeführt werden.

Diese „romanische Renaissance" ist vom ausgehenden 15. Jahr-hundert bis zur Wende des 16. xmd 17. Jahrhunderts eine weit verbreitete Erscheinung. H. Tietze konnte den Beweis erbringen, daß der Kreuz-gang des Stiftes Nonnberg in Salzburg, der bis dahin im Anschluß an die Datierung Heiders (1857) als romanisch galt, eine Anlage aus der Zeit der Äbtissin Anna VII . von Baumann (1552—1572) ist^®). Anschließend

") Hans Tietze, österreichische Kunstphotographie, Bd.VII (1911), S. XII u. S. 64.

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daran konnten in der Stadt und im Land Salzburg vielfach neoromanische Kapitale aus dem 16. imd 17. Jahrhundert nachgewiesen werden. A. Grise-bach hat (1912), so weit ich sehe, als erster die Übernahme romanischer Architekturformen in der niederländischen und französischen Malerei behandeW^). Eine kurze Zusammenfassimg dieser eigenartigen histo-rischen Erscheinungen hat A. Birnbaimx in einem Vortrag 1921 gegeben, der in erweiterter Form 1924 als ein schmales Büchlein in tschechischer Sprache erschienen istf̂ )̂. Eine eingehende Bearbeitimg ist noch aus-ständig"). Birnbaum hebt hervor, daß nördlich der Alpen das Auftreten der „romanischen Renaissance" im wesenthchen auf Böhmen und Bayern beschränkt sei. Sie findet sich aber auch in Schwaben, wo der Vierungs-turm der Kiüanskirche in Heilbronn und der Turm der Stiftskirche in Neresheim eindrucksvolle Beispiele sind. Auf die Frage der Datierung geht Birnbaum leider nicht näher ein. Abgesehen von der Malerei, wo die romanische Rezeption viel weiter zurückreicht, dürfte das Haus-altärchen von Seid, das 1492 datiert ist, eines der ältesten Beispiele sein^^). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt sich die Erscheinung auch in der monumentalen Baukunst; gegen Mitte des Jahrhunderts mehren sich die Beispiele. Wie die renaissancemäßige Umdeutung gotischer Grund-formen zu einer Annäherung an romanische Formensprache führt, zeigt der 1513 begonnene Vierungsturm der Kilianskirche in Heilbronn, bei dem die Umwandlung des gotischen Spitzhelmes in einen abgestuften Geschoßaufbau, die säulenartigen Proportionen der Eckdienste, die Rund-bogen und der an Rundbogenfriese erinnernde Abschluß der oberen Brüstungen einen romanischen Stilcharakter annehmen. Daß die romani-schen Formen in Feldkirch nicht klar ausgeprägt auftreten und es sich vielmehr nur um ein dem Romanischen verwandtes Formgefühl handelt, dürfte der verhältnismäßig frühen Entstehungszeit entsprechen.

Renaissance-Charakter zeigt auch das Netzgewölbe trotz des spät-gotischen Rippenprofils. Der Vergleich mit dem etwa drei bis vier Jahr-zehnte älteren Langhaus ist dabei aufschlußreich. Die Zeichnung des Rippennetzes im Chor ist nicht wie im Langhaus aus dem von den Pfeilern strahlenförmig ausgehenden Rippenbündeln entwickelt, die sich in ihrer Fortsetzung überschneiden, sondern in einer Felderteilung aus Quadraten, Rhomben und Kreisen zusammengesetzt. Es ergibt sich daraus eine Flächenteilung, die wie die Übertragung einer Kassettendecke auf die Gewölbeschale wirkt.

") August Grisebach, Architekturen auf niederländischen und französiachen Gemälden, Monatsheft für Kw., V (1912), S. 254.

") Vojtech Birnbaum, Komdnskä Kenesance koncem stfedoveku, Praha 1924 (Romanische Benaissance am Ende des Mittelalters).

") Alfred Stange, Die deutsche Baukunst der Renaissance, 1926. Weitere Beispiele in D. Frey, €k)tik und Renaissance als Grundlagen der modernen Welt-anschauung, 1929, S. 314, Anm. 103.

") A. Stange a. a. O. S. 49, 55 (romanische Zwerggalerien am Modell der Regens-burger „Schönen Marie").

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Die verschiedene Behandlung der beiden Seitenschiffe ist sicherlich als künstlerisch beabsichtigt anzusehen. Sie entspricht der für die Spät-gotik charakteristischen Neigung zur Asymmetrie, der Freude am Zu-fälligen, Überraschenden, am Reichtum und Wechsel der Formen. Gerade in der auffallenden Überspitzung, wie sie der Feldkircher Chor zeigt, wird ein manieristischer Zug zu erkennen sein: Wie im Manierismus die gleiche Form mehr und vieldeutig ist, so kann auch die gleiche Funktion vielgestaltig in Erscheimmg treten. Es ist eben dieses labile, fragwürdige Verhältnis zwischen Form und Sinngehalt, das den Reahtätscharakter des manieristischen Kunstwerkes in seiner Unbestimmtheit imd Zwie-spältigkeit kennzeichnet.

Auch die Verbindung des geraden und ungeraden Rhythmus in Seiten-schiffgewölben und Arkaden und ebenso des geraden Chorschlusses mit dem polygonalen in der Gewölbezone des Mittelschiffes ist als einheitliches künstlerisches Konzept zu betrachten. Drei verschiedene Raumsysteme sind miteinander in Verbindung gebracht, aber nicht in der Weise, daß sie aufeinander bezogen und ineinander aufgelöst werden; sie stehen viel-mehr selbständig und beziehungslos nebeneinander. Sie durchdringen und verschneiden sich in ähnhcher Weise wie die geometrischen Grund-formen an den Kapitalen. Auch hier erweisen sich die scheinbaren Unregel-mäßigkeiten und Unstimmigkeiten als Ergebnis des spätgotischen Kunst-wollens.

Für die Raumwirkung ist vor allem das Verhältnis von Mittelschiff und Seitenschiffen entscheidend. Die gesamte Breite war durch das Lang-haus gegeben, ebenso die Tiefe, da östhch der Kirche das Bregenzer oder St. Niklaus-Tor lag, zu dem die Zufahrt in der Fortsetzung der Schmied-gasse am Chor entlang führte. Sichtüch war der Baukünstler bemüht, den Raum möglichst zu weiten und mit dem Langhaus in enge Verbindung zu setzen. Der Triumphbogen wird daher breit ausgebrochen, so daß für die Seitenschiffe wenig Raum erübrigt wird und sie auch mit dem Langhaus nicht in unmittelbare Verbindung gesetzt werden können. Durch den geraden Chorschluß wird auch die Tiefe voll ausgewertet, so daß sich ein saalartiger Mittelraum ergibt; zugleich erhält er aber durch den polygonalen Abschluß des Gewölbes, das durch Dienste an der Ost-wand vorbereitet wird, eine räumHche Zusammenfassung und Zentrierung. Die ganze Raumanlage wird in ihrer Beziehung zum Langhaus erst ver-ständhch, wenn man sich das Sakramentshäuschen gleich einem in seiner Körperlichkeit aufgelösten Mittelpfeiler hinzudenkt, dem der Chorraum als Gehäuse dient. Ob der ungewöhnliche Gedanke, das Sakraments-häuschen mitten in den Chor zu stellen, von dem Erbauer des Chores stammt, läßt sich nicht erweisen, erscheint aber bei der engen künst-lerischen Verbindxmg mit der Raumgestaltung wahrscheinUch. Jedenfalls ist anzunehmen, daß der Chor schon mit Bezug auf das geplante Sakra-mentshäuschen entworfen wurde und mit ihm und dem älteren Langhaus als architektonische Einheit erdacht ist.

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Ausschnitt aus dem Grundriß der Stadtpfarrkirche des h]. Nikolaus in Feldkirch, Vorarlberg (Chorseite).

Bauzeit 13. Jh . ^ ^ ^ / A

Bauzeit 14. Jh .

^ Bauzeit 2. Hälfte 15. Jh. I I

Bauzeit 1. Hälfte 16. Jh .

Barocker Zubau 18. Jh .

Neue Zubauten.

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Der Chor der Stadtpfarrkirche in Feldkirch 749

Der Chor der Feldkircher Pfarrkirche gehört zu jener kleinen Gruppe früher Bauschöpfungen der deutschen Renaissance, die nicht auf einer modischen Übernahme italienischer antikisierender Formelemente beruht, sondern aus einer immanenten Entwicklung der deutschen Spätgotik hervorgeht, die aus sich heraus zu einer renaissancehaften Raum- und Formgestaltimg führt. Demgemäß sind auch die Einzelformen nicht einfach eklektisch übernommen, sondern aus dem neuen Formgefühl in einer Umbildung und Neugestaltung entwickelt. Das Kirchenmodell für die „schöne Marie" in Regensburg und der Vierungsturm der Kilians-kirche in Heilbronn können als die charakteristischen Beispiele hierfür gelten. Es ist das Eigenschöpferische, der einmalige Wurf, was diesen Bauten ihre isoUerte Stellung und besondere künstlerische und geschicht-liche Bedeutung gibt.

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