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Sri Sathya Sai Babain Liebe zugeeignet

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Dies ist das Sanskrit-Schriftzeichen für Om, den Urlaut desUniversums, den Grundklang, von dem alles Übrige stammt.Om ist an jedem Ort, in jedem Sinn und Herzen.

Häufig schriftlich mit AUM wiedergegeben, wird Om nor-malerweise ziemlich leise, fast im Flüsterton ausgesprochenund sowohl im bewussten Denken als auch bei der mündli-chen Äußerung als »Oomm …« artikuliert. Die kurzePause am Ende ist genauso wichtig wie der Laut selbst.

Es heißt, dass das wiederholte Aussprechen von Om bei gleich-zeitiger Kontemplation über dieses mystische Symbol dazubeitragen wird, sogar die tosenden Wogen des Meeres zubesänftigen.

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Inhalt

Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

TEIL IErkennen des wahren inneren Selbst

und selbstloses HandelnKapitel 1 Arjunas innere Qual

(Arjuna Vishada-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Kapitel 2 Der Weg der Erkenntnis (Sankhya-Yoga) . . . . . 37Kapitel 3 Der Weg des Handelns (Karma-Yoga) . . . . . . . 57Kapitel 4 Die Verbindung von Erkenntnis, Handeln

und Entsagung (Jnana-Karma-Sannyasa-Yoga) . . . . . . . 71Kapitel 5 Über das Ziel nachdenken

(Sannyasa-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85Kapitel 6 Den Geist und die Sinne zähmen

(Dhyana-Yoga). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

TEIL IIDas wahre Wesen Gottes

Kapitel 7 Die Göttlichkeit erkennen und erfahren(Jnana-Vijnana-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Kapitel 8 Die unvergängliche Gottheit(Akshara-Brahma-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

Kapitel 9 Königliches Wissen und das königlicheGeheimnis (Rajavidya-Rajaguhya-Yoga) . . . . . . . . . . . . 129

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8 Inhalt

Kapitel 10 Die göttlichen Herrlichkeiten(Vibhuti-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

Kapitel 11 Die Schau der kosmischen Gestalt(Vishvarupa-Darshana-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Kapitel 12 Der Weg der Liebe (Bhakti-Yoga) . . . . . . . . . . 157

TEIL IIIHier und jetzt Befreiung erlangen

Kapitel 13 Das Feld und sein Kenner: ZwischenMaterie und Geist unterscheiden(Kshetra-Kshetrajna-Vibhaga-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Kapitel 14 Über die drei Naturkräfte hinausgehen(Guna-Traya-Vibhaga-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

Kapitel 15 Hingabe an das höchste Selbst(Purushottama-Yoga). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Kapitel 16 Die zwei Schicksale:Göttliches und dämonisches Menschsein(Daiva-Asura-Sampad-Vibhaga-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . 193

Kapitel 17 Der Weg des dreifachen Glaubens(Shraddha-Traya-Vibhaga-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

Kapitel 18 Befreiung durch Erkennen, Handelnund Lieben (Moksha-Sannyasa-Yoga) . . . . . . . . . . . . . . . 209

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233Ausklang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235

AnhangBibliografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247Hinweis zur Sanskrit-Transkription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253

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Geleitwort

Als Mahatma Gandhi starb – die »große Seele«, der Anfüh-rer Indiens, der sein Land gewaltlos von der britischenHerrschaft befreite –, machte man ein heute berühmtesFoto von seiner ganzen Habe: seinem schlichten weißenBaumwollumhang, seiner Brille, seinen Sandalen und sei-nem abgegriffenen Exemplar der Bhagavadgita. Das warein Buch, das er täglich las, eine Quelle endloser Inspira-tion für ihn.

Die Gita wird heute von Millionen Menschen in Indien,wie auch überall auf der Welt, täglich gelesen; buchstäblichHunderte von Millionen Menschen haben sie bei sich zuHause, und sehr viele halten sie für die großartigste Quellespiritueller Unterweisung auf der Welt.

Als Jack Hawley uns diese außergewöhnliche Prosaüber-tragung der Gita vorlegte, in der die Geschichte so ver-ständlich und schön erzählt wird, hatte jeder in unseremUnternehmen das Gefühl, als hätte man uns ein großes Ge-schenk gemacht – eines, das herauszubringen und mit derWelt teilen zu können, für uns einen persönlichen Glücks-fall darstellt.

Diese Seiten bergen unerschöpfliche Weisheit und In-spiration in sich. Die Gita hat sich über Hunderte von Ge-nerationen hin als eine der größten Gaben erwiesen, diedie Menschheit je erhalten hat, als eine der herrlichsten re-ligiösen Schriften, die je verfasst wurden.

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10 Geleitwort

Lesen Sie sie vom Anfang bis zum Ende durch, als präch-tige Geschichte voller großartiger Lehren. Oder schlagenSie sie einfach aufs Geratewohl auf irgendeiner Seite auf,und denken Sie über die Worte nach, indem Sie sie aufIhre Lebenserfahrung beziehen.

Dies hier ist mehr als ein Buch, mehr als das literarischeWerk irgendeines Sterblichen. Es ist göttliche Offenbarung,in ihm erklingen die Worte einer unermesslichen, er-leuchteten Seele – und von diesen Worten angeleitet, kön-nen Sie zu einer weitaus tieferen Lebenserfahrung undsogar zur Erleuchtung selbst gelangen.

Marc AllenHerausgeber der New World Library

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Einführung

Wozu die Bhagavadgita?

»Uralt, aber seltsam nah und vertraut …«

Die Gita ist eine erzählende mystische Versdichtung überLeben, Tod, Liebe und Pflicht und stammt von den Völ-kern, die in den Flusstälern im südlichen Asien siedeltenund vor Tausenden – wahrscheinlich vielen Tausenden –von Jahren eine hoch entwickelte Kultur hervorbrachten.Sie ist eine gut einen Zentimeter dicke Versdichtung mit-ten in einer etwa 15 Zentimeter dicken Versdichtung, demMahabharata, einem literarischen Meisterwerk über dieHöhen und Tiefen der menschlichen Seele.

Die Bhagavadgita enthält die innere Essenz Indiens, diesittlichen und spirituellen Prinzipien, wie man sie in denallerfrühesten heiligen Schriften dieses uralten Landes fin-det. Eine von ihnen, der Rigveda, soll die älteste schriftlicheAufzeichnung der Menschheit sein! Wenn man also dieBhagavadgita liest, greift man über zahllose Epochen hin-weg in fernste Zeiten zurück – und doch, als ich mich indiese von Spinnweben überzogenen Lehren eingewöhnte,kamen sie mir seltsam nah und vertraut vor. Es war, alskönnte irgendeine Kraft mich schließlich doch noch beider Hand nehmen und mich auf einem gar nicht so gehei-men Weg zu wichtigen und bedeutungsvollen Wahrheitenführen; als könnte ich – dieser allzu weltliche Geschäfts-

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12 Einführung

mann, der da hinter den abblätternden getünchten Mau-ern eines Ashrams im südlichen Indien wohnte – jetzt, end-lich, in die tiefsten Geheimnisse der Menschheit einge-weiht werden.

Dieses uralte Buch handelt nicht, wie dies vielleicht zuerwarten wäre, davon, dass man sich aus der Welt zurück-zieht, um in einer entlegenen Höhle zu meditieren. Es hatmehr von einem Leitfaden, den man sich aneignen sollte,von einem freundlichen Ratgeber, mit dessen Hilfe manhier und heute ein spirituelles Leben – ein zielbewussteresund erfüllenderes Leben – führen und dabei zugleich ganzaktiv in der Welt verbleiben kann. In der Gita geht es großen-teils darum, wie man Kummer und Schmerz aus dem Le-ben verbannen und so Zufriedenheit und heitere Gemüts-ruhe erlangen kann, was ein wundervolles Ziel ist. Aber esgeht in ihr um etwas noch Wesentlicheres, nämlich um denabsolut höchsten Gewinn: die Befreiung und Selbst-Ver-wirklichung in diesem Leben. Sie handelt nicht bloß vonder Suche nach diesen erhabenen Dingen, sie ist eine de-taillierte Wegkarte für die Schatzfindung selbst – ein Hand-buch, gemäß dem man ein höheres, befriedigenderes Daseinhier und jetzt, in den harten und beunruhigenden Zeitenvon heute zu leben vermag.

Und in der Gita geht es auch darum, wie man sterbensollte, und was danach geschieht.

Beim Studieren der Gita war ich dann ganz unwillkürlichvon dieser alten, aber aktuellen religiösen Schrift derart be-eindruckt, dass ich jedes der 700 Verspaare (Shlokas) sorg-fältig durcharbeitete, eines nach dem anderen. Es war eineArt »Durchwanderung« und gar kein gemütlicher Spazier-gang. Die Botschaft der Gita ist voller tiefgründiger, manch-mal sublimer spiritueller Grundgedanken. Viele der von

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Wozu die Bhagavadgita? 13

Gelehrten für andere Gelehrte verfassten gewissenhaftenÜbersetzungen können fast quälend perfekt sein. Und Sans-krit, die Ausgangssprache der Gita, enthält genau festge-legte Bezeichnungen für spirituelle und philosophischeGrundgedanken, die, wenn man sie in moderne westlicheSprachen überträgt, zu komprimiert klingen können – wieeines dieser alten nach der Wortanzahl berechneten Te-legramme (»Ankomme Dienstagmittag Paul«). WichtigeEinzelheiten fehlen, und die Hintergründe muss man sichzusammenreimen.

Ich wollte das Buch so verstehen, dass es möglichst un-mittelbar meine täglichen Sorgen und Nöte ansprach. Da-her entwickelte ich ein bestimmtes Vorgehensmuster: Ichjonglierte mit fünf oder sechs Übersetzungen der Gita aufmeinem Schreibtisch und dem Schoß; dabei kritzelte ichAnmerkungen auf die Seitenränder, verglich eine Versionmit der anderen und schrieb meine eigene Deutungssyn-these für jeden Vers säuberlich in modernem Englisch auf.Dadurch konnte ich in den Ideenfluss einsteigen, ohne im-mer wieder im Einzelnen die Formulierungen durchleuch-ten zu müssen, um die Bedeutung irgendeiner schwer zubegreifenden Idee zu klären. Schließlich hatte ich dannetwa dreißig Versionen der Gita durchgearbeitet; viele da-von waren über 1000 Seiten stark, manche bestanden auszwei, drei oder mehr Bänden.

Es war nicht so beschwerlich oder trocken, wie es sich an-hört, denn ich hatte im Lauf der Jahre bereits ein intensi-ves Verhältnis zur Gita entwickelt. Obwohl ich von meinemkulturellen Hintergrund her (ein praktisch veranlagterUnternehmensberater aus Kalifornien, dorthin zugezogenaus New York) mit Indien so gut wie nichts zu tun habe,waren für mich die Lehren der Gita etwas Greifbares und

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unmittelbar Berührendes. Zwölf Jahre lang hatten meineFrau Louise und ich jährlich etwa sechs Monate in einerspirituellen Gemeinschaft im ländlichen Indien gelebt, wodie geistige Kultur der Gita noch immer ein gewichtigerBestandteil des täglichen Lebens ist. Daher war ich in derLage, diese Lehren am Prüfstein der alltäglichen Problemezu messen, während ich diese erlebte.

Gegen Ende jeden Tages las ich meine AufzeichnungenLouise vor, die dieses großartige Werk gleichfalls lieben ge-lernt hatte, weil ich sehen wollte, ob das tagsüber Geschrie-bene für einen anderen normalen, interessierten Men-schen aus dem Westen einen Sinn ergab. Wir freuten unsauf diese allabendlichen Sitzungen, und während wir dieGita allmählich besser verstanden, entwickelten wir einenoch größere Bewunderung für sie und ein noch stärkeresVertrauen zu ihr.

Dadurch, dass wir den Staub von den Weisheitsjuwelender Gita entfernten und sie zur Halskette unseres täglichenLebens hinzufügten, veränderten wir uns und bewirkteneine Verschönerung unseres Lebens (und vielleicht retteteunsere Vertiefung in die Gita sogar Louise das Leben, wieich im Nachwort erläutere). Es gibt eine Demut, die sichmit dem Wiederentdecken dieser alten Kleinodien ein-stellt, von denen schon viele Tausende Jahre hindurch un-zählige Millionen Seelen bewegt wurden. Und es gibt eineheilige Ehrfurcht, wenn man sieht, wie akkurat sie die Pro-bleme der heutigen Welt betreffen.

Anfangs sah ich meine Arbeit als eine recht ungezwun-gene, entspannte Deutungstätigkeit an. Aber während ichdamit vorankam, wurde meine Aufgabe offenkundiger; diesmusste unbedingt eine wirklich neuartige Gita-Fassung wer-den. Die herkömmliche Methode, diese uralten Wahrhei-

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Wozu die Bhagavadgita? 15

ten zu vermitteln, besteht darin, eine kurze, aphorismen-artige Lehre (eine »Formel«) zu präsentieren und sie dannin einem mehrseitigen, tief schürfenden »Kommentar« zuerläutern.

Dieses Verfahren ist für die heutige Zeit zu schwerfällig.Dies musste eine lebendigere, angepasstere Gita werden,eine Gita, die man von der ersten bis zur letzten Seite lesenkann, ohne in der Lektüre zurückzugehen, um sich überbestimmte Worte wieder klar zu werden, oder in Begleit-bände abzuschweifen, um herauszufinden, was die jewei-lige Aussage wirklich bedeutet. Diese Gita musste auf eige-nen Beinen stehen können, ohne irgendwelche Krücken.Man braucht dazu nur eines: die Zeit, um sie vom Anfangbis zum Ende zu durchwandern und den Spaziergang zugenießen.

Die Erklärung ungewohnter Wörter (wie Atman usw.)und die Erläuterung bestimmter philosophischer Begriffehabe ich im Text mehrfach wiederholt, damit sie dem Leserimmer präsent sind und die Lektüre ungehindert weiter-fließen kann.

»Klarheit und ungehindertes Fließen« wurde zu meinemMantra, während sich das Werk entwickelte, aber ich muss-te auch sicherstellen, dass daraus nicht einfach ein weite-res interessantes Selbsthilfebuch wurde – dass es seine ganzbesondere Energie behielt und eine ungeschmälert kraft-volle, unverwässerte Gita blieb. Ich testete das Manuskriptbei mehreren Leuten, die sich gut im Sanskrit und der Gitaauskennen; dazu zählten auch befreundete Hochschulleh-rer, die keinerlei Hemmungen haben, Kritik zu äußern.Manche runzelten die Stirn (»Eine Gita für den Westen?«),aber nachdem sie sich eingelesen hatten, gefiel es allen,und sie machten viele Vorschläge. Ein paar räumten sogar

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ein, dass sie persönlich viel daraus gelernt hätten. Keinervon ihnen fand die häufigen Erinnerungshilfen zu mono-ton. Tatsächlich formulierte Krishna, die Gottesgestalt in derGita, dieselben Wahrheiten immer wieder erneut in ver-schiedenen Zusammenhängen und Beispielen – wie eineMutter, die ihrem Kind wiederholt bestimmte Lektionenerteilt.

So hat sich die Sache also entwickelt. Auf diese ganz natür-liche Weise nahm diese Neuübersetzung der Bhagavadgitazum Glück Schritt für Schritt definitive Formen an – einBuch, das uralte, aber seltsam nahe und vertraute Gedan-ken in unser Leben hereinlockt und uns ein neues Ver-ständnis für immer währende Wahrheiten gibt.

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Vorwort

Zeitlose, reine Wahrheit

»Sie müssen die Gita mit dem Herzen lesen.«

Die Bhagavadgita zu lesen heißt, sanft hin- und herzupen-deln zwischen dem Kopf und dem Herzen, zwischen demWeltlichen und dem Spirituellen, und dabei eine Brückezu schlagen zwischen dem Erlangen von Erkenntnissen undderen Anwendung in der heutigen wirklichen Welt. In die-sem Pendeln von der menschlichen zur göttlichen Dimen-sion unserer selbst liegt die geheime, durchdringende Kraftder Gita, ihre Fähigkeit, uns zu erheben und zu bewegen.

Es ist das Jahr 3141 vor unserer Zeitrechnung. Arjuna, eingeachteter heldenhafter Prinz auf der Höhe seiner Kräfte,der größte Mann der Tat zu jener Zeit, macht sich bereit, indie Schlacht zu ziehen. Es ist ein gerechtfertigter Kampf zurWiedergewinnung eines Königreichs, das rechtmäßig ihmgehört. Sein ganzes bisheriges Leben lang war er ein muti-ger, siegreicher Tatmensch, berühmt für seinen Heldenmutim Gefecht. Aber jetzt, unmittelbar vor der größten kriege-rischen Auseinandersetzung in seiner Laufbahn, geschiehtetwas Sonderbares. Seine Hände beginnen zu zittern.

Arjuna befindet sich in seinem prächtigen, von vier wei-ßen Streitrössern gezogenen Kriegswagen. Der Wagenlen-ker, Arjunas bester Freund von Jugend an, ist Krishna, ein

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18 Vorwort

Avatar, eine Inkarnation Gottes auf Erden. Arjuna, der sichüber Krishnas Göttlichkeit nicht wirklich im Klaren ist, hatihn angewiesen, den Wagen in die Mitte der Ebene zu len-ken, wo die große Schlacht alsbald beginnen soll. Die geg-nerischen Heere haben sich auf beiden Seiten versammelt.

Es ist eine epische Szene: zwei einzelne Figuren, die inne-halten zwischen den Mächten von Gut und Böse; Soldaten-getümmel, Zelte, Kochfeuer, wiehernde Pferde, im leichtenWind des frühen Nachmittags flatternde Fahnen; die Ge-schäftigkeit, die Geräusche und Gerüche des Schlachtvor-spiels erfüllen die Luft.

Arjunas Blick mustert die gegnerischen Streitkräfte undverweilt Mal für Mal bei ehemaligen Freunden, verehrtenOnkeln, Lehrern, die ihm seine Kriegsfertigkeiten bei-brachten. Alle machen sich tapfer bereit zum gegenseitigenNiedermetzeln. Er sinkt in sich zusammen, seufzt und siehtKrishna sonderbar an.

Beim Lesen der Gita lernen wir das Leben besser verstehen –als eine innere Schlacht, einen für Körper, Sinn und Geistunumgänglichen Kampf. Und der ist, ohne jeden Zweifel,ein Kampf bis aufs Messer.

Wir erfahren, dass unsere wirklichen Feinde nicht drau-ßen, sondern im Inneren sind: unser Verlangen, unser Zornund unsere Habgier. Ebendies macht die Sache so schwie-rig. Diese Erzfeinde haben ihre Streitkräfte so wirkungsvollmiteinander verbunden, dass sie fast unschlagbar sind. Wirverlieren.

Die Gita verkündet kühn, dass Spiritualität die einzigezum Sieg führende Lösung ist. Wendet euch nach innen,weist sie uns an, und nach oben. Behaltet das wahre innereSelbst im Auge.

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Zeitlose, reine Wahrheit 19

Mitten auf dem Schlachtfeld in seinem Streitwagen sitzend,fragt der kleinlaute Prinz Arjuna mit kaum hörbarer Stim-me: »Weshalb tue ich das, Krishna? Das Leben ist so hartund stellt so hohe Anforderungen. Ich weiß nicht, ob ichnoch den Mut zum Kampf habe.« Die Tränen steigen ihmin die Augen, seine Knie werden weich, und er sinkt tieferin den Wagensitz. »Geliebter Freund«, sagt er, »bitte sagmir – was soll das Ganze eigentlich?«

Wie Wasser, das langsam durch den Erdboden hinabsickertund frisch und rein herauskommt, werden bedeutsameIdeen, die durch die Sandmassen der Zeit hinabwandern,schließlich sauber gescheuert und tauchen als reine Wahr-heit auf. Obwohl diese Wahrheiten auf verschiedene Weise,zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Völkern derWelt dargelegt wurden, sind sie den Menschen seit Jahrhun-derten, seit Jahrtausenden bekannt. Alle Nationen und Zeit-alter mögen zwar ihre jeweils eigene Gottesvorstellung haben,und doch gibt es für sie alle Gott und die Wahrheit und dasGute. Alle höher entwickelten Religionen und philosophi-schen Systeme stimmen hinsichtlich dieser Grundelementefast vollständig überein.

Die Bhagavadgita ist eine der frühesten, klarsten und ver-ständlichsten Darlegungen dieser immer währenden Wahr-heiten. In der Gita kommt Gott mitten in einem scheußli-chen Krieg zu seinem Freund, dem Menschen, und erläutertsorgfältig die Gesetze und Prinzipien, die das menschlicheLeben bestimmen.

Wir sehen Arjuna auf dem Schlachtfeld, diesen beeindru-ckenden Krieger, wie er – gebeugt, mutlos, mit nass glän-zenden Augen – inständig die Frage nach dem Sinn des Le-

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20 Vorwort

bens stellt. Krishna, völlig ruhig, erwidert: »Oh, möchtestdu das wirklich wissen?« Und dann verwendet er die nächs-ten 20 Minuten darauf, die Antwort zu liefern – direkt ausder höchsten Quelle!

Die 18 Kapitel der Gita lassen sich in drei Gruppen eintei-len. Die ersten sechs Kapitel konzentrieren sich hauptsäch-lich auf das Erkennen, Erfassen des wahren Selbst undgleichzeitig auf die dringende Notwendigkeit, die eigenenweltlichen Pflichten erfolgreich zum Wohl der Gesellschaftzu erfüllen. Die nächsten sechs befassen sich mit der wah-ren Natur Gottes und der großen Liebe zu ihm, die darausentspringt, dass man ihn genau, zuinnerst erfasst und kennt.Die abschließenden sechs Kapitel stellen spezielle Er-kenntnisse und Weisheiten für die Erlangung des wahrenDaseinszwecks bereit, der darin besteht, dass wir uns vondem unvermeidlichen Schmerz und Kummer befreien, diedas Leben uns zuteilt, und letztendlich in jener Gottheit, inGott selbst, aufgehen.

Das sind alles außergewöhnlich bedeutsame und kraft-volle Ideen, die zahlreiche Feinheiten und Nuancen desDenkens aufweisen. Krishna stellt jede einzelne dieser ge-waltigen Ideen nach und nach, Stück für Stück, Kapitel umKapitel dar, bis das ganze Bild hell erstrahlt.

Man stelle sich das vor! Ein Mann, mit dem wir uns alleidentifizieren können, ist in einer ernsten Notlage, aneinem Scheideweg, von den großen Bedrängnissen undkomplexen Sachlagen des Lebens in die Knie gezwungen,und streckt zitternd die Arme aus. Und sein bester Freund,eine Inkarnation Gottes, nimmt ihn bei der Hand undführt ihn zur rettenden Antwort – indem er Schritt für

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Schritt die tiefgründigsten Geheimnisse aller Zeiten erläu-tert.

Das Durchwandern der Gita ist möglicherweise nicht hin-dernisfrei. Manche Wörter sind unaussprechbar und man-che von den Ideen sind so neu für uns oder so verschiedenvon unserer westlichen Kultur, dass man sie eventuell nichtbegreift oder, im schlimmeren Fall, sie ablehnt. Die Ideevom Atman beispielsweise, der das göttliche Wesen in unsist, kann auf einen Menschen aus dem Westen befremdlichwirken (»Ich soll Gott sein?«), bis man erfährt, dass derAtman ein anderes Wort für Seele ist. Der Gedanke desNichtanhaftens wie auch des Sichunterwerfens, Hingebens sindden meisten Menschen aus dem Westen ein Gräuel. Fürmanche ist der Gedanke vom Avatar (einem verkörpertenGott) undenkbar; für andere ist er nur akzeptabel, wenn eszufällig der ihrer Vorstellung entsprechende Gott ist, dereinen Körper bewohnt.

Ganz zu Anfang der Geschichte gehen die meisten Lesermit Arjunas Antikriegsgesinnung konform, sind dann je-doch bestürzt, wenn Krishna, der Krieg faktisch zu recht-fertigen scheint, ihm sagt, er solle sich aufraffen und kämp-fen! Der Schock verringert sich, während wir nach und nachlernen, dass nicht das Eintreten für oder gegen Krieg zurDebatte steht oder gar die Entscheidung für das Töten oderdas Getötetwerden, sondern dass es sich vor allem darumdreht, der eigenen inneren Wahrheit gemäß zu leben undseine Pflicht zu tun. Wir müssen uns ständig daran erinnern,dass die Schlacht metaphorische Bedeutung hat, dass derKrieg im Innern eines jeden von uns geführt wird und un-ser ganzes Leben hindurch andauert.

Es gibt zwangsläufig noch weitere Hindernisse. Viele von

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Jack Hawley

BhagavadgitaDer Gesang GottesEine zeitgemäße Version für westliche Leser

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-21607-9

Goldmann

Erscheinungstermin: Oktober 2002

Die »Bibel des Ostens« in einer leicht zugänglichen Prosaversion. Die Bhagavadgita gilt alsdas grundlegende mystisch-spirituelle Werk der Inder. Entstanden vor Tausenden von Jahren,diskutiert und kommentiert die Gita grundlegende Seinsfragen wie Liebe, Freundschaft, Tod,Sinn und Ziel des Lebens und den Zyklus der Wiedergeburten. Jack Hawley ist es gelungen,das grandiose Poem in eine wunderschöne, für den modernen westlichen Leser adäquateProsafassung zu übertragen.