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Gutachtergemeinschaft c/o Ramboll IMS Ingenieurgesellschaft mbH Stadtdeich 7 20097 Hamburg Tel. 040 32818-0 [email protected] Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus in den Gebieten, in denen Deutschland Explorationslizenzen der Internationalen Meeresbodenbehörde besitzt, sowie Auflistung und Bewertung von Umsetzungsoptionen mit Schwerpunkt Durchführung eines Pilot-Mining-Tests Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Referat I C 4 Projekt Nr. 59/15 Berichts-Nr. 301 000 285 - 01 Hamburg, 30. September 2016

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Gutachtergemeinschaft

c/o Ramboll IMS Ingenieurgesellschaft mbH Stadtdeich 7 20097 Hamburg Tel. 040 32818-0 [email protected]

Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus in den Gebieten, in denen Deutschland Explorationslizenzen der Internationalen Meeresbodenbehörde besitzt, sowie Auflistung und Bewertung von Umsetzungsoptionen mit Schwerpunkt Durchführung eines Pilot-Mining-Tests

Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Referat I C 4 Projekt Nr. 59/15

Berichts-Nr. 301 000 285 - 01

Hamburg, 30. September 2016

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Inhalt Seite

1  Veranlassung 1 

2  Aufgabenstellung und Zielsetzung 2 

3  Betriebswirtschaftliche Analyse 4 

3.1  Erträge des Tiefseebergbaus 4 3.1.1  Mengenmäßige Potentiale 4 3.1.2  Preise 9 

3.2  Kosten des Tiefseebergbaus 15 3.2.1  Technologien des Abbaus und der Verhüttung

von polymetallischen Knollen aus der Tiefsee (CCZ) 15 

3.2.2  Investitions- und Betriebskosten für polymetallische Knollen 21 

3.3  Methodische Vorgehensweise der betriebswirtschaftlichen Analyse 60 

3.4  Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Analyse 65 

4  Volkswirtschaftlicher Nutzen für Deutschland 72 

4.1  Branchenanalyse 72 4.1.1  Branchenstruktur und Wertschöpfungsketten 73 4.1.2  Quantifizierung (Input-Output Analyse) 76 

4.2  Rohstoffpolitik 79 4.2.1  Rohstoffverfügbarkeit und

Versorgungssicherheit 79 4.2.2  Polit-strategische Interessen 88 

4.3  Regulatorischer Rahmen 92 4.3.1  Finanzregeln für Abbaulizenzen – Draft

Exploitation Regulations 93 4.3.2  Einzelprobleme der Ausgestaltung der Abgaben 97 4.3.3  Haftung und Versicherung 102 4.3.4  Weiteres Verfahren 108 4.3.5  Bewertung und Empfehlung 109 

4.4  Förderabgaben 112 4.4.1  Rechtsgrundlagen 112 4.4.2  Optionen einer Gestaltung 115 4.4.3  Empfehlungen 127 

5  Pilot-Mining-Test 128 

5.1  Einleitung 128 

5.2  Historie und technischer Hintergrund 129 5.2.1  OMI (Ocean Management Inc.) Pilot-Mining-

Test in der Clarion-Clipperton-Zone, 1978 130 5.2.2  OMCO (Ocean Management Inc.) Pilot-Mining-

Test 1979 132 

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5.2.3  Durchführung von Einwirkungsexperimenten 1989 bis 1996 133 

5.2.4  Deutsch-Französischer Kollektor, 1985 134 5.2.5  National Institute of Ocean Technology (NIOT),

Indien Kollektor Tests 2005 – 2010 135 5.2.6  Korean Institute of Ocean Science and

Technology (KIOST) Korean Research Institute of Ships and Ocean Engineering (KRISO) Testserien mit Kollektor, Buffer und Förderstrang 2003 – 2015 136 

5.3  Anforderungen an die Pilot-Mining-Tests 137 5.3.1  Verordnungen und Empfehlungen der

Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB) 137 5.3.2  Beurteilung der Umweltwirkung durch

Monitoring 138 

5.4  Technische Elemente und Kostenschätzung 140 

6  Umsetzungsstrategien für einen industriellen Tiefseebergbau 144 

6.1  Einleitung 144 

6.2  Status und Ausblick zu den derzeitigen Realisierungsaktivitäten im Tiefseebergbau 145 

6.3  Optionen für eine Weiterentwicklung der deutschen Lizenz in der Clarion-Clipperton-Zone 151 

6.4  Notwendige Beiträge der deutschen Wirtschaft 152 

6.5  Optionen staatlichen Handelns der Bundesrepublik 153 

7  Zusammenfassung und Empfehlungen 155 

Tabellen II 

Abbildungen V 

Anlagen VII 

Literatur VII 

Tabellen Tabelle 3-1:  Arten von Metallvorkommen in der Tiefsee 5 Tabelle 3-2:  Rohstoffpotentiale im deutschen Lizenzgebiet in

der Clarion-Clipperton-Zone 6 Tabelle 3-3:  Durchschnittliche Metallkonzentrationen in

weltweit verbreiteten Massivsulfiden an mittelozeanischen Rücken 7 

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Tabelle 3-4:  Verfahren zur Manganknollenverarbeitung mit entsprechenden Extraktionsanteilen 8 

Tabelle 3-5:  Erwartete jährliche Absatzmengen nach Metall 8 Tabelle 3-6-1:  Schätzung der Investitionskosten Detaillierte

Aufstellung 26 Tabelle 3-6-2:  Schätzung der Investitionskosten Detaillierte

Aufstellung 27 Tabelle 3-7:  Schätzung der Investitionskosten

Zusammenfassung 28 Tabelle 3-8:  Schätzung der Investitionskosten und ihres

jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Deutschland 31 

Tabelle 3-9:  Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Europa 33 

Tabelle 3-10: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung international 35 

Tabelle 3-11-1:  Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international 38 

Tabelle 3-11-2:  Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international 39 

Tabelle 3-12: Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international Zusammenfassung 40 

Tabelle 3-13-1:  Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige 44 

Tabelle 3-13-2:  Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige 45 

Tabelle 3-13-3:  Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige 46 

Tabelle 3-13-4:  Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige 47 

Tabelle 3-14-1:  Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung 49 

Tabelle 3-14-2:  Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung 50 

Tabelle 3-14-3:  Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung 51 

Tabelle 3-15: Jährliche Betriebskosten Zusammenfassung (1) 52 Tabelle 3-16: Betriebskosten Zusammenfassung (2) 56 Tabelle 3-17: Betriebskosten pro Tonne Trockenmaterial

Zusammenfassung 59 Tabelle 4-1:  Aufschlüsselung der Investitionskosten (Mio.

Euro nach Szenarien) 75 Tabelle 4-2:  Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios

Primary German Supply 78 

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Tabelle 4-3:  Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios Primary European Supply 78 

Tabelle 4-4:  Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios Primary International Supply 79 

Tabelle 4-5:  Förderung, Reserven und Reichweite ausgesuchter Metalle (Stand 2016) 83 

Tabelle 4-6:  Wichtigste Förderländer 2014 85 Tabelle 4-7:  Grad an institutionellem Risiko im

Rohstoffzugang 88 Tabelle 4-8:  Deutsche und europäische Metallimporte 91 Tabelle 4-9:  Steuern in der Bergbauindustrie und ihrer Basis 117 Tabelle 4-10: Ziele und Geltungsbereich verschiedener

Steuerarten 118 Tabelle 4-11: Bewertung von Abgabentypen durch

Regierungen und Investoren (Y = Ja, N = Nein, ? = fraglich) 123 

Tabelle 6-1:  Auflistung der Lizenzinhaber (Contractors) für Tiefseebergbau in der Clarion-Clipperton-Zone 145 

Tabelle 6-2:  Deutsche Unternehmen mit Betätigungsabsicht im Tiefseebergbau 147 

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Abbildungen Abbildung 3-1:  Historische Entwicklung der

Monatsdurchschnittspreise 9 Abbildung 3-2:  Historische Sondereinflüsse auf die

Metallpreise 10 Abbildung 3-2:  Historische Sondereinflüsse auf die

Metallpreise 11 Abbildung 3-3:  Grundstruktur des Prognosemodells 12 Abbildung 3-4:  Ergebnisse Preisprojektionen 14 Abbildung 3-5:  Referenzsystem zum Abbau von

polymetallischen Knollen bestehend aus Basisschiff, Förderstrang, Kollektoren, Austragungssystem für Prozesswasser, Bulk-Carrier und Beladungssystem (Transshipment) 18 

Abbildung 3-6:  Schätzung der Investitionskosten für das Fördersystem, bestehend aus Basisschiff, Förderstrang, Kollektor und Austragungssystem Prozeßwasser Beschaffung bevorzugt in Deutschland oberer Ansatz 29 

Abbildung 3-7:  Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Deutschland oberer Ansatz 32 

Abbildung 3-8:  Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Europa oberer Ansatz 34 

Abbildung 3-9:  Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung International oberer Ansatz 36 

Abbildung 3-10:  Gesamtinvestitionskosten für - Fördersystem - Bulk-Carrier - Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie - Forschungsschiff zur Umweltüberwachung - Leistungen des Bauherrn Beschaffung International unterer Ansatz Erreichbarer deutscher Lieferanteil 41 

Hinweis:  Die in den Diagrammen angegebenen Prozentzahlen beschreiben jeweils den Anteil an dem Gesamtvolumen [Mio. USD] des Förder-systems und der anderen vier betrachteten Gruppen. Die Summe der angegebenen Prozentzahlen ist deshalb nicht 100%. 41 

Abbildung 3-11:  Gesamtinvestitionskosten für - Fördersystem - Bulk-Carrier - Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie - Forschungsschiff zur Umweltüberwachung - Leistungen des Bauherrn Beschaffung International oberer Ansatz Erreichbarer deutscher Lieferanteil 42 

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Hinweis:  Die in den Diagrammen angegebenen Prozentzahlen beschreiben jeweils den Anteil an dem Gesamtvolumen [Mio. USD] des Förder-systems und der anderen vier betrachteten Gruppen. Die Summe der angegebenen Prozentzahlen ist deshalb nicht 100%. 42 

Abbildung 3-12:  Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 1) - Abbau der polymetallischen Knollen - Seetransporte und Basishafen - Verhüttung unterer Ansatz 53 

Abbildung 3-13:  Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 1) - Abbau der polymetallischen Knollen - Seetransporte und Basishafen - Verhüttung oberer Ansatz 54 

Abbildung 3-14:  Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 2) - Energiekosten gesamt - Hilfsstoffe gesamt - Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen gesamt - Lohnkosten und weitere Personalkosten gesamt - Sonstige Kosten gesamt unterer Ansatz 57 

Abbildung 3-15:  Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 2) - Energiekosten gesamt - Hilfsstoffe gesamt - Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen gesamt - Lohnkosten und weitere Personalkosten gesamt - Sonstige Kosten gesamt oberer Ansatz 58 

Abbildung 3-16:  Systematik des Discounted Cash Flow Ansatzes 61 

Abbildung 3-17:  Arten von Risiken im Tiefseebergbau 62 Abbildung 3-18:  Verteilung des Kapitalwerts (Oberszenario

1) 67 Abbildung 3-19:  Kumulierte DCF im Erwartungswert:

Oberszenario 1, Primary International Supply 67 Abbildung 3-20:  Verteilung des Kapitalwerts (Oberszenario

2) 69 Abbildung 3-21:  Kumuliert DCF im Erwartungswert:

Oberszenario 2, Primary International Supply 70 Abbildung 3-22:  Sensitivität des erwarteten Kapitalwertes

gegenüber der Discount Rate 71 Abbildung 4-1:  Wertschöpfungseffekte im Tiefseebergbau 73 Abbildung 4-2:  Struktur einer Input-Output-Tabelle 77 Abbildung 4-3:  Dynamik von Reserven und Ressourcen 81 Abbildung 4-4:  Geografische Verteilung der

Förderkonzentration 86 Abbildung 4-5:  Herfindahl-Index der globalen

Förderkonzentration in 2014 87 Abbildung 4-6:  Historische Angebots- und

Nachfrageentwicklungen global 89 Abbildung 4-7:  Historische Verbrauchsentwicklung

Deutschland 90 

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Abbildung 4-8:  Globale Rohstoffkonzentration und deutsche Importabhängigkeit 92 

Abbildung 4-9:  Bewertungspunkte entlang der Wertschöpfungskette 120 

Abbildung 4-10:  Vor- und Nachteile der Bemessungsgrundlagen für Förderabgaben 122 

Abbildung 5-1:   OMI Pilot-Mining-Test 1978 Systemskizze 130 Abbildung 5-2:   OMI Pilot-Mining-Test Umgerüstetes

Bohrschiff SEDCO 445 131 Abbildung 5-3:   OMI Pilot-Mining-Test Geschleppter

Kollektor mit hydraulischem Aufnahmesystem 131 Abbildung 5-4:   Kollektor des OMCO Projekts an Bord der

Glomar Explorer(1979) 132 Abbildung 5-5:   Experiment zur Erforschung der

Aufwirbelung von Sediment am Meeresboden mittels mechanischer Egge 133 

Abbildung 5-6:  Schematische Skizze für den Test des deutsch-französischen Kollektors, 1993 134 

Abbildung 5-7:  Schematische Skizze des deutsch-französischen Kollektors, 1985 134 

Abbildung 5-8:  NIOT Kollektor 135 Abbildung 5-9:  Kollektor, Buffer und Riser mit

Pumpensystem (KIOST/KRISO) 136 Abbildung 5-10:  Umwelteinwirkungen eines Pilot-Mining-

Tests (in 3 Zonen) 138 Abbildung 5-11:  Schematischer Ablauf eines Pilot-Mining-

Tests 140 Abbildung 5-12:  Zeitlicher Ablauf eines Pilot-Mining Tests 142 Abbildung 5-13:  Kostenschätzung der Pilot-Mining-Tests 142 Abbildung 6-1:  Struktur einer europäischen

Gemeinschaftsinitiative zur Realisierung eines Pilot-Mining-Tests 150 

Anlagen Anlage 1 Ökonometrisches Prognosemodell für Preisprojektionen Anlage 1.1 Modellvariablen Anlage 1.2 Modellgleichungen Anlage 1.3 Schätzergebnisse Anlage 2 Rohstoffsynopsen Anlage 2.1 Kobalt Anlage 2.2 Kupfer Anlage 2.3 Mangan Anlage 2.4 Nickel Anlage 2.5 Seltene Erden

Literatur

Baurens, S. (2010): Valuation of Metals and Mining Companies. Basinves Report, Zürich.

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USGS (2014): Estimate of Undiscovered Copper Resources of the World, 2013. United States Geological Service, Fact Sheet 2014-3004.

USGS (2016a): Mineral Commodity Summaries - Cobalt. United States Geological Service, Cobalt Statistics and Information.

USGS (2016b) - Mineral Commodity Summaries - Copper, United States Geological Service, Copper Statistics and Information.

USGS (2016c) - Mineral Commodity Summaries - Manganese, United States Geological Service, Manganese Statistics and Infor-mation.

USGS (2016d) - Mineral Commodity Summaries - Nickel, United States Geological Service, Nickel Statistics and Information.

USGS (2016e) - Mineral Commodity Summaries - Rare Earths, United States Geological Service, Rare Earth Statistics and Infor-mation.

Van Gosen, B.S., Verplanck, P.L., Long, K.R., Gambogi, Joseph, and Seal, R.R., II, 2014, The rare-earth elements—vital to modern technologies and lifestyles: U.S. Geological Survey Fact Sheet 2014–3078, 4 p., http://dx.doi.org/10.3133/fs20143078.

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1 Veranlassung

Mit Datum vom 19. November 2015 erteilt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Referat IC4, der Bewerbergemeinschaft Ramboll-IMS und HWWI den Auftrag zur Erstellung einer Studie zum Thema:

„Analyse des Volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus in den Gebieten, in denen Deutsch-land Explorationslizenzen der Internationalen Meeresbodenbehörde besitzt, sowie Auflistung und Bewertung von Umsetzungsoptionen mit Schwerpunkt Durchführung eines Pilot-Mining-Tests“.

Folgende Unternehmen und Personen haben die Studie erstellt:

Für die Gutachtergemeinschaft:

– Ramboll IMS Ingenieurgesellschaft mbH (R-IMS), Stadtdeich 7, 20097 Hamburg

– Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), Heimhuder Straße 71, 20148 Hamburg

Als Nachunternehmer:

– MH Wirth GmbH, Kölner Straße 71-73, 41812 Erkelenz

– Prof. Dr. Andrea Koschinsky, Jacobs University, Campus Ring 1, 28759 Bremen

– Prof. Dr. Uwe Jenisch, Graf-Luckner-Straße 106, 24159 Kiel

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2 Aufgabenstellung und Zielsetzung

Die Aufgabenstellung der Studie kann kurz gefasst wie folgt beschrie-ben werden:

– Analyse der betriebswirtschaftlichen Profitabilität des kommerziel-len Tiefseebergbaus

– Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens für Deutschland

– Aufzeigen des notwendigen Investitionsbedarfs zur Durchführung eines Pilot-Mining-Tests

– Aufzeigen der Umsetzungsmöglichkeiten eines kommerziellen Tief-seebergbaus in den deutschen Lizenzgebieten.

Die Beurteilung der Umweltverträglichkeit des Tiefseebergbaus ist nicht Gegenstand der Studie, weil die Klärung der volkswirtschaftli-chen Fragen zunächst im Vordergrund steht. Im Rahmen des Pilot-Mining-Tests sind eine Fülle von Umweltdaten zu erheben, die erst eine ausreichend detaillierte Analyse der Umweltverträglichkeit erlau-ben werden.

In der vergangenen Dekade hat die Bundesrepublik Deutschland die Forschung und Entwicklung für den Tiefseebergbau mit etwa 50 Mio. € gefördert. In diesem Zusammenhang wurden auch Explorationslizenzen für polymetallische Knollen (Manganknollen) und Massivsulfide erworben. Die deutschen Lizenzgebiete umfassen insgesamt 85.000 km2, verteilt auf zwei Areale mit 17.000 km2 im zentralen Bereich und 58.000 km2 im Osten des sogenannten pazifi-schen Manganknollengürtels (Clarion-Clipperton-Zone) sowie ein ca. 10.000 km2 großes Gebiet südöstlich von Madagaskar mit hydrothermalen Sulfiderzen (Massivsulfiden).

Die Lizenz für polymetallische Knollen steht in absehbarer Zeit zur Verlängerung an. Weiterhin erproben andere Nationen bereits Spezialgerät für den Abbau von Manganknollen.

Mit Blick auf die besondere Struktur der für den Tiefseebergbau rele-vanten deutschen Unternehmenslandschaft, die mehr auf Anlagen-technik und Dienstleistung denn auf konkreten Abbau gerichtet ist, ist es das übergeordnete Ziel der Studie zu ermitteln, ob und wie ein fortgesetztes deutsches staatliches Engagement im Tiefseebergbau sinnvoll und gerechtfertigt ist.

Zeitlich drängend ist dabei die Frage, ob und wie weit Deutschland die Durchführung eines Pilot-Mining-Tests fördert. Deutschland ist im Vergleich zu anderen Lizenznehmern bei der Exploration der Vor-kommen an polymetallischen Knollen verhältnismäßig weit vorange-kommen. Soll der Vorsprung weiter gehalten werden, sind verhält-nismäßig hohe Investitionen für den Pilot-Mining-Test erforderlich.

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Der eigentliche industrielle Abbau könnte nach erfolgreicher Durch-führung der Pilot-Mining-Tests durch Beantragung einer Abbaulizenz beginnen. Die Studie zeigt auf, wie sich die Rohstoffmärkte entwi-ckeln müssen, um Investitionen in den Abbau auszulösen. Solche Marktentwicklungen wären notwendig, um Deutschland eine kommer-zielle Verwertung seiner Lizenzen zu ermöglichen.

Deswegen werden zunächst in Kap. 3 die Rohstoffmärkte untersucht. Es werden verschiedene Preisszenarien für die aus den polymetalli-schen Knollen gewinnbaren Rohstoffe entwickelt und damit Erlöse für die betriebswirtschaftliche Analyse berechnet. Auf der Kostenseite werden die Investitions- und Betriebskosten abgeschätzt. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, den Anteil der Wertschöpfung in Deutschland zu bestimmen. Das Ergebnis bildet eine umfassende Analyse der betriebswirtschaftlichen Attraktivität des Abbaus, um daraus Abschätzungen über die Realisierungsnähe zu gewinnen.

Kap. 4 ist den volkswirtschaftlichen Effekten für Deutschland gewid-met. Es beleuchtet auch die Frage der Rohstoffsicherheit. Ferner wird der regulatorische Rahmen dargestellt und es wird untersucht, ob und in welcher Höhe Förderabgaben erzielbar sind.

Die Umsetzung des Pilot-Mining-Tests ist der nächste und letzte Schritt für den Abschluss der Exploration in den deutschen Lizenzge-bieten der polymetallischen Knollen (Clarion-Clipperton-Zone). Kap. 5 schätzt den erforderlichen finanziellen Aufwand ab und beschreibt Möglichkeiten zur Umsetzung des Tests.

Tiefseebergbau wird nur dann politisch umsetzbar sein, wenn er in ausreichendem Maße umweltverträglich ist. Dieser Prämisse folgend wird insbesondere in Kap. 5 aufgezeigt, wo im Rahmen eines Pilot-Mining-Tests weitere Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit not-wendig sind, um die Machbarkeit des Tiefseebergbaus auch unter diesem Gesichtspunkt nachweisen zu können.

Kap. 6 geht der Frage der Umsetzung des Tiefseebergbaus als Ganzes nach. Dazu wird zunächst das Verhalten anderer Lizenznehmer auf-gezeigt, mit dem Ziel, deren Nähe zur Realisierung eines Abbaus ein-zuschätzen. Es werden Handlungsstrategien für Deutschland - insbe-sondere für die Bundesregierung - abgleitet, die die Wahrung und den Ausbau der bereits erarbeiteten Chancen im Tiefseebergbau zum Ziel haben.

Um eine Vereinheitlichung der Schreibweise mit den Quellen aus eng-lischen Sprachraum erreichen zu können, wird im gesamten Doku-ment die amerikanische Schreibweise für Dezimalzahlen (Punkt statt Komma) verwendet.

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3 Betriebswirtschaftliche Analyse

Dieser Abschnitt untersucht die betriebswirtschaftliche Profitabilität eines kommerziellen Abbaus polymetallischer Knollen im deutschen Lizenzgebiet in der Clarion-Clipperton-Zone (Hinweis: in den folgen-den Abschnitten wird neben der Bezeichnung „polymetallische Knollen“ auch die Bezeichnung „Manganknollen“ verwendet). Aus-gehend vom aktuellen Kenntnisstand bezüglich zukünftiger Erlöse und Kosten wird eine Rentabilitätsbewertung aus Investorenperspektive mithilfe des Discounted Cash Flow (DCF) Ansatzes vorgenommen. Angesichts der unvermeidbaren Unsicherheit im Hinblick auf die zu-künftige Metallpreisentwicklung wird dabei zwischen verschiedenen Preisszenarien unterschieden. Ein Szenario rechnet mit auf Grundlage eines ökonometrischen Prognosemodells projizierten Preisen: In die-sem Fall wird von kontinuierlich steigenden Metallpreisen ausgegan-gen. In den übrigen Szenarien werden jeweils Durchschnittspreise aus jüngsten Zeiträumen von verschiedener Länge angesetzt. Es zeigt sich, dass die zukünftige Entwicklung der Metallpreise eine ent-scheidende Rolle für die Frage der betriebswirtschaftlichen Rentabili-tät spielt. Im Projektionsszenario ist das Vorhaben als eindeutig ren-tabel einzustufen, bei Zugrundelegung der gegenwärtigen Preisni-veaus jedoch nicht. Diese Resultate sind weitgehend unabhängig von der Wahl des Diskontierungsfaktors in der Cash Flow Analyse.

3.1 Erträge des Tiefseebergbaus

Als Erträge aus dem Tiefseebergbau sind die aus dem Verkauf der geförderten Metalle am Markt zu erzielenden Erlöse zu erfassen. Zu deren Bestimmung werden einerseits Informationen über zu realisie-rende Mengen aus Förderung und Verhüttung, zum anderen Erwar-tungen über zukünftige Preisentwicklungen benötigt. Da im Hinblick auf die Rohstoffmengen zum Studienzeitpunkt lediglich konkrete In-formationen für das deutsche Lizenzgebiet der Manganknollen vorla-gen, beschränken wir uns in unserer Rentabilitätsrechnung im Fol-genden auf den Manganknollenabbau.

3.1.1 Mengenmäßige Potentiale

Die Rohstoffvorkommen der Tiefsee nehmen verschiedene Formen an, die sich sowohl im Hinblick auf Lage und Erscheinungsbild, als auch auf ihre metallurgische Struktur deutlich voneinander unter-scheiden. Tabelle 3-1 listet die vier bekannten Arten an Vorkommen mit ihren zentralen Eigenschaften auf. Die hinsichtlich ihres Rohstoff-gehalts interessantesten Arten sind die Manganknollen sowie die hyd-rothermalen Sulfiderze (auch als Massivsulfide bezeichnet). Beide enthalten potentiell eine Menge industriell verwertbarer Buntmetalle. Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Zugänglichkeit. Einerseits befinden sich die Manganknollenvorkommen in deutlich größeren Wassertiefen als die Massivsulfide, was grundsätzlich erst einmal grö-ßere Herausforderungen mit sich bringt. Andererseits ist der Abbau-

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prozess im Falle der Massivsulfide notwendigerweise deutlich komple-xer: Die Metallschichten müssen aus dem Massivgestein erst heraus-geschlagen werden. Die Manganknollen sind dagegen größtenteils locker im Sediment verteilt, der Abbauvorgang hat hier also lediglich den Charakter eines Einsammelns.

Tabelle 3-1: Arten von Metallvorkommen in der Tiefsee

Typ Beschreibung Umfang Wachstum Optimale Umwelt

Rohstoffe Wichtigste Lagerstätten

Hydro-thermale Sulfiderze (Massiv-sulfide)

Konzentrierte Vorkommen sulfidischer Minerale

(>50-60%) entstanden

durch hydrothermale Aktivität am Meeresboden

Bis zu mehrere km2;

bis zu mehrere

Zehner Meter dick

Akkumulie-ren sich über

hunderte bis zu zehn-

tausende von Jahren

Junge ozeanische Kruste, z.B. Spreizungs- rücken und

Intraplatten- Vulkane

oder Inselbogen- Regionen;

Hydro-thermalische Quellen die

Hoch-temperatur-

lösungen ausstoßen

Pb, Zn, Cu +/-

Au, Ag

Rotes Meer, Manus Basin

und Mittel-

ozeanische Rücken

Poly-metallische

Knollen (Mangan-knollen)

Konkretionen von lagigen Eisen- und

Manganoxiden mit

assoziierten Wertmetallen

aus der Wassersäule

oder dem Sediment

Knollen: typischerweise

5-10 cm; Deposits:

bis zu Hunderten von km2;

<0,5 m dick

Einige mm bis cm

pro Millionen Jahre

Tiefsee-Becken,

Wassertiefe 4000–6000 m, Flachhang mit

geringer Sedimentie-

rung

Mn, Ni, Cu, Co +/-

Mo, Zn, Zr, Li, Pt, Ti, Ge, Y,

REEs

Clarion-Clipperton-

Zone, auch

Peru Basin und

Zentraler Indischer

Ozean

Ferro- Mangan-krusten

Lagige Mangan- und

Eisenoxide mit assoziierten

Wertmetallen aus der

ozeanischen Wassersäule auf hartem Substrat-

gestein von unter-

meerischen Bergen und

Rücken

Bis zu mehrere km2; <0,3 m dick

1-6 mm Wachstum

pro Millionen Jahre

Umfangreicher Bestand an Substrat-gestein,

Wassertiefe 800–2500 m

Mn, Co, Ni, Cu, Te, Mo,

Zr, Ti, Bi, Ni, Pt, W, REEs

Zentraler äquatorialer

Pazifik, äquatorialer

Indischer Ozean und

Zentraler Atlantik

Phosphorite Sedimentäres Gestein mit Kalcium-phosphat von meist biogenem

Ursprung in Regionen hoher Bio-

produktivität

Bis zu Hunderte von

km2; typischerweise <0,5 m dick

Akku-mulieren sich über hunderte, tausende

oder Millionen von

Jahren

Geringer Sauerstoff,

geringe Sedi-mentierung, Flachhang, Nähe zu

nährstoff-reichen

Aufwärts-strömungen

Apatit, ein Kalzium-

phosphat Mineral

Auftriebs-gebiete, Seeberge

und Inselregionen

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Im Bereich der Manganknollen verfügt die Bundesrepublik Deutsch-land seit 2006 über ein Lizenzgebiet im Pazifischen Ozean, einem 75000 km2 großen Areal in der Clarion-Clipperton-Zone (zwischen Hawaii und Mexiko). In Tabelle 3-2 findet sich eine Aufschlüsselung des durchschnittlichen Metallgehalts dieser Knollen auf Grundlage von Erkenntnissen aus der jüngsten Erkundungsfahrt der BGR (Stichpro-bengröße: 619 Knollen). Mangan macht als Namensgeber erwar-tungsgemäß den mit Abstand größten Anteil aus. Daneben finden sich aber auch einige weitere werthaltige und an Land nur begrenzt ver-fügbare Metalle wie Nickel, Kupfer und Kobalt mit nennenswerten Mengenanteilen. Insgesamt wird deutlich, dass die Zusammenset-zung der Manganknollen sehr heterogen ausfällt. Die enthaltenen Metalle stünden prinzipiell für eine große Bandbreite an industriellen Anwendungen zur Verfügung (siehe Anlage 2). Die in der Tabelle 3-2 genannten Gesamtmengen in den deutschen Lizenzgebieten wurden durch die BGR 2015 auf der Grundlage aktueller Erkundungen ermit-telt.

Im Bereich der Massivsulfide verfügt Deutschland erst seit 2014 über ein Lizenzgebiet. Es liegt an der „Rodriguez Triple Junction“ im Indi-schen Ozean südöstlich von Madagaskar. Eine Erkundungsmission der BGR Ende 2015 hat erste Erkenntnisse über den Metallgehalt der ört-lichen Sulfidablagerungen geliefert. Danach sind dort wertvolle Metal-le wie Kupfer, Zink und Gold anzutreffen. Genauere Informationen über die Konzentration einzelner Metalle liegen zurzeit aber noch nicht vor. In Tabelle 3-3 sind alternativ als allgemeine Orientierung geschätzte Durchschnittswerte zur Metallzusammensetzung bei Vor-kommen weltweit aus einer Arbeit von Petersen (2013) dargestellt.

Tabelle 3-2: Rohstoffpotentiale im deutschen Lizenzgebiet in der Clarion-Clipperton-Zone

Gesamtmenge im deutschen

Lizenzgebiet

Gesicherte Landreserven

Land-ressourcen

Prozentual BGR USGS USGS

Metall [Gew. %] Mio. t Mio. t Mio. t

Mangan 31.50 195.365 620 ?

Nickel 1.40 8.744 79 130

Kupfer 1.18 7.318 720 2100

Titan 0.26 1.588 Ilmenit: 740 Rutil: 54 > 2000

Kobalt 0.18 1.085 7 25

Zink 0.16 0.962 78 ?

Seltene Erdmetalle 0.069 0.428 130 ?

Vanadium 0.063 0.391 14 41

Molybdän 0.062 0.385 11 14

Quellen: BGR, mündliche Mitteilung (2016); USGS (2016); HWWI (2016). Berechnung:75.000 km2 in der Clari-on-Clipperton-Zone

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Tabelle 3-3: Durchschnittliche Metallkonzentrationen in weltweit verbrei-teten Massivsulfiden an mittelozeanischen Rücken

Konzentration Gesicherte Landreserven

Element [Gew. %] Mio. T

Eisen 26.9 85000

Schwefel 34.8 ~ 605000

Kupfer 4.9 720

Zink 7.7 230

Blei 0.2 87

[g/t] Gold 1.2 0.055

Silber 89 0.530

Quellen: Petersen (2013); USGS (2016)

Für die Rentabilitätsrechnung ist zu bestimmen, welche der in den Manganknollen enthaltenen Metalle im Rahmen des Verhüttungspro-zesses überhaupt unter angemessenen Aufwand extrahiert werden können.

Da Voraussagen über die technologische Entwicklung in diesem Be-reich schwierig sind, wird für dieses Gutachten - wie schon in der Be-stimmung der Kostenseite - von dem zurzeit am stärksten erprobten Verfahren, demes High-Pressure/High-Temperature Leaching ausge-gangen, siehe auch Kapitel 3.2.1, Seite 19 ff.

Zwar existiert in der Konzeption eine Vielzahl an Alternativverfahren, Einschätzungen zu deren Kostenstruktur wären aus heutiger Sicht jedoch rein spekulativ.

Demnach kann der Mangananteil zurzeit im industriellen Maßstab nicht extrahiert werden. Es verbleiben Kupfer, Kobalt und Nickel als gewinnbare Metalle, wobei jeweils Recovery Rates von deutlich über 80 % realisiert werden können. Um hieraus die Absatzmengen pro Jahr bestimmen zu können, muss zunächst ermittelt werden, wieviel Tonnen eines einzelnen Metalls jährlich über den Abbau der Man-ganknollen im deutschen Lizenzgebiet gefördert werden. Für diese betriebswirtschaftliche Analyse wird von einer jährlichen Fördermenge von 3 Millionen Tonnen1 Manganknollen (Trockenmaterial) ausgegan-gen.

1 Bei dieser Förderrate ergibt sich ein wirtschaftlich angemessenes Verhältnis aus fixen Kosten,

sprungfixen Kosten und mengenabhängigen Kosten sowohl bei den Investitions- wie auch bei den Betriebskosten. Die gewinnbare Rohstoffmenge bleibt klein genug, um ohne Marktverwer-fungen absetzbar zu sein. Auch stellt diese Menge zum gegenwärtigen Stand der technischen Entwicklung – bezogen auf ein Abbauschiff – die technisch machbare Größenordnung dar.

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Tabelle 3-4: Verfahren zur Manganknollenverarbeitung mit entsprechenden Extraktionsanteilen

Quelle: Cardno (2016)

Aus den in Tabelle 3-2 dargestellten Mengenanteilen für das High Pressure / High Temperature Leaching lassen sich die geschätzten Mengen der einzelnen Metalle ableiten. Eine Anwendung der ent-sprechenden Recovery Rates auf diese Werte führt zu folgender Aufschlüsselung der jährlichen Absatzmengen:

Tabelle 3-5: Erwartete jährliche Absatzmengen nach Metall

Metall Absatzmenge (Tonnen)

Kobalt 4,590

Kupfer 33,345

Mangan 0

Nickel 39,900

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3.1.2 Preise

Abbildung 3-1 stellt zunächst die historische Preisentwicklung der drei nach dem HPHTL-Verfahren extrahierbaren Metalle dar. Seit Mitte der 1970er Jahre ist die Volatilität insbesondere des Kobaltpreises deut-lich gestiegen. Temporäre Ausschläge nach oben übertreffen dabei den langfristigen Durchschnitt teilweise um ein Vielfaches. In jüngster Zeit sind starke Preisspitzen vor allem um die Jahre 2007/08 aufge-treten. Seit 2009 sind die Preise aller drei Metalle jedoch fast kontinu-ierlich gesunken. Für eine sinnvolle Fortschreibung der Preiszeitreihen in die Zukunft sind zunächst die hinter diesen Entwicklungen liegen-den Einflussfaktoren zu identifizieren.

Abbildung 3-1: Historische Entwicklung der Monatsdurchschnittspreise

Metallpreise unterliegen einer Vielzahl an Einflussfaktoren. Einige da-von wirken temporär, wie etwa Spekulationsblasen, Naturkatastro-phen/Kriege und Arbeitskämpfe im Bergbau. Andere wiederum sind eher persistenter Natur und spiegeln längerfristige Entwicklungs-trends wider.

Dazu gehören etwa der wirtschaftliche Aufholprozess der Schwellen-länder sowie technologische Veränderungen in Abbau und Verwen-dung der Metalle. Eine Analyse zukünftiger Preisentwicklungen muss zwischen diesen beiden Gruppen von Effekten sorgfältig unterschei-den. Denn bei der ersten Gruppe sind Zeitpunkt des Auftretens und Wirkungsdauer bedingt durch ihre chaotische Natur kaum zu prog-nostizieren. Bei der zweiten Gruppe können dagegen oft gewisse zu-künftige Entwicklungstendenzen aus den Vergangenheitsdaten abge-leitet werden.

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01.01.1950 01.05.1958 01.09.1966 01.01.1975 01.05.1983 01.09.1991 01.01.2000 01.05.2008

Nickel Kobalt Kupfer

Quellen: BGR (2013); LME (2016); HWWI (2016).

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Auf diese Weise kann ein Zusammenhang zwischen Preis und Ein-flussfaktoren geschätzt werden, der es erlaubt, erwartete Verände-rungen in diesen Einflussfaktoren für die Projektion von Metallpreisen in die Zukunft einzusetzen. Dazu muss die Preiszeitreihe aber zu-nächst um den Einfluss der temporären Störfaktoren bereinigt wer-den.

Abbildung 3-2 identifiziert die wahrscheinlichen Sondereinflüsse in den Preisverläufen der Tiefseemetalle Kobalt, Kupfer und Nickel. Die entsprechenden Zeitreihen liegen dann auch der nachfolgenden Ren-tabilitätsrechnung zugrunde.

Abbildung 3-2: Historische Sondereinflüsse auf die Metallpreise (hier: Kobalt und Nickel)

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Abbildung 3-2: Historische Sondereinflüsse auf die Metallpreise (hier: Kupfer)

Letztendlich handelt es sich bei allen quantitativen Preisprognosen um modellgestützte Fortschreibungen von Vergangenheitsdaten. Die in der Modellstruktur enthaltenen Annahmen haben nicht unwesentli-chen Einfluss auf das Projektionsergebnis. Dabei besteht im Model-laufbau grundsätzlich ein Zielkonflikt zwischen Detailgenauigkeit und Transparenz. Theoretisch ließen sich beliebig komplexe Modelle kon-struieren, um die in der Realität herrschenden Zusammenhänge zwi-schen Metallpreisen und ihren Einflussfaktoren detailgetreu abzubil-den. Mit wachsender Komplexität geht aber immer auch ein Transpa-renzverlust einher, weil Struktur und Wirkungsweisen zunehmend undurchschaubar werden. Zudem steigen mit wachsender Variablen-anzahl auch die Datenanforderungen, speziell was die Fortschreibung von Einflussfaktoren anbelangt. Es wird vor diesem Hintergrund für die Analyse ein eher einfacher, aber im Hinblick auf die unterstellten Zusammenhänge durchaus realistischer Ansatz gewählt.

Preisprojektionen

Quantitative Modelle für die Prognose von Metallpreisen lassen sich grundsätzlich zwei Kategorien zuordnen: Univariante Zeitreihenmo-delle und ökonomische Fundamentalmodelle. Während bei Modellen der ersten Kategorie Zukunftsprojektionen auf Grundlage von rein technischen Fortschreibungen von Mustern erfolgen, versuchen Mo-delle der zweiten Kategorie die Projektionen explizit aus beobachteten Langfristzusammenhängen zwischen Preisen und anderen Größen herzuleiten. Da für die vorliegende Aufgabe längerfristige Preisprojek-tionen unumgänglich sind, wird ein Fundamentalansatz gwählt. Dies ermöglicht es auch, unsere Preisprojektionen auf transparente An-nahmen zur Entwicklung möglicher Einflussfaktoren fußen zu lassen. Es handelt sich also um szenario-gestützte Projektionen.

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Konkret wird für die drei analysierten Metalle (Kobalt, Kupfer, Nickel) jeweils ein ökonometrisches Mehrgleichungsmodell verwendet, des-sen grundlegende Struktur aus Smithson et al. (1991) übernommen wurde. Die Modelle für Kupfer und Nickel setzen sich jeweils aus drei Gleichungen zusammen. Abhängige Variablen sind der (nominale) Börsenpreis, die weltweite Fördermenge sowie der weltweite Ver-brauch. Da im Falle Kobalts keine längerfristigen Zeitreihen für den Verbrauch zur Verfügung stehen, beschränkt sich das Modell hier auf die Erklärung von Preis und Förderung. Als erklärende Größen werden neben den Preisen von Substituten/Komplementen und Lagerbe-standsveränderungen auch Merkmale zur Abbildung des gesamtwirt-schaftlichen Rahmens wie dem globalen BIP und der Zinsentwicklung berücksichtigt. Eine Interaktion zwischen den Gleichungen entsteht aus der Tatsache, dass Förderung und Verbrauch jeweils direkt oder indirekt als Bestimmungsgrößen in die Schätzung der Preisentwick-lung einfließen. Auf diese Weise wird die Marktinteraktion zwischen Angebot und Nachfrage im Modell nachgebildet. Die Beobachtungen repräsentieren jeweils einzelne Jahre, im Falle der auf Monatsebene vorhandenen Preisvariablen wurden einfache Jahresdurchschnitte angesetzt.

Abbildung 3-3: Grundstruktur des Prognosemodells

Abbildung 3-3 stellt die Grundstruktur des Modells schematisch dar. In der praktischen Schätzung variiert diese Struktur geringfügig zwischen den untersuchten Metallen Kobalt, Kupfer und Nickel.

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So sind für Kobalt wie bereits erwähnt keine längeren Zeitreihen zum weltweiten Verbrauch verfügbar, weshalb sich das Modell in diesem Fall auf die Erklärung von Preis und Fördervolumen beschränkt. In den Anlagen 1.1 bis 1.3 sind verwendete Variablen, Modellgleichun-gen und Regressionsergebnisse im Detail aufgelistet.

Im Falle von Kupfer und Nickel erweisen sich die im Modell postulier-ten Zusammenhänge als statistisch größtenteils signifikant, zudem fallen die Bestimmtheitsmaße relativ hoch aus. Die angepassten Mo-delle werden daher als geeignet für unser Prognoseverfahren bewer-tet. Für Kobalt trifft dies jedoch nicht zu. Augenscheinlich hat der Ko-baltpreis in der Vergangenheit die Erzeugungs- und Verbrauchsent-wicklungen nur unzureichend widergespiegelt, was mit der ver-gleichsweise starken Angebotskonzentration und damit zusammen-hängenden Störeinflüssen zu tun haben dürfte. Eine Projektion auf dieser Grundlage erscheint damit für Kobalt nicht geeignet. Da rein univariante Autokorrelationsmodelle in diesem Fall ebenfalls keine signifikanten Zusammenhänge erkennen lassen, greifen wir im Fol-genden für dieses Metall allein auf vergangene Preise zurück.

Die im Rahmen der Regressionsanalyse ermittelten ex-post Zusam-menhänge wurden anschließend in die Zukunft projiziert. Dazu wur-den Annahmen über die Entwicklungspfade der exogenen Einflussfak-toren getroffen. Da auch diese Entwicklungspfade selbstverständlich prognostischen Unsicherheiten unterliegen, wurde analog zur Kosten-betrachtung ein stochastisches Vorgehen gewählt. Das heißt, prozen-tuale Veränderungen im Wert der Einflussfaktoren im Zeitverlauf werden als normalverteilte Zufallsvariablen interpretiert. Erwartungs-werte für diese Zufallsvariablen wurden auf Grundlage von Durch-schnittswerten aus der Vergangenheit spezifiziert, die Streuung wie-derum wurde aus Annahmen über sinnvolle Ober- und Untergrenzen abgeleitet. Entscheidende Voraussetzung für die Validität dieses An-satzes ist es, dass die festgestellten Zusammenhänge auch für die Märkte der Zukunft noch Geltung besitzen.

Ergebnisse Preisprojektionen

Im Folgenden präsentieren wir die Ergebnisse der Preisprojektionen, wie sie sich aus Anwendung der Erwartungswerte bei den berücksich-tigten Einflussfaktoren ergeben. Lediglich bei dem allgemein wichtigs-ten Einflussfaktor Weltproduktion (repräsentiert durch das weltweite BIP) unterscheiden wir zwischen verschiedenen Raten an jährlichem Wachstum, um die Sensitivität der Ergebnisse gegenüber den diesbe-züglichen Annahmen zu dokumentieren.

Der Preis von Kobalt wird hier nicht aufgeführt, da wie oben erwähnt der getestete Modellzusammenhang für dieses Metall zu schwach ausfällt.

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Abbildung 3-4: Ergebnisse Preisprojektionen

Innerhalb eines (historisch betrachtet realistischen) Korridors von 2 % bis 4 % jährlichem BIP Wachstums werden für beide Metalle langfristig steigende Preise prognostiziert. Das ergibt sich letztlich aus der für beide Metalle beobachteten positiven Korrelation zwischen Börsenpreis und weltwirtschaftlicher Entwicklung in der Vergangen-heit. Die Annahme eines stärkeren BIP Wachstums führt dementspre-chend auch zu steileren Preisanstiegen in der Projektion. In der nach-folgenden Rentabilitätsrechnung wird das BIP Wachstum wie die übri-gen Parameter auch der oben beschriebenen Monte Carlo Ziehung unterzogen, wobei als Erwartungswert der Verteilung das historische Durchschnittswachstum der letzten 30 Jahre angesetzt wurde. So kann der inhärenten Unsicherheit auch im Hinblick auf diesen Para-meter Rechnung getragen werden.

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2 % Wachstum BIP 3 % Wachstum BIP 4 % Wachstum BIP

Projektionen: Nominaler KupferpreisUS$/T

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3.2 Kosten des Tiefseebergbaus

3.2.1 Technologien des Abbaus und der Verhüttung von polymetallischen Knollen aus der Tiefsee (CCZ)

Seit den 70er Jahren sind eine Reihe unterschiedlicher Konzepte für den Abbau von polymetallischen Knollen entwickelt und in einigen Fällen auch in Versuchsanstalten oder auf See erprobt worden. Diese Konzepte werden wie folgt eingeteilt, siehe auch ISA, NIOT (2008):

Hydraulisches Abbausystem (Hydraulic Mining System)

Die Knollen werden mit einem auf dem Meeresboden geschleppten oder einem aktiv fortschreitenden Kollektor aufgenommen und über einen rohrförmigen Förderstrang zur schwimmenden Basis (z.B. in Form einen speziell ausgerüsteten Basisschiffes) gefördert.

Für den vertikalen Transport der Knollen im Förderstrang werden ein System von Kreiselpumpen oder ein Airlift- System bzw. eine Kombination von Pumpen- und Airlift-System eingesetzt.

Kontinuierliches Eimerketten-Abbausystem (Continuous Line Bucket Mining System)

Die Knollen werden mit einem von einem oder zwei Schiffen aus betriebenem Eimerkettensystem vom Meeresboden aufgenommen und zur Oberfläche gefördert.

Modulares oder Pendel-Abbausystem (Modular or Shuttle Mining System)

Die Knollen werden von einem autonomen Unterwasser-fahrzeug mit Kollektorsystem aufgenommen, das anschließend mit Hilfe eines aktivierten Auftriebsüberschusses zur Meeres-oberfläche aufsteigt, an der schwimmenden Basis andockt, entleert wird und anschließend für den nächsten Zyklus wieder zum Meeresboden taucht.

Heute wird in Hinblick auf einen industriellen großmaßstäblichen Einsatz fast ausschließlich das Konzept des Hydraulischen Abbau-systems angewendet.

Das Kontinuierliche Eimerketten-Abbausystem und das Modulare oder Pendel-Abbausystem weisen einige systeminhärente technische Probleme auf, die neben den grundsätzlichen Fragen eines zuverlässi-gen Einsatzes vor allem auch auf den Eingriff in die marine Umwelt (Eimerketten-System) und die Kosten (Modulares System) betreffen. Das Eimerketten-System wird seit vielen Jahren nicht mehr betrachtet, das Modulare System nur noch sehr vereinzelt verfolgt.

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Im Rahmen dieser Studie wird deshalb als Referenz ein auf dem Hydraulischen Abbausystem beruhendes Konzept gewählt, das aus den folgenden Komponenten aufgebaut ist, siehe auch Abbildung 3-5:

1. Basisschiff (Mining Vessel) Propulsion mit Eigenschaft eines Systems zur

dynamischen Positionierung, z.B. in Form von Azimuth Propellern

Moonpool, über den der Förderstrang angekoppelt ist

System zur Kompensation der Tauchbewegungen des Schiffes am Kopf des Förderstrangs

Rack für die Rohrsektionen (Risersektionen) des Förderstrangs

Kran- und weitere Handling-Systeme für die Montage und das Absenken bzw. Einholen des Förderstrangs

Garage und Handling-Systeme für das Aussetzen und Einholen der Kollektoren

Anlagen für die Abtrennung des Knollenmaterials aus dem Zweiphasen- bzw. Dreiphasen-Transportgemisch

Anlagen zum Abtrennung der verbleibenden Feststoffe/ Sedimente aus dem Transportwasser

Anlagen für die Entwässerung und ggf. weiteren Behandlung des Knollenmaterials

Laderaum zur Zwischenlagerung des Knollenmaterials

Spezialtrossen (Hawser), Winden, Umlenkungen, Katapulte und weitere Ausrüstungen zum temporären Ankoppeln des Bulk-Carriers am Basisschiff

Rohrleitungen, schwimmendes Schlauchsystem, Ankoppelkonstruktionen und Pumpen für den Transfer (Transshipment) des Knollenmaterials zum Transportschiff (Bulk Carrier)

2. Förderstrang Risersektionen mit flexiblen oder starren Kopplungen,

mit/ohne Auftriebselementen

Pumpensysteme (Kreiselpumpen für das Zweiphasen-Gemisch Seewasser/Knollenmaterial) in mehreren Stationen im Förderstrang integriert, oder Airlift-System mit Einbringung von Luft in den Riser auf zwei oder drei Tiefenlagen des Förderstrangs (Dreiphasen-Gemisch Seewasser/Knollenmaterial/Luft)

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Buffer (Zwischenspeicher), am unteren Ende des Risers angeordnet, zum Ausgleich der Schwankungen beim Abbau der Knollen durch die Kollektoren und damit zur Generierung einer weitgehend kontinuierlichen Einspeiserate in den Riser

Flexibles Schlauchsystem zwischen Buffer und Kollektoren, mit dessen Hilfe die Bewegungen und Momentanlagen des Förderstrangs und der Kollektoren weitgehend entkoppelt werden

Kabel zur Energie- und Datenübertragung, integriert in die Risersektionen und das flexible Schlauchsystem

Sensorik, Mess- und Kontroll-Systeme

3. Kollektor

Raupenfahrwerk mit Antrieb und Einhausung des Kollektors; geeignete Dimensionierung der Raupen und Anordnung der Laufräder zur Sicherstellung einer geringen Eindringtiefe in das Sediment

Knollenaufnahmesystem, Brechwerk, Pumpen, Abtrennung Sediment

Sensorik und Navigation, Meß- und Kontroll-Systeme

4. Austragungssystem für das Prozeßwasser Ankoppelung an den Förderstrang

Risersektionen mit flexiblen oder starren Kopplungen

Pumpensystem für die Rückführung des gereinigten Prozeßwassers auf ein Niveau, das der Abbautiefe entspricht

Kabel zur Energie- und Datenübertragung, integriert in die Risersektionen

Sensorik, Mess- und Kontroll-Systeme

5. Bulk-Carrier zum Transport der Knollen vom Abbaugebiet zum Basishafen

Anzahl der eingesetzten Carrier, Ladungskapazität und Geschwindigkeit (Eco) entsprechend des Logistik-Konzeptes

Ausrüstung für das Ankoppeln an das Basisschiff und die Offshore-Beladung (Transshipment)

In diesem Konzept zum Abbau von polymetallischen Knollen ist der aktuelle Stand der Technik abgebildet, auch unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkenntnisse aus den laufenden EU-Forschungs-vorhaben Blue Mining und Blue Nodules.

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Abbildung 3-5: Referenzsystem zum Abbau von polymetallischen Knollen bestehend aus Basisschiff, Förderstrang, Kollektoren, Austragungssystem für Prozesswasser, Bulk-Carrier und Beladungssystem (Transshipment)

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Die weiteren Elemente des Gesamtsystems einschließlich der Verhüttung/Metallurgie sind:

6. Hafenanlagen (Basishafen) Umschlag- und Lagertechnik Gebäude, Flächen und Infrastruktur

7. Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie Anlagen zur Aufbereitung des Knollenmaterials Anlagen zur metallurgischen Extraktion der Metalle Entsorgung Reststoffe Gebäude Umschlagtechnik Flächen und Infrastruktur

Für den metallurgischen Prozess der Extraktion von Metallen aus dem Material von polymetallischen Knollen sind vor allem die folgenden Verfahren Gegenstand der Forschung und Entwicklung:

I. Reduzierender Röstprozess mit anschließender Ammoniak Laugung (Caron Prozess) Reduction Roast / Ammonia Leaching

II. Hochdruck- und Hochtemperatur-Laugung mit Schwefelsäure High Pressure / High Temperature Leaching using Sulphuric Acid

III. Drucklaugung mit Ammoniumcarbonatlösung (Cuprion Prozess) Cuprion Ammonia Leaching

IV. Verhüttung (Einschmelzung) mit anschließender Schwefelsäurelaugung Smelting / Sulphuric Acid Leaching

V. Selektive Reduktion mit anschließender Laugung durch Salzsäure Reduction and Hydrochloric Acid Leaching

VI. INCO Prozess

siehe Cardno (2016); Randhawa, Hait (2016); Friedmann, Pophanken, Friedrich (2015); Friedrich, Friedmann (2015); ISA (2013); Pophanken, Friedmann, Friedrich (2013); Friedrich, Pophanken (2013); United Nations (1986).

Die Verfahren I bis V sind in Tabelle 3-4 dargestellt und bewertet, siehe Seite 8.

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Die Verfahren I bis III und VI umfassen eine Extraktion von Kupfer, Kobalt und Nickel, die Verfahren IV und V zusätzlich eine Extraktion von Mangan. Auch bei Anwendung der Verfahren I und VI ist eine Extraktion von Mangan aus der Schlacke durch den Einsatz eines weiteren Prozess-Schrittes möglich.

Die Verfahren unterscheiden sich weiterhin in den heute für die einzelnen Metalle erreichbaren Extraktionsraten, dem Energiebedarf, die Konzentration der eingesetzten Säuren und Laugen (Korrosion) sowie den Investitions- und Betriebskosten.

Der INCO Prozess ist der metallurgischen Primäroute der Nickel-gewinnung sehr ähnlich. Somit sind die Prozessschritte des INCO Prozesses in anderen metallurgischen Industriezweigen bereits weitestgehend bekannt.

Im Vergleich zu anderen Prozessen ergeben sich Vorteile, wie ein ge-ringerer Säure- und Wasserverbrauch, geringere Abwassermengen, weniger Laugungsrückstände und Fällungsprodukte sowie eine erleichterte Wertmetallgewinnung.

Weiterhin sind beim INCO Prozess Ansatzpunkte zu erkennen, an denen Technologiemetalle aufkonzentriert und somit als (Zwischen-) Produkt aus dem Prozess entnommen werden könnten. Molybdän und Vanadium könnten zudem zusätzlich aus der Schlacke gewonnen werden, siehe Pophanken, Friedmann, Friedrich (2013).

Auch beim INCO Prozess ist eine Mangan- oder Ferromangangewin-nung aus der Schlacke möglich, allerdings ist dieser Schritt mit Extrakosten verbunden.

Durch die erforderliche Trocknung der polymetallischen Knollen ist der Energieeinsatz beim pyrometallurgischen INCO Prozess zwar höher als bei rein hydrometallurgisch arbeitenden Prozessen, allerdings sind dort deutlich größere Laugenvolumina zu erwärmen.

In Hinblick auf die Verhüttung von polymetallischen Knollen befinden sich sämtliche pyrometallurgischen und hydrometallurgischen Verfahren auf dem Entwicklungsstand von Versuchen im Labor-maßstab bzw. im Pilotmaßstab.

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3.2.2 Investitions- und Betriebskosten für polymetallische Knollen

Als Grundlage für die Ermittlung der Investitions- und Betriebskosten wird das oben beschriebene Gesamtsystem für die folgenden Einsatzbedingungen ausgelegt:

Abbau von polymetallischen Knollen im Lizenzgebiet der BGR in der Clarion-Clipperton-Zone

Mittlere Wassertiefe: 5000 m

Mittlere Belegungsdichte Nassgewicht (untere Grenze): 16.5 kg/m2

Förderrate: 3.0 Mio. Tonnen pro Jahr (Trockenmaterial)

Betriebsstunden Förderung: 7200 Std. = 300 Tage pro Jahr entspricht Verfügbarkeit: 82 %

Standort Basishafen: Lazaro Cardenas, Mexiko

Mittlere Entfernung vom Abbaugebiet zum Basishafen: 1000 sm

Standort Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie: Mexiko

Aus diesen Anforderungen werden die folgenden Hauptdaten abgeleitet:

Basisschiff: Länge ü.a.: 270.0 m Breite: 40.0 m Seitenhöhe: 19.5 m Tiefgang (beim Abbau): 12.5 m Verdrängung: 125000 t Ladekapazität Knollenmaterial: 55000 t Leistung: 15000 kW Besatzung gesamt: max. 59 -

Bulk-Carrier: Anzahl: 2 - Klasse: Supramax Länge ü.a.: 190.0 m Breite: 32.0 m Tiefgang (beim Abbau): 12.5 m Geschwindigkeit aus Logistik: 12.0 kn Ladekapazität Knollenmaterial: 50000 t Anzahl Fahrten pro Jahr: 2 x 34 Fahrten/a

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Förderstrang: Mittlere Dichte des

Zweiphasen-Gemisches Seewasser/Knollenmaterial: 1150 – 1300 kg/m3

Einsatz Pumpensystem: Mittlere Geschwindigkeit des

Zweiphasen-Gemisches: 4.0 – 4.5 m/sec Anzahl Pumpenstationen: 4 – 8 - Nennweite Risersektionen

einschließlich Liner: 13 - 15 Zoll Einsatz Airlift-System: Anzahl Einspeisepunkte: 2 – 4 - Nennweite Risersektionen: 13 - 28 Zoll

Kollektoren: Anzahl: 2 - Breite

Knollenaufnahmesystem: 10 m Mittlere Geschwindigkeit

des Kollektors: 0.5 m/sec Aufnahmewirkungsgrad: 0.8 -

Austragungssystem für das Prozeßwasser, mit Pumpensystem: Ankopplung an den Förderstrang Mittlere Geschwindigkeit des

gereinigten Prozesswassers: 1.7 – 2.1 m/sec Anzahl Pumpenstationen: 2 - 3 - Nennweite Risersektionen: 18 - 20 Zoll

Hafenanlagen (Basishafen): Ankauf einer geeigneten Fläche

mit Kai (Wasseranschluss) Flächenbedarf ca. 30000 m2 Kailänge ca. 300 m Befestigung der Flächen und

technische Ausrüstung Gebäude (Büro und Sozialräume) Anlagen für die Entladung

der Bulk-Carrier Förderbänder, Radlader und weitere

Einrichtungen der Umschlag- und Lagertechnik

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Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie:

Eine gezielte Festlegung auf ein Verfahren kann bei dem derzeitigen Forschungs- und Entwicklungsstand der Metallurgie nicht geleistet werden.

Der Ansatz der Investitions- und Betriebskosten der metallurgischen Anlage korrespondiert mit Verfahren, die bereits in anderen Bereichen marktgängig sind, wobei als Beispiel die Hochdruck- und Hochtemperatur-Laugung mit Schwefelsäure (High Pressure / High Temperature Acid Leaching using Sulphuric Acid, HP-HT-AL) gewählt wurde, siehe auch Kap. 3.1.1, Seite 7.

Forschungsschiff zur Umweltüberwachung:

Die Überwachung der marinen Umwelt und die Erfassung/ Bewertung der Auswirkungen der verschiedenen Prozesse sind ein zentraler Bestandteil des industriellen Tiefseeberg-baus. Im Rahmen der Abschätzung der Investitionskosten wird deshalb auch die Beschaffung eines geeigneten Forschungsschiffes einschließlich aller Ausrüstungen für das Umweltmonitoring berücksichtigt.

Aufbauend auf den in der Gutachtergemeinschaft vorhandenen Kenntnissen werden die Investitions- und Betriebskosten wie folgt abgeschätzt:

Stand des Kostenniveaus von 2016

Sämtliche Preisangaben erfolgen in US Dollar (USD), da dies die Leitwährung sowohl in den internationalen Rohstoff-industrien als auch in der Offshore-Technik ist.

Die Kostenschätzungen unterliegen zusätzlichen Unschärfen, da zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie viele Details noch ungeklärt sind. Für die Kosten werden deshalb Bandbreiten mit oberen und unteren Grenzen angegeben (oberer und unterer Ansatz), die in der betriebswirtschaftlichen Analyse entsprechend berücksichtigt werden.

In den Investitionskosten sind jeweils auch die Kosten für Ingenieurleistungen, Systemintegration, Inbetriebnahme und Erprobung enthalten.

In die Kostenschätzung sind auch die Erkenntnisse aus den folgenden Projekten eingeflossen, an denen Ramboll IMS und MH Wirth maßgeblich beteiligt waren bzw. sind:

BLUE MINING – Breakthrough Solutions for the Sustainable Deep Sea Mining Value Chain Fördermittelgeber: Europäische Kommission, Siebtes Rahmenprogramm (RP7) Zeitraum: 2014 – 2017

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Polymetallic Nodule Mining – Economical Study Auftraggeber: DeepGreen Resources Inc. Vancouver Zeitraum: 2014 – 2015

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen eines Konzepts für den Abbau von polymetallischen Knollen aus der Tiefsee Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Zeitraum: 2011 – 2012

Technische Entwicklung und Wirtschaftlichkeitsunter-suchungen eines Konzepts für den Abbau von polymetallischen Knollen aus der Tiefsee Auftraggeber: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Zeitraum: 2009 – 2010

Die Ergebnisse der Schätzung der Investitionskosten sind in Tabelle 3-6 bis Tabelle 3-12 und Abbildung 3-6 bis Abbildung 3-11 zusammengestellt.

In Tabelle 3-13 werden den einzelnen Positionen der Liste der Investitionskosten die relevanten Wirtschaftszweige zugeordnet.

Tabelle 3-14 bis Tabelle 3-17 und Abbildung 3-12 bis Abbildung 3-15 enthalten die Ergebnisse der Schätzung der Betriebskosten.

Tabelle 3-6 enthält eine detaillierte Aufstellung der gesamten Investitionskosten für die Positionen

1. Basisschiff

2. Förderstrang

3. Kollektor

4. Austragungssystem für Prozeßwasser

5. Bulk-Carrier

6. Hafenanlagen

7. Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie

8. Forschungsschiff zur Umweltüberwachung

9. Leistungen des Bauherrn

Die Investitionskosten mit unterer und oberer Grenze wurden jeweils für die folgenden Szenarios ermittelt:

Beschaffung bevorzugt in Deutschland

Beschaffung bevorzugt in Europa

Beschaffung international

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Für die Bulk-Carrier werden zwei mögliche Formen der Beschaffung betrachtet: Neubau bzw. Zweiter Markt (Secondhand) und entspre-chende Umrüstung. Bei einer Beschaffung als Secondhand-Schiff können Kosten in Höhe von 24 bis 26 Mio. USD eingespart werden, das entspricht je nach Szenario 1.5 bis 2.1% der Gesamtinvestitions-kosten. Im Folgenden werden, wenn nicht anders vermerkt, jeweils die Investitionskosten für einen Neubau der Bulk-Carrier angesetzt.

Die Gesamtinvestitionskosten betragen (mit Neubau der Bulk-Carrier):

Beschaffung bevorzugt in Deutschland: 1392 bis 1693 Mio. USD

Beschaffung bevorzugt in Europa: 1377 bis 1683 Mio. USD

Beschaffung international: 1245 bis 1644 Mio. USD

Im Vergleich zu einer Beschaffung in Deutschland sind die Kosten-einsparungen bei einer Beschaffung bevorzugt in Europa bzw. international relativ gering:

Beschaffung bevorzugt in Europa: 0.59 bis 1.08 %

Beschaffung international: 2.89 bis 10.56 %

Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Investitionen insbesondere auf hochwertige, in vielen Fällen auch innovative Tech-nologien erstrecken, bei denen durch eine Beschaffung auf internatio-nalen Märkten im Vergleich zu Deutschland oder Europa keine signifi-kanten Kosteneinsparungen erzielt werden können.

Tabelle 3-7 enthält eine Zusammenfassung der Investitionskosten für die verschiedenen Positionen, um einen besseren Überblick zu geben.

In Abbildung 3-6 ist für das Fördersystem dargestellt, wie sich die Investitionskosten auf die einzelnen Komponenten, d.h.

Basisschiff

Förderstrang

Kollektor

Austragungssystem für das Prozeßwasser

verteilen. Als Beispiel wird der obere Ansatz für eine Beschaffung bevorzugt in Deutschland gewählt. Die Investitionskosten für das Fördersystem betragen in diesem Fall 626 Mio. USD, wobei der Anteil für den Förderstrang 39.1%, das Basisschiff 33.2%, den Kollektor 14.1% und das Austragungssystem 13.6% beträgt.

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Tabelle 3-6-1: Schätzung der Investitionskosten Detaillierte Aufstellung

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 Basisschiff (Förderplattform) 1.0 0.0 172.0 208.0 162.0 198.0 137.0 173.0

1.1 Schiffskörper 1.0 0.0 58.0 65.0 48.0 55.0 30.0 36.0

1.2 Schiffsspezifische Ausrüstung 1.0 0.0 55.0 72.0 55.0 72.0 50.0 68.0

1.3 Abbauspezifische Ausrüstung 1.0 0.0 45.0 55.0 45.0 55.0 45.0 55.0

1.4 Werftkosten 1.0 0.0 14.0 16.0 14.0 16.0 12.0 14.0

2 Förderstrang  1.0 1.0 208.0 245.0 208.0 245.0 189.0 245.0

2.1

Risersektionen mit flexiblen oder starren 

Kopplungen, mit/ohne Auftriebselemente,

bei Airlift‐System zusätzlich Leitungen zur 

Luftversorgung

1.0 1.0 115.0 125.0 115.0 125.0 105.0 125.0

2.2Pumpensystem bzw.

Airlift‐System1.0 1.0 50.0 60.0 50.0 60.0 45.0 60.0

2.3 Buffer (Zwischenspeicher) 1.0 1.0 15.0 18.0 15.0 18.0 14.0 18.0

2.4Flexibles Schlauchsystem zwischen

Buffer und Kollektoren2.0 2.0 20.0 28.0 20.0 28.0 18.0 28.0

2.5

Kabel zur Energie‐ und Datenübertragung, 

integriert in Risersektionen und flexiblem 

Schlauchsystem, 

Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme

1.0 1.0 8.0 14.0 8.0 14.0 7.0 14.0

3 Kollektor 2.0 2.0 72.0 88.0 72.0 88.0 64.0 84.0

3.1Fahrwerk mit Antrieb und 

Einhausung des Kollektors2.0 2.0 16.0 20.0 16.0 20.0 14.0 20.0

3.2Knollenaufnahmesystem,

Brechwerk und Pumpen2.0 2.0 34.0 42.0 34.0 42.0 30.0 38.0

3.3Sensorik und Navigation,

Meß‐ und Kontroll‐Systeme2.0 2.0 22.0 26.0 22.0 26.0 20.0 26.0

4 Austragungssystem für Prozeßwasser 1.0 1.0 69.0 85.0 69.0 85.0 60.0 85.0

4.1Risersektionen mit

flexiblen/starren Kopplungen1.0 1.0 42.0 50.0 42.0 50.0 35.0 50.0

4.2 Pumpen‐System 1.0 1.0 24.0 30.0 24.0 30.0 22.0 30.0

4.3 Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme 1.0 1.0 3.0 5.0 3.0 5.0 3.0 5.0

Schätzung der Investitionskosten [Mio. USD]

Anzahl Beschaffung

bevorzugt

in Deutschland

Beschaffung

bevorzugt

in Europa

Beschaffung

international

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-6-2: Schätzung der Investitionskosten Detaillierte Aufstellung

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

5‐A Bulk‐Carrier (Neubau) 2.0 0.0 103.0 127.0 103.0 127.0 101.0 127.0

5.1‐A Neubau Supramax Bulkcarrier 2.0 0.0 85.0 95.0 85.0 95.0 85.0 95.0

5.2‐AAusrüstung für die Offshore‐Beladung

des Bulk‐Carriers (Transshipment)2.0 0.0 18.0 32.0 18.0 32.0 16.0 32.0

5‐B Bulk‐Carrier (Secondhand) 2.0 0.0 79.0 101.0 79.0 101.0 75.0 101.0

5.1‐BBeschaffung Secondhand

Supramax Bulkcarrier2.0 0.0 55.0 65.0 55.0 65.0 55.0 65.0

5.2‐BUmrüstung für die Offshore‐Beladung

des Bulk‐Carriers (Transshipment)2.0 0.0 24.0 36.0 24.0 36.0 20.0 36.0

6 Hafenanlagen 1.0 0.0 45.0 60.0 45.0 60.0 40.0 60.0

6.1Umschlag‐ und Lagertechnik,

Gebäude1.0 0.0 35.0 45.0 35.0 45.0 30.0 45.0

6.2 Flächen und Infrastruktur 1.0 0.0 10.0 15.0 10.0 15.0 10.0 15.0

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)1.0 0.0 610.0 730.0 610.0 730.0 560.0 730.0

7.1Anlagentechnik und

Gebäude1.0 0.0 550.0 650.0 550.0 650.0 500.0 650.0

7.2Flächen und 

Infrastruktur1.0 0.0 60.0 80.0 60.0 80.0 60.0 80.0

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 0.0 70.0 80.0 65.0 80.0 55.0 70.0

8.1

Neubau eines speziell für das 

Umweltmonitoring beim Tiefseebergbau

ausgelegten Forschungsschiffes

1.0 0.0 45.0 50.0 40.0 50.0 35.0 40.0

8.2 Ausrüstung für das Umweltmonitoring 1.0 0.0 25.0 30.0 25.0 30.0 20.0 30.0

9 Leistungen des Bauherrn 1.0 0.0 43.0 70.0 43.0 70.0 39.0 70.0

9.1 Ingenieurleistungen, Überwachung 1.0 0.0 20.0 30.0 20.0 30.0 16.0 30.0

9.2 Zertifizierungen / Klasse 1.0 0.0 8.0 15.0 8.0 15.0 8.0 15.0

9.3 Management 1.0 0.0 15.0 25.0 15.0 25.0 15.0 25.0

Schätzung der Investitionskosten [Mio. USD]

Anzahl Beschaffung

bevorzugt

in Deutschland

Beschaffung

bevorzugt

in Europa

Beschaffung

international

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Tabelle 3-7: Schätzung der Investitionskosten Zusammenfassung

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 Basisschiff (Förderplattform) 1.0 0.0 172.0 208.0 162.0 198.0 137.0 173.0

2 Förderstrang  1.0 1.0 208.0 245.0 208.0 245.0 189.0 245.0

3 Kollektor 2.0 2.0 72.0 88.0 72.0 88.0 64.0 84.0

4 Austragungssystem für Prozeßwasser 1.0 1.0 69.0 85.0 69.0 85.0 60.0 85.0

5‐A Bulk‐Carrier (Neubau) 2.0 0.0 103.0 127.0 103.0 127.0 101.0 127.0

5‐B Bulk‐Carrier (Secondhand) 2.0 0.0 79.0 101.0 79.0 101.0 75.0 101.0

6 Hafenanlagen 1.0 0.0 45.0 60.0 45.0 60.0 40.0 60.0

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)1.0 0.0 610.0 730.0 610.0 730.0 560.0 730.0

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 0.0 70.0 80.0 65.0 80.0 55.0 70.0

9 Leistungen des Bauherrn 1.0 0.0 43.0 70.0 43.0 70.0 39.0 70.0

1392.0 1693.0 1377.0 1683.0 1245.0 1644.0

1368.0 1667.0 1353.0 1657.0 1219.0 1618.0

Gesamtinvestitionskosten

mit Neubau der Bulk‐Carrier

Gesamtinvestitionskosten

mit Beschaffung der Bulk‐Carrier auf dem Zweiten Markt

Schätzung der Investitionskosten [Mio. USD]

Anzahl Beschaffung

bevorzugt

in Deutschland

Beschaffung

bevorzugt

in Europa

Beschaffung

international

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Abbildung 3-6: Schätzung der Investitionskosten für das Fördersystem, bestehend aus Basisschiff, Förderstrang, Kollektor und Austragungssystem Prozeßwasser Beschaffung bevorzugt in Deutschland oberer Ansatz

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Gutachtergemeinschaft

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In Tabelle 3-8 bis Tabelle 3-10 und Abbildung 3-7 bis Abbildung 3-9 sind die Investitionskosten in den folgenden Gruppen zusammen-gefaßt und für den oberen Ansatz in ihren Anteilen dargestellt:

Fördersystem (Pos. 1 bis 4)

Bulk-Carrier (Secondhand) und Hafenanlagen (Pos. 5B und 6)

Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie (Pos. 7)

Forschungsschiff zur Umweltüberwachung (Pos. 8)

Leistungen des Bauherrn (Pos. 9)

jeweils für die Beschaffung:

bevorzugt in Deutschland

bevorzugt in Europa

international

Die Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie (43.8 bis 45.1%) und das Fördersystem (36.3 bis 37.6%) haben zusammen einen Anteil von etwa 80% der Gesamtinvestitionskosten in Höhe von 1618 bis 1667 Mio. USD. Der Anteil für die Bulk-Carrier und Hafenanlagen liegt bei 9.7 bis 10%, für das Forschungsschiff bei 4.3 bis 4.8% und für die Leistungen des Bauherrn bei 4.2 bis 4.3%.

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-8: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Deutschland

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 ‐ 4 Förderssystem 1.0 0.0 521.0 626.0 38.1% 37.6%

5B + 6Bulk‐Carrier (Secondhand) 

und Hafenanlagen1.0 1.0 124.0 161.0 9.1% 9.7%

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)2.0 2.0 610.0 730.0 44.6% 43.8%

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 1.0 70.0 80.0 5.1% 4.8%

9 Leistungen des Bauherrn 2.0 0.0 43.0 70.0 3.1% 4.2%

1368.0 1667.0 100.0% 100.0%

Gesamtinvestitionskosten

mit Beschaffung der Bulk‐Carrier auf 

dem Zweiten Markt

Schätzung der Investitionskosten

[Mio. USD]Anteil an 

Gesamtinvestitionskosten

Anzahl Beschaffung bevorzugt

in Deutschland

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Gutachtergemeinschaft

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Abbildung 3-7: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Deutschland oberer Ansatz

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-9: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Europa

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 ‐ 4 Förderssystem 1.0 0.0 511.0 616.0 37.8% 37.2%

5B + 6Bulk‐Carrier (Secondhand) 

und Hafenanlagen1.0 1.0 124.0 161.0 9.2% 9.7%

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)2.0 2.0 610.0 730.0 45.1% 44.1%

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 1.0 65.0 80.0 4.8% 4.8%

9 Leistungen des Bauherrn 2.0 0.0 43.0 70.0 3.2% 4.2%

1353.0 1657.0 100.0% 100.0%

[Mio. USD]Anteil an 

Gesamtinvestitionskosten

Gesamtinvestitionskosten

mit Beschaffung der Bulk‐Carrier auf 

dem Zweiten Markt

Schätzung der Investitionskosten

Anzahl Beschaffung bevorzugt

in Europa

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Gutachtergemeinschaft

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Abbildung 3-8: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung bevorzugt in Europa oberer Ansatz

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-10: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung international

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 ‐ 4 Förderssystem 1.0 0.0 450.0 587.0 36.9% 36.3%

5B + 6Bulk‐Carrier (Secondhand) 

und Hafenanlagen1.0 1.0 115.0 161.0 9.4% 10.0%

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)2.0 2.0 560.0 730.0 45.9% 45.1%

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 1.0 55.0 70.0 4.5% 4.3%

9 Leistungen des Bauherrn 2.0 0.0 39.0 70.0 3.2% 4.3%

1219.0 1618.0 100.0% 100.0%

[Mio. USD]Anteil an 

Gesamtinvestitionskosten

Gesamtinvestitionskosten

mit Beschaffung der Bulk‐Carrier auf 

dem Zweiten Markt

Schätzung der Investitionskosten

Anzahl Beschaffung

international

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Gutachtergemeinschaft

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Abbildung 3-9: Schätzung der Investitionskosten und ihres jeweiligen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten Beschaffung International oberer Ansatz

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Gutachtergemeinschaft

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Für die detaillierte Liste der Investitionskosten wird für die einzelnen Positionen jeweils eine Einschätzung des erreichbaren Lieferanteils deutscher Unternehmen vorgenommen. Es wird hierbei das Szenario Beschaffung international zugrunde gelegt. Auch hier werden die Ergebnisse in Form einer Bandbreite mit einer oberen und einer unteren Grenze dargestellt (oberer und unterer Ansatz).

In Tabelle 3-11 und Tabelle 3-12 sind die erreichbaren Lieferanteile in der detaillierten Form und in der Zusammenfassung dargestellt.

Betrachtet man die Gesamtinvestitionskosten so ergeben sich folgende Zahlen für den für deutsche Unternehmen erreichbaren Lieferanteil:

Gesamtinvestitionskosten: 1245 bis 1644 Mio. USD

Erreichbarer deutscher Lieferanteil: 325 bis 959 Mio. USD entsprechend: 26.1 bis 58.4 %

Der deutliche Unterschied zwischen der unteren und der oberen Grenze veranschaulicht, dass der Erfolg deutscher Unternehmen in dem Technologiemarkt Tiefseebergbau und von mehreren Faktoren abhängig sein wird:

Qualität

Preis

Referenzlage

Zutritt zu internationalen Konsortien

mögliche Einschränkungen des Marktzugangs

In Abbildung 3-10 und Abbildung 3-11 ist der erreichbare Lieferanteil deutscher Unternehmen für die folgenden Gruppen dargestellt, wobei der jeweils der untere und der obere Ansatz betrachtet werden:

Fördersystem (Pos. 1 bis 4)

Bulk-Carrier (Secondhand) und Hafenanlagen (Pos. 5B und 6)

Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie (Pos. 7)

Forschungsschiff zur Umweltüberwachung (Pos. 8)

Leistungen des Bauherrn (Pos. 9)

Die Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie (150 bis 455 Mio. USD) und das Fördersystem (129 bis 393 Mio. USD) haben ein großes Volumen, eine gute Perspektive in Hinblick auf einen möglichen hohen Lieferanteil liegt aber auch bei dem Forschungsschiff vor.

Die in den Diagrammen angegebenen Prozentzahlen beschreiben jeweils den Anteil an dem Gesamtvolumen [Mio. USD] des Förder-systems und der anderen vier betrachteten Gruppen. Die Summe der angegebenen Prozentzahlen ist deshalb nicht 100%. Im Idealfall eines Lieferanteils von 100% in allen 5 Gruppen würde die Summe 500% betragen.

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-11-1: Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 Basisschiff (Förderplattform) 1.0 0.0 137.0 173.0

1.1 Schiffskörper 1.0 0.0 30.0 36.0 0% 20%

1.2 Schiffsspezifische Ausrüstung 1.0 0.0 50.0 68.0 30% 75%

1.3 Abbauspezifische Ausrüstung 1.0 0.0 45.0 55.0 50% 75%

1.4 Werftkosten 1.0 0.0 12.0 14.0 0% 50%

2 Förderstrang  1.0 1.0 189.0 245.0

2.1

Risersektionen mit flexiblen oder starren 

Kopplungen, mit/ohne Auftriebselemente,

bei Airlift‐System zusätzlich Leitungen zur 

Luftversorgung

1.0 1.0 105.0 125.0 25% 60%

2.2Pumpensystem bzw.

Airlift‐System1.0 1.0 45.0 60.0 50% 80%

2.3 Buffer (Zwischenspeicher) 1.0 1.0 14.0 18.0 30% 90%

2.4Flexibles Schlauchsystem zwischen

Buffer und Kollektoren2.0 2.0 18.0 28.0 0% 60%

2.5

Kabel zur Energie‐ und Datenübertragung, 

integriert in Risersektionen und flexiblem 

Schlauchsystem, 

Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme

1.0 1.0 7.0 14.0 40% 65%

3 Kollektor 2.0 2.0 64.0 84.0

3.1Fahrwerk mit Antrieb und 

Einhausung des Kollektors2.0 2.0 14.0 20.0 20% 90%

3.2Knollenaufnahmesystem,

Brechwerk und Pumpen2.0 2.0 30.0 38.0 20% 90%

3.3Sensorik und Navigation,

Meß‐ und Kontroll‐Systeme2.0 2.0 20.0 26.0 40% 65%

4 Austragungssystem für Prozeßwasser 1.0 1.0 60.0 85.0

4.1Risersektionen mit

flexiblen/starren Kopplungen1.0 1.0 35.0 50.0 20% 50%

4.2 Pumpen‐System 1.0 1.0 22.0 30.0 50% 80%

4.3 Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme 1.0 1.0 3.0 5.0 40% 65%

erreichbarer

deutscher

Lieferanteil

Schätzung der 

Investitionskosten

[Mio. USD]

Beschaffung international

Anzahl

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Tabelle 3-11-2: Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international

 

Pos. Beschreibung

Einsatz Reserveunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

5‐A Bulk‐Carrier (Neubau) 2.0 0.0 101.0 127.0

5.1‐A Neubau Supramax Bulkcarrier 2.0 0.0 85.0 95.0 0% 0%

5.2‐AAusrüstung für die Offshore‐Beladung

Basisschiff/Bulk‐Carrier2.0 0.0 16.0 32.0 25% 40%

5‐B Bulk‐Carrier (Secondhand) 2.0 0.0 75.0 101.0

5.1‐BBeschaffung Secondhand

Supramax Bulkcarrier2.0 0.0 55.0 65.0 ‐ ‐

5.2‐BUmrüstung für die Offshore‐Beladung

Basisschiff/Bulk‐Carrier2.0 0.0 20.0 36.0 30% 60%

6 Hafenanlagen 1.0 0.0 40.0 60.0

6.1Umschlag‐ und Lagertechnik,

Gebäude1.0 0.0 30.0 45.0 25% 60%

6.2 Fläche und Infrastruktur 1.0 0.0 10.0 15.0 ‐ ‐

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)1.0 0.0 560.0 730.0

7.1Anlagentechnik und

Gebäude1.0 0.0 500.0 650.0 30% 70%

7.2Flächen und 

Infrastruktur1.0 0.0 60.0 80.0 ‐ ‐

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung1.0 0.0 55.0 70.0

8.1

Neubau eines speziell für das 

Umweltmonitoring beim Tiefseebergbau

ausgelegten Forschungsschiffes

1.0 0.0 35.0 40.0 25% 50%

8.2 Ausrüstung für das Umweltmonitoring 1.0 0.0 20.0 30.0 50% 75%

9 Leistungen des Bauherrn 1.0 0.0 39.0 70.0

9.1 Ingenieurleistungen, Überwachung 1.0 0.0 16.0 30.0 50% 75%

9.2 Zertifizierungen / Klasse 1.0 0.0 8.0 15.0 50% 75%

9.3 Management 1.0 0.0 15.0 25.0 75% 90%

Beschaffung international

Anzahl Schätzung der 

Investitionskosten

[Mio. USD]

erreichbarer

deutscher

Lieferanteil

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Tabelle 3-12: Schätzung der Investitionskosten und des erreichbaren deutschen Lieferanteils Beschaffung international Zusammenfassung

 

Pos. Beschreibung

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

unterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 Basisschiff (Förderplattform) 137.0 173.0 37.5 106.5 27.4% 61.5%

2 Förderstrang  189.0 245.0 55.8 165.1 29.5% 67.4%

3 Kollektor 64.0 84.0 16.8 69.1 26.3% 82.3%

4 Austragungssystem für Prozeßwasser 60.0 85.0 19.2 52.3 32.0% 61.5%

5‐A Bulk‐Carrier (Neubau) 101.0 127.0 4.0 12.8 4.0% 10.1%

5‐B Bulk‐Carrier (Secondhand) 75.0 101.0 6.0 21.6 8.0% 21.4%

6 Hafenanlagen 40.0 60.0 0.0 0.0 0.0% 0.0%

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)560.0 730.0 150.0 455.0 26.8% 62.3%

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung55.0 70.0 18.8 42.5 34.1% 60.7%

9 Leistungen des Bauherrn 39.0 70.0 23.3 56.3 59.6% 80.4%

Gesamt (Bulk‐Carrier Neubau): 1245.0 1644.0 325.3 959.5 26.1% 58.4%

Gesamt (Bulk‐Carrier Secondhand): 1219.0 1618.0 327.3 968.3 26.8% 59.8%

[Mio. USD] [Mio. USD] [%]

Beschaffung international

Schätzung der 

Investitionskosten

Erreichbarer deutscher

Lieferanteil

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Gutachtergemeinschaft

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Abbildung 3-10: Gesamtinvestitionskosten für - Fördersystem - Bulk-Carrier - Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie - Forschungsschiff zur Umweltüberwachung - Leistungen des Bauherrn Beschaffung International unterer Ansatz Erreichbarer deutscher Lieferanteil

Hinweis: Die in den Diagrammen angegebenen Prozentzahlen beschreiben jeweils den Anteil an dem Gesamtvolumen [Mio. USD] des För-der-systems und der anderen vier betrachteten Gruppen. Die Summe der angegebenen Prozentzahlen ist deshalb nicht 100%.

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Abbildung 3-11: Gesamtinvestitionskosten für - Fördersystem - Bulk-Carrier - Anlagen zur Aufbereitung und Metallurgie - Forschungsschiff zur Umweltüberwachung - Leistungen des Bauherrn Beschaffung International oberer Ansatz Erreichbarer deutscher Lieferanteil

Hinweis: Die in den Diagrammen angegebenen Prozentzahlen beschreiben jeweils den Anteil an dem Gesamtvolumen [Mio. USD] des För-der-systems und der anderen vier betrachteten Gruppen. Die Summe der angegebenen Prozentzahlen ist deshalb nicht 100%.

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In Tabelle 3-13 werden den einzelnen Positionen der Liste der Investitionskosten die relevanten Wirtschaftszweige zugeordnet.

Die Zuordnung erfolgt auf Grundlage der

Klassifikation der Wirtschaftszweige Mit Erläuterungen 2008 Herausgeber: Statistisches Bundesamt.

In der Regel sind den einzelnen Positionen in der Liste der Investitionskosten mehrere Wirtschaftszweige zuzuordnen.

Neben der Angabe des Wirtschaftszweiges und des WZ 2008 Kode wird deshalb auch eine Gewichtung des jeweiligen Wirtschaftszweiges im Kontext zu den weiteren relevanten Wirtschaftszweigen vorge-nommen.

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-13-1: Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige

Pos. Beschreibung WZ

2008

Kode

Wirtschaftszweig

1 Basisschiff (Förderplattform)

1.1 Schiffskörper 30.11 Schiffbau (100%)

1.2 Schiffsspezifische Ausrüstung

28

27

33.2

Maschinenbau (50%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (35%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (15%)

1.3 Abbauspezifische Ausrüstung

28.22

28.29

27

26.51

33.2

71.12.2

Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln (30%)

Herstellung von sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen

Maschinen a. n. g. (25%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (20%)

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

1.4 Werftkosten 30.11 Schiffbau (100%)

2 Förderstrang 

2.1

Risersektionen mit flexiblen oder 

starren Kopplungen, 

mit/ohne Auftriebselemente,

bei Airlift‐System zusätzlich Leitungen 

zur Luftversorgung

24.20

25.50

22.19

71.12.2

Herstellung von Stahlrohren, Rohrform‐, Rohrverschluss‐ 

und sonsigen Rohrverbindungsstücken aus Stahl (70%)

Herstellung von Schmiede‐, Press‐, Zieh‐ und Stanzteilen, 

gewalzten Ringen und pulvermetallurischen Erzeugnissen (15%)

Herstellung von sonstigen Gummiwaren (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

2.2Pumpensystem bzw.

Airlift‐System

28.13

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Pumpen und Kompressoren a. n. g. (75%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (15%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

2.3 Buffer (Zwischenspeicher)

28

27

33.2

71.12.2

Maschinenbau (60%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (20%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (10%)

2.4Flexibles Schlauchsystem zwischen

Buffer und Kollektoren

22.19

24.20

71.12.2

Herstellung von sonstigen Gummiware (80%)

Herstellung von Stahlrohren, Rohrform‐, Rohrverschluss‐ 

und sonsigen Rohrverbindungsstücken aus Stahl (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (10%)

2.5

Kabel zur Energie‐ und 

Datenübertragung, 

integriert in Risersektionen und flexiblem 

Schlauchsystem, 

Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme

27.3

27.9

26.51

26.20

33.2

71.12.2

Herstellung von Kabeln und elektrischem Installationsmaterial (60%)

Herstellung von sonstigen elektrischen Ausrüstungen und 

Geräten a. n. g. (10%)

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (10%)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und 

peripheren Geräten (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

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Tabelle 3-13-2: Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige

Pos. Beschreibung WZ

2008

Kode

Wirtschaftszweig

3 Kollektor

3.1Fahrwerk mit Antrieb und 

Einhausung des Kollektors

28.15

25.11

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Lagern, Getrieben, Zahnrädern 

und Antriebselementen (40%)

Herstellung von Metallkonstruktionen (25%) 

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (20%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

3.2Knollenaufnahmesystem,

Brechwerk und Pumpen

25.11

28.13

28.29

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Metallkonstruktionen (30%)

Herstellung von Pumpen und Kompressoren a. n. g. (30%)

Herstellung von sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen 

Maschinen a. n. g. (10%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (15%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

3.3Sensorik und Navigation,

Meß‐ und Kontroll‐Systeme

26.51

26.20

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (40%)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und 

peripheren Geräten (30%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (10%)

4 Austragungssystem für Prozeßwasser

4.1Risersektionen mit

flexiblen/starren Kopplungen

24.20

25.50

22.19

71.12.2

Herstellung von Stahlrohren, Rohrform‐, Rohrverschluss‐ 

und sonsigen Rohrverbindungsstücken aus Stahl (70%)

Herstellung von Schmiede‐, Press‐, Zieh‐ und Stanzteilen, 

gewalzten Ringen und pulvermetallurischen Erzeugnissen (15%)

Herstellung von sonstigen Gummiware (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

4.2 Pumpen‐System

28.13

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Pumpen und Kompressoren a. n. g. (75%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (15%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

4.3 Sensorik, Mess‐ und Kontroll‐Systeme

27.3

26.51

26.20

27.9

33.2

71.12.2

Herstellung von Kabeln und elektrischem Installationsmaterial (25%)

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (30%)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und 

peripheren Geräten (25%)

Herstellung von sonstigen elektrischen Ausrüstungen und

Geräten a. n. g. (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Tabelle 3-13-3: Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige

Pos. Beschreibung WZ

2008

Kode

Wirtschaftszweig

5‐A Bulk‐Carrier (Neubau)

5.1‐A Neubau Supramax Bulkcarrier 30.11 Schiffbau (100%)

5.2‐AAusrüstung für die Offshore‐Beladung

des Bulk‐Carriers (Transshipment)

28.22

22.1

27

26.51

33.2

71.12.2

Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln (30%)

Gummi‐ und Kunststoffwaren (30%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (15%)

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (10%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

5‐B Bulk‐Carrier (Secondhand)

5.1‐BBeschaffung Secondhand

Supramax Bulkcarrier46.14.2 Handelsvermittlung von Wasser‐ und Luftfahrzeugen (100%)

5.2‐BUmrüstung für die Offshore‐Beladung

des Bulk‐Carriers (Transshipment)

30.11

28.22

22.1

27

26.51

33.2

71.12.2

Schiffbau (12.5%) 

Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln (27.5%) 

Gummi‐ und Kunststoffwaren (27.5%) 

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (12.5%)

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (7.5%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (7.5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

6 Hafenanlagen

6.1Umschlag‐ und Lagertechnik,

Gebäude

28.22

25.11

27

F

33.2

71.12.2

Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln (55%)

Herstellung von Metallkonstruktionen (15%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (10%)

Baugewerbe (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

6.2Flächen und 

Infrastruktur

F

71.12.2

Baugewerbe (95%) 

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

7Anlagen zur Aufbereitung 

und Metallurgie (HP‐HT‐AL)

7.1Anlagentechnik und

Gebäude

28.91

27

F

33.2

71.12.2

Herstellung von Maschinen für die Metallerzeugung, 

von Walzwerkseinrichtungen und Gießmaschinen  (70%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (10%)

Baugewerbe (10%)

Installation von Maschinen und Ausrüstungen a. n. g. (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

7.2Flächen und 

Infrastruktur

F

71.12.2

Baugewerbe (95%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-13-4: Investitionskosten Zuordnung der Wirtschaftszweige

Pos. Beschreibung WZ

2008

Kode

Wirtschaftszweig

8Forschungsschiff zur 

Umweltüberwachung

8.1

Neubau eines speziell für das 

Umweltmonitoring beim Tiefseebergbau

ausgelegten Forschungsschiffes

30.11 Schiffbau (100%)

8.2 Ausrüstung für das Umweltmonitoring

26.51

26.20

27

33.2

71.12.2

Herstellung von Mess‐, Kontroll‐, Navigations‐, u. ä. Instrumenten 

und Vorrichtungen (40%)

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und 

peripheren Geräten (25%)

Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (15%)

Maschinen (10%) 

Installation v. Maschinen u. Ausrüstungen (5%)

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (5%)

9 Leistungen des Bauherrn

9.1 Ingenieurleistungen, Überwachung71.12.2

71.12.9

Ingenieurbüros für technische Fachplanung und Ingenieurdesign (75%)

Sonstige Ingenieurbüros (25%)

9.2 Zertifizierungen / Klasse 71.12.9 Sonstige Ingenieurbüros (100%)

9.3 Management 70.10 Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (100%)

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Gutachtergemeinschaft

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Tabelle 3-14 enthält eine detaillierte Aufstellung der geschätzten jährlichen Betriebskosten für die Positionen

1. Energieverbrauch beim Abbau der Knollen

2. Instandhaltung Basisschiff und Fördersystem

3. Schiffsmanagement Basisschiff

4. Besatzung Basisschiff

5. Bulk-Carrier, 2 Einheiten für den Transport des Knollenmaterials von der Lokation (CCZ) zum Basishafen Lazaro Cardenas (Mexiko)

6. Basishafen Lazaro Cardenas

7. Energieverbrauch bei der Verhüttung des Knollenmaterials (Aufbereitung und Metallurgie HP-HT-AL)

8. Weitere Betriebskosten der Verhüttung

Auch bei der Schätzung der Betriebskosten werden Bandbreiten mit einer oberen und unteren Grenze betrachtet, um die zurzeit bestehenden Unschärfen zu berücksichtigen.

Die jährlichen Betriebskosten betragen insgesamt

389 Mio. USD (unterer Ansatz) bis 435 Mio. USD (oberer Ansatz)

und damit zwischen

26 und 32% der Gesamtinvestitionskosten.

Daraus ist ersichtlich, dass bei einem Tiefseebergbau Projekt zur Gewinnung von polymetallischen Knollen mit einem Zeitrahmen von 15 bis 30 Jahren die Wirtschaftlichkeit kostenseitig entscheidend von der Höhe der Betriebskosten abhängen wird.

In Tabelle 3-15 wird eine Zusammenfassung der jährlichen Betriebs-kosten vorgenommen, wobei die folgenden zusätzlichen Gruppierun-gen vorgenommen werden:

Abbau der polymetallischen Knollen (Positionen 1 bis 4)

Seetransporte und Basishafen (Positionen 5 und 6)

Verhüttung (Positionen 7 und 8)

Aus dieser Aufstellung sowie Abbildung 3-12 und Abbildung 3-13 wird deutlich, dass die Verhüttung mit einem Anteil von 77% einen dominierenden Beitrag zu den Gesamtbetriebskosten liefert:

Abbau der polymetallischen Knollen: 16.9 bis 17.1%

Seetransporte und Basishafen: 5.7%

Verhüttung: 77.2 bis 77.4%

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Analyse des volkswirtschaftlichen Nutzens der Entwicklung eines kommerziellen Tiefseebergbaus

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Tabelle 3-14-1: Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung

 

Pos. Beschreibungunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

1 Energieverbrauch beim Abbau der Knollen

Energie‐

bedarf

[kW]

Betriebs‐

stunden

[h/a]

30.440 33.484

Basisschiff: 1.01 bis 1.09

1.01 Propulsion und Positionierung 2000 7200 3.182 3.501

1.02 Aktive Kompensation der Tauchbewegungen 250 7200 0.398 0.438

1.03 Kransysteme 2000 8640 3.819 4.201

1.04 Handhabungssysteme 900 7200 1.432 1.575

1.06 Separatoren und Kreiselpumpen 500 7200 0.796 0.875

1.07 Schiffseitige Transport‐ und Fördersysteme 100 7200 0.159 0.175

1.08 Umschlagsystem (Transshipment) 120 2400 0.064 0.070

1.09 Hotel‐Last (58 Personen) 1200 8640 2.291 2.520

1.10 Förderstrang: Pumpen bzw. Airlift System 7400 7200 11.775 12.952

1.11 Buffer 50 7200 0.080 0.088

1.12 2 Kollektoren 2400 7200 3.819 4.201

1.05 Austragungssytem für Prozeßwasser 650 7200 1.034 1.138

1.13Remotely Operated Vehicles (ROV),

Seafloor Working Units (SWU)1000 7200 1.591 1.750

2 Instandhaltung Basisschiff und Fördersystem ‐ ‐ 9.500 11.400

2.01 Basisschiff 3.000 3.600

2.02

Fördersystem:

‐ Förderstrang

‐ Kollektoren

‐ Austragungssystem für Prozesswasser

6.500 7.800

Schätzung der 

jährlichen Betriebsskosten

[Mio. USD/a]

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Tabelle 3-14-2: Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung

 

Pos. Beschreibungunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

3 Schiffsmanagement Basisschiff ‐ ‐ 1.425 2.025

3.01 Kommerzielles und technisches Management 0.700 1.000

3.02 Klasse einschl. Dockung 0.400 0.600

3.03 Versicherung (Haftpflicht + Hull & Machinery) 0.325 0.425

4 Besatzung Basisschiff ‐

Stärke der

Besatzung

(2 Crews)

24.500 27.400

4.01 Schiffsbesatzung 2 x 16 2.100 2.200

4.02 Besatzung für Betrieb Fördersystem 2 x 40 7.800 8.200

4.03 Unterbringung und Verpflegung 56 5.240 5.760

4.04 Besatzungs‐Wechsel 56 9.360 11.240

5Bulk‐Carrier Supramax ‐ 2 Einheiten

(Transport nach Mexiko, Lazaro Cardenas)‐ ‐ 20.100 22.800

5.01Treibstoff, 2 x 34 Fahrten 2 x 1000 nm 

plus Transshipment und Entladung15.900 17.500

5.02 Besatzung 2.200 2.600

5.03 Kommerzielles und technisches Management 0.800 1.100

5.04 Klasse einschl. Dockung 0.500 0.700

5.05 Versicherung (Haftpflicht + Hull & Machinery) 0.300 0.400

5.06 Schmieröle und Unterhaltung 0.400 0.500

6 Basishafen (Mexiko, Lazaro Cardenas) ‐ ‐ 1.970 2.190

6.01Energiekosten 

(Treibstoffe und elektrische Energie)0.400 0.440

6.02 Lohnkosten (12 Mitarbeiter) 0.720 0.750

6.03Feste Kosten 

(Verwaltung, Instandhaltung, Versicherung etc.)0.850 1.000

Schätzung der 

jährlichen Betriebsskosten

[Mio. USD/a]

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Tabelle 3-14-3: Jährliche Betriebskosten Detaillierte Aufstellung

 

Pos. Beschreibungunterer

Ansatz

oberer

Ansatz

7Energieverbrauch bei der Verhüttung 

(Metallurgie HP‐HT‐AL)‐ ‐ 217.700 231.600

7.01 Brennstoffe 68.700 75.600

7.02 Elektrische Energie 149.000 156.000

8Weitere Betriebskosten Verhüttung 

(Metallurgie HP‐HT‐AL)‐ ‐ 84.000 104.200

8.01 Hilfsstoffe für den metallurgischen Prozeß 23.600 31.900

8.02 Lohnkosten 18.200 19.100

8.03 Entsorgung Reststoffe 10.700 13.800

8.04Feste Kosten 

(Verwaltung, Instandhaltung, Versicherung etc.)31.500 39.400

Schätzung der 

jährlichen Betriebsskosten

[Mio. USD/a]

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Tabelle 3-15: Jährliche Betriebskosten Zusammenfassung (1)

 

Pos. Beschreibung

[Mio. USD/a]Anteil an 

Gesamtkosten[Mio. USD/a]

Anteil an 

Gesamtkosten

1 Energieverbrauch beim Abbau der Knollen 30.440 33.484

2Instandhaltung Basisschiff und 

Fördersystem9.500 11.400

3 Schiffsmanagement Basisschiff 1.425 2.025

4 Besatzung Basisschiff 24.500 27.400

1 ‐ 4 Abbau der polymetallischen Knollen 65.865 16.9% 74.309 17.1%

5Bulk‐Carrier Supramax ‐ 2 Einheiten

(Transport nach Mexiko, Lazaro Cardenas)20.100 22.800

6 Basishafen (Mexiko, Lazaro Cardenas) 1.970 2.190

5 + 6 Seetransporte und Basishafen 22.070 5.7% 24.990 5.7%

7Energieverbrauch bei der Verhüttung 

(Metallurgie)217.700 231.600

8Weitere Betriebskosten Verhüttung 

(Metallurgie)84.000 104.200

7 + 8 Verhüttung (Metallurgie HP‐HT‐AL) 301.700 77.4% 335.800 77.2%

Jährliche Gesamtkosten Betrieb 389.635 100.0% 435.099 100.0%

Schätzung der jährlichen Betriebsskosten

[Mio. USD/a]

unterer Ansatz oberer Ansatz

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Abbildung 3-12: Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 1) - Abbau der polymetallischen Knollen - Seetransporte und Basishafen - Verhüttung unterer Ansatz

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Abbildung 3-13: Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 1) - Abbau der polymetallischen Knollen - Seetransporte und Basishafen - Verhüttung oberer Ansatz

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Eine weitere Gliederung und Gruppierung der Betriebskosten wurde nicht unter der Betrachtung der aufeinander folgenden Schritte des Gesamtprojekts, sondern unter Anwendung der folgenden Kategorien vorgenommen:

1. Energiekosten gesamt: Treibstoffe Elektrische Energie

2. Hilfsstoffe gesamt: Hilfsstoffe für den metallurgischen Prozess Schmierstoffe Sonstige Hilfsstoffe

3. Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen gesamt: Kommerzielles und technisches Management Instandhaltung Basisschiff und Fördersystem Instandhaltung Bulk-Carrier Klasse Instandhaltung Basishafen Instandhaltung Verhüttung Versicherungen

4. Lohnkosten und weitere Personalkosten gesamt: Schiffsbesatzungen Besatzung für Betrieb Fördersystem Unterbringung und Verpflegung Besatzungswechsel Basisschiff Mitarbeiter Basishafen Mitarbeiter Verhüttung

5. Sonstige Kosten gesamt: Entsorgung Reststoffe Metallurgie

Die Ergebnisse zeigen, dass die Energiekosten mit 264 bis 283 Mio. USD rund 65% der gesamten jährlichen Betriebs- kosten darstellen, siehe Tabelle 3-16 sowie Abbildung 3-14 und Abbildung 3-15:

1. Energiekosten: 65.0 bis 67.9 %

2. Hilfsstoffe: 6.1 bis 7.3 %

3. Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen: 11.6 bis 13.0 %

4. Lohnkosten und weitere Personalkosten: 11.5 bis 11.7 %

5. Sonstige Kosten 2.7 bis 3.2 %

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Tabelle 3-16: Betriebskosten Zusammenfassung (2)

 

Pos. Beschreibung

[Mio. USD/a]Anteil an 

Gesamtkosten[Mio. USD/a]

Anteil an 

Gesamtkosten

1 ‐ 8 Jährliche Gesamtkosten Betrieb 389.635 100.0% 435.099 100.0%

davon Energiekosten gesamt 264.440 67.9% 283.024 65.0%

Hilfsstoffe gesamt 23.600 6.1% 31.900 7.3%

Verwaltung, Instandhaltung, 

Versicherungen gesamt45.275 11.6% 56.525 13.0%

Lohnkosten und weitere Personalkosten 

gesamt45.620 11.7% 49.850 11.5%

Sonstige Kosten gesamt 10.700 2.7% 13.800 3.2%

Schätzung der jährlichen Betriebsskosten

[Mio. USD/a]

unterer Ansatz oberer Ansatz

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Abbildung 3-14: Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 2) - Energiekosten gesamt - Hilfsstoffe gesamt - Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen gesamt - Lohnkosten und weitere Personalkosten gesamt - Sonstige Kosten gesamt unterer Ansatz

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Abbildung 3-15: Jährliche Betriebskosten (Zusammenfassung 2) - Energiekosten gesamt - Hilfsstoffe gesamt - Verwaltung, Instandhaltung, Versicherungen gesamt - Lohnkosten und weitere Personalkosten gesamt - Sonstige Kosten gesamt oberer Ansatz

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Ein wichtiger betriebswirtschaftlicher Parameter sind die Gesamt-Betriebskosten pro Tonne Trockenmaterial der polymetallischen Knollen.

Unter Zugrundelegung des nominalen jährlichen Abbaus von 3.0 Mio Tonnen Trockenmaterial ergeben sich die in Tabelle 3-17 zusammengestellten Kosten.

Die gesamten Betriebskosten pro Tonne Trockenmaterial betragen:

Unterer Ansatz: 129.9 USD/t

Oberer Ansatz: 145.0 USD/t

Tabelle 3-17: Betriebskosten pro Tonne Trockenmaterial Zusammenfassung

 

Pos. Beschreibung

[USD/t]Anteil an 

Gesamtkosten[USD/t]

Anteil an 

Gesamtkosten

1 Energieverbrauch beim Abbau der Knollen 10.1 11.2

2Instandhaltung Basisschiff und 

Fördersystem3.2 3.8

3 Schiffsmanagement Basisschiff 0.5 0.7

4 Besatzung Basisschiff 8.2 9.1

1 ‐ 4 Abbau der polymetallischen Knollen 22.0 16.9% 24.8 17.1%

5Bulk‐Carrier Supramax ‐ 2 Einheiten

(Transport nach Mexiko, Lazaro Cardenas)6.7 7.6

6 Basishafen (Mexiko, Lazaro Cardenas) 0.7 0.7

5 + 6 Seetransporte und Basishafen 7.4 5.7% 8.3 5.7%

7Energieverbrauch bei der Verhüttung 

(Metallurgie)72.6 77.2

8Weitere Betriebskosten Verhüttung 

(Metallurgie)28.0 34.7

7 + 8 Verhüttung (Metallurgie HP‐HT‐AL) 100.6 77.4% 111.9 77.2%

Gesamte Betriebskosten

pro Tonne Trockenmaterial129.9 100.0% 145.0 100.0%

Schätzung der Betriebsskosten

pro Tonne Trockenmaterial

unterer Ansatz oberer Ansatz

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3.3 Methodische Vorgehensweise der betriebswirtschaftli-chen Analyse

Aus privatwirtschaftlicher Perspektive stellt ein zukünftiger kommer-zieller Tiefseebergbau zunächst einmal ein langfristiges Investitions-projekt dar. Zur Beurteilung der rein ökonomischen Rentabilität die-ses Projekts sollte deshalb auf Methoden zurückgegriffen werden, wie sie in der Investitionsrechnung gängig sind. Neben grundlegenden Ansätzen wie der Kapitalwertmethode haben sich in Forschung und Praxis über die Jahre hinweg zunehmend komplexe Rechenmethoden wie Option Pricing und Szenarioanalysen etabliert, vor allem um die spezifische Risikostruktur komplexer Projekte genauer abbilden zu können. Für unsere Zwecke bleiben wir aber bei der klassischen Discounted Cash Flow Methode: Sie ermöglicht uns eine transparente Projektbewertung auf Grundlage einer Gegenüberstellung von pro-jektbedingter Ein- und Auszahlungen im Zeitverlauf. Weiter in der Zukunft liegende Zahlungsströme werden dabei mittels Diskontierung in ihrem Gegenwartswert vergleichbar gemacht. Betrachtungszeit-punkt ist die Situation bei Projektstart, was aus finanzwirtschaftlicher Sicht dem Zeitpunkt der ersten Investitionen (und nicht den Beginn des Abbaus) entspricht.

Wesentliches Charakteristikum des betrachteten Investitionsprojekts ist das zeitverzögerte Anfallen der Erträge. Die Anfangsjahre werden allein der technischen Einrichtung des Abbaus und dem Aufbau der Wertschöpfungskette (Abbau der Knollen, Transport, Verhüttung) gewidmet sein. Als Zahlungsstrom fallen somit lediglich Auszahlungen im Zusammenhang mit den zu tätigenden Investitionen an. Daran schließt sich die Abbauphase an, wobei auch hier eine gewisse An-laufzeit einkalkulieren ist, in der die Kapazitäten noch nicht vollstän-dig ausgeschöpft werden können. Während der Abbauphase fallen Einzahlungen in Form von Verkaufserlösen für die geförderten Metalle an, sowie Auszahlungen in Form von operativen Kosten entlang der Wertschöpfungskette (Material, Personal, Energie, Equipment). Abbildung 3-16 stellt die zeitliche Zahlungsstruktur und den damit zusammenhängenden Informationsbedarf schematisch dar.

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Abbildung 3-16: Systematik des Discounted Cash Flow Ansatzes

Am Ende des Discounted Cash Flow (DCF) Ansatzes steht ein Kapi-talwert, der den Netto-Gesamtwert der im Projekt anfallenden Zah-lungen zum Zeitpunkt des Projektstarts zusammenfasst. Fällt der Ka-pitalwert positiv aus, kann das Projekt als finanziell lohnenswert be-trachtet werden, bei einem negativen Wert entsprechend nicht.

Grundsätzliche Schwierigkeit ist dabei, dass die in der Zukunft anfal-lenden Aus- und Einzahlungen immer mit Unsicherheit verbunden sind. Für die Einzahlungen gilt dass in besonderem Maße, da hierbei neben dem zukünftigen Förderpotential auch die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten entscheidenden Einfluss ausübt. Typischerweise wird dieser Unsicherheit im Rahmen des DCF Ansatzes über einen erhöhten Diskontierungssatz für zukünftige Zahlungen Rechnung ge-tragen. Die Logik dahinter ist das die bei der Diskontierung anzuset-zende Rendite möglicher Alternativanlagen am Markt sich zwecks Vergleichbarkeit auf Anlagen mit ähnlicher Risikostruktur beziehen sollte. Größere Unsicherheit wird wiederum am Markt üblicherweise durch eine erhöhte erwartete Rendite kompensiert. Der Wahl des Diskontierungssatzes kommt damit für unsere Analyse eine erhebli-che Bedeutung zu.

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Wahl der Discount Rate

Der Diskontierungssatz ist der jährliche Abzinsungsfaktor, mit dem in der Zukunft liegende Ein- und Auszahlungen in ihrer Gewichtung ge-genüber gegenwärtigen Zahlungsströmen reduziert werden. In der Bewertung realer Investitionsprojekte erfüllt er gleich zwei Funktio-nen. Zum einen stellt er eine zeitliche Vergleichbarkeit zwischen Pro-jekten mit unterschiedlichen zeitlichen Zahlungsprofilen her, indem er zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallende Zahlungen in ihrem Wert zum Gegenwartszeitpunkt ausdrückt. Maßgabe ist hierbei die Alterna-tivverzinsung am Kapitalmarkt: Der Gegenwartswert entspricht der Geldanlage, die zum heutigen Zeitpunkt notwendig wäre, um bei Rückzahlung und Verzinsung auf die Höhe der betreffenden Zahlung zum zukünftigen Zeitpunkt zu kommen.

Kernfrage ist dabei die Definition einer adäquaten Alternativanlage. Daran setzt die zweite Funktion der Discount Rate an: In einem risi-koreichen Umfeld soll sie zugleich auch die Unsicherheit widerspie-geln, die hinsichtlich des tatsächlichen Eintritts der geplanten Cash Flows besteht. Geht man davon aus, dass Investoren ähnlich wie die Durchschnittsbevölkerung einem gewissen Grad an Risikoaversion unterliegen, hat das die Form eines Bestrafungsfaktors: Der Diskon-tierungszinssatz wird umso größer gewählt, je höher das eingeschätz-te Realisationsrisiko. Daraus ergibt sich dann auch das Kriterium für eine passende Alternativanlage: Sie sollte in ihrer Risikostruktur dem zu bewertenden Projekt möglichst ähnlich sein. Da am Kapitalmarkt größere Risiken üblicherweise durch eine im Erwartungswert höhere Rendite entlohnt werden, entspricht das der Logik einer höheren Al-ternativverzinsung.

Abbildung 3-17: Arten von Risiken im Tiefseebergbau

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Strukturell setzt sich die Discount Rate damit aus einer risikofreien Komponente, die den Zeitwert des Geldes reflektiert, und einem Risi-koaufschlag zusammen. Idealerweise sollte dieser Aufschlag das Ausmaß aller Risiken (sowie deren mögliche Korrelation) widerspie-geln. Dazu ist zunächst zu bestimmen, welche Arten von Risiken im jeweiligen Projekt überhaupt vorliegen. Die aus Investorenperspekti-ve relevanten Risikokomponenten des Tiefseebergbaus sind in Ab-bildung 3-17 zusammengefasst. Grob lässt sich zwischen technologi-schen, politisch-rechtlichen und marktbezogenen Risiken unterschei-den. Strenggenommen müsste für jede dieser Komponenten ein spe-zifischer Risikoaufschlag bestimmt und additiv zum Diskontierungs-satz zusammengefügt werden. Die hierzu in der Literatur vorgeschla-genen Bandbreiten sind jedoch immens. Baurens (2010) etwa gibt für die projektspezifischen Risiken die Bandbreite 3 - 16 % vor, für die politischen Länderrisiken die Bandbreite 0 - 14 %. Park und Matun-hire (2011) postulieren für die Risikoprämie von Bergbauprojekten insgesamt eine Schwankungsbreite von 6 - 20 %.

Hinzukommt, dass sich die erwähnten Beiträge auf den Landbergbau beziehen, die spezifischen technischen und rechtlichen Unsicherheiten des Tiefseebergbaus also noch gar nicht berücksichtigt werden. Ein grundsätzliches Problem in diesem Zusammenhang ist auch die zu erwartende Korrelation der Risikoklassen: Veränderungen an den Rohstoffmärkten können Einfluss auf die technologische Entwicklung nehmen und umgekehrt. Eine spezifische Herleitung unserer Discount Rate ist auf dieser Grundlage kaum möglich. Es ist deswegen nur möglich, sich an dem gängigen Vorgehen in der Praxis zu orientieren.

Runge (1998) identifiziert einen realen Diskontierungsfaktor von 15 % als konventionelle Guideline innerhalb der Bergbauindustrie. In Surface Mining (1990) wird für Projekte in Form gänzlich neuer Ope-rationen ein Faktor von mindestens 20 % vorgeschlagen. Summers (1987) erhält in einer Umfrage unter Großunternehmen eine nomina-le Discount Rate von 15 % als Median. Dieser Wert wird im Folgenden als Parameter für unser Baseline Scenario gewählt. Vor dem Hinter-grund der in den Literaturvorschlägen noch gar nicht berücksichtigten Sonderrisiken des Tiefseebergbaus ist diese Wahl tendenziell als op-timistisch einzustufen. Im Rahmen einer nachfolgenden Sensitivitäts-analyse wird die Sensitivität der Rentabilitätseinschätzung gegenüber der Discount Rate transparent gemacht.

Zeitliche Struktur der Zahlungen

Eine wesentliche Annahme betrifft auch die zeitliche Struktur des Pro-jekts. Wir gehen für das Gesamtprojekt von einem Betrachtungszeit-raum von 12 Jahren aus. Dieses Zeitfenster ist lang genug, um die Erzielung von Überschüssen prinzipiell möglich zu machen, zugleich aber nicht zu lang für eine wirtschaftlich sinnvolle Mittelbindung. Der Gesamtzeitraum unterteilt sich in zwei Phasen. Die Investitionsphase umfasst die ersten 4 Jahre. In dieser Phase werden zunächst die Ka-pazitäten entlang der Wertschöpfungskette aufgebaut, aber noch kein kommerzieller Abbau der Knollen betrieben. Die Investitionskosten

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werden entsprechend dieser Phase zugeordnet. Als zeitlicher Auftei-lungsschlüssel der Kosten auf die einzelnen Jahre wird folgendes Schema angewendet: 15 % / 30 % / 30 % / 25 %. Nach einer An-laufphase im ersten Jahr wird der Großteil der Investitionen also in den Jahren 2 bis 4 getätigt, was wir als realistische Annahme be-trachten.

An die Investitionsphase schließt sich die Abbauphase an. In dieser Phase wird kommerzieller Abbau betrieben und die aus den anschlie-ßenden Verhüttungsprozessen gewonnenen Metalle am Markt veräu-ßert. Neben den Markterlösen auf der Einnahmenseite fallen operati-ve Kosten auf der Ausgabenseite an. Auch hierbei gehen wir zunächst von der Existenz einer Anlaufphase aus: In den ersten beiden Abbau-jahren wird von einer noch eingeschränkten Kapazität ausgegangen, die 50 % (1. Jahr) bzw. 75 % (2. Jahr) des vollständigen Kapazitäts-umfangs im Hinblick auf die Abbaumengen entspricht.

Monte Carlo Simulation

Darüber hinaus kann aber die Frage gestellt werden, ob in diesem unsicheren Umfeld ein reiner Punktwert als Ergebnis wirklich ausrei-chende Informationen für eine seriöse Rentabilitätsbetrachtung lie-fert. Das Downside Risk, das heißt bei einer ungünstigen Entwicklung der Rahmenbedingungen (fallende Metallpreise etc.) deutlich unter-halb des erwarteten Kapitalwertes zu landen, wird damit ja nicht ab-gebildet. Insbesondere kann so nicht die Eintrittswahrscheinlichkeit eines negativen Kapitalwertes abgeschätzt werden.

Um die betreffende Unsicherheit im Modell explizit zu machen, hat die finanzwirtschaftliche Literatur über die Jahre eine Reihe von Metho-den zur Berücksichtigung stochastischer Einflüsse in DCF Ansätzen entwickelt. Die Methode der Monte Carlo Simulation erfreut sich da-runter insbesondere wegen ihrer relativ einfachen Anwendbarkeit besonderer Beliebtheit. Unsichere externe Einflussgrößen (Metallprei-se, Kostenentwicklungen, …) werden dabei als Zufallsvariablen begrif-fen, die einer gewissen Verteilung unterliegen. In Abwesenheit besse-rer Verteilungsinformationen wird in der Regel eine Normalverteilung unterstellt. Die Parameter dieser Verteilungen (Erwartungswert, Vari-anz...) werden auf Grundlagen von a priori Informationen über die Einflussgrößen bestimmt (z. B. erwarteter Mittelwert, obere/untere Grenzwerte). Aus den definierten Verteilungen werden dann über Zufallsziehungen einzelne Werte für die Einflussgrößen gezogen und der dazugehörige DCF berechnet. Bei wiederholter Durchführung von Ziehungen entsteht so eine empirische Wahrscheinlichkeitsverteilung für die DCF. Diese ermöglicht es wiederum, gezielt die Wahrschein-lichkeit auszudrücken, dass der erhaltene Kapitalwert innerhalb ge-wisser Bandbreiten (z. B. kleiner null) liegt. Wir verfolgen in unserer Analyse diesen Ansatz, um damit bewusst den Blick auf die Mannig-faltigkeit an Unsicherheitsfaktoren im Tiefseebergbau zu lenken.

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3.4 Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Analyse

Die eigentliche Rentabilitätsrechnung besteht in der Zusammenfüh-rung der vorangegangenen Ertrags- und Kostenschätzungen im Rah-men des beschriebenen DCF Ansatzes. Der daraus resultierende Kapi-talwert zur Beschreibung der Rentabilität eines privaten Tiefseeberg-baus ist notwendigerweise ebenfalls eine stochastische Größe mit dazugehöriger Verteilung. Indem eine große Anzahl an Ziehungen im Hinblick auf die exogenen Einflussfaktoren vorgenommen und jeweils die dazugehörigen Kapitalwerte berechnete werden, wird eine empiri-sche Verteilung des Kapitalwerts bestimmt.

Diese liefert uns Informationen sowohl über den im Mittel zu erwar-tenden Netto-Ertrag der Investoren als auch über dessen Streuung und damit dem vorherrschenden Grad an Unsicherheit. Die Perspekti-ve ist dabei die des Gesamtprojekts: Es wird der ökonomischen Er-trag aus dem Gesamtzahlungsstrom des Projekts berechnet, wie er anschließend zwischen verschiedenen Kategorien von Investoren (Ei-gen-, Fremdkapitalgebern etc.) aufgeteilt werden könnte (Entity An-satzes). Im Vergleich zur alternativen Berechnungsmethode des Equi-ty Ansatzes kann die Rentabilitätsanalyse so losgelöst von Annahmen zu konkreten Finanzierungskonzepten und den damit zusammenhän-genden unsicheren Parametern (Kapitalanteile, Fremdkapitalzinsen etc.) betrieben werden.

Prognosebezogene Unsicherheit besteht allgemein nicht nur in Bezug auf die exogenen Einflussfaktoren, sondern auch auf die grundsätzli-che Validität der Modellkonstruktion. So ist nicht gesagt, dass die für die Preisprojektion genutzten Langfristzusammenhänge auch zukünf-tig Gültigkeit besitzen werden. Technologischer Fortschritt und Ver-änderungen in der Wettbewerbssituation können dazu führen, dass die Börsenpreise zukünftig in anderer Form auf Schwankungen in Rohstoffabbau und –bedarf reagieren werden. Da derlei Veränderun-gen selbst per se schwer zu prognostizieren sind, wird unsere Renta-bilitätsanalyse durch weitere Szenarien ergänzt, in denen die Rentabi-lität des Tiefseebergbaus losgelöst von unserem Preisprojektionsmo-dell bestimmt wird. Als Metallpreise werden stattdessen zeitliche Durchschnittswerte der jüngsten Börsenpreise angesetzt.

Da wie oben beschrieben gerade der jüngere Zeitraum durch starke Preisschwankungen an der Metallbörse gekennzeichnet ist, hat die Länge des bei der Durchschnittsbildung angesetzten Zeitraums nicht unerhebliches Gewicht. Wir unterscheiden deshalb bewusst zwischen drei Subszenarien: Preise im Durchschnitt der letzten 10 Jahre, der letzten 5 Jahre und des letzten Jahres (letzter Messzeitpunkt: Juli 2016). Diese werden als zu zukünftigen Zeitpunkten konstant ange-nommen. Es wird also die Rentabilität auf Grundlage der heutigen Preise bestimmt. Es bleibt noch zu klären, ob dabei sinnvollerweise von real oder nominal konstanten Preisen ausgegangen werden soll-te. Im Falle real konstanter Preise würde man zunächst die zukünfti-gen Preise noch entsprechend den Annahmen zur allgemeinen Inflati-onsrate inflationieren. Da dasselbe Vorgehen bei der Kostenentwick-

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lung gewählt ist, ist dieses Vorgehen modellintern konsistent. Bei der Darstellung der Ergebnisse wird im Folgenden darauf aufmerksam gemacht, dass sowohl real als auch nominal konstante Preise mit Blick auf vergangene Preisentwicklungen durchaus realistische Szena-rien darstellen (die Ergebnisse bei Annahme nominal konstanter Prei-se finden in Fußnote 1 Erwähnung).

In unseren Rechnungen wird damit damit zwischen zwei Oberszenari-en unterschieden: Das Modell mit Preisprojektionen (Oberszenario 1) und das Modell mit (real) konstanten Preisen (Oberszenario 2). In Abbildung 3-18 ist zunächst die Verteilung des Kapitalwertes unter Anwendung von Oberszenario 1, jeweils differenziert nach zwei Investitionskostenszenarien (siehe Abschnitt 3.2.2), dargestellt. Links befindet sich jeweils die empirische Häufigkeitsverteilung, rechts die daran angepasste Dichtefunktion bei Normalverteilungsannahme. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der beiden Investitionsszena-rien erweisen sich erwartungsgemäß als geringfügig. In beiden Fällen liegt der Erwartungswert der Verteilung eindeutig im positiven Bereich. Im Szenario „Primary German Supply“ beträgt er 1,538 Mrd. USD, im Szenario „Primary International Supply“ 1,618 Mrd. USD. Die Wahrscheinlichkeit, unter den gegebenen Verteilungsannahmen im negativen Wertebereich zu landen, ist in beiden Fällen nahezu inexistent.

Diese Ertragswerte gelten wie beschrieben für eine unterstellte Pro-jektlaufzeit von 16 Jahren (einschließlich 4 Jahre Investitionsphase). Eine solche Zeitspanne könnte den Planungshorizont mancher Inves-toren übersteigen. Deshalb ist es aufschlussreich, sich zusätzlich die kumulierten Discounted Cash Flows anzuschauen, u. a. um den zeitli-chen Break Even Point zu ermitteln. Abbildung 3-19 fasst die zeitliche Struktur der Cash Flows beispielhaft für das „Primary International Supply“ Szenario zusammen, wobei für die stochastischen Einfluss-größen jeweils die Erwartungswerte angesetzt wurden. Es zeigt sich, dass unter dem gegebenen Metallpreisszenario etwa ab dem Jahr 2028, also 8 Jahre nach Projektstart, der Barwert der Investition den positiven Wertebereich erreicht. Danach steigt er infolge der simulier-ten kontinuierlichen Preisanstiege immer weiter an. Mit wachsendem Prognosehorizont nimmt allerdings auch die Unsicherheit stetig zu, insofern unterliegen auch die geschätzten Cash Flows einer mit zeitli-cher Distanz zunehmenden Unschärfe.

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Abbildung 3-18: Verteilung des Kapitalwerts (Oberszenario 1)

Abbildung 3-19: Kumulierte DCF im Erwartungswert:

Oberszenario 1, Primary International Supply

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Sollten sich dagegen in der Zukunft nicht mehr die bisherigen lang-fristigen Preistrends realisieren, sondern das gegenwärtig eher nied-rige Preisniveau an den Metallbörsen bestehen bleiben, gestaltet sich die zu erwartende Ertragslage deutlich anders. Dies machen die Si-mulationsergebnisse unter Oberszenario 2 (Heutige Durchschnitts-preise) deutlich. Abbildung 3-20 stellt die Verteilung des Kapitalwerts bei Annahme zukünftiger realer (d. h. um allgemeine Inflation korri-gierter) Preisniveaus in Höhe der Durchschnittspreise der letzten zehn, fünf sowie des letzten Jahres dar. Es zeigt sich, dass sich am jüngsten Rand (d. h. Preisdurchschnitt August 2015 - Juli 2016) un-abhängig vom Investitionskostenszenario im Erwartungswert ein ein-deutig negativer Kapitalwert einstellt. Unter der gegebenen Vertei-lung ist die Wahrscheinlichkeit nahe null, einen positiven Kapitalwert zu erzielen.

Etwas anders sieht es bei Zugrundelegung längerfristiger Preisdurch-schnitte aus, da die Preisrückgänge im jüngsten Zeitraum hierbei kein so großes Gewicht erhalten. So liegt der erwartete Kapitalwert bei Anwendung von 5-Jahresdurchschnitten im Szenario „Primary Inter-national Supply“ knapp im positiven Bereich. Deutlich besser noch würde sich die Ertragslage gestalten, wenn sich die zukünftigen Prei-se am durchschnittlichen Niveau der letzten zehn Jahre orientieren würden, vor allem bedingt durch die Hochpreisphase 2007/08. Der erwartete Kapitalwert beträgt hier im Szenario „Primary International Supply“ 1.050 Mrd. USD. 2

Es zeigt sich damit, dass eine mittelfristige Preiserholung zwingende Voraussetzung für die betriebswirtschaftliche Rentabilität des so spe-zifizierten Tiefseebergbauprojekts ist. Abbildung 3-21 schließlich stellt die kumulierten Discounted Cash Flows dar. Während im 10-Jahres-Preisdurchschnitt eine positive Rentabilität wie bei den Preisprojektio-nen bereits nach acht Jahren zu verzeichnen wäre, wird diese im 1-Jahres-Durchschnitt auch nach langer Zeit nicht erreicht.  

2Im Fall nominal konstanter Preise ist die Ertragslage entsprechend noch ungünstiger. Sowohl unter dem 1-Jahres- als auch

unter dem 5-Jahres-Preisdurchschnitt liegt die Verteilung der Kapitalwerte bei allen Investitionsszenarien klar im negati-ven Bereich. Lediglich unter dem 10-Jahresdurchschnitt ergeben sich positive Erwartungswerte, im Szenario „Primary International Supply“ etwa in Höhe von 391,926 Mill USD.

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Abbildung 3-20: Verteilung des Kapitalwerts (Oberszenario 2)

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Abbildung 3-21: Kumuliert DCF im Erwartungswert: Oberszenario 2, Primary International Supply

Ein für die Rentabilitätseinschätzung nicht unwesentlicher Faktor ist offenkundig die Wahl des Zinsfußes, mit dem die zukünftigen Ein-nahmen und Ausgaben abdiskontiert werden. Die Wahl einer Discount Rate von 15 % als Basisfall war vor allem durch die Vielzahl an Risi-ken und Unsicherheiten begründet, die entlang der Wertschöpfungs-kette des Tiefseebergbaus bestehen (siehe Abschnitt 4.1). Da die Bedeutung einzelner Risikofaktoren aber nur schwer in Form konkre-ter Risikozuschläge zu quantifizieren ist, ist die exakte Bezifferung natürlich nicht möglich. Aus diesem Grund wurden die Berechnungen über ein breites Spektrum an Discount Rates hinweg wiederholt, um die Sensitivität unserer Rentabilitätsanalyse gegenüber diesem Para-meter kenntlich zu machen.

Abbildung 3-22 fasst die Ergebnisse zusammen, indem sie für das Spektrum an Discount Rates und Preisszenarien jeweils den Erwar-tungswert der Kapitalwertverteilung darstellt. Grundsätzlich sinkt die Rentabilität erwartungsgemäß mit höherer Discount Rate. Im Falle des Projektionsszenarios zeigt sich jedoch, dass selbst die Wahl hoher Diskontierungssätze von 25 bis 30 % noch zu einer positiven Rentabi-litätsbewertung führt. In etwas geringerem Maße trifft dies auch zu, wenn sich die zukünftigen Preise auf dem Niveau des Durchschnitts der letzten zehn Jahre einpendeln würden.

Bei Anwendung des 5-Jahres-Preisdurchschnitts wäre eine Discount Rate von mehr als 18 % prohibitiv. Für das gegenwärtigen Preis-szenario (1-Jahres-Preisdurchschnitt) zeigt sich dagegen eine grund-sätzliche Insensitivität des erhaltenen Vorzeichens gegenüber der Discount Rate: Auch bei einem Verzicht auf jegliche Diskontierung

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von Zukunftszahlungen würde das Ergebnis eines negativen Kapital-werts erhalten blieben. Die Sensitivitätsuntersuchung zeigt also, dass das grundsätzliche Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsrechnung Bestand hat: Die zukünftige Rentabilität des Tiefseebergbaus wird entschei-dend von den Entwicklungen an den Rohstoffmärkten abhängen.

 

Abbildung 3-22: Sensitivität des erwarteten Kapitalwertes gegenüber der Discount Rate

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4 Volkswirtschaftlicher Nutzen für Deutschland

Aus Sicht der öffentlichen Hand liegt ein bestimmender Entschei-dungsfaktor zu Gunsten oder Ungunsten eines (weiteren) Engage-ments im Tiefseebergbau in dessen möglicher nutzenstiftender Wir-kung für die deutsche Volkswirtschaft. Es ist - unter Ausklammerung der betriebswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit - zu untersuchen, ob sich mit den potentiell positiven Auswirkungen auf das Gemeinwohl die Kosten einer etwaigen bundesdeutschen Unterstützung des Tiefsee-bergbaus rechtfertigen lassen. Einfacher gefragt: Was spricht aus der Sicht der Bundesrepublik dafür, den Tiefseebergbau mit öffentlichen Mitteln zu fördern?

Dieser Abschnitt analysiert mithin die verschiedenen potentiell nut-zenbringenden Aspekte für den deutschen Staat, die sich aus einem kommerziellen Manganknollenabbau im deutschen Lizenzgebiet in der Clarion-Clipperton-Zone ergeben könnten. Dies umfasst Wertschöp-fungs- sowie Branchen- und Technologieeffekte, Gesichtspunkte der Rohstoffverfügbarkeit und -sicherung, Möglichkeiten regulatorischer Einflussnahme und Mitwirkung an internationalem Regelwerk sowie der Perspektive von monetären Rückflüssen durch Förderabgaben. Die Analyse der Wertschöpfungskette zeigt, dass der zu erwartende Impuls für die deutsche Volkswirtschaft, in Abhängigkeit des Anteils deutscher Unternehmen, zwischen 335 Mio. € und 1011 Mio. € Brut-towertschöpfung liegt. Der damit korrespondierende positive Beschäf-tigungseffekt liegt, je nach Szenario, bei 5400 bis 16100 Erwerbstäti-gen-Äquivalenten.

4.1 Branchenanalyse

Die Einschätzung der Wertschöpfungseffekte des Tiefseebergbaus in Deutschland beschäftigt sich zum einen mit der Identifikation potenti-eller Technologien und deren Produktion in Deutschland und zum an-deren mit Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten, die sich dar-aus in Deutschland ergeben. Den folgenden Analysen liegen nationale und internationale Veröffentlichungen aus dem Bereich Tiefseeberg-bau, öffentlich zugängliche Wirtschaftsstatistiken und Einschätzungen durch Mitglieder des Konsortiums zugrunde.

In Deutschland können durch den Tiefseebergbau auf verschiedene Weise Wertschöpfungseffekte entstehen. Zum einen werden Produkte und Dienstleistungen deutscher Unternehmen nachgefragt. Dies be-inhaltet die Bereitstellung von Technologien und Materialien, Dienst-leistungen für Planung und Durchführung sowie operative Dienstlei-tungen vor Ort. Aus diesen direkten Nachfrageeffekten entstehen zum anderen indirekte in vorgelagerten Branchen sowie induzierte Effekte durch zusätzlich entstehende Einkommen.

Eine häufig verwendete Methode zur Bestimmung von Vorleistungs-verflechtungen zwischen Branchen und ihren Effekten auf Wertschöp-fung und Beschäftigung stellt die Input-Output-Analyse dar. Hierfür werden die Tabellen der Input-Output-Rechnung verwendet, die Be-

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standteil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes ist. Sie stellt die produktions- und gütermäßigen Ver-flechtungen innerhalb Deutschlands dar, einschließlich der Güter-ströme zwischen In- und Ausland. Dabei werden Gütergruppen sowie ihre Entstehung und Verwendung Wirtschaftszweigen zugeordnet (Statistisches Bundesamt 2015).3

4.1.1 Branchenstruktur und Wertschöpfungsketten

Zur Bestimmung dieser Effekte müssen zunächst die Technologiefel-der im Tiefseebergbau dargestellt werden. Diese Wertschöpfungsket-te reicht von der Erkundung und Bewertung, über den Abbau und die Förderung, die Off- und Onshore-Logistik, die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb und Verkauf. Dieser gesamte Prozess mit den jeweils eingesetzten Technologien wird durch Dienstleistungen des Maschi-nenbaus, der Zertifizierung und des Managements begleitet. Für die Wertschöpfungseffekte in Deutschland spielen der Verkauf und Ver-trieb eine untergeordnete Rolle, da hier keine direkte Nachfrage nach Technologien und Dienstleistungen in Deutschland entsteht. In den Bereichen des Schiffsbaus, der Systeme zum Abbau und der Förde-rung sowie der Dienstleistungen zur Zertifizierung und zum Maschi-nenbau sind jedoch viele Unternehmen in Deutschland relevant.

Abbildung 4-1: Wertschöpfungseffekte im Tiefseebergbau

Basierend auf Experteneinschätzungen seitens der Mitglieder des Konsortiums werden zunächst deutsche Unternehmen und deren

3 Bei der Analyse gilt es zu beachten, dass die Veröffentlichung einer zeitlichen Verzögerung von

einigen Jahren unterliegt. Die aktuelle Input-Output Tabelle für Deutschland ist momentan für das Jahr 2011 verfügbar. Bei der Analyse muss daher von einer relativ stabilen Wirtschafts-struktur über die Zeit ausgegangen werden. Außerdem wird bei dieser Methode von linearen Produktionsfunktionen ausgegangen, woraus sich fixe Faktor- und Vorleistungskoeffizienten er-geben. Dementsprechend verhalten sich die Faktoreinsatzmengen proportional zur jeweiligen Output-Menge.

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Marktposition im internationalen Handel identifiziert und die entste-henden Kapitalkosten eines Technologiesets zum Abbau von Man-ganknollen geschätzt. Dabei wird zwischen drei Szenarien mit Spann-breiten, in denen sich mögliche Kapitalkosten bewegen, und dem An-teil deutscher Produktion unterschieden.

Die Entwicklung verschiedener Szenarien trägt dem Umstand Rech-nung, dass deutsche Unternehmen nicht alle in jedem Schritt der Ab-baukette benötigten Technologien liefern können bzw. dass diese Technologien von europäischer oder internationaler Konkurrenz güns-tiger bereitgestellt werden. Daraus ergeben sich drei mögliche Szena-rien:

Im internationalen Szenario wird das Technologieset von Anbietern aus der ganzen Welt bezogen, wodurch die Preise geringer ausfallen und ein geringer Anteil auf die deutschen Unternehmen entfällt. Das europäische Szenario geht von einem europäischen Konsortium aus, das vornehmlich europäische Anlagen bezieht, was mit höheren Prei-sen und einem größeren Anteil deutscher Produktion einhergeht. Das Szenario eines deutschen Konsortiums mit hauptsächlich deutscher Produktion hat wiederum höhere Kosten aber auch einen höheren Anteil deutscher Produkte zur Folge.

Den finanziell größten Anteil an den Gesamtinvestitionen zwischen 1098 Mio. Euro (internationales Szenario, untere Grenze, Secondhand Bulkcarriers) und 1525 Mio. Euro (deutsches Szenario, obere Grenze, New Bulkcarriers) macht hierbei mit rund 40 % die Anlage zur Ver-hüttung der gewonnenen polymetallischen Knollen aus, welche zwar nicht in Deutschland stehen wird, aber dennoch je nach Szenario zu großen Teilen von deutschen Unternehmen gefertigt und ausgestattet werden kann.

Ähnliches gilt für die verschiedenen Schiffe, die voraussichtlich nicht im Ganzen in Deutschland gebaut werden, jedoch mit deutschen Pro-dukten zur Überwachung und zur Spezialisierung auf den Tiefsee-bergbau bestückt werden können. Auch bezüglich der Anlagen für Abbau und Förderung, die zusammen einen weiteren zentralen Kostenblock darstellen, sowie den Dienstleistungen im gesamten Pro-zess der Wertschöpfungskette, kann mit einem hohen Anteil deut-scher Produktion gerechnet werden, wobei sich teils große Schwan-kungen bezüglich des Anteils deutscher Produktion zwischen dem deutschen und dem internationalen Szenario ergeben.

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Tabelle 4-1: Aufschlüsselung der Investitionskosten (Mio. Euro nach Szenarien)

Inventory

Primary German Supply

Primary European Supply

Primary International Supply

lower upper Anteil deutscher Produktion

lower upper Anteil deutscher Produktion

lower upper Anteil deutscher Produktion

Mining Vessel 155.0 187.4 145.9 178.4 123.4 155.9 - Hull 52.3 58.6 20% 43.2 49.5 10% 27.0 32.4 0%

- Vessel-Specific Equipment 49.5 64.9 75% 49.5 64.9 53% 45.0 61.3 30%

- Mining-Specific Equipment 40.5 49.5 75% 40.5 49.5 63% 40.5 49.5 50%

- Yard Costs 12.6 14.4 50% 12.6 14.4 25% 10.8 12.6 0%

Vertical Transportation System (Riser) 187.4 220.7 187.4 220.7 170.3 220.7 - Riser Sections and Flexible Joints 103.6 112.6 60% 103.6 112.6 43% 94.6 112.6 25%

- Pump or Airlift Systems 45.0 54.1 80% 45.0 54.1 65% 40.5 54.1 50%

- Buffer 13.5 16.2 90% 13.5 16.2 60% 12.6 16.2 30%

- Flexible Hoses to Collector 18.0 25.2 60% 18.0 25.2 30% 16.2 25.2 0%

- Monitoring & Control Systems 7.2 12.6 65% 7.2 12.6 53% 6.3 12.6 40%

Collectors 64.9 79.3 64.9 79.3 57.7 75.7 - Carriage with Propulsion System 14.4 18.0 90% 14.4 18.0 55% 12.6 18.0 20%

- Collector, Crusher & Pump System 30.6 37.8 90% 30.6 37.8 55% 27.0 34.2 20%

- Navigation, Monitoring & Control Systems 19.8 23.4 65% 19.8 23.4 53% 18.0 23.4 40%

Discharge System (Pipe) 62.2 76.6 62.2 76.6 54.1 76.6 - Riser Sections and Flexible Joints 37.8 45.0 50% 37.8 45.0 35% 31.5 45.0 20%

- Pump Systems 21.6 27.0 80% 21.6 27.0 65% 19.8 27.0 50%

- Monitoring & Control Systems 2.7 4.5 65% 2.7 4.5 53% 2.7 4.5 40%

Carrier Vessels / Transportation 92.8 114.4 92.8 114.4 91.0 114.4 - Purchasing of newbuilt Supramax Bulk C. 76.6 85.6 0% 76.6 85.6 0% 76.6 85.6 0%

- Equipment for Transshipment 16.2 28.8 40% 16.2 28.8 33% 14.4 28.8 25%

Carrier Vessels / Transportation 71.2 91.0 71.2 91.0 67.6 91.0 - Purchasing of secondhand Supramax Bulk C. 49.5 58.6 0% 49.5 58.6 0% 49.5 58.6 0%

- Conversion for Transshipment 21.6 32.4 60% 21.6 32.4 45% 18.0 32.4 30%

Harbour Infrastructure 40.5 54.1 40.5 54.1 36.0 54.1 - Facilities & Equipment 31.5 40.5 60% 31.5 40.5 43% 27.0 40.5 25%

- Site (50000 sqm) 9.0 13.5 0% 9.0 13.5 0% 9.0 13.5 0%

Plant - Metallurgical Process 549.5 657.7 549.5 657.7 504.5 657.7 - Plant & Equipment 495.5 585.6 70% 495.5 585.6 50% 450.5 585.6 30%

- Site 54.1 72.1 0% 54.1 72.1 0% 54.1 72.1 0%

Survey Vessel for Environmental Monitoring 63.1 72.1 58.6 72.1 49.5 63.1

- Purchasing of new Survey Vessel 40.5 45.0 50% 36.0 45.0 38% 31.5 36.0 25%

- Monitoring Equipment 22.5 27.0 75% 22.5 27.0 63% 18.0 27.0 50%

All Disciplines on behalf of Owner 38.7 63.1 38.7 63.1 35.1 63.1 - Engineering 18.0 27.0 75% 18.0 27.0 63% 14.4 27.0 50%

- Certification 7.2 13.5 75% 7.2 13.5 63% 7.2 13.5 50%

- Management 13.5 22.5 90% 13.5 22.5 83% 13.5 22.5 75%

Total (New Bulkcarriers): 1254.1 1525.2 1240.5 1516.2 1121.6 1481.1

Total (Secondhand Bulkcarriers): 1232.4 1501.8 1218.9 1492.8 1098.2 1457.7

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4.1.2 Quantifizierung (Input-Output Analyse)

Die Input-Output-Analyse ist eine Methode der empirischen Wirt-schaftsforschung mit deren Hilfe Lieferbeziehungen zwischen einzel-nen Wirtschaftszweigen analysiert werden können (vgl. Leontief, 1936). Die ökonomische Struktur eines Landes oder einer Region wird hierbei mit Hilfe der Input-Output Tabelle dargestellt. Diese bildet die Lieferbeziehungen zwischen verschiedenen Wirtschafts-zweigen für ein bestimmtes Jahr ab und stellt Wertschöpfungs- und Endnachfragekomponenten in hoher sektoraler Auflösung bereit (vgl. Abbildung 4-2).

Im Detail wird die Input-Output-Analyse dazu verwendet, die wirt-schaftlichen Auswirkungen von Änderungen der Endnachfrage unter Berücksichtigung von Vorleistungsverflechtungen in einem oder meh-reren Wirtschaftszweigen auf die Gesamtwirtschaft abzuschätzen. Der direkte Effekt ergibt sich hierbei aus dem Initialeffekt, also der Ände-rung der Endnachfrage nach Produkten und Dienstleistungen für den Tiefseebergbau. Aus dieser Nachfrageänderung entsteht indirekt zu-sätzliche Produktion in den Zulieferbetrieben der von der Endnachfra-ge betroffenen Wirtschaftszweige (Erstrundeneffekt). Die erhöhte Produktion in den unmittelbar vorgelagerten Zulieferunternehmen wirkt sich wiederum positiv auf deren Bedarf an Vorleistungen aus, so dass weitere indirekte Effekte entlang der Wertschöpfungskette ent-stehen.

Bei der Analyse wird zudem angenommen, dass ein Anstieg der Be-schäftigung mit einem Anstieg der Einkommen verbunden ist und dadurch zusätzlich Konsumausgaben der privaten Haushalte induziert werden. Die resultierende Erhöhung der Endnachfrage führt zu weite-ren Produktionssteigerungen, so dass eine zusätzliche Wirkungskette ausgelöst wird. Der Effekt dieser Kette wird als induzierter Effekt be-zeichnet.

Der Gesamteffekt ergibt aus der Summe des direkten, des indirekten und des induzierten Effektes. Insgesamt kann die Bedeutung einer Branche für Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung in einer Volkwirtschaft um ein vielfaches höher sein als die direkten Bran-cheneffekte (Multiplikatoreffekt).

Ausgangspunkt für Darstellung der direkten Effekte ist das sektorale Produktionskonto. Da der Tiefseebergbau aber keinen eigenen Produktionsbereich darstellt, wurden die Produkte der oben darge-stellten Wertschöpfungskette anhand von Experteneinschätzungen den Gütergruppen der Input-Output-Tabelle zugeordnet.

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Quelle: Statistsisches Bundesamt (2010)

Abbildung 4-2: Struktur einer Input-Output-Tabelle

Der Initialeffekt wirkt in Deutschland dabei am stärksten auf die Wirtschaftszweige des Maschinenbaus und der Anlagentechnik, der Elektrotechnik sowie der Installation von Maschinen und Ausrüstun-gen, siehe auch Tabelle 3-13. Ingenieurleistungen, die mit einem hohen Anteil deutscher Produktion verbunden sind, sind weniger relevant, da ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen gering ausfällt.

Insgesamt liegt der Produktionswert in Deutschland zwischen

305.2 Mio. Euro (internationales Szenario, lower) und

924.7 Mio. Euro (deutsches Szenario, upper).

Das entspricht rund 20 bzw. 60 % der gesamten Investitionen.

Aus diesem direkten Effekt auf die verschiedenen Wirtschaftszweige entstehen wiederum die oben beschriebenen indirekten und induzier-ten Effekten. Für das deutsche Szenario ergibt sich hieraus ein indi-rekter Produktionswert 636.1 bzw. 772.9 Mio. Euro sowie induzierte Effekte von 542.4 bzw. 664.4 Mio. Euro. Somit liegt der Gesamteffekt um das 2.6-fache über den Ausgangsinvestitionen in die deutsche Wirtschaft, d. h. aus 1.0 Euro direkter Nachfrage entstehen 2.6 Euro Gesamtproduktionswert. Anhand der Beschäftigungs-, Bruttowert-schöpfungs- und Einkommenskoeffizienten, die sich unmittelbar aus

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der Input-Output-Tabelle des Statistischen Bundesamtes ergeben, lassen sich außerdem die Effekte auf die Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit errechnen. Mit einer Gesamtbruttowertschöpfung von 824.0 bzw. 1011.2 Mio. Euro sowie einem Erwerbstätigen-äquivalent von 13200 bzw. 16100 4 liegen die Multiplikatoren knapp über dem des Produktionswertes (vgl. Tabelle 4-2).

Tabelle 4-2: Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios Primary German Supply

Effekte

Produktionswert (in Mio. Euro)

Bruttowert-schöpfung

(in Mio. Euro)

Erwerbstätigkeit (Anzahl in Tsd.)

lower upper lower upper lower upper

direkt 755.0 924.7 286.3 353.3 4.4 5.4

indirekt 636.1 772.9 270.3 330.4 4.3 5.2

davon:

Erstrundeneffekt 350.2 427.0 153.0 187.6 2.5 3.0

induziert 542.4 664.4 267.4 327.6 4.5 5.5

Summe 1933.5 2362.0 824.0 1,011.2 13.2 16.1

Multiplikatoren 2.6 2.6 2.9 2.9 3.0 3.0

Aufgrund des geringeren Anteils deutscher Produktion liegen die Er-gebnisse im europäischen und internationalen Szenario unterhalb derer des deutschen Szenarios, wobei die Multiplikatoren etwa ähn-lich sind. Abweichungen sind auf den jeweils unterschiedlich hohen Anteil deutscher Produktion in den verschiedenen Szenarien zurück-zuführen.

Tabelle 4-3: Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios Primary European Supply

Effekte

Produktionswert (in Mio. Euro)

Bruttowert-schöpfung

(in Mio. Euro)

Erwerbstätigkeit (Anzahl in Tsd.)

lower upper lower upper lower upper

direkt 544.0 670.9 207.4 257.9 3.2 3.9 indirekt 456.9 558.8 194.6 239.5 3.1 3.8

davon: Erstrundeneffekt 251.9 309.2 110.3 136.2 1.8 2.2

induziert 391.2 482.3 192.9 237.8 3.3 4.0 Summe 1392.1 1712.1 594.9 735.2 9.5 11.7 Multiplikatoren 2.6 2.6 2.9 2.9 3.0 3.0

4 Dies entspricht der Anzahl an Erwerbstätigen, die bei gegebener Produktivität in einem Jahr für

Herstellung des genannten Produktionswertes nötig sind.

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Tabelle 4-4: Volkswirtschaftliche Effekte des Szenarios Primary International Supply

Effekte

Produktionswert (in Mio. Euro)

Bruttowert-schöpfung

(in Mio. Euro)

Erwerbstätigkeit (Anzahl in Tsd.)

lower upper lower upper lower upper

direkt 305.2 414.8 117.6 161.6 1.8 2.5 indirekt 254.6 343.0 109.0 148.0 1.7 2.3

davon: Erstrundeneffekt 140.7 190.3 62.0 84.5 1.0 1.4

induziert 219.8 298.7 108.4 147.3 1.8 2.5 Summe 779.6 1056.5 335.0 456.9 5.4 7.3 Multiplikatoren 2.6 2.5 2.8 2.8 3.0 2.9

Die oben dargestellten Resultate gelten für den Abbau von Man-ganknollen im deutschen Lizenzgebiet. Der Export für weitere inter-nationale Abbauvorhaben könnte zu einer weiteren positiven Nach-frage und den sich anschließenden Effekten führen. Für den Abbau von Massivsulfiden wurden keine eigenen Szenarien entwickelt, da aufgrund der Ähnlichkeit der Technologiefelder Kosten und Wert-schöpfungseffekte in einem ähnlichen Rahmen entstünden. Unbe-rücksichtigt bleiben technologische Spillover-Effekte auf andere In-dustrien, da diese nur in Teilbereichen des Wertschöpfungsprozesses relevant sind und fundierte Aussagen über deren Dimension kaum möglich sind.

4.2 Rohstoffpolitik

4.2.1 Rohstoffverfügbarkeit und Versorgungssicherheit

Die Sicherung der Rohstoffversorgung ist ein zentraler Baustein in der Beurteilung eines deutschen Engagements im Tiefseebergbau. Um die Bedeutung des Rohstoffpotentials der Tiefsee bewerten zu können, muss zunächst die Verfügbarkeit der Rohstoffe über den herkömmli-chen Weg des Landbergbaus untersucht werden. Ohne Versorgungs-risiken und ohne entscheidende Kostenvorteile des Abbaus in der Tiefsee, wäre die etablierte Rohstoffversorgung Deutschlands durch Importe einer Versorgung aus dem Tiefseebergbau überlegen. Daher müssen neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten auch rohstoff-strategische Aspekte in die Gesamtbeurteilung einfließen. Aus der Perspektive des deutschen Staates ist die Frage zu beantworten, ob die Versorgungssicherheit Deutschlands bei den potentiell tiefseege-förderten Metallen in irgendeiner Art gefährdet ist, so dass sich ein deutsches Engagement im Tiefseebergbau aus Gründen der strategi-schen Rohstoffsicherung rechtfertigen lässt.

Nachfolgend werden die wichtigsten Aspekte der Versorgungssicher-heit beleuchtet und diskutiert sowie in den Kontext des Tiefseeberg-baus eingeordnet.

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Deutschland ist ein rohstoffarmes Land und in Bezug auf den Großteil der potentiell tiefseegeförderten Metalle vollständig importabhängig. Wegen dieser Abhängigkeit ist Deutschland als moderne Industriena-tion beim Thema Versorgungssicherheit besonders sensitiv. Speziell Hochpreisphasen geben wiederkehrend Anlass zur Sorge über dro-hende Engpässe bei der Rohstoffversorgung. Hohe Preise sind zu-nächst ein Indikator von ökonomischer Knappheit, also einer hohen Nachfrage bei begrenztem Angebot. Die in dieser Studie betrachteten Metalle sind ausnahmslos nichterneuerbare mineralische Rohstoffe. Für diese Rohstoffgruppe kann Knappheit in zwei zu unterscheiden-den Ursachen begründet sein:

in absoluter Knappheit, wegen aufgebrauchter Vorkommen

oder

in relativer Knappheit, wegen sonstiger Versorgungsengpässe (Handelsbeschränkungen, institutionelle Risiken etc.).

Beide Dimensionen der Rohstoffknappheit können bedeutenden Ein-fluss auf die Rohstoffversorgung eines Landes haben. Die Begrifflich-keit sowie die jeweils verbundenen Risiken werden im Folgenden vor dem Hintergrund des Tiefseebergbaus diskutiert. (BGR 2006, BGR 2015).

Absolute Knappheit

Mineralische Rohstoffe sind endlich. Die geologischen Ressourcen in der Erdkruste sind begrenzt und ihre physische Verfügbarkeit wird bei fortgeführtem Abbau irgendwann zur Neige gehen. Diese Erschöpfung der Vorkommen beschreibt dabei ressourcenökonomisch die absolute Dimension von Rohstoffknappheit.

Anhand dieser Trivialität - die Ressourcen sind endlich - wird und wurde oftmals fälschlicherweise geschlussfolgert, dass Rohstoffe zwangsläufig fortwährend knapper und damit auch immer teurer würden. Diese landläufige Gewissheit mündete häufig in Verknap-pungs-Szenarien, die für unterschiedlichste Rohstoffe sinkende Ver-fügbarkeit und stetig steigende Preise prognostizierten. Bekanntestes Beispiel sind sicherlich die Vorhersagen des Club of Rome zum Ende des Öls. Tatsache ist allerdings, dass sich solche Szenarien stets als unzutreffend herausgestellt haben. Ein genereller Trend langfristig steigender realer Rohstoffpreise konnte bisher nicht beobachtet wer-den; vielmehr wurden bei einigen Rohstoff teilweise sogar real sin-kende Preise beobachtet (Cashin et al., 2002).

Die absolute Knappheit betreffend, muss aus deutscher Perspektive also ermittelt werden, ob sich bei einem relevanten Rohstoff aus geo-logischer Sicht bereits eine Erschöpfung der Vorkommen abzeichnet. Die gesamten, mit gewisser geologischer Sicherheit in puncto Ort, Quantität und Qualität nachgewiesenen Vorkommen eines Rohstoffs werden als sog. Ressourcen bezeichnet. Darunter fallen sowohl ren-tabel förderbare wie auch nicht wirtschaftlich abbaubare Vorkommen. Als Reserven wird definitionsgemäß jene Teilmenge der Ressourcen

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benannt, die zum technischen Status quo und bei derzeitig herr-schendem Preisniveau wirtschaftlich förderbar ist.

Statische Reichweite

Als weitverbreitetes und leicht berechenbares Maß zur Schätzung der absoluten Knappheit wird oftmals die sogenannte statische Reichwei-te herangezogen. Sie ist definiert als Quotient aus gesicherten Reser-ven und derzeitiger Förderung:

ö = statische Reichweite (in Jahren).

Die Reichweite gibt also an, wann die derzeitig bekannten Reserven bei aktueller Förderung erschöpft sein würden. Dieses banale Maß wird oft falsch gedeutet, muss deshalb aus mehreren Gründen mit Vorsicht interpretiert werden.

Die statische Reichweite ist eine dynamische und in beide Richtungen veränderliche Maßzahl - sowohl Zähler als auch Nenner ändern sich im Zeitverlauf. Durch Abbau des Rohstoffs sinken die Reserven zu-nächst naturgemäß und würden ceteris paribus sukzessive über den Zeitraum der Reichweite bis auf 0 sinken. Darüber hinaus ist die Re-servenreichweite wesentlich von der zukünftigen Verbrauchs- und Abbauentwicklung abhängig. Bei zukünftig steigender Abbaumenge würde sich dieser Prozess entsprechend beschleunigen und die Reichweite schneller reduzieren. Allerdings können die Reserven im Zeitverlauf auch steigen. Durch technischen Fortschritt, Explorations-aktivitäten und durch Veränderung des Marktpreises können vormals nicht wirtschaftlich förderbare Lagerstätten zu ökonomisch abbau-würdigen Vorkommen werden [vgl. Abbildung 4-3]. Ein Teil der Res-sourcen kann folglich bei Entwicklung einer neuen Fördermethode oder etwa eines Preisanstiegs nunmehr zu den Reserven gezählt wer-den. Entsprechend steigen die Reserven und damit auch die statische Reichweite an.

Abbildung 4-3: Dynamik von Reserven und Ressourcen

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Bei der Beurteilung von statischen Reichweiten müssen daher zwin-gend die gegenläufigen Prozesse „sinkende Reserven durch Abbau“ und „steigende Reserven durch Exploration und technischen Fort-schritt“ berücksichtigt werden. In der Vergangenheit haben sich die Reserven und Reichweiten vieler Rohstoffe tendenziell erhöht anstatt verringert. Die entsprechenden (in der Vergangenheit berechneten) statischen Reichweiten gaben also die absolute Knappheit der jeweili-gen Rohstoffe nicht adäquat wieder. Folglich müssen heute ermittelte Reichweiten unter Vorbehalt interpretiert werden. Ursächlich dafür sind vor allem folgende Faktoren:

Mit steigenden Preisen nimmt der Umfang der Reserven tendenziell zu, da ein Teil der vormals unrentablen Ressourcen bei höherem Preisniveau für den Abbau attraktiv werden kann.

Geringe Reichweite und höhere Preise verstärken die Notwendig-keit von Explorationsaktivitäten, welche wiederum sowohl die Res-sourcen als auch die Reserven erhöhen können.

Technischer Fortschritt: Verbesserte Abbautechnologie kann durch verringerte Kosten etwaige Ressourcen im Zeitverlauf förderbar machen und damit in die Reserven überführen.

Recycling und Substitution: Durch technischen Fortschritt kann die Recyclingquote steigen wie auch die Bedeutung etwaiger Ersatz-stoffe. Beide Prozesse können den Abbau hemmen oder gar sinken lassen.

Obwohl die statische Reichweite aus genannten Gründen „als Früh-warnindikator für die absolute Verknappung von Rohstoffen ungeeig-net ist“ und „lediglich eine Momentaufnahme [vermittelt]“ (BGR 2006, S. 16) lässt sich aus Tabelle 4-7 zumindest ein erster Eindruck potentieller absoluter Verknappung ableiten. Als alternatives Beurtei-lungsmaß ist die statische Ressourcenreichweite aufgeführt, also das Verhältnis von gesicherten Ressourcen zu derzeitiger Förderung.

Wie bei der statischen (Reserven-) Reichweite muss dieses Maß eben-falls mit Bedacht interpretiert werden. Zum einen werden Teile der identifizierten Ressourcen womöglich niemals wirtschaftlich förderbar werden und unter der Erde bleiben. Zum anderen kann sich die Res-sourcenbasis durch neu entdeckte Vorkommen vergrößern und damit die Ressourcenreichweite erhöhen. Bei vorsichtiger Interpretation beschreiben die beiden Maßzahlen, die statische Reservenreichweite und die statischen Ressourcenreichweite, einen Zeitkorridor in dem absolute Knappheit jeweiliger Rohstoffe drohen könnte.

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Tabelle 4-5: Förderung, Reserven und Reichweite ausgesuchter Metalle (Stand 2016)

Metall (Erz)

Förderung 2015*

(in Tsd. T)

Gesicherte Reserven

(in Mio. Tonnen)

Ressourcen

(in Mio. Tonnen)

Statische (Reserven-) Reichweite (in Jahren)

Statische (Ressourcen-)

Reichweite (in Jahren)

Bauxit 274,000 28,000 55,000 102 201

Blei 4,710 89 2,000 19 425

Chrom 27,000 > 480 >12,000 >18 >444

Eisen(erz) 3,320,000 190,000 800,000 57 241

Gold 3 0.056 0.0 19 k.A

Kobalt 124 7 27 57 218

Kupfer 18,700 720 2,100 39 112

Mangan 18,000 620 >5,100 34 >283

Nickel 2,530 79 130 31 51

Seltene Erden 124 130 k.A. 1,048 k.A.

Silber 27 0.57 k.A. 21 k.A.

Titan (Ilmenit) 5,610 740 k.A. 132 k.A.

Zink 13,400 200 1,900 15 142

Zinn 294 5 k.A. 16 k.A.

Quelle: USGS (2016); BGR (2006); HWWI (eigene Berechnungen). * USGS Schätzungen für 2015

Absolute Knappheit der in Manganknollen enthaltenen Metalle

Für die im Manganknollenabbau relevanten Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan, Nickel (unter Vorbehalt Seltene Erden) zeigen die statischen (Reserven-) Reichweiten mindestens in den nächsten drei Jahrzehn-ten keine drohende absolute Knappheit. Im Falle von seltenen Erden beläuft sich die Reservenreichweite auf über eintausend Jahre, so dass eine baldige Erschöpfung der Seltenen Erde Vorkommen ausge-schlossen werden kann. Die geringste statische Reservenreichweite der tiefseerelevanten Metalle hat mit 31 Jahren Nickel. In Verbindung mit der Ressourcenreichweite ist Nickel das einzige der potentiell tief-seegeförderten Metalle, dessen Vorkommen innerhalb des 21. Jahr-hunderts erschöpft sein könnten. Bei Kobalt, Kupfer und Mangan las-sen die jeweiligen Reserven- und Ressourcenreichweiten auf keine in diesem Jahrhundert bevorstehende absolute Knappheit schließen.

Relative Knappheit

Neben den bereits dargestellten Gesamtmengen an gesicherten Land-reserven und -ressourcen mit den impliziten Reichweiten ist die rela-tive Knappheit ein zentraler Baustein in der Bewertung von Versor-gungsrisiken. Mit relativer Knappheit sind potentielle Situationen be-schrieben, in denen ein Rohstoff aus unterschiedlichen Gründen (vor-

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rübergehend) knapp sein kann. Also nicht aus dem Grund erschöpfter Vorkommen, sondern etwa wegen anderer Engpässe wie mangelnde Kapazitäten, Lieferunterbrechungen oder Handelsbeschränkungen. Es handelt sich also um einen prinzipiell temporären Zustand eines An-gebotsdefizits, der nichts mit einer ressourcenökonomischen Knapp-heit gemein hat.

Hierfür sind vor allem die geografische Verteilung von Vorkommen und Förderung relevant. Eine starke räumliche Konzentration der För-dermengen auf wenige Länder impliziert zumindest kurz- bis mittel-fristig eine entsprechende geopolitische Abhängigkeit in der Roh-stoffversorgung aus Sicht von Rohstoffimportländern wie Deutsch-land. Diese könnte durch eine alternative Metallgewinnung im Rah-men des Tiefseebergbaus verringert werden. Neben dem allgemeinen Risiko geografischer Konzentration sind auch länderspezifische Risi-ken in Bezug auf die Fördergebiete potentiell von Relevanz. Diese betreffen vor allem die politisch-institutionelle Ebene. Politische In-stabilität stellt ein besonderes Risiko dar: Politische Unruhen können die Exportaktivität bei Rohstoffen beeinträchtigen, die handelspoliti-sche Ausrichtung kann sich im Falle eines Regimewechsels drastisch verändern. Um solche Risiken im Ländervergleich abbilden zu können, müssen die verschiedenen Dimensionen von Länderrisiken zunächst in Form von Vergleichsindikatoren zusammengefasst werden. Die Weltbank bietet hierfür mit ihren Governance Indicators eine metho-disch saubere und verlässliche Grundlage.

Im Hinblick auf die geografische Konzentration der Metalle liefert zu-nächst eine Auflistung der weltweit größten Förderländer mit ihren Förderanteilen nach Metallen Aufschlüsse. In Tabelle 4-8 sind neben den (grün markierten) Metallen, die gemäß vorausgegangener Analy-se in nennenswerten Anteilen in den Manganknollen enthalten sind, auch weitere wichtige Metalle aufgeführt. So wird die relative Bedeu-tung von geografischer Konzentration bei den Tiefseemetallen ver-deutlicht. Die größte Konzentration der Fördermengen zeigt sich ge-genwärtig bei den Seltenen Erden, China kommt hier auf einen globa-len Anteil von 90 %. Vergleichsweise gering sind die Anteile der größ-ten Förderländer bei den Edelmetallen Gold und Silber ausgeprägt. Unter den in der Manganknolle enthaltenen Metallen gilt das beson-ders für Nickel. Auf der anderen Seite findet sich mit Kobalt hier auch ein Metall, bei dem zurzeit mehr als die Hälfte der weltweiten Förde-rung in nur einem Land, der Demokratischen Republik Kongo, erfolgt.

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Tabelle 4-6: Wichtigste Förderländer 2014

Metall (Erz)

Platz 1 Förder-menge (Tsd. T)

Globaler Anteil (%)

Platz 2 Förder-menge (Tsd. T)

Globaler Anteil (%)

Platz 3 Förder-menge (Tsd. T)

Globaler Anteil (%)

Bauxit Australien 78,632 30.27 China 65,000 25.03 Brasilien 35,410 13.63

Blei China 2,700 50.34 Australien 728 13.57 USA 355 6.62

Chrom Südafrika 14,038 46.77 Kasachstan 5411 18.03 Türkei 4,100 13.66

Eisen China 1,514,240 44.84 Australien 745,735 22.08 Brasilien 345,800 10.24

Gold China 452 14.98 Australien 274 9.09 USA 210 6.97

Kobalt Dem. Rep. Kongo 76 59.45 China 9 6.61 Kanada 7 5.11

Kupfer Chile 5,750 31.29 China 1,635 8.9 USA 1,370 7.46

Mangan China 16,000 29.27 Südafrika 13,830 25.3 Australien 7,587 13.88

Nickel Philippinen 363 17.67 Russland 264 12.84 Australien 245 11.90

Seltene Erden China 95 90.03 USA 4 3.98 Australien 4 3.76

Silber Mexiko 5,766 21.02 Peru 3,778 13.77 China 3,568 13.01

Titan (Ilmenit) Kanada 2,500 20.24 Australien 1,340 10.85 Südafrika 1,105 8.95

Zink China 5,200 38.01 Australien 1,561 11.41 Peru 1,319 9.64

Zinn China 160 45.12 Indonesien 70 19.80 Burma 35 9.87

Quellen: BGS (2016); HWWI (2016).

Das Ausmaß an globaler Konzentration im Landbergbau insgesamt wird noch deutlicher durch die Weltkarte in Abbildung 4-4. Hier sind die einzelnen Länder entsprechend der Anzahl an eingefärbt, bei de-nen der globale Förderanteil des jeweiligen Landes mehr als 1 % be-trägt. Es zeigen sich klare regionale Schwerpunkte. So kommen Aust-ralien und China bei sämtlichen betrachteten Metallen auf entspre-chende Förderanteile. Auch in Brasilien und Russland wird eine große Auswahl an Metallen in nennenswerter Form gefördert. Europa dage-gen spielt im globalen Vergleich eine untergeordnete Rolle. In Afrika beschränkt sich mit Ausnahme Südafrikas die Förderung auf spezifi-sche Metalle in einzelnen Ländern.

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Quellen: BGS (2016); HWWI (2016).

Abbildung 4-4: Geografische Verteilung der Förderkonzentration

Um die relative Konzentration der einzelnen Metalle zusammenfas-send bewerten zu können, soll abschließend noch die Verteilung der Förderung in ein eindimensionales Konzentrationsmaß überführt wer-den. Im Bereich der Regionalökonomik wurden zahlreiche solcher Konzentrationsmaße wie etwa der Gini-Index für räumliche Konzent-ration, der Theil-Dissimilaritätsindex und der Hirschman-Herfindahl Index entwickelt.

Letzterer hat für unsere Zwecke den Vorteil, dass es sich um ein ab-solutes (anstatt relatives) Konzentrationsmaß handelt. Das bedeutet, der gemessene Konzentrationswert ist neben der relativen Verteilung der Förderung auch abhängig von der absoluten Zahl an Förderlän-dern. Konkret berechnet sich der Indexwert als die Summe der qua-drierten Förderanteile der einzelnen Länder beim jeweiligen Metall. Der maximale Wert im Falle vollständiger Konzentration in nur einem Land ist dementsprechend Eins. Abbildung 4-5 stellt die auf Grundla-ge der Förderdaten in 2014 erhaltenen Werte für unsere Metallaus-wahl dar. Wenig überraschend werden die Seltenen Erden als gegen-wärtig in besonderer Weise konzentriert bewertet. Unter den im Zuge des Manganknollenabbaus besonders relevanten Metallen fällt nur bei Kobalt der Konzentrationsgrad überdurchschnittlich hoch aus. Im Fal-le von Nickel ist er sogar deutlich unterdurchschnittlich.

Anzahl Metalle (Förderanteil > 1%)Förderung 2013 (Quelle: BGS)

≤ 0,00≤ 2,00

≤ 4,00≤ 6,00

≤ 8,00≤ 10,00

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Abbildung 4-5: Herfindahl-Index der globalen Förderkonzentration in 2014

Um die institutionellen Risiken im Zugang zu den einzelnen Metallen gegenüberstellen zu können, greifen wir - wie erwähnt - auf eine Auswahl der seitens der Weltbank erhobenen Governance Indikatoren zurück.

Dabei handelt es sich um Indizes, die sich aus einer Vielzahl an Be-fragungen von Unternehmen, Bürgern und Experten zusammenset-zen. Sie spiegeln jeweils verschiedene Dimension von Governance Qualität wider.

Wir wählen hiervon drei Teilindizes aus, die für den Ressourcenabbau wichtige Aspekte abdecken: Politische Stabilität, Rechtsstaatlichkeit und Regulatorische Qualität. Politische Stabilität reflektiert die Wahr-scheinlichkeit, dass die herrschende Regierung durch nicht-verfassungsmäßige oder gewalttätige Maßnahmen destabilisiert oder gestürzt werden könnte. Rechtsstaatlichkeit misst das Ausmaß, in dem Akteure den Gesellschaftsregeln vertrauen und diesen Folge leis-ten, besonders im Hinblick auf Fragen der Vertragsvollziehung und Eigentumsrechte. Regulatorische Qualität misst die Wahrnehmung über die Fähigkeit der Regierung, eine vernünftige Ordnungspolitik umzusetzen, die die Entwicklung des privaten Sektors erlaubt und fördert.

Die Indizes sind jeweils auf einer Skala von -2.5 bis +2.5 normiert. Um aus diesen Länderindizes die Förderrisiken einzelner Metalle ablei-ten zu können, verwenden wir eine einfache Durchschnittsbildung: wir gewichten jeweils die Indexwerte der Förderländer mit ihrem glo-balen Förderanteil und bilden daraus den Mittelwert. Tabelle 4-9 zeigt die Ergebnisse nach Teilindizes. Unter den betrachteten Metallen wird Titan (in der Erzform Ilmenit) nach allen drei Kategorien als das Me-tall mit dem gegenwärtig geringsten institutionellen Förderrisiko ein-gestuft. Das ergibt sich unmittelbar daraus, dass mit Kanada und Australien hier zwei entwickelte Länder bedeutende Teile des Welt-

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markts bedienen. Am anderen Ende der Skala steht jeweils eindeutig Kobalt. Die Demokratische Republik Kongo als mit Abstand wichtigs-tes Förderland trägt mit ihrem sehr ungünstigen politisch-rechtlichem Klima wesentlich zu diesem Ergebnis bei. Die sonstigen Tiefseemetal-le liegen in diesen Rankings teils eher im Mittelfeld (Nickel, Mangan) und teils eher auf den vorderen Rängen. Letzteres gilt vor allem für Kupfer sowie (mit Ausnahme der Kategorie Politische Stabilität) für Zink.

Tabelle 4-7: Grad an institutionellem Risiko im Rohstoffzugang

Politische Stabilität Rechtsstaatlichkeit Regulatorische Qualität

Rang Metall (Erz) Wert Metall (Erz) Wert Metall (Erz) Wert

1 Titan (Ilmenit) 0.147 Titan

(Ilmenit) 0.551 Kupfer 0.632

2 Kupfer 0.055 Kupfer 0.506 Titan (Ilmenit) 0.513

3 Nickel -0.051 Eisen 0.277 Silber 0.380

4 Eisen -0.056 Bauxit 0.216 Nickel 0.331

5 Bauxit -0.091 Nickel 0.201 Bauxit 0.331

6 Mangan -0.104 Zink 0.159 Zink 0.302

7 Zink -0.122 Mangan 0.115 Eisen 0.298

8 Silber -0.188 Gold 0.047 Blei 0.198

9 Gold -0.194 Blei 0.012 Mangan 0.174

10 Blei -0.238 Silber -0.014 Chrom 0.172

11 Chrom -0.340 Chrom -0.054 Gold 0.166

12 Seltene Erden -0.368 Seltene Er-

den -0.177 Seltene Erden -0.125

13 Zinn -0.462 Zinn -0.421 Zinn -0.281

14 Kobalt -1.288 Kobalt -0.727 Kobalt -0.683

Quellen: Weltbank (2016)

4.2.2 Polit-strategische Interessen

Ein wichtiger Aspekt polit-strategischer Interessen ist die Verbrauchs-entwicklung bei den im Rahmen des Tiefseebergbaus relevanten Me-tallen. Dabei sind einige Datenlimitationen zu beachten. Während Daten zu Fördervolumina und Raffinadeproduktion von den geologi-schen Informationsdiensten durchgängig bereitgestellt werden, liegen längere Zeitreihendaten zur Höhe des Verbrauchs nur für manche Metalle vor. So kann etwa der Verbrauch von Mangan und Kobalt

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nicht abgebildet werden. Abbildung 4-6 stellt die Entwicklung von Produktion und Verbrauch für die übrigen relevanten Metalle Nickel und Kupfer auf Grundlage von Daten der BGR gegenüber. In der lan-gen Frist zeigt sich durchweg ein nahezu kontinuierlicher Anstieg im Rohstoffkonsum. Damit einher ging jeweils ein Ausbau von Förderung und Raffinadeproduktion. Besonders dynamische Entwicklungen las-sen sich seit Beginn der 2000er Jahre beobachten. Für die letzten fünf Jahre lässt sich das vor allem für Nickel feststellen, das Wachstum des Nickelverbrauchs hat auch in Zusammenhang mit einem Boom in der Förderung deutlich an Fahrt aufgenommen.

Abbildung 4-6: Historische Angebots- und Nachfrageentwicklungen global

Ein wesentlicher Treiber des steigenden Ressourcenbedarfs ist das wirtschaftliche Wachstum der Schwellenländer. Der Marktanteil der westlichen Industrieländer hat sich dementsprechend spürbar verrin-gert. Vor dem Hintergrund nationaler Bedarfserwägungen stellt sich deshalb im Besonderen die Frage nach der Verbrauchsentwicklung in Deutschland, die in Abbildung 4-7 dargestellt ist. Das Verbrauchs-

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Förderung global Raffinade global Verbrauch global

Kupfer

Quellen: BGR (2016); HWWI (2016).

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1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013Förderung global Raffinade global Verbrauch global

Nickel

Quellen: BGR (2016); HWWI (2016).

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niveau von Zink und Nickel erweist sich als etwa stabil über die letz-ten 30 Jahre, im Falle von Kupfer kann bei gleichzeitig allgemein stärkeren Ausschlägen von einem leicht positiven Trend gesprochen werden. Da Deutschland als ressourcenarmes Land letztlich bei allen betrachteten Metallen auf Einfuhren angewiesen ist, ergibt sich dar-aus auch für die nähere Zukunft ein gewisses Maß an Importabhän-gigkeit. Der Grad an Importabhängigkeit lässt sich am besten aus einer Gegenüberstellung zu Deutschlands Marktanteilen bei den übri-gen Metallen ablesen. Hierzu können wir sinnvollerweise auf Import-daten zurückgreifen, denn diese werden anders als die Verbrauchsda-ten für sämtliche bisher betrachteten Metalle von der British Geologi-cal Survey (BGS) erfasst.

In Tabelle 4-10 werden deutsche und europäische Importe für das Jahr 2013 in Relation gesetzt. Auffällig ist zunächst der besonders hohe Importanteils Deutschlands im Falle gediegenen Kupfers: Mehr als die Hälfte der Europäischen Importe gingen nach BGS Daten im Jahr 2013 nach Deutschland. Auch bei Nickel ist die deutsche Im-portaktivität stark ausgeprägt. Unter den Tiefseemetallen machen lediglich in Bezug auf Kobalt die deutschen Importe einen eher gerin-gen Anteil am gesamteuropäischen Bedarf aus. Alles in allem er-scheint Deutschlands Bedarf an in Manganknollen auftretenden Metal-len damit aktuell auch im internationalen Vergleich als relativ hoch.

Abbildung 4-7: Historische Verbrauchsentwicklung Deutschland

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Kupfer Nickel

Quellen: BGR (2016); HWWI (2016).

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Tabelle 4-8: Deutsche und europäische Metallimporte

Metall (Erz) Form(en) Importe Deutschland

2013 (in T)

Importe Europäische Länder 2013

(in T)

Anteil Deutschland

Bauxit Erz 2,407,688 13,528,299 17.80%

Blei Gediegen 149,465 1,018,943 14.67%

Chrom Gediegen + Ferro-Chrom 336,833 1,893,101 17.79%

Eisen Roheisen + Ingots 2,066,234 23,502,454 8.79%

Gold Gediegen 149,337 4,575,503 3.26%

Kobalt Gediegen 4,309 59,113 7.29%

Kupfer Gediegen 685,731 1,254,499 54.66%

Mangan Mangan + Ferro- und Silicomangan 439,294 2,195,055 20.01%

Nickel Gediegen + Legierungen

(inkl. Ferro-Nickel) 158,674 673,521 23.56%

Seltene Erden

Gediegen + Cerium-/

Cerium-Eisen Verbindungen +

sonstige Verbindungen

7,004 26,434 26.50%

Silber Gediegen 2,203,529 23,729,240 9.29%

Titan (Ilmenit)

Gediegen + Oxide +

Ferro-Titan 335,513 1,543,441 21.74%

Zink Gediegen +

Oxide + Ferro-Titan

435,610 2,008,739 21.69%

Zinn Gediegen + Legierungen

(inkl. Ferro-Nickel) 19,410 73,895 26.27%

Quellen: BGS (2016); HWWI (2016).

Schlussendlich kann der deutschen Importabhängigkeit noch die im vorigen Abschnitt ermittelte Konzentration der globalen Förderung gegenüber gestellt werden, um abschätzen zu können, wie kritisch das jeweilige Ausmaß an Importabhängigkeit im Hinblick auf die an-gebotsseitige Konzentration zu bewerten ist (siehe Abbildung 4-8). Kupfer als das Element mit dem höchsten deutschen Importanteil ist hier im Vergleich zurzeit eher schwach konzentriert. Bei den beson-ders stark konzentrierten Metallen wie Kobalt ist der deutsche Im-portanteil dagegen eher gering.

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Quellen: BGS (2016); HWWI (2016). Seltene Erden außerhalb der sinnvollen Skalierung.

Abbildung 4-8: Globale Rohstoffkonzentration und deutsche Importabhängigkeit

Ein spezifischer Marktüberblick für einzelne, im Rahmen des Tiefsee-bergbaus relevante Metalle findet sich in Anlage 2.

4.3 Regulatorischer Rahmen

Finanzregeln sind wesentlicher Bestandteil jeder Bergbaugesetzge-bung. Sie bestehen aus differenzierten finanziellen Abgaben und kön-nen Anreize für den Investor bzw. Kontraktor bieten und sind zugleich ein Kostenfaktor. Das Fiskal-regime für den Tiefseebergbau (TSB) ist zu verstehen als ein System von Gebühren, Förderabgaben, Steuern ergänzt durch Kosten für Versicherungen und Haftungsfonds.

Die Internationale Meeresbodenbehörde ISA veröffentlichte während der 22. Session am 15.07.2016 den ersten teilweise ausformulierten Entwurf des Abbaucodes. Unter den 59 Bestimmungen (Regulations) befassen sich unter „Part V - Financial Terms of a Contract“ 25 Best-immungen mit den Finanzregeln (Reg. 20–45). Weitere finden sich an anderen Stellen des Entwurfs und in seinen neun Annexen. Allerdings beschränken sich die Textvorschläge auf die formale Struktur der verschiedenen Abgaben. Die Höhe der Abgaben und die Methoden ihrer Ermittlung bleiben offen. Die Bezeichnung „Working Draft“ und die Vorbemerkung zu Part V des Entwurfes stellen ausdrücklich die Vorläufigkeit aller Bestimmungen klar, da es weiterer Beratungen zur Struktur und Höhe bedürfe. Nach dem sog. „Building Block“ Ansatz ist der Entwurf die erste Phase mit verfahrensrechtlichen Regeln. Die Ausgestaltung der Finanzregeln muss ebenso wie das umfangreiche Umweltschutzregime und der Umbau der ISA zu einer Bergbauver-

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0 20 40 60Anteil deutscher Importe an europäischen Importen 2013 (in %)

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waltung separat vorbereitet werden, ehe über den endgültigen Abbaucode als „Package“ zu entscheiden ist. Die Arbeiten genießen hohe Priorität. Die ISA hat Gutachter zu vier Einzelaspekten beauf-tragt, die im ersten Halbjahr 2016 vertrauliche, und deshalb hier nicht zitierfähige Diskussionspapiere für die interne Meinungsbildung der ISA vorgelegt haben.

Bisher gibt es Finanzregeln nur für die Explorationslizenzen mit 15-jähriger Laufzeit. Rechtsgrundlagen sind SRÜ Annex III Art. 13 Abs. 2 und die drei Mining Codes für die Exploration von Manganknollen, Sulfiden und Krusten. Sie legen in ihren Bestimmungen (Regulations, abgekürzt „Reg.“) einheitlich fest eine:

einmalige Antragsgebühr zur Deckung der Verwaltungskosten: 500,000 USD

jährliche Bearbeitungsgebühr für die Jahresberichte: 47,000 USD

Die einmalige Antragsgebühr war vorübergehend ab 1994 von 500,000 USD auf 250,000 USD abgesenkt , um den ersten Lizenz-nehmern einen Anreiz zu bieten, wurde aber 2013 wieder auf 500,000 USD erhöht. Sie kann im Einzelfall in engen Grenzen in Abhängigkeit von nachzuweisenden Minder- oder Mehrkosten der Bearbeitung variieren. Die Höhe ist regelmäßig vom Rat zu über-prüfen.

Die jährliche Bearbeitungsgebühr wurde 2013 durch Beschluss der ISA eingeführt, als die Arbeitsbelastung für die Prüfung von Jahresbe-richten der mehr als 20 Lizenznehmer erheblich zugenommen hatte. Im Jahre 2015 (21. Session) kam die Verlängerungsgebühr von 67,000 USD für den Antrag auf eine 5-jährige Verlängerung der Ex-plorationsphase hinzu. An diesen Beispielen wird die Praxis der ISA zur Anpassung der Abgabenhöhe und zur Einführung neuer Abgaben deutlich. Für Förderabgaben oder sonstigen Belastungen ergab sich bei den Explorationslizenzen noch kein Anlass.

Für Verantwortlichkeit und Haftung (s. u. Ziff. 5), auch nach Beendi-gung der Exploration, bleibt es bei der allgemeinen Haftung gemäß SRÜ abgesichert durch den Nachweis einer Haftpflichtversicherung. Vor dem Beginn von Tests von Gewinnungssystemen (Kollektoren) ist eine finanzielle Garantie zur Absicherung eventueller Notfallmaßnah-men vorzulegen.

4.3.1 Finanzregeln für Abbaulizenzen – Draft Exploitation Regulations

Die Diskussion zu Finanzregeln für den industriellen Abbau begann 2012 im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Abbaucodes (ex-ploitation regulations) für Manganknollen. Ein erster Arbeitsplan des Generalsekretärs5 wiederholte bekannte Kriterien wie einfache, faire

5 ISBA/18/C/4, para 5-6.

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und am Landbergbau orientierte Abgaben. Neu war der Gedanke, dass Kosten und Erlöse während der mehrjährigen Projektdauer öko-nomischen Zyklen unterworfen sind und ausgleichend zu berücksich-tigen seien. Im Übrigen ist dieser Arbeitsplan wichtig, da er unter den Ziffern 15 ff. erstmals Anregungen für Kostenmodelle zum kommerzi-ellen Abbau von Manganknollen wie auch zur Geräteerprobung be-schreibt.

Ein weiterführendes Dokument vom März 20136, das auf einer exter-nen Studie beruht7, forderte sehr deutlich einen Interessenausgleich zwischen den wirtschaftlichen Anreizen für Investoren und dem Schutz der Umwelt, der Betriebssicherheit und dem Nutzen für die gesamte Menschheit. Die Finanzregeln sollten robust, akzeptabel und transparent sein.8 Es wird das Bemühen deutlich, Anreize für den TSB zu setzen (to incentivize), denn nur wenn überhaupt TSB stattfindet, kann es zur Verteilung von Erlösen kommen.

Der nächste Schritt war ein 60-Seiten Arbeitspapier „Developing a Regulatory Framework for Deep Sea Mineral Exploitation in the Area – Version II“ vom 15. Juli 20159, das auf einer Befragung von 41 Sta-keholdern10 und einer ISA-Studie vom März 201511 beruhte. Speziell mit den Finanzregeln beschäftigte sich der Bericht „Development and Implementation of a Payment Mechanism in the Area“.12 Nach diesen Vorarbeiten hat die 21. Session der ISA im Juli 2015 eine Art Road-map für die inhaltliche Ausarbeitung des Abbaucodes beschlossen13 und eine Liste mit sieben vorrangigen Zulieferungen (Priority Deliver-ables) in Auftrag gegeben, darunter das Finanzregime. Die sachliche Arbeit an den Finanzregeln erfolgte ab 2015 in drei Workshops, näm-lich im Mai 2015 in Singapur14, im Oktober in Bellagio (World Econo-mic Forum)15 und im Mai 2016 in La Jolla/San Diego16, wobei der zu-letzt genannte in seiner Ausführlichkeit als meinungsbildend gilt. Au-ßerdem liefert die ISA Technical Study No. 15 einige Beiträge, obwohl sie sich schwerpunktmäßig mit Ausgleichszahlungen im Äußeren Fest-landsockel17 beschäftigt.

6 ISBA/19/C/5 „Towards the development of a regulatory framework for polymetallic nodule

exploitation in the Area”; s. a. ISBA/19/C/18. 7 ISA Technical Study no. 11 v. 26.02.2013.

www.isa.org.jm/files/documents/.../DiscussionPaper-FinMech.pdf 8 ISA Technical Study no. 11, S. 47 spricht von einem “defensible” Schema. 9 http://bit.ly/1K4Bmrc; s. a. ISBA/21/C/16 vom 15.07.2015, dort Annex III. 10 https://www.isa.org.jm/survey/March-2014/stakeholder-responses; auch deutscher Beitrag. 11 Developing a Regulatory Framework for Mineral Exploitation in the Area. A Discussion Paper on

the Development and Implementation of a Payment Mechanism, published March 2015, 29 S. www.isa.org.jm/files/documents/.../DiscussionPaper-FinMech.pdf.

12 www.isa.org.jm/files/documents/.../DiscussionPaper-FinMech.pdf 13 ISBA/21/C/16 v. 15.07.2015, Annex III und ISBA/21/C/20 vom 21.07.2015 14 Joint CIL-ISA Workshop 16-17 June 2015, Singapore; siehe ISA Briefing-Paper 04/2015. 15 Workshop World Economic Forum 07.-09.10.2015 in Bellagio/Italien, abrufbar unter: To-

ward_Transparency_Best_Practices_Deep_Seabed_Mining_Bellagio_report_2016_0501 16 San Diego Workshop. Conference Report: Deep Seabed Mining Payment Regime Workshop,

May 17-18, 2016, La Jolla/San Diego, enthält Empfehlungen, Darstellung von Fakten und Ein-zelproblemen und tabellarische Übersichten der offenen Fragen. https://www.isa.org.jm/files/documents/EN/Pubs/2016/DSM-ConfRep.pdf .

17 ISA Technical Study No. 15, June 2016, betrifft Ausgleichszahlungen gem. Art. 82.

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Als Zwischenergebnis aller dieser Vorarbeiten publizierte die ISA am 15.07.2016 den o.g. Entwurf des Abbaucodes18 mit vorformulierten 59 Bestimmungen (Regulations), darunter „Part V - Financial Terms of a Contract“ mit 25 Artikeln zu den Finanzregeln (Reg. 20 – 45) und weiteren an anderen Stellen des Entwurfs und in seinen neun Anne-xen.19 Details zur Höhe der Abgaben fehlen noch ebenso wie das ge-samte (abgabenrelevante) Kapitel der Bestimmungen zum Umwelt-schutz.20

Der vorliegende Entwurf enthält also nur die Struktur für ein kombi-niertes Abschöpfungssystem aus Garantiezahlungen, Pauschalabga-ben (Fees), Förderabgaben (Royalties), dazu später auch Gewinnbe-teiligung (Profit Sharing) und evtl. einen Haftungsfonds (Environmen-tal Liability Trust Fund, vgl. unten Abschnitt 4.3.3). Im Einzelnen:

Antragsgebühr – Fee for Application

Reg.5 schreibt eine Antragsgebühr vor, ohne sie zu beziffern. Wegen der Beteiligung der Öffentlichkeit und ggf. von Experten wird der Betrag höher liegen als 500,000 USD bei Explorationsanträgen. Über- und Unterzahlungen sind auszugleichen.

Leistungsgarantie – Performance Guarantee

Als Teil des Antragsverfahrens für eine Abbaulizenz schafft Reg. 10 die Möglichkeit, den Antragsteller zur Hinterlegung einer finanziellen Leistungsgarantie (Performance Guarantee) zu veranlassen, die Teil der Vertragsbedingungen des Arbeitsplanes wird. Näheres ist durch Leitlinien zu bestimmen. Wahrscheinlich wird auch die Forderung nach einer weiteren Sicherheitsleistung als „Environmental Guaran-tee“ bzw. „Environmental Bonds“ kommen.21 Dazu wäre die Frage nach der Notwendigkeit zu stellen, denn für diese Risiken sind Versi-cherungen ebenfalls ein bewährtes Instrument (s. u. Ziff. 5.4).

Beleihung des Vertrages – Use of Exploitation Contract as Security

Reg. 16 räumt die Möglichkeit ein, den Abbauvertrag zur Finanzierung des Vorhabens mit Hypotheken, Pfandrechten usw. zu beleihen. Die Verträge des Kontraktors mit dem Geldgeber sind der ISA zur Ge-nehmigung vorzulegen. Hinzu können Kosten für die unabhängige Evaluierung von Umwelt-Assessments, Umweltmanagement-Plänen, Finanzplänen und anderen Bestandteilen des Antrags kommen. Ein-zelheiten bedürfen weiterer Beratung.

18 Working Draft Regulations and Standard Terms on Exploitation for Mineral Resources in the

Area; https://www.isa.org.jm/files/documents/EN/Regs/DraftExpl/Draft_ExplReg_SCT.pdf und http://bit.ly/29MBDSS .

19 Die Annexe enthalten die Entwürfe für den Antrag auf Abbau und seine Bestandteile: feasibility study, mining plan, financing plan, emergency plan sowie Standard-Vertragsklauseln und Tabel-len für Geldstrafen und für sonstige Gebühren.

20 Beratung von Umweltschutzregeln durch GLS-ISA workshop, Co-chairs Report, June 2016. 21 San Diego workshop, Conf Report, Ziff. 111 – 115.

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Jahresgebühren – Annual Fees

Eine jährliche Vertragsgebühr (Annual Contract Administration Fee) gem. Reg. 21 soll ab Vertragsbeginn die jährlichen Verwaltungs- und Überwachungskosten abdecken. Dazu rechnet man auch ISA-Aufgaben der Überwachung und der Meeresforschung. Die Höhe ist offen und wird sich an dem erhöhten Aufwand für die Bearbeitung im Hinblick auf Umweltschutz und Betriebssicherheit orientieren (100,000 USD?).

Daneben ist eine feste Jahresgebühr (Annual Fixed Fee) ab Produkti-onsbeginn vorgesehen (Reg. 22). Sie richtet sich nach einer jährlich vom ISA-Rat festzulegenden Gebühr pro Quadratkilometer Fläche des Abbaugebietes und ähnelt darin der deutschen Feldes-abgabe. Die Jahresgebühr kann mit Förderabgaben verrechnet22 werden. Zur Höhe gibt es keine Erkenntnisse. Als Ausgangspunkt ist an 1 Mio. USD gedacht.

Förderabgaben – Royalties

Förderabgaben/Royalties sind die im Bergbau üblichen Abgaben bzw. Steuern als Entgelt für die Entnahme von Rohstoffen aus der Lager-stätte. Das SRÜ von 1982 spricht von „Production Charges“23, wäh-rend das DÜ den gängigen Begriff „Royalty“ benutzt.24 Royalties kön-nen zugleich zur Abdeckung von Administrationskosten genutzt wer-den, so dass Konkurrenz mit Fixed Fees bestehen kann.

Die Förderabgabe gem. Reg. 23 ff. soll ab Beginn der kommerziellen Förderung erhoben werden, unabhängig davon, ob die Mineralien verkauft wurden. Der Rat legt die Höhe jährlich neu fest. Der Kon-traktor kann von der ISA schriftliche Auskunft über die Kalkulation seiner Abgaben verlangen (Reg. 25). Als Grundlage der Berechnung hat der Kontraktor nach Reg. 27 und 28 zu festen Terminen diverse Angaben zu Produktionsmenge und Qualität zu liefern, dazu auch Angaben über Vertragsverhältnisse zu seinen Abnehmern. Außerdem sind jährlich zertifizierte Audits sowie andere Angaben nach Wunsch der ISA zu leisten.

Reg. 24 stellt lapidar fest, dass Höhe und Berechnungsbasis der Förderabgabe (unit-based oder ad valorem oder gewinnabhängig?) noch ungeklärt sind.

Überzahlungen können nach Reg. 30 erstattet oder verrechnet werden.

Der Kontraktor ist nach Reg. 31 zu vollständigen Unterlagen und zu Aufbewahrungsfristen verpflichtet. Er muss sich Inspektionen und Prüfungen durch die ISA-Beauftragten und Rechnungsprüfer unter-werfen (Reg. 32 und 33).

22 Hierzu: DÜ Anlage, Abschnitt 8, Ziff. 1 d. 23 SRÜ Annex III; Art. 13 Abs. 3-6. 24 DÜ Anlage, Abschnitt 8 Ziff. 1 c.

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Im Falle falscher Angaben gibt es gem. Reg. 35 ein besonderes Ver-fahren des Meinungsaustausches zwischen Kontraktor und ISA.

Alle Daten zu den Abgaben sind geschützt; aber gezahlte Abgaben werden veröffentlicht (Reg. 35).

Verspätete Zahlungen von Abgaben werden nach Reg. 38 verzinst. Zusätzlich sind Strafzahlungen in doppelter Höhe der Rückstände möglich (Reg. 39).

Ebenso gibt es Strafzahlungen im Falle unterlassener oder gefälschter Informationen (Reg. 40 und 41), die jedoch mit zuvor gezahlten Leis-tungsgarantien gem. Reg. 10 und 42 verrechnet werden können.

Der Abbauvertrag kann gem. Reg. 43 suspendiert werden, wenn der Kontraktor mehr als 6 Monate mit Abgaben im Verzug ist.

Eine förmliche Streitregelung über Abgaben kann (Reg. 44) durch „qualifizierte Experten“ durchgeführt werden, die gemeinsam zu be-zahlen sind. Alternativ kann einvernehmlich die Meeresbodenkammer des Seegerichtshofs (Art. 188 Abs.2) angerufen werden.

Neue Leitlinien „Recommendations for the Guidance of Contractors“ sind in Reg. 50 angekündigt, wie es sie schon für die Explorations-phase gibt.

Alle Finanzregeln sind gem. Reg. 45 und 59 nach fünf Jahren oder später zu überprüfen.

Sonstige Finanzregeln und Kosten

Unter der Überschrift „Other Applicable Fees“ gibt es in Reg. 53 in Verbindung mit dem Annex IX Gebührentatbestände z.B. für Verlän-gerungs- und Änderungsanträge sowie Produktionsunterbrechungen.

Abmahnungen (Compliance Notices) sind nach Reg. 55 mit Bußgeld-androhungen bewehrt.

Ersatzvornahmen bei Untätigkeit des Kontraktors (Power to take Remedial Action) sind gem. Reg. 56 kostenpflichtig.

Der Annex VIII des Entwurfes, derzeit noch als leerer Platzhalter, kündigt eine Tabelle der Vertragsverletzungen und dazugehöriger Geldstrafen an.

4.3.2 Einzelprobleme der Ausgestaltung der Abgaben

In den kommenden Beratungen der ISA zur Struktur und zur Höhe der Abgaben werden die nachstehenden Fragestellungen eine Rolle spielen. Wie in den Dokumenten und Berichten an verschiedener Stel-le angesprochen, gibt es zwei Hauptprobleme bei der Bestimmung finanzieller Gebühren und Abgaben.

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Das erste liegt in den komplexen Anforderungen an die Finanzregeln, die zunehmend auch als Steuerungsinstrument für den Umwelt-schutz25 gesehen werden. Sie sollen gleichzeitig hohe Einnahmen ge-nerieren, Kompensationen für eventuelle Umweltschäden bieten, dem Schutz von Landproduzenten dienen, Windfall Profits abschöpfen, Transferzahlungen ermöglichen und Entwicklungsländer an den TSB heranführen. Eines der Dokumente spricht von „Corporate Social Responsibility“.26 Das Abgabenregime entwickelt sich zu einem Paket aus Verwaltungs- und Umweltgebühren, Förderabgaben, Sicherheits-leistungen, Haftungsregeln, Versicherungspflichten und Ausgleichs-fonds.

Das zweite Hauptproblem liegt – neben der Volatilität der Rohstoff-preise - darin, dass es keine Erfahrungen zu Abgaben und Ge-schäftsmodellen für den kommerziellen TSB auf Metalle mit seinen Risiken und Chancen gibt.27 Mit dieser Verschränkung von Interessen und Problemen steht die ISA vor erheblichen Zielkonflikten im Bemü-hen angemessene dauerhafte Einkünfte zu erzielen, Gewinne abzu-schöpfen und Gesichtspunkte der Verteilungsgerechtigkeit zu beach-ten.

Zentrale Bedeutung hat die Ausgestaltung und Höhe der Förderab-gabe/Royalty. Der Blick auf Vorbilder, zu denen ISA Dokumente ra-ten, bietet keine Lösungen, denn es gibt im UN-System keinen inter-nationalen Mechanismus zur Unternehmensbesteuerung. Der Blick auf nationale Modelle zeigt, dass jedes unterschiedlich entstanden ist und Besonderheiten in den Gebühren und Steuern berücksichtigt. Eine Übernahme des Förderabgabenmodells einer hochentwickelten Offs-hore-Industrie (z. B. Norwegen) ist ebenso abwegig wie die Kopie von Finanzregeln etablierter Landindustrien. Die kürzlich veröffentlichte Vergleichsstudie nationaler Förderabgaben für den Offshore Öl- und Gasbereich hilft nicht weiter. Sie ist beschränkt auf das Problem der Ausgleichszahlungen gem. Art. 82 SRÜ und bietet ein uneinheitliches Bild.28 Ob ein internationales Gremium von Fachleuten eine Lösung für den TSB herausdestillieren kann, dürfte schwierig genug sein.

Für den TSB bleiben unter Berufung auf den Landbergbau vier Optio-nen (siehe auch oben):29

Unit-Based: eine schlichte mengen- bzw. gewichtsabhängige För-derabgabe, (Menge x Preis) wie sie bei Massengütern wie Eisenerz und Kohle häufig angewendet wird. (Frage: t nass oder trocken?)

Value-Based (ad valorem): wertabhängig, wie sie bei wertvolleren Metallen erhoben wird

25 San Diego workshop 2016, Conference Report, S. 6 und Ziff. 104 ff. 26 ISA Technical Study no. 11, S. 75 ff. 27 So deutlich ISBA/21/C/16, Ziff. 32. 28 ISA Technical Study No. 15: A Study of Key Terms in Article 82 UNCLOS, June 2016, 90 S. 29 RWTH Aachen University. Breakthrough Solutions for the Sustainable Exploration and Extraction

of Deep Sea Mineral Resources. Stakeholder Stellungnahme 2015, S. 6f; http://www.mre.rwth-aachen.de/de/projektdetail?id=29

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Hybrid: Gemischte Formen (Mengen-/Handelswert- und gewinnabhängig)

Profit-Based: Gewinnabhängige Förderabgaben, wie sie bei Diamanten, Edelsteinen und besonders hochwertigen Mineralien praktiziert werden

Im Interesse eines verwaltungsmäßig einfachen Systems ist Option 1 eine gute Lösung, da sie leichter als jede Form der Gewinnabhängig-keit zu administrieren ist und dem Investor Kalkulierbarkeit bietet. Als weiteren Vorteil beteiligt sie auch die ISA am Risiko eines mögli-chen Preisverfalls. Andererseits verführt die mengenabhängige Abga-be dazu, konzentriert hochgradige Ressourcen (high grading) abzu-bauen und möglichst schnell die Investitionen zu verdienen.

Der San Diego Workshop hat nach Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile einen kombinierten Vorschlag zur Abgabenstruktur formu-liert (Abgabensätze offen), „…to start as simple as possible“:30

Fixed Fee ab Vertragsbeginn zur Abdeckung der administrativen Kosten der ISA während einer Periode, in der erste größere Inves-titionen beginnen

Ab Produktionsbeginn eine zusätzliche (moderate) Fixed Fee für ca. 20 Jahre

Zusätzlich ab Produktionsbeginn eine wertabhängige Förderabgabe zunächst mit minimalen Zahlungen „interim or light ad valorem ro-yalty“ und später „full ad valorem“, wobei Zeitpunkt (Break Even point) des Wechsels zu bestimmen wäre

Das Profit-Based Modell wird als inoperabel abgelehnt31

In jedem Fall beginnt die Förderabgabe mit der Produktion32. Für die Bestimmung des Produktionsbeginns bedarf es einer Definition, denn dies ist der Zeitpunkt, ab dem erhöhte Abgaben zu leisten sind. Kon-traktoren werden geneigt sein, diesen Zeitpunkt hinaus zu schieben. Zeitlich vorher werden „Pilotprojekte“ und Testförderung laufen, für die moderate Abgaben gerechtfertigt sind. Allerdings lassen sich auch Rohstoffe aus der Testförderung, die unbelastet von Förderabgaben sind, verkaufen. Wird dieser Zeitraum überdehnt, so stellen sich Fra-gen nach Missbrauch und unzulässiger Subvention.

Will man Preise und/oder Gewinne erfassen, so entstehen Probleme der Ermittlung des Metallwertes und der produktionsabhängigen Ne-benkosten, denn die Wirtschaftlichkeit der marinen Produktionskette ist weitgehend unbekannt und man braucht umfangreiche ergänzende Informationen.

30 San Diego workshop, Conf Report Ziff. 57 ff unter Bezugnahme auf den Bericht des Bellagio

workshops. 31 San Diego workshop, Conf Report Ziff. 76. 32 SRÜ Annex III, Art. 17 (g).

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Vorab wäre zu entscheiden, welche Metalle zu bewerten sind, weil nicht alle nutzbar sind. Einen „Markt“ für polymetallische Tiefseeres-sourcen gibt es noch nicht. Profitabilität und Rendite werden erst im Laufe mehrerer Jahre zu erkennen sein. Die ersten Investoren (First Mover) werden höchstwahrscheinlich hohe Kosten und hohes Risiko tragen, was ggf. zu berücksichtigen wäre. Zu klären ist, an welchen Punkten der Produktionskette die Bewertung ansetzen soll, denn es gibt verschiedene wertsteigernde Stufen, wie trockenes Produkt, Ver-laden auf das Transportschiff (First Loading of Barge), Raffinierung an Land, Verkauf der Endprodukte. Hinsichtlich der Wertermittlung bleibt die Wahl, ob man sich an Metallbörsen oder an der konkreten Produk-tionsanlage orientieren will. Jedenfalls ist ein besonders aufwendiges System erforderlich, um der Entwicklung der Preise und der Rate of Return des Kontraktors zeitnah auf der Spur zu bleiben. Einen Aus-weg könnten „Korridore“ mit Unter- und Obergrenzen für Preise oder Gewinne bieten. Weiterhin ist eine jährliche unabhängige Rechnungs-prüfung des Unternehmens erforderlich, ebenso die regelmäßige (jährliche?) Überprüfung/Anpassung der Abgabenhöhe. Wegen dieser Schwierigkeiten wurden als Alternativen eine „Flat Concession Fee“, individuelle Produktionsverträge oder eine vorab zu leistende Kauti-on/Sicherheitsleistung („Lump-Sum“) ins Gespräch gebracht.33

Andere Erschwernisse ergeben sich aus der geforderten Vergleichbar-keit mit dem Landbergbau. Manganknollen unterscheiden sich in der Konsistenz von landgebundenen Produkten. Sie sind polymetallische Konzentrate aus einer Vielzahl von Metallen/seltenen Erden in unter-schiedlichen Mischungsverhältnissen. Der Wertgehalt (Grad) ist in der Regel deutlich höher als bei Landlagerstätten. Es gibt also kaum ter-restrische Vergleichsfälle. Im Umkehrschluss bedeutet die Forderung nach Vergleichbarkeit mit dem Landbergbau, dass ein gesunder Wettbewerb zwischen Land- und Tiefseebergbau durchaus vorstellbar ist. Falls Landproduzenten im Falle des Förderbeginns von Tiefseeme-tallen die Forderung nach finanzieller Kompensation zum Schutze ihrer Landproduktion erheben, wäre Vorsicht geboten. Gründe dafür kann es eigentlich erst dann geben, wenn der TSB den Landbergbau anfängt zu verdrängen. Alles andere wäre eine Subvention bzw. eine politische Transferzahlung.

Die Höhe der Abgaben soll eventuell auch die Verhüttung (Proces-sing) an Land mit berücksichtigen, da nur so die gewünschte Ver-gleichbarkeit mit der terrestrischen Produktion beurteilt werden kann. Für die Verhüttung von terrestrischen Ressourcen gibt es bewährte metallurgische Verfahren. Derartige Verfahren für Manganknollen zwecks Trennung der verschiedenen Metalle und Seltenen Erden sind bisher noch im Laborstadium.

Die Verfahren sind in jedem Falle energieintensiv und bedeuten Säu-re- und Chemieeinsatz. Ihr Anteil an den Gesamtkosten ist außeror-dentlich hoch und wird auf über 50% geschätzt. Hier besteht hoher Entwicklungs- und Verbesserungsbedarf. Überdies vollzieht sich die

33 San Diego Workshop, Conf Report, Ziff. 17.

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Verhüttung nicht unter Aufsicht der ISA, sondern unter den fiskali-schen und umweltrelevanten Bedingungen des Staates, in dem die Verhüttung stattfindet. Denn das Tiefseeunternehmen wird seine Rohprodukte in der Regel an ein anderes Unternehmen zur Aufberei-tung an Land veräußern. Es bleibt ungeklärt, wie die ISA die Wert-schöpfung der Endprodukte erfassen soll.

Die treuhänderische Rolle der ISA (Gemeinsames Erbe der Mensch-heit) manifestiert sich im „Benefit-Sharing“. Die ISA muss34 (Pflicht-aufgabe) für einen geeigneten Mechanismus zur Verteilung der finan-ziellen und wirtschaftlichen Vorteile sorgen, obwohl dazu bisher keine belastbaren Daten und Verfahren zur Verfügung stehen. Auch hier bestehen Unterschiede zum Landbergbau, wo das nationale fiskali-sche Interesse dominiert.

Die ISA repräsentiert dagegen das kollektive Interesse der Gemein-schaft der Staaten. Sie soll hohe Einnahmen generieren, Umwelt-schäden kompensieren, Landproduzenten schützen, Windfall Profits abschöpfen, Transferzahlungen ermöglichen und Entwicklungsländer an den TSB heranführen. Der Aspekt des Benefit Sharing stärkt we-gen seines hohen Stellenwertes und wegen der Erwartungshaltung vieler Staaten die Tendenz zu hohen Förderabgaben. Andererseits dürfte allen Betroffenen klar sein, dass es nur etwas zu verteilen gibt, wenn der TSB überhaupt in Gang kommt und floriert. Zu diesem As-pekt sind kontroverse Diskussionen zu erwarten, denn die Verteilung der finanziellen und sonstigen Vorteile ist praktisch die wichtigste Möglichkeit das Prinzip des Gemeinsamen Erbes mit Leben zu füllen35, zumal die Zukunft des „Enterprise“ als zweites Instrument der Betei-ligung von Entwicklungsländern zwar auf der Tagesordnung der ISA bleibt, aber ungewiss ist.

In den Zusammenhang des Gemeinwohls gehört das Bestreben der ISA, einen „optimalen“ Abbau von hochgradigen und mindergradigen Ressourcen zu ermöglichen. Andernfalls werden Lizenznehmer ihrem Profitstreben folgend nur die hochgradigen Teile von Abbaufeldern ausbeuten (high-grading) und minderwertige hinterlassen, was unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes durchaus vorteilhaft sein könn-te. Jedenfalls besteht die Forderung nach einer Förderabgabe, welche die Belegungsdichte, Menge und Wert des gesamten konkreten Ab-baufeldes („a whole of the deposit“) kombiniert erfasst. Angesichts der Größe und unterschiedlichen Belegungsdichte von Abbaufeldern für Manganknollen (200 km2) bedeutet dies einen hohen administra-tiven Aufwand.

Schließlich ist eine grundsätzliche Interessenabwägung zwischen dem Gemeinwohl und den Risikoebenen erforderlich. Risiken bestehen nicht nur für das Gemeinsame Erbe und den Umweltschutz. Auch die ISA, die Investoren und die befürwortenden Staaten gehen unter-

34 Art. 140 und nochmals betont in DÜ Anlage Section 9 Ziff. 7 f. 35 Jan Stefan Fritz. Deep Sea Anarchy: Mining at the Frontiers of International Law. IJMCL 2015,

S. 445-476 (469). Aline Jaeckel et al. Sharing benefits of the common heritage of mankind – Is the deep seabed mining regime ready? Marine Policy 2016 (in print) http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308597X16300744

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schiedliche Risiken ein, die mit Stichworten wie Rohstoffpreisen, Kon-junkturzyklen, Substitutionsmöglichkeiten, Recycling, Umweltrisiken, öffentliche Akzeptanz usw. umschrieben sind. Die Verteilung der fi-nanziellen Vorteile (who takes what?) und der Lasten muss dieses Spannungsfeld berücksichtigen. Hierzu fehlen Vorschläge, aber es ist deutlich, dass „First Mover“ in der Anfangsphase mit relativ niedrigen Abgaben, später mit höheren und in der Rückbauphase wieder mit maßvolleren Abgaben belastet werden sollten. Es geht also um eine sorgfältige Balance zwischen Investitionsanreiz und finanziellen Ab-gaben durch Dynamisierung bzw. Abstufung der Abgabenhöhe.

4.3.3 Haftung und Versicherung

Zur Gesamtsicht der finanziellen Bedingungen des TSB gehören auch wegen des (imperativen) Umweltschutzes die verschiedenen Haftungs- und Versicherungspflichten. Die Haftung für Schäden im Zusammenhang mit Tätigkeiten im Gebiet (Activities in the Area) richtet sich nach dem Seerechtssystem.36 Es gelten über Art. 139 und 153 Haftungsregeln und Verpflichtungen für die im Verbund handeln-den und haftenden

Vertragsnehmer / Kontraktoren

die Behörde (ISA) und

den befürwortenden Staat

Bislang gibt es Haftungsregeln (mit Versicherungspflicht) nur für die Explorationsphase. Zukünftige Haftungsregeln, die im Entwurf des Abbaucodes noch fehlen, dürften sich an der Explorationsphase orien-tieren.37

Haftung der Kontraktoren

Die Haftung des Inhabers einer Explorationslizenz (Kontraktor) er-fasst jeden Schaden („Any Damage“), einschließlich Umweltschäden, die durch eigene rechtswidrige Tätigkeiten im Gebiet im Verlauf sei-ner Arbeiten38 oder durch solche seiner Mitarbeiter, Unterauftrag-nehmer oder Agenten entstanden sind, mit Ausnahme von Schäden durch höhere Gewalt.39 Das gilt auch für Schädigung eines Dritten (z. B. benachbarter Kontraktor) und für Umweltschäden nach Beendi-gung der Explorationsphase40 ohne zeitliche Begrenzung.

Die Meeresbodenkammer des Internationalen Seegerichtshofs (ISGH) hat 2011 in einer „Advisory Opinion“ (nachfolgend ISGH-Gutachten) den Begriff „Tätigkeiten im Gebiet“ (Activities in the Area) definiert

36 Art. 134, Art. 139; RPEN Reg. 30; s. a. Marco Visser/Michael Dettmer. Tiefseebergbau und

Haftpflichtversicherung – die Versicherungsklausel 16.5; in: PHi Haftpflicht International Recht und Versicherung Nr. 3, 2015, S. 98-104 und Nr. 4, 2015, S.156-168.

37 RPEN Reg. 1.3 nimmt ausdrücklich Bezug auch auf „Exploitation“, (obwohl RPEN nur Explorati-on regelt).

38 SRÜ Annex III, Art. 22. RPEN Annex IV, Abschnitt 16.1 39 RPEN Annex IV, Abschnitt 16 und 17. 40 RPEN Reg. 30.

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und damit die Reichweite der Haftung klargestellt.41 Danach sind Tä-tigkeiten im Gebiet: die Erforschung und der Abbau am Meeresboden, der Transport an die Oberfläche und die direkt damit zusammenhän-genden Tätigkeiten der Separierung von Produktionswasser, deren Wiedereinleitung und Entsorgung ins Meer sowie vorbereitende Mate-rialtrennung an Bord. Damit liegen alle bergbaulichen Tätigkeiten im Verantwortungsbereich des Kontraktors. Der Schiffstransport der Ressourcen und die spätere Aufbereitung an Land (Processing) sind nicht Teil dieser Haftungskette.42 Sie unterliegen den IMO Konventio-nen der Seeschifffahrt bzw. dem Recht des Staates, wo die Aufberei-tung stattfindet. Für haftungsrelevante Tätigkeiten außerhalb des Gebietes bleibt es bei den allgemeinen Rahmenvorschriften des SRÜ Teil XII „Schutz und Bewahrung der Meeresumwelt“ mit einer Staa-tenhaftung nach Art. 235.

In diesem Sinne ist die Haftungs- und Versicherungsklausel zu ver-stehen, die als Standardbestimmung jedes Explorationsvertrages und mit einer Versicherungspflicht43 gekoppelt ist. Sie schreibt vor:

„Der Versicherungsnehmer schließt angemessene Versicherungspoli-cen bei international anerkannten Versicherern im Einklang mit all-gemein anerkannten internationalen Verhaltensregeln auf See ab.“

In der Sache handelt es sich um eine Haftpflichtversicherung mit ei-nigen ungeklärten Besonderheiten. Bisher ist offen, welche konkreten Sicherheits- und Umweltstandards, Grenzwerte usw. von der ISA vorgeschrieben werden, für die ein Versicherungsschutz verlangt wird. Auch fehlen Erläuterungen zur Haftungs- und Versicherungs-klausel. Unklar ist, ob es sich um eine verschuldensunabhängige Ge-fährdungshaftung (Strict Liability) oder um Vertrags- bzw. Delikthaf-tung (Negligence Rule Liability) handeln soll. Zugelassen sind nur international „anerkannte“ Versicherer mit der Fähigkeit, weltweit vorkommende Schadensfälle zu bearbeiten. Da im Plural von „Versi-cherern“ die Rede ist, besteht ein „Mehrpolicen-Erfordernis“. Zusätz-lich stellen sich Probleme der Angemessenheit, was von den mögli-chen Schadensbildern (ökologische Schäden, Schadensverhütungs-kosten, Subunternehmerhaftung) abhängt, ebenso wie für Spätschä-den nach Beendigung der Tätigkeiten. Die Höhe der Deckungssumme ist bisher nicht begrenzt, könnte aber in Verhandlungen des Ver-tragsnehmers mit der ISA vereinbart werden. Von einem Direktan-spruch gegen den Versicherer ist an keiner Stelle die Rede, sodass dafür (noch) keine Anhaltspunkte vorliegen.

41 ISGH Gutachten (Advisory Opinion) vom 01.02.2011, ITLOS case no. 17: Responsibilities and

Obligations of States Sponsoring Persons and Entities with Respect to Activities in the Area; dort Ziff. 84-97. http://www.itlos.org/. Hierzu ausführlich: Jessen, Henning. Staatenverant-wortlichkeit und seevölkerrechtliche Haftungsgrundsätze für Umweltschäden durch Tiefseeberg-bau. ZUR 2012, Nr.2, S. 71-81; David Freestone. ASIL insights Vol. 15, issue 7 of March 9, 2011. Responsibilities and Obligations of States Sponsoring Persons and Entities with Respect to Ac-tivities in the Area. AJIL Vol. 105, 2011. S. 755-760. Die rechtliche Verbindlichkeit ergibt sich aus SRÜ Annex VI, Art. 33 und 40.

42 Insofern ist die Formulierung in RPEN Reg. 1.3 irreführend. 43 Versicherungspflicht gem. RPEN Annex IV, Abschnitt 16.5. Zur Versicherungsproblematik aus-

führlich: Visser, Marco/Dettmer, Michael. Tiefseebergbau und Haftpflichtversicherung – die Ver-sicherungsklausel 16.5. aaO.

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Im Ergebnis läuft es hinaus auf einen neuen Geschäftszweig und ei-nen neuen Typ von Versicherungspolicen für den TSB, auf den der Versicherungsmarkt reagieren wird.

Haftung der ISA

Die Haftung der ISA als Behörde ergibt sich daraus, dass sie gem. Art. 153 Abs.4 die Kontrolle über die Tätigkeiten im Gebiet ausübt, sobald ein Lizenzvertrag vergeben ist. Sie ist dem Kontraktor und allen Dritten gegenüber für Schäden verantwortlich, die sich aus ihren Handlungen oder Unterlassungen ergeben, wozu auch der Schutz vertraulicher Daten zählt.44 Die gerichtliche Überprüfung durch die Meeresbodenkammer des ISGH unterliegt allerdings den Beschrän-kungen des Art. 189.

Haftung des befürwortenden Staates

Die Haftung des befürwortenden Staates (Sponsoring State) ist nur in engen Grenzen vorgesehen. Jeder Lizenzantrag bedarf der Befürwor-tung des Heimatstaates des Antragstellers in Form eines Zertifika-tes.45 Der befürwortende Staat hat nach Art. 139 dafür zu sorgen und zu bestätigen, dass der befürwortete Vertragsnehmer finanziell und technisch leistungsfähig ist und seine Verpflichtungen im Einklang mit dem SRÜ und mit seinem Vertrag ausübt. Nach Art. 139 Abs.2 haftet der Staat dafür. Er ist verpflichtet gemäß Art. 153 Abs. 4 und Annex III Art. 4 Abs.4 Gesetze, Vorschriften und Verwaltungsmaßnahmen zu schaffen, die im Rahmen seines Rechtssystems in angemessener Weise geeignet sind, die Einhaltung der Verpflichtungen von Personen unter seiner Hoheitsgewalt sicherzustellen. Das bedeutet zunächst den Erlass einer nationalen TSB-Gesetzgebung sowie administrative Maßnahmen zur Durchsetzung der kontinuierlichen Überwachung na-tionaler Firmen. Maßgeblich sind die ISA Regelungen und Standards, wie sie z.B. in den Mining Codes formuliert werden. Sie dürfen nicht unterschritten werden.46

Diese, den Staat treffende relativ allgemeine Verpflichtung zur Einhal-tung der gebührenden Sorgfalt (Due Diligence) hat das ISGH Gutach-ten von 2011 präzisiert. Der Staat erfüllt die Sorgfaltspflichten, wenn er den Vorsorgeansatz (Precautionary Approach), den Grundsatz der besten Umweltpraktiken (Best Environmental Practices) sowie Um-weltverträglichkeitsprüfungen vorschreibt.47 Für Entwicklungsländer gibt es keinen „Rabatt“ der Sorgfaltspflichten.48 Es liegt keine Sorg-faltsverletzung vor, wenn diese Leitprinzipien in der nationalen Rechtsordnung verankert sind.49

44 Art. 168 Abs.2, Annex III Art. 22; RPEN Annex IV Abschnitt 16.3-4. 45 Art. 139 und 153 Abs. 2 (b); Annex III Art.4 Abs.3 und 4; RPEN Reg. 11. 46 Art. 208 Abs. 1 und 3; Art. 209. 47 ISGH Gutachten, Ziff. 119, 122ff, 131f, 136ff, 141ff. 48 ISGH Gutachten, Ziff. 158f. 49 Jessen, aaO. S. 77. Der Vertragsstaat hat weitere begleitende Pflichten aus SRÜ und DÜ sowie

aus den mining codes zu erfüllen, wie z. B. die Pflicht zur Unterstützung der Behörde (Art. 153 Abs.4), Garantien im Falle von Notfällen, Bereitstellung des Rechtsweges für Schadensersatz (Art. 235 Abs.2), ausführliche Darstellung in ISGH Gutachten, Ziff. 122ff.

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Die Haftung des befürwortenden Staates ist damit durch eine „Exkul-pationsmöglichkeit“50 eingeschränkt. Er haftet nicht für schuldhaftes Versagen des Kontraktors, solange der Staat seinen Pflichten im Sin-ne einer Art Qualitätskontrolle gerecht wird, indem er sicherstellt, dass der Kontraktor alle seevölkerrechtlichen Regeln einhält. In Deutschland sind diese Pflichten durch die „Bergaufsicht“ im MBergG51 und durch die zeitnahe Übersetzung und Veröffentlichung der drei „Mining Codes“52 umgesetzt, in denen die drei genannten Prinzipien verpflichtend enthalten sind.53 Das ISGH-Gutachten nimmt die deutsche und die tschechische Gesetzgebung in diesem Zusam-menhang ausdrücklich zur Kenntnis.54 Die Sorgfaltspflichten des be-fürwortenden Staates sind dynamischer Art und müssen dem techni-schen Fortschritt und der tatsächlichen Entwicklung von Umweltrisi-ken des TSB folgen und ggf. nachgebessert werden. Je risikolastiger die Tätigkeiten sind, umso strenger sind die Sorgfaltspflichten zur Erfüllung der aktiven Kontroll- und Überwachungspflichten auszule-gen.55

Es können Haftungslücken entstehen. Falls z. B. der Vertragsnehmer wegen Insolvenz einen Schaden nicht oder nicht voll erstatten kann (und auch die Versicherung ausfällt), könnte man an eine lückenaus-füllende Haftung (Residual Responsibility) des Sponsoring State den-ken. Diese Möglichkeit ist umstritten, wird aber überwiegend abge-lehnt.56 Bleibt es dann bei der Nichthaftung des Sponsoring State, so entstünde eine Haftungslücke. Eine weitere Haftungslücke kann sich ergeben, wenn der Verursacher nicht (oder nicht schnell genug) fest-stellbar ist. Für diese (seltenen) Fälle stellt das ISGH- Gutachten die Schaffung eines Haftungsfonds („Liability Trust Funds“)57 zur Diskus-sion (s. u. Ziff. 5.4).

Dieses System der Haftungsregeln – im Zusammenspiel von Kontrak-tor, ISA und befürwortendem Staat - verdeutlicht einerseits die pri-märe Verantwortlichkeit des Kontraktors als Hauptverursacher des Schadensrisikos, weshalb er zu einer Haftpflichtversicherung ver-pflichtet ist. Andererseits bleiben offene Fragen, darunter auch die der Abgrenzung unter den drei haftenden Partnern. ISA und befür-wortender Staat sind beide zu Aufsichtspflichten gegenüber dem Kon-traktor verpflichtet. Dieser muss also zwei Kontrollregimen gerecht werden, deren evtl. überlappende Zuständigkeiten der Abgrenzung bedürfen.

Das Gesamtkonstrukt des befürwortenden Staates und seine Haftung dienen im Ergebnis dem Aufbau zuverlässiger nationaler Gesetzge-bungen und effektiven Mechanismen der Durchsetzung in allen Staa-

50 Marco Visser/Michael Dettmer. aaO. S. 101. 51 § 8 MBergG, BGBl. I 1995, S. 778. 52 RPEN (Manganknollen) BGBl. II 2014, S. 615ff; REPS (Polymetallische Sulphide) BGBl. II2015

S. 162ff; RPEC (Kobaltreiche Krusten) BGBl. II 2014 S. 570ff. 53 Siehe RPEN Reg. 31.2 und REPS Reg. 33.2 (precautionary approach und best environmental

practices). Die Verpflichtung zu UVP´s findet sich detailliert in ISBA/19/LTC/8; hierzu auch ISGH Gutachten, Ziff. 145f; Jessen, aaO. S. 76f.

54 ISGH Gutachten, Ziff. 237. 55 Jessen, aaO. S. 76. 56 ISGH Gutachten, Ziff. 203f. 57 ISGH Gutachten, Ziff. 205 unter Berufung auf Art. 235 Abs.3.

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ten, in denen Unternehmen beheimatet sind. Für Rechtsstaaten wie Deutschland sind keine zusätzlichen Risiken oder Nachteile zu be-fürchten, wenn die zuständigen Behörden (BMWi, BGR, LBEG Nieder-sachsen) die Regelungen der ISA in innerstaatliches Recht umsetzen und überwachen. Da der Staat in diesen Fällen nur als „Sponsor“ be-fürwortend für Unternehmen tätig wird, scheidet eine Staatshaftung mangels „Übertragung einer öffentlichen Gewalt“ begrifflich aus.58

Haftungsfonds

Schließlich sei angemerkt, dass Art. 235 Abs. 3 und Art. 304 aus-drücklich die Tür zur weiteren völkerrechtlichen Entwicklung von Haf-tungsregeln eröffnen. Neue seerechtliche Haftungsregeln sind also möglich, insbesondere in Form eines Haftungsfonds, wie es das ISGH-Gutachten für Großschäden oder unbekannte Risiken anregte.59 Solch ein Fonds müsste separat von der ISA gehalten werden und könnte durch eine neu zu schaffende Umweltgebühr (Environmental Charge) gespeist werden.60 Einzelheiten werden voraussichtlich Ge-genstand weiterer zeitnaher Workshops sein.

Aus der Stakeholderumfrage von 2014 ergibt sich zusätzlich die Idee eines „Sustainability Fund“ mit gezielten Aufgaben der Meeresum-weltforschung oder der Technologieentwicklung für Entwicklungslän-der, der bisher kaum diskutiert wurde. Die Notwendigkeit, die Zielset-zungen und die Finanzierung bleiben vorerst unklar.61 Spezielle Fonds der ISA sind allerdings nichts Ungewöhnliches. Es gibt den 2002 er-richteten „Voluntary Trust Fund“62, um Delegierten von Entwicklungs-ländern die Teilnahme an LTC- und FC-Sitzungen zu erleichtern sowie den seit 2006 bestehenden „Endowment Fund“63, gespeist durch frei-willige Beiträge zugunsten wissenschaftlicher Forschung und Entwick-lungshilfe.

Wegen der weit verbreiteten Sorgen vor massiven Umweltschäden, die über die Leistung von Versicherungen hinausgehen, richtet sich der Blick auf Haftungsfonds zur Regulierung von Großschäden. Hier empfehlen sich Seitenblicke auf die internationale Seeschifffahrt, für die es im Rahmen der International Maritime Organisation (IMO) ei-nen geregelten Zugang zu einem Haftungs- und Entschädigungsre-gime gibt, sowie auf die neue EU „Offshore Sicherheitsrichtline“.

In der Seeschifffahrt wurden seit den 1970er Jahren Haftungsinstru-mente als Reaktion auf den stark gewachsenen Transport von Öl und Gefahrgut eingeführt, weil es immer wieder spektakuläre Unfälle mit großräumigen Umweltverschmutzungen gab. Reeder/Schiffseigner müssen nun Pflichtversicherungen mit Haftungshöchstgrenzen für die Regelung von Standardunfällen abschließen und zertifiziert nachwei-

58 So Marco Visser/Michael Dettmer. aaO. S. 101. 59 ISGH Gutachten, Ziff. 205 und 211; Jessen aaO S. 79; 60 San Diego workshop, Conf Report Ziff. 106 ff (118). 61 http://bit.ly/1K4Bmrc, dort S. 36; San diego workshop, Conf Report Ziff. 119 62 ISBA/8/A/11 und ISBA/12/FC/L.1, Ziff. 11. 63 Art. 143 Abs.2 und ISBA/12/A/11.

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sen.64 Als Teil eines mehrstufigen Haftungsregimes existieren diese Fonds als internationale Organisationen mit eigener Verwaltungs-struktur. Für Tankerunfälle gibt es den ergänzenden International Oil Pollution Fund (IOPC FUND) für Haftungslücken bei Großschäden von Ölverschmutzungen65. Dieses weltweit geltende und akzeptierte Haf-tungsmodell66 besteht aus einer limitierten Gefährdungshaftung (Strict Liability) mit Zwangsversicherung für Standardschäden (1st Tier). Als 2. Stufe (2nd Tier) gibt es einen Haftungsfonds für Groß-schäden, der nochmals durch einen freiwilligen Ergänzungsfonds67 aufgestockt ist (3rd Tier). Eine Reihe von Unfällen wurde abgewickelt in Form von Ersatz für Personen- und Sachschäden einschließlich der Kosten für die Beseitigung von Schadstoffen. Allerdings sind langfris-tige Umweltschäden wie Degradierung der Umwelt und Kosten der Wiederherstellung (Restorative or Rehabilitative Measures) nicht abgedeckt. Zur Definition und zur Ermittlung derarti-ger Umweltschäden im Meer fehlen nach wie vor die Mechanismen.

Auch für Großschäden durch flüssiges oder festes Gefahrgut wie z. B. Chemikalien hat die IMO nach dem Vorbild der Tankerunfälle ein zweistufiges Haftungs- und Entschädigungssystem (HNS FUND Convention 2010) vereinbart, das noch nicht in Kraft getreten ist.68 Als 1. Stufe (tier 1) gilt die Versicherungspflicht für Reeder mit einem Direktanspruch des Geschädigten an die Versicherung. Als 2. Stufe gilt der Fonds, der durch Beiträge der Empfänger der Gefahrgutla-dung „Paid Post Incident“ zu speisen ist. Beiträge von Regierungen sind nicht vorgesehen. Die maximale Schadenssumme ist begrenzt auf 250 Mio. SZR = 380 Mio. USD. Diese in der internationalen Schiff-fahrt etablierten Fonds sind möglicherweise ein Modell für den TSB.

Der zweite Seitenblick richtet sich auf die „Offshore Sicherheitsrichtli-nie“ der EU69, die seit dem 19. Juli 2015 mit Übergangsfristen in Kraft ist.

Die Richtlinie erfasst die rund 1000 Offshore-Anlagen der EU und dient der Verhütung schwerer Unfälle und der Eindämmung ihrer Folgen. Sie verlangt u.a. die Einrichtung unabhängiger kompetenter Behörden, Sicherheitsanalysen, modernes Sicherheitsmanagement, Arbeitsschutz, Notfallpläne, Öffentlichkeitsbeteiligung, Berichts- und Informationspflichten. Hinsichtlich der Haftung bleibt die Richtlinie zurückhaltend. Zwar fordern Art. 7 eine volle Gefährdungshaftung (Strict Liability) des Lizenznehmers und Art. 4 Abs.3 zusätzlich De-ckungsvorsorge durch den Staat. Aber alle Einzelheiten liegen in der Zuständigkeit des EU-Mitgliedstaates und bedürfen der Umsetzung 64 Neben der allgemeinen Reederhaftung gibt es spezielle Pflichtversicherungen für Öl als Ladung,

Öl als Treibstoff, Passagiere, Wrackbeseitigung. 65 Convention on Civil Liability for Oil Pollution Damage (CLC 1992), ergänzt durch den Interna-

tional Oil Pollution Compensation Fund (IOPC Fund 1992) mit Haftungsgrenze von 203 Mio. SDR = 227 Mio. € und einen Supplementary Fund 2003 mit Haftungsgrenze von 750 Mio.SDR = 840 Mio.€. www.iopcfunds.com

66 Yuna Huang. Compensation of Damage to the Marine Environment; in: Ehlers, Peter/Lagoni, Rainer. Responsibility and Liability in the Marine Context. LIT Verlag 2009, S. 19 f, 32f. und 42.

67 International Tanker Owners Pollution Compensation Fund (ITOPF) seit 1968; www.itopf.com 68 IMO Werbeschrift für Haftungsfonds für Gefahrgutladungen in der Seeschifffahrt:

http://www.imo.org/en/MediaCentre/HotTopics/Documents/HNS%20ConventionWebE.pdf 69 Richtlinie 2013/30 EU über die Sicherheit von Offshore-Erdöl und Erdgasaktivitäten.

ABl. L 178/66 vom 28.06.2013.

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durch nationale Vorschriften. Nach Art. 39 ist die EU Kommission zu regelmäßigen Berichten über die Anwendung und Umsetzung ver-pflichtet. Darin soll sie weitere Analysen vornehmen und weiterfüh-rende Vorschläge machen.

Der erste derartige Bericht von 201570 stellt fest, dass die Haftung des Lizenznehmers sich weiterhin nach der „Umwelthaftungsrichtlinie“ von 199471 bzw. nach nationalem Recht richtet. Der Bericht verweist auf nationale Versicherungen und auf den freiwilligen Haftungsver-bund OPOL72 der Öl- und Gasindustrie. Daraus entwickele sich, so der Bericht, ein wettbewerbsorientierter Markt für „Deckungsvorsorgein-strumente“ mit Pools, Versicherungen, Bürgschaften und Garantien. Es bestehe zwar ein Mangel an Deckungsvorsorge, um sämtliche Schäden auch aus seltenen Unfällen zu decken. Dennoch erscheine die Ausweitung der Haftungsvorschriften gegenwärtig nicht angemes-sen. Die EU Kommission wird weiter berichten und behält sich neue Vorschläge vor, u. a. zur bisher teilweise fehlenden strafrechtlichen Haftung für Umweltschäden. Die Offshore Sicherheitsrichtlinie ist so-mit allenfalls der Einstieg in ein modernes Sicherheitsmanagement auf See und stärkt den Gedanken der Gefährdungshaftung, bringt aber (noch) keine neuen bzw. verschärften Deckungsinstrumente.

4.3.4 Weiteres Verfahren

Auf der 22. Session gab es einen kurzen Meinungsaustausch über den Entwurf des Abbaucodes, der als „Work in Progress“ bezeichnet wird und drei bis fünf Jahre dauern dürfte. Der Bericht des Vorsitzenden der LTC (Dr. Reichert) vor dem Rat endete mit einer tabellarischen Übersicht zu den einzelnen Bausteinen des Entwurfs. Es ergeben sich folgende Schritte und Termine:

02.11.2016: Abgabetermin für Stellungnahmen der Interessen-vertreter (Stakeholder) zu den Draft Exploitation Regulations

2. Workshop zum Payment Regime möglichst vor Jahresende 2016

70 Bericht der Kommission über Haftung und Deckungsvorsorge, COM(2015)422 final vom

14.09.2015. 71 Richtlinie 94/22, ABl. L 164/3 vom 30.06.1994. 72 Die Haftungsgemeinschaft für Offshore-Umweltverschmutzung (Offshore Pollution Liability

Association Ltd – OPOL) ist eine Gegenseitigkeitsvereinbarung der Industrie, die Offshore-Betreibern offensteht. Die Mitgliedsunternehmen kommen in den Genuss einer Garantie, dass andere Mitgliedsunternehmen für Haftungsansprüche aufkommen werden, die sie selbst nicht zu zahlen imstande sind, und zwar bis zu einer Deckungsgrenze (125 Mio. USD für Sanierungs-kosten und 125 Mio. USD für Verschmutzungsschäden). Ansprüche werden nicht direkt an O-POL gerichtet, sondern an das Mitgliedsunternehmen, das für die Schäden und Verluste haftet. OPOL ist weder ein Entschädigungsfonds noch bietet es eine Garantie, die vor Insolvenz des Unternehmens schützt. Diese Vergemeinschaftung der von Dritten getragenen Insolvenzrisiken trägt dazu bei, die Versicherungskosten zu senken und die Regulierungsbehörden von der fi-nanziellen Leistungsfähigkeit der Lizenzinhaber zu überzeugen. Außerdem wird durch die Krite-rien der OPOL-Mitgliedschaft eine zusätzliche Ebene der gegenseitigen Überwachung innerhalb der Industrie geschaffen, die die regulatorische Überprüfung der Finanzsituation der Unterneh-men zum Zeitpunkt der Lizenzvergabe ergänzt. Die OPOL-Mitgliedschaft legt den Betreibern die Übernahme einer verschuldensunabhängigen Haftung für Schäden und Verluste auf und ist eine Voraussetzung für die Lizenzerteilung im Vereinigten Königreich und in Irland. Dennoch wäre es möglich, dass die OPOL-Obergrenze von 250 Mio. USD für Erstattungen und Schadenersatzzahlungen nicht ausreicht, um alle Schäden und Verluste des schwersten Unfalls zu decken. Einzelheiten in COM(2015)422 final vom 14.09.2015.

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Januar 2017: Workshop in Berlin zu Environmental Assessment and Management

Februar 2017: Neufassung des Draft zur Beratung in der LTC

Workshop zur Überprüfung der Environmenal Management Plans, vor Juli 2017

Juli 2017: Beratungen der 23. Session

Scientific Workshop zu Areas of Particular Environmental Interests (APEI)

Workshop zu Impact Reference and Preservation Zones (IRZ/PRZ)

Gründung einer rechtlichen Arbeitsgruppe zu Responsibility and Liability

4.3.5 Bewertung und Empfehlung

Im Ergebnis liest sich der erste Entwurf des Abbaucodes (oben Ziff. 3) teilweise wie ein Strafgesetz. Das Bemühen um größtmögliche Transparenz ist durch Misstrauen gegenüber den Investoren/ Kontraktoren gekennzeichnet. Ein Bemühen um Anreize für den In-vestor und um schlanke Administration ist im Text nicht entwickelt. Stattdessen werden finanzielle Begehrlichkeiten und umfangreiche Kontrollinstanzen in den Vordergrund gerückt. Bei der kommenden Diskussion um die Höhe der Abgaben und die vielen erforderlichen Definitionen und Kontrollverfahren besteht die Gefahr ausufernder Bürokratie. Für den Beobachter drängt sich die Erkenntnis auf, dass die ISA eine hochprofessionelle „Fiskal-Abteilung“ benötigt, um alle genannten Bewertungsaspekte der Besteuerung des TSB in den Griff zu bekommen. Workshops mit ihren Experten geben derzeit den Ton an. Auffällig ist auch, dass die Bedeutung von Tests für die Klärung offener Fragen bisher noch keine Rolle gespielt hat. Der Entwurf und die Workshop Berichte gehen auf Tests nicht ein.

In den Hintergrundpapieren wird betont, dass ein einfach zu admi-nistrierendes System in der Anfangsphase des industriellen TSBs viele Vorteile bietet. Aber es wird Kräfte unter den Staaten geben, die für ausgefeilte Systeme und für eine deutlich sichtbare Verteilung der Erlöse im Wege des Benefit Sharing eintreten. Andererseits hat die Stakeholder-Umfrage bestätigt, dass die Gremien der ISA bisher nicht über belastbare Informationen für die Ausarbeitung detaillierter Finanzregeln verfügen. Insbesondere fehlen belastbare Erkenntnisse aus Pilot Mining Studies und Pilot-Mining-Tests. Die geplanten Jahres-fördermengen bleiben ungewiss, solange die Schätzungen zwischen 1 und 3 Mio. t (Trockenmaterial) schwanken, was einer Produktion zwischen 3,300 und 10,000 t/Tag (bei 300 Produktionstagen/Jahr) entspricht. Hinzu kommen die o. g. Schwierigkeiten bei der Suche nach Modellen und Kriterien für die Befriedigung der hochgesteckten Ziele.

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Als ein nächster praktischer Schritt sind Stakeholder-Stellungnahmen, ISA-Workshops, Gutachten sowie Orientierung gebende “ISA Guide-lines to Develop Financial Terms” vorgezeichnet. Falls gewünscht könnte die ISA jederzeit gem. Art. 191 die Meeresbodenkammer des ITLOS um ein Gutachten (Advisory Opinion) zur Klärung offener Fra-gen bitten.

Falls die ISA nicht zu maßvollen Finanzregeln für die Area als ihren Zuständigkeitsbereich findet, werden potentielle Investoren in die bilaterale Zusammenarbeit mit den Staaten drängen, die reiche Mine-ralienvorkommen in ihren Wirtschafts- und Festlandsockelzonen ha-ben. In diesen Meeresgebieten sind bereits mindestens 25 Explorati-onsvorhaben bekannt.

Der Finanzausschuß (Finance Committee FC) der ISA wird neben der Rechts- und Fachkommission (Legal and Technical Commission LTC) die Sacharbeit leisten müssen.

Deshalb ist es wichtig, sich an der Stakeholder-Umfrage bis zu 02.11.2016 zu beteiligen und weiterhin in LTC und FC sowie in beglei-tenden Workshops mit eigenen und EU-abgestimmten Vorschlägen aktiv zu sein.

Es drängt sich ein Mechanismus auf, der langsam oder schrittweise zu längerfristigen stabilen Finanzregeln führt, z. B. in Form einer Start-phase von ca. 10 Jahren als Transitional Financial Regime mit einer Flat Fee + „Light“ ad valorem royalty73 als Anreiz für die Investoren nach dem Motto: „KISS – keep it simple and smart“. Auch an anderen Stellen wie Art. 8274 oder im Zusammenhang mit Umweltschutzanfor-derungen propagiert die ISA mit dem „Adaptive Management Approach“75 ein schrittweises Vorgehen bei der Anpassung von kon-kreten Standards. Treffend ist das Argument, man brauche „…a more fluid legislation that can be adapted as knowledge grows…”76.

Dies gilt besonders für das Finanzregime. Die Regeln sind in dem Maße zu präzisieren, wie die junge Tiefseeindustrie sich entwickelt. Ein Einstieg mit pauschalen einfachen Abgaben (Lump-Sum Tax) erscheint vertretbar. Mit Investitionen in den Abbau wird nur zu rech-nen sein, wenn die Investoren bei Vertragsabschluss verlässliche Finanzregeln möglichst für die gesamte Vertragsdauer vorfinden. Ungleichbehandlung der Vertragsnehmer würde das Vertrauen in die ISA untergraben. Falls finanzielle Anpassungsmechanismen während der Vertragsdauer für nötig erachtet werden, müssten diese Mecha-nismen von Anfang an bekannt sein.

Ein 10 bis 15-jähriges finanziell stabiles Übergangsregime für die Startphase (Transitional Phase/Phased Approach) mit einfach zu ad- 73 San diego Workshop, Conf Report , S. 10. 74 Ausgleichszahlungen des Küstenstaates für Ressourcenentnahme im äußeren Festlandsockel

jährlich steigernd nach 5 Freijahren; siehe Art. 82. 75 ISBA/21/C/16 vom 15.07.2015, dort Annex III. Hierzu Aline Jaeckel, Deep Sea Mining and

Adaptive Management, in: Marine Policy (erscheint demnächst), http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308597X16300756.

76 Seabed mining: about to start? Metals Insight, Vol.11/Issue 2/January 28, 2016.

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ministrierenden Abgaben kann verlässliche Anreize für die ersten Ab-bauunternehmen bieten und regelmäßige Einnahmen für die ISA aus-lösen, ohne den Weg zu einem späteren differenzierten System zu behindern. Die Dauer ist so zu bemessen, dass sich erste Bergbauin-vestitionen amortisieren. Am Ende würde eine Überprüfung (Review) stehen zur Klärung des späteren Systems.

Klärungsbedürftig bleiben vorrangig u. a. folgende Fragen:

Übergangsregime, Inhalt und Dauer

Struktur der Abgaben: Gleichbehandlung, Feinabstimmung der Förderabgabe (mengen- und/oder gewinnabhängig, brutto oder netto), Abzugsmöglichkeiten, Gewinnermittlung, Gewinnschwelle, Bandbreiten/Skalierung, Verlustvorträge, Rechnungsprüfung, Rolle der Rohstoffbörsen, Zahlung in US USD oder SDR?

Höhe der Gebühren: Antragsgebühr und Jahresgebühr erscheinen in einer Höhe vertretbar, die deutlich aber verlässlich über den entsprechenden Gebühren der Explorationsphase liegt.

Höhe der Förderabgaben: Sie könnte mit einem mengenbezogenen (unit-based) Betrag beginnen und schrittweise ad valorem Bestandteile aufnehmen. Sie darf nicht prohibitiv sein.

Verhältnis zum Abgabenregime des Sitzstaates des Unternehmens

Notwendigkeit und Umfang eines Haftungsfonds und deren Finanzierung

Einheitlichkeit für alle drei Ressourcen oder Differenzierungen?

Umfang, Maßstäbe und Empfänger für die Gewinnverteilung (benefit sharing)77 

Kosten des weiteren Ausbaus der ISA (allgemeiner Aufgaben-zuwachs, Errichtung einer „Finanzabteilung“ und eines „Mining Directorate“)

Das Problembündel Haftung, Sicherheitsleistungen, Versicherun-gen, Fonds bedarf weiterer Transparenz und Vereinfachung

Zur Diskussion um den zukünftigen Abbaucode gehört jedoch ein Haftungsfonds (Environmental Liability Trust Fund), der z. B. aus Teilen der Förderabgaben an die ISA gespeist werden könnte.78 Er könnte dem Vorbild der Schifffahrt folgen, falls das Schadens-bild eines Bergbauunfalls dem eines Unfalls von Großtankern oder Ölplattformen mit Schadstoffaustritt vergleichbar wäre, was bisher

77 Beratungen hierzu stehen erst am Anfang; siehe Aline Jaeckel et al. Sharing Benefits of the

Common Heritage of Mankind – Is the Deep Seabed Mining Regime Ready? Marine Policy, March 2016 im Druck.

78 http://bit.ly/1K4Bmrc, dort S. 36.

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nicht erwiesen sein dürfte.79 Während die Kosten für Schadstoffbe-seitigung und Reinigung durch einen derartigen Fonds regelbar sein dürften, bleibt das ungelöste Problem der Erfassung von gravierenden Umweltschäden und von Langzeitschäden. Hierzu sind weitere Erkenntnisse erforderlich, wobei der Vorsorgeansatz eine große Rolle spielen dürfte.

Für kommende Verhandlungen ist aus deutscher Sicht in jedem Fall an den rechtlich fixierten Zielen und Prinzipien (vgl. oben Ziff. 1) ge-gen Aufweichungstendenzen festzuhalten. Das gilt namentlich für Angemessenheit, Gleichbehandlung, Einfachheit, Bindung an kom-merzielle Grundsätze und schrittweises Vorgehen. Der Vorsorgean-satz (Precautionary Approach) als Leitmotiv für den Umweltschutz im TSB bleibt sinnvoll.

4.4 Förderabgaben

Das Seerechtsübereinkommen von 1982 und das Durchführungs-übereinkommen von 1994 setzen den rechtlichen Rahmen, an dem sich alle weiteren Überlegungen zum Tiefseebergbau zu orientieren haben. Die theoretisch empfehlenswerten Eigenschaften eines Abga-bensystems wie z. B. Einfachheit, Effektivität, Effizienz, Gerechtigkeit und Flexibilität sollten möglichst auch die Grundlage für die Ausge-staltung im Tiefseebergbau darstellen.

Die Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Förderabgabe sind überaus vielfältig, erfordern aber letztlich vor allem ein Abwägen zwischen staatlichen Interessen und unternehmerischen Anreizen, ohne dabei gesellschaftliche Aspekte außer Acht zu lassen. Die Vor- und Nachtei-le der Ausgestaltungsmöglichkeiten lassen ein hybrides System mit fixen und gewinnbasierten Komponenten erwarten. Dies wird nicht nur in den Arbeitsgruppen der IMB diskutiert sondern dürfte sich als ebenso kompromissfähige wie empfehlenswerte Lösung erweisen.

Nationale Abgaben dürften sich erst implementieren lassen, wenn die Diskussionen auf supranationaler Ebene abgeschlossen sind. Ohne dieses Vorwissen lassen sich die verbleibenden Einnahmepotentiale, eine rechtliche Zulässigkeit nationaler Förderabgaben überhaupt vorausgesetzt, nicht verlässlich bestimmen.

4.4.1 Rechtsgrundlagen

Bevor der Diskussionsstand und die Lösungsansätze zu den offenen Fragen dargestellt werden, ist an die Grundsätze des Seerechts-übereinkommens von 1982 (SRÜ) 80 und des Durchführungsüberein-

79 Massive Austritte von Öl, Gas, Chemikalien usw. sind bei der rein mechanischen Aufnahme von

Mineralien am Meeresboden höchst unwahrscheinlich. Die Schadensbilder des TSB konzentrie-ren sich auf die Wirkung von Sedimentwolken am Boden und auf Einleitungen beim Vertikal-transport.

80 BGBl. 1994 II, S. 1798 ff. Alle nachfolgend ohne bes. Hinweis zitierten Artikel sind solche des SRÜ.

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kommens von 1994 (DÜ)81 zu erinnern, die eine verbindliche Basis für die Finanzregeln und das dazu gehörige Gesetzgebungsverfahren bilden. Jeder Abbaucode muss sich an diese Grundsätze halten.

Das SRÜ von 1982 und seine Anlagen (Annexes) sowie das dazuge-hörige DÜ von 1994 und dessen Anlage sprechen teils von „Financial Terms“, „Financial Rules“ oder „Financial Arrangements“. Beide Über-einkommen regeln nur Grundsätze und Arten von Abgaben sowie Zu-ständigkeiten für das weitere Verfahren. Stets ist dabei ein enger Zusammenhang mit dem Schutz der Meeresumwelt82 zugrunde ge-legt. Details bleiben weitgehend offen. Es ergibt sich folgende rechtli-che Ausgangslage:

Zuständig für die Ausarbeitung von Finanzregeln ist der Rat (Council) der ISA, der sich auf Empfehlungen der 15 Mitglieder des Finanzaus-schusses (Finance Committee FC)83 und der 30 Mitglieder der Rechts- und Fachkommission (Legal and Technical Commission LTC) stützt. Die endgültige Beschlussfassung (Decision) für Finanzregeln, -vorschriften und –verfahren liegt bei der Versammlung (Assembly).84 Die Finanzregeln gelten (nur) für Unternehmen, die einen Lizenzver-trag mit der ISA geschlossen haben (Contractor). Das sind staatliche und private Bergbauunternehmen.85 Deren Unterauftragnehmer sind seerechtlich nicht abgabenpflichtig.

Als Ziele (Objectives) nennt das SRÜ in seinem Annex III: 86

Optimale Einnahmen für die Behörde

Attraktivität (Anreize) für Investitionen und Technologie-entwicklung

Gleichbehandlung der Vertragsnehmer

Subventionsverbot

Anreize für gemeinschaftliche Vereinbarungen mit dem Enterprise und mit Entwicklungsländern

Streitfälle über Finanzregeln aus dem Vertragsverhältnis ISA/Lizenznehmer können in einem Schiedsverfahren entschieden werden. Der Weg zum Internationalen Seegerichtshof in Hamburg (ISGH), der über eine eigene Meeresbodenkammer verfügt, steht über Art. 186 ff ebenfalls offen. 

Da das Gebiet der Tiefsee (the Area) und seine Ressourcen als „Common Heritage of Mankind“ der gesamten Menschheit zustehen87, sollen die wirtschaftlichen und finanziellen Vorteile gerecht verteilt

81 Übereinkommen zur Durchführung des Teils XI des Seerechtsübereinkommens (DÜ), BGBl.

1994 II, S. 2565 ff. 82 Art. 145, 209. 83 Art. 162 Abs.2 y (ii), und DÜ Anlage, Abschnitt 9 Ziff.7. 84 Art. 160 Abs.2 f, Art. 162 Abs.2 o (i) und SRÜ Annex III Art. 13 Abs.1; DÜ Anlage, Abschnitt 9

Ziff.7. 85 Art. 153 Abs.2 (b) in Verb. m. SRÜ Annex III Art.13 Abs.1. 86 SRÜ Annex III Art. 13 Abs.1 (a-f) und Abs. 14-15; Art. 17 Abs.1 (c). 87 Art. 133, 136, 137 Abs.2 und 150.

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werden (Benefit Sharing).88 Das DÜ relativiert diese Vorgaben, indem die Ressourcennutzung auch nach vernünftigen kommerziellen Grundsätzen (in accordance with sound commercial principles)89 erfolgen muss.

Noch wichtiger ist, dass das DÜ zusätzliche Grundsätze (Principles)90 formuliert, die bleibende Bedeutung haben:

Angemessenheit: Zahlungen müssen für Vertragsnehmer und Be-hörde fair und angemessen sein. Damit wird das o.g. Ziel mög-lichst hoher Einnahmen für die Behörde relativiert.91

Vergleichbarkeit mit dem Landbergbau: Zahlungen müssen sich an ähnlichen Mineralien aus dem Landbergbau orientieren („within the range“). Dabei wird zu beachten sein, dass der Landbergbau stän-dig mit schwankenden Preisen und Mengen zu tun hat und zugleich mit nationalen Abgaben und Steuern belastet ist.

Einfachheit: Das System soll einfach sein und wenige Verwaltungs-kosten auslösen („simple and easy to implement and to administer“).

Zu prüfen ist, ob es ein System von Förderabgaben (Royalty) oder ein System aus Förderabgaben und Gewinnbeteiligung (Royalty and Profit Sharing) geben soll. Im Falle eines alternativen Systems erhält der Vertragsnehmer ein Wahlrecht.

Für die kommerzielle Produktion ist eine feste Jahresgebühr (Annual Fee) vorgesehen, die gegen andere Zahlungen verrechnet werden kann.

Das Zahlungssystem ist regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

Streitigkeiten über Regeln und Vorschriften, die auf diesen Grundsätzen beruhen, unterliegen dem Streitbeilegungsverfahren (u. a. Meeresbodenkammer Art. 186f).

Die Grundsätze ersetzen einige überaus detaillierte92 Bestimmungen in SRÜ-Anlage III, Art. 13 Abs. 3–10 mit Regulierungsrechten der ISA zu Mengen und Preisen der Ressourcen. Das DÜ erklärt letztere aus-drücklich für nicht anwendbar.93 In diesen nunmehr ungültigen Absät-zen fand sich eine Wahlmöglichkeit zwischen einer festen Jahresge-bühr (Annual Fixed Fee) von 1 Mio. USD oder einer Produktionsabga-be mit Nettoertragsanteil (Production Charge), wobei letztere mit umfangreichen Vorschriften ergänzt wurde zur Ermittlung der Höhe, sonstiger Kosten und der Rechnungslegung. Zum Verständnis: Ratifi-kation bzw. Beitritt wichtiger Industriestaaten zum SRÜ und folglich 88 Art. 140.2, 160.2 f und 2 g, 162.2 o (i). 89 DÜ Anlage Abschnitt 6 („Produktionspolitik“), Ziff. 1. 90 DÜ Anlage Abschnitt 8 „Finanzielle Bestimmungen“, Ziff. 1-3. 91 UNCLOS Commentary, Vol. VI, S. 728. 92 UNCLOS Commentary, Vol. VI, S. 718, 728 bezeichnet Art. 13 als „the most complex article“. 93 DÜ Anlage Abschnitt 8, Ziff. 2.

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dessen Inkrafttreten 1994 wurde erst möglich, als im Wege von Nachverhandlungen das DÜ derartige planwirtschaftlich-dirigistische Artikel eliminierte und Marktprinzipien stärkte.

Die ältere Idee der Wahlmöglichkeit zwischen Jahresgebühr und Pro-duktionsabgabe nach bürokratischen Vorgaben ist damit vom Tisch. Seit 1994 gilt, dass die ISA-Gremien die Einzelheiten und die Höhe der finanziellen Bestimmungen von Fall zu Fall festlegen. Die ISA ist nach Meinung des führenden SRÜ Kommentars94 auch frei in der Ent-wicklung alternativer Finanzregeln, solange die Grundsätze des DÜ eingehalten werden.

Auf diesen Grundlagen wird der Rat der ISA die zukünftigen Abgaben festlegen. Ein Teilaspekt ist die Anrechenbarkeit der nicht unerhebli-chen Forschungs- und Entwicklungskosten (Development Costs) aus der Prospektions- und Explorationsphase, wie es in den Mining Codes vorgesehen ist.95 Die Lizenznehmer sind gut beraten, ihre Entwick-lungskosten zu dokumentieren. Die Anforderungen an die Rechnungs-legung, die von anerkannten Wirtschaftsprüfern zu bestätigen ist, wurden 2015 auf den neuesten Stand gebracht.96

4.4.2 Optionen einer Gestaltung

Hinsichtlich der Eigenschaften von Abgaben(-systemen) sollen im Folgenden kurz die ökonomisch notwendigen Merkmale besprochen werden, bevor auf Ausgestaltungsmöglichkeiten eingegangen wird.

Die zentrale Notwendigkeit für die Ausgestaltung von Abgaben im Zusammenhang mit einem potentiellen Tiefseebergbau lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein Abgabenregime sollte so gestaltet sein, dass es einzelwirtschaftlich rentable Projekte nicht unterbindet, gleichzeitig aber mögliche Übergewinne jenseits einer „normalen“ Rendite abschöpft.

Die Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA 2015a) identifiziert selbst insgesamt sieben Prinzipien für das Design eines Abgabensys-tems. Diese lauten:

1) Effektivität Fähigkeit des Systems, die gewünschten Ergebnisse, z. B. im Hinblick auf die Einnahmen, zu erzielen

2) Gerechtigkeit Keine Bevorzugung bzw. Benachteiligung bestimmter Akteure

3) Effizienz Neutralität in Bezug auf Investitionsentscheidungen

4) Einfachheit, Transparenz, Planbarkeit 94 UNCLOS Commentary, Vol. VI, S. 728. 95 Regelungen finden sich in den mining codes für Knollen, Sulfide und Krusten, z. B. RPEN Reg. 6

(2) und Annex IV Abschnitt 10.2 c. 96 Recommendations for Contractors …for the Reporting of Exploration Costs, ISBA/21/LTC/11.

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Diese Aspekte führen, im Einzelnen und in der Summe, zu geringeren Verwaltungskosten sowohl bei staatlichen Stellen als auch bei privaten Akteuren

5) Kohärenz und Konsistenz Identische Tatbestände sollten auch gleich behandelt werden. Dies nimmt nicht nur Bezug auf Punkt 2), sondern auch darauf, dass Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich der Abgaben-/Steuer- basis ausgeschlossen werden sollten

6) Flexibilität Bei (gravierenden) Änderungen des Marktumfeldes sollte eine schnelle Anpassung des Systems möglich sein oder diesem bereits innewohnen

7) Durchsetzbarkeit Es muss für die Administration möglich sein, die Einnahmen ohne großen Aufwand zu erzielen und Verfehlungen, z. B. Zahlungs- rückstände, wirksam zu sanktionieren

Die Implikationen der Nicht-Erneuerbarkeit der Tiefseeressourcen wurden bereits angedeutet. Für die Ausgestaltung hat dies vor allem zwei Konsequenzen. Erstens muss ein System unmittelbar vorhanden sein, d.h. sobald ein (kommerzieller) Abbau beginnt oder besser nur in Aussicht steht, sollten alle notwendigen Regeln vorliegen. Dies dient einerseits der Investitionssicherheit, andererseits vereinfacht es die Administration. Zweitens sind die Spielräume für nachträgliche Änderungen des Systems gering. Insofern sollten gerade im Tiefsee-bergbau bewährte, z. B. aus dem Landbergbau bekannte, Prinzipien zur Anwendung kommen. Dies schließt Anpassungen an deutlich ver-änderte Bedingungen aber nicht aus.

Im weiteren Sinne kann man auch die Verwendung der generierten Einnahmen zum Ausgestaltungsrahmen hinzuzählen. Hier gilt es vor allem der inter-generationellen Gerechtigkeit Rechnung zu tragen. Hintergrund ist auch hier, dass die Erträge aus einem Tiefseebergbau sowohl der aktuellen als auch der künftigen Weltbevölkerung zu-stehen und mithin nachhaltig zu verwenden sind. Das bedeutet zu-gleich, dass jegliche Art von Korruption oder Rent-Seeking verhindert werden muss, die grundsätzlich entlang der gesamten Wertschöp-fungskette auftreten kann.

Diese Erwägungen weisen auf einen gängigen Trade-Off hin: Einer-seits sollte das staatliche Bestreben sein, die Einnahmen bzw. den Strom an Einnahmen zu optimieren. Andererseits bedingt dies admi-nistrativen Aufwand, der nur zu einem gewissen Grad gerechtfertigt ist, und zwar solange wie die Kosten des zusätzlichen Verwaltungs-aufwandes nicht mögliche höhere Einnahmen übersteigen. Dies ist meist vor allem bei der Feststellung der „normalen“ Rendite eines Investors relevant, also bei der Festlegung der abschöpfbaren öko-nomischen Rente bzw. der Höhe der (anreizkompatiblen) Abgabe(n). In der Praxis ist es aufgrund von Informationsasymmetrien kaum

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möglich, die Renten komplett abzuschöpfen, so dass es effektiv ge-meinhin zu ihrer Aufteilung zwischen Staaten und privaten Investoren kommt.

Möglichkeiten der Ausgestaltung

Die Gestaltungsmöglichkeiten für ein Abgabesystem im Bergbau sind vielfältig. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über relevante Steuern in der Bergbauindustrie, die darauf folgende Tabelle stellt deren Ziele zusammen (Otto et al. 2006, S. 32):

Tabelle 4-9: Steuern in der Bergbauindustrie und ihrer Basis

Steuerart Basis

In Rem Steuern (Einheit oder Wert Basis)

Einheitensteuer Gebühr pro Einheit

Wertsteuer % auf Mineralien Wert (Definition des Wertes kann variieren)

Mehrwert- und Verbrauchersteuer % auf Verkaufswert

Eigentums- und Kapitalsteuer % auf Eigentum- Kapitalwert

Importsteuer % auf Importwert

Exportsteuer % auf Exportwert

Quellen-Abgeltungssteuer auf Darlehenszinsen % auf Wert Darlehenszinsen

Abgeltungssteuer für importierte Dienstleistungen % auf Dienstleistungswert

Mehrwertsteuer % Wert des Gutes oder der Dienstleistung

Zulassungsgebühr Gebühr pro Anmeldung

Leih- oder Nutzungsgebühr Gebühr pro Flächeneinheit

Briefmarkensteuer Gebühr pro Transaktion oder % auf Wert der Transaktion

In Personam Steuern (Netto-Einkommen)

Einkommenssteuer % auf Einkommen

Vermögensertrags-, oder Kapitalertragssteuer % auf Gewinns aus Veräußerung von Anlagevermögen

Zusatzsteuer auf Gewinne % auf zusätzliche Gewinne

Ertragssteuer % auf Mehrgewinn

Nettogewinn Abgaben oder Nettowert Abgaben % auf Mineralien Wert abzüglich anrechenbarer Kosten

Abzugssteuer/Abgeltungssteuer abgeführter Gewinne oder Dividenden

% auf abgeführten Wert

Quelle: Otto et al. (2006)

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Tabelle 4-10: Ziele und Geltungsbereich verschiedener Steuerarten

Steuerart Ziel Geltungsbereich

In Rem Steuern

Einheitssteuer Stellt stabile und sichere Einnahmen sicher (stabil da Warenpreisschwankungen keinen Einfluss haben); Eigentumsübertragungszahlung

Häufig verwendet, besonders für Industrie und Bulkware

Wertsteuer um überhaupt Einnahmen zu generieren; Eigentumsübertragungszahlung

Häufig verwendet

Mehrwerts- und Verbraucher-steuer

Einnahmen aus wirtschaftlicher Aktivität, Steuer auf Investitionen

MwSt hat Verkaufssteuer in vielen Nationen ersetzt

Eigentumssteuer Stellt stabile Einnahmen in Höhe des Wertes räumlicher Anlagen sicher; geht oft an kommunale Verwaltung

Häufig verwendet

Importsteuer Stellt Einnahmen sicher, um nationalen Herstellern einen Vorteil zu verschaffen; historisch, um Hafenentwicklung und Zollamt zu fördern

Die meisten Länder erlassen diese Steuer oder Nulltarif für Bergbauausrüstung

Exportsteuer Stellt Einnahmen sicher, um Binnen-nachfrage zu erhalten

Von fast allen Ländern auf Mineralien abgeschafft

Quellen-Abgeltungssteuer auf Darlehenszinsen

Stellt Einnahmen sicher, um Eigenkapital und lokale Finanzierung zu fördern

Häufig verwendet

Abgeltungssteuer für importierte Dienstleistungen

Stellt Einnahmen sicher, um die Nutzung lokaler Dienstleistungen zu fördern

Häufig verwendet

Mehrwertsteuer Stellt Einnahmen sicher, um ein Teil des Umsatzes zu erfassen

Bei Export eines Produktes verneinen die meisten Länder den Effekt von In- und Output durch Befreiung oder Erstattung

Zulassungsgebühr Um betriebliche Einkünfte von Verwaltungsämtern zu ermöglichen

Häufig verwendet

Leih- oder Nutzungsgebühr Um stabile Einnahmen zu sichern, oft für kommunale Verwaltungen für Landnutzung

Häufig verwendet

Briefmarkengebühr Um Einnahmen von Transaktionswerten zu sichern

Häufig in Entwicklungslän-dern verwendet, trifft nicht auf Industrieländer zu

In personam Steuern

Einkommenssteuer Um Einnahmen anhand der Zahlungs-fähigkeit zu sichern

Universal verwendet

Vermögensertrags- oder Kapitalertragssteuer

Um Gewinne aus der Veräußerung von Kapitalanlagen zu erfassen

Häufig verwendet in Industrieländern, nicht aber in Entwicklungsländern

Zusatzsteuer auf Gewinne Um einen Teil von außergewöhnlich hohen Gewinnen zu erfassen

Sehr selten

Ertragssteuer Um einen Teil von außergewöhnlich hohen Gewinnen zu erfassen

Sehr selten

Nettogewinn Abgaben oder Nettowert Abgaben

Um Einnahmen anhand der Zahlungs-fähigkeit zu sichern

Hauptsächlich in Ländern mit hochentwickelter Steuerverwaltung genutzt

Abzugssteuer/Abgeltungssteuer abgeführter Gewinne oder Dividenden

Um Einnahmen anhand der Zahlungsfähig-keit zu sichern, zur Aufrechterhaltung von Kapital innerhalb des Landes

Häufig verwendet

Quelle: Otto et al. (2006).

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In allgemeinerer Form sind die relevantesten Komponenten laut Schönfelder (2016):

Körperschaftssteuer

Umsatzsteuer

Import-/Exportsteuern

Zölle

Rentensteuer und

Förderabgaben

Eine alternative Klassifizierung sieht die Unterteilung in gewinnbasier-te und in produktionsbasierte Steuern vor. Zu ersteren gehören z. B. die Körperschaftssteuer oder die Rentensteuer, zu letzterer gehören z. B. Abbaugebühren, Import- und Exportsteuern oder auch die Mehrwertsteuer (ICMM 2009, S. 37). Es finden sich allerdings je nach Quelle auch noch unterschiedliche Aufstellungen, die letztlich inhalt-lich in dieselbe Richtung gehen. Für den Zweck dieser Untersuchung reichen diese Aufzählungen aus. Erläutert seien im Folgenden nur die hier relevanten Förderabgaben.

Otto et al. (2006, S. 50) definieren Förderabgaben einfach wie folgt (eigene sinngemäße Übersetzung):

Das Gesetz, das die Steuer festlegt, nennt diese Steuer Förderabgabe

Die Absicht der Steuer besteht darin, eine Zahlung an den Eigentümer der Ressource auszulösen, um ihn für den Übertrag des Eigentums an der Ressource oder das Recht diese zu verkaufen zu kompensieren

Die Absicht der Steuer besteht darin, dem abbauenden Unternehmen das Recht zum Abbau in Rechnung zu stellen

Die Steuer wird nur auf Minen bzw. den Bergbausektor und nicht auf andere Industrien angewendet.

Mit anderen Worten ist diese Förderabgabe vom Abbauunternehmen (bzw. dem ressourcenverkaufenden Unternehmen) für das Recht zu bezahlen, die Ressource abzubauen (bzw. zu verkaufen). In dem Sin-ne, wie dies auf eine Beteiligung der Allgemeinheit an den Gewinnen der Förderung und die Abschöpfung der Rohstoffrente abzielt, kann es sich dann auch um eine (zusätzliche) Rentensteuer handeln.

Für die Ausgestaltung der Förderabgabe kommen vier naheliegende Formen in Frage (siehe auch oben):

Mengenbasierung

Wertbasierung (ad valorem)

Gewinnbasierung

Hybride Formen aus den vorherigen Varianten.

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In allen Varianten stellt sich stets die Frage nach der Bezugsgröße bzw. in der Administration der Förderabgabe nach der Feststellung derselben. Die Bezugsgröße kann an verschiedenen Stellen der Wert-schöpfungs- bzw. der Verwertungskette ansetzen. Theoretisch sollte die Bezugsgröße so nahe wie möglich am eigentlichen Abbau verortet werden, um Weiterverarbeitungsprozesse nachträglich nicht aus der Bewertung herausrechnen zu müssen. Dieser effizienten Lösung kön-nen jedoch administrative Kosten entgegenstehen und ein späterer Bewertungspunkt mag einfacher sein, sobald beispielsweise Markt-transaktionen stattgefunden haben (ISA 2014). Insofern liegt hier ein klassischer Fall des trade-offs zwischen Effizienz und Administrierbar-keit vor.97

Für eine ausführliche Analyse zu den Fragen der Prozesse und der Administration im Zusammenhang mit Förderabgaben findet sich in Guj et al. (2013, Kapitel 3). Um die zuvor genannten Wahlmöglichkei-ten hinsichtlich möglicher Bewertungspunkte (V0-6) aufzuzeigen, sei auf die folgende Abbildung verwiesen (in Anlehnung an Guj et al., 2013, S. 27):

Abbildung 4-9: Bewertungspunkte entlang der Wertschöpfungskette

Mit einer Förderabgabe können mehrere Ziele verfolgt werden. Es ist bei ihrer Einführung aber darauf zu achten, wie sie sich in das gesam-te Besteuerungssystem des Bergbaus einfügt. Sowohl die Mehrfach-besteuerung gleicher Tatbestände als auch Wechselwirkungen mit anderen Steuern ist zu berücksichtigen bzw. zu vermeiden. Minimale Zielsetzungen sollten jedoch erstens die angemessene Entschädigung des (ursprünglichen) Eigentümers der Ressource für deren Abbau und zweitens die Deckung der staatlichen administrativen Kosten sein. Zwar sind auch zusätzlich Elemente einer Rentenbesteuerung denk-bar, jedoch verschärfen sich hier die zuvor genannten Bewertungs-probleme, da die Rentenabschöpfung bedingt, dass Informationen über die normale Rendite eines Vorhabens vorliegen. Eine Abschöp-fung kann sich nur auf Bestandteile jenseits dieser normalen Rendite beziehen. Es liegt näher, hierfür eine zusätzliche Abgabe bzw. Steuer

97 „Valuation points closer to the mine are more economically efficient and equitable, while those

closer to the point of final consumption are more revenue-stable and potentially easier to ad-minister.“ (Guj et al. 2013, S. 26).

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anzudenken, anstatt Förderabgaben in diese Richtung auszugestal-ten.

Jedes Förderabgabesystem muss unabhängig von der Bemessungs-grundlage einen zentralen Interessenkonflikt lösen. Staatlicherseits besteht ein ausgeprägtes Interesse an einem dauerhaften, regelmä-ßigen und planbaren Zahlungsstrom. Investoren bzw. Unternehmen hingegen sind an progressiven Systemen interessiert, in denen Zah-lungen erst zu leisten sind, wenn Profitabilität vorliegt. Grundsätzlich besteht auch die Gefahr, dass die Grenzkosten des Abbaus durch eine Förderabgabe erhöht werden. Damit würden auch die Investitionsan-reize beeinflusst, so dass suboptimale Fördermengen zustande kom-men können oder grundsätzlich profitable Projekte gänzlich unter-bunden werden. Auch dieser Konflikt ist vor der Einführung einer För-derabgabe zu adressieren.

Hinsichtlich kompletter Abgabensysteme im Bergbau gilt insgesamt auch heute noch die Schlussfolgerung von Otto et al. (2006, S. 2): “The geological, economic, social, and political circumstances of each nation are unique, and an approach to royalty taxes that is optimal for one nation may be impractical for another. The answer to the cen-tral question of whether royalties are inherently good or bad depends on the circumstances of the parties involved, project economics, and one’s point of view.”

Vor- und Nachteile bestimmter Förderabgabensysteme

Die Abbildung 4-10 stellt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Förderabgabensysteme gemäß Wahl der Bemessungsgrundlagen zu-sammen (ISA 2014, S. 77). Von oben nach unten nimmt die admi-nistrative Komplexität zu, die Planbarkeit bzw. Stabilität der Einnah-men ab, die ökonomische Effizienz und die Herausforderungen an die Transparenz zu.

Während wertbasierte Förderabgaben also einfacher umzusetzen sind aber ökonomisch kaum effizient sind, sind rentenbasierte Abgaben zwar ökonomisch effizienter aber kaum zu administrieren. Gewinnba-sierte und hybride Formen bewegen sich hinsichtlich dieser Kriterien zwischen den beiden Extremen.

Die Tabelle 4-11 stellt in diesem Zusammenhang dar, wie Staaten einerseits und Investoren andererseits unterschiedliche Bemessungs-grundlagen gemäß relevanter Kriterien einschätzen. Dies verdeutlicht nahezu durchgehend, dass sich die Einschätzungen meist konträr gegenüberstehen. Ein Förderabgabensystem muss damit zwangsläu-fig einen Kompromiss zwischen staatlichen und unternehmerischen Interessen darstellen.

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Quelle: ISA (2014) 

Abbildung 4-10: Vor- und Nachteile der Bemessungsgrundlagen für Förderabgaben

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Tabelle 4-11: Bewertung von Abgabentypen durch Regierungen und Investoren (Y = Ja, N = Nein, ? = fraglich)

Regierungskriterien

Abgabetyp Einkommens- schaffung

Stabilität der Zahlungs-

ströme

Einnahmen in frühen Jahren

Administrative Handhabung

und Transparenz

Beeinflusst Produktions-

entschei- dungen

Zugänglich für Mehrparteien-

verteilung

Einheitssteuer Y Y Y Y Y Y

Wertsteuer Y Y Y Y wenn Brutto- einnahmen-basierend

? wenn

Marktwert-basierend

Y Y

Gewinn- oder Einkommens-bezogen

? nur wenn rentabel

N N N N Y

Gemischt (Minimum Wertsteuer Ansatz trifft zu wenn Gewinne zu niedrig)

Y stabile

Minimumbasis zusätzlich rentabel

teilweise Y jdoch mäßig

N Y leichte

Verzerrung

Y

Investorkriterien

Abgabetyp Verringert Einkommen

Reagiert auf Rentabilität

Schnelle Rückzahlung

Reagiert auf Marktpreis

Einfluss auf Grenzpreis

Unterstützt Produkt- effizienz

Einheitssteuer Y N N N Y N

Wertsteuer Y N N Y Y N

Gewinn- oder Einkommens-bezogen

? nur wenn rentabel

Y Y Y N Y

Gemischt (Minimum Wertsteuer Ansatz trifft zu wenn Gewinne zu niedrig)

Y etwas

Y meistens

Y meistens

Y Y mäßig

Y meistens

Quelle: Otto et al. (2006) 

Systeme im Landbergbau

Grundsätzlich könnte man die Auffassung vertreten, dass die im Landbergbau implementierten Steuer- und damit auch Förderabga-bensysteme gute Blaupausen oder zumindest Anhaltspunkte für ein entsprechendes System im Tiefseebergbau liefern können. Man muss allerdings konstatieren, dass dies aus verschiedenen Gründen kaum der Fall ist.

Erstens gilt: „Currently, there are as many tax regimes as there are countries“ (ISA (2014). Man kann zwar die typischen Elemente identi-fizieren (Förderabgabe, Körperschaftssteuer, zusätzliche Gewinnsteu-er). Jedoch ist ein systematischer Totalvergleich aller möglichen Sys-teme damit quasi ausgeschlossen. Alles in allem findet sich für die Steuerbelastung des Bergbausektors ein Intervall von etwa 40-55 %. Dies setzt sich grob zusammen aus Körperschaftssteuern (25-35 %), zusätzlichen Gewinnsteuern (15-25 %) und Förderabgaben (3-6 %) (ISA 2014). Letztere spielen offenkundig dabei die geringste Rolle.

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Zweitens gibt es zwischen Minen zwar Vergleichbarkeit, aber nie Identität hinsichtlich der wesentlichen Eigenschaften. Dies dürfte, wenn auch im geringeren Maße, auch im Tiefseebergbau der Fall sein. Demnach sind immer die Spezifika eines bestimmten Projekts zu be-achten. Da dies gegebenenfalls prohibitiv hohe Verwaltungskosten erzeugt, stehen diese einer effizienten Lösung auch hier im Wege.

Drittens sind Minen im Landbergbau oft auf eine Ressource fokussiert, während sowohl Manganknollen als auch Massivsulfide polymetallisch sind und ein Abbau erst dann ökonomisch sinnvoll ist, sobald mög-lichst viele ihrer Bestandteile extrahiert werden können. Dies schränkt die Vergleichbarkeit mit bestehenden Systemen stark ein, zumal mögliche Wechselwirkungen der Steuern und Abgaben auf ein-zelne Metalle zu berücksichtigen sind.

Viertens handelt es sich bei allen Anstrengungen im Tiefseebergbau um erstmalige Vorhaben, die bisher ohne Vorbild sind. Entsprechend bietet sich zwar ein Rückgriff auf wissenschaftliche Ergebnisse und empirische Erkenntnisse an. Jedoch entspricht kein im Landbergbau vertretenes System dem theoretischen Ideal – nicht zuletzt aus polit-ökonomischen Gründen.

Aus den genannten Erwägungen heraus wird hier auf eine umfangrei-che Aufarbeitung von Abgabensystemen im Landbergbau verzichtet, zumal dies jenseits des Studienfokus liegt. Als weitergehende Litera-tur siehe z.B. PWC (2012). Es ist zu empfehlen, sich in der Diskussion um eine Förderabgabe auf die vorliegenden Ergebnisse der theoreti-schen und empirischen Literatur zu den Effekten bestimmter Ausge-staltungsformen zu stützen. Ergänzend sollte juristisch und ökono-misch geprüft werden, inwieweit die Regelungen des Bundesbergbau-gesetzes für den Tiefseebergbau angewendet werden können. Dort ist eine Förderabgabe im BBergG § 31 in Höhe von 10 % (des durch-schnittlichen Marktwertes des gewonnenen Rohstoffes) vorgesehen. Die tatsächliche Höhe kann von den Bundesländern festgelegt wer-den, darf aber nicht höher als das Vierfache des im BBergG festgeleg-ten Satzes sein. Die Einnahmen stehen allerdings den Bundesländern zu und fließen in den Länderfinanzausgleich. Eine Zuordnung der Res-sourcen aus der Tiefsee zu Bundesländern ist dagegen offenkundig schwierig.

Besonderheiten einer Förderabgabe im Tiefseebergbau

Im Verlauf des bisherigen Abschnittes sind bereits einige Besonder-heiten des Tiefseebergbaus angeklungen, die auch Einfluss auf das Abgabenregime haben. Im Einzelnen sind dies:

Der Art. 136 SRÜ hat die Prinzipien zur Regulierung des Meeresbo-dens derart festgelegt, dass keine nationalstaatliche Aneignung der Ressourcen aus der Tiefsee erlaubt ist und diese zum Wohle der gesamten Menschheit einzusetzen sind, weil sie dem gemeinsamen Erbe der Menschheit angehören.

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Der Zugang zu marinen Ressourcen auf dem Meeresboden unter-liegt strengen Restriktionen und ist eine durch die Internationale Meeresbodenbehörde kontrollierte Aktivität. 

Sowohl Manganknollen als auch Massivsulfide setzen sich aus einer Reihe von unterschiedlichen Metallen zusammen. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Fundstellen auch kleine Abweichungen in der Zusammensetzung und die tatsächlichen Anteile lassen sich erst nach einem Abbau bestimmen. Die Polymetall-Eigenschaft er-schwert die Erhebung von Förderabgaben erheblich: Erstens ist festzulegen, welche der enthaltenen Metalle mit einer Abgabe be-legt werden. Zweitens treten hier besonders die zuvor diskutierten Erhebungs- und Bewertungsprobleme zutage. Das gilt insbesonde-re für die zugrunde gelegte Zusammensetzung, d.h. ob eine fiktiv-theoretische oder die tatsächliche Zusammensetzung maßgebend ist. Letztere wiederum lässt sich erst nach einigen Prozessschritten bestimmen.

Mit dem Tiefseebergbau betritt man in vielerlei Hinsicht absolutes Neuland. Damit sind hier die Unsicherheiten besonders hoch, und zwar z. B. bezüglich

des Umfanges der Ressourcen

der tatsächlichen Zusammensetzung der abgebauten Ressourcen

der industriellen Umsetzbarkeit der Abbauprojekte

offenen technologischen Fragen im Bereich der Metallurgie

der Umweltauswirkungen

Dementsprechend schwierig ist es auch, ein Abgabensystem zu entwickeln, das gleichermaßen effizient wie administrativ durch-führbar ist. Ergänzende nationale Systeme können dann auch nur eingeführt werden, wenn alle Herausforderungen auf internationa-ler Ebene gelöst sind. Darüber hinaus spricht einiges dafür, die Förderabgabe umso höher anzusetzen, je größer die Unsicherheit ist. Dieses Privileg dürfte zunächst der Internationalen Meeresbo-denbehörde zukommen.

Weniger im Besonderen sondern vielmehr analog zu Projekten im Landbergbau dürfte es auch im Tiefseebergbau möglich sein, das so-genannte „Ring Fencing“ anzuwenden. Hierbei erfolgt eine projekt-spezifische fiskalische Behandlung, weil das einzelne Projekt sich gut abgrenzen lässt. Damit einher geht zwar erneut ein spezifischer ad-ministrativer Aufwand. Jedoch ist es dann auch möglich, eine im Ein-zelfall ineffiziente Abgabenlösung zu verhindern. Zugleich kann damit der Effekt der Unsicherheit im Hinblick auf die Zusammensetzung der Ressourcen abgemildert werden.

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Das bisherige Konzept der IMB sieht vor, dass die Einnahmen („Economic Benefits“) aus dem Tiefseebergbau, z. B. mithilfe einer Förderabgabe, zum Wohle der Menschheit und insbesondere zuguns-ten der Entwicklungsländer verwendet werden sollen. Bemerkenswer-terweise werden die Entwicklungsländer aber nicht aufgrund der Wohlstandsdifferenz zu den Industrieländern sondern wegen ihren fehlenden technischen Möglichkeiten genannt, selbst Tiefseebergbau zu betreiben. Der Passus bezüglich der Einnahmenverwendung zielt in die Richtung des eingangs erwähnten nachhaltigen Kapitalerhalts und das Ziel ist dementsprechend zu begrüßen.

Grundsätzlich wird von der Internationalen Meeresbodenbehörde ein einfaches, leicht überprüfbares System favorisiert, das sich am Land-bergbau orientieren soll. Wie bereits diskutiert, kann Letzteres nur ansatzweise geschehen, Ersteres legt damit einen größeren Wert auf die Administrierbarkeit als auf die ökonomische Effizienz. Als Be-standteile des Abgabensystems waren bisher eine Jahresgebühr, eine Förderabgabe und eine Gewinnbeteiligung im Gespräch. Gemäß der Maßgabe „KISS – keep it simple and smart“ war eine 10-jährige Übergangsphase im Gespräch, die nur aus einer Einheitsgebühr und einer Förderabgabe bestehen könnte. Dies wird als Anreiz für Inves-toren gesehen, den Einstieg in den Tiefseebergbau zu wagen. Damit würde zwar dem Argument Rechnung getragen, dass ein Abgaben-system keine Investitionen unterdrücken sollte. Jedoch widerspricht dies dem Anspruch, dass ein funktionstüchtiges Abgabensystem mög-lichst vor der Abbauphase implementiert sein sollte. Es bestehen dann die Gefahren, dass bei den Investoren erstens windfall-profits anfallen, dass zweitens kein nachhaltiger Kapitalerhalt erfolgt – im Widerspruch zum Ziel im vorherigen Absatz - und dass drittens die Ressource zu schnell abgebaut würde. Weiterhin ist nicht auszu-schließen, dass eine spätere Anpassung des Abgabensystems aus polit-ökonomischen Gründen gänzlich unterbleibt.

Im Juli 2016 hat die Internationalen Meeresbodenbehörde erstmals genauer zur Ausgestaltung der „Financial Terms of an Exploitation Contract“ Stellung bezogen (siehe im Detail Abschnitt 4.3). Wesentli-che dort genannte Bestandteile sind, ohne dass Aussagen zu Höhe oder Bezugsbasis bestehen (ISA 2016, S. 28-36):

Jährliche Vertragsverwaltungsgebühr

Jährliche Fixgebühr

Förderabgabe.

Sie fällt kalenderjährlich an, sobald die kommerzielle Produktion be-gonnen hat und ist für alle Metalle zu zahlen, die in der Area gewon-nen werden, und/oder anschließend verkauft werden. Die Basis ist noch nicht spezifiziert, kann also im weiteren Verhandlungsprozess sowohl als mengen- als auch als wertbasiert festgelegt werden. An-gesichts der diskutierten Vor- und Nachteile darf man einen Kompro-miss aus beiden erwarten.

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4.4.3 Empfehlungen

Im Hinblick auf Empfehlungen für die künftige Positionierung Deutschlands in Fragestellungen des Abgabesystems ist in zwei As-pekte zu differenzieren. Erstens ist zu bestimmen, wie Deutschland sich in die weiteren Diskussionen bei der IMB einbringen kann und welche Standpunkte vertreten werden sollten. Zweitens ist zu fragen, welche Spielräume für eine eigenständige Förderabgabe in Deutsch-land bestehen.

Zum ersten Aspekt kann festgehalten werden, dass die Frage nach den sinnvollen und notwendigen Ausgestaltungsmerkmalen in den letzten Jahren bereits hinreichend ausgearbeitet wurde. Hier kann, jedenfalls was die Charakteristika des Abgabensystems angeht, auf die umfangreiche Literatur aus dem Landbergbau zurückgegriffen werden, die auch ihren Niederschlag in vorhandene IMB-Dokumente gefunden hat. Zusammenfassend ist ein gleichermaßen effektives wie effizientes, gerechtes, einfaches und transparentes sowie flexibles und durchsetzbares System zu vertreten. Dabei sollte das Vorsor-geansatz im Schutz der Tiefsee Vorrang vor anderen Erwägungen erhalten – nicht zuletzt, weil der Einsatz für Umwelt- und Nachhaltig-keitsaspekte eine explizite Stärke Deutschlands ist. Außerdem findet die Verwendung der generierten Einnahmen in den IMB-Dokumenten bisher nur oberflächlich Erwähnung. Deutschland sollte sich hier zu-gunsten nachhaltiger Investitionen im Sinne der gesamten Mensch-heit einsetzen.

Zum zweiten Aspekt, einer eigenständigen deutschen Förderabgabe, ist eine Analyse ohne Kenntnis der genauen Ausgestaltung des Abga-bensystems auf internationaler Ebene wenig zielführend. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Spielräume für eine – zumal nachrangig - erhobene deutsche Förderabgabe gering sein werden. Insofern soll-te der Fokus zunächst darauf liegen, den Zweck einer deutschen För-derabgabe genau zu definieren. Unter der Annahme, dass das inter-nationale Abgabenregime auf eine anreizkompatible Abschöpfung der Rohstoffrenten abzielt, kann das Ziel einer zusätzlichen deutschen Lösung nur darin bestehen, bisherige Investitionen, z. B. in die Explo-ration, und künftige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu finan-zieren. Die naheliegende Lösung besteht dann darin, das/die deut-schen Abbaurechte/n im Rahmen einer Auktion zu versteigern. Mit dem richtigen Design ist es möglich, die Zahlungsbereitschaft interes-sierter Unternehmen oder Konsortien zu ermitteln und abzuschöpfen. Dies würde einerseits keine Investitionen unterbinden, andererseits lassen sich auf diesem Wege auch Einnahmen für den deutschen Staat generieren. Für eine genauere – im Rahmen dieser Untersu-chung nicht mögliche – Diskussion von Ausgestaltungsmöglichkeiten siehe Schönfelder (2016, S. 34-53) und für Kurzempfehlungen IMF (2012, S. 38).

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5 Pilot-Mining-Test

5.1 Einleitung

Der Pilot-Mining-Test (PMT) hat eine zentrale Rolle in Verordnungs-werken der Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB). Er ist in zeit-licher Hinsicht an das Ende der Explorationsphase gesetzt und stellt den Übergang in eine mögliche Abbauphase dar.

Der Lizenznehmer (in der Terminologie der Internationalen Meeres-bodenbehörde „Contractor“ genannt) kann entweder ein Staat, ein staatliches Institut oder ein öffentliches oder privates Unternehmen sein. Der von der Meeresbodenbehörde vorgesehene Ablauf geht da-von aus, dass dieser Contractor ein Interesse daran hat, nach einer erfolgreichen Explorationsphase, die mit dem Pilot-Mining-Test ab-schließt, den industriellen Abbau der Lagerstätte (sogenannte Exploi-tation) in Angriff zu nehmen. Mit anderen Worten, die Meeresboden-behörde geht davon aus, dass der Contractor bereits bei Erwerb der Explorationslizenz eine unternehmerische Strategie für den Eintritt in die Abbauphase entwickelt hat. Das ist, wie die Erörterung der Reali-sierungschancen in Kap. 6 aufzeigt, zurzeit aber bei keinem der Contractoren der Fall.

Für die Explorationsphase hat die Meeresbodenbehörde eine Dauer von 15 Jahren angesetzt, wobei der Pilot-Mining-Test in der dritten 5-Jahresphase der Exploration stattfinden soll.

Die Internationale Meeresbodenbehörde definiert den Zweck des Pilot-Mining-Tests wie folgt: “In a mining test, all components of the mining system will be assembled and the entire process of test min-ing, lifting materials to the ocean surface and discharge of tailings will be executed.”98 Damit legt die Meeresbodenbehörde fest, dass sich der Pilot-Mining-Test in integrierter Form den Abbau des Materials am Meeresboden, die Förderung in eine Plattform an der Meeresoberflä-che sowie die Behandlung und Rückführung des Prozeßwassers um-fassen soll. An anderer Stelle spricht die Meeresbodenbehörde aber auch davon, dass ein Nachweis der metallurgischen Prozesse Teil eines zu erbringenden Pilot-Mining Tests sei.

98 International Seabed Authority, Legal and Technical Commission:

Recommendations for the guidance of contractors for the assessment of the possible environmental impacts arising from exploration for marine minerals in the Area. IS-BA/19/LTC/8, Paragraph 23, Page 8

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5.2 Historie und technischer Hintergrund

Seit den 70er Jahren wird in den einschlägigen Fachkreisen über die Chancen und Risiken des Bergbaus in der Tiefsee nachgedacht. Seit dem sind immer wieder Komponenten für den Tiefseebergbau ent-wickelt und Tests durchgeführt worden. Im Zentrum dieser Tests stehen der Kollektor und das Fördersystem, weil diese die zentralen Bestandteile der neuen Technologie sind.

Im Folgenden werden die wesentlichen Aktivitäten der Vergangenheit dargestellt:

1978 OMI (Ocean Management Inc.): Pilot-Mining-Test in der CCZ - INCO US Inc. - Metallgesellschaft AG, Preussag, Salzgitter AG AMR (Arbeitsgemeinschaft meerestechnisch gewinnbarer Rohstoffe) - Deep Ocean Mining CO. (DOMCO, Sumitomo, Japan) - SEDCO

1979 OMCO (Ocean Minerals Company): Pilot-Mining-Test in der CCZ - Lockheed Martin - Amoco - Shell Billiton

1985 PREUSSAG/GEOMONOD: Kollektor-Test mit FS Sonne - PREUSSAG - CEA - Technicatome - Ifremer

2006 NIOT (National Institute of Ocean Technology, Indien) in Kooperation mit der Universität Siegen: Entwicklung eines Manganknollenkollektors

2003 KIOST (Korea Institute of Ocean Science & Technology): 2013 Kollektor-Tests in 1370 m Wassertiefe 2015 Tests eines Förderstrangs mit Buffer, Riser und Pumpensystem in 1200 m Wassertiefe

Die Beschreibung dieser Tests erfolgt an dieser Stelle nicht nur, weil es historisch interessant ist, sondern weil dadurch plastisch verständ-lich wird, um welche Anlagenteile es sich bei einem Pilot-Mining-Test handelt.

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5.2.1 OMI (Ocean Management Inc.) Pilot-Mining-Test in der Clarion-Clipperton-Zone, 1978

Eine Systemskizze des OMI Pilot-Mining-Test zeigt die Abbildung 5-1. Das System besteht im Wesentlichen aus dem Basisschiff (dem um-gerüsteten Bohrschiff SEDCO 445), dem Förderstrang (starrer Riser mit integriertem Pumpen- und Airlift-Systemen einem flexiblen Schlauchsystem) sowie dem Kollektor.

Abbildung 5-1: OMI Pilot-Mining-Test 1978 Systemskizze

Getestet wurden zwei verschiedene Kollektorsysteme:

Berliner Kollektor Hydraulisch-mechanisches Aufnahmesystem Entwicklung an der Versuchsanstalt für Schiffbau, Berlin

AMR Kollektor (Arbeitsgemeinschaft meerestechnisch gewinnbarer Rohstoffe) Hydraulisches Aufnahmesystem Entwicklung Orenstein & Koppel

Bei dem im Förderstrang integrierten Pumpensystem handelt es sich um Tauchmotorpumpen, die eine Förderleistung von 40 bis 60 t/Std. durch einen 8 Zoll Riser erbrachten. Bei dem parallel eingesetzten Air-Lift-System, mit dem 80 t/Std. gefördert werden konnten, wurde die Luft in einer Tiefe von 2000 m in den Riser eingebracht, der einen Durchmesser von 6 Zoll aufwies.

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Insgesamt wurden 520 t polymetallische Knollen zum Schiff gefördert.

Abbildung 5-2 zeigt das für den Test umgerüstete Bohrschiff SEDCO 445, Abbildung 5-3 den Kollektor mit hydraulischem Aufnahmesystem.

Abbildung 5-2: OMI Pilot-Mining-Test

Umgerüstetes Bohrschiff SEDCO 445

Abbildung 5-3: OMI Pilot-Mining-Test

Geschleppter Kollektor mit hydraulischem Aufnahmesystem

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5.2.2 OMCO (Ocean Management Inc.) Pilot-Mining-Test 1979

Dieser Test wurden ebenfalls in der Clarion-Clipperton-Zone in ca. 5000 m Wassertiefe mit dem umgerüsteten Bohrschiff Glomar Challenger durchgeführt. Bei diesem Test wurde ein von Lockheed entwickeltes Abbausystem mit Kollektor und Förderstrang eingesetzt.

Die Kosten dieses Tests betrugen rd. 500 Mio. USD (umgerechnet auf 2016). Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass bei dieser Kampagne wahrscheinlich die Inspektion und der Versuch der Bergung eines gesunkenen sowjetischen Atomunterseebootes im Vordergrund stand.

Der bei diesem Test eingesetzte Kollektor ist in Abbildung 5-4 dargestellt.

Abbildung 5-4: Kollektor des OMCO Projekts an Bord der Glomar Explorer(1979)

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5.2.3 Durchführung von Einwirkungsexperimenten 1989 bis 1996

Im Rahmen des DISCOL- und ECOBENT-Projektes wurden Versuche durchgeführt, mit denen die Einwirkungen des Kollektors auf den Meeresboden und den Benthos simuliert und durch Langzeitbeobach-tungen untersucht werden sollten.

Die Abbildung 5-5 zeigt das Versuchsgerät, eine mechanische Egge mit Störkörpern die auf den Meeresboden abgesetzt und dann durch ein Schiff geschleppt wird.

Im Februar 1989 wurde diese Egge eingesetzt (Baseline Study).

Zu zwei weiteren Zeitpunkten in 1989 sowie in 1992 und 1996 wurde die betreffende Lokation untersucht (Post Impact Studies), um die Rückbildung der Furchen sowie die Entwicklung des Benthos zu dokumentieren.

Abbildung 5-5: Experiment zur Erforschung der Aufwirbelung von Sediment am Meeresboden mittels mechanischer Egge

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5.2.4 Deutsch-Französischer Kollektor, 1985

Im Rahmen eines deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekts wurde 1985 und in folgenden Jahren ein skalierbarer Tiefsee-Kollektortest geplant, der jedoch nicht realisiert wurde.

Die Abbildung 5-6 enthält eine Systemskizze der damaligen Planung für Kollektor und Monitoring-Einrichtungen. Es war vorgesehen, dass das Kollektorfahrzeug selbstfahrend sein sollte und die Knollen-aufnahme zu testen sei. Tests mit einem Förderstrang waren nicht vorgesehen.

Abbildung 5-6: Schematische Skizze für den Test des

deutsch-französischen Kollektors, 1993

Eine schematische Skizze des Kollektors zeigt die Abbildung 5-7. Mit diesem System sollten Werkstatterprobungen, Flachwassertests und Tiefseefunktionstests durchgeführt werden. Eine Aufnahme von Knollen war ebenfalls vorgesehen.

Abbildung 5-7: Schematische Skizze des deutsch-französischen

Kollektors, 1985

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5.2.5 National Institute of Ocean Technology (NIOT), Indien Kollektor Tests 2005 – 2010

Die Entwicklung dieses Kollektors erfolgte in Kooperation mit der Universität Siegen.

2006 wurden die ersten Tests des Kollektors in 500 m Wassertiefe mit Hilfe des für den Test umgerüsteten Forschungsschiffs „ORV Sagar Kanya“ durchgeführt.

2009 wurde erneut ein ferngesteuertes Fahrzeug in 3000 m Wasser-tiefe mit künstlichen Knollen getestet. 2010 wurde die Wassertiefe auf 5280 m gesteigert.

Ebenfalls 2010 wurde ein neuartiger Kollektor mit einem Crushing-System (Zerkleinerung der Knollen) in 500 m Wassertiefe getestet.

Der am NIOT in deutsch-indischer Kooperation entwickelte Kollektor ist in Abbildung 5-8 dargestellt.

Abbildung 5-8: NIOT Kollektor

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5.2.6 Korean Institute of Ocean Science and Technology (KIOST) Korean Research Institute of Ships and Ocean Engineering (KRISO) Testserien mit Kollektor, Buffer und Förderstrang 2003 – 2015

In Südkorea wurde in sehr systematischer Weise die Entwicklung der Systeme für den Abbau von polymetallischen Knollen vorangetrieben.

In 2003 erfolgte der erste Test eines Kollektors mit dem Knollenauf-nahmesystem in Form eines einzelnen Moduls. Darauf aufbauend wurde 2013 ein mit 4 Modulen ausgerüsteter Kollektor erfolgreich in einer Wassertiefe von 1370 m getestet.

Ein weiterer Test wurde mit dem entwickelten Buffer sowie einem Riser mit integriertem Pumpensystem in einer Wassertiefe von 1200 m durchgeführt.

Mit dieser Testserie sind zwar die Anforderungen an einen Pilot-Mining-Test noch nicht erfüllt, da ein integriertes, vollständiges Abbausystem nicht untersucht wurde. Sie stellen jedoch eine hervorragende Grundlage für die weiteren Entwicklungsschritte und die Durchführung eines Pilot-Mining-Tests dar.

Eine Systemskizze und Fotos der Tests sind in Abbildung 5-9 zusammengestellt.

Abbildung 5-9: Kollektor, Buffer und Riser mit Pumpensystem

(KIOST/KRISO)

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5.3 Anforderungen an die Pilot-Mining-Tests

5.3.1 Verordnungen und Empfehlungen der Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB)

Mit dem Pilot-Mining-Test möchte die IMB folgende Ziele realisieren:

Abschätzung der Technologie- und Umweltrisiken

Gewinnung von konkreten Erkenntnissen für die Erarbeitung von Genehmigungsauflagen bei den Abbaulizenzen

Förderung der Entwicklung von möglichst umweltschonenden Technologien

Neben den Erkenntnissen über die Einwirkungen auf die marine Umwelt und den technischen Erkenntnissen möchte die IMB auch weitere Erkenntnisse im Hinblick auf die Erhebung von Abgaben und Steuern, die Aufstellung von Regularien zu Haftung und Versicherung sowie die Anforderungen an gegebenenfalls zu gründende Haftungs-fonds gewinnen.

Die Erfassung der Einwirkungen des Tiefseebergbaus auf die marine Umwelt ist ein sehr wesentlicher Bestandteil eines Pilot-Mining-Tests. Hierzu hat die IMB gefordert, dass vorlaufend, begleitend und nach-laufend zu den Pilot-Mining-Tests ein umfangreiches Umwelt-monitoring im Testgebiet und in einem Referenzgebiet durchzuführen ist. Damit soll eine vertiefte Wissensbasis zu den möglichen Umwelt-einwirkungen entstehen und der spätere Vergleich zwischen Testge-biet und Referenzgebiet soll die Umweltfolgewirkung besser ein-schätzbar machen. Weiterhin ist eine umfangreiche Umweltverträg-lichkeitsprüfung (Environmental Impact Assessment) Teil der Planung und Grundlage für die Genehmigung des jeweiligen Pilot-Ming-Tests.

Die IMB hat noch nicht alle Fragen zur Durchführung der Pilot-Mining-Tests geklärt und in Form von Verordnungen festgelegt. Beispielswei-se ist ungeklärt:

Wie wird der durchgeführte Pilot-Mining-Test bewertet? Wird dies allein durch die IMB selbst durchgeführt oder werden zusätzlich externen Organe oder wissenschaftliche Gutachter ein-gesetzt?

In welchem Umfang sind die Planung, die technischen Details, die Messergebnisse und weiteren Erkenntnisse eines Pilot-Mining-Tests gegenüber der IMB zu dokumentieren?

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5.3.2 Beurteilung der Umweltwirkung durch Monitoring

Um die Auswirkungen und eventuelle Langzeitfolgen eines potenziel-len Manganknollenabbaus für die marine Umwelt abschätzen zu kön-nen, muss der Pilot-Mining-Test durch ein Umwelt-Monitoring beglei-tet werden. Kleinskalige Experimente wie jene im frühen DISCOL-Projekt (siehe Abschnitt 5.2.3) und Untersuchungen im gegenwärti-gen JPI-Oceans-Projekt können mit ihren Erkenntnissen nur bedingt auf die durch den Abbau zu erwartenden großskaligen Eingriffe über-tragen werden.

Biologische und geochemische Effekte sowie Einwirkungen auf die marine Umwelt können in 3 Zonen auftreten (siehe auch Abbildung 5-10):

Der Kollektor-Umgebung am Meeresboden

Der benthischen Trübewolke (verursacht durch den Kollektor)

Der Trübewolke in der Wassersäule (verursacht durch Rückleitungen vom Schiff)

Abbildung 5-10: Umwelteinwirkungen eines Pilot-Mining-Tests (in 3 Zonen)

Folgende Umweltwirkungen können von dem Pilot-Mining-Test ausgehen:

Kollektor:

Die Fortbewegung, Kraft und aktives Arbeiten des Kollektors am Meeresboden können sessile, aber auch mobile Fauna direkt töten. Des Weiteren können Licht und Geräusche, verursacht durch den Kollektor, Organismen in dem sonst dunklen und ruhigen Lebensraum verstören oder vertreiben. Da vorwiegend Hartsubstrat, in Form von Knollen, entfernt wird, würde außerdem den dort lebenden sessilen Organismen ihre Lebensgrundlage entzogen werden. Veränderungen des Artenreichtums und der Artenverbreitung wären eine zu erwar-tende Folge. Mobile Spezies könnten möglicherweise in ungestörte Referenzgebiete ausweichen und dort weiterleben.

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Bei einem Knollenabbau wäre allerdings nicht nur die Makrofauna betroffen, sondern auch Mikroorganismen, welche vorwiegend in den oberen Sedimentschichten leben. Erfahrungen durch Projekte wie „MIDAS“, „JPI-Oceans“ oder „DISCOL“ haben gezeigt, dass die Anzahl der Organismen und Spezies in einem Störungsgebiet deutlich gerin-ger sind als in unbeeinflussten Gebieten. Außerdem wurden veränder-te Anteile der Arten beobachtet sowie eine geringere mikrobiologische Aktivität.

Benthische Trübewolke:

Die benthische Trübewolke, weitestgehend verursacht durch die Bewegungen des Kollektors am Boden, führt zu einer erhöhten Sedi-mentationsrate; somit könnten Organismen begraben und z.B. deren Filterorgane verstopft werden. Weitere mögliche Folgen der Aufwirbe-lung des Sediments am Meeresboden könnten zu einer erhöhten Frei-setzung von Spurenmetallen, zur Reduzierung des Sauerstoffs oder auch zur Freisetzung von Nährstoffen im bodennahen Wasser führen.

Trübewolke verursacht durch die Rückleitung vom Schiff:

Die zu erwartenden Trübewolke, welche durch Sediment-Rückleitungen vom Schiff ausgelöst wird, sorgt unter anderem für eine erhöhte Partikelkonzentration in der Wassersäule, welche zur Verstopfung von Kiemen und anderen Organen von lebenden Orga-nismen in der Wassersäule führen kann. Auch hier können potenziell toxische Spurenmetalle freigesetzt werden, welche durch Plankton oder durch andere Organismen aufgenommen werden könnten und sich somit in der Nahrungskette anreichern würden. Freigesetzte Nährstoffe könnten wiederum zu einer erhöhten Primärproduktion in der Wassersäule führen.

Zu beobachtende Parameter

Um die biologischen und geochemischen Veränderungen des Ökosys-tems während und nach einem Manganknollenabbau erfassen zu können, ist ein Monitoring folgender Parameter in der Wassersäule, im Oberflächensediment und im Porenwasser unabdingbar: Zahl und Art der Fauna

(auch Video und Foto Aufnahmen der Makro-Fauna) Messung von Geräusch- und Lichteffekten Sinkrate und Verteilung von Partikeln in der Wassersäule Konzentrationen und Veränderungen von Spurenmetallen und

Nährstoffen Sauerstoff- und pH-Veränderung Veränderung des Porenraums im Sediment

Hierfür ist der Einsatz eines Landers mit Sensoren für Sauerstoff und pH für Messungen über längere Zeiträume im Sediment und der Wassersäule denkbar. Zusätzlich müssen Sensoren zur Messung von Partikeln, Nährstoffen und bestimmten Spurenmetallen in der Wassersäule entwickelt werden. Außerdem müssen vor, während und

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nach einem PMT Sedimentproben für physikalische, geochemische und (mikro-)biologische Untersuchungen genommen werden, da 90% der Sediment-Organismen in den obersten 10 cm leben. Benthische Kammern für Messungen von biologischen und chemischen Stoff-umsetzungen (z.B. der Sauerstoffverbrauch) sollten während eines PMTs zum Einsatz kommen.

Ein Pilot-Mining-Test, zusammen mit einem begleitendem Umwelt Monitoring vor, während und nach dem PMT, ist dringend notwendig, um aussagekräftige Rückschlüsse über langfristige und großflächige Effekte eines potenziellen Manganknollenabbaus für das marine Öko-system gewinnen zu können. Gleichzeitig bietet er die Chance, insbe-sondere über das Umwelt-Monitoring Einfluss auf die Festlegung von Richt- und Grenzwerten für einen zukünftigen Abbau zu nehmen und hier einen hohen Standard sicherzustellen. Auch für die weitere Ent-wicklung von Abbautechnik sind die Ergebnisse eines PMT wichtig, um eine maximal umweltschonende Technik zu etablieren. Ebenso kann ein PMT für die deutsche Industrie die Möglichkeit eröffnen, in der Entwicklung von Sensorik-, Mess- und Probenahmetechnik führend tätig zu werden, ebenso wie im Bereich von Datenerfassung, -übertragung, -verarbeitung und -darstellung.

5.4 Technische Elemente und Kostenschätzung

In den vorangegangenen Kapiteln wurden anhand der bisher durch-geführten Tests die technischen Elemente, die im Rahmen eines Pilot-Mining-Tests getestet werden sollen, dargestellt. Es handelt sich um das Kollektorsystem, den Förderstrang zur Förderung der Knollen an die Meeresoberfläche sowie das System zur Rückführung des gereinigten Prozesswassers.

Abbildung 5-11: Schematischer Ablauf eines Pilot-Mining-Tests

In Abbildung 5-11 sind die Elemente und der Ablauf eines Pilot-Mining-Tests schematisch dargestellt. Für die Durchführung des Tests bedarf es einer übergeordneten Planung und Koordination, die die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Beteiligten organisiert, die Pilot-Mining-Tests überwacht und die Ergebnisse dokumentiert.

Planung und Koordination - Überwachung und Dokumentation

Auswertung und abschließende Dokumentation

Durchführung des Pilot Mining Tests

Umweltmonitoring: vorlaufend - begleitend - nachlaufend

Design - Engineering - Systemintegration - Spezifikationen

Fertigung - Beschaffung - Umbauten - Funktionstests

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Innerhalb dieser Organisation müssen von entsprechenden System-spezialisten die Bauteile bemessen und konstruiert werden, sie sind zu fertigen oder zu beschaffen oder umzurüsten und es sind Funktionstests durchzuführen.

Das Umweltmonitoring ist entsprechend zu organisieren, so dass die notwendigen Messungen rechtzeitig vorlaufend, begleitend und nach-laufend durchgeführt werden. Der eigentliche Pilot-Mining-Test wird dann kampagnenartig durchgeführt. Der übergeordneten Planungs- und Koordinationsorganisation obliegen die Überwachung und Beglei-tung des Tests vor Ort sowie die Auswertung und die notwendige Do-kumentation.

Oftmals werden Tests in der Technik in verkleinertem Maßstab durch-geführt. Dies bietet sich für die Pilot-Mining-Tests nicht an, weil Maß-stabeffekte sich insbesondere auf die physikalischen Prozesse im Förderstrang aber auch auf den Kollektor, auswirken würden, was die Ergebnisse entscheidend verfälschen könnte. Auch in Hinblick auf die Erfassung der Umwelteinwirkungen ist ein Test direkt im späteren Abbaugebiet, bei voller Wassertiefe und voller Skalierung der Sys-temkomponenten erforderlich.

Es ist aber durchaus möglich, die Kapazität des Kollektors und des Förderstrangs auf eine deutlich geringere Leistung als im späteren Abbau auszulegen, da ein schmalerer Kollektor und ein reduzierter Förderstrangquerschnitt ohne Auswirkung auf die Testergebnisse sind.

Neben der Auslegung auf einen geringeren Förderdurchsatz können beim Pilot-Mining-Test auch durch folgende Maßnahmen Kosten ein-gespart werden.

Statt eines spezialisierten Förderschiffs kann ein geeignetes Bohrschiff gechartert werden, dass durch verhältnismäßig einfache Maßnahmen für eine Pilot-Mining-Test umgerüstet und im Anschluss an den Test wieder zurückgebaut wird.

Da bereits viele Kollektoren getestet wurden, könnte beim Pilot-Mining-Test durch Erwerb und Umrüstung ein bereits erprobter Kollektor eingesetzt werden oder es erfolgt lediglich die Fertigung eines neuen Kollektors nach bereits getesteten Konstruktionsmustern.

Für die starren Rohrelemente des Förderstrangs und die Rückführungsleitung des Prozeßwassers sind gebrauchte Risersektionen aus der Öl- und Gasindustrie ausreichend.

Für den Pilot-Mining-Test wird ein Gesamtzeitbedarf von rd. 5 Jahren veranschlagt. Siehe dazu Abbildung 5-12.

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Abbildung 5-12: Zeitlicher Ablauf eines Pilot-Mining Tests

Der Pilot-Mining-Test beginnt mit den Planungsarbeiten und der Kon-struktion der verschiedenen Bauteile und ihrer Systemintegration, gleichzeitig ist die vorlaufende Umweltverträglichkeitsuntersuchung durchzuführen. Im Laufe des 2. Jahres kann mit der Beschaffung und Fertigung der Bauteile begonnen werden. Im 3. Jahr sollte neben den laufenden Fertigungsprozessen die Umrüstung des gebraucht erwor-benen bzw. gecharterten Geräts erfolgen und die Funktionstests sowie das vorlaufende Umweltmonitoring durchgeführt werden. Die Durchführung des Tests ist für das 4. Jahr vorgesehen. Im 5. Jahr werden die Tests nach Abschluss des Umweltmontorings abschließend ausgewertet und dokumentiert.

Die geschätzten Kosten der Pilot-Mining-Tests sind einschließlich Bandbreiten in Abbildung 5-13 dargestellt.

Abbildung 5-13: Kostenschätzung der Pilot-Mining-Tests

Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5

Planung und Koordination - Überwachung, Dokumentation und Auswertung

Design und Engineering Systemintegration

Beschaffung und FertigungUmrüstung und Funktionstests

DurchführungTest

Umweltmonitoringvorlaufend - begleitend - nachlaufend

Disziplin Mio. EUR Mio. EUR

Planung und Koordination,Überwachung, Dokumentation und Auswertung

6.1 5 – 8

Umrüstung Bohrschiff zum Förderschiff 17.2 15 – 22

Förderstrang 49.4 45 – 63

Kollektor 15.0 13 – 20

System zur Rückführung der Tailings 9.6 8 – 12

Durchführung Pilot Mining Test (90 Tage) 43.2 40 – 55

Umweltmonitoringvorlaufend - begleitend - nachlaufend

15.3 14 – 20

Summe: 155.8 150 – 200

davon Leistungen für Design, Engineeringiund Systemintegration:

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In Summe belaufen sich die Kosten auf etwa 150 – 200 Mio. €, von denen etwa 6 – 9 Mio. € auf die Planung und Koordination sowie die Konstruktion der Bauteile entfallen. Im Verhältnis zu den bisherigen Fördervolumen des Tiefseebergbaus in Deutschland verursacht der Pilot-Mining-Test also erhebliche Kosten, die eine neue Stufe in der Entwicklung der Tiefseebergbautechnologie bilden.

Trotzdem ist festzustellen, dass ohne den Pilot-Mining-Test ein Fortschritt im Tiefseebergbau nicht möglich ist. Er bildet den natürlichen Abschluss der Explorationsphase. Der mit dem Test verbundene Erkenntnisgewinn ist für die Erteilung einer Abbaulizenz unverzichtbar.

Für die Investoren sichert der Pilot-Mining-Test den entscheidenden Nachweis der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit und der Funktionsfähigkeit der getesteten Komponenten. Weiterhin sichert er die korrekte und zuverlässige Einschätzung der Einwirkung auf das sensible marine Ökosystem, das bisher noch nicht durch Eingriffe des Menschen berührt wurde.

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6 Umsetzungsstrategien für einen industriellen Tiefsee-bergbau

6.1 Einleitung

Für die Analyse der Umsetzungsstrategien eines industriellen Tiefsee-bergbaus ist es sinnvoll die bisherigen Aktivitäten von Unternehmen und Institutionen in diesem Sektor zu untersuchen. Tut man dies, so kristallisieren sich unterschiedliche Geschäftsabsichten und Unter-nehmensstrategien heraus, die man in die folgenden drei Kategorien einteilen kann:

1. Investoren für den Abbau: Dies sind Unternehmen, die tatsächlich als Geschäftszweck die Gewinnung der Rohstoffe, deren Verhüttung und insbesondere deren Vermarktung verfolgen. Wie die weitere Analyse zeigen wird, sind – im internationalen Maßstab betrachtet – nur wenige bis keine Unternehmen dieses Typs zurzeit aktiv.

2. Projektentwickler: Einzelne Unternehmen mit einem besonderen Technologie- Knowhow verfolgen als geschäftliches Ziel die Entwicklung von Lizenzen, um diese zu einem späteren Zeitpunkt an Unternehmen des Rohstoffsektors verkaufen zu können. Dieses Verhalten ist mit dem eines Projektentwicklers, wie man ihn im Immobilienbereich oder z.B. auch in der Offshore-Windkraft beobachten kann, ver-gleichbar. Diese Unternehmen hoffen darauf, dass die getätigten Investitionen in die Exploration und ggf. auch die Durchführung eines Pilot-Mining-Tests durch den Verkauf der Abbaurechte mit einem entsprechenden Gewinn wieder refinanziert werden können.

3. Anlagenbauer und Dienstleister: Dies sind Unternehmen, die für den Tiefseebergbau geeignete Dienstleistungen und Technologien/Anlagen verkaufen wollen. Die am Tiefseebergbau interessierten deutschen Unternehmen gehören, wie weiter unten gezeigt wird, überwiegend dieser Gruppe von Unternehmen an. Für sie ergeben sich erst dann Chancen, wenn Investoren und Projektentwickler oder auch der Staat Investitionen für die Exploration oder für den Abbau tätigt.

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6.2 Status und Ausblick zu den derzeitigen Realisierungs-aktivitäten im Tiefseebergbau

Tabelle 6-1 listet die bisherigen Lizenzinhaber für den Tiefseebergbau auf. Die benannten Lizenzen sind ohne Ausnahme Explorationslizen-zen. In der Tabelle ist gekennzeichnet, bei welchem Lizenznehmer (im Sprachgebrauch der Internationalen Meeresbodenbehörde „Contractor“ genannt), es sich um staatliche Einrichtungen oder um Unternehmen handelt.

Tabelle 6-1: Auflistung der Lizenzinhaber (Contractors) für Tiefseebergbau in der Clarion-Clipperton-Zone

Auffällig ist, dass zunächst in den Jahren 2001 bis 2006 ausschließlich staatliche Institutionen Explorationslizenzen beantragt haben. Dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland in Form der Bundes-anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die ihre Lizenz 2006 beantragt hat und die 2021 ausläuft.

Die in den Jahren zwischen 2011 und heute ausgegebenen Lizenzen umfassen ausschließlich Privatunternehmen, die auf ausgesprochen unterschiedliche Staaten (sog. Sponsoring State) zurückgreifen. Zu den Unternehmen gehört beispielsweise auch die Global Sea Mineral Resources NV (GSR) aus Belgien hinter der die belgische DEME-Gruppe steht, über deren Verhalten nachfolgend beispielhaft berichtet wird.

Aus der Tatsache, dass in den letzten Jahren ausschließlich private Unternehmen Explorationslizenzen beantragt haben, kann gefolgert werden, dass der Tiefseebergbau aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Contractor Vertrag Sponsoring State Vertragsende

Interoceanmetal Joint Organization 29.03.2001 Russland, Polen, weitere Staaten 28.03.2016

Republic of Korea 27.04.2001 Korea 26.04.2016

COMRA China Ocean Mineral Resources 22.05.2001 China 21.05.2016

DORD Deep Ocean Resources Development 20.06.2001 Japan 19.06.2016

Ifremer 20.06.2001 Frankreich 19.06.2016

BGR Bundesanstalt für Geowissenschaftenund Rohstoffe

17.07.2006 Deutschland 18.07.2021

Nauru Ocean Resources 22.07.2011 Nauru 21.07.2026

Tonga Offshore Mining Limited 11.01.2012 Tonga 10.01.2027

GSR Global Sea Mineral Resources 14.01.2013 Belgien 13.01.2028

UKSR UK Seabed Resources I 08.02.2013 Vereinigtes Königreich 07.02.2028

Marawa Research and Exploration 19.01.2015 Kiribati 18.01.2030

OMS Ocean Mineral Singapore 22.01.2015 Singapur 21.01.2030

UKSR UK Seabed Resources II 29.03.2016 Vereinigtes Königreich 28.03.2031

Cook Islands Investment Corporation 16.07.2016 Cook Inseln 15.07.2031

China Minmetals Corporation (noch 2016) China (2031?)

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zunehmend attraktiv wird. Die gelisteten Unternehmen gehören in die Kategorie 1 und 2 des in Kap. 6.1 beschriebenen Rollenverhaltens.

Die Tabelle 6-1 gibt auch Aufschluss über die unterschiedlichen Staaten, die sich ab 2001 um Lizenzen bemüht haben. Dies sind mit China, Japan, Südkorea und Russland alles Staaten, in denen ein enger Schulterschluss zwischen Großindustrie und Staat gepflegt wird und in denen der Meeresbergbau aus strategischem Interesse – ggf. auch ohne volkswirtschaftliche Rechtfertigung - gefördert wird.

Aktivitäten der Europäischen Union

Die Europäische Union hat im Rahmen mehrerer Förderprogramme Forschungsprojekte ausgeschrieben und vergeben, die sich mit der Weiterentwicklung unterschiedlicher Teilaspekte des Tiefseebergbaus beschäftigen. Die nachfolgende Auflistung zeigt die derzeit laufenden Projekte:

MIDAS Managing Impacts of Deepsea Resource Exploitation FP7, 12 Mio €, EU-Fördermittel 9 Mio. €, 2013-2016

BLUE MINING Breakthrough Solutions for Mineral Extraction and Processing in Extreme Environments FP7, 15 Mio. €, EU-Fördermittel 10 Mio. €, 2014-2018

BLUE NODULES Deep Sea Mining Concept Design for Polymetallic Nodules Horizon 2020, 12 Mio. €, EU-Fördermittel 8 Mio. €, 2016-2020

Study to investigate the state of knowledge of deep-sea mining Client: EC – DG Maritime Affairs and Fisheries August 2014

Darüber hinaus werden im Rahmen der zwischenstaatlichen Initiative „JPI OCEANS – Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans“ ökologische Aspekte des Tiefseebergbaus unter-sucht. Vorgesehene Programmdauer von 2015-2017.

Ähnlich wie die Bundesregierung möchte die Europäische Union die im Tiefseebergbau liegenden Chancen für die europäische Wirtschaft und für die Rohstoffsicherung wahren. Die Förderung konzentriert sich auf die Schließung von Kenntnislücken für die Technologie des Tiefsee-bergbaus und auf die Erforschung der damit verbundenen Umwelt-einwirkungen.

An den europäischen Forschungsprojekten sind zahlreiche europäi-sche Wirtschaftsunternehmen beteiligt. Stellvertretend sei an dieser Stelle die belgische Unternehmensgruppe DEME herausgegriffen, weil sie als Beispiel für das typische Verhalten eines Projektentwicklers dienen kann.

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Die DEME-Gruppe ist in den europäischen Forschungsprojekten Blue Mining und Blue Nodules engagiert. Ferner hat die DEME-Gruppe eine Explorationslizenz über das Tochterunternehmen Global Sea Mineral Resources NV (GSR), bei der der belgischem Staat als „Sponsoring State“ fungiert (siehe Tabelle 6-1).

Die DEME-Gruppe ist der Bauwirtschaft zuzurechnen mit einem starken Fokus auf Bauen in und am Wasser mit besonders starker Kompetenz im Bereich Nassbaggerei. Für den Tiefseebergbau kon-zentriert sich das Unternehmen deswegen auf sein Kern-Knowhow nämlich den Kollektor, den Förderstrang, die Verladung auf See und den Transport an Land, aber auch seine Stärke in der Akquisition und Durchführung von Projekten im internationalen Markt. Mit diesen Kompetenzfeldern kann die Gruppe aus technischer Sicht auch die notwendigen Pilot-Mining-Tests durchführen, die den zentralen Baustein auf dem Weg zu einer Abbaulizenz bilden.

In dem typischen Verhalten eines Projektentwicklers setzt die DEME-Gruppe hier darauf, dass bei ausreichender wirtschaftlicher Attraktivität des Abbaus Rohstoffunternehmen bereit sind, die bei der DEME-Gruppe liegende Lizenz zu übernehmen, wodurch ein entsprechender Kapitalrückfluss für die DEME-Gruppe entstünde. Ferner könnte die DEME-Gruppe im weiteren Verlauf als Dienstleister für das Rohstoffunternehmen die Gewinnung und Förderung der polymetallischen Knollen bis zur Verhüttung an Land durchführen.

Tätigkeitsspektrum deutscher Unternehmen:

In Deutschland existieren zahlreiche Unternehmen, die Interesse am Tiefseebergbau bekundet haben und sich zum Teil in der Deep Sea Mining Alliance (DSMA) zusammengeschlossen haben.

Die Tabelle 6-2 listet ohne Anspruch auf Vollständigkeit diese Unter-nehmen auf, wobei eine Einteilung nach Geschäftsfeldern vorgenom-men worden ist.

Tabelle 6-2: Deutsche Unternehmen mit Betätigungsabsicht im Tiefseebergbau

Unternehmen Umfang / Expertise

Umweltmonitoring: vorlaufend – begleitend – nachlaufend: Center for Biotechnology, Uni Bielefeld GEOMAR, Kiel Hydromod, Hannover MARUM, Bremen

Atlas Elektronik, Wedel Evologics, Berlin Kongsberg Maritime Contros, Kiel Oktopus, Hohenwestedt Sea & Sun Technologies, Trappenkamp

DNV GL, Hamburg Lloyd’s Register, Hamburg

Biodata Mining Monitoring des marinen Ökosystems Feldmessungen und Laboranalysen Messfahrten Einsatz von autonomen Unterwasserfahrzeugen

Mess-Systeme Mess-Systeme für Langzeitmonitoring Subsea Monitoring Platforms Planung im Bereich Tiefsee-Umweltschutz Sensorik für In-Situ-Messungen

Zertifizierung Zertifizierung

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Unternehmen Umfang / Expertise Planung und Koordination – Überwachung und Dokumentation: Heinrich Drilling Consultant, Erkelenz IMPAaC Offshore Engineering, Hamburg MC Consulting Oktopus, Hohenwestedt Ramboll IMS, Hamburg

Beschaffung Planung von Unterwassersystemen Allgemeine Beratung, Dokumentation Planung im Bereich Tiefsee-Umweltschutz Planung, Koordination, Risk Management, Überwachung, Dokumentation

Logistik für eine Pilot-Mining-Test: Harren & Partner, Bremen Siem Offshore Contractors, Leer

Ship Management Contractor, Operator

Design – Engineering – Spezifikationen: BAUER Maschinen, Schrobenhausen Bosch Rexroth, Lohr am Rhein Conti-Tech. Hannover ImPAC, Hamburg KSB, Frankenthal LEISTRITZ, Nürnberg MHWirth, Erkelenz Neptun Ship Design, Rostock Ramboll IMS, Hamburg Technolog. Hamburg ThyssenKrupp Industrial Solutions, Essen ThyssenKrupp Marine Systems, Kiel

DNV GL, Hamburg Lloyd’s Register, Hamburg

Systeme für den Tiefseebergbau (Abbautechnik) Unterwasser Antriebs- und Steuerungstechnik Flexible Förderschläuche Unterwassersysteme Pumpensysteme für den Unterwassereinsatz Pumpensysteme für den Unterwassereinsatz Spezifikation Gesamtsystem und Förderstrang Modifikation des Bohrschiffs Systemanalyse und -simulation, FMECA Modifikation des Bohrschiffs Abscheidesystem Systemintegration und Engineering Kollektor

Zertifizierung Zertifizierung

Beschaffung – Fertigung – Umbauten:

BAUER Maschinen, Schrobenhausen Bosch Rexroth, Lohr am Rhein ContiTech, Hannover Enitech, Bentwisch Evologics, Berlin GISMA, Neumünster Krauss-Maffei Wegmann DST, Remscheid KSB,Frankenthal LEISTRITZ, Nürnberg Lloyd Werft, Bremerhaven MacArtney MBT, Kiel MHWirth, Erkelenz Neptun Ship Design, Rostock NSW Norddeutsche Seekabel Werke, Kiel Sandvik, Düsseldorf Technolog, Hamburg ThyssenKrupp Marine Systems, Kiel Vallourec, Düsseldorf Yokogawa, Düsseldorf

Systeme für den Tiefseebergbau (Abbautechnik) Unterwasser Antriebs- und Steuerungstechnik Fertigung der Förderschläuche Druckneutrale Elektronik Mess-Systeme, Navigation und Kommunikation Unterwasser-Steckverbindungen Raupensystem und Fahrwerk Pumpensysteme für den Unterwassereinsatz Pumpensysteme für den Unterwassereinsatz Umrüstung des Bohrschiffs Qualifikation der Unterwassersysteme Fertigung des Förderstrangs Supervision Bau und Umrüstung Umbillicals Systeme für den Tiefseebergbau (Abbautechnik) Supervision Bau und Umrüstung Systemintegration und Fertigung Crawler Fertigung von Risern Integriertes Steuerungssystem Schiff

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Die Geschäftszwecke können wie folgt beschrieben werden:

Vorlaufendes, begleitendes, nachlaufendes Monitoring der eigentlichen Tiefseeaktivitäten

Planung und Projektsteuerung der Pilot-Mining-Tests wie auch der späteren eigentlichen Tiefseebergbauaktivitäten

Logistische Dienstleistung für den Pilot-Mining-Test und die späteren eigentlichen Bergbauaktivitäten

Entwicklung von Maschinen und Anlagen, die für den Tiefseebergbau benötigt werden

Fertigung und Lieferung von Maschinen und Anlagen, die für den Tiefseebergbau benötigt werden.

Die beiden letztgenannten Kategorien weisen oftmals die gleichen Unternehmen auf, weil in der Regel die Entwicklung und Konstruktion von Maschinen- und Anlagenteilen zusammen mit der Fertigung in ein- und demselben Unternehmen durchgeführt werden.

Betrachtet man diese Kategorien und Unternehmen, so wird deutlich, dass die deutschen Unternehmen im Wesentlichen als Dienstleister und Anlagenbauer auftreten. Dabei wird eine große Differenzierung sichtbar, die einen ganzheitlichen Ansatz, beispielsweise des Tiefsee-bergbauprozesses von dem Abbau auf dem Meeresgrund bis hin zur Anlieferung an die Verhüttung erschwert. Diese Zersplitterung auf eine Vielfalt von Teildisziplinen dürfte auch mit Ursache dafür sein, dass bisher kein deutsches Unternehmen Absichtserklärungen dahin-gehend abgegeben hat, beispielsweise in der Rolle des Projektent-wicklers eine Lizenz zu entwickeln.

Auffällig ist ferner, dass sich in der Liste der Unternehmen, die sich mit Konstruktionen und Fertigung von Maschinen und Anlagen beschäftigen, keine Unternehmen finden, die Anlagen für die Verhüttung/Metallurgie von Erzen herstellen. Dies ist erstaunlich, weil Deutschland mit seiner traditionellen Stärke im Maschinen- und Anlagenbau durchaus eine Reihe von Unternehmen aufzubieten hat, die Anlagen für diese Aufgaben herstellen. Dies passt zu den bereits an anderer Stelle beschriebenen Kenntnislücken im Bereich der Verhüttungsprozesse für polymetallische Knollen. Offensichtlich nehmen die betroffenen Unternehmen den Tiefseebergbau noch nicht in ausreichendem Maße als Chance wahr.

In ähnlicher Weise gilt dies auch für Rohstoffunternehmen, die in der o.g. Tabelle ebenfalls vollständig fehlen. Auch hier scheinen deutsche Rohstoffunternehmen die Chancen im Tiefseebergbau noch nicht erkannt zu haben.

Ein Realisierungsmodell für den Pilot-Mining-Test

Wie in Kap. 5 und an anderen Stellen in dieser Studie mehrfach be-schrieben, stellt der Pilot-Mining-Test, der am Ende der Explorations-phase erforderlich ist, um die Funktionsfähigkeit der vorgesehenen

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Technologien für den industriellen Abbau nachzuweisen und die mit dem Abbau verbundenen Umweltwirkungen zu ermitteln, die wesent-liche Hürde auf dem Weg zu einer Abbaulizenz dar.

Im Vergleich zu den bisher eingesetzten Fördermitteln sind die Investitionen in einen Pilot-Mining-Test mit etwa 150 – 200 Mio. € beträchtlich (siehe auch Abbildung 5-13).

Um die Kosten des Tests auf möglichst viele Schultern zu verteilen, wurde im Rahmen des europäischen Projekts Blue Mining eine Organisationsstruktur entwickelt, mit der die Realisierung eines Pilot-Mining-Tests unter Inanspruchnahme von Förderung durch die Europäische Union, zu einer Art Gemeinschaftsaufgabe auf Zeit der beteiligten Lizenzinhaber und Unternehmen werden könnte.

Diese Struktur ist in Abbildung 6-1 als Schaubild dargestellt. Die Grundidee besteht in dem Zusammenschluss interessierter Lizenz-nehmer (Contractors), die alle das gemeinsame Interesse haben, einen Pilot-Mining-Test auf dem Weg zur Abbaulizenz zu realisieren.

Abbildung 6-1: Struktur einer europäischen Gemeinschaftsinitiative zur Realisierung eines Pilot-Mining-Tests

Diese gründen ein Gemeinschaftsunternehmen, eine sog. Pilot-Mining-Test Realisation Company, in welche die Lizenznehmer anteilig Mittel zur Realisierung des Tests einbringen. Ferner soll diese Gesell-schaft Fördermittel bei der Europäischen Union und ggf. auch bei Na-tionalstaaten einwerben.

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Diese Gesellschaft führt den Pilot-Mining-Test wie in Kap. 5 beschrieben durch. Für die einzelnen Aktivitäten verpflichtet sie Unternehmen, die dadurch den gewünschten Knowhow-Zuwachs erlangen. Hier hätten auch deutsche Unternehmen eine Chance (siehe rot eingetragene Leistungskategorien im unteren Teil des Schaubilds in Abbildung 6-1).

6.3 Optionen für eine Weiterentwicklung der deutschen Lizenz in der Clarion-Clipperton-Zone

Deutschland ist mit der Exploration der Lizenz für Manganknollen im Vergleich zu anderen Lizenzinhabern verhältnismäßig weit voran-geschritten. Nunmehr steht die Realisierung des Pilot-Mining-Tests an, ohne den es keine Abbaulizenz geben kann. Wie in Kap. 5 beschrieben, wird der Zeitbedarf für die Durchführung und Aus-wertung des Pilot-Mining-Test mit etwa 4 bis 5 Jahren abgeschätzt.

Die in Kap. 3 dargestellte Analyse zeigt, dass zum derzeitigen Niveau der Rohstoffpreise mit hoher Wahrscheinlichkeit keine privates Unter-nehmen in einen Abbau investieren würde. Selbst wenn sich ein Unternehmen heute entscheiden würde, werden ca. 10 Jahre benötigt, um den ersten Rohstoff zu fördern, da vereinfacht angesetzt ca. fünf Jahre für den Pilot-Mining-Test und fünf Jahre für die endgül-tige Entwicklung, Fertigung und Erprobung aller Einrichtungen und Anlagen notwendig sind. Dieser Zeitraum ist sehr lang.

Eine Prognose der in zehn Jahren vorliegenden Rohstoffpreise ist nur unscharf möglich, wie die in Kap. 3 dargestellten historischen Analysen der Rohstoffmärkte zeigen. Letztendlich hängt das Rohstoff-preisniveau stark von der Nachfrage ab, die durch die wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen Weltregionen aber auch durch techno-logische Fortschritte starken Veränderungen unterworfen ist. Die historischen Veränderungen fanden auf kürzeren Zeitskalen als 10 Jahre statt. Deswegen kann eine derartig lange Vorbereitungszeit auf den Abbau als ein deutliches Hemmnis für den Einstieg in den Tiefseebergbau charakterisiert werden.

Um also die deutsche Lizenz in der Clarion-Clipperton-Zone tatsäch-lich interessierten Abbauunternehmen anbieten zu können, ist die Durchführung des Pilot-Mining-Tests sinnvoll, weil er die Zeit zwischen Investitionsentscheidung und Beginn des Abbaus auf die Anlaufzeit für die Investitionen verkürzt, die wir mit etwa 4 bis 5 Jahren abgeschätzt haben.

Wird jetzt in Pilot-Mining-Tests investiert, so besteht natürlich die Möglichkeit, dass nach Ablauf des Pilot-Mining-Tests die Rohstoff-märkte noch immer kein ausreichendes Niveau für einen Einstieg in den Abbau aufweisen. Diese Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Rohstoffmärkte ist natürlicher Bestandteil dieses Wirtschaftszweigs und begründet das unterschiedliche unternehmeri-sche Verhalten der in diesem Markt tätigen Unternehmen.

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Unsere Analysen im Kap. 3 zu den historischen Entwicklungen der Rohstoffmärkte und zu den Prognosen für die zukünftige Entwicklung zeigen aber, dass ein ausreichender Anstieg der Rohstoffpreise wahr-scheinlicher ist als ein Verharren auf dem zurzeit niedrigen Niveau.

Es ist daher sinnvoll, dass Deutschland die Exploration seines Lizenzgebietes in der Clarion-Clipperton-Zone mit einem Pilot Mining Test abschließt und die dafür notwendigen Investitionen tätigt.

Möglichkeiten zur Verwertung der Lizenzen

Derzeit ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Inhaber der Explorationslizenz. Die bisherigen Explorationsarbeiten wurden mit Mitteln des Bundes finanziert. Die Bundesregierung kann die Rechte zur Nutzung der Lizenz Dritten übertragen. Aus derzeitiger Sicht erscheint es sinnvoll, diese Übertragung am Ende der Explora-tionsphase vorzunehmen, wobei ein Zeitpunkt abzuwarten ist, in dem es eindeutige Interessenbekundungen von Unternehmen gibt, mit dem Abbau beginnen zu wollen.

Die Art der Rechteverwertung muss mit vergaberechtlichen Erforder-nissen in Einklang gebracht werden. Hierzu sind ggf. weitere vergabe-rechtliche Analysen notwendig. Die Funktion des „Sponsoring State“ bleibt allerdings beim deutschen Staat.

6.4 Notwendige Beiträge der deutschen Wirtschaft

Entsprechend der Kategorisierung des Verhaltens der deutschen Unternehmen, (Abschnitt 6.1) ist zunächst festzustellen, dass es Interessenbekundungen deutscher Unternehmen, sich als Abbau-unternehmen oder Projektentwickler zu betätigen, derzeit nicht gibt. Von einer solchen Interessenbekundung würde ein starkes Signal in Bezug auf die Realisierung des Tiefseebergbaus ausgehen.

Es gibt aber Unternehmen in anderen Ländern (siehe Beispiel DEME-Gruppe in Kap. 6.2), die solche Interessenbekundungen getätigt haben und damit deutlich machen, dass sie die unternehmerischen Perspektiven in Tiefseebergbau positiver einschätzen als die deutschen Unternehmen.

Für Deutschland besteht der nächste Schritt zur Realisierung eines Tiefseebergbaus in der Finanzierung und Durchführung des Pilot-Mining-Tests. An diesem Pilot-Mining-Test haben deutsche Dienstleis-ter und Anlagenbauer ein hohes Interesse, weil sie durch die Entwick-lung von Technologien die Chancen als Lieferanten für Projektent-wickler und Abbauunternehmen auch außerhalb Deutschlands festi-gen können. Diese Möglichkeit sollte in die Bereitschaft münden, den Pilot-Mining-Test zumindest in Teilen mit eigenen Mitteln zu finanzie-ren.

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6.5 Optionen staatlichen Handelns der Bundesrepublik

In Anbetracht der Struktur der deutschen Unternehmen (siehe Kap. 6.2), die bisher Interesse am Tiefseebergbau bekundet haben, und angesichts der Kosten eines Pilot-Mining-Tests ist es aber nicht zu erwarten, dass der Pilot-Mining-Test ohne signifikante Förderung der öffentlichen Hand realisiert werden könnte. Dies ist zunächst einmal eine wesentliche Option staatlichen Handels. Parallel dazu gibt es aber noch eine Reihe weiterer Handlungsfelder.

Bei ausreichend hohen Rohstoffpreisen und einem funktionierenden Markt müsste der Tiefseebergbau ohne weitere staatliche Förderung in Gang kommen. Ist dies dann trotzdem nicht der Fall, liegt ein teil-weises Marktversagen vor. Im Fall des Tiefseebergbaus entsteht dies zum Beispiel durch negative externe Effekte:

Noch nicht ausreichend erforschte Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus

Noch nicht ausreichend definierte rechtliche Rahmenbedingungen des Abbaus (fehlender Regularien für den Abbau)

Nicht ausreichende Verfügbarkeit von Technologien

Marktversagen kann auch durch Skaleneffekte begründet sein. Damit ist gemeint, dass die Projektvolumina im Tiefseebergbau so groß sind, dass weltweit nur wenige Unternehmen oder Konsortien sich dort engagieren können. Die derzeit am Tiefseebergbau interes-sierten deutschen Unternehmen sind, unabhängig vom Geschäftsfeld, der sich ja primär auf Dienstleistungen und Anlagenbau beschränkt, auch nicht ausreichend groß und daher durch die vorgenannten Skaleneffekte behindert.

Für den Staat ist es aber in jedem Falle eine Option, die negativen externen Effekte zu reduzieren.

Forschung und Entwicklung

Mit Forschung und Entwicklung können Kenntnislücken geschlossen werden. In den vergangenen Jahrzehnten hat es eine vergleichsweise umfangreiche Forschung zur Entwicklung des Kollektors und des För-derstrangs gegeben. Im Vergleich dazu erscheinen die Kenntnisse zur Verhüttung/Metallurgie von polymetallischen Knollen im industriellen Maßstab noch gering. Insbesondere ist Forschung und Entwicklung notwendig, um das Spektrum der extrahierbaren Metalle zu erwei-tern. Hier liegt die besondere Herausforderung der polymetallischen Knollen. Herkömmliche Verhüttungsverfahren existieren für Erze, die in der Regel ein begrenztes Spektrum an Metallverbindungen aufweisen. Polymetallische Knollen hingegen sind aufgrund ihrer Genese in ihrem Aufbau sehr komplex, so dass besondere Verfahren für eine Extraktion im industriellen Maßstab noch entwickelt werden müssen.

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Beispielsweise gibt es noch kein Verfahren zur Extraktion der seltenen Erden, deren Vorkommen in den polymetallischen Knollen oft als großer Vorteil für den Tiefseebergbau angeführt wird. Die Analyse der operativen Kosten in Kap. 3 hat ferner gezeigt, dass die bekannten Verhüttungsverfahren mit einem sehr hohen Energieaufwand verbun-den sind und hier zum dominierenden Kostenfaktor des Tiefseeberg-baus werden. Technologische Verbesserungen an dieser Stelle würden unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit des Tiefseebergbaus durchschlagen und ihn so auch zu geringeren Rohstoffpreisen möglich machen.

Bei den Massivsulfiden bestehen zudem noch große Unsicherheiten in Bezug auf die Lagerstätten selbst. Hier fehlt bei der Erkundung die dritte Dimension, die es ermöglichen würde, die Lagerstättenmäch-tigkeit zu bestimmen. Technologien zur Durchführung von Bohrungen für die Exploration in der Tiefsee werden zurzeit, z.B. im Rahmen des Blue Mining Projektes, erprobt.

Die Kenntnislücken in Bezug auf die Umweltwirkungen lassen sich am besten durch die Durchführung des Pilot-Mining-Tests schließen. In diesem Zusammenhang kann es auch notwendig werden, weitere Entwicklungen im Bereich der Technologien des Umweltmonitorings voran zu treiben.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Deutschland hat durch seine umfangreiche und erstklassig dokumen-tierte Exploration in dem Lizenzgebiet in der Clarion-Clipperton-Zone und seine aktive Beteiligung bei der Internationalen Meeresboden-behörde eine international anerkannte Stellung. Deutschland sollte seine Möglichkeiten nutzen, im Rahmen der Internationalen Meeres-bodenbehörde bei Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für den Pilot-Mining-Test und den Exploitation Code (Abbau) mitzuwirken.

Kontext der Europäischen Union

Zur Verteilung der Last auf viele Schultern könnte Deutschland auch erwägen, die Realisierung des Pilot-Mining-Tests in europäischer Zusammenarbeit voranzutreiben (siehe dazu Ausführung in Kap. 6.2).

Solle nach einem Pilot-Mining-Test kein Interesse von Seiten deut-scher Unternehmen bestehen, sich als Investor oder Projektentwick-ler im industriellen Tiefseebergbau zu engagieren, könnte auch erwo-gen werden, die Nutzung der deutschen Lizenzen für europäische Unternehmen zu ermöglichen.

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7 Zusammenfassung und Empfehlungen

Diese Studie untersucht den volkswirtschaftlichen Nutzen eines kommerziellen Tiefseebergbaus für Deutschland. Gemäß unserer Rentabilitätsanalyse ist zum gegenwärtigen Preisniveau an den Rohstoffmärkten eine betriebswirtschaftliche Profitabilität des Tiefseebergbaus nicht gegeben.

Zugleich zeigen die historischen Entwicklungen an den Rohstoff-märkten, dass Einflussfaktoren wie politische Umwälzungen und wirtschaftliche Entwicklungen der Weltregionen entscheidenden Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Solche Einflussfaktoren lassen sich nicht zuverlässig prognostizieren, aber viele Indikatoren, wie die wachsende Weltbevölkerung und der wirtschaftliche Aufhol-prozess der Schwellen- und Entwicklungsländer, lassen eine wach-sende Nachfrage nach Rohstoffen und das Anziehen der Rohstoff-preise erwarten, womit eine Profitabilität des Tiefseebergbaus zukünftig gegeben wäre.

Kennzeichnend für diese zurückhaltend positive Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Perspektiven des Tiefseebergbaus ist das Verhalten und die Strategie einzelner Unternehmen, die Investitionen für Pilot-Mining-Tests voranzutreiben, um für den Einstieg in den industriellen Abbau vorbereitet zu sein.

Deutsche Unternehmen, die Interesse an dem Geschäftsfeld Tiefsee-bergbau bekundet haben, sind ausnahmslos den Sektoren Dienst-leistungen und Anlagenbau zuzuordnen. Für diese Unternehmen ist eine öffentliche Förderung in Forschung und Entwicklung besonders interessant, da sie die von ihnen angebotenen Technologien weiter entwickeln und damit ihre Marktchancen verbessern können. Diese Marktchancen können aber nur dann genutzt werden, wenn andere – nach derzeitigem Stand der Dinge keine deutschen – Unternehmen in die Pilot-Mining-Tests und in den Einstieg in den industriellen Abbau investieren.

Unsere Analyse der Wertschöpfungsketten zeigt, dass auch in einem solchen Szenario einer internationalen Partnerschaft an Investoren substantieller Nutzen für die deutsche Volkswirtschaft in Form von zusätzlicher Wertschöpfung und Beschäftigung realisierbar wäre.

Die Bundesregierung hat durch die bisherige Förderung der Explo-ration einen im Vergleich zu anderen Lizenznehmern weit fort-geschrittenen Entwicklungsstand erreicht. Wegen der langen Vor-bereitungs- und Durchführungszeiten des Pilot-Mining-Tests, der etwa fünf Jahre in Anspruch nehmen würde, ist es sinnvoll, diesen unter Mitfinanzierung deutscher Unternehmen durchzuführen, auch wenn nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden kann, dass bei Abschluss der Pilot-Mining-Test ein direkter Eintritt in die Abbauphase

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wegen einer ausreichender Entwicklung der Rohstoffpreise möglich sein wird.

In jedem Falle sollte die Bundesregierung Kenntnislücken durch Technologieentwicklung schließen. Diese liegen insbesondere in der Verhüttung der polymetallischen Knollen. Die derzeit bekannten Verfahren erlauben nur die Gewinnung eines Teils der in den Knollen enthaltenen Rohstoffe. Zum Beispiel ist es noch nicht möglich, die in den Knollen enthaltenen Seltenen Erden zu gewinnen, die oft als wichtiges Argument für den Tiefseebergbau herangezogen werden. Ferner sind die bekannten Verhüttungsverfahren ausgesprochen energieaufwändig, weshalb die Energiekosten neben der Rohstoff-preisentwicklung zum bestimmenden Faktor des Tiefseebergbaus werden.

Während die Erkundung der Lagerstätten der polymetallischen Knollen bereits weit fortgeschritten ist, besteht noch ein hoher Bedarf für die Erkundung der Lagerstätten der Massivsulfide, die ebenfalls vorangetrieben werden sollte.

Auf europäischer Ebene gibt es parallel zahlreiche durch die Europäi-sche Union geförderte Forschungsaktivitäten. Es ist daher sinnvoll zu prüfen, ob Synergien zu europäischen Aktivitäten bestehen.

Die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gehaltenen deutschen Lizenzen können nach Durchführung der Pilot-Mining-Tests und bei Vorliegen eines ausreichenden Preis-niveaus an den Rohstoffmärkten durch Übertragung an interessierte Unternehmen verwertet werden. Bei dieser Übertragung sind die Rahmenbedingungen des europäischen Vergaberechts zu beachten.

Hamburg, 1. Dezember 2016

Gutachtergemeinschaft Ramboll IMS & HWWI

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Anlagen

Anlage 1 Ökonometrisches Prognosemodell für Preisprojektionen

Anlage 1.1 Modellvariablen Anlage 1.2 Modellgleichungen Anlage 1.3 Schätzergebnisse

Anlage 2 Rohstoffsynopsen Anlage 2.1 Kobalt Anlage 2.2 Kupfer Anlage 2.3 Mangan Anlage 2.4 Nickel Anlage 2.5 Seltene Erden

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Anlage 1: Ökonometrisches Prognosemodell für Preisprojektionen Anlage 1.1: Modellvariablen Bezeichnung Erläuterung Maßeinheit Quelle Makroökonomische Variablen BIP_Welt Weltweites

Bruttoinlandsprodukt im jeweiligen Jahr

US-Dollar Weltbank

Zins US 3-month treasury bill rate

Prozent pro Jahr

Federal Reserve

Y Kalenderjahr - -

Rohstoffbezogene Variablen Kupfer

Produktion_Kupfer Jährliche weltweite Raffinadeproduktion von Kupfer

Megatonnen BGR

Produktion_Kupfer_kum Kumulierte weltweite Raffinadeproduktion von Kupfer im Zeitverlauf

Megatonnen BGR

Verbrauch_Kupfer Jährlicher weltweiter Verbrauch von Kupfer

Megatonnen BGR

∆Lager_Kupfer Jährliche Veränderung im US-amerikanischen Lagerbestand von Kupfer

Megatonnen USGS

P_Kupfer Realer (inflationsbereinigter) Kupferpreis

US-Dollar pro Tonne

BGR; LME

P_Alu Realer (inflationsbereinigter) Aluminiumpreis

US-Dollar pro Tonne

BGR; LME

Nickel

Produktion_Nickel Jährliche weltweite Raffinadeproduktion von Nickel

Megatonnen BGR

Produktion_Nickel_kum Kumulierte weltweite Raffinadeproduktion von Nickel im Zeitverlauf

Megatonnen BGR

Verbrauch_Nickel Jährlicher weltweiter Verbrauch von Nickel

Megatonnen BGR

∆Lager_Nickel Jährliche Veränderung im US-amerikanischen Lagerbestand von Nickel

Megatonnen USGS

P_Nickel Realer (inflationsbereinigter) Nickelpreis

US-Dollar pro Tonne

BGR; LME

P_Stahl Realer (inflationsbereinigter) Edelstahlpreis

US-Dollar pro Tonne

BGR; LME

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Anlage 1.2: Modellgleichungen

Anlage 1.3: Schätzergebnisse Kupfer Nickel

Koeffizient Schätzwert Koeffizient Schätzwert

Produktion -21,255.83 6,846.19

0.2549  -0.1136

11.0204  0.6692

54.0627  -3.4999

‐86.6951  3.2565

0.7306  -7.4339

0.5479

Verbrauch

-260,107.30 -21,481.14

-0.4887 0.4351

34,555.52 0.1719

-25,799.98 3,948.24

-3,230.93

Preis

2,122.14 4,140.843

0.4619 0.1556

-1.8257 -3.7361

-0.0046 -0.1311

47.5841 105.5534

1.2159 18.85

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Markt für Nickel

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Markt für Kupfer

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Anlage 2: Rohstoffsynopsen Anlage 2.1: Kobalt In Kürze:

Ist Kobalt wichtig für die deutsche Wirtschaft?

Ja. Trotz geringer absoluter Menge ist Kobalt wichtig für viele (deutsche) Schlüsselindustrien.

Ist Kobalt rar auf der Welt? Nein. Statisch betrachtet reichen die gesicherten Reserven noch über 50 Jahre.

Ist Kobalt ein kritischer Rohstoff mit gefähr-deter Versorgungssicherheit für Deutschland?

Ja. Wegen politischer Unsicherheit in den Haupt-förderländern ist die Versorgungslage stark risi-kobehaftet.

Weltweite Konzentration der Förderung: [0 (gleichverteilt) bis 1 (konzentriert in einem Land)]

0.368 ≙ hohe Länderkonzentration (vgl. Kapitel 2.2.2)

Gewichtete Governance-Indikatoren der Förderländer [-2.5 (sehr schlecht) bis +2.5 (sehr gut)] (vgl. Deutschland: +0.93; +1.85; +1.69)

Politische Stabilität: -1.29 (schlecht) Rechtstaatlichkeit: -0.73 (schlecht) Regulatorische Qualität -0.68 (schlecht)

Kobalt ist ein hartes, glänzend graues, sprödes Metall. Am besten bekannt ist es durch seine blaue Farbgebung in Glasprodukten und Koloriten. Die größte wirtschaftliche Be-deutung von Kobalt liegt seinen Eigenschaften als Stahlveredler und Legierungsmetall. Durch Kobalt erhöhen sich u.a. die Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit und die magneti-schen Eigenschaften der Legierung bei großer Hitze, sodass es ein wichtiges metallurgi-sches Element für hochbelastbare Spezialstähle darstellt.

Elementsymbol Co, Ordnungszahl 27, Gruppe der Übergangsmetalle, bläulich-gräulicher Farbton, fest, ferromagnetisch.

Verwendung und Wirtschaftliche Bedeutung:

Kobalt wird in vielen verschiedenen Industrien und wirtschaftlichen Bereichen eingesetzt und verbraucht. Kobalt wird selten als reines Metall verwendet sondern überwiegend in Legierungen genutzt. Die beiden wichtigsten Anwendungen von Kobalt sind die Nutzung als Stahlveredler, sowie die Verwendung in wieder-aufladbaren Batterien. Darüber hinaus wird es als Pigment und Färbemittel, als chemischer Katalysator und für magnetische Anwendungen genutzt. Als Legierungsmetall hilft Kobalt die Festigkeit, die Korrosionsbeständigkeit und damit die Lebensdauer von Stählen wesentlich zu erhöhen. Viele Legierungen in Anwendungen mit extremen Materialanforderungen bei oft hohen Temperaturen enthalten daher Kobalt, bspw. Flugzeugantriebe, Gasturbinen oder Gerätschaften für den Weltraumeinsatz. Kobalt kommt darüber hinaus als Kathodenmaterial in den drei häufigsten wieder-aufladbaren Batteriearten (Nickel-Cadmium, Nickel-Metall-Hydrid, Lithium-Ionen) zum Einsatz und ist damit relevant für eine Vielzahl an technologischen Produkten, bspw. Smartphones, Laptops und elektrische Autos. Wegen seines Magnetismus, das Kobalt auch bei sehr hohen Temperaturen behält, und seiner Korrosionsbeständigkeit ist es zudem ein wichtiger Bestandteil von Magneten, z. B. für Elektronik, Computer und für elektrische Motoren. Wegen seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und seiner Bedeutung für wichtige Industriezweige wird Kobalt zu den strategisch wichtigen Metallen gerechnet. (Bertau 2013)

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Tabelle 1: Wichtigste Verwendungszwecke Kobalt Verwendung Anteil am Gesamtgebrauch

Legierungen 28 %

Batterien 25 %

Hartstoffe 12 %

Pigmente / Farben 10 %

Katalysator 9 %

Magnete 6 %

Andere 10 %

Quelle: Bertau (2013)

Industrien: Metallindustrie, Flug- und Raumfahrt, Maschinenbau, Elektroindustrie, Erneuerbare-Energien-Industrie, Keramikgewerbe, Chemische Industrie. Produkte: Batterien, Superlegierungen, Chemikalien, Dauermagnete, Flugzeugturbinen, Werkzeuge.  

Substitute:

Für manche Verwendungen existieren Substitute, allerdings mit resultierenden inferioren Produkteigenschaften. Potentielle Substitute sind Barium- oder Strontiumferrite, Neo-dym-Eisen-Bor oder Nickel-Legierungen in Magneten; Cerium, Eisen, Blei, Mangan oder Vanadium in Farben. Kobalt-Eisen-Kupfer oder Eisen-Kupfer in Diamantwerkzeugen; Ei-sen-Phosphor, Mangan, Nickel-Kobalt-Aluminium oder Nickel-Kobalt-Mangan in Lithium-Ionen-Akkus; Nickel-Legierungen oder Keramiken in Flugzeugturbinen; Nickel als Kataly-sator in der Ölraffination (USGS 2016).

Vorkommen und Förderung

Obwohl Kobalt im Erdmantel per se kein seltenes Element ist, findet es sich dennoch nicht häufig in konzentrierter Form. Die globalen terrestrischen Ressourcen99 von Kobalt werden auf 27 Mio. Tonnen geschätzt. Die korrespondierenden Kobalt-Reserven100 wer-den auf etwa 7.1 Mio. Tonnen beziffert. Daraus ergibt sich bei aktuellem Fördervolumen von ca. 124 Tsd. Tonnen eine statische Reichweite101 der Landreserven von 57 Jahren.

In abbauwürdigen Vorkommen findet sich Kobalt zumeist in verschiedenen Verbindungen vergesellschaftet mit anderen Elementen. Es tritt sowohl in sulfidischen, arsenatischen, oxidischen und lateritischen Erzformen auf. Es wird daher üblicherweise als Begleitele-ment abgebaut. Besonders häufig wird Kobalt als Neben- oder Co-Produkt von Nickel (~50 %) und Kupfer (~35 %) gefördert, bspw. im Verbund mit Nickel im Nickel-Sulfid-Abbau in Kanada und Russland, in der Förderung aus Nickel-Lateriten in Australien und besonders bei der Gewinnung von Kupfer in der DR Kongo. Die Verfahren der Förderung und der Gewinnung von Kobalt sind wegen der mineralischen Vergesellschaftung größ-tenteils ähnlich denen des Nickel- und Kupferabbaus. Entsprechend existieren viele her-steller- und primärmineralabhängige Verfahren. Diese Prozesse variieren zusätzlich in Bezug auf das gewünschte Endprodukt (gediegenes Metall, verschiedene Kobaltverbin-dungen). (Bertau 2013, Gocht 1985, USGS 2016)

99 Ressourcen: Alle Vorkommen die geologisch nachgewiesen, jedoch nicht zwingend

wirtschaftlich förderwürdig sind. 100 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

101 Reichweite: Verhältnis von derzeit gesicherten Reserven zur momentanen Förde-rung. „Wie lange könnte der Rohstoff ceteris paribus gefördert werden, bevor die Reserven erschöpft sind“

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Tabelle 2: Wichtigste Förderländer Kobalt (2015 e)

Land Fördervolumen (Tonnen)

DR Kongo 63,000

China 7,200

Russland 6,300

Kanada 6,300

Australien 6,000

Welt 124,000

Quelle: USGS (2016)

Tabelle 3: Größte terrestrische Reserven102 Kobalt (Stand 2016):

Markt- und Versorgungsstruktur:

Die Unsicherheit auf dem globalen Kobaltmarkt ist vergleichsweise hoch. Während die Nachfrageseite des Marktes mit vielfältigen Verwendungsbereichen - auch in neuen Technologien - als relativ stabil bewertet werden kann, gibt es insbesondere auf der An-gebotsseite nicht unerhebliche Risiken von Marktstörungen. Der Kobaltmarkt ist zwar mengenmäßig relativ klein, jedoch ist die Förderung auf der Welt räumlich stark kon-zentriert. Die Demokratische Republik (DR) Kongo vereint über 50% der Weltproduktion und hat damit eine marktdominierende Stellung; ein Land, das bei den Weltbank-Ranglisten für Politische Stabilität, Rechtstaatlichkeit und Regulierungseffizienz jeweils im hinteren Fünftel zu finden ist. Das könnte im Extremfall staatliche Eingriffe in Form von Protektionismus (Steuern, Zölle, Exportverbote) bedeuten und damit die Versorgungssi-cherheit gefährden. Darüber hinaus besteht durch die Förderung von Kobalt als Neben- oder Co-Produkt, eine starke Abhängigkeit zum Nickel- und Kupfermarkt, deren Marktsi-tuationen den Kobaltmarkt indirekt beeinflussen können. Kobalt wird unter anderem aus diesen Gründen von der EU-Kommission und der DERA als kritischer Rohstoff kategori-siert. (BGR 2015, USGS 2011, EUCOM 2014).

102 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

Land Reserven (Tsd Tonnen)

DR Kongo 3,400

Australien 1,100

Kuba 500

Sambia 270

Russland 250

Welt 7,100

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Kobalt in Deutschland:

Die Datenverfügbarkeit für den Kobaltmarkt in Deutschland ist nicht vollständig und lü-ckenhaft. Ohne nennenswerte Kobaltvorkommen ist Deutschland jedoch gänzlich auf Im-porte von Kobalt und Kobaltvorstufen sowie auf Recycling angewiesen, um seinen Bedarf zu decken. Die absoluten Importmengen Deutschlands betrugen laut dem Britischen Geo-logischen Informationsdienst in 2014 rund 4,679 Tonnen gediegenes Kobalt, 65 Tonnen Kobalterz und 1,275 Tonnen Kobaltoxide. Das entspricht etwa 7.3 % der gesamteuropäi-schen Menge an importiertem Kobalt. (BGS 2016)

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Anlage 2: Rohstoffsynopsen Anlage 2.2: Kupfer In Kürze:

Ist Kupfer wichtig für die deutsche Wirtschaft?

Ja. Kupfer ist unersetzlich für die deutsche Wirtschaft.

Ist Kupfer rar auf der Welt? Nein. Statisch betrachtet reichen die gesicherten Reserven noch etwa 39 Jahre.

Ist Kupfer ein kritischer Rohstoff mit gefährdeter Versorgungssicherheit für Deutschland?

Nein. Die Angebotslage ist insgesamt als unkritisch bis mäßig kritisch zu bewerten.

Weltweite Konzentration der Förderung: [0 (gleichverteilt) bis 1 (konzentriert in einem Land)]

0.20 ≙ mittelhohe Länderkonzentration (vgl. Kapitel 2.2.2)

Gewichtete Governance-Indikatoren der Förderländer [-2.5 (sehr schlecht) bis +2.5 (sehr gut)] (vgl. Deutschland: +0.93; +1.85; +1.69)

Politische Stabilität: +0.06 (mittelmäßig) Rechtstaatlichkeit: +0.51 (eher gut) Regulatorische Qualität: +0.63 (eher gut)

Kupfer ist ein rötlich glänzendes Metall das in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft und des täglichen Lebens Verwendung findet und gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Metallen der Welt. Eine moderne Gesellschaft ohne eine sichere und umfangreiche Kup-ferversorgung lässt sich nur schwer vorstellen.

Elementsymbol Cu; Ordnungszahl 29; rötlich-glänzendes Schwermetall; fest; nicht mag-netisch; Schmelzpunkt bei 1083°C; zäh und trotzdem gut bearbeitbar; sehr korrosions-beständig; zweitbeste elektrische Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit aller Metalle; anti-bakterielle Eigenschaften; selten in gediegener Form in der Natur vorkommend.

Verwendung und Wirtschaftliche Bedeutung:

Kupfer ist das weltweit drittmeist verwendete Metall nach Eisen und Aluminium. Kupfer hat viele wertvolle Eigenschaften aufgrund derer das Metall in nahezu allen Branchen Verwendung findet. Diese vielfältige technische Verwendbarkeit ist insbesondere begrün-det in einer hohen Duktilität (Verformbarkeit) und der sehr hohen elektrischen Leitfähig-keit, weshalb Kupfer eine dominierende Stellung als Leiterwerkstoff der Elektrotechnik einnimmt. So ist das Metall aus der Herstellung von Computern, Mobiltelefonen, Strom-netze, elektronische Leiterplatten, Transformatoren, Generatoren, Kabel und einer Un-summe an Alltagsprodukten nicht mehr wegzudenken. Weitere bedeutende Attribute sind die gute Wärmeleitfähigkeit - und damit die Eignung als Werkstoff für Wärmetauscher - sowie seine Korrosionsbeständigkeit, weswegen Kupfer für Behälter, Rohrleitungen etc. verwendet wird. Die Omnipräsenz von Kupfer in der Wirtschaft hat zur Folge, dass der Kupferpreis besonders sensibel auf Konjunktursignale reagiert und sich im Kupferpreis daher oftmals Konjunkturzustand und auch Konjunkturerwartungen widerspiegeln. Zu-sätzlich zur Verwendung in gediegener Form ist Kupfer wichtiger Bestandteil in einer Viel-zahl von Legierungen wie beispielsweise Bronze, Messing oder Kupfernickel. Deren unter-schiedlichste Einsatzgebiete von Musikinstrumenten bis hin zu Spezialstählen und Super-legierungen vergrößern die Bedeutung von Kupfer zusätzlich (Bertau 2013, ICSG 2015). 

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Tabelle 4: Wichtigste Verwendungszwecke Kupfer Verwendung Anteil am Gesamtgebrauch

Bausektor 36 %

Elektronik 37 %

Maschinen 9 %

Verkehrssektor 8 %

Andere 7 %

Quelle: (Bertau 2013)

Industrien: Bausektor, Energieerzeugung und -übertragung, Elektroindustrie, Maschinenbau, Anlagenbau, Autobau, Transportsektor, Konsumgüterindustrie.

Produkte: Batterien, Superlegierungen, Chemikalien, Dauermagnete, Flugzeugturbinen, Werkzeuge.

Substitute:

Aluminium in Stromkabeln und elektronischen Bauteilen; Titan und Stahl als Wärmeaus-tauscher; Lichtfaserkabel in Telekommunikationstechnik; Plastik als Substitut in Röhren und Leitungen (USGS 2016).

Vorkommen und Förderung

Die identifizierten terrestrischen Kupferressourcen103 werden auf 2.1 Mrd. Tonnen Kup-fergehalt geschätzt (USGS 2014). Die derzeitigen Landreserven104 werden mit 720 Mio. Tonnen Kupfer beziffert. In 2015 wurden etwa 18.7 Mio. Tonnen Kupfer gefördert. Bei statischer Betrachtungseise ergibt sich eine Reichweite 105 von etwa 39 Jahren. Nicht in den Ressourcen berücksichtigt sind die Vorkommen der Tiefsee. Allein im deut-schen Lizenzgebiet 106 belaufen sich die Kupfer-Ressourcen aus Manganknollen auf 8.25 bis 16.5 Mio. Tonnen Kupfer. (USGS 2016, USGS 2014)

Tabelle 5: Wichtigste Förderländer Kupfer (2015 e)

Quelle: USGS (2016)

103 Ressourcen: Alle Vorkommen die geologisch nachgewiesen, jedoch nicht zwingend

wirtschaftlich förderwürdig sind. 104 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

105 Reichweite: Verhältnis von derzeit gesicherten Reserven zur momentanen Förde-rung. „Wie lange könnte der Rohstoff ceteris paribus gefördert werden, bevor die Reserven erschöpft sind“

106 75.000 km2 in der Clarion-Clipperton Zone; Berechnungen mit durchschnittlicher Manganknollenbelegung von 10-20 kg/qm; 1,17% Kupfergehalt

Land Fördervolumen ( Tsd. Tonnen)

Chile 5,700

China 1,750

Peru 1,600

USA 1,250

DR Kongo 990

Welt 18,700

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Tabelle 6: Größte terrestrische Reserven Kupfer (Stand 2016)

Quelle: USGS (2016)

Kupfer wird entweder im Untertagebau (ca. 25 %) oder im Tagebau (etwa 75 %) geför-dert. Die Kupferherstellung hat eine lange Historie und daher viel Weiterentwicklung in der Verarbeitungstechnik erfahren. Als Folge konnten nicht nur die Produktionskosten sinken sondern auch stetig neue Reserven wirtschaftlich gefördert werden.

Technischer Fortschritt hat dabei im Zeitverlauf den Abbau von großen, oberflächennahen und meist niedrighaltigen Kupfervorkommen gegenüber dem Untertagebau wettbewerbs-fähig werden lassen. Der Abbau von Kupfererzen kann teilweise bereits ab einem Gehalt von 0.3 % wirtschaftlich betrieben werden. Förderbare Kupfererze treten in zwei Mineral-formen auf: Sulfidischen Kupfererze und Erzvorkommen in oxidischer Form. Mit etwa 80 % nimmt die Produktion aus Kupfersulfiderzen die größte Rolle in der weltweiten Kup-ferherstellung ein.

Die detaillierten Prozessvarianten der heutigen Kupfergewinnung differieren in Abhängig-keit vom Typ des mineralischen Vorkommens sowie zwischen den Abbauregionen und den fördernden Unternehmen. Dennoch beruht der Produktionsprozess bei allem Varian-ten im Wesentlichen auf drei Schritten: Extraktion, Konzentration und weitere Überfüh-rung in höhere Reinheitsgrade. Wichtigster Unterschied in der Verarbeitung ist hierbei der Erztyp (sulfidisch/oxidisch). Nach dem Zerkleinern und Mahlen werden bei sulfidischen Erzen in erster Linie pyrometallische Aufbereitungsverfahren verwendet, während bei oxidischen Erzen hydrometallurgische Verarbeitung vorherrscht. Im Anreicherungspro-zess beim sulfidischen Typ wird das gemahlene Erz zur Trennung vom Umgebungsgestein zuerst durch sog. Flotation auf 20 - 50 % Kupfergehalt konzentriert. Im weiteren Prozess wird das Kupferkonzentrat geschmolzen und ungewollte Elemente wie Eisen oder Schwe-fel entfernt. In diesem Schritt kann auch Kupferschrott zur Rückgewinnung eingebracht werden. Das entstandene Rohkupfer hat einen Reinheitsgehalt von 90 bis 97 %, was für manche Anwendungen wie Kupferleitungen nicht ausreicht. Zu diesem Zweck werden die übrigen Bestandteile durch elektrolytische Raffinierung abgetrennt und Kupfer in höheren Reinheitsgraden gewonnen. Bei der Kupfergewinnung aus oxidischen Erzen kommt das sog. SX-EW-Verfahren (solvent extraction-electrowinning) zum Einsatz, bei dem das Kup-fer zuerst mittels Säure aus dem Erz gelöst und anschließend durch Elektrogewinnung in reines Kupfer überführt wird (Bertau 2013).

Land Reserven (Tsd. Tonnen)

Chile 210,000

Australien 88,000

Peru 82,000

Mexiko 46,000

USA 33,000

Welt 720,000

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Markt- und Versorgungsstruktur

Die Kupfervorkommen der Erde finden sich auf allen Kontinenten und in einer Vielzahl von Ländern. Eine höhere Dichte an Vorkommen haben Regionen an der Westküste des Pazifischen Ozeans in Süd- und Nordamerika und in manchen Kupfergürteln in Osteuropa sowie Südasien. Die wichtigsten Förderländer sind Chile (Marktanteil 31 %), China (9 %) und die USA (7 %) (vgl. Tabelle 11). Kupfer ist eines der am meisten gehandelten Metal-le. Die Einschätzung der geopolitischen Risiken, ebenso wie der Firmenkonzentration, ist für den Kupfermarkt als unkritisch bis mäßig kritisch zu bewerten (Dorner 2013).

Kupfer in Deutschland:

Mit 5.1 % des globalen Verbrauchs an Kupferraffinade liegt Deutschland hinter China und den USA auf Platz drei. Allerdings ist Deutschland ohne eigene Bergewerksproduktion von Kupfererz vollständig auf Importe von Kupfer bzw. Kupfervorstufen angewiesen. Im Jahr 2014 wurden rund 400 Tsd. Tonnen Kupferkonzentrat als Vorstoffe zur Raffination impor-tiert, wovon nahezu 80 % aus Brasilien, Chile, Argentinien und Peru stammten. In Deutschland wird Kupfer mit 57 % des Gesamtvolumens vor allem in der Kabel- und Elektroindustrie eingesetzt. Weitere Anteile fallen auf die Baubranche (15 %), die Auto-mobilindustrie (9 %) und den Maschinenbau (8 %). Für unraffiniertes Kupfer ist die Risi-kobewertung der Importabhängigkeit als insgesamt unkritisch, für Kupferkonzentrate als mäßig kritisch und für raffiniertes Kupfer als unbedenklich zu bewerten (Dorner 2013, BGR 2015).

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Anlage 2: Rohstoffsynopsen Anlage 2.3: Mangan In Kürze: Ist Mangan wichtig für die deutsche Wirt-schaft?

Ja. Für die Metallindustrie ist Mangan ein es-sentielles Metall.

Ist Mangan rar auf der Welt? Nein. Statisch betrachtet reichen die gesicher-ten Reserven noch etwa 35 Jahre.

Ist Mangan ein kritischer Rohstoff mit ge-fährdeter Versorgungssicherheit für Deutschland?

Nein.

Weltweite Konzentration der Förderung: [0 (gleichverteilt) bis 1 (konzentriert in einem Land)]

0.18 ≙ mäßige Konzentration (vgl. Kapitel 2.2.2)

Gewichtete Governance-Indikatoren der Förderländer [-2.5 (sehr schlecht) bis +2.5 (sehr gut)] (vgl. Deutschland: +0.93; +1.85; +1.69)

Politische Stabilität: -0.10 (mittelmäßig) Rechtstaatlichkeit: +0.16 (mittelmäßig) Regulatorische Qualität: +0.17 (mittelmäßig)

Mangan ist ein silbergraues Metall, das vorwiegend in der Metallindustrie als Stahlvered-ler vielseitige Verwendung findet. Wegen seiner wichtigen Eigenschaften als Legierungs-bestandteil und aufgrund seiner geringen Substituierbarkeit ist Mangan für Industrienati-onen wirtschaftlich bedeutend.

Elementsymbol Mn; Ordnungszahl 25; silbergraues Schwermetall; hart und sehr spröde; paramagnetisch; geringe Strom- und Wärmeleitfähigkeit; geringe Korrosionsbeständig-keit; zwölfthäufigstes Element in der Erdkruste; selten in gediegener Form in der Natur vorkommend; Erzformen (20 bis 48 % Mn) sind vor allem Mangan(IV)-oxide, Man-gan(II)-carbonate und -silikate.

Verwendung und Wirtschaftliche Bedeutung:

Mangan ist in erster Linie ein Legierungsmetall. Etwa 90 % des geförderten Mangans wird in der Stahlindustrie als Legierungsbestandteil genutzt. In gediegener Form ist Man-gan kaum für Anwendungen interessant und wird daher in der Technik kaum eingesetzt. Mangan dient bis auf sehr wenige Ausnahmen lediglich als Legierungszusatz und nicht als Hauptbestandteil von Legierungen. Die metallurgische Eigenschaft als Veredler von Eisen und Stahl zu wirken ist bei Mangan die zentrale Eigenschaft. Es erhöht die Festigkeit von Stählen ohne deren Dehnung zu stark zu verschlechtern. In bestimmten Konzentrationen wird auch die Zugfestigkeit von Stählen durch Mangan erhöht. Es wirkt sich zudem güns-tig auf Schmied- und Schweißbarkeit von Eisen-Legierungen aus. Aber auch NE-Legierungen verleiht Mangan vorteilhafte Eigenschaften. In Legierung mit Nickel erhöht sich die Zugfestigkeit ohne die Korrosionseigenschaften zu verschlechtern. Kupfer wird unter anderem durch Mangan warmfester.

Dadurch, dass Mangan die Materialeigenschaft verschiedenster Legierungen verbessert, ergibt sich eine enorme Vielzahl an Industrien und Produkten bei denen das Metall rele-vant ist. Mangan wird in Baustahl verwendet und hat deshalb Bedeutung für alle Arten an Basiskonstruktionen (Gebäude, Industrieanlagen, Brücken, Straßen). Durch den Einsatz in rostfreien Stählen ist Mangan für den gesamten Maschinenbau (Mangan-Magnesium-Legierungen für Motoren- und Getriebegehäuse), die Ausrüstungsindustrie (Werkzeuge,

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Werkzeugmaschinen etc.) sowie die Rüstungsbranche relevant. Gleiches gilt für die Elekt-roindustrie, in der Eisen-Mangan-Legierungen für unterschiedlichste Anwendungen (Aus-dehnungsregler, Relais, Abschirmungen) genutzt werden. Auch in der Chemischen In-dustrie wird Mangan genutzt. Dort werden Nickel-Mangan-Legierungen beim Apparatebau sowie Kupfer-Mangan-Legierungen für Seewasserleitungen verwendet. In einigen Län-dern wird Mangan wegen seiner Wichtigkeit als strategischer Rohstoff bevorratet. (Gocht 1985, Bertau 2013, USGS 2016) Tabelle 7: Wichtigste Verwendungszwecke Mangan Verwendung Anteil am Gesamtgebrauch

Eisen und Stahl 90 %

NE-Legierungen 3 %

Andere 7 %

Quelle: Bertau (2013)

Industrien: Maschinenbau, Bauwirtschaft, Chemische Industrie, Elektroindustrie, Rüstungsindustrie.

Produkte: Baustahl, Rostfreier Stahl, Werkzeuge, Maschinen

Substitute:

Mangan hat keine zufriedenstellenden Substitute in seinen Hauptverwendungen.

Vorkommen und Förderung

Mangan ist das zwölfthäufigste Element der Erdkruste. Die terrestrischen Ressourcen107 belaufen sich auf etwa 2.1 Mrd. Tonnen. Die bestehenden weltweiten gesicherten Reser-ven108 werden auf etwa 620 Mio. Tonnen beziffert. Damit ergibt sich eine statische Reichweite109 von ca. 32 Jahren, bevor - rechnerisch - die Manganreserven erschöpft sind. (Gocht 1985, Bertau 2013, USGS 2016).

Tabelle 8: Wichtigste Förderländer Mangan (2015e)

Quelle: USGS (2016)

107 Ressourcen: Alle Vorkommen die geologisch nachgewiesen, jedoch nicht zwingend

wirtschaftlich förderwürdig sind. 108 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

109 Reichweite: Verhältnis von derzeit gesicherten Reserven zur momentanen Förde-rung. „Wie lange könnte der Rohstoff ceteris paribus gefördert werden, bevor die Reserven erschöpft sind“

Land Fördervolumen (Tsd. Tonnen)

Südafrika 6,200

China 3,000

Australien 2,900

Gabun 1,800

Brasilien 1,000

Welt 18,000

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Tabelle 9: Größte terrestrische Reserven Mangan (Stand 2016)

Quelle: USGS (2016)

Manganerz kommt in über 300 unterschiedlichen Mineralformen vor; diese sind im We-sentlichen oxidisch, karbonatisch und silikatisch. Manganoxide stellen die wichtigsten Erzmineralien für die Mangan- und Ferromangangewinnung dar. Der Tagebau ist die do-minierende Abbauform bei Manganerzen. Die Wirtschaftlichkeit der weiten Aufbereitung hängt von dem Manganmengenanteil im Erz wie auch dem Manganmineral selbst ab. In den meisten Prozessen wird das Manganerz durch Aufbereitungsmethoden wie Brechen, Sieben und Setzwäsche angereichert. Die weitere Verarbeitung richtet sich nach dem gewünschten Endprodukt, d.h. ob gediegenes, reines Manganmetall oder Ferromangan produziert werden soll. In diesen weiteren Prozessen werden sowohl pyro- als auch hyd-rometallische Verfahren zur Anreicherung verwendet. (Gocht 1985, Bertau 2013, USGS 2016)

Markt- und Versorgungsstruktur

Der Weltmarkt für Mangan gliedert sich in mehrere Teilmärkte. Die Haupthandelsformen sind: Manganerz, Ferromangan, Mangandioxid. Das meiste in der Stahlherstellung ge-nutzte Mangan wird in Form von Ferromangan verwendet. Nur 3 % des geförderten Man-ganerzes wird zu gediegenem Manganmetall verarbeitet. Der Markt für Ferromangan ist daher dominierend. (Bertau 2013)

Mangan in Deutschland:

In Deutschland wird kein Manganerz gewonnen. Nur wenige Firmen veredeln in Deutsch-land Stähle. Daher sind detaillierte Daten für Deutschland schlecht zugänglich. Der Be-darf wird über Importe gedeckt. Großteils Ferromanganlegierungen, kleine Teile gediege-nes Mangan, Manganerz oder -oxide. In 2014 importierte Deutschland rund 21 Tsd. Ton-nen an Magan und Manganvorstufen. Lieferländer sind Südafrika, Norwegen, Ukraine, Frankreich und Indien. Mangan hat etwa 3 % Anteil am Nettoimportwert aller Metalle in Deutschland. (BGR 2015)

Land Reserven (Tsd. Tonnen)

Südafrika 200,000

Ukraine 140,000

Australien 91,000

Indien 52,000

Brasilien 50,000

Welt 620,000

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Anlage 2: Rohstoffsynopsen Anlage 2.4: Nickel In Kürze: Ist Nickel wichtig für die deutsche Wirt-schaft?

Ja. Für die Stahlindustrie ist Nickel existenziell wichtig.

Ist Nickel rar auf der Welt? Nein. Statisch betrachtet reichen die gesicherten Reserven noch etwa 32 Jahre.

Ist Nickel ein kritischer Rohstoff mit gefährdeter Versorgungssicherheit für Deutschland?

Nein. Durch die geringe Länderkonzentration bei niedriger politischer Unsicherheit ist die Versorgun-glage unkritisch bis mäßig kritisch.

Weltweite Konzentration der Förderung: [0 (gleichverteilt) bis 1 (konzentriert in einem Land)]

0.10 ≙ geringe Länderkonzentration (vgl. Kapitel 2.2.2)

Gewichtete Governance-Indikatoren der Förderländer [-2.5 (sehr schlecht) bis +2.5 (sehr gut)] (vgl. Deutschland: +0.93; +1.85; +1.69)

Politische Stabilität: -0.05 (mittelmäßig) Rechtstaatlichkeit: +0.20 (eher gut) Regulatorische Qualität: +0.33 (eher gut)

Nickel ist ein silbrig-weißes Metall, dessen hauptsächlicher Nutzen darin liegt, Edelstähle und andere Legierungen stärker sowie widerstandsfähiger bei extremen Temperaturen und korrosiven Umgebung zu machen.

Elementsymbol Ni; Ordnungszahl 28; silbrig glänzendes Schwermetall; fest; ferromagne-tisch; in kompakter Form bei Raumtemperatur beständig gegen Luft, Wasser, nichtoxi-dierende Säuren wie Salzsäure, Laugen und gegen die meisten organischen Stoffe; Kommt elementar in der Natur nicht vor; Häufigste Vorkommen: Nickelsulfiderze und Lateriterze.

Verwendung und Wirtschaftliche Bedeutung:

Die bedeutendsten Eigenschaften, welche Nickel für die Wirtschaft und Industrie wertvoll macht, sind seine Härte und seine Korrosionsbeständigkeit auch bei hohen Temperatu-ren, vor allem bei der Verwendung als Legierungsmetall. Nur etwa 15 % des produzier-ten Nickels werden nicht in Legierungen verwendet. Insbesondere als Stahlveredler er-höht Nickel die Härte, die Zähigkeit und die Duktilität sowie die Korrosionsbeständigkeit von Edelstählen mit unterschiedlichster Materialanforderung. Die Anwendungsbandbreite reicht von gewöhnlichem V2A-Stahl bis zu extrem speziellen, maßgeschneiderten Stählen für Hightech-Produkte. Nickelhaltige Stähle finden sich in vielen alltäglichen Fabrikpro-dukten: Kochtöpfen, Werkzeugen, Rohrleitungen, Küchen- und Krankenhausequipment. Stähle im Automobilbau und für die chemische Industrie sind in Mehrzahl der Fälle wegen der verbesserten Korrosionsresistenz nickelhaltig. Nickel beinhaltende Superlegierungen finden in Flugzeugtriebwerken oder Motoren Verwendung. Gediegenes Nickel wird dar-über hinaus in Galvanisierungsprozessen zum Beschichten von anderen Metallen mit dem Zweck des Korrosionsschutzes und wegen seiner Härteeigenschaften sowie bei katalyti-schen Verfahren gebraucht. (Bertau 2013)    

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Tabelle 10: Wichtigste Verwendungszwecke Nickel

Verwendung Anteil am Gesamtgebrauch

Edelstahl / rostfreier Stahl

65 %

NE-Legierungen 20 %

Beschichtungen 9 %

Andere (Batterien, Katalysatoren)

6 %

Quelle: Bertau (2013)

Industrien: Metallverarbeitung, Maschinenbau, Anlagen-bau, Medizintechnik, Chemische Industrie, Bauindustrie, Elektroindustrie, Marinetechnik, Luftfahrtindustrie.

Produkte: Edelstahl, Batterien, Superlegierungen, Chemikalien , Werkzeuge.

Substitute:

Ultrahoch-Chrom Edelstähle im Bauwesen; Titanlegierungen anstatt Nickellegierungen in chemischen Anwendungen; Lithium-Ionen-Akkumulatoren für Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren in der Energiespeicherung. (USGS 2016)

Vorkommen und Förderung

Die terrestrischen Nickelressourcen110 mit mind. 1 % Nickel werden auf über 130 Mio. Tonnen geschätzt. Die derzeitigen Reserven111 werden auf 79 Mio. Tonnen Nickel ge-schätzt (USGS 2016). Daraus ergibt sich eine Reichweite112 von etwa 31 Jahren. Diese unterteilen sich in Nickelsulfiderze (~40 %) und lateritische Erze (~60 %). Nicht in den Ressourcen berücksichtigt sind die Vorkommen der Tiefsee. Allein im deutschen Lizenz-gebiet113 belaufen sich die Nickel-Ressourcen aus Manganknollen auf 9.75 – 19.5 Mio. Tonnen Nickel.

Tabelle 11: Wichtigste Förderländer Nickel (2015e))  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Quelle: USGS (2016)    

110 Ressourcen: Alle Vorkommen die geologisch nachgewiesen, jedoch nicht zwingend

wirtschaftlich förderwürdig sind. 111 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

112 Reichweite: Verhältnis von derzeit gesicherten Reserven zur momentanen Förde-rung. „Wie lange könnte der Rohstoff ceteris paribus gefördert werden, bevor die Reserven erschöpft sind“

113 75.000 km2 in der Clarion-Clipperton Zone; Berechnungen mit durchschnittlicher Manganknollenbelegung von 10-20 kg/qm; 1,3% Nickelgehalt

Land Fördervolumen (Tonnen)

Philippinen 523,000

Russland 240,000

Kanada 240,000

Australien 234,000

Neukaledonien 190,000

Welt 2,530,000

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Tabelle 12: Größte terrestrische Reserven Nickel (Stand 2016)

 

Quelle: USGS (2016)

Nickel kommt in elementarer Form in der Natur nicht vor, es muss aus Erzen gewonnen werden. Die Herstellung variiert dabei sowohl in der Art des Vorkommens (Sulfid/Laterit) als auch in herstellerspezifischen Prozessvarianten. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist sowohl die Förderung aus Nickelsulfiderzen als auch aus lateritischen Vorkommen. Be-vorzugt wird der Abbau aus leicht zu prozessierenden sulfidischen Erzen, die sich aller-dings zusehends verknappen. Daher wird Nickel zunehmend aus lateritischen Erzen ge-fördert.

Herstellung aus sulfidischen Erzen: Nickelerze werden zunächst mechanisch aufbereitet und angereichert. Erzkonzentrate werden danach in Elektroschmelzofen aufgeschmolzen, wobei Nickelfeinstein (Matte) entsteht, welches wiederum pyrometallurgisch oder hydro-mettallurgisch weiterverarbeitet und elektrolytisch raffiniert werden kann. Alternative: Carbonylprozess (Mondverfahren). Nickeloxid wird mit Wassergasgemisch aus Kohlen-stoffmonoxid und Wasserstoff reduziert

Herstellung aus lateritischen Erzen: Nach der Trocknung (Wassergehalt des Erzes bis zu 45 %) wird das Erz direkt pyro- oder hydrometallurgisch behandelt. Häufig wird aus late-ritischen Erzen kein reines Nickel erzeugt sondern sog. Ferronickel. Hierbei handelt es sich um eine Eisen-Nickellegierung mit 20-60 % Nickelanteil. Da die Ansprüche an die Reinheit in der Stahlerzeugung häufig nicht hoch sein müssen, ist die minderwertige Stu-fe des Ferronickels oftmals ausreichend.

Markt- und Versorgungsstruktur:

Die Marktstruktur auf dem Nickelmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten substantiell verändert. Noch bis in die sechziger Jahre hatte die kanadische Firma INCO (Internatio-nal Nickel Co. of Canada) als größter Produzent (teilweise 75 % der Weltproduktion) eine marktbeherrschende Stellung, bevor gegen Ende der sechziger Jahre ein Strukturwandel einsetzte (Gocht 1985). Die Marktstruktur änderte sich vom Monopol zum Oligopol. Diese Veränderung ging einher mit zunehmender Erschöpfung der kanadischen Vorkommen bei gleichzeitig steigendem Nickelbedarf und beförderte die Erschließung und Nutzung von lateritischen Nickelvorkommen. Seit 1979 wird Nickel an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelt. Seitdem verloren die Produzentenpreise und „Freimarktpreise“ zunehmend an Bedeutung und wurden von den Börsennotierungen als Preisindikator verdrängt.

Land Reserven (Tsd. Tonnen)

Australien 19,000

Brasilien 10,000

Neukaledonien 8,400

Russland 7,900

Kuba 5,500

Welt 79,000

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Nickel in Deutschland

Deutschland hat keine eigene Nickelförderung und ist vollständig auf Importe angewie-sen. Im Jahr 2014 beliefen sich die Importe auf etwa 72,000 Tonnen Nickelmetall (Primärnickel und Legierungen) und etwa 20,000 Tonnen Ferronickel. Der Verbrauch von Raffinade-Nickel lag 2014 bei 68,100 Tonnen und ist damit der global fünftgrößte Ver-braucher von Nickel.

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Anlage 2: Rohstoffsynopsen Anlage 2.5: Seltene Erden In Kürze: Sind Seltene Erden wichtig für die deut-sche Wirtschaft?

Ja. Trotz geringfügiger absoluter Menge sind Seltene Erden sehr wichtig für viele (deutsche) Schlüsselin-dustrien.

Sind Seltene Erden rar auf der Welt? Nein. Statisch betrachtet reichen die gesicherten Reserven noch über 1000 Jahre.

Sind seltene Erden kritische Rohstoffe mit gefährdeter Versorgungssicherheit für Deutschland?

Ja. Durch die hohe Länderkonzentration und dortige politische Unsicherheit ist die Versorgungslage als stark risikobehaftet einzuschätzen.

Weltweite Konzentration der Förderung: [0 (gleichverteilt) bis 1 (konzentriert in einem Land)]

0.81 ≙ extreme Konzentration (vgl. Kapitel 2.2.2)

Gewichtete Governance-Indikatoren der Förderländer [-2.5 (sehr schlecht) bis +2.5 (sehr gut)] (vgl. Deutschland: +0.93; +1.85; +1.69)

Politische Stabilität: -0.37 (eher schlecht) Rechtstaatlichkeit: -0.18 (eher schlecht) Regulatorische Qualität: -0.13 (eher schlecht)

Seltene Erden, auch Seltene Erdelemente (SEE) oder Seltene Erdoxide (SEO), im Engli-schen Rare Earth Elements (REE) genannt, ist der Sammelbegriff für insgesamt 17 Metal-le des Periodensystems. Durch ihre Verwendung in Hoch- und Umwelttechnologie sind die Bedeutung und Anwendungsgebiete von SEE in den letzten Jahrzehnten stark gewach-sen. Wegen ihrer vielfältigen und gleichzeitig hochspezifischen Einsatzgebiete bei nicht vorhandenen oder ungenügenden Substituten haben die SEE trotz geringer absoluter Gebrauchsmengen eine enorme Bedeutung erlangt. Insbesondere seit dem drastischen Preisanstieg Ende der 2000er Jahre - ausgelöst von Handelsbeschränkungen in China - wurde dieser Rohstoffgruppe viel öffentliche und rohstoffpolitische Aufmerksamkeit zu-teil. SEE gelten wegen der dominierenden Marktstellung der Volksrepublik China und dem weiter wachsenden wirtschaftlichen Interesse an Hochtechnologie als kritische Rohstoffe. (Bertau 2013, Haxel et al. 2002)

Die SEE sind die Elemente der 3. Nebengruppe des Periodensystems (mit Ausnahme des Actiniums) sowie die Elemente der Lanthanreihe. Zu den SEE gehören: Scandium (Sc), Yttrium (Y), Lanthan (La), Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Hol-mium (Ho), Ervium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb), Lutetium (Lu).

Charakteristische physikalische Eigenschaften sind der metallische Glanz, der relativ niedrige Schmelzpunkt und die geringe Härte. Gegenüber Atmosphärilien sind die SEE einigermaßen beständig, werden von Säuren und Basen hingegen stark angegriffen. Die meisten Elemente weisen einen starken Paramagnetismus auf. Aufgrund ihrer speziellen Elektronenanordnung ähneln sich die SEE in ihrem chemischen Verhalten. Unter anderem spezielle spektroskopische Eigenschaften machen die SEE für viele Hochtechnologiean-wendungen attraktiv. (Gocht 1985, Marscheider-Weidemann et al. 2016)

Verwendung und Wirtschaftliche Bedeutung:

Die Verwendungsgebiete der Seltenen Erdelemente sind sehr divers und variantenreich. Der Gebrauch der insgesamt 17 verschiedenen Metalle ist durch hohe Spezifität und meist hohen Stückwert des produzierten Gutes gekennzeichnet. Eine Vielzahl an metal-

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lurgischen, chemischen, katalytischen, elektrischen, kerntechnischen, magnetischen und optischen Eigenschaften haben die technologischen Einsatzgebiete der SEE in den ver-gangenen Jahrzehnten drastisch vervielfältigt. Die Verwendungen reichen von Alltagsge-genständen (Zündsteine, Glaspolituren) über Hochtechnologie (Laser, Magneten, Batte-rien) bis zu futuristischen Anwendungen (Hochtemperatur-Supraleiter).

Bei Dauermagneten spielen beispielsweise Legierungen die Nd, Sm, Gd, Dy oder Pr ent-halten eine entscheidende Rolle, wie die insbesondere bei der Herstellung miniaturisierter Elektrokleinteilen bei Audio- und Videoequipment, in der Kommunikationstechnik, für Elektromotoren und- generatoren oder für medizinische Geräte wie Magnetresonanzto-mographen Anwendung finden. Viele elektro- und informationstechnische Innovationen der letzten Jahre wären ohne SEE nicht möglich gewesen. Auch für die Industrien im Segment der Erneuerbaren Energien sind SEE unabkömmlich, denn eine große Anzahl essentieller Magnet- und Batterieanwendungen (z.B. für Windturbinen) benötigen Legie-rungen mit SEE-Anteilen. Darüber hinaus werden SEE in der chemischen Industrie als Katalysatoren in der Öl-Raffinierung genutzt, ebenso wie in Autokatalysatoren, als Diesel-Additiv und in Wasseraufbereitungsverfahren. Weiterhin sind spezielle SEE unabdingbar in der optischen Industrie. Nahezu für alle Prozesse zur Glaspolitur - von normalen Spie-geln bis hin zu Präzisionskontaktlinsen - benötigen bestimmt SEE-Oxide im Herstellungs-verfahren. Auch bei der Erzeugung von Leuchtmitteln wie Laser, LEDs, fluoreszierendem Licht oder bei Flachbildschirmen sind SEE unabdingbar. (Haxel et al. 2002, Marsceider-Weidemann et al. 2016, Van Gosen et al. 2014, Goonan 2011)

Tabelle 13: Wichtigste Verwendungszwecke SEE

Verwendung Anteil am Gesamtgebrauch

Dauermagnete 20 %

Metallurgie 20 %

Katalysatoren 19 %

Polituren 13 %

Gläser 8 %

Keramik 7 %

Andere 13 %

Quelle: (Bertau 2013)

Industrien: Chemische Industrie, Maschinenbau, Erdölverarbeitende Industrie, Optische Industrie, Automobilindustrie, Industrien der Erneuerbaren Energien.

Produkte: Elektrokleinteile, Kommunikationstechnik, Informationstechnik, Magnete, Batterien.

Substitute:

Die Substituierbarkeit von Seltenen Erden ist entsprechend der diversen Verwendungs-gebiete nicht für alle Elemente einheitlich. In manchen Anwendungen existieren zwar gewisse Substitute, allerdings bestehen wegen Eigenschaftsverlusten bei Substitution in den meisten Verwendungsbereichen starke Qualitätspräferenzen zugunsten der SEE. Darüber hinaus sind bei vielen spezifischen Verwendungen Ersatzstoffe erst gar nicht bekannt. (USGS 2016)

Vorkommen und Förderung Die weltweiten Reserven114 werden auf insgesamt 130 Mio. Tonnen geschätzt. In Relation zur aktuellen Förderung ergibt sich bei rein statischer Betrachtungsweise eine Reichwei-te115 von über 1000 Jahren. 114 Reserven: Mit hoher geologischer Gewissheit gesicherte Vorkommen die technisch

und wirtschaftlich gefördert werden können - „abbauwürdig“. Reserven sind folglich

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Die Namensgebung „Seltene Erden“ ist im eigentlichen Sinn irreführend, denn sie sind nicht im Wortsinn „selten“. Der Begriff ist historisch eher auf „Fremdheit“ denn auf wirkli-che „Rarität“ zurückzuführen. In der Realität sind SEE - mit Ausnahme vom (instabilen) Promethium - nicht selten und der Massenanteil an der Erdkruste ist im Fall von Cerium bspw. sogar höher als der Anteil von Kupfer oder Blei. Die SEE treten für gewöhnlich ge-meinsam in Erzen auf. Allerdings gibt es wenige große, konzentrierte und förderwürdige Lagestätten. SEE werden eher in großflächigen Gebieten mit sehr geringer Konzentration gefunden. Als weitgehend kohärente Gruppe treten die SEE häufig gemeinsam in Minera-lien auf. Es sind über hundert Wirtsminerale von SEE bekannt. Allerdings sind davon nur wenige Erzformen abbauwürdig; die dominierenden Erzformen sind Bastnäsit, Monozit und Laporit. Der Großteil des weltweiten Angebots kommt aus nur einer Handvoll Lager-stätten. (USGS 2016, Klinger 2015, Bertau 2013, Long 2010).

Tabelle 14: Wichtigste Förderländer SEE (2015e)

Land Fördervolumen (Tonnen)

China 105,000

Australien 10,000

USA 4,100

Russland 2,500

Thailand 2,000

Welt 124,000 Quelle: USGS (2016)

Tabelle 15: Größte terrestrische Reserven SEE (Stand 2016)

Quelle: USGS (2016)

Die Vorkommen von SEE sind in ihrer Geologie, Mineralogie und in ihrer Konzentration sehr unterschiedlich. Daher sind eine Vielzahl an spezifischen und oftmals kostspieligen Herstellungsverfahren und Verarbeitungsprozesse nötig, um SEE in wirtschaftlicher Weise zu extrahieren. Das geförderte Erz wird dabei gemahlen, aufkonzentriert, separiert, puri-fiziert und zu industrieller Reinheit raffiniert. Hierbei kommen unterschiedlichste chemi-sche und physikalische Verfahren wie Flotation, Gravitations-Separation, elektrostatische

eine dynamische Größe, die sich in Abhängigkeit des technischen Fortschritts und des Preises ändern kann.

115 Reichweite: Verhältnis von derzeit gesicherten Reserven zur momentanen Förde-rung. „Wie lange könnte der Rohstoff ceteris paribus gefördert werden, bevor die Reserven erschöpft sind“

Land Reserven (Tsd Tonnen)

China 55,000

Brasilien 22,000

Australien 3,200

Indien 3,100

USA 1,800

Welt 130,000

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Verfahren, magnetische Trennung und Säure- und Alkaliprozesse zum Einsatz. Sowohl die Diversität der unterschiedlichen Handelsformen (gediegene Elemente, Mischformen, Oxide, Chloride etc.) als auch die jeweiligen komplexen Verarbeitungsschritte würden den Detailgrad der vorliegenden Übersicht sprengen. (Gocht 1985, Bertau 2013, USGS 2016, Dutta et al. 2016)

Markt- und Versorgungsstruktur:

Seit dem Ende der 1990er Jahre ist die Volksrepublik China für über 85 % des globalen Angebots an Seltenen Erden verantwortlich. In den letzten Jahren stieg dieser Welt-marktanteil auf etwa 95 %. Im Jahr 2010 kündigte China Bestrebungen an, seine Exporte von SEE zu reduzieren und das Angebot mittels Steuern, Exportquoten und Lizenzen ein-zuschränken. Befürchtete Versorgungsengpässe und dadurch scharf ansteigende Preise lösten tiefe Besorgnis besonders in den Nationen aus, die abhängig von Hochtechnologie sind. In dieser Zeit von Versorgungsängsten gelangten SEE in größere Öffentlichkeit, während sie vorher nur Geologen, Chemikern oder Materialwissenschaftlern ein Begriff waren. Seither sind die Existenz von potentiellen Versorgungsunterbrechungen und die Sicherung von Zugängen zu SEE zunehmend in den politischen Fokus gerückt worden. Gleichzeitig stiegen die weltweiten Explorationsaktivitäten nach wirtschaftlich förderbaren SEE-Vorkommen. Seltene Erden nehmen stets die vorderen Plätze in Kritikalitäts-Ranglisten für Rohstoffe ein. Im Jahr 2015 beendete China seine Exportquotenregelung und Exportzölle und ersetzte diese durch wertabhängige Ressourcensteuern. In 2015 stieg die Exportmenge von SEE aus China um 20 % an und die Preise sind weit von den Hochständen der letzten Jahre entfernt. (Macheri 2015, USGS 2016, Goonan 2011, Dutta et al. 2016).

Seltene Erden in Deutschland:

Die deutsche Industrie ist in Bezug auf Seltene Erdelemente vollständig auf Importe an-gewiesen. Die Datenlage zu SEE hat sich zwar über die letzten Jahre gebessert, aller-dings liegen die Daten für gewöhnlich aggregiert für alle SEE gemeinsam vor. Teilweise sind Produktions-, Verbrauchs- und Handelsdaten jedoch lückenhaft oder auf Länderebe-ne verfügbar und oftmals uneinheitlich. Im Jahr 2014 importierte Deutschland rund 7,500 Tonnen SEE-Verbindungen und damit etwa 29 % der gesamteuropäischen Impor-te. Besonders wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Erneuerbaren Energien Indust-rie, der Elektromobilität, der optischen Industrie und seiner vielen Branchen der Hoch-technologie ist die Versorgungssicherheit mit SEE essentiell für Deutschland (BGR 2014, Marscheider-Weidemann 2016, BGS 2016).

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