20130820_WalVeganerSommerbegegnung

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Wallis 2 – 12 Traueranzeigen 10/11 Sport 13 – 16 Ausland 17/18 Schweiz 18/19 Wirtschaft/Börse 20 Hintergrund 21 TV-Programme 22 Wohin man geht 23 Wetter 24 INHALT Wallis Vollblutmusiker Musiker Hans Georg Büchel, Initiant der «Gommer Abendmusiken», über seine Leidenschaft. | Seite 8 Wallis Abfallberge Die Reinigung des Festgelän- des in Gampel kostet extrem viel, findet Medienchef Olivier Imboden. | Seite 12 Sport Der Minigolfer Armin Marty präsidiert mit dem MC Rhone den einzigen Oberwalliser Klub. Blick in ei- ne Randsportart. | Seite 13 KOMMENTAR Farbenblind nicht, aber… Sport ist stets auch Bühne. Was Politikerinnen und Politiker ge- nauso wissen wie Sportlerinnen und Sportler. Und alle zu nutzen pflegen. Die Sportbühne nutzen wollte letzte Woche in Moskau auch eine schwedische Hochspringe- rin. Um gegen das unsinnige Anti-Homosexuellen-Gesetz Russ- lands zu protestieren, hatte sie sich ihre Fingernägel in den Regenbogenfarben – Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegun- gen – angestrichen. Womit sie in der Qualifikation zwar noch durchkam, ihr im Final aber die Disqualifikation drohte. Weil Athletinnen und Athleten wäh- rend eines Wettkampfs weder politische noch werbliche Aus- sagen erlaubt seien, wie der Ver- band klarstellte. Die Schwedin fügte sich. Statt in Regenbogenfarben trat sie mit rot lackierten Fingernägeln an. Was der Weltleichtathletikver- band (IAAF) mit seiner Drohung erst einmal bewies: Er ist nicht farbenblind, er kennt das Sym- bol der Schwulen und Lesben – und er übt sich in gesellschafts- politischer Abstinenz, wenn es um Menschenrechte geht. Letzte- res mag zwar von wirtschafts- politischer Warte aus – Sport ist stets auch von Politik und Wirt- schaft abhängig – nicht über- raschen, doch menschlich nach- vollziehbar ist ein derartiges Vorgehen nicht. Diesem Verband gebührt aller- dings dennoch Dankbarkeit: Sein Vorgehen verlieh der Aktion der schwedischen Sportlerin wohl mehr Publizität, als ihr ein zweiter Auftritt mit «Regenbo- gen-Fingernägeln» wohl garan- tiert hätte. Lothar Berchtold Brüssel | EU-Aussenminister beraten am Mittwoch über Ägypten Dreht die EU den Geldhahn zu? Die EU-Aussenminister werden morgen Mittwoch in Brüssel bei ei- nem Sondertreffen über die Ägyp- tenkrise beraten. Debattiert wird laut Diplomaten darüber, angesichts des Blutvergiessens mit Hunder- ten Toten wirtschaftlichen Druck auf das Land auszuüben. Zahlungen in Höhe von fünf Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Eine solche Entscheidung wäre allerdings nur symbolischer Natur: Wegen der eska- lierenden Gewalt im Land liegen sämtliche Hilfszahlungen der Staatengemeinschaft schon jetzt de facto auf Eis. Von jenen fünf Milliarden Euro, die die EU im vergangenen November zugesagt hat, ist bisher noch kein Geld geflossen. Der EU-Sondergesand- te für die südliche Mittelmeerregion, Ber- nardino León, wiegelt ab: «Wir werden auf einer politischen Lösung in Ägypten beste- hen», sagte er am Montag nach einer Kri- sensitzung mit den Botschaftern der 28 Mit- gliedstaaten. | Seite 17 Finanzhilfen einfrieren? Der EU-Sonderbeauftragte Bernardino León glaubt an eine politische Lösung. FOTO AP Naters / Raron | Sommer-Begegnungen Metzger vs. Veganer Heinz Arnold ist Metzger aus Leidenschaft. Vega- nerin Daniela Sasral weist derweil auf die Konsequenzen der Flei- scheslust hin. Für Arnold ist klar: Der Mensch steht über dem Tier. Sasral hin- gegen stellt beide auf die glei- che Stufe. Arnold ist derweil überzeugt, dass der Mensch oh- ne Fleischkonsum in der Evolu- tion nicht so weit wäre wie heu- te, während Sasral Bedenken über die Auswirkungen des überbordenden Fleischkon- sums hat. | Seiten 6 und 7 Verschieden. Metzger Heinz Arnold und Veganerin Daniela Sasral. FOTO WB Im Schulzimmer. Staatsrat Oskar Freysinger bei seinem gestrigen Besuch in der OS Leuk. FOTO WB Wallis | Staatsrat Freysinger zu Besuch in Schulen Suche nach Impulsen Oskar Freysinger suchte gestern den Kontakt zu Lehrern und Schülern in mehreren Walliser Schul- zentren. Mit den Besuchen wolle er sich wichtige Impulse aus der Basis holen. Den Kontakt zur Unter- richtsfront wolle er künftig auf- rechterhalten. Sein Ziel sei es, den Lehrern den Rücken zu stärken. Dazu will er sie von ad- ministrativen/bürokratischen Pflichten entlasten. Gestern war Freysinger als Zuhörer un- terwegs, doch schon bald wolle er die Verkrustung aufbrechen, die sich zwischen Lehrern und Dienststelle gebildet hätte. In der Affäre rund um Jean-Fran- çois Lovey sei Stillschweigen vereinbart worden. | Seite 2 9 771660 065005 20034 Redaktion Telefon 027 922 99 88 | Abonnentendienst Telefon 027 948 30 50 | Mediaverkauf Telefon 027 948 30 40 AZ 3900 Brig | Dienstag, 20. August 2013 Nr. 190 | 173. Jahrgang | Fr. 2.50 Dort arbeiten, wo andere Ferien machen! www.jobszermatt.ch Medien AG T 027 948 30 40, [email protected] Ihr kompetenter Partner für Werbung! www.1815.ch Auflage 23 210 Expl.

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Wallis 2 – 12Traueranzeigen 10/11Sport 13 – 16Ausland 17/18Schweiz 18/19Wirtschaft/Börse 20Hintergrund 21TV-Programme 22Wohin man geht 23Wetter 24

INHALT

Wallis

VollblutmusikerMusiker Hans Georg Büchel,Initiant der «GommerAbendmusiken», über seineLeidenschaft. | Seite 8

Wallis

AbfallbergeDie Reinigung des Festgelän-des in Gampel kostet extremviel, findet Medienchef Olivier Imboden. | Seite 12

Sport

Der MinigolferArmin Marty präsidiert mitdem MC Rhone den einzigenOberwalliser Klub. Blick in ei-ne Randsportart. | Seite 13

KOMMENTAR

Farbenblindnicht, aber…Sport ist stets auch Bühne. WasPolitikerinnen und Politiker ge-nauso wissen wie Sportlerinnenund Sportler. Und alle zu nutzenpflegen.Die Sportbühne nutzen wollteletzte Woche in Moskau auch eine schwedische Hochspringe-rin. Um gegen das unsinnige Anti-Homosexuellen-Gesetz Russ-lands zu protestieren, hatte siesich ihre Fingernägel in den Regenbogenfarben – Symbol derSchwulen- und Lesbenbewegun-gen – angestrichen. Womit sie inder Qualifikation zwar nochdurchkam, ihr im Final aber dieDisqualifikation drohte. WeilAthletinnen und Athleten wäh-rend eines Wettkampfs wederpolitische noch werbliche Aus -sagen erlaubt seien, wie der Ver-band klarstellte.Die Schwedin fügte sich. Statt inRegenbogenfarben trat sie mitrot lackierten Fingernägeln an. Was der Weltleichtathletikver-band (IAAF) mit seiner Drohungerst einmal bewies: Er ist nichtfarbenblind, er kennt das Sym-bol der Schwulen und Lesben –und er übt sich in gesellschafts-politischer Abstinenz, wenn esum Menschenrechte geht. Letzte-res mag zwar von wirtschafts -politischer Warte aus – Sport iststets auch von Politik und Wirt-schaft abhängig – nicht über -raschen, doch menschlich nach-vollziehbar ist ein derartigesVorgehen nicht. Diesem Verband gebührt aller-dings dennoch Dankbarkeit:Sein Vorgehen verlieh der Aktionder schwedischen Sportlerinwohl mehr Publizität, als ihr einzweiter Auftritt mit «Regenbo-gen-Fingernägeln» wohl garan-tiert hätte. Lothar Berchtold

Brüssel | EU-Aussenminister beraten am Mittwoch über Ägypten

Dreht die EU den Geldhahn zu? Die EU-Aussenminister werdenmorgen Mittwoch in Brüssel bei ei-nem Sondertreffen über die Ägyp-tenkrise beraten.

Debattiert wird laut Diplomaten darüber,angesichts des Blutvergiessens mit Hunder-ten Toten wirtschaftlichen Druck auf dasLand auszuüben. Zahlungen in Höhe vonfünf Milliarden Euro stehen auf dem Spiel.Eine solche Entscheidung wäre allerdingsnur symbolischer Natur: Wegen der eska-lierenden Gewalt im Land liegen sämtlicheHilfszahlungen der Staatengemeinschaftschon jetzt de facto auf Eis. Von jenen fünfMilliarden Euro, die die EU im vergangenenNovember zugesagt hat, ist bisher nochkein Geld geflossen. Der EU-Sondergesand-te für die südliche Mittelmeerregion, Ber-nardino León, wiegelt ab: «Wir werden aufeiner politischen Lösung in Ägypten beste-hen», sagte er am Montag nach einer Kri-sensitzung mit den Botschaftern der 28 Mit-gliedstaaten. | Seite 17 Finanzhilfen einfrieren? Der EU-Sonderbeauftragte Bernardino León glaubt an eine politische Lösung. FOTO AP

Naters /Raron | Sommer-Begegnungen

Metzger vs. Veganer

Heinz Arnold ist Metzgeraus Leidenschaft. Vega-nerin Daniela Sasralweist derweil auf dieKonsequenzen der Flei-scheslust hin.

Für Arnold ist klar: Der Menschsteht über dem Tier. Sasral hin-

gegen stellt beide auf die glei-che Stufe. Arnold ist derweilüberzeugt, dass der Mensch oh-ne Fleischkonsum in der Evolu-tion nicht so weit wäre wie heu-te, während Sasral Bedenkenüber die Auswirkungen desüberbordenden Fleischkon-sums hat. | Seiten 6 und 7

Verschieden. Metzger Heinz Arnold und Veganerin Daniela Sasral.FOTO WB

Im Schulzimmer. Staatsrat Oskar Freysinger bei seinem gestrigenBesuch in der OS Leuk. FOTO WB

Wallis | Staatsrat Freysinger zu Besuch in Schulen

Suche nach ImpulsenOskar Freysinger suchtegestern den Kontakt zuLehrern und Schülern inmehreren Walliser Schul-zentren.

Mit den Besuchen wolle er sichwichtige Impulse aus der Basisholen. Den Kontakt zur Unter-richtsfront wolle er künftig auf-rechterhalten. Sein Ziel sei es,den Lehrern den Rücken zustärken. Dazu will er sie von ad-ministrativen/bürokratischenPflichten entlasten. Gesternwar Freysinger als Zuhörer un-terwegs, doch schon bald wolleer die Verkrustung aufbrechen,die sich zwischen Lehrern undDienststelle gebildet hätte. Inder Affäre rund um Jean-Fran-çois Lovey sei Stillschweigenvereinbart worden. | Seite 2

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Walliser BoteDienstag, 20. August 20136

RARON/NATERS | Die zwei könntenunterschiedlicher nicht sein: Wäh-rend für Metzger Heinz Arnold ausRaron Fleischkonsum eine Selbst-verständlichkeit ist, sieht Vegane-rin Daniela Sasral aus Naters daringrosse Probleme.

Wann haben Sie das letzte Mal Fleischgegessen?Sasral: «Das war im April 2011.» Arnold: «Heute Morgen zum Zniini.»

Was hat Sie dazu bewogen, Veganerinzu werden?Sasral: «Damals hatte ich zwei Katzen undich stellte mir die Frage, was sie eigentlichvon einer Kuh unterscheidet. Nebst demmoralischen Aspekt gab mir aber auch derökologische zu denken. Wir verschwendenwertvolle Ressourcen, indem wir sie anNutztiere verfüttern. Gleichzeitig leiden

weltweit 870 Millionen Menschen an Hun-ger.»

Sie sind Mitbegründerin der Face-book-Seite Vegan im Oberwallis. Wasist Sinn und Zweck dieser Seite?Sasral: «Wir zählen zurzeit 27 Mitglieder.Nur ein kleiner Teil davon ist vegan. Wir ha-ben auch ein paar Vegetarier und Fleisch -esser in unseren Reihen, die sich Gedankenüber ihren Konsum machen. Wir möchtenkeinesfalls polarisieren, werten oder aus-grenzen, sondern eine Plattform zum Aus-tausch von Informationen anbieten. Fernerorganisieren wir auch Vorträge.»

Wie wärs mit einer Facebook-SeiteFleischeslust im Oberwallis?Arnold: «Das fände ich etwas überrissen.Schon jetzt präsentieren sich einige Metz-ger in den neuen Medien. Zudem macht derVerband viel Werbung für Fleisch.»

Muss man dazu geboren sein, Metzgerzu werden?Arnold: «Wer selbst schlachtet, muss schondafür gemacht sein. Das kann nicht jeder.Doch es gibt als Metzger verschiedene Fach-richtungen, etwa die Weiterverarbeitungoder der Verkauf an der Theke.»

Sollte jemand, der Fleisch isst, bereitsein, ein Tier eigenhändig zu töten?

Sasral: «Ich glaube, es würde sehr viel weni-ger Fleisch konsumiert, wenn die Konsu-menten selbst schlachten müssten. Heut-zutage sehen die meisten auf dem Tellernur noch das Filet und nicht mehr das Tier,das dahintersteckt. Anders als die Industrieschauen die Walliser Landwirte teils zwargut zu ihren Tieren, doch setzen auch sieindustrielle Futtermittelzusätze ein. Undletztlich werden auch dort die Tiere getötetund gegessen.»

Dafür töten Sie Pflanzen.Sasral: «Im Gegensatz zu Tieren empfindenPflanzen aber keine Schmerzen, habenkein Gehirn und kein Bewusstsein. VonLuft und Liebe allein kann der Menschnicht leben. Pflanzen zu essen, ist da sicherdas geringere Übel.»

Es gibt je länger je weniger Metzger. Woran liegt das?

Arnold: «Metzger ist ein strenger Beruf undman ist schlecht gezahlt. Generell verlierendie gewerblichen Berufe an Attraktivität.Die Jungen gehen heute lieber studierenund meiden körperliche Arbeit.»

Nichtsdestotrotz ist der Fleischkon-sum konstant auf einem hohen Niveau. Kaufen die meisten zu wenigbewusst ein?Arnold: «Viele gehen den Weg des geringstenWiderstands. Bei den Grossverteilernkriegt man ja alles fixfertig abgepackt.»Sasral: «Der Durchschnittskonsument istbequem geworden und will gar nicht wis-sen, woher das Fleisch kommt und unterwelchen Bedingungen es produziert wurde.Mir persönlich ist es wichtig, dass ich durchmeine Lebensweise bei anderen etwas aus-lösen kann. Es ist nicht egal, was man zusich nimmt. Für die Gesundheit ist das ent-scheidend.»

Wo kaufen Sie privat ein?Sasral: «Mehrheitlich in Bioläden und im In-ternet. Ansonsten achte ich darauf, mög-lichst regional einzukaufen. Ferner überle-ge ich mir, ob man nicht etwas mit den re-gionalen Landwirten aufziehen könnte. In-des muss man sich bewusst werden, dassmit regionalen Produkten allein die Nach-frage nicht gestillt werden kann. Folglichsollte man sich fragen, wie viel Fleischkon-

1. …ist für mich Beruf und Leidenschaft zugleich.

2. …haben ihre Einstellung, das muss man akzeptieren.

3. …Aschermittwoch und Karfreitag.

4. …begeistert mich nicht so, kommt aber sicher auf die Zubereitung an.

5. …sollte man nicht unterstützen. Regionale Metzger können da Gegen-

steuer geben. Ich kenne jedes Tier mit Namen.

6. …geht in eine falsche Richtung, nicht nur beim Fleisch.

«Der Mensch wäre in der Evolutionnicht so weit, wenn er einst nicht das Fleisch entdeckt hätte»

Fleischeslust vs. Grilling without Killing

Der Metzger

Heinz Arnold ist 30 Jahre alt, ledigund wohnt in Raron. Aufgewachsenist er in Simplon Dorf. Aufgrund seines Berufswunsches Metzgermusste er seinen Heimatort verlas-sen. Seine Lehre machte er in einemBetrieb in Visp. Nach über zehn Jah-ren praktischer Erfahrung über-nahm er in Raron schliesslich selbsteine Metzgerei. Seine beruflicheWeiterbildung nahm er 2007 in An-griff. Inzwischen darf er sich Metz-germeister rühmen. Die wenigeFreizeit, die dem Jungunternehmerbleibt, verbringt er mit Basketball.In seinem Club in Brig war er langesehr aktiv als Trainer und Spieler tä-tig. Heute spielt er in der 2. Liga,nachdem sich seine Mannschaftaus Personalmangel freiwillig vonder 1. Liga zurückgezogen hat. Bas-ketball sei für ihn in erster Linie einguter Ausgleich zum Alltag.

1. Metzger…

2. Veganer…

3. Ein Tag ohne Fleisch…

4. Tofu…

5. Industrielle Massenware…

6. Das Konsumverhalten…

Nachgefragt

Zwei Welten. Heinz Arnold setzt sich für eine tiergerechte Haltung ein, findet aber letztlich, dass der Mensch über dem Tier steht. Daniela Sasral findet derweil, dass auch Tiere ein Recht auf Freiheit haben.

mit Metzger Heinz Arnold aus Raron und Veganerin Daniela Sasral aus Naters

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sum überhaupt möglich und nötig ist, zu-mal dieser weltweit für 50 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich ist.»Arnold: «Es gibt gewisse Produkte, die ich ge-zielt meide, etwa ausländisches Fleisch, woman nicht weiss, mit was für Futter undMedikamenten die Tiere vollgestopft wur-den. Auch ich kaufe möglichst regional ein,und wo das nicht geht, achte ich darauf,dass es zumindest aus der Schweiz kommt.»

Gehen Sie auswärts essen?Sasral: «Im Wallis wird viel traditionellesEssen angeboten, was fast ausschliesslichMilch- und Fleischprodukte beinhaltet. Dawird man als Veganer schon oft zu Pommesund Salat degradiert. Angesichts der stetigwachsenden Zahl von Vegetariern hoffeich, dass sich die Walliser Gastronomen daetwas anpassen.»Arnold: «Ich gehe fast nur dort essen, wo ichdas Fleisch selbst geliefert habe.»

Braucht der Mensch Fleisch?Arnold: «Im Fleisch hats Vitamine, die derMensch über andere Produkte nicht zu sichnehmen kann. Zudem wäre der Mensch inder Evolution nicht so weit, wenn er einstnicht das Fleisch als Nahrungsquelle ent-deckt hätte. Ob das jetzt gut ist, wie weitwir heute sind, ist dann wiederum eine an-dere Frage.»Sasral: «Im Fleisch ist nichts drin, was esnicht auch in Form von pflanzlicher Nah-rung gäbe. Kommt hinzu, dass Milch- undFleischprodukte für Krankheiten wie etwaOsteoporose, Diabetes, Parkinson oder Krebsverantwortlich sind; von den Belastungen inder industriellen Industrie wie Tiermehloder Antibiotika ganz zu schweigen.»

Was spricht gegen den Konsum vonEiern?Sasral: «Die Tatsache, dass bei der indus-triellen Fertigung jährlich Millionen vonmännlichen Hühnern vergast werden.»Arnold: «Früher hat man daraus Suppen-huhn gemacht. Heute will das niemandmehr essen. Die Leute sind verwöhnt. Ichversuche derweil, den Jungen Gerichte wieLeber und Kutteln wieder schmackhaft zumachen. Über 50 Prozent des Schlachtgutssind Schlachtabfälle.»

Worauf achten Sie sonst noch?Sasral: «Das reicht von der Kleidung (Leder,

Wolle und Seide) über Hygieneartikel bishin zu Kosmetika.»

Würden Sie Ihre Kinder vegan auf-wachsen lassen?Sasral: «Es gibt Studien, die besagen, dassdas durchaus möglich ist, wobei ich jetztnicht sagen könnte, ob ich mein Kind kom-plett vegan ernähren würde.»Arnold: «Und woher bekämen die dann Kal-zium?»Sasral: «Etwa aus Hülsenfrüchten, die mehrKalzium enthalten als Milch. Hierbei sei er-wähnt, dass Moon oder Sesam mehr Eisenenthält als Fleisch. Doch die Industrie istnatürlich daran interessiert, weiterhin ihreProdukte zu verkaufen. So wird auchfälschlicherweise behauptet, Milch sei gutfür die Knochen. Dabei weiss man heute,dass tierisches Eiweiss im Blut den KnochenKalzium entzieht.»

Wie wichtig ist Ihnen eine artgerech-te Tierhaltung?Arnold: «Ich weiss von jedem Stück Fleisch,das ich verkaufe, woher es kommt und wiedas Tier gelebt hat. Bei uns sind die Tierekeine Nummern, haben noch Namen.»Sasral: «Macht das das Töten nicht nochschwerer?»Arnold: «Es ist ja nicht so, dass ich die Tieretäglich auf ihrem Hof besuche. Mir geht esvor allem um eine lückenlose Rückverfolg-barkeit und letztlich stehen wir in der Nah-rungskette über dem Tier.»Sasral: «Nur weil wir von artgerechter Hal-tung sprechen, heisst das noch lange nicht,dass das Tier selbst so leben will. Grundsätz-lich möchte jedes Tier, wie auch der Menschin Freiheit leben.»

Ist Fleisch zu billig?Sasral: «Ich finde schon, wobei es in derSchweiz wenigstens noch einen Wert hat.In Deutschland kostet ein Salat mehr alsein Cheesburger.»

Überkommt Sie nie die Fleischeslust?Sasral: «Beim Geruch von Bratwurst läuftmir jedesmal das Wasser im Mund zusam-men. So hole ich mir Appetit und machemir dann zu Hause ein leckeres Vegi-Menü,das ich dann ohne schlechtes Gewissen ge-niessen kann.»

Interview: Martin Kalbermatten

Fleischeslust vs. Grilling without Killing

Die Veganerin

Daniela Sasral ist 36 Jahre alt, ledigund wohnt in Naters. Ursprünglichstammt sie aus Deutschland. IhreVerbundenheit zu den Bergen hatsie schliesslich ins Wallis verschla-gen. Seit zwei Jahren ist sie stell-vertretende Filialleiterin im Ochs-ner Sport in Visp. Zuvor arbeitetesie beim Intersport in Saas-Fee.Einst hat sie Biologie und Sozial-wissenschaften studiert. ZumSporthandel ist sie durch ihrHobby Klettern gekommen. Aberauch sonst ist die 36-Jährige rechtsportlich. Ferner interessiert siesich stark für Ernährung und Ge-sundheit, weshalb sie eine Ausbil-dung zur Fachberaterin für holisti-sche Gesundheit mit dem Schwer-punkt Ernährung in Angriff genom-men hat. Das sei zwar nicht vegan,komme ihrer Ernährungsform aberziemlich nahe.

1. Metzger…

2. Veganer…

3. Ein Tag ohne Fleisch…

4. Tofu…

5. Industrielle Massenware…

6. Das Konsumverhalten…

Nachgefragt

Heinz Arnold setzt sich für eine tiergerechte Haltung ein, findet aber letztlich, dass der Mensch über dem Tier steht. Daniela Sasral findet derweil, dass auch Tiere ein Recht auf Freiheit haben. FOTOS WB

1. …verarbeiten Tiere zu Produkten, die der Mensch konsumiert.

2. …hinterfragen das, aufgrund von ökologischen, gesundheitlichen undmoralischen Aspekten.

3. …ist ein guter Tag.

4. …ist besser als sein Ruf.

5. …ist generell zu hinterfragen, nicht nur bei tierischen Produkten.

6. …ist bedenklich. Man sollte mehr darauf achten, was man konsumiert.

mit Metzger Heinz Arnold aus Raron und Veganerin Daniela Sasral aus Naters

«Milch- und Fleischprodukte sind verantwortlich für Osteoporose, Diabetes, Parkinson und Krebs»