2011 Flurnamenbuch - Wurzeln der Heimat - Schützenkompanie Ehrenburg

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Flurnamen, Wurzeln der Heimat Flurnamen, Wurzeln der Heimat SCHÜTZENKOMPANIE EHRENBURG Ehrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – Getzenberg am ur u F Fl n im r He zel ur ma a ln e He z W ln AN NK KOM – Kie AN s – Eh mu g nd e men, e na rn r lu W m n He n n n i rz Wu nbe g RG RG ofe E E E St. S tze rn – n, der n at EN urg Ge

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EHRENBURG – Woher haben Ehrenburg und Kiens ihre Namen? Und was hat die „Trolltroute“ in Hofern mit Trollen zu tun? Wer hat sich nicht schon einmal gewundert, wie Namen von Höfen und Wiesen entstanden sind und wo die teils seltsamen und rätselhaften Flurnamen herrühren? – Fragen, auf die das neu vorgestellte Flurnamenbuch der Schützenkompanie Ehrenburg ausführliche Antworten parat hat.In Zusammenarbeit mit Mag. Cäcilia Wegscheider, Mag. Cristian Kollmann und dem Dorfchronisten Karl Pfeifhofer hat die Schützenkompanie Ehrenburg das 177-seitige Werk mit dem Titel „Flurnamen, Wurzeln der Heimat“ herausgegeben, das am Andreas-Hofer-Sonntag 2011 vorgestellt wurde. Hauptmann Efrem Oberlechner erklärte zu Beginn der Veranstaltung, dass in den Flur- und Ortsnamen viel von dem liegt, was Heimat ausmacht. Dieses Erbe gelte es zu erforschen, daran festzuhalten, es zu benützen und den Kindern weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. Auch ging er auf die derzeitige Toponomastikdiskussion ein und sagte, dass kein einziger faschistischer Ort- und Flurnamen akzeptiert werden dürfe.Die Grußworte des Südtiroler Schützenbundes überbrachte Major Günther Obwegs, welcher das Vorhaben der Kompanie lobte.Viele Fotos, die vollständige Auflistung aller Flurnamen sowie deren Herkunft und Bedeutung machen das Werk zu etwas ganz Besonderem. Dem Buch beigelegt sind außerdem zwei Flurnamenkarten, auf denen die Höfe und die wichtigeren Flurnamen verortet wurden.Weit durch die Geschichte der Fraktionen von Ehrenburg, Kiens, St. Sigmund, Hofern und Getzenberg wurde geforscht, und dabei wurden Urkunden und Flurkarten aus mehreren Jahrhunderten ausgewertet. Viele Bezeichnungen konnten von den Buchautoren mit Geschick und Fachwissen auf ihre Bedeutung hin entschlüsselt werden. Besonders erfreut waren die Zuhörer darüber, dass bei der Buchvorstellung jedem ein Exemplar kostenlos ausgehändigt wurde. In den nächsten Tagen wird zudem jedem Haushalt der Gemeinde Kiens ein Exemplar gratis zur Verfügung gestellt. Dies konnte durch die vielen Sponsoren und vor allem durch den großen Einsatz der Schützenkompanie Ehrenburg gelingen, welche die gesamten Einnahmen des letzten Tirolerballs in die Publikation investierte.

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Wir Schützen kämpfen für Wahrheit und Aufrichtigkeit. Wir glauben, dass in unseren Flur- und Ortsnamen viel von dem liegt, was Heimat ausmacht. Dieses Erbe gilt es zu erforschen, daran festzuhalten, es zu benützen und unseren Kindern weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. Der Freiheit entgegen!

Efrem Oberlechner

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Flurnamen, Wurzeln der HeimatSCHÜTZENKOMPANIE EHRENBURGEhrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – Getzenberg

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Flurnamen, Wurzeln der HeimatWurzeln der HeimatWurzeln der HeimatSCHÜTZENKOMPANIE EHRENBURGEhrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – GetzenbergEhrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – Getzenberg

EFFEKT! BUCH

ISBN: 88-970530-9-5

Wir Schützen kämpfen für Wahrheit und Aufrichtigkeit. Wir glauben, dass in unseren Flur- und Ortsnamen viel von dem liegt, was Heimat ausmacht. Dieses Erbe gilt es zu erforschen, daran festzuhalten, es zu benützen und unseren Kindern weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. Der Freiheit entgegen!

Efrem Oberlechner

EFFEKT! BUCH

ISBN: 88-970530-9-5

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Flurnamen,Wurzeln der HeimatEhrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – Getzenberg

Schützenkompanie Ehrenburg

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Impressum:

© 2010

Flurnamen, Wurzeln der Heimat – Ehrenburg, Kiens, St. Sigmund, Hofern und Getzenberg

Herausgeber: Schützenkompanie Ehrenburg – www.schuetzen.comTextbearbeitung: Mag. Cäcilia Wegscheider, Mag. Cristian KollmannKoordination: Efrem OberlechnerHerstellung und Verlag: Effekt! BuchISBN: 9788897053095Alle Rechte vorbehalten

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Die Schützenkompanie Ehrenburg hat es sich bei ihrer Gründung zum Ziel gesetzt, Glaube, Kultur, Brauchtum, Tradition und Heimat zu bewahren. Nachdem wir vor kurzem das Moarbachstöckl und das Getzenberger Stöckl renoviert haben, widmen wir uns den Flurnamen unserer Dörfer.

Wir waren uns bewusst, dass wir mit dieser Pu-blikation die faschistisch aufgezwungenen Ortsna-men in Frage stellen und dass einige damit keine Freude haben werden. Das haben wir vor allem da-ran gemerkt, dass von Seiten der öffentlichen Hand nur wenig Unterstützung kam.

Unbeeindruckt davon kämpfen wir weiterhin für Wahrheit und Aufrichtigkeit. Wir glauben, dass in unseren Flur- und Ortsnamen viel von dem liegt, was Heimat ausmacht. Dieses Erbe gilt es zu erfor-schen, daran festzuhalten, es zu benützen und un-seren Kindern weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. Es ist deshalb erfreulich, dass die Bevöl-kerung der Gemeinde mit großem Interesse unser Vorhaben durch ehrenamtliche Mithilfe und finan-zielle Beiträge unterstützt hat. Dies zeigt, dass Hei-mat und Tradition in unseren Dörfern auch heute noch einen hohen Stellenwert haben. Ein Dank gilt jedem einzelnen, der zum Gelingen dieses Buches beigetragen hat.

Immer wieder hetzen italienische Zeitungen und Politiker gegen die Benützung historischer deut-scher Flurnamen und fordern die faschistischen Erfindungen auf jedem Wanderschild ein. Man hat sogar angedroht, dies im Zweifelsfall auch mit Mili-tärgewalt durchzusetzen.

Wir sind jedoch der Meinung: Für heimatbewuss-te Menschen kann nur eine Lösung im historischen Sinne in Frage kommen – und da haben faschisti-sche Namen keinen Platz. Alle vom Faschisten Etto-re Tolomei erfundenen Namen gehören aus Südti-rol verbannt. Und dazu zählen auch die erfundenen faschistischen Dorfnamen wie „Casteldarne“ oder „Corti“. Unrecht darf nicht zu Recht werden, hier ist Konsens Nonsens.

Unsere Aufforderung an alle Mitbürger: Verwen-det im Umgang mit den Gästen, egal welcher Mut-tersprache, die gewachsenen Orts- und Flurnamen. Zeigt dadurch Selbstbewusstsein. Dass es funktio-nieren kann, zeigt sich darin, dass sich italienische Urlauber auch in Deutschland oder Österreich, ja auf der ganzen Welt mit den dortigen nichtitalieni-schen Ortsnamen zurechtfinden. Warum soll dies bei uns nicht auch möglich sein?

Mjr. Efrem Oberlechner

Liebe Ernburga, Kiena, Zimita, Hoffina und Geaznperga!

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Mit der Herkunft von Namen ver-hält es sich wie mit der Deutung von Träumen: jeder erklärt sie auf seine Weise ...

Flurnamen erzählten und erzählen Geschichte, lan-ge bevor sich die Sprachwissenschaft der Mikroto-ponomastik annahm. Und lange vor dem Schilder-streit haben diese Namen einen zentralen Aspekt des dörflichen Lebens ausgemacht. Mit den Namen haben sich die Menschen ihre Umwelt erschlossen und ein Kommunikationsnetz geschaffen, das zwi-schen Dorfbewohnern, aber auch nur innerhalb ei-ner Familie oder nur zwischen zwei Hirten auf der Alm funktioniert.

Nicht zu sehr auf den wissenschaftlichen Aspekt der Namen zu beharren, sondern den praktischen Aspekt zu betonen, ist Anliegen dieser Publikation. Flurnamen werden gebraucht, um sich zu verstän-digen, um sich zu orientieren. Aus welchem alt-hochdeutschen Wort sich Peinte herleitet, ist für ei-nen Bauern vernachlässigbar. Wichtig ist für seinen Alltag, dass er durch die Bezeichnungen die Fluren, die er bearbeitet, voneinander abgrenzen kann. Und gerade durch diese Differenzierung trägt er am meisten dazu bei, dass diese Namen erhalten bleiben – nicht in einem Flurnamenbuch, sondern im alltäglichen Gebrauch.

Die Erhebung der Flurnamen von Kiens wurde Ende der Neunzigerjahre im Rahmen des Projekts „Erhebung der Flurnamen Südtirols“ von Christina Antenhofer durchgeführt. 2007 wurde eine Nach-erhebung von Seiten des Südtiroler Landesarchivs veranlasst. Das Ergebnis der beiden Erhebungen waren etwa 1200 Namen, die Siedlungs- und Hö-febezeichnungen, die Namen von Wiesen und Fel-dern, Bächen und Wegen, Almen und Bergen um-fasste.

Auf diese Erhebungen baut das Buch auf, auch wenn nur ein Teil von ihnen, der bei weitem nicht alle Bereiche des Flurnamenschatzes von Kiens ab-deckt, in diesem Buch aufscheinen wird. Dies wür-de aber auch den Rahmen einer solchen Publikation sprengen.

Zur Definition von Flurname wurde ein Mittelweg gewählt. Der Begriff Flurname würde im engeren Sinne eigentlich nur unbesiedelte Fluren umfassen und keine Siedlungs- oder Höfenamen.

Der Entschluss, auch diese aufzunehmen, lag an der Schwierigkeit, Höfe und ihre Felder zu trennen und gesondert darzustellen. Ein Mittelweg wurde auch für die Schreibweise der mundartlichen Na-men ausgewählt – einer, der nicht das Schriftbild zu sehr verfremdet, zugleich aber auch die mund-

Zur Einleitung und Benützung

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artliche Lautung wiedergeben kann. Im Register werden die durch Schreibtraditionen festgelegten schriftlichen Formen jedoch angeführt.

Das Konzept eines Flurnamenlesebuchs, das sein Augenmerk auf die Alltagstauglichkeit, den ge-schichtlichen Kontext und die Geschichten, die mit den Namen verbunden sind, legt, kommt dennoch nicht umhin, die Sprachwissenschaft, in deren Dis-ziplin sich die Flurnamen einreihen, zu bemühen. In einem eigenen Beitrag über die Orts- und Weiler-namen und gesonderten sprachwissenschaftlichen Fenstern legt Cristian Kollmann eine wissenschaft-liche Bewertung vor, die teils mit neuen Erkennt-nissen überrascht.

Die Fenster erfüllen den Zweck, Zusatzinformati-onen zu den Flurnamen zu liefern, geschichtliche Hintergründe zu den Namen aufzuzeigen oder mündliches Erzählgut wiederzugeben, ohne aber dadurch den Erzählstrang zu beeinträchtigen.

Zentral für die Publikation war auch die Zur-Ver-fügung-Stellung eines unveröffentlichten Manu-skripts, das als Nachtrag zum Dorfbuch konzipiert war und uns von Karl Pfeifhofer freundlicherweise überlassen wurde. Seine, vor allem geschichtlichen Notizen haben ihren Niederschlag in diesem Buch gefunden und dadurch einen wertvollen Beitrag geleistet.

Namendeutung

Wörterbuch

Kurioses

Mündliche Überlieferung

Schriftliche Überlieferung

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Inhaltsverzeichnis

Wo der Sage nach, ein römisches Castell gestanden haben soll ...Frühgeschichtliches: erste Spuren der Besiedlung ................................................................................. 9

Arbenburc, Gozzenperc, Kiehna, Burin und HouarunDie Dorf- und Weilernamen .................................................................................................................... 15

Das Eschpanguet am Gezenperg, iezt aber Erschpaumb genanntDie Höfe ...................................................................................................................................................... 29

Der mag auf der tratten ze seiner notturft ain tagwerch lands einzeinen und peunten Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten ..................................................................................... 39

Ein Stuck Erdreich, so bald in Acker, bald in Wiesen liegtÄcker, Wiesen und Weide .......................................................................................................................... 45

Hackh, Schlag oder PrennDer Wald und die Jagd .............................................................................................................................. 57

In der Alben, die gelegen ist auf den Perg, genant der PichlerbergAuf der Alm und am Berg ......................................................................................................................... 71

Zu seiner mil und schmiten den Pach jederzeit geniesen …Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen ................................................................................................................. 79

Weeg, Steig, Pruggen oder StegWege, Brücken und Zäune ........................................................................................................................ 95

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Nos parrochialem ecclesiam ChiensGeistliche Obrigkeit ................................................................................................................................ 101

Godilan, geat heddo …Sagen und Dorfgeschichten ................................................................................................................... 107

In Toule und afn PergDie Flurnamenlandschaft im Überblick .............................................................................................. 115

Anhang ...................................................................................................................................................... 127

Cristian Kollmann: Die Namen Kiens und Kienberg............................................................................................................... 128

Erklärung der sprachwissenschaftlichen Begriffe ...................................................................................................................137

Abkürzungen und Zeichen ................................................................................................................................................................ 139

Zur mundartlichen Schreibung ..................................................................................................................................................... 140

Literaturnachweis .................................................................................................................................................................................141

Bibliographie .......................................................................................................................................................................................... 145

Register ..................................................................................................................................................................................................... 147

Zum HerausgeberDie Schützenkompanie Ehrenburg ....................................................................................................... 165

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Die Dorf- und Weilernamen

1. Wo der Sage nach ein römisches Castell gestanden haben soll ...

Frühgeschichtliches: erste Spuren der

Besiedlung

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Frühgeschichtliches: erste Spuren der Besiedlung

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Der so genannte Römerweg mit dem nachgebildeten römischen Meilenstein des Septimius Severus

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Frühgeschichtliches: erste Spuren der Besiedlung

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Jägerrastplätze, eisenzeitliche Siedlungsreste und römische Mei-lensteine: Die ersten Siedlungsspuren führen nach Getzenberg auf den Kamm zur Gemeindegrenze. Der Flurname Purgschtåll liegt zwar nicht mehr auf Kiener Gebiet, verweist aber auf die ersten Befestigungsanlagen in der Umgebung der Gemeinde.

Das Interesse der Frühgeschichte war schon immer auf den Hin-topîchl bei Ehrenburg gelegt, und hier wurde auch der vielleicht nicht wichtigste, aber bemerkenswerteste Fund gemacht, der rö-mische Meilenstein. Ob er nun an der richtigen Stelle steht oder nicht, archäologisch interessant ist diese Gegend auf jeden Fall. Doch das ist nicht der einzige Pîchl, der den Blick der Geschichts-forscher auf sich lenkte. Der Moarpîchl, der Waldrücken Stoan, der hinter dem Kiener Oberdorf aufragt, und der Paumånnpîchl bei Mühlen sind weitere archäologisch beachtete Stellen.

In den Flurnamen erscheinen als Hinweise auf frühgeschichtliche Befestigungsanlagen das unterhalb des Hintopîchls gegen die Ri-enz hin liegende Maura, das eine Kollektivbezeichnung auf -ach wiedergibt. Die damit gemeinte größere Anzahl von Mauerwerk kann auf Siedlungsspuren hindeuten.

Ein anderer Name, nämlich der des Hofes Kåschtoula würde zu schön in diese Reihe als Rest eines römischen Kastells passen und er hat schon namhafte Wissenschaftler in die Irre geführt. Leider ist dem nicht so.

Flurnamen können Hinweise auf die Siedlungsgeschichte geben, ganz erklären können sie diese aber nicht. Das relativ frühe Ein-dringen der Baiern ins Pustertal, im Unterschied zum restlichen Südtirol, schafft ein interessantes Nebeneinander von vorwiegend

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Frühgeschichtliches: erste Spuren der Besiedlung

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Pluns

Mundartliche Aussprache: Pluuns. Belegaus-wahl: 1425 Oberplan; 1462 zu Plans imGetzennperg; 1464 Planer; 1523 Oberplanner; 1501 zu Plans; 1531 zu Plans; 1556Oberplanner; 1578 Apollonia Oberplannerin; 1582 Oberplaner; 1596 Inner- undAuserplanhof; 1701 Planner am G., Plannhof; später dann Ploner. Etymologie: Rom.planu ‘ebener Platz’. Dieser Begriff konnte nicht nur als Name, sondern auch als Appellativins Tirolische entlehnt werden (vgl. Schatz, S. 84). In Bezug auf Pluns bedeutet dies, dass dieHofstelle auch erst in deutscher Zeit mit dem entsprechenden Lehnwort Plan benanntworden sein könnte. Außerdem wurde der Name, so wie Kiens, mit dem Genitiv-s verse-hen.

Gols

Mundartliche Aussprache: Gols, Unto-, Obo-gols. Belegauswahl: 1705 Gollser (DTA II-2, S.255–256; Kühebacher, Kiens, S. 277); 1705 Oberkolser (DTA II-2, S. 259; Kühebacher, Kiens, S. 277); 1776 Golser (Kühebacher, Kiens, S. 277). Wie bereits Battisti (DTA II-2, S. 255–256) und Kühebacher anmerken, stammt der Name von rom. colles, dem Plural von colle ‘Bühel’.

Kastoler (Kalchstaler)

Mundartliche Aussprache: Kchåschtóula. Belegauswahl: 1278 Chalstat, 1388 Chalchstall, 1463 Chalchstal, 1537 Kalhstal, 1638 Castal, 1676 Castallergut, 1848 Kastellgut, 1900 Kastoler Etymologie: Kalchstaler ‘im Kalchstal, d. h. im kalkhaltigen Tal Wohnender’. Küheba-cher, Kiens, S. 283 führt den Namen irriger-weise auf rom. *castolu zurück, das sich aus *castel + olu entwickelt haben soll. Die Bedeu-tung sei ‘kleiner, befestigter Platz’ gewesen. In späterer Zeit sei im Namen das Wort mund-artl. Tola ‘Taler’ eingeblendet worden.

deutschem Namengut und dem angrenzenden ladinischen Gebiet.

Wenige einzelne Namen deuten auf die Bevölke-rung oder die Besiedlung hin, die vor der Ankunft der Baiern bestanden. Haben sich als romanische Hofnamen nur Plûns und Gols erhalten?

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Rezal: Ein sonderbarer Flurname in den Auen?

Rezal

Mundartliche Aussprache: Rizal, Rezal Belegauswahl: 1776 Rozal (Kühebacher, Kiens, S. 273); der Rotzal acker (DTA II-2, S. 303). Etymologie: Sehr wahrscheinlich vordeutsch. GenaueHerkunft und Bedeutung sind unklar. Kühebacher, Kiens, S. 273 denkt an eine kanzleisprachliche Ableitung vom PN Rutz. Doch es sind keine weiteren Fälle bekannt, in denen Ablei-tungen von Personennamen mit dem Ausgang -al gebildet wurden. Außerdem weist das helle a in der Mundart auf einen Ausgang vordeutsch -aul (zu au > a, vgl. Klaus > Klas). Auch Battistis Deutung aus lat. arrugia ‘Rinne’ > *arrugialis ist nicht haltbar. Eine derartige Ableitung hätte alpenrom. *Rojale gelautet, das in diesem Gebiet nhd. *Rojal und in der Mundart *Rijol ergeben hätte.

Ein anderer Flurname, belegt als Rozal, gibt den Namenforschern noch Rätsel auf: Rezal. Ist er der älteste Flurname von Kiens? Und wenn ja, wie kann er sich genau am Talboden an der Rienz befin-den, wo doch dieser nur aus einer unwirtlichen Auenlandschaft bestanden haben muss?

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Die Geländeterrasse des Plûna – ein Hinweis auf einen romanischen Hofnamen?

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Die Dorf- und Weilernamen

Arbenburc, Gozzenperc, Kiehna, Burin und Houarun

Die Dorf- und Weilernamen

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Die Dorf- und Weilernamen

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Ehrenburg

Mundartliche Aussprache: Ärnbúrgh, Ärnwúrkh. Belegauswahl: 1127 Arbenburc, Arinburc; 1298 Erenburch; 1337 Aerenburg; 1817 Ehren-burg; 1910 Ehrenburg. Etymologie: Ahd. *Arinburg > mhd. *Arenburg ‘Burg des Aro’, mit dem PN ahd. Aro, eigentlich ‘Adler’ (vgl. Förs-temann, Sp. 135) > mhd. Are + ahd. burg > mhd. burc ‘Burg’. Belege wie Arbenburc zeigen sporadische Einblendung des PN ahd. Arbio (vgl. Förstemann, Sp. 142), doch konnte sich die Variante mit Arben- nicht durchsetzen. In sämtlichen Belegen ist das als Ä zu lesen, und dieses ergab in den Tiroler Mundarten a, so wie ahd. jagere > mhd. jagere > nhd.-tir. Jager. Da der Umlaut Ä- auch als E- geschrieben werden konnte, wurde der Name anfällig für die Einblendung des Wortes Ehre, das sich mittlerweile auch in der mundartlichen Aus-sprache mit modernerem Ä- gegenüber älterem Ä- durchzusetzen scheint (vgl. auch Kühebacher, Kiens, S. 267).

rechts: Ehrenburglinks: Ehrenburg im Jahre 1815

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Die Dorf- und Weilernamen

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Die Dorf- und Weilernamen

Getzenberg

Mundartliche Aussprache: Geatznpärg. Belegauswahl: 1278 Ge-zenperge; 1282 Gozzenperc; 1307 Getzenberg; 1817 Getzenberg; 1885 Getzenberg; 1910 Getzenberg (OSG I, S. 128). Etymologie: ahd. *G�zzinberg > mhd. *Goezzenberc ‘Berg des *G�zzo’, mit dem PN ahd. *G�zzo > mhd. *Goezze (< germ. *Gautj�n) + ahd. berg > mhd. berc ‘Berg’. Der PN konnte im Althochdeutschen als Gauzo, Gozzo, Gotzo und im mittelalterlichen Latein als Gautius verschriftlicht werden (vgl. Förstemann, Sp. 611). Das � des Althochdeutschen ist, so wie mhd. oe, als langes o zu lesen und ergab in den Tiroler Mundarten ea, so wie ahd. h�ren > mhd. hoeren > tir. hearn.

rechts: Außergetzenbergunten: Innergetzenberg

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Die Dorf- und Weilernamen

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Die Dorf- und Weilernamen

Kiens

Die lautliche Ähnlichkeit zwischen dem Ortsnamen Kiens und dem Weilernamen Kienberg beruht auf reinem Zufall. Sprachgeschicht-lich sind die beiden Namen nicht verwandt. Der Name Kiens hat mit dem Wort Kien ‘Kieferharz, Föhrenharz’ nichts zu tun, aber er lässt sich auch nicht von einem althochdeutschen Personenna-men Kuonilo herleiten. Mit ziemlicher Sicherheit kann festgehalten werden, dass der Name Kiens vorrömischer Herkunft ist. Er könnte aus einer vorrömisch-indogermanischen, genauer: ostalpenindo-germanischen Sprache stammen und mit unseren Begriffen weiß und Weizen verwandt sein. Ausgehen ließe sich einerseits von ost-alpenidg. *Kwéid�nn� oder *Kwíd�nn�. Dieses könnte soviel wie ‘Gebiet eines *Kwéid�n oder *Kwíd�n’, also ‘des Weißen, Weißhaa-rigen, Hellhäutigen’ bedeuten. Eine andere Deutungsmöglicheit wäre ostalpenidg. *Kwídein� ‘Weizenfeld’. Der Name Kienberg ist dagegen deutschen Ursprungs und bedeutet ‘Berg mit Kienvor-kommen’.

rechts: Kiens

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Die Dorf- und Weilernamen

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Die Dorf- und Weilernamen

Sankt Sigmund

Mundartliche Aussprache: Zimat. Belegauswahl: 1050 Burin; 1178 P�ren; 1295 ze Pewern; 1299 P�wern; ab dem 15. Jh. St. Sigmund; 1817 Sankt Sigmund; S. Sigismondo; 1910 St. Sigmund (OSG I, S. 406). Ety-mologie: Nach dem örtlichen Kirchenpatron benannt. Ursprünglich liegt jedoch ahd. *zi den b�rin oder b�ri�n ‘bei den Gebäuden, bei den Häusern’ mit ahd. *b�ri m. oder *b�ria f. ‘Haus, Gebäude’ zu-grunde (vgl. auch Schatz, S. 64– 65). Bei *b�ri, *b�ria handelt es sich um eine Ableitung von ahd. b�r m. ‘(kleines) Haus, Wohnstätte’.

rechts und unten: St. Sigmund

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Ilstern

Mundartliche Aussprache: Ilschton. Belegauswahl: 1211–1230 Vls-tern, um 1300 Ylstern (OSG I, S. 52); um 1600 Illstern (DTA II-2, S. 370–371). Weitere Belege: o. J. Vnste, Vlsten; 1278 curia in Vnsten; 1338 Sneider von Unster; 1390 Vlster; 1470 Ulstern. Etymologie: Die ältesten inkl. undatierten Belege weisen auf eine Ausgangsform *Unsti- oder *Ulsti-. Der Name ist sicher vorrömisch, die genaue Herkunft und Bedeutung bleiben unklar. Bei den Erweiterungen mit -er, -ern handelt es sich um die Einwohnerbezeichnung: ‘Be-wohner (Sg.) bzw. bei den Bewohnern von *Ünst oder *Ülst’. Auch Battisti hält den Namen für vorrömisch, doch sind seine Deutungs-vorschläge allein schon deshalb abwegig, weil er von einer Wurzel *il- oder *ill- ausgeht. Die Belege in mittelhochdeutscher Zeit mit V-, Y- und U- sowie die moderne Form mit I- weisen auf eine Ausspra-che mit mhd. U-, also Ulstern hin. Kühebacher, Kiens, S. 279 sowie OSG I, S. 52 vermutet, dass der Name deutschen Ursprungs ist. Die-ser beinhalte den PN ahd. Uolo als Kurzform von Uodalr�h (Ulrich). Der Name als Ganzes komme demnach von „zu den Uolisteren“, was soviel wie ‘bei den Uolisleuten’ bedeutet hätte. Kühebachers Deutungsvorschlag ist aus zwei Gründen abzulehnen: 1. Rein laut-lich hätte ein mittelhochdeutsches *Uolisteren Belege wie *Vels-tern statt Vlstern und *Yelstern statt Ylstern ergeben, und in der Mundart würde der Name *Ialschton statt Ilschton lauten. 2. Eine Ableitung -steren von Personennamen ist für das Deutsche nicht nachgewiesen. Vielmehr wäre, wenn schon, eine Form ahd. *Uo-lingun zu erwarten, was im Neuhochdeutschen *Uhling(en) und in der Mundart *Uiling ergeben hätte. Eine deutsche Herkunft des Namens muss daher aus den genannten Gründen ausgeschlossen werden.

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Bad Ilstern in St. Sigmund zur Zeit der faschistischen Besatzung

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Die Dorf- und Weilernamen

Hofern

Mundartliche Aussprache: Höifon, Hoifon. Belegauswahl: 1050 Hou-arun; 1250 Hovere, dann Hoferen, Hofern; 1817 Hofern; um 1840 Ho-fern; 1910 Hofern (OSG I, S. 159). Etymologie: Ahd. *zi d�n Ho�run ‘bei den Hofern’, und zwar am ehesten noch im Sinne von ‘Bewohnern einer bäuerlichen Grundbesitzeinheit, eines ungeteilten Hofes’.

Aschbach

Mundartliche Aussprache: Åschpåch. Belegauswahl: 1307 Aspach; 1359 Aspach; 1400 Aspach; 1635 Ober-, Nider Aspach; um 1770 Asch-pach; um 1840 Aschbach; um 1910 Aschbach (OSG I, S. 41). Etymo-logie: Ahd. aspa ‘Espe’ + ahd. bah ‘Bach’, demnach ‘von Espen ge-säumter Bach’.

rechts: Hofern

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Die Dorf- und Weilernamen

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Die Höfe von Ehrenburg um 1882

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Die Höfe

Das Eschpanguet am Gezenperg, iezt aber Erschpaumb genannt

Die Höfe

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Die Höfe

Die ersten urkundlichen Belege zu den Höfen stam-men aus Traditionsnotizen der geistlichen Grund-herrn und aus Verleihungsurkunden. Die Besied-lung schließt sowohl geschlossene Siedlungskerne mit dichterer Bauweise, als auch die ausgeprägte Einzelhofsiedlung an den Berghängen des Getzen-berges und in Hofern ein.

Die Bindung an die Grundherrschaft, die den Sied-lungsausbau vorangetrieben hat, war Vorausset-zung für eine weitläufi ge Erschließung des Kultur-landes durch Rodung (Prånta, Pråntholza, Rieda). Die Anlegung von Höfen erfolgte weiters auf be-reits durch natürliche Gegebenheiten baumfreien Gelände (Lâna) oder auf günstigen Hangverebnun-gen (Ebma, Plåttna, Plûns). In den Siedlungskernen hingegen konzentrierte sich auch die Herausbildung des Handwerks (Peck, Schmitt, Rouda) in den Hof- und Häusernamen.

In ihrer Funktion als Ortsbezeichnungen und Orien-tierungspunkte in der dörfl ichen Kommunikation können Hofnamen das Gebäude und das umliegen-de Feld bezeichnen: auf Schålleachn, oder die Person selbst, die mit dem Hof identifi ziert wird: do Schålle-achna.

Auch wenn die Gebäudebezeichnung selbst auf eine Person zurückgeht, kann in der Benennung aus-schließlich das Gebäude gemeint sein, wie es sich in der auffälligen Form der Benennung mit dem sächli-chen Artikel ausdrückt: is Mentla, is Mëisna.

Höfe in Aschbach auf dem so genannten Franziszeischen Kataster von 1856–1858

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Die Höfe

Hittila, Råmila und Stêga: Motive der Hofnamengebung

Hofnamen sind viel mehr als nur die Bezeichnung des Hauses, in dem ein Bauer wohnt. Hofnamen dienten vor allem früher zur Identifizierung der Fa-milie, die auf dem Hof wirtschaftete. Als Beiname ging der Name des Hofes als Wohnstättenname unseren Familiennamen voraus und stand Pate für einen Großteil der Südtiroler Nachnamen.

Die Motive für die Hofnamengebung beziehen sich in erster Linie auf die natürliche Lage des Hofes und demzufolge beziehen sie sich auf Fluren, auf denen sie errichtet wurden. Flurname und Hofname gin-gen damit eine wechselseitige Beziehung ein.

Kofla, Pîchla, Ëgga, Hintopîchla sind nach ihrer Lage auf einer Geländeerhöhung oder einem Gelände-vorsprung benannt. Differenzierter tritt dies bei Rauchnpîchl und Friesnpîchl hervor.

Wie wechselseitig die Beziehungen waren, ist aus dem Beispiel Rauchnpîchl ersichtlich. Ursprünglich übernahm der Hof den Namen des vorgelagerten Bergrückens, des „rau(h)en Bichls“. Heute ist die Be-zeichnung für den Vorsprung aber nicht mehr nur Rauchnpîchl, sondern Rauchnpîchlaheache oder Rauchnpîchlakopf, womit die Bezeichnung wieder vom Hof zurück auf den Geländerücken ging.

Friesenbichl

Mundartliche Aussprache: Friesnpiichl. Beleg-auswahl: 1369 Pachlehen unter Friesenbuhel;1600 Friesenbichler; 1700 acker beim Friesen-bichler (DTA II-2, S. 238). Der Name könnteeinen PN enthalten, und zwar ahd. Frieso (Förstemann, Sp. 525). Kühebacher, Kiens, S. 271sieht dagegen im Bestimmungswort mhd. vriesen und deutet den Namen daher als‘Frostbühel’. Ein Begriff Friesenberg ‘kalte Alpe’ kommt immerhin auch im Zillertal vor(Schatz, S. 190).

Davon zu unterscheiden sind neuere Bezeichnun-gen nach einem Familiennamen. Beim Liensperga in Ilstern ist in der nächsten Umgebung kein Pîchl zu finden, der Name wurde vom in der Nachbarge-meinde St. Lorenzen gelegenen Liensberg übertra-gen.

Påcha und Grianpåcha, Låckna und Schlouta (zu mhd. slâte „Sumpfgras, feuchte Talmulde“) wur-den nach der Lage am Wasser benannt, Ebma und Plåttna nach der Geländeverebnung, auf der die Höfe gebaut wurden oder vielleicht auch nach den Plåttn, dem felsigen Untergrund des Hofes am Kienberg. Der Schiffrëgga befindet sich am schiefri-gen Eck, der Winkla in einem Geländewinkel.

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Die Höfe

Natürliche Verhältnisse spiegeln die Hofnamen nach der Vegetation wieder. Pfraumpâm wird nach dem Pflaumenbaum benannt, Oachna und Lerch-na weisen auf den Bestand von Lerchen und Eichen hin. Damit sind Hofnamen auch Träger der Vegeta-tionsgeschichte, denn wenn auch bestimmte Bäu-me am Ort der Benennung nicht mehr vorkommen, kann man aus dem Namen schließen, dass bei der Hofgründung diese dort wuchsen.

In die Vegetationsnamen reiht sich auch der Ticke ein, denn kaum hat der Name etwas mit einem Übernamen für einen dicken Eigentümer des Ho-fes zu tun. Vielmehr deutet er auf Gestrüpp und Staudenwerk hin, ein Wort, das heute noch im neu-hochdeutschen Dickicht zu finden ist. Dick hinge-gen könnte der Namengeber für den Pitole gewe-sen sein. Der Hofname geht auf ahd. *butirih, das neben Weinschlauch, auch das Gefäß, das Fass be-zeichnet und könnte einen Übernamen „Fässchen“ hervorgebracht haben.

Ganz sicher auf einen Übernamen geht hingegen der Hofname Këck zurück. Wie das heutige Adjek-tiv „keck“ bezeichnete es wohl eine recht lebendige, frische Person.

Zu unterscheiden von den Naturnamen sind die so genannten Kulturnamen: Namen, die nicht nach der natürlichen Beschaffenheit, sondern nach von Menschen geschaffenen Bedingungen benannt wurden: Rieda auf einer durch Rodung entstan-dene Flur, Stêga und Priggla nach einem Steg (in diesem Fall vielleicht den Rienzübergang nach Ils-tern?) und einer Brücke, Purga nach der Lage zum Ehrenburger Schloss (oder auch nach dem Amt des Baumannes des Schlosses), Prunna nach der Lage zu einem Brunnen, Earschpâm nach einer mittelal-terlichen Flurverfassung:

Auch Personennamen können zur Benennung ei-nes Hofes geführt haben. Besonders auffällig ist das in Hofern, wo sich der Earharscht, der Sîmon und der Pårschtlpaur befinden. Pårschtl gibt hier die Kurzform von Bartholomäus wieder. Aber auch der Mentla in Kiens lässt sich von einem Vornamen, nämlich Clemens, ableiten.

Liensberger

Mundartliche Aussprache: Lienspärga. Beleg-auswahl: 1343 Liensberg; 1764 Liensberghof;1857 Liensberggut zu Ilstern (Kühebacher, Kiens, S. 280). Etymologie: Lienhardsberg ‘Bergdes Leonhard, tir. Lienhard’, daraus die Klam-merform Liensberg (vgl. auch Hörschwarte).

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Die Höfe

Wurde der Pitole mit einem kleinen Fass verglichen?

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Die Höfe

Hat der Kindla etwas mit einem Kind zu tun?

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Die Höfe

Von der Herkunft des Bebauers lassen sich Hofna-men wie Vëlsa, Wålsa oder der erwähnte Liensperga ableiten.

Eine besondere Stellung nehmen im Fall von Kiens die Brandhöfe ein, die auf einer Brandrodung ent-standen sind. In Hofern, am Getzenberg und am Kienberg tritt der Name als Prånta auf, in Hofern kommt der Hofname Pråntholz dazu.

Berufsbezeichnungen finden sich in Namen wie Fåcknrouda, Schlossa, Schmit, Pinta, Fischa oder Milla wieder. Romila, der Radmüller, geht hinge-gen nicht direkt auf eine Berufsbezeichnung zu-rück, sondern im Vordergrund stand hier die Mühle selbst, die als Radmühle sich zwar nicht viel von den anderen unterschieden haben muss, aber doch so besonders war, dass es zu dieser Benennung ge-kommen ist.

Die Teilung der Höfe bedingte die Differenzierun-gen je nach Lage in Untogols und Obogols, Obo-

Was hat Earschpâm mit Kearschpâm zu tun?

Eigentlich gar nichts, oder doch etwas, denn die schlussendliche Umformung zu Earschpâm erfolgte vermutlich durch die Einblendung von Kearschpâm.Etymologisch stammt Erschbaum von mhd. ezzischban, das zu esban, espan „Ort, an dem Tiere angespannt, angekoppelt“ wurden, kontrahiert wurde. Verschriftlicht als „Easch-ponn“, das als „Ersch“ wiedergegeben wurde und schließlich durch die Einblendung von „pam“ zu Erschbaum verfremdet wurde. Den schriftlichen Beweis liefert der urkundliche Be-leg des Hofes in Getzenberg: „das Eschpanguet am Gezenperg, Gerichts Michaelsburg, iezt aber Erschpaumb genannt […]“

Auch Sprachwissenschaftler tun sich manch-mal schwer. Kommt nun Krëssa von einem Übernamen, (zu ahd. cresso „Gründling, kleiner Fisch“) oder doch vom Bewuchs mit Kresse rund um den Hof? Und ist Wintowêga von einem Weg herzuleiten, der besonders im Winter benutzt wurde oder doch eher ein Weideweg, der von mhd. wunne abzuleiten ist? Und wenn alle Belege für den Hof Schön-brot auch immer die Endung „brod, brot“ aufweisen, kann man doch von einer schönen, breiten Kulturfläche ausgehen, auf der der Hof gebaut wurde, weil man im Dialekt Schian-proat sagt? Und kommt Kindla von Kind oder von einem mit mhd. künne „Geschlecht“ gebildeten Personennamen?

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Die Höfe

Wachtlechen und Walchlechen im 19. Jahrhundert auf dem historischen Kataster

Der Obergolser zur Zeit des Faschismus. Ein Beispiel willkürlicher Übersetzung: Der Kienberg wird hier zum Tannenberg

Der Röckwieser in Hofern um 1930

Die Huibe in Kiens auf einer alten Aufnahme

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Die Höfe

Der Moar am Ort hinten links in den 50er Jahren

fischa und Untofischa, Untolouba und Obolouba. Untowêga hingegen geht auf die Lagebezeichnung „unter dem Weg“ zurück.

Nicht immer aber sind Flurnamen so durchsichtig wie die meisten der besprochenen:

Der Hofname Gearschtl, als Wirtshaus früher „am Kreuz“ genannt, scheint bis ins 18. Jahrhundert als „Jestl“ auf. In ihm steckt der Vorname „Jost“, eine Kurzform von „Jodokus“, der wiederum zu „Jestl“ verkleinert wurde.

Meierhöfe, Huben und Lechen

In den Bezeichnungen Meier, Huben und Lechen vermischen sich rechtliche Momente mit den Grö-ßenverhältnissen von Höfen. Im Gemeindegebiet von Kiens finden wir auffällig viele solcher Höfe, neben einigen Meierhöfen und einzelnen Huben vor allem Lechenhöfe.

Die großen Meierhöfe sind in allen Ortschaften vertreten: Moar in Åschpåch und Moarhoufa in Ho-fern, Moar in Kiens und Hanslmoar in St. Sigmund.Auffällig konzentriert auch in Ehrenburg, dort fin-det man den Moarampåch (Mair am Bach), den Moaranorscht (Moar am Ort), den Obo- und Nido-moar und den Neumoar. Kann sein, dass dies auch durch die Nähe des grundherrschaftlichen Schlos-ses Ehrenburg bedingt ist.

Zahlreich sind vor allem die Lechenhöfe, die durch ihr Bestimmungswort auch die verschiedensten Pflich-ten der einzelnen Höfe aufnehmen: Hopfleachn, Kirschleachn, Påchleachn, Orschtleachn, Kindlleachn oder Leachn auch in der einfachen Form.

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Der Romila

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Die Dorf- und Weilernamen

Der mag auf der tratten ze seiner notturft ain tagwerch lands einzeinen und peunten

Rund um den Hof: Peinten, Zelgen

und Traten

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Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten

Besondere Namen für besondere Fluren

Der Flurzwang und die Wechselwirtschaft (ein Stuck Erdreich, so bald in Acker, bald in Wiesen liegt …) haben zu Ausbildungen von speziellen Namen für diese Fluren geführt. Neben Acker und Wiese waren sie durch eine Sondernutzung gekennzeich-net. Auch wenn sie heute nicht mehr ihrer einstigen Bestimmung dienen, haben sich in den Namen diese alten Flurbezeichnungen erhalten. Deren Be-deutung ist aber heute oft dunkel und sie werden als richtige Namen gefühlt, obwohl sie im Grunde nichts anderes als eine Bewirtschaftungsform, wie Acker und Wiese, ausdrückten.

Zu diesen gehören unter anderem Zelge, Troute, Peinte und Pifång.

Peintn finden wir beim Bartlbauer und beim Un-tergolser. Sie können durch ihre Form (Långpeinte) oder durch die Anfügung des Eigentümers näher bestimmt sein (Huibapeinte, Oachnapeinte).

Die grundsätzliche Wichtigkeit war deren Ab-schließbarkeit. Die Peinte war umzäunt, vor allem, um sie vor der unkontrollierten Beweidung durch das Vieh zu schützen.

biunta* […] nhd. »Beunde«, Gehege, Wei-de, eingezäuntes Grundstück; Etymologie: germ. *beund-, Grundstück?; oder vgl. germ. *-wandja-, *-wandjaz, Adj., sich windend; […] idg. *øendh- (1), V., drehen, winden, wenden, flechten, […] mhd. biunte, biunde […] Gehege;nhd. Beunde […] »Beunde«, Privatgrundstück.BEUNDE, f. […] ager septus, hortus, pratum, privatgrundstück, im gegensatz zur gemein-weide, almende, ein altes, aber noch unauf-geklärtes wort, dessen formen erst umständ-licher anzugeben sind. […] in der Schweiz sagt man noch heute beunde, bünde, bünte. […] in Baiern peunt, puint, paint. […] in Östreich point, peont.[…] grundstück, das, ohne ein garten zu sein, dem gemeindeviehtrieb ver-schlossen werden kann, oder worauf das recht liegt, es eingefriedigt und nicht eingefriedigt, ohne die auszerhalb zu befolgende zelgen abwechselung, zu jeder beliebigen art acker-früchten, oder was sehr oft geschieht, blosz zu gras zu benutzen. hie und da heiszen auch die im brachfeld zum anbau von flachs, erdäpfeln, rüben eingezäunten äcker peunten […] Dasz die peunt versperrt werden konnte, lehren die ausgehobnen stellen und eben dadurch unter-scheidet sie sich von dem offenen feld, mag sie nun durch zaun oder stangen gehegt worden sein; auch scheint sie in der nähe des wohn-hauses gelegen zu haben. die herrnpeunt, die burgpeunt bezeichnet einen besonders verschlossenen herschaftlichen gras- oder baumgarten […]

rechts: Die Peinte beim Bartlbauer in Hofern

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Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten

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Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten

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Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten

TRATT, trat(t)e, trade, f.; zu treten gehörig; […] das land, das (vom vieh) betreten werden darf, ‚brachland‘, ‚viehweide‘; frühmhd. trata; mhd. trat, trat(t)e viehweide‘, […] ‚brachland‘ im wechsel der dreifelderwirtschaft […] viehweide überhaupt, ohne bezugnahme auf den dreifel-derturnus […]

Die Umastroute in Hofern

Der Bestandteil „umas“ in Flurnamen hat nichts mit Ameisen zu tun, obwohl dies meis-tens volksetymologisch so interpretiert wird. Vielmehr lassen sich solche Flurnamen vom mittelhochdeutschen Verb meizen „hauen, schneiden, abschneiden“ ableiten. Die Umas-Namen gehören damit zu den Rodungsna-men, wie übrigens auch die große Moasflur am Getzenberg (mhd. meiz „Holzschlag“).

Der Pifång im Treitling scheint auch heute noch ein eingeschlossenes, abgezäuntes Gebiet zu sein – heute begrenzt durch den Wald und die Eisenbahn. In ihm steckt, ähnlich wie in Peinte, unser heutiges Verb „befangen“ und weist damit wieder auf ein umzäuntes Feld hin.

Auch Pîzat hängt mit dem „Bezäunen“ zusammen. Die Namen Pîzatståll und Pîzatplatzl haben sich auf dem Gemeindegebiet erhalten.

Die Troute hingegen bezeichnet diejenige Flur, die genau umgekehrt dem Weidegang offen war. In ihr findet sich unser heutiges Verb „treten“ wieder, demnach eine Flur, die „betreten“ wird.

links: Zelge in Hofern – ein Hinweis auf die Dreifelderwirtschaft

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Im Groufnfelt fand 2004 das Gründungsfest der Schützenkompanie Ehrenburg statt.

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Äcker, Wiesen und Weide

Ein Stuck Erdreich, so bald in Acker, bald in Wiesen liegt ...

Äcker, Wiesen und Weide

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Äcker, Wiesen und Weide

Äcker und Wiesen

Die Kulturlandschaft ist einem stetigen Wandel unterworfen. So wie im so genannten Theresiani-schen Kataster 1776 bereits die wechselseitige Nut-zung von Kulturfläche als Wiese und Acker fest-gehalten wird, so haben sich die Urbarmachung in alten Zeiten und die Veränderungen in der mo-dernen Landwirtschaft auf das Bild der Landschaft niedergeschlagen. Wo sich früher eine dichte Au-landschaft ausbreitete, erstrecken sich heute grüne Felder, Dorfänger sind verbaut, dichter Wald wird von lichten Wiesen unterbrochen.

Auch die Äcker und Wiesen rund um einen Hof ha-ben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Der Ackerbau wurde zugunsten der Wiesenfläche zurückgedrängt, der frühere vielfältige Anbau von verschiedenen Feldfrüchten ist der großflächigeren Verwendung von einigen wenigen Nutzpflanzen gewichen.

Dennoch, in den Flurnamen haben sich ältere Nut-zungs- und Landschaftsformen der Acker- und Wiesenflächen erhalten, und diese zeichnen damit auch die Geschichte der Landwirtschaft von Kiens in ihrer Entwicklung nach.

Die Benennung der Fluren der Einzelhöfe unter-scheidet sich von der Benennung der Fluren im Talbereich, in dem sich die Höfe in den Siedlungs-

kernen befinden und die Felder an die Siedlung anschließen. In ersterem Fall liegt die Kulturfläche rund um den Hof kompakt beieinander, in zweite-rem Fall schließen verschiedene Besitzer aneinan-der an.

Die Felder eines jeden Hofes in den Rodungsinseln des Getzenbergs und in Hofern, werden „Feld“ genannt: Prigglafelt, Deckafelt, Wålleachnafelt, Loubafelt. Für den Außenstehenden ist es nicht notwendig zu spezifizieren, ob es sich dabei um die Wiesen- oder Ackerfläche handelt.

Derjenige, der das Feld bebaut, muss spezifizieren. Diese Differenzierung in der Benennung ist sehr kleinräumig. Oft sind die einzelnen Felder nur in-nerhalb einer Familie bekannt. Und oft sind sie vielleicht nur zwischen Großeltern und Eltern noch üblich.

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Äcker, Wiesen und Weide

Die ausgedehnten Felder des Oanat: Aus der ehemaligen „Einöde“ wurde fruchtbarer Kulturgrund geschaffen.

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Äcker, Wiesen und Weide

Die Felder der Höfe „Hittaler, Deck und Räckwiesen“ auf dem Franziszeischen Kataster

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Äcker, Wiesen und Weide

Die Holzacko bei Ehrenburg schließen an die Ehrenburger Wälder an.

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Äcker, Wiesen und Weide

Die Namen

Am Beginn der Benennung von Äcker und Wiesen steht die einfache Unterscheidung in Wiese und Acker. Von da beginnend entwickelt sich ein Na-mensystem, das den Verwendungszwecken, der Orientierung und der Kommunikation Rechnung trägt.

Die meisten Bezeichnungen gehen von einer Diffe-renzierung nach Eigentümer oder der Lagebeschrei-bung einer Flur aus. Der Hofname, Familienname oder auch Übername wird zur Benennung heran-gezogen: Gearschtlåcko, Schmitåcko und Këckwîse, Kindlahaislwîsile, Riedawîse oder Kåschtoulawîse.

Einfachste Lagebezeichnungen gehen von einer Unterscheidung in obere und untere, äußere und innere, vordere und hintere Wiesen oder Äcker aus. In St. Sigmund gibt es den Vouråcko und sogar den Außovouråcko.

Fluren können am oder im Wald (Wåldåcko) oder am Bach (Påchackole) liegen, im Tal (Toulacko) oder auf einer Geländeerhöhung (Pîchlacko).

Nach der Bepflanzung oder dem Bewuchs sind das Pîrnpamackole, das Elznackole (mda. eltsn „Elsbee-re“) benannt. Am Kienberg befinden sich das Hôr-ackole, das nach dem dort erfolgten Flachsanbau so benannt wurde (mda. hôr „Flachs“) und der Luzer-

na, nach der früher dort angebauten Futterpflanze Luzerne. Der Puinåcko deutet auf die Bepflanzung mit Bohnen (mda. puin „Ackerbohne“) hin.

Die Beschaffenheit und die Form der Flur spiegeln sich im Namen wieder. Die Stickle wird durch ihre Steilheit definiert. Der Wiesenname Dreiegg am Kienberg nimmt auf die dreieckige Form Bezug, der Långåcko oder das Långackole sind durch ihre langgezogene Form gekennzeichnet.

Holzäcker und Holzwiesen: Äcker und Wiesen voller Holz?In Feldnamen, die mit Holz gebildet werden, lebt ein Stück Wortgeschichte: Sie transportie-ren nämlich die mittelhochdeutsche Bedeu-tung von Holz als Wald weiter. Deshalb ist ein Holzacker in den meisten Fällen nicht ein Acker, auf dem Holz gestapelt wird, sondern ein Acker am Waldrand. Vergleichend kön-nen hier auch die Namen Schupfenholz und Brandholz in der Bedeutung Schupfenwald und Brandwald angeführt werden.Auch wenn diese Bedeutung von Holz als Wald eine Bedeutungsverengung auf das Produkt Holz erfahren hat, in Wendungen wie „giamo ins Holz“ lebt sie trotzdem weiter.

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Äcker, Wiesen und Weide

Die Proatacko hingegen ziehen sich in einem brei-ten Streifen zwischen Straße und Rienz südlich von St. Sigmund hin. Ein gebogenes, hügeliges Gelände drückt sich in den Krumpacko in Ehrenburg aus, die heute großteils verbaut sind.

Felder können gut oder schlecht tragen, je nach ih-rer Lage oder der Bodenbeschaffenheit, das Gålte ist ein unfruchtbares, durch seine Lage am Wald schlecht tragendes Feld. Die Geaznperga Dërre ist zwar kein Feld, aber auch hier hat die Trockenheit des Bodens das Motiv für die Benennung geliefert.

Aus dem Vergleich mit bäuerlichem Gerät entste-hen Flurnamen wie die Schaufl oder der Långpêse. Der Name Multo, Berggebiet unter dem Knarling, ergab sich aus dem Vergleich des kesselartigen Geländes mit einer länglichen Schüssel. Vergleichs-möglichkeit in den Flurbezeichnungen bietet auch der menschliche Körper: Der Krougn bezeichnet ein halsförmiges Wald- und Wiesengelände in Getzen-berg.

Längliche Formen geben auch die Fluren Auflång und Zepfe in St. Sigmund an. Mit Auflång wird ein Kulturgrund bezeichnet, der sich mit der Längsseite nach oben erstreckt. Der Vergleich mit einem Zipfel steckt hingegen hinter dem Namen Zepfe. Der Flur-name, der nicht nur in Kiens mit Angabe des Besit-zers als die Hanslmoarzepfe bekannt ist, sondern auch im übrigen Pustertal verbreitet ist, benennt ein schmales zipfelartiges Feld.

Die heute verbauten Krumpacko um 1950 vom Turm des Schlosses Ehrenburg aus.

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Äcker, Wiesen und Weide

Scheibåcko und Scheibile deuten auf rundliche For-men hin. Altmundartlich bedeutet „gscheibt“ auch rund.

Fluren können nach den Bauwerken benannt wer-den, an denen sie liegen, wie der Zigglåcko oder der Stôdlåcko in Hofern, der Stångåcko, der Gåttoåcko oder der Mauråcko. Hauswîsn und Haislwîsn befin-den sich direkt bei den Höfen und ihren früheren Zuhäusern. Die vielen Mîlwîsn und Mîlacko müssen nicht unbedingt direkt an einer Mühle liegen, denn damit würden sie sich oft mitten in einer Bach-schlucht befinden. Oft liegen sie an den Wegen, die von den Höfen zu den Mühlen hinführen, den so genannten Mühlwegen.

Auch wenn die Baulichkeiten vielleicht nicht mehr existieren, trägt der Flurname frühere Gegebenhei-ten weiter. Der Stifflåcko in St. Sigmund erinnert, obwohl keine Wiesen- oder Ackerfläche mehr, an das hier erfolgte „Austiffl“ des Grases zum Trock-nen.

An der Gemeindegrenze zu Vintl liegt der Gålgn-åcko. Meistens finden sich die Hinrichtungsstätten außerhalb der Siedlungskerne an den Grenzen zwi-schen den Ortschaften.

Besondere Wiesen und kleine Äcker sind die Än-ger und Baumgarten, die direkt an die Hofstelle angrenzen. In der geschlossenen Hofsiedlung be-

zeichnen sie im Unterschied zu der Einzelhofbe-siedlung in den höheren Lagen diejenigen Fluren, die, meistens umzäunt, der pivaten Nutzung vor-behalten waren. Sie unterstanden verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten. Im Normalfall stellten sie Streuobstwiesen dar, in denen alte Obstbäume standen. Das Kleinvieh, wie Gänse oder Hühner, wurden dort hineingetrieben. Der berühmteste An-ger ist wohl der Houfångo, der Anger der gräflichen Familie, deshalb auch Groufnfelt, in Ehrenburg.

Die Flur Langpêse: Krumme Parzellen erinnern in ihrer Anlegung an einen Besen.

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Äcker, Wiesen und Weide

Im verschliffenen Pangårscht ist noch deutlich das ursprüngliche „Baumgarten“ zu erkennen. Dies weist zusätzlich noch auf einen sprachlichen As-pekt der Verwendung von Namen hin. Sie ist ratio-nal und strebt nach Vereinfachung.

Auch wenn heute eine Flur im Namen den Bestand-teil „Wiese“ oder „Acker“ trägt, muss sie das nicht unbedingt sein. Im Laufe der Zeit verändern sich die Landwirtschaft und die Anbauweisen. Was früher Acker war, ist heute Wiese, was früher Wiese war, kann heute Wald sein. Durch die Kennzeichnung mit Wiese oder Acker, die im Namen weiterlebt, vermitteln sie jedoch wichtige Indizien für frühere Kulturlandschaften.

Die Weide

Die Weide nahm eine gesonderte Stellung zwi-schen den Wiesen und Äckern ein. Die Weidegrün-de auf den Almen wurden im Sommer besucht, doch auch im Tal wurde geweidet, sowohl auf der Heimweide als auch auf gemeinschaftlich genutz-tem Grund der Gemeinde.

Weideflurnamen orientieren sich nach den Tieren, die darauf weiden, die Sauwoade oder die Kuiwoa-de. Die Ochsnwoade ist eine große Flur im Moar-

Ein rechtlicher Moment: Di Toalwîsilan

Ähnlich den Teilwäldern handelt es sich bei den Toalwîsilan in St. Sigmund um Kulturflä-che, die unter mehreren Besitzern aufgeteilt wurde und somit rechtlich von gemeinschaft-lich genutztem Grund in Privatbesitz wechsel-te. Die Wiesen sollen der Erzählung nach eine Gruppe von Bauern als Entschädigung erhal-ten haben, nachdem der Eggerbach, der hier durchfließt, nach Regenfällen übergelaufen war und sie den Bach an einem Allerseelentag ausschöpfen mussten.

Der Riedlpangårscht in Ilstern, links der Backofen

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Äcker, Wiesen und Weide

bach, auf dem die Ochsen des Grafen geweidet wurden. Stiere hingegen wurden eher nicht gewei-det. Findet man einen Flurnamen mit Stier vor, wie den Stierroan, dann handelt es sich meistens um den Fruchtgenuss der Wiese um die Haltung des Gemeindestiers.

Dort, wo nicht gemäht werden konnte, wurde ge-weidet, wie auf den Loubagritzn. Auf dem Histori-schen Kataster ist auch ersichtlich, dass es sich um gemeinschaftlich genutzte Weide gehandelt haben muss.

Gmoa und Gritzn

gritzn Mz. (Kiens) unfruchtbare Teile des Feldes, oft mit Gebüsch bestanden. Der Begriff gehört wie Grutz, der auch in Kiens vorkommt (Plûnagrutz) und feinen Sand, sandigen Boden am Bachufer bezeichnet (vgl. auch die Grutzen und Gries bei Bozen) zu ahd. grioz Sandkorn.Gmoa hingegen ist natürlich eine Zusammen-ziehung von „gemein“ gimoan und bezeichnet gemeinschaftlich genutzten Grund.

Die Loubagritzn, auf dem Historischen Kataster als „Gmoa“ gekennzeichnet und heute.

Einen wichtigen Weidegrund stellte auch der Wald dar, besonders der Loach und der Tschåchn als lich-te Jungwälder wurden für die Heimweide verwen-det.

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Äcker, Wiesen und Weide

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Holzarbeiten am Getzenberg – Drahtseilbahn nach Kühlehen

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Die Dorf- und Weilernamen

Hackh, Schlag oder Prenn

Der Wald und die Jagd

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Der Wald und die Jagd

In der Kiener Dorfordnung von 1600 wird der Schutz des Waldes besonders hervorgehoben. Ohne ausdrückliche Erlaubnis der Dorfmeister „Hackh, Schlag oder Prenn“ zu machen, war unter Androhung „hechster Straff“ verboten. Die Moas- und Brandnamen erinnern noch an diese Form der Landgewinnung, die nicht so sehr dazu dien-te, Holz zu verwerten, sondern neues Acker- und Weideland durch Rodung zu erringen. Die Nutzung des Waldes war vielseitig, es gab Kohlplätze und Kalköfen, Bäume wurden zur Gewinnung des Lär-get angebohrt, an den Bächen im Wald gab es Müh-len, Stampfen und Sägen, im Wald wurde gejagt und Vieh zur Weide eingetrieben.

Der Wald und seine Namen

Wer den Wald besitzt, tritt bei den Waldnamen vordergründig hervor: Lienspergawålt, Oboschnei-dawålt, Kialeachnawålt, Friamessawålt, Kearawålt, Sîmonwålt, Prigglawålt, Hintoeggawålt, Purgawålt, Nidomoarwålt. Als Oberbezeichnung wird meist der Fraktionsname gewählt, die Geaznperga Waldo, die Kiena Waldo, die Êrnburga Waldo, Zimita Waldo. Auch einen Runggina Wålt gibt es am Kienberg. Der Gemeindegrund steht hinter dem Privatbesitz der Höfe zurück. Nur einzelne Waldabschnitte sind in Gemeinde- oder Fraktionsbesitz und werden dem-entsprechend als Fraktionswald gekennzeichnet.

Die ersten Sonnenstrahlen im Getzenberger Wald

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Der Wald und die Jagd

Der Wald, der am Hof anschließt, ist der Hauswålt, öfters befindet sich auch ein Loach in Hausnähe, in den das Vieh zur Weide eingetrieben wird. Wald-namen übernehmen die Namen der Fluren oder In-frastrukturen, an denen sie liegen, der Rindilewålt, der Oanatwålt, der Schuilwålt, das Schupfnholz. Sie können aber auch Bezug nehmen auf die Tätigkei-ten, die in ihnen ausgeführt wurde. Pråntholz be-nennt den durch Brandrodung gewonnenen Wald, wie die Fouche in Getzenberg an der Gemeinde-grenze zu Vintl.

Die Aufteilung des Gemeindewaldes am Getzenberg

Fouchn – Wasser oder Holz?

Fouchn ist direkt mit „fangen“ verwandt. In Kiens tritt der Name als Waldname eines grö-ßeren Gebiets an der Gemeindegrenze zu Vintl auf. Als Brunnenname kennt man das Gissa-fouchtrëgile. In letzterem geht es also um das Fangen von Wasser. In der Fouche, dem Wald-gebiet wurde zwar Holz zusammengeführt, aber es war ein sumpfiges, nasses Gebiet. Geht es also doch ums Wasser?

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Der Wald und die Jagd

Der Wald verändert sich. Mit der Abnahme der Wei-de- und Mähwirtschaft am Berg, gewinnt der Wald wieder sein angestammtes Land zurück. Die mit „Hackh, Schlag oder Prenn“ gewonnenen Bergwie-sen werden zu Wald.

Der Wald als Holzlieferant

Die Holzarbeit im Wald war mühevoll und gefähr-lich. Das Holz wurde über die Bäche oder steile Rin-nen, den Rîsn, zu Tal gebracht. Für die Hochwälder am Getzenberg gab es dafür die Gimeinderîse, die am Pîzatplatzl, ein eingezäunter Waldboden, an der sich die Geländerinne weitete, endete. Hier wurde das Holz zusammengeführt und von dort aus weiter abwärts getrieben. An den Ôlëign (Ab-legen!) wurde das Holz für den Weitertransport zwischengelagert.

Die Moasnamen am Getzenberg

Mit Hack und Schlag haben auch die Moasna-men am Getzenberg zu tun. Das große Wald-gebiet, das den Getzenberg abschließt, leitet seinen Namen vom mittelhochdeutschen meiz „Holzschlag“ ab. Zahlreich sind die Flurnamen, die hier mit Moas gebildet werden: långe Moas, Moaskopf, Moasålbe, Koulmoas.

Die Bergwiesen am Getzenberg um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute sind von ihnen nicht viel mehr als Lichtungen übrig geblieben. Oben rechts im Bild Kühle-chen mit den hellbraun eingezeichneten Ackerflächen

Solche Ôlëign gab es in Ehrenburg in der Ståmpfwî-se, im Wirschtsgarschtl, auf der Montila Heache und in der Kiena Wîse bei Ilstern. In Hofern wurde das Holz bei Mühlen zusammengeführt, in Kiens hin-gegen wurde das Hofener Holz im Linda gestapelt.

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Der Wald und die Jagd

Rîse und Pîzatpîzet m. Mz. pîzete […] zu Feld gerodeter Wald; ahd. bizuni* […] nhd. Zaun, Einzäunung, Ein-friedung, eingezäuntes Grundstück; Gehege, ahd. bí-ziune, bí-zûne stn. […] eingezäuntes Grundstück.

rîs n. (Oberinntal, Lüsen) rîse, rîs f. Steilrinne zum Schleipfen von Holz, Heu. hai-, holzrîse, schnearîse. Im Pustertal sagt man auch: af do rîse sain, wenn man herumstreift, herum-streunt. Zu ahd. risan* […] nhd. fallen, abfallen, niederfallen, niederprasseln, stürzen.

Die Chrischtileebme: Wurde hier geflucht oder gehörte der Wald einem Christian?

Plätze oder Wegabschnitte im Wald konnten Rast-plätze, aber auch besonders schwierige Stellen für die Arbeit im Wald darstellen. Die Såntaplåtte be-zeichnet eine glatte und schlüpfrige Felsplatte, auf der die Rösser beim Holzziehen nicht stehen konn-ten. Auch das Lienspergaklapfl war bei den Holzar-beitern aufgrund seiner Steilheit gefürchtet.

Auch Bachabschnitte waren bei der Holztrift ge-fährlich, wie ein Abschnitt des Tschåchpåchs. Ein Jungwald wird in der Mundart mit Tschåchn be-zeichnet (Tschåchwoade, Långackoletschåchn), der auch zur Weide dient. Der Bachname wurde vom Hof Tschåch übertragen, aber dass die Holzarbeiter bei dieser Arbeit einen Tschåch (große Anstren-

gung) hatten und ordentlich tschechon (hart arbei-ten) mussten, ist unbestritten.

Andere Fluren waren gerade aufgrund ihrer ebe-nen Lage unbeliebt und nicht aus Gründen der Steilheit des Geländes. Die Chrischtileebme war so eine Stelle, an der das Holz nicht von alleine weiter rutschte, sondern gezogen werden musste.

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Der Wald und die Jagd

Doch nicht nur die Holzgewinnung war für die Waldwirtschaft wichtig: Einige Flurnamen erin-nern an die Kohleherstellung, wobei sich die Fluren eher am Getzenberg und bei Ehrenburg befinden. Erklärlich ist das durch den Holzreichtum des schat-tenseitigen Berghangs.

In Ehrenburg gibt es den Koulplåtz und die Koul-platzlan und einen Waldnamen in do Koulstått.Am Getzenberg beschreibt der Name Koulhitte eine Waldlichtung und der großflächige Name Koul- moas weist auf das einstige Kohlbrennen hin.

Auch Kalkgewinnung muss einst eine Rolle gespielt haben. Zwar finden sich im heutigen Flurnamen-schatz keine Namen, die darauf hinweisen, aber bereits das zu Kåschtoula verschliffene „Kalchstal“ und Fluren im Theresianischen Kataster von 1776 deuten darauf hin.

Besondere Bäume

Auffällige Bäume dienten zur Orientierung und als Referenzpunkte in einem gleichmäßigen Waldge-biet. Besonders lange oder dicke Stämme, Bäume mit auffälligen Verletzungen und damit verbun-denen Knotenbildungen am Stamm, verkrüppelte oder durch ihren Wuchs auffallende Bäume veran-lassten die Menschen, ihnen Namen zu geben.

Die långe Forche und eine krumpe Lärche sind be-kannt. Dazu kommt die Hängefichte nahe der Ge-meindegrenze in Mühlen, von der man sagt, dass wenn sie abstürbe, die Welt untergehen würde.

Ibo di Chrischtileebme…Der Anekdote nach sollen die Holzarbeiter zu Christus geflucht haben, da sie über die Chrischtileebme die Holzstämme ziehen muss-ten. Aber was hat es dann mit dem Chrisch-tileloch auf sich? Hat man dort auch geflucht, weil man diesen Graben überqueren musste? Oder hat ganz einfach eine Person namens Christian die beiden Flurnamen geprägt?

Vom Râbwaldile am Getzenberg erzählt man sich, dass es ein früherer Interessentschafts-wald gewesen sei und dass dort von jedem nach Belieben und unkontrolliert Holz ge-schlägert wurde. Deshalb blieb diesem Wald der Name Râbwaldile nach dem geraubten Holz.

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Der Wald und die Jagd

Die Hängefichte in Hofern, nahe der Gemeindegrenze zu Mühlen

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Der Wald und die Jagd

Die Jagd

Die Jagd, früher ein Recht, das nur der gräflichen Herrschaft zustand, hat sich heute mehr denn je zu einem wichtigen Element in der Waldnamenge-bung entwickelt. Die Jagd hat Flurnamen geprägt, die Jäger sind aber selbst darüber hinaus zu Hütern der Flurnamenschätze geworden. In Zeiten, in de-nen die forstwirtschaftliche Bedeutung des Waldes für die Bauern abnimmt, sind sie es, die den Wald begehen und somit die alten Flurnamen weiter be-nutzen und damit auch weitertragen.

Flurnamen, die von Jägern geprägt und verwendet wurden, beziehen sich auf Plätze, an denen sich das Wild aufhält, an denen man dem Wild auflau-ert oder an denen sich bestimmte Jagdabenteuer ereignet haben. Doch das Wild wurde nicht nur gejagt, sondern auch gehegt. Die Reachhitte am Kienberg und die Reachloato sind Namen, die an ehemalige Futterstellen für Rehe erinnern.

Typische Flurnamen, die auf das Wild hinweisen, sind das Hiandoschpîl und Fedoschpîl. Beide Namen deuten auf das Vorkommen des Federwilds, wie des Auerhahns und des Birkhuhns (Spielhahn!) hin. Der Flurname Fedoschpîl hat sich dabei auch auf ei-nen Hofnamen übertragen, den Fedra.

Auch die Hirschlåcke bezeichnet einen Platz, an de-nen sich das Wild aufhielt. Der Hirsch suchte die Wasserstelle als Tränk- und Suhlstätte auf. Ob die nahe Kialåcke deshalb die Tränke für die Hirschkü-he darstellte oder hier wohl doch die Hauskühe ge-meint sind, darf bezweifelt werden.

Vor allem aber war die Jagd ein gräfliches Vorrecht – und mit der Jagd auch die Fischerei. In den Quel-len wird das Jâgahaisl nicht umsonst auch Fischer-haus genannt. Dort wohnten die Jäger und Fischer des Schlosses. Und diese beschränkten die Jagd nicht auf das klassische Jagdwild.

Hörschwarte

Mundartliche Aussprache: di Herschwårschte. Etymologie: Dem Grundwort entspricht tir.Warte ‘Ort, an dem man dem Wild auflauert’ (Schatz, S. 659), mhd. warte ‘Platz, von demaus gespäht oder gelauert wird’. Die Be-stimmung ist letztendlich wohl ein PN wie Herbrecht, Herbrand, Herfried. Als Ganzes wäre der Name als „Hereswarte“, d. h. als ‘Warte des Herbrecht, Herbrand oder Her-fried’ aufzufassen. Zur Klammerform „Heres-warte“ für „Herbrandswarte usw.“, vgl. auch Liensberg für „Lienhardsberg“.

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Der Wald und die Jagd

Der zur Zeit unbewohnte Hörschwarterhof in Getzenberg. Volksetymologisch wird der Name zu hier erfolgendem Hirschwechsel gezogen.

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Der Wald und die Jagd

Auf dem Vouglpîchl in Ehrenburg wurden von den Jägern des Grafen Leimruten aufgestellt, um Vögel zu fangen. Weiters sollen die gräflichen Jäger von hier aus nach dem Wild gespäht haben.

Besonders Wölfe waren in früherer Zeit als Raub-tiere sehr gefürchtet. Dazu trugen nicht nur die Verluste von Nutzvieh durch den Wolf bei, sondern sicher auch die Dämonisierung als Teufelstier. Um sich zu schützen, bauten die Menschen Gruben als Fallen. An diese Fanggruben erinnern in Kiens die Namen Wolfisgruibe (altmundartlich Wëlfisgruibe) und Wolfnsgruibe.

Die Erlegung der letzten Wölfe und damit ihre Aus-rottung im Alpenraum wurde mit Stolz auf Foto-grafien und mit Jahreszahlen festgehalten. Mehr von kurioser Art ist die Erlegung des letzten Wolfes in Getzenberg, wovon sogar in einem Buch berich-tet wird. Beim Bauern, von dem erzählt wird, soll es sich um den Romila handeln.

Katzental: Ein Ort, wo sich viele Katzen aufhalten?

Wollte man die vielen Katzennamen in unse-rem Flurnamenschatz alle auf das Vorkom-men von (Wild-)Katzen deuten, dann muss es einst in unserem Land eine regelrechte Katzen-plage gegeben haben. Die vielen Steignamen Kåtznloato, die einen steilen Weg kennzeich-nen, wie in Kiens ein Steig von der Kâlahëlle zum Decka, sind vermutlich dem Vergleich entnommen, der Weg sei so steil, dass nur Katzen auf ihm hinaufklettern können. Will man keinen germanischen Vornamen „Chaz-zo“ bemühen oder nicht das Vorkommen von Katzen für den Talnamen zur Deutung heran-ziehen, dann würde die Steilheit des Katzen-tals auch für dieses Bild sprechen. Allgemein deuten Katzen- aber auch Hundnamen auf schwer zu bearbeitende, steile Grundstücke hin. Dass „alles für die Katz“ ist, kommt nicht von ungefähr.

rechts: Das Katzental: Wurden hier besonders viele Wild-katzen erlegt oder stammt der Name lediglich aus dem Vergleich mit der Steilheit des Geländes?

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Der Wald und die Jagd

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Der Wald und die Jagd

Hinter diesem Backofen befindet sich die Flur Wolfisgruibe, die an eine dort errichtete Wolfsfalle in Form einer Fanggrube erinnert.

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Der Wald und die Jagd

Der letzte Wolf in Kiens und im Pustertal

Oeffentliche Blätter erzählen von dem St. Ulrichskirchlein beim Bad Ilstern im Pusterthale folgenden tragisch-komischen Vorfall: Ein Bäuerlein trieb eine Ziege zu Markt, und zwar an dieser Kirche vorbei. Er trat hinein, um einige Vaterunser zu bethen, und band indeß die Ziege an der Kirchthüre fest. Da schoß plötzlich ein Wolf aus dem nahen Walde in blinder Wuth auf das Thier zu, welches sich aber durch einen ge-schickten Seitensprung rettete, so, daß der Wolf an ihm vorbei in das Kirchlein rannte. Unglücklicherweise schlug aber durch diesen Seitensprung die Kirchthüre zu, und man denke sich den Schrecken des armen Bauern, der sich plötzlich mit einem so furchtbaren Gesellschafter zusammen eingeschlossen fand. In seiner Angst rannte er die Stiege des Glockenthurmes hinauf, und ließ sich am Glockenseile an der Außenseite des Thurmes herunter. Der Wolf suchte sich durch Zerbeißen der hölzernen Kirchthüre zu befreien, und wirklich hatte er schon eine beträchtliche Oeffnung hinein genagt, als die herbeieilen-den Nachbarn ihn erschlugen.

(aus: Julius Max Schottky: Bilder aus der süddeutschen Alpenwelt.- Innsbruck: Wagner 1834, S. 227f)

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Die Obohitte der Hasenalm oberhalb von Hofern

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Die Dorf- und Weilernamen

In der Alben, die gelegen ist auf den Perg, genant der Pichlerberg

Auf der Almund am Berg

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Auf der Alm und am Berg

Im „Vrbar- und Freyhaidt Puech der Herrschaft Schenegg“ von 1523 werden die Rechte der einzel-nen Kiener Höfe „wi vil ain jeder ziechents Vich, es sein Oxen, Terzen oder Roß oder dergleichen“ auf-treiben darf, festgehalten.

Die Bewirtschaftung von Almen sicherte der Vieh-zucht die notwendigen Futtermittel für den Winter durch die Wiesenbewirtschaftung der tieferen La-gen und die Sommerhaltung des Viehs auf der Alm. Der Almauftrieb, ein wichtiger Tag im Bauernjahr, erfolgte am Ulrichstag, den 4. Juli, der Abtrieb, frü-her als Abschluss des Almsommers ein feierlicher Tag, erfolgte am 7. September.

Die Almen

Drei große Almen schließen Hofern gegen Mühl-wald ab: Pîchlaperg, Kålbisatoul (Kaltwassertal) und die Grianpåchaålbe. Außerdem wird Vieh aufgetrie-ben auf die Moarhouf- und Schmitålbe, die Housn- und Moarålbe. Auf der gegenüberliegenden Seite, in Getzenberg finden wir Kialeachn, die Moasålbe, die Romilaålbe, die Prunna- und Ëggaålbe.

Früher waren es in Getzenberg noch einige Berg-gründe mehr, die als Almen bewirtschaftet wur-den, unter anderem Houfapriggile, Saulånt, Geazn-pergapergwîse, Kialeachnahaisl, Krëssajëchl, Roates Mous, Ebmapergwîse, Moas, Ëggapergwîse, Wenzl-hitte, Ëgga und Ëggaståll, Pfraumpamapergwîse, Prånta und Pråntahaisl.

Grianpåch – Hof, Alm und Bachname …

Die Grianpåchaålbe hat ihren Namen nicht direkt vom Grünbach übernommen, sondern der Bachna-me wurde zuerst auf den Hofnamen und dann, als der Grünbacherbauer in den Besitz der Alm kam, auf diese übertragen. Zuvor wurde die Alm als „Seeb, in Seeb“ bezeichnet, was auf den Grünbach-see Bezug nimmt. Die Übertragung der Alm auf den Hof reicht ins 17. Jahrhundert zurück:1609 gibt Hans Caspar Künigl dem Hans Grünpa-cher zu ewigen Erb- und Baurechten die Alpe Seeb

Kulinarisches beim Almabtrieb

Beim Almabtrieb warf der Senner oder die Sennerin auf dem Heimwege die Tschotte-plattlan unter die Zuschauer. Am Abend des Almabtriebes wurden im Bauernhofe Topf-nudl, Mougnkrapflan, Radlplattlan, Käse, Butter und Schnaps kredenzt.

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Auf der Alm und am Berg

ober Schöneck auf dem Gebirge samt dem dort erbauten „Käser und Pfärrach“, doch ausgenommen des dort liegenden Sees, den sich Künigl vorbehält; doch hat der Grünbacher Aufsicht über den See zu führen.

Die Alm und ihre Fluren

Mit Ålbe werden die Almhütte und der dazugehörige Weidegrund bezeichnet. Zu einer Ålbe gehören die verschiedenen Almgebäude wie die Kâso und die Sennhitte. Die Almhütte selbst ist einfach die Hitte, wie die Obohitte und Untohitte der Grianpåchaålbe oder die Obohitte und Untohitte der Housnålbe. Zur Alm gehörende Fluren sind die verschiedenen Lëiga, auf denen das Weidevieh ruhte, der

Die Grianpåcha Untohitte – so viel hat sich nicht geändert …

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Auf der Alm und am Berg

Pfarra, ein eingezäunter oder mit Lesesteinen um-friedeter Platz, um einerseits das Vieh zusammen-zutreiben und zu melken oder am Abend zusam-menzubringen.

Nach den verschiedenen Weidetieren werden die Almfluren unterschieden. Es gibt das Kialëiga un-terhalb des Grünbachjochs oder das Ochsngarschtl beim Kaltwassertalsee. Der Rosslâna unterhalb des Mutenock erhielt seinen Namen von einer darunter befindlichen Almweide für Pferde.

Der Berg

Die Bergnamen

In der Geschichte der Flurnamen gehören die Berg-namen zu den jüngsten Namen. Erst mit dem mo-dernen Alpinismus wurde es für den Menschen „nötig“, jeden noch so kleinen Gipfel zu bezeichnen. Für die bäuerliche Bevölkerung war der Berg aus-schließlich als extensiv genutzte Almweide inter-essant. Alles, was darüber lag, wurde einfach „der Berg“ genannt. So gehen grundsätzliche Namen wie Olymp oder Alpen auf die simple Bedeutung „Berg“ zurück.

Im Allgemeinen erfolgte die Festlegung der Na-men im Zuge der wirtschaftlichen Erschließung der Berge, sei es als Bergweiden oder für den Bergbau, später auch als Jagdgebiete und seit dem 19. Jahr-hundert für den Fremdenverkehr.

Wenn man von Bergen sprechen will, dann muss man den Blick gegen Hofern richten. Ein schma-ler Korridor zwischen Terenten und Pfalzen, das Kåtzntoul, weitet sich zum Kammrücken oberhalb der Almen.

rechts: Die neu erbaute Grünbacher Oberhütte mit dem Pfarra im Vordergrund

pfarrih* pharrih*, pferrih*, ahd., st. M. […]: nhd. Pferch, Gehege, Hürde; […] Etymologie: germ. *parrik-, Sb., Pferch, Gehege; s. mlat. parricus; […] mhd. pferrich, pherrich, M., Einfriedung; nhd. Pferch, M., Pferch, Umzäunung, enger Raum, eingepferchte Herde.

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Mächtige Gipfel schließen die Gemeinde gegen das Mühlwalder Tal hin ab.

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MutenockMundartliche Aussprache: Mutenóck. Etymo-logie: Zusammengesetzt aus demEigenschaftswort tir. mutt ‘abgestumpft’, das ursprünglich vordeutsch ist (vgl. Schatz, S. 440)und tir. Nock m., das in Tirol öfter in Bergna-men vorkommt und dessen Grundbedeutung‘Erhebung’ ist (vgl. Schatz, S. 454; vgl. auch Kühebacher OSG III, S. 186–187).

Die Ehrenburger HügelFrühgeschichtlich interessant und landschaft-lich wertvoll, sind sie vor allem nach ihren (früheren) Besitzern und Bewohnern und nach ihrer Form benannt: Zimmomoaschtopîchl (Vouglpîchl), Rennapîchl, Rindlapîchl und Spitzpîchl.

Entlang des Höhenzugs an der Grenze zu Mühl-wald folgen sich die Gipfel Mutenock, Hoache Spitze, Zwëlfaschpitz, Hërndle, Putznheache (nach dem auf Mühlwalder Gebiet liegenden Almgebiet Putzen) und das Grianpåchjoch. Der Zwölferspitz übernimmt dabei das vor allem von der Sextner Sonnenuhr bekannte Bergnamenmotiv. Der Name richtet sich nach der Uhrzeit des Stands der Sonne auf dem Gipfel. Vorgelagert diesem Höhenzug ist der Knarling, der sich zwischen Pichlerperg und Kaltwassertal nach vorne schiebt.

Auf dem Getzenberg schließt der Moaskopf, eine rundliche Kuppe, die Grenze zu Rodeneck ab. „Kopf“ wird metaphorisch für eine runde, kopfähn-liche Geländekuppe verwendet und kommt auch in den Namen Rauchnpîchlakopf (oder Rauchnpîchla-heache) und Plåttnakopf am Kienberg für dessen höchste Erhebung vor. Durchwegs wird das Grund-wort aber auch für kleinere Erhebungen verwendet wie beim Mîlpîchlkopf.

Kaum erkenntlich: Der Moaskopf oberhalb der Moasålbe

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Auf der Alm und am Berg

Kleinere Erhebungen im Gelände, auch im Tal, werden als Pîchl oder Koufl bezeichnet. Die Mo-tive sind vielfältig, nach Besitzern (Moarpîchl, Loameggapîchl, Winklapîchl), nach Gebäuden Påchoufnpîchl, nach religiösen Strukturen (Kirch-pîchl, Uilpîchl), nach dem Bewuchs (Oachpîchl, Haipîchl, Grianpîchl) nach Wildtieren (Dåchspîchl, Hiandopîchl). Es gibt auch verdrängte Namen: Der Garbokoufl in St. Sigmund wurde von der neueren Bezeichnung pan E-Werk abgelöst und ist heute fast in Vergessenheit geraten. Auch Flurnamen fol-gen der Technisierung!

Der Feurpîchl am Kienberg

Verschiedene Theorien gibt es zum Namen Feurpîchl am Kienberg. Manche sagen, dass es hier früher vielleicht einmal gebrannt hat, andere meinen, dass es hier so trocken sei, dass sich nicht einmal im Winter der Schnee dort halte.

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Die Dorf- und Weilernamen

Zu seiner mil und schmiten den Pach jederzeit geniesen ...

Pachlan, Seablan und Låckn

Mühlen, Stampfen und Sägen

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Von Sonntag abend bis Montag früh, wird im Schönecker Verfach-buch 1767 festgehalten, wurde dem Kahler erlaubt, das Bachwasser des Paierbach „zu seiner mil und schmitten“, also für seine Mühle und Schmiede zu nutzen.

So wie der heutige Kahlerbach, so waren auch die Nutzungsrechte an den anderen Wasserläufen genau geregelt. Wasser diente nicht nur zur Trinkwasserversorgung und zur Bewässerung der Felder, Wasser wurde zum Betrieb von Mühlen, Stampfen und Sägen ein-gesetzt, wurde bei der Holzarbeit zur Holztrift benutzt und ihm wurde sogar heilkräftiger Charakter zugesprochen, wie die Einrich-tung des Ilschtra Pâdls beweist.

Die Rienz bei St. Sigmund im Jahr 1956

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

… Pachlan …

Gewässernamen gehören zu der ältesten Gruppe der Namen überhaupt. Die großen Flüsse Europas gehen auf eine Sprachschicht zurück, die allgemein als „alteuropäisch“ eingestuft wird. Dazu gehört auch der Flussname Rienz.

Alle Bäche münden in diesen Fluss, der früher un-kontrolliert und frei durch die Talebene floss und damit auch Ausgangspunkt der Auennamen war.

Zu den häufigsten Motiven in der Gewässerna-mengebung gehören die Bezeichnungen nach der Farbe des Wassers oder des Baches, wie bei dem Schwårznpåch. Oder dem Grianpåch, dessen dunk-ler bzw. grünlicher Untergrund auch im Wasser durchschimmerte. Der Grianpåch als Name war au-ßerdem sehr produktiv, der Name wurde auf den Grianpåcha in Kiens übertragen und dann auch auf die Alm, in deren Besitz der Hof kam.

Grianpåch, Rumplpåch oder Hintopåch?

Doch Bachnamen in Kiens haben nicht nur einen Namen, meistens haben sie zwei oder sogar meh-rere. Der Grianpåch ist im Unterlauf bei Kiens der Rumplpåch, weil er vermutlich rumpelnde Ge-räusche von sich gibt. Zugleich gibt es eine Un-terteilung in offizielle und nicht offizielle Namen,

Namen, die mehr im mündlichen Gebrauch sind, und Namen, die sich als offizielle schriftliche For-men festgesetzt haben. Denn der Bach, der durch Kiens fließt, heißt schlussendlich – die bösen Kar-tographen – nicht Grianpåch, Rumplpåch oder Hin-topåch, sondern Kiener Bach.

Wo war der Aschbach?Nicht mehr als Bachname, sondern als Sied-lungsname in Verwendung ist Aschbach. Der Name hat nichts mit einem aschigen Bach zu tun, sondern stammt vom Eschenbewuchs an einem Bach. Der Name tritt als Siedlungsname relativ häufig im deutschen Sprachgebiet auf, unter anderem auch in der Form „Aspach“. Wollte man heute den früheren Verlauf des Aschbachs rekonstruieren, dann würde man wahrscheinlich das Wasservorkommen zwi-schen dem heutigen Moser, früher Mairhof in Moos, und dem Hof Schlouta ansetzen. Beide Hofnamen deuten auf sumpfiges Gebiet hin. Deshalb könnte man auch vermuten, dass der „Eschenbach“ früher hier herunter floss.

Die übliche Benennung der Wasserläufe unterteilt sie in Abschnitte und benennt sie nach den Höfen, an denen sie vorbeifließen. Der Kialeachnapåch

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

wird im Unterlauf nach dem Burger in Ehrenburg Purgapåch geheißen, der Gruipåch nach der Kâ-lahëlle, Kâlapåch.

Der Eggapåch am Getzenberg hat schließlich drei Namen: im Oberlauf Koulpåch und Fedopåch und ab dem Ëgga schließlich Ëggapåch. Die Lage zu den Höfen war ausschlaggebend für die Benennung auch beim Koflapachl, beim Houfapachl und beim

Schållapachl. Nochmals einen gesonderten Weg geht der Kålbisatoulpåch. Das Tal wurde nach dem kalten Wasser benannt, von dem es offensichtlich geprägt wurde. Nach der Übertragung auf die Flur wurde es dann wieder auf den Bach übertragen.

Auch Fluren oder Höfe werden nach Gewässern benannt, wie der Grianpåcha oder der Påchleachna und der Moarampåch. Flurnamen werden oftmals zu ihrer Lage an einem Bach genannt, wie das Påch-ackole und der Gruipåchpichl oder die Påchseite als Waldbezeichnung in Getzenberg. Ein größeres Ge-biet wurde in Ehrenburg nach einem Bach benannt: In Moarpåch.

Der Gruipåch, der die Gemeindegrenze zu Terenten bildet. Den Namen bezieht er aber von Terner Seite aus: das Gruipa bezeichnet dort eine ausgedehnte Bergflur.

's griane Pachl

Unterhalb des Gasthofs Gisser, dort wo der Kahlerbach in einem Auwald in die Rienz mündet, nennt man es 's griane Pachl. Hier an der Stelle, an der Rienz, Bach und Wald eine Aulandschaft mit Inseln und ruhigen Wasser-abschnitten geschaffen haben, sollen die Kie-na Puibm früher schwimmen gelernt haben.

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Die Wasserzuteilung zwischen Kiens und St. Sigmund im Jahre 1676

„Erstens Mathes Stolz Khäller solle dass wasser haben von den Sontag 6 Uhr abents bis auf den Mantag umb 4 Uhr, Also 10 Stunt in bedenckhung Er zu seiner mil und schmiten den Pach jederzeit geniesen; unnd also seinen nuzen und Ertrag davon gehaben khan, Dan Veit Liensperger Hueber zum Acker Unter Khäll, den Mantag von 4 Uhr vormitag bis 1 Uhr nachmitag, also 9 Stunt, Gregori Aichner Holzer zu der Khälwiese, von Mantag 1 Uhr nachmitag bis 6 Uhr abents, also 5 Stundt,Anndree Gisser Miller zu den Stuckh wismat in der Khäll, den Mantag von 6 Uhr abents bis Erchtag 3 Uhr vormitag, tuet 9 Stundt,Peter Helbeger Prunner zu den Mill Annger, von Erchtag 3 Uhr vormitag bis 12 Uhr im Tag, macht 9 Stundt, Bartlmee Kofler Piterle zu seiner wiselen genant maurfleckh, von Erchtag 12 Uhr in Tag bis 2 Uhr nachmitag, also zwai stunt, Vorernenter Gregori Aichner Holzer zu der Hölzer traten von 2 Uhr Erch-tags nachmitag bis 5 Uhr abents, also 3 Stunt, Veit Mair Oberschneider zu dem Mill Anger ob den Dorf, von 5 Uhr Erchtag abents bis 12 Uhr in der nacht, tuet 7 Stunt, Abermallen der Gregori Aichner Holzer zu den Mil anger, von

Erchtag 12 Uhr in der nacht bis mitwoch 4 Uhr vormitag, tuet 4 Stunt, Widerumben der An-dree Gisser von den Pämbgärtl ober den Haus von 4 Uhr mitwoch vormitag bis 7 Uhr in tag, tuet 3 Stunt, Hans Hausman von den milanger unnd den anger unter den Dorf von mitwoch 7 Uhr in tag bis 5 Uhr Pfinztags vormitag, also 22 Stunt, Bartlmee Khofler Piterle zum trey anger und den Padstuben anger untern Haus, auch dinpfl (?), von Pfinztag 5 Uhr vormitag bis 4 Uhr nachmitag, macht 11 Stunt, Adam Grueber Niderle, zum Angerlen, von Pfinztag 4 Uhr nachmitag bis 6 Uhr, also 2 Stunt, Veit Liensperger Hueber, von Angerle untern Dorf, von Pfinztag 6 Uhr nachmitag bis 7 Uhr, also 1 Stunt, Anndree Gisser miller zum Anger unter der Strassen, von Pfinztag 7 Uhr nachmitag bis 12 Uhr in die nacht, also 5 Stunt, Christof Khofler Rastainer zu seiner wissen von 12 Uhr Pfinztag in der nacht bis 4 Uhr freitag vormi-tag, also 4 Stunt, Veit Mair Oberschneider zu den Anger unter den wirts Haus am Kheller unnd von der Wissen ober bemelten wirts-haus, von Freitag 4 Uhr vormitag bis Freitag 8 Uhr nachmitag, also 16 Stunt, Von 8 Uhr Freitag abennts bis Sambstag 3 Uhr vormitag wirdet den Andreen Gisser Miller zu Hilf seiner Mezmillen zuegethailt, nichts weniger auch solle Ime auch Andree Gisser das Jenige was-

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

ser, welliches den Sambstag von 2 Uhr nach-mitag bis Sontag abents 6 Uhr, von deme so die Perger auszukehren befuegt ain yberfluß herabrint zu seinen Gietern vellig allain zu ge-brauchen unnd zu geniesen geherig, zu deme auch Er Andree Gisser unnd seine nachkho-men bemechtigt sein, die Ime zu seiner wismat zuegetheilten Stunden, zu der Milln zu Applicieren und zu mahlen zu gebrauchen nichts weniger wan das wasser zu den unter der Mezmillen ligenden wismädern, zu den ausgethailten Stunden gelaitet wirdet, solle Ersagter Miller das Einkherende wasser zu Maalen auch zu gebrauchen haben, wan auch von den nachpern wässer wasser ain Yberfluss verbleibe, solle selbiger, Ingleichen bemelten Andreen Gisser zu geniesen gebieren.Weillend Christoffen Hittallers Sämers zu Khiens seeligen Erben zum Angerle unter der Strassen am Kheller, von 3 Uhr Sambstags Nachmitag bis Halbe 6 Uhr also 2 1/2 Stunt,Veit Gartner Schenproth zu seiner wissen von Sambstag halb 6 Uhr vormitag bis 8 Uhr, also drithalb Stund, Marthin Hilber zu seinen wiselen außer St. Sigmund von Samstag 8 Uhr bis halb 1 Uhr, also fünfthalb Stunt, Unnd der Peter Khofler zu seinen wiselen von Sambstag halbe ain Uhr bis 3 Uhr, also drithalb Stunt,Jedoch solle diese Austhaillung der Hochen

Herrschaft andern Hochheiten unnd Privilegi-en ganz unpreiudicierlich sein. Der Uncosten yber diese Austhaillung ist den Parteien der Propertion unnd gestaltsame des wasserge-nusses ausgethailt und durch die Parteyen bezalt worden. Globt haben Hanns Hausman Mayr, Andree Gisser, Veit Mair Oberschneider, Veit Liensperger Hueber, Peter Helbeger Pru-ner, Bartlmee Khofler Piterle, Adam Grueber Niderle, Christof Khofler Rastainer, Matheß Stolz Khäller, Gregorj Aichner Holzer unnd von Khiens Veit Gartner, Martin Hilber, Peter Khofler und Balthasar Hittaller Teifenthaler als Gerhab. Forbei den nachpern sament auferladen worden, dass ainer den andern das Wasser zu seiner zuegemitlten Zeit bei der Straf nit abkheren, sondern Riebig Rinen las-sen solle. Testes Iro Gesstreng Herr Balthasar Troyer zu Paumgarten“.

1754 wurde diese Abmachung neuerdings vom selben Gerichte bestätigt. Darnach sollten die „Bergler“ das Wasser vom Samstag Abend bis Sonntag Abend benutzen dürfen, die übrige Zeit aber den St. Sigmundern das Verfügungs-recht darüber eingeräumt sein.

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

… Seablan und Låckn …

Die Seenlandschaft von Kiens nimmt sich eher be-scheiden aus, eben nur Seablan und Låckn finden wir im Gemeindegebiet vor. Die Gebirgsseen, der Grianpåchsea und der Kålbisatoulsea, der Lidosea und die Kroutnlåcke bei Ehrenburg sind die einzi-gen, die als kleine Seen bezeichnet werden können.

Wassermulden, die sich heute teilweise nur mehr während der Schneeschmelze oder bei ausgiebigen Regengüssen füllen, werden Låckn genannt: Mil-lalåcke, Weialåcke, Moaslåcke.

Beim Huibagimpfl soll früher bei der Schnee-schmelze immer so viel Wasser gelegen sein, dass man mit kleinen Booten darauf fahren konnte und im Winter dort Eis lief. Einst sollen hier auch zwei Kinder beim Eislaufen einge-brochen sein.

Viel Wild wird sich heute nicht mehr in der Hirschlåcke in Getzenberg suhlen.

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Der Grünbachsee unterhalb der Putzenhöhe ober der Grünbacher Almhütte

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

… Quelln, Prunnen und Trëigo …

Zur Wasserversorgung von Mensch und Vieh wur-den Quellen gefoucht, Brunnen und Tröge auf-gestellt. Quellennamen sind nicht unbedeutend, denn dort, wo sie selten sind, geraten sie in den Mittelpunkt der Namengebung. Das Rindile in Ho-fern benennt auch den Rindilewålt, dem Plåttna-wåsso kommt besondere Bedeutung zu, denn am trockenen Kienberg wurde die Wasserknappheit sogar in einer Sage verewigt. Sogar der Weg dort-hin ist es wert, eigens Wåssoweg genannt zu wer-den, eine Kurve, die auf diesem Weg liegt, ist die Wåssowegraide.

Quelle am Getzenberg

Kürzlich erzählte mir der „Burgerwirt“ von Ehrenburg, daß es einst beim „Rommele“ auf Getzenberg über Ehrenburg eine Quelle gege-ben habe, deren Wasser die Leute auffallend hungrig machte. Aus diesem Grund sah sich der „Rommele“ gezwungen, die Quelle zu „vergraben“ (nach Josef Knapp, Ehrenburg, 27. Juli 1989). – Die Mitteilung erinnert an die von K.F. Wolff in seinen „Dolomitensagen“ (Tyrolia, Innsbruck, 1957) auf Seite 380 gemachte Anga-be von der „Drei-Hunger-Brünne“ in Getzen-berg, deren „scharfes Wasser die Menschen

hungrig machte und die Pferde schneller laufen ließ“. Wolff weiß auch einen zweiten Namen der Quelle, nämlich „Gannaruna“, von der schon J. A. Heyl (Volkssagen usw.), (Preß-verein, Brixen 1896) auf Seite 605 Mitteilung macht; auch hauste, nach Heyl, ein weises Waldweiblein beim besagten Brunnen. Dieses hieß „Ganna“ (S. 743, Nr. 71). Das Wort „Gan-na, gana“, das nach alpenromanischen Sagen-büchern dem für unsere Saligen nahestand, ist eine Mischung von keltisch „adgana“ und romanisch „aquana“ (Wassernymphe). Der zweite Teil des Ausdruckes, nämlich „-runa“, bedeutet Zauberin, Beraterin und begegnet uns in den norddeutschen Frauennamen Hild-run, Alrun, Gudrun, Alfrun und Friedrun. – Also ist der Saligenname auch für den der Quelle üblich gewesen. Hans Fink, Brixen

(aus: Der Schlern. Illustrierte Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde. 64. Jg., Heft 2.- Bozen: Athesia 1990, S. 113)

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Die Höfe bezogen ihr Wasser teilweise aus eigenen Quellen (Oachnawåsso). Das war am Getzenberg einfacher als in den anderen Gebieten der Gemein-de. Am Kienberg (Golsawåsso) musste das Wasser vorwiegend durch Ziggl heraufgepumpt werden. Neben Wåsso wird für eine Quelle auch der Aus-druck Prunn verwendet: Gåttomoarprinne und Koflaprunn nach den Höfen, Hôslaprunn nach dem Bewuchs der Umgebung der Quelle mit Haselstau-den.

Ein häufiges Benennungsmotiv stellt auch die „Käl-te“ des Wassers dar. Die Quellen von Obokåltprunn und Untokåltprunn im Kaltwassertal waren aus-schlaggebend für die Bezeichnung des Tals und des Baches, den sie speisen.

Die Benennungsmotive für Wasservorkommen sind vielfältig, ob es nun ein Hof ist (Mousawåsso-loch, Gissafouchtrëgile) oder ein Vorname (Waschtl-anwassole), ein Bachname selbst (Teinpåchtrëigo) oder die verschiedenen Fraktionen, die ihren Was-serbedarf aus einer Quelle speisen (Geaznperga-wåsso). Manchmal entstehen Namen auch aus „Lausbubengeschichten“:

Do Wåssokåschtn

Der Wåssokåschtn ist ein Feuchtgebiet, in dem die Buben früher immer hüten mussten. Dort rann immer so viel Wasser den Hang herunter, dass die Buben zueinander sagten: „Giamo in Wåssokåschtn!“

brunno […] nhd. Brunnen, Quelle, Born, Was-ser, Ursprung; […] Etymologie: germ. *brun-næ-, *brunnæn, *brunna-,*brunnan, sw. M. (n), Quelle, Born; idg. *bhrun-, Sb., Hervorsprudeln-des, Quelle […] idg. *bhereu-, *bhreu-, *bherÈ-, *bhrÈ-, *bhreh1ø-, V., sich heftig bewegen, wallen (V.) (1), kochen; […] mhd. brunne; M., Brunnen, Quelle, Quellwasser, Ursprung, Harn; nhd. Brunne, M., Quell, Brunnen […]

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Mühlen, Stampfen und Sägen

An den Wasserläufen befanden sich die Mühlen, Stampfen und Sägen, die den Antrieb des Wassers benötigten. Die Mühlen waren unterteilt in Metz-mühlen, professionell geführte Mühlen und Haus-mühlen. Fast jeder Hof war im Besitz einer solchen Mühle, und an den Bächen reihte sich eine Mühle nach der anderen und dazwischen die Sägen und Stampfen.

In Zeiten, in denen das Mehl im Geschäft gekauft wird und das Brot beim Bäcker, haben die alten Mühlen ausgedient. Den Bauern als Selbstversor-ger gibt es nicht mehr, und die Mühlen, die heute noch in Betrieb sind, sind meist Schaumühlen, die vergangene Techniken demonstrieren. Verfallen sind unter anderem die Wintowêgamîle, die Hansl-moarmîle, die Loubamîle oder die Moarhoufmîle. Ei-nige haben auch durch eine Neuverwendung einen neuen Namen erhalten, wie die Stêgamîle, die als E-Werk bekannt ist. Manche wurden auch abgeris-sen, um einem Neubau Platz zu machen. Beim Na-men werden sie aber noch genannt, wie die Neu-wirschtsmîle in St. Sigmund.

Der Burgerbach, früher Kirchbach genannt, leistete gute Arbeit. Nicht weniger als 17 Müh-len, zwei Sägen und eine Schmiede trieb er um 1940 an, und zwar:die Prangermühle die Huber- und Kressermühle die Burgersägedie Prielermühle die Winterweger- und Koflermühle die Schmiededie Kühlechnersäge die Getzenbergermühle die Niedermairmühledie Lechnermühle die Aichnermühle die Grafenmühledie Ebnermühle die Erschbaumermühledie Fedramühle die Mühlhäusler- und Kastolermühledie Hopflechnermühle die Burger-Metzmühle

1940 sah die Situation noch ganz anders aus:

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Die Mühlen standen am nächstgelegenen Bach. Das war in man-chen Fällen in der Nähe des Hofes, oftmals aber auch weiter ent-fernt. Den ganzen Ehrenburger Wald musste zum Beispiel der Pril-la zu seiner Hausmühle durchqueren. Die Mîlwege verbanden die Hofstellen mit der Stätte des Mahlens. Mühlen konnten auch ge-meinsam betrieben werden wie die Earharschtmîle, die auch vom Pårschtlpaur benutzt wurde.

Die Wîsamîle in Getzenberg

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Ein Streifzug durch die Geschichte der Sägemühlen

Vor einigen Jahrzehnten begegnete man längs der Bachläufe des Grün- und Gruibbach (Peyrbach), des Burger- und Schwarzenbaches verschiedenen Sägemühlen. Der Theresia-nische Kataster aus dem Jahre 1776 nennt die Säge beim Burger, jene beim Brüggler in Hofern, jene beim Egger am Getzenberg, die bei Kühlehen und die Säge beim Sagmüller in Kiens. Die zwei Getzenberger Sägen, zu Kühlehen und die beim Egger, sind längst schon abge-tragen und ihre Geschichte gehört der Nach-welt an. Die Säge zu Kühlehen wird schon 1586 in der „Raitung“ des Ruepprechten Mair am Orth zu Ehrenburg genannt und war bis Ende des Zweiten Weltkrieges immer in Betrieb. Dann brannte sie ab und wurde nie mehr in Betrieb gesetzt. Die alte Eggersäge stand schon 1776. Die neue Säge und Mühle wurde 1937 gebaut, wurde jedoch nie verwendet. Die Mühle kaufte der Bergesmüller. Die Erschbaumsäge wurde 1922 von Harras-ser, Erschbaumer erbaut, im Jahre 1961 von Hermann Rastner erworben, teilweise abge-tragen und es wurde eine neue Wandersäge aufgestellt.

Alte Mühlsteine am Wegrand

Stillleben am Gruipåch: die verfallene Mühle des Lober

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Die Säge beim Hofer wurde 1936 erbaut, vier Jahre später auf Gleichstrom umgebaut und 1980 aufgelassen. Die Säge im Moarbachtal wurde 1932 von Jo-sef Rubner und Jakob Ebner von Onach erbaut, doch bald wieder stillgelegt. Die Ebnersäge, eine Venezianersäge, wurde Ende der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts vom Ebner und vom Lechner am Getzenberg gemeinsam erbaut. Der Grund gehörte dem Ebner und der Lechner lieferte das Holz. Die Anteile verteilten sich später so: 1/2 der Ebner, 1/4 der Lechner Hermann und das letzte 1/4 der Richard Mösl. Als die Säge 1970 abbrannte, verzichteten die Lechnerbrüder auf die Säge und so wurde der Grünbacher Anton Ebner alleiniger Besitzer. Die Kalersäge wird nur einmal genannt. Die Gissersäge bzw. die Leitgamsäge wurde 1951 an der Rienz bei Ehrenburg von Erich Falkensteiner, Gisser erbaut, und zwar eine Venezianersäge. Später wurde sie samt dem Grund bis zur Straße von Albin Zambelli erworben. Karl Oberhofer aus Vintl pach-tete die Säge und produzierte hydraulische Geräte für Wasserleitungen, 1957 arbeitete Anton Falkensteiner dort mit Bandsägen und produzierte Kisten, und schließlich übernahm Ende der 60er Jahre Hermann Rubner diese

Säge. Hierauf übersiedelte Anton Falkenstei-ner in den Keller des Niedermair Zuhäusls. Die Burgersäge stellte ihren Betrieb 1976/77 ein. Die Grafensäge wurde 1932 erbaut, Anfang Jänner 1934 in Betrieb genommen und 1994 abgerissen.Die Rubnersäge in Kiens wurde im Jahre 1923 von einer Mühle zu einer Säge umgebaut. Rubner verpflichtete sich hierzu für 70 % der Erbauung und Erhaltung der Brücke aufzu-kommen.Die meisten Sägen lagen unmittelbar an einem natürlichen Bache mit starkem Gefälle und brauchten für den Betrieb ihrer Räder keine längere Zuleitung als höchstens ein kur-zes Rinnwerk aus Holz. Mitunter waren aber hierzu eigene Werkskanäle notwendig. Auch die Firma Vanotti e Lazzaris musste ei-nen Werkskanal von einigen 100 m bauen, als sie im Hofanger zu Ehrenburg 1833 und 1834 vier Saggänge aufstellte und das aufgekaufte Holz für den Festungsbau in Franzensfeste schnitt.

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Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Ein Jahr, nachdem sie drei Saggänge aufgestellt hatte, wurde von der Firma Vanotti e Lazzaris um einen vierten Saggang angesucht, wofür ein neuer Wasserkanal gegraben werden musste. Die Skizze zeigt die chronologische Entwicklung der vier Sägen aufgrund der Wasserableitungen. Die erste Ableitung erfolgte südöstlich vom Kirschenlechner, während die zweite Ableitung östlich erfolgte.

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Die Ehrenburger Dorfrunde beim Kofler – Hochunserfrauentag 2009

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Die Dorf- und Weilernamen

Weeg, Steig, Pruggen oder Steg

Wege, Brücken und Zäune

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Wege, Brücken und Zäune

Wege und Brücken sind Verbindungen – Verbin-dungen zwischen den Dörfern und den Menschen, wirtschaftliche Verbindungen und Verbindungen zu Gott. Sie sind mit alten Rechten verbunden und mit alten Pflichten, es gibt Wege fürs Vieh, Wege zum Kirchgang und Wege auf die Alm.

Für die Benennung der Verbindungen zwischen den Dörfern ist die Richtung ausschlaggebend, die Kiena gehen auf dem Zimita Weg nach St. Sigmund, die Zimita auf dem Kiena Weg in den Hauptort. Der Montila Weg führt vom Kienberg östlich nach Montal, der Êrnburga Weg hingegen westlich nach Ehrenburg hinunter. Die Geaznperga Strouße er-schließt die Getzenberger Höfe, der Kåtzntoula Weg ist die alte Wegverbindung ins Katzental.

Auch Brücken ist diese Verbindungsfunktion eigen. Die wichtigsten Verbindungen gingen über die Ri-enz – die Zimita Prugge, die Kåltnhausa Prugge, die Êrnburga Prugge. Werden neue Brücken gebaut, dann wird das auch in den Namen angemerkt. Die ålte Prugge nach Ilstern führte beim Pitolegimpfl hinüber, die neue Prugge wurde weiter westlich ge-baut. In den Namen lebt diese Differenzierung wei-ter. Flurnamen sind konservativ: Das Pruggackole wird weiterhin nach der alten Brücke so benannt.

Wege führen zu den Höfen (Wåchtleachnaweg, Rëckwîsaweg, Hintopîchlaweg), sie führen zu oder durch die Felder (Geaznperga Feltweg) oder auch

Do Kotzosteig

Der Kotzersteig, der von Terenten Richtung St. Sigmund führt, erinnert an ein altes Gewerbe, wofür St. Sigmund bekannt war: die Decken-weberei. Auf diesem Weg soll die Wolle für die Herstellung von Decken herabtransportiert worden sein, wovon Wopfner berichtet:Im Pustertal, und zwar zu St. Sigmund […] befaßte sich […] bis herab in die Achtziger-jahre des 19. Jahrhunderts ein bäuerliches Hausgewerbe mit der Herstellung von Decken aus Kuhhaaren, Ziegenhaaren und heimischer, unveredelter Schafwolle. […] Solche Teppiche wurden durch Deferegger Wanderhändler in den Verkehr gebracht. Als sogenannte Defer-egger Decken gingen sie bereits im 18. Jahr-hundert nach Deutschland, Italien, Frankreich, in die Niederlande, nach Polen und selbst nach Rußland. Sie waren wegen ihrer Billig-keit und Brauchbarkeit sehr beliebt.

nur zu einem Feld wie der Gattoletroutnweg am Kienberg. Wege führen in die Wälder (Zimita Ho-achwåltweg, Loacheweg), auf die Almen (Almaweg) und zu den Mühlen (Mîlwege).

Wege verbinden auch die Höfe mit den Kirchen. Der Gang zur Kirche musste, oft auch auf dem kürzes-

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Wege, Brücken und Zäune

Eine Pustertaler Besonderheit sind die Zaine, die Übertragung der Begrenzung eines Weges auf die Benennung des Weges selbst. Zwischen Zäunen verlaufen die Stockazaine, die Kienawîsnzaine, die Gearschtlzaine, die Garbazaine und die vermutlich bekanntesten, die Åntlaszaine.

ten Weg gesichert sein. Der ålte Houfaweg ist so ein Kirchweg, und vom Hofer selbst wird die Bezeich-nung ålto Kirchweg verwendet.

Ausschlaggebend für die Wegbezeichnung ist auch ihre Beschaffenheit: Beim Sticklweg wurde auf-grund seiner Steilheit ein zweiter Weg angelegt – der Mittoweg. Ansonsten werden steile Abschnitte an Wegen Stiche genannt, wie der Romilastich. Auch der Wåchtleachnaweg wird durch einen steilen Ab-schnitt durchbrochen, dem Wåchtleachnastich.

Die alte Brücke nach Ilstern führte beim heutigen Hotel Sigmunderhof über die Rienz.

Dî Åntlaszaine

Åntlas aus ahd. antlas „Erlaubnis, Erlass, Aufschub“ wandelte sich im Mittelhochdeut-schen zur spezifischen Bedeutung „Ablass“. Ablasstag war am Åntlasen, damit war der Gründonnerstag gemeint. Der enge Zusam-menhang des Gründonnerstags mit dem Fron-leichnamsfest entstand durch die Einführung dieses Festtags, am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Nachdem die Karwoche als Trauer-woche galt und keine besondere Festlichkeit zuließ, wurde im 13. Jahrhundert als zweites eucharistisches Hochfest Fronleichnam einge-führt.

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Wege, Brücken und Zäune

Die Åntlaszaine – der Prozessionsweg zu Fronleichnam

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Wege, Brücken und Zäune

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Reidn und Wegkreuzungen

Auch Reidn sind wichtige Wegmarken. Sie sind Wegverlangsamer, laden zum Verweilen oder Ras-ten ein. Diese Kurven können aber auch tückisch und gefährlich sein und sind bei der bäuerlichen Arbeit besonders zu beachten, so wie die Moidlan-reide.

Dî Moidlanreide

Über die Herkunft des Namens Moidlanreide für eine Wegkurve unterhalb von Kühlechen gibt es zwei Versionen. Grundlage beider ist immer der weibliche Vorname Moidile, Dimi-nutiv von Maria. Moidile als Übername für eine verschlagene, heimtückische Person soll Pate gestanden sein für die Bezeichnung die-ser steilen und unberechenbaren Kurve, an der die Rosse nicht mehr weitergehen wollten. Das Motiv erinnert stark an die Chrischtileebme, vor allem durch die Verbindung des Mutter-gottesnamens und die Jesusbezeichnung.Eine andere Version hingegen berichtet von einem Mädchen mit Namen Moidile, das an dieser Stelle verunglückt und nach dem die Kurve daraufhin benannt worden sei.

Zwei Wegkurven zwischen Zimat und Vintl werden in der Namengebung besonders hervorgehoben: auf der Pustertaler Straße von Kiens nach Vintl die Mårchareide und die Loachareide.

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Wege, Brücken und Zäune

Auch die Kreuzung von Wegen wird benannt. An der Reidnschwelle treffen verschiedene Wege auf-einander, unter anderem der ålte Rauchnpîchlamîl-weg. Dort, wo die Wege zusammenkommen, kom-men auch die Menschen zusammen, wie an der Gåttoschtått in Hofern.

raide f. (Pustertal, Defereggen), rai f. (Welschnofen) Krümmung, Wegbiegung […] im Pust. kesslraide Drehbalke für den Kessel am offenen Herd, raidl m. Pustertal Drehla-ger des großen Schmiedhammers. raidile n. Pustertal Drehung, fan raidile kem (Kiens) den Verstand verlieren.Aus ahd. ridan* […] winden, drehen, verdrehen.

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Geistliche Obrigkeit

Nos parrochialem ecclesiam Chiens

Geistliche Obrigkeit

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Geistliche Obrigkeit

Stëcklan und Kraizo

In den Flurnamen spiegelt sich auch die Geschichte der kirchlichen Institutionen und der religiösen Zeichen wieder. Eigentum und Be-sitz der Kirche wurden in den Flurnamen ausgedrückt, Fluren nach ihrer Lage zu religiösen Infrastrukturen benannt. Kapellen und Kir-chen, Bildstöcke und Kreuze am Weg oder auf dem Berg erinnern nicht nur an Ereignisse, die in den Namen fortleben, sondern die-nen auch zur Orientierung im Gelände.

Die Kirchen und Stëcklan waren wichtige Referenzpunkte nicht nur als Messorte oder Ziele von Wallfahrten für die Bevölkerung. Als kurze Einkehrstätten und Rastplätze luden sie zum Verweilen ein, zugleich waren sie Mahner und Beschützer.

Das von der Schützenkompanie Ehrenburg renovierte Moarbachstöckl im Jahre 2006

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Geistliche Obrigkeit

Die Pustertaler Stëcklan – eine Besonderheit

Besonders an den Stëcklan im Pustertal sind nicht ihre Bauweise oder ihre Lage, sondern die Bezeich-nung selbst. Zwar gibt es die Bezeichnung auch in den anderen Teilen Südtirols, aber dort in Verbin-dung mit dem Bestimmungswort „Bild“, also „Bild-stock“. Und damit wird dann auch nur ein Bildstock gemeint, nicht aber kleinere oder größere Kapellen, wie auch in Kiens.

Neben den kleineren Kirchen (Zimita Stëckl, Kåltnhausaschtëckl) werden auch die Kapellen bei den einzelnen Höfen Stëcklan genannt (Kind-laschtëckl, Geaznpergaschtëckl, Pråntaschtëckl, Gearschtlschtëckl, Råschtpîchlaschtëckl).

Die häufigsten zwei Motive, die Flurnamen und Kirche verbinden, sind entweder die Bezeichnung nach der Lage zu einem religiösen Bauwerk oder die Anzeige von geistlichem Besitz.

Die Stëcklaue und die Stëckltroute grenzen an Ka-pellen an. Der Uilpîchl bei Ilstern ist nach dem Pa-tron der Kirche beim Bad, dem Hl. Ulrich benannt. Der Hearnroan liegt direkt an einem Widum. Flu-ren, die an Kreuzen stehen, werden Kraizåcko, Kraizlåcko oder Kraiztroute genannt.

Kirchlichen Besitz zeigen das Pfårrafelt, das Wîdn-garschtl, der Kirchloach oder Pfårrawålt an. Das Kirchnwaldile an der Gemeindegrenze zu Terenten soll der Golser der Kirche vermacht haben, da er kinderlos war. Die Pfåffleite zwischen Kaltwasser-tal und Pichlerberg deutet vermutlich auch auf das Eigentum von „Pfaffen“ im Sinne geistlicher Herren hin.

Die Kapelle beim Kindla im Jahre 1955

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Geistliche Obrigkeit

Kreuzen kommen als Wegzeichen eine besondere Bedeutung zu – Gipfelkreuze, Grenzkreuze, Wet-terkreuze. Drei Kreuze kennzeichnen die Grenzstei-ne am Getzenberg, und so wird der Punkt, an dem die Grenzen der drei Gemeinden Kiens, Rodeneck und St. Lorenzen aufeinandertreffen, Dreikraizo ge-nannt.

Eine andere Bedeutung kommt den drei Wetter-kreuzen am Kienberg beim Plattner zu. Die drei Kraize sollen in ihrer „göttlichen“ Dreiheit wohl eine stärkere Macht ausüben.

pan Kraizl afoure

Bis zu diesem Kreuz durften die Dërfla, die Bewohner von Zimat gehen, dahinter begann das Gebiet derjenigen, die im Keldo – um die Gasthäuser Rastbichler und Gisser – wohnten. Keldo, also „Keller“ wohl deshalb, weil das Gelände tiefer liegt als das Dorf.

Der Getzenberg und die Götzen …

Der Volksetymologie nach soll Getzenberg von den Götzen kommen, die dort angebetet worden seien, da dort Heiden lebten, die erst spät bekehrt wurden. Ein Körnchen Wahrheit ist in jedem Volksglauben. Wahr ist, dass am Getzenberg Treffpunkte der Täufer bestanden, die sich dort heimlich trafen. Doch im 16. Jahr-hundert war der Getzenberg natürlich bereits schon zu seinem Namen gekommen.

Nichts mit der Kirche zu tun haben die beiden Na-men Såttlakirche und die Kirchtîrn am Kienberg. Vielmehr werden hier Naturphänomene mit Geist-lichem verglichen. Bei den Kirchtîrn handelt es sich um drei große Felsblöcke, die mit Kirchtürmen ver-glichen werden.

Mit Såttlakirche wird eine Höhle an der Gemein-degrenze zu St. Lorenzen bezeichnet. Ob die Höhle nun auf die Kelten zurückgeht oder nicht, der Name hat jedenfalls mit dem Vergleich der Höhle mit ei-ner Kirche zu tun. Såttla war vermutlich der Hofna-me des Eigentümers des Waldes, in dem sich die „Kirche“ befindet.

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Geistliche Obrigkeit

Die drei Kreuze beim Plattner

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Geistliche Obrigkeit

Bittgang zum Wetterkreuz in Rauchnpîchl um 1913

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Die Dorf- und Weilernamen

Godilan, geat heddo ...

Sagen und Dorfgeschichten

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Sagen und Dorfgeschichten

„Godilan, geat heddo“, sagte die alte Monigl, die das Kiena Wîdn-felt in Pacht hatte, zu ihren Ziegen, wenn sich Leute näherten. Sie verfluchte das Feld, als ihr die Pacht nicht erneuert wurde und neun Kühe der neuen Pächterin starben daraufhin. Alte, sonderliche Frauen wurden oft als Hexen verschrien. Und so wie sich um die-se Frauen Hexengeschichten rankten, gibt es in Kiens Geschichten von Teufeln und Riesen und anderen „Unghoamlas“.

Von Riesen und fahrenden Teufeln

Riesensagen stellen oft Erklärungen dar für Naturereignisse, die anscheinend nur aufgrund von ungeheurer Stärke und Kraft voll-bracht werden können. So kann man sich mannshohe Findlinge er-klären, die nicht die Eiszeit, sondern ein Steine schleudernder Riese dorthin geworfen hat. In Ehrenburg am Kienberg wird das Motiv des gewaltigen Riesen mit der Erklärung für die Wasserknappheit des Kienberges verbunden und zwar durch ein weiteres sehr be-kanntes und verbreitetes Motiv: der im Berg schlafenden Sagenfi-gur. So wie Barbarossa in einigen Bergen Österreichs schlummern soll, so schläft der Kienberger Riese in dem Hügel. Der Name des Hügels, auf dem sich Gols, der Prånta und der Plåttna befinden, deutet auf einen trockenen Boden hin, auf dem sich vor allem der genügsame Lebenskünstler, die Kiefer, durchsetzen konnte.

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Sagen und Dorfgeschichten

Schläft er nur? In den Kienberg soll sich, der Sage nach, ein Riese ein Loch gegraben und hineingelegt haben

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Sagen und Dorfgeschichten

Der Kienberger Riese

Vor alten Zeiten hauste auf dem Kienberg bei Ehrenburg im Pustertal ein grimmiger Riese. Die Leute sagen, er habe die Menschen gar nicht leiden können und hätte ihnen über-all Böses zugefügt. In seinem Zorn darüber, dass dieses Zwergengeschlecht der Menschen überhand nahm, schleuderte er soviel Stei-ne ins Marbachtal zwischen Ehrenburg und Montal, dass niemand mehr vorüber konnte und die Gader aus Enneberg statt durch das Marbachtal über Runggen und Pflaurenz der Rienz zufließen musste. Es war über und über mit Moos bewachsen und so alt, dass der Kreuzkofel hinten in Abtei so klein wie ein Kospenbloch (Holzstück, woraus die Bauern-holzschuhe – Kospen – gemacht werden) war. In Marbach wusste der neunmal Wiese und neunmal Wald. Nach seiner bösen Tat grub er sich auf dem Kienberg ein so großes Loch, dass es von einem Ende des Berges bis zum andern reichte, und legte sich hinein. Darauf kam ein seltsames Männlein durchs Gadertal heraus und warf das Loch über und über mit Erde und Steinen zu. Seitdem kommt kein Wasser mehr aus dem Kienberg, und das köstliche Kress-brünnlein, so vorzeiten aus dem Berg oben hervorgesprudelt, quillt jetzt im Wald unten beim Rainer in Runggen aus dem Boden.

Die Wasserknappheit am Kienberg wird aber nicht nur dem Riesen zugeschrieben. Das bekannte Mo-tiv „Geiz-Verwünschung“ scheint auch hier auf. Zwei Versionen sprechen zum einen von einem Bettler und einmal von einer Zigeunerin, die geizi-ge Bauersleute, die für die Bettelnden nichts oder nur schimmeliges Brot hatten, verwünschten. „Kein Wasser solle es mehr auf dem Kienberg geben“ – und so war es auch.

Die Sage vom Kienberger Riesen ist nicht die ein-zige im Gemeindegebiet, die von Riesen handelt, gleich neben dem Kienberg in Ehrenburg hausten nämlich einst auch Riesen:

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Sagen und Dorfgeschichten

Die Ehrenburger Riesen

Auf der Ahrnburg (später Ehrenburg ge-schrieben) wohnte ein Geschlecht von Riesen. Sie waren Heiden, und ihre am Getzenberg angesiedelten Untertanen waren ebenfalls heidnisch und verehrten ihre Götzen. Erst zu Luthers Zeiten wurden sie zum Christentum bekehrt.

Die Ahrnburger Riesen lagen aber in schwerer Fehde mit den Riesen des Vinteler Schlosses. Die letzteren unterlagen den Ahrnburgern und ihren zahlreichen Kampfgenossen vom Getzenberg und wurden in ihrer Feste einge-schlossen. Sie trotzten hier aber jahrelang der Belagerung und den Stürmen und konnten nicht bezwungen werden. Da bauten die Ahrnburger mit Hilfe welscher Werkmeis-ter, die sie für schweres Geld hiezu kommen ließen, gewaltiges Schießgezeug und beschos-sen nun die feindliche Burg mit ungeheuren Steinkugeln, welche von den Wurfmaschinen hinübergeschleudert wurden auf das Vinteler Schloss. Jetzt brachen die Burgmauern der Vinteler, eine nach der andern, in den Graben hinab, und die Ahrnburger drangen durch die Lücken, nahmen die Burg mit Sturm und warfen sie in Trümmer.

Interessant an dieser Sage ist nicht nur die Ein-flechtung des Motivs, warum der Getzenberg so heißt, sondern auch die Vorstellung, dass die dort lebende Bevölkerung erst zu Luthers Zeiten zum Christentum bekehrt worden sei. Historisch war es nämlich genau diese Zeit, in der vor allem am Get-zenberg die Lehre Hutters Einzug hielt.

Der Geißklapf

Der Goaßklåpf befindet sich oberhalb von St. Sig-mund bei der Fålknschtoanwånt. In den Spuren, die in den Felsen eingedrückt sind, will man die Abdrü-cke eines Geißfußes erkennen. Allgemein wird dies als die Spur des Teufels angesehen, der hier einst auf seiner höllischen Fahrt dahingefahren sein soll. Auch die Spuren der Wagenräder sollen im Felsen erkennbar sein. Auch Hexen sollen sich in dieser Gegend herumgetrieben haben.

klåpf m. Mz. klapfe, klapf […] Felsen, Felsstufe im Gelände, felsiger Absatz an Wegen

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Sagen und Dorfgeschichten

Auch beim Kahler Schmied soll eine Hexe gehaust haben, und so wie diese Gewitter herbeigezaubert haben soll, hat auch die Monigl mit ihren Ziegen das Wîdnfelt verzaubert.

Dorfgeschichten

Merkwürdige Begebenheiten, lustige Geschichten oder erwähnenswerte Ereignisse – in Flurnamen werden sie oft festgehalten und überdauern damit die Zeit, auch wenn man manchmal nicht mehr un-terscheiden kann: Hat nun die Begebenheit der Flur den Namen gegeben, oder wurde die Geschichte zum Namen dazu erfunden?

In Hofern erzählt man sich, dass ein Aschbacher Bauer Mägde des Dorfes zu einem geheimen Tref-fen herbestellt hätte. Als diese aber kamen, beob-achtete der listige Bauer das Geschehen von einem Baum aus. Er verspottete die armen Frauen als Trolle, was soviel wie „ungeschicktes, unbeholfenes Weib“ heißt. Seitdem heißt die Wiese Trolltroute.

Das Russnhaisl, die einstige Stegermühle, soll sei-nen Namen erhalten haben, weil darin eine noble Dame aus Russland gewohnt hat, die bei der Okto-berrevolution in Russland 1917 geflüchtet war.

Auf dem Goaßklåpf bei der Fålknschtoanwånt soll der Teufel über die Felsen gefahren sein und seine Spuren hinterlassen haben

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Sagen und Dorfgeschichten

rückwärts gehen mussten. Scherzhaft meint man dies auch vom Fëglroan. So steil soll dieser sein, dass die Vögel rückwärts abfliegen müssen, damit sie in die Höhe kommen. Ohne sich zu bücken, kann man sich hinstellen und das Gras mit dem Mund abrupfen.

In der Gatschaleite wurde in einer Mauer Geld ver-steckt, in den Wåssakåschtn ging man hüten, ins Pitoleloch hingegen warf man den Müll. Spalten im Fels, wie dieses Loch, kommen in Getzenberg im-mer wieder vor.

Es gibt auch weniger beliebte Haus- und Perso-nenbezeichnungen. Mit Grampla wurde früher ein Haus in Kiens bezeichnet, in dem ein kleiner Händ-ler wohnte, der mit allerlei „Krempel“ handelte.

Der Hausname Fåcknrouda gehörte auch nicht zur beliebten Sorte, könnte es sich aber doch um eine ehrenwerte Berufsbezeichnung handeln. Doch was

Die Trolltroute in Hofern: Hat hier wirklich ein Aschbacher Bauer vorbeigehende Frauen verspottet?

Auch die Franzosen sind in Kiens vertreten: Der Reaspoudn, ein Waldboden in Getzenberg, soll an-deren Angaben zufolge, Rossgårschtn heißen, weil die Franzosen dort ihre Pferde gehalten haben.

Beschwerliche Plätze müssen das Friamëssaëgge und der Fëglroan gewesen sein. Das Eck beim Früh-messerhaus ist der kälteste und windigste Ort im ganzen Kiener Dorf. Der Wind zog hier so stark, dass die Schulkinder auf dem Weg zur Messe hier

ggråmpe (Pust.) Obsthändlerin, Kleinverkäufe-rin, gråmpm, gramplen, ggrampl Kleinhandel treiben, grampler, ggrampla m. Kleinhändler; grempl, ggrempl (Kiens) alter Kram, wertloses Zeug; gråmp (Kiens) Handel treiben […]

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Sagen und Dorfgeschichten

hat ein Fåcknrouda gemacht? – Räder für Schweine, oder war es ein Schweinehändler?

Flurnamen müssen nicht „historisch“ sein, viele Flurnamen haben sich erst in den letzten Jahren eingebürgert. Während alte Namen verschwinden, werden neue erfunden.

Das Märchnwaldile und das Feurpankl in Ehrenburg sind solche Namen. Der erste ist ein Kindername und bezeichnet einen „verwunschenen“ Wald, in denen die Ehrenburger Kinder immer spielen gin-gen, der zweite wurde von Jugendlichen geprägt. Wie aber das Pankl zu seinem Namen kam, darüber schweigen die Quellen.

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Die Dorf- und Weilernamen

In Toule und afn Perg

Die Flurnamen-landschaft im Überblick

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Die Flurnamenlandschaft der Gemeinde gliedert sich in größeren Flurkomplexen im Tal, kleinräumig strukturierten Fluren rund um den Siedlungen und auf den Höhen der Einzelhöfe des Kien-bergs, Getzenbergs und von Hofern. Ausgedehnte Waldfl uren in Getzenberg und großräumige Almgebiete über Hofern bilden den Abschluss.

In Toule

Zwischen Vintl und St. Sigmund haben sich entlang der Rienz nicht nur die Namen der Auen erhalten, sondern auch Aulandschaften selbst. Dieser Gesamtkomplex, als Ilschtra Aue geschützt, wird unter den einzelnen Besitzernamen aufgeteilt: Lindnaaue, Prun-naaue, Obomoaraue und Pitoleaue. Rund um Ilstern schließen die Pangårschto und Ango an die Höfe an.

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Das Zimita Stëckl, Unserer lieben Frau geweiht und ein in früheren Zeiten beliebter Wallfahrtsort

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Über die Ilschtra Prugge erblickt man vor sich das Zimita Stëckl, Unserer lieben Frau geweiht, mit den umliegenden Feldern, die nach dem Stöckl benannt sind, und die Stëcklaue an der Rienz.

Über dem Dorf liegt als einzelner zu Kiens gehören-der Hof der Oachna.

Rund um St. Sigmund stechen die Mîlacko als grö-ßerer Flurkomplex hervor, die an den alten Mühl-bach, der vom Kahlerbach abgeleitet wurde, an-grenzen.

Der Rienz entlang, links das Dorf hinter sich lassend, geht es nach Keller, oder auch in do Gisse, nach der der Gasthof Gisser benannt ist. Die Bezeichnung deutet auf die Überschwemmungen durch den Kâlapåch hin. Eine ältere Bezeichnung für den Bach lautet Pairbachl, nach der alten Bezeichnung Peu-ren für St. Sigmund, das durch die neuere Bezeich-nung nach dem Kirchenpatron verdrängt wurde. Die lange Großflur des Oanats geht in das Wald- und Wiesengebiet des Treitling über, an dem die beiden Katastralgemeinden Kiens und Ehrenburg Anteil haben.

Treitling

Mundartliche Aussprache: Traitling, Traitlinga. Belegauswahl: Reithling, sprich Traitling (DTA II-2, S. 246); Treutlinger (DTA II-2, S. 249); Un-tertreutburger (DTA II-2, S. 250); 1399 Reutle-hen (Kühebacher, Kiens, S. 272); 1858 Treitling, Reitling (Katastralmappenblatt, KG Kiens, Blatt Nr. 4). Etymologie: Wohl mit Battisti, DTA II-2, S. 249 eine Ableitung des Personenna-mens ahd. Triutili (Förstemann, Sp. 423). Es ist denkbar, dass eine Bildung ahd. *Triutilingun aufgrund der Bedeutung ‘bei den Leuten des Triutili’ einst einen Siedlungsplatz bezeichnete. Da der Name mit der Zeit nicht mehr verstan-den wurde, wurde er mit Reut, Rait ‘gerodete Stelle’ oder mit reiten in Verbindung gebracht. Kühebacher deutet den Namen als ‘der zumRait Gehörende’. Doch scheinen die Belege mit T- ursprünglicher und jene ohne T- jünger zusein. Außerdem ist es fraglich, ob der Beleg Reutlehen wirklich hierher gehört.

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Der frühere Mühlbach bei St. Sigmund, der vom Kahlerbach abgeleitet wurde und an den die Mühlen, die Mîlango und die Mîlacko angrenzen

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Die heutigen Felder und Wiesen wurden einst der Aulandschaft entlang der Rienz abgerungen und auch heute noch werden die Felder entlang der Rienz, wie beispielsweise die Kirschnleachnaaue allgemein als Audn bezeichnet.

Alte Gasthäuser säumen die Straße im Talboden. Gissa und Gearschtl zwischen St. Sigmund und Kiens, im Unterdorf von Kiens der Kåltnhausa. Da-neben befinden sich einige alte Handwerkshäuser,

die sich hier an der Mündung des Grianpåchs ange-siedelt haben.

Links zieht sich das Dorf Kiens hinauf, das wieder von den Ängern der Höfe eingefasst wird. Vor sich hat man den ehemaligen Hofanger des Grafen, auch Grafenfeld, das heute Ehrenburger Handwer-kerzone ist.

An der Mündung des Burgerbachs in die Rienz ha-ben sich Namen erhalten, die auf das Material, das das Wasser abgelagert hat, hindeuten. Im Santl bezeichnet heute eine Häusergruppe rechts vom Dorfeingang. Feines Erdmaterial wurde hier an-geschwemmt und hat dem Gebiet seinen Namen gegeben. Auf der gegenüberliegenden Kiener Seite heißt es hingegen Gries (heute Industriezone). Wie der heutige Ortsteil von Bozen deutet dies auf grö-bere Ablagerungen hin, die in diesem Fall die Rienz hier hinterlassen hat.

Ein eigenartiger Siedlungsname scheint Helui zu sein, das als Straßenbezeichnung „Im Helui“ auch offiziellen Charakter hat.

Hinter Ehrenburg wird die Senke, die einst die Gader durchfloss, zwischen der Ochsnwoade und dem Kienberg nach dem Bach benannt, der sie durchfließt: In Moarpåch. Hoch über ihnen in den Rodungsinseln des Kienbergs die Höfe Gols, Prånta und am höchsten Punkt der Erhebung der Plåttna.

Die Kaltenhauserbrücke bei Kiens, früher die wichtigste Wegverbindung nach Ehrenburg

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Die ausgedehnte Waldflur Pôwålt hat vermutlich doch mit einem Bannwald und nichts mit einem „Badwald“ zu tun. Am Fuß des Kienbergs breiten sich die Großfluren Gåtton und Werfl bis zur Ge-meindegrenze aus.

Auf der gegenüber liegenden Seite der Rienz be-finden sich Kirschnleachna und Hilba und darüber schließen die Kiena Waldo an mit dem weithin sichtbaren Koflloch an der Koflleite und dem ver-steckteren Ârznloch. Der Irenberg selbst gehört be-reits zur Nachbargemeinde Pfalzen.

Der Sonnenhang: Hofern und die Almen

Durch die Kiena Pëdn auf dem Rëckwîsaweg erreicht man die ersten Höfe Rëckwîsa und Decka von Ho-fern am sonnseitigen Berghang von Kiens.Die kleineren Rodungsflächen, die sich hier mitten im Wald befinden, gehen auf die Brandrodung zu-rück, an denen auch die Namen erinnern: Prånt-holz, Prånt, Prånta und Pråntåcko. Hittila, Nella und Miesla heben sich von dieser einst wohl großange-legten Brandrodung ab. Nach der Mieslareide tritt bereits das Dërfl ins Blickfeld. Rechts von diesem schließt die Flur Schermis das Gemeindegebiet ge-gen den Grünbach und Pfalzen ab.

Hinter dem Tickn liegen das Kirchafelt und der Hof Kircha, benannt nach seiner Lage (und Zugehörig-keit?) zur St. Martinskirche, die sich hier befindet.

HeluiMundartliche Aussprache: Hellúi. Etymologie: unklar. Der Name reimt sich mit Wörtern wieRui, Kui, ginui und hat demnach mhd. uo. Anbieten würde sich der Begriff mhd. luoc, -ges m. n. ‘Lagerhöhle, Lauerhöhle des Wildes; Schlupfwinkel, Versteck’. Es wäre zu überlegen, wie eine solche Bedeutung auf das Gelände passen würde und was es mit dem Vorderglied Hel- (= Hölle?) auf sich hat.

IrenbergMundartliche Aussprache: Iirnpärkh. Belegauswahl: 1378 Irenberg, 1689 Irenberger, 1705 Irnberger (DTA II-2, S. 223); Etymologie: Bildung mit dem PN ahd. Iro wie in Irinbert, Irinburg, Irinfrid, Iringard (Förstemann, S. 968): ‘Berg des Iro’.

rechts: Felder in Ilstern

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Nach den Wäldern der einzelnen Höfe öffnen sich die Almgebiete von Hofern Richtung Pîchlaperg, Kålbisatoul und die Grianpåchaålbe.

Hinter den Almen beginnt das Hochgebirge mit Ka-ren (Obokôr, Untokôr), Låmmon und „Lahner“ (Ross-lâna). Hinter dem Knarling und verbunden mit dem Pîchlaperg durch die Kålbisatoulschårte zieht sich das Kålbisatoul bis zum Kålbisatoulsea hinauf.

Die Grianpåchaålbe schließt das Almgebiet ab. Darüber liegt, eingebettet in den Hintergrund der Putznheache und des Grianpåchjochs der Grian-påchasea.

Die Schattseite: Getzenberg und seine Wälder

Getzenberg, in Inner- und Außergetzenberg un-terteilt, wobei Innergetzenberg katastralmäßig zu Ehrenburg gehört, ist geländemorphologisch ein gleichmäßig ansteigender Waldhang, der durch die Rodungsinseln der Einzelhofbesiedlung unter-brochen wird. Das reiche Waldgebiet unterscheidet sich damit grundsätzlich von seinem gegenüber liegenden Berghang, Hofern, mit seinen ausge-dehnten waldfreien Almgebieten.

Schermis

Mundartliche Aussprache: Schärmis. Belegaus-wahl: o. J. Schermoos (DTA II-2, S. 318).Etymologie: Wohl zum Tiroler Wort Scherm m., speziell hier in der Bedeutung‘Viehunterstand’ (vgl. Schatz, S. 519) und tir. Moas m. ‘abgeholzter Waldteil’, „Maiß“. (vgl.Schatz, S. 410). Ursprünglich könnte somit ein gerodetes Gebiet bezeichnet worden sein, aufdem ein Viehunterstand platziert war. Der Be-leg Schermoos zeigt Einblendung des WortesMoos. Dass dieses ursprünglich nicht zugrun-deliegt, ist am bestimmten Artikel des Namensersichtlich, denn es heißt der und nicht das Schermis.

Vorbei am Mousa, gelangt man nach Aschbach und seinen Höfen: Sîmon, Schlouta, Rieda, Loacha, Prig-gla, Keara, Louba, Lâna, Moar in Åschpåch mit der alten Schule, Earharscht und Pårschtlpaur und der Moarhoufa.

Hier beginnt das Kåtzntoul mit seinen Höfen, Pål-leite, Rauchnpîchl, Untowêga, Wegschoada, Ëgga, Schmit, Kåssa, Kindla und Kindlahaisl und das Obo-haus (Kindlleachn). Darüber befindet sich die Gi-lenke, an die die großflächige Waldflur Mëiso an-schließt.

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Die Gilenke, zu deren Deutung Finsterwalder schreibt: „Für auffallende Biegungen des Geländes, vor allem für jene Einbiegung, die in den Alpenkämmen eine tief eingeschnittene Senke, ein Bergjoch darstellt, ist dagegen sicher oft der Vergleich mit der Einbuchtung des menschlichen Körpers an der Hüfte (= ahd. hlancha) gebraucht worden. Daher kommen im Pustertal und in Osttirol Namen wie Lenke (= ahd. hlenchi Gelenk(scharte) u. a. oft vor.“

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

In Ehrenburg beginnend, rechts an der Kirche und dem Kirchpîchl vorbei, vorbei an Påttra und Purga, auf dem so genannten Römerweg, gelangt man zu den ersten Höfen des Getzenbergs.

Passend zum Römerweg findet sich links der Wålle-achna, dessen urkundliche Belege alle auf Walchle-chen hindeuten und damit entweder auf einen ladinischsprechenden Baumann oder das Vorhan-densein einer Walkmühle.

Zwischen den Hügeln, die den Bergfuß des Getzen-bergs hier hinter Ehrenburg charakterisieren und die ihn vor allem für die Frühgeschichte interessant machen, befinden sich Wåchtleachn, Hintopîchl, Kåschtoula, Mîlhaisl. Richtung Innergetzenberg geht es zu den Höfen Earschpâm, Huibn, Sånta und Ebma. Fedra und Krëssa bilden den Abschluss gegen Ellen hin. Über ihnen breiten sich die Hoamwaldo der Höfe, zu Wald gewordene Bergwiesen und der Ehrenburger Hochwald aus.

Die Fedrakånzl ragt über einer steilen Wand hervor, während darunter der Prillamîlweg den Ehrenbur-ger Wald durchquert, um zum Burgerbach zu ge-langen.

Zu erwähnen ist auch ein ganz unspektakulärer Flurname: die Ebmagruibe oberhalb des Huiba Hoachwålt. Das Feuchtgebiet ist als Niedermoor mit Seggenbewuchs als hydrologisches Naturdenk-mal geschützt.

Von dort aus hat man Kialeachn, den einstmals stattlichen Hof der Künigl und heute Alm, vor sich. Im Tal drin liegen die frühere Prillamîle und die Kialeachnasouge.

Einige Fluren wie die „Rampe“ oder die „alte Seil-bahn“ erinnern auf Kühlechen noch an die Beförde-rungsmittel vergangener Jahre.

Der Almerweg führt zu den heute zugewachsenen Bergwiesen Krëssa, Wintowêga, Ebma, Kofla, die heute Wald sind. Die Wiesenfläche der Moasålbe über ihnen ist noch frei. Unter dem Moaskopf scha-ren sich die Moasnamen – Koulmoas, långes Moas, Moaslåcke … Auch einen Flurnamen Prunftplåtz gibt es hier, ein Ort, an dem sich vermutlich die Hir-sche zur Brunftzeit treffen, und sogar ein kleines „Joch“, das Krëssajëchl.

Unterhalb von Kialeachn befinden sich die Höfe des Außergetzenbergs, Leachna, Mëisl, Hopfleachna, Wintowêga, Stibila und Kofla, Oachna und Låckna. Beim Låckna sind wir auch bei demjenigen Hof, der den Namen des ganzen Berghangs trägt, des Geaznperga.

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Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Kühlechen, früher stattlicher Hof der Künigl, heute Alm

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Das Geaznpergaschtëckl in der Nähe des Hofs war früher eine Ein-siedelei. Vom Geaznperga aus gelangt man zu den unteren Hö-fen des Getzenbergs, Hëirschwårschte, Plûns, Pergismilla, Wîsa, Pfraumpâm und den letzten vor der Gemeindegrenze zu Vintl, den Romila. Die oberen Höfe Prånta, Ëgga, Fuchs, Houfa liegen auf der nächsten Geländestufe mit dem Kofla.

Ober diesen Höfen breitet sich der Geaznperga Wålt aus mit den verschiedenen Hauswäldern der Höfe, den Zimita Waldo und den früheren Bergwiesen. Offen sind heute noch die Ëggapergwîse und die Kâsowîse an der Gemeindegrenze zu Rodeneck, zwischen de-nen die Wenzlhitte liegt, und die Romilapergwîse, die keilförmig in das Gemeindegebiet von Vintl ragt. An andere Wiesen erinnern nur mehr die Namen, wie die Pfraumpâmpergwîse, die Zên Wîsn, die Pråntapergwîse oder die Fraunwîse.

Die Einsiedelei beim Getzenberger; der Wohnbereich steht heute nicht mehr.

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Die Dorf- und Weilernamen

Anhang

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Die Namen Kiens und Kienberg

Der Ortsname Kiens und der Weilername Kienberg haben ein ähnliches Klangbild. Aus diesem Grund könnte man vermuten, dass die beiden Namen sprachlich zusammengehören. Doch ob sich die-se Vermutung auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht stützen lässt, ist eine andere Frage. Und die-ser Frage wollen wir im Folgenden nachgehen.

Der Name Kiens

Die Herkunft und ursprüngliche Bedeutung von Kiens ist bis heute ungewiss bzw. umstritten. Aber bevor wir uns diesem Problem widmen, werfen wir einen Blick auf die Beleglage, wie sie in Egon Kü-hebacher: OSG I, S. 194 dokumentiert ist:1006–1039 Kiehna, Kienas; 1050–65 Chienes, Chienas; 1142–70 Chienes; 1248 Kiens; 1399 Chiens; dann Chiens und Kiens; 1770 Kiens; 1817 Kins; Kiens; um 1840 Kiens; 1910 Kiens.

Bisherige Deutungen des Namens Kiens

Von den bisherigen Deutungen des Namens Kiens sollen hier jene von Carlo Battisti und Egon Kü-hebacher eingehender diskutiert werden.

Carlo Battisti (DTA II-2, S. 235–236) denkt an eine Ableitung vom Appellativ Kien ‘Kienspan, Fackel, Kiefer’. Ursprünglich handle es sich um ein Kompo-situm, von dem die Bestimmung (‘Berg’, ‘Eck’, ‘Tal’) verloren gegangen sei. Der Name Kiens stellt also nach Battisti verkürztes „Kiensberg“, „Kienseck“, „Kienstal“ dar. Battistis Deutungsversuch ist aus folgenden Gründen haltlos: 1. Dass in zusammen-gesetzten Ortsnamen die Bestimmung wegfallen und nur mehr das Grundwort übrig bleiben kann, kann für das Deutsche nicht nachgewiesen werden. So haben Namen wie Getzenberg, Pustertal seit al-ters das Grundwort -berg, -tal. Und außerdem kann in der Tourismussprache in Namen wie Gitsch, Grö-den das Grundwort -berg, -tal sogar verdeutlichend angehängt werden. 2. Auch semantisch ist Battistis Deutung problematisch: Es wäre recht merkwür-dig, wenn ein ganzer Berg, ein Geländevorsprung oder ein ganzes Tal nach einer einzelnen Kiefer benannt wäre. 3. Wenn, so Battistis Überlegung zufolge, der Name Kiens von Kienberg abgeleitet ist, dann muss man sich fragen, warum auch nicht Kienberg zu Kiens verkürzt wurde und wo das s von Kienberg geblieben ist, warum der Name also nicht *Kiensberg lautet.

Wohl aus gutem Grund geht Egon Kühebacher (Orts-, Hof- und Flurnamen von Kiens, S. 267; OSG I, S. 194) auf Battistis Deutungsvorschlag erst gar nicht ein. Für Kiens erwägt Kühebacher vielmehr den Personennamen ahd. Kuono. Aus einer ent-

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sprechenden Verkleinerungsform Kienl sei bei Ab-fall des -l und Anfügung der Lokativendung Kienes, Kiens geworden. Aber auch diese Deutung lässt sich nicht aufrecht erhalten, und zwar aus folgen-den Gründen: 1. Eine Verkleinerung des Personen-namens ahd. Kuono lautete ahd. Kuonilo und mhd. Küenel. Frühestens im 13. Jh. wäre im Bairischen üe zu ie entrundet worden. Doch haben sämtliche Be-lege schon vor dieser Zeit, genaugenommen bereits seit Beginn der Überlieferung, ie und geben somit keinen Hinweis auf einen Umlaut üe. Bei dem ie in Kiens handelt es sich daher nicht um entrundetes üe, sondern um ein bereits althochdeutsches ie. 2. Für den Abfall der Endung -l im Ortsnamen Kiens gibt es keinen ersichtlichen Grund. Es müssten ggf. Parallelfälle angeführt werden. 3. Dass ein Perso-nenname zu einem Ortsnamen werden konnte, ist an sich zwar nichts Ungewöhnliches, doch wäre nach althochdeutschem Muster der Personenname mit dem Suffix ahd. -ingun (Dativ Plural), -hovun (Dativ Plural) oder -heim und nicht mit einem ein-fachem „Lokativ-s“ versehen worden. Mit anderen Worten: Wenn der Ortsname Kiens tatsächlich den Personennamen ahd. Kuonilo beinhalten würde, wäre mit ahd. *Kuonilingun, *Kuonilenhovun, *Kuo-nilenheim zu rechnen. Diese hätten im Mittelhoch-deutschen *Küenelingen, *Küenelenhoven, *Küene-lenheim ergeben. Die modernen Entsprechungen wären *Kien(e)ling, *Kien(e)lhofen, *Kien(e)lheim.

Neuer Deutungsvorschlag

Wenn der Name Kiens zum deutschen Wort Kien gehören würde (was Battisti ja vermutet), dann würde eine entsprechende Ableitung Kienach lau-ten (vgl. die sehr häufigen Bildungen Ahornach, Birkach, Eichach, Lärchach, Steinach usw.). Ein Zu-sammenhang zwischen Kiens und Kien kommt da-her zuletzt aus morphologischen Gründen nicht in Frage. Nicht nur aus phonologischen, sondern auch aus morphologischen Gründen ist ein Zusammen-hang mit dem Personennamen ahd. Kuono auszu-schließen. Wir dürfen soweit festhalten, dass der Name Kiens nicht deutschen Ursprungs sein kann, weil er sich germanistisch nicht deuten lässt. Aber es lässt sich auch keine romanische Sprachwurzel finden. Letzteres hat bereits Battisti zur Kenntnis genommen. Aus sprachwissenschaftlichen Grün-den muss davon ausgegangen werden, dass der Name Kiens vorrömischer Herkunft ist. Diese Fest-stellung würde der Siedlungsgeschichte durchaus ins Bild passen, zumal sich der Ort Kiens auf der Achse eines wichtigen und großen Durchzugstales befindet. Der Name Kiens war also schon unter den Romanen in Gebrauch, und es stellt sich nun die Frage, wie er in deren Sprache gelautet haben mag.

Das Hauptproblem bei dieser Frage ist, dass altes k im Romanischen vor e oder i praktisch nicht vor-kommen konnte, da im frühen Alpenromanischen wie im Standarditalienischen jedes lateinische k,

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geschrieben c, in dieser Position zu tsch wurde: vlat. centu ‘hundert’ > ital. cento, lad. cënt; vlat. cinque ‘fünf’ > ital. cinque, lad. cinch. Erst im späteren Al-penromanischen konnte, grob geschätzt um 1000 herum, vor e und i neues k entstehen, und zwar aus kw – im Lateinischen qu und im Ladinischen ch ge-schrieben: vlat. questione ‘Frage’ > ital. questione, lad. chestiun; vlat. quietu ‘ruhig’ > ital. quieto, lad. chiet. Da der Name vordeutscher Herkunft ist, muss das K- in Kiens ursprünglich von einem *Kw- stam-men, das im Alpenromanischen um 1000 herum zu *K- geworden ist. Ursprüngliches K- muss also des-halb ausgeschlossen werden, weil dieses bereits im frühesten Romanischen (spätestens ab 400 n. Chr.) von der Palatalisierung (k > tsch) erfasst worden wäre. Und in einem solchen Fall hätte der Name, je nachdem, ob er im Althochdeutschen oder Mittel-hochdeutschen (d. h. vor oder nach ca. 1050) einge-deutscht wurde, *Ziens oder *Tschiens ergeben. Wir gelangen also zum Schluss, dass wir eine Sprach-wurzel mit *Kw- im Anlaut ansetzen müssen.

Dass wir im Romanischen bzw. Lateinischen dies-bezüglich nicht fündig werden, wurde bereits er-wähnt. Wir müssen weiter in die Sprachgeschichte und damit in die vorrömische Zeit zurückgehen und aus einer Sprache schöpfen, von der es keine schriftlichen Zeugnisse gibt, die es aber, neben an-deren, im Tiroler Raum nachweislich gegeben hat. Über die vorrömischen Sprachen in Tirol, deren

ehemalige Existenz sich so gut wie nur mehr in den geografischen Namen erweist, wurde bereits eini-ges gerätselt und geforscht. Es würde zu weit füh-ren, die Forschungsergebnisse hier in ihrer ganzen Breite wiederzugeben. Erwähnt sei nur soviel, dass mit mindestens einer nicht-indogermanischen Sprache, nämlich dem Rätischen, und mindestens drei indogermanischen Einzelsprachen, nämlich dem Keltischen, Ostalpenindogermanischen A (mit Affinitäten zum Venetischen) und B (mit Affinitä-ten zum Illyrischen) zu rechnen ist.

Da die Lautverbindung kw typisch für indogerma-nische Sprachen ist und dagegen für das nicht-indogermanische Rätische nicht nachgewiesen ist, liegt eine vorrömisch-indogermanische Etymolo-gie des Namens Kiens am nächsten. Aus indoger-manistischer Sicht bietet folgende Sprachwurzel den einzigen Anhaltspunkt: Idg. *�uei-, erweitert *�uei-d-, *�uei-s-, *�uei-t- ‘leuchten; hell, weiß’ (IEW, S. 628).1 Reflexe von dieser Wurzel finden wir in diversen indogermanischen Einzelsprachen. Die hier für uns am interessantesten sind jene mit d-Erweiterung. Diese sind am besten in den germa-nischen Sprachen in den Begriffen für ‘weiß’ und ‘Weizen’ vertreten, und zwar mit der Normalstufe idg. *�uei-d-o-, der o-Stufe idg. *�uoi-d-o- und der Schwundstufe idg. *�ui-d-o-. Es folgen nun Beispie-le. Mit idg. *�uei-d-o- > germ. *�wekita-:2 got. weits 1 Das Zeichen � ist wie ein k und j gleichzeitig zu lesen.2 Das Zeichen ist als ch zu lesen.

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Nun gab es in indogermanischen Einzelsprachen ein Suffix -�n, das an Adjektive angehängt wurde und dazu diente, Personennamen oder Namen für Tiere zu bilden. Wir finden es z. B. in germ. *�er�n ‘Bär’ < ‘der Braune’, zu lit. b�ras ‘braun’, aber vor al-lem in Personennamen wie lat. R�f� ‘der Rothaari-ge’ zu lat. r�fus ‘rot(haarig)’; lat. N�s� ‘der Großnasi-ge’ zu n�sus ‘Nase’; griech. Strab�n ‘der Schielende’ zu strabós ‘schielend’ (Krahe/Meid III, S. 92), lat. Cat� zu catus ‘gescheit, schlau’ (Untermann, S. 99). Das Suffix -�n hatte also individualisierende Funk-tion. So wie germ. *�er�n ‘der Braune’ = ‘Bär’ dem Adjektiv lit. b�ras ‘braun’ und lat. Ruf� ‘der Rothaa-rige’ dem Adjektiv lat. r�fus ‘rot(haarig)’ entspricht, könnte ein Substantiv ostalpenidg. *Kweid-�n, *Kwid-�n ebenfalls dem Farbadjektiv germ. *�wei-ta-, *�wita- = ostalpendig. *kweido-, *kwido- ent-sprochen und somit ‘der Weiße’ oder ‘Weißhaa-rige, Hellhäutige’ bedeutet haben. Soweit hätten wir einen Personennamen ostalpenidg. *Kweid�n, *Kwid�n erschlossen.

Wie konnte aber aus dem Personennamen ein Orts-name entstehen? Der Personenname *Kweid�n, *Kwid�n konnte mit dem Zugehörigkeitssuffix -no- versehen werden. Von den vorkeltischen Sprachen ist das Suffix -no- besonders stark im nicht-indoger-manischen Etruskischen, dem damit verwandten Rätischen und im indogermanischen Venetischen vertreten. Nach Ausweis der Inschriften, die alle aus vorhistorischer Zeit stammen, bestand die Haupt-

‘weiß’, altisländ. hvítr, angelsächs. altfries. altsächs. hw�t, ahd. (h)w��; mittelengl. white, schwed. mda. hvite, westfäl. wi�t ‘Weizen’. Mit idg. *�uoi-d- > germ. *�wait-: got. �aiteis ‘Weizen’, altisländ. hvei-ti n., angelsächs. hw�te, altfries., altsächs. hw�ti, ahd. weizzi, mhd. weizze, wei��e, nhd. Weizen, regi-onale Nebenform Weißen. Mit idg. *�uid-o- > germ. *�wita-: niederländ., niederd. witt ‘weiß’, altfries. hwit. Der Zusammenhang zwischen der weißen Farbe und dem Wort für ‘Weizen’ erklärt sich da-durch, dass das Getreide nach der weißen Farbe des Mehls oder der Frucht benannt ist (Kluge/Seebold, S. 982; Pfeifer, S. 1553).

Der Name Kiens = Gebiet eines *Kwéidon oder *Kwí-don ‘der Weiße, der Weißhaarige, Hellhäutige’?

Im Lateinischen und im Keltischen ist die Wurzel idg. �uei- nicht vertreten. Das Farbadjektiv weiß lautete im Lateinischen nämlich albus und im Kelti-schen *windos. Nun müsste angenommen werden, dass die Wurzel idg. *�uei- aber sehr wohl in jener ostalpenindogermanischen Einzelsprache existier-te, aus der der Name Kiens stammt. Auf der Basis von dieser Wurzel, die genau so wie im Germani-schen mit -d- erweitert wäre, könnte in der für uns in Frage kommenden ostalpenindogermanischen Sprache das Adjektiv *kwéido- ‘weiß’ existiert ha-ben, und dieses würde genau germ. *�weita- ‘weiß’ entsprechen.

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funktion des Suffixes darin, die Zugehörigkeit eines Individuums zu dessen Vorfahr auszudrücken, um einen Beinamen zu schaffen. Die Bedeutung des Suffixes war somit ‘Sohn oder Tochter einer Person X’. Nun ist es denkbar, dass die Nachsilbe -no- nicht nur zur Bildung von Beinamen, sondern auch von Orts- und Flurnamen diente und daher ‘Ort, Flur oder dgl. einer Person namens X’ bedeutete. Dass dies zumindest für das Rätische sehr wahrschein-lich ist, wurde anhand von diversen Tiroler Orts-namen bereits des Öfteren gezeigt.3 Dass sich das Ostalpenindogermanische derselben Bildungswei-se bediente, würde der Name Kiens anzeigen.

Konkret in diesem Fall dürfte der genaue Ausgang -n� gelautet haben. Dabei handelt es sich entwe-der um die Endung des Nominativs Singular ei-nes Femininums oder des Nominativs/Akkusativs Plural eines Neutrums. Eine Bildung ostalpenidg. *Kwéid�n-n�, *Kwíd�n-n� konnte soviel wie ‘zu *Kwéid�n, *Kwíd�n gehörige Flur’ oder ‘zu *Kwéid�n, *Kwíd�n gehörige Gebiete’ bedeuten. Das Grund-wort, also das Wort für ‘Gebiet oder dgl.’ müsste in diesem Fall feminines Genus gehabt haben und im Singular gebraucht worden sein (vgl. z. B. unser Wort die Wiese, die Weide, die Flur), oder es konnte

3 So durch den Verfasser, z. B. im Zusammenhang mit den Namen Brixen, Truden (zur genauen Quellenangabe, s. Lite-raturverzeichnis).

neutrales Genus gehabt haben und im Plural ge-braucht worden sein (vgl. z. B. die Güter, die Felder, die Gebiete). Auf jeden Fall dürften das Grundwort bereits in der betreffenden ostalpenindogerma-nischen Einzelsprache weggefallen und somit *Kwéid�n-n�, *Kwíd�n-n� selbstständig gebraucht worden sein. Noch in jener Sprache, in der der Name geprägt wurde, wurde dieses *Kwéid�n-n�, *Kwíd�n-n� durch Vereinfachung des Doppel-n zu *Kwéid�n�, *Kwíd�n-n�. Der Grund für diese Ver-einfachung könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Länge des vorausgehenden unbetonten Vo-kals gelegen haben. Ein entsprechendes Lautgesetz kennen wir jedenfalls aus dem Venetischen, einer in vorrömischer Zeit im Nordosten Oberitaliens ge-sprochenen und inschriftlich überlieferten Sprache. So haben wir venet. uko (zu lesen: Úk�) < *Úk�n für einen Männernamen, und ukona ‘Tochter des Uko’ (zu lesen: Úk�na) < *Úk�n-na für den Beinamen ei-ner Frau (Untermann, S. 36). Dass im Ostalpenindo-germanischen dasselbe Lautgesetz gegolten haben könnte, wäre gewiss kein Zufall, im Gegenteil: Dies zeigt, dass das Venetische mit jener Sprache, aus der beispielsweise der Name Kiens stammt, sicher in einer engeren verwandtschaftlichen Beziehung stand.

Darüber hinaus ist in einer venetischen Inschrift in Este (Provinz Padua) der Vorname kvito belegt. Als kuitos begegnet der Name auch auf der gallischen Inschrift von Briona (Provinz Novara). In der For-

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schung (vgl. Untermann, S. 162) wird dieses kvito, kuitos mit Vorbehalt als Entlehnung aus dem Per-sonennamen lat. Quintus ‘der Fünfte’ interpretiert. Das fehlende n in venet. kvito, gall. kuitos gegen-über lat. Quintos wird als sporadische Schreibge-pflogenheit erklärt (vgl. Untermann, S. 108). Aber gerade in diesem Fall wäre aufgrund des fehlenden n vielmehr an eine Anknüpfung an idg. *�ui-t-, d. h. mit Schwundstufe und -t-Erweiterung, zu denken. Ein entsprechender, mit unserem Wort ‘weiß’ ur-verwandter Personenname *Kwito < *Kwit�n könn-te also durchaus im Venetischen existiert haben und ins Gallische entlehnt worden sein. Die Wurzel wäre dieselbe wie im Germanischen und aber auch im Ostalpenindogermanischen, aus dem der Name Kiens stammt.

Aus ostalpenidg. *Kwéid�n�, *Kwíd�n� wurde im lateinischen Mund *Kw�d�na, *Kwidóna und durch vulgärlateinische Kürzung der Langvokale *Kwedó-na, *Kwidóna. Durch den westromanischen Ausfall von d in intervokalischer Stellung4 entstand *Kweó-na, *Kwióna und durch die alpenromanische Verein-fachung von Kw- zu K- schließlich alpenrom., altlad. *Keóna, *Kióna. Auf der Stufe von alpenrom., altlad. *Keóna, *Kióna gelangte der Name vor 1100 ins Deutsche, wo er durch die germanische Initialbeto-nung und althochdeutsche Lautverschiebung ahd.

4 Vgl. z. B. klat. P�dus > oberital. *Pao > Po; klat. *Endida > al-penrom. *Endia > Egna; lat. Veldidena > alpenrom. *Veldiéna > ahd. *Wilt�na > Wilten.

*Kchíona > *Kchíena ergab.5 Diesem *Kchíena ent-spricht genau der Beleg Kiehna von 1006–1039. Der aus demselben Zeitraum stammende Beleg Kienas zeigt dagegen bereits das Genitiv-s, wie es seit alt-hochdeutscher Zeit bei einer Reihe von Ortsnamen im Tiroler Raum angehängt wurde. Das häufige Anfügen von s an Ortsnamen ist wohl als Indiz für den spät- und hochmittelalterlichen Siedlungsaus-bau durch die deutschen Stämme (Baiern, Franken, Alemannen) zu werten. Aus Kiehna wurde somit Kienas, weil das umliegende Gebiet zum ursprüng-lichen Siedlungskern oder zur ursprünglichen Flur dazugerechnet wurde. Dasselbe ist bei einem Na-men wie Taufers anzunehmen. In vordeutscher Zeit waren Namen dieses Typs s-los. Den endgültigen Beweis dafür liefern die Ableitungen Kiener, Taufe-rer, die zeigen, dass das s nicht stammhaft ist.

Der Name für Kiens hat sich, bis auf den Umstand, dass er mit dem Genitiv-s versehen wurde, seit sei-ner Eindeutschung nicht mehr auffällig verändert. Nach Ausweis der Belege wurde das a der Nacht-onsilbe in typisch mittelhochdeutscher Weise im 11. Jh. zu e abgeschwächt, daher Kienas, Chienas > Chie-nes; und im Beleg Kiens von 1248 finden wir den ersten Hinweis dafür, dass dieses e bereits in der Mitte des 13. Jhs. ganz unterdrückt werden konnte. Auch alle nachfolgenden Belege zeigen von diesem

5 Vgl. dieselbe Entwicklung *Regóntjos > lat. *Regontius > vlat. *Regónzu > westrom. und alpenrom. *Reónzu > ahd. (mit Genuswechsel) *Ríonza > *Ríenza.

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und in volsk.7 Bibr�nus ‘Biberfluss’ zu idg. *bhebhru- ‘Biber’ (vgl. Krahe/Meid III, S. 111).8

Mit Blick auf das Grundwort des Namens Kiens wäre in diesem Fall von der schwundstufigen Wur-zel idg. *�ui-d- > ostalpenidg. *kwid- ‘Weizen’ (mit unklarer Stammbildung) auszugehen. In Verbin-dung mit dem genannten Kollektivsuffix könnte ein ostalpenindogermanisches *kwídein� – man vergleiche lit. ropienà ‘Rübenfeld’ – soviel wie ‘Wei-zenfeld’ bedeutet haben. Dieser Begriff könnte sich im lateinischen Mund zu *kwid�na und durch die vulgärlateinische Kürzung der Langvokale zu *kwi-déna weiterentwickelt haben. Durch den westrom-anischen Ausfall von d in intervokalischer Stellung, der oben bereits besprochen wurde, konnte *Kwié-na entstehen. Die alpenromanische Vereinfachung von Kw- zu K- erbrachte schließlich alpenrom., alt-

7 Das Volskische gehörte zur oskisch-umbrischen Sprach-gruppe und war demnach mit dem Lateinischen enger ver-wandt.8 Dem litauischen Beispiel entspricht mit hoher Wahr-scheinlichkeit lat. r�p�na zu r�pum, dem volskischen viel-leicht lat. fibr�nus, ahd. bibir�n ‘vom Biber’. Doch sind lat. r�p�na, fibr�nus und ahd. bibir�n zweideutig, weil die Suffixe idg. -eino- und -�no- im Lateinischen und Germanischen in -�no- zusammengefallen sind. Im Lateinischen und Germa-nischen könnte daher in allen Fällen auch -�no- vorliegen. Kein Zusammenfall der beiden Suffixe hat, so wie im Litau-ischen, im Keltischen stattgefunden. So setzt das Suffix in gall. bebr�nus, etwa im Gegensatz zu lat. fibr�nus und ahd. biber�n, eindeutig idg. -�no- fort, denn idg. -eino- hätte im Keltischen, so wie im Volskischen -�no- ergeben.

e konsequent keine Spur mehr. Anders im Ladini-schen: Das ladinische Exonym für Kiens lautet Chìe-nes. Da hier das e der Nachtonsilbe noch erhalten ist, muss der Name in etwa vor der Mitte des 13. Jh. ins Ladinische importiert worden sein.6 Wäre der Name im Ladinischen kontinuierlich seit dem Latei-nischen überliefert, müsste er *Chióna lauten – mit demselben Ausgang wie corona ‘Krone’, ‘Aufsatz im Gelände’, vgl. Plan de Corones.

Der Name Kiens = Weizenfeld?

Da, so zeigt das Germanische, vom Adjektiv für ‘weiß’ das Wort für ‘Weizen’ abgeleitet ist, wäre zu überlegen, ob es für den Weizen grundsätzlich dasselbe Benennungsmotiv und zudem auf der Ba-sis derselben Sprachwurzel auch in einer anderen indogermanischen Einzelsprache, in unserem Fall dem Ostalpenindogermanischen, geben konnte. Aus morphologischer Sicht wäre eine Ableitung vom Wort für ‘Weizen’ in Kiens durchaus zulässig, denn der Name könnte jenes Kollektivsuffix -éino- beinhalten, das wir von anderen indogermanischen Einzelsprachen kennen: In der reinsten Form finden wir es z. B. in lit. ropienà ‘Rübenfeld’ zu róp� ‘Rübe’

6 Ein weiterer ladinischer Import ist z. B. Türesc < *t�vres< *t�vers aus mhd. *t�vers für Taufers aus ostalpenidg.A *�úber ‘Talverengung’. Erbwörtlich ist dagegen lad. Vandoi-es (mit ladinischem Plural-s) für Vintl, aus vorrömisch-idg. *wendúlj� oder *windúlj�.

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lad. *Kiéna. Ein alpenromanisches oder altladini-sches *Kiéna konnte im Althochdeutschen *Kchíena ergeben. Der Weg von ahd. *Kchíena zur heutigen Form Kiens wäre derselbe, wie er oben bereits auf-gezeigt wurde. Zu erwähnen bliebe nur noch, dass in diesem Fall der Name bei erbwörtlicher Über-lieferung im Ladinischen *Chiëina, *Chiëna lauten müsste – mit demselben Ausgang wie Gherdëina, Gherdëna für Gröden.

Der Name Kienberg: „Kiener Berg“ oder „Berg mit Kienvorkommen“?

Wir wollen uns nun ausführlicher dem Namen Kienberg widmen. Die Struktur des Namens Kien-berg lässt den Schluss zu, dass zwischen Kiens und Kienberg kein etymologischer Zusammenhang be-steht und dass die lautliche Ähnlichkeit zwischen den beiden Namen nur Zufall ist. Weder ist Kiens von Kienberg abgeleitet (entgegen Battisti: DTA II-2, S. 235–236) noch Kienberg von Kiens (entge-gen Kühebacher: OSG I, S. 194). Gründe, die gegen eine Ableitung des Namens Kiens von Kienberg sprechen, wurden oben bereits genannt. Und der Grund, dass die Ableitung auch nicht in die umge-kehrte Richtung erfolgt sein kann, ist folgender: Eine Ableitung von Kiens würde *Kiener Berg lauten. Belegt ist der Name aber seit Beginn der Überlie-ferung als Chienperc (1253), Chienperge (1300) usw. (Stolz IV, S. 140). Die Bildungsweise des Namens

zeigt vielmehr, dass es sich tatsächlich um einen „Kien-Berg“ handelt, also um einen Berg mit Be-stand an harzigem, pechigem Föhrenholz. In der Tat ist der Kienberg für sein reiches Föhrenvorkommen heute noch bekannt. Bereits Carlo Battisti (DTA II-2, S. 257) interpretierte den Namen in diese Richtung. Das Benennungsmotiv des Berges wäre demnach sein Rohstoff. Benennungen eines Berges nach sei-nem Rohstoff sind nichts Ungewöhnliches, vgl. z. B. Kupferberg, Silberberg.

Die Grundbedeutung von Kien, ahd. chien, kien ist ‘Kieferharz’ oder ‘Föhrenharz’. Aber schon seit alt-hochdeutscher Zeit konnte mit chien, kien nicht nur mehr das Harz selbst, sondern das Holz, von dem das Harz herrührt, bezeichnet werden. Dement-sprechend bedeutet auch tir. ki�n n. (mit Varianten) einerseits ‘harziges, pechiges Holz der Zwergkiefer’, andererseits ‘Föhre, Fichte, Lärche’ (Schatz, S. 333). Im Althochdeutschen finden wir noch ein Kompo-situm kienforha, mit der demnach besonders harz-reiche Föhren bezeichnet wurden. Das neuhoch-deutsche Wort Kiefer als Nebenform zu Föhre ist aus ahd. kienforha zusammengeschrumpft. Unse-ren Tiroler Mundarten ist das Wort Kiefer bis heute fremd, denn hier gelten die mundartlichen Entspre-chungen zu nhd. Föhre, also forh� f. usw. (Schatz, S. 185).

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Zusammenfassung

Die lautliche Ähnlichkeit zwischen dem Ortsnamen Kiens und den Weilernamen Kienberg beruht auf reinem Zufall. Sprachgeschichtlich sind die beiden Namen nicht verwandt. Der Name Kiens hat mit dem Wort Kien ‘Kieferharz, Föhrenharz’ nichts zu tun, aber er lässt sich auch nicht von einem alt-hochdeutschen Personennamen Kuonilo herleiten. Mit ziemlicher Sicherheit kann festgehalten wer-den, dass der Name Kiens vorrömischer Herkunft ist. Er könnte aus einer vorrömisch-indogermani-schen, genauer: ostalpenindogermanischen Spra-che stammen und mit unseren Begriffen weiß und Weizen verwandt sein. Ausgehen ließe sich einer-seits von ostalpenidg. *Kwéid�nn� oder *Kwíd�nn�. Dieses konnte soviel wie ‘Gebiet eines *Kwéid�n oder *Kwíd�n’, also ‘des Weißen, Weißhaarigen, Hellhäutigen’ bedeuten. Eine andere Deutungs-möglicheit wäre ostalpenidg. *Kwídein� ‘Weizen-feld’. Der Name Kienberg ist dagegen deutschen Ursprungs und bedeutet ‘Berg mit Kienvorkom-men’.

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Erklärung der sprachwissen-schaftlichen Begriffe *

Adjektiv Eigenschaftswort, WiewortAkkusativ Wenfall, 4. FallAppellativ Wort, das Gegenteil von

einem NamenBenennungsmotiv Auffälligkeit, nach dem ein

Objekt benannt werden kann

Bestimmung in Wortzusammensetzungen jener Teil, der das Grundwort (siehe dort) näher bestimmt, z. B. Haustür. Haus-= Bestim-mung (was für eine Tür?), -tür= Grundwort.

Dativ Wemfall, 3. FallDiminutiv Verkleinerungsform, die eine grammatikalische

Endung (z. B. männlich, weiblich; Einzahl, Mehrzahl) bekommt.

entrunden so nennt man den Vorgang, wenn z. B. aus ö ein e und aus ü ein i wird.

erbwörtlich seit der Ursprache überliefert

etruskisch eine ausgestorbene nicht-indogermanische Sprache in der Toskana und im Norden Latiums

Etymologie die Herkunft und Bedeu-tung (eines Begriffes)

feminin weiblichFemininum weibliches Hauptwortgallisch eine ausgestorbene keltische

Sprache im westlichen Ober-italien und in Frankreich

Genitiv Wesfall, 2. FallGenus grammatisches Geschlecht

(männlich, weiblich, sächlich)Grundwort in Wortzusammenset-

zungen jener Teil, der eine allgemeine Bedeutung hat und erst durch die Bestim-mung (siehe dort) eine genauere Bedeutung erhält

illyrisch eine ausgestorbene indo-germanische Sprache auf dem Balkan

indogermanisch die Ursprache der meisten europäischen Sprachen wie Germanisch, Lateinisch, Grie-chisch, Keltisch, Slawisch.

* Selbsterklärende Ausdrücke wie vorrömisch, Laut-verschiebung werden nicht berücksichtigt.

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Initialbetonung Betonung eines Begriffes auf der ersten Silbe

intervokalisch zwischen zwei Selbstlauten befindlich

Kollektivsuffix Nachsilbe, um einen Sam-melbegriff zu bilden

Kompositum WortzusammensetzungLokativ Fall des Ortes (gibt es im

Deutschen nicht mehr)morphologisch die Form eines Begriffes

betreffendneutral sächlichNeutrum sächliches HauptwortNominativ Werfall, 1. FallNormalstufe e-Stufe= mit e als Hauptvo-

kal in der Sprachwurzelo-Stufe mit o als Hauptvokal in der

SprachwurzelPalatalisierung Vorverlegung der Ausspra-

che im Mund durch Hebung des Zungenrückens

phonologisch die Lautung eines Begriffes betreffend, lautlich

Plural Mehrzahlrätisch eine ausgestorbene nicht-

indogermanische Sprache im Tiroler Raum

Schwundstufe wenn der Hauptvokal e oder o in der Sprachwurzel geschwunden ist

semantisch die Bedeutung eines Begrif-fes betreffend, bedeutungs-mäßig

Singular EinzahlStammbildung die Art und Weise, wie eine

Sprachwurzel erweitert sein kann, bevor sie mit einer grammatischen Endung (z. B. für den Singular oder Plural) versehen wird

Substantiv HauptwortSuffix Nachsilbevenetisch eine ausgestorbene indo-

germanische Sprache im östlichen Oberitalien

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Abkürzungen und Zeichen

* rekonstruierte, also nicht schriftlich belegte Form oder hypothetische Form

< entstanden aus> wird zuahd. althochdeutschalpenrom. alpenromanisch= Vorstufe des La-

dinischenaltlad. altladinischDTA Dizionario Toponomastico Atesinof. femininum, weibliches Hauptwortgerm. germanischidg. indogermanischIEW Indogermanisches Etymologisches

Wörterbuchital. italienischKG Katastralgemeindeklat. klassisches Latein = die „Hochspra-

che“ des Lateinischenlad. ladinischlit. litauischmda. mundartlichmhd. mittelhochdeutsch

n. neutrum, sächliches Hauptwortnhd. neuhochdeutschniederd. niederdeutscho. J. ohne JahrOSG Die Ortsnamen Südtirols und ihre

Geschichteostalpenidg. ostalpenindogermanischtir. tirolisch, tirolerischV. Verbvgl. vergleichevlat. Vulgärlatein = dialektales Lateinwestrom. westromanisch (zu diesem gehört

auch das Alpenromanische und spä-tere Ladinische)

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Zur mundartlichen Schreibung

In der Wiedergabe der mundartlichen Aussprache wurde versucht, diese so einfach und damit auch so leserlich wie möglich zu gestalten.

Durch spezielle Schriftzeichen wurden folgende Laute hervorgehoben:

Das Zeichen ˆ bei den Vokalen kennzeichnet die Länge, wie in wîse „Wiese“, lâna „Lahner“ oder mîle „Mühle“.

å charakterisiert einen offenen o-Laut an, der das verdumpfte a in Wörtern wie ålbe „Albe“, Påch „Bach“ oder åcko „Acker“ wiedergibt und im Stan-darddeutschen meistens einem a entspricht.

Im Gegensatz dazu charakterisiert das normal-schriftliche o einen geschlossenen o-Laut, wie in toul „Tal“ oder strouße „Straße“.

Der geschlossene e-Laut, wird durch ë ausgedrückt, wie beispielsweise bei Stëckl „Stöckl“ oder Këlba „Kälber“.

Das normalschriftliche e drückt einen neutralen oder offenen ä-Laut aus, wie in Felt „Feld“ oder Weg „Weg“.

Der so genannte lange i-Laut ie drückt immer ei-nen Diphthong aus und kennzeichnet nicht wie im Standarddeutschen die Länge des Vokals. Er steht für die mundartliche Aussprache von Liensperga „Liensberger“ oder Rieda „Rieder“.

ai und ei, die für einen gleichwertigen Laut stehen, wurden etymologisch verwendet, wie bei Zaine „Zäune“ oder Leite „Leite“.

Anlaut- und Auslautverhärtung wird jeweils durch den entsprechenden harten Konsonanten gekenn-zeichnet, wie bei Wånt „Wand“ oder Perg „Berg“.

Ansonsten wurde die Standardschreibung beibe-halten, falls standarddeutsche Lautung und mund-artliche Aussprache übereinstimmen, wie bei Spitze oder Leite. Im Sinne der Lesbarkeit wurde auch das so genannte scharfe S, wie in strouße „Straße“, bei-behalten.

Auf die Schreibung von Doppelkonsonanten wur-de verzichtet, da ein nicht durch das Längenzeichen gekennzeichneter Vokal grundsätzlich kurz gespro-chen wird. Ausnahmen davon bilden die Schrei-bung der mit Milla „Müller“ gebildeten Namen.

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Literaturnachweis zu den einzelnen Kapiteln:

Wo der Sage nach, ein römisches Castell gestanden haben soll …Frühgeschichtliches: erste Spuren der Besiedlung

Titelzitat: Aus der Römerzeit. In: Bozner Zeitung, 38. Jg., Nr. 263 vom 16.11.1880, S. 3

Fenster „Pluns“Belege: Herbert Theobald Innerhofer: Höfe- und Häusergeschichte der Gemeinde Kiens. In: Heimat-buch der Gemeinde Kiens. Hg. v. Arbeitskreis Hei-matbuch Kiens. Kiens 1988, S. 381–507, S. 479

Arbenburc, Gozzenperc, Kiehna, Burin und Houarun Die Dorf- und Weilernamen

Titelzitat: Der Titel gibt die Erstbelege für Kiens und seinen Fraktionen Ehrenburg, St. Sigmund (Peuern), Getzenberg und Hofern wieder.Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. 1. Bd., 2. Aufl., Bozen 1995, S. 194, 128, 159, 406

Das Eschpanguet am Gezenperg iezt aber Erschpaumb genanntDie Höfe

Titelzitat: Archiv des Klosters Neustift, zitiert nach Heimatbuch der Gemeinde Kiens. Hg. v. Arbeits-kreis Heimatbuch Kiens. Kiens 1988, S. 418

Fenster „Erschbaum“Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörter-buch. Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872-1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. 3 Bde. Stuttgart, 1992. Online-Version, verfügbar unter http://ger-mazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbue-cher/lexer/wbgui?lemid=LA00001 (15.03.2010), Bd. 1, Spalte 719

Fenster „Krösser, Winterweger, Schönbrot, Kindler“Carlo Battisti e Maria Montecchini: Dizionario To-ponomastico Atesino. Vol. II-2. I nomi locali del-la Pusteria. Parte II. La giurisdizione di Brunico. Firenze, S. 247f., 257, 304, 311Egon Kühebacher: Orts-, Hof- und Flurnamen im Gemeindegebiet von Kiens als Denkmäler der Sprach- und Siedlungsgeschichte. In: Heimatbuch der Gemeinde Kiens. Hg. v. Arbeitskreis Heimat-buch Kiens. Kiens 1988, S. 260–268

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Der mag auf der tratten ze seiner notturft ain tagwerch lands einzeinen und peunten Rund um den Hof: Peinten, Zelgen und Traten

Titelzitat:Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. Leipzig 1854–1960. Online-Version, verfüg-bar unter: http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB (15.03.2010), Bd. 21, Spalte 1280

Fenster „Peinte“:Gerhard Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch. 4. Aufl. 1993. Online-Version. Verfügbar unter: http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html (15.03.2010), Buchstabe B, S. 212Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 1, Spalten 1747–1748

Fenster „Trate“Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd 21, Spalte 1279–1281

Fenster „Umastroute“Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 1, Spalte 2090–2093

Ein Stuck Erdreich, so bald in Acker, bald in Wiesen liegt …Äcker, Wiesen und Weide

Titelzitat:Südtiroler Landesarchiv, Rustikalsteuerkataster Schöneck, Nr. 4, fol. 345

Fenster „Gmoa und Gritzn“Schatz, Josef: Wörterbuch der Tiroler Mundarten. Für den Druck vorb. v. Karl Finsterwalder. Bd. I. Innsbruck: Wagner 1955 (=Schlern-Schrift 119), S. 261 Köbler: Alt-hochdeutsches Wörterbuch, Buchst. G, S. 379

Fenster „Protokoll über die Schafweide“Pfeifhofer: Die Landwirtschaft einst und jetzt. Unveröffentlichtes Manuskript.

Hackh, Schlag oder PrennDer Wald und die Jagd

Titelzitat:Kiener Dorfordnung 1600. In: Heimatbuch Kiens, S. 575

Fenster „Die Moasnamen am Getzenberg“Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 1, Spalte 2090–2093.

Fenster „Rîse und Pîzat“Schatz: Wörterbuch, S. 83; Köbler: Althochdeutsches

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Wörterbuch, Buchst. B, S. 220.Schatz: Wörterbuch, S. 487; Köbler: Althochdeut-sches Wörterbuch, Buchst. R, S. 79.

Fenster „Der letzte Wolf in Kiens und im Pustertal“ Julius Max Schottky: Bilder aus der süddeutschen Alpenwelt.- Innsbruck: Wagner 1834, S. 227f.

In der Alben, die gelegen ist auf den Perg, genant der PichlerbergAuf der Alm und am Berg

Titelzitat:„Vrbar- und Freyhaidt Puech der Herrschaft Schenegg“ 1523. In: Heimatbuch Kiens, S. 570

Fenster „Kulinarisches beim Almabtrieb“Pfeifhofer: Die Landwirtschaft einst und jetzt. Unveröffentlichtes Manuskript

Fenster: PfarraKöbler: Althochdeutsches Wörterbuch, Buchst. P, S. 5

Frühere und heutige Almgebiete:Karl Pfeifhofer: Die Landwirtschaft einst und jetzt. Unveröffentlichtes Manuskript.

Zu seiner mil und schmiten den Pach jederzeit geniesen …Pachlan, Seablan und LåcknMühlen, Stampfen und Sägen

Titelzitat Pfeifhofer: Wasser. Unveröffentlichtes Manuskript

Fenster „Die Wasserzuteilung zwischen Kiens und St. Sigmund im Jahre 1676“Pfeifhofer: Wasser. Unveröffentlichtes Manuskript

Fenster „Gannaruna“Hans Fink: Gannaruna. In: Der Schlern. Illustrierte Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde. 64. Jg. Heft 2.- Bozen: Athesia 1990, S. 113

Fenster „Brunnen“Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch, Buchst. B,S. 271

Fenster „Mühlen und Sägen am Burgerbach 1940“Pfeifhofer: Wasser. Unveröffentlichtes Manuskript.

Fenster „Ein Streifzug durch die Geschichte der Sä-gemühlen“Pfeifhofer: Wasser. Unveröffentlichtes Manuskript.

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Weeg, Steig, Pruggen oder StegWege, Brücken und Zäune

TitelzitatKiener Dorfordnung 1600, S. 576

Fenster „Kotzersteig“Hermann Wopfner: Bergbauernbuch. Von Arbeit und Leben des Tiroler Bergbauern. Hg. von Niko-laus Grass. Bd. 1., Innsbruck 1995, S. 366

Fenster „Åntlaszaine“Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch, Buchst. A, S. 83

Fenster „Reide“Schatz: Wörterbuch, S. 478Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch, Buchst. R, S. 67

Nos parrochialem ecclesiam ChiensGeistliche Obrigkeit

Titelzitat: Auszug aus der Schenkungsurkunde von 1157 des Bischofs Hartmann von Brixen der Pfar-re Kiens an das Kloster Neustift. In: Heimatbuch Kiens, S. 288

Godilan, geat heddo …Sagen und Dorfgeschichten

Titelzitat:Karl Pfeifhofer: Geschichten vom Volksmund erzählt: Die Monigl. In: Heimatbuch Kiens, S. 242

Fenster „Der Kienberger Riese“Johann Adolf Heyl, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 603f.

Fenster „Die Ehrenburger Riesen“Johann Adolf Heyl: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol. Brixen 1897, S. 603.

Fenster „Klapf“Schatz: Wörterbuch, S. 337

Fenster „Grampla“Schatz: Wörterbuch, S. 248, 254

In Toule und afn Perg Die Flurnamenlandschaft im Überblick

Bild „Gilenke“Karl Finsterwalder: Tiroler Ortsnamenkunde (=Schlern-Schriften 287). Bd. 3. Einzelne Landesteile betreffende Arbeiten. Südtirol und Außerfern. Register, Innsbruck 1995, S. 1006

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Bibliographie

Ungedruckte Quellen

Pfeifhofer, Karl: Kiens – Nachträge zum Dorfbuch – Unveröffentlichtes Manuskript

Südtiroler Landesarchiv, Steuerkataster Schönegg

Südtiroler Landesarchiv: Erhebung der Flurnamen Südtirols. Gemeinde Kiens mit Nachträgen.

Literatur

Battisti, Carlo e Maria Montecchini: Dizionario To-ponomastico Atesino (= DTA II-2). Vol. II-2. I nomi locali della Pusteria. Parte II. La giurisdizione di Bru-nico. Firenze 1939. 2).

Aus der Römerzeit. In: Bozner Zeitung, 38. Jg., Nr. 263 vom 16.11.1880, S. 3.

Fink, Hans: Quelle am Getzenberg. In: Der Schlern. Illustrierte Monatszeitschrift für Heimat- und Volkskunde. 64. Jg. Heft 2., Bozen 1990, S. 113.

Finsterwalder, Karl: Tiroler Ortsnamenkunde. Bd. 3. Einzelne Landesteile betreffende Arbeiten. Südtirol

und Außerfern (= Schlern-Schriften 287), Register, Innsbruck 1995.

Förstemann, Ernst: Altdeutsches Namenbuch. 1. Band. 2. Auflage, Bonn 1900. NachdruckMünchen/Hildesheim 1966.

Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde., Leipzig 1854–1960. Online-Version, verfügbar unter: http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB (15.03.2010).

Heimatbuch der Gemeinde Kiens. Hg. v. Arbeits-kreis Heimatbuch Kiens, Kiens 1988.

Heyl, Johann Adolf: Volkssagen, Bräuche und Mei-nungen aus Tirol, Brixen 1897.

Kluge, Friedrich/Seebold, Elmar: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24.Auflage, Berlin und New York 2002.

Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch. 4. Aufl. 1993. Online-Version. Verfügbar unter: http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html (15.03.2010).

Kollmann, Cristian: Alte und neue Überlegungen zum Namen Brixen. In: Brixen. I. Die Geschichte. Im Auftrag des Vereins „Prichsna 901–2001“. Hg. von

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146

Barbara Fuchs, Hans Heiss, Carlo Milesi und Gustav Pfeifer, Bozen 2004, S. 13–27.

Kollmann, Cristian: Vordeutsche Orts- und Flurna-men in Truden. In: Truden. Hg. von derGemeinde Truden, Truden 2005, S. 383–392.

Krahe, Hans und Wolfgang Meid: Germanische Sprachwissenschaft. 3 Bde., Berlin und NewYork 1969.

Kühebacher, Egon: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte (= OSG I), 1. Bd. 2. Aufl., Bozen 1995.

Kühebacher, Egon: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte (= OSG III), 3. Bd. Bozen 2000.

Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörter-buch. Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872–1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. 3 Bde., Stuttgart 1992. Online-Version, verfügbar unter http://ger-mazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbue-cher/lexer/wbgui?lemid=LA00001 (15.03.2010).

Pfeifer, Wolfgang 2003: Etymologisches Wörter-buch des Deutschen. 6. Aufl., München2003.

Pokorny, Julius: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch (= IEW), Tübingen und Basel 1959.

Rutz, Benno: St. Sigmund im Pustertale. Geschichte und Beschreibung. O.O. 1920.

Schatz, Josef: Wörterbuch der Tiroler Mundarten. Für den Druck vorb. v. Karl Finsterwalder (= Schlern-Schrift 119) Bd. I., Innsbruck 1955.

Schatz, Josef: Wörterbuch der Tiroler Mundarten (=Schlern-Schrift 120). Für den Druck vorb. v. Karl Finsterwalder, Bd. II., Innsbruck 1956.

Schottky, Julius Max: Bilder aus der süddeutschen Alpenwelt, Innsbruck 1834.

Stolz, Otto: Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden (= Stolz IV), Band 4, Innsbruck 1934.

Untermann, Jürgen: Die venetischen Personenna-men, Wiesbaden 1961.

Wopfner, Hermann: Bergbauernbuch. Von Arbeit und Leben des Tiroler Bergbauern. Hg. von Niko-laus Grass. 3 Bde., Innsbruck 1995, 1996,1997

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Register

Almaweg Almerweg Wegverbindung in GetzenbergÅlte Houfaweg Alter Hoferweg Wegverbindung in Getzenberg, auch Alter KirchwegÅlto Kirchweg Alter Kirchweg Wegverbindung in Getzenberg, auch Alter HoferwegÅlte Prugge Alte Brücke Ehemalige Brückenverbindung nach IlsternÅlto Rauchn-pîchlamîlweg

Alter Rauchen-bichlermühlweg Wegverbindung im Katzental

Ålte Soalpôn Alte Seilbahn Flur auf Kühlechen am Standort einer ehemaligen Materialseilbahn

Åltkofla Altkofler Haus in KiensÅngo Anger Flurname für (eingezäunte) Wiesen in Hofnähe, Pl. AngoÅntlaszaine Antlaszäune Straße in KiensÂrznloch Arzenloch Höhle unterhalb IrenbergÅschpåch Aschbach Streuweiler in Hofern

Audn Auen Sammelbezeichnung für die ehemaligenAulandschaften an der Rienz

Auflång Auflang Flur bei St. Sigmund Außovouråcko Außervoracker Flur bei St. SigmundChrischtileebme Christeleebene Waldboden in GetzenbergChrischtileloch Christeleloch Graben in GetzenbergDachspîchl Dachsbichl Geländekuppe am KienbergDecka Decker Hof in HofernDeckafelt Deckerfeld Feld des Deckers in HofernDërfl Dörfl Siedlung in HofernDrei Kraize Drei Kreuze Wetterkreuze beim Plattner am KienbergDreiegg Dreieck Flur am Kienberg

Dreikraizo Dreikreuzer Grenzmarkierung der Gemeinden Rodeneck, Kiens und St. Lorenzen

Earharscht Erhart Hof in Hofern

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Earharschtmîle Erhartmühle ehemalige Mühle am Grünbach in HofernEarschpâm Erschbaum Hof in GetzenbergEbma Ebner Hof am GetzenbergEbmagruibe Ebnergrube geschützte Flur in GetzenbergEbmapergwîse Ebnerbergwiese frühere Bergwiese in GetzenbergËgga Egger Hof in GetzenbergËggaålbe Eggeralm frühere Alm in GetzenbergËggapåch Eggerbach Bach in Getzenberg, auch Federbach und Kohlbach Ëggapergwîse Eggerbergwiese Flur in Getzenberg Ëggaschtåll Eggerstall frühere Almwiese in GetzenbergËggerpergwîse Eggerbergwiese Bergwiese in Getzenberg Êrnburga Hoachwolt

Ehrenburger Hochwald Waldflur in Getzenberg

Elznackole Elzenackerle Flur bei St. SigmundÊrnburga Prugga Ehrenburger Brücke Brücke über die Rienz bei Ehrenburg

Êrnburga Waldo Ehrenburger Wälder Wälder der Ehrenburger Bauern am Kienberg

Êrnburga Weg Ehrenburger Weg Wegverbindung vom Kienberg nach EhrenburgFåcknrouda Fackenrader früherer Hausname in KiensFålknschtoanwånt Falkensteinwand Felswand oberhalb St. SigmundFedopåch Federbach Bach in Getzenberg, im Unterlauf EggerbachFedoschpîl Federspiel Waldflur in GetzenbergFedra Federer eigentlich Federspiel, Hof in GetzenbergFedrakånzl Federerkanzel Geländevorsprung in GetzenbergFëglroan Vögelrain Flur im KatzentalFeurpankl Feuerbankl Bank in EhrenburgFeurpîchl Feuerbichl Geländekuppe am KienbergFischa Fischer Hof in St. SigmundFischahaisl Fischerhäusl Haus in Ehrenburg, auch JagerhäuslFouche Foche Waldflur in Getzenberg an der Gemeindegrenze zu Vintl

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Fraunwîse Frauenwiese Waldflur in GetzenbergFriamëssaegg Frühmessereck Hausecke in KiensFriamëssawålt Frühmesserwald Waldflur in KiensFuchs Fuchs Hof in GetzenbergGålgnåcko Galgenacker Flur in St. Sigmund an der Grenze zu VintlGålte Galte Flur in GetzenbergGannaruna Gannaruna Sagenhafte Quelle in GetzenbergGarbazaine Garberzäune Wegverbindung in St. SigmundGarbakoufl Garberkofel Flur in St. Sigmund, ältere Bezeichnung für Beim WerkGatschaleite Gatscherleite Flur in KiensGåttaåcko Gatteracker Flur bei IlsternGattoletroutnweg Gatterletratenweg Feldweg am KienbergGåttomoarprinne Gattermoarbrünne Quellen in HofernGåtton Gattern Großflur unterhalb des Kienbergs an der RienzGåttoschtått Gatterstatt Wegkreuzung in Hofern Gearschtlschtëckl Gerstlstöckl Kapelle beim Gerstl in KiensGearschtl Gerstl Hof, ehemaliger Gasthof in KiensGearschtlåcko Gerstlacker Feld des Gerstl in KiensGearschtlzaine Gerstlzäune Wegverbindung zwischen Kiens Dorf und dem Hof Gerstl

Geaznperga Dërre Getzenberger Dörre Waldflur in Getzenberg

Geaznperga Feltweg

Getzenberger Feldweg Wegverbindung in Getzenberg

Geaznperga Strouße

Getzenberger Straße Wegverbindung nach Getzenberg

Geaznperga Waldo

Getzenberger Wälder Wald in Getzenberg

Geaznperga-pergwîse

Getzenberger Bergwiese frühere Bergwiese des Getzenbergers in Getzenberg

Geaznper-gaschtëckl Getzenbergerstöckl Kapelle beim Getzenberger

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Geaznpergawåsso Getzenberger-wasser Quelle in Getzenberg

Gilenke Gelenke Waldflur in HofernGimeinderîse Gemeinderise Geländerinne in GetzenbergGissa Gisser Gasthof in St. SigmundGissafouchtrëgile Gisserfochtrögele Wassertrog in Getzenberg

Gisse Häusergruppe bei St. Sigmund, auch KellerGoaßklåpf Geißklapf Felsformation bei der Falkensteinwand oberhalb St. SigmundGols Gols Höfe am Kienberg, Obergolser und UntergolserGolsawåsso Golser Wasser Quelle des Golsers am KienbergGrampla Grample früherer Name für den Oberkofler in Kiens

Grianpåch Grünbach auch Kiener Bach, Hinterbach, Rumplbach,Grenzbach zu Pfalzen

Grianpåcha Grünbacher Hof in KiensGrianpåcha Obohitte

Grünbacher Oberhütte obere der beiden Grünbacher Almhütten

Grianpåcha Untohitte

Grünbacher Unterhütte untere der beiden Grünbacher Almhütten

Grianpåchaålbe Grünbacheralm Almgebiet in HofernGrianpåchjoch Grünbachjoch Berggipfel oberhalb der GrünbacheralmGrianpåchsea Grünbachsee Bergsee oberhalb HofernGrianpîchl Grünbichl Hügel in Getzenberg, Industriegelände in KiensGrians Pachl Grünes Bachl Ufergelände der Rienz beim Gisser

Gries verbaute Flur bei KiensGroufnfelt Grafenfeld Handwerkerzone in Ehrenburg, auch Hofanger

Gruipåch Gruibbach auch Grabbach, Grubbach, Grenzbach zu Terenten, im Unterlauf Kahlerbach

Gruipåchpichl Gruibbachbichl Geländekuppe am Gruibbach Haipîchl Heubichl Geländekuppe in GetzenbergHaislwîsn Häuslwiesen allgemeine Bezeichnung für die Wiesen beim Zuhaus der Höfe

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Hanslmoar Hanslmoar Hof in St. SigmundHanslmoarmîle Hanslmoarmühle frühere Mühle in St. SigmundHanslmoarzepfe Hanslmoarzäpfe Flur in St. Sigmund

Hauswålt Hauswald allgemeine Bezeichnung für die an die Hofstelle anschließen-den Heimwälder der Höfe

Hauswîsn Hauswiesen allgemeine Bezeichnung für die Wiesen bei der HofstelleHearnroan Herrnrain Flur bei der Kirche in St. SigmundHëirschwårte Hörschwarte Hof in GetzenbergHelui Helui verbaute Flur in EhrenburgHërndle Hörndle Berggipfel oberhalb GrünbacheralmHiandopîchl Hühnerbichl Waldflur in Hofern, auch HühnerspielHiandoschpîl Hühnerspiel Waldflur in Hofern, auch HühnerbichlHilba Hilber Hof und Gasthof in Kiens, Gasthof Gatterer

Hintopåch Hinterbach auch Kiener Bach, Hinterbach, Rumplbach, Bach an der Grenze zu Pfalzen

Hintopîchla Hinterbichler Hof in GetzenbergHintopîchlaweg Hinterbichlerweg Wegverbindung von Ehrenburg zum HinterbichlerHintrëggawålt Hintereggerwald Waldflur in KiensHirschlåcke Hirschlacke Feuchtgebiet in GetzenbergHittila Hüttaler Hittaler, Hof in HofernHoache Spitze Hohe Spitze Berggipfel am Grenzkamm gegen das Mühlwalder TalHoamwaldo Heimwälder Hauswälder der HöfeHolzacko Holzäcker Fluren bei EhrenburgHopfleachn Hopflechen Hof in GetzenbergHôrackole Haarackerle Flur am KienbergHôslaprunn Haselbrunn Quelle in HofernHoufa Hofer Hof in GetzenbergHoufångo Hofanger Handwerkerzone in Getzenberg, auch GrafenfeldHoufapachl Hoferbachl Bach in Getzenberg

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Houfapriggile Hoferbrückele Waldflur in GetzenbergHousnålbe Obohitte

Hasenalm Oberhütte obere der beiden Almhütten der Hasenalm

Housnålbe Untohitte

Hasenalm Unterhütte untere der beiden Almhütten der Hasenalm

Huiba Hoachwålt Huber-Hochwald Waldflur in GetzenbergHuibagimpfl Hubergimpfl Flur in St. SigmundHuibapeinte Huberpeinte Flur in St. SigmundIlschtra Aue Ilsterer Aue Aulandschaft an der RienzIlschtra Pâdl Ilsterer Badl ehemaliges Kurbad in IlsternIlschtra Prugge Ilsterer Brücke Rienzbrücke bei IlsternIrenberg Irenberg Hügel und Hof in PfalzenJâgahaisl Jagerhäusl Haus in Ehrenburg, früher SchuleKâla Kahler Hof in St. SigmundKâlahëlle Kahlerhölle Bachschlucht hinter dem Kahler in St. Sigmund Kâlapåch Kahlerbach Unterlauf des GruibbachKålbisatoul Kaltwassertal Alm und Berggebiet oberhalb von HofernKålbisatoulpåch Kaltwassertalbach Bach durch KaltwassertalKålbisatoulsea Kaltwassertalsee Bergsee in Kaltwassertal oberhalb HofernKåltnhausa Kaltenhauser Gasthaus in Kiens, Hotel Zur Post

Kåltnhausaprugge Kaltenhauser-brücke Rienzbrücke bei Kiens

Kåltnhausa-schtëckl Kaltenhauserstöckl Kapelle im Unterdorf von Kiens

Kåschtoula, Kastola Kastoler Hof in Getzenberg

Kåschtoulawîse Kastolerwiese Wiese des Kastolers in GetzenbergKâso Kaser allgemeine Bezeichnung für AlmhütteKâsowîse Kaserwiese Almflur in GetzenbergKåssa Kasser Hof in Katzental

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Kåtznloatr Katzenleiter Steigverbindung zwischen Decker und Kahlerhölle bei St. Sigmund

Kåtzntoul Katzental Bergtal oberhalb HofernKåtzntoula Weg Katzentaler Weg Wegverbindung ins KatzentalKeara Kehrer Hof in HofernKearawålt Kehrerwald Wald des Kehrer in HofernKëck Köck Hof in KiensKëckwîse Köckwiese 1. Wiese in Ehrenburg, 2. Verbaute Flur in Kiens Keldo Keller Ortsteil von St. Sigmund, auch In der GisseKialåcke Kühlacke Feuchtgebiet in Getzenberg Kialeachn Kühlechen Alm in GetzenbergKialeachnahaisl Kühlechnerhäusl Zuhaus von KühlechenKialeachnasouge Kühlechnersäge ehemalige Säge am BurgerbachKialeachnawålt Kühlechnerwald Wald in GetzenbergKialëiga Kühleger Almflur auf der GrünbacheralmKiena Påch Kiener Bach auch Grünbach, Hinterbach, Rumplbach, Grenzbach zu PfalzenKiena Pëdn Kiener Böden Waldflur oberhalb KiensKiena Waldo Kiener Wälder am Hang des IrenbergKiena Weg Kiener Weg Wegverbindung zwischen St. Sigmund und KiensKiena Wîdnfelt Kiener Widumfeld Flur in KiensKiena Wîse Kiener Wiese Wiese bei Ilstern, auch PramstallwieseKienawîsnzaine Kiener Wiesenzäune Wegverbindung zu den Kiener Wiesen bei IlsternKindla Kindler Hof in KatzentalKindlahaisl Kindlerhäusl Hof in Katzental

Kindlahaislwîsile Kindlerhäusl-wiesele Wiese des Zuhauses des Kindler in Katzental

Kindlaschtëckl Kindlerstöckl Kapelle des Kindler in KatzentalKindlleachn Kindllechen Hof in Katzental, auch OberhausKircha Kircher Hof in Aschbach

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Kirchafelt Kircherfeld Flur in AschbachKirchloach Kirchloach Wald am Kienberg, auch PfarrerwaldKirchnwaldile Kirchenwaldele Wald in St. SigmundKirchpîchl Kirchbichl Kirchhügel von EhrenburgKirchtîrn Kirchtürme Felsformation am KienbergKirschleachn Kirschenlechen Hof östlich KiensKirschnleachna-aue Kirschenlechneraue Flur bei Kiens

Knarling Knarling Berg zwischen Pichlerberg und KaltwassertalKofla Kofler 1. Haus in Kiens, 2. Hof in Getzenberg und KiensKoflapachl Koflerbachl Bach in GetzenbergKoflaprunn Koflerbrunn Quelle in GetzenbergKoflleite Kofelleite Berghang des IrenbergKoflloch Kofelloch Höhle oberhalb von KiensKotzoschteig Kotzersteig Steigverbindung zwischen Terenten und St. SigmundKoulhitte Kohlhütte Waldflur in GetzenbergKoulmoas Kohlmoas Waldflur in GetzenbergKoulpåch Kohlbach Bach in Getzenberg, auch Federbach, im Unterlauf EggerbachKoulplåtz Kohlplatz Flur in EhrenburgKoulplatzlan Kohlplatzlen Flur in EhrenburgKoulschtått Kohlstatt Waldflur in EhrenburgKrågn Kragen Flur in GetzenbergKraizåcko Kreuzacker Flur in Hofern, auch KreuztrateKraizlåcko Kreuzlacker Flur in KiensKraiztroute Kreuztrate Flur in Hofern, auch KreuzackerKrëssa Krösser Hof in Getzenberg Krëssajëchl Krösserjöchl Waldflur in GetzenbergKroutnlåcke Krötenlacke kleiner See bei EhrenburgKrumpacko Krummäcker verbaute Flur in Ehrenburg

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Krumpe Lärche Krumme Lärche Baum in Getzenberg an der GemeindegrenzeKuiwoade Kuhweide Flur in St. Sigmund Låckna Lackner Hof in GetzenbergLåmmon „Lammern“ Bezeichnung für Schutt- und GeröllhaldenLâna Lahner Hof in AschbachLångåcko Langacker Flur in HofernLångackole Langackerle Flur am KienbergLångackole-tschåchn

Langackerle-tschachen Flur am Kienberg

Långe Forche Lange Föhre Wiese in St. SigmundLånges Moas Langes Moos Waldflur in GetzenbergLångpeinte Langpeinte Flur in HofernLångpëisn Langbesen Flur in IlsternLeachn Lechen Hof in GetzenbergLerchna Lerchner Hof in HofernLidosea Lidosee kleiner See bei EhrenburgLiensperga Liensberger Hof in Ilstern Lienspergaklapfl Liensbergerklapfl Waldflur in Getzenberg Lienspergawålt Liensberger Wald Wald des Liensberger in GetzenbergLinda „Lindach“ teilweise verbaute Großflur bei KiensLindnaaue Lindneraue Flur in St. SigmundLoach „Laich“ Waldflur am HausLoacha Loacher Hof in St. SigmundLoachareide Loacherreide Kehre der Pustertaler Straße bei St. SigmundLoacheweg Loacheweg Wegverbindung in St. SigmundLoamëggapîchl Loameggerbichl Geländekuppe in St. Sigmund

Louba Unterlober und Oberlober Höfe in Aschbach

Loubafelt Loberfeld Felder des Lober in AschbachLoubagritzn Lobergritzen Weideflur in Hofern

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Loubamîle Lobermühle Mühlgebäude am GruipbachLuzerna Luzerner Flur am KienbergMårchareide Marcherreide Kehre der Pustertaler Straße an der Grenze zu VintlMärchenwaldile Märchenwaldele Waldflur bei EhrenburgMaura „Maurach“ Flur an der Rienz bei Kiens Mauracko Maueracker Flur in St. SigmundMëisl Mösl Hof in GetzenbergMëiso Möser Waldflur in HofernMentla Mentler Hof in KiensMessna Messner Höfe und Häuser in St. Sigmund, Kiens und EhrenburgMiesla Miesler Hof in HofernMieslareide Mieslerreide Straßenkehre in HofernMîlacko Mühlacker Fluren an Mühlen oder MühlwegenMîlango Mühlänger Fluren an Mühlen oder MühlwegenMîlhaisl Mühlhäusl Hof in GetzenbergMilla Müller Häuser in Kiens und St. SigmundMillalåcke Müllerlacke Weiher in St. SigmundMîlpîchlkopf Mühlbichlkopf Geländekuppe bei EhrenburgMîlwege Mühlwege Wegverbindungen zu den MühlenMîlwîsn Mühlwiesen Fluren an Mühlen oder MühlwegenMittoweg Mitterweg Wegverbindung in Getzenberg

Moar „Mair“ Hofname in Kiens, St. Sigmund, Hofern, Getzenberg und Ehrenburg

Moar am Orscht Moar am Ort Hof in EhrenburgMoar in Åschpåch Moar in Aschbach Hof in AschbachMoarålbe Moarhofalm Alm in HofernMoaranpåch Moar am Bach Hof in EhrenburgMoarhofer Moarhofer Hof in Aschbach Moarhoufmîle Moarhofmühle ehemalige Mühle am GrünbachMoarpåch Moarbach Bach und Flur bei Ehrenburg

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Moarpîchl Moarbichl Geländekuppe bei KiensMoas Moas Waldflur in GetzenbergMoasålbe Moasalm Alm in GetzenbergMoaskopf Moaskopf Waldkuppe in GetzenbergMoaslåcke Moaslacke Feuchtgebiet in GetzenbergMoidlanreide Moidlanreide Wegkehre in GetzenbergMontila Heache Montaler Höhe Flur in St. Lorenzen bei EhrenburgMontila Weg Montaler Weg Wegverbindung vom Kienberg nach MontalMousa Moser Hof in HofernMousawåssoloch Moserwasserloch Quelle in HofernMulto Multer Bergflur oberhalb HofernMutenock Mutenock Berggipfel oberhalb Hofern, auch MittenockNella Neller Hof in HofernNidomoar Niedermoar Hof in EhrenburgNidomoarwålt Niedermoarwald Waldflur am KienbergNeumoar Neumoar Hof in EhrenburgOachna Eichner Hof in Getzenberg und St. SigmundOachnapeinte Eichnerpeinte Flur in HofernOachnawåsso Eichnerwasser Quelle in GetzenbergOachpîchl Eichbichl Waldflur in EhrenburgOanat Einat Großflur zwischen Kiens und St. SigmundOanatwålt Einatwald Waldgürtel oberhalb Einat zwischen Kiens und St. SigmundObofischa Oberfischer Hof in KiensObogols Obergols Hof am KienbergObokåltprunn Oberkaltbrunn Quellgebiet in KaltwassertalObokôr Oberkar Bergflur unterhalb des MutenockObomoar Obermoar Hof in EhrenburgObomoaraue Obermoaraue Flur in St. Sigmund Oboschneidawåld Oberschneiderwald Wald des Oberschneider in St. Sigmund

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Ochsngarschtl, Öchsngarschtl Ochsengartl Almflur in Kaltwassertal

Ochsnwoade Ochsenweide Flur bei EhrenburgÔlëign „Ablegen“ Fluren zur HolzlagerungPåchackole Bachackerle Flur in HofernPåchleachn Bachlechen Hof in KiensPåchoufnpîchl Backofenbichl Flur in HofernPåchseite Bachseite Waldflur in GetzenbergPairbachl auch Peuerbachl früherer Name des KahlerbachsPålleite Palleite Hof im KatzentalPangårscht, Pangårschto Pangart, Pangarter Streuobstwiesen am Haus

Pårschtlpaur Bartlbauer Hof in HofernPåttra Patterer Hof in EhrenburgPaumånnpîchl Baumannbichl Geländekuppe bei MühlenPeck Bäck Haus in KiensPergismilla Bergesmüller ehemaliger Hof in GetzenbergPfåffleite Pfaffleite Berghang oberhalb HofernPfarra Pfarra Almflur auf der GrünbacheralmPfårrafeld Pfarrerfeld Flur in St. SigmundPfårrawålt Pfarrerwald Waldflur am Kienberg, auch KirchloachPfraumpâm Pfraumbaum Hof in GetzenbergPfraumpâm-pergwîse

Pfraumbaum-Bergwiese frühere Bergwiese in Getzenberg

Pîchla Pichler Hof in KiensPîchlåcko Bichlacker Flur am KienbergPîchlaperg Pichlerberg Alm und Berggebiet oberhalb HofernPinta Binder, Pinter Haus in KiensPîrnpamackole Birnbaumackerle Flur in HofernPitole Pitterle Hof in St. Sigmund

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Pitoleaue Pitterleaue Flur in St. SigmundPitolegimpfl Pitterlegimpfl Verbaute Flur bei St. SigmundPîzatplatzl Pizatplatzl Waldflur in GetzenbergPîzatschtåll Pizatstall Stallgebäude oberhalb des Kindler in HofernPlåttna Plattner Hof auf dem Kienberg Plåttnakopf Plattnerkopf Geländekuppe am KienbergPlåttnawåsso Plattnerwasser Quelle am Kienberg

Plûna Pluner, Oberpluner und Unterpluner Höfe am Getzenberg

Plûnawålt Plunerwald Wald des Pluner in GetzenbergPlûns Pluns Höfegruppe in GetzenbergPôwålt Powald Waldflur am KienbergPrånta Pranter Hof in Getzenberg, am Kienberg und in Hofern Pråntåcko Brandacker Flur in HofernPråntapergwîse Pranterbergwiese Waldflur in GetzenbergPråntaschtëckl Pranterstöckl Kapelle in GetzenbergPråntholz Brandholz Hof und Waldflur in HofernPråntholza Brandholzer Hof in HofernPriggla Brüggler Hof in AschbachPrigglafelt Brügglerfeld Feld des Brügglers in AschbachPrigglawålt Brügglerwald Waldflur in HofernPrillamîle Prillermühle ehemalige Mühle am BurgerbachPrillamîlweg Prillermühlweg Waldweg zur PrillermühleProatacko Breitäcker Fluren an der Rienz bei St. SigmundPruggackole Brückackerle Flur an der Rienz bei St. SigmundPrunftplåtz Brunftplatz Waldflur in GetzenbergPrunna Brunner Hof in St. SigmundPrunnaaue Brunneraue Flur in St. SigmundPuinåcko Puinacker Flur bei St. Sigmund

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Purga Burger Hof in EhrenburgPurgapåch Burgerbach Unterlauf des KühlechnerbachsPurgawålt Burgerwald Waldflur in Ehrenburg

Putzenheache Putzenhöhe Gipfel oberhalb der Grünbacheralm am Grenzkamm gegen das Mühlwalder Tal

Râbwaldile Raubwaldele Waldflur in Getzenberg

Rampe Rampe Flur auf Kühlechen am Standort einer ehemaligen Rampe der Materialseilbahn

Råschtpîchla-schtëckl Rastbichlerstöckl Kapelle beim Rastbichler in St. Sigmund

Rauchnpîchl Rauchenbichl Oberrauchenbichl und Unterrauchenbichl, Höfe in KatzentalRauchnpîchla-heache

Rauchenbichler-höhe auch Rauchenbichlerkopf, Waldkuppe in Hofern

Rauchnpîchlakopf Rauchenbichlerkopf auch Rauchenbichlerhöhe, Waldkuppe in HofernReachhitte Rehhütte Flur am Kienberg Reachloato Rehleiter Flur in HofernReaspoudn Reasboden Waldboden in GetzenbergRëckwîsa Röckwieser Hof in HofernRëckwîsaweg Röckwieserweg Wegverbindung von Kiens zum RöckwieserhofReidnschwelle Reidenschwelle Waldwegkreuzung in HofernRennapîchl Rennerbichl Hügel in EhrenburgRezal Rezal Flur in den Auen bei IlsternRieda Rieder Hof in HofernRiedawîse Riederwiese Flur in HofernRindile Rindele Quelle in HofernRindilewålt Rindelewald Waldflur in HofernRindlapîchl Rindlerbichl Hügel in EhrenburgRîsn Riesen Geländerinnen im Wald zum HolztransportRomila Radmüller Hof am Getzenberg

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Romilapergwîse Radmüllerberg-wiese Flur in Getzenberg

Romilaschtich Radmüllerstich Wegabschnitt in Getzenberg Rossgårschtn Rossgarten Flur in GetzenbergRosslâna Rosslahner Geröllhang unterhalb des MutenocksRouda Rader Hof in KiensRoutes Mous Rotes Moos Waldflur in GetzenbergRumplpåch Rumplbach auch Kiener Bach, Grünbach, Hinterbach, Grenzbach zu PfalzenRunggina Waldo Runggener Wälder Waldflur am KienbergRussnhaisl Russenhäusl Haus in St. Sigmund, frühere StegermühleSånta Santer Hof in GetzenbergSåntaplatte Santerplatte Felsplatte in GetzenbergSantl Sandl verbaute Flur in EhrenburgSåttlakirche Sattlerkirche Felshöhle am KienbergSaulånt Sauland Flur in GetzenbergSauwoade Sauweide Flur in HofernSchallapachl Schallerbachl Bach in GetzenbergSchålleachn Schalllechen Hof in KiensSchaufl Schaufel Flur in HofernScheibåcko Scheibacker Flur in GetzenbergScheibile Scheibele Flur in Kiens und HofernSchermis Schermis Flur unterhalb des Dörfl in HofernSchiffrëgga Schifferegger Hof oberhalb St. SigmundSchlossa Schlosser Hof in KiensSchlouta Schlater, Schlatter Hof in AschbachSchmit Schmied Haus, Hof in Kiens und HofernSchmitåcko Schmiedacker Waldflur in EhrenburgSchmitålbe Schmiedalm Alm oberhalb HofernSchuilwålt Schulwald Waldflur in Hofern

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Schupfnholz Schupfenholz Waldflur in HofernSchwårznpåch Schwarzenbach Bach in GetzenbergSennhitte Sennhütte allgemeine Bezeichnung für AlmhütteSîmon Simon Hof in AschbachSîmonwålt Simonwald Waldflur in HofernSpitzpîchl Spitzbichl Hügel in EhrenburgStåmpfwîse Stampfwiese Flur in EhrenburgStångåcko Stangacker Flur in St. SigmundStëcklaue Stöcklaue Flur in der Nähe des St. Sigmunder StöcklStëckltroute Stöckltrate Flur in EhrenburgStêga Steger Hof in St. SigmundStibila „Stübeler“ Hof in GetzenbergStickle Stickle Flur in HofernSticklweg Sticklweg Wegverbindung in GetzenbergStifflåcko Stifflacker Flur in St. SigmundStoan Stein Waldkuppe oberhalb KiensStockazaine Stockazäune Wegverbindung in KatzentalStôdlåcko Stadelacker Flur in HofernTeinpåchtrëigo Teinbachtröger Wasserfassung des TeinbachsTicke Dicke Hof in HofernToalwîsilan Teilwieselen Flur in St. SigmundToulacko Taläcker Fluren in St. SigmundTreitling Treitling Großflur zwischen Kiens und Ehrenburg, auch TreitlingerTrolltroute Trolltrate Flur in HofernTschåchn Tschachen allgemeine Bezeichnung für JungwaldTschåchpåch Tschachbach Getzenberg, Grenzbach zu VintlTschåchwoade Tschachweide Flur in GetzenbergUilpîchl Uilbichl Hügel in der Nähe der St. Ulrichskirche in IlsternUmastroute Umastrate Flur in HofernUntafischa Unterfischer Hof in Kiens

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Unterloube,Oberloube

Unterlobe, Oberlobe Höfe in Aschbach, auch Unterlober und Oberlober

Untogols Untergols Hof am KienbergUntokåltprunn Unterkaltbrunn Quellgebiet im KaltwassertalUntokôr Unterkar Bergflur unterhalb des MutenockUntowêga Unterweger Hof in HofernVëlsa Völser Hof in KiensVoglpîchl Vogelbichl Hügel in Ehrenburg, auch ZimmermeisterbichlVouråcko Voracker Flur bei St. SigmundWåchtleachna-schtich Wachtlechnerstich Wegabschnitt in Getzenberg

Wåchtleachnaweg Wachtlechnerweg Wegverbindung in GetzenbergWåldåcko Waldacker Flur in Hofern und GetzenbergWålleachnafelt Walchlechnerfeld Feld des Hofes Walchlechen in GetzenbergWålsa Oberwalser Haus in St. Sigmund Waschtlanwassole Wastlenwasserle Quelle in GetzenbergWåssakåschtn Wasserkasten Weideflur bei KiensWåssoweg Wasserweg Waldweg zur Quelle Plattner Wasser am KienbergWåssowegreide Wasserwegreide Kehre des Wasserwegs am KienbergWegschoada Wegscheider Hof im KatzentalWeialåcke Weiherlacke Quelle in GetzenbergWëlfisgruibe Wölfesgrube Flur bei Ehrenburg, neuer: WolfisgruibeWenzlhitte Wenzelhütte Almflur in GetzenbergWerfl Werfel Großflur unterhalb des Kienbergs an der RienzWîdngarschtl Widumgartl Flur in KiensWinkla Winkler Hof in HofernWinklapîchl Winklerbichl Geländeerhebung in HofernWintowêga Winterweger Hof in GetzenbergWintowêgamîle Winterwegermühle frühere Mühle am BurgerbachWirschtsgarschtl Wirtsgartl Waldflur in Kiens

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Wîsa Wieser Hof in GetzenbergWolfnsgruibe Wolfensgrube Flur unterhalb Wachtlechen in KiensZaine Zäune Wegname im PustertalZên Wîsn Zehn Wiesen Waldflur in GetzenbergZigglåcko Zigglacker Flur in HofernZimita Hoachwåltweg

St. Sigmunder Hochwaldweg Waldweg zu den Sigmunder Wäldern in Getzenberg

Zimita Prugge St. Sigmunder Brücke bei Ilstern

Zimita Stëckl St. Sigmunder Stöckl in St. Sigmund

Zimita Waldo St. Sigmunder Wälder in Getzenberg

Zimita Weg St. Sigmunder Weg Wegverbindung zwischen Kiens und St. SigmundZimmomoaschto-pîchl

Zimmermeister-bichl Hügel bei Ehrenburg, auch Vogelbichl

Zwëlfaschpitz Zwölferspitz Gipfel oberhalb Hofern am Kammrücken gegen das Mühlwal-der Tal

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Die Dorf- und Weilernamen

Zum Herausgeber

Die Schützenkompanie Ehrenburg

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Die Schützenkompanie Ehrenburg

Die Gründungsversammlung der Schützenkompanie Ehrenburg fand am 24. Mai 2003 statt, das Gründungsfest im darauf folgen-den Jahr am 16. Mai 2004.

Die Schützenkompanie Ehrenburg sieht sich als Nachfolgeorgani-sation der Schützen des Gerichtes Schöneck. Diese werden zum ersten Mal anlässlich der Freiheitskämpfe 1797 am Monte Baldo unter ihrem Hptm. Steiner erwähnt. Während der Tiroler Freiheits-kämpfe 1809 und 1813 hatten sie sich besonders hervorgetan. Der Ehrenburger Graf Alexander Künigl war von der Kaiserin Maria Theresia 1741 zum Obersten eines Tiroler Schützenregiments er-nannt worden. Es ist erwähnt, dass 1846 in Kiens ein Schießstand stand und die dortige Kompanie 45 Standschützen zählte. 1865

Gründungsfest der Schützenkompanie Ehrenburg im Jahr 2004

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wurde Peter Putzer aus Ehrenburg zum Haupt-mann der 145 Mann starken Brunecker-Tauferer Schützenkompanie gewählt.

1907 wurde die Fahne der Standschützenkompa-nie geweiht. Diese wurde von 2003 bis 2009 von der Schützenkompanie Ehrenburg getragen und musste dann der Gemeinde Kiens zurückgegeben werden. Mit der Loslösung Südtirols vom Vaterland Österreich im Jahr 1919 kam das Schützenwesen in Kiens zum Erliegen. Im Jahre 1943 wurde der Schieß-stand noch einmal renoviert, und es gab kurzfristig wieder Aktivitäten in der Gemeinde. Doch ein Bom-benvolltreffer im Herbst 1944 besiegelte das Aus für den Kiener Schießstand.

Die Tätigkeiten der heutigen Schützenkompanie Ehrenburg sind vielfältig. Das Moarbachstöckl wurde im Jahr 2005 renoviert. Im Jahr 2007 wurde eine neue Schützenfahne angeschafft; Fahnenpa-tin wurde Anna Crazzolara aus Hofern. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Berufsschule Brun-eck hat die Schützenkompanie Ehrenburg 2008 das Getzenberger Stöckl renoviert. Besonders am Herzen liegt der Kompanie die volkstumspolitische Überzeugungsarbeit in der näheren Umgebung. So wurden Vorträge über den Ersten Weltkrieg und den Südtiroler Freiheitskampf in den 60er Jahren organisiert. In einer großen Podiumsdiskussion wurde zudem im Jahre 2006 diskutiert, ob Südti-rols Jugend noch ein Vaterland hat.

2008 hat die Schützenkompanie Ehrenburg den Landesmarschierwettbewerb gewonnen, im Ge-denkjahr 2009 trugen Ehrenburger Schützen beim Landesfestzug in Innsbruck das große Transparent „Los von Rom“. An der Organisation der Kund-gebung „Gegen Faschismus – Für Tirol“ in Bozen 2008 und in Bruneck 2009 waren die Mitglieder der Schützenkompanie Ehrenburg maßgeblich beteiligt. Jährlich wird der Tirolerball in Kiens or-ganisiert, der viele Personen anzieht. Bei den Pro-zessionen in den verschiedenen Fraktionen ist die Kompanie mit dabei. Ziel der Kompanie ist es, den Glauben, die Sprache, das Brauchtum und die Hei-mat zu pflegen und zu schützen und die Loslösung Südtirols vom Staat Italien und eine politische Wie-dervereinigung Tirols mit friedlichen Mitteln zu er-reichen – getreu dem Leitspruch der Kompanie: Der Freiheit entgegen!

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Die Dorf- und Weilernamen

Standschützenfahne aus dem Gemeindegebiet

Die Schützenkompanie Ehrenburg mit ihrem Transparent beim Landesfest-zug in Innsbruck 2009

Kameradschaft wird hoch gehalten

Beim Landesmarschierwettbewerb in Bozen erreichte die SK Ehrenburg den 1. Platz.

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Was geschieht bei den Schützen?

38 Schützen und Marketenderinnen zählt die Schüt-zenkompanie Ehrenburg heute. Sie ist Mitglied im Südtiroler Schützenbund, welcher aus rund 5.250 Schützen und Marketenderinnen, 140 Mitglieds-kompanien und 3 Schützenkapellen besteht. Eine Organisation, der die Erhaltung der Heimat, die Traditionspflege und der christliche Väterglaube am Herzen liegen, wie kaum einer anderen.

Überparteilich aber volkstumspolitisch aktiv

Die Aufgaben der Schützenkompanie Ehrenburg leiten sich grundsätzlich nicht aus politischen Vor-gaben ab. Überparteilich, und trotzdem einem kla-ren volkstumspolitischen Auftrag folgend, erarbei-tet der Ausschuss der Kompanie Vorgaben, nach denen die Kompaniemitglieder vor Ort auf demo-kratische Art und Weise ihrem Schützenauftrag ge-recht werden.

Liebe zur Heimat als Auftrag

Die Liebe zur Heimat bedeutet für Schützen vor allem auch die Liebe zu ihren Menschen. Spontane Hilfe und solidarische Aufgaben in der jeweiligen Gemeinde macht sie zum wichtigen Träger des in Tirol seit Jahrhunderten ausgeprägten Gemein-schaftssinns.

Kultur nicht nur pflegen, sondern vor allem leben

Dieser Leitspruch bestätigt sich im konsequenten Einsatz der Schützen in verschiedenen Bereichen: So werden das heimische Kultur- und Sprachgut und die Natur- und Trachtenlandschaft erhalten. Heimische Bau- und Kulturdenkmäler wie Kapel-len, Bildstöckln oder Wegkreuze werden restauriert oder neu errichtet und das Scheibenschießen wird gepflegt. Überliefertes Brauchtum wird gefördert und weitergegeben.

Heimat erleben und gestalten

Es gibt viele Wege, zu den Schützen zu finden. Manch einen bringt die Familientradition als Jung-schütze in die örtliche Kompanie, andere finden im Jugendalter bei den Schützen ihren Platz. Letztend-lich treten auch Erwachsene den Schützen bei, um Heimat zu erleben und zu gestalten.

Fit, nicht nur in Landeskunde und Geschichte

Der Südtiroler Schützenbund bietet seinen Mitglie-dern jedes Jahr ein reichhaltiges Fortbildungspro-gramm: Es reicht vom Wissen über die Geschichte der Heimat bis zu Redeschulungen. Außerdem sind auf der Webseite des Südtiroler Schützenbundes:www.schuetzen.com rund um die Uhr Informatio-nen zu verschiedensten Themen zugänglich.

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Die Dorf- und Weilernamen

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Für Tirol und gegen Ungerechtigkeit

Sich gesellschaftspolitisch einzusetzen, klar die eigene Meinung zu vertreten und als Gewissen des Landes zu wirken, wo immer es notwendig er-scheint, sehen die Schützen seit jeher als ihren Auf-trag an. Deshalb treten die Schützen gegen Unge-rechtigkeit und die Verherrlichung von totalitären Staatsformen ein. Sie bekennen sich zur Freiheit, streben die politische Landeseinheit Tirols an und halten den Kontakt zum Vaterland Österreich auf-

recht. Die Schützen verteidigen das deutsche und das ladinische Volkstum und stellen sich den Aus-einandersetzungen der Zeit.

Kameradschaft mit Gleichgesinnten in ganz Tirol

Der Lohn allen Tuns könnte größer nicht sein: Dicke Kameradschaft mit Gleichgesinnten in ganz Tirol. Hier, wo sich Alt und Jung, Mann und Frau ohne Unterschied des gesellschaftlichen Standes mit einem freundschaftlichen „Du“ ansprechen, findet jeder seinen Platz und seine Aufgabe. Es spielt da-bei keine große Rolle, ob man als Schütze unter Ge-wehr ausrückt oder als Marketenderin neben dem Hauptmann in der ersten Reihe steht. Allen ge-meinsam sind die Ziele, die Freude an der Traditi-onspflege und die Bereitschaft, sich für die Heimateinzusetzen.

Alt und jung – gemeinsam für das gleiche Ziel

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Segnung des renovierten Getzenberger Stöckls im Jahre 2008

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Die Kompanie Ehrenburg im Jahr 2010:

Aktive Mitglieder: 38Schützen: 29Marketenderinnen: 7Jungschützen: 2

Unterstützende Mitglieder: 8

Kontaktpersonen: Ehrenburg: Hptm. Efrem Oberlechner, Olt. Juri OberlechnerKiens: Zeugwart Harald MairSt. Sigmund: Schütze Mirko SeeberHofern: Flt. Emmerich WolfsgruberGetzenberg: Schriftführer Armin Tschöll

Kontakt: Schützenkompanie EhrenburgEhrenburgerstr. 14, 39030 EhrenburgTel. 349 197 38 [email protected]

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Die Namen der Orte, der Berge und der Wiesen un-serer Heimat sind ein altes Kulturgut. Gewachsen über Jahrhunderte, hat jeder von ihnen eine eigene Geschichte. Manche erinnern in ihren Grundzügen an ihre einstigen Besitzer, andere beschreiben die Geländeform, die Wirtschaftlichkeit oder ganz ein-fach die Entstehungsgeschichte.

Alle haben sie aber eines gemeinsam: Im Gegen-satz zu Wörtern haben unsere Orts- und Flurbe-zeichnungen, losgelöst vom ursprünglichen Be-nennungsgrund und der damaligen Sprachform, in unserem heutigen Sprachgebrauch nicht mehr die Funktion zu bedeuten, sondern zu bezeichnen. Der Name Getzenberg etwa bedeutet für uns nichts, er bezeichnet aber etwas – in diesem Fall den Berg, der einst einer Person wohl mit dem Namen G�zzo gehört hat. Im Lauf der Zeit haben sich die Besitz-verhältnisse geändert – heute ist es nicht mehr der Berg des G�zzo, die abgewandelte Form ist aber trotzdem als Bezeichnung geblieben.

In jedem Namen steckt demnach eine Entwick-lung und somit jahrhundertelange Geschichte. Das macht alle Bezeichnungen einzigartig und zu einem wertvollen, gewachsenen Kulturgut. Dieses zu erhalten, hat sich die Schützenkompanie Ehren-burg nun mit diesem Buch zur Aufgabe gestellt.

Nun liegt es vor allem am geneigten Leser, das An-sinnen der Schützenkompanie umzusetzen. Näm-lich die Namen der engeren Heimat zu erkunden, bewusst zu benutzen, vor Verfälschungen zu be-wahren und dieses Bewusstsein vor allem der Ju-gend weiterzugeben.

In einer Zeit, in der so vieles politischem Kalkül geopfert wird, sollten wir uns dies in verstärktem Maße zu Eigen machen.

Elmar ThalerBundesgeschäftsführer des Südtiroler Schützenbundes

Nun liegt es am Leser ...

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Danksagung

Für die fi nanzielle Unterstützung:

Autonome Region Trentino-Südtirol

LAURINStiftung

Fraktion EHRENBURG

Agrargemeinschaft Getzenberg

Fraktion ST. SIGMUND

. .

Schü~enkompanie E

hren

burg

Für die Unterstützung: Forstverwaltung Kiens – Amtsdirektor Dr. Silvester Regele, Norbert FranzelinDorfbevölkerung aller fünf Dörfer

Für die ehrenamtliche Mitarbeit: Karl Pfeifhofer, Wolfgang Gasser, Bezirksmajor-Stv. Peter Villgrater, Olt. Alfred Stolzlechner, Dorfbevölkerung aller Fraktionen und den Mitgliedern der Schützenkompanie Ehrenburg

Für das Lektorat: Dr. Margareth Lun, Karl Pfeifhofer, Martin Pescolderung, Efrem Oberlechner, Juri Ober-lechner

Ein Dank auch den beiden Autoren Mag. Cäcilia Wegscheider und Dr. Cristian Kollmann sowie dem Grafi ker Elmar Thaler.

Page 176: 2011 Flurnamenbuch - Wurzeln der Heimat - Schützenkompanie Ehrenburg

BildnachweisKarl Pfeifhofer, Seite 16, 22, 25, 36, 37, 51, 56, 59, 67, 73 links, 80, 93, 97, 98, 103, 106, 119, 126Wolfgang Gasser, Seite 10, 14, 17, 21, 23, 27, 33, 38, 41, 42, 47, 53, 65, 68, 90, 105, 113, 116, 121Alfred Stolzlechner, Seite 18, 34, 55, 70, 73 rechts, 75, 82, 86, 91, 109, 123Peter Villgrater, Seite 58, 61, 76, 77, 85, 112, 125Efrem Oberlechner, Seite 19, 28, 63, 94Gerhard Pernter, Seite 44, 166Christian Hernegger, Seite 102, 172 Schützenkompanie Ehrenburg, Seite 168 links und rechts obenFabian Haspinger, Seite 168 links untenMartin Huber, Seite 168 rechts untenGünther Obwegs, Seite 170Miriam Brunner, Seite 171

Page 177: 2011 Flurnamenbuch - Wurzeln der Heimat - Schützenkompanie Ehrenburg

Wir Schützen kämpfen für Wahrheit und Aufrichtigkeit. Wir glauben, dass in unseren Flur- und Ortsnamen viel von dem liegt, was Heimat ausmacht. Dieses Erbe gilt es zu erforschen, daran festzuhalten, es zu benützen und unseren Kindern weiterzugeben, allen Widerständen zum Trotz. Der Freiheit entgegen!

Efrem Oberlechner

Flur

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Flurnamen, Wurzeln der HeimatSCHÜTZENKOMPANIE EHRENBURGEhrenburg – Kiens – St. Sigmund – Hofern – Getzenberg

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EFFEKT! BUCH

ISBN: 88-970530-9-5

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Efrem Oberlechner

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