20. März 2018 Semperoper 6.KAMMERABEND · »Ain’t Misbehavin’« ist eine frühe...

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20. März 2018 Semperoper 6.KAMMERABEND

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20. März 2018Semperoper

6 . K A M M E R A B E N D

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Joseph Horovitz (*1926)

»Music Hall Suite«1. Soubrette Song2. Trick-cyclists3. Adagio-team4. Soft shoe shuffle5. Les Girls

PA U S E

John Cheetham (*1939)

Scherzo

Kevin McKee»Iron Horse«1. The Blue Goose2. Highball on White Pass

Enrique Crespo (*1941)

»Three Spirituals«1. The Battle of Jericho2. Nobody knows …3. Swing Low, Sweet Chariot

Stephen Sondheim (*1930)

»Send in the Clowns«aus dem Musical »A little Night Music« (Bearbeitung für Blechbläserquintett: Alan Fernie)

Fats Waller (1904 -1943)

»Ain’t Misbehavin’«

Traditional»Just a Closer Walk with Thee«(Bearbeitung für Blechbläserquintett: Don Gillis)

Kammermusikaustausch mit dem Gewandhausorchester Leipzig

Gewandhaus Brass QuintettLukas Beno TrompetePeter Wettemann TrompeteJan Wessely HornTobias Hasselt PosauneDavid Cribb Tuba

DIENSTAG 20.3.18 20 UHR I SEMPEROPER DRESDEN

6. KAMMERABEND

PROGRAMM

Kevin McKee (*1980)

»Escape«

Leonard Bernstein (1918 -1990)

»Dance Suite«1. Dancisca (for Antony)2. Waltz (for Agnes).

Tempo die Valse (leggiero)3. Bi-Tango (for Misha).

Allegretto grazioso4. Two-Step (for Mr. B).

Allegretto leggeremente5. MTV (for Jerry). Cool.

(Doppio più presto ) Driving

Kerry Turner (*1960)

»Casbah of Tetouan. Eine Tondichtung«

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Brass Quintets oder Blechbläserquintette erleben seit 1950 einen Aufschwung, etwa als die ersten Ensembles wie das New York Brass Quintet in den USA gegründet wurden. Diese Bewegung setzte sich auch in Europa schnell durch. Nach amerika-nischem Vorbild schlossen sich nicht nur Mitglieder aus Bläserregistern der Sym-phonieorchester zusammen, auch freischaffende Musiker und in der Entwicklung des Kammermusikrepertoires engagierte Blechbläser gaben Originalkompositionen in Auftrag. Bislang existiert eine wachsende Anzahl an Arrangements für diese Ensembles, seien es Traditionals oder Auftragswerke. Kevin McKee wuchs in Kali-fornien auf und begann auf Drängen seines Vaters Trompete zu lernen. 2006 war er Teilnehmer des MMCK Kammermusikfestivals in Japan und arbeitete u. a. mit dem Komponisten und Trompeter Anthony DiLorenzo zusammen. Basierend auf dieser Begegnung entstand seine erste Komposition »Escape« für Blechbläserquintett. Er schrieb sie 2006 für das University of Maryland Graduate Brass Quintet. McKees Ziel war es, ein rhythmisches und aufregendes Stück zu schreiben. Es erzählt von ei-ner Person, die in einem heftigen Sturm auf Castle Crags, einer zerklüfteten Felsspit-zenformation in Nordkalifornien, gefangen wurde und einen rasanten Abstieg, die Flucht (»Escape«) wagt. »Iron Horse« wurde erst vor zwei Tagen vom Gewandhaus Brass Quintett in Leipzig uraufgeführt. Es handelt von einer musikalischen Reise mit einer alten Dampflokomotive. Im kalifornischen Yreka, der Heimatstadt des amerika-nischen Komponisten, fährt heute noch so ein Ross, das Touristen in die nahegele- fährt heute noch so ein Ross, das Touristen in die nahegele-das Touristen in die nahegele-genen Berge bringt. Die Lokomotive trägt den Namen »The Blue Goose«.»Dance Suite« nannte Leonard Bernstein sein letztes, wenige Monate vor seinem Tod vollendetes Werk, das er, wie so viele seiner Stücke, für den Tanz schrieb. Ende 1989 komponiert, wurde die Suite am 14. Januar 1990 in der Metropolitan Opera als Teil des Festaktes zum 50-jährigen Bestehen des American Dance Theater uraufgeführt. Den ursprünglichen Plan einer Choreographie hatte man angesichts der kurzen Sätze aufgeben müssen, sodass die Aufführung durch das Empire Brass Quintet konzertant erfolgte. Jedoch ist der Ballettcharakter der Sätze unverkennbar, zumal jeder von ihnen einem berühmten Choreographen-Freund des Komponisten gewidmet wurde: Antony Tudor, Agnes de Mille, Mikhail Baryshnikov, George Balanchine und Jerome Robbins. Jeder der Sätze hat zudem einen persönlichen Hintergrund, den Bernstein im Herbst 1989 auch in anderer Form verwendete: Dancisca ist ein Wortspiel mit dem ersten Vornamen seiner Enkelin Francisca, der er den Satz als Klavierstück zu Thanksgiving geschenkt hatte. Der ironische Walzer ist ein bitterer Kommentar zu der von Präsident Bush angebotenen National Medal of Arts. Bernstein hatte diese Auszeichnung abgelehnt, nachdem die Bundesbehörde NEA (National Endowment for the Arts) einer gemeinnützigen Galerie in New York wegen einer AIDS-Ausstel-lung die Zuschüsse gestrichen hatte. So fand die Verleihung der anderen Medaillen ohne »Mr. Bernstein« statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kom-»Mr. Bernstein« statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kom-Mr. Bernstein« statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kom-« statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kom- statt, was dieser mit dem besagten Marsch bzw. Walzer kom-mentierte. Der folgende Two-Step war ursprünglich A Spiky Song (Ein Spuklied) zu Halloween für den zwei Wochen alten Bernstein-Enkel Spike, während der bitonale Bi-Tango als Geburtstagsserenade für den Geiger Paul Woodiel entstand.

ZUM PROGRAMM

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Während eines Besuches in Marokko im Sommer 1988 entstand Kerry Turners Tondichtung »Casbah of Tetouan«. Der Komponist selbst erzählt dazu folgende Anekdote: »Als wir die Straße von Gibraltar überquerten und zum ersten Mal die nordafrikanische Küste erblickten, wusste ich, dass auf uns ein Abenteuer warten würde! Die Stadt Tetouan war unser Ziel, bald standen wir vor ihren Haupttoren. Beim Betreten wurden unsere Sinne von den vielen neuen exotischen Sehenswür-digkeiten überrollt, die die lebendigen Geräusche und Gerüche der geschäftigen Altstadt hervorbrachten. Nachdem wir nur ein paar Meter […] gegangen waren, tauchten wir ganz in die endlosen, winzigen Gassen von Casbah ein. Es war ein Labyrinth aus Tunneln und Gängen, gesäumt von Verkäufern und Geschäften in der Größe begehbarer Kleiderschränke. [...] Irgendwann begannen die Dinge vor meinen Augen zu verschwimmen […] und es wurde ein kleiner Junge geschickt, der mich an einen ruhigen Ort begleiten sollte. […] Er führte mich durch noch win-zigere Straßen und Tunnel, durch Nomadenlager und sogar durch eine Küche! [...] Schließlich betraten wir ein großes, dunkles und kühles Haus, das eine Art Palast zu sein schien. Der Junge führte mich in ein Hinterzimmer und legte mich auf ein Bett mit großen Kissen. Ich wurde ohnmächtig und erwachte später völlig desorientiert. […] Irgendwie fanden mich meine Frau und mein Bruder und wir nahmen unsere Besichtigung von Tetouan wieder auf. Ich fühlte mich immer noch schwindlig und eher vom ›therapeutischen‹ Tee betäubt; meine Eindrücke von der Stadt waren etwas halluzinogen.« Wie Turner beschreibt, ähnelt der Höreindruck dem einer Ankunft in einer neuen Stadt, wenn ihre Gebäude in der Ferne auftauchen. Glocken, Pfeifen und Glockenspiele sind neue »Sinneseindrücke« für das Stück, genau wie die verzerrte Wahrnehmung, die man in einem halluzinogenen Zustand erlebt. Die »Music Hall Suite« von Joseph Horovitz führt nach Amerika in die brodelnde Atmosphäre der zwanziger und dreißiger Jahre mit ihren Music Halls. Was in diesen gigantischen Vergnügungspalästen zu hören und zu sehen war, schildert der Ame-rikaner Joseph Horovitz in seiner Bläsersuite. Sie wurde auf Wunsch des bekannten amerikanischen Tubisten Roger Bobo komponiert. Die Suite besteht aus fünf Sätzen, die alle Aspekte des Burlesque Theatre, des Zirkus und des Kabaretts vom Ende des neunzehnten bis ins zwanzigste Jahrhundert veranschaulichen. Man erlebt – im musikalischen Sinne – das Lied einer typischen aufreizenden Music Hall Sängerin (»Soubrette Song«), die Balanceakte der Kunstradfahrer (»Trick-cyclists«), einen Tanz mit »weichen Schuhen« (»Soft shoe shuffle«) und diverse andere unterhaltsame Szenen. Die Musik bewegt sich zwischen frühem Jazz und Ragtime-Anklängen. Das 1963 entstandene Scherzo von John Cheetham ist ein relativ kurzes, einsätziges Stück. Es zählt mittlerweile zum Standardrepertoire für Blechbläserquintett und ist in klassischer Rondoform gehalten. John Cheetham wurde 1939 in Taos, New Mexi-co, geboren und ist heute emeritierter Professor für Musiktheorie und Komposition an der University of Missouri in Columbia. Viele Stücke für Kammerensembles, Konzertbands, Orchester und Chöre stammen aus seiner Feder. Eine Reihe von Cheethams Titeln spiegeln auch seine Heimat Mittelamerika wider. Cheetham selbst ist ein sehr zentristischer Mensch – er bezeichnet sich selbst als ungerührt konser-vativ – und seine Werke zeichnen sich in der Regel durch singbare Melodien und ge-radlinige Rhythmen aus. In seiner Heimat kennt jeder das Scherzo, wie W. Thomas

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McKenney, ein Kollege Cheethams, berichtet: »Seine Arbeit ist kunstvoll gemacht, musikalisch und innovativ. Ich habe nie etwas von ihm gehört, das ich nicht für gut durchdacht hielt.«Enrique Crespo wurde 1941 in Montevideo, Uruguay, geboren. Hier und in Buenos Aires studierte er Architektur und Musik, war Soloposaunist im dortigen Sympho-nieorchester, Arrangeur, Jazzsolist und Bandleader. Ein Stipendium führte den Vollblutmusiker 1967 nach Deutschland – zunächst nach Berlin und schließlich nach Stuttgart. Während dieser Zeit war Enrique Crespo vor allem als Komponist seiner selbst aufgeführten Werke tätig. Von Anfang an widmete er sich den Gattungen Jazz und Folklore mit derselben Liebe und Begeisterung wie zur klassischen Musik. Die-se Mischung aus vielfältigen und unterschiedlichen Stilrichtungen kommt seinen Kompositionen zugute, und mit seiner umfassenden Instrumentalerfahrung bietet er den Blechbläsern einen ganz neuen Entfaltungsspielraum. In diese Zeit fällt auch die Entstehung der »Three Spirituals«.»Send in the Clowns« ist ursprünglich als Song von Stephen Sondheim für das Musical »A little Night Music« von 1973 entstanden. Es ist eine Ballade aus dem zweiten Akt, in der die Figur Desirée über Ironie und Enttäuschungen ihres Lebens sinniert. Sondheim schrieb den Song speziell für die Schauspielerin Glynis Johns, die die Rolle der Desirée am Broadway prägte. Das Lied ist mit vier Strophen und ei-ner Brücke strukturiert und verwendet ein komplex zusammengesetztes Metrum. Es wurde Sondheims populärstes Lied, nachdem es Frank Sinatra 1973 aufgenommen hatte und Judy Collins’ Version 1975 und 1977 in den Charts veröffentlicht wurde. Inzwischen hat sich das Stück zu einem Jazzstandard entwickelt. Alan Fernie bear-beitete den Song für Blechbläserquintett.Eine große Bedeutung in der Entwicklung des frühen Jazz der 1920er Jahre hin zum Swing der 1930er und 1940er hatte Thomas Wright Waller – wegen seines statt-lichen Leibesumfanges Fats genannt. »Ain’t Misbehavin’« ist eine frühe Swing-Kom-»Ain’t Misbehavin’« ist eine frühe Swing-Kom-Ain’t Misbehavin’« ist eine frühe Swing-Kom-« ist eine frühe Swing-Kom- ist eine frühe Swing-Kom-position, die 1929 speziell für die Nachtrevue »Hot Chocolates« entstand. Sie besteht aus 32 Takten in der AABA-Form, gespielt in einem langsam bis mäßig schnellen Tempo. Der Song wurde bei der Uraufführung des Musicals im Connie’s Inn in Harlem als Eröffnungsnummer gesungen und später im Stück noch einmal wieder-holt. Inzwischen gibt es zahlreiche Arrangements für diese Nummer.

CHRISTIANE SCHUBERT

Die Musiker des Gewandhaus Brass Quintetts, das 2005 als Leipzig Chamber Brass gegründet worden ist, sind allesamt vielfach ausgezeichnete Instrumentalisten, die neben ihrem Engagement im Gewandhausorchester auch solistisch tätig sind. Das Gewandhaus Brass Quintett ist eins von nur vier Kammermusikensembles, das die Bezeichnung »Gewandhaus« im Namen tragen darf (neben dem Orchester und den beiden Chören). Der Titel wird vom Gewandhauskapellmeister verliehen, der damit auch für die Qualität des Ensembles bürgt. In ausgefallenen Programmen präsentie-ren die Musiker den musikalischen Facettenreichtum ihrer Instrumente: vom bril-lanten Barockklang über die raffinierten Rhythmen moderner Kompositionen bis hin zum jazzigen Groove.

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VORSCHAU

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

Spielzeit 2017 | 2018

HER AUSGEBER

Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © März 2018

REDAK TION

André Podschun

TE X T

Der Einführungstext von Christiane Schubert ist ein Originalbeitrag für dieses Heft

GESTALTUNG UND SATZ

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH

Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

8. SymphoniekonzertPALMSONNTAGSKONZERT

SONNTAG 25.3.18 20 UHR

MONTAG 26.3.18 20 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Omer Meir Wellber DirigentAiram Hernández TenorMidori ViolineEmily Dorn SopranDaniel Johannsen TenorMartin-Jan Nijhof BassSächsischer Staatsopernchor Dresden

Ariel Ramírez»Misa Criolla«Leonard BernsteinSerenade nach Platons »Symposion« für Violine solo, Harfe, Schlagzeug und StreichorchesterFranz SchubertMesse G-Dur D 167