Post on 06-Feb-2018
Awudu Abdulai Institut für Ernährungswirtschaft und
Verbrauchslehre
Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung aus der Perspektive Afrikas
Verbrauchslehre
Linda KleemannInstitut für Weltwirtschaft
Ringvorlesung über Nachhaltigkeit
• Einleitung
• Trends in Afrika und Definitionen
Gliederung
• Ziele und Konflikte
• Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung in Afrika
• Schlussfolgerungen
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1. Einleitung
Gegenwärtige globale Entwicklungen und Herausforderungen
Bevölkerungszahl ↑
Verfügbare Ressourcen je Einwohner
↓
Ernährungsprobleme ↨
Emissionen ↑
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Fortschritte in der Hungerbekämpfung?
4
Gegenwärtige Ernährungssituation (WHO)
UrsacheAnzahl betroffener Menschen
Hunger Mangel an Kalorien und Proteinen 1 MilliardeHunger Mangel an Kalorien und Proteinen 1 Milliarde
Untergewicht bei Kindern
Unzureichende Aufnahme an Nahrungsmitteln
126 Millionen
Mangel an Mikronährstoffen
Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen
> 2 Milliarden
Übergewicht Ungesunde Ernährungsgewohnheiten; Ungesunde Lebensweise
>1 Milliardeauch in armen Ländern
5
Beispiele für wichtige begrenzt verfügbare Ressourcen
Fläche≈ 1,5 Mrd. ha Acker;≈ 3,3 Mrd. ha Grasland
Fossile EnergieKohlenstoff-Quellen (Erdgas, Erdöl,
Fossile EnergieKohlenstoff-Quellen (Erdgas, Erdöl,
Steinkohle, etc)
Wasserz.Z. ≈ 71 % des Verbrauches durchLandwirtschaft
PhosphorBekannte Lagerstätten reichen ≈ 115 Jahre
Quelle: Flachowsky, 2011
6
Globale CO2 Emissionen
7
Situation der afrikanischen Landwirtschaft
50
60
70
Ländliche Bevölkerung(% der Gesamtbevölkerung)
8
0
10
20
30
40
World (% Agricultural Population)
Africa (% Agricultural Population)
Quelle: eigene Darstellung nach Daten der FAOSTAT, Stand 2010
• 56% der Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft beschäftigt
• Kleinbetriebliche Selbstversorger und Großplantagen
Öffentliche (mediale) Wahrnehmung von Landwirtschaft und Ernährung in Afrika
• Die Situation der Landwirtschaft und Ernährung in Afrika wird allgemein als nicht nachhaltig angesehen.
• Aus europäischer Sicht ausdrucksstarke Zeitungsberichte über:
– den „stillen Tsunami“ (FAZ 2005),
– den „Wettlauf gegen die Zeit“ (Focus 2011) und
– die „Ernährungskrise“ (Hamburger Abendblatt und deutsche Welle 2011, SZ 2009, etc.)
• Die Notwendigkeit, Lösungen für eine nachhaltigere Nahrungsmittelproduktion und Ernährung zu finden, wird betont.
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Veränderungen in der Pro-Kopf Netto Agrarproduktion (1961–2007)
Pro Kopf Nahungsproduktion (1961=100)
10
Pro Kopf Nahungsproduktion (1961=100)
Q: Pretty et al. (2011)
Veränderungen in der Netto Agrarproduktion Afrikas
Nahungsproduktion (1961=100)
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Nahungsproduktion (1961=100)
Q: Pretty et al. (2011)
Veränderungen in der Pro-Kopf Netto Agrarproduktion Afrikas
Kopf Nahungsproduktion (1961=100)
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Pro-Kopf Nahungsproduktion (1961=100)
Q: Pretty et al. (2011)
Differenz zwischen Export und Import im Handel mit Agrargütern in Afrika 1961 – 2009
-1000000
0
1000000
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1961
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1983
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2001
2003
2005
2007
2009
Netto-Agrarhandel in 1000 US$
• Meist (36 von 48) Nettoimporteure von Lebensmitteln
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-9000000
-8000000
-7000000
-6000000
-5000000
-4000000
-3000000
-2000000
-1000000 1961
1963
1965
1967
1969
1971
1973
1975
1977
1979
1981
1983
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Africa + (Total)
Nigeria
South Africa
Egypt
Ghana
Congo
Quelle: eigene Darstellung, Daten von FAOSTAT
• Differenz seit 1960 deutlich gestiegen
Gründe für den Rückgang der Produktivität
• Geringer Einsatz landwirtschaftlicher Produktionsfaktoren
• Geringe Ausgaben für Forschung und Entwicklung von landwirtschaftlichen Technologien
• Schwache Institutionen (fehlende Eigentumsrechte und schlechte Regierungsführung)
• Schlechter Zugang zu Güter- und Kreditmärkten
• Umweltbedingungen Afrikas
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Afrika: natürliche Gegebenheiten und Klima
• Eine Ursache von niedrigen Erträgen und Hungersnöten in Afrika wird in den geographischen Gegebenheiten gesehen:
– Wärmster und zweittrockenster Kontinent
– Sehr guter Boden nur 10 % der landwirtschaftlichen Fläche (UNEP, 2008a)
– Degradierung von 13-16 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche
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Die am schlimmsten von Landdegradierung betroffenen Gebiete
12
14
16
18• Verlust von 17 % der Produktion in Sub-Sahara Afrika.
• In einzelnen Regionen sind
16
0
2
4
6
8
10
12
Afrika südl. des Äquators
Indochina, Myanmar & Indonesien
Australien
% of global area degraded % Net Primary Production lost
Quelle: eigene Darstellung nach von Braun et al. (2011)
• In einzelnen Regionen sind die Erträge sogar um bis zu 40 % zurückgegangen.
•Afrikaweit im Durchschnitt sum 8%.
Physische und ökonomische Wasserknappheit
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Quelle: International Water Management Institute (IMWI), 2007
Anbau bis zum Rand einer Quelle im Baga Wassereinzugsgebiet, Lushoto (Tansania)
Veränderung der theoretischen Hektarverfügbarkeit pro Person durch Bevölkerungswachstum
1950: 13,5
1970: 8,3
• Durch hohes Bevölkerungs-wachstum nimmt die theoretischverfügbare Fläche pro Person rapide ab.
18
1990: 4,7
2005: 3,2
2050: 1,5
Quelle: eigene Darstellung nach Daten von UNEP (2008)
• Nutzungskonkurrenz durch Siedlungen und nachwachsende Rohstoffe könnte den Drück noch verstärken.
Veränderungen der Agrarproduktivität durch den Klimawandel
• Afrika am stärkstenvon negativen Konsequenzenbetroffen
19Quelle: Cline (2007)
• In einigen Ländern könnten Ernteerträge bis zu 50% zurückgehen
• Insgesamt bis 10% Rückgang der Agrarproduktion (UNEP)
Zugang zu Nahrungsmitteln und Hunger
• Das Ergebnis schlechter landwirtschaftlicher Leistungen sind die Verbreitung von Hunger, Armut und Mangelernährung.
• Zwei Arten des Zugangs zu Nahrungsmitteln:
– Selbstversorgung und Kauf– Selbstversorgung und Kauf
– Infolge von Armut schaffen es viele Subsistenzlandwirte nicht, sich selbst zu versorgen, weil sie über zu wenig Produktionsfaktoren verfügen
• Afrikaner geben 50-70% ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus, im Vergleich zu 12 % in Deutschland
– Steigende Lebensmittelpreise führen zu verringerter Aufnahme von Kalorien und/oder zur Verringerung der Qualität der Nahrung
20
Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel am Einkommen
21
Entwicklung der Unterernährung
25
30
35
Prozentsatz der Unterernährten in der Bevölkerung
Unterernährung
• Der Anteil an Unterernährung ist in Afrika südlich der Sahara mit 25 %
22
5
10
15
20
25
1990-1992 1995-1997 2000-2002 2005-2007
Prozentsatz der Unterernährten in der Bevölkerung
World
Sub-Saharan Africa
Quelle: eigene Darstellung nach Daten der FAO Statistics Division
der Sahara mit 25 % am größten.
• SSA (2010) jeder fünfte unterernährt. Weltdurchschnitt: mehr als jeder zehnte Bürger unterernährt.
Trends in der Anzahl der Hungernden
1990 in Mio
1919
19
2010 in Mio
23
5319
582
169
Latin America
Industrialized countries
Asia
Sub-Saharan Africa
Near-East and North Africa
53
19
578
239
37Latin America
Industrialized countries
Asia
Sub-Saharan Africa
Near-East and North Africa
SSA: Zunahme um 40% in 20 Jahren, z.T. wegen des Bevölkerungswachstums
Welthunger-Index 2011 (IFPRI, 2011)
• Die Region südliches Afrika am schlimmsten betroffen
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• Die Ursachen: vor allem hohe Lebensmittelpreise, andauernden Konflikten und politische Instabilität
Nährstoffmangel
• Größte Region mit hohem Nährstoffmangel
25Quelle: HarvestPlus Website
Nährstoffmangel ist Afrika
Stand der gegenwärtigen Versorgung mit Lebensmitteln und ProteinMinimum Mittel Maximum BRD
Milch
(kg/Kopf/Jahr)
1,3(DR Kongo)
82,1 367,7(Schweden)
248,7
Fleisch(kg/Kopf/Jahr)
3,1(Bangladesh)
41,2 126,6(USA)
83,3Hohe Werte für Afrika resultieren aus faserreicher
Eier(kg/Kopf/Jahr)
0,3(Burundi, Zentral. Afr.-Rep.)
9,0 20,2(China)
11,8
Protein tierischer Herkunft (g/Kopf/Tag)
1,7(Burundi)
23,9 69,0(USA)
52,8
Carbon Footprints(kg CO2/kg Milch)
(kg CO2/kg Rindfleisch)
1,3(Europa)
etwa 7
7,5(Subsahara)
über 50
Quelle: Flachowsky, 2011, basierend auf FAO-Daten von 2009/10
aus faserreicher und kraftfutter-armer Fütterung und geringer ML der Kühe.
z.B. ML (lit/Jahr) der Holstein Rind für 2011: USA (9331), BRD (7113); Äthiopien (2600)
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Dual Burden: Untergewicht und Übergewicht
Folgeerkrankungen:
• Einschränkung der körperlichen & geistigen Aktivität
• Schwächung der Organe & des Immunsystems
• Entwicklungsstörungen
Quelle: http://www.obesitypanacea.com/2009/04/emerging-obesity-epidemic-in-developing.html
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Strategien zur Ernährungssicherung
• Übereinstimmung in dem Punkt, dass die Nahrungsmittelproduktion in den kommenden Jahren und Dekaden signifikant gesteigert werden muss.
• Allerdings gibt es verschiedene Ansichten wie dieses Ziel am besten erreicht werden kann.
• Einige sind der Meinung, dass die Landwirtschaft neue Landschaftsflächen erschließen sollte.
• Produktionswachstum durch eine erneute Grüne Revolution, Biotechnologie, oder ausschließlich ökologische Landwirtschaft?
• Ungeachtet der unterschiedlichen Strategien ist klar, dass mehr aus der verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche herausgeholt werden muss.
– Allerdings besteht die Gefahr, dass durch Intensivierung eine starke Belastung der Umwelt entsteht
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Stickstoffoxidemissionen durch die Landwirtschaft im Vergleich
5000000
6000000
Stickstoffoxidemissionen (1000 Tonnen CO2 äquivalent) •Etwa ein Drittel aller
globalen Treibhausgasemissionen entstehen in der Landwirtschaft.
29
0
1000000
2000000
3000000
4000000
World Africa OECDWorld Africa OECDWorld Africa OECDWorld Africa OECD
1990 1995 2000 2005
OECD Non-agric
OECD Agriculture
Africa Non-agric
Africa Agriculture
World Non-agric
World Agriculture
Quelle: eigene Darstellung, Daten von World Bank
Landwirtschaft.
•Geringste Emissionsmenge in Afrika, aber die Landwirtschaft nimmt einen größeren Teil ein
•Emissionshöhe u.a. von Technik und Ort der Produktion abhängig
Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung
• Als nachhaltig wurde im Brundtland‐Bericht eine Entwicklung definiert, die „die Bedürfnisse der Gegenwart deckt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken“ (UN-WCED, 1987).
• Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung zeichnet sich demnach durch die Maximierung der Produktivität des Bodens unter der Nebenbedingung der Minimierung des Schadens für natürliche Ressourcen und den Menschen aus (Pretty, 1999).
30
Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
Ökologische
SozialeÖkonomische
Nachhaltige Entwicklung kann nur durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen erreicht werden.
Verdeutlichung der drei Säulen der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
es werden zu wenig Bodendegradation führt zu
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Lebensmittel produziert
die Folgen sind Hunger und
Mangelernährung
es kommt zu Raubbau an der
Natur
führt zu Ertragseinbußen
Ziele und mögliche Zielkonflikte in der Nachhaltigkeit
• Ziele aus der Sicht der nachhaltigen Landwirtschaft
�Effektive, ressourcenschonende und emissionsarme Erzeugung von NahrungsmittelnErzeugung von Nahrungsmitteln
�Verbesserung der Nachhaltigkeit
• Ziele aus der Sicht der Ernährungssicherung
�Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und Zugang zu genügend Nahrungsmitteln
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Nachhaltigkeit und Ernährungssicherung - zwei Seiten einer Medaille -
Wer Brot hat, macht sich viele Sorgen!
Wer kein Brot hat,hat nur eine Sorge
Nachhaltigkeit und Lebensmittel-sicherheit
Ernährungs-
sicherung
34
Verbraucher
Ich habe Hunger!Ist etwas zu essen
da?
Ich habe Appetit!Was ist zu essen da?
Ich bin verunsichert!Wie sicher ist Wie wurden
das Lebensmittel? sie erzeugt?
Ernährungssicherung,Bereitstellung vongenügend Lebensmitteln
Lebensmittelqualität,Reduzierung vonÜberschüssen
Lebensmittel-Sicherheit,Gemeinsames
Fragen/
Aufgaben Wie ernähren wir die
Menschen der Welt?
Spannungsfeld Lebens-,Futtermittel,
Dominierende Fragen nach Lebensmitteln sowie Aufgaben für Politik und Agrarforschung nach dem 2. Weltkrieg in Europa
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Nutzung Nebenprodukte der Bioenergieerzeugung,GM Pflanzen
Ressourceneffizienz, Ökobilanzen
„Food Security and Food Safety“
Politik
Agrar-
wissen-
schaften
genügend Lebensmitteln
„Food Security“
Überschüssen GemeinsamesLebens- und Futtermittelgesetz
„Food Safety“
Steigerung derAgrarproduktion,
Nutzungaller Ressourcen
Qualitätsforschung,Produktqualität
Sicherheitsforschung,Nachhaltigkeit
Prozessqualität (einschl. Tier-, Natur-und Umweltschutz)
Effektiver (schonender) Ressourceneinsatz
199019801970196019501945 2000 2010 2020
Jahr
Futtermittel, Industrierohstoff
Quelle: Flachowsky 2011
Ist nachhaltige Landwirtschaft in Afrika ein Luxus?
• Die Ernährungssituation Afrikas wirft die Frage auf, ob nachhaltige Landwirtschaft ein Luxus ist.
• Die Frage nach Ernährungssicherung und das Verlangen • Die Frage nach Ernährungssicherung und das Verlangen wirtschaftlich aufzuholen ist kurzfristig stärker als der Gedanke an die Nachhaltigkeit.
• Das Phänomen der „Environmental Kuznets Curve“, d.h. einer umgekehrt U-förmigen empirischen Beziehung zwischen Umweltqualität und wirtschaftlicher Entwicklung, zeigt sich.
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Untertunnelung der Umwelt Kuznets Kurve unter Verwendung von nachhaltigen Strategien
Umweltschädigung
Sichere Obergrenze
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Umweltschädigung
Durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen
Politik Tunnel
Tendenz der erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber der Bedeutung des Umweltschutzes vorhanden, um irreversible Schäden zu vermeiden
Nachwachsende Rohstoffe und ressourcenintensive Nahrungsmittel
• Wachsende globale Nachfrage nach ressourcenintensiven Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen kann zu weiterer Intensivierung der Agrarproduktion führen und
– die Umwelt übermäßig strapazieren und – die Umwelt übermäßig strapazieren und
– nicht vorrangig der Ernährungssicherung zugute kommen.
• Beispielsweise sind derzeit 1 bis 2 % der globalen Ackerfläche mit Energiepflanzen belegt, Tendenz steigend.
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Biokraftstoffe & Ernährungssicherheit
• Exakte Konsequenzen von Biokraftstoffen für Lebensmittelpreise und Ernährungssicherheit sind nicht eindeutig
– Vermehrte Produktion bietet Chancen und Herausforderungen für die Landwirtschaft in Industrie- und Entwicklungsländern:für die Landwirtschaft in Industrie- und Entwicklungsländern:
• Stärkere Biokraftstoffproduktion könnte sich negativ auf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln auswirken
• Die jüngsten Preissteigerungen für Rohstoffe sind zum Teil auf die erhöhte Nachfrage nach Biokraftstoffen zurückzuführen, z.B. bei Zucker, Palmöl, Mais, etc.
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Lebensmittel- und Ölpreise, inflationsbereinigt 1980-2010
150
200
250
Ind
ex
(2
00
5 =
10
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0
50
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19
80
19
81
19
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84
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86
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88
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90
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91
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92
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93
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20
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10
Ind
ex
(2
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5 =
10
0)
Wheat Price Index Maize Price IndexRice Price Index Petroleum Price Index
Quelle: IMF International Financial Statistics «http://www.imfstatistics.org» 40
Nahrungsmittelanteile und Haushaltseinkommen
41Quelle: de Hoyos and Lesseme,(2008), Figure 1
Industrielle Landwirtschaft, Hunger und Verteilungskonflikte
42
42
• Die klimatischen und wirtschaftlichen Faktoren und vergleichsweise niedrigen Landpreise in Afrika machen Agrarland für Investoren attraktiv
• Finanzstarke staatliche und private Investoren haben unlängst in kurzer Zeit große produktive Landflächen langfristig gepachtet oder gekauft
Landgrabbing (FDI) und Ernährungssicherheit
An ausländische Investoren vergebenes Ackerland und größter Einzelinvestor
43Source: Cuffaro and Hallam (2011)
2004-2009% der für regenwasser-abhängigen Feldbau nutzbaren Fläche
An ausländische Investoren vergebenes Ackerland und größter Einzelinvestor
Ungewisse Konsequenzen
• Die ökonomischen, ökologischen und sozialen Konsequenzen von derartigen Investitionen sind umstritten
– Vernachlässigte Agrarpolitik in Afrika, daher hoher InvestitionsbedarfInvestitionsbedarf
– Instabile Nahrungsversorgung in betroffenen Ländern, Eigentumsrechte an Land unklar und staatliche Kontrolle und Regulierung schwach
→Verträge können dann zu Lasten der lokalen Bevölkerung und der Umwelt gehen
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Potentielle Auswirkungen
• Eine nicht regulierte Landnutzung kann zu
– Degradation und Erosion, hohen Treibhausgasemissionen, und einer Übernutzung des Wasserangebots führen
– Die lokale Bevölkerung kann ihr Land ohne angemessene Entschädigung verlieren oder
– es können Infrastruktur und Beschäftigungsmöglichkeiten im ländlichen Raum geschaffen werden
– oder zur Erschließung ungenutzter Erntepotentiale und Erhöhung von Produktivität und Ernährungssicherung
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Biologische und nachhaltige Landwirtschaft in Afrika
• Werden umgangssprachlich gleichgesetzt.
• Biologische Landwirtschaft schließt u.a. die Nutzung chemisch-synthetischer Pestizide, mineralischer Dünger oder gentechnisch veränderter Organismen explizit ausgentechnisch veränderter Organismen explizit aus
• Neben der Produktion von Nahrungsmitteln, Rohstoffen oder Energie sollen auch Aufgaben des Umwelt- und Ressourcenschutzes erfüllt werden
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Ertragsauswirkungen unterschiedlicher Anbauverfahren (Fallstudie von Uganda)
Haushaltseinkommen (Mittelwerte)
Einheit Bio-Zertifizierung keine Bio-Zertifizierung
Ernteeinkommen (brutto) 1000 USh 1434,7 960,7
Nettoeinkommen Kakao 1000 USh 1106,2 575,6
Nettoeinkommen Kakao& Vanille 1000 USh 1148,8 581,7
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Nettoeinkommen Kakao& Vanille 1000 USh 1148,8 581,7
Produktionskosten (Mittelwerte)
Betriebsmittelkosten 1000 USh 24,3 38,7
Lohnkosten 1000 USh 87,0 175,9
zusätzliche Kosten Kakao 1000 USh 56,9 136,8
zusätzliche Kosten Vanille 1000 USh 7,2 0,7
Quelle: Gibbon, Lin, Jones 2009
• Obwohl die gruppen ähnliche Produktionsmerkmale aufweisen, können die Biologisch-Zertifizierten Landwirten ein erheblich höheres Einkommen erzielen
Biologische Landwirtschaft
• Pretty and Hine (2001): Untersuchten 208 nachhaltige Landwirtschaftsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika und kommen zum Schluss dass:
– Nachhaltige Landwirtschaft die Erträge steigern kann und die – Nachhaltige Landwirtschaft die Erträge steigern kann und die Ernährungssituation von Kleinbauern verbessert.
– In den 45 untersuchten Projekten in 17 afrikanischen Ländern stieg das Produktionsvolumen der Farmen.
– Zusätzlich wurden natürliche Ressourcen und Humankapital aufgebaut, die die Basis für die Nachhaltigkeit der Projekte darstellen.
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Biologisch zertifizierte Flächen (in Hektar und Prozent des gesamten Agrarlandes)
• Trotz überwiegend positiver Auswirkungen: biologisch bewirtschaftete Flächen in Afrika bisher gering
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Quelle: eigene Darstellung nach Daten von Research Institute of Organic Agriculture FiBL and International Federation of Organic Agriculture Movements IFOAM (2011), Daten von 2009
gering
• Zahl der Kleinbauern vergleichsweise hoch:
• Haben oft schon seit jeher biologisch gewirtschaftet, daher fällt Zertifizierung leichter
Biologisch zertifizierte Flächen und Anzahl der Landwirte
50
Uganda, Äthiopien, Tansania und Burkina Faso befinden sich in den Top 10
Ökologische Intensivierung als Alternative
• Wer immer in den Himmel schaut, wird nie etwas auf der Erde entdecken." - Sprichwort der Ewe (Ghana)
• Biologische Landwirtschaft plus geringer Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden im afrikanischen chemischen Düngemitteln und Pestiziden im afrikanischen Kontext hat sehr gute Ergebnisse in Bezug auf Ertrag und Umweltverträglichkeit
– D.h. statt dem Prinzip der Outputmaximierung, wie in der konventionellen Landwirtschaft, sollen Inputs optimiert werden
– Allerdings fällt dann die Möglichkeit der Zertifizierung und damit höheren Einnahmen aus dem Handel weg.
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Eigenschaften von ökologischer Intensivierung
• Nutzung von Pflanzensorten und Tierrassen, die ein hohes Verhältnis von Produktivität zu eingesetzten Produktionsfaktoren aufweisen
• Die Vermeidung jedes unnötigen Einsatzes externer Produktionsfaktoren.
• Die Minimierung des Gebrauchs von Technologien und Praktiken, welche • Die Minimierung des Gebrauchs von Technologien und Praktiken, welche nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit ausüben.
• Einsatz von Humankapital um sich anzupassen und Neuerungen einzuführen, und von Sozialkapital zur Lösung von allgemeinen Landschaftsproblemen.
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Ertragsauswirkungen unterschiedlicher umweltverträglicher Anbauverfahren
bearbeitete Fläche (ha)
durchschnittliche Ertragssteigerung
(Verhältnis)
Multiplikative jährliche Nettosteigerung der Lebensmittelproduktion (tausend Tonnen pro Jahr)
Anbauvielfalt und 391.060 2,18 292
53
Anbauvielfalt und Systemverbesserungen
391.060 2,18 292
Agroforstwirtschaft und Bodenschutz
3.385.000 1,96 747
Konservierende Landwirtschaft
26.057 2,2 11
Integrierte Schädlingsbekämpfung
3.327.000 2,24 1.418
Total 12.753.000 2,13 5.786
Quelle: Pretty et al. 2011
Satellitenfotos der Tahou Provinz (Niger) zeigen ein zunehmendes Baumwachstum. Q: UNEP (2008)
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Ein neuer Kulturbaumpark in der Zinder Region (Niger). Diese Agroforstwirtschaft zeichnet sich durch dichte Bestände des Anabaums aus, welche die Bodenfruchtbarkeit steigern.
Q: Hamado Sawadogo
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Ginchi-Landwirte informieren sich über den Terrassenfeldbau der Konso-Region
Die Ginchi Landschaft (Äthiopien) bevor Bodenschutzprogramme eingeleitet wurden
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Potentielle Beiträge der Pflanzen- und Tierzucht zur nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung
• Effizientere Nutzung begrenzt verfügbarer Ressourcen (Fläche, Wasser, Dünger, u.a.) – „Low Input Varieties“
• Optimale Nutzung von Sonnenenergie zur Photosynthese• Optimale Nutzung von Sonnenenergie zur Photosynthese
• Effektive Umwandlung der Futtermittel in Lebensmittel tierischer Herkunft (Milch, Fleisch, Fisch, Eier).
• Interdisziplinäre Forschungsansätze
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Schlussfolgerungen
• Förderung der öffentlichen Agrarforschung
• Verbesserter Zugang zu Bildung und Ausbildung
• Verringerung der Nachernteverluste durch bessere
58
• Verringerung der Nachernteverluste durch bessere Handhabung, Lagerung und Transport
• Steuerung der Bevölkerungsentwicklung
• Stärkung der institutionellen Rahmenbedingungen
• „Um sein leben zu ändern, ist es nie zu spät." - Sprichwort auf Swahili
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Definitionen: Ernährungssicherheit und Unterernährung
• Ernährungssicherheit besteht wenn jeder Person zu jeder Zeit der physische, ökonomische und soziale Zugang zu ausreichenden, bezahlbaren, sicheren und nahrhaften Lebensmitteln gewährleistet werden kann.
• Unterernährung bemisst Aspekte der Ernährungssicherheit bei denen die Aufnahme an Energie durch Nahrung unter dem minimalen Energiebedarf liegt.
• Mangel- bzw. Fehlernährung: breit gefasster Begriff der alle Formen von schlechter Ernährung beinhaltet. Mangel- bzw. Fehlernährung schließt die Begriffe Unterernährung, Übergewicht und Fettleibigkeit (Definitionen nach UNSCN, 2010).
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Der Biokraftstoff-Boom
Produktion von Bioethanol und Biodiesel weltweit 1975-2005
10000
12000
14000
Jährliche Produktion in Millionen Gallonen
2000
2500
Jährliche Produktion in Millionen Gallonen
61Quelle: Worldwatch Institute (2006)
Bioethanol: > 90% der Biokraftstoffproduktion;Brasilien und die USA dominieren den Bioethanol-Markt mit fast 90% der Gesamtproduktion
Biodiesel: Die EU ist der größte Produzent und der größte Konsument(D und F 70% der Produktion)
0
2000
4000
6000
8000
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Jährliche Produktion in Millionen Gallonen
0
500
1000
1500
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007Jährliche Produktion in Millionen Gallonen
Iowan Rastetter leads Tanzanian ag project (Des Moines Register | 14 June 2011)
• Iowa agribusiness investor Bruce Rastetter is leading a project to turn as much as 800,000 acres of land in the east African country of Tanzania into a massive grain-and-livestock operation.
• "Our goal is to work to bring modern sustainable agriculture to that part • "Our goal is to work to bring modern sustainable agriculture to that part of Tanzania in cooperation with the government and the local people," Rastetter said.
• The private investors want the Tanzanian government to approve the use of genetically engineered seeds, but the project isn't dependent on their use, Rastetter said.
• Development experts warn that Rastetter's project must avoid squeezing the region's small-scale farmers.
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