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Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Ge-

meinde Schönberg

Artenschutzrechtliche Bewertung

gem. §§ 44, 45 BNatSchG.

6. November 2019

Auftraggeber:

Stadt Neumünster

Brachenfelder Straße 1-3

24534 Neumünster

GFN

Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH

Stuthagen 25

24113 Molfsee

04347 / 999 73-0 Tel.

04347 / 999 73-79 Fax

Email: info@gfnmbh.de

Internet: www.gfnmbh.de

Proj.-Nr. 19_038

Inhalt

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung I

Inhaltsverzeichnis

1. Anlass und Aufgabenstellung ........................................................................... 1

2. Untersuchungsraum und beurteilungsrelevante Merkmale des

Vorhabens .......................................................................................................... 1

2.1. Übersicht über das Vorhabengebiet ..................................................................... 1 2.2. Beschreibung des Vorhabens .............................................................................. 3 3. Bestandserfassung ............................................................................................ 4

3.1. Methodik .............................................................................................................. 4 3.1.1. Fledermäuse ........................................................................................................ 4 3.1.2. Amphibien ............................................................................................................ 7 3.2. Ergebnisse ........................................................................................................... 8 3.2.1. Fledermäuse ........................................................................................................ 8 3.2.2. Amphibien .......................................................................................................... 14 4. Relevanzprüfung .............................................................................................. 18

4.1. Ausgewertete Daten ........................................................................................... 18 4.2. Auswertung des Arten- und Fundpunktkatasters des Landes Schleswig-

Holstein (AFK) .................................................................................................... 18 4.3. Pflanzenarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie ............................................... 20 4.4. Tierarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie ....................................................... 20 4.4.1. Säugetiere .......................................................................................................... 20 4.4.2. Amphibien .......................................................................................................... 21 4.4.3. Potenzial für weitere artenschutzrechtlich relevante Arten ................................. 21 4.5. Europäische Vogelarten ..................................................................................... 22 4.5.1. Brutvögel ............................................................................................................ 22 4.5.2. Rastvögel ........................................................................................................... 22 5. Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen......................................... 22

5.1. Relevante Verbotstatbestände ........................................................................... 22 5.2. Maßgebliche Arten ............................................................................................. 23 5.3. Beurteilung möglicher artenschutzrechtlicher Konflikte ....................................... 23 5.3.1. Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie ........................................................... 23 5.3.2. Europäische Vogelarten ..................................................................................... 24 5.4. Maßnahmen zur Minderung und Vermeidung .................................................... 25 6. Fazit ................................................................................................................... 27

7. Literatur ............................................................................................................ 27

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Eignungsstufen der Gehölze ................................................................................................... 5

Tabelle 2: Termine der Untersuchungsdurchgänge mit Witterungsverhältnissen und Sonnenuntergang

.......................................................................................................................................................... 5 Tabelle 3: Erfassungstermine Amphibien ................................................................................................. 8

Tabelle 4: Erfasste Gehölze mit Quartierpotenzial für Fledermäuse ....................................................... 9 Tabelle 5: Im Plangebiet nachgewiesene Fledermausarten mit Gefährdung ........................................11 Tabelle 6: Im Rahmen der Detektorbegehungen aufgenommene Rufsequenzen.................................13 Tabelle 7: Nachgewiesen Amphibien mit Schutzstatus .........................................................................16 Tabelle 8: Amphibiennachweise im Plangebiet 2018 .............................................................................17

Tabelle 9: Relevante Säugetier- und Brutvogelnachweise der Umgebung (AFK) .................................18

Inhalt

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung II

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Lage des Plangebietes im Raum ........................................................................................ 2 Abbildung 2: Plangebiet ............................................................................................................................ 2 Abbildung 3: Ackerfläche im Plangebiet mit angrenzender Kleingartensiedlung (Aufnahme vom

14.02.19, Blickrichtung nach Nord) .................................................................................................. 3

Abbildung 4: Extensiv genutzte Weide im Norden des Plangebiets ........................................................ 3 Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Gestaltungsplan (Quelle: Projekt Zentrum 99 Gmbh Lübeck, Stand:

22.11.2018)....................................................................................................................................... 4 Abbildung 6: Lage der Gewässer ............................................................................................................. 7 Abbildung 7: Beispiele potenzieller Fledermausquartiere (Baum Nr. 2 und 4) ........................................ 9

Abbildung 8: Erfasste Höhlenbäume ......................................................................................................10 Abbildung 9: Ergebnisse der Fledermaus-Kartierung ............................................................................14 Abbildung 10: Gewässer 1 (Regenrückhaltebecken; Aufnahme vom 14.02.19) ...................................14

Abbildung 11: Gewässer 2 (Graben; Aufnahme vom 14.02.19) ............................................................15 Abbildung 12: Gewässer 3 (Kleingewässer; Aufnahme vom 09.04.19) .................................................15 Abbildung 13: Gewässer 4 (Kleingewässer) und Gewässer 5 (Graben; Aufnahmen vom 11.04.19) ....16 Abbildung 14: Ausschnitt der erfassten Laichballen des Braunfroschkomplexes an Gewässer 3 ........17

Abbildung 15: Daten des AFK ................................................................................................................19 Abbildung 16: An das Laichgewässer des Moorfroschs angrenzende Bereiche südwestlich des

Plangebiets (Aufnahme vom 14.02.19) ..........................................................................................21 Abbildung 17: Bereich, in dem das Aufstellen von Laternen oder anderen Beleuchtungstypen nicht

zulässig ist (blau gekennzeichnet) .................................................................................................26

Bearbeitung

Projektleitung: Hartmut Rudolphi

Bearbeitung: Marita Seidel

Erfassung: Nina Ruhl (Fledermäuse)

Marita Seidel (Amphibien)

Anlass und Aufgabenstellung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 1

1. Anlass und Aufgabenstellung

In der Gemeinde Schönberg, Kreis Plön, ist die Aufstellung des B-Plans Nr. 67 geplant.

Im Rahmen der Planung ist der Artenschutz gem. § 44 (1) BNatSchG zu beachten. Dabei ist

zu prüfen, ob es zu einer Verwirklichung der Verbotstatbestände kommen kann bzw. ob durch

die Maßnahme besonders oder streng geschützte Arten betroffen sind.

Da es sich bei der Planung um ein Vorhaben im Sinne des § 18 (2) BNatSchG handelt, welches

nach den Vorschriften des BauGB zulässig ist, sind aufgrund von § 44 (5) BNatSchG im Hin-

blick auf die Zugriffsverbote nach § 44 (1) BNatSchG nur die Arten des Anhang IV der FFH-

Richtlinie sowie die europäischen Vogelarten zu berücksichtigen.

Zur Beurteilung, ob durch das Vorhaben besonders oder streng geschützte Arten gem. Defi-

nition des BNatSchG betroffen sind, erfolgt eine artenspezifische Einzelprüfung anhand von

Erfassungen und aufgrund einer Potenzialanalyse. Die artenschutzrechtliche Bewertung ori-

entiert sich an den Arbeitshilfen des Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Hol-

stein und Amt für Planfeststellung Energie „Beachtung des Artenschutzrechtes bei Planfest-

stellung“ (LBV-SH 2016) sowie „Fledermäuse und Straßenbau“ (LBV-SH 2011).

2. Untersuchungsraum und beurteilungsrelevante Merkmale des Vorhabens

2.1. Übersicht über das Vorhabengebiet

Das rd. 15 ha umfassende Plangebiet befindet sich südwestlich der Bebauungsgrenze der

Ortschaft Schönberg im Kreis Plön. Im Norden wird das Gebiet von der Straße Rauher Berg

sowie Kuhlenkamp und einer Kleingartensiedlung begrenzt, östlich grenzt eine alte Bahn-

schiene das Gebiet ab und im Süden und Westen schließt sich hinter einem Knick bzw. Ge-

hölzsaum die Agrarlandschaft an das Gebiet an (Abbildung 1 und Abbildung 2).

Der Großteil des Plangebietes wird durch einen Ackerschlag geprägt, der 2019 mit Getreide

bestellt wurde (Abbildung 3) und nach Westen hin abfällt. An der westlichen Grenze des Plan-

gebietes verläuft die Schönberger Au, die von Gehölzen mit einem hohen Höhlenbaumanteil

gesäumt ist. Südwestlich des Plangebietes liegt ein Kleingewässer. Der nördliche Teil des

Plangebietes umfasst eine extensive Weide, die zeitweise mit Schottischen Hochlandbullen

beweidet wird (Abbildung 4), anschließende Knicks, sowie einen Siedlungsbereich mit Be-

standsgebäuden. Im südlichen Bereich des Weidelandes befindet sich ein weiteres Kleinge-

wässer, dass über einen Graben mit der Au verbunden ist. Westlich der Weide und damit

außerhalb des Plangebietes schließt sich ein weiterer Gehölzbereich an.

Untersuchungsraum und beurteilungsrelevante Merkmale des Vorhabens

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 2

Abbildung 1: Lage des Plangebietes im Raum

Abbildung 2: Plangebiet

Untersuchungsraum und beurteilungsrelevante Merkmale des Vorhabens

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 3

Abbildung 3: Ackerfläche im Plangebiet mit angrenzender Kleingartensiedlung

(Aufnahme vom 14.02.19, Blickrichtung nach Nord)

Abbildung 4: Extensiv genutzte Weide im Norden des Plangebiets

(Aufnahme vom 14.02.19, Blickrichtung nach Nordwest)

2.2. Beschreibung des Vorhabens

Im Rahmen der Planung wird der Acker als Baufläche für Wohnhäuser überplant. Im westli-

chen Bereich des Ackers wird in einer Senke ein Zufluss zu einem Regenrückhaltebecken

realisiert. Das Regenrückhaltebecken wird auf der derzeit extensiv genutzten Weide weiter

nördlich umgesetzt. Der nördliche Teil des Plangebietes wird im Osten und Norden einreihig

mit neuen Gebäuden beplant. Der Knick nördlich des geplanten Regenrückhaltebeckens bleibt

erhalten. Die Gebäude im Norden des Plangebietes werden als Bestandgebäude aufgenom-

men und weiter nördlich wird die Planungsgrundlage für einen Kindergarten geschaffen. Der

Gestaltungsplan ist der Abbildung 5 zu entnehmen.

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 4

Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Gestaltungsplan (Quelle: Projekt Zentrum 99 Gmbh Lübeck, Stand:

22.11.2018)

3. Bestandserfassung

Für die Artengruppe der Amphibien wurde aufgrund des überplanten Gewässers innerhalb des

Plangebiets eine Erfassung durchgeführt. Darüber hinaus wurden Erfassungen für die Arten-

gruppe der Fledermäuse durchgeführt, da die überplanten und angrenzenden Gehölze Quar-

tierpotenzial für Fledermäuse aufweisen und auch eine Nutzung der Gehölze als Flugstraße

und der Weidefläche als Jagdhabitat zu prüfen sind.

3.1. Methodik

3.1.1. Fledermäuse

3.2.1.1. Baumhöhlenkartierung

Der Geltungsbereich umfasst mit den älteren Gehölzen Strukturen mit Quartierpotenzial für

Fledermäuse. Während einer Begehung wurden die Strukturen hinsichtlich ihrer Eignung als

Zwischen-, Wochenstuben- und Winterquartier untersucht sowie potenziell geeignete Struktu-

ren nach Spuren (Kot, Nahrungsreste, tote Tiere) abgesucht. Die Baumhöhlenkartierung hatte

zum Ziel quartiergeeignete Bäume zu identifizieren.

Am 14.02.19 wurden alle Gehölze im Plangebiet auf potenzielle Fledermausquartiere unter-

sucht. Die Eignung als Winterquartier bzw. Wochenstube potenzieller Quartierstrukturen wird

grundsätzlich anhand des Durchmessers auf Höhlenhöhe unterteilt (Tabelle 1). Demnach be-

Bestandserfassung

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sitzen Baumhöhlen bei einem Stammdurchmesser von mehr als 30 cm eine Eignung als Wo-

chenstubenquartier und Baumhöhlen bei einem Stammdurchmesser von mehr als 50 cm zu-

sätzlich eine Eignung als Winterquartier. Spalten und Baumhöhlen bei einem Stammdurch-

messer unter 30 cm besitzen eine Eignung als Zwischenquartier (LBV-SH 2011).

Tabelle 1: Eignungsstufen der Gehölze

Stammdurchmesser an der pot. Quartierstruktur

Zwischenquartier Wochenstubenquartier Winterquartier

< 30 cm x - -

> 30 cm x x -

> 50 cm x x x

3.2.1.2. Akustische Erfassungen und Sichtbeobachtungen

Zur Überprüfung einer tatsächlichen Nutzung der potenziellen Quartiere, zur Feststellung des

Artenspektrums und Aktivitätszentren mit Jagdhabitaten und Flugstraßen, wurden vier Unter-

suchungsnächte zwischen Ende Mai und Ende August durchgeführt. Zwei Termine fanden in

der Wochenstubenzeit (Ende Mai bis Mitte Juni) statt. Zwei Termine erfolgten während der

Zeit des Schwärmens an Winterquartieren Anfang und Ende August. Unterstützend wurden

stationäre Erfassungssysteme (Horchboxen) ausgebracht.

Die Termine der Untersuchungen, sowie die Witterungsbedingungen an dem Tag und den

Zeitpunkt des Sonnenuntergangs finden sich in Tabelle 2.

Tabelle 2: Termine der Untersuchungsdurchgänge mit Witterungsverhältnissen und Sonnenuntergang

Untersu-chungs-

durchgang Datum Witterung

Uhrzeit des Sonnenuntergangs

in Kiel

1 28.05.2019 12-9°C, 1-3 Bft, teilweise bewölkt, trocken 21:37 Uhr

2 16.06.2019 18-13°C, 0-1 Bft, wechselnde Bewölkung, anfangs Nieselre-gen, dann trocken

21:58 Uhr

3 01.08.2019 19-16°C, 2-3 Bft, überwiegend bewölkt, gegen Ende leichter Regen

21:19 Uhr

4 26.08.2019 25-19°C, 1-2 Bft, gering bewölkt, trocken 20:25 Uhr

Die Untersuchungen begannen vor Einsetzen der Abenddämmerung mit dem Ausbringen von

stationären Erfassungssystemen (Batlogger) zur Unterstützung der Kartierung. Es wurden pro

Termin jeweils vier Batlogger ausgebracht. Dabei wurden zwei verschiedene Standorte für

den Batlogger Nr.1 gewählt: 1a wurde in den ersten beiden Durchgängen beprobt, 1b in den

letzten beiden Durchgängen, um mehr Daten über die potenziellen Winterquartiere zu sam-

meln. Die Standorte der stationären Erfassungssysteme sind der Abbildung 9 zu entnehmen.

Die Dämmerungsphase nach Sonnenuntergang wurde dazu verwendet, die Nutzung linearer

Strukturen (Wege, Hecken, Baumalleen) durch Fledermäuse zu beurteilen. Anschließend er-

folgte eine Begehung des gesamten Plangebietes mit einem Handdetektor. Diese erfolgte an

für Fledermäuse interessanten Strukturen, wie z.B. Hecken, Gewässern, Baumreihen und

Feldwegen. Um Hinweise auf Quartiere, wie Wochenstuben zu sammeln, wurden etwa die

letzten 90 Minuten vor Sonnenaufgang der Untersuchungsdurchgänge von Ende Mai bis Mitte

Juni vorwiegend an Strukturen mit Quartierpotenzial (Bäume mit Baumhöhlen) verbracht. In

Bestandserfassung

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dieser Zeit schwärmen Fledermäuse zur Wochenstubenzeit vor Ihren Quartieren. Die Unter-

suchungsdurchgänge endeten jeweils zu Sonnenaufgang mit Einholen der stationären Erfas-

sungssysteme. Während der letzten beiden Untersuchungsdurchgänge wurde vor allem die

Zeit zwischen der zweiten und vierten Stunde nach Sonnenuntergang an Quartierrelevanten

Strukturen verbracht (Winterquartierschwärmen).

Als stationäre Erfassungssysteme wurden Batlogger des Typs A+ der Firma Elekon AG ver-

wendet. Bei den Detektorkartierungen wurde ein Batlogger M als Handdetektor eingesetzt.

Durch die Erfassungssysteme lässt sich die Fledermaus-Aktivität an einem Standort akustisch

über den Nachtverlauf erfassen. Während der Detektorkartierungen können anhand der Ruf-

nachweise relative Häufigkeiten oder, in eingeschränktem Maße auch Aktivitätsdichten für die

einzelnen Arten in verschiedenen Landschaftsräumen ermittelt werden.

Die manuelle Auswertung erfolgte konservativ, d. h. es mussten bei Einzelrufen und Rufreihen

mehrere für die Art typische Merkmale erfüllt sein. Bei regelmäßigem Auftreten von Rufmerk-

malen, die mehr als einer Art zugeordnet werden können, wurde der Ruf der jeweiligen Arten-

gruppe zugeordnet. Grundlage für die manuelle Auswertung waren Literaturangaben zu Fle-

dermausortungsrufen (Hammer und Zahn 2009; Middleton et al. 2014; Pfalzer 2002; Runkel

und Marckmann 2017; Skiba 2009).

Da innerhalb aller Artengruppen und teilweise auch zwischen verschiedenen Artengruppen

starke Ähnlichkeiten und Überschneidungen auftreten, ist nicht in allen Fällen eine Artanspra-

che möglich. In diesen Fällen wird auf Basis eines Artentscheidungsbaumes der Ruf einer der

drei Hauptgruppen Nyctaloid, Pipistrelloid, Myotis oder einer Subgruppe der jeweiligen Rufty-

pengruppe zugeordnet. Die Grundlage für den verwendeten Entscheidungsbaum bietet das

Programm bcDiscriminator 1 der Firma ecoobs. Der Entscheidungsbaum wurde an das Arten-

spektrum in Schleswig-Holstein angepasst, da sich hierdurch die Verwechslungsarten besser

in Gruppen zusammenfassen lassen.

Folgende Gruppen wurden im Rahmen der Artbestimmung gebildet und für die Auswertung

herangezogen:

Nyctaloid: Die Gruppe Nyctaloid umfasst die Gattungen Nyctalus, Eptesicus und Vespertilio.

Innerhalb der Gattung Nyctalus ist der Große Abendsegler im Allgemeinen recht gut auf Artni-

veau anzusprechen. Alle anderen Arten der Gruppe (Breitflügel-, Zweifarbfledermaus und Klei-

ner Abendsegler) weisen insbesondere in stärker strukturierten Habitaten und während der

Jagd sehr große Ähnlichkeiten der Rufe auf. Nicht durch eindeutige Kriterien einer Art zuzu-

ordnende Rufe werden in der Gruppe Nyctaloid (nyctaloide Arten) zusammengefasst.

Myotis: Die Arten der Gattung Myotis weisen sehr starke Überlappungen in ihren Rufmerkma-

len auf, sodass häufig eine Artansprache, insbesondere bei kurzen Kontakten nicht möglich

ist. Lediglich die Teichfledermaus nutzt ein stärker abweichendes Frequenzspektrum und ist

daher als eigene Untergruppe abgrenzbar. Alle anderen Arten bilden die Gruppe Mkm (kleine

bis mittlere Myotis-Arten).

Pipistrelloid: Innerhalb der Gruppe Pipistrelloid lässt sich die Zwergfledermaus häufig auf Art-

niveau sicher ansprechen. Bei hohen und tiefen Rufen oder den Sozialrufen kann es aber zu

Überlappungen mit Rufen der Mückenfledermaus bzw. der Rauhautfledermaus kommen.

Rufe, die nicht eindeutig einer Art zuzuordnen waren, wurden mit Pipistrellus spec. klassifiziert.

Bestandserfassung

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Die Rufe der Langohrfledermäuse lassen sich in der Regel gut von allen anderen Arten unter-

scheiden. Da in Schleswig-Holstein bisher keine Nachweise des Grauen Langohrs existieren,

werden Rufe der Langohrfledermäuse dem Braunen Langohr zugeordnet.

Insgesamt lassen sich die meisten in Norddeutschland vorkommenden Fledermausarten mit

Detektoren gut erfassen und bestimmen (Petersen et al. 2004).

3.1.2. Amphibien

Im Untersuchungsgebiet befinden sich fünf Kleingewässer, die eine generelle Eignung als

Laichgewässer aufweisen (Abbildung 6). In Anlehnung an ANUVA (2014) wurden fünf Bege-

hungen zwischen Anfang April und Ende Juni durchgeführt (Tabelle 3). Zur Erfassung wurde

eine Kombination aus nächtlichem Ableuchten und Verhören sowie visuellem Absuchen, Ke-

schern und Verhören tagsüber eingesetzt. Um mögliche Vorkommen von Molchen nachzuwei-

sen, wurden an den beiden letzten Begehungen zudem Reusen ausgebracht, die am nächsten

Tag entnommen wurden (Tabelle 3). Die Gewässer Nr. 2 und Nr. 5 fielen im Verlauf der Kar-

tierung (ab Mai) trocken und wurden in den weiteren Durchgängen nicht kartiert.

Abbildung 6: Lage der Gewässer

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 8

Tabelle 3: Erfassungstermine Amphibien

Datum Erfassungsziel Tageszeit / Methode

08.04.19 Frühlaicher (Ad, Lb) Tagsüber / Verhören, Keschern, Visuelles Absuchen

11.04.19 Frühlaicher (Ad, Lb) Tagsüber / Verhören, Keschern, Visuelles Absuchen

20.05.19 Spätlaicher (Ad)

Frühlaicher (Lar)

Nachts / Verhören, Ableuchten

03.06.19 Spätlaicher (Ad, Lar)

Frühlaicher (Lar, Met)

Tagsüber / Keschern, Visuelles Absuchen, Verhören, Reusen

26.06.19 Spätlaicher (Lar)

Frühlaicher (Met)

Tagsüber / Keschern, Visuelles Absuchen, Verhören, Reusen

Legende: Ad= Adulttiere, Lb= Laichballen/-schnüre, Met= Metamorphlinge

3.2. Ergebnisse

3.2.1. Fledermäuse

3.2.1.1. Baumhöhlenkartierung

Bei der Baumhöhlenkartierung wurden insgesamt zehn Bäume mit Großquartierpotenzial (Wo-

chenstube/Winterquartier) kartiert. Sechs der Bäume weisen ein Wochenstuben- und Winter-

quartierpotenzial auf, vier ausschließlich ein Wochenstubenpotenzial. Weitere Bäume im Plan-

gebiet besitzen Tagesquartierpotenzial. Im direkten Umfeld befinden sich weitere Bereiche mit

älteren Gehölzen und Quartiermöglichkeiten (Tabelle 4 und Abbildung 8).

Der Baum Nr. 10 befindet sich deutlich außerhalb des Plangebietes. Für die anderen Bäume

ist ein Verlust nicht auszuschließen.

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 9

Tabelle 4: Erfasste Gehölze mit Quartierpotenzial für Fledermäuse

Nr. Baumart Höhe der Höhle

[m]

HHD

[cm] Potenzial Art des pot. Quartiers

1 Weide 2 30 WS Astriss

1 Weide 2-4 50 WQ Astriss

1 Weide 0 80 WQ Ausgefaulter Astabbruch

2 Totholz 2 30 WS Spechthöhle, ausgefaulter Astabbruch

3 Erle 0 50 WQ Stammfußhöhle

3 Erle 0,5 50 WQ Ausgefaulter Astabbruch

3 Erle 2 30 WS Ausgefaulter Astabbruch

3 Erle 5 30 WS Ausgefaulter Astabbruch

4 Erle 1 30 WS Stammriss

4 Erle 1,5 30 WS Ausgefaulter Astabbruch, Vogelnest

5 Esche 4 50 WQ Ausgefaulter Astabbruch

5 Esche 8 30 WS Ausgefaulter Astabbruch

6 Weide 6 50 WQ Ausgefaulter Astabbruch

7 Weide 6 50 WQ Ausgefaulter Astabbruch

7 Weide 8 55 WQ Spechthöhle

7 Weide 4 30 WS Ausgefaulter Astabbruch

8 Weide 0-2 100 WQ Stammriss, Efeu

8 Weide 2-4 100 WQ Stammriss und -Höhle. Efeu

9 Ahorn 7 35 WS Ausgefaulter Astabbruch

10 Weide 4 30 WS Ausgefaulter Astabbruch

Nr = Nummer des Baumes; HHD = Durchmesser des Gehölzes auf Höhe der Höhle; WS = Potenzial für Wochen-stubenquartier; WQ = Potenzial für Winterquartier und Wochenstubenquartier

Abbildung 7: Beispiele potenzieller Fledermausquartiere (Baum Nr. 2 und 4)

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 10

Abbildung 8: Erfasste Höhlenbäume

3.2.1.2. Gesamtartenspektrum

In Schleswig-Holstein sind derzeit 15 Fledermausarten heimisch, von denen im Plangebiet im

Rahmen der Kartierung neun Arten akustisch sicher nachgewiesen wurden (vgl. Tabelle 5).

Dazu zählen die Breitflügelfledermaus, Großer Abendsegler, Rauhaut-, Zwerg- und Mücken-

fledermaus sowie Wasser- und Fransenfledermaus und das Braune Langohr. Auch für die

Teichfledermaus konnte ein Nachweis erbracht werden.

Somit weist das Plangebiet Artnachweise von sieben auf der landesweiten Roten Liste und

Vorwarnliste geführten Fledermausarten auf. Sechs Arten haben einen ungünstigen oder un-

bekannten Erhaltungszustand.

Einige Rufaufnahmen konnten nur auf Gattungs- oder Gruppenniveau bestimmt werden. Aus-

gehend von dem in der Region bekannten Artenspektrum (FÖAG SH 2011) ist somit das ver-

einzelte Vorkommen von Bechstein und Großer Bartfledermaus nicht auszuschließen. Das

Vorkommen der Kleinen Bartfledermaus ist – ausgehend von der akustischen Erfassung –

möglich, aber aufgrund der bekannten Verbreitung, die nur den Südosten Schleswig-Holsteins

umfasst, eher unwahrscheinlich. Die Arten werden wegen des fehlenden Nachweises nicht

weiter betrachtet.

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 11

Tabelle 5: Im Plangebiet nachgewiesene Fledermausarten mit Gefährdung

Gruppe Art Gefährdung und Erhaltungszustand

RL SH (2014) RL BRD (2009) FFH-Anhang EHZ kBR

Nycta

loid

e

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

3 G IV ungünstig - unzureichend

Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)

3 V IV ungünstig - unzureichend

Pip

istr

ello

ide Rauhautfledermaus

(Pipistrellus nathusii) 3 * IV unbekannt

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

* * IV ungünstig - unzureichend

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

V D IV ungünstig - unzureichend

Myo

tis/ P

leco

tus

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

V V IV günstig

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

V * IV günstig

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

* * IV günstig

Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

2 D II + IV unbekannt

Legende: RL SH: Rote Liste Schleswig-Holstein (Borkenhagen 2014); RL D: Rote Liste Deutschland (Meinig et

al. 2009); Rote Liste Kategorien: * ungefährdet, 1 vom Aussterben bedroht, 2 stark gefährdet, 3 gefährdet, V Vor-warnliste, D Daten defizitär, G Gefährdung unbekannten Ausmaßes; Erhaltungszustand in der kontinental-Bioge-ografischen Region nach (LLUR-SH 2013), EHZ kbR: Erhaltungszustand in kontinentaler biogeografischer Re-gion.

3.2.1.3. Akustische Erfassungen und Sichtbeobachtungen

Detektorkartierungen und Sichtbeobachtungen

Im Rahmen der Detektorkartierungen wurden neun Fledermausarten sicher im Plangebiet

nachgewiesen. Die mit Abstand meisten Aufnahmen stammten von der Zwergfledermaus, die

im gesamten Plangebiet anzutreffen war.

Die zweithäufigste Art war die Mückenfledermaus, gefolgt von der Rauhautfledermaus.

Eine starke Jagdaktivität dieser drei Pipistrellenarten konnte vor allem im nördlichen Teil des

Plangebietes im Bereich der Gebäude und Gehölze, sowie entlang des Weges Richtung Sü-

den übergehend in die Schönberger Au festgestellt werden. Auch über der Weidefläche wurde

eine regelmäßige Jagdaktivität beobachtet, wenn auch in geringerem Ausmaß.

Die beiden Nyctaloiden Arten Breitflügelfledermaus und Großer Abendsegler wurden regelmä-

ßig beim Überflug über das Plangebiet jagend festgestellt sowie in Siedlungsnähe.

Aus der Gruppe der leise rufenden Myotis-Arten wurden nur vereinzelte Sequenzen aufge-

nommen, diese wurden meist entlang der Schönberger Au verortet. Die Teichfledermaus

wurde einmalig sicher mit dem Handdetektor bestimmt.

Über der großen Ackerfläche und entlang der Kleingartensiedlung sowie am Feldweg im Osten

des Plangebiet wurde nur eine geringe Fledermausaktivität festgestellt, wenige Rufsequenzen

wurden an der Grenze der Kleingartenanlage erfasst.

Insgesamt wurden während des ersten Kartierdurchgangs Ende Mai die meisten Rufsequen-

zen erfasst.

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 12

Es konnten weder zur Wochenstubenzeit noch zur Zeit des Winterquartierschwärmens Be-

obachtungen an den entsprechenden Gehölzen gemacht werden, die auf Wochenstuben- oder

Winterquartiere hindeuten.

Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die akustischen Ergebnisse der Detektorkartierungen und

den stationären Erfassungssystemen und in Abbildung 9 sind die erfassten Jagdhabitate und

Flugstraßen dargestellt.

Stationäre Erfassungssysteme

Auch im Verlauf der stationären Erfassungen konnte die Zwergfledermaus an allen Standorten

als häufigste Art sowie die Mückenfledermaus als zweithäufigste Art ermittelt werden. Die Rau-

hautfledermaus konnte mit weniger Rufsequenzen, dafür aber sehr konstant an allen Stand-

orten nachgewiesen werden. An den Standorten zwei und drei entlang der Schönberger Au

wurde insgesamt eine besonders hohe Aktivität mit bis zu 400 Rufsequenzen im ersten Durch-

gang, mindestens aber eine hohe Aktivität in allen Durchgängen aufgezeichnet. Dadurch er-

reicht diese Gehölzstruktur und die Schönberger Au eine sehr hohe Bedeutung als Jagdhabitat

für Pipistrellen, allen voran für die Zwergfledermaus.

Zusätzlich zum Artenspektrum der Detektorbegehungen konnte an drei von vier Standorten

und in drei von vier Durchgängen das Braune Langohr ergänzt werden.

Es wurden mithilfe der stationären Erfassungssysteme etliche Rufe der Gattung Myotis aufge-

zeichnet, welche nicht auf Artniveau bestimmt werden konnten. Auffällig ist die Häufung der

Myotis-Rufe in den letzten beiden Kartierdurchgängen. Da keine Schwärmaktivität innerhalb

des Untersuchungsgebietes festgestellt werden konnte, ist davon auszugehen, dass dieses

gehäufte Auftreten der Myotis-Arten mit dem Aufsuchen und Erkunden von Winterquartieren

in der Umgebung zusammenhängt. An Standort 4 konnten dabei die meisten Rufe aus der

Gruppe der Myotis und Plecotus-Arten aufgezeichnet werden. Südlich des Plangebietes in

einem knappen Kilometer Entfernung liegt ein bekanntes Winterquartier von Myotis-Fleder-

mäusen und dem Braunen Langohr. Die Schönberger Au, welche durch das Untersuchungs-

gebiet führt, wird dabei offensichtlich nicht nur als Jagdhabitat, sondern auch als Flugstraße in

das Winterquartier genutzt.

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 13

Tabelle 6: Im Rahmen der Detektorbegehungen aufgenommene Rufsequenzen H

B-S

tan

do

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tor

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rch

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ng

Nyctaloide Pipistrelloide Myotis/Plecotus-Arten

Su

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Det

1 1 1 5 177 5 2 189 1 1 1 3 193

2 4 5 5 14 10 86 8 3 107 3 3 124

3 5 3 10 18 8 122 21 1 152 1 1 171

4 3 16 1 20 9 62 13 2 86 3 9 12 118

1

1 4 2 6 2 29 31 0 1 38

2 1 3 3 7 5 98 6 2 111 1 1 2 120

3 33 1 2 36 6 94 15 5 120 3 3 159

4 2 2 4 8 38 16 3 65 5 1 6 75

2

1 1 10 3 14 17 295 3 4 319 1 1 2 1 336

2 3 7 4 14 7 160 2 169 0 183

3 7 3 10 3 155 24 9 191 1 1 202

4 1 1 6 8 13 50 14 3 80 9 9 97

3

1 2 8 1 11 15 350 19 3 387 2 1 400

2 1 1 2 9 49 5 7 70 1 1 73

3 9 3 3 15 7 119 26 3 155 4 2 2 8 178

4 1 1 9 24 14 1 48 1 8 9 58

4

1 0 5 69 5 79 0 79

2 9 3 12 8 43 1 52 0 64

3 14 2 4 20 6 44 23 2 75 1 1 96

4 18 5 6 29 10 12 12 2 36 1 1 8 1 11 1 78

Legende: rot: Überschreitung des Kriteriums (≥ 100 Kontakte von Fledermäusen auf stationärem Erfassungssys-

tem) eines bedeutenden Jagdgebietes gem. LBV-SH (2011)

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 14

Abbildung 9: Ergebnisse der Fledermaus-Kartierung

3.2.2. Amphibien

Im Plangebiet befinden sich mehrere Gewässer, die eine Eignung als Laichhabitat aufweisen.

Zudem befinden sich im Umfeld der Gewässer geeignete Landlebensräume sowie Verbund-

strukturen in Form von Gehölzen, Knicks, der Au und Entwässerungsgräben.

3.2.1.1. Gewässercharakterisierung

Gewässer 1

Regenrückhaltebecken am nordöstlichen Rand des Plangebietes. Im Norden und Osten grenzt

ein Industriegebiet an und von Süden wird das Gewässer über einen Graben gespeist, der am

westlichen Rand des Plangebietes entlangführt. Die Vegetation ist von Rohrkolben dominiert.

Das Gewässer führte 2019 wenig Wasser.

Abbildung 10: Gewässer 1 (Regenrückhaltebecken; Aufnahme vom 14.02.19)

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 15

Gewässer 2

Graben, der westlich des Plangebietes das Wasser aus der Agrarlandschaft aufnimmt und in

das Regenrückhaltebecken im Norden fließt. Der Graben ist von Gebüschen eingefasst. Im

Jahr 2019 fiel der Graben im Mai trocken.

Abbildung 11: Gewässer 2 (Graben; Aufnahme vom 14.02.19)

Gewässer 3

Kleingewässer westlich des Plangebietes in Ackerrandlage, umgeben von Weidengebüsch.

Vegetations- und strukturreich. Zwischen Gewässer und Plangebiet fließt die Schönberger Au

und es wachsen u.a. Seggen, Weiden und Erlen zwischen Gewässer und Au.

Abbildung 12: Gewässer 3 (Kleingewässer; Aufnahme vom 09.04.19)

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 16

Gewässer 4

Recht tiefes Kleingewässer im Norden des Plangebietes auf extensiv genutzter Rinderweide.

Ein Zaun schützt den Gewässerrand vor Vertritt. Im Frühjahr trüb, im Sommer klar und mit

emerser und submerser Vegetation ausgestattet. Nach Westen fließt das Gewässer über ei-

nen Graben in die Schönberger Au.

Abbildung 13: Gewässer 4 (Kleingewässer) und Gewässer 5 (Graben; Aufnahmen vom 11.04.19)

Gewässer 5

Graben westlich der Kleingartenanlage. Das Gewässer führte bereits zu Beginn der Kartierung

wenig Wasser und ist im Mai 2019 ausgetrocknet.

3.2.1.2. Amphibiennachweise

Im Zuge der Erfassungen gelangen Nachweise von den vier Arten Grasfrosch, Moorfrosch,

Teichfrosch und Teichmolch in den untersuchten Gewässern (Tabelle 7).

Die größte Bedeutung besitzt dabei das Gewässer 3, hier wurden alle vier Arten nachgewiesen

und zusätzlich von Teichmolch, Gras- und Moorfrosch Reproduktionsnachweise erbracht

(Tabelle 8). Eine Artbestimmung von Laichballen des Braunfroschkomplexes (in Schleswig-

Holstein Gras- und Moorfrosch) ist nicht möglich. Eine Artansprache wurde über die Bestim-

mung von Larven im weiteren Verlauf der Untersuchung möglich. Der Moorfrosch wird im An-

hang IV der FFH-Richtline geführt und besitzt damit eine artenschutzrechtliche Relevanz. Das

Gewässer 3 bleibt erhalten. Es besitzt eine besondere Bedeutung als Laichgewässer. Die um-

liegenden Bereiche stellen den Landlebensraum dieser Arten dar.

In Gewässer 1 und Gewässer 4 wurden ausschließlich adulte Teichmolche und Teichfrösche

nachgewiesen. Das Gewässer 4 wird überplant, das Gewässer 1 bleibt erhalten.

In Gewässer 2 und 5 gelangen keine Nachweise. Beide Gewässer fielen im Laufe der Unter-

suchung trocken.

Das festgestellte Artenspektrum umfasst in Schleswig-Holstein ungefährdete und noch häufige

Arten. Allein der Moorfrosch wird im Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt und auf der bundes-

weiten Roten Liste als stark gefährdet gelistet.

Tabelle 7: Nachgewiesen Amphibien mit Schutzstatus

Bestandserfassung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 17

Amphibienarten RL SH (2003) RL BRD (2009) FFH-Anh. BNatSchG EHZ kBr

Grasfrosch (Rana temporaria) V * V § FV

Moorfrosch (Rana arvalis) V 2 IV §§ FV

Teichfrosch (Rana kl. esculenta) * * V § FV

Teichmolch (Triturus vulgaris) * * - § -

Legende: RL SH: Status nach Roter Liste Schleswig-Holstein nach Klinge (2003); RL D: Status nach Roter Liste Deutschland Kühnel et al. (Kühnel et al. 2009); Gefährdungsstatus: 1= vom Aussterben bedroht, 2= stark ge-

fährdet, 3= gefährdet, *= ungefährdet, V= Vorwarnliste, G= Gefährdung anzunehmen, D= Daten mangelhaft; FFH.: Anhang der FFH-RL, in welchem die Art geführt wird; BNatSchG: §: besonders geschützt, §§: streng ge-schützt; EHZ kBR: Erhaltungszustand Arten der Anhänge II, IV und V der FFH-Richtlinie in Schleswig-Holstein in

der kontinentalen Region nach LLUR-SH (2013), FV= Günstig, U1= Ungünstig-unzureichend, U2= Ungünstig-schlecht, XX= Unbekannt.

Tabelle 8: Amphibiennachweise im Plangebiet 2018

Gewässer

Nr. Datum

Braun-

frosch Moorfrosch Rana arvalis

Grasfrosch Rana temporaria

Teichfrosch Pelophylax kl. „esculentus“

Teichmolch Lissotriton vulgaris

1 03.06. - - - 1 Ad 2 Ad

1 26.06. - - - - 1 Ad

2 - - - - - -

3 08.04. 35 Lb, 1 Ad - - - -

3 11.04. 35 Lb - - - -

3 03.06. - - 4 Lar - 1 Ad

3 26.06 - 1 Lar 3 Lar - 1 Lar

4 20.05. - - - 1 Ad 1 Ad

4 03.06. - - - 1 Ad 3 Ad

4 26.06. - - - - 1 Ad

5 - - - - - -

Legende: Lb= Laichballen, Ad= Adult, Lar= Larve.

Abbildung 14: Ausschnitt der erfassten Laichballen des Braunfroschkomplexes an Gewässer 3

Relevanzprüfung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 18

4. Relevanzprüfung

4.1. Ausgewertete Daten

Am 14.02.2019 erfolgte eine Übersichtsbegehung auf derer Grundlage eine Potenzialanalyse

durchgeführt wurde. Zudem wurden die Ergebnisse der Amphibien- und Fledermauserfassun-

gen 2019 (Kapitel 3) berücksichtigt.

Zusätzlich wurden die Daten des Arten- und Fundpunktkatasters des Landes Schleswig-Hol-

stein (AFK) abgefragt und die Seite https://stoercheimnorden.jimdo.com abgefragt.

4.2. Auswertung des Arten- und Fundpunktkatasters des Landes Schleswig-Holstein (AFK)

Aus der Umgebung des Plangebietes (3 km) liegen artenschutzrechtlich relevante Daten von

fünf Fledermausarten und von drei Brutvogelarten aus dem AFK vor (nachfolgende Tabellen

und Abbildung 15). Für den direkten Eingriffsbereich sind keine Nachweise gelistet.

Der Großteil der Fledermausnachweise stammt aus den Winterquartieren in der Buchtbatterie

Fiefbergen (2003 bis 20017) und dem Bunkerkomplex in Schönberg (2003 bis 2008). In den

Quartieren überwinterten demnach die Arten Braunes Langohr und Wasserfledermaus. In Fief-

bergen wurde im Jahr 2006 zudem eine unbestimmte Fledermaus erfasst. Sommerquartiere

sind aus Wisch von der Zwerg- und Mückenfledermaus (2011) bekannt und von unbestimmten

Fledermäusen aus Schönberg (2004 und 2005). In Schönberg wurde im Jahr 1995 zudem

eine Fransenfledermaus nachgewiesen.

Die Schleiereule kommt mit mehreren Brutpaaren in dem Bereich zwischen Barsbek, Krokau

und Wisch vor (2016 und 2018). Ein Seeadlerbrutpaar ist zwischen Krokau und Fiefbergen

bekannt (2018). Ein Weißstorchhorst befindet sich in Neu-Schönberg, hier ziehen die Störche

über die letzten Jahre regelmäßig Jungvögel groß. 2018 sind aus diesem Horst vier Jungstör-

che flügge geworden.

Tabelle 9: Relevante Säugetier- und Brutvogelnachweise der Umgebung (AFK)

Säugetierarten RL SH (2014) RL BRD (2009) FFH-Anh. BNatSchG

Dt. Artname Lat. Artname

Braunes Langohr Plecotus auritus V V IV §§

Fransenfledermaus Myotis nattereri V * IV §§

Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus V D IV §§

Wasserfledermaus Myotis daubentonii * * IV §§

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus * * IV §§

Brutvogelarten

RL SH (2010) RL BRD (2015) Dt. Artname Lat. Artname

Schleiereule Tyto alba V * - §§

Seeadler Haliaeetus albicilla * * - §§

Weißstorch Ciconia ciconia 2 3 - §§ RL SH: Status nach Roter Liste Schleswig-Holstein nach Borkenhagen (2014) und nach Knief et al. (2010); RL D: Status nach Roter Liste Deutschland nach Meinig et al. (2009) und Grüneberg et al. (2015); Gefährdungsstatus:

0= Ausgestorben, 1= vom Aussterben bedroht, 2= stark gefährdet, 3= gefährdet, *= ungefährdet, V= Vorwarnliste, G= Gefährdung anzunehmen; FFH-Anh.: Anhang der FFH-RL, in welchem die Art geführt wird, BNatSchG: §:

besonders geschützt, §§: streng geschützt;

Relevanzprüfung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 19

Abbildung 15: Daten des AFK

Relevanzprüfung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 20

4.3. Pflanzenarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie

Vorkommen von planungsrelevanten Pflanzenarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie sind

aufgrund der Habitatausstattung auszuschließen.

4.4. Tierarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie

Unter den Tierarten des Anhang IV der FFH-Richtlinie finden sich in Schleswig-Holstein Ver-

treter folgender Artengruppen:

Säugetiere: 15 Fledermaus-Arten, Biber, Fischotter, Haselmaus, Birkenmaus,

Schweinswal, (Wolf)

Reptilien: Europäische Sumpfschildkröte, Schlingnatter, Zauneidechse

Amphibien: Kammmolch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch, Moorfrosch, Rot-

bauchunke, Wechselkröte

Fische: Stör, Nordsee-Schnäpel

Käfer: Eremit, Heldbock, Breitrand, Breitflügeltauchkäfer

Libellen: Große Moosjungfer, Grüne Mosaikjungfer

Schmetterlinge: Nachtkerzen-Schwärmer

Weichtiere: Kleine Flussmuschel (syn.: Bachmuschel), Zierliche Tellerschnecke

4.4.1. Säugetiere

Fledermäuse

Alle in Schleswig-Holstein vorkommenden Fledermausarten werden im Anhang IV der FFH-

Richtlinie geführt.

Im Plangebiet besitzen insbesondere die naturnäheren Bereiche der Schönberger Au (Jagd-

habitat und Flugstraße) und des südlich begrenzenden Knicks (Flugstraße) eine wichtige Be-

deutung für die Fledermauszönose.

Im nördlichen Teil des Plangebietes wurde zudem ein Jagdgebiet im Bereich der Gebäude

und Gehölze sowie ein Jagdhabitat und eine Flugstraße entlang des Weges Richtung Süden

festgestellt.

Darüber hinaus besitzen die Bäume im Plangebiet Quartierpotenzial und werden potenziell als

Zwischenquartier genutzt.

Eine Betroffenheit von Fledermäusen ist nicht auszuschließen, daher wird die Artengruppe in

der Konfliktanalyse weiter betrachtet.

Weitere Säugetiere

Vorkommen weiterer Säugetierarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie wie Biber, Fischotter,

Haselmaus oder Birkenmaus können auf Grund der Lage außerhalb des Verbreitungsgebietes

bzw. auf Grund fehlender für sie geeigneter Habitataustattung ausgeschlossen werden.

Relevanzprüfung

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 21

4.4.2. Amphibien

Insbesondere das Gewässer westlich des Plangebietes besitzt eine Bedeutung für Amphibien.

In dem Gewässer 3 wurde ein geringer Bestand des Moorfroschs nachgewiesen. An das Ge-

wässer grenzen anmoorige, sauergrasreiche Flächen, Gebüsche und Gehölze an, die der Art

als Landlebensraum dienen (siehe Foto). Da der Bestand sehr gering ist, das direkt angren-

zende Landhabitat gut geeignet und von Äckern begrenzt wird, ist ein Einwandern des

Moorfroschs ins Plangebiet und eine daraus resultierende Betroffenheit auszuschließen.

Darüber hinaus werden die östlich angrenzenden Flächen innerhalb des Plangebietes von ei-

nem Acker in einen begrünten Senken Bereich umgewandelt, welcher potenziell den vorhan-

denen Landlebensraum erweitert.

Abbildung 16: An das Laichgewässer des Moorfroschs angrenzende Bereiche südwestlich des Plange-

biets (Aufnahme vom 14.02.19)

Eine potenzielle Betroffenheit von Amphibien des Anhang IV der FFH-Richtlinie durch das

Vorhaben kann ausgeschlossen werden, die Artengruppe wird demnach in der Konfliktanalyse

nicht weiter behandelt.

4.4.3. Potenzial für weitere artenschutzrechtlich relevante Arten

Bei den vorhandenen Strukturen besteht aufgrund fehlender Lebensraumstrukturen kein Po-

tenzial für Vorkommen weiterer artenschutzrechtlich geschützter Tierarten. Eine potenzielle

Betroffenheit weiterer Artengruppen kann daher ausgeschlossen werden. Weitere Artengrup-

pen werden bei der Konfliktanalyse nicht weiter behandelt.

Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 22

4.5. Europäische Vogelarten

4.5.1. Brutvögel

Das Plangebiet hat als Bruthabitat eine Bedeutung für

Gehölzbrüter (z.B. Amsel, Buchfink, Blaumeise)

Offenlandbrüter (z.B. Schafstelze)

Gebäudebrüter (z.B. Bachstelze, Haussperling, Hausrotschwanz)

In dem bereits vorbelasteten und anthropogen geprägten Plangebiet ist nicht mit einem Vor-

kommen seltener und in Schleswig-Holstein gefährdeter Arten zu rechnen.

Da die Bestandsgebäude erhalten bleiben ist für die Gebäudebrüter keine Betroffenheit abzu-

sehen.

Eine potenzielle Betroffenheit kann für die potenziell auftretenden Gehölzbrüter und Offenland-

brüter jedoch nicht ausgeschlossen werden, diese werden bei der Konfliktanalyse weiter be-

handelt.

4.5.2. Rastvögel

Für Rastvögel hat der Geltungsbereich keine Relevanz.

5. Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

5.1. Relevante Verbotstatbestände

Durch direkte Eingriffe in Ackerflächen und Gehölze bzw. durch die indirekte Beeinträchti-

gung der ökologischen Funktion der Gehölze können die folgenden Verbotstatbestände gem.

§ 44 (1) BNatSchG möglicherweise verwirklicht werden.

Schädigung/ Tötung von Individuen geschützter Arten gem. § 44 (1) 1 BNatSchG

Der Verbotstatbestand kann im vorliegenden Fall durch die Baufeldfreimachung durch Verlet-

zung/ Tötung von Individuen, die immobil sind und sich nicht aktiv durch Flucht entziehen kön-

nen, verwirklicht werden.

Durch die Fällungen können Fledermäuse, die vorhandene Hohlräume in Bäumen zum Zeit-

punkt der Fällarbeiten als Quartier nutzen, geschädigt werden.

Die Baufeldfreimachung kann die Tötung von immobilen Jungvögeln bzw. die Schädigung von

Eiern von Brutvogelarten, die im Eingriffsbereich brüten, zur Folge haben.

Störung streng geschützter Arten sowie von Vogelarten gem. § 44 (1) 2 BNatSchG

Zur potenziellen Verwirklichung des Störungsverbots kann es kommen, wenn durch die Bau-

tätigkeiten Arten den Vorhabenbereich verlassen und sich dadurch der Erhaltungszustand der

lokalen Population verschlechtert. Dies kann im Vorhabenbereich der Fall sein,

- wenn auf Grund der Bautätigkeiten Fledermäuse ihre Quartierstandorte verlassen und

sich dadurch der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert,

Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 23

- wenn während der Brutzeit Bauarbeiten durchgeführt werden, Vögel dadurch ihr Brutge-

biet verlassen und sich dadurch der Erhaltungszustand der lokalen Population ver-

schlechtert.

Beeinträchtigung/ Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten geschützter Arten

gem. § 44 (1) 3 BNatSchG

Für Fledermäuse kommt es durch Fällungen von Gehölzen zu einem potenziellen Verlust von

Quartieren.

Für Brutvögel kommt es durch die Baufeldfreimachung und Überbauung zu einem potenziellen

Verlust von Bruthabitaten.

5.2. Maßgebliche Arten

Durch die vorhabenspezifischen Wirkfaktoren sind Konflikte nur mit den bereits dargestellten

Arten bzw. Artengruppen Fledermäuse und Brutvögel (Gehölz- und Offenlandbrüter) zu erwar-

ten.

Weitere ebenfalls europäisch geschützte Tiergruppen (z.B. weitere Säugetier- und weitere

Amphibienarten, sowie Reptilien- Fisch-, Käfer-, Libellen-, Schmetterlings- und Weichtierarten)

sind aufgrund der für sie fehlenden geeigneten Habitatstrukturen, der Lage außerhalb des

Verbreitungsgebietes bzw. aufgrund der Absenz während der Kartierungen nicht zu erwarten,

so dass für sie vorhabenbedingte Konflikte mit dem Artenschutzrecht auszuschließen sind.

5.3. Beurteilung möglicher artenschutzrechtlicher Konflikte

5.3.1. Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie

Schädigungs-/Tötungsverbot gem. § 44 (1) 1 BNatSchG

Fledermäuse

Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko von gehölzbewohnenden Fledermäusen besteht, wenn

Gehölze zum Zeitpunkt des Abrisses als Quartier genutzt werden. Da keine Wochenstuben-

oder Winterquartiere festgestellt wurden, ist ausschließlich ein Zeitraum zu wählen, in dem

Zwischenquartiere nicht besetzt sind.

Fällarbeiten sind im Zeitraum vom 01.12. bis 28.02. durchzuführen

Bei Einhaltung der Bauzeit ist eine Verwirklichung des Verbotstatbestandes auszuschließen.

Störung von Individuen gem. § 44 (1) 2 BNatSchG

Fledermäuse

Eine erhebliche Störung von Fledermäusen mit negativen Auswirkungen auf die lokale Popu-

lation kann eintreten, sobald essenzielle Dunkelräume beleuchtet werden. Den Bereichen ent-

lang der Schönberger Au sowie dem Knick südlich des Plangebietes kommt dabei eine beson-

dere Bedeutung zu. Eine Beleuchtung dieser Bereiche kann indirekt zu Beeinträchtigungen

von Wochenstuben- bzw. Winterquartierstandorten in der Umgebung führen und die lokale

Population beeinträchtigen.

Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 24

Um einen Verbotstatbestand zu vermeiden, ist

eine Beleuchtung während der Bauphase nicht zulässig,

eine Beleuchtung des Plangebietes westlich der Bebauungsgrenze nicht zulässig,

der Knick im Süden des Plangebietes dicht zu pflanzen

Die Maßnahme ist durch eine biologische Baubegleitung zu überprüfen.

Für das Jagdhabitat im Norden des Plangebietes im Bereich der Gebäude sowie die Flugstra-

ßen entlang des Weges nach Süden sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu prognosti-

zieren. Darüber hinaus können die Fledermäuse in den Dunkelraum im Westen ausweichen.

Eine Verwirklichung des Verbotstatbestandes kann für Fledermäuse mit Umsetzung der Maß-

nahmen sicher ausgeschlossen werden.

Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gem. § 44 (1) 3 BNatSchG

Fledermäuse

Durch die Gehölzrodungen kann es zum dauerhaften Verlust von Zwischenquartieren kom-

men. Dabei sind Tagesverstecke und ggf. vorhandene Balzquartiere nicht als zentrale Lebens-

stätten aufzufassen, sofern innerhalb eines Reviers mehrere bis zahlreiche solcher Lebens-

räume vorhanden sind, zwischen denen die einzelnen Tiere häufig wechseln. Dies ist im Um-

feld des Plangebietes der Fall. Der Verlust eines oder weniger Tagesverstecke bzw. Balzquar-

tiere wird die ökologische Funktion der Fortpflanzungsstätten der betroffenen Arten im räumli-

chen Zusammenhang somit nicht beeinträchtigen.

5.3.2. Europäische Vogelarten

Schädigungs- / Tötungsverbot gem. § 44 (1) 1 BNatSchG

Brutvögel

Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko besteht für die Gehölzbrüter, falls die Gehölzrodungen

zur Brutzeit durchgeführt werden. Für Offenlandbrüter besteht ein signifikant erhöhtes Tö-

tungsrisiko, wenn Bauarbeiten auf den Ackerflächen zur Brutzeit begonnen werden.

Durch eine Bauzeitenregelung außerhalb der Brutzeit kann eine Verwirklichung des Ver-

botstatbestandes sicher ausgeschlossen werden:

Gehölzrodungen sind außerhalb der Brutzeit der Gehölzbrüter und damit innerhalb der

Zeit vom 01.10. bis 28.02 durchzuführen.

Bauarbeiten auf den Offenlandstandorten sind außerhalb der Brutzeit von Offenlandbrü-

tern und damit innerhalb der Zeit 16.08. bis 28.02. zu beginnen. Die durchgehenden Bau-

tätigkeiten verhindern daraufhin ein ansiedeln von Brutpaaren. Ist der Zeitraum nicht ein-

zuhalten oder Baupausen innerhalb der Brutzeit von mehr als fünf Tagen nicht zu vermei-

den, sind Vergrämungsmaßnahmen (s.u.) durchzuführen.

Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 25

Störung von Individuen gem. § 44 (1) 2 BNatSchG

Brutvögel

Von den Arbeiten gehen für die vorkommenden wenig empfindlichen und häufigen Brutvogel-

arten keine weitreichenden Störwirkungen aus, sodass der „Erhaltungszustand von lokalen

Populationen“ im Sinne des Artenschutzrechts nicht erheblich verschlechtert wird.

Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gem. § 44 (1) 3 BNatSchG

Brutvögel

Durch die Gehölzrodungen gehen Brutplätze von wenig anspruchsvollen, ungefährdeten Ge-

hölzbrütern verloren. Für die Offenlandbrüter gehen intensiv genutzte Ackerflächen verloren,

die keine besonders hervorgehobenen Bruthabitate darstellen.

Im Umfeld der Planung sowie durch den Knickausgleich stehen ausreichend Brutmöglichkei-

ten für die Arten zur Verfügung, auf die sie ausweichen können. Eine Verwirklichung des Ver-

botstatbestandes kann ausgeschlossen werden.

5.4. Maßnahmen zur Minderung und Vermeidung

I. Festlegung von Bauzeitfenstern

Für die vorkommenden Arten (Fledermäuse und Brutvögel) ist eine zeitliche Einschränkung

des Eingriffs eine wichtige Vermeidungsmaßnahme.

Fledermäuse

Fällarbeiten sind im Zeitraum vom 01.12. bis 28.02. durchzuführen

Brutvögel

Gehölzrodungen sind außerhalb der Brutzeit der Gehölzbrüter und damit innerhalb der Zeit

vom 01.10. bis 28.02 durchzuführen (Brutzeit Fledermäuse beachten!).

Bauarbeiten auf den Offenlandstandorten sind außerhalb der Brutzeit von Offenlandbrü-

tern und damit innerhalb der Zeit 16.08. bis 28.02. zu beginnen. Die durchgehenden Bau-

tätigkeiten verhindern daraufhin ein Ansiedeln von Brutpaaren. Ist der Zeitraum nicht ein-

zuhalten oder Baupausen innerhalb der Brutzeit von mehr als fünf Tagen nicht zu vermei-

den, sind Vergrämungsmaßnahmen (s.u.) durchzuführen.

Prüfung des Eintretens von Verbotstatbeständen

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 26

II. Beleuchtungskonzept

Fledermäuse

Um bau- und betriebsbedingte Störungen durch Lichtemissionen sicher zu verhindern, dürfen

die bestehenden Dunkelräume nicht beleuchtet werden (Abbildung 17). Dies betrifft die Berei-

che um die Schönberger Au und den Knick südlich des Plangebietes. Die Maßnahme ist durch

eine biologische Baubegleitung zu überprüfen:

eine Beleuchtung während der Bauphase ist nicht zulässig,

eine Beleuchtung des Plangebietes westlich der Bebauungsgrenze ist nicht zulässig,

der Knick im Süden des Plangebietes ist dicht zu pflanzen

Abbildung 17: Bereich, in dem das Aufstellen von Laternen oder anderen Beleuchtungstypen nicht zu-

lässig ist (blau gekennzeichnet)

III. Vergrämung

Brutvögel

Ist eine Einhaltung der Bauzeitenreglung außerhalb der Brutzeit der Offenlandbrüter nicht

möglich oder entstehen Pausen von mehr als fünf Tagen während der Bautätigkeiten, können

alternativ Vergrämungsmaßnahmen durchgeführt werden. Hierzu werden vor dem 01.03 oder

direkt nach Beginn der Pause Vergrämungsstangen mit min. 1,5 m Höhe und max. 10 m Ab-

stand zueinander alternierend im Baufeld aufgestellt und rot-weißes Kunststoffband so ange-

bracht, dass es sich frei an den Pflöcken bewegen, also flattern kann. Die Funktionalität ist

durch eine Baubegleitung zu prüfen. Die Maßnahme ist während der gesamten Brutzeit bis

zum Beginn des Bauablaufs aufrechtzuerhalten.

Fazit

GFN mbH 06.11.2019: Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 67 der Gemeinde Schönberg – artenschutzrechtliche Prüfung 27

6. Fazit

Die vorhandene Datenlage wird aus fachgutachterlicher Sicht als für eine Beurteilung ausrei-

chend eingestuft. Die Potenzialanalyse und die Datenrecherche ergaben ausschließlich Hin-

weise für die Artengruppen Fledermäuse und Brutvögel als Artvorkommen mit artenschutz-

rechtlicher Relevanz im Wirkraum des Vorhabens.

Die mögliche Schädigung / Tötung von Individuen gem. § 44 (1) 1 BNatSchG kann durch Bau-

zeitenregelungen für Fledermäuse und Brutvögel sicher ausgeschlossen werden. Alternativ ist

für Brutvögel eine Vergrämungsmaßnahme möglich.

Erhebliche Störungen gem. § 44 (1) 2 BNatSchG sind durch ein Beleuchtungskonzept für Fle-

dermäuse auszuschließen. Für die wenig störempfindlichen Brutvogelarten sind erhebliche

Störungen durch das Bauvorhaben ebenfalls auszuschließen.

Die Funktionsfähigkeit der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Sinne des § 44 (1) 3 BNatSchG

bleibt für Fledermäuse und Brutvögel im Raum erhalten, da es ausreichend Möglichkeiten zum

Ausweichen für die betroffenen Individuen gibt. Eine Verwirklichung des Verbotstatbestands

kann für Fledermäuse und Brutvögel ausgeschlossen werden.

Unter Einhaltung der genannten Maßnahmen verstößt der Eingriff nicht gegen die Verbote des

§ 44 (1) BNatSchG. Ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung nach § 45 BNatSchG ist somit

nicht notwendig.

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