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Fachhochschule Brandenburg Brandenburg University of Applied Sciences Fachbereich Wirtschaft Studiengang Wirtschaftsinformatik Vergleich von BPMN-Tools zur Modellierung von Geschäftsprozessen Autoren: Katharina Deckert, Leroy Füllgraf, René Quoos Studiengang WI Master (Matrikel 2012) Betreuung und Revision: Prof. Dr. Dietmar Wikarski Feedback an: [email protected]

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Fachhochschule Brandenburg

Brandenburg University of Applied Sciences

Fachbereich Wirtschaft

Studiengang Wirtschaftsinformatik

Vergleich von BPMN-Tools

zur Modellierung von Geschäftsprozessen

Autoren: Katharina Deckert, Leroy Füllgraf, René Quoos

Studiengang WI Master (Matrikel 2012)

Betreuung und Revision:

Prof. Dr. Dietmar Wikarski

Feedback an:

[email protected]

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorbemerkungen ............................................................................................................................ 4

2. Einleitung ........................................................................................................................................ 5

3. Grundlagen...................................................................................................................................... 6

3.1. BPMN 1.2 ................................................................................................................................ 8

3.2. BPMN 2.0 .............................................................................................................................. 13

3.2.1. Konversationsdiagramme................................................................................................. 13

3.2.2. Choreographiediagramme ................................................................................................ 14

3.2.3. Events ................................................................................................................................ 15

4. Kriterienkatalog ............................................................................................................................ 16

5. Prozessbeschreibung Sportgruppenanmeldung .......................................................................... 18

6. Bizagi ............................................................................................................................................. 19

6.1. Unternehmen und Tool ........................................................................................................ 19

6.2. Oberfläche und Usability ...................................................................................................... 20

6.3. Modellierung ......................................................................................................................... 21

6.4. Import und Export ................................................................................................................ 23

6.5. Schnittstellen ........................................................................................................................ 25

6.6. Gemeinsamer Prozess - Sportgruppenanmeldung .............................................................. 26

6.7. Fazit ....................................................................................................................................... 27

7. ADONIS .......................................................................................................................................... 28

7.1. Unternehmen und Tool ........................................................................................................ 28

7.2. Oberfläche und Usability ...................................................................................................... 29

7.3. Modellierung ......................................................................................................................... 31

7.4. Import und Export ................................................................................................................ 38

7.5. Schnittstellen ........................................................................................................................ 39

7.6. Gemeinsamer Prozess - Sportgruppenanmeldung .............................................................. 40

7.7. Fazit ....................................................................................................................................... 41

8. SemTalk ......................................................................................................................................... 42

8.1. Unternehmen und Tool ........................................................................................................ 42

8.2. Oberfläche und Usability ...................................................................................................... 42

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8.3. Modellierung ......................................................................................................................... 44

8.4. Import und Export ................................................................................................................ 48

8.5. Schnittstellen ........................................................................................................................ 49

8.6. Gemeinsamer Prozess – Sportgruppenanmeldung ............................................................. 51

8.7. Fazit ....................................................................................................................................... 53

9. Signavio ......................................................................................................................................... 54

9.1. Unternehmen und Tool ........................................................................................................ 54

9.2. Oberfläche und Usability ...................................................................................................... 55

9.3. Modellierung ......................................................................................................................... 56

9.4. Import und Export ................................................................................................................ 61

9.5. Schnittstellen ........................................................................................................................ 62

9.6. Gemeinsamer Prozess – Sportgruppenanmeldung ............................................................. 64

9.7. Fazit ....................................................................................................................................... 65

10. Auswertung der Nutzwertanalyse ........................................................................................... 66

Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................... 73

Literaturverzeichnis .............................................................................................................................. 75

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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1. Vorbemerkungen

Der vorliegende Report basiert auf der Semesterarbeit zum Thema „Einsatz von BPMN in

ausgewählten Tools“ im Rahmen der Veranstaltung „Modellierung und Analyse von Prozessen“ des

Masterstudiums der Wirtschaftsinformatik an der FH Brandenburg im Wintersemester 2011/12.

Ziel der Arbeit war die Untersuchung von fünf ausgewählten Tools (Bizagi, Adonis, SemTalk,

AristaFlow und Signavio) auf ihre Eignung zur Modellierung von Geschäftsprozessen mit BPMN. Da

sich im Verlauf der Untersuchung herausstellte, dass AristaFlow nicht für die Modellierung mit BPMN

geeignet ist, wird in dieser revidierten Version der Arbeit nicht näher auf AristaFlow eingegangen. Die

Autoren danken jedoch Herrn Sebastian Raschke ausdrücklich für seine Untersuchung dieses Tools

ebenso wie Herrn Henrik Strauß für seine Beteiligung an den Ausarbeitungen zum Tool Signavio, die

in die vorliegende Fassung eingeflossen sind.

Weiterhing muss darauf hingewiesen werden, dass zum Vergleich der Tools keine gleichwertigen

Versionen heran gezogen werden konnten. Nicht für jedes Tool lag eine Vollversion vor, so dass

nicht alle Funktionen getestet werden konnten und sich einige Bewertungen nur auf Produkt-

beschreibungen des Anbieters beziehen.

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2. Einleitung

Die verständliche Beschreibung von Geschäftsprozessen spielt in der Unternehmenspraxis eine

immer größere Rolle. Dafür stehen verschiedene Notationen zur Verfügung. BPMN1, seit 2006 neuer

OMG2-Standard für die Geschäftsprozessmodellierung, hat binnen kurzer Zeit eine weite Verbreitung

in der Praxis gefunden3. Mit dieser Notation lassen sich Abläufe von Geschäftsprozessen fachlich,

aber auch technisch beschreiben. Um Standardisierung und Austauschbarkeit von Modellen zu

erreichen, wurde die BPMN-Spezifikation kontinuierlich weiterentwickelt. 2010 wurde die Version

BPMN 2.0 offiziell verabschiedet4 und seitdem von vielen Anbietern von Modellierungssoftware in

deren Tools integriert.

Ziel dieser Arbeit ist es, den Einsatz von BPMN in ausgewählten Tools auf ihre Eignung für

Geschäftsprozess-Modellierung zu untersuchen. Dabei werden die Eigenschaften und

Funktionalitäten der Tools, anhand eines vorher festgelegten Kriterienkatalogs, überprüft,

beschrieben und bewertet. Anschließend werden die Tools in einer Gegenüberstellung verglichen.

Der erste Teil der Arbeit bietet einen Einstieg in die Modellierung mit BPMN. Dazu werden einleitend

wichtige Definitionen und grundlegende Fragestellungen sowie elementare BPMN-Elemente anhand

allgemein verständlicher, fachlicher Beispiele erläutert.

Im zweiten Teil der Arbeit werden folgende Tools näher betrachtet:

Bizagi

Adonis

SemTalk

Signavio

Nach einer kurzen Vorstellung des jeweiligen Anbieters erfolgt die Beschreibung des

Funktionsumfangs des jeweiligen Tools. Durch Modellierung eines gemeinsamen Prozesses sollen

Stärken und Schwächen des jeweiligen Tools erkannt und herausgestellt werden. Anhand des

Kriterienkatalogs wird dann eine detaillierte Bewertung aller Funktionalitäten vorgenommen.

Den Abschluss der Arbeit bildet eine Gegenüberstellung der Tools. Die Bewertungen der einzelnen

Tools werden dabei verglichen, um eine abschließende Empfehlung aussprechen zu können.

Die in der Dokumentation beschriebenen Erkenntnisse sollen dem Leser außerdem als Orientierungs-

punkte dienen und beim Umgang mit den Tools unterstützen.

1 Business Process Model and Notation

2 Object Management Group

3 (Allweyer, 2009)

4 (Allweyer, 2009)

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3. Grundlagen

BPMN - (seit Version 2.0 „Business Process Model and Notation“) ist eine spezielle

Modellierungsnotation für Geschäftsprozesse. Für Fach- und Informatikspezialisten stellt sie Symbole

zur Verfügung, mit denen Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe (Workflows) modelliert werden

können. Die BPMN wurde 2004 von dem IBM Mitarbeiter Stephen A. White entwickelt und durch die

BPMI (Business Process Management Initiative) veröffentlicht. 2005 übernahm die OMG (Object

Management Group) die Pflege der Notation und fusionierte gleichzeitig mit der BPMI. 2006 wurde

BPMN 1.0 als offizieller Standard der OMG aufgenommen. 2008 folgte die Version BPMN 1.1, 2009

die Version BPMN 1.2 und am Anfang des Jahres 2011 die Version BPMN 2.0.

BPMN sollte ursprünglich eine Prozessbeschreibungssprache sein, die von einer Prozess Engine eines

BPMS ausgeführt werden konnte. Die Entwickler hatten dabei den Anspruch, dass neben technischen

Modellen auch fachliche Modelle umgesetzt werden können. Der Schwerpunkt lag aber auf der

Absicht, Geschäftsprozesse grafisch darzustellen.

Wer Prozesse und Arbeitsabläufe managen will, muss diese abstrakt beschreiben und dokumentieren

können. Modelle der Realität dienen der Abwicklung, Unterstützung und Optimierung von

Geschäftsprozessen. Ohne eine Modellierungssprache werden textuelle und tabellarische

Beschreibungen in Präsentations- oder Grafikprogrammen ohne einheitliche Modellierungsregeln

verwendet.

BPMN vereinheitlicht die Darstellung und Organisation von Modellen. Besonders wichtig ist die

Einhaltung strikter Regeln für technische Modelle, die in einem BPMS zum Einsatz kommen. Hierbei

wird das Modell nicht von Menschen, sondern von einem Computerprogramm (einer Prozess Engine)

interpretiert.

Laut OMG gibt es drei grundlegende Typen von Geschäftsprozessen: Interne, externe (öffentliche)

und kollaborative (globale) Geschäftsprozesse.

Interne Geschäftsprozesse bilden ausschließlich interne Prozessflüsse, also nur die innerhalb eines

Unternehmens ablaufenden Prozesse ab. Das folgende Beispiel zeigt einen Geschäftsprozess von der

Antragsstellung bis hin zur Genehmigung oder Ablehnung.

Abbildung 1: Interner Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011)

Die externen Geschäftsprozesse bilden den internen Geschäftsprozess und wenigstens eine

zusätzliche unternehmensexterne Partei ab. Der Prozessablauf der externen Partei wird nicht

spezifiziert, lediglich der Informationsaustausch wird modelliert. Im folgenden Beispiel erfolgt der

Informationsaustausch zwischen einer Arztpraxis und einem Patienten.

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Abbildung 2: Externer Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011)

Die kollaborativen Geschäftsprozesse betrachten neben dem internen detailliert den externen

Prozessablauf und den Informationsaustausch zwischen den Parteien.

Abbildung 3: Kollaborativer Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011)

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3.1. BPMN 1.2

Die BPMN 1.2 Notation scheint nach wie vor (Stand März 2012) weit verbreitet und unter

Modellierern nach wie vor am häufigsten Verwendung zu finden. Durch den kleineren Umfang an

Notationselementen ermöglicht sie einen einfachen Einstieg in die BPMN Modellierung. Außerdem

sind Modelle der Version 1.2 aufwärtskompatibel zur Version 2.0.

Die Basiselemente sind Ablaufknoten, Verbindungsobjekte, Artefakte und Schwimmbahnen. Zu den

Ablaufknoten zählen Ereignisse, Aktivitäten und Gateways. Zu den Verbindungsobjekten zählen

Sequenzflüsse, Nachrichtenflüsse und Assoziationen. Zu den Artefakten zählen Datenobjekte,

Kommentare sowie Gruppen und zu den Schwimmbahnen, Pools und Lanes.

Abbildung 4: Übersicht Basiselemente

Aktivitäten

Sie beschreiben einen Arbeitsschritt in einem Prozess, z.B. das Bearbeiten einer E-Mail. Es gibt die

folgenden verschieden Arten von Aktivitäten.

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Abbildung 5: Aktivitäten

Ein Teil- (oder Sub-)prozess ist eine Verfeinerung einer Aktivität und wird von weiteren Aktivitäten im

Subprozess konkretisiert. Schleifen wiederholen eine Aktivität solange, bis die gewünschte

Schleifenbedingung erfüllt ist. Eine Mehrfachinstanz wiederholt parallel oder sequenziell alle

Aktivitäten, die sie enthält, mit verschiedenen Daten bis die Schleifenbedingung erfüllt ist. Ein Ad

hoc-Teilprozess führt alle enthaltenen Aktivitäten in einer beliebigen Reihenfolge durch. Eine

Transaktion sind mehrere Aktivitäten, die gemeinsam ein unteilbares Ganzes ergeben, z.B. die

Prozesse während einer elektronischen Geldtransaktion.

Ereignisse

Ereignisse werden grundsätzlich in empfangende und auslösende unterscheiden. Unabhängig davon

gibt es weitere drei Arten von Ereignissen: Startereignisse, Endereignisse und Zwischenereignisse. Ein

Startereignis markiert den Beginn eines Prozesses und ein Endereignis die Beendigung eines Pfades

des Prozesses. Zwischenereignisse treten zwischen dem End- und Startereignis auf. Es gibt

auslösende und empfangende Zwischenereignisse. Ein auslösendes erzeugt ein Ereignis und der

Ablauf wird unmittelbar fortgesetzt. Ein empfangendes wartet auf das Eintreten eines Ereignisses

und unterbricht den Ablauf für diesen Zeitraum.

Die folgenden 10 Ereignistypen können zum Teil empfangende und auslösende wie auch Start-, Ende-

und Zwischenereignisse sein.

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Abbildung 6: Ereignisse

Ein Zeitereignis unterbricht den Ablauf, bis ein bestimmter Zeitpunkt erreicht ist. Dieser kann einen

eindeutigen oder zyklischen Zeitpunkt oder auch eine bestimmte Verzögerung (Timeout) darstellen.

Bei einem Nachrichtenereignis wird von einem Prozessteilnehmer eine Nachricht gesendet oder

empfangen. Es dient unter anderem zur Kommunikation zwischen Pools. Ein Signal ermöglicht die

Kommunikation über Poolgrenzen und Prozessgrenzen. Es wird von einem Teilnehmer gesendet und

kann von mehreren empfangen werden. Ein Fehlereignis wird z.B. von einer Aktivität ausgelöst und

kann zum Abbruch (Ereignis) oder zur Korrektur des Ablaufes führen. Eine Kompensation wird z.B. in

einer abgebrochenen Transaktion ausgelöst. Dabei werden alle Abläufe der Transaktion rückgängig

gemacht und bei Bedarf kompensiert. Ein Bedingungsereignis definiert Regeln, nach denen ein Ablauf

beginnen oder fortlaufen kann. Ein Link stellt eine Sprungmarke dar und wird eingesetzt, um lange

Sequenzflüsse zu verbergen. Ein Mehrfachtyp kombiniert mehrere Auslöser miteinander. Sobald ein

auslösendes Ereignis eintritt, läuft der Prozess weiter. Bei einer Terminierung werden alle Aktivitäten

und der Prozess beendet.

Gateways

Ein Gateway beschreibt die Logik bei der Zusammenführung oder Aufteilung eines Sequenzflusses.

Eine Kombination von ein- und ausgehenden Sequenzflüssen in einem Gateway wird dabei nicht

empfohlen, ist nach BPMN-Regel jedoch erlaubt. Im Einzelnen werden die folgenden Gateways

unterschieden:

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Abbildung 7: Gateways

Ein datenbasiertes exklusives Gateway entscheidet anhand der Bedingungen am Sequenzfluss,

welcher Ablauf fortgeführt wird. Ein ereignisbasiertes, exklusives Gateway entscheidet aufgrund des

ersten eintretenden Ereignisses. Die Ereignisse werden unmittelbar nach dem Gateway modelliert.

Ein paralleles Gateway teilt den Sequenzfluss in mehrere Flüsse, die parallel bearbeitet werden. Ein

einschließendes Gateway teilt den Sequenzflüsse ebenfalls auf mehrere Flüsse auf und bearbeitet sie

parallel, wobei jedoch nur solche Sequenzflüsse eingeschlossen werden, deren Bedingungen erfüllt

sind. Bei einem komplexen Gateway kann der Modellierer selbst eine Verzweigungsbedingung

festlegen.

Verbindungsobjekte

Verbindungsobjekte sind Pfeile oder ungerichtete Linien, welche die anderen Sprachbestandteile

(„Knoten“) miteinander verbinden. Dabei werden die drei folgenden Klassen unterschieden:

Ein Sequenzfluss verbindet die einzelnen Ablaufknoten miteinander und schreibt die Reihenfolge im

Prozess vor. Ein bedingter Sequenzfluss ist zusätzlich gekennzeichnet mit einer Raute. Er darf nur an

einer Aktivität modelliert werden und wird genutzt, wenn die Flussbedingung zutrifft. Der

Standardsequenzfluss soll ein Anhalten des Prozesses wegen unklarer Bedingung verhindern und

wird genutzt, wenn keine andere Bedingung zutrifft.

Nachrichtenflüsse ermöglichen die Kommunikation zwischen Prozessbeteiligten, die nicht in einem

Pool liegen. Sie dürfen ausschließlich zwischen unterschiedlichen Pools verwendet werden.

Assoziationen verbinden Datenobjekte oder Anmerkungen mit anderen Elementen im Diagramm.

Dabei kann eine Assoziation gerichtet, beidseitig gerichtet oder ungerichtet sein.

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Abbildung 8: Verbindungsobjekte

Artefakte

Es gibt drei Arten von Artefakten, mit denen zusätzliche Informationen angelegt werden können. Ein

Datenobjekt ist ein Eingangs- oder Ergebnisobjekt einer Aktivität. Eine Anmerkung ist eine zusätzliche

Beschreibung, die mit einer Assoziation an ein Diagrammelement gebunden wird. Die Gruppe kann

über Poolgrenzen hinweg mehrere Elemente logisch zusammenfassen.

Abbildung 9: Artefakte

Schwimmbahnen

„Schwimmbahnen“ werden zur Darstellung der Zusammenarbeit („Kollaboration“) von

Organisationen bzw. Organisationseinheiten genutzt. Dabei gibt es zwei Arten von Schwimmbahnen:

Pools und Lanes. Mit Pools werden Organisationen abgebildet. Jeder Prozess muss in einem Pool

liegen. Ein Pool kann durch Lanes weiter in interne Organisationseinheiten unterteilt werden. Die

Darstellung kann horizontal oder vertikal gewählt werden, üblich ist horizontal.

Abbildung 10: Schwimmbahnen

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3.2. BPMN 2.0

In der Version 2.0 wurden wesentliche Erweiterungen bezüglich der Notation und der

Ausführungssemantik hinzugefügt. Diese sollen im folgenden Abschnitt kurz erläutert werden.

Die größte Änderung der Notation ist die Hinzunahme von Konversationsdiagrammen und

Choreographiediagrammen. Weiterhin wurden die Ereignisse (Events) um Non-Interrupting Events

und Event Sub-Prozessen erweitert.

3.2.1. Konversationsdiagramme

Konversationsdiagramme ermöglichen eine abstrahierte Darstellung des Nachrichtenaustausches

zwischen mindestens zwei Beteiligten. Aus diesem Grund werden Konversationsdiagramme als

informelle Beschreibung von Kollaborationsdiagrammen betrachtet.

Das Konzept stützt sich auf das Prinzip, dass es eine Korrelation zwischen Nachrichten und

Prozessinstanzen gibt. Das bedeutet, dass jede Nachricht einer Prozessinstanz zugeordnet wird. Dies

ist vor allem bei elektronisch abgewickelten Prozessen von Bedeutung, da dort eine Zuordnung der

eingehenden Nachricht zu einer Prozessinstanz von besonderer Bedeutung ist. Das Prinzip der

Korrelation besagt, dass zusammengehörende Nachrichten zur Zuordnung einen Correlation Key

haben, der sie eindeutig identifiziert5.

In Abbildung 11 sind die einzelnen Elemente eines Konversationsdiagrammes zu erkennen. Das

sechseckige Element, als „BANF freigeben“ bezeichnet, stellt ein Conversation Node dar. Dieser

Conversation Node steht für eine Menge von Messages und Message Flows. Diese Nodes werden mit

Hilfe von Conversation Links mit Prozessbeteiligten verbunden (Doppellinie). Der Conversation Node,

mit einem Rechteck und einem „+“ stellt eine Verfeinerung solch eines Conversation Nodes dar. Das

bedeutet also, dass jedes Konversationsdiagramm je nach Notwendigkeit weiter verfeinert werden

kann.

Abbildung 11: Elemente eines Konversationsdiagramms

5 Vgl. (Götz, 2010)

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In Abbildung 12 wird der eigentliche Sinn der Konversationsdiagramme noch einmal aufgezeigt. Wie hier zu erkennen ist, bestehen zwischen mehreren Beteiligten Beziehungen. Dabei finden viele Kommunikationen zwischen den Beteiligten statt. Mithilfe des Konversationsdiagramms wird im Gegensatz zu den Kollaborationsdiagrammen eine bessere Übersichtlichkeit gewährleistet. Problematisch an dieser Darstellung ist allerdings, dass die Richtung des Nachrichtenflusses nicht dargestellt werden kann.

Abbildung 12: Konversationsdiagramm integriert in Prozessdiagramm

3.2.2. Choreographiediagramme

Eine weitere Neuerung der Notation wird durch die Einführung von Choreographiediagrammen

erreicht. Diese sollen den Nachrichtenaustausch zwischen zwei oder mehreren Prozessbeteiligten

außerhalb von Pools darstellen. Hierbei werden die internen und privaten Prozesse der Beteiligten

nur zweitrangig betrachtet.

Die Grundlage für diese Diagrammart stellen MEPs (Message Exchange Pattern) dar. Von besonderer

Bedeutung sind dabei die MEPs Single Message (Sender einer Nachricht) und Request / Response

(synchrones Senden einer Nachricht und das Warten auf eine Antwort).6 In Abbildung 13 werden

diese beiden wichtigen Patterns durch Choreographietasks dargestellt. Anhand dieser kann der

grundsätzliche Aufbau von Choreographietasks erklärt werden. Es besteht immer aus drei Feldern,

wobei das zentrale Feld immer den Namen der Task darstellt, das weiße Feld den Sender der

Nachricht und das graue Feld den Empfänger einer Nachricht bezeichnet. Weiterhin ist zu erkennen,

6 Vgl. (Götz, 2010)

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dass der weiße Briefumschlag für die initiale Nachricht steht und der graue Briefumschlag die

Antwort bezeichnet.

Abbildung 13: Single Message (links) und Request / Response (rechts)

Es besteht die Möglichkeit die Choreographietasks mit verschiedenen Aktivitäten zu versehen, um

damit ihr Verhalten zu steuern. Beispielsweise können Loop Marker ein wiederholtes Versenden

einer Nachricht verursachen, bis eine bestimmte Bedingung erfüllt ist oder Multi-Instance Marker

einen mehrfachen Versand parallel oder sequentiell bestimmen.

Es besteht weiterhin die Möglichkeit die Subchoreographietasks zu erstellen, um somit die

Übersichtlichkeit zu wahren. Choreographiediagramme können, ähnlich wie Prozessdiagramme,

mittels Sequence Flow verbunden werden, es können Events eingefügt werden und sie können durch

verschiedene Gateways beeinflusst werden.

3.2.3. Events

In der Version 2.0 wurde im Bereich der Subprozesse eine entscheidende Erweiterung eingefügt: Die

Event-Subprozesse. Diese dienen der Verarbeitung von innerhalb eines Subprozesses auftretenden

Events. Dabei wird unterschieden zwischen unterbrechenden (interrupting) und parallelen (non-

interrupting) Events.

Event-Subprozesse sind optionale Bestandteile von Subprozessen. Sie dienen dem Verarbeiten von

auftretenden Events innerhalb des Subprozesses. Event-Subprozesse werden von einem

entsprechenden Start-Event initiiert und unterscheiden sich von klassischen Subprozessen insofern,

dass sie nicht direkt im Kontrollfluss liegen. Vielmehr sind Event-Subprozesse freistehend, werden

aber im Kontext des umgebenden Subprozesses ausgeführt. Es wird unterschieden zwischen

unterbrechenden und parallelen Event-Subprozessen, der entsprechende Sachverhalt wird über das

jeweilige Start-Event ausgedrückt. BPMN 2.0 führt hierfür zwei neue Event-Typen ein, Event-

Subprocess Interrupting und Event-Subprocess Non-Interrupting Events. Erstere unterbrechen den

vorgesehenen Kontrollfluss des eigentlichen Subprozesses, während bei letzteren der Subprozess

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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parallel weiter ausgeführt wird. Falls es sich um einen Multi-Instance Subprozess handelt, ist nur die

entsprechende Instanz betroffen. 7

4. Kriterienkatalog

Grundlage für die Bewertung der Tools ist der Kriterienkatalog. Er umfasst alle Anforderungen die ein

Tool im Idealfall enthalten sollte. Die einzelnen Kriterien wurden vor Modellierungsbeginn

zusammengetragen. Quelle dafür waren verschiedene Webseiten von Tool-Anbieter und die

bisherigen Erfahrungen des Projektteams mit Prozessmodellierung. Aber auch während des

Modellierungsprozesses wurden einige Kriterien ergänzt oder angepasst.

Alle Kriterien wurden bestimmten Kategorien zugeordnet um den Katalog übersichtlicher zu

gestalten. Um die Kriterien unterschiedlich wichten zu können, wurde jeder Kategorie ein Gewicht

zugewiesen. Summiert ergeben die Prozentwerte aller Kategorien einen Wert von 100%. Auch

jedem Kriterium wurde ein Gewicht zugeteilt. Jedes Kriterium kann von 0 (schlecht/nicht vorhanden)

bis 5 (sehr gut/vorhanden) gepunktet werden. Werden alle Kriterien einer Kategorie mit 5 Punkten

bewertet, wird diese Kategorie zu 100% erfüllt. Bei weniger Punkten sinkt auch der Prozentwert, zu

dem die zugehörige Kategorie erfüllt ist. Nachfolgend werden die Kategorien mit den enthaltenen

Kriterien kurz vorgestellt.

Lizenzmodell: Für die Auswahl eines geeigneten Tools spielen die Kosten eine große Rolle. Obwohl

im Katalog aufgeführt, wurde dieses Kriterium aber vorerst ausgeklammert, da die verschiedenen

Kostenmodelle schlecht miteinander verglichen werden können. Dementsprechend wurde auch das

Gewicht dieser Kategorie niedrig gewählt (5%).

OpenSource – 100%

Kosten – 0%

Usability: Die Usability, also die Nutzbarkeit, des Tools ist ein wichtiger Punkt. Es gilt zu prüfen

welchen Komfort das jeweilige Tool bietet. Es wurde ein Gewicht von 15% gewählt.

Prozessmodellierung per Drag und Drop – 30%

Volltext-Suchfunktion – 20%

Mehrsprachigkeit – 10%

automatische Ausrichtung der Objekte – 15%

kontextsensitives Verknüpfungsmenü – 25%

Modellierung: In dieser Kategorie werden Funktionalitäten und Werkzeuge betrachtet, die während

des Modellierungsprozesses zur Verfügung stehen. Da dies von zentraler Bedeutung ist, wird diese

Kategorie mit 30% am höchsten gewichtet.

Zentrales Prozess-Repository – 5%

Syntaxüberprüfung – 10%

7 (Wehrmeyer, 2009)

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Verfeinerungen – 15%

Versionierung – 10%

Verlinkung mit externen Dokumenten – 10%

Kommentierungs- / Diskussionsfunktion für alle Prozessbeteiligten – 5%

Meilensteine setzen – 2%

Autovervollständigung von Begriffen – 5%

Zentrale Begriffsverwaltung (Glossar) – 9%

Prozesskostenrechnung und Ressourcenbedarfsrechnung – 5%

Verwaltung von Benutzergruppen und Rechtevergabe – 5%

Konfiguration von Prozesshandbuchtemplates (PDF, Word)- 5%

Simulation -14 %

Import Formate: Um Prozessmodelle von anderen Tools nutzen zu können, sind Import-Funktionen

wichtig. Das Gewicht wurde auf 10% festgelegt.

Visio – 25%

XPDL – 25%

XML – 50%

Export Formate: Um die erstellten Prozesse für andere Tools nutzbar zu machen oder für interne

Zwecke zu verwenden, werden verschiedene Export-Funktionen benötigt. Das Gewicht der Kategorie

wurde ebenfalls auf 10% festgelegt.

Bilder – 10%

Word – 5%

PDF – 10%

Visio – 15%

XPDL – 15%

XML – 20%

Erzeugung von Excel-Reports (IT-System-Abhängigkeiten, etc.) – 15%

HTML – 10%

Schnittstellen: Diese Kategorie befasst sich mit den Möglichkeiten die das Tool bietet, um Prozesse in

andere Systeme zu übertragen bzw. nutzbar zu machen. Das Gewicht beträgt 10%.

Sharepoint – 70%

Einbettungsfunktion in anderen Systemen (Intranet, Wiki, Blog, etc.) – 30%

Modelle: Auch andere Modellarten können bei der Modellierung benötigt werden. Daher wurden

auch einige davon in den Kriterienkatalog aufgenommen. Da diese jedoch nicht zwangsläufig zur

BPMN-Modellierung benötigt werden, liegt das Gewicht nur bei 5%:

Prozesslandkarten – 50%

Abbildung von Organisationsstrukturen (Organigramme) – 50%

Modellierungsstandards: Die letzte Kategorie beinhaltet verschiedene Modellierungsstandards.

Neben den BPMN-Standards wurden noch weitere aufgenommen.

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BPMN2.0 – 50%

BPMN1.2 – 20%

BPMN1.0 – 10%

KSA – 5%

EPK – 4%

UML – 4%

LOVEM – 2%

BPM – 5%

5. Prozessbeschreibung „Sportgruppenanmeldung“

Neben der individuellen Betrachtung der einzelnen Tools soll als bessere Vergleichsmöglichkeit auch

ein gemeinsamer Prozess modelliert mit allen Tools werden. Dabei hat sich das Team hat sich für den

Prozess „Sportgruppenanmeldung“ entschieden, der im Folgenden kurz beschrieben wird.

Der Prozess wird mit dem Interesse eines Studierenden an einer Sportart initialisiert. Interessenten

können diese Sportart im AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) anmelden. Vorher muss jedoch

geprüft werden, ob bereits eine entsprechende Sportgruppe existiert. Sofern eine Sportgruppe zur

gewünschten Sportart besteht, kann sich der Interessent beim Sportgruppenleiter informieren. Der

Prozess ist damit beendet. Existiert die Sportgruppe noch nicht, muss der Interessent den AStA

konsultieren. Handelt es sich bei der neuen Sportgruppe um eine Wassersportart, so ist die

Sportgruppe beim Referent für Wassersport anzumelden. Für alle nicht Wassersportarten erfolgt die

Anmeldung der Sportgruppe beim Referatsleiter. Für die Anmeldung einer Sportgruppe muss ein

Antrag ausgefüllt sowie Sportzeiten ermittelt und festgelegt werden. Der Interessent wird

anschließend über die Anmeldung der Sportgruppe informiert und der Prozess ist damit

abgeschlossen.

Die Modellierung dieses Prozesses mit den vier betrachteten Tools ist Bestandteil der folgenden vier

Kapitel (jeweils der letzte Abschnitt). Auch wenn verschiedenen Modelldarstellungen inhaltlich

identisch sind, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Prozess abzubilden. Des Weiteren

unterscheiden sich die Tools in der graphischen Darstellungsform. Verständlichkeit und Ästhetik

werden von verschiedenen Betrachtern, auch in Abhängigkeit von deren Erfahrungen und

Gewohnheiten sicher unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Daher werden diese

Modelldarstellungen im Folgenden unkommentiert gelassen.

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6. Bizagi

6.1. Unternehmen und Tool Der Bizagi Process Modeler wurde von der gleichnamigen Firma Bizagi entwickelt. Der Hauptsitz

befindet sich in England, zusätzlich mit weiteren Niederlassungen in Europa, Lateinamerika und

Partnerschaften auf jedem Kontinent. Die bekanntesten Partner sind die "KPMG" und die deutsche

Firma "itvenio". Das Unternehmen ist seit über 20 Jahren im Geschäft und nach eigenen Aussagen,

markführend in der BPM (Business Process Management) Suite Entwicklung.

Abbildung 14: Bizagi Logo

Der Hauptabsatzzweig von Bizagi ist der kostenpflichtige Vertrieb der Bizagi BPM Suite. Sie ist in der

Xpress Edition (für bis zu 50 Mitarbeiter, 120€ pro Lizenz) und in der Enterprise Edition (mehr als 50

Mitarbeiter, Lizenzkosten nur auf Anfrage) erhältlich. Für den ausbildungsbezogenen Einsatz stehen

Vollversionen als freier Download zur Verfügung. Es gibt weitreichende Serviceangebote wie

Seminare, Webinare, Foren, Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Rückrufservice, Hotline), Videotutorials

oder Servicetechniker, für eine lokale Einrichtung des Systems. Die BPM Suite Editionen benötigen

für die BPMN Prozessmodellierung den Bizagi Process Modeler. Dieser wird in den folgenden

Abschnitten näher betrachtet.

Abbildung 15: Bizagi Process Modeler

Der Process Modeler ist eine lizenzfreie Version und bildet die Grundlage für die Arbeit mit der BPM

Suite. Weltweit wird er in 180 Ländern von mehr als einer Million Menschen genutzt. Aktuell ist er in

der Version 2.1.0.1 verfügbar, diese bildet die Grundlage für die weiteren Analysen. Es werden nur

die Modellierungsnotationen von BPMN 1.2 abgebildet. Der Process Modeler ist auf diese Sprache

und Version von BPMN beschränkt. Neuerungen und die Notationsvielfalt der BPMN 2.0 bleiben

ungenutzt.

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6.2. Oberfläche und Usability Das Tool startet in einer Übersicht aller erstellten Diagramme. Die Bedienung gestaltet sich, durch

den Einsatz von Schatten, Ebenen, Registerkarten und Gruppierungen sehr intuitiv. Die Abgrenzung

der Notationen ist durch ein Farbschema unterstützt. Die Standard "Schwarz/Weiß" Ansicht wird, mit

vielen weiteren Optionen, unter dem Menüpunkt "Ansicht" aktiviert.

Abbildung 16: Ansicht

Auffällig ist die an Microsoft Office 2007 angelegte Ribbon Menüführung. Im Kopfbereich des

Programmfensters sind Menübegriffe angeordnet, die bei einem Klick eine neue Registerkarte

einblenden. Jede Registerkarte enthält, nach Begriffsgruppen und Aufgaben organisierte Symbole.

Zum Vergleich einer klassischen Menüleiste nimmt ein Ribbon mehr Platz ein. Der Arbeitsprozess

wird aber durch die stetige Verfügbarkeit der Symbole erheblich beschleunigt.

Abbildung 17: Ribbon Menüführung

Alle BPMN Notationen stehen in einer übersichtlichen Palette zur Verfügung und können bei den

Artefakten um eigene Symbole erweitert werden. Für die Modellierung werden die Notationen

komfortabel via Drag and Drop in den Arbeitsbereich gezogen.

Abbildung 18: Palette Notationen

Für die Erfassung der Metadaten von Objekten, befindet sich am unteren Rand des

Programmfensters ein größenvariierbares Kontextmenü. Die Registerkarten, Paletten und

Kontextmenüs können variabel ein- und ausgeblendet werden. Ein kontextsensitives

Verknüpfungsmenü im Arbeitsbereich optimiert die Arbeitsschritte während der Modellierung. Zu

jeder Notation, werden die möglichen Folgenotationen angeboten. Die Platzierung erfolgt via Drag

and Drop. Die Auswahl der erlaubten Relation (Sequenzfluss, Assoziation oder Informationsfluss)

übernimmt Bizagi. Notationen können in Bezug auf andere Elemente im Diagramm, mit einer

intuitiven Fangoption ausgerichtet werden.

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Abbildung 19: Kontextsensitives Verknüpfungsmenü

Abbildung 20: Element-Ausrichtung

Mit Hilfe der "Format" Registerkarte können Notationen horizontal, vertikal oder an einem Raster

ausgerichtet werden. Dies wird durch Funktionen in der Registerkarte Ansicht ergänzt. Eine

Volltextsuche erleichtert die Navigation in großen und unübersichtlichen Projekten. Der deutsche

Markt, setzt ein Sprachenreservat von Englisch und Deutsch voraus. Bizagi erweitert diese um

Italienisch, Französisch, Russisch, Portugiesisch, Spanisch und weiteren CJK Sprachen.

6.3. Modellierung In einem BPM System ist die Einhaltung strikter Regeln bei der BPMN Modellierung von

entscheidender Bedeutung. Eine Syntaxüberprüfung in der Registerkarte Startseite, weist den

Modellier auf Missachtungen hin und liefert eine Auflistung der Überschreitungen, mit kurzen

Beschreibungen. Durch das anklicken der Hinweise in der Übersicht, wird der Fehler lokalisiert.

Abbildung 21: Fehlermeldung

Abbildung 22: Auflistung

Eine wichtige Funktion, ist die Verwaltung von Subprozessen (Verfeinerungen). Nach dem Anlegen

einer Aktivität mit eingebettetem Sub-Prozess, kann die Aktivität einfach editiert werden.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

22

Abbildung 23: Sub-Prozess editieren

Externe Dokumente können mit den Artefakten in den Diagrammen verlinkt werden. Dies wird über

die Elementeigenschaften realisiert. Laut BPMN Regeln, ist die Erstellung von Pools und Lanes

innerhalb eines Sub-Prozesses nicht erlaubt. Die Folge wäre eine Lane in einer Lane oder ein Pool in

einer Lane. Die Drag and Drop Funktion berücksichtigt diese Regel und erlaubt das Erstellen von

Lanes oder Pools nicht. Wünschenswert wäre ein Hinweis auf diese Regel. Für den Anwender ist nicht

ersichtlich, warum er keinen Pool oder keine Lane in eine Sub-Prozess ziehen darf. Es erscheint keine

Fehlermeldung und der Cursor bleibt unverändert, es erscheint kein "unavailable" Cursor.

Mit Hilfe einer externen Cloud Lösung (z.B. DropBox) können Diagramme gemeinsam genutzt

werden. Der Modellierer legt über den Link in der Startregisterkarte "Modell gemeinsam Nutzen"

eine "*.bpmc" Datei an und speichert diese an einem für Partner frei zugänglichen Ort ab. Auf dieser

Grundlage, können mehrere Modellierer an einem Projekt arbeiten. Die Kommunikation und

Bewertung erfolgt über eine Live Kommentierungsfunktion.

Abbildung 24: Kommentierungsfunktion

Die Erstellung von Meilensteinen innerhalb einer Swimlane ist eine interessante Zusatzfunktion, die

nicht in den BPMN Regelungen enthalten ist. Unter den verglichenen Tools, konnten Meilensteine

nur in Bizagi grafisch dargestellt werden.

Abbildung 25: Meilensteine

Das Arbeiten mit Eigenschaften von Elementen ist begrenzt. Es können eigene Attribute für jedes

Element erstellt werden, die jedoch nicht im Zusammenhang mit Attributen anderer Elemente

stehen. Die Verwendung der Attribute für Berechnungen oder Simulationen ist ausgeschlossen. Es

besteht kein zentrales Prozess Repository und eine Versionierung ist nur mit Hilfe der SharePoint

Schnittstelle möglich. Die Verwaltung von Benutzern und Rechten beschränkt sich auf die

Einstellungen in der BPM-Suite. Der Process Modeler wurde von diesen Funktionalitäten befreit.

Außerdem ist eine Autovervollständigung von Begriffen oder die Erstellung eines Glossars, von

Prozesslandkarten und Organigrammen nicht möglich.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

23

Der Anwender wird sehr eingeschränkt bei der grafischen Gestaltung der Modelle. Texte die an

Elemente gebunden sind, können nicht verschoben werden. Es treten vor allem bei Gateways

Überlagerungseffekte auf.

Abbildung 26: Gateway Überlagerung

Der Textbereich kann nicht frei justiert werden. Wörter werden schon nach wenigen Zeichen

umgebrochen.

Abbildung 27: Textbereich

Für den Einstieg in die Modellierung erweist sich Bizagi als ein übersichtliches Tool. Eine spezialisierte

Verfolgung der Modellierung, wird durch die Software erschwert. Das liegt an den Defiziten in den

Modellierungstechniken.

6.4. Import und Export Die Importfunktion unterstützt drei Formate XPDL, XML und Visio. Der Import selbsterzeugter oder

aus Visio heraus erzeugten Visio Dateien stellt kein Problem für das Tool dar. Vergleichbar ist die

Einbindung eigener XPDL Dateien. Bei dem Import von XML Datei besteht das Problem, das sie selbst

keine Daten über die Positionierung der Elemente im Diagramm enthalten und nur der reine XML

Import vorgenommen wird. Die Importfunktion ist nicht von Nutzen.

Die Exportfunktionen wurden unter der Berücksichtigung der Kompatibilität zu anderen BPMN Tools

betrachtet. Der Export ist in den Formaten Bild, Word, PDF, Visio, XPDL, XML und HTML möglich. Das

Bild gehört zu einem wichtigen Standard bei der BPMN Modellierung und bildet den Prozess auf

einfachste Weise ab. Die Formate Word und PDF werden als eine Prozessdokumentation erstellt,

jede Beschreibung und jedes gesetzte Attribut, wird im Anschluss einer Prozessgrafik detailliert

aufgelistet.

Der Visio-Export erwies sich als fehlerhaft. Bei dem Import in Visio, von einer aus Bizagi exportierten

Datei, gingen jegliche Positionierungsinformationen verloren, sowie die Pools und Lanes. Der Fehler

liegt bei der Erzeugung der Exportdatei. Bizagi ist selbst nicht imstande diese Datei fehlerfrei zu

importieren.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

24

Abbildung 28: Original Prozess

Abbildung 29: Visio Bizagi-Import

Der XPDL Export und anschließende Import in Bizagi funktioniert tadellos. Leider unterstützte nur ein

weiteres Tool (SemTalk) den Import einer XPDL Datei. Mehrere Versuche verschiedener Modelle ein

Bizagi XPDL in SemTalk zu importieren scheiterten. Lediglich ein Import einer XPDL Datei von Adonis

in SemTalk war erfolgreich.

Sehr gut ist die HTML-Konvertierungsfunktion. Das Prozessmodell wird zu einer Webseite

konvertiert. Elemente können angewählt werden und geben über ein Popup Fenster Aufschluss über

ihre Eigenschaften.

Abbildung 30: HTML Export

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

25

6.5. Schnittstellen In Bizagi können Prozessmodelle über drei verschiedene Schnittstellen mit anderen Personen geteilt

werden. Die Symbole befinden sich auf der Registerkarte "Export/Import". Die bereits vorgestellte

HTML Schnittstelle ermöglicht einen webfähigen Export der erstellten Diagramme.

Die Wiki Schnittstelle stellt eine weitere Anbindung zu externen Systemen dar. Mit der Angabe der

Serverdaten können die Vorzüge eines Wikis für die Prozessmodellierung genutzt werden. Die Wiki

Schnittstelle ist die einzige Anbindung an CMS Systeme und ermöglicht ein schnelles Präsentieren

von Ergebnissen.

Die Einbindung einer SharePoint Schnittstelle für Kooperationstechnologien wird immer mehr zu

einem Standard. SharePoint ist ein Collaboration-Werkzeug, das Bizagi zur Archivierung und

Verwaltung der erstellten Modelle nutzt. Die Funktionalität der Versionierung, kann mit Hilfe von

SharePoint umgesetzt werden.

Abbildung 31: Schnittstellen

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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6.6. Gemeinsamer Prozess - Sportgruppenanmeldung

Abbildung 32: Bizagi - Sportgruppenanmeldung

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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6.7. Fazit Der Bizagi Process Modeler ist ein interessantes Tool für BPMN Einsteiger und unabdinglich für die

Nutzung der Bizagi BPM Suite. Das Tool ist auf die wesentlichen Grundlagen der BPMN Modellierung

konzentriert. Die ausschließliche Verwendung der BPMN 1.2 Sprache, schafft eine sehr übersichtliche

Palette von Notationselementen und beschleunigt die Modellierung. Die Nutzung der neuesten

Version 2.0, gewährt das Tool nicht und verwehrt den tiefen Einstieg in die BPMN Modellierung.

Die Arbeit mit dem Tool ist sehr angenehm, was auf die sehr guten Usability-Eigenschaften zurück zu

führen ist. Die Kombination von Drag-&-Drop-Modellierung und kontextsensitive

Verknüpfungsmenüs erleichtert die Arbeit erheblich. Ebenso gut gestalteten sich die

Ausrichtungsfunktionen. Lediglich bei der Drag and Drop Modellierung war die Ausrichtung

erschwert und musste häufig nachjustiert werden.

Die Export- und Import-Funktionen waren, wie bei den anderen Tools nur befriedigend. Ein

reibungsloser Modellaustausch ist zwischen keinem Tool gewährleistet. Mit dem möglichen

Standard-Export als Bild oder als Prozessbeschreibung (PDF und Word), konnte Bizagi jedoch ein

befriedigendes Ergebnis erzielen.

Die größten Nachteile liegen in den Modellierungsfunktionen und diese können nicht durch die

Zusatzoption "Meilensteine setzen" ausgeglichen werden. Der Anwender wird stark eingeschränkt.

Es fehlen frei justierbare Textbereiche der Elemente, eine Begriffsverwaltung (Glossar),

Prozesskostenrechnungen, Ressourcenbedarfsrechnungen und Möglichkeiten die erstellten Modelle

zu simulieren.

Der Bizagi Process Modeler bietet einen einfachen und übersichtlichen Einstieg in die BPMN

Modellierung und eignet sich für die Erstellung von einfachen Prozessmodellen. Er bildet die

Grundlage für die Bizagi BPM Suite. Für den Einsatz außerhalb der BPM Suite, kann der Process

Modeler nicht empfohlen werden. Der Modellier wird gezwungen zu viele Kompromisse einzugehen.

Dennoch arbeitet Bizagi stetig an der Verbesserung ihrer Software. Es bleibt zu hoffen, dass ihre

Arbeit Früchte trägt.

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7. ADONIS

7.1. Unternehmen und Tool ADONIS ist ein Geschäftsprozessmanagement-Tool der Firma BOC.

Die BOC Information Technologies Consulting GmbH wurde 1995 von o. Univ. Prof. Dr. Dimitris

Karagiannis in Wien als Spin-Off8 der BPMS- (Business Process Management Systems) Gruppe des

Instituts für Informatik und Wirtschaftsinformatik der Universität Wien gegründet. Neben dem

Hauptsitz in Wien entstanden im Laufe der Jahre weitere unabhängige Landesgesellschaften in Berlin

(1996), in Madrid (1997), Dublin (1998), Athen (1999), Warschau (2002) und der Schweiz (2009).

Nachdem sich die Gruppe auch als international tätiges Beratungs- und Softwarehaus etabliert hatte,

erfolgte 2005 die Gründung der BOC Information Technologies Consulting AG in Wien (BOC

Information Technologies Consulting AG, 2012).

Heute besteht das Unternehmen aus mehr als 140 Mitarbeitern und betreut sowohl multinationale

Konzerne, als auch Klein- und Mittelbetriebe (KMUs). Eingesetzt wird ADONIS beispielsweise von der

Gothaer Versicherung, der Deutschen Bank, dem Finanzministerium Brandenburg und DHL Express

(Drawehn, Kicherer, Kopperger, & Zähringer, 2008).

ADONIS ist ein Teil des BOC Management Office. Weitere Produkte, die von der BOC-Gruppe angeboten werden, sind: ADOscore, ADOlog, und ADOit.

Abbildung 33:Produkte des BOC Management Office

ADONIS war das erste Produkt der BOC-Gruppe und ist mittlerweile in drei Editionen erhältlich.

Neben den beiden kommerziellen Versionen: ADONIS Business Edition und der ADONIS Professional

Edition, gibt es seit Februar 2009 auch die ADONIS Community Edition als Freeware. Die beiden

kommerziellen Versionen umfassen das Design, die Analyse, Dokumentation und Implementierung

von Prozessen. Dabei unterstützt die Professional Edition zusätzlich die Prozesssimulation,

Prozessevaluation, Prozessüberwachung und weitere Controlling-Aufgaben. Bis zum Jahr 2008

wurden weltweit ca. 16.000 Benutzerlizenzen, davon in Deutschland ca. 11.000 Lizenzen von ADONIS

verkauft (Drawehn, Kicherer, Kopperger, & Zähringer, 2008). Die Community Edition, seit April 2011

die ADONIS Community Edition 2.0, erfordert eine Registrierung in der Adonis Community und steht

als kostenloser Download unter: http://www.adonis-community.com/download.html zur

Verfügung. Im Mai 2010 waren etwa 10.000 Mitglieder in der Community Edition angemeldet

(Harmon, 2010).

8 Spin-Off bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre eine Abspaltung einer Geschäftseinheit aus einem

Unternehmen und Firmenneugründung mit diesem Teil zu einer eigenständigen Firma.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Während ADONIS: CE 2.0 kostenlos ist, unterscheidet BOC bei den kommerziellen Editionen zwischen

Stand-alone-Lizenzen ("named use"-Lizenzen für eine spezielle Maschine, Einsatz auf einen

dedizierten Benutzer / PC) und Multi-User-Lizenzen in einer Client-Server-Umgebung (sowohl

"concurrent use" als auch "named use"-Lizenzen, Organisationen können ADONIS auf einer

unbegrenzten Anzahl von Client-Computern installieren). Laut (Harmon, 2010) verlangt die BOC

Gruppe für die oben genannten Lizenzen folgende Preise:

ADONIS Business Edition :

1.600,00 EUR ("named use") bis 4.600,00 EUR ("concurrent use")

ADONIS Professional Edition:

2.100,00 EUR ("named use") bis 6.300,00 EUR ("concurrent use")

Seit 2008 gibt es zusätzlich das ADONIS Prozessportal, welches einen rollenspezifischen Online-

Zugriff auf die ADONIS Datenbank ermöglicht und beispielsweise Szenarien wie Online Publishing und

Editing, Freigabe von Prozessen sowie Kennzahlen-Management unterstützt (Junginger, Kühn, Strobl,

& Karagiannis, 2000).

7.2. Oberfläche und Usability

Die intuitive Benutzeroberfläche von ADONIS basiert auf Microsoft Windows-Symbolik und bietet

somit vor allem den MS Office-Benutzer eine vertraute Umgebung. Sie besteht aus Title bar, Menu

bar, Component bar, Quick-Access bar, Explorer, Workspace und Navigator.

Abbildung 34: ADONIS-Benutzeroberfläche

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

30

Die Title bar (Titelleiste) gibt Informationen über den Arbeitsbereich (ADONIS-Komponente und den

Benutzernamen in Klammern) sowie das geöffnete Modell (Name und Modelltyp). Darunter befindet

sich das Menü mit allen Funktionen und Features zur Erstellung und Bearbeitung von Modellen. Die

Componentbar enthält die einzelnen Symbole für die Teilbereiche Modellierung, Analyse, Simulation,

Evaluation und Import/Export. Je nach dem welche Komponente ausgewählt wurde, stehen dem

Benutzer spezifische Funktionen dieses Teilbereiches über die Quick-Access bar zur

Verfügung.

Auf der linken Seite befindet sich der Explorer,

mit dessen Hilfe Prozessmodelle und

Dokumente aufgerufen werden können. Der

Explorer zeigt alle ADONIS-Modelle und deren

Status-Informationen an und hat eine eigene

Menüleiste, die einen schnellen Zugriff auf die

Funktionen und Ansichten bietet.

Der Workspace in der Mitte stellt den eigentlichen Arbeitsbereich dar. Mittels der Modellierungs-

Palette können hier neue Prozesse modelliert und bearbeitet werden.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Fenster, die zusätzlich aktiviert werden können und erweiterte

Funktionalitäten zur Verfügung stellen. Der Navigator beispielsweise gibt einen Überblick über das

aktive Modell und bietet verschiedene Zoom-und Navigations-Möglichkeiten. Das Inspektor- Fenster

informiert den Benutzer über verschiedene Details der aktuellen Modellierungsumgebung. Dabei

sind die Informationen übersichtlich als Baumstruktur angeordnet.

Zusätzlich gibt es noch ein Fenster für Suchergebnisse (Search Results), Referenzen (References

Window) und eine Nachrichtenfenster (Message Window), als Client für das ADONIS Messaging-

System, bei dem Nachrichten direkt über ADONIS an andere Nutzer gesendet werden können.

Neben seiner Vielzahl an Funktionen und Features bietet ADONIS auch viele verschiedene Support-

Funktionen (Harmon, 2010), die den Benutzer bei der Modellierung unterstützen sollen:

Integrierte Hilfe-Dateien (einschließlich der Online-Hilfe sowie druckfähige PDF-Dateien)

Kontext-sensitive Hilfe

Interaktiver Bilderrahmen - hilft Anwendern, relevante Modell-Typen auszuwählen Während die kommerziellen Versionen von ADONIS mehrsprachig in Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Griechisch, Polnisch, Ungarisch, Tschechisch, Russisch, Bulgarisch, und rumänischer Sprache sind, gibt es ADONIS CE: 2.0 nur in Englisch. Die Modellierung wird durch eine automatische Objektnummerierung, eine automatische

Ausrichtung und Positionierung der Objekte sowie der Vorgabe von möglichen Folgeobjekten

erleichtert. Während die Objekte auf dem Modellierungs-Blatt per "drag and drop" bewegt werden

können, erfolgt das Zeichnen der Objekte nur durch "point and click"-Prinzip.

Abbildung 35: ADONIS-Explorer

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

31

Hier gibt es allerdings spezielle Modell-Design-Features, die die Fähigkeit umfassen, Objekte aus der

Palette per drag-and-drop zu ziehen (Harmon, 2010).

Darüber hinaus bietet ADONIS automatische Layout-Algorithmen für die horizontale und / oder

vertikale Ausrichtung der Prozesse. In Kombination mit Schwimmbahnen kann der Anwender

zwischen verschiedenen Varianten des gleichen Modells wechseln, um es mit oder ohne

Schwimmbahnen (entweder horizontal oder vertikal angeordnet) darzustellen (unter:

ModelModel attributes reference overviewModelling direction)

Wie bereits erwähnt, können mehrere Objekte gleichzeitig bewegt werden. Zudem unterstützt

ADONIS das Auto-Löschen bzw. Auto-Einfügen von dazugehörigen Elementen. Das heißt beim

Löschen von Objekten aus einem vorhandenen Prozessfluss, werden die eingehenden und

ausgehenden Beziehungen automatisch gelöscht und auch beim Hinzufügen eines neuen Objekts zu

einem bestehenden Prozess, werden die notwendigen Beziehungen automatisch hinzugefügt.

ADONIS bietet ebenfalls eine umfassende Suchfunktion. Dabei kann sowohl in Modellen gesucht werden als auch eine allgemeine Suche gestartet werden.

7.3. Modellierung Adonis stellt eine große Palette von verschiedenen Modelltypen zur Verfügung. Diese sind den

Kategorien Business Modelling, BPMN 2.0, Simulation, Performance monitoring, GRC (risks and

controls) und IT specification zugeordnet. Zu den Modelltypen gehören:

Company Map

Business Process Model (BPMS)

Document model

IT system model

Product model

Working environment model

Risk model

Control model

Use Case diagram

Business Process diagram (BPMN)

Seit der Version 2.0 ist bei der Community Edition auch BPMN 2.0 mit den folgenden drei neuen Diagrammtypen verfügbar:

Business Process diagram (BPMN 2.0)

Choreography diagram (BPMN 2.0)

Conversation diagram (BPMN 2.0)

Die nachfolgende Abbildung zeigt die möglichen Verbindungen zwischen den einzelnen Modelltypen. Dabei sind die Pfeile die Referenzen zwischen den Modelltypen und die Beschreibungen auf den Pfeilen die Attribute, in denen die Referenzen für das Modell definiert sind.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Abbildung 36: Verbindungen zwischen den Modelltypen in ADONIS

Folgende Modellierungsstandards werden von ADONIS unterstützt:

BPMS

BPMN

UML

EPK (nur in der Business und Professional Edition)

KSA (nur in der Business und Professional Edition)

LOVEM Dabei ist zu beachten, dass innerhalb der Community Edition keine Aktivitätsdiagramme, sondern nur Use Case-Diagramme und BPMN-Modelle erstellt werden können. Darüber hinaus wird eine eigens von den Herstellern entwickelte Notation namens BPMS bereitgestellt. BPMS (=Business Process Management System Paradigma)ist ein in Wien entwickelte Notation zur Geschäftsprozessmodellierung mit einer auf Swimlanes basierender Visualisierung. Zusätzlich zu den üblichen Modellierungssprachen bietet ADONIS die LOVEM-Methode an. LOVEM (=Line of Visibility Enterprise Modeling) ist ein Ansatz zur grafischen, kundenfokussierten und Angestellten- orientierten Darstellung, Dokumentation und Redesign von Geschäftsprozessen (Drawehn, Kicherer, Kopperger, & Zähringer, 2008).

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Attribute

Jedem Element in dem Prozess kann einen bestimmter Satz von Attributen für die Erfassung von Informationen zugewiesen werden. Im Modell-Editor werden diese Attribute über das Kontextmenü im Dialogfenster "Notebook" erfasst. Ebenfalls kann dieses Fenster durch Doppelklick auf ein Objekt geöffnet werden. Zur Erfassung der detaillierten Informationen in den einzelnen Registerkarten bietet ADONIS nicht nur einfache Textfelder, sondern viele stark typisierte Attribute wie z. B. Zahl, Datum, Uhrzeit, Aufzählung (einfach / Mehrfachauswahl), oder auch bestimmte Ausdrücke, wie benutzerdefinierte Formeln. Diese Reihe von Attribut-Typen bietet erhebliche Möglichkeiten zur Strukturierung und Formatierung der Modellinformationen.

Abbildung 37:Erfassung von Attributen

Neben den elementbezogenen Informationen können ebenfalls Modellattribute für den Prozess hinterlegt werden. Hier werden zum Beispiel wichtige Informationen, wie eine Kontaktperson, Keywords, eine Beschreibung oder auch ein Kommentar erfasst. Insgesamt bietet ADONIS mit dem dynamischen „Notebook“ den Anwendern eine sehr mächtiges, aber intuitives Repository zur Verwaltung von Prozess- und prozessbezogenen Informationen (Harmon, 2010).

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Simulation

Die ADONIS Simulationskomponente ist direkt in dem Tool integriert und enthält eine Simulationsbibliothek mit vier Simulationsalgorithmen sowie Animations-und Wiedergabe-Funktionen. Sie dient dazu, potentielle Restrukturierungsmaßnahmen vorwegzunehmen und die Auswirkungen aus verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten. Pfadanalyse (Path analysis): Die Pfadanalyse simuliert einen Geschäftsprozess ohne Berücksichtigung der Arbeitsumgebung (Aufbauorganisation). Sie bietet die Möglichkeit, die Höhe der benötigten Personalkosten für einen Prozess zu berechnen, den kritischen Prozess-Pfad zu ermitteln und jeden möglichen Pfad in dem Prozess-Modell in Bezug auf Häufigkeit, Ausführung, Zykluszeit und Ressourcen-Kosten, etc. zu analysieren . Die Ergebnisse, wie Zeiten (z.B. Zykluszeiten, Ausführungszeiten etc.) und jeweilige Kosten der Geschäftsprozesse, sowie Angaben zu jedem einzelnen Pfad, der im Prozess gewählt werden kann, sind dabei die Grundlage zur Bestimmung der Prozess-Schwächen (z. B. nur selten ausgeführte Tätigkeiten, Wege mit sehr langen Zykluszeiten, etc.).

Belastungsanalyse (Capacity analysis): Die Belastungsanalyse simuliert einen oder mehrere Geschäftsprozesse unter Berücksichtigung der Arbeitsbedingungen im Umfeld der Organisation. Zusätzlich zu den Ergebnissen der Pfad-Analyse werden die Arbeitsbelastung, Personalkosten und die benötigten personellen Kapazitäten(Personalbedarf) berechnet. Durch die Simulation der Prozesse in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen können die Auswirkungen verschiedener Szenarien modelliert und analysiert werden.

Auslastungsanalyse (Workload analysis): Die Auslastungsanalyse simuliert einen oder mehrere Geschäftsprozesse innerhalb einer bestimmten Arbeitsumgebung mit Berechnung von Wartezeiten (Warteschlangenmodell). Es können Aktivitäts- und Prozesskosten berechnet sowie eine Kapazitätsplanung mittels Prozess- und Personenkalender durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Auslastungsanalyse-Simulation ermöglicht es dem Benutzer, mit Hilfe von dynamischen Wartezeiten, die während der Prozesssimulation auftreten können (z.B. aufgrund fehlender Bestimmung von Ressourcen, etc.), die Engpässe in dem Prozess zu identifizieren und einen optimalen Zeitplan zur Nutzung der vorhandenen (Personal und Material) Ressourcen zu ermitteln. Dazu stehen zwei verschiedene Arten der Auslastungsanalyse zur Verfügung, die stationäre Betrachtung (steady state)und die nichtstationäre(fixed time period) Betrachtung. Die Stationäre basiert auf der Anzahl der zu simulierenden Prozesse, die Nichtstationäre auf einem bestimmten Zeitraum (z. B. 1. bis 30. Juni).

Analyse und Evaluation (Reporting)

Die Analyse- und Reporting-Komponente in ADONIS ermöglicht Analysen der Repositories über

einfache Abfragen und Modellvergleiche. Dabei können verschiedene, flexible Reports ausgegeben

werden. ADONIS bietet die Möglichkeit, sowohl standardisierte als auch benutzerdefinierte

Abfragen (Queries) durchzuführen (siehe untere Abbildung).

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Abbildung 38: Analyse-Komponente von ADONIS

(BOC Information Technologies Consulting AG, 2012)

Mit Hilfe der Evaluationskomponente können ermittelte Ergebnisse verglichen, grafisch ausgewertet

und Entscheidungen professionell aufbereitet werden.

Abbildung 39: Evaluations-Komponente in ADONIS

(BOC Information Technologies Consulting AG, 2012)

Dokumentation

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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In ADONIS können verschiedene Dokumentationsformen genutzt werden. Dazu könne funktionelle

(Aktivitäten, Teilprozesse), organisatorische (Akteure, Ressourcen), dynamische (Sequenz,

Prozessfluss), inhaltliche (Artefakte, Produkte), quantitative (Zeit, Kosten und andere Metriken) und

kontextorientierte (Version, Variante) Informationen erfasst werden (Harmon, 2010).

Dabei bietet ADONIS verschiedene Visualisierungsmöglichkeiten. So kann beispielsweise ausgewählt

werden, welche Elemente in einem Modell sichtbar sein sollen und welche nicht. Dies ist wichtig,

weil in einigen Fällen, die Anzeige aller Informationen in bestimmten Modellen ungeeignet ist.

Zum Beispiel erfordern bestimme Prozesse in der Regel eine Beschreibung aus Sicht der

Unternehmen und aus einer technischen Perspektive. Während die technische Sicht alle Detail

erfordert, sind bei der Business-Perspektive aus Übersichtlichkeits- und Verständnisgründen nicht

alle Details notwendig (Harmon, 2010).

Neben den Dokumentations-Funktionen bietet ADONIS weitere Dokumentenmanagement-

Funktionen, die von einem einfachen Link hin zu einer komplexen interaktiven Lösung reichen.

Dazu gehören:

Eingebettete Bilder - Modelle können Bilder als Hintergrund einbetten

Verlinkte Dokumente - Das ADONIS Notebook verfügt über das "Program Call"- Attribut, mit

dem Benutzer jede Art von Dokumente (z. B. Videos, Präsentationen, Verfahren, etc.)

verlinken kann.

Dieses Attribut hat dabei zwei mögliche Parameter: den Dateisystem-Pfad/ die URL und den

Namen des Programms, dass die Datei öffnen soll.

Modellierungsobjekt „Dokument“- ADONIS bietet ein Objekt namens "Document", um Meta-

Daten des Dokuments (z. B. Schlüsselwörter, verantwortliche Person, und last update) zu

erfassen. Dies ermöglicht dem Benutzer, mittels Visualisierung eine bessere Übersicht über

seine Dokumente zu bekommen. Ebenfalls kann hier ein Hyperlink oder ein Dateisystem-

Pfad hinterlegt werden, um das Dokument direkt in ADONIS zu öffnen (Harmon, 2010).

Zudem unterstützt das Tool die Automatische Erstellung von Prozesshandbüchern und

Arbeitsanweisungen (Druckdokumente) (BOC Information Technologies Consulting AG, 2012).

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Verfeinerung

Prozesse lassen sich mithilfe von Unterprozessen verfeinern. Dabei lassen sich die Einzelheiten eines Unterprozesses jederzeit im übergeordneten Modell ein- und ausblenden. Die Anpassung der restlichen Objekte erfolgt dabei automatisch und problemlos.

Abbildung 40: Anzeige des Unterprozesses im Hauptprozess

Versionierung

Jedes Modell hat eine Versionsnummer. ADONIS unterstützt beliebige Komplexitätsebenen für das Versions-Management, ob in Bezug auf die Versionsnummer-Verwaltung oder auch der Status-Verwaltung (z. B. Workflow für die Überprüfung, Validierung, Veröffentlichung, Archivierung, etc.) des Modells (Harmon, 2010). Ein Prozess kann dabei einen der folgenden drei

Status einnehmen. Die Erfassung des Modellstatus

erfolgt über die Statusleiste des Modells oder unter

ModelModel attributes User attributes.

Abbildung 41: Erfassung des Modellstatus

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Neben der Versionserfassung können auch Änderungen in ADONIS erfasst werden. In der Änderungshistorie (Change history) werden eine kurze Beschreibung sowie Informationen zu dem Bearbeiter und dem Änderungszeitpunkt hinterlegt.

Abbildung 42: Änderungshistorie

7.4. Import und Export Import- und Exportfunktionen sind zum Austausch

zwischen verschiedenen Tools sehr wichtig.

Um Modelle nicht nur innerhalb ADONIS nutzen zu

können, sondern auch in anderen Tools zu verwenden,

verfügt ADONIS über einige Import- und

Exportformate.

Dabei ist anzumerken, dass in den kommerziellen

Editionen (Business und Professional Edition) deutlich

mehr Import-und Exportfunktionen möglich sind.

Import

Es werden zum Import nur ADL und XML als mögliche Formate angeboten. Die Möglichkeit, Visio-

Modelle in ADONIS zu importieren besteht nur innerhalb der beiden kommerziellen Editionen.

Jedoch steht seit neuestem aufgrund des vielfachen Wunsches ein neuer Dienst auf der ADONIS

Community-Seite zur Umwandlung in Visio zur Verfügung. Mit Hilfe des „Visio Converters“ können

alle registrierten Benutzer ihre VDX-Dateien in das ADONIS-Format (ADL) konvertieren (BOC

Information Technologies Consulting AG, 2012).

Abbildung 43: Import und Export in Adonis:CE

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Export

Die Export-Komponente ermöglicht es, bestehende Modelle und Modellgruppen in XML-, ADL-, BPEL

(BPMN 1.0)- und XPDL (BPMN 2.0) -Dateien zu exportieren. Zudem können zusätzlich Word-Dateien,

HTML sowie Grafiken (BMP (1-bit oder 24-bit), PCX (8-bit oder 24-bit), JPG (24-bit), PNG (24-bit),

EMF (24-bit)) aus ADONIS heraus erstellt werden. ADL ist hierbei das Hauptformat von ADONIS, mit

dem ein Modell in Textformat (ASCII) gespeichert (exportiert) wird und so in eine andere Adonis:CE

Datenbank importiert werden kann.

Die kommerziellen Editionen von ADONIS unterstützen zusätzlich XLS-, CSV-, TXT-, SGML-, RTF- und

PDF-Formate. Die Publishing-Funktionalität umfasst zudem die Generierung eines HTML-Dokuments

mit interaktiven HTML-Seiten, die auf kundenspezifische Bedürfnisse zugeschnitten werden können

und die mit verschiedenen Ansichten, einer Suchfunktion und Links zu externen Daten den Benutzer

leicht durch den Inhalt navigieren. So können die Anwender entsprechend ihrem Intranet / Extranet

Layout eine angepasste Website erstellen.

7.5. Schnittstellen Schnittstellen unterstützen die Veröffentlichung von Prozessen in anderen Systemen.

Wie bereits erwähnt können mit Hilfe des ADONIS Prozessportals Prozesse im Intranet für andere

Unternehmensmitarbeiter oder auch Kunden zur Verfügung gestellt werden. Folgende Funktionen

und Szenarien werden hierbei unterstützt:

Online-Publikation und Zugriff auf Arbeitsanweisungen, Formulare, etc.,

IKS-Dokumentation, Risikomanagement und Auditierung,

Verbesserungsmanagement / Online-Feedback,

Aufgaben- und Maßnahmenmanagement,

Qualitätssicherung und Freigabe von Prozessen über das Web,

Dezentrale Datenerhebung,

Kennzahlen- / Prozess-Performance-Management und

alle Szenarien, die die Zusammenarbeit mehrerer Personen, aktuelle Daten und einen intuitiven,

rollenspezifischen Web-Zugang erfordern (BOC Information Technologies Consulting AG, 2012).

Zusätzlich bieten die kommerziellen Editionen eine Integration in MS SharePoint.

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7.6. Gemeinsamer Prozess - Sportgruppenanmeldung

Abbildung 44: ADONIS - Hauptprozess

Abbildung 45: ADONIS - Subprozess

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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7.7. Fazit Zusammenfassend werden nun alle zuvor betrachteten Kriterien bewertet und abschließend ein

kurzes Fazit gegeben.

ADONIS ist ein Tool mit einem enormen Funktionsumfang. Es handelt sich um ein ausgewachsenes

Business Process Analyse-Tool mit einer umfangreichen Modellierung-, Simulations-, Analyse- und

Evaluationskomponente. Dabei werden alle wichtigen Modellierungsstandards wie UML, KSA, EPK

sowie der neue BPMN 2.0-Standard mit dem neuen Choreographie- und Konversationsdiagramm in

den kommerziellen Editionen unterstützt. Nur in der Community Edition sind hier einige Abstriche zu

machen. Diese unterstützt keine Aktivitätsdiagramme, sondern nur Use Case-Diagramme und BPMN-

Modelle.

Hinsichtlich der Modelltypen stehen dem User hier jedoch alle möglichen Modelltypen zur

Verfügung. Sowohl in den kommerziellen Editionen als auch in der kostenlosen Version sind alle

Modelltypen, von Organigramm über Dokumentenmodell und Produktmodell hin zu dem einfachen

Prozessmodell, in vollem Umfang verwendbar.

Auch wenn die Benutzeroberfläche sehr übersichtlich gestaltet und intuitiv bedienbar ist, war die

Modellierung aufgrund der Modellierung per point and click zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig.

Zudem besteht aufgrund der Menge an Funktionalitäten, die teilweise in vielen verschiedenen

Registerkarten (z.B. unter „Notebook“) erfasst werden, schnell die Gefahr, dass gewisse

Informationen aufgrund der Fülle untergehen und eine zu komplexe Toollandschaft den Benutzer in

der Bedienung überfordert.

Allerdings bleibt mithilfe der Möglichkeit, nur bestimmte Fenster mit erweiterten Funktionalitäten zu

aktivieren, eine gewisse Übersichtlichkeit bestehen. Viele weitere Features, wie Verfeinerung,

Versionshistorie, Simulation und Analyse sind sehr gut gelöste Funktionen im Tool.

Einige Abstriche muss der User dafür bei den Import- und Export-Möglichkeiten in Kauf nehmen. Es

steht lediglich ein ADONIS-eigenes Format für Im- und Export, sowie für BPMN 2.0-Modelle ein XPDL

Export zur Verfügung. Ein XPDL Import sucht man vergebens. Zudem gab es beim Export und Import

große Visualisierungsprobleme.

Trotz dieser Einschränkungen kann ADONIS als Tool zur BPMN- Modellierung empfohlen werden. Vor

allem die ADONIS:CE bietet Einsteigern als kostenlose Freeware eine sehr gute Möglichkeit, bereits

einen großen Teil des Funktionsumfang von ADONIS kennenzulernen.

Sollten jedoch umfangreichere Prozesse, Reports und Analysen erstellt werden, sollte die

kommerzielle Version mit dem noch einmal deutlich erweiterten Funktions- und Methodenumfang

genutzt werden. Vor allem bei größeren Projekten wird erst durch die mehrsprachige Modellierung,

der integrierten Schnittstellen und dem Prozessportal eine gleichzeitige Bearbeitung der Prozesse im

Mehrbenutzerbetrieb ermöglicht.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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8. SemTalk

8.1. Unternehmen und Tool SemTalk ist ein Produkt des Potsdamer Unternehmens Semtation GmbH. Der Microsoft Gold

Certified Partner setzt den Schwerpunkt auf die Toolentwicklung von SemTalk. Das

Prozessmodellierungstool SemTalk gibt es seit 2001 und ist seit 10 Jahren im Einsatz bei vielen

großen Unternehmen wie Vattenfall aber auch in kleinen und mittleren Unternehmen.9

Abbildung 46: SemTalk Logo

SemTalk basiert auf Microsoft Visio und erweitert dieses um eine integrierte XML-Datenbank. Um

SemTalk nutzen zu können, ist eine Installation von Microsoft Visio zwingend erforderlich. SemTalk

unterstützt die Prozessmodellierung in BPMN 1.2, BPMN 2.0, EPK (Ereignisgesteuerte Prozesskette)

sowie KSA (Kommunikationsstrukturanalyse). Weiterhin bietet SemTalk die Möglichkeit zur

Erstellung von Organigrammen.

Um SemTalk nutzen zu können, ist der Kauf von Arbeitsplatzlizenzen notwendig. Die Preise staffeln

sich je nach Anzahl der Lizenzen von 1 Lizenz (950€), 5 Lizenzen (3.999€) bis zu 10 (7.499€) oder auf

Anfrage noch mehr Lizenzen. Es wird auch eine 30-Tage Testversion mit vollem Funktionsumfang

angeboten. Weiterhin ist anzumerken, dass diese Lizenzen kein Microsoft Visio enthalten. Die

Lizenzen von Microsoft Visio müssen zusätzlich erworben werden. Die Semtation GmbH bietet

außerdem noch zahlreiche Schulungen und Workshops an und organisiert regelmäßig User-

Meetings.10

Für die nachfolgende Betrachtung des Tools steht uns eine Vollversion von SemTalk in der Version 4

sowie Microsoft Visio 2010 zur Verfügung.

8.2. Oberfläche und Usability Wie bereits erwähnt, basiert SemTalk auf Microsoft Visio. Für die Geschäftsprozessmodellierung mit

SemTalk 4 stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Einerseits kann direkt im Tool modelliert

werden, andererseits bietet SemTalk 4 bei der Installation die Möglichkeit ein COM Add-in für Visio

(ab Version 2007) zu installieren, welches sämtliche Funktionalitäten von SemTalk in Visio integriert.

Die Empfehlung des Herstellers ist es, direkt im Visio zu arbeiten, da dadurch Visio spezifische

Funktionalitäten genutzt werden können. Daher arbeiten wir folgend immer im Visio 2010. SemTalk

ist in mehreren Sprachen verfügbar.

9 http://www.semtation.de

10 http://semtalk.de/preise.html

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

43

Die Oberfläche von SemTalk 4 hat sich im Vergleich zu den Vorgängerversionen stark verändert. Die

aus Microsoft Office 2007 bekannte Ribbon-Oberfläche (Menüband) wurde nun auch in SemTalk

bzw. Visio 2010 integriert.

Abbildung 47: SemTalk Ribbon-Menü

Wählt man über File Neu SemTalk BPMN2.0 (oder eine andere Methode) ein neues

Prozessmodell aus, so erweitert sich das Menüband von Visio um die Reiter „Objekt“, „Diagramm“,

„Simulation“, „SharePoint“, „Report“, „Tools“ und „Optionen“. Sämtliche Menübefehle finden sich in

diesem Menüband wieder. Der Vorteil bei der Modellierung in Visio 2010 ist, dass man das

Menüband, wie aus Microsoft Office (ab 2007) gewohnt, anpassen kann. In SemTalk 4 selbst wurde

das Menüband zwar eingeführt jedoch bietet es keine Möglichkeit zur Anpassung.

Die Modellierungsumgebung besteht aus dem „SemTalk Explorer“ auf der linken Seite und die Visio

Zeichenblatt-Oberfläche mit den dazugehörigen, vordefinierten Shapes in den Objektvorlagen.

Abbildung 48: SemTalk Explorer

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

44

Um ein Element auf das Zeichenblatt zu bekommen, kann dies

einfach per „Drag and Drop“ dorthin gezogen werden. Für die

Ausrichtung der Elemente kann die Visio Funktion aus dem

Menüband genutzt werden. Für die Verknüpfung einzelner Elemente

kann entweder das Shape auf das Zeichenblatt gezogen oder das

Verknüpfungstool aus dem Menüband genutzt werden. Weitere

Elemente lassen sich auch über ein kontextsensitives

Verknüpfungsmenü (in SemTalk Quick Shapes genannt) hinzufügen.

Quick Shapes ermöglichen das Hinzufügen und Verknüpfen von

weiteren Elementen, ohne diese auf das Zeichenblatt ziehen zu

müssen. Welche Quick Shapes dort angezeigt werden, kann mittels

Rechtsklick auf das jeweilige Shape in der Palette und „zu Quick

Shape hinzufügen“ oder per „Drag and Drop“ auf den Bereich über

der Shape-Palette (siehe Abbildung 49) eingestellt werden.

Standardmäßig werden alle möglichen Shapes angezeigt. Ohne Visio

Premium ist es jedoch ohne weiteres nicht möglich, Swimlanes zu

schachteln.

Abbildung 50: SemTalk Quick Shapes

8.3. Modellierung SemTalk bietet alle notwendigen Elemente zur BPMN 2.0 Modellierung sowie typische

Modellierungselemente wie Verfeinerungen oder Anfügen von Dokumenten. Nachfolgend soll auf

Besonderheiten des Tools zur Modellierung von Geschäftsprozessen eingegangen werden.

Der SemTalk Explorer

Der SemTalk Explorer (siehe Abbildung 48) ist eine wichtige Funktionalität in SemTalk. Der SemTalk

Explorer zeigt in einer Baumstruktur sämtliche modellrelevante Diagramme, Objekte sowie

Relationen an. Über den Explorer können auch die Eigenschaften der Elemente geändert werden.

Wichtig bei der Modellierung mit SemTalk ist, dass wenn man ein Element aus dem Zeichenblatt

entfernt, überprüft wird, ob sich dieses Element noch im SemTalk Explorer befindet. Denn ein

einfaches Markieren und Drücken der Entfernen-Taste auf der Tastatur entfernt zwar das Shape aus

Abbildung 49: SemTalk Quick Shapes

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

45

dem Zeichenblatt, das Objekt jedoch ist noch im Modell vorhanden. Um ein „sauberes“

Prozessmodell zu haben, sollte der SemTalk Explorer genutzt und überprüft werden.

Syntaxüberprüfung

SemTalk unterstützt den Anwender auch in Sachen der korrekten Syntaxeinhaltung bei der

Modellierung von Prozessen. Einerseits geschieht dies durch die Vorgabe der Quick-Shapes,

andererseits bietet SemTalk in den Optionen verschiedene Einstellungen an.

Abbildung 51: SemTalk Optionen

Besonders wichtig im Zusammenhang der BPMN Modellierung mit SemTalk ist der Punkt „Sequence

Flow / Message Flow Rules“. Ist in den Optionen dieser Haken gesetzt, überprüft SemTalk

automatisch die korrekte Verwendung von Sequenzflüssen und Nachrichtenflüssen. Wird dieser

Haken entfernt, so ist es zum Beispiel möglich, zwei Aktivitäten die in verschiedenen Pools liegen mit

einem Sequenzfluss zu verbinden. Dies ist laut der BPMN Spezifikation nicht erlaubt.

Begriffsbasierte Prozessmodellierung

Mit der „Compose“-Funktion bietet SemTalk die Möglichkeit, basierend auf einem Glossar oder

Begriff-System Funktionen und Ereignisse zu erstellen.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

46

Abbildung 52: SemTalk Compose

Im Feld Klasse (Class) werden entweder neue (Objekt-) Klassen angelegt oder aus einer Liste

bestehender Klassen ausgewählt. Dieser Klasse wird eine Methode zugeordnet. Dadurch entsteht

eine Aufgabe in der Semantik „Substantiv – Verb“, wobei das Objekt das Substantiv und das Verb die

Methode ist. Für die Geschäftsprozessmodellierung ist dieses Tools sehr hilfreich, da so einheitlich

modelliert werden kann und man Arbeit bei der Verwendung bereits existierender Klassen und

Methoden spart. In den SemTalk Optionen lässt sich ein Compose für neue Objekte erzwingen,

sodass sich nach dem Platzieren eines Elements auf dem Zeichenblatt automatisch der Compose-

Dialog öffnet.

Attribute

Es ist möglich, jedem Element weitere Attribute zuzuordnen. Mit einem Rechtsklick Edit auf ein

Element gelangt man zu folgendem Dialog:

Abbildung 53: SemTalk Attribute

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

47

In diesem Dialog hat der Modellierer die Möglichkeit, dem Element verschiedene Attribute

zuzuordnen. Welche Attribute gesetzt werden können, ist abhängig von dem ausgewählten Element.

In diesem Fall wurde eine Aktivität ausgewählt. Hier hat man die Möglichkeit einen Kommentar

anzufügen sowie unter dem Reiter „Hum. Ressource“ der Aktivität einen Bearbeiter hinzuzufügen.

Weiterhin gibt es diverse Attribute im Reiter „Measures“ zu setzen. Hier können Attribute für Kosten

und Zeiten angegeben werden. Dies ist vor allem für eine spätere Simulation sehr wichtig. Wichtig

anzumerken ist auch, dass dieser Dialog besonders bei der Verwendung von Gateways wichtig ist, da

hier eingestellt werden kann, ob es sich um ein XOR, OR, Inclusive oder Complex Gateway handelt. In

SemTalk gibt es für die verschiedenen Gateways und auch für die Ereignisse jeweils nur ein Shape.

Simulation und Reporting

Ein weiteres besonderes Feature von SemTalk ist die Möglichkeit, den modellierten Prozess zu

simulieren. Für die Funktionalität der Simulation gibt es einen eigenen Reiter im Menüband.

Abbildung 54: SemTalk Simulation

Wenn in einem Prozessmodell den einzelnen Elementen Zeiten und Kosten zugeordnet wurden, hat

man die Möglichkeit, den Prozess zu simulieren. In der Simulation wird der gesamte Prozess Schritt

für Schritt durchlaufen. Für die Simulation gibt es zwei Modi, einen automatischen Modus und einen

interaktiven Modus. Beim interaktiven Modus hat der Modellierer die Möglichkeit bei den

Entscheidungen den zu wählenden Zweig selbst auszuwählen und sich durch den gesamten Prozess

„durchzuklicken“ und im Simulations-Fenster mit zu verfolgen.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

48

Die Ergebnisse der Simulation können dann über den Reiter „Report“ nach Excel exportiert werden.

Hier werden sämtliche Prozessschritte mit ihren Zeiten aufgelistet. Weiterhin gibt es die Möglichkeit

Prozesskosten (sofern hinterlegt) nach Excel zu exportieren. Es lässt sich auch ein Arbeitsplan mit

Hilfe des Reporting Tools erstellen.

8.4. Import und Export Import- und Exportfunktionen sind in einem Modellierungstool sehr wichtig. SemTalk bietet eine

ganze Reihe von Import- und Exportformate an. Die Möglichkeiten für Export- und Import wird bei

Verwendung von Visio zur Modellierung noch erweitert.

Abbildung 55: SemTalk Import- und Exportfunktion

Import

Für den Import steht in SemTalk eine ganze Palette von Formaten zur Verfügung. In Bezug auf BPMN

verfügt SemTalk über alle wichtigen BPMN Import-Formate (siehe Abbildung 55 links). Für die EPK

wird darüber hinaus auch ein Import aus dem SAP/R3 angeboten. Weiterhin lassen sich in SemTalk

auch XML Schema, externe Modelle sowie SharePoint Bibliotheken importieren.

Export

Die Liste an Exportmöglichkeiten ist noch länger als die der Importe. Neben den typischen Formaten

wie diverse Bildformate finden sich hier auch BPMN spezifischen Formate wie BPEL (Business

Process Execution Language) und XPDL 1.0/2.1 (XML Process Definition Language) wieder. SemTalk

bietet allerdings auch den Export nach MS Office wie z.B. MS Word, MS Excel und MS Project sowie

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

49

die Möglichkeit, das Prozessmodell direkt auf einem SharePoint Server abzuspeichern. Es ist auch

möglich, das Prozessmodell als HTML abzuspeichern.

8.5. Schnittstellen Die Schnittstellen eines Prozessmodellierungstools spielen in Unternehmen eine wichtige Rolle, denn

die Prozessmodelle sollen nicht nur mit dem jeweiligen Tool geöffnet bzw. auf irgendeiner Festplatte

auf einem Netzlaufwerk gespeichert werden. Oft ist es notwendig, dass die Prozesse auf einem

internen Prozessportal den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden sollen. Dazu sind vorhandene

Schnittstellen sehr wichtig.

Microsoft SharePoint

SemTalk profitiert sehr stark von der Tatsache, dass es nur eine Erweiterung der Funktionalitäten von

MS Visio ist. Dadurch ist gewährleistet, dass SemTalk sich problemlos in Verbindung mit SharePoint

nutzen lässt. So ist zum Beispiel eine zentrale Verwaltung sämtlicher Prozesse im SharePoint-Portal

möglich. Man kann direkt aus Visio bzw. SemTalk heraus auf die im SharePoint abgelegten Prozesse

zugreifen. Um auf die Prozesse im SharePoint zuzugreifen wird wie folgt vorgegangen: File Öffnen

& Importieren SharePoint SharePoint Library. Es erscheint folgender Dialog:

Abbildung 56: SemTalk Öffnen aus SharePoint

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

50

Hier müssen die entsprechenden Daten zum SharePoint eingegeben werden. Man erhält dann im

rechten Teil des Fensters eine Liste mit sämtlichen Prozessen, welche auf dem SharePoint abgelegt

sind und kann diese öffnen.

Das Arbeiten mit dem SharePoint verschafft SemTalk weitere nützliche Funktionalitäten, welche

normalerweise nicht vorhanden sind. Zum einen ermöglicht die Nutzung des SharePoints ein

kollaboratives Arbeiten mit Funktionalitäten wie dem „Einchecken“ und „Auschecken“. Dadurch wird

das jeweilige Prozessmodell für die Bearbeitung durch andere Nutzer gesperrt bzw. entsperrt.

Abbildung 57: SemTalk SharePoint Funktionen

Zum anderen bieten sich dadurch die Möglichkeit zur Versionskontrolle sowie einer

Benutzerverwaltung. Mit dem SharePoint Side Builder lassen sich die Listen im SharePoint bequem

modellieren und können einfach auf den SharePoint geladen werden, welcher dann die

entsprechenden Listen anlegt.

Erzeugung von Webseiten und Einbettung in Wikis und Blogs

Auch die Einbettung von Prozessmodellen in Wikis und Blogs ist möglich. SemTalk bietet dafür die

Exportfunktion ins HTML-Format. So können die Prozessmodelle auch im Intranet über einen

Browser aufgerufen werden. Allerdings sei angemerkt, dass die Navigation in den Prozessmodellen

im Browser am besten mit der Verwendung des Internet Explorers funktioniert. Eine Installation von

Microsoft Silverlight ist ebenfalls notwendig um die volle Funktionalität zu gewährleisten.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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8.6. Gemeinsamer Prozess – Sportgruppenanmeldung

Abbildung 58: SemTalk - Hauptprozess

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

52

Abbildung 59: SemTalk - Subprozess

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

53

8.7. Fazit Die vorangegangen Abschnitte haben die Funktionen und Möglichkeiten von SemTalk als

Geschäftsprozessmodellierungstool aufgezeigt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass SemTalk in Kombination mit MS Visio 2010 in bestimmten

Bereichen sehr stark profitiert. Zum einen erbt SemTalk durch die nahtlose Integration in MS Visio

2010 die bereits aus MS Office 2007 und 2010 bekannte Menüführung, welche zu Beginn doch eine

gewisse Zeit für Orientierungsschwierigkeiten sorgen kann. Wenn diese überwunden wurden,

gestaltet sich das Arbeiten an bestimmten Stellen effizienter. Auch die Modellierung per „Drag and

Drop“ oder per Quick Shape sowie die Funktionen zur Ausrichtung der Shapes erleichtern die

Handhabung. Außerdem sind sämtliche Funktionen aus MS Visio vorhanden.

Zur eigentlichen Modellierung in SemTalk lässt sich sagen, dass gerade durch die Compose-Funktion

viel Arbeit erspart wird. Dadurch lassen sich Konventionen in der Modellierung wie Objekt –

Methode einfach realisieren. Das Verhalten beim Löschen von Elementen ist jedoch noch

Verbesserungswürdig, da beim Löschen des Shapes vom Zeichenblatt das Objekt im Explorer

vorhanden bleibt. Hier sollte immer überprüft werden, ob ein gelöschtes Shape auch wirklich aus

dem Modell entfernt wurde. Ansonsten besitzt SemTalk alle notwendigen Funktionen zur

Modellierung in BPMN sowie auch in anderen Methoden. Insbesondere für KSA ist SemTalk ein sehr

gutes Tool. Mittels Simulation lassen sich die Prozessmodelle gut „durchspielen“. Die diversen

Reporting-Tools erstellen automatisch Excel-Tabellen.

Die Import- und Exportfunktionen in SemTalk sind sehr vielfältig. Das Tool unterstützt alle gängigen

Formate. Insgesamt funktioniert ein Export in ein anderes Format ohne Probleme. Beim Import

scheint es allerdings Probleme zu geben. Die BPMN 2.0 Spezifikation wirbt zwar damit, sie sei

übertragbar auf andere Tools, jedoch ist ein Import z.B. eines zuvor erstellten XML-Format nicht

fehlerfrei. Auch wenn ein Modell in ein anderes Format als dem Standard Visio-Format exportiert

und anschließend importiert wird, kommt es zu Fehlermeldungen. Dies führt dazu, dass der gesamte

Import fehlschlägt.

Was in SemTalk fehlt, ist eine integrierte Benutzerverwaltung und Versionskontrolle in einem

Prozess-Repository. Allerdings muss auf eine Benutzerverwaltung bzw. Versionskontrolle nicht

verzichtet werden. Denn hier profitiert SemTalk wieder stark von Visio. Visio arbeitet problemlos mit

dem MS SharePoint zusammen. Durch die Schnittstelle zum MS SharePoint lassen sich die fehlenden

Funktionen zur Benutzerverwaltung und Versionskontrolle und darüber hinaus ein kollaboratives

Arbeiten, durch Ein- und Auschecken, realisieren. Es ist möglich, in SemTalk (bzw. Visio) direkt auf

die im SharePoint abgelegten Prozessmodelle zuzugreifen. Ein lokales Speichern der Prozesse ist

nicht mehr notwendig. So lässt sich zum Beispiel auch ein zentrales Organigramm auf den SharePoint

hinterlegen, welches im Prozessmodell genutzt werden kann. Zusätzlich lässt sich der SharePoint mit

Hilfe des WS Site Builders bequem einrichten.

Alles in allem ist SemTalk ein sehr gutes und umfangreiches Tool zur Geschäftsprozessmodellierung.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

54

9. Signavio

9.1. Unternehmen und Tool Die Signavio GmbH gründete sich im Jahr 2010 und hat ihren Sitz aktuell in Berlin11. Ihre Wurzeln

liegen am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Seit Gründung bietet die Signavio GmbH ein Tool zur

BPMN Modellierung an, den Signavio Process Editor.

Abbildung 60: Signavio Logo

Der Signavio Process Editor ist ein webbasiertes Modellierungstool und die zugrunde liegenden

Technologien sind dementsprechend HTML und JavaScript. Er unterstützt besonders die BPMN-

Modellierung und hat bereits den BPMN 2.0 Standard implementiert und beherrscht also auch

Choreographie- und Konversationsdiagramme. Des Weiteren sind auch EPK-Modellierung

(Ereignisgesteuerte Prozesskette) und die Erstellung von Organigrammen und Prozesslandkarten

möglich. Das Produktangebot umfasst zwei unterschiedliche Varianten:

Software as a Service (SaaS)

Bei dieser Variante wird der Editor auf Servern der Signavio GmbH gehostet. Es ist nur ein Browser

und ein Internetzugang notwendig, um das Tool benutzen zu können. Der Vorteil ist, dass keine

eigene Hardware verwendet und auch keine Software installiert werden muss.

Es gibt drei unterschiedliche Preisklassen (Basic Edition, Professional Edition und Corporate Edition),

die sich durch ihren Funktionsumfang unterscheiden. Der Preis für die Basic Edition liegt bei 29.95€

im Monat während die Corporate Edition bei 129.95€ im Monat liegt12.

Enterprise-Installation

Möchte ein Unternehmen den Signavio Process Editor nur intern nutzen und auf eigenen Servern

betreiben, bietet sich die Enterprise-Installation an. Der Editor wird hierbei auf einem gewünschten

Server installiert und kann durch das Unternehmen selbst administriert werden. Die Mitarbeiter des

Unternehmens können den Editor dann wieder über den Browser über das Intranet nutzen.

Die Enterprise-Installation umfasst alle Funktionen. Der Preis muss mit der Signavio GmbH auf

Anfrage geklärt werden13.

Für die nachfolgende Betrachtung des Tools wurde eine kostenlose Testversion verwendet. Sie

basiert auf der Professional Edition. Jedoch werden einige Funktionalitäten in dieser Version nicht

unterstützt und konnten daher nicht getestet werden.

11

http://www.signavio.com/de/unternehmen/unternehmen.html 12

http://www.signavio.com/de/produkte/process-editor-as-a-service.html 13

http://www.signavio.com/de/produkte/process-editor-enterprise-edition.html

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

55

9.2. Oberfläche und Usability Wie bereits angedeutet wird der Signavio Process Editor über einen Browser verwendet. Daher

lassen sich innerhalb des Tools keine Funktionalitäten über Rechtklicks steuern.

Abbildung 61: Startbildschirm

Auf der linken Seite befindet sich ein Menü, über das angelegte Prozessmodelle und Dokumente

aufgerufen werden können. Desweiteren sind Papierkorb und Glossar links angeordnet. Die obere

Navigationsleiste enthält Funktionalitäten, die das Tool zur Verfügung stellt, wie die Volltextsuche,

Anlegen von Prozessen, Import/Export und weiteres. Diese Funktionalitäten werden bei der weiteren

Betrachtung des Tools noch genauer erläutert.

Über den Menüpunkt „Neu“ können Ordner und neue Prozesse angelegt werden. Ein leeres BPMN

2.0 Prozessdiagramm sieht wie folgt aus.

Abbildung 62: leeres Prozessmodell

In der oberen Menüleiste befinden sich die üblichen Funktionen, die zur allgemeinen Arbeit mit den

Prozessen verwendet werden können, wie Speichern, Ausrichten der Elemente, Zoomen und

Syntaxüberprüfung. Auf der linken Seite befinden sich die BPMN-Elemente, die zur Modellierung zur

Verfügung stehen. Der Nutzer kann auswählen, ob er alle Elemente angezeigt bekommen möchte

oder nur eine Auswahl der wichtigsten Kernelemente. Für einfache Prozesse reichen die

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

56

Kernelemente in der Regel aus, also empfiehlt es sich der Übersichtlichkeit wegen auch nur diese

Elemente anzeigen zu lassen.

Um die Elemente auf die Arbeitsfläche zu bekommen, können diese einfach per „Drag and Drop“

dorthin gezogen werden. Sollen zwei Elemente verbunden werden oder der Prozess erweitert

werden, kann dies über das kontextsensitive Verknüpfungsmenü geschehen. Ist ein Element im

Fokus, werden die Möglichkeiten, die zur weiteren Modellierung bestehen, rechts daneben

angezeigt. Diese Symbole können dann an die gewünschte Stelle gezogen werden.

Abbildung 63: kontextsensitives Verknüpfungsmenü

9.3. Modellierung Das Prozessdiagramm des Signavio Process Editors enthält alle Elemente, die in der BPMN 2.0

Spezifikation vorhanden sind. Ebenso sind typische Modellierungselemente wie Verfeinerungen

nutzbar. Nachfolgend wird auf die Besonderheiten, die über die normale Spezifikation hinaus

existieren, eingegangen.

Das Glossar

Eine wichtige Eigenschaft des Process Editors ist das Glossar. Es dient zur Verwaltung von Begriffen,

die innerhalb der Prozesse verwendet werden. Die Begriffe lassen sich zum Beispiel in folgende

Kategorien unterteilen: Dokumente, IT Systeme und Aktivitäten. Ein Glossarbegriff wird zur

Bezeichnung der Elemente angelegt. Ist ein Glossarbegriff angelegt, kann er immer wieder

verwendet werden, auch in verschiedenen Prozessen. Der Process Editor macht darüber hinaus

Vorschläge, welche Glossarbegriffe zur Verfügung stehen.

Abbildung 64: Neuen Glossarbegriff anlegen & Vorschlagsfunktion

Der Vorteil der Glossarfunktion besteht darin, dass alle Glossarbegriffe über ein zentrales Glossar

verwaltet und angepasst werden können. Wird beispielsweise die Bezeichnung eines Glossarbegriffs

geändert, der mehreren Aktivitäten zugeordnet wurde, ändert sich somit auch in allen Prozessen

automatisch die Bezeichnung dieser Aktivitäten.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

57

Attribute

Jedem Element können bestimmte Attribute zugewiesen werden. Um dies zu tun, muss auf der

rechten Seite die Attributleiste aufgeklappt werden. Dort ist es möglich, graphische sowie inhaltliche

Informationen zu hinterlegen. Bspw. können für

jeden Task Kennzahlen, wie Ausführungszeit,

Kostenstelle und Kosten, aber auch Farben, Name

und weitere Werte zugewiesen werden. Auch der

Typ des Elementes kann über die Attribute gesteuert

werden. So kann der Nutzer auch Schleifentypen

einstellen. Über das Attribut „Dokumentation“ kann

zu jedem Element eine schriftliche Beschreibung

hinterlegt werden, falls die Bezeichnung des

Elements nicht zur Erklärung ausreicht.

Die Kategorie „Weitere Attribute“ enthält eine

Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, die allerdings

nicht in jedem Prozess Verwendung finden dürften.

Es können z.B. Skripte und IDs eingestellt werden.

In der Kategorie „Eigene Attribute“ werden

selbstdefinierte Attribute angezeigt.

Benutzerverwaltung

Eine Stärke von Signavio ist die Benutzerverwaltung. Sie ermöglicht Besitzern von Signavio-Lizenzen

andere Personen einzuladen. Die eingeladenen Personen können dann ebenfalls in die Prozesse

einsehen und auch an der Modellierung teilnehmen. Dazu können Benutzergruppen angelegt

werden, denen die Benutzer zugeordnet werden können. Jeder Gruppe bzw. jedem Benutzer

können zusätzlich unterschiedliche Rechte zugewiesen werden, damit nicht jeder alle Prozesse und

Ordner einsehen kann. Darüber hinaus können Modellierungsrichtlinien festgelegt werden, an die

sich jeder Benutzer halten muss. So können für alle Diagrammtypen die nutzbaren Elemente

begrenzt oder Attribute ergänzt werden.

Es ist also möglich eine Vielzahl an Nutzern (Anzahl ist abhängig von der Lizenz) über den Process

Editor zu steuern. Dies wird durch das zentrale Repository möglich, welches alle Daten zentral

speichert. Da der Editor webbasiert ist, sind daher alle Prozesse für jeden angelegten Benutzer

jederzeit online abrufbar. Somit wird Modellierung im Team ermöglicht.

In der kostenlosen Testversion war es leider nicht möglich einen Nutzer einzuladen. Daher konnte die

Benutzerverwaltung nicht detailliert getestet werden. Lediglich die Funktionen die zur Verwaltung

angeboten wurden, konnten erkundet werden.

Abbildung 65: Attribute

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

58

Abbildung 66: Benutzerverwaltung

Eine weitere sinnvolle Funktionalität ist die „Zum Kommentieren einladen“-Funktion. Mit ihr können

alle Prozessbeteiligten eingeladen werden, um einen bestimmten Prozess zu begutachten und mit

Kommentaren zu versehen. Dafür wird lediglich die E-Mail-Adresse einer beteiligten Person benötigt.

Abbildung 67: Zum Kommentieren einladen

Nachdem der entsprechende Prozess ausgewählt ist, wird eine E-Mail an die gewünschte Person

geschickt. In dieser befindet sich ein Link, der zu einer Seite führt, auf der der Prozess abgebildet ist,

aber nicht bearbeitet werden kann. Es ist allerdings möglich, zu jedem Element des Prozesses einen

Kommentar hinzuzufügen. Die Modellierer haben dann die Möglichkeit, diese Kommentare

einzusehen und zu verwalten.

Darüber hinaus gibt es eine „Zum Editieren einladen“-Funktion. Diese ist analog zur „Zum

Kommentieren einladen“-Funktion aufgebaut. Der Unterschied besteht darin, dass sie ermöglicht,

bestimmten Personen Modellierungsrechte zu geben, ohne dass diese ein Login für den Process

Editor benötigen. Die eingeladene Person kann nur den ihr zugewiesenen Prozess bearbeiten.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

59

Durch diese beiden Funktionen können auch Personen, die sich mit Prozessmodellierung nicht

auskennen oder am Modellierungsprozess nicht beteiligt sind, dennoch ihren Teil dazu beitragen. So

wird eine starke Berücksichtigung der Anwendersicht während des Modellierungsprozesses

ermöglicht und kann zu qualitativ besseren Prozessen führen.

Syntax und Vollständigkeit

Der Signavio Process Editor verfügt über Funktionalitäten zur Syntax- und Vollständigkeitskontrolle

(in der Abbildung mit blauem Rahmen markiert).

Abbildung 68: Syntax- und Vollständigkeitskontrolle

Das linke Symbol steht für die Syntaxkontrolle. Wird das Symbol geklickt, überprüft der Process

Editor das gesamte Modell auf korrekte Syntax. D.h. es wird geprüft, ob das Modell den

Konventionen von BPMN 2.0 entspricht. Treten Fehler auf, äußert sich das wie in Abbildung 69 zu

sehen.

Abbildung 69: Syntaxkontrolle

Es wird das fehlerhafte Element über ein rotes X verdeutlicht und mit einer kurzen

Fehlerbeschreibung versehen. In diesem Fall ist der Sequenzfluss zwischen der Aktivität und dem

empfangenden Nachrichten-Element die Fehlerquelle, da ein Sequenzfluss zwischen zwei Pools

verwendet wurde.

Zahlreiche Tests ergaben jedoch, dass die Syntaxkontrolle nicht alle Fehler findet bzw. einige Fehler

nicht detailliert genug ausdrückt. Daher wird der Syntaxkontrollefunktion noch

Verbesserungspotential bescheinigt.

Wird das rechte Symbol geklickt wird die Vollständigkeitskontrolle durchgeführt. Dabei wird

überprüft, ob allen Elementen die notwendigen Daten für spätere Analysen und Berechnungen

zugeordnet wurden.

Abbildung 70: Vollständigkeitskontrolle

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

60

Dargestellt werden fehlende Daten durch Warndreiecke (in Abbildung 70 zu sehen). Im Beispiel sind

für die Elemente keine Kennzahlen, wie Ausführungszeit oder Kostenstelle, gesetzt. Eine Ressourcen-

oder Kostenanalyse könnte somit nicht durchgeführt werden. Wie auch bei der Syntaxkontrolle

werden einige Warnungen jedoch nicht detailliert genug angezeigt, um Lösungen zu finden, daher

besteht auch bei dieser Funktionalität noch Verbesserungspotential.

Versionshistorie

Der Process Editor bietet ein mächtiges Werkzeug zur Versionskontrolle. Für jeden Speichervorgang

den der Nutzer während des Modellierungsprozesses ausführt, wird im Hintergrund eine neue

Version des Prozesses angelegt. Alle angelegten Versionen können durch den Benutzer später

abgerufen und sogar wiederhergestellt werden. Ebenso können verschiedene Versionen miteinander

verglichen werden. Der Modellierungsprozess lässt sich also im Nachhinein noch nachvollziehen.

Um die Versionen anzuzeigen, muss nur der entsprechende Prozess angewählt werden. Am unteren

Browserrand erscheint dann ein aufklappbares Menü (aufgeklappt in Abbildung 71 zu sehen).

Abbildung 71: Versionshistorie

Besonders bei umfangreichen Modellen oder Modellierung im Team kann die Versionshistorie ein

nützliches Tool sein.

Reporting

Es steht eine Vielzahl von Reportingtools zur Verfügung, die je nach Vollständigkeit der Modellierung

erzeugt werden können. Ein Report wird als Excel-Dokument erstellt und kann danach vom Benutzer

runtergeladen werden.

Beispielsweise können, auf Basis der zugeteilten Verantwortlichkeiten und IT-Systeme, Reports

erzeugt werden, die Auslastungen angeben und Zugehörigkeiten zu einzelnen Prozessschritten

übersichtlich verdeutlichen. Besonders bei sehr umfangreichen Prozessen ist es sinnvoll, solche

Reporte zu verwenden.

Weiterhin lassen sich Kostenbedarfs- und Ressourcenbedarfsrechnungen erstellen. Dafür ist es

jedoch notwendig jedem Element Kennzahlen, wie Kosten, Kostenstelle und Ausführungszeit,

zuzuweisen. Ist dies geschehen, lassen sich daraus umfassende Kostenreports erstellen, die für jeden

Prozessschritt die anfallenden Kosten aufführen und letztendlich die Gesamtkosten ausgeben.

Weiterhin können Reports zu Dokumentationszwecken erstellt werden. So können automatisch

Prozesshandbücher generiert werden, die eine Prozessgraphik sowie Erläuterungen zu jedem

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

61

Element enthalten. Zum Kennenlernen eines Prozesses sind die Handbücher gut geeignet. Aber auch

ein Prozesssteckbrief und ein Prozessmetrikmodell stehen zur Verfügung. Sie fassen die Anzahl der

genutzten Elemente zusammen.

Abbildung 72: Reportingtools

9.4. Import und Export Für ein Modellierungswerkzeug sind Import- und Exportfunktionen sehr wichtig. Denn Modelle sollen

oft nicht nur innerhalb eines Tools nutzbar sein, sondern auch zwischen Tools ausgetauscht oder in

andere Darstellungsformen umgewandelt werden können. Daher verfügt auch der Signavio Process

Editor über einige Import- und Exportformate.

Abbildung 73: Import- und Exportfunktionen

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Import

Es werden drei wichtige Importformate angeboten. Dazu gehören BPMN 2.0 XML, XPDL und ARIS.

Viele Modellierungstools verwenden diese Formate, daher ist eine Importfunktion dafür vorteilhaft.

Desweiteren lässt sich ein spezielles Signavio Archiv Format importieren, welches von Signavio

entwickelt wurde und auch nur vom Signavio Process Editor gelesen werden kann.

Leider ist die Importfunktion in der 30-Tage-Testversion nicht aktiv. Daher konnte kein Importprozess

durchgeführt werden.

Export

Die Exportfunktion war aktiviert und konnte verwendet werden. Zur Verfügung stehen verschiedene

Graphikformate (PNG und SVG), die ein Diagramm als Bild ausgeben. Soll ein Diagramm nur zur

Veranschaulichung vorgestellt werden, macht es Sinn dies mit einem Bild zu machen. Denn Bilder

sind leicht zu Hand haben und benötigen keine spezielle Software, um sie zu öffnen. Desweiteren

kann ein Prozessdiagramm auch als PDF gedruckt werden.

Auch das Signavio Archiv Format kann exportiert werden, aber wie bereits angedeutet, nur in

Signavio Systemen wieder importiert werden. Es eignet sich also nicht zum Prozess Austausch

zwischen verschiedenen Tools.

Das Format um Prozesse plattformübergreifend auszutauschen ist BPMN 2.0 XML. Es soll BPMN 2.0

konforme Prozesse in ein standardisiertes XML umwandeln, welches von anderen BPMN Editoren

gelesen werden kann. Jedoch zeigten Tests, dass die Tools, die in dieser Arbeit ebenfalls betrachtet

werden, das von Signavio erzeugte XML Format nicht importieren konnten. Vermutlich liegt dies an

Signavio-spezifischen Elementen, die in der XML-Datei gespeichert sind. Weitere Informationen zu

dieser Problematik konnten nicht gefunden werden. Es bleibt daher festzuhalten, dass auch das

BPMN 2.0 XML Format nur durch den Signavio Process Editor gelesen werden kann und die

Austauschbarkeit mit anderen Tools nicht erfüllt.

9.5. Schnittstellen Prozessmodellierung dient nicht nur für interne Zwecke und die erstellten Diagramme sind nicht nur

für Modellierer bestimmt. Daher kann es sinnvoll sein, Prozesse im Intranet für andere

Unternehmensmitarbeiter oder sogar im Internet für Kunden zu veröffentlichen. Dafür braucht es

Schnittstellen, die dies möglichst ohne großen Aufwand unterstützen. Signavio bietet dazu mehrere

Möglichkeiten an.

SharePoint und Prozessportal

Microsoft SharePoint stellt bei vielen Unternehmen die Intranet-Plattform dar. Daher bietet Signavio

ein Prozessportal, das in den Share Point Server integriert werden kann. Diese Leistung ist jedoch

nicht standardmäßig verfügbar. Sie muss für einen Aufpreis von monatlich 149 € hinzu gebucht

werden. Das Prozessportal kann wahlweise auch ohne einen Microsoft SharePoint Server betrieben

werden.

In der kostenlosen Testversion stand eine Vorschauversion für das Prozessportal bereit. Diese

Vorschau konnte also genutzt werden um einen groben Überblick über das Prozessportal zu erhalten.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Abbildung 74: Prozessportal Vorschau

Das Portal besticht mit Interaktivität. Es zeigt den Prozess und dazu auf der linken Seite alle

verwendeten Elemente und Glossarbegriffe. Mit einem Klick auf einen Glossarbegriff kann der Nutzer

sich die konkreten Stellen anzeigen lassen an denen der Begriff verwendet wird.

Einbettung in Wikis und Blogs

Veröffentlichungen müssen nicht zwangsläufig über das Prozessportal geschehen. Denn der Prozess

Editor stellt eine Funktion bereit, durch die Prozessdiagramme auch auf normalen Webseiten und

Wikis bzw. Blogs eingebunden werden können. Dazu wird HTML-Code erzeugt, der dann nur noch in

das entsprechende Wiki kopiert werden muss.

Abbildung 75: Einbettung in Wikis und Blogs

Die Einbettung mittels einfachen HTML-Codes und als einfaches Bild wurde getestet und als praktisch

befunden. Durch den vorgefertigten Code war dies in kurzer Zeit möglich und funktionierte

hervorragend. Zur Veröffentlichung von einzelnen Prozessen auf Unternehmens-Webseiten scheint

diese Funktionalität sehr nützlich.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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9.6. Gemeinsamer Prozess – Sportgruppenanmeldung

Abbildung 76: Signavio - Sportgruppenanmeldung

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

65

9.7. Fazit Es gilt nun eine abschließende Bewertung über den Signavio Process Editor abzugeben. Die

vorangegangen Abschnitte beinhalten eine nähere Betrachtung von den Möglichkeiten, die der

Signavio Process Editor bietet. Diese werden nun zusammenfassend betrachtet.

BPMN 2.0 ist vollständig integriert und kann gemäß den spezifischen BPMN-Anforderungen

verwendet werden. Der Editor ist sehr übersichtlich gestaltet und der Nutzer findet sich von Beginn

an sehr gut zurecht. Die Modellierung an sich ist durch Drag and Drop oder das kontextsensitive

Verknüpfungsmenü sehr angenehm. Lediglich die Bedienbarkeit ist anfangs gewöhnungsbedürftig,

da durch die Webbasiertheit beispielsweise keine Rechtsklicks möglich sind. Bei der Modellierung

sind keine Fehler aufgefallen.

Das der Process Editor webbasiert ist, hat allerdings auch einige Vorteile. So kann mit mehreren

Benutzern gearbeitet werden, die von überall auf die Prozesse zugreifen können. Somit ist der

Modellierungsprozess nicht standortgebunden. Die umfangreiche Nutzerverwaltung mit

Einladungsfunktionen unterstützt dies zusätzlich. Auch die Einbettung in Wikis und Prozessportale

wird so verbessert. Denn die Prozesse können dynamisch aus der aktuellsten Modellversion bezogen

werden und müssen nicht nach jeder Änderung manuell geupdatet werden. Speziell das

Prozessportal wurde für sehr gut befunden. Die gebotene Übersichtlichkeit und Navigierbarkeit

macht durchaus Lust, durch verschiedene Prozesse zu navigieren.

Eine große Stärke ist die sehr ausgereifte Versionshistorie. Mit ihr kann die Prozessentwicklung sehr

gut nachvollzogen werden. Vor allem die Teamarbeit bei der Prozessmodellierung wird so

erleichtert.

Die Reportingtools erlauben es, verschiedene Auswertungen durchzuführen. Ihre Nutzung ist einfach

und verständlich. Nur bei der graphischen Visualisierung von Auslastungen oder anderen Kennzahlen

sind Verbesserungen denkbar.

Die Glossarfunktion ist ein sinnvolles Instrument. Jedoch war die Verwendung nicht immer

unproblematisch, weil sie nicht selbsterklärend ist. So wurden speziell zu Beginn der Modellierung

einige kleine Fehler gemacht, die später aber behoben werden konnten. Vergleicht man das Glossar

von Signavio mit dem Compose-Modus von SemTalk müssen noch Optimierungen durchgeführt

werden, um das Glossar ähnlich gut nutzen zu können.

Kritisch ist der Export der BPMN 2.0 XML Dokumente zu sehen. BPMN möchte ein universelles

Austauschformat für Prozesse sein. Diese Anforderung wird jedoch durch den Process Editor nicht

erfüllt. Da Import und Export bei komplexen Modellierungsunterfangen sehr wichtig sein können,

muss an dieser Schwäche gearbeitet werden.

Insgesamt lässt sich festhalten dass der Signavio Process Editor ein sehr angenehmes Tools ist. Durch

die vielen Möglichkeiten, die es bietet, macht der Modellierungsprozess Spaß und ist zu jeder Zeit

transparent. Für BPMN Modellierung ist der Editor sehr zu empfehlen.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

66

10. Auswertung der Nutzwertanalyse Nachdem alle untersuchten Tools vorgestellt wurden, müssen diese für eine Bewertung

gegenübergestellt werden. Grundlage für die Gegenüberstellung ist der Kriterienkatalog, welcher in

Kapitel 3 bereits ausführlich erläutert wurde. Ein qualitativer Vergleich der Tools gestaltet sich jedoch

aufgrund der zum Test vorhandenen Versionen schwierig. Getestet wurde hauptsächlich mit

kostenlosen Testversionen, in denen nicht alle Funktionalitäten verfügbar waren. Lediglich für

SemTalk stand eine Vollversion zur Verfügung. Um das Ergebnis jedoch nicht allzu sehr zu

verfälschen, wurden Punkte für einzelne Kriterien vergeben, zu denen Hinweise auf enthaltene

Funktionalitäten gefunden wurden, aber nur aufgrund der Testversion nicht nutzbar waren.

In der ersten Kategorie des Kriterienkatalogs, dem Lizenzmodell, gibt es einige Unterschiede

zwischen den Tools. Bepunktet wurde hier lediglich, wenn ein Tool Open-Source ist. Die getesteten

Tools sind jedoch alle nicht Open Source und somit hat keines der Tools in dieser Kategorie Punkte

erhalten. Die einzelnen Lizenzmodelle unterscheiden sich jedoch voneinander. Während Bizagi

kostenlos zur Nutzung zur Verfügung gestellt wird, fallen für Adonis, Signavio und SemTalk Kosten an.

Für Adonis teilt sich die Preisstaffelung in verschiedenen Versionen auf, von der kostenlosen

Community Edition bis hin zur Enterprise Edition. Für die bezahlten Editionen gibt es zwei Modelle,

„named User14“ und „concurrent User15“. Signavio bietet sein Tool als Software as a Service an und

stellt auf Anfrage auch eine Enterprise Edition zur Verfügung. Für SemTalk werden Lizenzen pro

Arbeitsplatz benötigt. Die Preise staffeln sich je nach Anzahl der Lizenzen. Um SemTalk nutzen zu

können, wird für jeden Arbeitsplatz zusätzlich eine MS Visio Lizenz benötigt.

In der nächsten Kategorie des Kriterienkatalogs wurden die Tools auf die Usability untersucht.

Folgende Tabelle zeigt die erreichten Punkte:

Abbildung 77: Kriterienkatalog - Usability

14

Benutzerbezogene Lizenz 15

Beliebig viele Installationen mit begrenzter Anzahl an gleichzeitigen Zugriffen

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

67

In dieser Kategorie konnten alle Tools sehr gut abschneiden. Insgesamt sind bei Bizagi, Adonis,

Signavio und SemTalk nur kleinere Abzüge entstanden, da die Kriterien zwar erfüllt wurden jedoch

durchaus noch etwas Verbesserungspotential gegeben ist. Die Tools liegen im hohen

Punktzahlbereich eng beieinander.

In der nächsten Kategorie werden die Funktionalitäten und Werkzeuge bewertet, welche während

der Modellierung zur Verfügung stehen.

Abbildung 78: Kriterienkatalog – Modellierung

In dieser Kategorie sind schon deutlichere Unterschiede zwischen den Tools zu erkennen. Während

alle Tools die wichtigsten Funktionen, wie ein zentrales Prozess-Repository, eine Syntaxprüfung,

Verlinkung mit externen Dokumenten sowie Möglichkeiten zur Modellierung Verfeinerungen,

bereitstellen, besitzen lediglich Adonis und Signavio Möglichkeiten zur Versionierung. Bizagi bietet

zudem die Möglichkeit Meilensteine im Prozess zu setzen. Eine Autovervollständigung von Begriffen

ist auch nur in Signavio integriert. Eine zentrale Begriffsverwaltung (Glossar) fehlt bei den Tools Bizagi

und Adonis. Bis auf Bizagi bieten alle Tools Werkzeuge zur Prozesskosten- und

Ressourcenbedarfsrechnung. Mit Adonis und Signavio lassen sich sogar Benutzergruppen verwalten

und ermöglichen eine Rechteverwaltung. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Fähigkeit des Tools,

den modellierten Prozess zu simulieren. Hier bieten bis auf Bizagi alle Tools Werkzeuge zur

Simulation an. In dieser Kategorie gehen Adonis und Signavio mit deutlichem Vorsprung als Sieger

hervor. Das Schlusslicht bildet Bizagi, welches insgesamt nur wenige Funktionalitäten bietet.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

68

In der vierten Kategorie wurden verschiedene Import-Formate näher betrachtet und bewertet.

Abbildung 79: Kriterienkatalog - Import Formate

Die Tools wurden auf das Vorhandensein der drei Import Formate Visio, XPDL und XML überprüft. Im

Wesentlichen besitzen alle Tools die untersuchten Formate. Signavio beschränkt sich auf XPDL und

XML als importierbare Formate. Beim Import wurden allerdings erhebliche Probleme festgestellt. Die

BPMN 2.0 Spezifikation wirbt zwar damit, die Prozessmodelle seien unter den verschiedenen Tools

austauschbar, jedoch konnten wir dies nicht bestätigen. Wir haben versucht XPDL und XML Exports

in den Tools zu importieren, allerdings mit ernüchterndem Ergebnis. Der Import wird zwar

angeboten, jedoch funktioniert dieser, wenn überhaupt, nicht fehlerfrei. Deswegen gab es hier auch

nicht die volle Punktzahl. Insgesamt haben hier alle Tools nur mittelprächtig abgeschnitten.

Zu den Import Formaten gehören natürlich auch die Export Formate. Hier wurden die Tools zusätzlich

noch auf andere gängige Formate untersucht.

Abbildung 80: Kriterienkatalog - Export Formate

Bei den möglichen Export Formaten ist ebenfalls ein deutlicher Unterschied zwischen den einzelnen

Tools zu erkennen. Ein Export in XML und in Bildformate wie .jpeg und .png ist bei allen Tools

gegeben, wobei der XML Export nicht immer fehlerfrei abläuft. Die Erstellung von Word Dokumenten

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

69

ist bei allen getesteten Tools möglich. Ein direkter Export des Prozessmodells ins PDF funktioniert bei

Adonis nicht. Auch das MS Visio Format wird nur von SemTalk, welches auf Visio basiert, und Bizagi

unterstützt. Allerdings lässt der Export bei Bizagi ins Visio Format zu wünschen übrig. Nach einem

Export ist die Anordnung der Elemente total zerstört, was dazu führt, dass das Modell unbrauchbar

wird. Auffällig ist, das Signavio zwar die Möglichkeit bietet XPDL zu importieren, allerdings konnten

wir nicht feststellen, dass ein Export nach XPDL möglich ist. SemTalk und Signavio besitzen zudem die

Möglichkeit, ins Excel Format zu exportieren. Dies wird vor allem für die Prozesskostenrechnung

genutzt und funktioniert sehr gut. Ebenfalls wichtig ist ein Export ins HTML Format, da die

Prozessmodelle möglichst jedem im Unternehmen (z.B. im Intranet über ein Wiki) zugänglich sein

sollten. Das Erzeugen von HTML ist nur bei Bizagi, Adonis und SemTalk möglich. Bei SemTalk ist der

HTML Export allerdings sehr stark am Internet Explorer optimiert, sodass es bei Verwendung von

anderen Browsern zu Einschränkungen der Funktionalitäten kommen kann.

Eindeutiger Sieger dieser Kategorie ist SemTalk. SemTalk hat mit Abstand am meisten Punkte

erreicht. Dies liegt aber nicht zuletzt daran, dass SemTalk auf MS Visio basiert und sich vollständig in

Visio integrieren lässt. Durch Visio wird eine sehr große Palette an zusätzlichen Export-Möglichkeiten

bereitgestellt.

Wichtig für die Prozessmodellierung mit einem Tool sind die Schnittstellen zu anderen Systemen. Wir

haben die Tools auf vorhandene Schnittstellen zu MS SharePoint und Einbettungsfunktionen in

anderen Systemen untersucht.

Abbildung 81: Kriterienkatalog – Schnittstellen

Aus der Abbildung 81 ist zu entnehmen, dass die Tools die untersuchten Schnittstellen bieten. Die

Anbindung vom SemTalk an MS SharePoint funktioniert einwandfrei. Signavio und Adonis haben hier

in der Benotung Abstriche bekommen, da in der vorliegenden Version diese Funktionalität nicht

getestet werden konnte, die Funktionen aber in anderen Versionen vorhanden sind. Auch die

Einbettung in andere Systeme wie Intranet, Wikis oder Blogs ermöglichen vier der fünf getesteten

Tools. Abstriche in der Funktionalität gab es hier bei SemTalk und Adonis. Bizagi ist in dieser

Kategorie sehr stark, dicht gefolgt von SemTalk.

Weiterhin ist es durchaus nützlich, wenn ein Prozessmodellierungstool Werkzeuge zur Modellierung

von Prozesslandkarten oder Organigramme zur Verfügung stellt.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

70

Abbildung 82: Kriterienkatalog – Modelle

Gute Prozesslandkarten lassen sich vor allem mit Adonis und Signavio erstellen. SemTalk bietet auch

gewisse Möglichkeiten zur Darstellung von Prozesslandkarten, allerdings sind diese bei weitem nicht

so übersichtlich und komfortabel wir die von Adonis und Signavio. Bizagi bietet kein Werkzeug zur

Erstellung von Prozesslandkarten. Die Erstellung von Organigrammen ist in allen Tools, außer in

Bizagi möglich. Somit geht Bizagi in dieser Kategorie leer aus während Adonis und Signavio mit voller

Punktzahl davonziehen.

Zum Schluss wurden die Tools auf verschiedene mögliche Modellierungsstandards neben BPMN 2.0

untersucht. Primär bezieht sich der Vergleich der Tools in Bezug auf BPMN 2.0, allerdings sollte es

nicht verachtet werden, wenn ein Tool auch noch andere Modellierungsmethoden unterstützt.

Abbildung 83: Kriterienkatalog – Modellierungsstandards

Wichtigstes Kriterium dieser Kategorie ist die Unterstützung der Modellierung mit BPMN 2.0.

Deshalb hat dieses Kriterium in dieser Kategorie die deutlich höchste Gewichtung. Alle Tools

unterstützen die Modellierung in BPMN, wobei Bizagi in der vorliegenden Version kein BPMN 2.0,

sondern lediglich die Version 1.2 unterstützt. SemTalk bietet als einziges Tool die Möglichkeit, in

beiden BPMN Methoden zu modellieren. Eine weitere Methode ist KSA. SemTalk ist für die

Modellierung in KSA sehr gut geeignet aber auch Adonis bietet die Möglichkeit an, die KSA Methode

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

71

zu nutzen. EPK wird weiterhin von SemTalk, Signavio und Adonis unterstützt. UML und LOVEM

stellen zwei speziellere Methoden dar, die nur mit Adonis genutzt werden können. Aufgrund der

Vielzahl an bereitgestellten Modellierungsmethoden siegt SemTalk in dieser Kategorie. Aber auch

Adonis und Signavio erreichen eine hohe Punktzahl.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle getesteten Tools ihre Vor- und Nachteile haben. Addiert

man die Punkte aus den einzelnen Kategorien, ergibt sich folgende Gesamtpunktzahl:

Abbildung 84: Gesamtergebnis

SemTalk geht nach der Summierung aller Punkte als Gesamtsieger hervor, allerdings dicht gefolgt

von Signavio und Adonis. Auch Bizagi kann noch mithalten. Alle genannten Tools eignen sich gut bis

sehr gut zur Modellierung mit BPMN. SemTalk ist in der aktuellen Version in Verbindung mit der

aktuellen MS Visio 2010 Version ein sehr mächtiges Tool. Mögliche Alternativen zu SemTalk sind die

Adonis und Signavio. Letztendlich kommt es darauf an, wo das Tool eingesetzt werden soll und

welche Funktionalitäten benötigt werden.

Für die Prozessmodellierung im Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik an der FH Brandenburg

ist die Modellierung mit SemTalk weiterhin sehr zu empfehlen, gerade wegen der sehr guten

Kompatibilität zum vorhandenen MS SharePoint Server. Aber auch Signavio und Adonis stellen sehr

gute Tools zur Prozessmodellierung in BPMN dar.

Insgesamt konnte ein Gesamtsieger ermittelt, sowie eine Empfehlung für zwei weitere Tools als

Alternativen zu SemTalk, nämlich für Signavio und Adonis, ausgesprochen werden.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

72

Glossar

BPM

Business Process Management (BPM) ist ein Konzept zur Steuerung, Beschreibung, Modellierung und

Optimierung von Geschäftsprozessen. Dabei werden mehrere Prozesse verbunden, um eine Basis für

eine organisatorische und informationstechnische Verbesserung der Wertschöpfungskette zu bilden.

BPM unterstützt Geschäftsprozesse in Unternehmen, zwischen Unternehmen, zu Lieferanten und

zum Kunden.

BPMI

Die BPMI - Business Process Management Initiative, ist eine 1999 gegründete Organisation aus

verschiedenen Vertretern der Softwarebranche. Sie standardisiert die Schnittstellen von Business

Process Management System (BPMS).

BPMN

Business Process Modeling Notation ist eine spezielle Modellierungsnotation für Geschäftsprozesse.

Fach- und Modellierungsexperten werden Symbole und Grafiken zur Verfügung gestellt, mit denen

sie Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe (Workflows) modelliert werden können. Wurde 2006

offiziell als Modellierungsstandard der OMG aufgenommen. Ab Version 2.0 (offizielles Release Januar

2011) lautet die Langbezeichnung Business Process Model and Notation.

BPMS

Business Process Management System/Suite ist die elektronische Unterstützung von

Geschäftsprozessen, auf Grundlage des BPM Konzeptes.

Notation

Unter einer Notation, versteht man eine Menge von Symbolen und Formaten, die für die

Beschreibung von Elementen verwendet werden können.

Ribbon-Menüführung

Ist ein grafisches Bedienkonzept von Applikationen, das durch ein Menüband („Ribbon“)

charakterisiert ist. Ribbons kommen beispielsweise ab dem Microsoft Office Paket 2007 vor.

OMG Die Object Management Group (OMG) wurde 1989 gegründet und besitzt inzwischen über 800

Mitglieder, darunter sind IBM, Apple, Sun und Microsoft. Es ist ein Konsortium, das sich mit der

Entwicklung von Standards für die herstellerunabhängige systemübergreifende Objektorientierte

Programmierung beschäftigt.

XPDL

XML Process Definition Language (XPDL) ist eine maschinell lesbare Beschreibung von

Geschäftsprozessen. Neben XML enthält sie die genauen Positionierungsinformationen der

Elemente.

Named-User-Lizenzmodell

Das Named-User-Lizenzmodell ist eine Lizenzierungsform, bei der die maximale Anzahl registrierter

und namentlich eingetragener Nutzer Zugang zur Nutzung einer Software haben.

Concurrent-User-Lizenzmodell

Das Concurrent-User-Lizenzmodell beschreibt eine Lizenzierungsform maximale Anzahl an User

festgelegt ist, die gleichzeitig eine Software nutzen können.

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Interner Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011) ....................... 6

Abbildung 2: Externer Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011) ....................... 7

Abbildung 3: Kollaborativer Geschäftsprozess (OMG - Object Management Group, 2011) .............. 7

Abbildung 4: Übersicht Basiselemente .......................................................................................... 8

Abbildung 5: Aktivitäten ............................................................................................................... 9

Abbildung 6: Ereignisse............................................................................................................... 10

Abbildung 7: Gateways ............................................................................................................... 11

Abbildung 8: Verbindungsobjekte ............................................................................................... 12

Abbildung 9: Artefakte ............................................................................................................... 12

Abbildung 10: Schwimmbahnen.................................................................................................. 12

Abbildung 11: Elemente eines Konversationsdiagramms ............................................................. 13

Abbildung 12: Konversationsdiagramm integriert in Prozessdiagramm ........................................ 14

Abbildung 13: Single Message (links) und Request / Response (rechts) ........................................ 15

Abbildung 14: Bizagi Logo ........................................................................................................... 19

Abbildung 15: Bizagi Process Modeler ......................................................................................... 19

Abbildung 16: Ansicht ................................................................................................................. 20

Abbildung 17: Ribbon Menüführung ........................................................................................... 20

Abbildung 18: Palette Notationen ............................................................................................... 20

Abbildung 19: Kontextsensitives Verknüpfungsmenü .................................................................. 21

Abbildung 20: Element-Ausrichtung ............................................................................................ 21

Abbildung 21: Fehlermeldung ..................................................................................................... 21

Abbildung 22: Auflistung ............................................................................................................ 21

Abbildung 23: Sub-Prozess editieren ........................................................................................... 22

Abbildung 24: Kommentierungsfunktion ..................................................................................... 22

Abbildung 25: Meilensteine ........................................................................................................ 22

Abbildung 26: Gateway Überlagerung ......................................................................................... 23

Abbildung 27: Textbereich .......................................................................................................... 23

Abbildung 28: Original Prozess .................................................................................................... 24

Abbildung 29: Visio Bizagi-Import ............................................................................................... 24

Abbildung 30: HTML Export ........................................................................................................ 24

Abbildung 31: Schnittstellen ....................................................................................................... 25

Abbildung 32: Bizagi - Sportgruppenanmeldung .......................................................................... 26

Abbildung 33:Produkte des BOC Management Office .................................................................. 28

Abbildung 34: ADONIS-Benutzeroberfläche ................................................................................. 29

Abbildung 35: ADONIS-Explorer .................................................................................................. 30

Abbildung 36: Verbindungen zwischen den Modelltypen in ADONIS ............................................ 32

Abbildung 37:Erfassung von Attributen ....................................................................................... 33

Abbildung 38: Analyse-Komponente von ADONIS ........................................................................ 35

Abbildung 39: Evaluations-Komponente in ADONIS ..................................................................... 35

Abbildung 40: Anzeige des Unterprozesses im Hauptprozess ....................................................... 37

Abbildung 41: Erfassung des Modellstatus .................................................................................. 37

Abbildung 42: Änderungshistorie ................................................................................................ 38

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Abbildung 43: Import und Export in Adonis:CE ............................................................................ 38

Abbildung 44: ADONIS - Hauptprozess ........................................................................................ 40

Abbildung 45: ADONIS - Subprozess ............................................................................................ 40

Abbildung 46: SemTalk Logo ....................................................................................................... 42

Abbildung 47: SemTalk Ribbon-Menü ......................................................................................... 43

Abbildung 48: SemTalk Explorer ................................................................................................. 43

Abbildung 50: SemTalk Quick Shapes .......................................................................................... 44

Abbildung 49: SemTalk Quick Shapes .......................................................................................... 44

Abbildung 51: SemTalk Optionen ................................................................................................ 45

Abbildung 52: SemTalk Compose ................................................................................................ 46

Abbildung 53: SemTalk Attribute ................................................................................................ 46

Abbildung 54: SemTalk Simulation .............................................................................................. 47

Abbildung 55: SemTalk Import- und Exportfunktion .................................................................... 48

Abbildung 56: SemTalk Öffnen aus SharePoint ............................................................................ 49

Abbildung 57: SemTalk SharePoint Funktionen ........................................................................... 50

Abbildung 58: SemTalk - Hauptprozess ....................................................................................... 51

Abbildung 59: SemTalk - Subprozess ........................................................................................... 52

Abbildung 60: Signavio Logo ....................................................................................................... 54

Abbildung 61: Startbildschirm ..................................................................................................... 55

Abbildung 62: leeres Prozessmodell ............................................................................................ 55

Abbildung 63: kontextsensitives Verknüpfungsmenü .................................................................. 56

Abbildung 64: Neuen Glossarbegriff anlegen & Vorschlagsfunktion ............................................. 56

Abbildung 65: Attribute ............................................................................................................. 57

Abbildung 66: Benutzerverwaltung ............................................................................................. 58

Abbildung 67: Zum Kommentieren einladen ............................................................................... 58

Abbildung 68: Syntax- und Vollständigkeitskontrolle ................................................................... 59

Abbildung 69: Syntaxkontrolle .................................................................................................... 59

Abbildung 70: Vollständigkeitskontrolle ...................................................................................... 59

Abbildung 71: Versionshistorie ................................................................................................... 60

Abbildung 72: Reportingtools ..................................................................................................... 61

Abbildung 73: Import- und Exportfunktionen .............................................................................. 61

Abbildung 74: Prozessportal Vorschau ........................................................................................ 63

Abbildung 75: Einbettung in Wikis und Blogs ............................................................................... 63

Abbildung 76: Signavio - Sportgruppenanmeldung ...................................................................... 64

Abbildung 77: Kriterienkatalog - Usability ................................................................................... 66

Abbildung 78: Kriterienkatalog – Modellierung ........................................................................... 67

Abbildung 79: Kriterienkatalog - Import Formate ........................................................................ 68

Abbildung 80: Kriterienkatalog - Export Formate ......................................................................... 68

Abbildung 81: Kriterienkatalog – Schnittstellen ........................................................................... 69

Abbildung 82: Kriterienkatalog – Modelle ................................................................................... 70

Abbildung 83: Kriterienkatalog – Modellierungsstandards ........................................................... 70

Abbildung 84: Gesamtergebnis ................................................................................................... 71

BPMN-Toolstudie FH Brandenburg

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Literaturverzeichnis

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Demand GmbH.

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http://www.boc-group.com/de/

BOC Information Technologies Consulting AG. (2012). Abgerufen am 30. Januar 2012 von Adonis:

Community Edition: http://www.adonis-community.com

Drawehn, J., Kicherer, F., Kopperger, D., & Zähringer, D. (2008). Business Process Management Tools

2008 – eine evaluierende Marktstudie zu aktuellen Werkzeugen. (D. Spath, & A. Weisbecker, Hrsg.)

Stuttgart: Fraunhofer IAO.

Götz, D. M. (2010). BPMN 2.0 Tutorial:Kompakte Einführung in die BPMN 2.0. iTransparent GmbH.

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Wehrmeyer, S. (2009). BPMN Community Beta. Abgerufen am 03. 02 2012 von BPMN Tutorial

Subprozesse: http://de.bpmn-community.org/tutorials/26/