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69. Jahres-Bericht des Museum Francisco - Carolinum. Hebst der 63. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde Österreich ob der Enns. Linz 1911. Verlag des Vereines Museum Francisco-Carolinum. Druck von J. Wimmer.

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69. Jahres-Berichtdes

Museum Francisco - Carolinum.Hebst der 63. Lieferung

der

Beiträge zur Landeskunde

Österreich ob der Enns.

Linz 1911.

Verlag des Vereines Museum Francisco-Carolinum.

Druck von J. Wimmer.

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Bilderaus der

Archäologischen Umgebung von Linz.a D

= Mit 12 Figuren. =

D D

Von

Ludwig Benesch.

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Hiemit ist freilich eine große archäologische Arbeit angedeutet;um so größer, als die Zahl der Forscher, welche sich in dieserRichtung betätigen, dazu ganz unzureichend ist.1)

II. Alte Hochwarten in Oberösterreich.

Während der von mir im Jahre 1910 im Mühlviertel unter-nommenen archäologischen Forschungstouren gelang es mir, zweialte strategische Stellungen festzulegen, die, meiner Ansicht nach,sowohl was Lage wie Plan betrifft, nur einstige Wach- und Signal-posten sein konnten. Des einen dieser Objekte wurde schon beider Schilderung der alten Verteidigungsanlagen auf dem Hoch-plateau des Mursbergs in Wort und Bild gedacht ; es ist dies derWachposten oberhalb des Unterdopplergutes (s. Fig. 4). Daszweite Objekt liegt von da ab etwa 7 km südöstlich am östlichenAbhang des Dürnberges bei Ottensheim und wird von den An-wohnern der „Lehner-Schloßhügel" genannt.

Um dorthin zu gelangen, steige man in der HaltestelleDürnberg der Mühlkreisbahn ab, gehe etwa 1*2 km auf der Straßetionauabwärts bis zu dem linkerseits liegenden Hause Nr. 26, dasim Volksmund „Minifirg" heißt und einst wohl ein Fährhaus war.Oberhalb desselben sieht man einen größeren Bauernhof, dasLehnergut, wo die • Erlaubnis zum Betreten des „Lehner-Schloß-hügels" und die dazu nötige Wegweisung erteilt wird, so daßman dann in etwa zehn Minuten an Ort und Stelle sein kann.2)Dort findet sich die für solche alte Hochwarten, wie es scheint,typische Terrainbildung, wie sie hier in Fig. 5 dargestellt ist.Da deutet die Zahl 1 einen eiförmigen Hügel an, welcher aufdem Felsenvorsprung aufgehäuft wurde, der hier in etwa 50 mHöhe über dem unten zwischen abgestürzten Granitblöcken daher-

*) Selbstverständlich müßte dabei stets die Gleichzeitigkeit der ein-zelnen Festen einer Wehrlinie beachtet werden, um nicht in den Fehler desGeneralmajors v. Opermann zu verfallen, der eine „Wehrlinie von der Emsbis zur Ocker" annahm, von der es sich später herausstellte, daß die Burgenderselben verschiedenen Alters waren und von der altgermanischen Zeit bistief ins Mittelalter hineinreichten, also nicht als Einheit zusammengestelltwerden durften.

-) Wer sich nur auf der Karte 1: 75.000 orientieren will, suche zuerstden Namen „Wilhering" auf; rechts desselben steht „Edenbgr" und unterdem n desselben sieht man einen kleinen, lichten Kreis, an dessen Ostseiteunterhalb des Buchstabens & der gesuchte Wachposten liegt.

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rauschenden „Sagbachl"1) aus der schroff abstürzenden Lehnehervorragt. Die kleine Platte, auf der sich eine schwache, gruben-artige Vertiefung bemerkbar macht, ist fast eben, von Osten nach

Westen 24 m lang,von Süden nachNorden 15 m breit,von drei Seitenschwer ersteiglich,also sturmfrei, unddurch zwei teilweiseaus dem Granit ge-hauene Gräben vomwestlich liegenden,nur schwach an-steigenden Hinter-land getrennt. Derinnere derselben(2 in Fig. 5) istoben etwa 1 m, deräußere mit derZahl 3 bezeichnete,durchschnittlich 9 mbreit ; beide habeneine Tiefe von 1*5 mund sind durch denWall 4 getrennt.Das Material ausdiesen Gräben dürftewohl auf den Vor-sprung 1 gelegtworden sein, der da-mit eine Erhöhungvon etwa 3 m über

den Boden der Umgebung erfuhr. In Fig. 5 findet sich auch einDurchschnitt in der Richtung AB, welcher diese Verhältnisse imProfil andeutet, und ungefähr so würde man diese Situation

*) So lautet der Name in der Katastralmappe, während er in der Karte1 : 25.000 Sägmühlbaeh heißt. In der Karte 1 : 75.000 erscheint er namenlos,dürfte aber im frühen Mittelalter deozzinpach geheißen haben. In seinerStudie „Linz zur Zeit der Karolinger" in der Beilage Nr. 45 (1910) zurLinzer „Tages-Post" bezieht sieh Oberst Franz Sekker bei einer Kalkulationüber die mutmaßliehen Grenzen des einstigen Kirchengebietes Puchenau auch

LEHN ER - SCHLOSSHUGEL.

Fig. 5.

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vorn vorüberfahrenden Donaudampfer sehen, wenn sie nicht durcheinen Hochwald verdeckt wäre. Von der Platte 1 hätte man,wenn die Umgebung derselben baumlos wäre, eine gute Aussichtauf die Mündung des Sagbachls in die Donau, dann auf den Laufder letzteren von Puchenau bis Brandstatt, überblickte also dieNiederungen von Wilhering und Eferding, sowie einen Teil desgegenüberliegenden Kürnbergs.

Wir haben es hier also offenbar mit einer Uferpartie derDonau z~ü tun, wo die Bewohner des linken Ufers das Eindringeneines Feindes vom rechten Ufer her besorgten und daher dieMündung des Sagbachls und deren Umgebung vom Lehner-Schloßhügel aus beobachteten. Auch ist es anzunehmen, daß diesesschluchtartige Tal entsprechend „verhauen" war.

Eine dritte Hochwarte des Mühlviertels ist jene bei der Ort-schaft Huhnergeschrei, am linken Ufer der Kleinen Mühl, von derMursbergwarte etwa 22 lern nordöstlich liegend. Sie ist schonlange bekannt, wurde aber zumeist für einen Tumulus oder denOrt eines Burgstalles gehalten. W. Pailler hat diese Position imJahre 1890 besichtigt und für einen „Hausberg" erklärt,1) einAusdruck, der auch heute noch nichts Positives bedeutet. Ich bin,wie schon gesagt, der Meinung, daß derartige kleine Anlagennur befestigte Wachposten sein konnten, wir es also auch hiermit einem solchen Objekte zu tun haben, wie am Mursberg undam Dürnberg, denn die Grundzüge der Konstruktion sind die-selben. Auch bei Hühnergeschrei hatte man die Spitze einesHochplateauvorSprunges durch einen Graben vom Hinterlandabgetrennt und derart ausgestaltet, daß eine durch bedeutendeAnschüttung stark erhöhte Platte entstand (1 in Fig. 6) ;wenigstens halte ich die obersten vier Meter des Hügels für auf-gebracht, und zwar auf eine Granitunterlage, die sich hie undda an den Abhängen in Form von größeren Blöcken andeutet.

auf dieses Bächlein. Sollte es wirklich die westliche Grenze des genanntenSprengeis gewesen sein, so dürfte diese sich dann vom Ursprünge des Bachesab direkt östlich zu einer auffallenden Felspartie und von da über die höchsteGranitkuppe der Koglerau und weiter in östlicher Richtung gezogen haben.Vielleicht sind die Reste einer niedrigen Kyklopenmauer, die sich von demGipfel der Koglerau herabziehen, Teile der gesuchten Grenze. Diese mag viel-leicht noch heute, freilich für andere Verhältnisse, bestehen, denn sie erseheintauch durch Grenzbuchen markiert. Das wäre selbstverständlich erst zu unter-suchen.

*) Vergi. Mitt. d. k. k. Zentr.-Kom. 1890, XVI, S. 140, Nr. 71, und 1899,XXV, S. 139. Oben fanden sieh damals drei Gruben.

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Um die sehr steil aufstrebende Kuppe zieht sich ein mächtigerRundgraben (2, 3), der von einem Walle eingefaßt ist, von demjedoch die Partie bei 3 heute abgestürzt erscheint. Die kleineLücke des linksseitigen Walles dürfte wohl wegen des Wasser-ablaufes schon ursprünglich bestanden haben und damals mitPiloten verwahrt gewesen sein, welche das Wasser durchließen.Eine gleiche Vorsichtsmaßregel bestand wahrscheinlich auch aufder rechten, jetzt abgestürzten Seite; denn da die Grabensohlebei 2 mehrere Meter höher liegt als jene bei 3, so mußten vonoben bei Regenwetter bedeutende Mengen Wasser herabströmen.

Da die Platte 1 nur etwa 28 m lang und 17 m breit ist, sokann sie wohl nur als der Standort eines größeren Wachpostensbetrachtet werden. Auch diese Platte weist eine runde Grube vonvielleicht 3 m Durchmesser auf. Von diesem hohen Standpunktekann man hier das enge Tal der Kleinen Mühl gut überwachenund dieses dürfte einst eine Einbruchs- und Ausbruchsstellegewesen sein, denn auch die Römer scheinen die Ausmündungdesselben vom rechten Ufer aus überwacht zu haben. Wenigstensfand man gegenüber Obermühl, wo die Kleine Mühl in die Donaufließt, in der Ortschaft Roßgraben römische Gebäudereste, eineKupfermünze des Konstantin, eine Fibula etc.

Hühnergeschrei erreicht man am besten, wenn man mit derMühlkreisbahn nach Neufelden fährt und von dort aus denSarleinsbacher Postwagen benützt. In Hühnergeschrei angelangt,gehe man zuerst über die Brücke, passiere die dort stehendenGebäude und blicke dann gegen Nordost über den Fluß, so ragtunser Wachposten nur etwa 200 m entfernt mit seinemmarkantesten Profil vor uns auf und kann dann leicht aufgesuchtwerden. 1)

Eine vierte Hochwarte de3 Mühlviertels, den sogenannten„Kühstein"r, nahm ich schon im Jahre 1905 auf und veröffentlichtedarüber einen Bericht in der Beilage Nr. 13 der Linzer „Tages-Post", Jahrgang 1906, aus dem ich hier das Wichtigstewiederhole :

Wenn man von dem Dorfe Oberpeilstein auf der Landstraßegegen Süden wandert, so erreicht man nach etwa acht Minuten dieStelle, wo der Fahrweg nach Rampesreith östlich abzweigt. Ver-folgt man diesen etwa 300 Schritte weit und schlägt sich dann

1) Unser Höhlenforscher Herr Lahner hat in Hühnergeschrei eine kleineNachgrabung vorgenommen und einige Scherben gefunden, die mittelalterlichsein sollen.

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rechts in die Büsche, so befindet man sich alsbald auf einemWaldplateau (W in Fig. 7), das an seiner nahe liegenden östlichenGrenze von einem etwa 20 m tief herabgehenden, sehr schroffenAbhänge begrenzt wird. Am Rande dieses Absturzes erhebt sichein eigentümlich gestalteter, 7 m über das Plateau sich erheben-der, zerklüfteter Granitblock, der in einer Plattform P kulminiertund von A aus auf einer schmalen, gewundenen, schiefen Ebeneerstiegen werden kann. Dieser Granitfels ist eine große Merk-würdigkeit von Oberösterreich, der sagenumwobene „Kühstein",

UMWALLTER HÜGEL BEIHÜHNERGESCHREI.

Fig. 6.

auf dessen Platte P, aus dieser grob herausgemeißelt, sich eineetwa 20 cm tiefe, innen 190 cm lange und 80 cm breite ovale, miteinem Wasserabzug an der Ostseite versehene Mulde befindet,deren Form, Lage und Ausdehnung ich auf der Hauptzeichnungin Fig. 7 nur angedeutet, auf dem in der rechten unteren Eckeangefügten Nebenbilde aber in größerem Maßstabe zur An-schauung' gebracht habe. Das Volk hält sie für eine heidnischeOpferschale.

Der Kühstein ist von zwei fast halbkreisförmigen Gräbeneingeschlossen, deren Lage und Breite aus der Zeichnung er-

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sichtlich ist. In solchen Fällen ist zu erwägen, ob nicht früherMauern dagestanden sind, welche nach ihrer Entfernung dieGräben zurückgelassen haben. Hier scheint dies nicht sogewesen zu sein, denn der innere Graben ist zwischen 1 und 2 ausdem Granit des Bodens herausgemeißelt. Hätte es sich daursprünglich um Errichtung von Mauern gehandelt, so würdeman sich wohl diese damals gewiß schwere Steinmetzarbeit er-spart und den betreffenden Mauerteil gleich auf die obere Granit-schichte fundiert haben. Diese beiden Gräben waren also, scheintes, nicht so sehr wirkliche Hindernisse, als vielmehr nur Markengegen unberufenes Eindringen Einheimischer, was vielleicht beiNichtbeachtung zu Bestrafungen führte. Aus allem vorstehendenziehe ich den Schluß, daß sich hier in 800 m Seehöhe ein Wach-posten befand, der seine Alarmfeuer hoch oben auf dem Kühsteinüber der Aschenschale entzündete. Für eine feierliche Dar-bringung von Tieropfern halte ich die Platte des Kühsteins zuklein. Wie hätte man da mit dem nötigen Anstände ein größeresOpfertier hinaufgebracht; ein Abschlachten desselben war dortohne Lebensgefahr für den Opfernden kaum möglich. Ist doch derKaum auf der Felsplatte neben der sogenannten „Opferschale"südlich kaum 4, westlich kaum 3 und nördlich wie östlich nur1*5 bis 2 m breit und auch dieser Raum wäre nicht voll ausnützbargewesen, weil der Rand der Platte fast senkrecht abstürzt, manalso demselben nicht zu nahe kommen durfte. Ein Geländerscheint nicht vorhanden gewesen zu sein, denn sonst hätte es inder Steinplatte befestigt werden müssen und wir würden jetztdie Spuren davon sehen. Ich suchte vergeblich danach. Die Steil-heit der schiefen Ebene, die zur Platte führt, war auch nicht zumTransport von lebenden Tieren geeignet und ältere Leute hättendiesen Weg nur kriechend zurücklegen können. Für junge Leutemit Holzlasten besxand aber gewiß keine Schwierigkeit, hinauf-zukommen; ein Signalfeuer konnte hier leicht entzündet werden.

Wenn wir die vorliegenden vier Wartenbilder mit einandervergleichen, so ergibt sich auf den ersten Blick, daß bei allendasselbe Prinzip der Konstruktion herrscht, das im Abschnitteines Randstückes vom Hochplateau durch Gräben besteht, unddies stets auf einem Punkte, der eine bedeutende Aussicht auf dieLfmgebung bietet. Dabei können uns zwei verschiedene Varia-tionen der Durchführung nicht entgehen, die eine bei den beidenWarten am Mursberg und Hühnergeschrei, die andere bei jenenvom Lehner-Schloßhügel und vom Kühstein.

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Die erste Abart zeigt uns einen zum Hügel ausgestaltetenTerrainvorsprung mit Randgraben. Am Mursberg ist derselbenicht vollständig, sondern erscheint nach außenhin heute nur alseine schmale Terrasse, doch ist es nicht ausgeschlossen, daßdaselbst einst auch ein Graben war, dessen Randwall später in dieTiefe stürzte. Ist doch auch jetzt diese Terrasse nicht durch-gehends intakt, sondern zu einem kleinen Teile abgestürzt, so daßan dieser Stelle der steile Abhang direkt von der Platte herab-geht. In Fig. 4 erscheint diese Terrasse intakt, da ich dasTypische des kleinen Bildes im Interesse des Lesers, dem dieseSituation in natura unbekannt ist, nicht beeinträchtigen wollte.

A ^ ü s 1 ' - ' ]

DER KUHSTEIN bei OBER PEILSTEIN.

Fig. 7. ft--e-.; ì

In Wirklichkeit ging hier die Witterung mit dem Erdreich eben-so schlimm um, wie am Hügel bei Hühnergeschrei, wo ebenfallsein Teil des nach außen zu liegenden W'alles samt der Graben-sohle im Laufe der Zeiten herabbröckelte, ein Prozeß, der beibeiden in Frage stehenden Objekten auch jetzt leicht zu beobachtenist, wenn man diese steilen Partien überqueren muß.

Die zweite Variation der Herstellungsart kommt auf demLehner-Schloßhügel und beim Kühstein vor. Der Umstand, daßbei ersterem ein aufgeworfener Hügel, bei dem anderen aber ein7 m hoher Granitblock das Zentrum der Anlage bildet, ist nichtals etwas Unterscheidendes zu bewerten, denn die Hauptsache istdoch nur ein erhöhter Standpunkt, und diesen bot beim Kühsteinschon die Natur. In beiden Fällen erfolgte die Abgrenzung durch

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einen Doppelgraben von auffallender Unregelmäßigkeit, die ichmir daraus erkläre, daß im Terrain stellenweise der Granit zu-tage trat, man also unmöglich einen solchen Aufbau der Hoch-warte bewerkstelligen konnte, wie bei der ersten Type, sondernman mußte sich da mühsam durch das spärlich aufliegendelockere Erdreich tasten und die Gräben sogar teilweise im zutagetretenden Felsgestein ausbrechen.

Nun sei kurz noch auf folgendes Objekt hingewiesen: VomRaslacher Bahnhofe der Mühlkreisbahn etwa 500 Schritte aufder Landstraße gegen Norden weitergehend, wobei man die so-genannte „Magermühle" passiert, gelangt man zu einem Punkte,wo sich der Weg teilt: Der nördliche führt nach Rohrbach, deröstliche nach dem Markte Haslach. Zwischen diesen beidenStraßen eingekeilt erhebt sich ein waldbedeckter Granithügel,der als das Nöstlbacher-Holz bekannt ist. Auch hier findet sicheine kleine Platte, etwas größer als bei Hühnergeschrei. (Siehe 5in Fig. 8.) Sie entstand dadurch, daß man eine Landnase durchdie zwei Gräben 3 und 4, zwischen denen ein Wall als Scheide-wand aufragt, vom Hinterlande abtrennte. Der beste Aufgangliegt bei 1 ; ist man oben angelangt, so führt bei 2 ein wahr-scheinlich später hergestellter Weg über die Gräben zur Platte.Als ich dieses Objekt, welches man allgemein für den Platz einesBurgstalles hält, vor vier Jahren besuchte, wollte ich die Artdieser kleinen Feste ergründen, was mir viel Kopfzerbrechenmachte, da sich eigentlich nur drei Gruben auf der Platteeinwandfrei konstatieren ließen. Jetzt, da ich den volkstüm-lichen Anschauungen über derlei Objekte sehr skeptisch entgegen-stehe und auch die vorbesprochenen Wachposten kenne, halte ichauch die Anlage im Nöstlbacher-Hölzl für einen solchen; also fürden f ü n f t e n mir im Mühlviertel bekannten. Auch die Lageentspricht dem, denn man stand hier hoch ober einem Punkte, andem die Große Mühl plötzlich einen Bug macht, so daß man nachSüden einen vollen Ausblick in dieses Tal hatte, woher allein einfeindlicher Einfall erwartet werden konnte.

Nun wäre noch etwas über die Gruben zu bemerken, welchesich auf allen diesen Plattformen vorfinden und die bisher, soweit es sich dabei um lockeres Erdreich handelt, für Nach-grabungsspuren, erzeugt durch Archäologen oder Schatzgräber,gehalten wurden. Nun ist aber in keinem dieser Fälle jemalsetwas von gefundenen Gegenständen bekannt geworden. Nachdemsich mir aber die Granitschale auf dem Kühstein als Unterlage

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eines Signalfeuers geradezu aufgedrängt hat, bin ich geneigt,die Gruben auf den drei anderen Warten für Spuren uralterFeuerstätten zu halten, was durch Nachgrabungen leicht unter-sucht werden könnte. Oder sind es vielleicht Fundamentgrubenvon Feuerherden, auf denen die Signalfeuer brannten? BeimKühstein wäre noch aufmerksam zu machen, daß sich südlichdesselben in einer Bodensenkung ein Granitblock befindet, der anseinem obersten Teile eine offenbar eingemeißelte Vertiefung

ßurffiiah ¿mNstelkcherhölzl

Fig. 8.

von 110 cm Länge, 75 cm Breite und 35 cm Tiefe trägt, in derheute fast immer Regenwasser steht. Deshalb nennt ihn das Volkden „Bründlstein". In meinem schon oben angezogenen Aufsatzehabe ich von ihm zwei Bilder veröffentlicht und die Vermutungausgesprochen, daß es sich da um eine Feuerkonservierungs-stätte handeln könnte, aus jenen Zeiten, wo man Feuer nur sehrschwierig durch Reibung zweier Holzstücke, durch Blitzschlagoder günstigen Falls vom Nachbar, wenn einer da war, erlangenkonnte. Daß man, im Falle meine Vermutung begründet ist,eine solche Feuerstätte neben einer Feuer sign alstation errichtete,wäre nur logisch gehandelt.

Doch lassen wir diese ohnehin kaum beweisbaren An-

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nahmen, um noch einen auffallenden Umstand zu betonen: Alsich den Hügel bei Hühnergeschrei von Südosten aus im Profileskizzierte, kam mir diese Situation sehr bekannt vor. Wo hatte ichein ähnliches Bild schon gesehen ? — Zu Hause angelangt, schlugich meinen „Archäologischen und kunsthistorischen Wegweiserdurch Oberösterreich" nach, den ich zu meiner privatenOrientierung nach dem System eines Zettelkataloges angelegthabe, und da fanden sich bald zwei Zeichnungen vom „BurgstallWaldegg", auch „Schloß in der Schnelzen" genannt (bei Tauf-kirchen an der Pram). Eine der Skizzen zeigt den Plan desObjektes nach einer Aufnahme von Lamprecht, die andere ist eineSeitenansicht, skizziert von Alphons Müllner. Obwohl dabei dieBemerkung steht, daß beide Bilder nicht einwandfrei sein sollen(ich selbst kenne das Objekt nicht), so ließ sich doch aus ihnenund dem Texte der sichere Schluß ziehen, daß diese Anlage inForm und Ausdehnung mit dem Objekt bei Hühnergeschreianalog ist. Bestätigt wird dies durch eine Aufnahme, welcheRegierungsrat J. Szombathy von diesem Objekte machte, das erals einen Hausberg bezeichnet, also ebenso wie Pailler den Hügelbei Hühnergeschrei. Eine Nachgrabung im Jahre 1907 unterSzombathys Leitung ergab, daß die Wälle einfache Auf-schüttungen von Erde und Granitschutt darstellen, wie diese ausden anstoßenden Gräben gewonnen wurden. Von einer Palisa-dierung fand man keine Spuren. In einer kleinen Bodenan-schwellung außerhalb der Platte fanden sich neben Holzkohlen-stückchen und gebranntem Ton zahlreiche Topfscherben, eineeiserne Wurfspeerspitze mit Widerhaken (9 cm lang), einemassive, vierseitige Spitze (8 cm lang), wahrscheinlich ein Arm-brustbolzen, das Stück eines eisernen Messers, ein gestielterEisenkolben, zahlreiche kleine gekrümmte Eisenstifte von durch-schnittlich 3 cm Länge mit kleinen Endknöpfchen, eiserne Nägelund ein 6 cm langes Stück eines schmalen Kupfer streifchens, allesvielleicht Ueberreste einer zerstörten Hütte. Im Hauptkegel grubman die Platte bis auf 2*30 m Tiefe auf und fand dort unregel-mäßige, 40 bis 60 cm starke Lagen von Holzkohlen, Asche und rol-gebranntem Lehm, wechsellagernd mit braunem Lehm, dunklerErde und Steinen, aber auf eine Hausanlage konnte daraus nichtgeschlossen werden ; wohl aber auf eine Hütte aus mit Lehm ver-putztem Reisiggeflecht, denn es fanden sich auch charakteristischeStücke eines solchen mit den deutlichen Abdrücken der sichkreuzenden Zweige, aus denen das Flechtwerk verfertigt war.

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dann schwach gebrannte Bruchstücke eines grobsandigen Fuß-böden-Lehmbelages, daneben Topfscherben und Haustierknochen,ein in der Mitte durchbohrtes Lehmgewicht, sowie ein dünnesSilberplättchen. Die Gefäße, deren Fragmente man fand, sindauf der Drehscheibe geformt, ziemlich hart, grau- oder rot-gebrannt, unglasiert, viele aus Graphitton. Es gab da Töpfe,bauchig, mit scharf profiliertem, verdicktem Mundsaume, meistglatter Oberfläche, auf der nur selten ein aus zahlreichen ïtmdumlaufenden Horinzontalfurchen gebildetes breites Band er-scheint oder eine vertikale Strichelung, welche mit einem 1 cmbreiten, in horizontalen Reiben über die ganze Oberfläche herum-geführten Zahnrädchen eingedrückt ist; kein Wellenornament.Ferner flache ebene Tassen mit niederem Rand, der röhren-förmige Ausguß eines Kruges und Fragmente von viereckigenofenkachelartigen Tongebilden, dann auch gut gebrannte flacheZiegel von 2 cm Dicke. Die Säugetierknochen gehören durchwegsHaustieren an, wovon mehr als 50 % jung waren. Die ganzeAnlage ist dem späteren Mittelalter zuzuweisen, am ehesten derZeit der Karolinger.1)

Diese Darstellung stützt meine Ansicht, daß dieses Erdwerkwegen seiner typischen Ähnlichkeit mit den Anlagen in Hühner-geschrei und beim TJnterdoppler am Mursberg auch nur einWachposten war. Die starken Aschen- und Kohlenschichten er-kläre ich mir als Rückstände von Signalfeuern; die Funde vonLehmresten mit eingedrückten Spuren von Flechtwerk dürftenvon einer Hütte stammen, welche den Wächtern Schutz vor denUnbilden der Witterung bot und welche infolge ihres Standes inder Nähe einer großen offenen Feuerstelle wahrscheinlich öfterabbrannte, bei der Wiederherstellung auch wohl ihren Platz ge-ändert haben konnte. Vielleicht war auch die Feuer stelle nichtimmer auf derselben Stelle gewesen. Ich bleibe also bei der An-nahme, daß wir es in allen sechs hier vorgeführten Fällen mitWachposten und Signalstationen zu tun haben, und wenn esgelänge^ auch von den fünf Warten des Mühlviertels charak-teristische Funde zu erzielen, würde das auf die historischen undnationalen Bewohnungsverhältnisse weit zurückliegender Zeitenneue Schlaglichter werfen. Meiner Ansicht nach dürften imMühlviertel noch mehrere solche Objekte im Waldesdunkel ver-

*) Vergi. „Das Gschloß in der Schnelzen" (Burgstall Waldegg), im Jahr-buch für Altertumskunde, herausgegeben von der k. k. Zentr.-Kom. f. Kunst-und historische Denkmale, III, 1909.

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