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ARBEITSMARKTINTEGRATION Integrationsunternehmen im Kreis Lippe Eine Bestandsaufnahme im Auftrag der Dr. Wolfgang Sieber, Danielle Kowert

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ARBEITSMARKTINTEGRATION

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Integrationsunternehmenim Kreis Lippe

Eine Bestandsaufnahmeim Auftrag der

Dr. Wolfgang Sieber, Danielle Kowert

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EINLEITUNG 5

SCHWERBEHINDERTE MENSCHEN AM ARBEITSMARKT 6

2.1 Statistische Daten: Beschäftigung und Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen bundesweit und in Lippe 62.2 Institutionelle Unterstützungsstrukturen 7

BESTANDSAUFNAHME DER LIPPISCHEN INTEGRATIONSUNTERNEHMEN 7

3.1 Methodisches Vorgehen 73.2 Historie 83.3 Markt und Aufträge 123.4 Beschäftigte 14

GEMEINSAMKEITEN UND HERAUSFORDERUNGEN - AUSBLICK 17

LITERATUR 19

ANLAGE 20

Daten der InterviewsFragebogen zur Bestandsaufnahme der Lippischen IntegrationsprojekteInterviewleitfaden zur Bestandsaufnahme der Lippischen Integrationsprojekte

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I Einleitung

Mit der Schaffung des SGB IX zu Beginn des ver-gangenen Jahrzehnts wurde auch eine akzentuierteRichtungsänderung in der arbeitsmarktpolitischenFörderung schwerbehinderter Menschen vor-genommen. Mit der systematischen Förderung vonIntegrationsunternehmen über die Ausgleichs-abgabe wurden die Weichen klar in Richtung ersterArbeitsmarkt gestellt. Unternehmerische Verant-wortung bei gleichzeitigem Ausgleich der betrieb-lichen Nachteile durch die Beschäftigung vonschwerbehinderten Menschen traten nun in neuerWeise neben die Beschäftigung in Werkstätten fürbehinderte Menschen. Auch für die schon seit denachtziger Jahren entstandenen Selbsthilfeinitiativenbzw. -firmen wurden neue Entscheidungs- undPlanungsgrundlagen geschaffen.

Der neue Ansatz brachte große Heraus-forderungen, aber auch neue Chancen für alleBeteiligten mit sich. Für die Betroffenen erwuchsenvorher nicht gekannte Perspektiven derBeschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt,allerdings zunächst verknüpft mit dem Risiko einerverschlechterten sozialen Absicherung im Alter. Fürdie Träger der Werkstätten für behinderteMenschen ergaben sich neue Entwicklungs- undFinanzierungsmöglichkeiten durch die Erschließungvon Marktnischen. Für die Politik schließlicheröffneten sich zusätzliche sozialpolitischeGestaltungsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Kosten-verlagerung in den "Markt".

Die Entwicklung in den letzten zwölf Jahren lässtsich als Erfolgsgeschichte beschreiben. Über 700Integrationsunternehmen mit über 21.500Arbeitsplätzen, davon ca. 10.000 für Menschen mitBehinderung, sprechen eine deutliche Sprache(vgl. REHADAT2).

Im Kreis Lippe hat es den vorliegenden Datenzufolge ein weit überdurchschnittliches Engagementbei der Gründung und Entwicklung von Inte-grationsunternehmen gegeben. Dies hat seineUrsache auch darin, dass es seit den achtzigerJahren etablierte Selbsthilfeinitiativen gab und gibt,die zu einem Großteil auf dem Engagement derEltern und des Umfelds von schwerbehindertenMenschen gründeten. Die großen Träger derWerkstätten für behinderte Menschen(Lebenshilfen, Stiftung Eben-Ezer) traten nachInkrafttreten des SGB IX auf den Plan. Hinzu kameine hohe Sensibilität in der lokalen und regionalenPolitik sowie in Teilen der lippischen Wirtschaft.

Trotz der schon erreichten Erfolge wachsen dieBäume nicht in den Himmel. Dies zeigt auch dasseltene Scheitern eines Gründungsvorhabens sowieder ständige Spagat im Alltagsgeschäft, mit den ausbehinderten und nichtbehinderten Menschengemischten Belegschaften kundenspezifisch zuarbeiten. Es gibt keinerlei Risikoabsicherung odergar Bestandsgarantie durch die öffentliche Hand(vgl. Schneider).

Aus diesem Grund wurde von dem AGA e.V. eineBestandsaufnahme vorgeschlagen, deren Ergebnissehier vorliegen. Ziel ist neben einer kompaktenDarstellung der "Landschaft" der lippischen Inte-grationsunternehmen, ihrer Geschichte sowie derDeterminanten ihrer Entwicklung, die Skizzierungkonkreter -auch gemeinsamer- Handlungsoptionen.

Primäres Ziel war nicht die Erkundung konkreterweiterer Marktnischen bzw. Produktideen.Allerdings ergibt sich aus dem Abgleich derGeschäftsfelder aller Integrationsunternehmen inDeutschland mit den Aktivitäten der lippischenIntegrationsunternehmen, dass es sehr wohl nochLücken gibt, auf welche im letzten Kapitelhingewiesen wird.

Konkrete Marktchancen können allerdings nur imRahmen von betrieblichen Beratungen ausgelotetwerden. Im Zuge der Erstellung dieser Bestands-aufnahme wurde zudem die enge Verknüpfung derThemen Integrationsunternehmen und Werkstättenfür behinderte Menschen deutlich. Nachfolgendkann das Verhältnis jedoch nicht umfassenddargestellt werden.

Das Team der Netzwerk Lippe gGmbH, das mitder Bestandsaufnahme befasst war, ist allenBefragten zu Dank für die Auskunftsbereitschaftund Offenheit verpflichtet. Dank gilt auch denKollegen vom Integrationsfachdienst für schwer-behinderte Menschen sowie Herrn MichaelSchneider vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

1Unter schwerbehinderten Menschen/Menschen mit schwerenBehinderungen werden nachfolgend entsprechend § 2 Abs. 1 und 2SGB IX die Menschen verstanden, deren körperliche oder geistigenFähigkeiten oder die seelische Gesundheit länger als sechs Monate vondem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen. Menschengelten demnach als schwerbehindert, wenn bei ihnen ein Grad derBehinderung von mindestens 50 vorliegt.

2REHADAT ist eine Datenbank des Deutschen Instituts für Wirtschaftin Köln. In dieser umfassenden Datenbank werden verschiedeneAspekte der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mitBehinderung erfasst und dargestellt.

Unter folgendem Link ist REHADAT zu finden:www.rehadat.info. In der vorliegenden Arbeit wird hauptsächlich aufdie Datenbank aller deutschen IntegrationsunternehmenBezug genommen:

www.rehadat.info/export/sites/einstieg/downloads/VerzIntFirmen.pdf

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2 Schwerbehinderte Menschenam Arbeitsmarkt

In diesem Abschnitt wird eine Einordnung derlippischen Integrationsunternehmen in einemgesamtdeutschen Rahmen vorgenommen. Dabeigeht es erstens um eine plausible Darstellung derEntwicklung der Teilhabe von behindertenMenschen am Arbeitsmarkt und zweitens um eineDarstellung der quantitativen Bedeutung derlippischen Strukturen hinsichtlich derArbeitsmarktintegration von schwerbehindertenMenschen. Dies schließt die quantitativeDarstellung der Beschäftigung in Werkstätten fürbehinderte Menschen und die allgemeinen Unter-stützungs- bzw. Begleitstrukturen, wie den Inte-grationsfachdienst für schwerbehinderte Menschen(IFD) und das Integrationsamt, mit ein.

2.1 Statistische Daten: Beschäftigungund Arbeitslosigkeit von Menschen mitBehinderungen bundesweit und in Lippe

Im Teilhabebericht der Bundesregierung vom31.07.2013 (Bundestags-Drucksache 17/14476)wird festgestellt, dass die Anzahl der beschäftigtenMenschen mit Behinderungen ansteigt und bei rundeiner Million liegt. In der folgenden Darstellungwird ausschließlich auf schwerbehinderte Menscheneingegangen. Dies hat einerseits mit der Datenlagezu tun, andererseits sind Schwerbehinderte faktischauch die primäre Zielgruppe von Integrations-unternehmen. Die Daten für Lippe sind teilweiseentsprechend des Bevölkerungsanteils geschätzt(0,4331 %), ansonsten sind die jeweiligen Quellenausgewiesen.

Angesichts der Tatsache, dass es in Lippe bei rund100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigtenüber 14.000 schwerbehinderte Menschen imerwerbsfähigen Alter gibt, ist die bestmögliche

Integration dieser Gruppe in den Arbeitsmarkt einegroße Herausforderung.

Über die große Diskrepanz zwischen der Anzahlder schwerbehinderten Menschen imerwerbsfähigen Alter und der Anzahl der über dasAnzeigeverfahren gemeldeten schwerbehindertenBeschäftigten lässt sich nur mutmaßen: Vieleschwerbehinderte Menschen im erwerbsfähigenAlter werden weder sozialversicherungspflichtigarbeiten noch in einer Sondereinrichtung sein.Andere Schwerbehinderte in Beschäftigung teilendies vermutlich nicht ihren Arbeitgebern mit.

Die Situation in Lippe ist dadurch gekennzeichnet,dass es sowohl überdurchschnittlich viele Plätze inWerkstätten für Behinderte gibt, als auch über-durchschnittlich viele Integrationsunternehmen miteiner entsprechend hohen Anzahl an Arbeitsplätzenvorhanden sind.

Ursächlich sind hier einerseits die historischgewachsenen traditionellen Strukturen derLebenshilfen Detmold und Lemgo sowieder Stiftung Eben-Ezer zu nennen. Sie führten zueinem vergleichsweise dichten Besatz von "Sonder-einrichtungen" für schwerbehinderte Menschen.Andererseits scheint die Selbsthilfeinitiative derAngehörigen von Betroffenen in Lippe besondersausgeprägt zu sein. Diese haben sich beispielsweisein Angehörigenvereinen wie dem APK e.V. oderdem Stadthaus Detmold e.V. organisiert.

Tabelle 1: Zentrale Arbeitsmarktindikatorenbezüglich der Beschäftigung undArbeitslosigkeit

Deutschland LippeAnzahl der schwerbehindertenMenschen 7.300.00 31.600schwerbehinderte Menschenim erwerbsfähigen Alter 3.300.000 14.300über das Anzeigeverfahrengemeldete schwerbehinderteBeschäftigte 932.000 4.000bei privaten Arbeitgebern 650.277 2.800bei öffentlichen Arbeitsgebern 281.723 1.200

Arbeitslose Schwerbehinderte 177.929 595

davon SGB III 67.140 260

davon SGB II 112.786 335

Quelle: BIH 2013, Bundesagentur für Arbeit 2013, REHADAT,eigene Schätzungen auf der Grundlage der amtlichen Statistik

Tabelle 2: Beschäftigung in Werkstätten fürbehinderte Menschen und in Lippe

Deutschland Lippeschwerbehinderte Beschäftigein Werkstätten für behinderteMenschen 252.664 1.890Integrationsunternehmen 726 7Beschäftigte inIntegrationsunternehmen 21.534 321davon Schwerbehinderte 10.875 139

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2013, LWL

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2.2 InstitutionelleUnterstützungsstrukturen

Im vorhergehenden Kapitel wurde aufgezeigt, dassschwerbehinderte Menschen nicht nur in Werk-stätten für behinderte Menschen arbeiten, sondernauch in Integrationsunternehmen tätig sind. DieseUnternehmen im Kreis Lippe werden im Rahmendieser Bestandsaufnahme genauer betrachtet.

Integrationsunternehmen sind ein Instrument desSGB IX §132 ff, um Menschen mit schwerenBehinderungen die Möglichkeit einer Beschäftigungauf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben. Es sindwirtschaftlich und rechtlich selbstständige Unter-nehmen, Betriebe oder Abteilungen des all-gemeinen ersten Arbeitsmarkts. Besonderheit einesIntegrationsunternehmens ist, dass 25 bis 50% derMitarbeitenden eine Schwerbehinderung haben,daher erhalten Integrationsunternehmen einenNachteilsausgleich aus der Ausgleichsabgabe. DieBezahlung der Zielgruppenmitarbeitenden erfolgt inder Regel nach Tarif oder entsprechend einer orts-üblichen Bezahlung.

Integrationsunternehmen stehen vor der be-sonderen Herausforderung, wirtschaftlich erfolg-reich zu arbeiten und gleichzeitig dauerhafteArbeitsplätze für die Zielgruppe zu schaffen.

Nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft derIntegrationsämter und Hauptfürsorgestellen kanndieser Spagat nur gelingen, wenn ein Inte-grationsunternehmen eine Marktnische besetzt undein gutes Marketing betreibt. Darüber hinausbesteht für jedes Integrationsunternehmen dieMöglichkeit, eine wirtschaftliche Beratung durch einIntegrationsamt in Anspruch zu nehmen(vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrations-ämter und Hauptfürsorgestellen 2013, S. 27f).

Integrationsfachdienste (IFD) beraten im Auftragdes jeweiligen Integrationsamtes, wie z.B. des Land-schaftsverbands Westfalen-Lippe, und unterstützensowohl Integrationsunternehmen als auch andereArbeitgeber in allen Fragen der Beschäftigungbehinderter Menschen.

Ziel des IFD ist die Ermöglichung der dauerhaftenTeilhabe behinderter Menschen am allgemeinenArbeitsmarkt. Dabei soll die Erwerbsfähigkeit derZielgruppe entsprechend ihrer Leistungsfähigkeiterhalten und verbessert werden. Daher ist es dieAufgabe des IFD, neben der Beratung derArbeitgeber, arbeitsuchende und beschäftigte be-hinderte und schwerbehinderte Menschen zuberaten und zu begleiten. Ein besonderer Fokuswird auf die Zielgruppen der Schülerinnen undSchüler sowie auf die Beschäftigten in denWerkstätten für behinderte Menschen gelegt. DieBeratung umfasst alle für die Zielgruppe, also auchfür den Arbeitgeber, relevanten Themen wiebeispielsweise im Falle der Gefährdung des Arbeits-platzes, bei auftretenden Konflikten oder sonstigenSchwierigkeiten. Die Beratung folgt dabei denGrundsätzen der Neutralität und der Unpartei-lichkeit.

3 Bestandsaufnahme der lippischenIntegrationsunternehmen

3.1 Methodisches Vorgehen

Die Netzwerk Lippe gGmbH wurde vom AGA e.V.beauftragt, eine Bestandsaufnahme der lippischenIntegrationsunternehmen durchzuführen. Ziel derStudie ist es, Informationen über die aktuelleSituation der lippischen Integrationsunternehmenmit ihren spezifischen Zielen und Heraus-forderungen zu generieren.

Von vorneherein stand fest, dass eine qualitativeBefragung der sieben Integrationsunternehmen imKreis Lippe die zentrale Methode der Studie ist.Zwei Gründe sprachen für dieses qualitativeVorgehenZum einen steht bei der qualitativen Forschung

nicht das Messen, sondern das Verstehen imMittelpunkt des Forschungsinteresses (vgl.Helfferich 2011, S. 21). Zum anderen ermöglicht diequalitative Forschung einen Zugang zu neuen,theoretisch noch nicht bearbeiteten Feldern.Forschungsleitend ist hierbei das Kriterium derOffenheit. Dies soll vor allem durch offen gestellteFragen erreicht werden, die von den Interviewtenspontan und mit eigenen Worten beantwortetwerden (vgl. Flick 2009, S. 24f). Durch diesesVorgehen werden große Datenmengen von nurwenigen ausgewählten Fällen generiert. Dahererhebt die qualitative Forschung keinen Anspruchdarauf, repräsentativ zu sein (vgl. Fuhs 2007, S. 60).

Trotz des Merkmals der Offenheit in der quali-tativen Forschung muss die Befragung demForschungsziel entsprechend ablaufen. Daherwurde die Befragung mit Hilfe eines Leitfadensgeführt. Das bedeutet, dass in der Vorbereitung aufdie Befragung, Fragen entsprechend des For-schungsauftrags gesammelt und in einem Leitfadenfestgehalten werden.

Der Interviewleitfaden enthielt die Themenblöcke:Allgemeines zum Integrationsunternehmen, Wett-bewerb und Branche, Zugänge/Übergänge undLeitung eines Integrationsunternehmens.3 Um dieOffenheit im Gespräch zu gewährleisten, sind keineAntwortalternativen vorformuliert worden. Dieexakte Reihenfolge der Fragen sowie deren genaueFormulierung wurden dabei dem Gesprächsverlaufangepasst. Hierdurch entstand weitestgehend einDialog zwischen den Befragten und denInterviewern.3Der gesamte Interviewleitfaden ist im Anhang zu finden.

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Neben der qualitativen Befragung wurden einigeDaten, wie beispielsweise die Beschäftigtenzahl undderen schulische oder berufliche Hintergründeerfasst. Hierzu wurde den befragten Personen ca.eine Woche vor dem Interviewtermin ein ent-sprechender quantitativer Fragebogen zugesandt.Dieser wurde dann auch für den Gesprächseinstiegin das Interview verwendet.

Die Fallauswahl orientierte sich bei dieser Studie andem von Patton (1991) ursprünglich für dieEvaluationsforschung entwickeltem Vorgehen des"purposeful sampling", einer gezielten Auswahl derFälle. Der Autor schlägt 16 unterschiedlicheMöglichkeiten der Fallauswahl vor, u.a. die Auswahlvon besonders typischen Fällen oder Fällen, die einbestimmtes Merkmal aufweisen (vgl. Patton, 1991,S.169-183). Die kriterienbasierte Fallauswahlentspricht den Empfehlungen von Fuhs (2007). DerAutor rät, einen Samplingplan aufzustellen, der ander Fragestellung orientiert ist (vgl. Fuhs 2007,S.  66). Dieses Vorgehen wurde auch in dervorliegenden Studie angewendet. Entsprechend derFragestellung wurden demnach Personen befragt,

· in einem Integrationsunternehmenin Lippe tätig sind.

· die eine leitende Funktionin diesem Betrieb bekleiden.

Die entsprechenden Personen der sieben lippischenIntegrationsunternehmen wurden daher von unskontaktiert und auf einer Veranstaltung in denRäumlichkeiten im Netzwerk Lippe Mitte Juli 2013über das Vorhaben informiert. Alle eingeladenenPersonen stimmten der Teilnahme an derBefragung zu. Die Interviews wurden im August-September 2013 in den jeweiligen Integrations-unternehmen bzw. bei den Trägerorganisationengeführt.

Die Interviews dauerten 60-90 Minuten undwurden nach dem Einverständnis der Befragtenaufgenommen.

Zur Auswertung der Interviews wurden diese freitranskribiert und anschließend durch das Bilden vonKategorien analysiert. Hierbei wurde eine induktiveVorgehensweise gewählt. Das bedeutet, dass dieKategorien aus dem Material selbst herausgebildetwurden.

3.2 Historie

Im Zuge der Befragung der lippischen Integrations-unternehmen hat sich gezeigt, dass deren Ent-stehungsgeschichten sehr unterschiedlich sind,weshalb diese nachfolgend kurz dargestellt werden.

Arbeitsgemeinschaft Arbeit gGmbH/AGA e.V.

Die AGA wurde Ende der 1980er Jahre als Vereinsozial engagierter Bürgerinnen und Bürger mit demZiel gegründet, Menschen mit Behinderung eineBeschäftigung zu geben. Heute nimmt die AGA einegrößere Zielgruppe in den Fokus und unterstütztdamit Jugendliche und Erwachsene mitunterschiedlichen Hemmnissen, wie seelischenKrankheiten, anderen Behinderungen oderLangzeitarbeitslosigkeit dabei, eine ihrenFähigkeiten angemessene Tätigkeit ausführen zukönnen. Im Jahr 2000 wurden die Aufgaben desVereins vollumfänglich in eine gGmbH übertragen.Der Verein fungiert seitdem als einzigerGesellschafter der gGmbH.

Kurz nach der Gründung wurde Peter Gläsel -Inhaber der Firma Weidmüller - karitativ bei derAGA tätig. Dieses Engagement führte zu vielenAufträge im Bereich der Industriemontage. Heute

ist die gGmbH hier hauptsächlich für die PHOENIXCONTACT GmbH mit Sitz in Blomberg tätig. Mitteder 90er Jahre erweiterte die AGA ihrAufgabenspektrum und übernahm die Sperr-müllabfuhr des Kreises Lippe. Anfang des neuenJahrtausends entstand das dritte Standbein: dieUmweltprojekte. Aktuell arbeiten insgesamt 124Mitarbeitende mit und ohne Behinderung bei derAGA.

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Stadthaus Detmold HotelbetriebgGmbH/ Stadthaus Detmold e.V.

Das Elisabeth Hotel entstand aus dem Engagementvon neun Elternpaaren heraus, deren Kinder mitHandicap gemeinsam zur Schule gingen. Die Elternsuchten nach einer Möglichkeit, ihren Kindern eine"integrative Perspektive" zu bieten. Das heißt, siewünschten sich eine berufliche Tätigkeit für ihreKinder außerhalb der Werkstätten für behinderteMenschen.

Vorbild für das Elisabeth Hotel war das 'Stadthausin Hamburg' in dem, ähnlich wie im Elisabeth-Hotel,die Möglichkeit der räumlichen Nähe von Wohnenund Arbeiten besteht. Nachdem die Idee und einpassendes Grundstück gefunden waren, nahmen dieEltern des Trägervereins viele Hürden auf sich undinvestierten viel Zeit und auch teilweise eigenefinanzielle Mittel in die Realisierung des Hotels.

Im November 2004 eröffnete das Hotel und wiesschon 2005 eine gute Auslastung auf. Neben demnoch heute fortwährenden ehrenamtlichen Engage-ment der Eltern arbeiten aktuell sechzehnMitarbeitende mit und ohne Behinderung imElisabeth Hotel.

Kantine im Kreishaus/Lebenshilfe Detmold e.V.

Das heutige Integrationsunternehmen, die Kantineim Kreishaus, wurde auf Basis der Erfahrungen mitder "Kaffeebar unErwartet" am Detmolder Bahnhofgegründet. Trotz intensiver Marktanalyse vor derGründung und Eröffnung des Cafés musste diesesnach fünf Jahren geschlossen werden, da es sichfinanziell nicht getragen hat.

Als die Kantine im Kreishaus neu ausgeschriebenwurde, bewarb sich das Integrationsunternehmen"Kaffeebar unErwartet" darauf. Auf politischerEbene wurde zudem das Signal gegeben, dass fürdiesen Standort ein Integrationsprojekt erwünschtsei. Friedel Heuwinkel, Landrat des Kreises Lippe,und der Geschäftsführer der Lebenshilfe Detmoldhaben daher dieses Integrationsunternehmengemeinsam auf den Weg gebracht. 2010 wurde dieKantine im Kreishaus eröffnet. Aktuell arbeitenzehn Beschäftigte mit und ohne Behinderung dort.

Lemgo Cantina gGmbH/Lebenshilfe Lemgo e.V.

Ähnlich wie bei der Kantine im Kreishaus entstanddie Idee für dieses Integrationsunternehmen ineinem Gespräch zwischen dem Träger und derStadt Lemgo. Beide Seiten hatten den Wunsch, dasses mehr Integrationsunternehmen in der Regiongeben sollte. Es wurden verschiedene Möglich-keiten diskutiert und letztendlich eine Schulmensarealisiert.

Zu Beginn der konkreten Planungsphase war FrauZimmermann vom LKS in der Planung involviert.Die Schulmensa nahm zu Beginn des Schuljahres, imAugust 2011, ihre Arbeit auf. Da bis zur Eröffnungder Mensa nur sehr wenig Zeit blieb, konnten nichtvon Beginn an alle Arbeitsplätze entsprechend derAnforderungen eines Integrationsunternehmensbesetzt werden. Daher wurde zunächst von derLebenshilfe Lemgo e.V. eine Integrationsabteilunggegründet, um die Vakanzen zu Beginn mitausgelagerten Werkstattplätzen oder Praktikantenzu überbrücken. Nach und nach konnten danninteressierte und geeignete Mitarbeitende mitHandicap für dieses Integrationsunternehmengewonnen werden. Seit Mitte/Ende des Jahres 2013sind nun alle offenen Stellen passend besetzt.Zurzeit arbeiten in der Lemgo Cantina insgesamtacht Menschen mit und ohne Behinderung.

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Liemer Lilie gGmbH/Stiftung Eben Ezer

Im Jahr 2000 erhielt der heutige Geschäftsführerdes Integrationsunternehmens Liemer Lilie von derStiftung Eben Ezer den Auftrag, nach einer Möglich-keit zu suchen, um sozialversicherungspflichtigeAbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zuschaffen.

Nach Analyse verschiedener Möglichkeiten , ergabsich 2003 die Chance, eine zuvor als Familienbe-trieb geführte Lilienzucht zu übernehmen. Nachzwei Jahren zeigte sich allerdings, dass sich dieserBetrieb nicht wirtschaftlich rechnete, da die Perso-nalkonstellation in einem Integrationsunternehmenanders funktioniert als in einem Familienbetrieb.

Das Integrationsunternehmen blieb auf dem glei-chen Grundstück bestehen und ist heute ein Gar-ten- und Landschaftsbaubetrieb mit demArbeitsschwerpunkt auf der Pflege von bestehen-den Grünanlagen. Zu Beginn waren dort zwei Fach-arbeiter und zwei Mitarbeitende der Zielgruppebeschäftigt.

Seitdem fand eine kontinuierliche Weiterentwick-lung statt, sodass heute fünfzehn Mitarbeitende mitund ohne Behinderung dort tätig sind.

LKS (Lippischer Kombi-Service) gGmbH/APK Lippe e.V.

Ende der 80er Jahre gründete sich der Verein"Gemeinschaft der Angehörigen psychisch Krankere.V." mit dem Ziel, Arbeitsplätze für psychischErkrankte zu schaffen.

Das erste Tätigkeitsfeld war ein Reinigungsservice,der heute allerdings in dieser Form nicht mehrbesteht. Im Jahr 1988/89, bereits ein Jahr nach derGründung, entstand ein weiterer Geschäftsbereich'Mikroverfilmung'. Anfang der 90er Jahre wurdedann die erste Schulcafeteria gegründet. Ende der90er Jahre folgte ein Heißmangelservice und 2001wurde der vierte Geschäftsbereich, ein Buch-antiquariat, gegründet.

Als die Aufgabenfelder des LKS immer größerwurden, wurde das Integrations-unternehmen ausdem Verein ausgelagert und eine gGmbHgegründet. Heute ist der LKS mit insgesamt 130Beschäftigten das größte Integrationsunternehmenim Kreis Lippe.

Weisse Perle gGmbH

Die Geschäftsführerin des 2009 gegründeten Inte-grationsunternehmens "Weisse Perle" leitete schonfrüher einen regionalen Beschäftigungsträger. Dannbot sich die Chance, eine Wäscherei zuübernehmen, die heute verschiedene Angeboterund um das Thema Reinigung anbietet.

Zudem leitet sie eine Form des betreutenWohnens. Das Projekt 'Selbstständig, aber nichtallein' ist ein Kooperationsprojekt der WeissenPerle, der Sahle Wohnen und dem AWO Pflege-und Betreuungsdienst.

Die dort lebenden Menschen mieten eigeneWohnungen an, welche regelmäßig gereinigtwerden. Zudem haben die dort lebenden Menschendie Möglichkeit, an gemeinsamen Mahlzeitenteilzunehmen. Heute arbeiten insgesamt neunMenschen mit und ohne Behinderung bei derWeissen Perle.

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Café Vielfalt

2007 kaufte die Stiftung Eben Ezer ein altes undbaufälliges Fachwerkhaus in der Stadtmitte vonLemgo. Das Gebäude wurde saniert und heute sinddort eine Kunstwerkstatt der Stiftung Eben Ezer,einige ambulante Wohnungen und das Café Vielfaltbeheimatet. Grundidee des Café Vielfalt war eineBegegnungsstätte zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen zu schaffen.

Daher zeichnet sich das Café Vielfalt dadurch aus,dass hier insgesamt 15 behinderte und nicht-behinderte Menschen sowie ein Auszubildenderzusammenarbeiten.

Das Café Vielfalt ist allerdings kein Integrations-betrieb, sondern die behinderten Mitarbeitendenarbeiten auf ausgelagerten Werkstattplätzen derStiftung Eben Ezer. Daher wurde das Interview mitder Leiterin des Café Vielfalt nicht weiter in dieAnalyse der Bestandsaufnahme der lippischen Inte-grationsunternehmen mit aufgenommen.

Zwei Entwicklungslinien

Betrachtet man die Entwicklung der lippischen Inte-grationsunternehmen genauer, so fällt auf, dasszwei unterschiedliche Entstehungswege zu er-kennen sind.

Zum einen sind Betriebe, wie die AGA, der LKS,das Elisabeth Hotel und die Weisse Perle durch dasEngagement Einzelner oder der Angehörigen ent-standen. Zum anderen gibt es Betriebe, wie dieKantine im Kreishaus, Lemgo Cantina und dieLiemer Lilie, die auf dem Wunsch der großenWerkstatt-Träger in der Region basieren,Arbeitsmöglichkeiten auf dem ersten Arbeitsmarktfür Menschen mit Schwerbehinderung zu schaffen,die bisher in den Werkstätten für behinderteMenschen gearbeitet haben.

Darüber hinaus fällt auf, dass bei der zweitenGruppe für den Entstehungsprozess wichtige Im-pulse teilweise auch aus der Politik, wie bei derLemgo Cantina oder der Kantine im Kreishaus,kamen. In dieser Gruppe berichteten zwei Betriebeaußerdem über vorherige, weniger erfolgreichverlaufene Integrationsprojekte. Dies führte aberoffensichtlich nicht dazu, dass die Träger von derGründung neuer Integrationsunternehmen Abstandnahmen.

Bleibt man bei dieser zweiten Gruppe und wirfteinen Blick auf das Verhältnis zwischenIntegrationsunternehmen und Trägerinstitution, sozeigt sich, dass es gerade bei der Gründung derIntegrationsunternehmen erhebliche personelleUnterstützung in Form von ausgelagertenWerkstatt- oder Praktikumsplätzen gab. ImHinblick auf die Auftragslage wird deutlich, dass dieIntegrationsunternehmen dieser Gruppe eigen-ständig Aufträge generieren, jedoch teilweise auchAufträge von der Trägerorganisation erhalten.

Betrachtet man die erste Gruppe der Betriebe, dieauf dem Engagement Einzelner oder der Ange-hörigen basieren genauer, wird deutlich, dass einVerein als Basisstruktur für ein Integrations-unternehmen verschiedene Herausforderungen undProbleme mit sich bringt. Darüber hinaus zeichnetsich aber auch eine Professionalisierungstendenzdieser Betriebe ab.

Die AGA, der LKS und das Elisabeth Hotel habeneine lange Geschichte, die mindestens 20 Jahrezurück geht. Ursprünglich waren diese heutigenIntegrationsunternehmen in Vereinsform orga-nisiert. Erst im Laufe der Entwicklung bzw. aucheinhergehend mit größeren Auftrags- und Be-schäftigtenzahlen haben die Vereine Integrations-unternehmen mit der Geschäftsform gGmbHgegründet. Die Vereine hinter den Integrations-unternehmen existieren heute noch und haben alsGesellschafter einen bestimmenden Einfluss auf dieGeschäfte der Integrationsunternehmen. Durchdiesen Schritt der Professionalisierung sind dieVereine den Anforderungen des Marktes gerechtgeworden. Ob dieses eher eine Chance oder eineHerausforderung ist, lässt sich an dieser Stelle nichtklären.

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3.3 Markt und Aufträge

Die lippischen Integrationsunternehmen decken einBranchenspektrum ab, das vom Garten- undLandschaftsbau über die Industriemontage bis zuhauswirtschaftlichen Dienstleistungen reicht, seineneindeutigen Schwerpunkt aber in der Kan-tinenbewirtschaftung bzw. dem Catering hat. Damitwird ein Tätigkeitsspektrum abgedeckt, das auchbundesweit anzutreffen ist.

Integrations-unternehmen BrancheAGA gGmbH Umweltprojekte Industriemontage Recyclinghof

Liemer Lilie Garten- und Landschaftsbau

Hotel Elisabeth Hotelerie

Kantine im KantinenbetriebKreishaus und Catering

Lemgo KantinenbetriebCantina und Catering

LippischerKombi- Heißmangel Kantinenbetrieb ArchivierungService und Catering Dokumentation

Weisse Perle HauswirtschaftBügelservice

Öffentliche Institutionenals Auftraggeber

Die bei weitem wichtigsten Auftraggeber sindöffentliche Institutionen. In erster Linie sind hierSchulen zu nennen, die im Zuge der Einführung desoffenen Ganztags auch ein Verpflegungsangebot fürdie Schüler bereitstellen müssen. Hier ist imBereich der Kantinenbewirtschaftung und desCaterings ein neuer Markt für dieIntegrationsunternehmen entstanden.

Der Marktzugang in diesem Marktsegment erfolgtüber Ausschreibungen und/oder Empfehlungen.Insbesondere der Lippische Kombi-Service hat inder Vergangenheit auf Anfragen von Schulleitungen

reagiert, die aufgrund von Empfehlungen zustandegekommen sind. Gleichwohl sind wirtschaftlicheAspekte auch bei solchen Angeboten grundlegend.Es existiert ein starker Wettbewerb am Markt auchmit überregionalen Anbietern.

Neben den Schulmensen sind in erster LinieKantinen öffentlicher Institutionen, wie Kreis-verwaltungen und Bezirksregierung, als Auftrag-geber zu nennen. Insgesamt sind in Lippe dreiIntegrationsunternehmen (Lebenshilfe Detmold,Lebenshilfe Lemgo und Lippischer- Kombi-Service)in diesem Feld tätig. Das "Nebengeschäft" Cateringadressiert einen breiteren Kundenkreis, dessenKern aber auch öffentliche Institutionen imweiteren Sinne darstellen (u.a. Sparkassen,Beschäftigungsförderungsgesellschaft etc.).Auch im Garten- und Landschaftsbau bzw. in derGewässerrenaturierung der AGA gGmbH undLiemer Lilie sind öffentliche Institutionen dieHauptauftraggeber. Im Bereich der Gewässer-renaturierung bildet die AGA eine Kooperations-gemeinschaft mit dem Kreis Lippe und erhält daherdie Zuwendungen für diesen Geschäftsbereich vomKreis.

Speziell im Garten- und Landschaftsbau werdenauch private Kundenkreise erschlossen. Damit istzugleich das zweite wichtige Tätigkeitsfeld derlippischen Integrationsunternehmen beschrieben.

Unternehmen als Auftraggeber

Die Industriemontage ist eine Tätigkeit, diehistorisch bereits vor den grundlegenden Gesetzes-änderungen im Jahr 2001 von der AGA ausgeführtwurde. Allerdings standen hier karitativeÜberlegungen des Inhabers eines der großenlippischen Industrieunternehmen im Vordergrund.

Der soziale Gedanke, Menschen mit Behinderungen

eine Aufgabe und eine Tagesstruktur zu geben,überwog bei Weitem den wirtschaftlichen Aspekt.Im Laufe der Jahre haben sich sowohl das Unter-nehmensprofil als auch die Rahmenbedingungenstark verändert. Die Professionalisierung hat dieBedingungen geschaffen, Aufträge im Wettbewerbmit anderen Anbietern zu akquirieren. Hier sind anerster Stelle die Werkstätten für behinderteMenschen, aber auch die Justizvollzugsanstalten zubenennen. Ob hier weitere größere Markt-potentiale existieren, kann an dieser Stelle nichtgeklärt werden. "Die Unternehmen wollen dieseMenschen nicht intern beschäftigen, lieber geben siedie Aufträge raus", dieses Zitat aus dem Interviewmit der Lebenshilfe Detmold weist jedoch daraufhin, dass grundsätzlich Möglichkeiten bestehen.

Unternehmen spielen auch für das Elisabeth-Hotelim Tagungsbereich eine wichtige Rolle als Auftrag-geber. Für Gruppen bis zu 20 Personen könnenSeminare professionell durchgeführt werden.Unternehmen verweisen ihre Gäste ebenfalls häufigauf die Übernachtungsmöglichkeiten im Elisabeth-Hotel. Dieser Anteil am Gesamtumsatz lässt sichjedoch nicht quantifizieren.

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Privatpersonen als Kunden

Obwohl für Privatpersonen sowohl im GaLa- alsauch im Catering-Bereich die Möglichkeit besteht,Aufträge zu erteilen, ist dies in der Realität jedochoft die Ausnahme. Dies ist im Elisabeth-Hotelanders. Das Elisabeth-Hotel hat sich auf demlippischen Markt so gut etabliert, dass eineregelmäßige Auslastung von über 80 Prozentgegeben ist. Die Gäste sind Unternehmenskundenund Privatpersonen. In der Anfangsphase habenallerdings auch öffentliche Einrichtungen wie daslippische Landestheater verstärkt für die Auslastunggesorgt, indem Gäste auf das Integrations-unternehmen verwiesen wurden. Weitere Steiger-ungsmöglichkeiten sind nicht vorstellbar und auchnicht beabsichtigt.

Auch das Integrationsunternehmen "Weisse Perle"hat im Bereich "Waschen und Bügeln" privateKunden. Im Mittelpunkt der Untersuchung standenallerdings die personenbezogenen Dienstleistungendes Projekts 'Selbstständig, aber nicht allein'.

Sowohl die öffentlichen als auch die privatenMärkte wachsen und bieten weitere Beschäftigungs-potentiale. Allerdings ist die Wettbewerbsfähigkeitder Integrationsunternehmen immer von der spe-zifischen "Beschäftigtenkonstellation" abhängig(s.u.). Auf den Wunsch der Mehrzahl der Befragten,bei öffentlichen Aufträgen privilegiert berücksichtigtzu werden, wird im Schlusskapitel eingegangen.

Spezifische Rahmenbedingungen derMarktbeteiligung, Produkteund Arbeitsabläufe

Da Integrationsunternehmen sich teilweise völliganderen Herausforderungen stellen müssen alsherkömmliche Unternehmen, ist die Frage wichtig,welche spezifischen (Rahmen)-bedingungen nebender Förderung durch den Landschaftsverband undanderen Institutionen für eine erfolgreiche Markt-beteiligung vorliegen müssen.

Die richtige Personalzusammensetzung ist hier einSchlüssel. Sowohl die behinderten als auch dienichtbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitermüssen von ihren fachlichen und sozialen Kom-petenzen zueinander passen. Auf die Möglichkeitenund Strategien der Mitarbeiterfindung und -bindungwird im entsprechenden Abschnitt eingegangen.

Das Produkt- bzw. Dienstleistungsangebot istlimitiert durch das Kompetenzprofil und die Ein-satzmöglichkeiten der Beschäftigten. Hier wurdenin den Interviews entweder einfache Aufgaben oderwiederkehrende Arbeitsabläufe benannt, damit dieMenschen mit Handicap in den Prozess integriertwerden können und andere Arbeitskräfte an ihrerSeite die komplexeren Tätigkeiten verrichtenkönnen ("Zuarbeit"). Die genannten Tätigkeitensind zudem leicht erlernbar. Dies schließt ein ge-wisses Spezialistentum jedoch nicht aus, wie dasBeispiel des Elisabeth-Hotels zeigt (Betten machen,Bäder säubern).

Bei der AGA ist die Kabelkonfektion ein gutesBeispiel für routinierte Abläufe in ruhigerUmgebung. Auch in den vom LKS betriebenenMensen und Kantinen sind die Abläufestandardisiert. Dies hilft auch bei der Einarbeitungvon neuen Mitarbeitern.

Management

Das Management von Integrationsunternehmenunterliegt besonderen Anforderungen. Einebranchenspezifische fachliche Qualifikation ist dieGrundlage für eine erfolgreiche Marktteilnahme.Hinzu kommen allerdings die besondere Heraus-forderung eines angemessenen Umgangs mitMenschen mit Schwerbehinderung, die Einschätzungder jeweiligen individuellen Leistungsfähigkeit unddie Fähigkeit einer spezifischen Organisation derinnerbetrieblichen Abläufe.

Menschen mit Behinderungen müssen mitMenschen ohne Behinderungen kundenorientiertzusammenarbeiten. Entsprechende Erfahrungen aufder Managementebene sind daher unabdingbar.

In den befragten Integrationsunternehmen sindallerdings sehr unterschiedliche Konstellationen desbeschriebenen "Kompetenzmix" angetroffenworden. Die Geschäftsführungen bzw. Leitungensind überwiegend vom Fach, Ausnahmen bilden diespezifischen Konstellationen bei der AGA sowie beider Weissen Perle.

Integrations-unternehmen LeitungAGA gGmbH Diplom-Verwaltungswirt/Bankkaufmann

Elisabeth-Hotel Leiter aus der Hotellerie-Branche

Lebenshilfe Detmold Chefkoch mit erfahrungim sonderpädagogischen Bereich

Lebenshilfe Lemgo Betriebsleiterinmit branchenspezifischen Erfahrungen

Liemer Lilie Betriebsleiter Gärtner

Lippischer Kombi-Service TeamleiterinHauswirtschaft, Sozialpädagogin

Weisse Perle Soziologin, HotelfachfrauSozialarbeiterin, Industriekauffrau

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Neben der fachlichen Eignung ist eine ent-sprechende zielgruppenspezifische Kompetenzunabdingbar. Hier gibt es unterschiedliche Modelle.

Während die aus den Werkstätten für behinderteMenschen hervorgegangenen Integrationsunter-nehmen immer das entsprechende "Know-how"der "Mutterhäuser" im Hintergrund haben, setzendie aus den Selbsthilfeinitiativen hervorgegangenenUnternehmen auf die jeweiligen individuellenErfahrungen.

3.4 Beschäftigte

In Lippe arbeiten in sieben Integrations-unternehmen insgesamt 321 (Stand: 30. Juni 2013)Mitarbeitende mit und ohne Behinderung, davonhaben 139 Menschen eine Schwerbehinderung. Vondiesen insgesamt 321 Mitarbeitenden in Inte-grationsunternehmen befinden sich derzeit 42Personen in der Ausbildung. Das durchschnittlicheAlter liegt bei 38,4 Jahren. Das tatsächliche durch-schnittliche Alter liegt wahrscheinlich etwas höher.In der hier genannten Zahl ist die hohe Anzahl derAuszubildenden in einem Betrieb zu berück-sichtigen.

Wege in ein Integrationsunternehmen

Wenn man sich die Beschäftigtenzahlen genaueranschaut, stellt sich die Frage, über welche WegeIntegrationsunternehmen neue Mitarbeitende mitHandicap gewinnen. Auf Basis der Analyse dergeführten Interviews wird deutlich, dass es zweiWege gibt, um in einem Integrationsunternehmenzu arbeiten. Viele der schwerbehinderten Be-schäftigten wechseln direkt aus den Werkstättenfür behinderte Menschen in ein Integrations-unternehmen. Dies wurde vor allem von denIntegrationsunternehmen, die einen großer Trägerim Hintergrund haben, beschrieben. Darüber hinaus

werden teilweise bis zu 80 Prozent der Beschäf-tigten, wie der Geschäftsführer des Integrations-unternehmens Liemer Lilie berichtet, über denIntegrationsfachdienst (IFD) oder die Reha-Abteilung der Bundesagentur für Arbeit gewonnen.Eher in weniger Fällen bewerben sich dieArbeitsuchenden der Zielgruppe direkt bei einemIntegrationsunternehmen.

Eine Ausnahme stellt hier allerdings der LippischeKombi-Service dar. Im Interview berichtet dieGeschäftsführerin, dass sie eine Vielzahl vonInitiativbewerbungen erhält und dadurch beiVakanzen immer die Möglichkeit hat, aus einem'Bewerberpool' auszuwählen. Einen weiterenSonderfall stellt das Elisabeth-Hotel dar. Diemeisten Mitarbeitenden mit Behinderung sind dieAngehörigen der Gründungseltern, so dass hier vonAnfang an die Belegschaft feststand. Wenn aller-dings weitere Mitarbeitende eingestellt werden, sowurden diese auch hauptsächlich über den IFDgewonnen.

Auch wenn viele der Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Liemer Lilie über den IFD oder dieReha-Abteilung vermittelt werden konnten, soscheint sich doch die Tendenz abzuzeichnen, dass inden Integrationsunternehmen, die eine großeTrägerorganisation im Hintergrund haben, nebender punktuellen Unterstützung durch ausgelagerteWerkstattplätze, auch die meisten Mitarbeitendenaus den Werkstätten für behinderte Menschengewonnen werden. Dies ging beispielsweise ausdem Interview mit der Kantinenleiterin der LemgoCantina hervor.

Darüber hinaus berichteten vor allem dieIntegrationsunternehmen, die in engen Kontakt mitden Werkstätten stehen, über Probleme bei derGewinnung von passendem Personal. In diesemZusammenhang wurde beschrieben, dass es häufigInteressenten aus den Werkstätten gebe, demletztendlichen Wechsel aus der Werkstatt in einIntegrationsunternehmen aber aufgrund des Schutz-gedankens des gesetzlichen Betreuers nichtzugestimmt wurde.

Die Möglichkeit einzelner Integrationsbetriebe,vakante Stellen mit Außenarbeitsplätzen zu be-setzen, ist eine geeignete Möglichkeit, sich schnellan die Bedarfe und Veränderungen des Marktesanzupassen.

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Werkstattwechselund soziale Absicherung

Der Wechsel von der Werkstatt für behinderteMenschen in Integrationsunternehmen oder in"normale" Betriebe des 1. Arbeitsmarktes wird seitlangem politisch postuliert. Allerdings macht dieZielsetzung von 100 Übergängen pro Jahr für dengesamten Bereich des LandschaftsverbandsWestfalen Lippe mit ca. 40.500 Werkstattplätzendeutlich, dass hier nur schrittweise Erfolge zuerzielen sind. Die Verdoppelung auf 200 Übergänge,wie von der Bundesvorsitzenden der Lebenshilfe,der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin UllaSchmidt anlässlich der Jubiläumsveranstaltung derLebenshilfe Detmold gefordert, ist ein ehrgeizigesZiel. Die gesetzlichen Regelungen sehen vor, dassnach langjähriger Werkstattbeschäftigung einRentenanspruch von 80 % einer Durchschnittsrenteerreicht wird. Bei Wechsel einer Person in einIntegrationsunternehmen werden die erhöhtenRentenbeiträge weiter gezahlt. Allerdings geschiehtdies jeweils jährlich und ein Rückkehrrecht in derWerkstatt im Bereich des LandschaftsverbandsWestfalen ist derzeit nur innerhalb von zwei Jahrenmöglich. Es besteht daher sowohl ein objektives alsauch häufig ein von den Werkstattbeschäftigten undihren Angehörigen stark empfundenes subjektivesRisiko. Die Einführung eines unbeschränktenRückkehrrechts ist allerdings im Koalitionsvertragfestgeschrieben.

Arbeitsverträge

Der Umgang mit der Befristung der Arbeitsverträgeder Mitarbeitenden mit Behinderung wird sehrunterschiedlich gehandhabt. In einigen Betriebensind alle Verträge entsprechend der Anschub-förderung des LWL befristet, diese machen in derSumme allerdings nur 39 Verträge aus. Dasbedeutet, dass die meisten Mitarbeitenden mitSchwerbehinderung unbefristete Verträge haben. In

verschiedenen Interviews wurde sehr deutlich, dassunbefristete Verträge gerade für Menschen mitpsychischen Beeinträchtigungen ein wichtiger stabi-lisierender Faktor im Leben sind.

Ausbildung

Auch die Auszubildenden im Integrations-unternehmen haben befristete Verträge. Insgesamtbilden in Lippe nur zwei Integrationsunternehmenaus. Der LKS hat die meisten Auszubildenden mitinsgesamt 32 Jugendlichen und davon acht mitSchwerbehinderung. Einige Auszubildende machenbeim LKS eine kooperative Ausbildung.

Der Geschäftsführerin ist es in diesem Zusam-menhang wichtig, den Jugendlichen eine Chance zugeben mit dem Ziel der betrieblichen Sozialisation.Nach der Ausbildung erhalten die Jugendlichenmitunter noch einen befristeten Vertrag, um sich inRuhe auf die Stellensuche zu begeben.

Andere Integrationsunternehmen berichteten, dasses bei ihnen nicht möglich sei, auszubilden, da derBetrieb zu klein ist, um alle Facetten des Berufsvermitteln zu können. Dies ging beispielsweise ausdem Interview bei der Lemgo Cantina hervor.

Obwohl die meisten Menschen in Lippe mitBehinderung, die in den Integrationsunternehmenarbeiten, eine abgeschlossene Berufsausbildung

haben (75 Personen), wurde in mehreren Inter-views beschrieben, dass sie in fachfremden Berufenarbeiten und daher vor allem angelernte Tätig-keiten ausführen. Im Interview mit dem ElisabethHotel wurde dargelegt, dass die Mitarbeitenden mitBehinderung eine Art 'Spezialistentum' ausgebildethaben, so dass die Einzelnen Experten in ihremjeweiligen Aufgabenbereich sind, zum Beispiel imBetten machen.

In den Interviews stellte sich heraus, dass vor allemeine Kontinuität der Aufgaben für die Zielgruppebesonders wichtig sei. Berichtet wurde zudem, dassdie Mitarbeitenden mit Behinderung prinzipiell jedeTätigkeit ausführen können, diese nur in kleineSchritte unterteilt werden muss, um sie denBedarfen der Zielgruppe anzupassen.

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Zusammenarbeit imIntegrationsunternehmen

In mehreren Interviews wurde berichtet, dass dieZusammenarbeit in kleinen Teams wichtig ist, dadadurch ein harmonisches Zusammenarbeitenmöglich gemacht werden kann. Zudem wurde auchimmer wieder darauf hingewiesen, dass gerade derrichtige Mix der Mitarbeitenden wichtig ist, umerfolgreich zu arbeiten. Zudem erzählten diemeisten Betriebsleiter, dass sie den Grundsatzhaben, alle Mitarbeitenden gleich zu behandeln. Nurwenn die Menschen mit Behinderung eine Tätigkeitnicht ausführen können, bekommen sieselbstverständlich Hilfestellungen.

Sollte es in den Integrationsunternehmen docheinmal zu sozialen Problemen kommen, so kann inden meisten Betrieben auf pädagogisches Fach-personal, das in diesen Fällen unterstützen undvermitteln kann, zurückgegriffen werden. DiesesPersonal ist i.d.R. bei Institutionen beschäftigt.Besonders gute Erfahrungen wurden auch voneinem Integrationsunternehmen insbesondere mitLangzeitmaßnahmen gemacht. In diesen Fällenkönnen die Mitarbeitenden mit Behinderung lang-sam eingearbeitet werden und müssen nicht vonBeginn an die volle Leistung erbringen. Dies istallerdings nicht zu realisieren, wenn ein kurzfristigerPersonalbedarf besteht. Diese Arbeitsverträgewerden häufiger wieder gelöst, als nach einer Ein-arbeitung während einer Langzeitmaßnahme.

Zudem wurde in einem Interview ausgeführt, dassMenschen mit psychischen Erkrankungen guteArbeitsergebnisse erzielen bzw. 'normale' Arbeits-leistung erbringen können. Nur Ausbrüche derKrankheit führen dazu, dass die Betroffenen füreinige Zeit ausfallen.

Auch wurde in den verschiedenen Interviewsimmer wieder deutlich, dass die Arbeitsbedin-gungen in den Integrationsunternehmen anderesind, als in den Werkstätten für behinderteMenschen. Unterschiede wurden so beschrieben,dass zum Beispiel in den Werkstätten fürbehinderte Menschen der Leistungsdruck geringerist, die Abläufe sehr routiniert sind und eher dieMöglichkeit besteht, eine Pause zu machen.

Branchenübliche Bezahlung

Werden die Interviews hinsichtlich der Bezahlungder Mitarbeitenden mit Handicap analysiert, dannberichten die meisten Betriebe, dass dieBeschäftigten nach branchenüblichen Tarifenbezahlt werden. Allerdings besteht nicht in allenTätigkeitsfeldern die Möglichkeit, in Vollzeit zuarbeiten, wie beispielsweise in den Schulcafeterien.

Auf Basis des analysierten Materials wurde deutlich,dass es nur sehr selten zu Wechseln aus demIntegrationsunternehmen in ein anderes Unter-nehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt kommt. Inallen Interviews gab es nur einen Fall dieser Art,der beschrieben wurde. Für diese Tatsache gibt eszwei Erklärungen. Zum einen gab es noch keinenWechsel aus dem Integrationsunternehmen, da derBetrieb noch nicht lange genug besteht. Zumanderen wurde von den Befragten erklärt, dass sichdie Mitarbeitenden mit Behinderung sehr wohl imBetrieb fühlten, so dass es keinen Anlass zumStellenwechsel gab.

Beispielsweise gibt es beim Lippischen Kombi-Service einige Mitarbeitende, die bereits seit derGründung vor 25 Jahren dort arbeiten. Im Laufeder Zeit kam es allerdings auch immer wieder zueiner Weiterentwicklung des Betriebs, so dass sichdie Anforderungen an die Mitarbeitenden unddamit auch die Tätigkeiten verändert haben.

Neben der Einarbeitung der Mitarbeitenden in dieverschiedenen Tätigkeitsfelder spielt die Weiter-bildung der Mitarbeitenden mit und ohne Be-hinderung eine wichtige Rolle. In fast allen Inte-grationsunternehmen kann das branchenspezifischeFachpersonal an Weiterbildungen zum ThemaUmgang beziehungsweise die Besonderheiten derMitarbeitenden mit Behinderung teilgenommen.Aber auch die Zielgruppen-Mitarbeitenden nehmenin den meisten Integrationsunternehmen anspeziellen Weiterbildungsmaßnahmen, wie zumBeispiel Umgang mit dem Gast, teil.

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4. Gemeinsamkeiten undHerausforderungen - Ausblick

Auf der Basis der Auswertungen des öffentlichzugänglichen Materials zu Integrationsunternehmenund vor allem auf Grundlage der Analyse der mitden lippischen Integrationsunternehmen geführtenInterviews können folgende Schlussfolgerungengezogen werden.

Die lippischen Integrationsunternehmen sind inzwei Phasen entstanden:

In den achtziger Jahren entstanden aus derMotivation der Selbsthilfe heraus die AGA und derLKS. Parallel entstand die Gründungsinitiative fürdas Elisabeth-Hotel. Im Zuge der neuengesetzlichen Rahmenbedingungen seit 2001 wurdendie vier Betriebe aus dem Kontext derWerkstätten für behinderte Menschen herausgegründet.

Damit sind sowohl die Anzahl der lippischenIntegrationsunternehmen sowie die Anzahl der indiesen Betrieben insgesamt beschäftigten Menschenund auch die der Beschäftigten mit Schwer-behinderung überdurchschnittlich hoch. AlsVergleichsmaßstab dienen die bundesdeutschenDurchschnittswerte.

Alle Betriebe befinden sich in der Konsolidierungund haben den Wunsch zur Diversifizierung derGeschäftsfelder. Punktuell wird auch die Not-wendigkeit weiterer Professionalisierung an-gesprochen. In keinem Interview wurde die Arbeitmit schwerbehinderten Menschen und das Konzeptder Integrationsunternehmen an sich problema-tisiert. Hinsichtlich der Beschäftigten wurde ledig-lich angemerkt, dass der demographische Wandelauch vor den Integrationsunternehmen nicht halt-macht und auch hier verstärkt altersspezifischeKrankheitsbilder auftreten. Insgesamt war jedochein grundsätzlicher Optimismus, die Heraus-forderungen zu bewältigen, festzustellen.

Austausch und Vernetzung

Alle lippischen Integrationsunternehmen sind inunterschiedlicher Weise in Austausch- und Ver-netzungsstrukturen eingebunden.Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe orga-nisiert Workshops für die unterschiedlichenBranchen wie beispielsweise für den Garten- undLandschaftsbau. An diesem Austauschforum be-teiligen sich auch lippische Unternehmen. Eineweitere Möglichkeit zur Vernetzung stellt dieBundesarbeitsgemeinschaft Integrationsfirmen4 dar,an der sich beispielsweise die AGA und der LKSbeteiligen.

In den Interviews wurde von den meisten Befragtender Wunsch geäußert, sich mit den anderenlippischen Integrationsunternehmen zu vernetzenund regelmäßig auszutauschen, um so auch ge-meinsam auftreten und sich bekannt machen zukönnen. Wie im vorhergehenden Kapitel bereitsdeutlich wurde, bewegen die Integrations-unternehmen, die in verschiedenen Branchen tätigsind, ähnliche Themen, wie beispielsweise diealternden Belegschaften.

Darüber hinaus ist es sicherlich auch die wichtigeArbeit der Integrationsunternehmen, sich aufpolitischer wie auch gesellschaftlicher Ebenebekannter zu machen, um dadurch die Sicherungam Markt zu gewährleisten. Hier scheinen nochnicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu sein. Soexistiert in Lippe die "Verantwortungspartnerschaftfür Lippe", eine ursprünglich von der Bertelsmann-Stiftung unterstützte unternehmensbasierte CSR-Initiative (Corporate Social Responsability), dieaktuell in den Handlungsfeldern "Familien undBeruf" (FABEL), "Jugend und Beruf" (JUBEL),"Arbeitnehmer und Migration" (ARMIN) sowiebetriebliche Gesundheitsförderung ("Lipper sindfitter") tätig ist. Die Integrationsunternehmenwürden thematisch perfekt in das CSR-Portfoliopassen.

Projektentwicklung

Die angestrebte Diversifizierung der wirtschaft-lichen Tätigkeiten drückt sich konkret im Wunschnach weiteren "Standbeinen" aus. In den Interviewswurde sehr deutlich, dass bei den hiesigenIntegrationsunternehmen der Wunsch besteht,neue Geschäftsfelder zu erschließen, um sich sobreiter aufzustellen und wirtschaftlich abzusichern.Von mehreren Akteuren wurde angemerkt, schonentsprechende Versuche unternommen zu haben.

Sowohl AGA als auch LKS sind schon inverschiedenen Feldern tätig und haben neueHandlungsfelder sondiert. Die Lebenshilfe Detmoldhat mit dem "Kaffeebar unErwartet" bereits einengescheiterten Versuch zu verzeichnen, in einemneuen Feld tätig zu werden. Im Interview wurdenverschiedene mögliche neue Tätigkeitsbereicheangesprochen. Auch bei der "Weissen Perle" sindneue Tätigkeitsbereiche vorstellbar oder sogarerwünscht.

Unklar blieb jedoch, wie intensiv sich die Unter-nehmen mit dieser Art von Zukunftsplanungbeschäftigt haben und wie offen man untereinandermit diesem Thema umgehen kann, da zwischen denIntegrationsunternehmen ein teilweise intensiverWettbewerb herrscht, u.a. im Kantinenbereich.

4 Mehr Informationen zur BundesarbeitsgemeinschaftIntegrationsfirmen sind im Internet unter www.bag-if.dezu finden

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Der Abgleich mit den bundesweiten Tätig-keitsfeldern bzw. Produkten und Dienstleistungenvon Integrationsunternehmen bietet einen erstenAnhaltspunkt hinsichtlich möglicher bestehender"Marktlücken". In der vom Institut der DeutschenWirtschaft entwickelten und gepflegten DatenbankREHADAT sind sämtliche bestehenden Inte-grationsunternehmen aufgeführt. Ein Auszug ausREHADAT im Anhang verdeutlicht, dass es nochMarktpotentiale zu geben scheint. Auffällig istinsbesondere, dass an vielen Orten Unternehmenim Bereich Lebensmitteleinzelhandel (CAP-Märkte)existieren und auch Online-Versandaktivitäten anBedeutung zu gewinnen scheinen.

An dieser Stelle können allerdings nur Hinweisegegeben werden. Empfehlungen können nicht insBlaue hinein gemacht werden. Daher ist eine aufdas jeweilige Unternehmen zugeschnittene pro-fessionelle Projektentwicklung letztlich zwingenderforderlich, denn es müssen die jeweiligen finan-ziellen, personellen und standortspezifischen Vor-aussetzungen berücksichtigt werden. Hier exis-tieren geeignete Förderinstrumente beziehungs-weise Programme, zum Beispiel PotenzialberatungNRW und UnternehmensWert Mensch.

In den Tätigkeitsfeldern der Außenarbeitsplätze derWerkstätten für behinderte Menschen gibt esAnsatzpunkte für die Entwicklung von Geschäfts-feldern für Integrationsunternehmen, da es sich umfür Menschen mit Behinderungen geeignete underprobte Tätigkeitsprofile handelt.

Schwieriger zu beurteilen ist die Chance, be-vorzugte Vergaben von Aufträgen der öffentlichenHand an Integrationsunternehmen zu erreichen.2004 wurde eine neue EG-Vergaberichtliniegeschaffen (Artikel 26 der Richtlinie 2004/18/EGund Artikel 38 der Richtli-nie 2004/17/EG), welcheim April 2009 mit §97 Absatz 4 GWB im deutschenVergaberecht umgesetzt wurde. Entsprechenddieser Richtlinie haben öffentliche Auftraggeber

seitdem die Option, Sekundärziele - insbesonderesoziale oder ökologische Aspekte - in der Auftrags-vergabe zu berücksichtigen. Hier wird zwar nichteindeutig auf die Möglichkeit hingewiesen, Inte-grationsunternehmen als Vergabekriterium in einerAusschreibung zu benennen, allerdings kann eineBedingung sein, dass eine bestimmte Anzahl vonMenschen mit Behinderung, insbesondere schwer-behinderten Menschen, bei der Auftragsausführungeingesetzt sind (vgl. Deutscher Städtetag 2010,S. 7ff, S. 16ff).

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat hierfür den eigenen Bereich ein Modell entwickelt, dasdie bevorzugte Vergabe an Integrationsprojekte beiAufträgen des LWL im eigenen Zuständig-keitsbereich im Rahmen einer direkten Pri-vilegierung konkretisiert. Allerdings scheint diesesVorgehen in der Praxis noch nicht sehr weitverbreitet zu sein. Für Lippe konnten keinediesbezüglichen Vergabefälle festgestellt werden.

Tatsächlich müsste bei kommunalen Vergabestellenerst Informations- und Überzeugungsarbeit be-züglich der Möglichkeiten der sozialen Vergabegeleistet werden. Hier liegt ein Handlungsfeld auchfür die kommunale Politik. Beispielsweise könnendie Verwaltungen für die soziale Vergabesensibilisiert werden.

Vertiefung

In der vorliegenden Bestandsaufnahme wurden dieIntegrationsunternehmen des Kreises Lippe be-trachtet. Um allgemeingültigere Aussagen zu er-halten, ist es daher notwendig, eine größer ange-legte Studie durchzuführen, welche reprä-sentativere Ergebnisse generiert. Hierbei ist einequantitative und qualitative Befragung ausgewählterIntegrationsunternehmen landes- oder bundesweitdenkbar. Im Rahmen einer solchen Erhebung wärees wichtig, die Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren der

unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Inte-grationsunternehmen genauer zu betrachten undsystematisch darzustellen.

Im Verlauf der vorliegenden Bestandsaufnahmewurde die enge thematische Verknüpfung derIntegrationsunternehmen und der Werkstätten fürbehinderte Menschen (WfbM) deutlich. Auch hierscheint eine vertiefte, kritische Recherche dergenauen sozialen, gesellschaftlichen und politischenZusammenhänge sehr interessant zu sein. Sehrwichtig ist hier insbesondere das Verhältnis derSondereinrichtungen (WfbM) zu den Integrations-unternehmen in Bezug auf Personalrekrutierung(Werkstattwechsel) und Auftragsakquise.

Da sich im Rahmen der Bestandaufnahme privateInitiativen als die erfolgreicheren "Treiber" in derEntwicklung von Integrationsunternehmen heraus-gestellt haben, ist zu prüfen, ob nicht die Unter-suchung der Bedingungen einer systematischenFörderung solcher Initiativen höchst sinnvoll wäre.Eine professionelle Begleitung solcher ehren-amtlicher Initiativen kann ggf. auch zur Erschließungneuer Marktnischen und zur Stabilisierung derUnternehmen insgesamt führen. In diesemZusammenhang wurde im Interview auch derAufbau von Senior-Experten-Netzwerken the-matisiert.

Zwei weiter zentrale Vertiefungspunkte betreffendie Akquise von öffentlichen Aufträgen und dieKooperation mit Unternehmen. Gerade dieRecherche "guter Praxis" bei der Vergabekommunaler Aufträge könnte sich als zielführenderweisen. Zu prüfen sind zudem die Möglichkeiteneiner intensivierten Kooperation mit Wirtschafts-unternehmen einschließlich der Frage der Schaffungvon Integrationsabteilungen als Integrations-projekte.

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Literatur

BIH - Bundesarbeitsgemeinschaft derIntegrationsämter und Hauptfürsorgestellen (2013):Jahresbericht 2012/2013, Münster

Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2013): DerArbeitsmarkt in Deutschland - Der Arbeits-marktfür schwerbehinderte Menschen, Nürnberg

Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2013): Statistikder Bundesagentur für Arbeit, Arbeits-markt inZahlen, Arbeitsmarktreport Agentur für ArbeitDetmold, Nürnberg

Deutscher Bundestag (2013): Teilhabebericht derBundesregierung Drucksache 17/14476, Berlin

Deutscher Städtetag (Hrsg.) (2010): DieBerücksichtigung sozialer Belange im Vergabe-recht. Hinweise für die kommunale Praxis. Köln,Berlin, Bonn, Stand: Januar 2010

Flick, Uwe (2009): Sozialforschung. Methoden undAnwendungen. Ein Überblick für BA-Studiengänge.Reinbek bei Hamburg: Rowohlt TaschenbuchVerlag

Fuhs, Burkhard (2007): Qualitative Methoden derErziehungswissenschaft. Darmstadt:Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Helfferich, Cornelia (2011): Die Qualitätqualitativer Daten. Manual für die Durchführungqualitativer Interviews. Wiesbaden: VS Verlag fürSozialwissenschaften, 4. Auflage

Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) (o.J.):REHADAT, KölnPatton, Michael Q. (1991): Qualitative evaluationand research method. Newbury Park: SagePublications, 2. Auflage

Schneider, Michael (o.J.): Von der Selbsthilfefirmazum Integrationsprojekt Zur Förder-praxis beiIntegrationsunternehmen gem. § 132 ff SHB IX amBeispiel von Wetsfalen-Lippe.

Statistisches Bundesamt: Pressemitteilungvom 18. September 2012 - 324/12Statistisches Bundesamt (2013): Statistik derschwerbehinderten Menschen, Wiesbaden

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Anlage

Daten der Interviews

06. August 2013Interview AGA gGmbHHerr Fillies, Herr Meier

07. August 2013Interview Lebenshilfe Detmold e.V.Herr Hallmann, Frau Endemann

07. August 2013Interview Elisabeth HotelHerr Lesemann, Herr Schulz, Herr Wege

07. August 2013Interview Lippischer-Combi-Service gGmbHFrau Zimmermann

16. August 2013Interview Liemer Lilie gGmbHHerr Flake, Herr Purrmann

28. August 2013Interview Weisse Perle gGmbHFrau Bolle

04. September 2013Interview Café VielfaltFrau Meise-Laukamp, Frau Repp

12. September 2013Interview Lemgo Cantina gGmbHFrau Schröder, Frau Repp

Fragebogens zur Bestandsaufnahme derLippischen Integrationsprojekte

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen um anunserer Studie zur Bestandsaufnahme derLippischen Integrationsprojekte teilzunehmen.

Die Netzwerk Lippe gGmbH führt diese Studie mitdem Ziel durch einen Überblick über die aktuelleSituation der Integrationsprojekte in Lippe mit allenErfolgen und Herausforderungen zu bekommen.

Die Studie besteht aus zwei Teilen. Wir möchtenSie zunächst bitten den untenstehenden Fragebogenmöglichst vollständig auszufüllen. Im Anschlussdaran führen wir noch ein teil-strukturiertes,leitfadengestütztes Interview mit Ihnen durch. DasInterview wird ca. eine Stunde dauern. Sowohl imFragebogen, als auch beim Interview gibt es keinerichtigen oder falschen Antworten. Alle Angaben(z.B. Namen), vor allem auch im Interview, werdenvon uns im Anschluss anonymisiert.

Nach Auswertung der Fragebögen und Interviewswerden die Ergebnisse öffentlich vorge-stellt.Sobald wie möglich erhalten Sie genauereInformationen zu dieser Veranstaltung.

Im Folgenden wird basierend auf § 132 SGB IX vonIntegrationsprojekten gesprochen. Diese allgemeineFormulierung gilt nachstehend sowohl fürIntegrationsunternehmen oder Integrations-betriebe als auch für Integrationsabteilungen. Wennnachfolgend von schwerbehinderten Menschengesprochen wird, sind auch immer die ihnengleichgestellten Personen gemäß § 68 SGB IXinbegriffen, auch wenn dies nicht explizit aufgeführtist.

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Wenn Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bittejederzeit an:

Dr. Wolfgang Sieber, 05231/6403-80 [email protected] Kowert, 05231/6403-95 [email protected]

Mit freundlichen GrüßenDr. Wolfgang SieberBereichsleiter ArbeitsmarktintegrationNetzwerk Lippe gGmbH

Strukturdaten

1.) In welcher Art eines Integrationsprojektessind sie tätig?� Integrationsunternehmen� Integrationsabteilung

2.) Welche Position nehmen Sie innerhalb desIntegrationsprojektes ein?

4a) Wie viele ihrer Mitarbeiterinnen undMitarbeiter befinden sich zurzeit in der dualenBe-rufsausbildung (zum Stichtag 30.06.2013)?

5.) Wie viele schwerbehinderte Menschen oderdiesen gleichgestellte Personen sind bei Ihnen tätig(zum Stichtag 30.06.2013)?

5 a) Welche schwere Behinderung habenIhre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

� Geistige oder seelischeBehinderung/Beeinträchtigung

ca. ____Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� körperliche Behinderungen ca. ____ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� Sinnesbehinderungenca. ____ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� Mehrfachbehinderungca. ____Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

5 b) Wie alt sind Ihre schwerbehindertenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchschnittlich?

5 c) Wie viele Männer und Frauen arbeitenbei Ihnen?____ Männer____ Frauen

5 d) Wie viele unbefristete und befristeteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit schwerenBehinderungen haben Sie?

_____ befristete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter_____ unbefristete Mitarbeiterinnen undMitarbeiter

5 e) Welche schulischen Qualifikationen habe IhreMitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Bitte Anzahl derMitarbeitenden eintragen.

� Hauptschulabschluss_______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� Realschulabschluss_______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter�Allgemeine Hochschulreife_______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter�Ohne Schulabschluss_______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter�Sonstiger Schulabschluss______________________________ Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter

5 f) Welche berufliche Vorbildung haben Ihreschwerbehinderten Mitarbeiterinnen undMitarbeiter? Bitte geben Sie die Anzahl derMitarbeitenden an.

� Ohne Berufsausbildung______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� Abgeschlossene Berufsausbildung______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

� Abgeschlossenes Studium_______ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter� Sonstiges___________________________________________ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

6.) Welche Art der Förderung erhalten Sie für Ihreschwerbehinderten Mitarbeiterinnen undMitarbeiter?

Bitte kreuzen Sie die zutreffenden Leistungen an (eskönnen auch mehrere Förderungen benanntwerden). Bitte teilen Sie uns zudem mit, ob diejeweilige Förderung temporär oder dauerhaft ist.

� Leistungen von der Agentur für Arbeit� Temporär� Dauerhaft

� Leistungen sonstiger Leistungsträger. Bittebenennen Sie diesen: _______________________

� Temporär� Dauerhaft

� Übergang Plus (Werkstattwechsler)� Temporär� Dauerhaft

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Interviewleitfaden zur Bestandsaufnahmeder Lippischen Integrationsprojekte

Beschreibung des Vorhabens

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um andiesem leitfadengestützten Interview teilzunehmen.

Wir, von der Netzwerk Lippe gGmbH, führen dieseStudie mit dem Ziel durch, eine Bestand-aufnahmeder Lippischen Integrationsprojekte zu machen undeinen Überblick über alle Er-folge undHerausforderungen dieser Integrationsprojekte zubekommen.

Das Interview wird ca. eine Stunde dauern. Es gibtkeine richtigen und falschen Antworten. AlleAngaben wie z.B. Namen werden bei derTranskription des Interviews anonymisiert.

Darf ich unser Gespräch aufnehmen? -Einwilligungserklärung

Welche Fragen gibt es noch?

1.) Integrationsprojekt

Wann wurde Ihr Integrationsprojekt/-unternehmengegründet?

Wie haben sich Ihre Ziele/Ausrichtung seit dementwickelt?

2.) Branche/Wettbewerb

In welcher Branche ist Ihr Integrationsprojektangesiedelt?

Wer sind Ihre Auftraggeber?

Welche Aufgaben übernehmen dieMitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungin Ihrem Integrationsprojekt?

Welche Märkte gibt es aus Ihrer Sicht insgesamt fürIntegrationsprojekte?

Welche Kooperationen haben Sie mit derWirtschaft?

Welche speziellen Kooperationen zwischen IhremIntegrationsprojekt und der re-gionalen Wirtschaftbestehen?

Wie sehen diese Kooperationen aus?

Gab es Wechsel der Kooperationspartner?/Welche Kooperationspartner-Wechsel gab es inden letzen Jahren?

Welche Kooperationen mit dem öffentlichenDienst/den Kommunen haben Sie?

Wie sehen diese Kooperationen aus?

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ARBEITSMARKTINTEGRATION

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3.) Zugänge/Übergänge

Wie gewinnen Sie neue Mitarbeiterinnen undMitarbeiter mit Behinderung?Welche Kooperationen bestehen zwischen IhremIntegrationsprojekt/-unternehmen und denWerkstätten mit Menschen mit Behinderung?

Wie sehen die Übergänge zwischen denWerkstätten mit Menschen mit Behinde-rung undihrem Integrationsprojekt aus?

Welche Übergänge gibt es?

Wenn Sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeitermit Behinderung einstellen, qualifizieren Sie diesespeziell weiter?

Nehmen Ihre schwerbehinderten Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter regelmäßig anWeiterbildungsmaßnahmen teil?

Wie hoch ist die Fluktuation Ihrer Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter?

Wie lange sind die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter durchschnittlich bei Ihnen beschäf-tigt?

In dem Fragenbogen zu den Strukturdaten habenSie angegeben, dass XX Mitar-beiterinnen undMitarbeiter befristete Arbeitsverträge haben, auswelchem Grund haben Sie sich zu einerBefristung/Entfristung der Arbeitsverträgeentschieden?

Was machen Ihre ehemaligen beschäftigtenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Austrittaus dem Integrationsprojekt?

Wie hoch (in Prozent) schätzen Sie die Chancenihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterein, weiterhin auf dem ersten Arbeitsmarktbeschäftigt zu sein?

4.) Leitung eines Integrationsprojekts

Welche Handlungsoptionen haben Sie in IhrerPosition?

Welche Instanzen beeinflussen Ihre Entscheidungenbspw. Vereine?

Welche Aufgaben kommen auf Sie in Zukunft zu?

Welche Märkte sehen Sie in der Zukunft für IhrIntegrationsprojekt/-unternehmen?

Welche Herausforderungen sehen Sie für IhrIntegrationsprojekt/-unternehmen in der Zukunft?

Was brauchen Sie, um diesen Herausforderungenbegegnen zu können?

Welche Fördermittel erhalten Sie?

Welche Bedarfe haben Sie?

Wie haben Sie sich vernetzt?

Von wem erhalten Sie beraterische Unterstützung?

5.) Abschließende Frage:

Wir sind nun am Ende des Gesprächsangekommen, gibt es aus Ihrer Sicht noch etwasdas offen ist und das Sie gerne noch sagen/ergänzenmöchten

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Marktpotentiale

Die folgende Auflistung nennt Beispiele für weitereBranchen und Arbeitsfelder.

Transport & Logistik

Neue Arbeit Lüneburg gGmbH, LüneburgUmzugsservice/Transport/Einlagerung'Bauwerker' (Maurerarbeiten, Abrissarbeiten,Raumausstattung usw.)

Novostart gGmbH, PaderbornVerpackungIndustrielle Verpackungsarbeiten für verschiedene BranchenKommissionierung

AllerHand gGmbH, BochumTransporte und Kurrierfahrten

Derda Verpackung & Logistik GmbH, KrefeldVerpackung und LogistikPackmittelberatungVerpackungsserviceLogistikserviceOutsourcing24-Stunden-ServiceFertigungAnlagenverpackung

Pro Move GmbH, HeiningenVerpackungsservice:Komplettieren, KommissionierenKuvertieren, EinschweißenZählen, WiegenVerpacken in Folien, Umverpacken

IT und EDV

AFB gGmbH, Hannover

IT-Systemhaus:Verkauf gebrauchter IT-GeräteReperatur gebrauchter IT-GeräteOnline-ShopBrokershop

Viko GmbH, WaiblingenDienstleistungen im EDV-BereichEDV- und BürodienstleistungenRechnungsprüfungDatenerfassung, Datenpflege und DatenverwaltungDigitalisierung und Archivierung von DatenProduktionshilfe

Intego gGmbH, ReutlingenTelefonhotlineHausmeisterservice

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ARBEITSMARKTINTEGRATION

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Druck

Druckerei Biewald GmbH, HannoverDruckereiWerbedrucksachenGeschäftsdrucksachenBücher und BroschürenDisplays und VerpackungenFahrpläneAnfrageformularAuftragsvorbereitungDruckvorstufeDruckWeiterverarbeitungLogistik

Texdat-Service gGmbH, WeinheimDruck und Layout

ArBeg gGmbH, WernauDruckereiWeiterverarbeitung/VersendungFalzenBinden Laminieren

Handwerk

Bäckermeister Grobe GmbH & Co. KG,DortmundBäckerei

Handweberei im Rosenwinkel e.V., FreidlandWeberei/Handweberei

Fahrradwerkstatt, WolfsburgFahrradwerkstatt

Provera e.V., LangenfeldRenovierungenSeniorenumzügeKleinumzügeEntrümplungenHausmeisterdienst

Profaktur gGmbHdie integrative Manufaktur, VelbertZeltverleih und Aufbauarbeiten

Werner & Co. Gewürze GmbH,GelsenkirchenGewürzverarbeitung/Gewürzmanufaktur

Herbalind gGmbH, RhedeProduktion Duft- und Wärmekissen

Ifa Heidelberg/Rhein-Neckar gGmbH,HeidelbergMaler- und LakierbetriebVerlegung von BodenbelägenUmzüge, Transporte und HaushaltsauflösungenAbbruch, Demontage, Entkernung

AIZ gGmbH, AlbstadtProduktion- und Dienstleistung in den Bereichen:SchlossereiVordächer, Terassenüberdachung, Balkongeländerund anderen Bauelemente

R´elan GmbH, EmmendingenSchreinereiInnenausbauMöbelbauAusstattung für KindergartenLadenbauHaustürenBühnen- und AusstellungsbauRestauration

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An dieser Stelle ein herzliches Dankeschönan alle Kooperationspartner und Betriebe,

die diese Bestandsaufnahmeim Kreis Lippe

unterstützt und ermöglicht haben.

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IMPRESSUM

Herausgeber:Netzwerk Lippe gGmbHBraunenbrucherWeg 1832758 Detmold

[email protected]

© 2014 Netzwerk Lippe gGmbH.VervielfältigungundVeröffentlichung (auch in Auszügen) nur mitGenehmigung des Herausgebers.

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Ein Unternehmen im Konzern Kreis Lippe