8/18/2019 wissenswert April 2016 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
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Kulturlandschaft
Kulturlandschaft alsmenschliches Konstrukt:die Sicht der Bauern aufdie Land(wirt)schaft.
Seite 12
www.uibk.ac.atBeilage zur Tiroler Tageszeitung
April 2016 – Österreichische Post AG, Info.Mail Entgelt bezahlt
M a g a z i n d e r L e o p o l d - F r a n z e ns - U n i v e r s i t ä t I n n s b r u c k
Schienennetz
Die Verlegungsartvon Gleisen hat großeAuswirkungen auf dieFolgekosten.
Seite 18
Reizender
FrühlingSeiten 6 bis 9
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wissenswert – Magaz in der Leopold-F ranzens-Univers i tät Innsbruck – 12. Apr i l 2016
Herausgeber und Medieninhaber : Unive rs i tät Innsbruck ; Hers te l le r : Inte rgraphik Ges . m. b. H. ; Sonderpubl ikat ionen, Le i tung: F rank Tschoner ; Redakt ione l le Koordinat ion:usanne E. Röck , Chr is ta Hofe r ; Redakt ion: Me lanie Bartos , Eva Fess le r , Chr is ta Hofe r , S te fan Hohenwarte r , Danie la Pümpe l , Susanne E. Röck , Uwe S teger , Chr is t ina Vogt ;
Covergestal tung: S tephanie Bre j la, Cathar ina Wal l i , Fotos T i te lse i te : iS tock /Marabuntas , Landwir t 1, Uni Innsbruck /Arbe itsbere ich Inte l l igente Verkehrssysteme; Fotos Se i te 3:
S tock /PeopleImages , Landwir t 12, Pe t ra Mayrhofe r .
Anschr i f t für al le : 6020 Innsbruck , Brunecker S t raße 3, Post fach 578, Te l . 53 54-0, Be i lagen-Fax 53 54-3797.
m p r e s s u m
e d i t o r i a l
Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk Rektor der Universität Innsbruck
F o t o : w w w . m a r i o r a b e n s t e i n e r . c o m
Liebe Leserin, lieber Leser!
Vor wenigen Wochen sind die VizerektorInnen Anke
Bockreis (Infrastruktur), Bernhard Fügenschuh (Lehre
und Studierende), Wolfgang Meixner (Personal) und
Sabine Schindler (Forschung) gemeinsam mit mir in
die neue Rektoratsperiode gestartet. Ein wesentliches
Anliegen der kommenden vier Jahre ist für uns, die
Verbindung zur Gesellschaft weiter auszubauen und
auf unserem erfolgreichen Weg der Zusammenarbeit
mit dem Land, seinen Menschen und Unternehmen
fortzuschreiten. Wir haben daher die Transferstelle
Wissenschaft-Wirtschaft-Gesellschaft eingerichtet, die
künftig alle Aktivitäten bündeln und als Anlaufstelle
für Kooperationsprojekte mit der Uni fungieren wird.
Ebenfalls sehr erfolgreich gestartet ist unser Förder-kreis „1669 – Wissen schafft Gesell schaft “. Vor wenigen
Tagen konnten wir unseren GründerInnen in diesem
Rahmen eine exklusive Veranstaltung mit dem deut-
schen Außenminister Frank-Walter Steinmeier anbie-
ten. Ein Interview dazu finden Sie in dieser Ausgabe.
Darüber hinaus finden Sie unseren Beitrag zur Erfor-
schung der Allergie gegen Birkenpollen und erhalten
einen Einblick in die Methoden, die dabei helfen kön-
nen, Bahntrassen im alpinen Raum künftig zu verbes-
sern. Außerdem gehen wir der Frage nach, was Bildung
eigentlich genau ist oder was sie sein sollte.
Noch viel mehr Forschung können Sie hautnah bei der
Langen Nacht der Forschung am 22. April erleben. Hier
öffnen wir gemeinsam mit den anderen Tiroler Hoch- schulen unsere Türen und laden Sie ein, mit unseren
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ins Ge-
spräch über ihre spannende Arbeit zu kommen.
Ich freue mich auf Ihr Kommen!
A P R I L 2 0 1 6
4 Impulsgeber in für d ie Region
Das Team um Rektor T i lmann Mär k präsent ie r te
wicht ige Z ie le für d ie kommenden Jahre .
6 Pol lenf lug
Das Inst i tu t fü r Botan ik a ls wicht ige Anlaufste l le
fü r Al le rg ike r in T i ro l .
8 Bl ick in d ie Pol lenstruktur
Warum Birkenpol len a l le rgen wirken, unte rsuchen
Forscher am Inst i tu t fü r Organische Chemie .
10 Interv iew
Der E rz iehungswissenschaf t le r Bernd Ledere r
e r forsch t den Wande l des B i ldungsbeg r i f f s .
12 Kultur land(wirt )schaft
Kultur landschaf t a ls mensch l iches Konst rukt : d ie
S icht der Bauern auf d ie Land(wir t ) schaf t .
14 Mönch, B ib l iothekar, Sp ion
Innsbrucker His tor ike r a rbe i ten Leben und
Wirken von Alexander Horn auf .
16 Badekultur
E in türk isches Hamam in Ephesos is t fü r e ine
Innsbrucker Archäolog i n von besonderem Inte resse .
18 Gleisarbeiten Längs ve rschweißt oder auf S toß ver legt – d ie
Ver legungsar t von G le isen hat f inanzie l le Fo lgen.
20 Die Welt aus den Fugen
Zu d iesem Thema re fe r ie r te der deutsche
Außenmin iste r F rank-Walte r S te inmeie r .
i n h a l t
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n seiner zweiten Amtspe-
riode als Rektor will Univ.-
Prof. Dr. Tilmann Märk die
Rolle der Universität Inns-bruck als Impulsgeberin für
die Region halten und wei-
ter ausbauen.
Anfang März trat das Team um Rektor Tilmann Märk die nächste
Rektoratsperiode an der Universität Innsbruck an und präsentierte
wichtige Ziele für die kommenden Jahre.
Impulsgeberin
für die Region
Das Rektorenteam 2016 bis 2020 (von links): Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre und Studierende, Sabine Schindler, Vizerektorin für Forschung,Rektor Tilmann Märk, Anke Bockreis, Vizerektorin für Infrastruktur, und Wolfgang Meixner, Vizerektor für Personal. Foto: Eva Fessler
„Das Universitätsgesetz 2002hat den österreichischen Universi-täten große Gestaltungsfreiheiteneingeräumt. Diese veränderte
Wettbewerbssituation erforderteeine entsprechende Reaktion sei-tens der Universitätsleitung: Ei-nerseits mussten die Organisa-tion und die Abläufe in den ver-
gangenen Jahren neu organisiertwerden, andererseits galt es, ei-ne Neuorientierung und Profil-bildung sowohl in Forschung als
auch Lehre einzuleiten“, blicktRektor Tilmann Märk auf die abge-laufene Rektoratsperiode zurück.„Die vergangenen drei Rektoratean der Universität Innsbruck ha-
ben diese Herausforderungen gutgemeistert. Durch kontinuierliche
Weiterentwicklung konnte hierein stetiger Fortschritt erzielt wer-
den. Das zeigen exemplarisch dieDrittmittelzahlen, die sich in die-sen zwölf Jahren auf fast 60 Mil-lionen Euro verfünffacht haben“,zeigt sich Märk sehr zufrieden.
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«Das wichtigste und vor-nehmste Ziel einer Uni-versität muss es sein, ihreStudierenden zu einemerfolgreichen und nachhalti-
gen Abschluss zu führen.»Tilmann Märk
„Lehre ist unserezentrale Aufgabe“
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fü-genschuh, Vizerektor für Lehreund Studierende und neu im
Rektorenteam, im Gesprächüber seine Aufgaben und Zielein den nächsten vier Jahren.
Herr Vizerektor Fügenschuh,worin sehen Sie Ihre wichtigsteAufgabe im Bereich der Lehre inden nächsten vier Jahren?
Bernhard Fügenschuh: DieLehre ist eine der zentralen Auf-gaben der Universität und solldie Anerkennung erhalten, dieihr zusteht. Die bereits heutequalitativ und quantitativ aus-gezeichneten Leistungen der
Lehrenden sollen vermehrt be-fördert werden und in Beurtei-lungs- beziehungsweise Verga-bekriterien Einzug finden. Zielist es, die beiden universitärenHauptaufgaben, Forschungund Lehre, in gleicher Weisewertzuschätzen und zu hono-rieren.
Welche konkreten Maßnahmenplanen Sie dazu?
Bernhard Fügenschuh: ImSinne von „Bologna revisited II“stehen einige Anpassungen derCurricula an. Zudem soll Studie-
renden als sichtbares Zeichen ei-ner offenen Universität am Cam-pus ein moderner Service- undInfopoint zur Verfügung stehen.
Die zentral sowie dezentral an-gebotenen Informationen fürStudieninteressierte sollen diegesamte Breite der Bevölkerungerreichen und dabei helfen, dieSchnittmenge zwischen Wunschund Wirklichkeit zu steigern. Stu-
dierende sollen dort ganzjährigin allen universitären Angelegen-heiten informiert und unterstütztwerden.
Stichwort „Bologna revisitedII“: Was genau ist darunter zuverstehen?
Bernhard Fügenschuh: Mein Vorgänger Roland Psenner hatin den letzten Jahren nach dereuropaweiten Vereinheitlichungder Studien im Rahmen des Bo-logna-Prozesses unter dem Be-griff Bologna revisited über 100
Curricula geändert und wiedermehr Universität in diese Studi-en gebracht. Ich möchte diesenProzess nun fortsetzen und dieCurricula der einzelnen Studienweiter vereinfachen und durchden Ausbau von Wahlmodulenflexibler und individueller ge-staltbar machen. Durch den ge-zielten und vermehrten Einsatzneuer Medien bieten sich erwei-terte Möglichkeiten in der Leh-re, für Dozierende als auch fürStudierende. Damit soll der Ge-staltungsmöglichkeit und Eigen-
verantwortung der Studierendenvermehrt Raum geboten und die
Ausbildung noch universitärerwerden.
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre und Stu-dierende. Foto: Eva Fessler
Die Zahl der Studierenden, dieaut Rektor Märk immer im Zen-trum der Bemühungen stehenmüssen, stieg auf rund 28.500,die Absolventenzahl hat knapp
4000 pro Jahr erreicht.„Das wichtigste und vor-
nehmste Ziel einer Universitätmuss es sein, ihre Studierendenzu einem erfolgreichen und nach-haltigen Abschluss zu führen“,
sagt Märk. Neben der forschungs-geleiteten Lehre profitieren dieStudierenden von der starkennternationalen Ausrichtung derUniversität Innsbruck: Rund 40Prozent der beschäftigten Wissen-schaftlerInnen und der Studieren-den kommen aus dem Ausland.Über 70 Prozent der im Web ofScience gelisteten Publikationenentstanden gemeinsam mit inter-
nationalen Co-AutorInnen.
Entwicklung in der Region
Auch die Entwicklung in derRegion bewertet Rektor Märksehr positiv. Mit Unterstützungdes Landes Tirol ist es gelungen,mit ersten Kooperationsprojektendie Idee vom Campus Tirol mitLeben zu füllen und die TirolerHochschullandschaft näher zu-
sammenzuführen. Neben denbereits bestehenden Kooperati-onen und gemeinsamen Studieninnerhalb des Campus Tirol stelltdas gemeinsam mit der UMIT an-
gebotene Mechatronik-Studiumam Standort Lienz, das im Herbst2016 an den Start gehen wird, ei-nen weiteren Meilenstein dar.
Wissenstransfer
„Neben der Erfüllung der tra-ditionellen Kernaufgaben in For-schung und Lehre legen wir auchbesonderen Wert auf den Transfervon Wissen in die Wirtschaft undGesellschaft“, betont TilmannMärk. „Wir wollen die Bedeutungder Universität Innsbruck als Im-
pulsgeberin für die Region, alsPartnerin für die Wirtschaft und als Wissenspool für die Gesellschaftweiter ausbauen.“ Als wichtigstesZiel für die neue Amtsperiode willTilmann Märk die Spitzenpositionder Universität Innsbruck in Öster-reich in den kommenden Jahrenweiter absichern: „Gemeinsammit meinem Team möchte ichin den nächsten vier Jahren dieQualität in Forschung und Lehreweiter heben und strebe die Auf-wertung und strategische Weiter-entwicklung in der Lehre im Sinne
von ,Bologna revisited II’ an. Zu-dem soll die Infrastruktur am Inn-rain 52a und mit einem Haus derPhysik ausgebaut werden. Auchdie Absicherung der Finanzierungder Universität ist ein wichtigesZiel für die kommenden vier Jah-re. Zudem wollen wir die gesell-schaftliche Präsenz der Universitätweiter ausbauen.“
Die Spitzenposition der Universität Innsbruck in Österreich soll in den kom-menden Jahren weiter abgesichert werden. Foto: Universität Innsbruck
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Bereits im Jänner beginnt
mit der Blüte von Erle und
Hasel für viele allergiege-plagte Menschen eine be-
schwerliche Zeit. In Inns-
bruck hat das „Registrie-
ren“ von Pollen eine fast
40-jährige Tradition.
Hustenreiz, Schnupfen, gerö-tete Augen oder Atemnot: Pollensind zwar nur etwa 10 bis 100Mikrometer groß, können aberbei Kontakt mit der Schleimhautzu teilweise massiven allergischen
Reaktionen führen. „DetaillierteInformationen über den aktuellenPollenflug und dessen Prognosensind für Pollenallergikerinnen und-allergiker daher sehr wichtig –nicht nur jetzt im Frühling, son-dern je nach Allergie fast das gan-ze Jahr über“, sagt Dr. NotburgaOeggl-Wahlmüller vom Institut
für Botanik. „Gerade Menschenmit schweren Allergien könnensich dann entsprechend vorbe-reiten und schützen, indem siedurch Ortswechsel ausweichen.“
Seit zwei Jahren ist die Botani-kerin für den Tiroler Pollenwarn-dienst tätig und für die Betreuungund Auswertung der Messstati-onen in Tirol zuständig. Bereitsseit 1978 führt das Institut fürBotanik in Zusammenarbeit mitder Landessanitätsdirektion TirolBeobachtungen des Pollenflugsan mehreren Standorten in Tiroldurch. Dabei wird die Pollenkon-zentration in der Luft in Abhän-gigkeit von Region und Seehöheerfasst: Aufbereitet als Situations-bericht und Prognose stehen die
Informationen auf der Homepagedes Instituts für Botanik (www.uibk.ac.at/botany/services/) Aller-gikern zur Verfügung. „Die ermit-telten Werte fließen außerdem in
Des einen Freud, des anderen Leid: Mit den steigenden
Frühlingstemperaturen setzt auch der Pollenflug ein. Für
Allergiker ist der Tiroler Pollenwarndienst am Institut für
Botanik eine wichtige Anlaufstelle.
Reizende Winzlinge
Plage oder Faszination? Pollen verursachen bei vielen Menschen allergische Beschwerden, für die Wissenschaft sind
sie allerdings hochinteressante Forschungsobjekte. Foto: iStock/Lusyaya
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Die Pollen im Detail
Rund, eckig, stachelig oder länglich: Pollen können verschiedensteFormen annehmen und unterscheiden sich in Größe, Form und Ober-flächenstruktur auch innerhalb der Pflanzengattungen. Elektronen-mikroskopische Aufnahmen machen die Vielfalt deutlich (von linksoben nach rechts unten): Birke (Betula) , Esche (Fraxinus excelsior) ,
Großblütiger Breitsame (Orlaya grandiflora) und Gänsefuß (Cheno- podium). Foto: Notburga Oeggl-Wahlmüller/Institut für Botanik
die Datenbank des EuropäischenAeroallergen Netzwerkes (EAN),wo Daten von über 600 Pollen-Messstationen aus ganz Europagesammelt werden.“ Diese Da-
ten werden von Wissenschaftlernhauptsächlich Aerobiologen) in
Europa verwendet, um Vorhersa-gen, Statistiken, Trends und wis-senschaftliche Arbeiten über diePollenverteilung in Europa zu er-stellen.
Pollenmonitoring
In Tirol wird der Pollenflug der-zeit an sechs Messstationen doku-mentiert: Innsbruck, Lienz, Ober-gurgl, Reutte, Wörgl und Zams.Am Dach des Innsbrucker Instituts
ür Botanik beispielsweise steht in20 Metern Höhe eine sogenanntevolumetrische Pollenfalle. Das et-wa ein Meter große Gerät saugteinen Kubikmeter Luft pro Stun-de durch einen exakt genormtenSchlitz an, was dem äquivalentenAtemvolumen eines Menschenentspricht. Hinter diesem Schlitzdreht sich eine Trommel mit ei-ner Geschwindigkeit von 2 Milli-metern pro Stunde. Die Trommelst mit einem Kunststofffilm verse-hen, der dünn mit einem Haftme-dium (Vaseline oder Silikonflüs-
sigkeit) beschichtet ist. Auf demHaftfilm bleiben die in der Luftenthaltenen Mikro-Partikel (wiez. B. Pollen, Pilzsporen, Bakterien,Dieselpartikel oder Reifenabrieb)kleben. Nach einer Woche wirdder Kunststofffilm gewechselt:n Innsbruck steigt Oeggl-Wahl-müller selbst auf das Dach, dieStreifen der anderen Pollenfal-en werden der Wissenschaftlerinzur Auswertung zugeschickt. An-schließend erfolgt die Präparati-on im Labor, indem der Kunst-
stofffilm in 24-Stunden-Einheiteneingeteilt wird. Für NotburgaOeggl-Wahlmüller beginnt danndie Mikroskopie: „Unter einemLichtmikroskop zähle ich Art undAnzahl der verschiedenen Pollenpro Stunde jedes Tages aus.“ Da-durch ergibt sich ein präzises Bildder Pollenbelastung für Tirol.
Dass die Pollenfallen in einerHöhe zwischen 20 und 30 Meternangebracht sind, ist kein Zufall:„Messungen in niedrigeren La-gen, etwa auf Augenhöhe, wärennur für einen sehr kleinen Raum
repräsentativ. Die Positionierungder Pollenfallen auf Dächern oderÄhnlichem ermöglicht uns die Er-stellung von Durchschnittswertenür eine ganz Region.“ Dabei re-
gistriert Oeggl-Wahlmüller überdas Jahr hinweg verschiedenstePollen: von den Frühjahrsblühernüber Gräser und Nadelbäume imSommer bis hin zu Brennnessel-
und Beifußgewächsen im Herbst.
Verlängerung
Die klimatischen Entwicklungender letzten Jahre hin zu milderen
Wintern und höheren Tempe-raturen bereits in den Anfangs-monaten des Jahres wirken sichauch auf den Pollenflug aus. Eini-ge Pflanzen beginnen im Schnittbereits zehn bis 14 Tage frühermit der Blüte und verlängern dieLeidenszeit der Allergiker. Oeggl-
Wahlmüller macht diese Tendenz
am Beispiel der gezählten Pollender Erle in diesem Jahr fest: „DieErle zählt zu den Frühjahrsblühernund beginnt häufig Ende Jännermit einem fünfjährigen Durch-schnittswert von etwa 60 Pol-lenkörnern pro Kubikmeter Luftlangsam zu streuen. Am letzten
Wochenende im Jänner 2016 al-lerdings verzeichneten wir in Inns-bruck starken Föhn und erreichtenmit knapp 250 Pollenkörnern proKubikmeter innerhalb kürzesterZeit einen vierfachen Wert. DieErle ist regelrecht explodiert.“ Für
Allergiker sind das keine positivenEntwicklungen, denn die Erlezählt gemeinsam mit Birke, Haselund Esche zu den sogenanntenKätzchenblütigen – und ist hoch-allergen. Die größte „Übeltäterin“ist und bleibt allerdings die Birke,die zu den stärksten Verursache-
rinnen von Allergien zählt. „Bir-kenpollen können bereits bei 30Stück pro Kubikmeter Luft aller-gische Reaktionen hervorrufen.In Innsbruck erreichen wir durch-aus Spitzenwerte von 1500 Pollenpro Kubikmeter“, verdeutlicht dieBotanikerin. Dazu kommen aller-dings auch immer wieder neue
Arten, die erst seit einigen Jahrenin den Pollenfallen vermehrt zufinden sind. Das Beifußblättrige
Traubenkraut (Ambrosia artemisii-folia) etwa ist ein „Neophyt“: DiePflanze mit ihren kleinen, gelbenBlüten ist ursprünglich nicht hierheimisch, breitet sich aber rasant
aus. „Ambrosia stellt in Österreichund seinen Nachbarländern einimmer größeres Problem dar, daihre Pollen hochallergen sind undmit massiven Beschwerden wie et-wa Hautreizungen einhergehen“,sagt Oeggl-Wahlmüller. Da diesePflanze bis weit in den Herbst hi-nein blüht, ist sie auch für Imkerein Problem. Bienen treten nicht
in ihre Ruhephase ein, wenn sieweiterhin Nahrung finden.Für Personen, die unter einer
schweren Form der Allergie mitz. B. Asthma leiden, bleibt manch-mal nur das Ausweichen in höhereLagen, wie die Pollenfalle in Ober-gurgl zeigt. „Oberhalb der Baum-grenze in einer Höhe von knapp2000 Metern ist die Belastungaufgrund der dortigen Vegetati-on natürlich wesentlich geringeroder kaum vorhanden. Mit zu-nehmender Seehöhe nimmt nichtnur die Pollenbelastung ab, auch
die Blühphase verschiebt sich. Allergie-Patienten können somitdurch Ausweichen in Höhenlagenüber 1800 m der stärksten Bela-stung im Tal entgehen.“ Auch
wenn Pollen für viele Menschennur mit negativen Assoziationenbehaftet sind: Notburga Oeggl-
Wahlmüller ist auch nach vielenJahren immer noch fasziniert.„Pollen sind unglaublich vielge-staltig und können unterschied-lichste und – wie ich finde – sehrästhetische Formen annehmen.Jede Pflanze gestaltet ihre Pollen
individuell so, dass sie von denBienen optimal aufgenommenund weitergetragen werden kön-nen. Ein sehr spannendes Zusam-menspiel.“ Auch für die Vegeta-tionsgeschichte, ein Forschungs-schwerpunkt der Botanikerin,spielen Pollen für die Rekonstruk-tion vergangener Vegetationeneine wesentliche Rolle. „Pollen-analysen in fossilen Böden oderTorfablagerungen erlauben unseinen detaillierten historischenBlick in die Zusammensetzungder Pflanzenwelt.“ Als „Wun-
derwerke der Natur“ bezeichnetdie Botanikerin daher ihre win-zigen Forschungsobjekte abschlie-ßend.
«Pollen sind unglaublichvielgestaltig und könnenunterschiedlichste Formenannehmen.»Notburga Oeggl-Wahlmüller
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Proteinflexibilität scheint
der Schlüssel für die all-
ergische Wirkung des Bir-
kenpollenallergens zu sein.Martin Tollinger analysiert
das Protein mithilfe der
NMR-Spektroskopie.
Wenn die Birke blüht, ist das für viele ein sicheres Zeichen, dass derFrühling nicht mehr aufzuhalten ist. Für Allergiker geht die Blüte der
Laubbäume aber auch mit unangenehmen Heuschnupfensymptomen
einher. Warum Birkenpollen allergen wirken, untersucht der Chemiker
Martin Toll inger auf struktureller Ebene.
Pollen mitflexibler Wirkung
Birkenpollen verursachen im Frühling erhebliche allergische Beschwerden. Foto: iStock/Gregory_DUBUS
Bis zu 20 Prozent aller Men-schen in Mitteleuropa leiden aneiner Birkenpollen-Allergie. DieBlüte der Birke beginnt Ende
März und beschert Allergikern im April erhebliche Beschwerden, dievon leichtem Schnupfen und Au-genbrennen bis zu lebensbedroh-lichen Atemproblemen reichen
können. Dr. Martin Tollinger vomInstitut für Organische Chemieuntersucht das Birkenpollen-Aller-gen auf struktureller Ebene und
konzentriert sich dabei vor allemauf die Flexibilität des Proteins.
„Die Birkenpollen enthaltenviele verschiedene Substanzen,unter anderem auch Proteine. Ein
großer Teil der Proteinmasse be-steht aus dem Birkenpollen-Aller-gen Bet v 1“, erklärt Martin Tol-linger. Bet v 1 ist ein mittelgroßes
Protein, das eine dreidimensio-nale Struktur mit 159 Aminosäu-ren hat. In den Birkenpollen gibtes allerdings nicht nur ein Aller-gen, sondern verschiedene – so-
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genannte Iso-Allergene: „Hierbeihandelt es sich um Proteine, diesich nur im Detail voneinanderunterscheiden. Von den 159 Ami-nosäuren des Proteins sind bei-
spielsweise 158 identisch und nureine unterscheidet sich.“ Welcheund wie viele der einzelnen Iso-Allergene in der Birkenpolle vor-handen sind, hängt von der Artder Birke ab.
mmunologische Wirkung
Der Grund, warum Martin Tol-inger sich im Rahmen eines vomÖsterreichischen Fonds zur Förde-rung wissenschaftlicher Forschungunterstützten Projekts mit denso-Allergenen der Birkenpolle be-
schäftigt, ist ihre unterschiedlicheWirkung auf das menschliche Im-munsystem. „Die Isoformen desAllergens werden unterteilt in Betv 1a, Bet v 1b, Bet v 1c, Bet v 1dund so weiter“, beschreibt Tollin-ger. „Immunologische Untersu-chungen unserer Projektpartnerum Fatima Ferreira an der Univer-sität Salzburg haben gezeigt, dassdie allergieauslösende Wirkungder einzelnen Isoformen komplettunterschiedlich ist: Während Betv 1a beispielsweise hyperallergen
st, also die stärksten allergischenSymptome verursacht, ist Bet v 1dhypoallergen und löst somit keineallergischen Beschwerden aus.“Der Chemiker vermutet hinterdiesen unterschiedlichen Wir-
kungsweisen der Iso-Allergenestrukturelle Unterschiede. Ge-meinsam mit seinen Mitarbeite-rinnen Sarina Grutsch und LindaAhammer versucht er, eine Korre-
Mithilfe des NMR-Spektrometers kann die Beweglichkeit der Proteine ge-
messen werden. Fotos: Tollinger
«Rund 70 Prozent allerBirkenpollen-Allergikerhaben auch eine Kreuz-allergie auf Apfel.»
Dr. Martin Tollinger
«Während eine Isoform desAllergens starke Beschwer-den auslöst, kann eineandere gar keine Symptomehervorrufen.»Dr. Martin Tollinger
lation zwischen ihrer strukturellenUnterscheidung und immunolo-gischen Reaktion nachzuweisen.
Riesen-Magnet
Die experimentellen Struktur-untersuchungen führt Martin Tol-linger am Kernspinresonanzspek-trometer (NMR-Spektrometer)durch. Hierbei handelt es sichum ein raumhohes Gerät, das einsehr starkes Magnetfeld erzeugt– circa 100.000- bis 200.000-malstärker als das Erdmagnetfeld.Die starke magnetische Wirkung,der das jeweilige in Wasser ge-löste Protein ausgesetzt wird, führtdazu, dass die unterschiedlichen
Wasserstoffatome im Protein un-
terschiedliche Signale senden.„Diese Signale geben uns mithilfeweiterer Methoden die Möglich-keit, eine dreidimensionale Struk-tur zu erzeugen.“ Das ist der kla-re Vorteil dieser Analysemethodegegenüber der in der Strukturbe-stimmung lange Zeit gängigenMethode der Kristallographie vonProteinstrukturen: Durch die drei-dimensionale Struktur, die mithil-fe der NMR-Spektroskopie erstelltwerden kann, ist es möglich, auchdie Flexibilität der Proteine abzu-bilden. „Die Kristallographie liefert
– vergleichbar mit einem Röntgen-bild – eine starre Struktur, – dasProtein wird auskristallisiert. Nunweiß man aber seit einiger Zeit,dass Proteine keine einzelne starreStruktur haben, sondern wenn siein Wasser oder einer anderen Flüs-sigkeit gelöst sind, eine Art Struk-turbündel darstellen, die eine lo-kale Flexibilität zeigen“, beschreibtTollinger. Erste Ergebnisse zeigen,dass Tollingers Arbeit in die rich-tige Richtung geht: „Es deutet al-les auf einen Zusammenhang zwi-
schen der Flexibilität und der im-munologischen Wirkung hin. Umeine immunologische Erstreaktionim Körper auszulösen, muss das
Allergen im Körper in Peptide ab-gebaut werden. Unsere SalzburgerKollegen konnten in ersten Testszeigen, dass unterschiedlich flexi-ble Proteine früher oder später inder Zelle abgebaut werden – derZeitpunkt des Abbaus also die wei-tere immunologische Reaktion be-stimmt.“
Kreuzallergien
Einen weiteren Aspekt, den derChemiker untersucht, sind die so-genannten Kreuzallergien. „Rund70 Prozent aller Birkenpollen-
Allergiker haben auch eine Kreuz-
allergie auf Apfel. Das heißt, dieimmunologische Erstreaktion wirdzwar vom Birkenpollen-Allergenverursacht, in der Folge reagierendie Allergiker dann aber auch auf
das Apfelallergen“, erklärt MartinTollinger. Der Chemiker führt die-se kreuzallergene Wirkung auf diesehr ähnliche Struktur der Apfel-allergene und der Birkenallergenezurück. Allerdings gibt es auchbeim Apfel nicht nur ein Aller-
gen, sondern verschiedene Iso-formen des allergieauslösendenProteins. „Auch beim Apfel gibtes hyper- und hypoallergene Iso-
Allergene. Allerdings sind diesebis jetzt kaum erforscht. So gibtes beispielsweise noch keine Kris-
tallstrukturen vom Apfelallergen.Deshalb wollen wir auch experi-mentelle Strukturen der verschie-denen Isoformen des Allergenserstellen, um hier ebenfalls eine
entsprechende Korrelation zwi-schen der Proteinflexibilität undder immunologischen Reaktionnachzuweisen“, gibt der Che-miker Einblick in seine weiterenForschungsziele. Auch wenn die
Arbeit der Forschungsgruppe umMartin Tollinger im Bereich derGrundlagenforschung anzusie-deln ist, gibt es doch einen sehranwendungsorientierten Ansatz.„Wenn wir in unserem Projektsicher nachweisen können, dasses sowohl beim Birkenpollenaller-
gen wie auch beim Apfelallergeneinen Zusammenhang zwischender Proteinflexibilität und derimmunologischen Reaktion gibt,könnten diese Ergebnisse Aus-gangspunkt für die Entwicklungneuer Strategien zur Behandlungvon Allergien sein.“
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Für Privatdozent Dr. BerndLederer vom Institut fürErziehungswissenschaftender Uni Innsbruck äußertsich Bildung auch in mo-ralischen und ethischenÜberzeugungen.
„Bildung“ ist ein sehr komplexerBegriff. Wie definieren Sie ihn?
Bernd Lederer: Seit seiner Ein-ührung in die deutsche Sprachem Rahmen des neuplatonischen
Denkens Meister Eckharts, daswar um die Wende vom 13. zum14. Jahrhundert, als Bildung ineinem zunächst theologischenSinne für das Heraus-Bilden desGöttlichen im Menschen, für dasEntfachen des göttlichen Funkensstand, hat der Bildungsbegriff tat-sächlich vielerlei Bedeutungsver-schiebungen erfahren. Ich habeür mich eine, zugegeben etwassperrige, Definition entwickelt: Bil-dung bezeichnetmeines Erach-
tens eine re-lektierte Welt-und Selbster-kenntnis alsVoraussetzungpersön l icherSe lbs tent fa l -tung unter Be-dingungen derSelbstbestim-mung in hierfürals gedeihlicherkannten undentsprechendmitgestalteten
sozialen Lebens-umwelten.
Der Begriff„Bildung“ ist sehr„dehnbar“. Wa-
Was meint „Bildung“, was „Kompetenz“? Der Erziehungswissenschaftler
Bernd Lederer befasst s ich in seinen For schungen mit den jüngeren
Bedeutungsverschiebungen des Bildungsbegriffs.
Bildung als Prozess, Zielund Zwischenergebnis
rum ist das so?Bernd Lederer: In der Tat gibt
es keine allein verbindliche, so-zusagen in Stein gemeißelte De-finition von Bildung, obwohl derBegriff ja geradezu dauerpräsentist. Es handelt sich bei Bildungum einen „god-term“, um einenBegriff also, der, analog zu Wör-tern wie „Freiheit“, „Gerechtig-keit“ oder eben auch „Gott“, sehrpositiv besetzt ist, wobei aber aufNachfragen und Bitten um Prä-zisierung jeder seine eigenen als
wichtig erachteten Eigenschaftenauflistet. Bildung ist nunmal einhistorisch und philosophisch sehraufgeladener Begriff, der sich ent-sprechend gut als Projektionsflä-che eignet.
„ B i l d u n g “verschwimmt, soscheint es, immerwieder mit dem Be-griff „Kompetenz“.Wie unterscheiden
sich die Begriffe? Bernd Lederer: Kompetenz
meint in der Erziehungswissen-schaft die selbstständige, selbst-organisierte Handlungs- und Pro-blemlösefähigkeit, die sich immernur in einer konkreten Hand-lungssituation, der Performanz,beobachten lässt. Bildung hin-gegen meint ungleich viel mehr:
Auch sie strebt nach Selbststän-digkeit, umfasst aber auch per-sönlichkeitsimmanente Eigen-schaften und Zielsetzungen wie
Welterkenntnis, Selbsterkenntnisund Selbstbestimmung. Letzte-res impliziert aber etwas anderesals bloße Selbstständigkeit: Mankann schließlich auch unter Be-dingungen der Fremdbestimmt-
heit selbststän-dig sein (müs-
sen). Bildungkönnte sich,
im Gegen-satz zur
K o m -p e -
t e n z ,somit bei-spielsweiseauch in be-wusst wider-strebender,
nonkonformerN i c h t - H a n d -
lungsfähigkeit äu-ßern, indem etwas aushöheren Gründenunterlassen wird. Ichspreche dabei von„reflektierter Dys-
funktionalität“,
d. h.: Ich wä-re zwar in
der Lage, et-was selbststän-
dig auszuführen, bin
dazu aber nicht willens, etwa ausGewissensgründen. Hier kommtein weiterer Aspekt ins Spiel:Kompetenz ist kein normativ auf-geladener, kein auf Werte bezo-gener Begriff. Bildung hingegenäußert sich auch in moralischenund ethischen Überzeugungen.
Warum meint „Bildung“ so ofteigentlich „Kompetenz“?
Bernd Lederer: Es lässt sichleicht belegen, dass der Kompe-tenzbegriff, speziell in seiner be-rufspädagogischen Bedeutung
und Verwendung, Anfang der1990er-Jahre in kurzer Zeit an dieStelle der bis dahin dominantenSchlüsselqualifikationen gerücktist, obwohl beide Begriffe im We-sentlichen das Gleiche bezeich-nen, nämlich generalisierbare Fer-tigkeiten und Fähigkeiten.
Mit dem im Zusammenhangvon Fragen der Fort- und Wei-terbildung noch relativ unver-brauchten Kompetenzbegriff, umden herum sich binnen Kurzemeine ganze Infrastruktur von For-
schungseinrichtungen und -pro-jekten mit üppiger Ausstattungseitens staatlicher und wirtschaft-licher Geldgeber herausbildete,sollten nicht zuletzt neue, markt-orientierte Sicht- und Verhaltens-weisen akzentuiert und vermit-telt werden, die gerade in Ost-deutschland noch wenig geläufigwaren. Der Begriff Kompetenzhatte so von Anfang an den Cha-rakter einer ökonomisierten Vari-ante des Bildungsbegriffs, wie dasMatthias Vonken bezeichnet hat,und war und ist in Zeiten eines
grassierenden Ökonomismus be-grifflich wie konzeptionell dem-entsprechend dominant.
Zugleich wirkt der Bildungsbe-griff weniger technokratisch als
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Wissensvermittlung und Kompetenzentwicklung als vorrangiges Zielheutiger Bildung. Fotos: iStock/Bet Noir, People Images, Lederer
P rivatdozent Dr. phil. habil.Dipl.-Päd. Bernd Ledererist Senior-Lecturer am Institutfür Erziehungswissenschaftender Universität Innsbruck. Zu-vor war er an den UniversitätenRegensburg und Köln und imPraxisfeld berufliche Bildungtätig. Er lehrt und forscht in
Allgemeiner Erziehungswis-senschaft zu pädagogisch re-levanten Gesellschaftstheorien
und beschäftigt sich schwer-punktmäßig mit Fragen derBildungsgeschichte, -theorieund -philosophie.
ZUR PERSON
BERND LEDERER
der Kompetenzbegriff, er grün-det auf einem reichhaltigen geis-tesgeschichtlichen Fundament,st ausschließlich positiv besetztund erfreut sich in einschlägigenDiskursen deshalb großer Beliebt-heit. Oft findet er somit statt desKompetenzbegriffs Verwendung,
auch wenn Bildung tatsächlich et-was ganz anderes und viel mehrmeint als Kompetenz.
Verständnis von Bildung
Das Bildungsideal ändert sich imLaufe der Zeit: Welches bestimmtderzeit die Debatten?
Bernd Lederer: Offenkundigein im ökonomistischen Sinne enggeführtes, instrumentelles Idealvon Bildung als „Humankapital“,welches sowohl für individuelleKarriereverläufe als auch für nati-
onale Standortinteressen als un-verzichtbar angesehen wird. Miteinem Verständnis von Bildung als„Menschwerdung des Menschen“,wie dies einst Wilhelm von Hum-boldt propagierte, hat das heutekaum noch etwas zu tun.
Geht es darum, mündige Men-schen heranzuziehen oder – sehr grob gesagt – nur „nützliche Idi-oten“, die einem politischen oderwirtschaftlichen System dienen?
Bernd Lederer: Stark zuge-spitzt lässt sich das durchausso sehen. Betrachtet man et-
wa die Verschulung des Studi-ums, die verdichteten Formender Wissensverabreichung unddie standardisierten Abfragen àa Multiple-Choice-Test, wie dies
als Folge der Bologna-Reformenheute alles üblich ist, wird klar,dass Zielbestimmungen wie Mit-bestimmungsfähigkeit, Selbstbe-stimmungsfähigkeit und Solida-ritätsfähigkeit, womit WolfgangKlafki einst Bildung umschrieb,heute speziell in der universitären
Bildung oder besser Ausbildungnicht mehr wirklich vorgesehensind. Es geht um Wissensvermitt-lung und Kompetenzentwicklung,Ziel ist der, wie es in einschlägigenBologna-Dokumenten heißt,„kompetente Wissensarbeiter“,der den Anforderungen der „Wis-sensgesellschaft“ gewachsen undentsprechend „employable“, alsobeschäftigungsfähig, ist. Damiteinher geht auch eine Akzentver-schiebung von der „materialen“,an konkrete Inhalte und Allge-
meinwissen geknüpften Bildung,hin zur „formalen“ Bildung, also zugeneralisierbaren Fähigkeiten imSinne des „Know-how“, wie diesauch im Konzept des „LifelongLearnings“ zum Ausdruck kommt.Hierbei geht es nur noch um einselbstzweckhaftes Lernen des Ler-nens, ungeachtet der Frage, wel-che Wissensbestände eine huma-nistische Allgemeinbildung be-gründen – und warum.
Wie bedingen einander Bildungund Wissen? Wo liegt der Unter-schied?
Bernd Lederer: Bildung istunendlich viel mehr als Wissens-akkumulation. Vielwisserei zumZwecke sozialer Distinktion, alsoum sich von anderen, weniger
wissenden Statuskonkurrentenabgrenzen zu können, ohne aberdieses Wissen auch verstandenzu haben und in größere Zusam-menhänge einordnen zu können,
ist das, was Theodor W. Adornoeinst als „Halbbildung“ bezeichnetund als noch weit schlimmer alsschlichtes Wenigwissen erachtethat. Wissen ist nicht Selbstzweck,sondern letztlich Mittel zumZweck der Bildung, verstandenals das Erkennen umfassendererZusammenhänge geschichtlicher,sozialer, kultureller, politischer,ökonomischer und sonstiger Art.Letztlich sollte Wissen dabei hel-fen, Antworten auf die Funda-mentalfragen der Philosophie zu
finden, die eine Voraussetzungsind, um intellektuell nicht an derOberfläche profanen Alltagswis-sens kleben zu bleiben: Was kannich wissen (das meint Fragen von
Wissenschaft und Philosophie)? Was soll ich tun (im Sinne mora-lischen und ethischen Handelnsim sozialen Miteinander)? Und:
Was darf ich hoffen (bezogen aufdie Letztfragen menschlicher Exis-tenz)?
Wer ist gebildet?
Wann ist jemand „gebildet“? Bernd Lederer: Wenn jemand
versucht, Antworten auf die exis-tenziellen Fragen des Seins zu fin-den, als da wären: Woher kommtund woraus besteht alles, worinliegt der Sinn von alledem undwie geht es weiter mit dem Pro-jekt der menschlichen Zivilisati-on – und welche Rolle spiele ichdarin? Angesprochen sind hieralso zuvorderst Fragen von Wis-senschaft, Geschichte und Phi-losophie, von Kunst und Kultur,von Politik und Ökonomie. Ge-
bildet ist zudem jemand, wenn eroder sie, mit Immanuel Kant spre-chend, den Mut aufbringt, sichseiner oder ihrer eigenen Gedan-ken zu bedienen, ohne sich mani-pulieren zu lassen. Wenn er odersie in der Lage und willens ist, dieintellektuelle „Meta-Ebene“ zuerklimmen, also von einem intel-lektuellen Hochstand aus größe-re Zusammenhänge zu erfassen,in denen ich mich und anderein umfassenderen Kontexten so-zialer, geschichtlicher und kultu-reller Art erkenne und verorte. In
denen ich mich weiters als Sub-jekt von Geschichte begreife undbestrebt bin, meine Lebensum-stände zusammen mit anderen inRichtung vermehrter Mitsprache
und Teilhabe an den gesellschaft-lichen Belangen zu verändern,um so im Modus weitestmög-licher Selbstbestimmung mei-ne persönliche Selbstentfaltung
zu realisieren. So wie HumboldtBildung als die Herausbildungaller dem Menschen innewoh-nenden Talente und Begabungenzu einer reifen Persönlichkeit be-griffen hat. Dazu gehören nichtzuletzt aber auch Erkenntnissedes „guten Lebens“, also Wissenund Erfahrungen bezüglich Le-benskunst und -genuss! Übrigensmeint Bildung immer Prozess, Zielund Zwischenergebnis zugleich.Niemand ist, so verstanden,jemals ganz oder final gebildet:
Bildung vollzieht sich ein Lebenlang und ist auch nur im Vollzugder Selbstbildung möglich, weiles ja um persönlichkeitsimma-nente Dispositionen und Eigen-schaften geht. Pädagoginnen undPädagogen können Menschenalso im strengen begriffstheore-tischen Sinne gar nicht bilden, siekönnen aber sehr wohl Impulsefür Bildungsprozesse geben undförderliche Rahmenbedingungenfür gelingende Bildung schaf-fen.
Das Interview führte
Christa Hofer [email protected]
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Die Bedeutung der alpinen
Landwirtschaft für die Nah-
rungsmittelversorgung
nimmt ab. Dennoch sind
es immer noch Bäuerinnen
und Bauern, die unsere
Landschaft maßgeblich
formen. Eine Nachwuchs-
wissenschaftlerin hat in derZentralschweiz bäuerliche
Perspektiven auf die Kul-
turlandschaft untersucht.
Kulturlandschaft ist ein menschliches Konstrukt. Agrarsoziologin
Rike Stotten hat mit jenen gesprochen, die sie maßgeblich
mitgestalten: den Landwirten.
Die Landschaftsmacher
Rike Stotten hat ihre Forschungsergebnisse 2015 unter dem Titel „Das Konstrukt der bäuerlichen Kulturlandschaft – Perspektiven von Landwirten im Schwei-zerischen Alpenraum“ veröffentlicht. Fotos: Landwirt 1, Landwirt 12, Pro Ecker
Wirkt ein Asthaufen auf dergrünen Wiese unaufgeräumt, ge-hört er einfach dazu oder ist ergar ein erfreulicher Anblick? Wasschön ist, liegt sprichwörtlich im
Auge des Betrachters. Und dieseswird von tradierten Werten, aberauch von aktuellen gesellschaft-lichen Diskursen gelenkt, wie Dr.Rike Stotten vom Institut für So-
ziologie im Rahmen ihrer Unter-suchungen zeigt. Für ihr 2015publiziertes Dissertationsprojektarbeitete sie sehr eng mit Bauernin drei Schweizer Gemeinden zu-
sammen, um zu erfragen, welcheLandschaft für wen schön ist undwarum. Denn: Die Landwirtschaftist nach wie vor ein landschafts-prägendes Element. Verändertsich die Landwirtschaft, so ver-ändert sich auch die Landschaft.„In der Schweiz ist die Pflege derKulturlandschaft eine gesetzlichverankerte Aufgabe der Landwirt-
schaft. Das heißt, Bauern stellenöffentliches Gut bereit, das fürdie Bevölkerung und den Touris-mus wichtig ist“, erklärt Rike Stot-ten die Ausgangsüberlegung ih-
rer Untersuchungen. „Die Frage,wie man lernt, was landschaftlichschön ist, ist deshalb eine grund-legende, wenn man bedenkt,welche starke Position Bauernhaben.“ Gerade in der landwirt-schaftlichen Praxis wird laut Stot-ten noch viel von Familienmitglie-dern gelernt und weitergegeben.„Eine sauber ausgemähte Wiese
wird häufig als schön empfunden.Früher hatte das wirtschaftlicheHintergründe, weil für die Futter-mittelproduktion auch der letz-te kleine Rest Gras wichtig war.
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Ein Eschenbaum wurde von einem an der Studie teilnehmenden Landwirt fotografisch hervorgehoben, weil er bereits
vom Großvater gepflanzt wurde.
R ike Stotten, geboren1984 in Herten im Ruhr-gebiet, studierte Geographieund Soziologie in Aachen,anschließend war sie als wis-
senschaftliche Mitarbeiterinam Institut für Raum- undLandschaftsentwicklung derEidgenössischen TechnischenHochschule Zürich und amKompetenzzentrum für Stadt-und Regionalentwicklungder Hochschule Luzern tätig.2014 promovierte sie an derUni Innsbruck, wo sie aktuellam Institut für Soziologie inder Arbeitsgruppe „Ländli-che Entwicklungen“ des For-schungszentrums Bergland-wirtschaft arbeitet.
ZUR PERSON
RIKE STOTTEN
«Bauern stellen öffentlichesGut bereit, das für die Bevöl-kerung und den Tourismuswichtig ist.»Rike Stotten
Heute ist es natürlich günstiger,Futter zuzukaufen, dennoch prägtdieses Akkurate immer noch starkdie Kulturlandschaft“, verdeut-icht die Wissenschaftlerin die Zu-
sammenhänge zwischen Land-wirtschaft und Kulturlandschaftan einem Beispiel aus ihrer Unter-suchung.
Bild-Geschichten
Um grundlegende Fragen derLandschaftssozialisation zu beant-worten, hat Rike Stotten in denSchweizer Gemeinden Engelberg,Escholzmatt und Wolfenschiessenumfassende Erhebungen mithilfevon explorativen Methoden dervisuellen, qualitativen Sozialfor-
schung durchgeführt. An jedemhrer drei Untersuchungsstand-orte herrschen unterschiedlichegesellschaftliche und wirtschaft-iche Ausgangssituationen vor,n allen gibt es Landwirtschaft:Während Engelberg touristischgeprägt ist, ist Escholzmatt Teilder UNESCO-Biospäre Entlebuch,n Wolfenschiessen ist die traditi-onelle Landwirtschaft prägenderAspekt. An ihrer Studie nahmen28 Probanden teil, die beauftragtwurden, mit einer Einwegkameraschöne und nicht schöne land-
schaftliche Elemente in ihrem Ar-beitsumfeld zu fotografieren. Ba-sierend auf den so entstandenenAufnahmen hat Rike Stotten vorOrt Interviews und Gruppendis-kussionen geführt, die sehr starkvon den Fotos geleitet waren.„Die Methode ist zwar aufwän-
dig, aber sehr gut angenom-men worden, weil die Proban-den so die Gelegenheit hatten,sich schon vor den Interviews mitdem Thema auseinanderzuset-
zen“, erzählt Stotten. „Auf Basisdieser visuellen Grundlage kamenGeschichten und Aspekte zum
Vorschein, nach denen ich sonstnicht fragen hätte können.“ Sofotografierte zum Beispiel ein Pro-band einen Baum, im Interviewerzählte er dann, dass bereits seinGroßvater diesen Baum gepflanzthabe, der seither von der Familieerhalten und gepflegt wird. „Dasist ein schönes Beispiel für einenfamiliären Bezugspunkt. Land-schaft ist für Landwirte auch sehr
stark mit moralischen Werten ver-
knüpft“, so Stotten. Überlieferte Werte – so ein wichtiges Ergebnisvon Stottens Untersuchungen –sind im Übrigen in Wolfenschies-sen am stärksten präsent, wenn
es um landschaftliche Schönheitgeht. Dort fließen, im Gegen-satz zu Engelberg und Escholz-matt, nämlich keine spezifischengesellschaftlichen Diskurse in dieLandschaftswahrnehmung ein.So erklären sich auch die unter-schiedlichen Ansichten über den
eingangs erwähnten Asthaufen,die sich in den Gruppendiskus-sionen offenbarten. „Die Bau-ern in der Biosphären-GemeindeEscholzmatt nehmen den Asthau-
fen eher positiv wahr, weil sie sichdes ökologischen Wertes bewusstsind, der ihnen vermittelt wurde.In der touristisch geprägten Ge-meinde Engelberg ist der Asthau-fen einigen negativ aufgestoßen“,berichtet Stotten. Dafür sei manin der Tourismusgemeinde eherbereit, die touristische Verbauungzu akzeptieren, die anderenortsweniger schön empfunden wird.
Selbstbestimmt?
„Es macht also einen Unter-
schied, ob die Wahrnehmungselbstbestimmt ist oder durch ge-sellschaftliche, wirtschaftliche undagrarpolitische Diskurse fremdbe-stimmt wird“, fasst Rike Stottenzusammen. Hier sieht die Wis-senschaftlerin einen wichtigenPunkt, der in der landwirtschaft-lichen Ausbildung, aber auch inder Kommunikation mit Land-wirtinnen und Landwirten, stär-ker berücksichtigt werden sollte,z. B., wenn es um die Umsetzungagrarpolitischer Reformen geht. Ineinigen Kantonen in der Schweiz
sei die Kulturlandschaftspflege inden landwirtschaftlichen Schu-len ein vernachlässigtes Thema,meint Stotten. „Hier steht immernoch im Vordergrund: Der Bauersoll Nahrungsmittel produzieren.Das hat natürlich großen Einflussdarauf, wie die Landschaft wahr-
genommen und wie in ihr ge-handelt wird“, ergänzt sie. DieLandschaftssozialisation könnteman laut Stotten noch viel aktivernützen. „Man sollte gemeinsamermitteln, welche Ziele sind daund wie kann man sie umsetzen“,hält sie fest. So werden vom Tou-rismus gerne saftig grüne Wiesenals Werbeträger genutzt, die aberin der landwirtschaftlichen Reali-tät nicht immer so aussehen. Tra-
ditionell gedacht, ist für die bäu-erliche Gesellschaft eine bewirt-schaftete Wiese eine schöne, weilsie ein Symbol der geleisteten
Arbeit ist. Solche Überlegungensind sekundär laut Stotten auchim Tourismusland Tirol wichtig.„Wichtig ist, dass die Landwir-tinnen und Landwirte selbst be-greifen, wie wichtig sie für dieLandschaft sind“, sagt Stotten.„Dass Landwirte echte Statementsin der Landschaft setzen können,hat sich letzten Sommer in einerSiloballen-Aktion gezeigt, die auf
Brustkrebs aufmerksam machte:Einige haben sich beteiligt unddie Siloballen mit rosa Folie gewi-ckelt.“
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Das frühe 19. Jahrhundert
war eine Zeit des Um-
bruchs: Die Französische
Revolution war dabei, Euro-
pa zu verändern, Napoleon
schien unaufhaltbar. Eine
Blütezeit für Spionage.
Er war Mönch, Bibliothekar, Di-plomat und später Geheimagent,versorgte England während derKoalitionskriege gegen Napoleon
Mönch, Bibliothekar, Geheimagent: Innsbrucker Historiker arbeiten
Leben und Wirken von Alexander Horn auf, der zur Zeit Napoleons für
Großbritannien als Geheimagent t ätig war.
Im AuftragSeiner Majestät
Hier, im alten Rathaus in Regensburg, tagte der Immerwährende Reichstag von 1663 bis 1806. Im Bild links sieht man den Erker des Reichssaals.
mit geheimen Informationen vomeuropäischen Festland und hatteseine Finger auch beim Tiroler Auf-stand 1809 im Spiel: Der Brite Ale-xander Horn (1762–1820) war ei-ne schillernde Persönlichkeit. Dasser dennoch nahezu unbekanntist, liegt nicht zuletzt an seinemBeruf: Die Identität von Geheim-agenten war schon im frühen 19.Jahrhundert – richtig vermutet!– geheim. Und selbst die Suchenach seinem Namen in Archivenblieb bis in jüngere Vergangenheit
erfolglos – wegen eines eigentlichsehr profanen Fehlers, wie Dr.Claus Oberhauser vom Institut
für Geschichtswissenschaften undEuropäische Ethnologie erklärt:„In den englischen Archiven wirdsein Nachname Horne, mit einemabschließenden E, geschrieben,im deutschen Sprachraum aller-dings eben deutsch und ohnediesen Buchstaben. Das hat dazugeführt, dass die Suche nach ihmunter der deutschen Schreibwei-se erfolglos blieb. Dabei gibt es in
den britischen Archiven sehr vielMaterial von ihm.“ Diese Mate-rialfülle, darunter seine Berichteüber Vorgänge in Mitteleuropa,gilt es jetzt aufzuarbeiten: Ober-hauser leitet ein vom Fonds zurFörderung der wissenschaftlichenForschung (FWF) finanziertes Pro-jekt mit genau diesem Ziel.
Mönch in Regensburg
Alexander Horn kommt schonin jungen Jahren in das Schot-tenkloster in Regensburg und er-
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schlüsselt und über geheime Ku-riere transportiert. „Teile der chif-frierten Texte liegen nach wie vorin Wiener Archiven. Leider ist die
dazugehörige Chiffre nicht mehrauffindbar, wir können sie also bisjetzt nicht lesen. Allerdings gibtes entschlüsselte Originale in Lon-don“, sagt der Historiker. In seiner
Zeit als Agent bewegt sich Hornregelmäßig zwischen Linz, Wienund Prag, stets im Geheimen –französische Agenten sind ihm auf
der Spur. Im Umgang mit Drittengibt er sich als Schwede aus undnennt sich Jonas Bergström. Nurwenigen ist seine wahre Identitätbekannt, darunter dem österrei-
chischen Hof in Wien, der ihn un-terstützt.
„Jonas Bergström“ hatte nach-weislich auch Kontakt mit den
Tiroler Aufständischen 1809, ver-spricht ihnen Geld – das allerdingszu spät ankommt und vermutlichan Familien geht, die währenddes Aufstands ihre Söhne undMänner verloren haben. „Andre-as Hofer selbst hat Horn vermut-lich nie getroffen, wohl aber an-dere Aufständische. Der Verbleibdes britischen Geldes ist späterübrigens auch Gegenstand einesGerichtsverfahrens. Es liegt na-he, dass einige von ‚Bergströms‘Tiroler Kontakten da höhere Sum-
men für sich selbst abgezweigthaben.“Die Aufträge, die Horn/Berg-
ström aus London erhält, sindvielfältig: Neben Verhandlungenmit Aufständischen ist er auch be-auftragt, für die Franzosen schäd-liche Gerüchte zu streuen oderentsprechende Flugblätter unters
Volk zu bringen. Dabei agiert erkeineswegs allein: Der Agent ver-fügt über mehrere Mitarbeiter,die ihn bei seiner Aufgabe unter-stützen.
Zurück nach England1811 wird Horn zurück nach
England beordert, wo er auchheiratet. Schon zwei Jahre späterbricht er wieder nach Deutsch-
Alexander Horn schreibt am 4. Februar des Jahres 1799 aus Regensburg an seinen Freund Sir ArthurPaget. Fotos: iStock/Dmitry Chulov, British Library, Add MS 48394 B-013
«Die Person AlexanderHorn ist aus mehrerenPerspektiven sehrspannend.»Claus Oberhauser Foto: Pablo Á. Mendivil
hält dort eine wissenschaftlicheAusbildung. „Die Schottenklösterwurden im Mittelalter von schot-tisch-irischen Missionaren in Euro-pa errichtet, aus Wien ist etwa die
Schottenkirche bekannt. Als Britekam Horn über diese Verbindungschon 1776, als 14-Jähriger, zurAusbildung nach Deutschland“,sagt Claus Oberhauser.
Regensburg als Tagungsort desmmerwährenden Reichstags desHeiligen Römischen Reichs wardamals ein politisches Machtzen-trum – diplomatische Gesandt-schaften unterschiedlichster Län-der hatten dort ihren Sitz, derReichstag selbst brachte deutscheFürsten und Könige und deren
Gesandte in die Stadt. Der letztebedeutende Beschluss des Reichs-tags, der Reichsdeputationshaupt-schluss 1803, war zugleich Aus-schlag für Alexander Horn, seinenOrden zu verlassen und seinemLand politisch zu dienen: „Mitdem Reichsdeputationshaupt-schluss wurden mehrere kirchlicheFürstentümer säkularisiert. Indi-rekter Grund dafür waren deut-sche Gebietsverluste an Frank-reich; Alexander Horn beschloss,gegen Frankreich in den Dienstder britischen Regierung zu treten
und Diplomat zu werden.“Bereits nach einem Jahr über-
nimmt Horn ungeplant die Ver-tretung in Regensburg als derenLeiter: „Der eigentliche Gesandte,Francis Drake, muss aus Regens-burg flüchten, nachdem Frank-reich ihn eines Mordkomplottsgegen Napoleon bezichtigt. Soübernimmt Horn 1805 die ge-samte Gesandtschaft.“ Ein wei-teres Jahr später zerfällt das Reich,der Reichstag wird aufgelöst undmit ihm die Gesandtschaften
ausländischer Mächte in Regens-burg. Horn bekommt allerdingseinen neuen Auftrag: Er arbeitetals Informant und Geheimagentder britischen Regierung weiterund berichtet regelmäßig an dasForeign Office in London. „Vor-erst geht er nach Linz und nimmtvon dort unter anderem Kontaktezum habsburgischen Hof auf, derhn unterstützt“, erklärt ClausOberhauser.
Geheime Korrespondenz
Seine Berichte müssen London
unerkannt erreichen – im kriegs-gebeutelten Europa keine einfacheAufgabe, zumal jährlich 300 bis400 Berichte zusammenkommen.Die Briefe werden in Wien ver-
land auf, ohne Auftrag: „Er gehtnach Stuttgart und schreibt un-verlangt weiter Berichte. Überlie-fert sind hier Antworten vom Fo-
reign Office, die ihn auffordern,aufzuhören – aber er macht dasweiterhin. Letztlich verschafft ihmdas ab 1815 sogar erneut einenoffiziellen Auftrag, ab da wird erin Frankfurt eingesetzt.“ 1820stirbt er.
„Die Person Alexander Horn istaus mehreren Perspektiven span-nend. Er war ein hochgebildeter,sprachgewandter und kommuni-kativer Mann, allerdings aus ein-fachen Verhältnissen stammend– weswegen ihm der höhere
diplomatische Dienst auch ver-schlossen blieb. Dennoch wurdeer in London prominent wahrge-nommen, seine Berichte gelesen,das ist unter anderem durch häu-fige Briefe vom Leiter des ForeignOffice an ihn belegt – er hat alsodie britische Außenpolitik mitge-prägt und ist dennoch fast unbe-kannt“, erklärt Claus Oberhauserseine Faszination hinsichtlich sei-nes Forschungsgegenstands.
Bis 2018 sollen nun zwei Bü-cher entstehen: Eine Edition mitausgewählter Korrespondenz und
weiterem Quellenmaterial zu Ale-xander Horn und eine Monogra-fie zu seinem Leben, seinem Wir-ken und seinen Netzwerken. [email protected]
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Ein kleines türkisches Hamam in Ephesos ist für Petra Mayrhofer,
Architektin und Archäologin an der Uni I nnsbruck, von
besonderem Interesse.
Badekultur erhalten
Das von Petra Mayrhofer bearbeitete Hamam in Ephesos nahe Selçuk. Fotos: Petra Mayrhofer, Victoria Berger
Die Reinigung in einem öf-
fentlichen Bad gehörte be-
reits bei den Römern und
später im arabischen Raum
zum regelmäßigen Zere-moniell. Die entwickelten
Badekulturen und ihre da-
für errichteten Räume un-
tersucht die Wissenschaft-
erin näher.
Im Zuge von umfassenden Aus-grabungsarbeiten in der nahenUmgebung von Ephesos, einerder bedeutendsten antiken Städ-te in Kleinasien und seit dem Jahr2015 UNESCO-Weltkulturerbe,egen die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des ÖsterreichischenArchäologischen Instituts (ÖAI)
den Fokus auf noch unbeachte-te islamische Monumente. Unterihnen auch Petra Mayrhofer vomInstitut für Architekturtheorie undBaugeschichte, die schon viele
Jahre an Ausgrabungen mitgear-beitet hat.
Altes Erbe
Die im Mittelalter und derFrühen Neuzeit errichteten tür-kischen Bauten werden seit ei-niger Zeit auch wissenschaftlichbearbeitet und dokumentiert undsollen nach der Restaurierung fürBesucherinnen und Besucher zu-gänglich gemacht werden. „Ichhabe vor vier Jahren die Leitungder Forschungsarbeiten an diesemkleinen Hamam übernommen
und arbeite dort in den Sommer-monaten gemeinsam mit einem
türkischen Kollegen und vier Ar-beitern“, sagt Mayrhofer. Als Ar-chäologin hat sich die Wissen-schaftlerin bereits eingehend mitrömischen Bäderbauten beschäf-
tigt. Diese waren auch Vorbild fürdie Araber, die im Mittelalter dieersten Hamams in Jordanien er-richteten. „Als wir 2012 mit den
Arbeiten am Hamam, am Fuß desdes Ayasoluk-Hügels in Selçuk,nahe des antiken Ephesos, begon-nen haben, war es im Inneren zurGänze verschüttet. Fünf der ur-sprünglich sechs Kuppeln warenallerdings noch erhalten“, erklärtMayrhofer die Situation vor Ort.Zum gesamten archäologischenProjekt in Selçuk gehören nochweitere Moscheen, Hamams und
kleine Grabhäuser, sogenannteTürben, die von mehreren wis-
senschaftlichen Teams bearbei-tet werden. „Die antiken Bautenin der Gegend sind weitgehendbekannt. Ich freue mich, nunauch die türkischen Monumente
aufwerten und mehr in den Mit-telpunkt rücken zu können“, soMayrhofer. Die Funde, die bei derGrabung freigelegt wurden, unddas vorhandene Mauerwerk desHamams weisen auf eine Errich-tung im 14. Jahrhundert hin. Ei-ne genauere Datierung soll nochmit der Auswertung der Fundeerfolgen, sei aber aufgrund dergeringen Menge eher schwierig.„Kurios ist, dass das Hamam nochbis vor etwa zehn Jahren vonMenschen und Tieren bewohntwurde. Die dadurch entstandene
Abnützung hat die Bausubstanzsehr beansprucht“, so die Wissen-
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Blick auf die Hypokaustpfeiler in einem Baderaum. Das antike Heizsys-em war genau durchdacht.
P etra Mayrhofer, geborenin Linz, studierte Archi-tektur an der TU Wien undKlassische Archäologie an der
Universität Wien. Als wissen-schaftliche Mitarbeiterin desÖAI arbeitet sie seit 2007 anverschiedenen Projekten beiden Grabungen in Ephesos.Seit 2012 erforscht sie im Zu-ge ihrer Dissertation das soge-nannte Hamam 4 in Ephesus/Selçuk und erhielt dafür 2014das Forschungsstipendium für
Archäologie des österreichi-schen Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung.Seit dem Wintersemester2014 ist sie an der Uni Inns-
bruck am Institut für Architek-turtheorie und Baugeschichte,
Arbeitsbereich Baugeschichteund Denkmalpflege, tätig.
ZUR PERSON
PETRA MAYRHOFER
schaftlerin, die ihre Grabungenam Hamam vergangenen Som-mer abschließen konnte. VonHandzeichnungen bis Laserscanswurde eine Vielzahl an Metho-den eingesetzt, um ein möglichst
umfassendes Bild des Hamamszu erstellen. Sogar die Lage undAnordnung der Heizungsrohrewurden von der Wissenschaftlerinakribisch aufgezeichnet.
Badeerlebnis
Mit antiken Heizsystemen inrömischen Thermen ebenso wien den jüngeren türkischen Ha-mams hat sich Petra Mayrhoferschon mehrmals auseinanderge-setzt. Erwärmt wurden diese Bä-der alle mit einer Hypokausthei-
zung, bei der warme Luft in einemHohlraum unter dem Fußbodendurchgeleitet wurde. „Hauptbe-standteile dieses Heizungssystemssind das Praefurnium, die Feuer-stelle, und ein darüber liegen-der Wasserspeicher, die an einerSeite des Gebäudes angeordnetsind. Hier wird gleichzeitig dasWasser für die Baderäume unddie Luft erhitzt, die dann durchden Hypokaustbereich strömenddie Räume erwärmt. An der demPraefurnium gegenüberliegendenSeite des Gebäudes entweicht
die warme Luft durch dafür vor-gesehene Schächte in den Mau-ern ins Freie“, erklärt die Archi-tektin. Angrenzend an den Raumdes Heizkessels befinden sich die
heißesten Räume des Hamams,während die weiter entfernt an-geordneten Kammern als Ruhe-und Wärmeraum genützt wer-den. Das ausgiebige Baden warauch schon bei den Römern be-
liebt und große Badeanlagen imStadtgebiet von Ephesos zeugennoch heute davon. Diese wurdenallerdings in spätantiker Zeit zu-nehmend durch kleinere Bäderersetzt. Für die byzantinische Zeitsind keine neuerrichteten Badege-bäude nachweisbar. Erst ab dem
frühen 14. Jahrhundert wurdenim Bereich des Ayasoluk mehreretürkische Hamams errichtet, wieauch das von der Wissenschaftle-rin untersuchte Objekt. Ist die Be-heizung der römischen Thermen
und der später errichteten Hama-ms gleich, stellt Mayrhofer docheinige Unterschiede der Badekul-turen fest. „Auffallend ist der zu-sätzliche Sportbereich, der bei fastallen großen römischen Bädernzu finden ist. War bei den Rö-mern der Besuch der Therme einganztägiges Freizeiterlebnis, fehltdieser Außenbereich bei den tür-kischen Hamams gänzlich, bei de-ren Besuch alleinig die Reinigungim Mittelpunkt stand“, so die Ar-chitektin. Weiters weist Mayrho-
fer auf die architektonischen Fein-
heiten der Fenster hin. RömischeThermen wurden von großen,meist halbrunden Fenstern imoberen Bereich der Wände be-lichtet. Im Gegensatz dazu stan-
Das Wasserdepot mit darin liegenden verstürzten Gewölbeteilen wäh-rend der Grabung.
den die kleinen Lichtöffnungenin der Kuppel der Hamams, dienicht mit Fenstern vergleichbarseien: „Durch die Veränderungendes Sonnenstandes verändert sichauch das Licht im Inneren des
Bades. Die entstehenden Licht-und Schattenspiele bewirkten einsehr angenehmes Raumgefühl.“Nur schemenhaft lässt sich aufden Bildern erkennen, wie pracht-voll das Hamam früher gewesensein könnte. Marmorböden undschöne Wasserhähne seien auf-grund des hohen Stellenwertesdes Hamams nicht ungewöhnlichgewesen. Petra Mayrhofer liegendie Restaurierung und das große
Ausgrabungsprojekt in Ephesossehr am Herzen. „Wenn man eine
Grabung beginnt, soll auch dieanschließende Restaurierung desBauwerks schon mit eingeplantwerden. Ist die schützende Erd-schicht einmal abgetragen, dannist das Objekt direkt der Witte-rung ausgesetzt und ein schnel-lerer Verfall wäre unvermeidbar.Langfristiges Ziel der Arbeiten istes, einen Besucherweg durch dierestaurierten islamischen Objekteanzulegen und so eine schöneErgänzung zu den bereits be-kannten antiken Monumenten zuschaffen. Die weitere Umsetzung
wird noch ein reizvoller und span-nender Prozess“, freut sich die Ar-chitektin und Archäologin PetraMayrhofer.
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Längs verschweißt oderauf Stoß verlegt – die Ver-egungsart von Gleisen hatgroße Auswirkungen aufdie Folgekosten.
Bergstrecken sind anspruchs-volle Gleisabschnitte für Schienen-netzbetreiber. Die Gleise, die überSemmering, Brenner oder Arlbergühren, benötigten bisher eineaufwändige Wartung und warenn der Vergangenheit in ihrer In-standhaltung extrem kosteninten-
siv. Das liegt unter anderem an derArt der Verlegung der Gleise. Werkennt nicht das Rattern der Zugrä-der über die Nahtstellen zwischenden Schienen? Doch währenddieses typische Geräusch in denetzten Jahrzehnten auf den meis-ten Strecken verschwand, ist esauf Bergstrecken noch immerpräsent. Woran liegt das? „VieleBergstrecken weisen trassierungs-technisch große Neigungen undenge Bogenradien auf. Dadurchwar es auf diesen Strecken bis da-
to nicht möglich, einen schwerenOberbau mit durchgehend ver-schweißten Schienen auf Beton-schwellen zu verlegen, sondernman musste bei „klassischen“Stoßlückengleisen auf Holzschwel-en bleiben. Durch diese Lücken,die sich bei wärmebedingter Aus-dehnung der Schienen schließen,entsteht das charakteristische Rat-tern des Zuges“, erklärt FerdinandPospischil vom Arbeitsbereich In-telligente Verkehrssysteme.
Teure Sicherheit
Diese Bauweise ist aber sehrwartungsintensiv und bedarf einerständigen Betreuung, um Stoßlü-ckenkorrekturen und Gleislage-berichtigungen durchzuführen.
Enge Bergstrecken sind anfäll ig für Schäden an den Gleisen und haben hohe
nstandhaltungskosten. Ferdinand Pospischil sorgte mit den Ergebnissen
seiner Dissertation dafür, dass die ÖBB künftig Mill ionen einsparen.
Forschen für einbesseres Schienennetz
Über 60 Messungen führten die Forscher innerhalb von drei Jahren im österreichischen Schienennetz durch.Ihre Messergebnisse helfen nun dabei, die Instandhaltungskosten zu senken.
Denn wenn sich die Verbindungaus Lasche und Bolzen erst einmalgelockert hat, gibt jedes überfah-rende Rad einen Schlag auf dieseStelle ab. Dann muss der Schaden
sofort behoben werden, bevor
der Schienenkopf zerbricht undschwerere Schäden zu befürchtensind. Diese Sanierungsarbeitengestalten sich aus Sicherheits-gründen sehr personalintensiv,
weil zwei Personen während der Arbeiten die Strecke sichern müs-sen, da die Gleise fast immer beinormalem Bahnbetrieb instand-gesetzt werden. Außerdem sinddie Wartungsintervalle sehr eng.Beides zusammen treibt die Ko-sten in die Höhe. Wenn man alsoden Einsatzbereich von lückenlosverschweißten Gleisen auch inengen Bögen ausbauen könnte,wären große Kosteneinsparungenmöglich.
Zusammen mit den ÖBB
In Zusammenarbeit mit denÖBB machten sich Wissenschaft-ler des Arbeitsbereichs Intelli-gente Verkehrssysteme – Eisen-bahnwesen der Uni Innsbruck ans
Werk, um herauszufinden, ob esmöglich ist, weitere Streckenab-schnitte mit längsverschweißtenGleisen auszustatten. Um aussage-kräftige Daten zu erhalten, führteein Forscherteam um FerdinandPospischil und Günther PagerMessungen an Bahnstrecken inganz Österreich durch. Innerhalbvon drei Jahren beobachtetendie Ingenieure an über 60 Mess-punkten, wie sich die Gleise beiunterschiedlicher Belastung ver-halten. „Die Messpunkte warenso ausgewählt, dass möglichst
viele verschiedene Bauarten un-tersucht werden konnten“, be-richtet Pospischil. Dazu nahmendie Forscher sowohl Holz- alsauch Betonschwellen mit und oh-
«Wir haben über drei Jahrelang Messungen im Schie-nennetz in ganz Österreichdurchgeführt.»Ferdinand Pospischil
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Gleisverwerfungen entstehen durch Ausdehnung der Gleise, zum Bei-
spiel bei großer Hitze. Fotos: Uni Innsbruck, Arbeitsbereich
Intelligente Verkehrssysteme
F erdinand Pospischil stu-dierte Bauingenieurwe-sen an der TU München. Von2012 bis 2015 arbeitete er im
Arbeitsbereich für Intelligente Verkehrssysteme – Eisenbahn-wesen an der Uni Innsbruckan seiner Dissertation. In die-ser Arbeit widmete er sich derGleislagestabilität des Schot-tergleises in engen Bögen.
ZUR PERSON
FERDINAND POSPISCHIL«Der Personalaufwand beiGleissanierungen ist sehrhoch. Daher sind die Maß-nahmen sehr kostspielig.»Ferdinand Pospischil
Die Forscher entwickelten ein Messgerät, mit dem sie Messungen di-
ekt am Gleis vornehmen konnten.
Sicherungskappen erhöhen den Querverschiebewiderstand einerSchwelle.
ne Sicherungskappen unter dieLupe. Außerdem achteten sie aufden Zustand des Oberbaus undbeobachteten, wie sich die Mess-ergebnisse veränderten, wennder Schotter frisch gestopft waroder schon länger lag. Besondersaufschlussreich waren die Mes-sungen auf der Arlbergstrecke imBrazer Bogen: Mit 250 MeternRadius ist er besonders eng undiegt zudem komplett unverschat-tet in der Sonne. Nach einem
Güterzugunglück im Jahr 2010wurde der Streckenabschnittkomplett erneuert, aufgrund sei-ner besonderen Beschaffenheitsind hier aber ständig intensivenstandhaltungsmaßnahmen not-wendig. Im Brazer Bogen konntendie Wissenschaftler vier verschie-dene Gleiszustände beobachtenund vermessen. Zunächst lagenauf diesem Abschnitt Holzschwel-en mit Stoßfugen. Im nächstenSchritt wurden Sicherungskap-pen angebracht. Danach kamen
durchgehend verschweißte Gleisezum Einsatz, die man im frisch ge-stopften und später im gesetztenZustand beobachten konnte.
mmer in Bewegung
Mit Hilfe der Daten aus derMessreihe konnten die Forscherdann bestimmen, welche Kräf-te auf das System einwirken undwie sie abgeleitet werden. Darauskonnten sie Rückschlüsse ziehen,wie der Oberbau der Gleise be-schaffen sein muss, damit einGroßteil der auftretenden Kräfte
sicher nach unten abgeleitet wer-den kann.
Doch welche Kräfte treten inGleissystemen auf? Generell sindGleise ganz unterschiedlichen
Kräften ausgesetzt. Mit jeder Zug-überfahrt geraten sie in seitlicheBewegungen, werden gleichzeitignach unten gedrückt und hoch-frequenten Schwingungen aus-gesetzt. Und jeder Bremsvorgangschiebt die Schiene vor sich her.
Auch die Umweltbedingungenwirken sich auf das System aus:Bei winterlicher Kälte zieht sichder Stahl zusammen, liegen dieGleise dagegen im Hochsommer
im Sonnenschein, dehnen sie sichaus – unter Umständen so weit,dass die Schienen seitlich aus-brechen und es zu Gleisverwer-fungen kommt.
Neue Erkenntnisse
Ferdinand Pospischil konnte inseiner Forschungsarbeit nun miteinigen Fehlannahmen aufräu-men und Hinweise darauf geben,wie die Instandhaltungskostenspürbar reduziert werden können.„Die Bogenatmung von Gleisenist viel geringer als gedacht, da-her können doch mehr Strecken-abschnitte verschweißt werdenals angenommen. Die Atmungfindet auch nicht radial statt, son-dern mit einer überlagerten Si-nuskurve. Auch Änderungen in
der Stahlgüte, im Schienenprofilund der Schwellenform beeinflus-sen die Gleislagestabilität positiv.Die Verwendung von Sicherungs-kappen kann weiter optimiert
werden und selbst die Änderungder Schienenfarbe beeinflusstdie Schienentemperatur maßgeb-lich“, führt der Experte seine Er-gebnisse aus.
Umsetzung gestartet
Die ÖBB profitieren von denErkenntnissen der Wissenschaftlerund setzten die Ergebnisse auchgleich in die Tat um: Die Arlberg-strecke wurde bereits in weitenTeilen durchgehend verschweißt.
Mit diesem Umbau von Stoßlückenund einem längs verschweißtenGleis beschritt der Konzern Neu-land. Das hält die ÖBB nicht da-von ab, dieses Projekt weiterzu verfolgen: Derzeit beginnenauch die Arbeiten am Gleissys-tem am Semmering. Die durchdiese Maßnahme erreichten Ein-sparungen lassen sich allein am
Arlberg mit rund 1,1 MillionenEuro pro Jahr beziffern – eine Er-sparnis, die den Forschern der UniInnsbruck zu verdanken ist.
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Zu diesem Thema diskutierte der Außenminister der Bundesrepublik
Deutschland, Dr. Frank-Walter Steinmeier, am 24. März exklusiv mit
Mitgliedern des Förderkreises der Universität Innsbruck. In einem
nterview gibt er Einblicke in seine Einschätzung der aktuellen Situation
und geht auch auf die Rolle der Universitäten bei der Bewältigung der
gegenwärtigen Herausforderungen ein.
„Die Welt aus den Fugen“
Deutschlands Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gab Einblicke in seine Einschätzung der aktu-ellen Situation.
Frank-Walter Steinmeier,
der Ende März einige Tage
in Südtirol verbrachte,
folgte einer Einladung der
Universität Innsbruck und
der Koordinatorin des För-
derkreises, Sabina Kasslat-
ter Mur, an den Firmensitz
der Universitätsförderin
Loacker AG, um seine Ein-
schätzungen zur derzei-
tigen weltweiten Lage zudiskutieren. In diesem Zu-
sammenhang unterstrich
Frank-Walter Steinmeier
auch die wichtige Rolle
von Institutionen wie dem
Förderkreis der Universität
Innsbruck, da diese dabei
helfen können, die Aufga-
ben von Universitäten zu
unterstützen.
Herr Steinmeier, die Welt und ins-besondere auch Europa scheint der-zeit aus den Fugen zu geraten. Wasbeunruhigt Sie am meisten?
Frank-Walter Steinmeier: Inder Tat: Ich kann mich nicht er-innern, dass wir jemals zuvor mitso vielen drängenden Krisen inunserer Nachbarschaft zugleichkonfrontiert waren. Ich selbst ha-be im letzten Jahr viel Zeit undEnergie für eine Deeskalation desKonflikts in der Ostukraine ver-wendet. Aber die vielleicht fol-
genschwerste Krise unserer Zeitist der seit nun über fünf Jah-ren andauernde Konflikt in Sy-rien, der bis heute über 250.000Menschen das Leben und über
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1669 – Wissenschafft Gesellschaft
Das ist der Name des neuen Förderkreises der Universität Innsbruck. Seine Mitglieder unterstützen die Universität als Netzwerk vonVerbündeten, als Brücke in die Gesellschaft – sowohl ideell als auch materiell. Nähere Infos: www.uibk.ac.at/foerderkreis1669
Vertreter aus Rektorat, Senat und Uni-Rat der Universität Innsbruck sowie
UnternehmerInnen aus dem Förderkreis, u. a. von Dr. Schär, Finstral, Getz-
ner, Leitner, Loacker, Markas, Montavit, Rauch, Swarco, Technicon und
Thöni, diskutierten mit Frank-Walter Steinmeier am Ritten.Fotos: Helmuth Rier
F rank-Walter Steinmeierstudierte Rechtswissen-schaft und Politikwissenschaftan der Justus-Liebig-Univer-sität in Gießen. Seit dem 17.Dezember 2013 ist er deut-scher Bundesminister des Aus-wärtigen – dieses Amt übte erbereits von 2005 bis 2009 aus.
1998 wurde er Staatssekretärim Bundeskanzleramt und Be-auftragter für die Nachrich-tendienste, von 1999 bis 2005auch Chef des DeutschenBundeskanzleramtes. Nebenseiner Tätigkeit als Bundesmi-nister des Auswärtigen in denJahren 2005 bis 2009 warer von 2007 bis 2009 auch
Vizekanzler der Bundesrepub-lik Deutschland.
ZUR PERSON
«Ich kann mich nicht erin-nern, dass wir jemals zuvor
mit so vielen drängendenKrisen in unserer Nachbar-schaft zugleich konfrontiertwaren.»Frank-Walter Steinmeier
12 Millionen Menschen Hausund Hof gekostet hat. Der Sy-rien-Konflikt hat die TerrorsekteS hervorgebracht, die nicht nurmit ihrer pervertierten Islam-
auslegung immer wieder jungeMenschen auch aus Europa in ih-ren Bann zieht, sondern im letz-ten Jahr den Terror auch ins HerzEuropas getragen hat. Und derSyrien-Konflikt hat eine Flücht-ingskrise bislang ungekanntenAusmaßes ausgelöst, die Euro-pa im vergangenen Jahr an dieGrenzen seiner Belastbarkeit ge-bracht hat. Immerhin haben jetztwir mit den Vereinbarungen, diewir in Wien und München er-zielt haben, zum ersten Mal ei-
nen Hoffnungsschimmer, dasseine politische Lösung für Syrienmöglich werden könnte. Abernoch hängt all das am seidenenFaden.
Kleine Fortschritte
Wo liegen hier Ihrer Meinungnach Lösungsansätze?
Steinmeier: Entscheidend ist,
dass wir – wie es im November inWien das erste Mal gelungen ist– Russland, aber auch die Staatender Region wie Saudi-Arabien,ran und die Türkei an Bord hal-ten. Jeden kleinen Fortschritt deretzten Wochen – die Waffenruhe,
die humanitäre Versorgung in be-agerten Gebieten, die Verhand-ungen über eine politische Lö-sung in Genf – haben wir durchden gemeinsamen Druck von au-ßen errungen, auf Grundlage derVerständigung unter den interna-tionalen und regionalen Akteurenn Wien und München. Auf die-se Verständigung und auf diesenDruck wird es umso mehr an-kommen, wenn nun in Genf dieschwierigsten Fragen nach der
politischen Zukunft Syriens aufden Tisch kommen.
Wenn die Waffenruhe ein Zei-chen ist, dass nach fünf JahrenKrieg die Konfliktparteien einse-hen, dass dieser Konflikt militä-risch für niemanden zu gewinnenist, dann ist Hoffnung, dass nachfünf Jahren jetzt endlich der Ein-stieg in eine politische Lösung ge-lingen kann und das Sterben be-endet wird.
Wie wird es für Europa und dieEU weitergehen?
Steinmeier: Die letzten Monatehaben unerbittlich klar gemacht:Europa kann sich von einer ausden Fugen geratenen Welt nichtabschotten – so viel Krise in undum die EU war nie! Seit Monatenhaben wir deshalb auch in Europaan mehreren Großbaustellen zu-gleich intensiv um Kompromisseund Lösungen ringen müssen.Die Finanzkrise hält uns weiter imGriff, das britische Referendum
steht an und die vielleicht größ-te Bewährungsprobe für Europaist die Flüchtlingskrise und damitverbunden die Frage, wie wir esschaffen, den Zustrom Tausen-der Flüchtlinge zu kontrollierenund zu begrenzen. In diesem Zu-sammenhang sind die auf demEU-Türkei-Gipfel erzielten Ver-einbarungen ein erster wichtigerSchritt auf dem Weg hin zu einergesamteuropäischen Lösung. DieEU-Mitgliedstaaten haben sich
dazu bekannt, gemeinsam nacheinem Ausweg aus der Flücht-lingskrise zu suchen und habendamit nationalen Alleingängeneine Absage erteilt. Wir werdenbesonders belasteten Staaten wieGriechenland weiter massiv unterdie Arme greifen, nur so kann esdie humanitäre Versorgung derFlüchtlinge leisten. Jetzt müssenwir alles daran setzen, damit diebeschlossenen Maßnahmen rasch
greifen. Nur so können wir denrechten Phasendreschern bei unsund in ganz Europa einen Strichdurch die viel zu einfache Rech-nung machen.
Perspektiven schaffen
Welche Aufgaben haben hierIhrer Meinung nach Universitätenbzw. die Wissenschaft? Können sieetwas zur Bewältigung dieser He-rausforderungen beitragen?
Steinmeier: Gerade in Zeitender Krise – und davon erleben
wir im Moment gewiss genug –ist der akademische und wissen-schaftliche Austausch der Univer-sitäten unverzichtbar. Wir sehen,dass eine dramatische Folge die-ser Krisen ist, dass Millionen Men-schen der Weg zu Bildung und
Wissenschaft verwehrt ist. Weilsie ihre Heimat verlassen müssen,weil sie keinen Zugang zu Schulenund Universitäten haben. Für unsist klar: Wir müssen helfen, dassfür diese Menschen und damit für
die Zukunft ihrer Herkunftsländereine Perspektive bleibt. Deshalbsorgt Deutschland mit dafür, dassFach- und Führungskräfte für den
Wiederaufbau in Syrien zur Verfü-
gung stehen und wir damit hel-fen wollen, zu verhindern, dasseine „verlorene Generation“ an
Akademikern heranwächst. Mitdem Leadership-for-Syria-Pro-gramm ermöglichen wir über220 syrischen Flüchtlingen ein
Vollzeitstudium in Deutschland.Darüber hinaus finanzieren wirüber die Deutsche AkademischeFlüchtlingshilfe (DAFI) Drittland-stipendien insbesondere für sy-rische Flüchtlinge in den Erstauf-nahmeländern Türkei, Libanon,
Jordanien und Ägypten. DiesesEngagement bauen wir geradeweiter aus. Ein weiteres Beispielfür die zentrale Bedeutung von
Wissenschaft ist das Hochschul-abkommen zwischen der Asso-ziation führender HochschulenRusslands und dem Deutschen
Akademischen Austauschdienst,mit dem wir sicherstellen wollen,dass auch zukünftige Generati-onen die Beziehungen zwischenRussland und Deutschland weiterpflegen und vielleicht neue Wegezueinander finden. Das Interview führte Uwe Steger.
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Für seine bahnbrechenden
Forschungen auf dem Gebietder Quantenphysik erhielt PeterZoller den Herbert-Walther-Preis2016. Die Auszeichnung wurdehm bei der Frühjahrstagung derDeutschen Physikalischen Gesell-schaft in Hannover überreicht.
Der Herbert-Walther-Preiswürdigt herausragende Beiträ-ge in der Quantenoptik undder Atomphysik sowie hervorra-gende Leistungen in der inter-nationalen wissenschaftlichenGemeinschaft. Die Auszeichnung
wird von der Optical Society ofAmerica (OSA) und der Deut-schen Physikalischen GesellschaftDPG) gemeinsam in Erinnerung
an den im Jahr 2006 verstor-benen Physiker Herbert Walthervergeben.
Peter Zollerausgezeichnet
Die neue Mehrzweckhalle des Uni-
sportinstituts. Foto: Helmut Weichselbaumer
Das UniversitätssportinstitutUSI) hat sich räumlich vergrö-
ßert: Mitte Februar wurden 300neue Quadratmeter eröffnet.
„Das USI ist seit Jahren eine sehrwichtige Dienstleistungseinheitder Universität Innsbruck. Mit et-wa 1000 Kursangeboten wird hierdie sportliche Vielfalt repräsen-tiert und bietet für Studierende,Mitarbeitende und Externe einegroßartige Auswahl“, sagte Rek-tor Tilmann Märk anlässlich derEröffnung der neuen Halle. „Mitdem Bau der neuen Halle habenwir wieder neue Möglichkeiten,modernste Sportarten anzubie-ten und den Sportlerinnen undSportlern ein schönes Umfeld und
gute Bedingungen zu bieten“,reute sich auch Helmut Weich-
selbaumer, Leiter des Universitäts-sportinstituts der Uni Innsbruck,über die neue Mehrzweckhalle.
USI-Turnhalleeröffnet
Das Team der neuen Trans-
ferstelle Wissenschaft-Wirt-
schaft-Gesellschaft der Uni
Innsbruck lud Anfang März
zur Kick-off-Veranstaltung
ins Bruno-Sander-Haus ein.
Mit dieser Veranstaltung gabdie neue Serviceeinrichtung ihren
Kooperationspartnern, Vertreternaus Wirtschaft und Gesellschaftsowie Universitätsangehörigen dieGelegenheit, das Team persönlichkennenzulernen und einen Einblickin die vielseitigen Tätigkeitsfelder,die von der Anbahnung von Wirt-schaftskooperationen und Betei-ligungen, über den Alumni- undCareer-Service und Fundraisingbis hin zum Welcome-Service fürneu berufene Professoren reichen,zu gewinnen.
Die Universität Innsbruck siehtneben der Erfüllung ihrer beiden
traditionellen Kernaufgaben For-schung und Lehre insbesonde-re auch die so genannte „ThirdMission“ als ihre gesellschaftliche
Verpflichtung. Zur Unterstüt-zung wurde mit Jahresbeginn aus
drei ehemals unabhängigen Be-reichen (transidee GmbH, Stabs-stelle für Wirtschaftsbeteiligungenund Stabsstelle für Alumni, Ca-reer-Service und Fundraising) die
neue Transferstelle Wissenschaft- Wirtschaft-Gesellschaft, unter derLeitung von Priv.-Doz. Dr. SaraMatt-Leubner, der ehemaligenGeschäftsführerin von transidee,ins Leben gerufen.
Ziel der neuen Transferstel-le ist es, durch verstärkte Zu-sammenarbeit mit Akteuren aus
Wirtschaft und Gesellschaft dieBedeutung der Universität Inns-
bruck als Impulsgeberin für dieRegion, als Partnerin für die Wirt-schaft und als Wissenspool für dieGesellschaft weiter auszubauen.
Weitere Informationen: www.uibk.ac.at/transferstelle/
Transferstelle
feierte Kick-off
Verena Kaiser (stellvertretende Leiterin der Transferstelle), Rektor Märk und
Sara Matt-Leubner (Leiterin der Transferstelle). Foto: Uni Innsbruck
WO.ANDERS – Leben nach der FluchtKonzepte für eine menschenwürdige Architektur wurden im Rahmen einerAusstellung von Studierendenprojekten in der Kulturbackstube Bäckerei in
Innsbruck vorgestellt. Basierend auf Entwurfs- und Hochbauprojekten vonStudierenden der Architekturfakultät wurden Visionen und konkrete archi-tektonische Konzepte für innovative Formen des Wohnens und des Lebensaufgezeigt. Foto: Melanie Bartos
Die besten Studierenden ausden sechs Masterprogrammen der
Fakultät für Betriebswirtschaft fin-den sich heuer erstmals auf einerDean’s List. Mit der Aufnahme indiese Liste werden besonders he-rausragende Studienleistungen aus-gezeichnet. „Die Aufnahme isteine Anerkennung für weit über-durchschnittliche Leistungen imStudium“, betont Dekan Matthi-as Bank. Für die Aufnahme in dieDean’s List müssen die Kandi-daten im jeweiligen Masterpro-gramm eine bestimmte Mindest-durchschnittsnote für die Moduledes ersten Studienjahrs erreichen.
Zurzeit sind an der Fakultät ins-gesamt 918 Studierende für diezweijährigen Masterprogrammeinskribiert, 33 davon wurden aus-gezeichnet.
Beste Studentenauf Dean’s List
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RoboCupJunior350 Schüler aus zehn Ländern habenin den vergangenen Monaten im In-formatik-Unterricht Roboter gebaut– diese zeigten am 2. und 3. Aprilbeim RoboCupJunior, was sie kön-nen. Der RoboCupJunior ist als welt-weite Initiative Teil des RoboCupsund fördert regionale, nationale undinternationale Robotik-Veranstaltun-gen für Schüler mit dem Ziel, jungenMenschen die Scheu vor Naturwis-senschaften und Technik zu nehmen.Organisiert wurde die Veranstaltungvom Institut für Informatik und dem
MCI.Foto: Institut für Informatik
Am 8. März, dem Internationa-
len Frauentag, wurden an der UniInnsbruck die Erika-Cremer-För-derungen an drei Wissenschaftle-rinnen vergeben. Sonja Koroliov(Slawistik), Noelia Bueno-Gómez(Philosophie) und Maria Bertel(Rechtswissenschaft) werden imRahmen des Erika-Cremer-Pro-gramms bei ihren Habilitations-vorhaben unterstützt. Im Anden-ken an die große Forscherin ErikaCremer, die trotz hervorragen-der wissenschaftlicher Leistungenerst 1959 zur ordentlichen Uni-
versitätsprofessorin für physika-lische Chemie bestellt und zum Vor-stand des Physikalisch-ChemischenInstitutes ernannt wurde, will dieUniversität Innsbruck mit demFörderprogramm gezielt wissen-schaftliche Frauenkarrieren för-dern. Die Förderzusagen wurdenvon Vizerektorin Sabine Schindler(Forschung), Vizerektor WolfgangMeixner (Personal) und Alexandra Weiss vom Büro für Gleichstellungund Gender Studies überreicht.
Förderungvergeben
LH Günther Platter, Rektor Tilmann
Märk und LH Arno Kompatscher (von
links). Foto: Land Tirol/Frischauf
Im Rahmen eines Festaktes wirdjedes Jahr am 20. Februar, demTodestag Andreas Hofers, einehohe Tiroler Landesauszeichnungan zwölf Persönlichkeiten aus Tirolund Südtirol vergeben. Der Rektorder Uni Innsbruck, Tilmann Märk,wurde für seine Leistungen umden Wissenschaftsstandort Tirolausgezeichnet. LH Günther Plat-
ter würdigte die herausragendenLeistungen, die die Ausgezeich-neten in den unterschiedlichstenBereichen erbracht haben. DieEhrungen seien sichtbarer Aus-druck des Dankes und der hohen Wertschätzung des Landes Tirol.
Ehrenzeichen fürRektor Märk
Anfang März trafen sich dieMitglieder des Forschungsschwer-
punkts Molekulare Biowissen-schaften in Gnadenwald zu ihrerahrestagung. Neben Fachvor-trägen internationaler Expertenund den Präsentationen aus den
Arbeitsgruppen standen der Aus-tausch zwischen den Teilneh-
merinnen und Teilnehmern unddie Förderung der jüngeren Wis-senschaftler im Mittelpunkt. Wei-ters wurden die besten Beiträgevon Nachwuchsforschern mit Prei-
sen gewürdigt: Armin Wilfingervom Institut für Molekularbiologie
und Marina Frener vom Institut fürOrganische Chemie erhielten diePosterpreise. Julia Wunderer vomInstitut für Zoologie wurde für denbesten Kurzvortrag ausgezeichnet.
CMBI-Jahrestagung
Die international erfolg-
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