Vor etwas mehr als einem Jahr hat IBM eine
Diskussion darüber angestoßen, wie sich
Dinge in unserer Welt grundlegend ändern
sollten. Seitdem führen wir einen intensiven
Meinungsaustausch mit Kunden, anderen
Unternehmen, Politik und Wissenschaft
darüber, wie wir gemeinsam eine
intelligentere Welt gestalten können
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Eine intelligentere Welt – also ein Smarter Planet – bedeutet, dass die Welt mit intelligenten Systemen und
Abläufen versehen wird, über die Dienstleistungen erbracht, Güter entwickelt, hergestellt, erworben und
verkauft werden. Auf dessen Basis wir uns fortbewegen, Öl, Wasser und Elektronen transportiert werden
und Milliarden von Menschen arbeiten und ihr Leben gestalten.
· Rechenleistung ist heute praktisch überall vorhanden und so kostengünstig,dass Gegenstände damit ausgestattet werden, die von außen nicht wie Computer
wirken: Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, Straßen, Stromnetze und Bekleidung
genauso wie globale Prozess- und Lieferketten. Selbst in der Landwirtschaft oder
an Wasserwegen wird heute bereits Informationstechnologie in Form von
Sensoren eingesetzt.
· All diese digitalen Einheiten, von denen es bald Billionen geben wird, werdenüber das Internet miteinander vernetzt. Man spricht hier auch häufig vom „Internet
der Dinge“.
· Die aus diesen vernetzten Dingen gewonnenen Daten können in Informationen
und Wissen umgewandelt und damit intelligent genutzt werden. Wir sind heute in
der Lage, mit Hilfe von Rechenleistung und Analysemethoden dieses neue
Wissen sinnvoll und umfassend zu nutzen. Wir können damit Kosten senken und
Verschwendung vermeiden, Effizienz und Produktivität steigern sowie die Qualität
von fast allem verbessern: Von Produkten, von Arbeitsabläufen in Unternehmen
bis hin zu unseren Städten.
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Wir haben den Dialog über einen Smarter Planet im
November 2008 begonnen. Das Finanzsystem der Welt
befand sich damals für einen Moment fast im freien Fall. Die
meisten Unternehmen zogen den Kopf ein und gingen in
Deckung. Wir bei IBM haben uns damals dafür entschieden,
den Dialog weiterzuführen, weil wir der Meinung waren,
dass es sich bei Smarter Planet um eine keineswegs
utopische Agenda für Vordenker handelt. Das gilt nach wie
vor: Wir reden hier nicht von einer abgehobenen Vision,
sondern von einem ganz pragmatischen Ansatz, die
Herausforderungen in Angriff zu nehmen, die die Welt in
den vergangenen Monaten in Atem gehalten haben und
auch heute noch unsere ganze Aufmerksamkeit
beanspruchen: Erhalt von Arbeitsplätzen, die Zukunft der
Energieversorgung, Umweltfragen bis hin zu offenen
Fragen rund um unser globales Finanzsystem.
Wir glauben an unsere Agenda. Und weil wir sicher sind, dass sie Lösungsansätze für die oben genannten
Herausforderungen anbietet, haben wir die Ressourcen von IBM im vergangenen Jahr auf das Ziel
ausgerichtet, intelligentere Systeme auf der ganzen Welt zu installieren.
Wir haben in den vergangenen Monaten viel gelernt. Ich möchte anhand von einigen Erkenntnissen und
Beispielen eine Perspektive auf das Jahrzehnt, das vor uns liegt, bieten.
Zunächst haben wir im vergangenen Jahr gelernt, dass unser Vorschlag, Systeme und Abläufe zukünftig
intelligenter zu gestalten, in Wirtschaft und Politik weltweit Anklang gefunden hat. Wir haben in über 50
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Ländern – Industrienationen wie Schwellen- und Entwicklungsländer – unsere Ideen vorgestellt. Allein zum
Thema Smarter Cities – intelligente Städte – haben wir weltweit über 100 Veranstaltungen durchgeführt,
an denen über 2.000 Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung teilgenommen haben. Neben vielen
Diskussionen hat sich auch gezeigt, dass es bereits viele Beispiele gibt, wo intelligente Systeme implementiert
wurden und auch den erwarteten Erfolg zeigen. Dazu gleich mehr.
Wir hatten uns bei IBM für 2009 das
ambitionierte Ziel gesteckt, gemeinsam
mit unseren Kunden und Partnern 300
solcher intelligenten Lösungen in
Unternehmen, Städten und auf anderen
Gebieten zu entwickeln. Wir haben
unser Ziel weit übertroffen. Inzwischen
arbeiten wir bereits an über 1.200
Projekten in allen wichtigen Branchen,
in allen Teilen der Welt.
Anhand dieser Projekte können wir aufzeigen, dass sich die Investitionen in intelligente Systeme lohnen:
· In einer Studie wurden weltweit 439 Städte untersucht. Dabei zeigte sich, dass
die Städte, die Lösungen zur Entlastung ihres Straßenverkehrs wie
beispielsweise durch digitale Zufahrtsregelungen in die Innenstädte, die
Vernetzung von Ampeln oder situationsabhängige Verkehrssteuerung nutzen,
Staus um durchschnittlich über 700.000 Stunden im Jahr reduzierten und jeweils
fast 15 Millionen US-Dollar einsparten. Vier Städte, die mit Hilfe von IBM solche
Lösungen implementierten, konnten das Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten um
bis zu 18 Prozent reduzieren, den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen um bis zu
14 Prozent senken und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs um bis zu 7
Prozent steigern.
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· Noch einige andere Beispiele: In Spanien setzten acht Krankenhäuser und 470
Notfallstationen neuartige Systeme für die medizinische Versorgung ein, die
zum einen dem medizinischen Personal im Notfall benötigte Informationen vor Ort
zur Verfügung stellen und gleichzeitig Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit
ihrer Einrichtungen erlauben. Das Ergebnis: Eine bessere Versorgung der
Patienten und eine Steigerung der Betriebseffizienz von bis zu 10 Prozent.
· Banken und andere Finanzdienstleister weltweit gewinnen mit intelligentenSystemen ein neues Maß an Risikokontrolle, Effizienz und Kundenservice. Durch
optimierte Kreditverfolgung und -verarbeitung konnte beispielsweise der indische
Mikrofinanzierer Grameen Koota seinen Kundenstamm von 70.000 auf 250.000
Personen ausbauen, den Geldbedarf exakter vorhersagen, seine Ressourcen
besser einsetzen und den Zugang zu Kapital ausweiten. Die russische
Zentralbank konnte die Kosten für die Zahlungsabwicklung durch neue Systeme
um 95 Prozent reduzieren. Das Währungshaus CLS verarbeitet den
überwiegenden Teil aller weltweiten Währungstransaktionen. Durch neue
intelligente Software und Prozesse werden dort heute die Risiken des
Handelsgeschäfts in Höhe von 3,5 Billionen US-Dollar pro Tag minimiert.
· Eine einjährige Studie des Pacific Northwest NationalLaboratory des U.S Department of Energy zeigt, dass
Verbraucher mit intelligenten Zählersystemen zehn
Prozent ihrer Stromrechnungen einsparten und ihren
Stromverbrauch während der Spitzenlastzeiten um 15
Prozent senken konnten. Und das ist erst der Anfang.
In einer Branchenstudie wurde festgestellt, dass sich
mit einer nur moderaten Verringerung von fünf Prozent
der Lastspitzen in den Stromnetzen der USA 625
Kraftwerke samt zugehöriger Infrastruktur einsparen
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ließen.
· Vier führende Einzelhandelshäuser in den USA konnten die Kosten ihrerLieferketten um bis zu 30 Prozent sowie ihren Lagerbestand um bis zu 25
Prozent senken und steigerten gleichzeitig ihre Umsätze um bis zu 10 Prozent.
Sie erreichten das allein dadurch, dass sie das Kaufverhalten ihrer Kunden exakt
analysierten, anhand dieser Daten das Sortiment konsequent an der Nachfrage
ausrichteten und ihre Lieferketten durchleuchteten.
Diese Liste ließe sich noch fortsetzen. Wir sind momentan bei IBM dabei, die Ergebnisse intelligenterer
Systeme rund um den Globus weiter zu quantifizieren. Und das ist wichtig. Denn nur messbare Ergebnisse
wie die eben beschriebenen, helfen Entscheidungsträgern dabei, Neues anzupacken und durchzusetzen.
Was haben wir noch gelernt?
Wir haben gelernt, dass ein enormes Interesse daran besteht, zu erfahren, wie solche Veränderungen möglich
sind. CEOs, CIOs, Regierungschefs und Bürgermeister fragen sich:
· Wie statte ich ein System mit Intelligenz aus, für das eigentlich kein Unternehmenund keine Behörde allein verantwortlich ist?
· Wie führe ich alle Akteure zusammen?
· Wie bekomme ich die Finanzierung zustande?
· Wie kann ich den Einkauf in meinem Unternehmen oder die Beschaffungsstelleüberzeugen, eine solche neuartige Lösung anzuschaffen?
· Wie kann ich dafür sorgen, dass mich Mitarbeiter oder Bürger dabeiunterstützen?
· Wo beginne ich am besten?
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Wir haben diese Fragen immer wieder während unserer
Projekte weltweit gehört. Wir haben sie von Bürgermeistern
in unseren Smarter Cities-Foren gehört – im vergangenen
Juni in Berlin, im letzten Oktober in New York, letzten
Dezember in Ho Chi Minh City und in beinah 100 anderen
Städten. Und ich höre das Gleiche in meinen Gesprächen
mit Leuten aus der Wirtschaft und Verwaltung.
Eines ist dabei sehr wichtig: Das sind alles keine technologischen Fragen. Hier geht es um
Führung.
Don Spencer beispielsweise, Associate Director
of Medical Informatics an der Universität von
North Carolina hat sich mit der letzten Frage
auseinandergesetzt: „Wo beginnen?““. Er
beschloss, gleich beim heikelsten Problem
seines Krankenhaussystems anzusetzen: der
Menge und fehlenden Vernetzung der
vorhandenen Patientendaten. Er entwickelte
eine intelligente Krankenhauslösung, mit der
Ärzte und Krankenhausverwaltung heute
gemeinsam Zugriff auf medizinische und
Verwaltungsdaten von Patienten haben und
enger zusammenarbeiten können.
Eine weitere Frage, die häufig auftaucht, wenn es um die angesprochenen Veränderungen geht: „Welches
Tempo sollte ich vorlegen?" Die Technologie mag zwar vorhanden sein, um ein Problem zu lösen – die
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kulturellen Voraussetzungen beispielsweise innerhalb eines Unternehmens vielleicht aber noch nicht. Terry
Rhode, System Controller und IT- Manager eines Logistikunternehmens in Kanada stand genau vor dieser
Frage. Er wollte ein neuartiges IT-System einführen. Die Mitarbeiter seines Unternehmens sind zu großen
Teilen Trucker, die tendenziell konservativ und Änderungen sowie neuen Technologien eher kritisch
gegenüber stehen. Über zwei Jahre lang arbeitete er deshalb daran, eine entsprechende Wissensgrundlage im
Unternehmen zu schaffen und Akzeptanz für neue Technologien aufzubauen. Er vermittelte den Truckern
nicht nur wie, sondern auch warum die Technologie eingesetzt werden muss. So sorgte er dafür, dass ein
radikal neues System in der vorherrschenden Unternehmenskultur akzeptiert wurde. Die Folge: Ein
deutlich verbesserter Kundenservice.
Terry Rhodes Erfahrung zeigt, dass beim Thema Organisationskultur sowohl von oben nach unten als auch
von unten nach oben gearbeitet werden muss. Genau das tat beispielsweise auch Patricia Graham, CIO eines
Energieversorgers in Houston. Ihr war klar, dass sich vieles in ihrem Unternehmen ändern würde und dass
viele Mitarbeiter keine Vorstellung davon hatten, was die geplante Einführung eines automatisierten
Messverfahrens für die Kunden und das eigene Unternehmen eigentlich bedeutete. Sie begann einen
Dialog mit den Außendienstmitarbeitern, denen – wie sie sagt – „die Zähler gehören“ und band sie in das
Konzept, das Brainstorming und in die Diskussion vor Einführung der neuen Technologie. So erreichte sie
eine entsprechende Akzeptanz bei Kunden wie Mitarbeitern. Der Erfolg: Heute liest das Unternehmen seine
Zähler alle 15 Minuten ab – im Gegensatz zu einmal im Monat, wie in der Vergangenheit.
„Wie gewinne ich die Unterstützung der Bürger?“ Gunnar Söderholm, Leiter des Umwelt- und
Gesundheitsressorts im schwedischen Stockholm, sah seinen Plan für ein intelligentes Verkehrssystem
bereits an rechtlichen und politischen Hürden scheitern. Seine Lösung? Er beschloss, seinen Plan als
Pilotprojekt zu starten. Damit erreichte er zwei Dinge: Zum einen war er damit in der Lage, einen
Konzeptnachweis zu erbringen. Nach sieben Monaten lagen eindeutige statistische Daten vor, die zeigten,
dass ein vielschichtiger, systemischer Ansatz erforderlich war, der sowohl eine Optimierung des öffentlichen
Nahverkehrs als auch der staubedingten Kosten umfasst. Nur so würden sich Verkehr, CO2-Ausstoß und die
Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs verbessern lassen. Zum anderen gab dies der Öffentlichkeit die
Gelegenheit, sowohl die Vorteile als auch die Einschränkungen des neuen Systems kennenzulernen. Und
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dann wurde in einer Wahl abgestimmt. Letztendlich war es die Popularität dieses radikal neuen Konzepts bei
den Bürgern von Stockholm, die Gunnar den politischen Rückhalt verlieh, um seinen Plan durchzusetzen.
„Wie mache ich ein System intelligent, das niemandem gehört?“ Dr. Britta Buchholz beim süddeutschen
Versorgungsunternehmen MVV Energie AG rief einen „Markt“ für Energie ins Leben, der alle wichtigen
Akteure der Wertschöpfungskette miteinbezog – Forschungspartner, den akademischen Bereich,
Infrastrukturanbieter und den öffentlichen Sektor.
Die Zusammenarbeit war auch der Schlüssel zum Erfolg im
Projekt für intelligente Telekommunikation von Mario
Domingo, Leiter für Produktentwurf und -herstellung beim
philippinischen Unternehmen Globe Telecom. Im Rahmen
eines Projekts schmiedete er eine Partnerschaft zwischen den
Lieferanten und internen Beteiligten – vom Vertriebsprozess
bis hin zur Bereitstellung. Bei dieser Zusammenarbeit ging
es um weit mehr als Logistik und Koordination. Geschaffen
wurde damit ein umfassender Wissenspool zu Fragen wie
was implementiert werden sollte, wie dies zu erreichen ist und
welche bewährten Verfahren eingesetzt werden könnten.
Alle diese gerade beschriebenen Menschen haben eines gemeinsam: Sie warten nicht darauf, bis ein neue
Richtlinie verabschiedet, ein neue Arbeitsgruppe eingesetzt wird. Sie ergreifen die Initiative, binden die
unterschiedlichsten Gruppen in ihre Projekte ein und gestalten den Wandel. Wandel, der sowohl schnellen
Return-on-investment wie auch langfristige Wettbewerbs- und Standortvorteile sichert. Wandel, der zugleich
die Umwelt schont und wirtschaftlich ist.
Was treibt aber alle diese Fragen und Projekte? Was ist es, das dieses neue Denken in vielen Bereichen in
Gang setzt? Es ist die allgegenwärtige Digitalisierung, die es uns erlaubt, noch exakter zu erkennen und zu
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erfassen, was in einem bestimmten System – egal ob in einem Unternehmen oder im öffentlichen Raum wie
beispielsweise in einem Verkehrsleitsystem – tatsächlich vor sich geht.
Im vergangenen Jahr hat sich darüber
hinaus bestätigt, wovon wir überzeugt
waren. Der wichtigste Aspekt
intelligenterer Systeme sind Daten – und
noch genauer verlässliche
Informationen, die aus diesen Daten
entstehen.
Früher zogen wir Rückschlüsse aus Informationen, die wir nachträglich gesammelt und ausgewertet haben.
Heute können wir anhand von Fakten direkt entscheiden. Früher interpolierten und extrapolierten wir, heute
können wir definieren. Die historische Perspektive weicht der Echtzeitperspektive.
Wir häufen heute in der Welt unvorstellbare Datenmengen an. In nur drei Jahren wird der IP-Verkehr
Schätzungen zufolge auf insgesamt über ein Zettabyte anwachsen. Das sind eine Billion Gigabyte – oder
anders ausgedrückt: eine Eins, gefolgt von 21 Nullen.
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Hier geht es aber nicht nur um Menge und Geschwindigkeit von
Daten. Auch die Art der Daten, die wir sammeln und analysieren,
verändert sich. 30 Prozent der Daten auf der Welt bestehen
heute bereits aus Bildmaterial im medizinischen Umfeld. Stellen
wir uns vor, wie viel Daten die 10.000 Sicherheitskameras in
London produzieren, die 24 Stunden am Tag Videobilder in das
Netz einspeisen. Oder nehmen wir die 1.000 vernetzten
Sensoren, die eine neue Brücke in Hongkong überwachen – und
multiplizieren Sie sie mit den Millionen von Straßen, Brücken und
Gebäuden in Städten rund um den Globus, die auch solche
Sensoren haben oder in Zukunft haben werden.
Wir erfassen Daten in der Natur zu Bodenbeschaffenheit oder Fließgeschwindigkeit von
Gewässern. Und wir haben die wachsende Informationsflut, die von Milliarden Einzelpersonen in sozialen
Netzwerke generiert werden. Sie lassen uns wissen, was sie denken, was sie mögen und möchten, was sie
beobachten.
Wie ich schon sagte: All diese Daten sind heute praktisch in Echtzeit verfügbar. Heute noch treffen die
meisten von uns Entscheidungen auf Grundlage von beschränkten Informationen aus der Vergangenheit
oder auf Basis von Erfahrung. Das waren bisher die besten verfügbaren Informationen – aber das ändert sich
schnell.
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Man mag jetzt denken: Das Letzte, was wir
brauchen, sind noch mehr Informationen, die auf uns
einprasseln, noch mehr Hintergrundrauschen. Doch
wir verfügen heute dank innovativer Analyse-Tools
über die notwendigen Möglichkeiten, um Nutzen aus
diesen Daten zu ziehen – und dort die Muster,
Korrelationen und Ausreißer zu erkennen.
Ausgereifte mathematische Modelle helfen uns,
Änderungen in unseren Systemen nicht nur zu
prognostizieren und sogar genau vorherzusagen.
Das ist die Verheißung einer intelligenteren Welt.
Mit dieser Verheißung gehen jedoch auch beunruhigende Begleiterscheinungen einher. Das ist eine weitere
Erkenntnis. Betrachten wir zwei der offensichtlichen Bereiche: Datenschutz und Sicherheit.
Kameras in London und in Chicago erlauben der Polizei und anderen Einsatzkräften ein schnelleres
Eingreifen als jemals zuvor. Dadurch können Leben gerettet werden. Dennoch werden auch zunehmend
Stimmen laut, die das Gefühl haben, dadurch nicht in einem sicheren Staat, sondern in einem
„Überwachungsstaat“ zu leben.
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Vor ein paar Jahren erschien ein Zeitungsbericht, in dem
beschrieben wurde, dass im Umkreis von 200 Metern der
Londoner Wohnung, in der George Orwell seinen Roman
„1984“ schrieb, 32 Überwachungskameras jede Bewegung
auf der Straße verfolgen. Natürlich dienten sie nicht dem
Zweck, diese eine Wohnung zu beobachten. Sie
überwachen den Verkehr und sollen die öffentliche
Sicherheit gewährleisten. Trotzdem liegt die Ironie und
der Grund für die besorgten Stimmen auf der Hand.
Ja, wir Menschen möchten weniger Kriminalität, weniger
Verkehr, kürzere Wartezeiten, mehr Gesundheit und alle
anderen Vorteile von intelligenteren Systemen. Doch wir
fühlen uns möglicherweise auch immer unwohler dabei,
dass so viele Informationen über uns verfügbar sind. Wir
stellen Fragen: Wer hat Zugriff auf diese Daten? Was
geschieht damit? Sind die Menschen, die sie einsehen
können, vertrauenswürdig? Sind die Daten sicher?
Unternehmen und Behörden sind begeistert von den Vorteilen, die eine intelligente Infrastruktur bietet:
intelligente Stromnetze, Schienenverkehr, Abwassersysteme oder Gebäude, um nur einige zu
nennen. Bedeutet das, dass unsere grundlegende Infrastruktur so sicher und zuverlässig ist wie unser Laptop?
Diese Fragen bedürfen einer ernsthaften Auseinandersetzung und einer gemeinschaftlichen
Entscheidungsfindung. Wir müssen mehr aufbauen als intelligente Systeme. Wir müssen die Unterstützung
dafür gewinnen. Darum verfolgt IBM in vielen Bereichen unserer Smarter Planet-Agenda auch das Konzept,
gemeinsam mit Anderen Projekte anzugehen.
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Wir sind beispielsweise Teil der Global Intelligent
Utility Network Coalition, eines Konsortiums
innovativer Versorgungsunternehmen mit fast 100
Millionen Kunden weltweit. Dieses Konsortium
arbeitet daran, den Einsatz von Technologien für
intelligente Stromnetze zu beschleunigen und die
Branche neu auszurichten.
Die Patient-Centered Primary Care Collaborative – ein Bündnis aus großen Arbeitgebern,
Verbrauchergruppen, Qualitätsprüfern, Leistungsträgern im Gesundheitswesen, Gewerkschaften, Kliniken
und Ärzten in den USA – entwickelt Konzepte, um unsere Gesundheitssysteme rund um den Patienten
zu optimieren.
Wir arbeiten auch mit der Brüsseler Ideenschmiede Security & Defence Agenda zusammen, um Wissen und
Konsens zu Themen wie Sicherheit und Verteidigung aufzubauen. Das geschieht im Rahmen einer groß
angelegten Online-Zusammenarbeit, die wir bei IBM „Jam“ nennen und die unserer Erfahrung nach
erheblich schneller zu konkreten Entscheidungen und Maßnahmen führen kann. Am SecurityJam im
Februar 2010 nehmen beispielsweise tausende Sicherheitsexperten, Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und
Nichtregierungsorganisationen teil, um neue Bedrohungen des internationalen Friedens und der Sicherheit zu
analysieren und zu definieren. Am Ende wird eine Reihe von Empfehlungen stehen, die im April 2010 der
Führung von EU und Nato vorgelegt werden.
Der Schlüssel dafür ist Zusammenarbeit. Einige der Beispiele, die ich beschrieben habe, belegen die
Bedeutung von Zusammenarbeit bei der Lösung von komplexen Herausforderungen recht anschaulich.
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Zum Schluss möchte ich gerne den Kreis
schließen und noch einmal zu den Vorteilen
zurückkehren, die intelligente Systeme bieten.
Mich haben die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse des vergangenen Jahres zuversichtlich gemacht.
Nicht nur im Hinblick darauf, dass die Welt und ihre Systeme tatsächlich intelligenter werden, sondern auch
darauf, dass Entscheider die Chance ergreifen, Wandel einzuleiten.
Die Weltwirtschaft hat sich etwas stabilisiert, auch wenn noch erhebliche Herausforderungen zu meistern
sind. Konjunkturprogramme zeigen Wirkung, doch sie können und dürfen nicht bis in alle Ewigkeit
fortgesetzt werden. Fakt ist, dass wir in absehbarer Zukunft mit der Herausforderung konfrontiert sein
werden, viele drängende globale Fragen mit weniger statt mehr Ressourcen lösen zu müssen.
Ein entscheidender Faktor für unsere kurz- und langfristigen wirtschaftlichen Aussichten wird der Einsatz
intelligenterer Technologien sein, um die Kosten unserer bestehenden Systeme und Institutionen zu
senken – wir müssen mehr mit weniger erreichen. Wir werden die Betriebsdauer unserer Infrastrukturen
verlängern müssen und wir werden sicherstellen müssen, dass die Systeme der nächsten Generation in sich
selbst effizienter, flexibler und ausfallsicherer sind.
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Die gute Nachricht ist: All das ist bereits im Gange. Jeden Tag sehen wir neue, intelligentere Konzepte in
unterschiedlichen Branchen, Städten und Regionen auf der ganzen Welt. Wir sehen greif- und messbare
Erfolge und lernen, wie dadurch die Welt intelligenter wird.
Das ist ermutigend. Und ich glaube auch, dass es uns helfen würde, wenn wir uns alle mitunter daran
erinnern, mit welchen Hoffnungen wir vor gerade einmal zehn Jahren in das neue Jahrtausend gestartet sind.
Ich bin der Überzeugung, dass wir in der Verantwortung stehen, die Chance, die sich uns jetzt bietet, nicht
verstreichen zu lassen. Jetzt ist es Zeit zu handeln. Und handeln müssen wir zusammen.
Ja, es werden auch weiterhin hitzige Debatten um viele
umstrittene Fragen unserer Gesellschaft geführt werden,
die von der Energieversorgung über die Sicherheit und
den Klimawandel bis zum Gesundheitswesen und zur
Wirtschaft reichen. Ja, wir werden mit Sicherheit noch für
einige Zeit über die Rolle der Regierung, der
Privatwirtschaft und Organisationen unserer
Zivilgesellschaft nachdenken müssen.
In allen Standpunkten in diesen Debatten gibt es ernst zu nehmende und diskussionswürdige Perspektiven.
Doch ganz gleich, welchem Standpunkt man anhängt oder welche Sichtweise letztendlich eine Mehrheit
findet: Die daraus entstehende Idee – oder wenn Sie wollen das daraus entstehende System – wird
intelligenter sein müssen als in der Vergangenheit: Transparenter, effizienter, offener, gerechter,
widerstandfähiger.
Und das ist ein weiterer Grund für Hoffnung: Eine intelligentere Welt liegt in unser aller Interesse.
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